spellbound. (earinor & akira)

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    • “Was willst du mir bieten? Rain, ich bin ein alter, verkorkster König der seinem Land beim Untergehen zusieht, weil sich nichts mehr daran ändern lässt. Du musst mir nichts mir bieten, immerhin kann ich dir auch nur das Nötigste geben.”, erläuterte Rikiya kopfschüttelnd. Notgedrungen konnte er ihm Zuflucht in Thria gewähren, so lange sein Körper sich in alle Himmelsrichtungen bringen ließ, doch auch damit war irgendwann Schluss, vor allem, wenn sie alle einsehen mussten, dass es keinen anderen Ort außer Silesse mehr gab, an dem sie sicher wären. Oft redete man von Göttern, vom Schicksal und von einer Eingebung, aber wenn sie all dies wirklich hatten - wenn Thria wahrlich das gelobte Land mit dem heiligen Boden war - dann wäre die Übermacht stets auf ihrer Seite. Stattdessen zerquetschte man sie wie Würmer, die notgedrungen auf dem feuchten Boden krochen, und mit nur einem Satz in zwei geteilt waren. “Bin ich auch Niemand?”, hinterfragte er höhnisch und legte den Kopf in den Nacken. “Rain, deine Herkunft und dein persönlicher Stand spielen keine Rolle. Du liebst meinen Sohn und er liebt dich - wenn er dich nicht heiraten wollen würde, dann hätte er dir das bereits klargemacht, glaub mir. Ich habe die Kronprinzessin der Wölfe damals auch geheiratet und jeder, der zwei Augen im Kopf hat, wusste, dass ich keiner von ihnen bin - ich gehöre gleichzeitig überall und nirgendwohin, und trotzdem hat man mich akzeptiert. Vergiss Yayoi und ihre dummen Witze, du lebst nicht bei den Kannibalen und außerdem … dann verheirate ich euch eben! Ich bin damit einverstanden, und Nayantai auch - und du auch, hm? Lass dir Zeit, du musst nicht alles überstürzen, aber glaub mir, Wölfe sind nicht mit Schafen gleichzusetzen. Und lass dich nicht aufziehen.” Rikiya lehnte sich nach vorne und wuschelte Rain durch die blonde Lockenpracht. Kein Tee, und keinerlei Hilfe, die er ihm anbieten konnte.

      Ohne weiteres fing er an, in der Nähe des Blonden das Lagerfeuer zu konstruieren - er selbst wollte Tee, und er wusste auch, dass er ihnen allen dabei helfen würde, besser zu schlafen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die dünne, entnervte Stimme Rains hörte sich dennoch schleierhaft krank an und Rikiya wusste, was ihm blühte - nichts schönes und etwas, das er Jahrzehnte zuvor an seinem eigenen Leib erlebt hatte. “Als ich nach Thria gekommen bin, war ich zu nichts zu gebrauchen. Ich konnte nichts, wusste nichts und hatte eine Lungenentzündung die mich in die Knie gezwängt hat. Unsere Situation ist ähnlich, und ich weiß, dass du nicht einfach plötzlich stark werden wirst und Nayantai vor jeder Gefahr wahren kannst. Zumindest körperlich. Aber ich schätze dich als ziemlich klug ein.”, lobte er den Jüngeren. Bald schon flackerten die ersten Funken des Feuers aus dem Holzsapel gegen welchen Rikiya blies, um ihn weiter anzufechten; lange dauerte es allemal nicht, bis sich alles erledigen ließ und er mit dem Gesamtergebnis zufrieden war. Er legte den Kopf schief. “Du schätzt ihn falsch ein, und ich glaube kaum, dass sich etwas geändert hat. Darragh ist und bleibt verkorkst, aber insofern er seinen Nutzen in etwas sieht, geht er schamlos damit um. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ein Mann, der seine eigene Frau getötet und seinem vermeintlichen Sohn auch noch an die Gurgel wollte, sich wirklich und wahrhaftig darum schert, nicht über Leichen zu gehen? Wenn er eines gehasst hat, dann Fhaergus und die Tatsache, dass meine Mutter mit Allard verlobt war, und sie sich noch immer nahestanden. Ich glaube nicht, dass Caelan schlechte Intentionen hatte, aber ehrlich gesagt weiß ich gerade gar nicht, was genau ich glauben soll. Vielleicht hat er einen Krieg angezettelt, weil Darragh ihn dazu getrieben hat, oder weil er mal wieder blind vor Liebe war. Ich kann es dir nicht sagen.”, seufzte er. Sein alter Herr assoziierte sich außerdem nur der Creme de la Creme des adrestianisches Adels und war, wenn kein gewalttätiger Mörder, eine verrückte Schlange die Alster für sich wollte. “Entweder, er hätte dich ignoriert oder hätte dich auch noch zertrampelt … mal abgesehen davon, glaubst du nicht, dass die Truppen aus Lavern über Alster nach Fhaergus sind?”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Genau. Ihr könnt eure Ressourcen viel besser selbst vertragen als sie einem sterbenden Schaf anzubieten.", erwiderte Rain mit einem erneuten Husten. Warum ließen sie beide ihn nicht einfach in Ruhe? Wie der Vater so der Sohn, oder umgekehrt, nur nicht bei Rain und seinem eigenen. Rain konnte sich nicht entschuldigen, konnte sich nicht zurückziehen und das war der einzige Grund, warum er überhaupt so über sich selbst sprach. Niemand wollte das hören und je mehr er auf die Wahrheit einging und allen um sich herum klar machen wollte, dass der Tod bereits vor seiner Tür stand, desto mehr wollten sie ihn beschützen, desto mehr wollten sie ihm schenken und Rain wollte nichts davon. Es war alles verschwendet an ihm und wenn er gekonnt hätte, wäre er bereits aufgestanden und in irgendeine Richtung davon gewandert. Eingefangen hätte man ihn vermutlich nur, wie ein verwirrtes Schaf. Er war keines, er war sich seiner Situation schmerzlich bewusst. "Du hast geheiratet bevor ihr eine große Menge Land an die Schafe verloren habt.", widersprach Rain, der von den romantischen und naiven Illusionen der thrianischen Königsfamilie genug hatte. "Ein König dient seinem Volk... genauso wie es ein Fürst tut. Wenn ich mich um mein Volk gekümmert hätte, statt mich mit Nayantai zu beschäftigen, dann wäre Fhaergus vielleicht noch mein... Nayantai soll es nicht gleich ergehen. Als zukünftiger König solltet ihr beide anders mit mir... umgehen, wenn... ihr die Treue, das Vertrauen und Hoffnung... in eurem Volk erhalten wollt..." Sich so aufzuregen und gleichzeitig so viel zu reden tat Rain nicht gut. Er hustete erneut, dann lehnte er den Kopf gegen den Baum in seinem Rücken und schloss die Augen. Er versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren, aber stattdessen schwirrten in seinen Gedanken nur weitere Argumente die alle gegen ihn sprachen. Die Hand in seinen Haaren ignorierte er, auch wenn er sie dort nicht haben wollte.

      "Mit plötzlich... hat das nichts zu tun... und es wird nicht bei... einer Lungenentzündung bleiben... ich bin nicht... im Anwesen geblieben... ohne jemals raus zu gehen... weil ich es dort... so schön fand...", erwiderte er nach Luft ringend, die Vergleiche leid die Rikiya zog, weil sie irrelevant waren. Rain und er hatten nicht viel gemeinsam. Sie fanden sich in einer Kultur wieder, die sie nicht kannten, obwohl auch das nicht ganz auf den König zutraf. So oder so, Rain würde niemals so sein wie er. Rikiya konnte selbst für sich sorgen, ja sogar seinen Sohn retten und ihn nach Hause bringen. Rain würde nicht einmal alt genug werden, um eigene Kinder zu haben. Wieso raffte ihn das, was sich anbahnte nicht einfach dahin? Wieso musste er Nayantai und Rikiya erklären, dass er keine Zukunft hatte? Wieso konnte er nicht einfach aufstehen und davon laufen wie jeder andere? Stattdessen war er ein Gefangener seiner eigenen Umstände, gefoltert durch den kläglichen Versuch einen Sinn in seinem Leben zu finden und Worte die auf ihn niederprasselten, die alles nur schlimmer machten. "Meinst du nicht... du maßt dir zu viel Urteil an, nachdem du... solange nicht in... Adrestia warst?", wollte Rain wissen. Der Blonde und sein Vater hatten noch nie eine gute Beziehung zueinander, aber Rikiya so über ihn reden zu hören und über seinen Großvater und seinen Patenonkel, machte ihn irgendwie wütend. Zumal der einzige legitime Grund einen Krieg anzuzetteln Rikiyas vermeintliche Entführung beziehungsweise sein vermeintlicher Tod gewesen waren. Auch wenn er sich nur selbst schützen wollte, er hätte das alles aufklären können, noch bevor es zu einem Krieg gekommen wäre, aber das sagte Rain ihm besser nicht, oder vielleicht wollte er das doch, vielleicht wollte er Rikiya zeigen, dass er Rain, ohne ihn zu kennen, nicht in den Himmel loben sollte. "Und meinst du nicht... dass wenn er so schlimm ist wie du behauptest... er sich Fhaergus selbst genommen hätte?"
    • "Das meinte ich damit nicht, aber umzustimmen bist du ohnehin nicht, hm?" Rain war ähnlich dumm wie er in seiner Jugend, wobei "dumm" das falsche Wort war - gottverlassen und verloren waren wohl bessere Worte, die seinen Gemütszustand beschrieben und Rikiya hatte keinerlei Ahnung, wie er ihm helfen sollte. Caelan hatte ihm geholfen, ja, aber wann auch immer er nicht in seiner Nähe war, musste er noch immer lernen, mit seinen eigenen Problemen umzugehen und sie herunterzuschlucken, bis er rasten konnte. Es half nicht, dass er sich selbst nicht zu helfen wusste, gleich wenig, wie es Sinn ergab, dass Caelan ihm so sehr half, aber dennoch - all das hatte sich über die Jahre größtenteils in Luft aufgelöst. "Meinst du?", hinterfragte er seufzend. Nein, eigentlich hatte Rikiya ein Königreich in den Schoß gedrückt bekommen, das ohnehin dem Untergang geweiht war - nie hätte er auf diesem Podest sitzen sollen, denn eigentlich war er niemandes Auserwählter gewesen sondern nur eine Notlösung. "Also willst du, dass ich dich behandle, als wärst du mein Gefangener? Sei nicht verrückt. Wie Nayantai mit dir umgeht ist seine Sache, dabei kann ich dir nicht helfen, aber ich weiß, dass ich für Thria kann und sterben werde - das ist nur eine Frage der Zeit. Aber bereust du es, nicht für sie gestorben zu sein? Bereust du es, ein kleines bisschen selbstsüchtig zu sein?" Rikiya interessierte es nicht, für was er im Endeffekt starb - der Tag würde kommen und er würde endlich seine Ruhe haben, das war gewiss, und was danach mit dieser Welt passierte ... eigentlich interessierte es ihn doch einen feuchten Dreck, oder? Mehr als seufzen konnte er wohl in dieser Situation auch nicht.

      "Also wirst du krank und meinst, dass was auch immer es ist, dich dahinraffen wird?" Mehr als das blieb ihnen wohl nicht über, und doch war ihm klar, dass die Lungenentzündung, die ihn heimgesucht hatte, auch nur knapp an seinem eigenen Tod vorbeischrammte. Die Luft dort unten konnte er danach noch weniger atmen und je anstrengender etwas war, desto eher fühlte er sich aller Kräfte beraubt - wieso setzte er dann nicht einfach aus? Am ehesten, weil er sich selbst beweisen musste, dass er lebte, dass er Dinge tun konnte, für die er Niemanden brauchte; keinen Caelan und keine Enkhtuya, keine Person, die er schlussendlich wieder verlieren würde. Ein entsetztes Schnaufen verließ Rikiyas Lippen. "Also meinst du, ich hätte in Adrestia bleiben sollen und sterben sollen? Maßt du dir nicht gerade zu viel Urteilskraft zu, ohne die Personen wirklich zu kennen?" Seine Augen hatten sich unlängst verengt und Rikiya wusste, dass er all das hier gar nicht anfechten sollte. Rain hatte recht, und er fühlte sich miserabel, weil er es keinen Meter aus Thria herausgeschafft hatte; jeder seiner Versuche war fruchtlos geblieben und die Tatsache, dass er ohnehin in beiden Ländern nicht mehr als ein Außenseiter war, war ihm vor all zu langer Zeit bewusst geworden. Thrianer akzeptierten ihn eher, als Adrestianer es taten, aber vermutlich auch nur, weil er ihresgleichen so ähnlich sah und, weil er sich in ihre Kultur integrierte. "Was will er mit Fhaergus?", hinterfragte er noch einigermaßen sachlich - Rain trieb ihn gerade zur Weißglut. "Meinst du, dass du Darragh kennst, weil du ein paar Briefe mit ihm ausgetauscht hast? Meinst du, dass Darragh in der Anwesenheit anderer, die ihn verurteilen könnten, sich verhält wie eine Bestie?" Schlussendlich hatte er mindestens eine Narbe davon, die er Rain allerdings nicht zeigen wollte - auch, wenn er gerade am Rad drehte und sich diverse Behauptungen eines Bengels nicht gefallen lassen wollte. Rikiya strickte den Ärmel seines verbrannten Armes nach oben - das Ding sah nach all den Jahren noch immer widerlich aus und, wenn auch verheilt, so war er gegenüber Kälte noch immer am empfindlichsten. Er zuckte. "Und glaubst du, dass ich nachdem er mir das hier angetan hat, nicht über deinen Vater urteilen darf!?" Seine Nerven lagen nicht blank, aber tatsächlich besaß er keinerlei Toleranz mehr, wenn es um derartige Diskussionen ging, die sich alle aufbauschten, weil jemand, der nichts wusste, zu viel hinterfragte. Rikiya greinte und ließ den Ärmel wieder sinken, bevor er aufstand - er wollte nur ein Bad nehmen, das hier war jedoch einigermaßen eskaliert. "Ich glaube es ist besser, wenn wir das hier lassen."
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    • Rikiya verstand nichts und Rain war es leid ihm und seinem Sohn erklären zu müssen, dass er kein Wolf war und niemals einer sein würde. Es gab wichtigere Dinge als denjenigen zu heiraten, den man glaubte zu lieben. Nayantai hatte Pflichten und er hatte Erwartungen zu erfüllen, genauso wie sein Vater der König, aber keiner von ihnen schien das zu verstehen. Adrestia hatte keinen bessere König, aber Lords die wussten was sie taten und die ihr Land vereint führen konnten. Streitereien gab es immer, aber Thria war ein unorganisierter Haufen mit einer Königsfamilie die sich scheinbar mehr um sich selbst kümmerte, als um irgendjemanden sonst. An zweiter Stelle stand anscheinend Rain, aber das sollte nicht so sein. Es gab Wichtigeres zu tun als darum zu streiten, wen Nayantai heiraten konnte und selbst wenn keiner etwas dagegen tun konnte, dann hieß das noch lange nicht, dass sie Rikiya und ihm weiterhin ihr Vertrauen schenkten, das ohnehin zu schwinden schien. Vielleicht waren Rains adrestianische Ansichten in Thria fehl am Platz, aber Adrestia gewann diesen Krieg und Thria nicht, das allein war Aussage genug, speziell dann wenn die Wölfe angeblich so stark waren, dass es zehn Schafe brauchte um einen zu töten. "N-Nein. Ich bereue es... nicht von anfang an... mehr getan zu haben. Ich hätte mich... besser um Fhaergus kümmern müssen."

      "Wenn nicht die nächste... dann die übernächste, oder die überübernächste...", antwortete Rain, der nicht einmal die milde Luft hier vernünftig atmen konnte. Jetzt da er mehr nach Luft schnappte als sonst, tat sein gesamtes Kiefer weh, als würde sich die Kälte langsam in ihn hinein fressen. "Das habe ich überhaupt nicht gesagt!", gab Rain zurück der es ebenfalls leid war, dass Rikiya und Nayantai ihm ständig Worte in den Mund legten. Die Sprachbarriere konnte es gerade nicht sein. "Ich weiß, dass König Henry mit Ronan von Alster befreundet... war. Ich weiß, dass es mein Vater war und... wie auch immer Fürst Darragh dazu stand... Ronan war sein... Sohn. Offiziell zumindest... Mit ihm... am Leben... hätten zumindest zwei von drei treibenden Kräften... keinen Grund für den Krieg gehabt, speziell dann nicht wenn..." Rain hustete und richtete sich weiter auf, er wollte ohne weitere Unterbrechungen zu Ende sprechen. "... wenn Ronan allen erklärt hätte... dass die Wölfe nichts mit alle dem zu tun hatten. Wenn es also... so war wie du behauptest, dann... dann hättest du vielleicht alles verhindern können.", warf Rain dem König der Wölfe vor. Rain hatte vielleicht nicht viel Erfahrung, aber er hatte eine Menge Bücher gelesen, er kannte die Geschichte Adrestias in- und auswendig, er wusste wie es zu dem Krieg gekommen war, wenn auch nicht die ganze Wahrheit, aber Rikiya machte es sich zu einfach, wenn er behauptete er wäre gestorben, wäre er geblieben. Rain wusste, dass der König das nicht hören wollte, aber in diesem Moment war es ihm egal. "Dass du fragst was er mit Fhaergus wollen würde, zeugt nur davon... wie wenig du über Adrestia eigentlich weißt. Denkst du... Alster hat auf einmal eigene... Minen? Nein. Ohne Erz kein Krieg... und Lavern wird es... teuer verkaufen." Rikiya war derjenige der sich anmaßte zu glauben er wüsste über Adrestia bescheid, nachdem er so viele Jahre keinen Fuß in das Land gesetzt hatte. Er glaube Rains Vater zu kennen, wollte ihn retten und war schockiert über ein paar Kleinigkeiten die Rain ihm über ihn mitteilte. Er war es der all diese Personen nicht kannte. Rain sah die Narbe an, ohne zu wissen, was das mit dem Rest zu tun hatte. Rikiya griff nach Strohhalmen, das war alles, aber Rain konnte auch nicht viel tun, als er aufstand und das Gespräch als beendet erachtete. Das würde Rain wenigstens etwas Zeit geben, um wieder zu Atem zu kommen.

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    • “Daran kannst du jetzt auch nichts mehr ändern. Spar dir deine Ammenmärchen und werd erwachsen.”, keifte der genervte König der Wölfe. Zwar mochte er Sympathien gegenüber Rain haben oder gehegt haben, aber an diesem Punkt war er sich nicht sicher ob er ihn nicht hätte bei Yayoi zurücklassen sollen oder welchen Narren sich Nayantai an diesem einfältigen Suppenkasper gefressen hatte. Mehr als ein kleines Kind, das nichts vom Leben wusste und es nie tun würde war er nicht - und auch, wenn ihm all die Aufregung nicht gut tat, war es zumindest noch immer Rikiya der sich nicht beleidigt sondern in Frage gestellt fühlte - der seine verhasste Autorität nicht auch noch von einem Balg aberkannt haben wollte. Was fiel Rain eigentlich ein? Seine Hände verkrampften sich in seiner eigenen Kleidung und er selbst wusste nicht, was ihn so weit trieb - in gewisser Weise war Rain wie Caelan, aber er hatte nichts, um sich selbst auch nur für einen Moment zu beweisen oder seine Behauptungen zu unterstützen; er war schwach und ein Windstoß genügte wohl, um ihm den Gar auszumachen. Ob Nayantai ihn hassen würde, wenn er Rain einfach zurücklassen wollte? Vermutlich, aber über so etwas würde er wohl oder übel hinwegkommen - auch, wenn ihm die Aktion als etwas hart vorkam, nur, weil eine Nervensäge gerade mit ihm diskutierte.

      “WAS WEISST DU SCHON!?”, rief er plötzlich aus, als Rain ihm auch noch den letzten Rest des Krieges in die Schuhe schieben wollte. Rikiya schnaubte - Ronan war tot und interessierte ihn nicht länger, aber anscheinend war er von dem bitteren Beigeschmack des Namens auch nicht befreit, nachdem er sich drei Jahrzehnte lang davon lossagte. “Ronan ist tot. Henry ist tot. Caelan ist tot. Und Darragh lebt noch. Lass mich mit diesem Mist in Ruhe! Glaubst du, dass ich untätig auf meinem Arsch herumgesessen bin und nicht versucht habe, zurückzukommen? Dass Darragh mich nicht umgebracht hätte, wenn ich geblieben wäre? Auch wenn ich es allen erklären wollte, dann hätte ich es nicht gekonnt - ich habe hunderte Briefe an Caelan geschrieben und mir mehrere Knochen gebrochen, damit ich wieder zurück nach Adrestia komme und jetzt willst du mir, der mich nicht kennt und nur mutmaßen kann wer ich bin, erklären was ich tun hätte können um den Krieg zu verhindern!?” Rikiya war aufgebracht und entsetzt, wollte nicht mehr als sich zu verkriechen und Rain darüber nachdenken lassen, welchen Stuss er da gerade von sich gab. Aber war das fair? Nein, nicht im geringsten, aber vielleicht war er auch zu umsichtig mit jemanden, der es einfach nicht verdiente. Nayantai war ein Idiot! Rain erst recht! “Wie wenig ich über Adrestia weiß? Was willst du Balg mir eigentlich erzählen? Was weißt du schon über die Welt hier draußen? Rain, was weißt du schon!?” Rikiya hatte die Schnauze voll von diesem Mist. Er hatte genug von Rain und seinen Behauptungen, von der Tatsache, dass sein vermeidlicher Schwiegersohn die Schnauze von ihm hatte und er erst recht. “Rain, was zum Teufel ist dein Problem? Wieso zur Hölle kannst du dich nicht darüber freuen, dass du einfach lebst? Und wieso glaubst du lieber jemanden wie Darragh als mir?”
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    • Von all den Dingen die man Rain an den Kopf werfen konnte, war es ausgerechnet die Aussage, dass er erwachsen werden sollte, die ihn am Meisten traf. Er wusste selbst nicht so genau wieso, er war immer schon reif für sein Alter gewesen, was wohl daran lag, dass er erst gar nicht die Möglichkeit gehabt hatte, auf einen Baum zu klettern, oder sinnlos im Kreis zu laufen. Immer schon hatte er gedacht nicht gut genug dafür zu sein, das Erbe seines Vaters anzutreten, immer schon hatte er so viel Hilfe bei einfachen Dingen gebraucht, als wäre er tatsächlich ein Kind und alles und jeder nahmen ihn immer in Schutz. Seine Hand fand ihren Weg auf seine Brust, das Atmen fiel ihm schwerer und trotzdem wäre er am Liebsten aufgesprungen, oder zumindest wäre er gerne aufgestanden, damit er mit Rikiya einigermaßen auf Augenhöhe diskutieren konnte. Er biss die Zähne zusammen und fragte sich für einen Moment, wieso er heute mit jedem zu Streiten versuchte. Noch nie hatte er seine Stimme so erhoben, noch nie hatte ihm aber auch jemand so die Stirn geboten. Mit seiner Familie hätte er niemals so gesprochen, er hätte alles für sich behalten und der Rest hätte es nicht gewagt ihm lauthals zu widersprechen. Vielleicht war er ein Kind.

      Vielleicht hatte Rikiya recht, vielleicht malte Rain ein zu einfaches Bild der Situation und niemand konnte sagen, was passiert wäre, hätte er damals anders gehandelt. Es war Jahrzehnte her, vielleicht hätte der Krieg doch stattgefunden, vielleicht hätte etwas anderes zu einem Konflikt geführt, vielleicht würden sie alle in Frieden leben, wer wusste das schon? Trotzdem konnte Rikiya nicht behaupten nichts falsch gemacht zu haben. Rain kannte all die Schlachtberichte und den gesamten Verlauf des Krieges. Auch wenn die Wölfe nun unterlegen waren, sie waren es nicht immer gewesen, aber sie hatten keine Taktik, keinen Zusammenhalt und allgemein hatte Adrestia keine großen Probleme Stück für Stück an Land zu gewinnen, zumal die Wölfe keine Infrastruktur für Verteidigungskriege besaßen. Das taten sie immer noch nicht, nach so langer Zeit. "Ich weiß vielleicht nichts über Thria, oder das Leben hier, aber ich habe mein ganzes Leben in... Adrestia gelebt. Ich weiß mehr als du. Weißt du überhaupt wer gerade Fürst ist, wer welche, Ziele verfolgt, wie die Wirtschaft sich verändert hat...? Du wusstest ja nicht einmal von meiner Existenz, obwohl du nicht aufhören kannst, von meinem Vater zu reden. Von dessen Rolle in diesem Krieg du... nicht einmal etwas wusstest... während du deinen Bruder mit... keinem einzigen Wort erwähnt hast. Du weißt nicht einmal... wer die adrestianischen Armeen anführt. Es... es ist kein Wunder... dass ihr verliert." Rain hustete erneut, dieses Mal ein wenig heftiger. Je mehr er nach Luft zu schnappen versuchte, desto mehr drückte der Husten wieder aus seiner Lunge, die mittlerweile brannte wie Feuer. Rain wusste eigentlich gar nicht mehr, wie sie an diesen Punkt gekommen waren und er wusste, dass er all das zumindest netter hätte ausdrücken können, es änderte aber nichts an seiner Meinung. "Weil ich dich... nicht kenne und weil du... deinen Sohn sein Leben lang belogen hast und... weil du von mir verlangst... dein Geheimnis weiterhin zu bewahren..." Rain legte den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen. Er hörte das Rasseln in seiner Lunge und seinen Herzschlag in seinem Kopf. Jedes Mal wenn er sich um Kopf und Kragen redete, wurde seine Atmung flacher und es fühlte sich an als zöge sich sein Hals zu, sodass keine Luft mehr in seine Lunge gelangen konnte. Er kannte das Gefühl nur zu gut und er hätte sich vor Minuten schon beruhigen sollen, stattdessen machte er alles nur schlimmer und spätestens, wenn nicht nur seine Stimme heiser wurde und versagte, sondern ihm die Luft gänzlich ausging, wäre das Gespräch ohnehin beendet. In einer Diskussion mit Nayantai war dasselbe passiert, dabei konnte er sich nicht einmal daran erinnern, worüber sie sich gestritten hatten. Es war in der Bibliothek, das wusste er noch und er nahm an, dass Nayantais Fantasie einmal wieder etwas zu sehr mit ihm durchgegangen war.
    • Hass war es nicht so recht - aber irgendetwas verspürte er Rain gegenüber, das keiner wohlgesinnten Natur war. Nicht nur, dass er sich selbst damit abfinden würde, nicht immer alles in seinem Leben richtig gemacht zu haben, er hatte wohl auch einzusehen, dass er diese Diskussion hochkant verloren hatte. “Du weißt mehr als ich? Ja, mag sein, aber du verhältst dich wie ein Kind das gar nichts weiß. Hast du dir deine Hände jemals dreckig gemacht? Einen Moment lang darüber nachgedacht was ich dir gerade gesagt habe? Meinetwegen bringe ich dich zu Darragh, dann kannst du ihm dabei zusehen wie er mit umbringt und dich behandelt wie Dreck! Wenn ich könnte, dann hätte ich so viel mehr getan, aber was kann ich schon? Du hast recht! Ich bin ein dummer, alter Wolf der nichts weiß und dessen Land nur wegen ihm verliert. Vielen Dank, Rain. Das wusste ich ohne deine unqualifizierten Aussagen auch schon, aber danke, dass du mir wieder klarmachst, wer ich eigentlich bin. Ihr Adrestianer seid alle gleich. Eitel und eingebildet, felsenfest von euren Tugenden überzeugt und davon, dass ihr immer im Recht seid. Armselige Heuchler.”, knurrte der König. In seiner Ehre fühlte er sich gekränkt, getreten mit denselben Schuhen, die er schon vor Jahrzehnten abbekam. Was wollte Rain von ihm? Thria würde er auch nicht retten - und Rikiya noch viel weniger. Es war absurd, zu glauben, dass dieses Land eine Zukunft besaß.

      “Ich bin mir sicher, Declan geht es gut. Darragh hat ihn geliebt und würde ihm nie etwas antun - deswegen frage ich nicht nach ihm. Aber dass du mir vorwirfst, dass ich Nayantai nur belüge, gut, du hast recht - erzähl es ihm doch, wenn du willst. Als ob mich das jetzt noch interessiert. Aber dein Vater war auch nicht immer ehrlich, Nayantai war auch nicht ehrlich und Darragh noch viel weniger. Rain, bist du blind oder willst du nicht wahrhaben, dass du gerade mit der falschen Person streitest? Wenn du mich nicht kennst, wieso wirfst du mir all diese Dinge vor? Wieso glaubst du, Darragh zu kennen wenn du ihn nicht kennst?” Rikiya hatte die Schnauze gestrichen voll, aber das Thema ließ ihn nicht los. Am allerliebsten hätte er dieses Häufchen Elend in der Luft zerrissen und ihm einen Gefallen getan, aber er ließ es lieber. Was wollte Rain ihm auch beibringen? Er war ein trotziges Kind, dass nur aus Büchern und Erzählungen lernte - und Rikiya war ein trotziger Erwachsener, der aus Erfahrungen lernte und sich die Wunden leckte, wie es ihm gerade passte. Hielt Nayantai es mit dieser Nervensäge überhaupt aus? Die Frage hätte er sich wohl eher beantworten können, denn als er sich umdrehte, brannte seine Wange fürchterlich. Einen Moment brauchte es, bevor er realisierte, was passiert war und er Nayantai ebenfalls ohrfeigen wollte, aber seine Hand leichtfertig in der Luft abgefangen wurde. “Hört auf zu streiten, alle beide, ich halte eure Schreierei nicht aus.”, knurrte Nayantai, der von Rikiyas Arm abließ. Kurz darauf schnalzte ein weiterer Laut durch die Luft - dieses Mal war Nayantai derjenige, der geohrfeigt wurde und Rikiya war derjenige, der von den beiden Abstand suchte.
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    • "Wieso legst du... mir Worte in den... Mund?", wollte Rain keuchend wissen. Mit keinem Wort hatte er verlangt nach Alster gebracht zu werden und er brauchte keinen Beweis dafür, dass Darragh einen Wolf, selbst wenn es nur ein halber war, töten würde. Das hieß aber noch lange nicht, dass er ein schlechter Mensch war, oder Rain nicht geholfen hätte. Rains Vater war doch genauso. Nayantai hatte er nicht getötet, warum auch immer, aber Rain war sich sicher, dass er auf dem Schlachtfeld keine Sekunde zögerte. Er hatte vermutlich mehr Wölfe auf dem Gewissen als Darragh und trotzdem war er ein guter Fürst, trotzdem kümmerte er sich um sein Volk und selbst wenn er kaum mit Rain sprach, er hatte sich auch um ihn gekümmert. Wie viele Bastardkinder wurden von ihren Vätern ermordet? Wolf oder nicht. Rain wollte Darragh keineswegs verteidigen, aber nicht alles war immer nur Schwarz und Weiß. Rain hatte nicht immer Recht, vielleicht war er eingebildet und arrogant, aber die Kriegsführung der Wölfe konnte man kaum als solche bezeichnen. Rain hatte jeden Bericht gelesen, über jede noch so kleine Schlacht. Rain wusste vermutlich mehr über die Truppenbewegungen als Rikiya, der es eigentlich am Besten wissen sollte.

      "Und wenn... er im... Krieg... gefallen wäre...?", fragte Rain, aber vielleicht war es ganz gut, dass er keine Kraft mehr dazu hatte zu sprechen. Es war auch nicht seine Aufgabe Nayantai die Wahrheit zu sagen. Erst schwafelte Rikiya von Toleranz und davon, dass es kein Problem war, dass Rain schwach war, dass er ein Schaf war und dass Nayantai ihn heiraten wollte, aber im selbem Atemzug, gab er gegenüber seines eigenen Sohnes nicht einmal zu, dass auch er in Adrestia aufgewachsen war. Was machte das für einen Sinn? Gut, Rikiya war der König der Wölfe, aber es machte ja auch anscheinend nichts, wenn Rain den zukünftigen König heiratete. Er musste es ja auch nicht allen erzählen, stattdessen aber belog er Nayantai seit so langer Zeit und wofür? Weil die Wölfe vielleicht doch genauso rassistisch waren wie die Adrestianer? Dann brauchte er Rain aber auch nicht erzählen, dass seine Herkunft kein problem darstellte. Es war ohnehin Nayantai der den Streit mehr oder weniger beendete. Wäre Rain nicht damit beschäftigt gewesen sich zum Atmen zu zwingen, hätte er sich vermutlich für all das hier geschämt. So jedoch verließ ihn noch ein bisschen mehr Kraft, jetzt, da er sie nicht mehr zum diskutieren brauchte und er kippte ein wenig zur Seite, ehe er sich mit einem Arm am Moos aufstützte.
    • Nayantai wusste nicht, worüber die beiden geredet hatten und war er ehrlich, dann wollte er es auch nicht - sowohl Rikiya als auch Rain schienen eine aufgeheizte Diskussion geführt zu haben und nun war er es, der vermutlich alles auf beiden Seiten ausbaden musste. Enttäuscht nahm er sich Rain an, der genug von alledem gehört hatte und für heute einfach nur ruhen sollte, aber nichts davon schien auch nur für einen Moment lang zu funktionieren - normalerweise war sein Vater nicht so, aber irgendetwas davon schien wohl übergeschwappt zu sein und die beiden dürften einander die Haare ausgerauft haben, zumindest verbal. Rikiya schien auf die letzte Bemerkung des Blonden gar nicht mehr einzugehen sondern sich im Dickicht des Waldes aus dem Staub zu machen, wo auch immer ihn all das hinführte, aber Nayantai war derjenige, der gerade versucht hatte, zu jagen, und absolut nichts gefunden hatte. Eine Schande war es, wenn auch nur deswegen, weil er es nicht geschafft hatte, sich klipp und klar auszudrücken. Nun kniete er jedoch wieder neben Rain, der aufgebracht genug schien - und er selbst wusste nicht, ob ihm Ruhe nicht doch besser getan hätte, als diese endlose Diskussion. Die Dinge, die er gehört hatte, reichten ihm und er würde sie wohl oder übel an irgendeinem Punkt anschneiden, wenn auch nicht hier oder heute.

      "Rain, beruhig' dich.", seufzte er und griff nach der Hand des Lammes, der sich gerade ein wenig zu sehr anstrengte. Anstatt alles schwerer für ihn zu machen, nahm er sich seiner an und zog ihn vom Baum weg, damit er seinen Kopf und den Rücken ebenfalls auf das Moos betten konnte und er sich nicht mehr auf irgendwelche Dummheiten konzentrieren musste. Aufregung und Stress waren Katalysatoren, die Rain wohl oder übel bis an sein Lebensende zu schaffen machen würden. "Alles ist in Ordnung, die Diskussion ist vorbei ... atme tief ein und aus, ja? Es gibt keinen Grund mehr, sich aufzuregen.", teilte er dem Blondschopf mit, als wäre mit Rikiyas Verschwinden alles aus der Welt. War es das wirklich? Nein, eher nicht - er verschwand einfach nur für den Moment und würde früher oder später wieder auftauchen, was auch sein gutes Recht wäre. Für den Moment jedoch war ihm klar, dass Nayantai die Schnauze voll von ihm hatte, und Rain vermutlich auch, weswegen er wohl das Weite suchte. "Willst du ins Bett?", wollte er lediglich wissen. All das hier war viel zu viel. Behutsam wischte er ein paar Strähnen aus dem Gesicht des Blonden und lächelte, wenn auch schwach. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Klüger wäre es, seinen alten Herren und das Schaf vorerst nicht alleine zu lassen, aber vielleicht wäre es auch besser, wenn sie heute ein für alle Mal vergessen würden.
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    • Rikiya verschwand schnell und Rain blickte Nayantai an als dieser nach seiner Hand griff. Auf der einen Seite hatte sich nichts geändert, Rain wollte nicht, dass Nayantai sein Leben an ihm verschwendete und er wollte nicht, dass er sich ständig um ihn kümmern musste und auf der anderen Seite freute er sich, dass Nayantai hier war und versuchte ihm zu helfen. Er drückte seine Hand während er weiterhin nach Luft schnappte. Nayantai war warm, wie immer, während der bemooste Waldboden alles andere als das war. Der Wolf half ihm sich hinzulegen, auch wenn Rain sich schnell zur Seite drehte, da er ansonsten nur noch weniger Luft bekam. Nayantais Hand hielt er immer noch fest, während er versuchte die kreisenden Gedanken in seinem Kopf und den stockenden Atem zu verbreiten. Es war noch nicht ganz so schlimm wie es sein konnte, aber viel hatte nicht mehr gefehlt. Rain blickte vorbei an blonden Strähnen hoch zu Nayantai, dann nickte er sachte. Er war müde, ihm war kalt und sein Kopf schmerzte. Er wollte schlafen, vielleicht sogar gleich hier, aber vermutlich war es eine bessre Idee darauf zu warten, dass Nayantai ein Zelt errichtete.

      Trotzdem wollte er Nayantai nicht gehen lassen. Seine dürren Finger klammerten sich an den Wolf. Immer noch schnappte er nach Luft und die Tatsache, dass ihm Tränen in die Augen stiegen, machten es nicht einfacher. Er wollte sie zurück kämpfen und den Kloß in seinem Hals, der ihn nur noch mehr zuschnürte, loszuwerden. Als er nach ein paar Minuten zumindest wieder ein bisschen besser atmen konnte, sah er entschuldigend zu Nayantai auf. "Es tut... mir Leid...", stieß er aus mehrerlei Gründen aus. Der Streit mit Nayantai war unnötig gewesen und der mit Rikiya auch, selbst wenn er nicht jedem von Rikiyas Punkten zustimmte, er hätte das alles besser verpacken können. Es war nicht wirklich eine Entschuldigung, dass er frustriert war, dass ihm kalt war, sein Körper mit der nächsten Krankheit zu kämpfen hatte, oder dass er schlicht und ergreifend Heimweh hatte. Er hätte sich nicht so verhalten sollen und das wusste Rain, auch wenn er sich in beiden Situationen in die Enge getrieben gefühlt hatte, weil sie beide - trotz Rikiyas anfänglicher Einsicht - dasselbe gesagt hatten. Nayantai hatte Rain nie zuvor so erlebt, niemand hatte das, wenn er es sich Recht überlegte, denn bevor es so weit kommen konnte, schloss er sich einfach in seinem Zimmer ein, oder beendete Diskussionen, bevor sie überhaupt beginnen konnten. Hier draußen war das nicht möglich und das eingebildete, arrogante und verwöhnte Lamm musste sich erst einmal daran gewöhnen, dass nicht jeder nach seiner Pfeife tanzte. All das machte ihm unterbewusst Angst und er wollte nicht alleine sein. Deshalb wollte er Nayantais Hand wohl auch nicht los lassen.
    • Hätte er darauf beharren sollen, nicht einfach wie Sand im Wind davongeweht zu werden und sich über alle Flecken im Wald zu verteilen? Was auch immer der Sinn dahinter war, Nayantai fühlte sich in seiner Entscheidung bestätigt, vor allem nachdem Rain seine Hand ergriff und ihn wohl nicht mehr loslassen wollte. Würde er es denn jemals tun? Er wusste es nicht so recht, und doch glaubte er, er würde es irgendwann ergründen können, selbst dann, wenn er es wohl nicht schaffte, sich selbst zu verstehen - hatte er zu viel getan oder zu wenig? Was auch immer der Grund war, er hatte andere Dinge, um die er sich jetzt gerade wohl scheren sollte, und einer davon war Rain, der mehr als ein paar läppische Worte brauchte, um sich wieder einzukriegen. "Es ist alles in Ordnung, du musst dich nicht entschuldigen.", bemerkte er knapp und lächelte einigermaßen schief dabei - es war offensichtlich, dass nicht viel in Ordnung war, aber Nayantai war es leid, derartige Diskussion zu führen und wenn er ehrlich war, dann wollte er sie für heute auch gar nicht mehr anschneiden - wenn er etwas wollte, dann seine wohlverdiente Ruhe, und auch eine, die Rain bitter nötig hatte. Was taten sie auch, wenn nicht einander hinters Licht zu führen und was käme dabei heraus, wenn nicht unnötiger Quark, der ihnen beiden auf den schweren Herzen liegen würde, die ohnehin viel zu beschäftigt waren?

      Nayantai half Rain dabei, sich auf die Seite zu rollen und strich ihm über den Rücken, so langsam und angenehm wie er konnte, damit er sich ein klein wenig tiefer in seine eigene Traumwelt schieben konnte und es schaffte, sich schließlich zu beruhigen. Der Prozess schien kein leichter zu sein und diese Dinge passierten nun einmal; Nayantai konnte sie nicht verhindern, oder Rains Schmerzen lindern, aber er konnte ihm helfen, selbst dann, wenn er selbst mit Erde, Dreck und Geäst besudelt war und sich keinenfalls mit sich selbst beschäftigen wollte. Dünne Finger und spitze Nägel bohrten sich in seine Hand - ein klein wenig schmerzten sie, aber mehr als das war auch gar nicht der Fall. Tatsächlich wusste er wohl, wieso Rain ihn nicht loslassen wollte, oder mutmaßte zumindest, dass er es glaubte - wie dem auch war, er entschied, dass es ihm gefiel und dass er nicht einfach aufstehen und verschwinden würde. Sie beide waren ausgelaugt, nicht nur körperlich, und Nayantai war ebenfalls jemand, der seinen Schlaf benötigte - sie brauchten noch ein Zelt, das nicht gänzlich aufgebaut war, aber er wartete eine Weile und lauschte dem knisterndem Feuer und den Eulen, die sich irgendwo im Hintergrund der Kulisse zeigte. "Geht es wieder?", fragte er nach einer halben Ewigkeit, in der er Rain mit seiner freien Hand über den Rücken strich. "Ich bringe dir eine Decke und einen Polster und dann ... willst du draußen schlafen? Auf mir? Oder soll ich dir ein Zelt bauen?"
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    • Rain musste sich entschuldigen, wenn nicht bei Nayantai, dann zumindest bei Rikiya, den er wohl heute nicht mehr wieder sehen würde. Es war ungerecht und undankbar von ihm gewesen, dass er ihm das alles an den Kopf geworfen hatte, dass er davon sprach, dass Rikiya der Grund für diesen Krieg war, wenn sie sich trotzdem in derselben Situation wieder finden konnten, hätte er auch nur irgendetwas anders gemacht. Genauso wenig konnte Rain behaupten zu wissen, warum Thria es nicht schaffte zurück zu schlagen. Schlachtberichte sagten nichts darüber aus, wie es für den König der Wölfe war, sein Volk zu organisieren. Er hätte all das vermutlich niemals gesagt, hätte Rikiya ihm seine Zweifel nicht ausreden wollen und hätte Nayantai ihn zuvor nicht schon aufgebracht, aber das alles war keine Entschuldigung. Rain wünschte er würde wissen was er zu tun hatte, er wünschte er würde wissen, ob er sich an Nayantai klammern konnte, ohne dass dieser von all seinem Balast erdrückt wurde, oder ob er sich Nachts heimlich davon stehlen sollte, damit er niemanden mehr belastete. Er wünschte er wüsste wo sein Platz in der Welt nun war und was er tun konnte. Seine Möglichkeiten waren begrenzt.

      Rain fühlte Nayantais Hand auf seinem Rücken. Sie war angenehm warm, aber nur da, wo er Rain berührte. Er hustete immer noch, aber das Atmen fiel ihm langsam wieder leichter. Loslassen wollte er trotzdem nicht und Rain rutschte näher, um seine Stirn gegen Nayantais Bein zu drücken. Die Sonne ging inzwischen unter, es wurde dunkler und kälter, während die Tiere der Nacht sich auf die Jagd machen und ihre Lieder sangen. Nayantai durchbrach die Stille und Rain nickte langsam. "Ich fürchte... ich werde so oder so wieder krank...", murmelte er entschuldigend und müde. Ob es im Zelt sehr viel wärmer sein würde wusste er nicht. Es war vermutlich ein fehler gewesen Nayantais Wärme nicht zu akzeptieren, genauso wie es ein Fehler gewesen war sich gestern von ihm ausziehen zu lassen, oder mit nassen Haaren in der Kälte zu sitzen. Nach all dem war es kaum überraschend, dass Rain schon jetzt leichtes Fieber hatte, das nur noch schlimmer werden würde. Das feuer wärmte auch nur bedingt, nur die ihm zugewandte Seite. Rain war so kalt, dass er am Liebsten zurück in die Pfütze wollte, aber er konnte nicht darin übernachten, so viel stand fest. "Wenn es nicht regnet... oder schneit... dann brauchst du dir die Mühe nicht zu machen.", entschied er schließlich. So konnte Rain wenigstens die Sterne betrachten, auch wenn er im Moment gar kein Interesse daran hatte.
    • Zugegeben, diese Situation war wohl besser zu meistern gewesen, und dich war Nayantai Niemand, der einfach darauf warten wollte, dass etwas passierte und der seine Fehler kaschieren wollte. Was brachte es ihm schon? Rain lebte nur einmal und er tat es ihm gleich; sie beide waren nicht dazu bestimmt, unsterblich zu werden und wie Götter über ein Land zu regieren, das es unlängst nicht mehr geben sollte. Wozu brauchte man die Wahrheit, wenn nicht zur hauseigenen Hoffnung und woher sollte man einander Glauben schenken, wenn nicht durch Vertrauen? Was auch immer der Grund, so schien es just in diesem Moment lapidar - es war weder weiter wichtig, noch wollte Nayantai die angefochtene Thematik wieder anfeuern und hinterfragen, was er überhört hatte. Lieber kletzelte er Rain vom Boden, wenn auch nur ein Stück, um seinen Mantel unter seinen Rücken und auf das Moos zu ziehen, und danach noch eine Schicht seiner Kleidung um ihm zu legen, damit er in der Zwischenzeit nicht noch kälter werden würde, als er ohnehin schon war. Im Vergleich zu ihm kochte das Lamm beinahe vor Wärme, als würde er alsbald explodieren und auch ohne die belehrenden Worte Rains hätte er ihn spätestens jetzt gefragt, ob es ihm wirklich gut ging oder ob er sich Sorgen um ihn machen musste. Wie zu erwarten war die Antwort wohl ein stummes ‘Ja’ gewesen und Nayantai schüttelte den Kopf.

      “Willst du einen Tee? Ein heißes Tuch?”, fragte er plötzlich, als hätte er irgendeine Ahnung davon, ob es denn irgendwie möglich wäre, all das einfach aus heiterem Himmel herbeizuzaubern. Zugegeben, das heiße Tuch wäre nass, aber zumindest heiß und am einfachsten zu beschaffen, und Nayantai ließ nur für den Moment los, um einen Haufen Decken und ein paar ihrer Polster aus den Satteltaschen seines Pferdes zu holen, aber auch die unwegsame Zeltplane, die er als Isolierung verwenden wollte - er wickelte Rain damit ein, nachdem er ihm noch eine Decke gegeben hatte, sowie ein Kissen, bevor er sich unter das Lamm schmuggelte und in eine einigermaßen angenehme Position für sie beide brachte - für ihn war das alles fast etwas zu warm, aber auf der anderen Seite auch verdammt angenehm, weil seine müden Knochen wohl endlich ruhen durften und Rains Körper Druck auf ihn ausübte. “Dann schlafen wir hier draußen … ist das angenehm für dich? Siehst du wenigstens ein paar Sterne?” Nayantai konnte Rain die Nacht nicht viel mehr versüßen, aber er schloss seine Arme um ihn und wollte ihn nun selbst nicht mehr loslassen, presste er doch seine kalte Nase gegen Rains warmen Nacken. Vielleicht sollte das Lamm gar unter ihm liegen, damit er es besser beschützen konnte, aber das war absurd.
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    • Nayantai half Rain sich für einen Moment aufzusetzen, damit er eine Unterlage unter ihn schieben konnte und Rain nicht auf dem nackten Boden liegen musste. Es ging Rain gut genug, um selbst zu sitzen, er legte sich aber trotzdem schnell wieder hin und ließ Nayantai nur ungern los. Er sah zu wie der Wolf zu ihrem Pferd hinüber ging und fast alles was sie hatten aus den Taschen zog, damit er es für Rain warm und gemütlich machen konnte. Das Schaf hatte ihn nicht verdient. "Nein... ich brauche nichts...", murmelte Rain. Sie hatten noch nicht einmal gegessen, aber Rain hatte ohnehin keinen Appetit. Während er wartete, legte er seine eigene Hand an seine Stirn und seine Wangen, aber seine Finger waren so kalt und steif, dass er kaum Gefühl in ihnen hatte. Seine Augen waren glasig, aus mehrerlei Gründen und er zog sich zu einem kleinen Ball zusammen, damit ihm wärmer wurde. Als Nayantai wieder kam, hob Rain seinen Kopf, damit sie in paar der Polster darunter legen konnten. Eine weitere Decke bekam er auch, sowie die Zeltplane und doch fühlte es sich nicht an als würde ihm wärmer werden.

      Nayantai legte sich zu Rain, schloss eine Arme um ihn und zog ihn an sich. Rain bettete seinen Kop auf Nayantais breiter Brust, er brauchte die Polster also gar nicht. "Mhm...", murmelte er als Bestätigung. Viel bequemer würde es nicht werden, auch wenn Rain ein wenig zitterte, aber er wusste, dass es gar nicht so kalt war und das das wohl auch an seinem Fieber liegen musste. Die Sterne hatten Rain immer einen gewissen Trost gespendet und doch wollte er seinen Blick nicht gen Himmel wenden, er wusste nicht genau wieso. Vielleicht wollte er die Welt einfach aussperren, weil er nicht daran erinnert werden wollte, dass er nicht mehr zu Hause war und warum. Er war müde - so müde und seine Augenlider schwer. "Es tut mir Leid...", murmelte er erneut während ihm seine Augen schon zu fielen. Er schlief fast sofort ein, traumlos, es war einfach nur dunkel und leer als er sich dem Schlaf hingab. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut und ließ los, in der Hoffnung, dass er sich ein wenig ausruhen konnte.
    • Fester schloss er seine Arme um Rain, damit er das kleine, schmächtige Lamm weiterhin bei sich behalten konnte und sich nicht darum sorgen musste, dass es ihm wieder entfleuchte - was auch immer der Grund war, dass sie beide sich so sehr ineinander verkrampften, war nicht weiter wichtig und wurde unter den Tisch gekehrt, bevor Nayantai auch noch irgendetwas sagen konnte. Lieber zog er die Decke und die Plane leicht über Rains Kopf, damit ihm nicht kalt werden würde und streichelte ihm über dem Rücken, während er ihm dabei lauschte, wie seine Atmung abflachte und seine letzten Worte ihn verzweifelt schmunzeln ließen, als er sich dem verdienten Schlaf hingab. "Muss es nicht.", heuchelte er ihm noch gekonnt vor, bevor er selbst die Augen schloss und versuchte, zu schlafen - anfangs konnte er nicht, war zu aufgewühlt und zu versunken in seinen eigenen Gedanken, aber schließlich funktionierte es doch. Heimlich und still war auch er eingeschlafen und jagte seinen eigenen Träumen nach - Wünsche, die er vor Jahren einst gehabt haben sollte und Hingebungen, die nicht länger relevant waren. Stattdessen fiel ihm auf, dass er sich selbst in etwas wiederfand, aus dem er sich erst freikämpfen musste - aus einem Dickicht von Fragen, die ihm läppisch von den Toten an den Kopf geworfen worden waren; seine Vergangenheit holte ihn ein, ob er wollte, oder nicht.

      Am nächsten Morgen weckte ihn kein Gezwitscher, keine raschelnden Äste und auch kein Sonnenschein, der sich langsam um ihn herum aufbauschte - es war sein kribbelnder Arm, der wohl eingeschlafen war, weil Rain die ganze Nacht darauf gelegen hatte. Nayantai blinzelte dennoch verwirrt, als er die Augen aufschlug und sah sich um. Stockfinster war es, und er konnte sich nicht ausmalen, wieso. Über ihren Köpfen war eine Plane angebracht, anscheinend an dem Baumstamm hinter ihnen, und hier drinnen war es wohlig warm, als hätte man sich die Mühe gemacht, sie beide vor Wind und Wetter zu verstecken - dennoch waren sie noch immer in ihre eigene Plane gehüllt. Rikiya musste wohl damit zu tun haben, aber gerade wollte er gar nicht daran denken, sondern schmiegte sich an Rain und drückte seine Hand gegen dessen glühende Stirn - erleichtert war er nicht, schien doch klar, dass er recht behielt, aber genau deswegen machte er sich nicht sofort daran, ihn zu wecken, sondern ließ ihn weiterschlafen; bis er es selbst nicht mehr aushielt und nicht dumpf herumsitzen wollte. "Rain ...", flüsterte er und streichelte ihm über den Oberarm. Mochte er sein warmes, neues Zuhause? Zumindest das Zelt war gerade kuschelig, aber immerhin. "Aufstehen ...", gab er ihm nur zu verstehen und kuschelte sich wieder etwas mehr an ihn. Wie kamen sie hier überhaupt raus?
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    • Rain wurde irgendwann von Nayantai geweckt. Er hatte noch die Kraft die schweren Augenlider aufzumachen und sich zu wundern, warum alles anders aussah als gestern. Es war zu müde um darüber nachzudenken und Nayantais Worte zu verarbeiten, fiel ihm ebenfalls schwer. Es war nicht hell und doch brannten seine Augen, sein Körper fühlte sich heiß und kalt zugleich an und sein Kopf pochte. All seine Glieder schmerzten, nicht nur das gebrochene Bein, oder die steifen Finger und er stöhnte leicht, als er sich endlich rührte. Seine Kleidung klebte an seinem Körper, zumindest die unterste Schicht und seine Haare an seiner Stirn. Geträumt hatte er nichts, es war nur dunkel gewesen und bald würden ihn seine üblichen Albträume heimsuchen, bald würde er in einem See von Dunkelheit versinken, aus dem es kein Entkommen gab, weil er zu schwach war, um aus seinen Träumen zu fliehen. Zumindest war ihm all das vertraut, aber es kam in letzter Zeit viel zu häufig vor und je öfter er eine Krankheit besiegen musste, desto schlechter ging es ihm allgemein. Als Nayantai zu ihm gekommen war war er krank geworden, dann als sie geflohen sind, kaum hatte er sich erholt ging es dort draußen schon wieder los und zog sich bis hin zu den Kannibalen. Jetzt war er schon wieder krank, also wollte ihm die Welt noch einmal deutlich machen, dass er nie hätte nach draußen gehen sollen. Auch im Anwesen hatte er mehrere Krankheiten mit hohem Fieber zu überwinden gehabt, aber nicht in so kurzen Abständen. Sein Körper hatte sich kaum erholen können.

      Rain zwang seinen Körper sich langsam aufzurichten, wobei er mehr auf allen Vieren kniete, statt sich wirklich aufzusetzen. Für einen Moment drehte sich alles und sein Atem war flach, als hätte er bereits eine Menge Arbeit geleistet. Er wusste gar nicht, was er noch sagen sollte, außer dass es ihm leid tat. Er würde noch weniger helfen können und er war nicht sicher, ob er sich überhaupt auf dem Pferd halten konnte. Nayantai musste ihn wohl nach vorne nehmen, so wie auf ihrer Flucht aus Fhaergus, als er die meiste Zeit geschlafen hatte. "Nayantai, ich...", begann er, ohne zu wissen was er sagen wollte, dass er krank war? Das war wohl offensichtlich. Was nun? Sollte er überhaupt dagegen ankämpfen? Es war noch nicht so schlimm, aber es würde schlimmer werden. Rain hatte doch erst gestern darüber nachgedacht, dass er genug hatte, dass er nicht kämpfen wollte und dass die Natur endlich ihren Lauf nehmen sollte und doch war er nicht sicher, ob er nicht zumindest versuchen sollte wieder gesund zu werden. Ein schleimiger Husten kam auf und Rain hielt seinen Arm vor seinen Mund bis es vorbei war.
    • Besser als gestern sah Rain auch im fahlen Licht der schweren Zeltplane nicht aus - und die Tatsache, dass er röchelte und schnaufte, oder sich zumindest kränklich anhörte, machte all das nicht besser. Wenn sie könnten, dann wäre Nayantai vermutlich mit ihm dort liegen geblieben, wo sie im Moment waren, damit er sich ausruhen und auskurieren konnte, in der Hoffnung, dieses Mal nicht auch etwas von dem abzukriegen, was Rain sich eingehandelt hatte - Nayantai war guter Dinge, es nicht zu tun, und doch wollte er sein Glück nicht herausfordern, weil er wusste, dass er sich selbst nicht vertrauen konnte, wenn es um einfache Entscheidungen ging. Was würden sie allesamt tun, wenn es keinen Ausweg mehr gab und sie sich selbst nicht helfen konnten? Hier zu bleiben war keine Option, und doch drückte er die kleine Gestalt nur an sich und riss sie aus ihrer komischen Position, in der sie sich selbst wohl nicht gewachsen war - er zitterte, oder vielleicht bildete sich Nayantai auch das nur ein, aber er war verschwitzt und gleichzeitig war sein Körper eisig, weswegen er ihn in seine wenigen Roben holte und sie fest um ihn zog, als er Rain an seine Brust drückte. Sie brauchten sich nicht zu bewegen, und wenn er ehrlich war, dann wollte er heute auch gar nicht weiterziehen - auch, wenn sie das eigentlich mussten.

      "Ja? Willst du liegen bleiben?", wollte er von Rain gleich wissen. Wenn nicht, dann wäre es auch in Ordnung, und dennoch wollte er sich nicht rühren, selbst dann nicht, wenn Rikiya den Rest des Tages am Boden verankert wäre. Für den Moment lauschte er Rain und den Geräuschen die er machte, dem grässlichen Husten und die Wahrheit, die er endlich akzeptieren musste - sein kleines Lamm war für dieses Wetter nicht gemacht, und wahrlich besser würde es wohl erst wieder werden, wenn er vier standhafte Wände um sich herum wusste; wenn er nicht mehr über seinen Gesundheitszustand klagen musste, aber dafür waren sowohl Fhaergus als auch Thria die falschen Plätze. "Willst du noch ein Bad? Vielleicht tut es deiner Lunge gut und der Dampf hilft, den Schleim zu lösen?", schlug er vor. Nayantai war bei weitem nicht gut belehrt, wenn es um Medizin ging, aber einfache Hausmittel kannte er selbst, und manche davon ließen sich auch aus drei Kräutern stampfen, die er keine zwölf Jahre lang suchen musste. Für den Moment streckte er sich und presste seine Stirn gegen die Rains. Obgleich der aussichtslosen Situation lächelte er, schwach, aber zufrieden mit sich selbst und dem Moment, in welchem sie sich wiederfanden. "Wenn nicht, dann bleiben wir liegen."
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    • Rain wurde zurück in eine liegende Position gezogen. Das war nicht schwer, sein Körper hatte kaum Kraft ihn aufrecht zu halten, noch weniger konnte er sich gegen Nayantai wehren, aber das wollte er auch gar nicht. Den ganzen Tag hier liegen zu bleiben machte allerdings keinen Sinn. "N-Nein... wir sollten doch weiter ziehen...", antwortete er müde und schüttelte leicht den Kopf. Eine schlechte Idee, weil es schmerzte und alles drehte sich. "Es kann Tage oder Wochen dauern bis es mir besser geht... das weißt du doch...", murmelte er. Nayantai hatte es in Fhaergus mitbekommen und auf ihrer Reise. Bei den Kannibalen war Rain zwei Wochen lang nicht aufgewacht, auch wenn es Nayantai ähnlich erging, so wusste er davon. Sie konnten nicht Tage oder Wochen hier draußen verbringen, Rikiya würde das bestimmt auch nicht wollen und Rain wollte keinen aufhalten. Außerdem war es bestimmt besser, wenn er sich in einem Zelt auskurieren konnte, das nicht jeden Tag woanders stand und in dem es vielleicht ein bisschen wärmer war als unter einer einfachen kleinen Plane. Hatte Nayantai nicht erzählt, dass sie sogar Feuer in ihren Zelten machen konnten?

      Ein Bad klang tatsächlich nicht schlecht, jetzt wo Rain sich zumindest noch wachhalten konnte. Ihm war kalt und sein Körper war schon nass von Schweiß. Der warme Dampf hatte ihm bisher auch immer gut getan, obwohl es wohl reichte, wenn sie eine Tasse füllten und er seinen Kopf darüber hielt. "Ich will keine Zeit verschwenden...", murmelte er jedoch, aber im Moment ear er nicht einmal sicher, wie er aus dieser Plane heraus krabbeln sollte, die Nayantai wohl über Nacht aufgebaut hatte. "Es wird... wie in Fhaergus... du reitest und ich... ruhe mich aus...", nuschelte er. Solange Nayantai ihn festhielt, konnte er auf dem Pferd schlafen, selbst wenn es unangenehm schaukelte. Nayantai kam schon bald näher und Rain hielt für einen Moment den Atem an, ehe er seinen Kopf zur Seite drehte. "Ich will dich nicht anstecken...", murmelte er heiser, aber dafür war es vermutlich schon zu spät. In Fhaergus hatte der Wol sich auch nicht angesteckt, beide Male nicht, es war also bestimmt in Ordnung. "Es tut mir nur Leid, dass ich... dass ich euch noch mehr Arbeit mache..."
    • "Meinst du? Ich dachte nur, wenn das alles etwas zu viel für dich ist, dann könnten wir zumindest einen Tag lang eine Pause einlegen. Aber du hast vermutlich recht, wir sollten uns einfach auf den Heimweg machen.", gestand er sich ein. Je länger sie hier draußen bleiben würden, desto schwerer würde es wohl werden, sich schließlich loszusagen und den Weg, der sie in alle Himmelsrichtungen führen konnte, alleine zu bestreiten. Was machten sie auch erst, wenn Rikiya der Geduldsfaden endgültig riss? Nayantai wusste nicht einmal, ob es ihm wirklich gut ging, oder wieso er diese Plane aufgebaut hatte - warum er sich eigentlich um sie beide sorgte, wenn er Rain gestern noch ... seine Gedanken gingen wieder zu weit. "Ich weiß, aber ... probiert haben wir es auch noch nicht.", bemerkte er, selbst heiser, aber nicht wegen eines kratzenden Halses, sondern weil er sich selbst nicht eingestehen wollte, dass er vielleicht glaubte, Rain wäre ein Nichtsnutz oder aber ihm sollte die Kritik widerfahren, die Rikiya ihm gestern an den Kopf geworfen hatte. Gerade jetzt war er selbst noch müde und hätte es begrüßt, wenn er sich im Traumland aufhalten konnte, doch eben jene Möglichkeit wurde ihm keine Sekunde lang vergönnt und er hatte wohl oder übel einzusehen, dass er erst wieder Zuhause so lange schlafen würde, wie er denn konnte.

      "Tust du nicht. Für ein Bad wirst du doch noch Zeit haben, hm?", gestand Nayantai, der zwar selbst keines brauchte, sich aber durchaus nicht zieren würde, wenn er wieder eines mit Rain teilte. Es war schön gewesen, wenn auch nicht lange, weil die dunklen Gedanken, die sie besser unterbanden, zumindest einen von ihnen heimgesucht hatten. Idiotisch war es, zu glauben, dass sich daran zumindest bald etwas änderte, und doch fiel ihm erst jetzt auf, wie dumm er eigentlich war, wenn es darum ging, sich selbst zu ergründen. "Hast du das vermisst? Dass ich dich halte und du den ganzen Tag schlafen kannst?" Gerade jetzt war er guter Dinge und schmunzelte über den Gedanken, der jedoch nicht aus feinstem Anlass entstand - er mochte Rain und schätzte die Nähe zu ihm; strich ihm ein paar klebende Haare aus dem Gesicht, so gut er konnte und schüttelte den Kopf, als wieder Quacksalberei aus dem Mund des Schafes trat, das ihm mehr als das eigene, blutende Herz gestohlen hatte. "Hast du die letzten Male auch nicht. Siehst du? Ich bin unbezwingbar, also zier dich nicht." Dahingerafft hätte sein Auge ihn dennoch, irgendwann, wenn die Kannibalen es nicht einfach so aus seinem Schädel gerissen hätten, oder zumindest das, was davon noch übrig gewesen war. Dieses Mal war er es, der sich langsam und gemeinsam mit Rain aufsetzte und ihm mehr der nassen Strähnen aus dem verschwitzten Gesicht schob und hinter sein Ohr steckte. "Muss es nicht. Wir finden eine Lösung, in Ordnung? Und jetzt ... hm, ich baue die Plane ab und wir waschen uns?", schlug er vor und zog an dem Stück, das auf sie hereinkrachte - Nayantai lachte belustigt und riss sie ihnen beiden von den Köpfen; sie war nur mit Seilen an dem Baum über ihnen befestigt gewesen und ihr Lager sah schon einigermaßen zusammengepackt aus, aber von seinem alten Herren fehlte weiterhin jede Spur. Dennoch, sein Pferd war noch hier, was zumindest bedeutete, dass er nicht unweit war. "Die Luft ist rein, Zeit zu baden!"
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    • Rain schüttelte erneut den Kopf. "Nein ich... mir geht es gut genug... es wird ohnehin nur schlimmer werden.", krächzte er. Er fühlte sich miserabel, nicht nur weil er krank war, sondern auch weil ihm der vergangene Tag so unangenehm war. Er hätte nicht so zu Nayantai sein sollen, der ihn viel zu sehr liebte und den Rain ebenso ins Herz geschlossen hatte. Scheinbar plötzlich legte Rain seine Arme um ihn und drückte ihn fest. Sein Gesicht vergrub er an seinem Hals. Es tat ihm alles so leid und Nayantai konnte selbst entscheiden, was er mit seinem leben machen wollte. Rain war bereits an diesem Punkt gewesen, er musste sich nur selbst immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass er sich zu viele Sorgen machte und dass Nayantai nichts dagegen hatte sich um Rain zu kümmern. Der Blonde würde einen Weg finden hilfreich zu sein, irgendwie. "Wenn wir erst an unserem Ziel sind... dann gibt es ein bequemeres Bett, oder?", lächelte Rain schwach. Er wollte Nayantai nur dazu motivieren nicht für ihn Halt zu machen, wenn es nicht nötig war. Sie waren schon viel zu lange unterwegs.

      "Du hast vermutlich Recht...", murmelte Rain. tatsächlich würde ihm ein schnelles Bad vielleicht wirklich gut tun. Anschließend nickte er mit einem weiteren schwachen Lächeln. "Ja... in Fhaergus war alles einfacher... irgendwie..." Sie hatten sich verstecken müssen und Rain hatte auch Arbeit zu erledigen, aber niemand verfolgte sie und ein warmes, weiches Bett erwartete sie jede Nacht. Sie hatten sich über unwichtige Dinge unterhalten und Zeit verschwenden können. Rain vermisste sein zu Hause und die Ruhe die er dort mit und ohne Nayantai genießen konnte. Die langen blonden Strähnen störten Nayantai immer noch gleichermaßen, aber mittlerweile waren sie so lang, dass sie auch hinter Rains Ohr blieben. Er lächelte erneut und nickte. "Mhm. Das bist du." Zumindest war Nayantai sehr viel stärker als Rain, aber abgesehen davon, schmunzelte Rain bei dieser Wortwahl. Nayantai konnte richtig süß sein. "Okay.", stimmte er schließlich zu und kurz darauf stürzte die Plane auf sie beide. Nayantai kämpfte sie an die Freiheit während er Rain noch festhielt. Nayantai war immer so voller Energie, wenn es Rain schlecht ging, als würde er es ausgleichen müssen, aber Rain war das lieber, als dass er sich Sorgen um ihn machte. Erneut lächelte und nickte er, dann ließ er sich zu der kleinen Pfütze tragen. Er zierte sich dieses Mal nicht so aus seiner Kleidung zu kommen. Sie war nass, kalt und klebrig und Rain wollte sich davon befreien. Trotzdem wartete er bis Nayantai ihm Wasser war, damit er ihn auffangen konnte, bevor er sich selbst hinein begab. Sein Fieber war noch nicht so hoch, als dass heißes Wasser ihm schaden würde - im Gegenteil, er fühlte sich besser und das Atmen fiel ihm ebenfalls leichter. Sein Kopf war immer noch schwer und er legte ihn bald auf Nayantais Schulter ab, um die Augen zu schließen. "Ich liebe dich... auch wenn es manchmal nicht so klingt..."