spellbound. (earinor & akira)

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    • Würde er auch nur für einen Moment weghören, dann offenbarte sich ihm vermutlich nur die halbe Wahrheit der Worte, die man ihm zuflüstern wollte, oder gar einfach so sagte - deswegen, selbst, wenn er nicht ganz verstand, lauschte er Rain so genau wie er konnte. Nayantai kam zu dem Entschluss, dass er nicht viel brauchen würde, hätte er sich erst diese Sprache angeeignet - dann würde man ihn vermutlich auch wieder verstehen und all die Dinge, die ihn sonst durch den Kopf gingen, wären nicht länger nur ein einfacher Gedanke sondern tatsächlich ein Satz, den er sinnvoll aussprechen konnte - etwas, das sich jetzt, in diesem Moment so unwahrscheinlich anhörte wie die Begründung Rains, wieso er keine Narben hatte - die der Wolf auch nicht sonderlich verstand. "Du bist was?", wollte er wissen, würde aber darauf wohl auch keine sonderlich sinnvolle Antwort erhalten. Zu wenig Sinn machten die Worte des Lammes, das sich vor ihm befand und zu sehr strengte er sich im Moment an, all das zu verarbeiten und zu verstehen. "Verletzt, ja", antwortete der Wolf ihm und hörte seinem Versuch, die Sprache der Wölfe zu sprechen weiterhin zu - es hörte sich wohl nicht viel besser an als den Satz, den er zuvor in der Schafssprache konstruiert hatte, aber es war ein Anfang. "Normal? Mhm. Auge um Auge, Zahn um Zahn", um zu verdeutlichen was genau er meinte, deutete er zuerst auf sein Auge, dann auf das von Rain und tat das Gleiche mit ihren Mündern. "Für jedes Vergehen gibt es eine Strafe? Meinst du das? So ähnlich ist es in Thria ... aber Gesetze gibt es nicht, es ist eher ein ... Kodex", an diesen sich die Wölfe hielten, die nun einmal auf diesen schworen - ob sie nun wollten, oder aber nicht. "Mein Vater vergibt Strafen, ja", aber er war bei weitem kein König, gleich wenig wie Nayantai wirklich ein Prinz war.

      Feine Unterschiede gab es in ihrer Welt, Unterschiede die schlussendlich mehr Gewicht hatten und somit mehr wogen, als die beiden auf ihren Schultern tragen wollten. "Du bist du, da hast du recht - ihr seid bei weitem nicht die gleiche Person", das wären sie auch nie, gleich wenig wie Nayantai sein Vater oder sein Bruder sein würde. Plötzlich hatten sie die Sprache der Schafe hinter sich gelassen und führten beinahe eine Konversation in der verteufelten Sprache der Wölfe, die keiner freiwillig erlernte, geschweige denn verstehen wollte, aber Rain war anders als sie alle. Kein Schwert wurde gegen Nayantai erhoben, seine Fesseln waren beinahe rein verbal und man hatte ihn weder getreten noch angespuckt. "Er ist also wild und unbändig. Kein Schaf. Ein Eber?", wollte er wissen, stellte sich den augenscheinlich Fremden bildlich vor und kam auf keinen grünen Zweig. Wie konnte so etwas ruchloses und gefährliches ein Lamm zeugen, dessen einziges Attribut zu sein schien, dass es sich nicht vor einem ausgewachsenen Wolf fürchtete? "Ich ... stehe übermorgen wieder auf, mach dir keine Sorgen. Ich hasse das Bett zwar wie kein Zweiter, will mich bewegen und einfach nur nach draußen, aber ... ich glaube kaum, dass mein Körper so will, wie ich das möchte", nein, dazu war er momentan zu schwach und ausgelaugt, zu geschunden und kränklich - die Zeit würde all diese Dinge schlussendlich wieder gerade biegen, doch bis dahin war der Weg holprig und unwegsam. So war er lediglich ein hagerer, großer Wolf, der die Zähne fletschte aber nichts tun konnte - wäre er erst wieder die Person, die er einmal gewesen war, dann brauchte er die Zähne gar nicht zu zeigen - dann sprachen Taten, keine Worte. "Das ... ist dein Vater?", auf einmal machte es mehr Sinn als es sollte.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain winkte erneut ab, als Nayantai ihm nach dem fragte, was er gesagt hatte. "Tut nichts zur Sache. Nur ein Scherz.", erklärte er, wandte sich lieber wieder dem zu, was der Wolf ihm erklären wollte. "Auge um Auge...hm.", wiederholte Rain. Also hatte der Wolf einen anderen verletzt und sein Vater fügte ihm dafür die selbe Verletzung zu? Hier in Adrestia waren die Stafen nicht ganz so, ein Mörder verdiente zwar durchaus den Tod mit seiner tat, aber verletzte jemand einen anderen, so wurde er meist eingesperrt. Der Kerker war wohl die beliebteste Strafe für so manches Vergehen, Tod durch verschiedene Wege kam ebenfalls häufig vor. Nicht all davon gingen auch schnell von statten. "Du hast... anderen Wolf an Hand verletzt?", fragte Rain weiter, setzte sich nun selbst wieder auf Nayantais Bett, um sich nicht die Füße in den Bauch zu stehen. Er hob seine Hand während er sprach um seine Worte zu untermalen. "Dein Vater hat dir eine Strafe gegeben?", fragte er weiter, all das wirkte so skurril. Hier entschied der König nur über Strafen, wenn ein Gericht nicht zu einer Einigung kam und er führte niemals selbst die Bestrafung durch.

      "Kein Schaf. Ein Eber. Ja.", bestätigte Rain auch was Nayantai über seinen Vater zusammen fasste. Den langen Satz der folgte verstand er nicht ganz, aber Nayantai sagte wohl etwas wie, er würde vorerst nicht aufstehen, nachdem er sich ständig unüberlegt bewegte und anschließend vor Schmerz die Zähne zusammen biss. Würde er sich ausruhen, so würde er am Ende schneller wieder auf den Beinen sein, als wollte er es jetzt gleich erzwingen. Als wäre der Wolf erst dann auf Rains Worte und die Umstände unter denen er hergekommen waren aufmerksam geworden, fragte er noch einmal nach seinem Vater, dieses Mal scheinbar mehr um eine Bestätigung zu erhalten, dass er richtig verstanden hatte. Rains Lächeln schwand. "Mhm.", bestätigte er mit einem einfachen Laut und einem Nicken. "War er das?", fragte Rain und deutete auf die Wunde an der Seite des Wolfes. Sie schien frisch, es lag für Rain also Nahe, dass sein Vater etwas damit zu tun hatte.
    • Unbeholfen fühlte sich ein jeder, der sich in einer neuen, fremden Welt wiederfand und der wusste, dass es nur zum Überleben gehörte, würde er alles und jeden von sich abwerfen, sich nicht offenbaren und sich erhoffen, dass er durch eben jene Taktik einfach in Ruhe gelassen wurde, sich nicht für etwaige Missetaten rechtfertigen musste und alles in allem noch ein schönes Leben haben würde, erspähte er erst einen Weg aus der Misere, in der er sich befand. Nayantai wusste nicht so recht, wollte es aber wahrscheinlich auch gar nicht wissen, wie man mit ihm umgegangen wäre, hätte man ihn nicht sofort eingesperrt. Hätte man ihm wenigstens die Zeit gegeben, all die Vorwürfe anzufechten, oder wäre er ohnehin dort gelandet, wo er seine letzten Tage hätte verbringen müssen? "Ja, so in der Art", eigentlich hatte der Wolf dadurch die Hand verloren, war aber ohnehin schon ein alter Mann gewesen, der seit der Geburt des Prinzen schon keinerlei Waffen mehr in den Händen hielt und sich auch vehement dagegen wehrte, war er doch ein alter Pazifist gewesen, der von alledem nichts hielt. "Mhm. Mein Vater ist ... hm. Er tut es nicht gerne, aber wir sind noch immer sein Volk." Andere Völker hatten dafür auch andere Leute die Jemanden bestraften, gleich wie jedes der Nomadenvölker eigene Regeln hatte, die oftmals voneinander abwichen - so, wie die Aussprache von verschiedenen Worten aber nicht deren schreibweise.

      In seinem Leichtsinn hätte er es vermutlich noch mit Rains Vater aufgenommen, wäre diesen angefallen wie ein wildes Tier, aber die schmerzenden Flecken und bereits existierenden Wunden gaben ihm weder eine Aussicht auf einen Gewinn noch die Chance, sich überhaupt zu behaupten. Würde er weiterhin hier liegen bleiben, danach wieder anfangen, wenigstens Feuerholz zu schlagen oder einfach einige Runden um das Anwesen zu stolzieren, damit er seine Kondition wieder aufbauen konnte, dann ginge es ihm schon viel besser - aber sein Körper wehrte sich. "Ein Eber. Ein wildes Tier, so wie ich", denn mehr wären beide in den Augen der Schafe nicht. Sie alle genossen gewisse Vorzüge oder hatten mit Vorurteilen zu kämpfen, doch ein Wolf und ein Eber waren nicht mehr als wilde Tiere, die sich an dem laben würden, das sie bekamen - ob es ein lebendiger Mensch oder ein Kadaver war spielte dabei keine Rolle. "Die Wunde?", fragte er verwundert, bevor er wiederum mit den Schultern zuckte und ein Stück weiter weg von Rain rutschte, um diesem etwas mehr Platz auf dem Bett zu geben. "Ich weiß es nicht", brummte Nayantai. "Vielleicht - meine Erinnerung sind alle schwammig."
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    • Rain hatte jetzt schon mehr über die Sitten der Wölfe erfahren, als die meisten anderen seines Volkes. Allein dieser mysteriöse Enebish schien mehr zu wissen, als alle anderen vor ihm, ob sie dessen Geschichte eines Tages völlig verstehen würden, war eine andere Frage. Die Wölfe wurden also bestraft, von ihrem König und das mit der selben Härte, die das Verbrechen wert war, das sie begangen hatten. Rain glaubte zu verstehen, hatte jedoch immer noch Fragen, die er aber nur vorsichtig stellte. Er wollte dem Wolf nicht zu Nahe treten, auch wenn er das Thema selbst auf den Tisch gebracht hatte.
      "Ich habe nie jemanden verletzt. Anders als mein Vater.", erklärte er, ob das nun gut oder schlecht war, sei dahin gestellt. "Wölfe... sollen viele Männer... Schafe töten können. Ein Wolf... vier, fünf,... zehn Schafe, Schafe Tod. Ein Schaf... ein Wolf, vielleicht Wolf Tod." Rain lächelte ein undeutbares Lächeln, wenn es um seinen Vater ging, war er sich nie sicher. Er verstand ihn nicht, wohl weil sie völlig verschieden waren.
      "Mein Vater... der Eber ist ein wildes Tier, wie du, ja. Viele Wölfe Tod... er alleine. So sagt man zumindest. Er hat in vielen Schlachten gekämpft, ist meist nur im Winter hier. Dieses Mal gibt es wohl auch in den kalten Monaten eine Schlacht zu schlagen. Aber ich weiß nichts davon, keine Briefe schaffen es bis hier her, wenn die Pässe zugeschneit sind und der Sturm in den Bergen tobt." Rain seufzte, er fragte sich warum sein Vater diesen Winter nicht hier war, ob es tatsächlich eine Schlacht gab, oder ob er, nun da Rains Mutter tot war, nicht mehr hier sein wollte, genauso wenig wie Rain hier sein wollte, wo er an jeder Ecke an sie erinnert wurde.
      Vielleicht... sagte der Wolf, vielleicht hatte sein Vater ihn verletzt. Womöglich gab es zu viele Gesichter die ihm das hätten antun können und er konnte sie nicht mehr zuordnen, oder sein Körper war zu schwach gewesen, um sich solche Dinge noch zu merken. Jedoch war es jedenfalls so, dass der Eber keinen Grund hatte davor zurück zu schrecken, einen Wolf zu verletzen. Oder tötete er sie gar nicht mit Vergnügen? Rain wollte glauben, dass sein Vater nur nach Befehl handelte, damit sein Land und sein Sohn sicher waren, aber das war naiv.
      "Kann ich dich etwas fragen...?", fragte er plötzlich, auch wenn Nayantai die Worte wohl nicht verstand. "Mh... der Wolf, den du verletzt hast. Was ist passiert? Wieso... hast du ihn verletzt?"
    • Kaum ein Wolf kam dazu einem Schaf zu schildern, wie es ihnen erging, was sie erlebt hatten und wie sie miteinander umgingen. Kein Schaf schien daran interessiert überhaupt auch nur ein kleines Bisschen an Wissen über die Wölfe aufzuschnappen, die für sie ach so wilde Tiere waren, denen man einfach nicht vertrauen konnte. All die Dinge, die sie taten, geschahen aus einem Grund - zumindest sagte man sich das. Ob es Karma war, oder einfach nur der Weg des Schicksals, der sich seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte, war ehrlich gesagt vollkommen egal - sie alle landeten dort, wo die Schafe sie haben wollten, und oftmals war das wiederum der Kerker, wenn sie auch nur einen Funken von Glück besaßen - oder aber der Scheiterhaufen, auf dem sie lichterloh brannten, erschlug man sie nicht sofort in ihren Zellen. Wieso also war er hier gelandet und nicht in den modrigen Gemäuern des Palastes verrottet? Auch, wenn Rain sich bemühte, die Sprache der Wölfe zu benutzen, musste Nayantai bei seinem nächsten Satz den Kopf schütteln - nicht, weil er etwa grammatikalisch falsch war, sondern weil es wiederum nicht die gesamte Wahrheit war. "Nicht ganz. Schafe sind das Wetter der Tundra oft nicht gewohnt und vom langen Fußmarsch ... vom gehen ausgelaugt", er deutete nach draußen. "Thria ist kalt", rieb sich dabei wiederum an den Oberarmen. "Viel kälter als Faerghus oder ein anderes Land", deswegen war es auch kein Wunder, dass Wölfe einfach so einige Schafe mit sich in den Tod reißen konnten, wenn sie schon attackiert wurden. Würden die Wölfe die Schafe attackieren, vor allem außerhalb der kälteren Gebiete oder Monate, wären diese durchaus im Nachteil. "Mhm, dein Vater ist also kein Freund von Wölfen", was hatte er auch erwartet? Ein freundliches Schaf änderte nichts, außer dieses freundliche Schaf hatte mehr Macht als ein einfacher Bauer.

      Erhob ein Wolf die Hand gegen ein Lamm, dann würde es immer noch Schafe in unmittelbarer Nähe geben, die den Wolf niederschlugen, töteten oder einfach nur so verletzten, dass dieser sich kein Stück mehr rühren konnte. War es allerdings ein Schaf oder ein Lamm, dass eine Missetat gegen einen Wolf verrichtet, schaute man weg, schloss man die Augen und ignorierte all das, selbst, wenn es einen störte. Narben von Schafen und von Wölfen trug man auf seinem Körper, leckte die Wunden gleich, befand sich aber in weitaus anderen Situationen, die nicht immer gleich gelöst werden konnten. In den Kerkern war er lediglich ein Spielzeug für den König, der ihn des Öfteren aus diesen holen ließ, nur um sich den verdreckten Wolf anzusehen, ihn waschen zu lassen, ihn dann auspeitschen ließ und schlussendlich unverständliche Worte von sich gab, deren Bedeutung Nayantai gar nicht erst wissen wollte. Sein Gesichtsausdruck wurde wiederum grimmig, musste er sich auch nur für einen Moment daran erinnern. Wölfe wollten frei sein, in Ruhe gelassen werden und ihr Leben vor sich hin leben - und nicht von den Schafen verschleppt und misshandelt werden, bis sie entweder ihr Leben ließen oder es sich selbst nehmen wollten. "Wieso ...?", wiederholte er, war eigentlich auf irgendeinen unbedeutenden Punkt im Raum fixiert und fing an zu überlegen. Ja, was war es eigentlich das einen 14-Jährigen dazu zwang, derartige Dinge zu tun? "Ich ... mh", er hielt inne, ihm wurde unwohl. Warum genau wusste er nicht mehr, aber ja, diese Frage war ausschlaggebend - wieso er diese Narbe hatte, das wusste Nayantai. Aber warum hatte er überhaupt versucht, dem alten Wolf die Hand abzuschlagen? Hatte er das überhaupt? Hatte er ihn nicht nur ge- ... "Ah, ich weiß es wieder", murmelte er - anscheinend erfreute ihn seine neuerliche Erkenntnis allerdings nicht.

      "Ich ... hatte Angst vor dem Wolf", um die Angst darzustellen, hielt er sich die Hände über den Kopf, machte sich etwas kleiner und fing an, zu wimmern, bevor er das auch wiederum schon eingestellt hatte. Es gab wohl viel mehr davon zu ergründen, wieso oder weshalb, aber wenn Nayantai ehrlich war, dann würde ihm selbst dabei so schlecht werden, wie es ihm wurde wenn er an den modrigen Kerker dachte.
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    • Rain verstand die langen, komplizierten Sätze die der Wolf von sich gab nicht ganz, eigentlich kaum etwas davon, er konnte den Sinn höchstens erraten. "Fhaergus ist besonders in den Bergen kalt.", erklärte er und deutete aus dem Fenster, auf die hohe Gebirgskette, an deren höchsten Punkten die Luft so dünn wurde, dass es schwer fiel zu atmen. "Mein Vater... Er verbringt im Winter viel Zeit dort oben. Übernachtet dort, isst was er findet. Seine Soldaten sind hier in der Kälte aufgewachsen, sind meist auch Jäger wenn sie hier überwintern und mein Vater lässt sie dort oben trainieren. Mein Vater ist ein... Sehr strenger Mann, ehrgeizig und loyal. Er kämpft gegen die Wölfe... Für unseren König. Das ist seine Aufgabe... Und meine, stirbt er eines Tages. Wenn er tot ist. ", erklärte Rain, wusste jedoch nicht ob der Wolf gänzlich verstand. "Andere Länder im Königreich sind wärmer, niedriger gelegen. Manche haben nur zwei Monate Schnee. Das macht meinen Vater und unsere Armee sehr wichtig für den Kampf gegen die Wölfe. Aber... Ich mache mir Sorgen um ihn. Ich weiß, du hast keine gute Erfahrung mit ihm gemacht, aber er ist und bleibt mein Vater. Familie." Rain wusste nicht, wieso er dem Wolf das alles erklärte, wieso er so vieles offen legte und ausgerechnet ihm sagte, dass die am Besten gerüstete Armee für den Krieg des Königs, seine eigene war. Er befürwortete den Krieg nicht, sein Vater dachte womöglich dasselbe, vielleicht auch nicht, aber es war ihre Pflicht dem König zu dienen. Was er also tun sollte, sollte sein Vater sterben, wusste er nicht. Er hatte keine Ahnung... Es war nicht gut, wenn ein Anführer keine Ahnung hatte.

      Er lächelte, sein Vater war kein gutes Thema für sie beide, aber auch die Geschichte über den verletzten Wolf, schien Nayantai nicht sehr zuzusagen. Er sah aus, als dachte er lieber nicht darüber nach. "Angst...", wiederholte er das Wort in seiner Sprache, aber ließ das Thema auf sich beruhen. Stattdessen deutete er noch einmal auf die vernarbte Hand.
      "Wieso wolltest du mir die Geschichte erzählen...?", fragte er, wollte wissen was der Wolf sich dabei gedacht hatte, ob es einen Grund gab. Womöglich eine Moral, etwas das er ihm erklären, oder beibringen wollte? Vielleicht nur um ihm zu erzählen wie die Wölfe mit Verbrechen umgingen.
    • Auch wenn man sich die Zeit nahm, den eigenen Geist und Körper zu stählen, so waren es noch immer Schafe - Schafe, die, wenn sie nicht mehr wollten, tatsächlich wieder verschwinden konnten, sich wärmere Gebiete aussuchen durften und in diesen verweilten. Wölfe hingegen hatten nicht viel, lebten eindeutig nicht vom Ackerbau und konnten schon gar nicht einfach verschwinden und sich an einen wärmeren Ort zurückziehen. Nayantai verstand die Antwort, die er erhielt, dennoch nicht wirklich - Rain faselte etwas von seinem Vater, von den Soldaten, die schlussendlich dazu aus waren, all die Wölfe zu töten die sie finden konnten - nicht, dass es ihn großartig interessieren wollte oder sollte, aber im hier und jetzt war Nayantai dennoch eines klar: Hätten sie den Vorteil nicht, dass sie in der Kälte der Tundra geboren wurden, aufwuchsen und die Krieger ihres Volkes derartige Disziplin aufwiesen, dann wären sie wie ein gefundenes Fressen. "Mh, ihr kämpft für so einen Mann? Eher würde ich mir meine Beine abreißen", man mochte sagen, was man wollte, doch Nayantai war nun einmal noch immer derjenige gewesen, der das ganze letzte Jahr in der unmittelbaren Nähe dieses Monsters verbracht hatte. Den Kopf geschüttelt und die Finger ineinander beinahe schon verwoben - dann sah er zu Rain auf. "Wenn wer tot ist? Dein Vater?" Was wollte ein kleines Lamm tun? Nichts, Nayantai könnte ihm jetzt seine Pratzen um den Hals legen, zudrücken und ihm wahlweise die Luft abschnüren oder das Genick brechen, beides davon wäre allerdings weniger von Vorteil. Der Wolf schüttelte den Kopf, kaum sprach Rain erneut seinen Vater an. "Er ist dein Vater, deine Familie", sagte er lediglich und wandte seinen Blick schlussendlich wieder auf seinen Schoss, dort, wo seine Hände einander noch immer hielten.

      Egal welche Miseren er durchleben musste, egal wie schlecht es ihm ging - Nayantai war nun einmal Niemand, der sonderlich nachtragend war, und selbst wenn die Wunde an seiner Seite schlussendlich von Rains Vater verursacht war, so würde das Auge um Auge, Zahn um Zahn-Prinzip auch für einen fremden Krieger funktionieren. "Ja, Angst", denn mehr war es augenscheinlich auch nicht, wenn man die Geschichte auf diese Art und Weise vernahm, dann war es nun einmal nicht mehr als eben das: Eine Erzählung aus seinem bisherigen Leben, die dazu geführt hatte, dass er schlussendlich eine Narbe mit sich trug deren Bedeutung sich eigentlich in sein Gehirn eingebrannt haben sollte, es aber augenscheinlich nicht tat. "Kein bestimmter Grund", Nayantai zuckte mit den Schultern, legte den Kopf in den Nacken und starrte nach oben, als ob dort, auf der Decke etwas sei, das ihn beschäftigen könnte. "Ich langweile mich - deshalb, vielleicht", sagte er. Sein Körper wäre, sobald der Rest der blauen Flecken abgeklungen war, nicht mehr ein Mosaik eben jener Art, sondern höchstwahrscheinlich eines aus Narben - eine Karte, die nichts zeigte außer Verletzungen, Niederschläge. "Willst du noch eine sehen?", fragte er, sah dabei wieder zu Rain - es gab so viele mehr.
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    • "Mein Vater, ja.", nickte Rain um Nayantais Frage zu beantworten. "Wenn er sterben sollte, dann gehört alls das mir. Faerghus ist dann mein.", wiederholte er, um es dem Wolf verständlicher zu machen. Er wusste nicht, ob sein Gegenüber überhaupt wusste, wen er hier vor sich hatte. Rains Anwesen war nicht klein, aber wenn man Häuser nicht gewohnt war, sondern nur die eigenen Zelte kannte, dann sagte einem die Größe und Austattung des Hauses eines Schafes womöglich auch gar nichts, über dessen Rang in der Gesellschaft. Womöglich verstand der Wolf auch gar nicht, warum sie alle dem König unterstellt waren, was ein Fürst war und welche Aufgaben dieser Stand beinhaltete. Vielleicht war es aber auch nicht zu verstehen, hinterfragte doch niemand wer was erbte. Kinder wurden geboren, als das was sie waren und später sein würden. Als Bauer, als Fürstensohn, als Prinz,... die Wölfe lebten da etwas anders. Zumindest glaubte Rain das. Der Prinz selbst war gezeichnet vom Krieg, der Sohn des Königs jedoch, saß höchstens auf seinem schönen Ross, auf einem Hügel und überblickte die Schlacht. Der Eber war anders, als der König, der Prinz oder die anderen Fürsten, er packte selbst an. Rain respektierte seinen Mut.

      "Du hattest in deinem Leben bestimmt schon oft Angst...", stellte Rain fest und dachte über sich selbst nach. Auch er hatte Angst, Todesangst, auch wenn die Umstände gänzlich verschieden waren, aber er sprach dies nicht aus. Sie würden einander nur wieder nicht verstehen, mehr Erklärungen benötigen, für Themen, die sie beide nicht ansprechen wollten. Rain besah sich lieber noch einmal den Körper vor sich, die vielen narben, deren Geschichten wohl teilweise schon in Vergessenheit geraten waren. Er nickte lächelnd. "Viel mehr interessieren mich die Geschichten der Narben." Aber er suchte sich besser keine aus, wollte keine erwischen, die unangenehme Erinnerungen aufwühlte, über verlorene Familie, oder Erlebnisse, im Kerker des Königs.
    • "Und was tust du, wenn Faerghus dir gehört?" Anders als wohl erwartet war Nayantai wirklich nicht sonderlich daran interessiert, wem welches Land gehörte, so lange Thria das Land der Wölfe blieb. Status, Rang oder Namen gab es in der Gesellschaft, die sie ihr eigen nannten, interessierten ihn auch nur bedingt - für ihn war klar gewesen, dass er, selbst wenn er erst einmal keinen Vater mehr hatte und somit an dessen Stelle nachrücken würde, immer vom imaginären Thron gestoßen werden könnte, auf dem er sich befand - sie alle waren gleich viel wert, es lag lediglich daran, wer wen seinen Vater und seine Mutter nannte - in diesem Aspekt unterschieden sie sich. "Jagst du dann auch Wölfe?", wollte er wissen. Wölfe konnten viele Kinder haben, aber nicht, weil sie eben jene zeugten, sondern weil sie einfach die eines gefallenen Freundes aufnahmen und erzogen. "Oder lässt du sie jagen, damit du keinen Dreck auf deinen Fingern hast?" Nayantai hätte auch der Jüngste seiner Geschwister sein können, es spielte keine Rolle - sein Vater hatte einen Nachfolger gewählt, seinen ältesten Sohn, der nun hier, im Hause eines Schafes vor sich hin siechte und sein Volk im Stich ließ. Machte man sich die Hände nicht dreckig, so war man den Titel eines Prinzen nicht wert - auch, wenn die Wölfe ihn gar nicht verwendeten.

      "Als Kind. Als Wolf lebt man eher damit, dass jeder einzelne Schritt dein Letzter sein könnte - man stumpft ab", dabei war es wohl auch kein Wunder, lebte man sein Leben doch mit der immer größer werdenden Gefahr der Schafe, die sich nicht für Nomanden sondern nur für deren Ländereien interessierten. Hatte man erst einen oder zehn oder hundert Pfeile im Rücken, so merkte man, dass das letzte Stündlein geschlagen hatte, dass es nicht mehr sinnvoll war, wegzurennen, sondern eher sich seinem eigenen Schicksal zu ergeben. "Mh, also soll ich dir noch mehr über mich erzählen?", und auch, wenn er es als eine Frage stellte, war es eher mehr eine Feststellung seinerseits, bevor er begann, sich abzutasten. Sein Torso war, aufgrund der frischen Naht, einigermaßen bandagiert und versteckte somit einen guten Teil. Sich nochmal die Hose hochzukrempeln schien eher weniger von Vorteil, stattdessen wanderte er an der vernarbten Hand nach oben, zu seiner Schulter. Im Vergleich zu der Wildschwein-Narbe oder der Narbe an seiner Hand waren die zwei Punkte dort relativ insignifikant, aber präsent. "Pfeile eines Schafes", erläuterte er. "Das war das erste Mal, dass ich einen von euch gesehen habe", bevor die Schafe auf die glorreiche Idee gekommen waren, seinen Lebensraum zu annektieren. Die Narben waren, anders als die an seiner Hand oder die an seinem Bein, schon mehr verblasst. "Ich war vielleicht zehn Jahre alt", an den Schmerz erinnerte er sich gar nicht mehr, nur daran, dass seine Mutter ihn schlussendlich gepackt hatte und nach Hause zerrte, bevor man ihn versorgte. "Wir waren ... mh. Zu nah an der Grenze."
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    • "Grenze?", fragte Rain nach, zeichnete dann mit einem Finger einen Kreis auf die Bettdecke. "Thria." Und dann noch einen. "Fhaergus" Dann malte er einen Strich zwischen die beiden imaginären Kreise. "Grenze?", fragte er erneut nach dem Wort, weil er sich nicht sicher war, ob er es richtig erraten hatte. Aber was der Wolf da fragte, auch wenn Rain es nur gebrochen verstand, war natürlich eine berechtigte Frage. Was würde er tun wenn sein Vater tot war? Der Wolf klang etwas trotzig, vielleicht verärgert, oder Rain bildete sich das nur ein, aber er konnte es ihm nicht verübeln wenn er es denn war. Vermutlich wollte er von Rain hören, dass er die Kämpfe beendete, aber das war nicht so einfach. Dinge wurden von ihm erwartet, Leben hingen von seinen Entscheidungen ab und er konnte nicht einfach tun und lassen was er wollte. Etwas abwesend, nachdenklich und vielleicht ein wenig traurig blickte Rain nun auf die Hände auf seinem eigenen Schoß. Eines konnte er jedenfalls nicht, selbst kämpfen wie sein Vater., er konnte einem Wolf keine zwei Pfeile in die Schulter jagen. Es fühlte sich jedoch falsch an, nur Befehle zu erteilen,, wegzusehen und so zu tun, als würde dieser Krieg in Ordnung sein. Der König, Rain war sich sicher, hatte Vergnügen daran die Wölfe zu jagen und zu töten, dafür auch eigene Soldatenn zu opfern. Die Ackerflächen in der Tundra waren eine Ausrede, waren sie doch selbst nicht viel mehr wert, als diejenigen die sie in ihrem eigenen Königreich schon besaßen. Auch Erz schien es in der Tundra nicht mehr zu geben, es sei denn, man wollte sich von der Abhängikeit der Minen in Faerghus trennen. Dazu gab es aber wenig Grund, war Rains Vater doch dem König immer treu ergeben gewesen. Rain glaubte außerdem ohnehin nicht, dass die Machtübergabe an ihn - den Sohn des Ebers - so einfach vonstatten gehen würde. Dass Rain ein kränklicher, junger und schwacher Mann war, war im ganzen Königreich bekannt. Er seuftze tief, sah nicht auf. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was ich tun werde." Er ballte seine Hände zu Fäusten. "Womöglich habe ich Glück und mein Vater überlebt mich.", murmelte er, ihm war nur Recht, dass der Wolf ihn wahrscheinlich nicht verstand.

      Er krämpelte nun seinen eigenen Ärmel hoch, bis über seinen Ellbogen, mehr aus einer Laune heraus, als damit wirklich etwas bezwecken zu wollen. Er streckte seinen dünnen Arm aus, seine Haut war hell, kein einziger Fleck darauf zu sehen, als wäre er selbst wie das Land draußen, von einer Schneedecke zugedeckt. Es gab keine Narben, keine Unebenheit, nicht einmal ein Muttermal fand sich auf seiner Haut. Er verglich ihrer beider Arme, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Auch wenn Nayantai in seiner Gefangenschaft sicher abgenommen hatte, an Muskelmasse verloren hatte... man erkannte immer noch die Konturen seiner Muskeln, die er bald wieder aufbauen konnte. "Ich weiß nichts von draußen, wie soll ich da ein ganzes Fürstentum führen? Und eine Frau habe ich auch nicht, keine Kinder, Erben,... ach vergiss es. Du verstehst nicht und du könntest mir auch gar nicht helfen. Ich plappere zu viel. Aber es tut gut, mit dir zu reden, vielleicht, weil du keine Ahnung hast was ich sage und weil es dich vermutlich auch nicht kümmert. Vielleicht wäre es besser, wir suchen uns eine andere Beschäftigung, statt immer wieder auf Themen zu stoßen, über die wir uns ohnehin noch nicht richtig unterhalten können. Hm... ich frage mich was Wölfe in ihrer Freizeit tun. Was.. ähm... machst du... wenn du nicht jagst, kämpfst,...?"
    • "Ja, Grenze", antwortete er. Die Wölfe wussten es, wurden schon seit frühester Kindheit darauf hingewiesen, dass sie in der Grenze zum Rest des Königreiches nichts verloren hatten, dass sie keinen Fuß über diese setzen sollten oder sich gar zu nah an diese bewegen sollten. Adrestianer waren keine Freunde sondern Feinde, kein gefundenes Fressen sondern ernst zu nehmende Feinde, die, wenn sie wollten, so viel mehr konnten als einem jungen Welpen nur zwei Pfeile in die Schulter zu jagen. Aber wozu führte all das schon, wenn die Schafe sich ihren Weg über die Grenze bahnten und keinerlei Rücksicht auf diejenigen nahmen, die all das akzeptiert hatten? Zu nichts, außer Hass, der sich tief in die Kultur der Wölfe verbaute und dort ruhte. Vielleicht waren es aber genau diese prekären Themen, die er nun anschnitt und mit einem Schaf diskutieren wollte, die eben jenes Schaf daran zweifeln ließen, ob es denn überhaupt so richtig war. Nayantai hielt es für unwahrscheinlich sah Rain eher als einen Skeptiker an, und doch war er sich dabei nicht ganz so sicher. Wiederum sah er Rain an, versuchte, dessen Erklärung einigermaßen zu verstehen und schüttelte erneut seinen Kopf. "Du bist du - du tust, was du tun willst", erklärte er ihm, legte dabei die Hand auf Rains Schulter und klopfte leicht auf diese. Selbst, wenn sich der Blonde nicht dafür befürworten würde, die Wölfe leben zu lassen, dann war es noch immer Nayantai, der hier, neben ihm saß und ihn, wie ein Kerze, auspusten würde. Rain wäre keine Hürde für ihn, viel eher waren es seine Wachen und vermutlich die Bediensteten.

      Rain war schlank, makellos, wunderschön - wieso also sperrte man ihn nicht ein wie einen Vogel, bewunderte ihn wie ein Kunstwerk und wollte ihn nicht in dieser Welt dort draußen wissen? Wie ein Juwel wirkte er, so viel mehr als der Wolf, der neben ihm saß, der von rauen Winden und eisigen Wintern, von kaltem Stahl und warmen Blut geformt worden war - und doch sperrte man Nayantai ein, behandelte ihn anfangs wie ein Schmuckstück, so anders als die zierliche Gestalt neben ihm, der den Mund lediglich öffnen musste um das zu bekommen, was er wollte. Lange Sätze die eine sanfte Stimme von sich gab, Dinge die Nayantai nicht verstand, nicht hinterfragen wollte, klang der Ton doch einsam, melancholisch - so, als würde Rain es lediglich sagen, weil er konnte, weil er schätzte, er war allein - weil ihm keiner zuhörte. Gute Dinge konnten es kaum sein und die wenigen Wortfetzen, die Nayantai verstand, waren nicht ausreichend um ihm sagen zu können, was genau Rain wollte. "Hm?", fragte er, kaum fand er sich wieder in seinen Gedanken versunken und die Sprache der Wölfe kroch aus der Kehle seines Gastgebers, konnte man ihn denn so nennen. Retter traf es wohl eher. "Wenn ich nicht jage und mich mit Schafen herumschlagen muss?" Was genau machte er eigentlich? Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte er weder Sonne auf seiner Haut gespürt, noch sonderlich etwas dafür getan, sich in Form zu halten, musste er es doch auch eigentlich nicht tun. "Fischen ... uh. Aber das dürfte wohl auch zu jagen zählen. Kochen", er drehte sich leicht um, deutete auf die leere Suppenschale. "Mich um Welpen ... kleine Wölfe kümmern, wie meinen Bruder", dann überlegte er - als Sohn eines Königs gab es immer so viel mehr zu tun als all diese Dinge. "Meine Kleidung nähen. Mit meinem Vater Pläne schmieden. Ich hatte kaum Freunde", seufzte er. "Wenn man der Sohn eines Königs ist, dann hat man Regeln, die man befolgen muss." Dann deutete er nach draußen, dorthin, wo die Sonne noch immer hoch am Horizont stand. "Manchmal", er ließ sich auf den Rücken fallen und blieb liegen. "Sehe ich mir die Sterne mit meinen wenigen Freunden an. Und du?"
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    • Rain hustete leicht, obwohl der Schlag auf seine Schulter recht leicht gewesen war. Sich richtig von Nayantai fern zu halten, schien nicht zu funktionieren, so wie er es vorgehabt hatte und er wollte ihm nicht erklären, warum er vorsichtig war und nie nach draußen ging. Für den Moment war er zufrieden damit, dass es zumindest eine Person gab, die ihn nicht wie ein rohes Ei behandelte und dass es ihm heute schon viel besser zu gehen schien, war für Rain Beweis genug, dass ihn nur die entzündete Wunde so umgehauen hatte und nicht irgendeine Krankheit, die Rain sich einfangen konnte. Er lächelte leicht bei den Worten des Wolfes, nickte kurz, das war alles.

      Er versuchte den Worten des Wolfes zu folgen, der auf einmal so viel sagte und Rain verstand nichts davon. "Warte. Stopp. Ich verstehe kein Wort. Du redest zu schnell.", lächelte er und hob die Hände, deutete ihm langsam zu machen. Er lehnte sich etwas in das Blickfeld des Wolfes, der sich auf das Bett hat fallen lassen und hielt ihm demonstrativ sein Buch vor die Nase. "Ich lese viel und lerne. Aber es gibt noch andere Beschäftigungen, die ich dir gerne zeigen möchte, wenn es dir besser geht. Es gibt auch einige Spiele, die wir Adrestianer spielen, habt ihr auch Spiele? Schach... zum Beispiel. Hm... ich weiß nicht wie ich das Wort Spiel beschreiben soll. Ich könnte es dir einfach zeigen...?" Er lächelte, hatte wohl selbst viel zu schnell gesprochen und betrachtete den Wolf. Schließlich griff er nach einer Haarsträhne die es bis zu ihm hinüber geschafft hatte, nicht schwierig bei den langen Haaren des Wolfes. Er hob sie leicht an, ohne Zug auszuüben, der Wolf spürte es vermutlich gar nicht. "Haare.", sagte er um Nayantai das Wort näher zu bringen. "Haben alle Wölfe so lange Haare?"
    • Leichtes Fieber war es wohl, das ihn noch plagte, sowie die Schmerzen an seiner Seite, die nicht vergehen würden, bevor der Heilungsprozess der Wunde nicht angefangen und bis zu einem gewissen Maße vollendet war - wenigstens war es keine Krankheit gewesen, die ihn an dieses Bett fesselte, sondern einfach nur verrottendes Fleisch. Hoffnungslos fühlte man sich dennoch erst, wenn man wusste, dass die letzte Stunde in seinem Leben geschlagen hatte, dass die Zeit, die man noch hatte, begrenzt war und dass ein kurzes Nickerchen im tiefen Schnee der Tundra so viel angenehmer war als alles andere, das man zu diesem Zeitpunkt hätte machen können. Starb man jedoch, ließ seinen letzten Atemzug in dieser Welt verlauten, dann war es mit einem endgültig vorbei - dann war es egal, welche Ziele oder Träume man sich gesteckt hatte, welche Ängste man verspürte oder Sorgen man mit sich herumschleppte. Es gab einen nicht mehr, würde einen nie wieder geben - und der eigene Körper würde brennen, lichterloh, bis nur mehr die Asche überblieb, die der Wind schlussendlich verteilte, während all die Personen, die einen jemals gekannt hatten, weiterzogen. Nayantai durchzuckte ein kalter Schauer, sah er doch das leuchtende Feuer für einen Moment, wischte sich das Bild mit seinen Händen aus den Augen. Er atmete erleichtert auf. Nein, er lebte noch - Rain war echt, so wie es seine imaginären Ketten waren.

      "Ah. Entschuldige", murmelte er, wusste er doch schließlich, dass er zu viel und zu schnell geredet hatte - dass es nicht sonderlich sinnvoll war, Rain mit all den Informationen zu überhäufen, die er sowieso nicht verstand. Ach, was gäbe Nayantai nur dafür, wäre Rain ein Welpe und kein Lamm gewesen? Dann hätten sie sich vermutlich auf Anhieb verstanden, doch würde das auch bedeuten, dass der Blonde gar nicht so aussehen würde, dass er nicht hier sein würde, geschweige denn Macht über irgendetwas hatte, das nicht ein Gebiet in Thria war. Dann wäre Nayantai vermutlich wirklich tot. "Ich sehe mir gerne die Sterne an, wenn es dunkel wird", lachte er Nayantai schließlich, wusste aber nicht, wie genau er es erklären sollte. "Licht - Sonne", er deutete nach draußen, war am raten, in welchem Winkel sich die Sonne befand und deutete in deren ungefähre Richtung. "Schatten ... Mond", ergänzte er den Satz. Ein Wolf hatte nie wirklich Freizeit, beziehungsweise gab es wohl nichts, das ein Wolf nicht tun konnte - selbst dann, wenn er die Tätigkeit hasste. "Was?", wollte er wissen, hatte er doch überhaupt nicht verstanden, was zum Teufel 'Spiele' waren und was Rain ihm zeigen wollte - geschweige denn hatten Schafe und Wölfe ähnliche Spiele. "Haare ...", wiederholte er für den jungen Fürstensohn, der sich eine Haarsträhne nahm, bevor Nayantai seinen Kopf in dessen Richtung drehte und ihn dabei ansah. Was wollte er schon damit? "Nein. Normalerweise sind sie ungefähr so lang, oder kürzer", er legte seine Hand an der Mitte seines Oberarmes an und deutete mit dem Zeigefinger nach oben. Seine Haare waren verdammt lang. "Sie stören, wenn sie zu lang sind - aber ich war lange genug eingesperrt."
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    • Nayantai wurde etwas langsamer, erklärte noch einmal, zumindest eine Sache, die er in seiner Freizeit tat. "Sonne - Sonne. Mond - Mond.", ergänzte Rain verstehend in seiner eigenen Sprache. "Sonne, Mond und Sterne...?", fragte er weiter. "Ich sehe mir gerne die Sterne an, du auch? War es das was du meintest? Ich werde dir nachher etwas zeigen, wenn es dunkel wird. Das dauert im Winter ohnehin nicht lange.", lächelte er, aber fürs erste widmete er sich wieder Nayantais langen Haaren, die er immer noch in den Fingern hielt. Anscheinend waren auch die Wölfe so lange Haare nicht gewohnt. Rain hatte selbst lange Haare, für die die Verhätnisse der Schafe zumindest. Die Meisten trugen ihre Haare kurz, Rain weigerte sich sie zu schneiden, versteckte sich gerne etwas dahinter, außerdem mochte er sie so. Sein Vater hatte ebenfalls lange Haare. "Möchtest du deine Haare schneiden? Messer?", fragte er weiter, Nayantai schienen sie ja oft auf die Nerven zu gehen.

      Bevor Nayantai jedoch antworten konnte stand Rain auf, ging zu einem der Kästen die in diesem Zimmer standen hinüber und öffnete es. Er kramte ein wenig darin herum, bis er ein Set Spielkarten fand. Schach wäre wohl zu schwierig, wenn sie sich nicht einmal verständigen konnten. Mit den Karten kam er zurück zum Bett, hielt sie kurz hoch und legte den Stapel dann vor dem Wolf ab. "Spiel.", erklärte er. "Karten um genau zu sein. Damit kann man Vieles anstellen."
    • Wie mit einem Welpen alleine gelassen, so fühlte er sich im Moment - einem Kind, das von der Welt, die es noch nicht kennenlernen konnte, fasziniert war. Aber das spielte keine Rolle - Rain war zu alt, um ein Welpe zu sein, hatte aber keinerlei Qualitäten eines ausgewachsenen Wolfes, außer dessen Körpergröße, vermutlich. Da hörte es dann allerdings auch schon auf, als plagten den Blonden andere Dinge - wusste er überhaupt, wie sich Sonne auf seiner Haut anfühlen sollte, oder war es lediglich durch die Glasscheiben in seinem Steinhaus möglich, die ihn von der echten Welt trennten. "Ja, Sonne, Mond und Sterne", bestätigte er dem neugierigen Kind, das er vor seiner Nase - oder zumindest an seiner Seite - hatte. "Mhm", war die beinahe schon stille Anerkennung des teilweise unverständlichen Satzes, den man wohl oder übel auch missverstehen könnte, wusste man nicht, dass Rain wohl keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, selbst dann, wenn er wollte. Genau so wenig, wie Nayantai es mochte, die Hände an ein Kind zu legen, das im Prinzip nichts Falsches getan hatte, das es zu bestrafen galt, weil es einfach nicht verstanden hatte - es waren Dinge die keiner gerne tat, und doch mussten sie des Öfteren passieren. "Nein, ich glaube, ich lasse sie einfach wachsen - zumindest jetzt. Ich glaube kaum, dass sie mich hier stören würden", denn hier gab es weder Holz zu hacken, noch Wild zu jagen, das er verfolgen musste. Nicht einmal bewegen sollte er sich, zumindest für die nächsten Tage, damit er sich selbst nicht dabei im Weg stand und die Wunde keine all zu schlimme Schmerzen machen würde.

      Die Karten waren ihm nicht neu, aber die Gefängniswärter waren wahrscheinlich auch gelangweilt davon gewesen, einen Haufen wilder Wölfe, die nicht mit ihnen sprechen konnten, in ihren Zellen zu beobachteten, weswegen sie mit diesen gut und gerne an einem kleinen Holztisch spielten. Was, das hatte Nayantai nie herausgefunden, aber er wollte es ehrlich gesagt auch nicht wissen - zumindest nicht von ihnen. "Spiel ... Karten?" Zwei Wörter - eines davon kannte er, aber diese Karten hatten nichts mit einer Weltkarte zu tun, die ihm Rain vor zwei Tagen gezeigt hatte, um ihm zu zeigen, wo genau er sich befand. Nayantais Interesse war allerdings geweckt, weswegen er sich wieder aufsetzte. Die Haare, die sich eben noch über das ganze Bett verteilt hatten, hingen ihm nun strähnenweise in seinem Gesicht. "Was genau?", wollte er gleich wissen. Die Sprachbarriere würde, egal wie einfach das Spiel war, wohl ein Problem darstellen. "Ich habe ... Schafe? ... gesehen die ... ähm. Karten ... benutzt haben", mehr wusste er darüber jedoch nicht, weswegen er den Kopf einfach nur schüttelte und dann wieder zu Rain aufsah, bevor er die Karten erneut anblickte.
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    • Rain lächelte nickend. "Die Haare passen zu dir.", sagte er, als der Wolf entschied sie so zu lassen, doch das Band, das sie zuvor nur schwerlich zügeln konnte, schien bald ganz aufzugeben. Zu viele dunkle, schwere, dicke und lange Haare fielen dem Wolf wie Wasser um die Schultern und das band das er für seine Haare benutzt hatte, war ursprünglich vielleicht gar nicht dafür gemacht gewesen. Zumindest jetzt schien es wie der Rest seiner Kleidung auch eher zu zerfallen. Kurzerhand sah Rain an seiner Kleidung hinunter und löste ein Band, das dazu da war alles zusammen zu halten, jedoch kam seine Kleidung auch gut mit einem weniger aus. Er reichte es dem Wolf lächelnd und deutete mit der anderen Hand auf seine Haare. "Für deine Haare. Wenn sie dich stören.", erklärte er und weil er schon dabei war, krempelte er seinen Ärmel wieder herunter.

      Anschließend blickte er wieder auf die Karten. Er schlüpfte nur mithilfe seiner Füße aus seinen Schuhen, die er meistens trug, wenn er sich im Haus bewegte, damit er keine kalten Füße bekam. Er ließ sie auf den Boden plumpsen, zog seine Beine an und machte es sich auf dem Bett gegenüber Nayantai bequem. Den Kartenstapel der vor ihnen lag nahm er in die Hand, drehte sie so, dass Nayantai sie einmal von hinten sah und dass alle Karten auf dieser Seite gleich aussahen. Dann sortierte er ein paar Karten aus und legte den Stapel auf die Seite. Anschließend legte er die zwanzig übrigen Karten mit dem Gesicht nach oben auf dem Bett auf, so dass Nayantai alle sehen konnte. Eine Reihe war von jeweils einer Farbe und Rain begann diese zu erklären und deutete auf das jeweilige Symbol.
      "Herz, Karo, Pik und Kreuz.", gab er zu verstehen und nahm für die weitere Erklärung die Reihe Herz, ging jede Karte durch, die in jeder Reihe im Grunde gleich aussah, nur mit einer anderen Farbe. "Ass, Zehn, König, Dame, Bube.", erklärte er auch diese, zwei der Wörter kannte der Wolf bereits und Rain dachte, er erklärte auch was die anderen Worte bedeuteten. Er deutete erneut auf die Dame. "Dame... Frau. Wie eine Königin. Frau des Königs.", erklärte er und ging zum Buben über. "Ein Soldat. Kannst du mir folgen? Wir fangen am Besten einfach an. Schritt für Schritt." Er deutete wieder auf das Ass. "Stark." Dann deutete er auf den Buben. "Schwach. Also kämpfen die zwei Karten gegeneinander, dann gewinnt das Ass." Rain sah von den Karten auf, in das Gesicht des Wolfes um zu sehen, ob er verstand und ließ die ersten Informationen erst einmal sacken. "Wenn ich zu schnell bin, dann sag es mir.", lächelte er.
    • Verlegen kratzte sich der Wolf mit seinen Pratzen am Hinterkopf, nahm er doch die folgenden Worte als Kompliment auf - etwas über sein Aussehen, freundliche Worte, die er schon lange nicht mehr hatte hören dürfen, die er eigentlich ganz ausgeblendet hatte, weil jede Schmeichelei, die ihn betraf, auf dasselbe hinauslief: Er war wunderschön anzusehen, so wild wie die Natur selbst, aber seine Persönlichkeit war ihnen ein Dorn im Auge, er war innerlich verdorben, ungenießbar. Nayantai wusste, dass er für die Schafe nicht sonderlich hübsch sein musste, dass er auch unter den Wölfen nur einer von vielen war, die sich seine Merkmale teilten, und dass er vom Leben gezeichneter war als so manch anderer, und doch schaffte es Rain mit einfachen Worten, den Wolf zu überraschen. Wäre er noch ein stolzer Wolf, so glaubte er fast, hätte er dieses Kompliment nie akzeptiert, oder gar das Band, das Rain ihm gab. "Bist du dir wirklich sicher?", fragte er, nahm das Band jedoch an und band es sich probeweise um sein linkes Handgelenk, wollte er doch jetzt, in diesem Moment, seine Haare nicht wieder hochbinden, sondern einen Weg finden mit den Kaskaden, die seine Strähnen darstellten, umzugehen. Alte und schwache Wölfe waren es meist, die zerrüttet aussahen, die nicht mehr viel Leben in sich hatten und dadurch einfach das taten, wozu sie noch fähig waren - und vielleicht würde er endlich aufhören, sich so zu fühlen, wenn er sich weiterhin in der Nähe des Blonden aufhielt.

      Verwirrte Augen folgten fremden Karten und zierlichen Händen, die diese nun einmal auflegten. Was genau Rain von ihm wollte, das war ihm nicht sonderlich klar - aber spätestens dann, wenn er eine einigermaßen verständliche Erklärung erhielt, würde er wohl oder übel bemerken, was genau seitens des Schafes geplant war. Wie schwer konnte ein Kartenspiel auch schon sein? Nicht schwerer als Speerwerfen, oder einen flachen Stein zu finden, den man über den Fluss plätschern lassen wollte - glaubte der Wolf zumindest, dessen einzige Verbindung zu derartigen Spielen das eine Mal in den königlichen Kerkern war, in welchen er die Wachen dabei beobachtet hatte. Wie schlimm konnte es also sein, wenn zwei Holzköpfe verstanden, worum es in so einem Spiel ging? Vermutlich so schlimm, dass er der Erklärung des Blonden überhaupt nicht folgte - geschweige denn irgendetwas von dem Gefasel verstand, dass der Fürstensohn von sich gab. Kopfschüttelnd öffnete der Wolf auch schon seinen Mund. "Ich verstehe kein Wort", drang aus diesem, eher flehend, als wollte er gar nicht wissen, wer sich solche Dinge überhaupt einfallen lassen hatte. War Schafen dermaßen langweilig?
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    • Rain nickte, war sich sicher, er wollte dem Wolf das schenken, zumal es für ihn auch nicht viel Wert war und er dem Wolf auch schon etwas anderes geschenkt hatte. Er sah sich kurz danach um, es hing zumindest nicht mehr am Hals des Wolfes, sondern Rain fand den Talisman auf dem kleinen Tischchen neben dem Bett. Er hatte immer noch nicht ganz verstanden, welche Bedeutung dieses Geschenk gehabt hatte, aber jedenfalls eine Größere, als das simple Band, das er Nayantai überließ. Fast schon wurden seine Wangen rot, weil er ein so unüberlegtes Geschenk gemacht hatte, hätte er einen anderen Wolf vor sich gehabt, hätte er es vielleicht sogar als Beleidigung aufgefasst. Rain widmete sich lieber wieder den karten, statt seiner eigenen Naivität.

      Der Wolf verstand offenbar nicht ganz was passierte und Rain lächelte. Er beschloss nich gleich mit einem echten Spiel anzufangen, sondern dem Wolf zu zeigen wie das Spielen im Prinzip funktionierte. Er nahm alle Karten zusammen, mischte sie mit schnellen Bewegungen einmal ordentlich durch und teilte den Stapel anschließend. Er gab Nayantai verdeckt zehn Karten und sich selbst ebenfalls. "Spiel eine Karte. Suche dir eine aus und leg sie hin." Er nahm seine eigenen Karten auf die Hand, verdeckt, sodass Nayantai nicht sehen konnte, welche Karten er hatte. Er deutete auf Nayantais Karte und dann auf den freien Platz auf dem Laken zwischen ihnen, auf dem die Karten vorhin noch aufgebreitet gelegen hatten. "Eine Karte.", verdeutlichte er. "Eine... nun... Karte ist bei uns zwar dasselbe Wort, aber bei euch vermutlich nicht sehr passend. Wie auch immer... eine Karte."
    • Eine Kette eben jener Art - den Talisman - konnte man eben, aufgrund dessen Farbe, in zwei verschiedenen Lichtern auffassen. Wäre er in einem hellen Blauton, oder ähnlichem, bemalt gewesen, so hätte sich jedweder Wolf für das Geschenk bedankt, das man ihm unabsichtlich gemacht hatte. Aber es waren rote Farbreste, die sich noch an das alte, morsche Holz des Anhängers klammerten - etwas, das wohl keiner gern sah, konnte man doch glauben, es war das Blut des ehemaligen Trägers, frisch und warm, aber dafür war es zu alt und Blut fing an, braun zu werden, trocknete es erst. Nayantai wäre wohl einer der Wenigen, die beschämt den Talisman entgegen nahmen und Rain nicht sofort in sein Gesicht geschlagen, oder sich in ihrer Ehre gekränkt gefühlt hätten - war es doch etwas, das man mit dem Verlobungsring eines Schafes gleichsetzen konnte. Das Band hingegen, das Nayantai nun um sein Handgelenk gewickelt hatte, war ein einfaches Geschenk das einem einfachen Zweck diente, demjenigen etwas zu geben, der schon nicht mehr besaß als die Fetzen, die er am Körper getragen hatte. Der Wolf wusste das Geschenk zu schätzen, spielte den Talisman jedoch ab, wusste, das es wohl nicht die Intention des Schafes gewesen war, ihm so kurz nach dem Betreten dieses Gemäuers einen Heiratsantrag zu machen - und selbst wenn, dann hätte er wohl liebend gerne abgelehnt. Ob Mann hin oder her, welcher Wolf heiratete schon ein Schaf? "Danke."

      Zu behaupten, er war vollkommen interessiert, wäre etwas weit her geholt - stattdessen verfolgten seine Augen das Geschehen vor sich so halb, gerade so, dass er mitbekam, was genau Rain tat, oder ob es wohl etwas gab, das dieser im Schilde führen konnte. Was genau diese Paranoia war, die gut und gerne in ihm aufstieg, wollte er gar nicht erst wissen. Viel lieber beobachtete er die Karten, hörte dem Schaf zu, das vor sich hinredete, als gäbe es kein Morgen mehr. Wohlbefinden, Narben, Geschichten, Karten - wo würden sie wohl ankommen, sobald sie diese Hürde überwunden hatten? Die zehn Karten in der Hand, versuchte er zu verstehen, was dieser von ihm wollte und nahm schlussendlich irgendeine Karte, die er Rain zuvor noch einen Soldaten genannt hatte, bevor er diese auf den Laken legte und dann erwartungsvoll zu dem Lamm vor sich aufsah. "Ich ... ist das richtig?", wollte er wissen. Spielte man dieses Spiel erst, dann würde man wohl herausfinden, wie es funktionierte. Die Spiele der Wölfe hatten kaum Regeln, waren so frei und ungebunden wie diese. "Karten. Aber nicht die Art von Karten? Ich glaube nicht, dass wir ein Wort dafür haben."
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    • Nayantai verstand wohl zumindest was Rain von ihm wollte, legte eine Karte und sah ihn erwartungsvoll an. Rain lächelte und deutete auf sich selbst. "Ich will jetzt diese Karte. Ich bin dran, also..." Er nahm selbst eine Karte aus seiner Hand und legte sie neben die Karte, die der Wolf ausgespielt hatte. Er spielte eine Dame, auf die Farben konzentrierten sie sich im Moment nicht, das würde den Wolf vorerst nur verwirren. "Sie kämpfen jetzt.", erklärte er. "Eine Dame ist stärker als der Soldat... nun zumindest hat sie mehr Macht. Also gehören jetzt beide Karten mir." Rain ließ den Wolf noch einen Moment auf die Karten sehen und nahm schließlich beide Karten an sich, legte sie vorerst offen neben sich ab. "Jetzt lege ich eine Karte und du versuchst sie zu bekommen." Rain nahm eine Karte von seiner Hand und legte sie an die selbe Stelle, an der zuvor der Bube gelegen hatte. Dieses Mal war es ein König. In diesem Fall, wusste Rain genau was der Wolf auf der Hand hatte, also war es wohl ein wenig unfair, aber er spielte auch nicht um zu gewinnen, sondern um dem Wolf das Grundprinzip zu erklären. "Wenn man zwei Karten gewinnt, dann nennt man das übrigens einen Stich.", erklärte er noch, deutete auf seine zwei Karten. "Stich."

      Der Wolf sah nicht so aus, als verstünde er das Spiel, oder den Nutzen. Tatsächlich war ein einfaches Kartenspiel nur Zeitvertreib, Zeit die die Wölfe wohl eher anders nutzten. Es gab natürlich auch Spiele die etwas fordernder waren und das Gedächtnis mehr anregten, aber dem jungen Wolf jetzt die Regeln von Schach beizubringen, war wohl zu schwierig. Obwohl sich auch das Kartenspielen als schwieriger herausstellte, als Rain anfangs gedacht hatte. Der Wolf jedoch war schlau, er würde sicher verstehen, wenn es ihn nicht vorher langweilte.