spellbound. (earinor & akira)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Oft genug hatte man ihm eingebläut, dass er einfach etwas netter sein sollte, dass es die Menschen in seiner Umwelt nicht verdient hatten, von seiner schlechten Laune heruntergezogen zu werden und dass die Idee, stur mit dem Schädel durch die Wand zu wollen, wohl mehr als nur hirnrissig war. Nayantai wusste, dass er soeben einen Fehler gemacht hatte und er bereute ihn spätestens jetzt, nachdem Rain es nicht einmal mehr wirklich schaffte, zu atmen und seine Versuche, ihn zu beruhigen, nicht unbedingt für Besserung sorgten. Rain hatte mehr verdient als das, besseres, und der Wolf versank wieder in Selbstmitleid, verteufelte sich für seine andauernde Dummheit und für die Realisation, die viel zu spät kam. "Kannst du stehen?", fragte er, aber aus Rain's Kehle drang kein Wort und wenn doch, dann so leise, dass es vermutlich dem Fiepen einer Maus glich, die ein riesiger, dummer Wolf nicht hören konnte. Wenn Rain ihn dafür hasste, wenn Rain ihn dafür verantwortlich machte, dass das hier gerade passierte, dann war Nayantai damit einverstanden. Noch immer strich er Rain durch das Haar, versuchte, Normalität in ihrem aus der Bahn gebrachten Leben herzustellen, doch egal, wie er es drehte und wendete, nichts davon half Rain jetzt - und wenn er sich weiterhin selbst belangte, dann konnte ihm auch sein Selbstmitleid gestohlen bleiben.

      "Es wird alles wieder gut, nimm dir Zeit." Nayantai ließ von Rains Haaren ab und ergriff die andere, mit blutigem Dreck beschmierte Hand, die er auch alsbald in sein Hosenbein wischte. Das alles war zu viel für das Lamm - und all das fiel ihm auch erst jetzt auf, weil er ein vermaledeiter Hornochse war. Wieso hatte er sich auf Rain verlassen? Ihm all das in so kurzer Zeit zuzumuten war grenzdebil und Nayantai badete all das gerade aus - seine eigene Dummheit holte sie gerade ein und sowohl er, als auch Rain, schienen nicht in bester Verfassung sein, um damit umzugehen. Wider Willen und ohne richtige Antwort hob der Wolf Rain langsam hoch, so, dass er seine beiden Hände unter dem Hintern des Lammes hatte und Rain den Blick auf die Welt hinter ihnen richten konnte, wenn er den wollte. "Ich suche uns einen Platz, ruh dich aus und mach die Augen zu. Es wird alles wieder besser, ja?", versicherte er ihm noch, bevor er auch schon losstapfte. Der Boden unter ihnen war an einigen Stellen getaut, an anderen komplett schlammig und nachgiebig und Nayantai suchte nach freigelegten Wurzeln der verschiedenen Bäume, die sie umringten, damit er einen einigermaßen festen Untergrund hatte. Es nieselte Blut, als würde es wirklich aus den Wolken fallen und während er sich gegen einen hohen Baum lehnte, setzte er Rain die Kapuze richtig auf und sich selbst auch. "Willst du deinen Kopf in meine Kapuze stecken? Vielleicht rieche ich besser und du kannst atmen ...", schlug er vor, kaum setzte er den Weg fort - unter ihm knirschte es und er sah bewusst nicht nach unten, als die Masse nachgab und er einen Satz zur Seite machen musste; er wollte nicht wissen, was er gerade unter seinen Stiefeln begraben hatte, auch, wenn es offensichtlich war.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain konnte weder sprechen noch stehen und ein weiteres Mal bürdete er Nayantai all die Arbeit auf, obwohl er doch immer noch verletzt war. Im Moment hatte der Wolf kein Fieber, aber die Medikamente waren mit dem Pferd über alle Berge. Rain wollte heir raus, so schnell wie möglich und das wäre wohl einfacher wenn er selbst laufen könnte und wenn sein Körper funktionieren würde wie der eines jeden anderen. Sich weiter in solche Gedanken hinein zu steigern machte es nur schlimmer, aber Rain konnte nicht mehr, er hatte keine Kraft mehr sich alles schön zu reden, diese Situation war furchtbar. Immer wenn er dachte, dass er den Tiefpunkt erreicht hatte wurde es nur noch schlimmer. Nayantais Nähe half zumindest, Rain war sicher, wäre er alleine, dann wäre er schon blau angelaufen und hätte sich zu den vielen Toten in diesem Wald gesellt. Das wollte er nicht, er wollte nicht hier verrotten und von Krähen und Maden gefressen werden. Das Bild des Toten wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Wie sollte er sich beruhigen, wenn der Grund seiner Aufregung nicht verschwand? Er klammerte sich an Nayantai und versuchte krampfhaft an etwas Schönes zu denken.

      Rain konnte nicht widersprechen als Nayantai ihn hochhob und er legte seine Arme um ihn, um sich an ihn zu klammern. Er machte die Augen zu, so wie Nayantai es wollte und presste seine Stirn gegen die Schulter des Wolfes, auch wenn es ihn ebenfalls aufregte, etwas vor seinem Gesicht zu haben. Er hatte das Gefühl so nur noch weniger Luft zu bekommen. Bei jedem Rascheln oder Knacken zuckte Rain zusammen und konnte das Gefühl, dass er zuvor erlebt hatte unter seinem Stiefel fühlen, als wäre er selbst noch einmal auf eine Leiche getreten. Jedes Mal wenn sich sein Atmen ein wenig beruhigt hatte, wurde es nur wieder etwas schlimmer. Schließlich fühlte Rain etwas hartes in seinem Rücken, aber er machte die Augen nicht auf. Er fühlte ein Zupfen und kurz darauf schmiegte er seine Wange an Nayantai und verkroch sich in seiner Kapuze, so wie es ihm angeboten wurde. "... mir... leid...", presste er zwischen den unregelmäßigen Atemstößen hervor. Zumindest hatte er wieder so viel Kraft, dass er sich so fest er konnte an Nayantai klammerte. "Kannst.... du... --- Geschichte...?" Die Worte blieben Rain im Hals stecken, aber er wollte sich auf irgendetwas anderes konzentrieren können als die unheimlichen Geräusche in diesem Wald.
    • "Muss es nicht. Alles ist gut.", versprach er Rain. Nun war er an der Reihe damit, sich verstellen zu müssen und dafür zu sorgen, dass es ihm und Rain wahrhaft gut ging. Nayantai wusste, das Lächeln nicht half, wenn er vor lauter Aufregung keine Sekunde lang an etwas anderes, als die vorherrschende Situation denken konnte. In seinem Kopf war es duster, er malte sich die schlimmsten Dinge aus und fragte sich, wie tief sie beide wohl noch sinken würden, bevor sie Thria wirklich erreichten - denn im Hinterkopf des Wolfes schwirrten schon verdammende Gedanken, die er lieber nicht aussprechen sollte. Konzentrierte er sich lediglich auf Rain und ihr eigentliches Ziel, dann würde er vermutlich weiter kommen, genug Kraft aufwenden können, um sie beide über alle Berge zu bewegen, bevor er selbst vor Erschöpfung zusammenbrach - aber momentan war all das nebensächlich. Tapfer stapfte der Wolf weiter, der immer wieder die Hand hochnahm, um Rain über den Rücken zu streicheln und ihm zu zeigen, dass er noch hier war, dass er wach war und ihn nicht etwa an einem Baum aussetzen würde und ihm dort seinem Schicksal überließ. Nein, so jemand war Nayantai nicht - viel eher gab er Rain sein eigenes Fleisch und Blut und starb für ihn. Finster war nicht nur der Gedanke allein, sondern der Himmel auch - jedes einzelne Mal, wenn Nayantai seinen Blick nach oben schweifen ließ, wurde es dunkler und dunkler, zum einen, weil anscheinend wirklich Regen aufzog und zum anderen, weil es immer später wurde und sie durch den Dickicht eines riesigen Waldes liefen, der wohl oder übel an allen Ecken und Enden mit Tod und Verderben gesäumt war. "Ja.", antwortete er schmunzelnd und sah sich weiterhin nach einer Höhle oder einem desertiertem Zelt, oder aber einem entwurzelten Baum um, der ihnen Schutz für die aufkommende Nacht bieten würde.

      Weit kämen sie heute nicht mehr und Nayantai bezweifelte, dass er es schaffte, sie vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Leichenwald zu retten, der sie umringte und nicht mehr loszulassen schien. "Als ich klein war ...", fing Nayantai plötzlich an. "Hat mein Vater mir immer komische Märchen erzählt, die kein anderer Wolf kannte - nicht einmal meine Mutter. Es waren einmal zwei Hasen ...", setzte er fort und erzählte Rain im Detail von einer adrestianischen Kindergeschichte, die er wohl als solche nicht erkannt hatte und auch zuvor nie angeschnitten hatte. Der einzige Vorteil, den er hatte, war, dass der Schlamm die Sohlen seiner Stiefel mit stinkendem Blut und Dreck besudelte, der im Schnee Spuren hinterließ - sie liefen nicht im Kreis, aber ihr Weg schien endlos, endlos genug, um eine Geschichte fertig zu erzählen und eine andere zu beginnen; dieses Mal beruhte sie auf wahren Begebenheiten, auf Nayantai's Mutter und den Ärger, der sich der junge Prinz erlaubte, bevor sein Leben auf dem Kopf stand. Plötzlich erzählte er Rain von seiner Kindheit, von Schneeballschlacht und von Schneemännern, die zu Eis wurden, von der verlorenen Krone an seine Brüder, von Khasar, von Tei, von Muhan und Shuren, von so vielem mehr - auch von dem dürren Gras in der Mitte des Landes, von den Kindern, auf die er aufpasste und von seiner ersten, erfolgreichen Jagd, aber nicht von dem Krieg, oder dem Leid, das ihm widerfuhr, und währenddessen stapfte er vorwärts, bis es um sie herum düsterer wurde und die Konturen des Waldes um sie herum erschwärzten, bis Nayantai das Lamm nicht mehr tragen konnte und seine Beine sich anfühlten, als stünden sie in Flammen - bis er einen getürmten Baum fand, der mit gut riechendem Moos bewachsen war und dessen Wurzeln guten Schutz gegen den blutigen Regen boten. Nayantai entledigte sich einer zweiten Schicht Kleidung, die er für Rain auf den verschneiten Boden legte, nachdem er ihn kurz auf zwei Beine gestellt hat. "Lass mich ein Feuer machen und einen Schneewall bauen.", erklärte er knapp, bevor er ein paar der trockenen Wurzeln von dem umgefallenen Baum abbrach.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain fühlte sich furchtbar, jetzt verlangte er auch noch von Nayantai, dass er seinen Atem verschwendete, aber seine Stimme zu hören und sich bildlich vorzustellen, was er erzählte half Rain sich zu beruhigen. Er keuchte eine ganze Weile lang weiter, aber es wurde besser, sein Herz raste weniger und damit bekam er auch wieder besser Luft, auch wenn diese immer noch bestialisch stank. Nayantai und Rain waren beide schmutzig, sie waren beide in das Blut gefallen, waren vermutlich von oben bis unten Rot, nicht nur davon, aber auch wegen des Regens der aufgezogen war. Rain konnte nicht behaupten, dass Nayantai sonderlich gut roch, aber als er wieder besser Luft bekam vergrub er seine Nase in Nayantais Nacken, der zumindest neben Schweiß auch nach ihm roch, nach Freiheit, Schnee und Holz. Rain versuchte diesen Geruch aus allem anderen heraus zu filtern und sich darauf zu konzentrieren, während er sich gleichzeitig auf die Geschichte stützte die Nayantai ihm erzählte. Der Regen ließ Rain hoffen, dass sie ein wenig sauberer wurden, aber er drückte den geruch nicht auf den Waldboden wie Regen es tun sollte, zumindest hatte er das auf der bisherigen Reise gelernt. Trotzdem half das Prasseln das der Regen verursachte wenn er auf das Blätterdach stürzte. Es verdeckte das matschige, knackende und saugende Geräusch das Nayantais Stiefel machten und Rains Fuß unangenehm kribbeln ließ.

      Rain hatte sich viel zu lange nicht unter Kontrolle, er hörte viel zu vielen Geschichten zu, die er anfangs sogar kannte. Es freute ihn aber sogar mehr, als er über Nayantais Leben erfuhr. Über seine Familie und seine Freunde, über die Zeiten als er verliebt war und sein Leben noch nicht von Schmerz begleitet wurde. Die Krähen wurden nicht leiser, aber der Wald wirkte allgemein stiller und schließlich wurde Rain auf den Boden gestellt. Es ging ihm wieder gut genug um stehen zu bleiben, aber er machte die Augen nicht auf und als er Nayantai nicht mehr spürte, bekam er kurz erneut Panik. "K...kann ich... die Augen öffnen...?", fragte er vorsichtig. Gänzliche Dunkelheit war in ordnung gewesen, solange er sich an Nayantai klammern konnte, aber jetzt stand er einfach nur da, mit nichts woran er sich festhalten konnte, unsicher, ober der Boden nicht gerade näher kam, oder ob er immer noch fest am Boden stand. Er hörte Rascheln und Knacken, nahe und erklärte sich selbst, dass Nayantai ihr Feuer vorbereitete. Wenigstens das konnten sie hier draußen an machen. "Ich hätte dich mich nicht so lange tragen lassen sollen... es tut mir Leid..." Warum hatte er auch seine Augen aufgemacht? "Ab jetzt werde ich immer auf dich hören... versprochen...", schluchzte er, nur um zu merken, dass der Ärmel mit dem er die Tränen weg wischen wollte nass war.
    • Die morschen Wurzeln des alten Baumes rankten in alle Himmelsrichtungen, verteilten sich und boten ihnen Schutz - Nayantai war sich nicht sicher, ob der Baum in seiner ungewohnten Schräglage weiter wuchs, aber das Moos, das sich auf ihm verteilte und die Leichtigkeit, mit der er das einigermaßen trockene Holz mit bloßen Händen abbrechen konnte, verriet ihm zumindest, dass diese Seite des Baumes so gut wie tot war. “Ja, hier gibt es nichts zu sehen. Ich bin hinter dir, vor dir liegt mein Gewand, falls du dich hinsetzen willst.”, bemerkte der Wolf mit einem leichten Gelächter in seiner Stimme - er meinte es nur gut und er verstellte sich in diesem Moment auch nicht, denn, er hatte etwas realisiert. Sie hatten die thrianische Grenze überquert, was hieß, sie waren in seiner Heimat - und Nayantai wusste all das nur, weil die Kannibalen im Endeffekt dumm genug waren, ihr Revier auszustecken und die Landesgrenze mit altbekannten Methoden zu markieren. Der Wolf riss, neben splittrigen Ästen, etwas Moos und ein paar Flechten von dem Baum, unsanft, als würde er nicht mehr die Kraft haben, auf seine Motorik zu achten oder aber seinem Frust freien Lauf lassen, bevor er vor Rain zu Boden sank und mit einer Hand eine kleine Kuhle grub, in der er seine Funde legte.

      “Ich habe gute Neuigkeiten und schlechte Neuigkeiten … bist du durstig?”, fragte er ungeniert. Sie konnten den Schnee hier definitiv essen, es regnete kein Blut und er war auch nicht gefleckt wie der Rest des Waldes, ganz im Gegenteil - dieser Ort schien sicher zu sein, wenn auch kalt und verschneit, aber er war besser als alles andere, das dieser Wald für die Nacht anbot. Der Schnee zu ihren Füßen schien hoch genug, dass der Boden darunter - und jedes etwaige Skelett - definitiv gefroren war. Er trödelte nicht lange herum, bevor er anfing, zwei der Stöcke aneinander zu reiben, bis sie zu qualmen begangen und er durch bloßes Pusten eine kleine, aber heller werdende Flamme erzeugte, die sich knisternd und zischend and den restlichen Wurzeln und dem Moos nährte, das Nayantai an sie verfütterte. “Rain, schau mich an. Mir geht es gut. Ich habe dir zu viel aufgehalst, du brauchst eine Pause - und außerdem sind wir schon in Thria, das ist Grund zu feiern!”, lachte der Wolf freudig, der das Lamm in seine Arme schloss und sich mit ihm auf das Oberteil setzte, das sie davor beschützen sollte, noch nässer zu werden. Ein spähender Blick fiel in den Wald hinaus und über sie, aber hier baumelten keine Leichen, zumindest momentan nicht - lediglich die Sterne bahnten sich durch die karg beblätterten Baumkronen. “Komm her.”, wisperte er, als er Rain wieder gegen seine Brust drückte und ihm über den Hinterkopf streichelte. “Fast geschafft, alles wird gut. Du darfst so viel weinen, wie du möchtest!”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Als Rain erlaubt wurde seine Augen wieder zu öffnen tat er das vorsichtig. Es war bereits ziemlich dunkel, noch nicht gänzlich aber scheinbar bald, dementsprechend wenig sah er. Wenigstens konnte Nayantai wieder lachen, das war schön, vielleicht hatten ihn die Geschichten seiner Jugend ja selbst aufgeheitert. Rain sah sich zögernd um, um zu sehen was Nayantai da machte. Geduld schien er keine mehr zu haben und Rain wollte ihm nicht im Weg sein. genauso wenig wollte er Nayantais Kleidung noch schmutziger und nasser werden lassen, nachdem er schon seinen Mantel bekommen hatte. Zögernd blieb Rain also stehen und versuchte nicht auf seine schmutzigen Hände oder die Kleidung zu blicken die voller Blut war. Nayantai grub inzwischen ein Loch inmitten dieses... was war es eigentlich? Ein großer umgefallener Baum? Danach sah es aus, aber Rain sah sich lieber nicht zu viel um, er wollte nichts sehen, das er nicht sehen sollte, er bezweifelte schon jetzt, dass er diese Nacht auch nur ein Auge zu machen konnte, obwohl er sich definitiv ausruhen sollte. Sie mussten morgen weiter und Rain musste auch ein Stück selbst laufen können. Hoffentlich ging es Nayantai am nächsten Tag nicht wieder schlechter.

      "N-Neuigkeiten...?", fragte Rain langsam nach. Gute Neuigkeiten konnte er definitiv gebrauchen. Er seufzte, aber hauptsächlich wegen sich selbst, er sollte sich nicht wie ein Kind aufführen und sich am Riemen reißen, also drängte er seine Tränen zurück, ohne sich noch einmal mit dem besudelten Ärmel über sein Gesicht zu wischen. Am Liebsten hätte er sein Gesicht in den Schnee hier gesteckt, auch wenn es kalt war. Rain sah Nayantai dabei zu wie er ein Feuer machte, anders als er es ihm gezeigt hatte und dann sah er ihn an. Sie hatten nun etwas mehr Licht, aber das war nicht unbedingt hilfreich wenn sie beide von Kopf bis Fuß von rotem Regen benetzt waren. Es war nicht Nayantais Blut und dennoch... Rain wurde auf den Boden gezogen, nun war auch dieses Kleidungsstück ruiniert, aber das Feuer war angenehm warm und Nayantai ebenso. "Feiern...?", fragte Rain, womit war die Frage. Er wurde an Nayantais Brust gezogen die zum Glück verschont geblieben war, aber er wusste gar nicht wohin er seine drecken Hände packen sollte. "N-Nein... es geht wieder, ich..." Rain biss sich auf die Lippe und dann kam ihm eine richtig dumme Idee. "Nayantai? Wir sollten feiern...", beschloss er wenn auch etwas zögerlich. "Können wir uns einfach vorstellen, dass wir das tun...? Was möchtest du auf deiner Feier? Ein Ferkel, das über dem Feuer grillt?" Rain richtete seinen Blick nach oben zu seinem Wolf, es war eine dumme Idee.
    • Das Feuer knisterte neben ihnen, wurde größer und nährte sich an der Nahrung, die ihm geboten wurde, während die züngelnden Flammen furchterregend zischten, wenn sie nur für einen Augenblick zu nah an den eiskalten Schnee herantraten, der sie gefangen hielt und dazu verdammte, in einem holprigen Kreis zu wachsen - in einer seichten Kuhle, die ein müder Mann ausgehoben hatte, der sich seiner prekären Lage ohne weiteres bewusst war. “Ja, ein paar Stunden noch, wenn wir morgen weitergehen. Dann verlassen wir auch diesen stinkenden Sumpf.”, erklärte er Rain. Seine erschöpften Augen folgten den orangen Flammen, die sie vor ihnen darboten - er war froh über die Wärme und Rains Gesellschaft. Allgemein schien Nayantai besser gelaunt als noch vorhin, besser vorbereitet auf die Hürden, die ihnen noch bevorstanden und doch noch etwas belämmert darüber, dass ihnen beiden nichts anderes übrig blieb, als die nächsten Tage ohne Nahrung zu überleben. Er lehnte sich nach vorne und griff nach einer Faust voll Schnee, mit der er sich die Finger wusch, bevor er noch eine machte und sie Rain übergab - er half ihm sogar gründlichst alles von seinen Fingern zu putzen, bevor er den zweiten, in rot getränkten Schneeball davon warf - in die tiefen des düsteren Waldes - und sich dann verrenkte, um das Feuer mit etwas mehr Moos zu füttern.

      “Du solltest etwas trinken, und außerdem solltest du dich ausruhen. Ich bin die Kälte gewohnt und der Schnee ist perfekt, um die Wunde zu kühlen!” Vielleicht brauchten sie keine Medikamente, die sein Fieber senkten, wenn gar keines aufkeimte. Aber wie unterband man auch eine natürliche Reaktion des eigenen Körpers, die wichtig und vermutlich auch richtig war? Mit genug Dummheit. “Ja, Rain? Wir sollten.”, lachte er. Lieber hätte er Rain thrianischen Alkohol angeboten und Essen, dass seinen Magen füllte - keine leeren Wahnvorstellungen, die nur zwei sterbende Menschen an einem übel riechendem Ort haben konnten, weil sie gerade nichts besseres hatten mit dem sie sich beschäftigen konnte. “Ich könnte ein ganzes Pferd essen, wenn ich ehrlich bin … aber die sind nützlicher, wenn sie lebendig sind. Hm, ein Ferkel reicht, aber ich gebe mich auch mit einem riesigen Topf Rübensuppe und etwas Reis zufrieden!”, kicherte er zufrieden, bevor er Rain ein kleines Stück Moos, das an seinem Finger klebte, gegen die Nase drückte. “Riecht nach normalem Wald.”, bemerkte er glücklich, als er Rain an sich heranzog und schmunzeln musste. Es war ruhig hier draußen und sein Zuhause rückte in greifbare Nähe - sie konnten offene, bewohnte Wege benutzen und mussten nicht mehr hungern, sie würden wieder gesund werden! “Rain, ich liebe dich.”, nuschelte er gen Flammen. “Hier ist nichts, aber sieh dir die Sterne an!”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Ein paar Stunden bis sie diesen furchtbaren ort verlassen würden? Das hörte sich sehr gut an. Rain wusste, dass sie danach noch lange nicht in Sicherheit waren und sie erst einmal ein Stückchen Zivilisation im Reich der Wölfe finden mussten, aber darüber wollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Ein Schritt nach dem Anderen, ein Ziel vor Augen zu haben war gut und Rain würde sich bemühen selbst zu gehen. Er würde sich einfach an Nayantai klammern und die Augen geschlossen halten. Rain sah neugierig zu was Nayantai als nächstes tat, als er nach dem weißen Schnee griff und ihn in seinen Händen rieb bis er ein wenig schmolz und das Blut von Nayantais Händen aufsog. Anschließend half Nayantai Rain dabei dasselbe zu tun. Seine Hände waren ohnehin kalt wie der Schnee selbst, vielleicht sogar ein wenig bläulich an den Spitzen, aber er freute sich ein wenig sauberer zu werden. Während Nayantai den Schneeball weg warf, hielt Rain seine Hände nahe an das Feuer um sie aufzuwärmen. Der Temperaturunterschied schmerzte ein bisschen, aber das ging schnell vorbei. Es war nur schade, dass er sich nicht überall gleichmäßig aufwärmen konnte.

      "Mh... Ich bin müde, aber ich glaube nicht, dass ich schlafen kann... du solltest dich auch ausruhen... hier... wird uns doch nichts passieren, richtig?", fragte Rain. Sie sollten beide versuchen zu schlafen, damit sie morgen weiter gehen konnten. Essen hatten sie keines das sie stärken konnte, aber zumindest Wasser, in gewisser weise und nachdem Nayantai Rain erneut aufgefordert hatte etwas zu trinken, griff er zögerlich selbst nach ein bisschen Schnee, den er sich in seinen Mund schob und einige Zeit dort beließ, damit die eiskalte Flüssigkeit nicht seinen schmerzenden Hals hinunter lief. "Schmeckt ein wenig nach... Erde, aber auch... hm..." Er konnte es nicht beschreiben und er wusste nicht ob Schnee immer so schmeckte, aber es war nicht schlecht, auch wenn es kaum mit echten Gerichten zu vergleichen war. Vielleicht konnten sie ein Ferkel aus dem Schnee bauen, für ihr kleines Fest. Nayantai lachte und es ließ Rain ein wenig lächeln. Sie beide waren erschöpft, hungrig und krank, an etwas Schönes zu denken half allerdings. "Ein Tee wäre gut... aber zu einem fest gehört ein wenig Alkohol. Wein? Oder was trinkt ihr in Thria?", fragte er und bekam kurz darauf etwas Moos ins Gesicht gedrückt, das tatsächlich nach Erde und nassem Holz roch und nicht nach Verwesung. Wenn sie sich auf dem Moos betteten, dann war es vielleicht erträglich. "Ich liebe dich auch...", erwiderte er schließlich und hob dann seinen Kopf, nachdem Nayantai Entwarnung gab. Da waren tatsächlich Sterne, sie wollten sie sich ohnehin ansehen. "Wenn wir ein fest in Fhaergus hätten... dann hätte ich mich mit dir hinaus geschlichen, nachdem ich allen Hallo gesagt habe. Dann hätten wir uns in den garten legen können um die Sterne zu betrachten...", murmelte Rain und drückte Nayantai anschließend sanft nach hinten, damit sie sich beide hinlegen und die Sterne betrachten konnten.
    • Die Sterne glitzernden fernab von ihnen und wirkten auch von hier unten greller als sonst - Nayantai mochte das wärmende Feuer, das sie beide augenscheinlich beschützte, das ihnen wohlverdiente Wärme spendete, und er mochte den Gedanken, endlich Zweisamkeit mit Rain genießen zu können, ohne an ihre Verfolger zu denken. Diese schienen Schnee von gestern und aus dem Kopf des Wolfes verbannt, weil sie ihnen theoretisch auch gar nicht so weit hinterher rannten. Zumindest wollte er das glauben, und doch war er sich nicht sicher, ob all das so stimmte - die Wahrheit lag fernab jedweden Unsinns, so viel war Nayantai auch klar, und dennoch zogen ihn sowohl die Flammen an, als wäre er eine lichthungrige Motte und die Sterne, als wollte er sich an etwas sattsehen, das er schon viel zu lange misste und das sich auch außerhalb seiner Heimat kaum änderte. Wie ein Fluch war es, der auf ihm ruhte - egal wohin er ging, dunkle Gedanken verfolgten ihn. "Hier passiert uns gar nichts, und ... wir sollten zumindest versuchen, zu schlafen. Ich bleibe wach, bist du einschlafen kannst, du darfst dich sogar auf mich legen, wenn das bequemer ist.", scherzte der Wolf, aber irgendwie meinte er es auch gänzlich ernst. Rain hatte eine Verschnaufpause verdient und sie beide konnten eine brauchen - seine Füße schmerzten und er war sich sicher, dass es dem Lamm kaum besser erging.

      "Besser Erde als alles andere.", lachte er und tat es Rain gleich, während er sich allerdings schöneren Schnee herauspickte und Rain noch mehr anbot, damit sie zumindest keinen trockenen Hals mehr hatten. Wenn er Glück hatte, dann konnten sie sich, sobald sie den Wald verließen, eventuell einen Korb aus trockenen Gräsern flechten - vorausgesetzt sie fanden welche - und jemanden in der erstbesten Siedlung nach einem neuen Pferd und Proviant bitten, sowie medizinischer Versorgung und einem warmen Bad, das beide definitiv nötig hatten. "Wenn ich die richtigen Kräuter finde, dann koche ich dir morgen Tee! Und, uhm, naja ... keine Ahnung, fermentierte Dinge?" Nayantai hatte sich nie sonderlich für die Herstellung von Alkohol interessiert, aber die schweren, bäuchigen Tontöpfe sahen immer wieder interessant aus, wenn sie jemand anschleppte. Wie war das noch gleich? Schmeckte ihm das Zeug überhaupt noch? Nayantai wusste es nicht, aber er ergötzte sich soeben an Schnee und dem Anblick der Sterne, als er endlich locker ließ und sich zurücklehnte, wie Rain es von ihm wollte. Er hatte recht, der umgefallene Baum bot ihnen beiden genug Schutz und die Unterseite war trocken genug, um sich dagegen zu lehnen. "Für immer und ewig?", hinterfragte er noch und klang dabei etwas scheu. "Das wäre schön ... Feste in Thria sind laut und imposant, voll mit Alkohol und Geschreie, bis tief in die Nacht hinein, je nach Anlass. Vielleicht kann ich mich in Zukunft mit dir davonschleichen!", lachte er zufrieden, als er seinen Arm um Rain legte. "Gibt es irgendwas, das du essen willst, wenn wir Zuhause sind?"
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain kuschelte sich so eng er konnte an Nayantao und legte seinen Kopf auf seiner Schulter ab während er weiter in den Himmel blickte. Das Feuer wärmte ihn nicht gänzlich, aber zumindest Nayantai strahlte Wärme aus. Er hätte gerne eine Decke gehabt, aber auf die musste er heute wohl verzichten. Es war in Ordnung, alles würde irgendwie wieder gut werden. Gerne stellte Rain sich vor, dass sie statt in einem furchteinflößenden Wald in seinem Bett ware, von weichen Polstern und zahllosen Decken umgeben. Nayantai würde sich nur beschweren wie heiß es war, einerseits weil es wohl stimmte und andererseits, weil er einen Grund wollte das kratzige und enge adrestianische Hemd los zu werden. Rain kicherte bei dem Gedanken. Sein Körper tat schon so lange weh, dass Rain es in diesem Moment gar nicht mehr spürte, oder aber die Kälte verdrängte jeglichen Schmerz. Vielleicht war er auch einfach zu müde, er wusste nicht woran es lag, er wollte nicht über irgendetwas negatives nachdenken. "Nein nein, das musst du nicht. Wirklich.", erklärte Rain bestimmt. Nayantai durfte die Augen schließen, solange er Rain weiter fest hielt. "Ist dir kalt...?", wollte er trotzdem wissen, nachdem Nayantai so viel seiner Kleidung gespendet hatte. Im Endeffekt öffnete Rain den Mantel der viel zu groß für ihn war und legte ihn auch über Nayantais Körper.

      Auch wenn sie sich mittlerweile hingelegt hatten naschten sie beide am Schnee, als hätten sie tatsächlich ein Festmahl vor sich. Rain ließ sich Zeit, er glaubte gehört zu haben, dass Schnee zu essen nicht gut war für adrestianische Mägen, Wölfen war das vermutlich gleich. "Du musst dir keine Mühe machen...", lächelte Rain und wollte Nayantai nicht extra darauf hinweisen, dass sie kein Behältnis mehr hatten in dem sie irgendetwas kochen konnten, sonst hätte sich Rain vermutlich schon jetzt etwas Schnee geschmolzen. "Ich habe noch nie Alkohol getrunken...", gab er dann zu. Die feste die in Fhaergus veranstaltet wurden hörten auf lange bevor Rain alt genug war und warum hätte er je alleine trinken sollen? Die Hand des Blonden fand ihren Weg zu einer dunklen Strähne von Nayantais Haar, die er um seinen Finger zwirbelte. "Ja. Ich will für immer bei dir bleiben.", erklärte Rain zum ersten Mal ohne zögern. Er wollte Nayantai nicht mehr teilen und ihn auch nicht gehen lassen. "Du solltest mir das Fest zumindest ein bisschen zeigen.", schmunzelte Rain der sich in ihren Fantasien verlor, nur damit er einmal Ruhe hatte. "Hm...", überlegte er dann und seufzte anschließend. "Mir fallen nur Dinge ein, die es in Thria vermutlich nicht gibt, aber vielleicht schmecken mir ja eure Gerichte ohnehin besser. Ich hätte gerne ein paar Kekse... oder aber einen Apfel. Nein! Eigentlich, und damit kannst du auch dienen, ein paar heiße Kartoffeln!"
    • Thria war kein Meilenstein mehr, der mit jeder erdenklichen Sekunde in weitere Ferne rückte - Thria war ein erreichtes Ziel, auf das sie trotz ihrer aussichtslosen Lage, stolz sein konnten. Nayantai hatte nicht viel dagegen, auf heiligem und heimatlichem Boden zu sterben, aber nicht hier, nicht heute und auch nicht ohne Rain, der es verdiente, ein besseres Leben zu erreichen. Idiotisch war es, wenn er daran glaubte, dass sich seine Situation im Handumdrehen ändern konnte und doch wahr - so wahr, wie die glitzernden Sterne, von denen er heute Nacht wohl doppelt so viele sah, als er eigentlich sollte. “Ich will und außerdem sollten wir uns etwas Zeit für uns selbst nehmen, immerhin rennt uns hier draußen keiner nach.”, erklärte Nayantai ihm, als wäre es keine Mutmaßung, die er aufstellte, weil er alles schlimme vergessen wollte, sondern ein Fakt, den er ihnen beiden ins Gedächtnis rufen musste, damit die Realisation überhaupt erst Einzug in ihren Köpfen hielt. Sein warmer Atem formte kleine Wölkchen, die nach oben stiegen und von der leichten Brise, die im Wald vorzuherrschen schien, in alle Himmelsrichtungen zerstoben wurde. Mit einem Lächeln sah er plötzlich auf Rain herab, der seinen Kopf auf seiner Schulter ablegte - der Blonde war ziemlich niedlich, das musste er ihm lassen. “Kalt? Nein, nicht wi- … danke.”, murmelte er mit einem sanften Lächeln, als Rain sie beide in seinen beinahe schon riesigen Mantel hüllte. Nayantai zog ihn enger um sie, damit es leichter war, die Wärme zu speichern - und er näher an Rain sein konnte.

      “Hör auf, für dich mache ich mir gern Mühe!” Wenn Nayantai es nicht gewesen wäre, vielleicht hätte Rain in Fhaergus dann noch seine Ruhe - vielleicht hätten sie sich nie getroffen, nie Gefühle füreinander empfunden und sich nie dazu entschieden, nach Thria zu kommen. Der Wolf genoss die Zweisamkeit, trotz der Tatsache, dass die sich nicht gerade am besten Ort der Welt befanden, um einen schönen Abend miteinander zu haben. “Noch nie? Ich meine, du verpasst auch nicht viel. Alkohol schmeckt nicht gerade, naja, unbedingt gut?”, lachte Nayantai und dachte an die Tonkrüge, die für Rain zu groß waren, um sie mit einer Hand zu halten und die seichten, geschwungenen Schüsseln, aus denen sie tranken, wenn es etwas zu feiern gab. Vereinzelte Rangeleien waren normal und wenn Nayantai darüber nachdachte, dann konnte er - alleine bei einem kurzen Kontrollblick in die orangenen Flammen vor ihnen, jubelnde und feiernde Thrianer aus seinen Erinnerungen hören, die freudig um ein riesiges, tosendes Feuer inmitten ihrer Siedlung tanzten und festive Bemalungen zur Schau stellten. “Das heißt, du heiratest mich?”, fragte der Wolf neckend, als wollte er gerade eine Kostprobe dessen haben, was ihm sein Leben lang verwehrt blieb - Liebe, oder eher eine Ehe. Eben jenes Bündnis mit Rain einzugehen wäre vielleicht ein Fehler, nicht aber, weil keiner von ihnen wollte, sondern eher, weil es sein Leben lang ein böses Omen war, das in Blut getränkt war - so, wie seine Liebe es zu sein schien. “Ringsherum um ein Feuer tanzen und Alkohol trinken, ich glaube, das kannst selbst du … da fällt mir ein, habt ihr in Adrestia Feuerwerke?”, hinterfragte er plötzlich aufgeregt, wohlwissend, dass er nie einen einzigen, derartigen Knall in Adrestia gehört hatte. Er vermisste Thria, und als er wieder gebannt auf die Sterne starrte, dachte er sich die zerstobenen, knisternden Lichter dazu, die nur für einen Moment lebten. “Heiße Kartoffeln? Du kriegst alle Kartoffeln, die du haben willst! Alle!”, lachte Nayantai zufrieden. “Jetzt will ich auch welche … hm, vielleicht finden wir morgen welche! Dann rösten wir sie auf einem Stock!” Unwahrscheinlich, aber wieso nicht? Die Hoffnung starb zuletzt. Nayantai schmiegte sich an Rain und legte seinen eigenen Kopf auf den des Lammes. “Und in Thria besorgen wir dir die beste Kleidung, die du jemals getragen hast.”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain wollte nicht unbedingt, dass Nayantai sich extra wach hielt, nur weil Rain kein Auge zu tun konnte. Er glaubte nicht daran schlafen zu können und er war gerade auch kein Fan von Stille. Auch wenn dieser geschützte Ort den Nayantai gefunden hatte nicht durchtränkt war von Blut, wusste Rain trotzdem wo er sich befand. Er lauschte lieber Nayantais Stimme und dem verbrennenden Holz, als auf den Wind und die Krähen, die sie beide eventuell schon als ihre nächste Mahlzeit ansahen. "Ich glaube auch nicht, dass uns jemand hier herein folgen würde...", murmelte Rain, er konnte es sich nicht vorstellen und wenn überhaupt, dann dachten ihre Verfolger bestimmt sie hätten einen Weg um diesen schrecklichen Ort herum gesucht. "Nayantai... du musst nicht immer so tun, als fehlte dir an nichts.", mahnte Rain den Wolf. Es war kein Problem den Mantel zu teilen. Rain wurde sowieso hauptsächlich warm, weil er in der Nähe des Wolfes war, die Luft unter dem Mantel konnte Rain selbst nicht aufwärmen. Wenn Rain darüber nachdachte, dann taten seine Hände weh und er suchte nach Nayantais um sich aufzuwärmen. Ob er noch Fieber hatte? Hoffentlich nicht und hoffentlich hatte der blutige Regen sich nicht durch Nayantais Verband gefressen.

      "Warum trinken die Leute ihn dann?", wollte Rain fast schon etwas verwirrt wissen, obwohl er auch selbst wusste, dass diese Getränke eine Wirkung auf Leute hatte. Es machte sie gesprächiger, vielleicht etwas lustiger,... nicht, dass Rain jemals jemanden trinken gesehen hatte. Manchmal tranken die Soldaten etwas nach ihrer Schicht, aber nicht in Rains Nähe. Rains Großeltern tranken gerne Wein, aber in Maßen, beim Essen und sonst nicht. Rains Mutter hatte eigentlich nie getrunken und seinen Vater hatte er dabei auch nie beobachten können. Die meiste Zeit hatte er mit Rains Mutter verbracht, bis sie darauf bestanden hatte, ihren Sohn nicht links liegen zu lassen und dann ist der Fürst von Fhaergus meist in die Berge verschwunden. Vielleicht hatte er dort getrunken. "Huh?", rief Rain plötzlich aus, dann zauberte sich aber ein Lächeln auf sein Gesicht. "Du bist derjenige der noch ein Verlobungsgeschenk schuldig ist..." Rain würde Nayantai heiraten, wenn er das denn wollte. Er wollte niemand anderen und sein Land hatte er verloren, er hatte also keine Verantwortung mehr zu tragen und wenn es für Nayantais Volk in Ordnung war, warum sollte er ablehnen? "Ich glaube nicht, dass ich mit adrestianischen Tänzen sehr weit komme... ob wir was haben?" Das Wort kannte Rain nicht. "Ich glaube mit zwei Stück wäre ich schon zufrieden.", kicherte Rain. Die ganze Reise über hatten sie kein Glück gehabt Nahrung zu finden... aber wieso sollte sich das nicht ändern? Rain schloss die Augen und kuschelte sich enger an den Wolf. "Und du? Was wünscht du dir zu essen?"
    • Die alten Geschichten, die sich um den Wald rankten, waren Stoff, aus dem Albträume gemacht wurden - es roch tatsächlich nach Tod und Verderben und die Schafe konnten auf Tuchfühlung gehen, wenn sie es denn wollten. Mehr als ein Mahnmal schien dieser Ort in seiner Umsetzung jedoch nicht und auch dem gefallenen Kronprinzen der Thrianer war bewusst, dass es sich hier nicht um seine eigenen Artgenossen handelte, die diese Gegend förmlich säumten - es waren Schafe, vermutlich hunderte oder gar tausende von ihnen, die aus ihren Dörfern verschleppt und von denjenigen gefressen wurden, von denen ihnen ihre Großeltern schon Schauergeschichten erzählten. Anscheinend gab es mit fehlender Nahrungsknappheit jedoch eine Kehrtwende in dem Verhalten ihrer Peiniger, die ihre kaum angenagten Leichen der Natur überließen - etwas, das in diesem Gebiet wohl fatal war und den Verwesungsprozess über Jahre hinauszögerte. Nayantai wollte nicht länger daran denken und ergriff die eiskalten Hände Rains stattdessen, formte um sie herum eine Kuhle mit seinen eigenen, viel größeren Klauen, und blies durch eine kleine Öffnung warme Luft, bevor er Rains gegen die seinen rieb. “Wenn schon, dann haben wir noch immer einen Vorteil: Wir wissen, wo der Boden matschig ist. Und sie tragen viel schwerere Kleidung.”, lachte der Wolf beherzt, als er sich ein paar Hornochsen, gehüllt in Blech, dabei vorstellte, wie sie alle nach der Reihe ausrutschten und etwas von dem roten Schlamm abbekamen.

      “Ich weiß, ich weiß. Die Temperaturen hier sind für mich aber ziemlich sommerlich, wenn ich ehrlich bin … das war in Fhaergus schlimmer, da war es wärmer.”, bekundete der Wolf seinen Unmut über die Temperaturen, die vermutlich etwas mehr als zehn Grad betragen hatten und für Rain noch immer bitterkalt wirkten. Die Gegend, aus der der Wolf eigentlich kam, war ein einziger Eiszapfen und Rain war, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht gefasst darauf. “Damit sie Spaß haben. Und weil ich manchmal Ablenkung brauche.”, gestand der Wolf, der plötzlich nach Rains Hand griff und sie fest in der seinen hielt. Es war nichts passiert, hier waren tatsächlich keine Leichen, und das Einzige, das um diese Uhrzeit noch über ihren Köpfen dahin flatterte, waren ein paar Fledermäuse. Ernährten die sich auch von den Leichen? Wohl kaum, viel eher von den Larven, die durch eben jene matschigen Gestalten wanderten. “Heißt das ja!?”, rief er überrascht aus, als hätte Rain ihm gerade einen Herzenswunsch erfüllt. Hatte er sich denn danach gesehnt? Womöglich, aber im Moment genoss er es einfach, sich einmal um nichts sorgen zu müssen und über andere Dinge zu fantasieren - Nayantai mochte gar nicht daran denken, wie ihnen geschehen würde, wenn sie nicht bald in seiner Heimat gewesen wären. “Denn lernst du eben thrianische, die sind besser! Und, ähm … Feuerwerke? Naja, also so …” Nayantai fiel kein vergleichbares Wort ein, weswegen er Rain mit seinem Finger und ein paar selbstnachgestellten Geräuschen erklärte, wie diese Dinge funktionierten. Zuerst Feuer und etwas Zischen, dann stieg das Ganze auf, machte einen lauten Knall und regnete am Himmel für wenige Sekunden in allerhand Farben. “Habt ihr sowas? Wie nennt ihr das?” Wann hatte er Feuerwerke überhaupt zum letzten Mal gesehen? “Zwei Kartoffeln, nur für dich!”, bejahte der Wolf, der überlegte, was genau er aus seiner Heimat misste und essen wollte. Wonach schmeckte das alles überhaupt? Noch immer gleich? “Hm, ich glaube … Reis!”, lachte der Wolf zufrieden, als würde er sich nichts anderes mehr vorstellen können. “Oh, und vielleicht getrockneten Fisch dazu!”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Mhm...", murmelte Rain, der von einem Husten unterbrochen wurde, das er in Nayantais Schulter zu ersticken versuchte. Der Husten tat weh, aber er wollte nicht daran denken, er wollte weiter über Feste und warme Mahlzeiten sprechen, auch wenn sich sein ganzer Körper krümmte. "In Ordnung... aber mir wird wärmer, wenn du mit mir unter dem Mantel bist...", murmelte der Blonde der sich von Nayantai die Hände wärmen ließ. "Tut mir Leid, dass ich so egoistisch bin..." Rain hoffte, dass das Feuer nicht ausgehen würde, es wärmte zumindest einen Teil seines Körpers. Er sah die Wölkchen die aus Nayantais Mund aufstiegen und auch bei ihm entstanden sie. "Möchtest du trinken, wenn wir zu Hause sind..?", fragte er dann und er nannte Nayantais zu Hause bewusst auch seines. Er wollte sich nicht aufdrängen, aber Nayantai wollte ihn bei sich haben, also tat er das gar nicht, oder? Vielleicht würde Rain auch etwas trinken und Spaß haben, es war zu lange her. Wie lange waren sie nun schon auf der Flucht? Bestimmt über ein Monat und nichts davon war einfach gewesen. Rain war es gewohnt, dass sein Körper jeden Tag schmerzte, aber nicht so. Er wollte sich einfach nur ausruhen.

      Rain lächelte und seine Wangen färbten sich eventuell ein wenig rot. "Ich heirate dich, wenn du das möchtest.", erklärte er, auch wenn ihre jetzige Situation kaum richtig schien um sich zu verloben. Wenn, dann erwartete Rain ohnehin noch ein Geschenk und vielleicht einen Kniefall, auch wenn er nicht sicher war, ob Thrianer das so machten. dann musste Rain tatsächlich lachen, als Nayantai versuchte wie damals etwas zu beschreiben, indem er merkwürdige Dinge mit seinen Händen machte und passende Laute von sich gab. "Feuerwerk. Ich denke ich weiß was du meinst, aber ich habe nur davon gelesen.", schmunzelte er, es war vermutlich einfacher die Dinge aufzuzählen, die er in seinem leben schon gesehen hatte, als die die er nur aus Büchern kannte. "Fisch? Hm... klingt gut.", nickte Rain und klammerte sich weiter an den Wolf. "Wir sollten versuchen zu schlafen... je schneller wir schlafen, desto schneller ist es hell, desto schneller können wir hier weg und zu dir nach Hause.", murmelte Rain, auch wenn er nicht sicher war, ob er es bewerkstelligen konnte.
    • “Das weiß ich, deswegen sage ich auch nicht nein.”, bemerkte der Wolf mit einem Schmunzeln. Vielleicht saß Rain auch gern auf seinem Schoss? Ganz beurteilen konnte er es nicht, aber er wollte den Moment nicht zerstören und ließ dementsprechend davon ab, das Lamm plötzlich auf sich selbst zu heben - seine Arme schmerzten genug, nachdem er Rain den halben Tag hielt und durch die Gegend trug. Sie kamen ein gutes Stück weiter, nichtsdestotrotz wären sie mit einem Pferd vermutlich schneller unterwegs gewesen - armes Ding, ob es ihm wohl gut ging? Vielleicht las es jemand auf und schlimmstenfalls wurde es Kannibalenfutter, nein? “Egoistisch? Rain, dir ist kalt, hör auf damit. Du tust nichts falsch, du hast dir einfach nur den falschen Wolf dafür gesucht - ich kuschle dich nämlich zu gern.” Mit Haut und Haaren könnte er Rain fressen, der trotz ihrer Probleme einfach nur zuckersüß war. Nayantai liebte ihn, mehr als nur ein bisschen und er war sich sicher, dass er sich in Thria nicht mehr so einfach zurückhalten konnte; auch, wenn er mit Rain nur wie mit einem Welpen spielen wollte. “Nur, wenn du mittrinkst! Ich bin mir sicher, wir haben leichten Alkohol Zuhause.” Einen Schabernack konnte er sich mit Rain sicher erlauben.

      “Dafür muss ich dir aber noch einen ordentlichen Antrag machen.”, kicherte der Wolf zufrieden darüber, dass Rain wohl auf immer und ewig sein sein würde - etwas, das er gar nicht erwartet hatte, als er schelmisch eine derartige Frage gestellt hatte. Aber welche Art von Talisman passte auch zu dem Blonden? Etwas rotes stand ihm eventuell gar nicht, und dem Motiv, das Nayantai sich spontan zurechtlegte, erst recht nicht - aber es war eine Tradition, an der selten jemand rüttelte, außer vielleicht ein toter Kronprinz? “Dann zeige ich dir ein riesiges Feuerwerk sobald wir in Thria sind, wir haben schließlich genug Grund, zu feiern!” Aber nicht nur das, Nayantai wusste genau so gut, dass sie beide eine Auszeit brauchten, fernab von den Problemen, die sie die letzten Wochen und Monate heimsuchten, weit weg von Adrestia, das lediglich voller Heimtücken und gehässiger Schafe war. Der Wolf zog das Lamm näher an sich und warf seinen Blick wieder zu den knisternden Flammen, die sich zischend um das Moos züngelten. “Ja, aber ich bleibe wach, bis du schläfst. Weck mich, wenn du etwas brauchst, ja?”, murmelte der Wolf und warf etwas Moos, das er ergreifen konnte ins Feuer, damit es weiterbrannte. Er wollte Rain so warm halten, wie er konnte - die bevorstehende Nacht war vermutlich lang und kalt. “Du meinst wohl zu uns nach Hause.”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain wusste, dass es vermutlich nichts auf der Welt gab, das Nayantai nicht für ihn tun würde und doch wollte Rain nicht einfach alles annehmen, als wäre es selbstverständlich. Er kuschelte sich enger an den Wolf der ihn angeblich so gern kuschelte und kühlte ihn damit vermutlich zusätzlich mit dem Schnee um sie herum ab. Das Fieber schien bisher nicht zurück gekehrt zu sein, Nayantai hatte gefröstelt als es ganz schlimm war, auch wenn er von Rains kalten Händen nicht genug bekommen konnte. "Wieso nicht? Jetzt wo ich endlich hier draußen bin will ich alles probieren...", murmelte Rain. Vielleicht konnte Nayantai ihm beibringen zu reiten und zu schwimmen! Obwohl letzteres ihn vermutlich töten würde und ins warme Olette zu reisen war wohl kaum eine Option. Dann kicherte er. "Ja, ja das musst du, obwohl ich das vermutlich auch tun sollte." Nayantai hatte Rain bisher noch gar keinen Antrag gemacht und Rain hatte Nayantai nur unabsichtlich ein altes Stück Holz geschenkt, dass sehr viel mehr bedeutete hatte als er geglaubt hatte. Hatten sie sich nur deshalb ineinander verliebt? Nein, das war Unsinn. Ein Feuerwerk wollte er auch sehen und so nickte er. "Ja... ja das wäre schön..." Er wollte nicht darüber nachdenken, ob es ihren Feinden nicht ihre Position verraten würde, andererseits wagte sich kaum ein Schaf nach Thria solange es Winter war. "Mh... na gut, aber schlaf auch ein wenig...", murmelte Rain, der sein Gesicht nun gänzlich an Nayantais Brust vergrub. Er versuchte schnell einzuschlafen, damit Nayantai dasselbe tat.

      Die Erschöpfung zwang Rain in den Schlaf, aber er träumte nicht gut. Er war es gewohnt immer den selben Traum zu haben, aber heute war das anders. Alles was heute passiert war schien sich in sein Gedächtnis gebrannt zu haben und nun verfolgten ihn verwesende Fratzen und ein Meer aus Blut versuchte ihn zu ertränken. Er strampelte und wehrte sich, aber Nayantai war nicht da um ihn zu retten. Auf einmal verschwand das Blut um ihn herum und ließ ihn auf den eisigen Boden unter sich klatschen. Ihm war kalt als er die Flüssigkeit die sich in seiner Lunge gesammelt hatte heraus zu husten versuchte und schließlich, als er kaum noch atmen konnte, riss Rain die Augen auf und merkte, dass das alles gar nicht so weit hergeholt gewesen war. Er hustete und fror. Rain musste sich sogar aufsetzten, in der Hoffnung was auch immer seinen Körper störte, so aus seiner Lunge pusten zu können. Er wollte Nayantai nicht aufwecken, also hielt er sich beide Hände vors Gesicht - die wenigstens nicht voller Blut waren, anders als seine Ärmel. Sein Hals kratzte, mehr als das fühlte es sich sogar so an als würde er Klingen herauf würgen, die in seine Brust stachen und tiefe Wunden rissen. Selbst nachdem der Husten langsam aufhörte und Rain seinen Kopf auf seine Knie stüzte, tat jeder Atemzug weh.
    • Nayantai blieb wach - er dachte über die Dinge, die Rain von sich gab, nach und hinterfragte in seinem Inneren nicht nur einmal, ob sie eventuell einen anderen Weg einschlagen hätten sollen. Rain hatte von Alster geredet, einer Gegend, die Nayantai nur bei ihrem Namen kannte und die der Wolf meiden sollte. Das Feuer knisterte, der Blonde war an ihn gelehnt und sein Atem flachte alsbald ab, während der Wolf nun wie festgewurzelt an Ort und Stelle saß und nachdachte. Verfolgten sie den gleichen Weg wie heute, vorausgesetzt Rain konnte zumindest einige Stunden laufen - standen ihre Chancen diesbezüglich gut? Nein, und doch wollte er sich nichts von sich selbst einreden lassen; es hatte keinen Sinn über Dinge zu sinnieren, die nur eintraten, weil er von vorne herein mit einer schlechten Einstellung an die ganze Sache heranging, zumal er wusste, dass Rain sich nicht zu helfen wusste - es gar nicht erst besser konnte - und eigentlich auch keine Chance hatte, sich jemals einen Brocken Ausdauer oder Kondition zu erarbeiten. Böse konnte er ihm deswegen wohl kaum sein, auch, wenn es in seinen Finger gekribbelt hatte, als er gegen Mittag vom Pferd gefallen war und das Tier über alle Berge verschwand. Ob er Rain den Hals umdrehen wollte, war dabei fragwürdig - aber er riss sich ohnehin zusammen, wirkte dabei vermutlich schroffer als sonst, und im Endeffekt waren sie beide am Ende ihrer Kräfte.

      Die altbekannte Stille und der angenehm kühle Schnee, sowie das beruhigende Feuer, das ihn beinahe schon hypnotisch in seinen Bann zog, sorgte schließlich dafür, dass auch sein Atem abflachte und er dem Schlaf verfiel. Nayantai träumte von einer besseren Welt, von zukünftigen Unternehmungen, die er mit Rain vorhatte und allem voran davon, dem Lamm ganz Thria zu zeigen, inklusive des dämlichen Schlosses, das aus lauter tauender Eiszapfen bestand und am Ende der Welt von einem Idioten bewohnt wurde, der es wohl nicht verkraftete, schlechter als sein Sohn zu sein. Während sich Nayantai das Gesicht von Shuren’s Vater vorzustellen versuchte, verzerrte es sich wieder und er hörte Husten, das selbst durch die feste Traumblase drang, in der er sich befand. “Rain …?”, murmelte der Wolf, als sich das Gewicht des Lammes schließlich verlagerte und das eindringliche, schleimig klingende Husten nicht aufhörte. Er rieb sich zögerlich den Sand aus den Augen und legte Rain eine Hand auf den Rücken, über den er langsam streichelte, um seine Schmerzen etwas zu lindern. Hatte er welche? Seine Prusterei hörte sich zumindest so an. “Tief durchatmen, lass mich …” Sein Blick fiel auf die funkelnde Asche, auf das Feuer, das nicht lange gelebt hatte - und seine eigenen Wangen fühlten sich beinahe eiskalt an. Offensichtlich waren das keine Temperaturen für Rain, weswegen Nayantai seinen Mantel wieder um ihn legte und auf seinen Schoß klopfte. “Setz’ dich.”, bot er an, bevor er ein paar Stücke Moos erwischte und sie in ihre Feuerstelle warf, in der Hoffnung, es reichte um die Flamme erneut zu entfachen.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain spürte bald eine hand auf seinem Rücken und als der Husten langsam abklang, drehte er zögerlich seinen Kopf nach hinten. "Ich wollte dich nicht wecken... tut mir Leid...", murmelte er mit kratziger Stimme, dann schüttelte er den Kopf. Tief durchatmen funktionierte gerade nicht. Mal abgesehen von dem Gestank der immer noch in der Luft lag war diese viel zu kalt. Wenn Rain tief einatmete, dann tat ihm sein Kiefer, sein Hals und seine Brust weh. Er versuchte durch die Nase zu atmen, aber die schien verstopft und es war ihm kaum möglich. Er wischte sich mit dem einigermaßen sauberen Handrücken über das Gesicht und leckte sich über die trockenen Lippen um den metallischen Geschmack loszuwerden, der sich in seinem Mund ausgebreitet hatte. Schnell bekam er den Mantel wieder umgelegt, aber kalt war Rain immer noch. Er folgte Nayantais Bewegung um zu sehen wohin er klopfte und zögerte nicht lange um zu ihm hinüber zu kriechen. Statt sich mit dem Rücken zu ihm zu setzen und sich anzulehnen, machte Rain allerdings das genaue Gegenteil. Er setzte sich seitlich, aber mehr zu Nayantai gerichtet zwischen seine Beine und presste sein Gesicht gegen Nayantais Brust.

      Es war einfacher die Luft zu atmen die sich um Nayantai herum aufwärmte, es stach nicht so höllisch. Mit einer Hand klammerte Rain sich an dem Wolf fest und bedeckte den Rest seines kalten Gesichts. Eine Seite wurde von Nayantai gewärmt, die andere bekam etwas von dem Feuer ab, das Nayantai wieder zu entfachen versuchte. Das feuchte Moos ließ die feuerstelle qualmen, aber das war besser als der sonst vorherrschende Geruch hier. Rain zitterte und er stellte sich vor, dass das verdammt nervig für Nayantai sein musste, aber er konnte nicht aufhören. Teile seiner Kleidung klebten immer noch an ihm und machten die Kälte schlimmer. "Schlaf weiter...", murmelte der Blonde. Ihm war bewusst, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hatten, auch wenn er nicht wusste wie spät es gerade war. Die Krähen würden sie am Morgen schon aufwecken. Rain versuchte auch wieder einzuschlafen, aber es fiel ihm schwer und immer wieder riss er sie beide mit einem schleimigen Husten aus der Ruhe. Er wünschte es wäre endlich Morgen...
    • Nayantai wusste von vorne herein, dass Rain etwas Medizin nötig hatte - von Anfang an, auch als er den Tapferen spielte, als er glaubte, er konnte all das unterdrücken und keiner seiner Impulse freien Lauf lassen. Seitdem sie auf der Flucht waren, hatte sich einiges geändert - sie waren emotionaler geworden, kamen sich näher und koexistieren zusammen, weil sie ihre aussichtslose Lage zusammen überwinden mussten. Was hatte ihnen das gebracht? Der Wolf war verletzt und Rain lernte, zu überleben - sie lernten, wieder oder zum ersten Mal - frei zu sein. Aber war das wirklich das Richtige? Mehr denn je wollte Nayantai das Lamm beschützen und vom Rest des Universums - von allem, das ihm zu nahe kam und ihm Probleme bereitete, und doch war er nicht in der Lage dazu; Rain war offensichtlich krank, hustete und röchelte und bekam keine Luft, und Nayantai war machtlos in einer derartigen Situation. Vielleicht reichte es, Rain einfach einen Tee zu kochen, sobald er die richtigen Blätter außerhalb des Waldes fand - womöglich war es einfacher, wenn sie sich Zeit ließen, aber genau die hatten sie nicht, allem voran aufgrund der Fieberschübe und der fehlenden Verbände, dem erkaltetem Wetter und dem Allgemeinzustand, in dem sie sich nun beide befanden.

      “Das macht nichts, ich habe es dir doch angeboten.”, bemerkte der Wolf und er hatte recht damit. Rain durfte tun, was er wollte - und Nayantai verurteilte ihn nicht dafür; wenn er etwas benötigte und sich selbst nicht helfen konnte, dann war es mehr oder minder die Aufgabe des Wolfes, ohne Proteste auf ihn aufzupassen und sich darum zu kümmern. Das Lamm tat immer wieder so vieles für ihm, da war es nur recht, wenn er selbst manchmal etwas kürzer trat; es schickte sich nicht, alles von Rain zu wollen und ihm rein gar nichts zu bieten. Nayantai drückte einen Kuss auf Rains Kopf, als er näher kam, legte seinen Arm um ihn und nahm ihm den Mantel wieder ab, um ihn sukzessive um sie beiden zu hüllen und Rain damit gänzlich zu bedecken. Seine Beine und eine seiner Arme schlängelten sich um die zierliche Gestalt, einen kleinen Spalt ließ er frei, damit die Luft im Inneren des hausgemachten Kokons nicht stickig wurde. “Schlaf ruhig, du musst auch rasten.” Nayantai selbst verfiel dem Schlaf all zu bald, gleich wie es Rain tat, aber gefühlt jedes Husten weckte ihn wieder, ließ ihn nach dem Rechten sehen und schlussendlich wieder einschlafen. Erst am Morgen, als er Krächzen hörte und die Sonne sich durch das Blätterdach forcierte, war er wieder wach - und musste sein Gelächter unterdrücken. Anscheinend hatte sich eine Scharr hungriger Krähen um die vermeidlich frischen Leichen gescharrt und sahen sie neugierig und eindringlich an. “Rain, schau mal …”, flüsterte er, als er den Stoffkokon etwas öffnete.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain konnte mit Recht behaupten, dass dies die schlimmste Nacht war die er je hatte. Als Nayantai ihn mit hohem Fieber durch die Wälder und Berge von Fhaergus geschleppt hatte, da hatte Rain kaum etwas mitbekommen und als er von seinem beinahe missglücktem Einkauf zurück gekommen war, da war er so erschöpft gewesen, dass er einfach eingeschlafen war und fast einen ganzen Tag lang nicht aufgewacht war. Diese Nacht wurde er ständig von seinem eigenen Husten geweckt und jedes Mal wenn er aufwachte, wurde ihm in Erinnerung gerufen wie kalt ihm war. Er zitterte und machte sich in Nayantais Armen zu einer kleinen Kugel. So kalt sollte ihm in seinen Armen gar nicht werden, aber er schien sich nicht aufwärmen zu können. Wenn er schlief, dann hatte er Albträume von den Toten, von der Leiche die er gesehen hatte und irgendwann besuchte ihn sogar sein Vater als aufgeknüpfte Vogelscheuche in einem Wald voller Krähen. Grayson meinte er war schon lange tot und Rain hoffte einfach, dass er wenigstens in einem anderen Teil Thrias gestorben war. Zu wissen, dass er hier irgendwo hing und als Vogelfutter diente, das war die Schlimmste vorstellung.

      Rain wachte erneut auf als Nayantai ihn sanft anstupste. Müde öffnete er die Augen und blinzelte als etwas Licht in sein kleines Kokon schien. Was ihn erwartete war eine Schar Krähen die um den gesamten Baum herum saßen und die beiden Flüchtigen interessiert anstarrten. Rain zog sich in seinen Kokon zurück, das war unheimlich, aber dann erinnerte er sich, dass er noch nie zuvor einen Vogel aus der Nähe gesehen hatte und er lugte noch einmal heraus. "Sie werden uns doch nichts tun...?", fragte er trotzdem lieber nach und als sein Blick den einer Krähe traf, wandte er seine Augen schnell ab. Sie waren Aasfresser, so viel wusste Rain aus seinen Büchern und er steckte seinen Kopf noch ein wenig mehr aus dem Mantel. Nayantai schien ob der Tatsache, dass sie endlich in Thria waren, immer noch glücklich und Rain wollte ihm das nicht verderben. "Wir sind noch gar nicht tot...!", schimpfte er deshalb kleinlaut und streckte den Krähen seine Zunge heraus, dann wandte er sich fragend an Nayantai, als ihm plötzlich eine Idee kam. "Ob du eine fangen kannst?"