spellbound. (earinor & akira)

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    • Während Rain wie ein Eisblock war, fühlte sich Nayantai, als stünde er in Flammen und würde weiterhin lichterloh brennen, wenn es so weiterging. Nicht, dass das der Wahrheit entsprach und doch war er sich nicht sicher, ob er nicht gerade einen Fehler machte, indem er sich dem Lamm aufhalste, dass sich nicht gerade gut um sich selbst sorgen konnte - nie wäre irgendwas davon passiert, wenn Nayantai sich einfach daran gehalten hätte, sie weiter vorangetrieben hätte und sich am Fluss nicht einlullen gelassen hätte. Im Endeffekt war es dumm, sich darüber noch immer den Kopf zu zerbrechen - genau so dumm, wie es war, dass er noch immer wach war und sie sich beieinander entschuldigten, weil sie es wieder einmal nicht besser wussten. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich hatte auch Angst.", murmelte er, während er Kreise und verschiedene Muster auf Rains Rücken zeichnete - nichts davon war fein und alles war mit einer gesamten Handfläche wirr aber sanft in die Haut des Lammes gestrichen, das erschöpft neben ihm lag. Nayantai war ihm so nah gekommen, wie er ihm kommen konnte und war er ehrlich, dann genoss er es, in Rains Nähe zu sein und ihn in Sicherheit zu wissen, auch, wenn er etwas ramponiert war.

      "Alles ist gut, jetzt sind wir wieder zusammen. Und wir trennen uns nie wieder.", schwor er dem Blonden, dem er offensichtlich alle Zuneigung der Welt geben wollte, selbst jetzt, wo er nicht mehr die Kraft dazu hatte und mit einem Bein bereits im Reich der Träumenden stand, während er Rains Beine mit dem Anderen zwischen seine eigenen zog, auch, wenn sie ihre Hosen vermutlich davon abhielten, zu viel Körperwärme und -kälte miteinander zu teilen. "Danke, du bist eine große Hilfe ... und es muss dir nicht leid tun." Nayantai versuchte die Kälte, die sich selbst in Rains Wangen gefressen hatte, aus seinem Gesicht zu streicheln, gleich wie er versuchte, näher zu kommen, damit sie beide wirklich von den Problemen des Anderen profitieren konnten. Eine Normaltemperatur hatte keiner von ihnen, so viel erschien klar, und doch war es irrsinnig, sich darauf aufzuhängen und nicht einfach eine Pause einzulegen. Sie beide hatten bessere Tage gehabt. "Ich sehe mir die Medizin später an, so lange halte ich es schon noch aus. Wir sollten jetzt schlafen, ja?", verlautbarte er schließlich, bevor er die eigenen Augen schloss. "Und dann essen und trinken wir ordentlich ... Thria ist nicht mehr weit, dort geht es uns dann gut." Die Kannibalen waren für ihn plötzlich nebensächlich - stattdessen schmiegte er sich an Rain und schloss die Augen. "Schlaf gut ... und vergiss nicht, ich bin gleich hier, bei dir."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain fiel in einen tiefen Schlaf. Er träumte eigentlich überhaupt nichts, zumindest konnte er sich an nichts erinnern. Noch nie in seinem Leben war er so erschöpft gewesen und er wusste, dass er für die Welt da draußen nicht geschaffen war. Auch wenn er etwas anderes glauben wollte, sein kleiner Ausflug hatte es ihm bewiesen und ihr Pferd einzutauschen kam demnach überhaupt nicht in Frage. Wenigstens hatten sie jetzt wieder ein wenig Proviant und möglicherweise ging es Rain nachdem er einen Tag lang geschlafen hatte wieso so gut, dass er sich auf die Suche nach diesen Wurzeln machen konnte die Nayantai erwähnt hatte. Drei Laibe Brot waren nicht die Welt, aber es war zumindest etwas mit dem sie ihren Magen füllen konnten, auch wenn Nayantai nicht danach zumute war. Hätte Rain wach bleiben sollen, damit er Nayantai die Medikamente erklären hätte können? Damit er ihm sagen konnte was gegen Übelkeit und Fieber half? Wie viel er nehmen sollte? Vielleicht, aber Rain hatte die Kraft dazu nicht und er bewegte sich tatsächlich bis zum nächsten Morgen nicht vom Fleck, als wäre er in ein tiefes Koma gefallen.

      Ob Nayantai sich irgendwann aufrichtete, etwas aß und trank, seine Wunde neu verband oder die Medikamente nahm, das wusste Rain nicht. Es war als wäre er völlig von der Welt der Lebenden ausgeschlossen worden und befand sich irgendwo zwischen Traum und etwas viel Dunklerem. Als er erwachte brach der Morgen gerade erst an. Die ersten Vögel zwitscherte und ihr Pferd schnaubte vor der Höhle... das arme Ding hatte bestimmt auch durst. Rain fühlte die Arme des Wolfes um sich herum, sein Atem ging flach und keuchend, es schien ihm nicht sehr viel besser zu gehen. Rains Hals schmerzte immer noch und er hatte definitiv einen Muskelkater. Auch so tat sein ganzer Körper weh, mehr als seit beginn der Reise, vermutlich weil er mittlerweile überall blaue Flecken hatte. Er wollte Nayantai noch schlafen lassen und hielt sich den Ärmel vor seinen Mund als er husten musste. Seine Lunge stach so heftig dabei, dass er zusammen zuckte. Außerdem hatte er kurz danach einen metallischen Geschmack im Mund und als er die Decke inspizierte auf der sein Kopf geruht hatte bemerkte er einen dunklen Fleck, von dem er aus irgendeinem Grund ganz genau wusste, dass der vorhin noch nicht da gewesen war. Schnell wischte Rain sich mit dem schmutzigen Ärmel über seinen Mund und legte anschließend seinen Arm über die Stelle. Er dachte nicht groß darüber nach, aber vermutlich wollte er Nayantai nicht noch mehr beunruhigen.
    • Kaum hatte er die Augen geschlossen, driftete Nayantai in eine düstere Traumwelt ab, aus der es offensichtlich kein Entkommen mehr gab - es war egal, ob er sich aus ihr rekeln wollte, er brauchte Ruhe und wenn er es sich so recht überlegte, dann bekam er sie ohnehin, früher oder später, durchs Rain bloße Anwesenheit. Seine Anspannung und Aufregung, die sich mit Verzweiflung und dem Überlebensinstinkt in seinem Körper vermengt hatte, klang ab und er selbst schlief seelenruhig, als er in ein tiefes, dunkles Loch fiel, in dem er nicht existierte. Hier gab es kein Entkommen und Nayantai hinterfragte nur stellenweise, ob er sich all das einbildete oder ob er wirklich gerade auf dem Weg ins Jenseits war, wenn er denn gerade einen klaren Gedanken fassen konnte. Unsagbar warm war es, mehr auch nicht, und seine müden Knochen rappelten förmlich, wenn er sich in seiner Traumwelt bewegte. War das hier echt? Nein, das konnte nicht sein - egal, wohin er seine Finger ausstreckte, er spürte nur Rain in seinen Armen, der auch noch seelenruhig dort schlief, als er am späten Nachmittag kurz aufwachte, nur, um Minuten später wieder einzuschlafen. Sie beide waren ausgelaugt und müde - gestern war kein guter Tag für sie gewesen, dem konnte er nur zustimmen.

      Spätestens, als sich etwas neben ihm bewegte, horchte der Wolf beinahe schon wie aufgeschreckt auf, nur um zu realisieren, dass es Rain war, der von seinem Husten übermannt wurde. Nayantai wusste, dass das Lamm keine Nacht alleine überstand, und doch schien es schlimmer um ihn zu stehen, als er anfangs annahm. Es tat ihm leid, er grämte sich darüber beinahe schon und verteufelte sich nur noch mehr, weil er ihm nicht helfen konnte. War es rechtens, ihm Tee zu kochen? Woher sollte er die Kräuter nehmen? Er rieb sich den Sand aus den Augen und blinzelte Rain an, dem er alsbald über den blonden Schopf streichelte, bevor er ihm einen Kuss auf die Stirn gab, kaum hatte er sich einigermaßen gefasst und kannte sich wieder aus. Sein Fieber war nicht abgeflacht, er fühlte sich noch immer heiß und kalt zugleich - und nicht danach, aufzuspringen. Nayantai verspürte Gliederschmerzen, die nur schlimmer wurden, kaum streckte er sich. "Guten Morgen ...", wisperte er sanft, als der Rain ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht schob, um sie hinter seinen Ohren zu verstecken. "Hunger? Durst? Beides?", fragte die tiefe, müde Stimme, bevor er nach dem Rucksack griff und sich an diesem verging. Seine Hände waren noch zu Dingen zu gebrauchen, weswegen er eines der Brotlaibe teilte und sich widerwillig ein kleines Stück in den Mund steckte. Zu Kräften kam man nicht, wenn man nichts auf den Rippen hatte - und klar denken konnte man auch nicht. "Alles ... in Ordnung? Du liegst komisch."
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    • Rain wollte Nayantai nicht aufwecken, aber anscheinend hatte er es getan. Der Wolf bewegte sich langsam und schlug die Augen auf. Sie beide zitterten, sie beide waren krank und müde und doch konnten sie sich nicht ausruhen. Nayantai hatte außerdem scheinbar wieder das Gefühl, dass er alles alleine machen musste und das gefiel Rain nicht, zumal er der Meinung war, dass es ihm viel besser ging als dem Wolf. "M-Morgen...", murmelte Rain und war selbst überrascht, als kaum eine Stimme aus seiner Kehle drang. Er versuchte sich zu räuspern, aber es schmerzte und brachte im Endeffekt nichts. Rain sah Nayantai entschuldigend an, aber dieser setzte sich schon auf und kramte in dem Rucksack den Rain mit nach Hause gebracht hatte. Rain war ein wenig durstig, ja, hungrig war er nicht, aber er beschloss dennoch ein paar Bissen zu essen. Sie brauchten die Energie, auch wenn sie eigentlich gar nicht so viel übrig hatten. Rain wusste nicht genau wie lange sie mit dem Brot auskommen mussten. Dass er das gute Essen im Anwesen so oft verschmäht hatte tat ihm jetzt leid, aber er dachte lieber nicht daran.

      "Huh...?", fragte Rain der sich ein wenig ertappt fühlte. "A-Alles in... Ordnung." Rain zwang sich sich aufzusetzen und tauschte den Platz seines Armes mit seinem Hintern. Langsam nahm er ein Stück Brot entgegen das Nayantai ihm entgegen hielt und knabberte daran. Es war hart und alt, aber vermutlich besser als nichts. "Du solltest... etwas von der Medizin nehmen...", krächzte Rain und während er das Brot mit seinen Zähnen fest hielt, zog er den Rucksack zu sich her um heraus zu holen was er mitgebracht hatte. Er zog ein kleines Päckchen mit Pulver hervor und überreichte es Nayantai. "Gegen das Fieber..." Dann holte er ein zweites hervor. "Und gegen die Schmerzen... es gehört eigentlich in heißem Wasser aufgelöst... aber es sollte auch so gehen." Rain hatte auch eine Salbe bekommen, aber er war nicht sicher, ob diese zu benutzen jetzt noch Sinn machte und etwas Alkohol zum desinfizieren der Wunde, das sollten sie vielleicht tun. "I-ich kann versuchen die Wunde zu reinigen und sie dann neu verbinden...", murmelte Rain der auch den frischen verband heraus zog. Er wollte das eigentlich nicht tun, das letzte Mal war es zu schmerzhaft für Nayantai.
    • Gegen seinen Willen fühlte er sich zwischen Schlaf und Realität gefangen; Nayantai versuchte sein Bestes, um die vorherrschenden Situation zu verdauen und doch formte sich nur ein Klumpen in seinem Magen, wenn er an trockenem Brot herum kaute und an seine Wunde dachte, die sie früher oder später versorgen mussten. Nicht nur, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, er wusste, dass Rain sich wohl auch heute nicht sonderlich besser als gestern fühlte und ebenfalls krank werden würde, wenn er sich weiterhin wie eine sterbende Krähe anhörte, die es schon schwer genug damit hatte, ihre Symptome verstecken zu wollen. “Wie fühlst du dich?” Ob sie gut geschlafen hatten oder nicht tat nichts zur Sache - sie hatten beide nicht von ihrer Misere profitiert und während sie entweder leben oder sterben konnten, führte selbst das Leben irgendwann ein und denselben Pfad hinunter; der Tod war gar nicht in all zu weite Ferne gerückt. “Mh, gut. Ich war mir gestern nicht mehr sicher, ob du dir nicht etwas ausgerenkt hast.”, erläuterte er, gefolgt von einem zufriedenem, kurzen Nicken. Nayantai wusste zumindest, wie man derartige Probleme behandelte und wieder einrenkte - aber auch nur, weil er es oft genug bei sich selbst getan hatte und Rain nicht der Erste wäre, der von einem kurzen, unangenehmen Handgriff profitieren konnte.

      “Zuerst essen, dann Medizin.”, machte er Rain klar. Wenn er die Dinge, die er mitgebracht hatte, auf leeren Magen nahm, dann würde er wieder in sich zusammensacken und nutzloser denn je sein. Es war ein Wunder, dass keiner von ihnen von ihrem Pferd gefallen war - das jetzt schon etwas unruhig wirkte, weil es vermutlich nicht genug Wasser hatte. Armes Ding. Nayantai nagte weiter an seinem Brot und lauschte Rain, der sich ebenfalls an einem zähen, trockenem Brotstück verging. Konnte er es ihm verübeln? Nein, sie beide waren hungrig - ausgelaugt und aufgebraucht, kalt und warm, krank. Wohin würde das alles noch führen? Wenn sie doch nur schon in Thria wären, dann wäre alles einfacher und schneller vorbei. “Du solltest dir etwas von der Fiebermedizin aufheben.”, sprach er plötzlich, als er das letzte Brotstück herunterwürgte. Wollte Rain das hören? Vermutlich nicht, aber für den Fall der Fälle musste es doch auch reichen - und das Lamm sah alles andere als gesund aus. “Dann nehme ich das Schmerzmittel als allererstes, ja? Vielleicht ist es dann besser auszuhalten, wenn wir die Wunde reinigen.” Ob das wirklich so war, das wusste Nayantai nicht, aber er stand auf, nahm das Schmerzmittel an sich und entschied sich, eine Fingerkuppe davon zu nehmen, die er mit Wasser aus dem Schlauch herunterspülte. Kurz darauf bot er Rain den noch geöffneten Schlauch an, drehte sich aber mir dem Rücken zu ihm, als er versuchte, den Verband zu lösen. “Iss’ vorher fertig, ich will dich nicht komplett verekeln.”, mahnte der Wolf.
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    • Rain versuchte irgendwie ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. "Mein hals tut weh... aber ich denke nicht, dass ich Fieber habe...", antwortete, der Husten war auch nur allzu offensichtlich, aber Rain schluckte diesen herunter, Nayantai brauchte nicht alles zu wissen und ändern konnten sie an der Lage auch nichts. Dann schüttelte Rain den Kopf, er wollte nicht allzu viel reden, es tat weh. "Ich bin nur ein paar Meter den Bhang herunter gefallen... das war vorgestern. Es war nicht so schlimm... nichts gebrochen." Spielte er seinen kleinen Unfall herunter? Vielleicht, aber andererseits hatten sie ganz andere Probleme als ein paar geprellte Rippen und auch an denen konnte Nayantai nichts ändern. Die Schürfwunden in Rains Gesicht brauchten sie auch nicht zu behandeln, er blutete nicht und glaubte kaum, dass sie sich entzünden konnten... auch wenn Nayantai da wohl eher der Experte war. Rain nagte weiter an dem trockenen Brot, das er kaum herunter schlucken konnte, also lutschte er es eine ganze Weile lang, bevor er es noch einmal versuchte. Die Nacht unter der Brücke hatte seinen Körper jeglicher Energie und Abwehrkräfte beraubt wie es schien. Ohne Nayantai an seiner Seite würde Rain definitiv sterben.

      Rain nickte, Nayantai sollte zuerst aufessen, das war eine gute Idee und er konnte sich ruhig etwas mehr nehmen. Medizin auf leerem Magen zu nehmen war nie gut. Als nayantai auf die Fiebermedizin zu sprechen kam trübte sich Rains Blick ein wenig, darüber wollte er gar nicht nachdenken, aber er nickte langsam. "Die Medizin... sollte ohnehin für zwei Wochen reichen..." Bis dahin wüssten sie schon, ob Rain ebenfalls Fieber bekommen würde, aber die Medizin hatte er am Anfang ihrer Reise auch nicht nötig gehabt. Sie brauchten vor Allem Nayantais Stärke, nicht Rains. Das Schmerzmittel gleich jetzt zu nehmen war eine gute Idee. Rain sah ihm dabei zu, auch wenn der Wolf sich anschließend von ihm abwandte. Rain nahm inzwischen den Wasserschlauch und spülte ein wenig von dem Brot damit seine Kehle hinunter. Den Rest verstaute er wieder im Rucksack und ein wenig Wasser ließ er auch übrig, auch wenn er seit 24 Stunden nichts mehr getrunken hatte. "Ist okay... ich bin satt." Satt war vermutlich der falsche Ausdruck, aber Rain rutschte trotzdem zu Nayantai hinüber und bat ihn sich wieder hinzulegen. Er griff nach der kleinen Flasche Alkohol und nach dem frischen Verband, von dem er ein Stück abschnitt um es als Tupfer zu verwenden. Die Wunde in Nayantais Gesicht sah jeden Tag schlimmer aus, statt besser, aber Rain wollte sich nichts anmerken lassen. Stattdessen träufelte er vorsichtig ein wenig Alkohol auf den provisorischen Tupfer und seine Fingerspitzen. Sie sollten die Wunde aber vermutlich gründlich reinigen, das hatte der Arzt in diesem Dorf zumindest gesagt. "Nayantai... du solltest vielleicht auf etwas beißen...", murmelte Rain entschuldigend und als Nayantai der Bitte nachkam, leerte Rain ein wenig der brennenden Flüssigkeit auf die Wunde. Er biss sich selbst auf die Lippe, er wollte das alles nicht mit ansehen, aber er war der einzige der nNyantai da durch helfen konnte. Rain war immer schon gut darin gewesen seine Probleme in sich hinein zu fressen, also machte er das jetzt auch, auch wenn er den Tupfer nur zaghaft auf die entzündete Wunde drückte. Alles fühlte sich seltsam weich an, fast aufgeweicht. Der Bereich um Nayantais Auge war geschwollen und aufgedunsen und Rain wusste gar nicht wo er anfangen sollte. Sein Magen rumorte, wollte das Brot wieder los werden, aber Rain schluckte alles herunter und fing dieses Mal an weniger zaghaft alles weg zu wischen, das sich auf Nayantais gesicht verteilt hatte, um die Haut darunter zumindest frei zu legen. Nur bei seinem Auge war er vorsichtig, nur für den Fall, dass er es noch mehr verletzen konnte. Nachdem die erste Schicht abgetragen war, warf Rain das Stück des Verbandes, das sich völlig vollgesogen hatte, zur Seite und schnitt sich ein neues ab. Er benetzte auch dieses mit Alkohol und träufelte etwas mehr davon direkt in die Wunde, um alle Bakterien die sich darin ausgebreitet haben konnten zu vernichten. Er blendete die Geräusche die Nayantai von sich gab so gut er konnte aus und er stellte sich vor, dass es nicht Nayantai war, der da vor ihm am Boden lag. Er sagte sich, dass dies einfach eine Aufgabe war die er gründlich erledigen musste und das tat er, sehr gründlich. Nayantai brauchte mehrere Pausen, die Rain ihm gab, aber er ließ ihn nicht aufstehen, aus Furcht er könnte aufgeben und einfach aufhören wollen. Nach mehreren Minuten war ein kleiner Haufen von Verbandschnippseln entstanden und Rain schnitt ein letztes Stück ab, das er in Alkohol tränkte und auf die Wunde drückte. Dann half er Nayantai seinen Kopf anzuheben und die Wunde fest zu verbinden. Danach fühlte Rain sich als wäre er einen Marathon gelaufen. Sein Herz raste, seine Finger zitterten, aber er wusste, dass es Nayantai viel schlechter ging. "Es... tut mir Leid...", murmelte er schließlich und weil er kein Wasser verschwenden wollte, schmierte er die Reste Blut auf seinen Fingern in seine Kleidung, die ohnehin von oben bis unten besudelt war. "Ruh dich... noch etwas aus, ja...?" Sie mussten nicht sofort weiter, aber jetzt wo die Arbeit erledigt war und Rain review passieren lassen konnte, was er gerade einfach verdrängt hatte während es passierte, spürte er wie sich Tränen in seinen Augen sammelten und sein Magen sich gänzlich umdrehte. Für nayantai riss er sich aber zusammen.
    • Nayantai war bleicher als sonst, sein Magen gab unzufriedene Geräusche von sich und er war sich nicht sicher, ob es die entzündete Wunde an seinem Auge war, die nicht nur einen Großteil seiner Gesichtshälfte einnahm, sondern auch einen unangenehmen Eigengeruch hatte. Ehrlich wollte er darüber nicht nachdenken und auch, als er die triefenden, angesogenen Verbände aus seinem Gesicht entfernte, fühlte er sich eher so, als wollte er gar nicht wissen, wie ihm geschah. Rain kümmerte sich behutsam um ihn, aber auch dann war ihm klar, dass es ihnen beiden besser ergehen könnte und sollte - es war nicht angenehm, wenn er darüber nachdachte, dass ihre Liaison mit ihren Verletzungen hier draußen keine schöne war, und er im Hintergrund die mahnende Stimme seiner Mutter hörte, die ihm wiederum ins Gedächtnis rief, dass er nicht zu weit davonrennen sollte, weil er sich ansonsten wehtat, schon gar nicht mit einem gebrochenen Arm. Hirngespinste gehörten hier jedoch nicht her, und während der Wolf weiterhin die Charade aufrechterhielt, dass er all das hier aushielt, bettete er sich auf den steinernen Boden unter ihm, damit Rain ihm helfen konnte. "Ich kann es leider nicht messen, aber wir sollten auf Nummer sicher gehen." Zuversicht stand ihnen nicht gut und mit einer kaputten Hand und einer schwitzigen Hand konnte er kaum die richtige Temperatur herausfinden, die Rain ausstrahlte. "Trotzdem, wenn irgendetwas wehtut, mehr als es sollte, dann sagst du es mir, verstanden?", ahnte der Wolf ihn, der Rain so eindringlich wie möglich ansah, obwohl die offengelegte Wunde jetzt schon stach. Sich den angeschwollenen Fleischklumpen abzuschneiden wäre eine Idee, aber er wusste nicht, welche Blutgefäße und Muskeln er dabei ruinieren würde, also ignorierte er es, so gut es ging.

      "Zwei Wochen? Bis dahin sollten wir in Thria sein.", reuchelte Nayantai und klang dabei einigermaßen zu frieden. Rain hatte den Brocken Brot verzehrt, den sie hatten und der Wolf wusste, dass er die Laibe wohl besser gleich in kleinere Stücke riss, wenn sie hier fertig waren, damit sie später kein Problem damit hatten - auch, wenn das alles gar nichts zur Sache tat. Für den Moment schwieg er und sog die Kälte des unebenen Gesteins unter sich auf, die ihn ein bisschen an Rains eigene Körpertemperatur in der gestrigen Nacht erinnerte - sie war in seinem fiebrigen Dauerzustand beinahe schon angenehm und es erschien ihm fast so, als hätte er die Decke, die er über seinen Kopf gestülpt hatte, gar nicht gebraucht. Als er nach oben sah, dort, wo Rain über ihm kniete, bemerkte er allerdings schon an dessen Gesichtsausdruck, dass all die Dinge, die sie füreinander taten, wohl doch möglich waren - und offensichtlich nicht viel geholfen hatten. "Auf ... etwas beißen? Oh, ja ...", murmelte er lediglich, bevor er sich in seinem Ärmel verbiss und Rain ein Zeichen gab, damit er wusste, dass er etwas gefunden hatte. Wie schlimm konnte es auch werden? Mehr als nur schlimm, so schlimm, dass das pochende, freigelegte Fleisch in seinem Gesicht förmlich aufschrie, als der Tupfer darauf landete und Rain das kleinste bisschen Druck auf die gereizte Stelle ausübte. Nayantai verbiss sich noch tiefer in seiner besudelten, nach Wald, Dreck und Blut schmeckender Kleidung, während er zusammenzuckte, und warmkalte Flüssigkeiten über seine freigelegte Wange rinnen spürte. Egal was es war, ob es nur der Alkohol war, der besser roch, als der erbärmliche Gestank, den zumindest seine Verbände absonderten, oder eine Mischung aus besagtem Alkohol und der Wundflüssigkeit, das wollte der Wolf auch nicht erfragen. Sein Herz raste und seine freie Hand krallte sich in den steinernen Boden, bis sich vermutliche weiße Halbmonde auf den Nägel bildeten, mit denen er unzufrieden über den Boden kratzte, kaum verzerrte sich vor lauter Schmerz sein Gesicht und sein Herz begann wieder an, zu schlagen, als wäre er gerade auf der Flucht. Ihm ging es anderweitig gut, Rain wollte ihm nichts tun, und doch spürte er das ekelhafte Pochen der Wunde, ein aufdringliches Pulsieren, während ihm immer wärme werdende Substanzen über die Wange liefen und Rain noch gründlicher, tiefer und schmerzhafter putzte, als kurz davor. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, Nayantai war sich sicher, dass es nicht nur jener war, der ihm über die Wange kullerte, wenn seine Augen bereits wassrig waren und das Lamm ihn mehrere Verschnaufspausen gewährte, weil er seine Beine nicht stillhalten konnte und sich zurückhalten musste, um nicht aufzuschreien. Eine schmerzhafte, endlose Ewigkeit dauerte es, bis Rain endlich alles gesäubert und verbunden hatte - es hatte sie scheinbar beide Nerven gekostet und Nayantai war noch erschöpfter, als zuvor. "Es muss dir nicht leid tun." Seine Finger hatte der Wolf am Steinboden blutig gekratzt, durch seinen Ärmel hatte er sich beinahe auch gebissen und doch legte er seine Hand auf Rains Wange und streichelte sanft mit seinem Daumen darüber. "Wir brauchen Wasser ... und wir haben schon so viel Zeit hier verbracht. Fünf Minuten - komm her.", befahl das verweinte Biest, bevor er sich aufsetzte und Rain an sich zog, um ihn zu umarmen. "Ich bin dir unendlich dankbar, aber du musst dich nicht zurückhalten. Du darfst weinen."
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    • Rain hatte keine offensichtlichen Verletzungen, so viel wusste er, also schüttelte er den Kopf. "Nur Halsschmerzen...", murmelte er und das wusste Nayantai bestimmt auch ohne, dass er es ihm sagte, immerhin konnte er kaum sprechen. Rain hoffte einfach, dass sich das von selbst wieder legen würde, obwohl ein heißes Getränk sicher helfen würde. Sollten sie vielleicht irgendwann doch wieder ein Feuer machen können, dann konnte er sich ja etwas Wasser in ihrem Becher heiß machen, auch wenn es nach nichts schmeckte. Zur Zeit hatten sie aber dringendere Probleme. Rain machte sich große Sorgen um Nayantai, er wand sich unter Rains Berührungen so sehr, dass Rain seinen Kopf irgendwann zwischen seine Knie legte, um ihn besser ruhig halten zu können. Rain wollte das nicht tun, er wollte Nayantai keine Schmerzen bereiten, aber er wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatten, wenn Nayantai überleben sollte. Rain wusste nicht recht ob ihnen immer noch jemand auf den Fersen war und ob er die schmutzigen Verbände und als Tupfer missbrauchten Stücke irgendwie wieder einpacken sollte, oder ob sie alles einfach hier lassen konnte, aber er hatte auch nicht viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen.

      Nayantai zog Rain an sich als alles vorüber war und gab ihnen beiden noch fünf Minuten. Er hatte Recht, sie brauchten dringend frisches Wasser und der Fluss war zu schwer zu erreichen, sie sollten sich wohl bald auf den Weg machen. Ihre Vorräte hielten auch nicht ewig. Als Nayantai Rain allerdings erlaubte zu weinen, tat er das auch. Eine Hand krallte sich an Nayantais Kleidung fest als er sein Gesicht gegen seine Brust drückte. Dadurch, dass er so lange geschlafen hatte, hatte Rain kaum Gelegenheit dazu gehabt und jetzt sprudelte es nur so aus ihm heraus, auch wenn er sich bald genug wieder zusammen riss und sich in Gedanken rief, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hatten. Rain beschloss also, Nayantai ein wenig etwas zu berichten, nämlich, dass anscheinend Wölfe in der Gegend unterwegs waren, sie also nicht so weit von der Grenze entfernt sein konnten. Sonst hatte er eigentlich nicht viel erfahren und schließlich löste er sich wieder von Nayantai und wischte sich die Tränen vom Gesicht. "Bleib sitzen... ich packe zusammen.", murmelte er schließlich. Nayantai sollte sich noch ausruhen, das Einzige das Rain störte war sein Husten, aber er ignorierte diesen. Das Fiebermedikament ließ er für Nayantai noch draußen, den Rest packte er zurück in den Rucksack und anschließend rollte er ihre Decken zusammen, um sie vorsichtig an ihrem Pferd zu befestigen. Mehr Hab und Gut besaßen sie ohnehin nicht.
    • Halsschmerzen waren in Rain’s Situation schon nicht gut, und doch wollte Nayantai sich all die Hirngespinste und dummen Ideen gar nicht einreden. Wieso sollte er auch? Nicht nur, dass er nicht weiter an ihnen zweifeln konnte und es verschreien wollte, aber er wusste, dass es vermutlich ohnehin schon zu spät war. “Hoffentlich wird es besser.”, nuschelte er nur und strich Rain weiterhin über den Rücken. Eigentlich verteilte er nur das Blut, das aus seinen Fingerkuppen triefte, auf Rains Kleidung und doch ignorierte er das unangenehme, befremdliche Ziehen, das aus seiner Hand strömte, um dem Bündel Elend in seinen Armen einen Moment der Ruhe zu gewähren - er sollte so viel weinen, wie er konnte - Rain durfte all das, so lange er wollte, auch wenn er im Griff des Wolfes bebte oder sich in seinen neuen Narben verkrallte, so machte es ihm nichts. Viel zu viel war passiert und zu wenig davon war etwas, das Nayantai als Wahrheit akzeptieren konnte oder wollte. Nie hätte er das Lamm gehen lassen sollen, nie hätte er sich von einer verdammten Entzündung übermannen lassen sollen - er hätte schlauer sein sollen, hätte sich nicht von Impulsen leiten lassen dürfen und das Lamm bei der Hand nehmen müssen, damit es ordentlich lernte. Nichts davon hatte er getan und somit musste er die Suppe, die er sich eingebrockt hatte, aus auslöffeln.

      Bis Rain sich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, strich ihm der Wolf über den Rücken und Hinterkopf, drückte sein Kinn auf den Kopf des Lammes, damit er es besser verstecken konnte - mehr als das konnte er auch nicht tun, nicht, wenn er so erschöpft war, wie sie beide. “Ich will dir helfen, mir geht es schon besser.”, log er, trotz seines bleichen Gesichts und den zitternden Händen, durch zusammengebissene Zähne, die offensichtlich ein kleines Bisschen klapperten. Nayantai hatte sich selten so miserabel gefühlt, sah Rain nur nach, wie er langsam mit dem Zusammenpacken anfing und nahm, als er es nicht wirklich auf seine Beine schaffte, die Fiebermedizin. Das Pulver war unangenehm trocken und haftete auf seiner Zunge, und doch hatten sie nicht mehr genug Wasser, das sie einfach so verschwenden sollten. Schließlich schaffte er es doch auf seine Beine und sammelte zumindest die Tupfer und alten Verbände ein, die er eher notdürftig in einem Busch versteckte - alleine stehen war anstrengend, fühlte sich Rain immer so? “Hast du alles?”, fragte er, als er die Fiebermedizin aufhob und auf Rain belämmert zuwatschelte. Wie viele Rains hatte er noch gleich aus Fhaergus davongestohlen? Nayantai wusste es nicht, aber er umarmte den ersten von ihnen, den er erreichte - der sich ziemlich real anfühlte, wenn er ehrlich war. “Können wir weiter?”
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    • Rain wusste gar nicht mehr wie er sich selbst einreden sollte, das alles besser werden würde. Wenn er daran zurück dachte wie undankbar er für sein vorheriges Leben war, dann kam er sich dumm vor. Er hatte jeden Tag eine warme Mahlzeit, Bedienstete die im einen warmen Tee zu seinem Kamin brachten. Er hatte Zeit zu lesen, oder sich die Sterne anzusehen und all das hatte er nicht mehr tun wollen, weil er so sehr in seinem eigenen Mitleid versank. Und jetzt? Jetzt war alles um ein Vielfaches schlimmer und er wusste nicht, ob er diese Reise überleben würde. Er wusste nicht einmal, ob er es bis über die Grenze schaffte. Immer hatte er es sich zur Aufgabe gemacht zu Lächeln und zuversichtlich zu bleiben, aber ihn verließ die Kraft. Er konnte Nayantai nicht einmal sagen, dass er ihn zurück lassen sollte, wenn überhaupt, dann musste Rain sich dieses Mal um ihn kümmern. "Bleib sitzen. Ist okay.", murmelte Rain und als er alles zusammen gepackt hatte, kam Nayantai auch schon zu ihm, um ihn noch einmal zu umarmen, während Rain darüber nachdachte, wie sie beide überhaupt auf das Pferd kommen sollten.

      Irgendwie schafften sie es beide auf den Rücken des Pferdes und sie setzten ihre Reise fort. Rain war ständig kalt, selbst wenn Nayantai seine Arme um ihn schloss. Die meiste zeit schlief Nayantai und Rain versuchte die Augen geradeaus zu halten und sich an der Sonne zu orientieren. Sie hatten Glück und fanden Wasser auf ihrem Weg. Die Nächte waren unruhig und keiner von ihnen hatte die kraft ein Zelt aufzustellen. Nayantai sprach kaum mit Rain, der Blonde schob es darauf, dass er müde war, oder vielleicht war er genervt davon, dass Rain ihm ständig alles offerierte und ihm Brot, Wasser und Medizin vor die Nase hielt, wann immer er glaubte, dass Nayantai etwas brauchte. Rains Husten wurde schlimmer, mit ihm das Blut das immer wieder seinen Weg aus Rains Kehle fand, aber irgendwie schaffte er es das vor Nayantai zu verheimlichen. Fieber hatte er keines, glaubte er zumindest. Es wurde zunehmend kälter und am Morgen des vierten Tages fand sich ein wenig Frost auf den Blättern der Bäume. Sie setzten ihren Weg fort, Rain konnte Nayantais Gewicht auf sich spüren, er hörte das Keuchen und Röcheln während der Wolf schlief und für ihn hielt er sich selbst wach. Sie machten keine Rast, Rain wollte Nayantai nicht wecken, aber am Nachmittag vernahm er plötzlich einen merkwürdigen Geruch. Er dachte sich erst nichts dabei, aber der Geruch verschwand nicht. "Nayan-...", murmelte Rain, aber er beschloss ihn schlafen zu lassen, er musste ihn nicht wegen jeder Kleinigkeit aufwecken. Das letzte Mal hatte er gedacht eine dieser Wurzeln gefunden zu haben und als es nicht so war, hatte er Nayantai den Ärger ansehen können. Sie ritten weiter, aber das Pferd wurde unruhig. Es schnaufte und wieherte, unwillig weiter zu gehen. Die Schritte des Tieres wurden langsamer, es schüttelte den Kopf, aber es hielt nicht vollständig an. Rain versuchte es zu beruhigen, streichelte über den dicken Hals, aber das wollte nicht so ganz klappen. Der Boden wurde matschig und Rain konnte zwischen den Blättern vor ihnen etwas rotes erkennen, dass er als roten Ahorn oder etwas dergleichen abtat. Das Pferd wurde immer unruhiger und Rain beschloss, dass er Nayantai doch wecken musste. "Nayantai. Nayantai wach auf , irgend---", weiter kam er nicht. Ein Knacken in der Entfernung schreckte das ohnehin verängstigte Pferd noch mehr auf, es bäumte sich auf und Rain hatte keine Chance sich festzuhalten. Er rutschte samt Nayantai vom Rücken des Pferdes und landete im Matsch. Er keuchte auf, während er hörte wie das Pferd in die andere Richtung davon galoppierte.
    • Mehr als Ärger verspürte der Wolf aufgrund seiner Schmerzen nicht mehr - er war müde und geschunden und Rain ging es kaum besser, doch selbst, wenn er versuchte, ihm irgendwelche Medizin aufzuhalsen, so verneinte er. Es wurde kälter und normalerweise fühlte sich Nayantai pudelwohl - das tat er aber nicht. Stattdessen grämte er sich, konnte sich nicht lange genug wachhalten und war allgemein in seiner eigenen Traumwelt verloren. Wenn er wach war, dann war ihm selten nach reden zumute, sein Kopf surrte und jedes Geräusch brummte in seinen Ohren, selbst Rains Stimme, die ihn sonst mit bloßen, zuversichtlichen Worten stärkte, störte ihn. Wieso? Weil sich seine Umwelt wie ein dicker Schleier anfühlte, der sich um seine müden Augen und Ohren legte und rauschte, ihn sogar in seine vermaledeiten Träume verfolgte und ihm nie auch nur einen Moment der Ruhe gönnte? Es schien so, und doch konnte er nicht einfach davonrennen. Immer wieder weckte ihn Rain, manchmal, weil er einfach etwas wissen wollte, manchmal weil der Weg holprig war und hin und wieder wachte Nayantai einfach so auf, und fing an, vor sich hin zu reden - etwas, das vermutlich nicht viel Sinn ergab, und doch wusste der Wolf selbst nicht, was er wollte oder woran er gedacht hatte, wenn Rain genauer nachfragte.

      Ein paar Tage legten sie im gefühlten Schritttempo zurück, und doch fiel es ihm immer einfacher, Rain die Zügel zu hinterlassen - Nayantai fröstelte zum ersten Mal seit langem in Adrestia wieder und glaubte, zu einem Block Eis zu frieren, auch, wenn dem nicht der Fall war. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und auch, wenn er nicht mehr viel davon hatte, hörte er Rains Stimme, der er gerade noch grummelnd antworten wollte, als er das Schnauben und Wiehern ihres Pferdes hörte, bevor er die Augen aufschlug - alles um ihn herum drehte sich, Rain zog er schützend in eine Umarmung und bevor er es wusste, lagen sie beide in einer seichten, übel riechenden Pfütze, die eine seltsame, rote Verfärbung aufwies. “Bäh.”, greinte der Wolf schließlich, während er Rain aus dem Wasser schob und sich selbst auf kämpfte, nur, um dem Pferd, das in die entgegengesetzte Richtung los eilte, nachzupfeifen. “Komm zurück!”, rief er noch aufgebracht, da putzte er sich die dreckigen Schuhe auch schon am … war das Schnee? Nayantai riss das Auge auf, stand plötzlich fest auf beiden Beinen und nahm eine Nase thrianischer Luft - die so widerlich war, dass er würgen musste. Erst dann kniete er sich zu Rain nieder und half ihm auf die Beine. “Wir haben kein Pferd mehr. Kein Zelt. Keine Decken. Nichts.”, keifte er, bevor er den Schnee trat, in dem er rote Fußspuren hinterließ. “Wieso schlafe ich auch ein!?”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Der Aufprall war nicht allzu hart, aber Rain merkte erst nachher, dass Nayantai seinen Sturz abgefedert hatte. Der Wolf schob Rain von sich, der aus der Pfütze in die sie gelandet waren kroch und sich keuchend auf den Boden setzte, während Nayantai dem Pferd hinterher schrie. Rain bezweifelte, dass es zurück kommen würde. Rain war nass, das half nicht unbedingt mit der Tatsache dass ihm eiskalt war, aber er brauchte trotzdem noch eine ganze Minute um seinen eigenen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Er schloss die Augen für ein paar Momente, aber der beißende Geruch in seiner Nase machte es nicht einfacher sich selbst zu beruhigen. Er wusste immer noch nicht was das war, aber es war nur schlimmer geworden, speziell als er in der Pfütze gelandet war. Kein Wunder, dass das Pferd davon lief. Rain hätte Nayantai gleich aufwecken sollen, sie hätten einfach die Richtung ändern sollen, stattdessen wurde ihre ohnehin schon Aussichtslose Lage noch aussichtsloser. Rain wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie jetzt tun sollten und gleichzeitig fragte er sich, ob es überhaupt noch einen Sinn machte aufzustehen.

      Nayantai kam näher und Rain ließ sich auf die Beine helfen. "Mhm...", nickte er bedrückt ohne es zu wagen seinen Blick zu heben. Er fühlte sich schuldig. Nayantai hatte leider Recht, sie hatten kein Pferd, kein Zelt, keine Decken, kein Wasser und kein Essen mehr. Alles davon war in den Satteltaschen und die hatte das Pferd mit sich genommen. Rain schüttelte langsam den Kopf und hielt sich immer noch an Nayantais Händen fest. "Mm-mm. Es ist nicht deine Schuld.", erwiderte er als Nayantai ihn los ließ und seinem Ärger an ein wenig Schnee Luft machte. Rain merkte inzwischen, dass seine Hände rote Flecken aufwiesen, ebenso wie ein Teil seiner Haare und Teile seiner Kleidung, auch wenn es auf der nicht so auffiel. Fast schon panisch tastete er seinen eigenen Körper ab, aber er bemerkte keine Verletzung an sich selbst. Dann starrte er Nayantai an. "Bist du verletzt?!", wollte er wissen.
    • Nayantai wollte in seine Hände schreien und seinem Ärger freien Lauf lassen, sich darüber aufregen, wie unsinnig es war, dass sie nur Pech hatten - aber das Grab hatten sie sich selbst geschaufelt. Der Wolf hustete, ihm war unwohl und während seine Entzündung eher verschlimmbesserte, war er zumindest momentan etwas ausgeruht und fieberfrei genug, um nicht all zu wirre Gedanken zu fassen. Wo waren sie genau? Nayantai sah sich um - es roch nach Frost und Schnee, stank allerdings nach Blut und Verwesung; unangenehme Gerüche, die der Wolf unlängst nicht mehr gewohnt war. Der Kerker stank schlimmer, redete er sich plötzlich ein, bevor er ihrem verschwundenem Ross noch einmal hinterher sah - sie waren verdammt, und das letzte bisschen Brot, dass er vorhin gegessen hatte, wollte er nicht wieder zu Tage fördern; mehr als Schnee essen konnten sie hier sowieso nicht, auch, wenn sich sein Magen momentan womöglich nur deswegen umdrehte, weil er einen Blick nach oben warf, an die Baumkronen der hochgewachsenen, raschelnden Bäumen mit ihrer weißen Rinde. Wispern drang an seine Ohren, und dennoch waren es nur fadenscheinige Einbildungen, die ihn dazu brachten, seinen Mantel abzulegen und zu Rain zu gehen, der offensichtlich auch nass geworden war. “Hier, nimm. Ich bin das Wetter gewohnt.”, stieß er aus, eine kleine Frostwolke folgte seinem warmen Atem und er ignorierte das Schauspiel, das er soeben erhascht hatte, als würde es verschwinden, wenn er einfach nicht daran dachte und die Bäume ignorierte. Kaum legte er seinen Mantel um Rains Schultern und zog fest daran, fühlte sich der Wolf ausgeglichener. Besser aufgehoben. Dann raschelten die Bäume wieder. “Nein, aber sieh dir die Lache mal an.”, murmelte er und wischte Rain das ekelhafte, mit Wasser verdünnte Blut mit etwas Spucke aus dem Gesicht.

      Die Bäume zitternden wie Espenlaub im kühlen Wind und Nayantai war sich sicher, dass das hier das letzte Stück war, das ihn und Rain von Thria trennte. Alsbald entdeckte er eine formlose Gestalt, die irgendwo von einem hohen Ast baumelte, befestigt mit Dingen, die er nicht erkennen konnte - aber sie triefte Blut, die weiße, aufgeweichte Rinde verfärbt und aufgedunsen, und erzeugte vermutlich den verderblichen Geruch, der vorherrschte. Rasch wanderte sein Blick wieder nach unten, gen Schnee. “Egal was du tust, sieh nicht nach oben.”, bemerkte der Wolf mit plötzlichem Zweifel, ehe er nach Rains Hand griff. “Ich weiß, aber ich hätte wach sein sollen, verdammt nochmal. Verfluchte Wunde.”, keifte er sogleich, aber er wusste es besser - wusste, dass sie dem Pferd nicht hinterherlaufen sollten und dass es dämlich war, daran zu denken; dass er mehr Glück hätte, wenn er einfach innehielt und Ruhe gab. “Lass uns gehen. Schau auf den Boden.”, murrte er lediglich, bevor er anfing, mit bestimmten, großen Schritten in den Wald zu wandern, der sich vor ihnen auftürmte. Wenn er recht gesehen hatte, dann hing hier an fast jedem Baum eine oder mehrere Leichen - der Geruch würde nur noch widerlicher werden, je näher sie an die Grenze kamen. “Atme durch den Mantel, es wird hier gleich noch schlimmer riechen. Wehe, du übergibst dich.”
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    • Nayantai zog seinen Mantel aus und legte ihn Rain um die Schultern. Er fröstelte und hoffte, dass der Wolf okay war, aber er wusste, dass es keinen Sinn machte sich dagegen zu wehren und Nayantai zu sagen, er solle sich um sich selbst kümmern. "Danke...", murmelte Rain nur und als Nayantai ihm plötzlich mit einem Finger übers Gesicht rubbelte, war er nicht sicher was er davon halten sollte. Etwas verwirrt sah er ihn an, dann blickte er auf seine Füße und den Schlamm in dem sie standen. "Ich ähm... es ist ganz rot. Wieso...?", fragte Rain etwas verwirrt und wusste nicht, wo er sich seine Hände abwischen sollte, nachdem sein Mantel und auch Nayantais nass und dreckig waren. Jetzt wo er sich umsah, bemerkte er, dass es hier mehr als nur eine rote Pfütze gab. Ein wenig Schnee gab es auch am Boden, aber da wo Nayantai ein Stück zur Seite getreten hatte, war nun ebenfalls alles rot. Rain konnte den Gestank hier nicht zuordnen, er hatte das noch nie gerochen, aber wenn er ehrlich war, dann konnte er Eins und Eins zusammen zählen, er wollte nur nicht.

      Das Ausmaß dessen was hier los war, war Rain allerdings nicht bewusst, im Gegensatz zu Nayantai, der seine Landsleute kannte. Er ermahnte Rain nicht nach oben zu sehen und Rain nickte zögerlich. "Wieso nicht?", wollte er wissen, aber er traute sich nicht nachzusehen. Er wusste auch nicht, dass es nicht nur diese Stelle war die mit Blut bedeckt war, sondern dass ihr ganzer Weg davon gesäumt sein würde. Nayantai griff nach Rains Hand und er machte vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu. Jetzt wo Rain wusste was sich unter seinen Füßen befand, fühlte sich jeder Schritt ekelhaft an. Es schüttelte ihn für einen Moment am ganzen Körper, aber er wusste, dass er nicht einfach weglaufen konnte wie ihr Pferd. "Ich hätte dich früher wecken sollen. Es tut mir Leid...", murmelte der Blonde der weiterhin nur auf seine Füße starrte. Auch als sie los gingen befolgte er Nayantais Anweisung, aber nicht zu wissen, was über ihren Köpfen hing machte Rain halb wahnsinnig, gleichzeitig begann er Gespenster zu sehen. jedes Büschel Gras und jede hervorstehende Wurzel sah ihm ersten Moment für Rain grauenhaft aus und die Krähen die über ihren Köpfen umher flogen machten es mir ihrem Gekreische nicht besser. Der Wolf marschierte fast ein bisschen zu schnell los und Rain stolperte ihm hinterher. "Mhm...", murmelte er, als er Nayantais Mantel über Mund und Nase zog, damit er dem Gestank hier entkommen konnte, aber es half kaum etwas. Nayantais Drohung fühlte sich viel zu ernst an und Rain gab sich beste Mühe sich nicht zu übergeben, er hatte das Gefühl Nayantai würde wirklich wütend auf ihn werden, sollte er es tun. Zum Glück war kaum etwas in seinem Magen, das er nach oben würgen konnte. Nur der unangenehme Geschmack von Magensäure machte sich in seinem Mund breit, Rain schluckte aber alles wieder herunter.
    • Von Wezette aus die Grenze zu überqueren funktionierte vermutlich am besten, wenn sie den wundesten Punkt einer Nation benutzten - aber dennoch hätten sie durch jeden anderen Wald fliehen können und nicht gerade durch den, den selbst der Wolfsprinz aus Fabeln und Erzählungen kannte. Der Blutwald - oder auch der Leichenwald - war wohl das Abschreckenste, das die Kannibalen zu bieten hatten, wenn man von ihren mörderisch scharfen Zähnen und ihren Gelüsten nach menschlichem Fleisch absah. Auch wenn Nayantai es nicht erwähnen wollte, dass Blut früher oder später auf sie herabregnen würde, so war ihm gänzlich bewusst, wie tief sie eigentlich in den relativ offenen Wald vordrangen, der imposanter wirkte, als er eigentlich war. Die Bäume waren unsagbar hoch und die toten Körper baumelten meterhoch über ihren Köpfen, manche von ihnen seit Tagen, andere von ihnen wohl eher seit Monaten und dem Geruch nach zu urteilen vermutlich auch einige, die seit Jahren vor sich hin verwesten, weil die Temperaturen hier selten warm waren und den Prozess hinauszögerte. Dennoch stank es erbärmlich, so sehr, dass der röchelnde Wolf nicht reden wollte, wenn er nach oben sah und die Krähen, die langsam Fleisch aus diversen, unkenntlichen Kadavern pickten, aus Angst, dass ihm ein Stück davon oder ein Tropfen Blut in den Mund fallen würde.

      Alleine der Gedanke an den grausigen Geschmack ließ ihn nochmals würgen - einen Impuls, den er offensichtlich nicht unterdrücken konnte, bevor er sich seinen viel dünneren Ärmel vor die Nase hielt. Das roch nur minimal besser und eher nach Erde und verbranntem Holz. "Nichts zu danken." Der vom Schnee bedeckte Boden war aufgeweicht und angereichert mit Blut, Nayantai spürte die weiche, nachgebende Erde unter jedem Schritt, der auf einen Fleck mit zu wenig Schnee fiel. Hier herrschte kein ewiger Winter, aber die Temperaturen reichten wohl von kühl bis mild - etwas, das der Wolf sich früher hätte denken können. "Das ist Blut. Hier ist überall Blut.", machte er Rain plötzlich klar. Himmel sei Dank war sein Fieber abgeklungen und seine Sicht einigermaßen normal, auch, wenn der angeschwollene Klumpen Fleisch in seinem Gesicht noch immer existierte und ihr Pferd sie gerade ohne Nahrung, Wasser, oder Medikamente zurückgelassen hatte - auf so ziemlich dem erbärmlichsten Teil ihrer Reise. "Es hängen ... Dinge in den Bäumen, deren Anblick ich dir ersparen will. Wenn du nicht nach unten sehen willst, sieh mich an." Nayantai behielt ihr Tempo dennoch nicht bei, seine Beine schmerzten und Rain war vermutlich auch nicht in der Lage, einen Zahn zuzulegen. Wie groß dieser Wald war, konnte der Wolf nicht einmal einschätzen, aber er wusste, wenn sie weiter wanderten und nicht von der Richtung abkämen, dann würden sie irgendwann ihr Ziel erreichen. "Ich glaube nicht, dass uns das Pferd gefolgt wäre. Vergiss es, red' dir nichts ein.", betonte der Wolf scharf, der nicht wusste, ob er genervt oder einfach nur noch im Halbschlaf war, während er ihnen beiden einen guten Weg durch den Wald suchte. Dennoch drückte er Rains Hand, vermutlich unangenehm fest, damit sie sich nicht verloren. "Dieser Wald führt über thrianisches Gebiet, wenn wir das Tempo halten, sind wir in ein paar Stunden in Sicherheit." Die Kannibalen trieben noch immer ihr Unwesen, wie es schien. Das Geäst der Bäume raschelte, irgendetwas riss über ihren Köpfen und mit einem lauten, nassem und vor allem ekelhaften, knirschenden Geräusch in den Schnee fiel - Nayantai stellte sich instinktiv vor Rain. "Augen zu."
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    • Rain folgte Nayantai mit gesenktem Blick, aber dadurch, dass er nicht wirklich wusste was los war und er auch nicht nachsehen sollte, spielte seine Fantasie verrückt. Rain war nicht abergläubisch, er glaubte nicht an Monster und Fabelwesen und auch nicht an Götter, dennoch bildete er sich ein beobachtet zu werden. Er hörte Rascheln und fragte sich ernsthaft wovon es kam. Er konnte sich nicht vorstellen, dass hier Mäuse oder Hasen im Geäst herum liefen. Er bildete sich ein in seinem Augenwinkel gelb blitzende Augen zu sehen, von Tieren oder sonst irgendetwas und er starrte lieber wieder auf seine eigenen Füße und zog seine Kapuze so weit in sein Gesicht, dass er alles über und seitlich von ihm ausblenden konnte. Der Gestank wurde schlimmer je weiter sie sich fortbewegten, aber gleichzeitig fühlte Rain sich als würde er ersticken. Das Tempo wurde zwar von Nayantai gedrosselt, aber Rain ging zu schnell die Puste aus. Er versuchte sich selbst zu beruhigen wie er es immer tat, aber in seinem Kopf geisterten die Bilder von den drei toten Wachen und er fragte sich ob sie sie nun heimsuchen würden.

      "W-Wieso...?", fragte Rain vorsichtig als Nayantai ihm erklärte, dass all die rote Flüssigkeit um sie herum Blut war, endlos viel wie es schien. Die Bäume die Rain nur für kurze Augenblicke sah waren weiß, ebenso wie der Schnee der an vereinzelten Stellen lag, aber alles davon färbte sich rot. Hier und da tropfte etwas in den Schnee, oder auf Rains Kopf und jedes Mal zuckte er zusammen. Er kam Nayantais Vorschlag nach und schloss etwas mehr auf. Eine Hand legte er auf Nayantais Rücken und klammerte sich an dessen Kleidung dort. Er blieb in seiner Nähe und wollte nichts anderes sehen als den Wolf der vor ihm herging. "Dinge...?", fragte er nach, aber vermutlich wollte er es nicht wissen. Nayantai schien mehr als nur unzufrieden und Rain machte ein zustimmendes Geräusch und hörte auf damit einen Schuldigen für ihre Situation zu suchen. Es störte Rain nicht, dass Nayantai seine Hand mit eisernem Griff festhielt und ein paar Stunden klangen machbar, hoffentlich bevor es dunkel wurde. Rain versuchte das raschelnde Geräusch über ihnen zu ignorieren, aber er hörte selbst, dass irgendetwas gerade von oben herunter fiel. Rain erschreckte sich und machte ein dementsprechendes Geräusch, während er sich fester an Nayantai fest hielt und seinen Kopf gegen seinen Rücken drückte. Wie Nayantai es wollte, machte er die Augen zu, aber er merkte, dass sein Atem flacher wurde und dass sich etwas anbahnte, dass er jetzt nicht gebrauchen konnte. Der Mantel vor seinem Gesicht schien ihn jeglicher Luft zu berauben, aber als er den Stoff entfernte, spürte er wie sich sein Magen tatsächlich umdrehte, auch wenn nicht mehr als ein wenig Speichel auf dem Boden neben ihnen landete.
    • Der Wolf meinte es gut mit Rain und doch schaffte er es nicht, wohlwollende Worte aus seinem Mund zu bringen. Eigentlich wollte er lediglich, dass es ihnen beiden gut ging, und doch fand er alsbald heraus, dass nicht nur das ein ziemlich schweres Unterfangen war, sondern auch, dass die Neugierde in Rain nicht damit gestillt war, wenn er ihm befahl, es einfach sein zu lassen. Darauf hätte er wohl oder übel selbst kommen können, und doch wollte er sich gar nicht ausmalen, was erst passieren würde, wenn der Matsch unter ihren Füßen nachgab und der geschwenkte Blick des Blonden auf den Himmel fiel, der über ihnen grün-grau bewölkt wirkte, während roter Regen auf sie herabprasselte. Nayantai selbst gefiel es nicht, einen Blick zu viel nach oben zu werfen und der Gedanke daran, dass all diese Kadaver einst Personen mit Namen und Leben waren, endzürnte ihn nicht nur, sondern rief ihm ins Gedächtnis, wie leicht es war, ein Leben zu beenden. Die Kannibalen kannten keine Skrupel und waren selbst unter den Wölfen geächtet, und doch legte keiner einen Wert darauf, sie einzupferchen und ihrem widerlichen Verhalten Einhalt zu gebieten - ganz im Gegenteil, viel eher wirkte es so, als würde ganz Thria ihre durchaus fragwürdigen Methoden akzeptieren, weil sie auf ihre eigene Art und Weise abschreckten und Teile des Krieges augenscheinlich für sich gewannen.

      "Zur Abschreckung.",
      schnaubte er knapp. Nayantai selbst fiel es schwer zu atmen, gleich wie er Probleme damit hatte, herauszufinden, welchen Weg sie nehmen sollten. Der Wald bot keinen Schutz und hüllte sich in wenige Farben, aber er wusste auch, dass hier vermutlich niemand außer ein paar Krähen und Leichen lebte; selten überlebten Insekten die Wetterbedingungen und noch viel schlimmer war der Gedanke daran, dass es hier draußen, in solch einem offenem Wald, vermutlich nicht viel Schutz vor der Kälte oder der Dunkelheit gab - weswegen Nayantai erpicht darauf war, im Fall der Fälle eine Höhle zu finden oder sich notfalls eine aus Schnee zu bauen. Was konnte auch passieren? Sie waren doch ohnehin schon mit Blut besudelt. "Leichen, wenn du es genau wissen willst.", antwortete er Rain relativ schnippisch. Musste er ihm immer alles erklären? Anscheinend schon, aber zumindest ließ er Rain das tun, was er für nötig hielt - in diesem Falle klammerte er sich an ihn und der Wolf seufzte lediglich, bevor er ein paar Schritte weiter machte, um die zusammengefallene Leiche die knapp vor ihnen gelandet war zu umgehen. Gerade noch wollte er einen Blick zurückwerfen, hörte dabei aber nur das Lamm, das auf den Waldboden spuckte. "Du hast sie nicht gesehen, oder?", fragte er, während er ungeachtet weiterging. Was gab es hier überhaupt?
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    • Nayantai schien wütend und Rain wusste nicht, ob es wirklich an ihrer Situation lag, oder ob er Rain doch die Schuld daran gab, dass das Pferd ihnen davon gelaufen waren und sie nicht einmal mehr ihr Hab und Gut besaßen. Die Nahrung hätte noch ein oder zwei Wochen reichen sollen und so wie es hier aussah, würden sie auch kein frisches Wasser finden. Es tat Rain leid, er wollte nicht, dass das passierte. Vielleicht war Nayantai wütend, weil Rain ihm weh getan hatte, weil er die Wunde so gründlich ausgewaschen hatte und er ihm dabei die ganze Zeit ins Gesicht sehen musste. Vielleicht war er wütend, weil Rain darauf bestanden hatte eine Pause auf der Lichtung einzulegen und sie deshalb gefunden wurden. Vielleicht war er wütend, dass Rain sich nicht selbst verteidigen konnte und er sich alleine gegen drei Männer behaupten musste. Vielleicht bereute er es für Rain zurück gekommen zu sein, weil er ohne ihn vermutlich schon längst zu Hause gewesen wäre. Seine Antworten waren knapp und abgebrüht und er sagte Rain ohne Umschweife was er wissen wollte, somit wusste er auch was da gerade auf den Boden geklatscht war.

      Rain wollte sich zusammen reißen, das wollte er wirklich. Er schüttelte den Kopf als Nayantai ihn nach den Leichen fragte. Rain hatte sie nicht gesehen, aber das braucht er auch nicht. Er konnte die Luft hier kaum atmen, aber sich den Mantel vor das Gesicht zu halten funktionierte auch nicht. Er bekam keine Luft, er brauchte frische Luft, aber je tiefer seine Atemzüge wurden, desto schlimmer wurde es. Nayantai setzte seinen Weg schon wieder fort, während Rain versuchte zu atmen. Ein, aus, ein aus, ein... als er Nayantai hinterher stolperte trat er aus versehen auf etwas, es machte ein ekelhaftes knackendes Geräusch und als er nach unten zu seinen Füßen sah, starrte ihn das schmerzverzerrte Gesicht eines Mannes an. Eine Seite seines Gesichtes hing unnatürlich herab, das Auge fehlte. Mehrere kleine Wunden die vermutlich von den Schnäbeln der Krähen stammten waren überall zu sehen und unter der Haut bewegte sich etwas. Rain konnte nicht einmal aufschreien. Die Luft blieb ihm im Hals stecken als er stolperte und auf seine Knie fiel. Eine Hand raste zu seinem Hals als wäre da etwas, das ihm die Kehle zudrückte, die andere federte den Sturz ab, aber versank bis zum Handgelenk in rotem Schlamm. Er schnappte nach Luft, aber kein Sauerstoff erreichte seine Lungen, sein Herz raste und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    • Je schneller sie sich bewegten, desto eher wären sie Zuhause - Nayantai ignorierte den Geruch, so gut er konnte, dachte nicht daran, dass er von Leichen umgeben war, deren faulende Augen irgendwann aus ihren hohlen Schädeln gepickt wurden, deren Fleisch theoretisch aus ihren Köpfen triefte, wie zähflüssiger Schleim, nein, nichts davon interessierte ihn. Hier lebten Krähen, mehr als nur eine Scharr von ihnen und das hieß, dass sie sich von dem, was ihnen aufgeopfert wurde, gut ernähren konnten - ob trinkbares Wasser in ihrer ungreifbaren Nähe war, war für den Wolf fragwürdig, und doch stapfte er hoch erhobenen Hauptes den unbekannten Weg entlang, der Rain und ihn in Sicherheit bringen sollte. Der Wolf war schroff, so viel wusste er selbst, aber auch das blendete er aus, als hätte sein Kopf entschieden, dass sein Überlebenswille gerade überwog und alles andere stur ausblendete, während er den Weg vor sich, aber nicht das kauernde Lamm hinter sich sah. Wäre er nachsichtiger, so wären ihm die Zeichen früher aufgefallen und er war nicht erpicht darauf gewesen, alles in einem Schnellverfahren abzuhandeln. Seine eigene Hand, seine Krallen, klammerten sich noch immer an die Hand Rains, doch bevor er noch etwas schnippisches in seine Richtung werfen konnte, zog er sie aus dem womöglich unangenehm festen Griff.

      Nayantai wusste nicht, wie ihm geschah, als er sich umwandte und die Wut sich in seinem Gesicht abzeichnete - er runzelte die Stirn, rümpfte die Nase und bleckte beinahe seine Zähne - und wollte Rain gerade noch dafür an den Pranger stellen, dass er wortlos losließ und vermutlich wieder irgendetwas idiotisches gesehen hatte, dass er sich inmitten der Kälte ansehen wollte, aber Nayantai sah ihn auf den ersten Blick gar nicht, als ihm seine eigenen, losen und zerzausten Haare in sein Gesicht peitschten. Sein Blick fiel auf den Boden, auf Rain, dessen Hände im Schnee und im Schlamm versanken und dessen ohnehin blasses Gesicht noch heller und schmerzverzerrter wirkte, als sonst. Zuerst glaubte Nayantai, der Magen des Lammes drehte sich um, aber nach einem kurzen Augenblick Ruhe, in dem er das Krächzen der Krähen und das Knacken der Äste und Knochen nicht mehr hören konnte, sah er erst, über was Rain gestolpert war und die groß und glasig die Pupillen des Blonden eigentlich waren, den er sofort an sich zog und auf seine Beine zwang. Rains Kopf lehnte er gegen seine, er glaubte, das Lamm bekam keine Luft und er hatte Sara an irgendeinem Punkt wohl oder übel belästigt und nach Positionen gefragt, die Rain das Atmen in derartigen Situationen erleichterten. "Tief einatmen, dann ausatmen - so wie ich.", erklärte Nayantai laut und deutlich und demonstrierte sein Vorhaben, während er Rain über den Hinterkopf strich und versuchte, ihn dazu zu animieren, zu atmen. "Alles wird gut, wir sind fast Zuhause. Nur noch ein paar Stunden ..." Er griff mit seiner freien Hand nach einer von Rains und wischte sie an seinen Hosenbeinen ab - sie war eiskalt. "Schaffst du das? Brauchst du eine Pause? Wir sind hier sicher." Ob Rain ihm das wohl glaubte, wenn der Tod sich in Massen um ihn scharrte. "Ich trage dich, wenn du möchtest."
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    • Rains Körper suchte sich den denkbar schlechtesten Zeitpunkt aus um in sich zusammen zu fallen. Rain kannte das Gefühl, dass sich in seiner Brust breit machte und Nayantai hatte ihn auch schon so gesehen. Immer wenn sein Herz zu schnell zu schlagen anfing, schien es so fest zu pochen und anzuschwellen, dass für Rains Lungen kein Platz mehr war. Vielleicht setzte er deshalb immer ein Lächeln auf, vielleicht versuchte er deshalb in aussichtslosen Situationen stets zuversichtlich zu bleiben, denn was passierte, wenn er sich seiner Angst hingab, das sah Nayantai in diesem Moment. Dieses Mal konnte er sich nicht beruhigen, es war nicht nur die Tatsache, dass er ohnehin schon Angst hatte, oder dass er gerade über eine grässlich zugerichtete Leiche gestolpert war, es war noch viel mehr. Ihr Pferd war fort, Nayantai wütend und sie befanden sich in dem wohl schlimmsten ort auf erden. Rain sah auf seine Hände, die im blutigen Dreck versanken, alles war rot und voller tot. Die Luft die er zu atmen versuchte stand bestialisch, er wollte nur etwas frische Luft. Er schaffte es nicht seine Hände aus dem stinkenden Dreck zu ziehen und er wollte nichts von all dem berühren. Seine Kleidung war vollgesogen mit Blut, seine Hände waren rot und am Liebsten hätte er einfach alles abgeworfen. Er wollte seine Hände säubern aber da war nichts und je länger er nach Luft schnappte, desto schlimmer fühlte er sich.

      Nayantai drehte sich schließlich um und zog Rain auf die Beine. Seine Beine wollten ihn nicht tragen, er konnte nicht einmal mehr seine Hand nach Nayantai ausstrecken. Es tat ihm alles so Leid! Nicht nur, dass er schuld daran war, dass ihr Pferd davon gelaufen war, jetzt brach er auch noch zusammen und fühlte sich als würde er ersticken. Kein einziges Wort verließ Rains kehle, obwohl er so vieles sagen wollte. Sein Kopf pochte, seine Brust und sein Hals brannten und alles schien dunkler zu werden. Er versuchte Nayantai zuzuhören und seinem ruhigen Atem zu folgen, aber es gelang ihm nur langsam. Er keuchte und rang weiterhin nach Luft, sein Atem ging stockend, selbst dann, als er versuchte genauso ruhig zu atmen wie der Wolf und selbst als es ihm einigermaßen gelang zitterte er immer noch heftig und wollte einfach nur hier weg. Nein, heute schaffte er es nicht mehr sich zusammen zu reißen, er wollte aus diesen stinkenden Kleidern raus, er wollte all das Blut nicht auf seinen Händen und in seinen Haaren haben und selbst nach mehreren Minuten schaffte Rain es nicht normal zu atmen. Er bekam Luft, irgendwie, aber bei jedem Atemzug röchelte und zitterte er. Rain wollte sich hier nicht hinsetzen, r wollte einfach nur hier weg. Seine einigermaßen saubere Hand klammerte sich an Nayantai, er wollte nicht, dass der Wolf ihn tragen musste, aber er wusste auch, dass er im Moment kaum stehen konnte. Es tat ihm so leid!