spellbound. (earinor & akira)

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    • Sich selbst einzugestehen, dass man Ruhe brauchte war schwer, aber Rain dabei zuzuhören, wie er ihm erklärte, dass alles in Ordnung wäre und dass Nayantai mehr oder minder nichts zu befürchten hatte - dass es vollkommen verständlich war, dass er nicht alles geben konnte - war anscheinend nichts, das Rain großartig aufhielt, oder gar davon abhielt, ihm Dinge an den Kopf zu werfen, die der Wolf wohl oder übel als falsch abgetan hätte, wenn er nicht wüsste, dass Rain all das ernst meinte. "Rain ... ich ... uh ... das ... das ...", fing er an, aber anscheinend fehlten ihm die Worte. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn er den Blonden umarmen könnte, aber stattdessen konnte er nicht mehr als einen kurzen Kuss auf seinen Hinterkopf zu drücken, bevor er sich wieder auf den Weg vor ihnen konzentrieren musste und an Rain appellierte, dasselbe zu tun. Überlegte er, dann passten sie beide gut zusammen, und doch wusste er, dass keiner von ihnen großartig begabt war, sich mit Worten auszudrücken, einzig und allein deswegen, weil sie wohl beide Stille präferierten. "Danke. Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll, aber ... ich vertraue dir.", erklärte der Wolf dem Schaf schließlich, so gut er zumindest konnte. Sie hatten einen langen Weg vor sich, aber dennoch - er könnte nicht länger sein als all das, das sie bis jetzt bereits zurückgelegt hatten.

      "Wenn ich kalt bin, also, du weißt schon. Naja. Eis." Tod wäre ein anderes Wort dafür, und doch wollte er es keinenfalls anschneiden - er rechnete nicht damit, zu sterben, schon gar nicht an einer dummen Wunde wie dieser, und doch standen ihre Chancen nicht sonderlich gut, wenn sie nichts mehr besaßen außer besudelte Verbände und wenig Wissen darüber, ob die klaffende Wunde nicht doch ein paar Nadelstiche brauchen könnte. Nayantai wollte zum einen nicht, dass ihm die Hälfte seines Gesichtes abfaulte, und zum anderen hinterfragte er, wieso sie nicht einfach nach einer ruhigen Wasseroberfläche suchten, die ihm zumindest aufzeigen würde, wie schlimm er nun wirklich aussah und wie nötig er es hatte, nach einem Arzt zu fragen. Der Gedanke allein ließ ein Schaudern durch seine Adern zucken und kaum griff Rain nach seinen Händen, hob er die an seiner vorerst lahmgelegten Seite an und zurrte sich den Handschuh mit seinen Zähnen von den Fingern, bevor er instinktiv nach Rains kalten, spindeldürren Fingern suchte, die noch immer auf den Zügeln lagen. "Mhm, das ist wohl die beste Lösung.", gestand der Wolf, der nun Rains Hand in der seinen hielt und sanft drückte, als würde die Hitze, die er abgab, ihn aufwärmen. Es dauerte jedoch eine ganze Weile, die durch erdrückende Stille ausgefüllt war, bis er eine Antwort von Rain bekam. "Das weiß ich.", erwiderte er. "In Ordnung, mach dir keine Sorgen, ja? Ich ... konnte gestern noch etwas sehen, also sollte es meinem Aug gutgehen. Und eine Narbe mehr stört nicht." Wie sehr irrte er sich dabei eigentlich?
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Nayantai schine nicht zuw issen was er antworten sollte. Rain konnte nicht mehr tun als seinen Kopf für einen Moment zur Seite zu legen um ihn gegen Nayantais Oberarm zu drücken. Hoffentlich setzte Nayantai sein Vertrauen nicht in den Falschen, aber alles schlecht zu reden und aufzugeben würde ihnen beiden nicht helfen. Rain wusste wie man sich zuversichtlich gab, auch wenn der Wolf vermutlich derjenige war der noch mehr Hoffnung im Herzen trug. Der Blonde versuchte seit Tagen nicht daran zu denken in welcher Situation er sich befand, schon vor dem Angriff, jetzt war alles nur noch schlimmer. Sein Land war ihm gestohlen worden, er wusste nicht wie es dort nun weiter ging, er hatte kein zu Hause mehr und sein Vater war tot. Es gab nur noch Nayantai. Rain merkte erst nach einer Weile, dass er die Zügel viel zu fest umklammerte und seine Fingernägel in seine Handballen drückte. Wie oft würde er es noch schaffen seine gefühl einfach seinen Hals hinunter zu drücken. Er konnte nicht aufgeben und im Moment war er derjenige der stark sein musste. Er musste einen kühlen Kopf bewahren und einfach weiter machen, um das letzte Stücken Kontrolle, das sie über ihr Leben noch hatten zu behalten.

      "Nayantai...", murmelte Rain. Der Wolf machte es ihm nicht einfach. "Sag so etwas nicht..." Abgesehen davon, dass ein feuer Rain dann auch nicht mehr retten konnte. Der Blonde war froh, dass er vor dem Wolf saß und er die verstohlene Träne deshalb definitiv nicht sehen konnte. Rain wollte sich umdrehen und Nayantai einfach umarmen, aber zumindest drückte der Wolf seine Hand bestimmt. Solange Nayantai dafür noch die Kraft hatte und aufrecht auf ihrem Pferd sitzen bleiben konnte war alles gut, oder etwa nicht? Nayantais Hand war warm, aber vielleicht war trotzdem ihnen beiden kalt, obwohl die Temperaturen im vergleich zu Fhaergus wesentlich wärmer waren. Es war immer noch Frühling, aber zumindest die Pflanzen standen in voller Blüte. "Mhm... aber wenn du etwas brauchst, dann sollten wir es bald besorgen.", erklärte Rain und stellte fest, dass es heute dunkler war als sonst. Vielleicht war es das Blätterdach, dass die Sonne fern hielt. Rain legte seinen Kopf zurück, um nach oben in den Himmel sehen zu können. Einen moment später traf ihn ein Tropfen Wasser mitten im Gesicht. Das war nicht gut, oder? Dennoch begann Rain leise zu kichern, als ihn noch ein Tropfen direkt auf seiner Stirn traf. "Weißt du was? Das ist das erste Mal, dass ich einen Regentropfen gefühlt habe..." Er lehnte seinen Kopf noch etwas mehr zurück um Nayantai ansehen zu können. "Warte... in Thria regnet es nicht, oder?"
    • Oftmals schien es unsagbar schwer, Situationen einzuschätzen. Nayantai fühlte sich nicht in der Lage dazu, herauszufinden, was es war, das ihn offensichtlich plagte und ihm aufzeigte, wie sehr er eigentlich an etwas hing, das keinerlei Sinn ergab - würde er seinem Vater gestehen, dass er sich Hals über Kopf in das erstbeste Lamm verliebt hatte, das sich seiner annahm, dann würde er vermutlich mehr als nur einen gekränkten, nicht verstehenden Blick abbekommen. Tatsächlich wusste er allerdings gar nicht, ob sein Vater überhaupt noch lebte, und wenn doch, ob man ihn nicht bereits von seinem Thron gestoßen hatte. Hier, in dem ihm unbekannten Geäst, weit weg von Thria, solche Mutmaßungen aufzustellen, funktionierte jedoch nicht sonderlich gut und brachte ihn nur noch mehr aus der Ruhe, als ihn all das, was passiert war, ohnehin schon zermürbte. "Ich weiß, ich habe dir versprochen, dass ich weniger darüber nachdenke, aber ich will nur, dass du für den Fall der Fälle darauf vorbereitet bist.", erläuterte der Wolf bestimmt. Rain käme wohl oder übel nicht weit, vor allem mit einer Wolfsleiche im Schlepptau, und doch hatte Nayantai die Hoffnung, dass er zumindest irgendetwas für den Blonden tun sollte - oder musste.

      "Und außerdem, was ist, wenn ich dir die Decke klaue, wenn ich schlafe?", bemerkte der Wolf amüsiert, der eigentlich nie nach besagter Decke griff. Stattdessen war es eher so, dass Rain sie zwar beide zudeckte, aber Nayantai nicht viel davon hatte und sie als eher störend und warm empfand - nichts davon erschien sonderlich ausschlaggebend, zumindest nicht im Moment, und doch interfragte der Wolf für eine Sekunde, warum er sich selbst überhaupt noch auf seine eigenen Gedankenspiele einließ. "Ich glaube nicht, dass wir viel außer frischen Verband brauchen, oder? Vielleicht irgendetwas gegen deinen Husten, und etwas gegen Schmerzen, nur für den Fall." Mehr fiel dem Wolf spontan nicht ein. Wäre er in Thria, dann würde er sich mit der kargen Pflanzenwelt genug auskennen, um zumindest eine entzündungshemmende Paste herzustellen, aber Adrestia war nicht seine Heimat - und selbst wenn Rain die richtigen Kräuter kannte, sie brauchten sich darüber keinerlei Sorgen zu machen. Viel eher hatten sie andere Dinge, über die sie besorgt sein sollten - Dinge, die sie beide zermürbten, wenn sie nicht darüber sprachen. "Huh?", stieß er lediglich aus, als er Rains Kichern hörte und rieb über dessen Hand, die er noch immer in der eigenen hielt - tatsächlich machte er sich keine Sorgen darüber, wie weit sie kamen, oder wie tief sie in das Geäst des Waldes vordrangen. Bevor Rain ihm eine Antwort liefern konnte, spürte Nayantai die Regentropfen selbst in seinem Gesicht - sie waren seicht und die dicken Baumkronen verhinderten, dass sie komplett nass wurden. "Das erste Mal? Hast du nie deine Hand aus dem Fenster gestreckt?", hinterfragte er ungläubig - Nayantai konnte sein eigenes Gelächter nicht unterdrücken und blickte Rain, so gut es ging, in die blauen Augen. "Doch, aber nicht überall. Wir haben aber weniger Bäume und Wälder, deswegen ist alles immer ziemlich matschig. Außer der Boden ist mit haufenweise Moos bedeckt."
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    • "Nayantai ich... mh... schon gut.", erwiderte Rain. Nayantai zu sagen, dass Rain sterben würde, würde Nayantai sterben brachte keinen von ihnen weiter. Nayantai versuchte nicht zu sterben und sollte er es doch tun... Rain wollte nicht darüber nachdenken, aber wenn es so war, dann hätte Nayantai trotzdem alles gegeben. Es wäre nicht seine Schuld. Ein feuer konnte Rain dennoch nicht alleine entzünden, genauso wenig wusste er wohin er sollte. Die Wölfe würden ihn kaum aufnehmen, wenn er dort alleine aufkreuzte. Vielleicht konnte er doch nach Alster gehen und seinen Patenonkel um Hilfe bitten, aber all das machte keinen Sinn. Er würde es nirgendwohin schaffen, er wollte Nayantai nicht alleine lassen und wenn er auch noch weg wäre... Rain wischte sich schnell eine Träne aus dem Gesicht, er konnte es auf den Regen schieben der gerade aufgezogen war. Rain lächelte als Nayantai versuchte die Stimmung zu lockern. "Dann beiße ich dich.", entgegnete er lediglich. Das war noch nie vorgekommen, außerdem war Rain sich nicht sicher wie viel ihre Decke überhaupt brachte. Nayantai schien fiel mehr Wärme abzugeben, aber zumindest behielt die Decke seine Wärme bei Rain.

      "Wenn ich schon in eine Stadt gehe, dann kann ich auch gleich unser ganzes Geld ausgeben... wenn wir denn welches haben.", entgegnete Rain. Etwas gegen Entzündungen war bestimmt auch nicht verkehrt, auch wenn Rain es nicht verschreien wollte. Alles was sie hatten um die Wunde zu reinigen war das Wasser das sie aus einem Bach geschöpft haben. Sie hatten nicht einmal Zeit es abzukochen, er war also nicht sicher was das für Nayantai bedeuten würde. "Mach dir keinen Sorgen wegen meinem Husten.", fügte er noch hinzu. Der Regen der aufgezogen war wurde großteils vom Blätterdach von ihnen fern gehalten. Es regnete auch nicht zu stark, zum Glück. Sie konnten es sich vermutlich nicht leisten stehen zu bleiben, aber nass zu werden war vermutlich auch keine gute Idee. Wenigstens gab es ihnen ein anderes Thema über das sie sprechen konnten, sie schafften es sogar zu lachen. "Nein... mir wurde gesagt ich soll mich am Besten vom Fenster fern halten.", eklärte Rain. "Oh... ich dachte überall in Thria ist Schnee. Hm... wenn man bedenkt, dass..." Dass Alster große Teile von Thria eingenommen hatte und dort auch Siedlungen errichtete, dann machte das Sinn, aber Rain brauchte das nicht auszusprechen. "Das macht Sinn. Ich hab auch noch nie Matsch angefasst."
    • Auf einen Sturkopf einzureden brachte selten etwas. Derartige Behauptungen aufzustellen, und nicht zu glauben, das Rain überlebte, das wollte Nayantai erst gar nicht - noch immer schwelgte er in der Hoffnung, dass der Blondschopf auch ohne ihn über die Berge kommen würde und selbst wenn dem nicht so war, dann versuchte Nayantai zumindest einen kühlen Kopf darüber zu bewahren und zu verstehen, dass er oftmals keinerlei gute Ideen zu Tage förderte, wenn er sich weiterhin in ein Loch warf, aus dem es kein Entkommen gab. "Alles wird gut, ich bin zäher als ich aussehe.", grummelte der Wolf, aber er hörte sich nicht wütend oder gekränkt an, ganz im Gegenteil - es freute ihn, dass Rain sich um ihn Sorgen machte, selbst dann, wenn sie laut Nayantais Meinung eher unbegründet waren. Wieso auch? Er hatte mehr als nur eine Schlacht überlebt und er wusste sich selbst zu helfen, weswegen er davon ausging, dass ihnen eine winzige Wunde - die nicht wirklich winzig war - weniger stören würde. Was sollte er auch sonst tun? Darauf hoffen, dass alles wieder verschwand und er noch immer träumte? Nein, der Gedanke allein war idiotisch. "Du beißt mich? Das will ich sehen!", stieß der Wolf aus, wohlwissend, dass Rain es wohl ernst meinte. Aber dennoch; sie beide schliefen eher unruhig, und die Tatsache, dass sie den Anderen selten wecken wollten, half ihnen bei einem spielerischen Biss nicht wirklich.

      "Du bist wie ein Welpe.", warf er dem Lamm vor und er behielt dabei recht. Nicht nur, dass Rain sich benahm, als wäre er ein halbwüchsiger Welpe, er sprach auch so und benahm sich teilweise etwas besserwisserisch, wenn auch nicht in diesem Moment - ihm passte eine Vielzahl an Spitznamen, die selten an jemanden ausgegeben wurden, die nicht gerade zu den Wölfen gehörten. "Hm, meinst du? Ich schätze, wir werden in Thria für das Geld sowieso keine Verwendung haben, wenn ich so darüber nachdenke." Thrianer lebten vom Tauschhandel und auch, wenn die Prozedur etwas aufwendiger sein musste, als einfach alles für Geld einzutauschen, so verstand Nayantai das Konzept der Adrestianer nicht ganz. Schillernde Münzen, denen ein fiktiver Wert zugerechnet wurde - was für Sinn ergab das auch? Und mehr als beschwerlich waren besagte Münzen ohnehin nicht - sie besaßen keinen Mehrwert. "Wann mache ich mir keine Sorgen um dich?", zog der Wolf ihn auf, aber er meinte es ernst - nur, weil Rain meinte, man müsse sich um ihn keine Sorgen machen, hieß das noch lang nicht, dass Nayantai sich daran hielt. Wenn es nach Rain ging, an dessen Schulter er gerade seinen Kopf drückte, bevor er seine Nase gegen seine Halsbeuge rieb, dann sollte sich nie jemand um ihn sorgen, und doch war der Gedanke dahinter falsch. "Und jetzt bist du hier draußen, allein mit mir - hast du keine Angst?" Wovor auch? Der Regen brachte Rain nicht um, gleich wenig wie die frische Luft es tat. "Naja, du hast einen großen, bösen Wolf bei dir, der dich nicht frisst - ich glaube eher, deine Umwelt hat vor dir Angst." Das stimmte wohl und in Thria würde sich all das auszahlen, vor allem wenn sie sich mit anderen Wölfen konfrontiert sahen. "Je weiter du nach Westen ziehst, desto mehr Schnee findest du. Und Eis. Dort, wo ich eigentlich herkomme, gibt es nur Eis und Schnee, also hast du nicht ganz Unrecht - aber ich lebe schon seit einigen Jahren eher in der Mitte von Thria. Ich glaube, die Temperaturen kommen Fhaergus etwas nahe." Im Winter, und die Nächte waren für jemanden wie Rain vermutlich bitterkalt. "Du hast noch nie Matsch angefasst? Rain, willst du mit ein paar Welpen raufen?"
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    • Rain konnte nur hoffen, dass Nayantai Recht behielt und er tatsächlich zäh war. Rain glaubte immer noch, dass er seine Wunden herunter spielte, aber so oder so konnten sie nichts daran ändern. Nayantai sollte sich schonen, aber sie mussten trotzdem weiter reiten, insofern schonte er sich gerade ohnehin so sehr er konnte. Rain hätt seinen Kopf gerade gerne an Nayantais Brust gedrückt um seinen Herzschlag zu hören, nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Er fragte sich warum sie beide sich in dieser Lage befanden, aber diese Frage machte keinen Sinn, auch wenn Rain langsam anfing an die Götter zu glauben, die prädigten, dass das was Rain und Nayantai miteinander teilten verboten war. Vielleicht war das ihre Strafe? Nein, es würde wieder bergauf gehen, nicht wahr? Rain musste daran glauben. "Stiel mir meine Decke und ich zeige es dir.", erklärte Rain dem Wolf. Eigentlich war es keine schlechte Idee sich die Decke selbst auf dem Pferd umzulegen, aber vielleicht wäre sie auch nur im Weg. Nayantai war nicht Rains Polster, eigentlich sollte sich der Wolf viel mehr an ihn lehnen. Rain nahm etwas von seinem Gwicht von Nayantai, er wollte ihm nicht weh tun.

      "Warum?", fragte Rain dann fast schon empört. Meistens wusste er, warum er als Welpe bezeichnet wurde, aber dieses Mal wusste er es nicht. "Eben. Also Medizin, Verbände und Vorräte. Wenn wir eine Pause einlegen sehen wir nach ob wir etwas haben und dann können wir überlegen wie viel sich damit ausgeht." Rain wusste gar nicht wie lange sie unterwegs sein würden, bis sie Nayantais Familie treffen würden. Da die Wölfe Nomaden waren, war es vermutlich nicht so einfach sie aufzuspüren. "Solange der Husten nicht Schlimmer wird ist alles in Ordnung. Wenn überhaupt geht es mir besser." Das war nicht unbedingt wahr, aber es ging ihm zumindest besser als am Beginn ihrer Reise. "Angst? Naja nicht vor dir...", erklärte Rain murmelnd. Er machte sich große Sorgen, hatte Angst, dass Nayantai sterben konnte, dass sie eingeholt wurden und vor vielen anderen Dingen, aber Nayantai machte das alles erträglich. "Eben!", rief Rain anschließend mit einem Lächeln aus. "Hm... ich glaube nicht, dass ich deine eigentliche Heimat jemals sehen kann.", erklärte Rain etwas bedrückt. Auf die Kälte von Fhaergus freute er sich auch nicht. Wie war es möglich, dass es noch kälter wurde? "Huh? Was hat das mit Matsch zu tun?"
    • Rain war, im wahrsten Sinne des Wortes, unwissend. Natürlich nicht wenn es um Bücher oder derartige Thematiken ging, wie Sterne oder etwa taktische Unternehmungen - nein, Nayantai wusste, dass das Lamm schlau war, aber er wusste genau so gut, dass er sich selbst von einem versierten, vom Krieg geschundenem Wolf nichts sagen lassen wollte und sich lieber aufbäumte, als wäre er ein kleiner Bär, der einen aufmüpfigen Wolf einschüchtern wollte, der sich in die Ecke getrieben fühlte. Grundsätzlich hatte Nayantai nichts dagegen einzuwenden, und doch fand er es irgendwie niedlich - Rain schaffte es immer wieder, ihn aufzuheitern - noch dazu durch die unsinnigsten Dinge; der Gedanke allein ließ den Wolf auflachen. Nie hätte er daran gedacht, dass er jemals wieder so fühlen würde, und doch tat er es, nicht nur sich zuliebe, sondern auch Rain - es war einfacher, einander zu verstehen, wenn man sich auf die Gefühlslage seines Gegenübers einließ und es war besser, mit Rain zu kommunizieren, als seine Schmerzen totzuschweigen und sich eigens die Schuld einzureden, die in diesem Fall keiner von beiden trug. "Da hast du dir aber für heute Nacht ein hohes Ziel gesteckt!", beschwerte sich Nayantai gespielt, bevor er einen weiteren, missglückten Kuss an Rain abgab, der eher weniger dessen Stirn berührte, als Nayantai es eigentlich vorgehabt hatte.

      "Warum? Du bist niedlich und fürsorglich, ziemlich optimistisch noch dazu ... und jetzt willst du mich auch noch beißen, du Welpe!", warf er Rain vor, auch dann, wenn er sein lachen nicht unterdrücken konnte. Es schien offensichtlich zu sein, dass Nayantai mehr als nur amüsiert war und für einen Moment war nicht mehr wusste, wohin mit sich selbst - und doch gab es noch ein Pferd und einen Weg, auf den er zu achten hatte. "Hört sich gut an, aber ich werde dir dabei vermutlich keine große Hilfe sein. Thrianer tauschen nur, wir haben keine Münzen oder ähnliches - ich weiß gar nicht, was ich mit einer von euren Münzen bekomme." Nayantai hatte weder eine Ahnung, noch wusste er, ob er sie jemals lernen würde, musste, oder sollte - war es denn nicht egal, wenn sie ohnehin aus Adrestia flohen und darauf hofften, dass Thria ihnen wohlgesonnener war - etwas, das Nayantai weder bejahen noch verneinen zu wusste. "Wir sollten trotzdem nicht nachsichtig sein, vor allem, wenn wir wirklich unser ganzes Geld ausgeben.", gestand Nayantai und wollte damit recht behalten - aber nicht nur das, er vertraute Rain ohnehin, und doch wollte er nicht, dass sie sich gerade wegen solchen Dingen über etwas stritten, das wohl in keinster Weise Sinn ergab. "Aber? Ich schätze, alles hier draußen ist noch ziemlich ungewohnt für dich. Ich wünschte, wir hätten uns mehr Zeit lassen können und es langsamer angehen lassen." Dennoch schien es unmöglich, genau das zu fabrizieren, vor allem wenn man bedachte, wie sehr Rain sich doch erst dagegen gesträubt hatte, einen Fuß vor die Tür zu setzen. "Nein, aber das müssen wir auch nicht, wirklich." Nayantai musste Rain nicht alles zeigen - er wollte ihm vieles zeigen, und doch war eben jener Fleck nicht der richtige Ort für sie beide. "Mein Vater hält es dort aber auch nicht aus, er war wochenlang krank. Mach dir keinen Kopf darüber!" Wenn Rain ihn aufheitern konnte, dann konnte Nayantai das schon lange. "Naja, Welpen raufen auch im Matsch. Das tut dir sicher gut.", lachte er schließlich. Naja, würde es das? Wer wusste das schon, außer Rain selbst.
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    • Es war ein gutes zeichen das sowohl Nayantai als auch Rain noch lachen konnten, das hieß doch, dass sie beide noch Hoffnung im Herzen trugen und mehr noch als nur Trauer und Angst. Es war äußert selten wirklich ein schlechter Zeitpunkt für ein bisschen Spaß und Freude. egal wie allein, geschunden und verzweifelt sie waren, zu Lachen tat ihnen Beiden gut. "Was für ein Ziel? Wenn du mir Decke lässt, dann muss ich nichts tun!", erwiderte Rain und streckte Nayantai seine Zunge heraus, ehe er selbst wieder gerade aus sah. Das Pferd war zwar schlau genug ganzen Baumstämmen auszuweichen und sie bewegten sich auch nicht sehr schnell fort, aber niedrig hängende Äaste waren trotzdem ein Problem, mehr noch für Nayantai als Rain. Bisher war ihnen aber nichts... "Ah!", rief Rain aus als ein dünner Ast sein Gesicht streifte. Es war nicht schlimm, aber die feuchten Blätter hatten sich irgendwie ekelhaft angefühlt und Rain spuckte ein wenig aus, weil er das Gefühl hatte, das Blatt auch im Mund gehabt zu haben. Rain wischte sich mit dem eigentlich ohnehin schon schmutzigen Ärmel über sein Gesicht um sich zu trocknen. Er war in Ordnung, glaubte er zumindest, er hatte sich nur ein wenig erschreckt und war jetzt ein wenig nass im Gesicht.

      "Sind das wirklich Eigenschaften eines Welpens? Wie warst du als du ein Kind warst?", wollte Rain wissen. Er war selbst erwachsen, auch wenn Nayantai ein bisschen älter zu sein schien. Benahm er sich wirklich so kindisch? "Mach dir keine Sorgen, ich werde mir schon überlegen was wir alles dafür kaufen können.", erklärte er dann. Nicht, dass er jemals einkaufen gewesen war, aber das hieß nicht, dass er nicht mit Geld umgehen konnte. Die letzten Jahre hatte er Teile der Aufgaben seines Vaters erledigt, auch Geldangelegenheiten. Da ging es zwar um größere Mengen, aber er würde sich schon nicht übers Ohr hauen lassen, vorrausgesetzt sie hatten tatsächlich ein paar Münzen dabei. "Mh... wir werden sehen wie viel wir haben. Mein Husten ist nicht unsere höchste Priorität.", erklärte Rain und wenn Nayantai darüber streiten wollte, würde Rain vermutlich trotzdem kein unnötiges Geld dafür ausgeben, er war es immerhin der einkaufen ging - wenn alles gut lief. "Es ist in Ordnung. Wir haben Zeit wenn wir deine Familie finden. Wie gesagt alles ist neu, egal ob hier oder in Thria!", lächelte Rain. Er erlebte so viel Neues, da kam er jetzt schon nicht mehr hinterher, wenn er sich mehr Zeit nehmen würde. "Ich finde es trotzdem schade, du kennst meine Heimat ja auch." Anschließend schüttelte Rain den Kopf. "Ich glaube selbst gegen ein Kind würde ich verlieren." Und ihm würde die Luft ausgehen und zwar schnell.
    • Trotz ihrer Verschiedenheiten waren sie sich ähnlich - Nayantai schätzte es wert, wusste, dass er sich in guten Händen befand und konnte lediglich zustimmen, wenn er darüber nachdachte, ob Rain ihn weiterhin gut behandeln würde. Nie hatte er ihm ernsthafte Verletzungen zugefügt, und auch, wenn Nayantai seine seelischen Wunden lieber für sich behielt, so war Rain auch nicht aufdringlich, als er anfing, diese mit ihm zu teilen, weil sie aus ihm herausflossen wie ein zusammenbrechender Staudamm, der soeben den letzten Tritt in die richtige, poröse Ecke bekam und die Sinnesfluten nicht mehr aufhalten konnte. "Aber mein Ziel ist es, dir die Decke zu klauen - also ist dein Ziel, sie zurückzubekommen, indem du mich beißt, nicht?", hinterfragte der selbsternannte große, böse Wolf das kleine Lamm, das sich bereits in seinen Krallen verfangen hatte und - angesichts vollendeter Tatsachen - aus jenen wohl gar nicht mehr entkommen würde. Bevor Nayantai noch richtig reagieren konnte, schnepfte ein nasser Ast gegen seine Brust, den Rain wohl oder übel in sein Gesicht bekommen hatte. Anstatt sich zu beschweren lachte der Wolf, der das Schauspiel relativ lustig fand und dennoch wusste, dass sie beide vorsichtiger zu sein hatten. "Augen nach vorne.", mahnte er das Lamm, das sich lieber in seinem eigenen Auge verlor.

      Nayantai wunderte sich, ob er mit dem Verband wohl noch ansehnlich genug war, und doch starrte Rain ihn immer wieder an und suchte nach Augenkontakt - momentan schien er aber den Geschmack der Natur, des moosigen, nassen Astes, aus seinem Mund verbannen zu wollen - eine belustigende Tatsache. "Wild, eingebildet und trotzig.", erwiderte Nayantai knapp. Seine Kindheit war vor allem von einem geprägt: Der metaphorischen Krone, die einst auf seinem Haupt hätte sitzen sollen, und es in seiner Kindheit auch tat, bevor Dayan auf die Welt kam und ihm alles stahl, was er zuvor Khojin gestohlen hatte - und das gleiche Spektakel wiederholte sich für Dayan selbst, als Khenbish auf die Welt kam. Aber auch das hielt nicht lang und mittlerweile war wohl Khojin diejenige, auf die die Königskrone zurückfiel. "Ich war ein ungezogener Fratz.", erklärte er, als er einen seiner Ärmel nahm und versuchte, die Nässe des Astes aus Rains Gesicht zu vertreiben und seinen Mund abzuwischen, der offensichtlich noch immer damit beschäftigt war, einen gewissen Geschmack loszuwerden. "In Ordnung, ich vertraue dir." Nayantai konnte nicht mehr tun als das - früher oder später wäre er ohnehin auf Rain angewiesen, und doch wusste er nicht so recht, was er davon halten sollte - würde es seinem Lamm gut gehen? Was, wenn ihn jemand erkannte und ungeachtet verschleppte? Nein, der Wolf wollte gar nicht daran denken. "Rain, wir müssen uns auch um dich kümmern. Ich meine es ernst." Was, wenn er wieder krank wurde? Die Welt hier draußen war dem Lamm nicht geheuer; sie tötete ihn nicht, aber er schien anfälliger auf Krankheiten als Nayantai selbst, obwohl er noch nicht wieder vollkommen zu Kräften gekommen war. "Ja, da hast du recht! Ich will dir jetzt schon so viel zeigen, ich wünschte, wir wären in Thria!" Zuhause, das war ein schönes Wort - er misste seine Familie, alle von ihnen, ob tot oder lebendig - Nayantai würde nichts gegen eine Umarmung seiner Mutter einzuwenden haben, auch, wenn es unmöglich war. Hatte ihn gerade ein Regentropfen getroffen oder weinte er schon wieder? Der Wolf wusste es nicht, aber er blieb still. "Ich weiß, aber du würdest nur erfrieren. Das will ich dir nicht antun - da unten gibt es trotzdem nicht viel." Würde Rain den gottverlassenen Ort überhaupt leiden? Eher weniger. "Dann musst du mit mir im Matsch rangeln."
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    • "Hey! War das alles nicht nur hypotetisch? Außerdem ist es nicht mein Ziel die Decke zurück zu bekommen, sondern nur dich zu beißen, das war mein Versprechen an dich." Ja, Rain konnte auch ein Klugscheißer sein, wenn Nayantai damit anfing. Er glaubte allerdings nicht, dass sie sich heute Nacht um eine Decke streiten würden. Wie jeden Abend wären sie wohl zu müde, speziell Nayantai, der sich von seinen Verletzungen erholen musste. Eigentlich waren beide immer müde gewesen, seit Nayantai angekommen ware. Wenn Rain zurück dachte, ging es ihnen beiden dann nicht besser als damals? An dem Tag als Nayantai angekommen war hatte Rain eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen. Er wollte nicht mehr nach draußen, er wollte nichts mehr von der Welt sehen, er hatte es aufgegeben und war sicher, dass er den Winter nicht mehr überleben würde. Nayantai war nicht sehr viel anders gewesen, auch wenn Rain nicht alle Einzelheiten kannte. So gesehen ging es ihnen heute doch besser, sie beide wollten weiter leben. Als Nayantai ihn darauf hinwies, dass Rain wieder nach vorne sehen sollte, grummelte der Blonde nur ein bisschen. Das wusste er doch, immerhin hatte er gerade einen Ast ins Gesicht bekommen.

      "Das hast du schon erzählt, aber wie warst du als Kind, also mit... sechs Jahren zum Beispiel?", wollte Rain wissen. Ob Nayantai schon immer nur Ärger machte? Vielleicht. "Hab ich dich gezähmt?", fragte Rain mit einem Grinsen, auch wenn Nayantai es nicht mehr sehen konnte, weil Rain darauf achtete, nicht noch einmal einen Ast abzubekommen. "Ich vertraue dir auch Nayantai.", versicherte Rain Nayantai. "Ich... ja ich weiß. Wir haben bestimmt genug Geld für alles." Rain war sich da nicht so sicher und er war immer noch der Meinung, dass Nayantais Gesundheit und ihre Versorgungssicherheit Priorität hatte. Rain kannte seinen Körper, wenn Medizin ihm helfen würde, dann hätte er kein Problem. "Was glaubst du wie lange wir noch dort hin brauchen?", fragte Rain. "Wir sollten vermutlich auch gleich genug Vorräte für Thria haben, wie lange denkst du dauert es, bis wir deine Familie finden?" Rain würde nachher ein bisschen rechnen müssen. "Mit dir? Das wäre unfair, du bist verletzt.", scherzte Rain anschließend.
    • "Also willst du die Decke gar nicht? Dann kannst du mich auch so beißen! Aber ich beiße dich dann zurück!", deklarierte der Wolf, der wohl darauf aus war, einen kleinen Krieg zwischen Rain und sich selbst anzufangen, der wohl oder übel nicht weiter eskalieren würde, als er es ohnehin schon getan hatte. Warum auch? Nayantai war sich oftmals über weniger Dinge im Klaren, als ihm lieb war, und doch verstand er an diesem Punkt, dass Rain sich lediglich ein Späßchen mit ihm erlaubte, obwohl sie beide wohl nicht viel hatten, worüber es zu spaßen galt. Ihre bloße, fortbestehende Existenz war, mehr oder weniger, ein weitgegriffenes Wunder und die Hoffnung, sich noch länger daran laben zu können, wuchs weiter, als sie es sollte. "Genau so.", erwiderte er Rain auf die erneute Frage. "Ich war der Kronprinz, bis ich es nicht mehr war. Sicher, ich war vermutlich süß anzusehen, aber ich war ziemlich eingebildet, selbst für mein junges Alter.", entgegnete er schließlich und er behielt recht. Nayantai genoss es, im Rampenlicht zu stehen, hatte es schon immer getan, und doch mied er es mittlerweile wie die Pest, als würde es sein Blut anderweitig zum kochen bringen, wenn er plötzlich zu viel Wert auf all die Dinge legte, über die er schon so lange nicht mehr nachdachte.

      "Vermutlich, wieso auch nicht?", entgegnete er, lächelnd. Wirklich wild war Nayantai wohl nie gewesen und doch war er gezähmt worden, von jemandem der - wohl oder übel - wohl nie ganz verstanden hatte, wie die Welt um ihn herum funktionierte. Doch schlimmer als das konnte nichts werden, und es gab auch nichts, das daran grenzte - Nayantai akzeptierte Rains Sieg über ihn mit einem Lächeln. "Freut mich.", nuschelte er schließlich in Rains Halsbeuge, als er seinen Kopf erneut auf der Schulter des Blonden ruhen ließ, in der Hoffnung, er würde der Müdigkeit nicht zum Opfer fallen und die Zügel weiterhin stramm in seinen Händen halten, bis das Lamm umlenkte, weil er etwas übersah. Ihr Pferd unterstützte sie jedoch tatkräftig bei ihrem Vorhaben, zumindest auch aus Eigennutz. "Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen werden. Mach dir keine Sorgen, ja?" Für eine kurze Sekunde schloss er die Augen und lehnte sich gegen Rain - würde er wirklich einschlafen, so wäre das zusätzliche Gewicht auf den unsicheren Schultern wohl nur eine Hürde, weswegen Nayantai es sein ließ und akzeptierte, dass er später alle Zeit der Welt hatte, um sich auszuruhen. "Hmm, vermutlich eine ganze Weile. Bis Thria ist es nicht mehr weit, aber ... wer weiß, ob sich meine Familie weiter verstreut hat. Ich ... vermisse sie.", gestand er sich selbst und dem Lamm ein, das er wiederum liebend gerne in ein Bett zerren wollte, aus dem es nicht mehr herauskam, weil es bequem genug war, um sie beide tagelang ungestört kuscheln zu lassen. "Wenn sie noch dort sind, wo sie waren, dann vielleicht ein paar Wochen, wenn wir Glück haben. Wenn sie weiter nach Westen gezogen sind, dann vermutlich Monate.", erklärte er dem Lamm, seine Stimme klang schlaftrunken. "Oh, stimmt. Ich sollte mich von meiner besten Seite zeigen, damit du nicht noch mehr Vorteile hast und mich dezimierst."
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    • "Pah! Du würdest mir die Decke sowieso nicht weg nehmen, dafür hast du mich zu gern!", lachte Rain. "Du willst nur einen Grund gebissen zu werden." Wieso auch nicht? Dann wären sie einander ein bisschen näher, auch wenn er Nayantais Anwesenheit auch so spüren konnte. Das war gut so. Rain warf einen Blick nach unten und auf Nayantais Hände. Es war gut zu wissen, dass er da war. "Jetzt wüsste ich gerne wie du ausgesehen hast. Hm... was bedeutet es eigentlich König der Wölfe zu sein? Ich meine ich hatte zum Beispiel ein Anwesen und Länderein und die Leute dort zahlen Steuern, damit wir uns um sie kümmern und zum Beispiel neue Straßen bauen, oder mehr Soldaten einstellen, aber ich schätze so funktioniert das in Thria nicht." Rain sprach bewusst nicht von ihrem König, es machte auch keinen großen Unterschied, nur die Größenordnung war eine andere. Wenn Rain schon nach Thria reiste und eventuell ihren König traf, dann sollte er wohl wissen mit wem er es zu tun hatte. Höflich wäre er zwar ohnehin, wenn man in ließ, aber es konnte nicht schaden noch ein wenig mehr zu wissen.

      "Hm... ich hoffe das nimmt mir keiner übel.", lächelte Rain. Nayantai war definitiv ein anderer Mensch, seine Familie erkannte vielleicht wenig in ihm wieder. Es war die Zeit in Gefangenschaft die ihn verändert hatte, aber auch Rain war daran beteiligt, da war er ziemlich sicher. Das Gewicht das Rain plötzlich auf seiner Schulter fühlte war nicht unangenehm, es störte ihn nicht. "Ja, das wird schon...", lächelte Rain und hob eine Hand um den Schopf schwarzer Haare auf seiner Schulter zu kraulen. Da war mehr Gewicht, aber auch das störte Rain nicht. "Ruh dich ruhig aus. Solange du nicht vom Pferd fällst habe ich alles im Griff.", murmelte Rain der immer noch über Nayantais Kopf streichelte. Ob er vielleicht Kopfschmerzen hatte? Das Schwert hatte immerhin seinen Kopf getroffen. Rain wusste zwar nicht genau ob die Richtung stimmte, aber er versuchte das Pferd einfach geradeaus zu lenken. Wenn die Sonne wieder heraus kam fiel es ihm vielleicht auch leichter und hatte sein Vater nicht einmal etwas von Moos auf den Bäumen erzählt? "Wir finden sie.", sprach Rain Nayantai gut zu und machte weiter damit seinen Kopf zu kraulen. "Jetzt ruh dich aus."
    • "Ach ja, woher weißt du das denn?", erwiderte der Wolf empört - er konnte Rain wegnehmen was er wollte, er war sich sicher darüber, dass er noch nicht so verkümmert war, dass er die einfachsten Dinge nicht mehr zustande brachte. Ob das wirklich war, wusste Nayantai allerdings tatsächlich nicht. "Und wenn das stimmt, dann stört es dich sicher nicht - du willst mich doch sowieso beißen!", klagte er schließlich, wusste aber nicht, ob er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, oder seine eigenen Worte lediglich erstunken und erlogen waren, nur, weil er nicht so recht wusste, was er sonst sagen sollte. "Vermutlich wie eine kleine, fiese Ratte." Ob er wirklich so ausgesehen hatte konnte Nayantai weder bestätigen noch vernein, dennoch wusste er, dass er schlimmstenfalls in ein Fettnäpfchen trat, aus dem er nicht mehr herauskam. Wieso interessierte sich Rain auch dafür? Die Vergangenheit war schon längst vorüber und Nayantai selbst dachte ungerne an die unschönen Dinge, auch, wenn er der Stimme des Blonden relativ gerne lauschte, während er weiterhin über ein ruhiges Leben im Süden tagträumen wollte. "Ein thrianischer König ... hm, wir kümmern uns um unser Volk und um ihr Wohlbefinden. Es gibt beispielsweise auch Stämme, die exiliert wurden.", nuschelte er. Wie die Kannibalen, auf die sie geradeaus zusteuerten - wissentlich.

      "Wieso sollten sie? Du hast mich gerettet." Mehr interessierte vermutlich auch keinen, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die es wohl oder übel noch zu besprechen galt. Rain weiterhin in Unruhe zu versetzen war nichts, das Nayantai wollte, weswegen er den Mund hielt - würde er ihm Endeffekt tatsächlich sein Leben lassen, weil es thrianische Gesetze von ihm verlangten, so konnte er wenigstens guten Gewissens sterben, wenn er wusste, Rain war in Sicherheit. "Mhm, ich glaube dir.", murmelte die Schlafmütze, die mehr an sich spüren wollte als ein paar von Rains Fingern, die ihm durch die Haare fuhren und ihn beinahe schon liebkosten. Wieso musste das alles so schwer und so unangenehm sein? "Ich will bei dir bleiben, aber ich bin erschöpft. Es tut mir leid, Rain." Der Wolf entschuldigte sich und umklammerte die Zügel etwas fester, nur um im Umkehrschluss Rain mehr an sich zu drücken. Worauf war er auch hinaus? Jetzt bereits eine Pause einzulegen wäre eine dumme Idee, aber Nayantai fühlte sich matt und so, als wäre er nie wirklich aufgestanden - die sanfte Berührung Rain's machte es keineswegs besser. "Ich weiß ... aber ... aber ...", dagegen zu argumentieren half nichts. "Sag, wenn du etwas brauchst, ja?", gähnte der Wolf schlussendlich. "Und erzähl mir ... irgendwas ..."
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    • "Na weil ich dich mittlerweile kenne und weiß, dass du nicht willst, dass ich erfriere.", erklärte Rain mit einem Kichern. Natürlich wusste er auch, dass Nayantai häufig wollte, dass Rain sich gegen etwas wehrte, vermutlich um ihm etwas bei zu bringen, oder damit Rain lernte sich im Falle des Falles selbst zu verteidigen, nicht wie es bei Grayson passiert war. Vermutlich hätte Rain versuchen können sich zu wehren, oder weg zu laufen, aber das wollte er aus mehreren Gründen nicht. Gewalt war noch nie etwas gewesen das er gut konnte und außerdem war Grayson nicht hinter Nayantai her, solange er mit Rain beschäftigt war, der sich dumm stellte. Rain hatte den Preis dafür bezahlt, aber er war am Leben. "Hm, nur weil das normalerweile heißt, dass du..." Rain konnte es nicht aussprechen, ohne dass seine Wangen zu glühen begannen, aber immer wenn sie aneinander geknabbert hatten waren sie einander nahe gewesen. "Du meintest doch du sahst süß aus!", wechselte Rain schnell das Thema. Eine fiese Ratte stellte sich Rain nicht sonderlich niedlich vor, auch wenn er noch nie eine gesehen hatte, fies oder nicht. "Hm, dass ein König sich um sein Volk kümmert ist mir schon klar, aber wie? Vor Allem, wenn alle so zerstreut sind.", wollte Rain wissen, schüttelte aber gleich darauf den Kopf. "Wir müssen nicht jetzt darüber sprechen." Nayantai war müde.

      Rain hatte Nayantai zwar auf eine gewisse Weise gerettet, aber er war immer noch ein Schaf und außerdem konnte niemand so genau wissen, was Nayantai die letzten Jahre getan hatte. Vermutlich konnte sich nicht einmal Nayantai sicher sein. Rain sagte nichts davon, ihr Gespräch war beendet, er wollte Nayantai lieber ausruhen lassen. Leider konnte er ihn nicht so festhalten wie Nayantai Rain festgehalten hatte als es ihm so schlecht ging, aber zumindest konnte er auf den Weg achten. "Es muss dir nicht Leid tun. Den Anfang unserer Reise habe ich auch verschlafen.", lächelte der Blonde. Den ganzen Weg vom Anwesen bis über die Berge um genau zu sein. "Okay." Rain lächelte erneut und streichelte weiter durch Nayantais Haar. Dann begann er eine Geschichte zu erzählen, eine Fabel die seine Mutter immer erzählt hatte und als die zu Ende war dachte sich Rain eine neue Geschichte aus. Als auch diese zu Ende war, beschloss er ein wenig vor sich hin zu summen, Nayantai hörte die Melodie nicht zum ersten Mal. Es dauerte eine ganze Weile und das Gewicht auf Rains Schulter wurde ein wenig schwerer, aber niemand fiel vom Pferd. Es war vermutlich früher Nachmittag, der leichte Regen hatte aufgehört und Rain erspähte einen Bach. "Hey. Nayantai... Da ist ein Bach. Sollen wir vielleicht unsere Reserven auffüllen?"

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    • Nayantai wollte ohnehin nicht zugeben, dass er müde war - das wollte er noch nie, gleich wenig wie er sich eingestehen wollte, dass die Wunde wirklich so schlimm war, oder dass er Ruhe brauchte. Im Umkehrschluss bedeutete all das allerdings nur noch mehr Probleme, als es ohnehin schon gab. Nicht nur, dass er nicht auf Rain - die Stimme der Vernunft selbst - hören wollte, er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, dass er derjenige war, der just in diesem Moment Ruhe und Rast vertragen konnte. Die Hoffnung starb zwar bekanntlich zuletzt, und doch fand Nayantai wohl eher alsbald heraus, dass er viel zu ausgelaugt und erschöpft war, um sich weiter Gedanken darüber zu machen, ob er schlussendlich wachbleiben wollte, oder doch lieber schlief - die Entscheidung nahm er sich, mehr oder minder, selbst ab. Während Rain Dinge erzählte, war es doch beinahe einfacher seinem eigenen Verlangen nachzugeben und auch, wenn er nicht wollte, so erwischte er sich immer wieder dabei, wie er einen Schritt tiefer in die Unterwelt machte - alles klang fernab, selbst Rains Stimme, die von Dingen erzählte, die Nayantai nicht gänzlich verstand; sich wachzuhalten half dabei nicht sonderlich und jeder Versuch sorgte nur dafür, dass er tiefer in seinen wohlverdienten Schlaf abglitt.

      Nayantai wusste nicht, wovon er träumte - finstere Wolken hatten sich über sein Haupt gelegt und es schneite sanft, so sehr, dass sich die Schneeflocken auf seiner Nase niederlegten und sofort schmolzen. Er nieste, musste sich kleine Wassertropfen aus dem Gesicht wischen und doch, mit seinen winzigen Patschehändchen kam er nicht weit - sie waren wirklich klein, und die Welt um ihn herum riesig und offen - so wie die Hand seiner Mutter, die sie sich auf seinen Kopf legte und ihm sanft durch die Haare strich. Kaum blickte er nach oben, war ihr Gesicht für ihn unkenntlich und ließ ihn aufschrecken, und doch folgten Worte, die sich fernab anhörten, als wären sie beide Unterwasser - als könnte er nicht gänzlich verstehen, was gerade passierte. Für einen Moment überlegte er, ob er nicht einfach reißaus nehmen sollte, und doch wollte er nicht und ließ sich auf den schlechten Scherz ein, den sich sein Kopf mit ihm erlaubte. Er griff nach der Hand seiner Mutter, wollte sie halten, doch alles, was er schlussendlich hörte war ein leichtes Lachen und eine mahnende Stimme, die nichts aufschlussreiches sagte. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hörte er jedoch eine andere Stimme und seine Traumwelt zerbröselte, kaum öffnete Nayantai die Augen. "Huh, was!? Ja, ich bin wach!", rief er aus, bevor er sich das Auge rieb und sich kurz streckte, um sich wieder aufrecht hinzusetzen. "Ein Bach? Ja! ... Uh, ich meine, gerne.", nuschelte er, gefolgt von einem kurzen Gähnen, bevor er das Pferd zu dem plätschernden Gewässer lenkte und anhielt. "Tut mir Leid ... ähm, Rain, kann ich dich etwas fragen? Weißt du noch, wie das Gesicht deiner Mutter aussieht?"
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    • Rain machte sich Sorgen um Nayantai. Er war nicht sicher ob der Wolf überhaupt noch wach war, aber zumindest konnte er sich auf dem Pferd halten ohne herunter zu fallen, er musste also zumindest noch ein bisschen seines Unterbewusstseins behalten haben. Rain wusste nicht ob Nayantai ihm überhaupt noch zuhörte, aber er summte einfach weiter, während das Pferd sich in langsamen Schritt weiter fortbewegte. Viel schneller kamen sie in einem Wald ohnehin nicht voran, aber sie wollten sich immer noch von Straßen fern halten. Rain versuchte sich an die Sonne zu halten als diese wieder hinter den Wolken hervor kam und sah sich gleichzeitig die Gegend ein wenig an. Er hörte den Vögeln zu un dem Rauschen des Windes, sowie dem sanften Geräusch das die Hufe des Pferdes im weichen Waldboden machte. Er sah sogar ein paar Vögel und einige Insekten die an ihm vorbei surrten. Wäre ihre Situation nicht so aussichtlos gewesen, dann hätte Rain all das hier mehr genossen. Ihm war immer noch kalt und er war feucht vom Regen, aber es war alles halb so wild. Der Wald duftete nach dem Regen anders und Rain konzentrierte sich lieber auf all das, statt darauf, dass es dem Wolf ganz offensichtlich nicht gut ging.

      Als er Nayantai aufweckste schien dieser ein wenig desorientiert. "Wie geht es dir?", wollte Rain als erstes wissen und wartete, bis Nayantai das Pferd zum stillstand brachte und abstieg. Rain schwang seine Beine auf eine Seite des Pferdes und rutschte herunter bevor Nayantai ihm helfen konnte. Er wollte nicht, dass Nayantai sich überanstrengte, oder die Wunde an seiner Seite unter Rains Gewicht litt. Zugegeben, die Landung war etwas holprig und seine Hände waren voller Matsch, aber zum Glück war da gleich ein Bach in dem er seine Hände waschen konnte. "Hm? Ja, kann ich, aber sie ist noch nicht so lange tot und wir haben ein großes Familienportrait beim Eingang. Du hast es bestimmt gesehen, bei der großen Treppe.", erklärte Rain. Er hatte seine Mutter so jeden Tag sehen können und es gab genauso Portraits von seinen Großeltern, das war also kaum mit Nayantais Situation vergleichbar. "Komm, setz dich erst Mal hin und trink etwas. Ich kann unser Wasser alleine auffüllen." Rain wartete bis Nayantai ihr Pferd nahe des Wassers an einen Baum gebunden hatte und schob den Wolf dann sanft zur Seite und wollte das er sich setzte.
    • Zugegeben, Nayantai hätte besser auf sich acht geben sollen und nicht einfach darauf beharren sollten, dass er wusste, wie er mit drei bewaffneten Soldaten umzugehen hatte. Seinen Tritten und Schlägen fehlte es an Wucht und seinem Körper an Balance - es war nicht weiter schlimm, wenn er sich einfach auf alle hätte konzentrieren können, aber nachdem er sich dazu entschieden hatte, nichts dergleichen zu tun, büßte er nun dafür. Seine Wunde störte ihn nicht sonderlich, sie pochte lediglich unangenehm und doch war er ähnlichen Schmerz gewohnt, weswegen er es einfach auf ein offensichtliches Problem abtat. Besser wurde es dadurch allerdings auch nicht, wenn man dabei bedachte, dass er die Wunde zumindest auswaschen sollte - wofür er allerdings abgekochtes Wasser benötigen würde, das nicht zu heiß sein durfte. Würde es helfen, das klaffende Stück Fleisch mit einem heißen Messer zu veröden? Vermutlich nicht, zumal er das Auge eigentlich noch benötigte. "Tut mir leid, ich bin wohl eingenickt. Mir geht es gut.", antwortete Nayantai lediglich, als er nach den Zügeln des Pferdes griff, das er ebenfalls zum Bach führte, bevor er es dort trinken ließ. Eigentlich waren es nicht nur sie beide, die davonrannten, sondern auch ihr Pferd, das mehr als nur sie zu tragen hatte.

      Beinahe schon bestimmt fing Nayantai an, ihr Ross etwas zu streicheln, als würde er sich für die harte Arbeit bedanken wollen - und, als wäre er noch nicht ganz wach und brauchte erst einen Moment, um wieder in die ihre Welt zu finden. Rain sprach dennoch Worte, die Nayantai nur halb verstand, weil es kein vergleichbares, thrianisches Beispiel gab - keiner von ihnen war so materialistisch, wie Adrestianer es sein konnten; all das zeigte sich ihm auf. "Ah, also hast du etwas, wo du sie sehen kannst. Das ist schön.", bemerkte der Wolf, der sich ernsthaft fragen musste, wie genau das verschwommene Gesicht seiner Mutter wirklich aussah - ihre Gesichtszüge waren unlängst in seinem Gedächtnis verblasst und wenn er ehrlich war, dann konnte er sich nicht mehr direkt an den Klang ihrer Stimme erinnern. Es ließ ihn erschaudern und gleichzeitig erstaunen - er hatte so viel über sie vergessen, obwohl sie erst wenige Jahre tot war. Wie es seinem Vater wohl damit ging? "Nein, nein - lass mich dir helfen ...", wollte der Wolf noch protestieren, allerdings wollte er nicht erneut mit Rain darüber streiten, wie schlimm seine Wunde nun war, weswegen er sich tatsächlich auf den Laubboden niederließ und nach vorne, gen Wasser beugte. "Ich war nicht zu schwer, oder?" Ein Fliegengewicht war Nayantai obgleich der fehlenden Muskeln und des fehlenden Fleisches auf seinen Knochen wohl nicht, und doch war Rain um einiges leichter und nicht sonderlich zäh. "Ich hätte nicht einschlafen sollen." Für derartige Eingeständnisse war es zu spät, immerhin war all das schon passiert.
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    • "Wieso entschuldigst du dich?", wollte Rain wissen und während er auf eine Antwort wartete bewegte er sich vorsichtig auf das Pferd zu, vor dem er immer noch einiges an Respekt besaß und kramte anschließend in den Satteltaschen, die in wenig zu hoch für ihn hingen nach ihrem Wasserschlauch. Damit ging er zum Bach und kniete sich an den rand um zuerst seine Hände zu waschen und anschließend den Schlauch mit frischem Bachwasser zu befüllen. "Hast du Kopfschmerzen? Ich meine... tut dein Kopf weh?" Es war nicht üblich für Nayantai so verschlafen zu sein, zumindest nicht seit sie auf der Flucht waren. Natürlich hatte auch er sich eine Pause verdient, aber es sah ihm einfach nicht ähnlich und Rain machte sich sorgen. "Meinst du wir sollten die Wunden zumindest mit dem Bachwasser auswaschen? Wir könnten vielleicht auch jetzt ein Feuer machen, solange es hell ist, dann fällt es bestimmt nicht so auf?", schlug Rain vor und dass er sich Sorgen machte, war ihm deutlich anzuhören. Er stöpselte ihren Wasserschlauch zu und legte ihn vorerst neben sich ins Gras, dann trank er selbst direkt aus dem eiskalten Bach und wusch sich zumindest sein Gesicht. Er wusste, dass sie nicht zu lange trödeln durften, er würde den selben Fehler nicht zwei Mal machen.

      "Ja... naja nicht mehr. Aber ich erinnere mich noch.", erklärte Rain und blickte Nayantai schließlich an. "Ich bin sicher sie war hübsch und wild, so wie du." War es notwendig Nayantai aufzuheitern? Rain fühlte sich als müsse er der schlechten Stimmung irgendwie entgegen Wirken. Er war keineswegs naiv, er wusste genau, wie ihre Lage aussah, aber Trübsal zu blasen brachte sie nicht weiter. "Nayantai, ich bin ein erwachsener Mann, auch wenn du mich oft genug als Welpe bezeichnest. Glaub mir, ich werde nicht im Bach ertrinken. Außerdem bin ich schon fertig und jetzt solltest du etwas trinken. Willst du lieber aus dem Schlauch trinken?" Vielleicht war das einfacher, also hielt Rain Nayantai den vollgefüllten Wasserschlauch hin. Er konnte ihn ja einfach nochmal auffüllen. "Du warst nicht zu schwer, hör auf dich zu entschuldigen. Es ist doch nichts passiert und ich denke wir sind immer noch auf dem richtigen Weg."
    • “Weil das nicht passieren sollte.”, entgegnete er Rain, wohlwissend, dass er nichts dafür konnte. Nayantai hatte sich sein Problem nicht ausgesucht und er war sich auch sicher, dass Rain ihn in dieser Hinsicht verstand und umsichtig mit ihm war - und doch wusste er auch, dass er sich selbst nichts Gutes damit tat, wenn er weiterhin nur darüber nachdachte, wie schmerzhaft es doch eigentlich war, für sich selbst zu sorgen. Oftmals keimte die Hoffnung, dass er irgendetwas überleben würde, gar nicht erst in ihm auf - aber an was für unsinnige Dinge dachte er da überhaupt? “Mh, nein, nicht wirklich. Die Wunde tut etwas weh, aber das ist ziemlich normal, sie ist ja noch frisch.” Außerdem war Nayantai derartige Schmerzen fast gewohnt und ignorierte sie, so gut er konnte - ihn fragte selten jemand, ob irgendetwas wehtat, und doch sorgte Rain sich meist um ihn, wenn etwas nicht passte. “Es wäre sicher klüger, wenn wir das Wasser zuerst abkochen. So klar der Bach auch aussieht, das Wasser ist sicher ziemlich dreckig.”, gestand der Wolf, der keinerlei Probleme damit hatte, aus dem Bach zu trinken, und doch wusste er grundsätzlich, dass es eine dumme Idee war, das eventuell verschmutzte Wasser an seine Wunde zu lassen. Rain schien sich darüber auch ihm klaren, selbst, wenn es nur Zeitverschwendung war. “Wir sind so tief in diesem Wald, ich glaube nicht, dass uns jemand dicht auf den Fersen ist, und außerdem, hörst du das?” Mehr als raschelnde Baumkronen und singende Vögel gab es nicht, vereinzelt brachen Äste und ein Schnauben ertönte - dennoch war es nur die Natur, die um sie herum existierte.

      “Bald wieder.”, versicherte Nayantai ihm, als er sich selbst im Bachbett erkannte und sein leicht verschwommenes Spiegelbild betrachtete. Er hatte besser ausgesehen und doch, vermutlich auch weitaus schlimmer. Hübsch? Ich? Wo hast du das denn aufgeschnappt?”, lachte der Wolf, als er sich zu Rain umwandte. Nie hatte ihn jemand hübsch genannt, es gab ganz andere, schmeichelnde Worte, um ihn zu beschreiben und doch legte sich eine leichte Röte auf seinen Wangen nieder, als wäre er peinlich berührt. “Das höre ich auch zum ersten Mal.”, wisperte der Wolf verlegen. Hübsch und wild, huh? Von seiner eigenen Scham in die Ecke getrieben, wurde er schließlich von Rain wieder in die Realität gezogen und bemerkte erst jetzt, dass er gar nicht trank, sondern wiederum tagträumte. “Rain, das weiß ich, aber … ich will trotzdem auf dich aufpassen, ja? Und du passt auf mich auf, wir beide aufeinander. Das hat nichts damit zu tun ob du ein Lamm oder ein Welpe, oder ein Schaf oder ein Wolf bist.” Umsichtig mussten auch Erwachsene miteinander umgehen und die Wahrheit war, dass Nayantai sich selbst nicht zu helfen wusste, also half er lieber Rain, der ihm den Wasserschlauch offerierte, aus dem er lediglich zögerlich ein paar Schlucke nahm. “Ich … in Ordnung, ich vertraue dir.”, gestand er sich mit einem Nicken ein, bevor er einen Blick zur Seite warf und nach Rains Hand suchte. “Lass uns ein Feuer machen, ja? Dann kann ich dir zeigen, wie.”, nuschelte er. War er fiebrig? Nein, eher verliebt.
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    • "Wieso nicht? Ich war doch wach und wäre etwas passiert, dann hätte ich dich einfach aufgeweckt. Ich war ja nicht alleine unterwegs, du warst die ganze Zeit da. Außerdem ist es besser, wenn du wieder zu Kräften kommst. Solange es nichts gibt das du tun musst solltest du dich also ausruhen.", erklärte Rain bestimmt und schoss ein Suefzen hinterher. "Stell dir vor ich würde mich jedes Mal so viel entschuldigen wenn du mir helfen musst." Das tat er zwar, aber meistens nur einmal, oder er behielt seine Gedanken einfach für sich. Nayantai musste sich für gar nichts entschuldigen. Rain sah Nayantai anschließend prüfend an, aber der Verband verdeckte alles was irgendeinen Aufschluss geben konnte. "Wenn es schlimmer wird, dann sagst du bescheid." Das war keine Frage. Rain konnte zwar nicht viel tun, aber vielleicht konnten sie trotzdem einen Tag Pause einlegen, ohne dass man sie gleich aufspürte. Würde es so schlimm werden, dass Nayantai sie nicht mehr verteidigen konnte, dann hatten sie ein Problem. Immerhin war es gut zu hören, dass Nayantai sich heute wesentlich sicherer fühlte als auf der Lichtung. "Hm?", fragte Rain der nicht recht wusste auf was er hören sollte, er wusste ja auch nicht wie ein Wald zu klingen hatte.

      Was Nayantai mit 'Bald wieder' meinte war Rain nicht klar. Er bezweifelte, dass er seine Heimat je wieder sehen würde. Er würde in Thria bleiben, mit Nayantai und hoffentlich fanden sie dort etwas Frieden. "Huh? Wieso überrascht dich das? Ich finde dich ziemlich hübsch!", ließ Rain verlautbaren. Nicht nur weil Nayantai groß und stark war, von seiner eigentlichen Stärke wusste Rain vermutlich auch noch gar nichts, aber das war es auch gar nicht. Wenn Rain nur nach dem Äußeren beurteilen sollte, dann bewunderte er Nayantais sanfte Gesichtszüge. Selbst wenn er wütend war und sein gesicht verzog, konnte er nicht darüber hinwegtäuschen. Ob alle Wölfe so aussahen? Nayantai war der erste und einzige den Rain je gesehen hatte. Der Wolf schien verlegen und Rain musste kichern. "Wie beschreiben dich Leute denn sonst?", wollte er wissen. "Richitg, wir passen beide aufeinander auf, das heißt ich nehme dir ausnahmsweise auch ein wenig Arbeit ab." Rain lächelte als Nayantai nach seiner Hand griff, Rain kam ein wenig näher und strich dem Wolf sanft über die Wange. Rains eiskalten Hände die immer noch ein wenig feucht waren ließen die Wange des Wolfes ein bisschen heißer erscheinen als sonst. "Na gut. Du wartest hier und ich sammle Holz. Ich weiß schon welches ich nehmen kann.", nickte Rain mit einem weiteren Lächeln, aber bevor er aufstand lehnte er sich nach vorne und drückte seine Stirn sanft gegen Nayantais, auch wenn sie mit einem Verband verdeckt war. "Es wird alles gut.", murmelte er, unsicher ob er das Nayantai oder sich selbst sagte. Dann stand er auf, um nach Feuerholz zu suchen, auch wenn der Regen von vorhin das nicht allzu einfach machte.