spellbound. (earinor & akira)

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    • Hatte er daran schuld? Nayantai wollte nicht länger darauf beharren, dass sie alle Zeit der Welt hatten, sollte nicht länger all das behandeln als wäre es nicht mehr als ein Ausflug den die beiden wagten und sollte sich mittlerweile sicher sein, dass ihnen nichts geheuer sein sollte. Im Endeffekt saßen sie hier, im stetig finster werdenden Wald, umringt von uralten, hohen Bäumen und der gesunkenen Sonne, dem Abendrot, das schon längst von dunkler Farbe am Horizont verschluckt worden war und der Mond, der ein für alle mal sein Licht durch finstere Baumkronen zwang, obgleich er in der bevorstehenden Nacht nichts erleuchtete. Der Wolf klammerte sich an das Lamm, das nicht mehr tat, als in seinen Armen zu schluchzen - und Nayantai konnte nicht mehr, als ihm bestätigend über den Rücken zu streicheln, als würde Körperkontakt sie beide aufwärmen, ihnen einen Ausweg aus dem finsteren Gestrüpp zeigen, indem sie sich metaphorisch befanden; aber es gab nichts davon, keinen einzigen Hinweis. Darauf zu warten, dass sich etwas bewegte, dass das Eis zerbrach und sich etwas änderte und Rain den Mund öffnete, darauf wartete Nayantai wohl oder übel vergebens. Seine letzte Hoffnung war zumindest, dass er nicht mehr als daran festhalten konnte, dass sie beide einen Grund fanden, sich wieder zusammenzureißen.

      Nur den Starken zu spielen, all das brachte nichts - das wusste Nayantai, viel zu lange und viel zu oft hatte er schon aufgrund anderer Dinge ausgeharrt und viel zu sehr wurde ihm bewusst, dass er teils Schmied seiner eigenen Misere war. Rain einen Moment der Ruhe zu gönnen schien rechtens, erschien ihm gut zu sein - in dieser Position zu verbleiben war ohnehin die einzige Option, die ihm noch groß bleib. Was sonst sollte er tun? Für einen Moment lauschte er den abwesenden Vögeln und dem verschwiegenem Wind, seinen eigenen, rauen und eiskalten Händen, die über den Stoff an Rains Rücken strichen, die ihm aufzeigen wollten, dass alles in Ordnung war und selbst, wenn er nicht in die himmelblauen Augen des Lammes sehen durfte, so wusste er, dass er nur einige Minuten für sich brauchte, kaum klammerte sich ein Paar müder Hände an ihn, als wolle es ihn nie loslassen. Der Miseres eigener Schmied ... das waren sie wohl beide. Nayantai wusste gar nicht, wie lange er hier saß und versuchte, Rain zu beruhigen, ihm die Tränen immer wieder aus dem Gesicht zu wischen, während er kein Wort sprach, bevor ihm einfiel, dass seine sonst so lose Klappe vermutlich ein Geschenk war, das er verwenden sollte. "Rain ...", murmelte der Wolf lediglich, als wüsste er selbst nicht mehr so recht, wohin seine müden Worte führten. "Willst du mich nicht mehr ansehen?", witzelte er leicht, auch wenn ihm selbst nicht ganz danach zumute war. Sollte er das Lamm einfach ...? Nein, er würde sich nur selbst dabei Schmerzen zufügen, soviel war klar - und doch wollte Nayantai nicht stillsitzen und weiterhin darauf beharren, dass es ihm dermaßen schlecht ging. "Du musst keine Angst haben. Es wird alles wieder gut." Die Worte des Wolfes klangen weniger bestimmt, eher besorgt und erschöpft. "Außerdem glaube ich, dass wir beide Schlaf brauchen."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain wusste nicht wie lange sie auf dem kalten Waldboden saßen während Rain es nicht schaffte sich zu beruhigen. Er fühlte sich immer schlechter dabei, weil Nayantai derjenige war der allen Grund hatte verzweifelt zu sein und nicht Rain. Stattdessen drängte der Blonde den Wolf in eine Situation in der er nach alledem trotzdem den Starken spielen musste, in der er das kleine Lamm festhalten und trösten musste, statt selbst getröstet zu werden. Rain war schwach, in mehr als nur einem Sinne und er begann sich wieder dafür zu hassen. Bevor Nayantai aufgetaucht war hatte Rain diese Phase schon überwunden gehabt, er hatte es akzeptiert anders zu sein, aber jetzt wo alles was er zu wissen glaubte über den Haufen geworfen wurde, jetzt da er tatsächlich in einem Welt saß, hatte es für eine Weile so gewirkt als konnte er doch mehr als man ihm jemals zugetraut hatte. In diesem Moment jedoch wurde ihm wieder bewusst, dass es nicht so war, dass er für Nayantai, ebenso wie für seinen Vater immer nur eine Belastung war und er fragte sich, ob Fhaergus nicht ohne ihn besser dran war, so wie alle anderen auch. Am Liebsten hätte er sich in die Arme dieser Soldaten gestürzt, damit Nayantai entkommen konnte und eine Chance hatte.

      Nayantai tröstete Rain bis nach Sonnenuntergang. Eine Träne nach der anderen wurde ihm aus dem Gesicht gewischt und dennoch wollten sie nicht versiegen. Als Nayantai nach einer ganzen Weile wieder das Wort ergriff und seine dunkle Stimme Rain erreichte, schüttelte dieser leicht den Kopf. „Es tut mir Leid…“, murmelte Rain. Es war nicht so, als wolle er Nayantai nicht mehr ansehen, als konnte er seinen Anblick gerade nicht ertragen, im Gegenteil wollte er eigentlich nur, dass Nayantai ihn selbst nicht so sah. Die Floskeln die Nayantai über Rain streute waren schön zu hören, aber Rain war zu alt und hatte diese Worte zu oft gehört, um noch an sie zu glauben. Dennoch, es war Zeit sich zu beruhigen und auch wenn Rain der festen Überzeugung war, dass er diese Nacht kein Auge zudrücken würde, so versuchte er trotzdem endlich aufzuhören zu weinen. Nayantai konnte das alles jetzt nicht gebrauchen und Rain löste sich langsam, sah den Wolf aber trotzdem nicht an. Er nickte lediglich, ließ seinen Blick danach kurz um sie schweifen und sammelte den Rest der Verbände ein. Selbst die die sie nicht mehr verwenden konnten sollten sie nicht herum liegen lassen, damit man nicht noch einmal auf ihre Spur kam.
    • Hatte er etwas Falsches gesagt oder getan? Die Reaktion die Rain ihm anbot war alles andere als das, was Nayantai erwartet hatte - zumal er sich sicher war, dass er sich gerade nicht sonderlich auskannte. Was tat all das zur Sache? Was musste er eigentlich dafür tun, dass Rain sich nicht von ihm abwandte? War er ehrlich, so fühlte sich all das komischer an, als er zugeben wollte; er hätte das Lamm aufheben und davontragen sollen, hätte selbst keine Schwäche zeigen dürfen und jetzt, nachdem er all das doch getan hatte, blieb ihm nicht mehr übrig, als zu seufzen und zu Rain zu sehen, der sich nicht nur erneut entschuldigte, sondern es anscheinend auch nicht übers Herz brachte, dem Wolf in die zerstörte Visage zu blicken, als hätte sich das soeben vorgefundene Bild in seinen Schädel gefressen und wollte nichts mehr von alledem wissen. "Rain, es muss dir nicht leidtun, wieso entschuldigst du dich?", fragte der Wolf heiser, bevor er sich wieder anzog - auch, wenn ihm nicht sonderlich kalt war, so sprachen seine Gliedmaßen von anderen Tatsachen und es konnte nicht sonderlich gesund sein, die ganze Nacht ohne Bekleidung zu verbringen, wenn einen nicht mehr als eine einfache Zeltplane und etwas Stoff von der abkühlenden Nachtluft außerhalb trennte.

      Auf die Beine zu springen und sich dazu zu zwingen, eine lachhafte Existenz zu mimen war mittlerweile nicht mehr als vergeudete Liebesmüh - dem Lamm etwas vorzugaukeln brachte nichts, weswegen er ihm stattdessen dabei zusah, wie er die Verbände wieder aufsammelte. "Wir sollten sie morgen auswaschen, vielleicht können wir sie dann wieder benutzen.", mutmaßte er, auch, wenn er sich ziemlich sicher war, dass trockenes Blut nicht unbedingt unter auswaschbare Substanzen fiel - was auch hieß, dass sie neues Verbandszeug brauchten, für den Fall der Fälle, dass ihnen vor der thrianischen Grenze oder danach noch etwas passierte. "Soll ich dir helfen?" Vermutlich war die Frage an sich eine Falsche, hatte Rain doch an Tagen zuvor schon behauptet, dass der Wolf ihm nicht immer helfen musste - und kurze Zeit vor diesem Debakel auch. Nayantai seufzte erneut, als wäre er gerade auf frischer Tat ertappt worden und musste sich selbst dazu zwingen, sich nicht nach einem der Stofffetzen zu strecken - er fühlte sich rastlos, obwohl er eigentlich keine Energie hatte - und dennoch machte er einen Schritt auf Rain zu und umarmte das Lamm von hinten, bevor er sein Kinn an der Schulter des Blonden anlehnte und seinen Kopf leicht gegen seine Halsbeuge drückte. "Hör auf dir Sorgen zu machen, Rain."
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    • "Weil ich... weil ich dir nur Arbeit mache... du hast genug um die Ohren und ich... ich bin selbstsüchtig und weine, dabei bist du verletzt!", erklärte Rain seine Entschuldigung. Auch viele andere Dinge taten ihm Leid, aber das hatte er bereits alles gesagt. Auch jetzt fühlte er sich schlecht weil er sich die Schuld für ihre jetzige Situation gab, aber er fühlte sich auch schlecht, weil Nayantai ihn trösten musste. Rain war schwach, nicht nur körperlich und er würde sich niemals ändern, das wurde ihm heute klar. Er wollte sich zumindest zusammen reißen können und so gut helfen wie er nur konnte. Er wollte keine Last für Nayantai sein, nie wieder. Er wusste, dass er so nicht denken durfte, aber am Liebsten hätte er sich nächste Nacht davon gestohlen, um irgendwohin in den Wald zu verschwinden, bis er den Weg zurück selbst nicht mehr fand, aber Nayantai würde Rain nur hinterher laufen und nur noch mehr Arbeit haben. Rain konnte also nicht mehr tun als zumindest ihre Sachen zusammen zu räumen, damit sie morgen schnell aufbrechen konnten. Seine Hände zitterten dabei immer noch ein wenig, vielleicht auch wegen der Kälte und der Tatsache, dass sie heute kein Feuer hatten.

      "Mhm... ja.", erwiderte Rain der die sauberen und schmutzigen Verbände voneinander trennte, obwohl viel Sauberes nicht mehr übrig war, nur ein paar Tücher, die sie noch austauschen konnten, das war aber auch schon alles. man würde sie nie wieder ganz sauber bekommen und die Frage war, ob Nayantai mit dem was er jetzt hatte überhaupt genug hatte. Vermutlich mussten sie seinen Verband noch öfter wechseln, vor Allem, wenn die Wunde weiter blutete und das weiße Tuch durchnässte. "Nein. Ich mache das.", antwortete Rain auf Nayantais Angebot. Der Wolf sollte sich einfach hinlegen und sich ausruhen, stattdessen aber seufzte er nur geschlagen und Rain hatte das Gefühl, dass er alles nur schlimmer machte, weil er es gerade nicht schaffte sein übliches Lächeln aufzusetzen, das nur selten echt war, in Nayantais Gegenwart aber eigentlich sehr häufig. Plötzlich jedoch fühlte Rain Arme die sich um seinen Körper schlangen und eine kalte Nasenspitze an seinem Hals. Beinahe wäre Rain wieder alles aus der Hand gefallen, im nächsten Moment packte Rain die verbände aber nur fester, so fest, dass seine Fingerknöchel sich weiß färbten. "Ich kann nicht...", seufzte er tonlos und kniff die Augen zusammen, bevor er wieder zu weinen anfing wie ein kleines Kind. "Es tut mir Leid... es ist alles gut, du musst mich nicht trösten..." Das stimmte nicht, aber Nayantai hatte vorhin recht gehabt, sie brauchten Schlaf, der Wolf besonders.
    • Sich um Rain zu sorgen war vermutlich auch das Einzige, das der Wolf konnte - er versuchte sich an Dinge zu halten, die ihn andererseits vermutlich in den Wahnsinn treiben würden; hätte er einem anderen Lebewesen überhaupt derartig viele Chance angeboten? Höchstwahrscheinlich nicht, das nur bedeutete, dass er Rain mehr respektierte als jede andere Person, der er in den letzten Jahren über den Weg gelaufen war - nichts, wofür er sich schämen musste und doch war er sich sicher, dass er sich selbst vermutlich nicht auf all das eingelassen hätte, würde er das Leben nicht durch eine leicht rosarote Brille betrachten. Scham zu haben, oder aber sich einzubilden auf nur einen Funken Hoffnung entgegen einer endlosen Situation zu verspüren, das musste er in diesem Fall auch nicht - Rain festzuhalten und sich all die schlimmen Dinge wegzuwünschen entsprach selten den realen Tatsachen, und doch war es noch immer entspannter als sich mit der Realität konfrontiert zu sehen. "Na und? Das heißt doch noch lange nicht, dass du selbstsüchtig bist - und außerdem, ich habe auch geweint! Wir dürfen beide weinen, wann wir wollen!", argumentierte Nayantai lediglich, als wüsste er ohnehin, dass es unnötig war, den Starken zu spielen und nicht weiter wichtig, Rain etwas vorzugaukeln. Warum auch? Das Lamm hatte ihn ohnehin durchschaut. Was wollte der Wolf noch tun?

      Sonderlich viel Ahnung von alledem hatte er nicht, auch wenn er sich an Rain lehnte und hoffte, zumindest für den Moment, alle Zeit war stehengeblieben und würde sich für ein paar Stunden in die falsche Richtung drehen, oder eventuell sogar für mehrere Tage, damit sie das Desaster vermeiden konnten, das sie beide durchlebten. Dass dem nicht der Fall war, schien auf der Hand zu liegen. Sein müdes Auge ruhte lediglich auf der zierlichen Gestalt, die sich noch immer nicht zusammenreißen konnte - Nayantais eigene Tränen schmeckten unsagbar salzig, das wusste er, weil sie vermutlich vorhin auf seinen Lippen angetrocknet waren, aber nicht, weil er gerade wieder weinte. Würde er noch mehr Tränen vergießen, so war er sich sicher, dass er massive Kopfschmerzen bekam und Rain das letzte bisschen Wasser für die Nacht unterschlug, das er nicht für sich behalten wollte, sondern lieber teilte. Sein Blick folgte den unstimmigen Bewegungen seines Lammes, als hätte er selbst keinerlei Ahnung was sie mit den Verbänden anstellen sollten, aber bald darauf war das nicht mehr wichtig, schien Rain noch immer nicht damit fertig zu sein, ihre Situation zu verteufeln. "Rain ...", murmelte der Wolf nur, der in dieser Position schlecht nach dem Rechten sehen konnte und noch schlechter darin war, dem Lamm die Tränen aus den Augen zu wischen, die sich augenscheinlich wieder anstauten. "Wenn alles gut wäre, dann würdest du nicht weinen.", bemerkte Nayantai knapp, bevor er sich selbst dazu überwand, von Rain abzulassen, nur um die Seite zu wechseln und wiederum Augenkontakt zu suchen, den er so vehement vermied - seine Hand legte er dem Lamm auf die Wange, nur um die Tränen wiederum aus seinem Gesicht zu wischen und mit dem Daumen über Rains Wange zu streichen. Seine andere Hand wollte er noch demonstrativ auf die beiden Rains legen, bevor er sich allerdings dazu entschied, obgleich seiner eigenen Verletzungen Rain hochzunehmen und wieder in die Nähe des Zelts zu tragen. "Etwas Schlaf tut uns beiden sicher gut. Und außerdem ... ich muss dich nicht trösten, aber ich will. Das wird sich auch nicht ändern."
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    • „Nayantai, ich... „, Rain wusste schon gar nicht mehr was er sagen sollte, er wusste nicht wie er sich verhalten, oder was er tun sollte. Er war noch nie in einer solchen Situation gewesen und er dachte auch nicht, dass er sich jemals in einer solchen Situation wiederfinden würde. „Danke...“, murmelte er geschlagen, auch wenn Nayantai schon mehr als genug getan hatte. Rain wollte sich nicht gegen ihn währen, er hatte auch kein Problem damit ihm in das bandagierte Gesicht zu sehen, er wollte nur einfach nicht, dass Nayantai ihn selbst so fertig und verweint sah. Immerhin gab der Wolf ihm das Gefühl gebraucht zu werden als er sich an Rain lehnte. Alleine würde er vielleicht nicht die Kraft haben weiter zu gehen, nach alldem was ihm passiert war und Rain war froh, wenn er zumindest das für den Wolf tun konnte. „Ich...“ nayantai hatte natürlich Recht, Rain würde nicht weinen wenn alles in ordnung war, außer natürlich wenn er seine Tränen nicht zurück halten konnte, wenn Nayantai ihm ein Stück Schnee brachte. Dieses Mal waren es aber keine Freudentränen die Rain vergoss. „Ich meine nur... du musst mich nicht mehr trösten...“

      Nayantai ließ von Rain ab um sich vor ihm zu positionieren und nachdem er erneut versuchte Rains Blick zu erhaschen, sah dieser endlich zu ihm auf, in das halbe Gesicht das übrig war. Irgendwie war es beruhigend in Nayantais Augen zu sehen. Er sah müde aus, aber er hatte nicht alle Hoffnung verloren und Rain durfte das auch nicht. Sie beide sahen die Welt manchmal viel zu schwarz, immerhin war Nayantai noch am Leben, das war alles das zählte. Die rauhen Finger wischten erneut eine Träne beiseite und Rain nickte nur noch einmal, als Bestätigung, er wusste, dass er sich beruhigen sollte. Er wollte gerade den rest der ausgestreuten Sachen weg räumen, als Nayantai Rian plötzlich hochhob. „Nayantai! Hör auf, du bist verletzt!“, rief Rain aus, aber er währte sich nicht, er wollte Nayantai nicht weh tun. Bis zum Zelt wurde er getragen, es war noch nicht alles verstaut und Rain hatte noch Verbände in den Händen, aber er gab sich geschlagen. Er würde morgen Früh alles wegräumen. „Okay... danke.“
    • Oftmals fiel es dem Wolf eher schwer, richtig mit seinem Gegenüber zu kommunizieren - daran war nicht nur die vorherrschende Sprachbarriere und der Dickschädel seinerseits schuld, sondern auch die Offensichtlichkeit jener Tatsache, dass er vermutlich nicht verstehen wollte, wieso man sich geschlagen gab. Rain erschien ihm, als müsse er ihn immer wieder aufbauen, aber Nayantai hatte keine sonderlichen Probleme damit, solang er die eigenen Nerven behielt und nicht den Verstand verlor. Der Gedanke allein war keiner, den er an solch einem Abend haben sollte, und doch lag es nicht fern, dass er Rain zumindest beibringen sollte, wie er sich verteidigen konnte, wenn sie erneut in eine derartige Situation gerieten - er konnte ihn nicht immer beschützen. "Du musst dich nicht bedanken.", erwiderte der Wolf lediglich. Rain bedankte und entschuldigte sich vermutlich so oft wie er es tat, und er wusste auch, dass sie beide nicht fehlerfrei waren, geschweige denn unverbesserlich - sie waren beide stur, sturer als so manch anderer. "Ich will dich aber nicht weinen sehen. Das ... tut ziemlich weh.", artikulierte er. Tatsächlich war der physische Schmerz zumindest für einen kurzen Moment in den Hintergrund gerückt und ein weiterer Stein in seinen Magen gefallen, als das Lamm erneut Tränen vergoss.

      Wie erwartet protestierte Rain jedoch, und doch versuchte Nayantai zumindest, ein leicht amüsiertes Grinsen aufzubringen, auch, wenn er nicht so recht wusste, ob seine Mundwinkel und sein müdes Gesicht dabei mitspielten. "Das weiß ich, Rain. Aber ich weiß auch, dass ich dich hochheben kann.", bemerkte der Wolf lediglich, nonchalant, als würde er seine eigenen Schmerzen wiederum hinten anstellen, selbst wenn dem nicht so war. Das Lamm mochte vergleichsweise leicht sein, aber das hieß nicht, dass er ihn einfach durch die Gegend hieven konnte, ohne zumindest ein kurzes Brennen in seiner Seite zu verspüren und sich selbst daran erinnern zu müssen, dass er nicht nur die Wunde im Gesicht hatte. Die Verbände in Rains Händen nahm er ihm ungefragt ab, um sie in ihr Zelt zu legen, irgendwo, wo sie nicht stören würden. Das wiederum hieß, dass sie zumindest morgen etwas Arbeit hätten, aber nicht erst die Satteltaschen ihres Pferdes wieder nach all dem Zeug durchsuchen mussten, das sie brauchten - die Wasserflasche müsste er morgen vermutlich auch noch holen, bevor sie weiter in den Dickicht verschwanden. "Ach ja, außerdem ...", erwähnte der Wolf noch, bevor er die Distanz zwischen ihnen beiden wieder schloss, nur um sich herunterzubeugen und Rain einen kurzen Kuss zu stehlen, den er eigentlich schon viel früher haben wollte. "Jetzt aufzugeben wäre unsinnig, das kommt gar nicht in Frage."
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    • “Ich will mich aber bedanken.”, erklärte Rain bestimmt, sie beide waren so unglaublich stur, aber sie mussten beide akzeptieren, dass sie nicht immer gewinnen konnten. In diesem Fall wollte Rain nicht nachgeben, in einem anderen Nayantai nicht, es würde immer so sein, aber das störte Rain nicht. Immerhin wusste er sich selbst auch manchmal durchzusetzen, selbst gegen einen großen, bösen Wolf, der eigentlich ganz lieb und zahm war, wenn man ihm eine Chance gab. Im Nächsten Moment fühlte Rain jedoch erneut einen kleinen Stich in seinem Herzen und er wollte sich erneut entschuldigen. Er wollte Nayantai nicht verletzen, egal ob direkt, oder indirekt, egal ob körperlich oder seelisch. „I-Ich... tut mir Leid. Ich... bin in Ordnung, wirklich. Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles, aber... du lebst, das ist das Wichtigste.“, erklärte er murmelnd. Viel mehr konnte er nicht dazu sagen, zumindest seine Augen wollte er für die nächste Zeit trocken halten, auch wenn er die Selbstzweifel und die Schuldgefühle nicht so einfach abschütteln konnte. Zumindest konnte er seine gefühle verstecken, wie er es immer tat, auch vor sich selbst. Er entschloss sich sie in irgendeine Ecke in seinem Herzen zu verstauen.

      Trotzdem musste Nayantai Rain nicht herum schleppen, erst Recht nicht, wenn er eine Stichwunde an der Seite hatte. Rain konnte sehr gut auf seinen eigenen zwei Beinen laufen, aber er hatte vielmehr das Gefühl, dass Nayantai nur einen Grund haben wollte Rain an sich zu drücken. „Du solltest dich trotzdem nicht überanstrengen. Ich kann sehr gut alleine gehen...“, murmelte er trotzdem, aber wenigstens hatte die Überraschung hochgehoben zu werden ein paar der negativen Gefühle verscheucht. Beim Zelt angekommen urden Rain auch die verbände aus der hand genommen und Nayantai schien drauf und dran zu sein so schnell wie möglich shclafen zu gehen. Sie mussten morgen früh sowieso so bald wie möglich aufbrechen. „Ja?“, fragte Rain als Nayantai noch etwas sagen wollte, es stellte sich aber heraus, dass er eher etwas tun wollte. Der kurze Kuss war eine weitere Hilfe sich auf etwas anderes zu konzentrieren und sich darauf zu besinnen, dass es Nayantai auch schlechter ergehen hätte können. „Du hast Recht, ich weiß... es ist nicht mehr weit.“, nickte Rain mit einem müden Lächeln, dann machte er sich aber endlich daran in das Zelt zu kriechen, damit sie es sich bequem machen konnten.
    • Sich als unverbesserlich zu beschreiben war, vermutlich, nicht auch nur ansatzweise die beste Methode um sich auf lange Zeit hinweg Freunde zu machen. Nayantai wusste jedoch, dass sowohl er als auch Rain noch genug Zeit hatten, um zu lernen - dass sie sich dabei in den Haaren lagen kam, vermutlich, öfter vor als es sollte, wenn auch gleich nichts davon ansatzweise beschämend war, bedachte man, dass sie sich eigentlich mehr als nur gut verstanden. War es der besondere Draht, den sie zueinander aufgebaut hatten? Oder aber lag es einfach daran, dass sie einander brauchten? Woran auch immer es im Endeffekt lag, konnte der Wolf nicht sagen - er wusste jedoch, dass es vermutlich nicht weiter wichtig war, wenn er nur für einen Moment zu lange darüber nachdachte. "Wenn du wirklich willst, dann darfst du.", gestand der Wolf schlussendlich, auch, wenn er dafür akzeptieren musste, dass er Rain wohl auf irgendeine Art und Weise recht gab. War das schlecht? Nein, eher nicht. "Mhm, und dass es dir gut geht, ist auch wichtig. Du ... nein, wenn du dich entschuldigen möchtest, dann kannst du das, auch wenn du ... wir sollten aufhören, zu diskutieren. Lass uns einfach an andere Dinge denken, ja?", bemerkte der Wolf mit einem schwachen, ausgelaugten Lächeln, das zumindest seinen Sinn erfüllte. Das Lamm musste all das hier gar nicht tun und doch erbarmte es sich, gleich wie Nayantai sich wohl auf etwas eingelassen hatte, das er sonst verschmäht hätte. Kam er erst Zuhause an, dann würden ihn die restlichen Wölfe vermutlich noch für verrückt halten, und doch hatten sie alle ihre Gründe, Dinge zu tun, die augenscheinlich verrückt waren.

      Dass er sich dabei ausgerechnet an ein Schaf klammerte war, wenn nicht ironisch, vermutlich auch verräterisch - zumindest auf gewisse Art und Weise. Nayantai teilte sich das Dach über seinem Kopf mit einem Lamm und er würde es weiterhin tun; solange es Rain war und niemand sonst. "Das weiß ich auch, aber es hat dich abgelenkt, nicht?", gestand er, als wäre ebendas von Anfang an sein Plan gewesen. Wäre Rain genau deswegen auch nur ein kleines bisschen böse auf ihn, so würde er die Bestrafung wohl oder übel als solche akzeptieren - mehr wollte er nicht und mehr davon konnte er vermutlich auch gar nicht als solche anerkennen. "Würde es dich wirklich stören, würdest du dich wehren, oder?", hinterfragte er, als wolle er Rain die Antwort schon in den Mund legen - Nayantai wusste, dass dem gar nicht so war und Rain sich vermutlich so oder so nicht wehrte. Er folgte dem Lamm in ihr Zelt, in dem es vermutlich kälter wäre, als die Nächte zuvor, an denen ein warmes Feuer ihre Schatten auf die Zeltplane zauberte und sie zumindest von einigen, metaphorischen Funken gewärmt wurden, aber heute Nacht war so ziemlich alles anderes. Der Wolf versuchte eine Position zu finden, die sich mit beiden Wunden koordinieren ließ - so oder so musste er auf einer seiner beiden Seiten schlafen, wollte er Rain umarmen, aber sich ein geringeres Übel auszusuchen, erschien unmöglich. Auf seinem Rücken zu liegen war ungewohnt, zumal er dabei vermutlich mehr Platz verbrauchte, aber zumindest konnte sich Rain an jene Seite kuscheln, an der er keine Stichwunde hatte, damit Nayantai seinen Arm um ihn legen konnte und die ein oder andere Decke über sie ziehen konnte. "Ich hoffe, dir ist nicht zu kalt ..."
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    • Sie drehten sich him Kreis und Nayantai hatte Recht damit vorzuschlagen, dass sie es einfach sein lassen sollte. Rain nickte deshalb zustimmend und hörte auf darüber zu diskutieren wer sich für was bedanken oder entschuldigen durfte. Sie Beide wollten nur das Beste für einander, sie beide wollten nur, dass es dem jeweils anderen gut ging. Mehr als einander hatten sie hier draußen ja nicht, es machte also keinen Sinn sich zu entzweien, zu streiten, oder den Verstand darüber zu verlieren, dass Nayantai verletzt wurde. „Ja hat es...“, erwiderte Rain als Nayantai ihn fragte ob er ihn abgelenkt hatte, irgendwo hatte das funktioniert, ob es tatsächlich Nayantais Plan gewesen war, war eine andere Frage. „Ich wehre mich nicht, weil ich dir nicht wehtun will!“, widersprach der Blonde jedoch, aber er war nicht wütend. Nayantai wollte nur das Beste und gab sich Mühe. Im Zelt wartete Rain bis Nayantai eine Position gefunden hatte die angenehm für ihn war, erst dann suchte er sich selbst einen Platz neben dem Wolf, an dem er etwas von seiner Wärme abhaben konnte und an dem er ihn auch etwas halten und trösten konnte, für den Fall, dass es in der Nacht doch zu viel für ihn wurde, weil er realisierte was passiert war. All ihre Decken lagen bald über ihnen beiden. Nayantai wirkte ein wenig kälter als sonst, aber dafür war die Nacht nicht so kalt wie vorangegangene. „Mir geht es gut.“, erklärte Rain, warm war ihm nicht, aber er zitterte auch nicht vor Kälte.

      Er machte die Augen zu und versuchte zu schlafen.Die folgende Nacht verlief für Rain unruhig. Die Bilder der vergangenen Ereignisse schossen immer wieder in seinen Kopf. Die toten Männer, das viele Blut, die verletzungen die Nayantai davon getragen hatte und die Tatsache, dass Rain die ganze Zeit über nur in einem Busch gesessen hatte, ohne etwas zu tun. Er fühlte sich furchtbar und obwohl er sonst immer nur einen einzigen Traum hatte, war es diesmal anders und der vergangene Tag suchte ihn heim. Nayantai schien ebenfalls unruhig zu schlafen, Rain war nicht sicher ob er träumte, oder sich wach wand, aber er wollte ihn auch nicht aufwecken, sollte er doch schlafen. Am Morgen war jedoch er derjenige der als Erster aufwachte – eine ungewohnte Situation. Normalerweise war Rain so erledigt von dem Tag, dass er wie ein Stein einschlief und Nayantai ihn wachrütteln musste, damit er aufwachte und meist schien Nayantai aufzuwachen, sobald die ersten Sonnenstrahlen auftauchten. Dieses Mal jedoch wurde Rain von den Vögeln geweckt die ringsum um ihr Zelt saßen und den Morgen mit ihrem gesang begrüßten. Rain setzte sich langsam auf, er hatte kaum geschlafen, aber das kümmerte ihn im Moment nicht, stattdessen sah er zu Nayantai, legte eine Hand auf seine Brust und rüttelte ihn leicht damit er aufwachte. Er hatte keine Ahnung wie spät es war, aber vermutlich hätten sie schon längst aufbrechen sollen. „Nayantai...? Nayantai, wach auf...“
    • Wovon ein Toter träumte war unsagbar schwer zusammenzufassen und auch, wenn Nayantai eine ganze, lange Weile behauptet hatte, nicht mehr als ein toter Mann zu sein, der ohne Ziel und Verstand durch die lebende Welt wanderte, so schien es doch offensichtlich, dass er mit jeder Verletzung mehr lebendiger schien, als er es zuvor noch war. Wo war die Wahrheit, wenn nicht tief in ihm selbst versteckt? All das zu beantworten erschien durchaus schwer, abgesehen davon, dass er gar nicht erst wusste, wie einfach es war, all die Dinge in Worte zu fassen, die er bis zum heutigen Tage erlebt hatte. Normalerweise war sein Schlaf weder tief, noch sonderlich beunruhigend - zumindest in den letzten Tagen - und doch schien er erneut keine Ruhe zu finden, als lösten sich Erinnerungsfetzen aus der Büchse der Pandora, die er im hintersten Eck seines Schädels verwahrte und nicht mehr öffnen wollte. Dass Rain an seiner Seite schlief, half ihm offensichtlich wenig - er träumte von vielerlei Dingen, von dem vorangegangenen Tag und den Toten, die ihn wohl nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen würden, aber auch den Rauchschwaden, die er eigentlich hinter sich gelassen hatte und den dunklen Kammern des königlichen Palastes, als könnte er unlängst nicht ohne Lichtquelle schlafen, die ihn davor bewahrte.

      Wieso ausgerechnet hier und jetzt? Nayantai selbst hatte keine Antwort parat, nicht, wenn es sich so anfühlte als würden Hände aus Pech ihm den Mund und die Augen verkleben und unlängst vergessene Geräusche all die widerlichen Gedanken in seinem Kopf wiederbeleben, die er vermutlich vergessen sollte. Nichts dagegen tun zu können war, im wahrsten Sinne des Wortes, die Realität - all das war passiert und daran ließ sich nichts ändern, selbst, wenn er in einem Blutmeer versank und sich eingestand, dass er selbst keineswegs frei von Sünde war. Erst, als er unsanftes Rütteln an sich spürte - ein Verbindung zu eben jener Realität, in die er mittlerweile eigentlich gehörte - schien er endlich aufzuwachen, oder zumindest zu blinzeln. Kaum kam er allerdings dort an, wo er sein sollte - wollte sich reflexartig aus dem neuartigen Griff winden, den sein verschwitzter Körper als Angriff ansah, wurde er von dem Schmerz in seinem Gesicht daran erinnert, welche Tatsachen vorherrschten. "Ich ... Ich bin wach.", erläuterte er knapp, kaum setzte er sich auf und streckte sich. Die Vögel zwitscherten und die Sonne drang durch den Dickicht, erleuchtete das Innere ihres Zeltes und der Wolf selbst fühlte sich miserabel, wollte nicht mehr, als noch länger zu schlafen, und doch verriet ihm ein Blick auf Rains besorgtes Gesicht, dass es dazu keine Möglichkeit gab. "Tut mir leid, ich ... das war nicht mit Absicht.", gestand der Wolf - es war noch ruhig, aber das hieß nichts. Für einen Moment überlegte er und wollte all die Szenarien noch einmal durch seinen Kopf laufen lassen; aber auch dafür war keine Zeit. "Wir packen zusammen, suchen nach dem nächsten Bach und füllen unsere Wasservorräte auf. Dort sollten wir dann die Wunde reinigen und die Verbände auswaschen. Und danach sollten wir so weit reiten, wie wir kommen, einverstanden?", erläuterte er Rain lediglich, bevor er nach Rains Hand griff. "Guten Morgen ... du hast ... alles andere als gut geschlafen, oder?", bedauerte der Wolf - man sah es Rain an, vermutlich zu seinem Leidwesen.
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    • Rain war erleichtert als Nayantai aufwachte und den Umständen entsprechend normal und wach klang. Er sah müde aus, aber das war verständlich und dass er verschlief war ungewohnt. Normalerweise war es noch mehr dunkel als hell, wenn Nayantai Rain aus den Federn holte und normalerweise war dann schon alles gepackt, bis auf das Zelt natürlich. Nayantai gab Rain normalerweise ein Frühstück und bestand darauf, dass Rain erst helfen durfte, wenn er aufgegessen hatte, obwohl Rain sicher war, dass Nayantai schwindelte, wenn er sagte er hätte schon gegessen. Heute war alles anders, aber zumindest schien Nayantai sich aufsetzen zu können. Er war wach, konnte sich bewegen, sprechen und es ging ihm jedenfalls wesentlich besser als Rain noch vor ein paar Wochen, das war gut, oder? Andererseits war Nayantai nicht so schwach und gebrechlich wie Rain es war, möglicherweise ging es ihm ähnlich miserabel. “Geht es dir gut?”, wollte Rain deshalb wissen, während er Nayantai besorgt betrachtete. Er wünschte er hätte etwas für ihn tun können, vielleicht sollte er Nayantai das restliche Wasser bringen das noch draußen lag. Er sah bleich aus und gestern hatte er nicht mehr viel getrunken. Nayantai sollte auch etwas essen, heute würde Rain sich um ihn kümmern.

      “Wieso entschuldigst du dich?”, fragte Rain, er hätte es sein müssen der früher aufwachte. Rain schlief normalerweise nicht viel und lang, aber hier draußen war er jeden Tag so erschöpft, dass er es doch tat. Er musste es jetzt aber sein der mehr Verantwortung übernahm, der mithalf und sich endlich aufrappelte. Nayantais Plan klang logisch und Rain nickte, er wollte sogar schon aus dem Zelt kriechen, wurde aber von Nayantai aufgehalten. “Huh? Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut.” Nayantai sollte sich mehr um sich selbst kümmern als um Rain. Der Blonde lächelte kurz, drückte Nayantai einen kurzen, schüchternen Kuss auf die Wange. Dann befreite er seine Hand und kroch nach draußen um Nayantai das restliche Wasser zu bringen. Danach holte er noch ihre restlichen Vorräte, auch wenn nicht mehr viel übrig war und brachte auch das zu Nayantai. “Du solltest etwas essen und ich packe zusammen.”, verkündete Rain entschlossen und machte sich schon daran ihre Sachen einzusammeln und wieder zu verstauen.
    • Klebte Speichel in seinem Gesicht? Hatte er etwas Falsches gesagt? Nayantai war sichtlich verwirrt, obgleich er sich ziemlich sicher war, dass Rain sich lediglich um ihn sorgte - etwas, das er dem Lamm vermutlich Zeit seines Lebens nicht austreiben konnte und war er ehrlich, dann brachte es ihn doch dazu, zu schmunzeln, dachte er darüber nach, dass sich zumindest irgendjemand um ihn scherte. Das bedeutete dennoch nicht, dass er - kaum fing er an mit trockenen Händen die gesunden Teile seines Gesichtes abzuwischen - all die Arbeit Rain überlassen wollte. "Ja, mach dir ke- ... Ich wollte damit aufhören. Mir geht es gut, ich war nur ziemlich müde.", erläuterte er dem Lamm. Wie oft wollte er noch darauf beharren, dass es ihm gut ginge, wenn es offensichtlich nicht so war? Der Wolf verzog das Gesicht lediglich und strich die Decke von sich, bevor er einen Blick auf sein Gewand warf, um herauszufinden, ob die Wunde an seiner Seite überhaupt geblutet hatte - dem schien zwar nicht so, aber der Verband selbst konnte blutrot sein; dafür hatte er später Zeit. "Wie geht es dir?" Sich nach Rains Schlaf zu erkundigen schien überflüssig - sie beide hatten selten Nächte in denen sie nicht von Träumen oder vorherrschenden Tatsachen geplagt waren.

      "Ich hätte früher aufwachen sollen und wir sollten schon längst auf dem Weg sein, deswegen.", murmelte Nayantai beschämt. Verletzungen hin oder her, er hatte hier draußen noch nie wirklich ruhig geschlafen und trotzdem büßten sie dieses Mal wieder Zeit ein - nicht aber wegen Rain und weil er ihm die Welt zeigen wollte, sondern weil er es nicht schaffte, sich zusammenzureißen und seinen Körper auf zu willen, aus den dunklen Gefilde seiner Träume, die einen widerwärtigen Nachgeschmack in seinem Mund hinterließen. "Das freut mich zu hören.", bestätigte er mit einem Nicken, als müsse er sich ohnehin erst versichern, dass sein Kopf noch auf seinen Schultern ruhte und er nicht gerade träumte. Nein, das war die Realität - einer, der sie beide nicht mehr entrinnen konnten, soviel stand fest. An der Vergangenheit ließ sich nicht mehr rütteln und doch fiel dem Wolf zumindest ein Stein vom Herzen, als er sich darin bestätigt sah, dass Rain durchaus noch existierte - in einem Stück. Gerade, als er seinen Mund erneut öffnen wollte, war das Lamm aber auch schon seinem nächstbesten Griff entronnen, drückte ihm einen seichten Kuss auf die Wange, den er nicht einmal erwidern konnte und kam mit dem Wasser von gestern und ihrem Proviant zurück; erreichten sie Thria nicht bald, dann hatten sie vermutlich nicht mehr viel. "Aber ... du solltest zumindest etwas trinken. Und du hast schon eine Weile nichts gegessen.", ermahnte er Rain, den er allerdings nicht davon abzuhalten schien, ihr Lager zusammenzuräumen; oder zumindest die Teile davon, für die er den Wolf nicht von seinem Sitzplatz scheuchen musste. Bevor Nayantai ihn jedoch weitermachen ließ, griff er erneut nach dem Handgelenk des Blondes und zog ihn an sich, bevor er den Kuss von vorhin zu erwidern wusste und vermutlich grinste, wie ein kleines Kind, dem gerade ein Streich gelungen war. "Danke."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • “Mhm, mach dir keine Sorgen. Du solltest dich noch ein wenig ausruhen.”, erwiderte Rain verständnisvoll. Es war nichts Schlechtes, dass Nayantai ausschlafen und Energie auftanken wollte, er brauchte diese ohnehin. Rain hatte sich nur Sorgen gemacht, dass Nayantai vielleicht gar nicht aufwachte, ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er die AUgen geöffnet hatte. “Mir geht es gut, mir war nicht zu kalt.” An Nayantais Seite war es immer warm, dennoch war er mehr als einmal aufgewacht und dachte zu erfrieren. Er hatte sich fest in die Decken eingewickelt und sich an Nayantai gekuschelt, solange er nicht krank wurde war aber alles gut. Der Husten und das leichte Stechen in seiner Brust war die letzten Wochen nicht gänzlich verschwunden, aber es hielt Rain nicht davon ab das Lager zusammen zu räumen. Dass ihm kalt war und er zumindest ein wenig kränklich war, das war nichts Neues für ihn, auch vier steinerne Wände und ein immerwährend brennender Kamin konnten ihn davor nicht beschützen. Es war nicht viel schlimmer hier draußen und das sah Rain positiv. Das einzig Positive das er gerade sah, wenn er ehrlich war.

      “Du bist müde und verletzt. Du musst dich nicht entschuldigen.”, erklärte Rain mit einem Kopfschütteln. Dann musste er selbst sich eben als erster aus den Federn kämpfen und jedes Mal wenn er aufwachte lauschen um festzustellen, ob die Vögel sie schon aus dem Schlaf zu reißen versuchten. “Ich trinke wenn wir das Wasser neu auffüllen. Trink du den Rest. Ich habe außerdem keinen Hunger.” Selbst wenn er hunger gehabt hätte, er wusste auch, dass sie nicht mehr viel hatten und in Nayantais jetzigem Zustand konnte er kaum jagen. Zusätzlich konnten sie nicht einmal ein Feuer anzünden, damit sie ihr Essen braten konnten. Rain verzichtete auf ein Frühstück, er würde später etwas essen, vielleicht fanden sie unterwegs auch noch ein paar Beeren. Rain wusste aus seinen Büchern was essbar war und was nicht und er hatte Nayantai schon ein paar Mal auf Beeren hingewiesen die in Thria nicht heimisch waren. Rain wollte schon weitermachen, aber Nayantai hielt ihn erneut auf, zog ihn zu sich und gab ihm einen Kuss. “Schon gut. Aber wir haben es eilig, oder?”, wollte Rain wissen, noch einmal konnten sie sich nicht erwischen lassen, statt sich jedoch loszureißen sah Rain sich Nayantais Kopf an. Er hob den Verband ein wenig hoch, die Wunde sah in diesem Licht noch schlimmer aus als gestern und da war immer noch Blut. Kein Proviant, keine Verbände und keine Medikamente hatten sie… “Vielleicht sollten wir ein Dorf finden und… ich könnte versuchen etwas für uns zu kaufen… Essen, neue Verbände, oder etwas anderes das dir helfen kann…”
    • In der Theorie war sich ausruhen nicht schlecht, und doch wusste Nayantai - vermutlich besser als jeder Andere - dass es nicht nötig war, auch nur ansatzweise irgendetwas davon zu tun. Die vorherrschende Wahrheit war zumindest, dass er sich selten gerne ausruhte und er höchstwahrscheinlich selbst in Fhaergus mehr als nur unruhig gewirkt hatte, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, metaphorisch seine Wunden zu lecken oder Rain mit allerlei Fragen auf den Geist ging. Dass er jetzt stillsitzen sollte schmeckte ihm, offensichtlich, noch weniger und die Wahrheit war nun einmal, dass jeder Versuch, in welchem er sich um Geistesstärke übte, wohl so oder so ein Griff ins Leere war. Dementsprechend schüttelte er den Kopf. "Ausruhen kann ich, wenn wir Zuhause sind.", warf er knapp in die Konversation und damit hatte er, wenn auch nur für den Moment, durchaus recht. "Wir können nächste Nacht wieder ein Feuer anzünden." Es klang beinahe so, als glaube er Rain nicht und wenn er ehrlich war, dann war er sich mehr als nur sicher, dass Rain versuchte, ihn auf durchaus andere Gedanken zu bringen, indem er von dem eigentlichen Geschehen ablenkte. Wieso aber? Naja, war Nayantai ehrlich, dann erwartete er nichts anderes von sich selbst und in eben jener Hinsicht schien Rain ihm durchaus gleichgesinnt - sie beide waren stur, wenn nicht verrückt genug, wirre Dinge zu behaupten und all das kulminierte darin, dass sie beide nicht sonderlich ehrlich zueinander waren, zumindest wenn es sich um ihr Wohlbefinden handelte.

      Worauf war der Wolf auch aus? Seinem Körper nicht das zu geben, wonach er verlangte - das, was er brauchte, nachdem er so ausgelaugt und erschöpft war, erschien hirnrissig - und war er ehrlich, dann tat er sich damit selbst nichts Gutes. Zum Anderen wollte er Rain nicht weiterhin eine Last sein, oder mit ihm diskutieren, wenn er ehrlich war. "Ich glaube, ich bessere mich in dieser Hinsicht nie. Verzeih'.", nuschelte er lediglich. Rain loszulassen wäre vermutlich die klügere Entscheidung und doch wollte der Wolf nichts davon wissen, auch, wenn er weiterziehen sollte und keine Wahl hatte - sie beide konnten nicht ewig Zeit damit vertrödeln, einfach dumm herumzusitzen und ihr Schicksal zu akzeptieren. "Ich ... Rain, nein. Trink zumindest etwas, wenn du schon nichts isst.", beharrte Nayantai, kaum drückte er dem Lamm die Wasserflasche in die freie Hand - er war selbst nicht sonderlich durstig, aber sie beide brauchten genug Energie für den restlichen Tag; Rain konnte nicht länger am Pferd schlafen, zumindest nicht, bis das Auge des Wolfes verheilt war - wenn es das jemals tun würde. "Ja, aber ... ich wollte mich nur bedanken." Das Lamm - nein, sein Lamm - hatte ihn auf frischer Tat ertappt. Ob es nun die Erschöpfung war, die Nayantai zu Kopf stieg, oder aber etwas ganz anderes, war dabei nicht sonderlich wichtig. "Wir soll- Rain?", fragte er verwirrt, als er seine Finger an sein Gesicht legte. Wollten sie damit nicht warten? Die Wunde schmerzte, war er ehrlich, und doch war es nicht viel schlimmer oder besser als gestern. Seine Lippen zogen sich zu einer dünnen Linie zusammen und sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich jedoch, als er die nächsten Worte erhaschte. "Willst du das wirklich tun? Was ist ... wenn jemand herausfindet wer du bist? Ich kann nicht einmal mit dir mitkommen.", murrte der Wolf. War er im Beisein des Lammes, oder allgemein alleine unterwegs, würde man vermutlich anhand seiner Kleidung, seines Gehabes und spätestens seines Gesichtes erkennen, dass er unmöglich ein Adrestianer sein konnte. "Ich will nicht, dass dir auch noch etwas passiert.", stellte er fest. Aller Hunger war dem Wolf vergangen und dennoch griff er nach ihrem Proviant und steckte sich zumindest ein Stück getrocknetes Fleisch in den Mund, nur um irgendetwas im Magen zu haben. Rains Plan mochte er dennoch nicht.
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    • “Dafür müssen wir aber erst einmal zu Hause ankommen…”, antwortete Rain mit einem leichten Seufzen. “Und dafür musst du stark genug sein… ich… ich kann das nicht alleine.” Rain wünschte er könnte es, er wünschte Nayantai konnte sich so auf dem Pferd ausruhen wie Rain das getan hatte, aber Rain fand vermutlich nicht einmal die richtige Richtung. Er kannte sich mit Sternen aus, wusste wie die Sonne wann stand, aber mit einem Blätterdach über ihnen wusste Rain nicht wie Nayantai die richtige Richtung fand, er wusste nicht einmal wo sie waren. Würd er überhaupt ein Dorf finden? Nicht ohne Nayantais Hilfe. “Nein, ich brauche kein Feuer, wirklich. Ich will uns nicht noch mehr in Gefahr bringen. Wir sollten erst weiter weg und… sie wissen jetzt vermutlich wohin wir wollen, oder?” Sie hätten in jede Richtung fliehen können, aber Thria war vermutlich die logischste Variante. Trotzdem, wenn sie die toten Soldaten fanden, dann wussten sie wie weit Nayantai und Rain gekommen waren und dass sie tatsächlich zur Grenze hin unterwegs waren. Ein Feuer würde sie nur auf ihre genaue Position hinweisen, nein Rain hielt das für eine schlechte Idee und er wollte nicht noch einmal Schuld haben, sollte Nayantai kämpfen müssen. Erst Recht nicht, wenn er dabei verletzt wurde.

      “Pass einfach auf dich auf…”, murmelte Rain und blickte anschließend in seine Hand in der sich auf einmal der Wasserschlauch befand. Er überlegte kurz, dann nickte er. “Na gut…” Nayantai würde ohnehin nicht nachgeben, also öffnete Rain den Schlauch und nahm ein paar Schlucke Wasser, ehe er den Rest wieder zurück an Nayantai reichte, der trotzdem auch etwas trinken musste. Nayantais Gesicht verdunkelte sich als Rain die Wunde ansehen wollte. Er schien nicht als müsse man die Wunde jetzt neu verbinden, Rain brachte nur wieder alles an Ort und Stelle, aber das war es wohl nicht gewesen, das Nayantai so aufwühlte. “Ich will auch einmal etwas für dich tun… ich muss doch nur… Sara hat bestimmt Geld eingepackt. Wir haben fast kein Essen mehr und… du kannst so nichts jagen und ich erst Recht nicht, was für eine Alternative haben wir?”, wollte Rain wissen. Ihm war egal ob es gefährlich war, niemand würde ihn erkennen, vor Allem nicht, wenn sie weiter waren als ihre Verfolger. “Niemand wird offiziell nach uns suchen, da bin ich sicher. Solange dort keine Soldaten sind die mich sehen, Soldaten von Fürst Grayson, dann wird nichts passieren.” Er wusste nicht einmal ob sie Geld hatten, er hoffte es, sonst müssten sie etwas verkaufen, nur was war die Frage. Fürs Erste stand Rain aber wieder auf. “Lass uns weiter machen.”, erklärte Rain und wollte Nayantai aus dem Zelt scheuchen.
    • Zuhause war vermutlich das falsche Wort, zumindest in eben jener Hinsicht - Nayantai und Rain konnten so weit rennen, wie sie beide wollen würden, aber ein wahrhaftiges Zuhause hatten sie vermutlich beide nicht mehr, egal wie sehr sie sich anstrengten. Wohin führte der Weg der beiden also? An einen sicheren Ort, sicherer als Adrestia für sie war, zumindest - Thria war dennoch von Krieg und Traditionen zerfressen, so viel lag auf der Hand. "Das ist vollkommen in Ordnung. Ich habe auch nicht vor, dich alles alleine machen zu lassen - das würde mir gar nicht erst in den Sinn kommen.", gestand Nayantai und er sah sich in seinen Entscheidungen bestätigt. Rain war nicht mehr als alles, was er brauchte oder gar wollte; sich selbst auf etwas zu stürzen, das als solches gar unmöglich erschien, das würde selbst ein grenzdebiler Wolf wohl nicht wagen. "Unwahrscheinlich ist es nicht. Wir können nicht in Adrestia bleiben, das wissen sie ohnehin, aber ... ich glaube sie wissen auch, dass wir den sichersten Weg wählen, also sollten wir darauf vorbereitet sein, dass sie uns eventuell noch einmal in die Quere kommen." Nayantai erhoffte sich eine ebene Zielgerade und keine weiteren Vorkommnisse - Wunschdenken war jedoch auch nur das, und ginge es danach, dann säßen sie beide vermutlich noch unversehrt in Fhaergus und kuschelten, ohne sich über irgendwelche Feinde sorgen zu müssen. Hier draußen war all das anders.

      "Werde ich, keine Sorge. Aber ... ohne Feuer ist dir bestimmt verdammt kalt.", murrte Nayantai als Antwort, ehe er alsbald wieder leicht lächeln konnte, als Rain endlich nachgab und zumindest etwas trank. Das war aber auch schon alles - mehr essen wollte der Wolf nicht und sie beiden sollten schon längst auf dem Weg sein; dennoch schmeckte ihm die Idee der vorgeschlagenen Vorangehensweise überhaupt nicht. Obgleich das Lamm oftmals naiv war, so präsentierte er in diesem Fall tatsächlich gute Vorschläge - auch, wenn der Wolf sie verschmähte. "Keine, oder zumindest nichts, das sich einfach so bewerkstelligen lässt. Wenn wir jagen, dann müsste ich zielsicher etwas treffen können und davon gehe ich nicht aus. Es wäre verschwendete Zeit und Energie. Unsere Vorräte reichen vermutlich bis zur Grenze, eventuell, aber das heißt nicht, dass wir die Möglichkeit haben, aufzustocken, nur weil wir in Thria sind.", erläuterte Nayantai geschlagen. Die adrestianische Währung wäre in Thria außerdem nichts wert und das Einzige, das sie tauschen konnten, waren vermutlich die Sachen, die sie am Leib trugen oder aber ihr Pferd - und uneigentlich brauchten sie beides. "Meinst du?" Der Wolf schüttelte den Kopf. "Du hast recht, lass uns zusammenpacken und weiterreisen. Sobald wir unsere Wasservorräte aufstocken können wir nachsehen, was Sara uns alles eingepackt hat - und je nachdem wo wir sind, entscheiden wird.", stimmte er geschlagen zu, als bliebe ihnen ohnehin nichts anderes übrig. Dennoch - selbst wenn alles glatt ablief, was wäre, wenn Rain sich von irgendwelchen Dorfbewohnen etwas einfing? Eigentlich ... machte er sich gerade um die falsche Person Sorgen, oder? Kurzerhand nahm er noch einen Schluck aus dem Schlauch, bevor er sowohl diesen als auch ihren Proviant packte und draußen angekommen wieder in den Satteltaschen verstaute - die Decken überließ er Rain, das Zelt baute er selbst ab und verstaute er danach wieder, während er die Äste und Steine zur Befestigung auf die Seite warf, um nicht gleich auf sie beide hinzuweisen. "Hast du alles?", hinterfragte er noch knapp, bevor er dem Lamm auch schon auf das Pferd helfen wollte.
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    • Rain war immer noch aufgewühlt wegen dem was am Tag zuvor passiert war. Er konnte es auch schwer vergessen, wenn er den verband um Nayantais Gesicht sah wann immer er ihn ansah. Es sah schlimm aus, vermutlich schlimmer als Nayantai bewusst war, aber Rain wusste nicht, wie er ihm sagen sollte, dass er nicht einmal genau sagen konnte wo sein Auge eigentlich war. Der Gedanke an die Wunde ließ Rain erschaudern und die Tatsache, dass Nayantai bleicher war als sonst machte es nicht besser. Er hatte Nayantai schon einmal so gesehen, als er bei ihm in Fhaergus angekommen war, als Rains Vater ihn übergeben hatte - ganz ohne eine Erklärung. Rain runzelte seine Stirn, schüttelte die Gedanken allerdings schnell ab. Er hatte keine Zeit darüber nachzudenken was mit seinem Vater passiert war, er musste sich erst um die gegenwart kümmern, darum in Sicherheit zu kommen. "Soll ich heute wieder auf den Weg achten? Du kannst dich auf dem Pferd ausruhen.", schlug er vor, Nayantai sollte seine Kräfte sparen und Rain selbst ging es besser. Einfach nur die Augen offen zu halten und gegebenenfalls an den Zügeln zu ziehen, das schaffte er.

      "Nein, mach dir keine Sorgen. Ich habe ja dich.", erwiderte Rain bezüglich des Feuers. Es war besser sie waren in Sicherheit. Mit oder ohne Feuer, Rain war so und so kalt, es macht keinen Unterschied. Der Husten und ein leichtes Stechen in seiner Brust blieben bestehen, aber er hatte kein Fieber mehr und es schien auch nicht als würde es zurück kommen. Rain hielt es immer noch für die beste Idee einzukaufen solange sie noch konnten. Nayantai brauchte Medizin und frische Verbände. Rain hatte zu viele von ihnen selbst verbraucht. Die Striemen auf seinem Rücken waren kaum der Rede wert, wenn er sich jetzt Nayantai ansah. Es machte keinen Sinn sich jetzt noch einmal zu entschuldigen. Nayantai wollte nichts davon hören. Stattdessen nickte Rain nur und halb weiter beim zusammen packen. Es war anstrengend für ihn, das musste er zugeben, selbst wenn er Nayantai alles aus der Hand nehmen wollte. Alleine sich wieder un wieder zu bücken um die Decken aufzuheben verlangte mehr von Rain als er gewohnt war. Er keuchte ein wenig als er fertig war, aber das war auch alles. Nayantai musste das Zelt selbst abbauen. Rain stand nun vor dem Pferd, das ihm immer noch nicht ganz geheuer war, aber er wusste auch, dass Nayantai sich schonen sollte. Rain nickte, er hatte alles eingepackt und noch einmal nachgesehen ob sie auch nichts zurück gelassen hatten. Er ließ sich von Nayantai auf das Pferd helfen, zog sich aber so gut er konnte selbst nach oben. Er war wütend auf sich selbst, weil er kaum etwas alleine bewerkstellgen konnte, aber auch dafür entschuldigte er sich nicht. Er wartete einfach, dass Nayantai auch aufstieg und sie los reiten konnten.
    • Nayantai war es nicht gewohnt, einfach Ruhe zu geben - in Wahrheit war er es schon gar nicht gewohnt, stillzusitzen und zu akzeptieren, dass er es nicht weiter nötig hatte, sich um sich selbst zu kümmern, weil man ihn ohnehin versorgte. Nein, nichts davon entsprach der Wahrheit und die offensichtlichen Tatsachen waren, dass er es endlich schaffen musste, wenn auch nur für den Moment selbstsüchtig zu sein und sich nicht anderen aufzuopfern, die sich schlussendlich bis zu einem gewissen Grad selbst zu helfen wussten. Weiterhin an der Tür des Todes zu kratzen war weder seine Art, noch etwas, das Rain mitansehen sollte oder musste - und dennoch fiel es ihm schwer, einfach die Wahrheit zu akzeptieren. Nayantai hatte sich oft selbst als nutzlos bezeichnet, aber angesichts gestriger Tatsachen schien nur noch offensichtlicher zu werden, wie schlimm es doch eigentlich war. Ein leichtes Seufzen verließ seine Lippen, als er darüber nachdachte, was er wirklich wollte - und was akzeptabel war. "Ich ... ähm ...", stotterte er, unentschieden darüber, was er nun wahrlich wollte. Natürlich stand es ihm nahe, dass er sich um Rain kümmern sollte, und doch wusste er, dass Rain nur das Beste für ihn wollte - etwas, das er vor gar nicht all zu langer Zeit als unvorstellbar angesehen hatte. "Ich will dir nicht zur Last fallen, aber ich wäre dir dankbar.", murmelte er, unsicher über die eigens getroffene Entscheidung.

      Was wäre, wenn er einfach weiterhin stur blieb? Nayantai war zu müde dafür und wollte sich nicht mit Lappalien herumschlagen, die ihnen beiden durch Mark und Bein fuhren, nur um ihm aufzuzeigen, dass er selbst mit Worten dazu in der Lage war, Rain zu verletzen - etwas, das er ohnehin schon oft genug tat. "Wir haben uns beide, aber trotzdem. Du brauchst Wärme. Was, wenn mir kalt ist?" Was, wenn er nicht mehr in der Lage war, Rain zu wärmen? Der Gedanke allein war idiotisch und Nayantai wusste, dass er zäher war, als man es ihm ansah; selbst dann, wenn er in den vorangegangenen Monaten einiges zu verarbeiten hatte. "Die Entscheidung liegt bei dir, aber wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren.", gestand sich der Wolf ein, bevor er noch einmal einen Blick über ihr Lager schweifen ließ. Sie hatten alles verstaut und hinterließen so gut wie keine Spuren, was vermutlich auch hieß, dass ihnen Niemand auf den Fersen wäre, wenn sie es weiterhin schaffen würden, lange Strecken zurückzulegen und Nachts auf ein Feuer zu verzichten. Alsbald schwang sich Nayantai auf ihr Pferd, hinter Rain, und griff nach den Zügeln, die er dem Schaf ebenfalls in die Hand drückte, bevor er ihm einen leichten Kuss auf den Kopf drückte. "Wenn es für dich bequemer ist, kannst du dich etwas zurücklehnen.", bemerkte der Wolf lediglich mit einem leichten Schmunzeln, bevor er das Pferd antrieb und ihren Weg fortsetzte. Rain hatte ihm angeboten, sich auszuruhen, aber Nayantai fühlte sich nicht danach und hielt die Zügel des Pferdes weiterhin, ließ sich jedoch auf das Ziehen und Zurren Rains ein, wenn er in die falsche Richtung lenkte, oder etwas übersah. "Glaubst du, das verheilt wieder?"
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    • "Nayantai... du fällst mir nicht zu Last.", erwiderte Rain mit einem Lächeln. "Du hast mir das Leben gerettet und mich tagelang durch Fhaergus und auf die Berge geschleppt. Mir geht es besser, es ist an der Zeit, dass ich dir helfe. Alles was ich tun muss ist die Augen offen zu halten, mach dir keine Sorgen. Ich bin nicht sicher ob ich die richtige Richtung einhalten kann, aber die Kleinigkeiten kannst du mir überlassen." Rain wollte alles tun was er konnte um zu helfen, das war ohnehin nicht viel. In Fahergus war er ein Fürst gewesen, er hatte Nayantai beschützen können, eine Zeit lang zumindest. Er konnte ihm zu Essen geben, ein Bett, ein Bad und was vermutlich am Wichtigsten war für ihn, Gesellschaft. Er konnte jemand für ihn sein mit dem er Reden konnte, über das was ihn plagte. Das konnte er immer noch, aber jetzt musste Nayantai sich um ein warmes Bett und eine Mahlzeit kümmern. Wenn Rain nur ein bisschen... nein, es machte keinen Sinn sich jetzt darüber zu ärgern. Es war so wie es war und Rain würde alles tun was in seiner Macht stand um sie beide am Leben zu erhalten.

      "Wenn dir...?", wiederholte Rain etwas verunsichert. War Nayantai jetzt auch kalt? Das konnte wohl passieren, wenn der Körper die Energie zum heilen brauchte. Rain machte sich Sorgen, auch wenn er es nicht offen zeigte. Als sie auf dem Pferd saßen berührte er vorsichtig Nayantais Handgelenk, wissend, dass seine Hände eigentlich immer von Handschuehen bedeckt waren. Er wollte seine Haut fühlen, wollte wissen ob er kälter war als sonst. Rains eigene Finger waren eiskalt, also konnte er es nicht genau sagen. Nayantai strahlte immer noch mehr Wärme aus als Rain selbst. "Wir sehen einfach wie weit wir heute kommen.", nickte Rain und lehnte sich tatsächlich etwas zurück, nicht weil er müde war, sondern einfach nur weil er Nayantais Körper hinter sich spüren wollte. Die langen schwarzen Strähnen die nun auch über Rains Körper hingen gaben ihm ein seltsames Gefühl von Sicherheit, zumindest fühlte er sich nicht allein. Die nächste Frage war aber etwas, auf das Rain nicht sofort antworten konnte. Er biss sich selbst auf die Lippe. "Ich... bin kein Arzt.", erklärte Rain langsam. "Da war gestern eine Menge Blut... Ich kann es nicht genau sagen." Das war nicht gelogen und er wollte Nayantai nicht alle Hoffnung nehmen, auch wenn Rain selbst diesbezüglich kaum welche hatte.