spellbound. (earinor & akira)

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    • Unbehagen war vermutlich eines der Worte, die der Wolf für seine Gesamtsituation verwenden konnte, allerdings nicht wollte - bei Rain zu sein schien sein Leben einfacher zu machen, beinahe so, als hätte er eine schützende Hand in seiner Nähe, wenn auch gleich er wusste, das besagte, schützende Hand so schwach war, dass es vermutlich nur eine seiner eigenen brauchte, um sie in mehrere Einzelteile zu zerbrechen. Wieso also verließ er sich auf ein schwaches Lamm? Einerseits gab Rain ihm das Gefühl von Geborgenheit, andererseits war es vermutlich so, dass er sich mit den Dingen, die offensichtlich gerade vor ihm standen, ablenken wollte und ehrlich gesagt war der Wolf, wenn auch viel zu offensichtlich, doch einigermaßen blind vor Liebe. All die Dinge, die Rain widerfuhren - obgleich sie ihm nie hätten passieren sollten - wollte er der dreckigen Made aus Lavern wiederschenken, doppelt, dreifach, zehnfach, hundertfach, oder vielleicht tausendfach. Egal was es war, egal wie kindisch und gleichzeitig verrückt die Annahme klang, Nayantai sah nicht ein, davon abzulassen und schnaubte, beinahe wie ein unzufriedener Hund, angesichts der vollendeten Tatsachen. "Ich weiß nicht, ob das auf Dauer funktioniert.", seufzte er knapp, beinahe schon so störrisch wie in den ersten Tagen, in denen er sich im Anwesen einzufinden versuchte - widerwärtig war Rache allemal, noch schlimmer war es jedoch, sie nicht ausüben zu können, vor allem dann, wenn sie verdient war.

      "Mhm.", ertönte es aus der Kehle des Wolfes, vermutlich allerdings deswegen, weil er gar nicht wusste, was dieses Wort überhaupt bedeute, oder wieso Rain es ihm zuwarf. Zugegeben, sie beide verstanden sich besser als anfangs, taten sich leichter als vor wenigen Monaten und hatten vermutlich ein engeres Band zueinander geknüpft, als sie sollten - es aufzuknüpfen wäre eher weniger von Vorteil. "Rain, das ... meinte ich so gar nicht." Mochte Rain seine Haare? Vermutlich, aber sie spendeten dem Lamm wohl kaum Wärme, sie waren immerhin keine Federn oder Fell und eigentlich waren sie dem Wolf, jetzt, da er nicht mehr an ein steinernes Gefängnis und einfache, hirnlose Aufgaben gebunden war, nur mehr im Weg. "Sie sind nur ... eventuell ... etwas im Weg." Tatsächlich wunderte er sich, wieso er sich keine einzelne Strähne unabsichtlich beim Holzhacken abgehackt hatte, oder sich in einem Geäst verstrickt hatte, aber all jene Fragen konnte er sich selbst nicht beantworten, vermutlich auch dann nicht, wenn ihm aus dem Hinterkopf Augen sprießen würden - allein der Gedanke war absurd. "Dann wird es wohl Zeit, dass wir uns verkriechen.", witzelte der Wolf beinahe, kaum erhob er sich in einem Ruck und streckte sich für seine Sekunde - so hoch er konnte, so nah an den Mond wie er kam, auch, wenn all diese Dinge meilenweit entfernt schienen und nur ein glänzender Fleck am Horizont waren. Kurz darauf drehte er sich zu Rain um, dessen Hände er ungefragt ergriff, um ihm auf die Beine zu helfen. "Nach dir."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain wusste nicht, was er Nayantai sagen konnte, um ihn vergessen zu lassen, dass er Grayson einen Kopf kürzer machen wollte und das alles nur wegen Rain, nicht seinetwegen. "Fhaergus ist zu gefährlich. Ich will nicht, dass dir etwas passiert, nur weil du mich verteidigen möchtest. Ich lebe und mir geht es gut, das ist doch alles was zählt, oder?", fragte er den Wolf der scheinbar sogar eher Grayson an den Kragen wollte, als dem König der ihm so viel angetan hatte. Vielleicht hatte Nayantai in dem Fall auch einfach nur Angst. Das war verständlich und Rain wollte nicht, dass Nayantai jemals wieder in die Nähe von ihm kam. Grayson wollte ihn schnappen, wollte ihn vermutlich zurück bringen, hatte Rain das Nayantai überhaupt erzählt? Alles ging so schnell und Rain hatte sich kaum auf etwas anderes als den Schmerz und die Angst die er hatte nach draußen zu gehen konzentrieren können. Er war sich nicht mehr sicher, ob er überhaupt irgendetwas zu Nayantai gesagt hatte, oder ob irgendjemand etwas zu ihnen gesagt hatte. Rain wusste nur noch, dass er sich eine ganze Weile lang an Nayantai festgehalten hatte, bevor er einfach nicht mehr konnte.

      "Ich verstehe schon. Wir müssen sie ja nicht ganz abschneiden.", erklärte Rain mit einem Lächeln. Nayantai konnte sich bestimmt leicht in ein paar Ästen verheddern und das wollte keiner von ihnen. Vielleicht reichte es auch wenn er seine Haare einfach ein wenig zusammen band, so wie er es früher immer getan hatte. Hatte er sein Haarband denn noch? Sie fanden sonst bestimmt auch etwas anderes, aber jetzt gleich war es nicht wirklich wichtig. Kurz darauf wurde Rain ohnehin schon auf die Beine gezogen, damit sie sich hinlegen konnten. Rain klopfte sich seinen Hintern ein wenig ab, dann ging er zum Zelt hinüber, war aber nicht ganz sicher, ob sie nicht das Feuer ausmachen sollten. Er überließ das allerdings Nayantai und öffnete stattdessen den Eingang zum Zelt und kroch hinein. Das war eigentlich das erste Mal, dass er in einem Zelt schlafen würde. Rain zog seine Schuhe aus und stellte sie vor dem Zelt ab, damit er nicht alles schmutzig machte und überließ den Rest ihres Rucksack Nayantai als so eine Art Polster. Er selbst schnappte sich allerdings schon ihre Decke.
    • War es wirklich all das, was der Wolf und das Lamm brauchten? Vermutlich war es einfacher, sich von Fhaergus ab- als zuzuwenden, einfacher, sich auf die vorherrschenden Probleme zu ignorieren und schlussendlich, irgendwann, in dem Eifer des Gefechts eines aussichtslosen Krieges zu verschwinden und versterben, als jemals wieder einen Gedanken daran zu hegen, jemand zu werden, der man nicht war, der man nicht sein konnte oder wollte und der man niemals wieder werden würde. So viele Dinge waren einfacher als die Offensichtlichen und so viel mehr war vorhersehbarer als das, was das Schicksal wirklich für einen wollte - und doch war Nayantai vermutlich derjenige, der etwas zu fest an dem Baum rüttelte, der dennoch nur verdorbene Äpfel auf einen herabfallen ließ, obwohl sie im Sonnenschein gold-gelblich glänzten. "Grundsätzlich schon, aber du willst doch nicht für immer und ewig in Thria in einem Zelt bleiben, oder?" Ehrlich gesagt war ein Zelt vermutlich noch beklemmender als ein steinerner, kalter Raum - es gab keine Fenster und selbst dann, wenn es wohlig warm war, hieß das noch lange nicht, dass man sich durchaus wohl fühlen musste oder nicht in aktive Vergessenheit geriet, weil man sich nie auch nur ansatzweise irgendwo blicken ließ. Zugegeben, vermutlich dachte der Wolf zu kritisch darüber nach, allerdings ... "Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht bei mir haben will."

      Thria war jedoch kein Ort für Rain, das wusste der Wolfsprinz vermutlich etwas zu gut, jedoch lag es vermutlich auch nicht außerhalb des Möglichen, ihn dorthin mitzunehmen - dennoch, auch, wenn es für den Moment ein Ausweg war, schien dieser suboptimaler als alles andere zu sein. "Nur etwas, aber ... dafür haben wir auch in Thria Zeit.", entgegnete er Rain knapp. Wollte er überhaupt irgendetwas an sich selbst verändern? Sich die Haare abzuhacken wäre ein Anfang, neue, thrianische Kleidung vermutlich auch keine schlechte Idee und dennoch würde es nichts daran ändern, dass er sich lediglich damit beschäftigt sah, einzelne Teile eines endlosen Scherbenhaufens aus klarem Wasser aufzusammeln, in der Hoffnung, er würde die Richtigen erwischen und nicht eine der abertausend anderen, die vor ihm zerbrachen. Der Tod kam für sie alle, früher oder später, und manchmal brachte es einen nicht um, wenn auch gleich all das bedeutete, dass man eher einer wandelnden Leiche glich, die sich freiwillig selbst durch die Welt mühte, zu der sie schon unlängst allerhand Bindung verloren hatte. Die Hoffnung erstarb meist zuletzt, auch, wenn sich Nayantai darüber gar nicht mehr so sicher erschien und auch, wenn er vermutlich zu viel darüber nachdachte, seine Gedanken für einen Abend - für eine Nacht - abschalten wollte, nur, um die Stille zu genießen. Das Feuer beäugelte er nur kurz, ehe er sich entschied, es für die Nacht brennen zu lassen, obgleich die Tatsache, dass es ihre Position verriet, offen existierte - selbst wenn, es gab vermutlich genug Wanderer, die durch derartige Wälder pirschten und ein Nachtlager aufzuschlagen hatten. Erst danach verkroch er sich mit Rain im Zelt, legte seine eigenen Schuhe ab und kletterte unter die Decke, die er fest um Rain und sich selbst zog, während er noch versuchte, eine gute Position für sie beide zu finden. "Irgendwie vermisse ich das Bett doch etwas.", gestand der Wolf, der derartige Bequemlichkeiten zuvor kaum gewohnt war und allein der Gedanke an ein anderweitiges Bett wäre vermutlich genug, um mehr als ungewollten Würgreiz auszulösen. "Hm. Mehr Decken wären auch besser."
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    • "Das... hatte ich eigentlich schon vor. Was soll ich denn sonst tun?", fragte Rain den Wolf etwas verwirrt. Er konnte schwer zurück nach Fhaergus gehen? Was sollte er dort? Er hatte kein Land mehr, keine Armee und selbst wenn es ein paar vereinzelte Soldaten gab die noch auf seiner Seite standen, wie sollte er diese überhaupt finden und erreichen? Selbst wenn er Fhaergus zurück erobern konnte, was sollte er dann tun? Wie lange würde es dauern, bis der König Fhaergus zurück unter seine Kontrolle stellen wollte? Mit wem sollte Fhaergus handeln, nachdem die Ressourcen dort knapp waren, wenn es nicht gerade um Erz, Kohle, oder Wild ging. Rain war sich nicht sicher ob Nayantai die Tragweite dieses Verrats verstand. Der König hatte es ganz offensichtlich befohlen und die anderen Fürsten würden sich nicht gegen Myriad stellen, das hatten sie noch nie getan. Es hatte keinen Sinn zu versuchen zurück nach Fhaergus zu gehen, weder jetzt, noch sonst irgendwann. "Ich weiß.", erklärte Rain, aber was wollte Nayantai dann? Dass Rain zurück nach Fhaergus ging und der Wolf sein Leben in Thria fristete? Rain bezweifelte, dass Nayantai darüber nachgedacht hatte, was passieren würde nachdem er seine Rache hatte.

      "Dabei gibt es dort doch kaum Äste in denen du dich verheddern kannst, oder?", fragte Rain mit einem kurzen Kichern, aber er hatte nichts dagegen sich vorerst nicht darum zu kümmern. Als Nayantai das Zelt ebenfalls betrat ließ Rain ihn ebenfalls schnell unter die Decke, obwohl er sie vermutlich nicht brauchte. Umso fester wurde Rain allerdings eingepackt. "Und ich erst.", lächelte Rain der sich ein wenig näher an Nayantai heran bewegte und seinen Kopf schlussendlich auf Nayantais Arm bettete. "Es wird bequemer wenn wir unser Ziel erreicht haben, oder?" Ein großes Thrianisches Zelt, wie auch immer diese aussahen und darin... was auch immer in so einem Zelt war. Rain freute sich darauf Nayantais Heimat zu sehen, aber gerade jetzt war er einfach nur froh, dass er sein Fieber überwunden hatte und dass es ihm besser ging als noch vor ein paar Tagen. Er würde das hier schaffen, er war bis jetzt nicht gestorben und er hatte es auch in Zukunft nicht so bald vor. Rain presste seine Stirn gegen Nayantais Brust... das fühlte sich gut an, sich hinzulegen allein fühlte sich gut an. Auch wenn Rain den ganzen Tag nur auf einem Pferd saß, das war tatsächlich sehr viel anstrengender als es den Anschein machte.
    • “Hm, naja. Dir Fhaergus wiederholen?” Nayantai wusste selbst gut genug, dass er sich eigentlich nur von Rache treiben ließ, sie wie ein Ertrinkender daran klammerte, in der Hoffnung, das morsche Brett, das selbst mit Müh und Not noch an der Wasseroberfläche schwamm, würde auch ihn noch über die meterhohen Wellen tragen können und ihn vor dem selbst-herbeigeführten Untergang retten, der wohl zügiger kam, als er es sich jemals vorgestellt hatte. Ein Leben lang in einem stickigen Zelt zu verbringen erschien schon beinahe unwürdig für eine Person wie Rain, oder allgemein jedem, der einen Fuß hatte, den er nach draußen setzen konnte - die frische Luft brachte das Lamm nicht um, dennoch war es vermutlich nicht der beste Ort, an dem er sich aufzuhalten wusste und selbst das verstand der Wolf, zumindest so gut er konnte. “Gut.”, erwiderte er - grundsätzlich war es gut und dennoch war er sich selbst nicht sicher, ob Rain nicht manchmal an andere Dinge dachte, die nur dazu führen würden, dass er sich so fühlte, als würde er von alles und jedem in seinem Umkreis überdröhnt und beeinflusst werden. Zugegeben, die sanfte Stimmlage und das zierliche Aussehen machte es ihm vermutlich nicht sonderlich leicht, Anklang zu finden, aber selbst daran ließ sich feilen, vor allem dann wenn man einen Wolf im Rücken hatte, der vermutlich einschüchternder wirkte, als Rain es jemals sein konnte.

      “Aber genug Hände, die mich eventuell erwischen können.”, erläuterte er für Rains Verständnis. Es war nicht so, als wäre es in Adrestia großartig anders - und dennoch bezweifelte der Wolf, derartigen Gestalten über den Weg rennen zu müssen. Die Hoffnung erstarb zuletzt und obwohl Nayantai vermutlich auch noch sein letztes Hemd an Rain verschenken würde, müsste er es denn tun, so zögerte er nicht auch nur eine Weile länger damit, darüber nachzudenken und sich ernsthaft zu fragen, ob er sich nicht selbst in Einzelteile zerfraß. "Wahrscheinlich sollte ich mich gar nicht so aufregen, ich kenne Betten nicht wirklich lange." Das einzige Bequeme war ohnehin das von Rain gewesen und nach viel mehr sehnte sich der Wolf beim besten Willen nicht - offensichtlich waren viele Dinge, dennoch war wohl der einzige, wenn auch schwache Trost, dass es selbst in einem Zelt gut zu kuscheln war und er nicht ohne weiteres daran denken musste, wer oder was sich als Nächstes seinen Weg in seine Quere bahnte und ihn davon abhielt, den ganzen Tag förmlich an Rain zu kleben. Die Wahrscheinlichkeit der Welt selbst zu entrinnen war gering, dennoch schien es noch unwahrscheinlicher, einfach in die Schatten dieser Welt zu verschwinden, jemand zu werden der man nicht war und seine Hände nach etwas auszustrecken, das gar nicht erst existierte. "Mhm, um einiges. Das Zelt ist viel größer, und außerdem gibt es Fell das dich besser warmhält, als ein paar Decken. Oder ein Wolf.", gestand er, selbst dann, wenn er Rain näher an sich drückte, als wolle er nicht, dass all das jemals Realität wurde. Vermutlich war es gar nicht so falsch, sich eine Auszeit zu wünschen, oder?
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    • "Ich... Nayantai... was sollte ich damit?", fragte Rain mit einem leichten Seufzer. Der Wolf stellte sich das wesentlich einfacher vor, als es war. "Lord Grayson hat nicht alleine gehandelt, der König muss es zugelassen haben, verstehst du? Damit ist automatisch jedes Fürstentum gegen mich. Selbst wenn ich Fhaergus zurück erobern könnte, dann müsste ich es auch verteidigen, gegen alle um mich herum und selbst wenn wir Fhaergus halten könnten, dann würde niemand mehr mit uns handeln. Nayantai, ich müsste das ganze Königreich erobern, wenn ich meine zu Hause zurück haben wollte..." Rain war sich nicht sicher ob Nayantai all das verstand, ob die Sprachbarriere nicht noch zu groß war, beziehungsweise das Verständnis von Adrestia, das sehr viel anders funktionierte als Thria. Rain hatte keine Ressourcen, keine Erfahrung und auch nicht die nötige Stärke um Fhaergus zurück zu erobern, all das war aussichtslos. Sein Vater hätte all das vielleicht gekonnt, aber nicht Rain. Was hatte er sein Leben lang schon getan außer Bücher zu lesen? Eine Armee würde nicht einmal auf ihn hören, warum sollte sie auch? Rain machte sich keine Hoffnungen und so blieb er eben in Thria. Warum auch nicht?

      Nayantai glaubte allerdings auch nicht daran, dass sie beide in Thria sicher wären, zumindest bekam Rain langsam den Eindruck, er wollte aber auch nicht zu viel darüber nachdenken. In Adrestia konnten sie jedenfalls nicht bleiben, sie hatten nicht viele Optionen. "Vermutlich ist es bei dir zu Hause trotzdem gemütlicher...", erklärte Rain einfach nur und kuschelte sich an Nayantai. Eigentlich wollten sie eine Pause machen, nicht an all ihre Probleme denken, aber jetzt konnte Rain nicht mehr aufhören sich zu sorgen. "Im Moment ist mir gar nicht so kalt...", erklärte Rain, eigentlich nur seine Füße, aber er würde sich schon aufwärmen. Rain schloss die Augen, war aber nicht sicher ob er schlafen konnte, auch wenn er es definitiv sollte. "Du bist hier draußen mehr als genug..." Rain wollte Nayantai nur endlich in Thria haben, an einem Ort wo ihn nicht jeder für das was er war jagte - ein Wolf. Es war Rain egal ob es der richtige Ort für ihn selbst war, er konnte ohnehin nirgendwohin und Nayantai würde stets an seiner Seite bleiben, richtig? Vielleicht würde morgen schon wieder alles besser aussehen... es wurde nun erst einmal wärmer, bevor es kälter wurde.
    • "Es gehört dir. Ob du willst oder nicht.", entgegnete der Wolf knapp. Unrecht und Recht hatte er zugleich - zum einen gehörte Fhaergus tatsächlich Rain, zumindest vermutlich nach irgendeinem Erbrecht gesehen, aber momentan schien es eher einer hässlichen Fratze zu gehören, die wohl besser daran getan hätte, dem Wolf vor etlichen Jahren auf dem Schlachtfeld über den Weg zu laufen. Tatsächlich musste Nayantai sich aber eigentlich bei ihm bedanken - hätte er sich nicht für Fhaergus interessiert, so wäre der Wolf vermutlich gar nie für Rain umgedreht - allerdings reichte es, zumindest für den Wolf, ihm als Dank die Luft abzuschnüren. Ob das wohl so einfach wäre? Ausprobieren könnte er es zumindest. "Na und?", hinterfragte der Wolf schon beinahe empört, der das Lamm doch noch etwas näher als gedacht an sich zog, es festhielt als könne es jeden Augenblick einfach in Schneeflocken zerbersten und ihn aus seinem ewigen Traum erwecken, der offensichtlich eben jener gepeinigten Seele entsprang, die sich noch immer im Kerker des Königs durch den eigenen Knochenhaufen wälzte, während bereits lose Fesseln am steinernen Boden klapperten. "Ich gebe zu, ich verstehe dich nicht ganz, aber wenn du den Thron willst, dieser widerwärtigen Made irgendetwas wegnehmen willst - am besten sein Leben - dann werde ich alles tun, um dir dabei zu helfen." Sich seinem Trauma zu stellen war eine Aufgabe, aber wenn es lediglich einen Soldaten brauchte, den er zuvor noch nie wirklich angesehen hatte, um ihn in Rage zu versetzen, wie viel Selbstbeherrschung besaß er dann erst jemandem gegenüber, der ihn so lange in allerhand Einzelteile zerlegt hatte?

      Der Kopf des Königs machte sich bestimmt gut an einem Tor, oder an einem Pfahl, gleich wie sich diverse, andere Schafsschädel besser als Dekorationsartikel eigneten, als auf den Hälsen derjenigen, zu denen er gehörte. Der Bogen war weit gespannt und der Wolf schien weiterhin nach goldenen Äpfeln auf einem maroden Baum zu suchen, auf dem es weder Halt noch Sicherheit oder Nahrung gab - aber mehr als das kannte er nicht, wollte er nicht kennen, auch, wenn Rain wie ein sicherer Hafen schien - etwas, das ihn in seinen Bann zog und bei sich behielt. "Als in diesem Zelt, ja." Ein Berg an Fell waren besser als eine Plane, harter Untergrund und drei Decken, die sie beide irgendwie miteinander zu teilen wussten und definitiv waschen sollten, fanden sie in nächster Zeit auch nur annähernd die Zeit dazu. Ungeteilt war die Wahrheit allemal, und dennoch war der Wolf es, der mehr Öl ins Feuer kippte, das er eigentlich für die nächste Zeit ignorieren wollte, da er ohnehin wusste, dass sich daran nichts ändern würde - dass es sich ausbreiten würde, weiter lodern würde und schlussendlich alles verschluckte. "Wirklich? Das freut mich ... und es ist zumindest ein Anfang!" Natürlich würde es nicht immer so bleiben - Rain würde früher oder später kalt werden und der Wolf wäre irgendwann nicht da, um ihn warmzuhalten. Allein der Gedanke daran war genug, um Unbehagen in ihm aufkommen zu lassen. "Das weiß ich. Aber eine Decke kann dir trotzdem nicht schaden.", räusperte der Wolf, der sich selbst nicht so sicher war, ob er heute Nacht überhaupt eine Minute lang schlafen würde. War ihm unwohl? Eher nicht, aber warm genug. "Brauchst du noch eine?", hinterfragte der Wolf bevor er Rain einen Kuss auf den Kopf gab - oder eher dem Büschel Haare, die er von dieser Position aus erreichen konnte.
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    • "Ich war niemals dafür geboren worden...", erklärte Rain widerwillig. Er wollte Fhaergus nie haben, er hatte immer damit gerechnet vor seinen Eltern zu sterben, speziell vor seinem Vater und er hatte bewiesen, dass er nicht für das alles gemacht war. Er hatte das Erbe angetreten ohne es zu wissen und Fhaergus in nur wenigen Tagen verloren. Er hatte es nicht verdient, selbst wenn er es zurück erobern konnte, es war richtig, dass es ihm nicht mehr gehörte, auch wenn er damit das Erbe seiner ganzen Familie mit Füßen trat. Dass er eine Enttäuschung war wusste er sein Leben lang, auch wenn man es ihn nicht so recht fühlen lassen wollte, aber was wollte man mit einem Kerl der nicht einmal ein Schwert heben, oder die Stufen im Anwesen hinauf laufen konnte. Rain war froh, dass er Nayantai gerade nicht ins Gesicht blicken musste. "Ich will den Thron nicht.", machte er klar. Er wäre ein lausiger König, zu nichts zu gebrauchen und niemand würde ihn an solchen anerkennen. Abgesehen davon wollte er sowas doch gar nicht und er würde nicht lange genug leben. Er wollte nur irgendwo in Ruhe gelassen werden und hoffentlich machte er damit niemandem Arbeit...

      "Das reicht mir auch... mehr will ich nicht...", erklärte Rain. Ein Zelt in Thria, das einigermaßen warm war, vielleicht etwas zu tun und Nayantai, was brauchte er mehr? Selbst wenn es Nayantai irgendwann zu viel wurde, dann war das auch in Ordnung, aber Rain wollte nicht zurück. Er war nicht gemacht fürs kämpfen. "Du musst dir wirklich nicht so viele Sorgen machen..." Rain drückte sein Gesicht fester gegen Nayantais Brust, versteckte sich ein wenig, weil er spürte, dass ihm nach Weinen zumute war. Diese ganze Situation war furchtbar, sein Vater war tot, sein Land weg und er hatte alle enttäuscht, die sich auf ihn verlassen hatten. Er konnte dennoch nichts dagegen tun... wenn er Pech hatte starb er ohnehin in den nächsten Tagen, wenn man sie doch noch einholte. Wenigstens hatte er Nayantai und es war tröstend in seinen Armen zu liegen, auch wenn er das ganze Gerede von Rache und Krieg nicht hören wollte. "Mm-mm.", erklärte Rain nur, ihm war warm genug, vielleicht sagte er auch aus Prinzip nein, zumindest jetzt gerade. Er wollte nicht, dass Nayantai es sich anders überlegte und ihn schließlich doch nicht nach Thria bringen wollte, weil er dachte Rain würde das nicht schaffen.
    • "Das stimmt nicht.", erläuterte der Wolf mit einem beinahe schon bitteren Seufzen. Zugegeben, als Prinz war selbst er geboren worden - als Kronprinz, von der Minute an, an der er das Licht der Welt erblickte und all das, was ihm widerfuhr und all jene Dinge, die seinen Titel in Nichtigkeit geraten ließen, lösten sich schlussendlich wieder auf. Nayantai war, im wahrsten Sinne des Wortes, jemand der nicht wusste, wie er mit sich selbst umzugehen hatte, geschweige denn war er jemand, der wirklich herausfinden würde, was es im Endeffekt bedeute, auf einem Thron zu sitzen - Thria würde in Staub und Asche zerfallen, zumindest wenn sich die aktuelle Situation nicht änderte, und ein geisterhafter Kronprinz, der sich mehr um die Sicherheit eines einfachen Schafes sorgte als seine eigene, würde ihnen wohl auch nicht mehr sonderlich dabei helfen können, das Blatt zu wenden - geschweige denn würde er es wollen. "Ich auch nicht. Aber vielleicht können wir uns einen teilen.", scherzte der Wolf, der gut genug wusste, dass er sich selbst gerade eine Grube gegraben hatte - in Thria gab es bald nichts mehr, keinen Funken an Hoffnung und wenn doch, dann war Nayantai vermutlich keiner derjenigen, die sonderlich daran interessiert waren, die Welt selbst in ihren Händen zu halten. Ertrank er, so würde es auch Rain tun und die schmerzhafte Wahrheit war nun einmal, dass sich in dieser Welt nichts und Niemand änderte. Zumindest nicht, bis ihnen vor den Kopf gestoßen wurde.

      "Du willst dich wirklich selbst in einem Zelt einsperren?", hinterfragte der Wolf, der auch nicht mehr konnte, als Rain über den Hinterkopf und den Rücken zu streichen und sich selbst zu fragen, ob er es nicht wieder zu weit trieb und das Lamm nicht irgendwann noch in den Wahnsinn trieb. War es denn überhaupt richtig, Rain seines gesamten Lebens zu berauben, ihn aus Fhaergus zu stehlen und ihm ein Land zu zeigen, dass andere Adrestianer nicht für eine Sekunde wertschätzten sondern lediglich mit eisernen Füßen traten? Vermutlich, ansonsten wäre Rain vermutlich tot und so sehr der Wolf die Schafe hasste, konnte er all das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. "Mir keine Sorgen zu machen ist alles andere als einfach.", antwortete er lediglich, ließ Rain jedoch verschont von all den Dingen, die ihm sonst noch eingefallen wären. Nayantai hatte weder einen Grund auf ihn wütend zu sein, noch irgendwelche Ambitionen, die all das viel einfacher machen würden. Alles, was ihn wahrhaft dazu trieb, wieder nach Hause zu wollen, war Rains bloße Existenz und sein Wohlbefinden - beinahe so, als hätte er sich jemandem verschrieben, der im Gegensatz zu ihm sogar noch lebte. "Aber, wenn wir positiv denken, dann kannst du jetzt zumindest mit mir Schneemänner bauen." Würde Rain dazu Handschuhe brauchen, wovon Nayantai ausging, würde er ihm die Wärmsten suchen, auch, wenn sie aus viel zu viel Schafswolle bestanden - Thria war kalt, bitterkalt und daran änderte selbst ein bisschen Sonnenschein selten etwas.
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    • Rain wusste eigentlich nicht, was er noch dazu sagen sollte. Nayantai würde es nicht erlauben, wenn er sich selbst klein redete, auch wenn es die Wahrheit war. Auch die Wölfe hätten Rain niemals akzeptiert, selbst wenn er als einer von ihnen auf die Welt gekommen wäre. Niemand wollte so einen schwachen, dürren Jungen, weder in Adrestia noch in Thria. Wie Nayantai sagte, man hätte ihn vermutlich irgendwo zum sterben gelassen, oder sich darauf verlassen, dass er das selbst in die Hand nahm. In Adrestia war es nicht so extrem, aber zu glauben jemand würde ihn als Fürsten akzeptieren war absurd. Dass sich jemand Stärkered den Platz erkämpfen würde, war absehbar gewesen und doch hatte Rain es nicht kommen sehen. Er hatte sich immer etwas darauf eingebildet, dass er zumindest was im Köpfchen hatte, aber nicht einmal das schien der Wahrheit zu entsprechen. "Ich werde dir helfen... aber es wird dein Thron sein...", erklärte Rain leise. Mehr konnte er kaum für Nayantai tun, mehr wollte er aber auch nicht. Er verzichtete gern auf jegliche Titel, er wollte nichts mehr damit, oder mit Adrestia zu tun haben.

      "Das macht mir nichts aus...", solange er Nayantai nicht zu viel Arbeit aufhalste. Er war sein Leben lang eingesperrt gewesen, warum sollte es in einem Zelt anders sein. Dort konnte er auch lesen, oder vielleicht etwas anderes lernen, wie nähen. Nayantai brauchte nicht zu versuchen ihm mehr zu geben als das, solange Nayantai am Leben blieb war Rain alles recht. "Tut mir Leid...", murmelte er. Natürlich machte Nayantai sich Sorgen, so wie jeder in Rains Umgebung, seit seiner Geburt. Rain wünschte es wäre anders, aber auch daran konnte er nichts ändern. Selbst jetzt musste er ihn trösten und ihn warm halten. Er musste so viel für Rain tun und alles was Rain zurück geben konnte war eine dumme Krone aus Blättern die keine zehn Minuten gehalten hatte. "Das stimmt wohl.", erklärte Rain und machte sich nicht die Mühe ein Lächeln vorzuspielen, nachdem er sein Gesicht gerade ohnehin an Nayantais Brust vergraben hatte. Vielleicht war es besser einfach schlafen zu gehen und morgen Früh, sah vielleicht alles schon ein wenig besser aus.
    • Wollte er all das denn? Es schien fast unmöglich, nach Thria zurück zu kriechen und sich weiterhin zu behaupten, zu glauben etwas an der Gesamtsituation ändern zu können und die Welt grundlegend verändern zu können. Die Wahrheit war, wenn auch bittere Medizin, nur ein Fragment einer Situation, die wohl keiner sonderlich klar verstand, oder annähernd zu verstehen versuchte. Auch der Wolfprinz war nicht mehr als jemand, der sich seinen Weg suchte, der sich selbst nicht helfen konnte und nach einer Ausrede suchte, um sein fortbestehendes Leben weiterhin für nur einen Moment aufrechtzuerhalten - Rain war Grund genug, sich selbst dazu zu zwingen, zu leben, und doch war es nicht mehr wert als die offensichtliche Tatsache, dass früher oder später all das, was man sich erhoffte, in sengendem Höllenfeuer zu ersticken hatte. Warum und weswegen glaubte Nayantai überhaupt, mehr wert zu sein als er es jemals gewesen war und weswegen erhoffte er sich eine Welt, die aus so viel mehr bestand, als all jene Dinge, die er zuvor nicht als Wahrheit zu akzeptieren wagte? "Mh, vielleicht auch nicht.", entgegnete der Wolf knapp. Vermutlich würde er den Thron Thrias keine Sekunde lang sein eigen nennen - sein Vater lebte und so tat es seine Schwester, Nayantai hingegen war die Welt, in der er sich selbst wiederfand, mehr als nur leid.

      "Bist du dir sicher?", hinterfragte er, als würde er gerade etwas hören, das Rain lediglich sagte, um sicherzustellen, dass ihm nichts widerfuhr, so als ob er keinen Platz in dieser Welt hätte, würden sie sich beide nicht zwanghaft aneinander klammern und hoffen, dass die wenigen Striche, die der Wolf sanft über den Rücken des Lammes zeichnete, die kleine Traumwelt, in der sie sich verstecken wollten, nicht platzen ließen. War es denn so weit hergeholt, sich eine friedliche Welt zu suchen oder gab es nichts, dass er von vorne herein hätte tun können, um sie beide zu beschützen? Nayantai hasste sich selbst, so viel war klar, und doch konnte er nichts anders, als für einen Moment nach Rains Wärme zu suchen und die Hoffnung, all jene Dinge, die er derart verschmähte, wieder lieben zu lernen, nicht aufzugeben. "Rain, du entschuldigst dich wieder für Dinge, für die du dich nicht entschuldigen musst.", gestand er ihm, wohlwissend, dass es nie seine Fehler gewesen waren - dass es nie etwas gab, für dass sich das Lamm jemals hätte entschuldigen wollen. Schlaf war, was sie beide brauchten, wonach sie sich sehnten - die Dinge, die sie nicht in ihren müden Händen wiederfinden konnten, zumindest schien es so. "Ich rede zu viel Unsinn, hm? Es tut mir leid." Graue Wolken zogen doch ohnehin an jedem Horizont auf, der sich früher oder später auftat und all das passierte früher oder später, ob man wollte oder nicht. Zugegeben, Nayantai schien ein Meister darin zu sein, sie heraufzubeschwören und doch, was sonst hätte er tun sollen?
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    • "Auch gut. Es ist mir egal ob du ein König bist oder nicht...", entgegnete Rain. Titel waren ihm egal, Nayantais und seine eigenen. Er hatte seinen nicht verdient, seinen bereits wieder verloren und so war es eben. Ihm war klar, dass Thria alles andere als das gelobte Land war, aber er hatte keine sichere Alternative, nicht wenn sie beide überleben sollten. Darragh von Alster war wohl auf der Seite von Rains Vater, aber definitiv nicht auf Rains, wenn er einen Wolf anschleppte und auch so fragte er sich, ob er ihm geholfen hätte. Lavern musste den ganzen Briefverkehr an allen Grenzen aufgehalten haben, Alster musste davon gewusst haben und hatte es toleriert, Rain rechnete sich also keine hohen Chancen aus. Thria war das Beste was ihm einfiel und es reichte ihm dort mit Nayantai zu sein, solange das eben möglich war. Solange er nicht alleine war würde schon alles gut gehen und er würde sein Bestes tun um Nayantai zu helfen und zu unterstützen. Es gab bestimmt viele Arbeiten die er auch im Zelt erledigen konnte und er würde sich die größte Mühe geben Nayantai nicht zu sehr zur Last zu fallen.

      "Ja. Ich war nie zuvor draußen, ein quasi Dach, ein Feuer und ein paar Decken, das ist wirklich alles was ich brauche..." Rain wusste eigentlich gar nicht was er in Thria überhaupt zu essen bekommen würde, aber auch da war er nicht wählerisch. In Fhaergus gab es im Winter auch nicht viel mehr als Fleisch, Eier und ein bisschen Wurzelgemüse. "Wenn ich ein wenig stärker wäre, dann müsstest du dir aber keine Sorgen machen...", erwiderte er ein wenig trotzig. Gleichzeitig klammerte er sich an Nayantai und drückte sich an seinen warmen Körper. Auch wenn Rain die meiste Zeit ein Lächeln auf seinen Lippen trug, jetzt gerade fühlte er sich überhaupt nicht danach und stattdessen war er eher ein wenig verzweifelt. "Nein... gar nicht...", erklärte Rain, Nayantai wollte ihn ja auch nur aufmuntern und Rain wollte ihn nicht belasten. "Lass uns... ein wenig schlafen. Wir sollten morgen früh los, richtig?" Rain war ohnehin müde, vielleicht schaffte er es schnell seinen Weg ins Land der Träume zu finden und am nächsten Tag würde er auch wieder ein wenig fröhlicher sein können.
    • "Mhm, mir auch.", entgegnete er. Vermutlich war Thria dennoch kein Ort für ein Schaf, das weder sich selbst helfen konnte, noch wahrhaft wollte und Nayantai zweifelte nicht daran, dass Rain es zumindest nicht versucht hatte - man hatte ihm wohl lediglich die falschen Karten gegeben, ihm nie viel Hoffnung gemacht, mit den wenigen Dingen, die er tatsächlich hatte, wirklich etwas zu erreichen. Vergebens war es dennoch nicht, sich weiterhin darauf einzustellen, eventuell doch noch den Berg zu erklimmen, der sich vor einem auftürmte und einen wissen ließ, dass es nicht mehr gab, als eben jene Hürde, die nicht einfach so verschwinden würde, weil man lang genug danach fragte. War es mit Absicht, sich vor all jenen Situation verstecken zu wollen, während man langsam aber sicher haufenweise, dünne Splitter aus wunder Haut zog und den vereinzelten Tropfen Blut dabei zusah, wie sie aus einem heraussprossen, oder war nichts davon auch nur einen Moment der eigenen Aufmerksamkeit wert, weil der Schmerz früher oder später - auf gute oder schlechte Weise - verging? "Das heißt aber noch lange nicht, dass ich dich in deinem Zelt versauern lasse, das weißt du." Hielt Nayantai sein Wort wirklich und brachte er sie beide nach Thria, dann war das Schlimmste, das Rain nebst einem Kältetod vermutlich vorerst widerfuhr, ein aufgeschrammtes Knie, das sich mit einem Verband und etwas Salbe richten ließ.

      "Das würde ich gar nicht wollen, dann könnte ich keine Ausreden erfinden um bei dir zu sein.", murmelte Nayantai. Ohne Rain zu sein konnte er sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Nicht nur war es das Schaf, dass ihn wohl vor allem üblen bewahrt hatte, das ihm noch widerfahren sollte, es lag wohl auch daran, dass besagtes Schaf - oder wohl eher Lamm - zu niedlich war, um es zu fressen, vielleicht sogar zu unwissend und naiv, um den Krieg wirklich zu verstehen, aber der Wolf wusste, dass Rain zumindest die Ansätze verstand. Wer wusste, ob er überhaupt ein Schwert gegen die Monster des Westens erhoben hatte, hätte sich ihm plötzlich die Möglichkeit geboten - und wer wusste, ob all jene Dinge, die Nayantai so verabscheute, überhaupt in Rain aufkeimen würden. "Meinst du?", hinterfragte er plötzlich. Nayantai wusste selbst wohl gut genug, dass er zu viel und zu oft über Dinge redete, die Andere in den falschen Hals bekamen und auch wusste er, dass es vermutlich nicht weiter wichtig war, auf einem Thema herumzureiten, das bereits gegessen war. Dennoch schien es beinahe befremdlich, Rain einfach so ins Land der Träume zu entlassen - stattdessen bewegte der Wolf seine Hand über den Rücken des Lammes, an seine Seite und begann ihn zu kitzeln, einfach nur, um beide ihrer Gedanken abzuwenden. "Wir sollten, aber etwas Zeit haben wir ja noch." Wann hatte er das letzte Mal durchgeschlafen? Kein einziges Mal, seitdem sie auf der Flucht waren und Nayantai bezweifelte, dass es heute anders wäre.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Es war nicht so als hätte nie jemand an Rain geglaubt, oder als hätte jeder um ihn herum ihm gesagt, dass er es zu nichts bringen würde, es war einfach nur so, dass er selbst wusste, dass alle anderen in seinem Alter so viel mehr tun konnten. Er war anders aufgewachsen, musste immer schon Abseits von Allem zuschauen und somit überraschte es ihn auch nicht, dass sein Leben eine Wende wie die diese genommen hatte. Er hatte nie verstanden, warum seine Eltern nicht versucht hatten einen weiteren, besseren Sohn zu bekommen als Rain. "Das werde ich schon nicht. Ich kann auch dort lesen, oder dir bei irgendetwas helfen und mit dir reden.", erwiderte Rain, er wusste auch gar nicht wie Nayantai sich etwas anderes vorstellte. Im Moment war es in Ordnung für Rain sich draußen aufzuhalten, aber Thria war wohl etwas anderes und viel kälter. Rain mochte Kälte auch gar nicht, vielleicht wollte er ja lieber in einem Zelt bleiben und sich vor dem Rest der Welt verstecken. Nayantai brauchte nicht zu versuchen ihn vor irgendetwas zu bewahren, er würde in Thria sicher sein und das war alles was zählte.

      "Du brauchst auch nichts erfinden.", erklärte Rain. Er freute sich wenn Nayantai da war und niemand würde ihn dafür verurteilen, oder? Zumindest nicht im Moment, nicht wenn sie ganz alleine waren. "Es ist alles gut Nayantai.", erklärte Rain mit einem sanfteren Ton. Nayantai hatte nichts falsch gemacht, Rain war nur nicht gerade in der Stimmung für Scherze. Normalerweise sperrte er sich an solchen Tagen in sein Zimmer ein, damit er niemanden damit belastete, aber das war nun schwer möglich. In nayantais Armen war es aber auch ganz schön und das sanfte Streicheln auf seinem Rücken war angenehm, jetzt da die Wunden schon einigermaßen verheilt war--- "Hey!", entkam es ihm zusammen mit einem leisen Kichern. Gleichzeitig wand er sich ein wenig in Nayantais Griff um dem plötzlichen Kitzeln zu entgehen. War Nayantai überhaupt kitzelig? Konnte er sich überhaupt wehren? Einen versuch war es wohl wert und so kitzelte Rain Nayantai zurück.
    • Was es war, vor dem man rannte, konnte man oftmals nicht genau sagen und doch schien es offensichtlich, dass viele der in Frage kommenden Dinge nicht auf der Hand lagen, sondern sich lieber in den Steinspalten und Ritzen versteckten, die man mit bloßen Fingern nicht einmal zu öffnen wusste. Was war es wert, ausgesprochen zu werden und woran zweifelte man lieber im Stillen, alleine, ohne sich großartige Gedanken zu machen? Nayantai hatte viele Dinge, die er Rain nie in seinem Leben beichten wollte und doch wusste er, dass er ihm vermutlich das ein oder andere zu erzählen hatte, spätestens wenn es haufenweise Emotionen gäbe, die in ihm hochkochten, die er nicht zu verstehen oder kontrollieren wusste. Oftmals war es nicht gut genug, eine Flasche zu öffnen, all seine Probleme in ihr zu verstecken und sie für immer verschlossen zu halten, weil man nicht wusste, wie man all seine Probleme sonst lösen sollte - dennoch war es auch nicht sonderlich sinnvoll, die Wahrheit in die Öffentlichkeit zu posaunen und sich selbst keine Schweigeminute zu schenken. War es denn überhaupt rechtens, derartige Dinge zu tun und andere Personen am eigenen Leid teilhaben zu lassen, nur, weil man es nicht mehr verstecken konnte. "Das stimmt wohl, wir haben immer noch einander."

      Schlimmstenfalls würde man dem Kronprinzen den Kopf fein säuberlich von den müden Schultern trennen und ihn schlussendlich zu der Asche werden lassen, die er schon viel zu lange sein sollte - aber selbst wenn, so stand es vermutlich nicht dafür, sich all jene Dinge nicht wenigstens noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Was rechtens war und was nicht entschied selten jemand, der sich selbst verstand und wenn es doch so war, dann war die Welt nun einmal kein Platz für irgendjemanden. "Ehrlich zu sein ist vermutlich noch immer die beste Entscheidung." Nicht nur das, es war vermutlich auch schlauer, nicht zu lange zu überlegen - gab man sich einen Moment oder eine Sekunde zu viel, dann verspielte man sich oftmals mehr als eine Chance, etwas zu verstehen oder verstanden zu werden. Was war das hier, wenn nicht Charade, und was würde all das hier sein, wenn nicht ein erklärungsbedürftiges Thema? "Das bezweifele ich auch gar nicht[/i], Rain.", erwiderte der Wolf, der sich erneut übernahm, während er das Lamm kitzelte, ohne davor Halt zu machen, nur um Stellen zu finden, die Rain für einen Moment zusammenzucken ließen und ein liebliches Lachen aus seiner Kehle zu Tage förderten. "Hm?", neckte er, kaum spürte er die spindeldürren Finger an seinem eigenen Körper - all das rief jedoch keine Reaktion in ihm vor, dennoch lächelte der Wolf leicht, eventuell auch nur, weil das hier genau die Ablenkung war, der er für sie beide eigentlich gewollt hatte. "Was wird das?" Glaubte Rain wirklich, ihn besiegen zu können? Was für ein Witz!
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    • Nayantai machte sich zu viele Sorgen und wollte Rain so viel mehr geben als jemand für ihn vorgesehen war. Das war nicht nötig, alles was er wollte was ein wenig Frieden, aber auch der würde schwer erreichbar sein, solange ein Krieg tobte. Wenn Nayantai eventuell doch den Thron in Thria bestieg, wäre es dann nicht seine Verantwortung den krieg irgendwie zu beenden, oder zumindest sein Volk zu beschützen? Rain fühlte sich, als wäre er dabei nur im Weg. Nayantai schien sich auch mehr um Rain zu Sorgen, als um sich selbst, oder die Zukunft. Rain wollte vor allem davon laufen und Nayantai ging es genauso, vielleicht sollte Rain ihn dann einfach lassen, anstatt ihm zu sagen, dass er Verantwortung übernehmen sollte. Wie wäre es wohl gewesen wenn Rain und Nayantai vor vierzig Jahren geboren worden wären? Vorausgesetzt sie hätten sich kennen gelernt, hätten sie dann Freunde sein können? All das wäre immerhin vor dem Krieg gewesen und nicht mittendrin. Vermutlich aber hätte Nayantai mit jemandem wie Rain nichts zu tun haben wollen, zu viele Variablen hatten sie dahin geführt wo sie jetzt waren, auch nur eine einzige veränderte Sache, hätte wohl einen anderen Ausgang hervorgebracht.

      Jetzt darüber zu grübeln brachte allerdings überhaupt nichts und Rains Gedanken wurden hinfort gespült als Rain einfach gekitzelt wurde. Vermutlich hatte Nayantai genau deshalb damit angefangen. "Das ist unfair... wieso bist du nicht kitzelig?", fragte Rain unter einigem Lachen, während er sich in Nayantais Griff wand. Er selbst richtete absolut gar nichts aus, wie sollte er sich aber sonst wehren? "Ah! Warte...", lachte Rain und versuchte eine von Nayantais Händen zu fassen zu bekommen, aber selbst wenn er eine zu fassen bekam, was sollte er dann tun? Er konnte Nayantai nie im Leben festhalten. "Ich gebe auf...", kicherte Rain. Sollte Nayantai dafür eine Belohnung bekommen? Rain war nicht sicher, aber er drückte sich fester an Nayantai, statt weiterhin zu versuchen zu flüchten, vielleicht half das ja. War der Wolf denn wirklich überhaupt nirgends kitzlig? Vielleicht an seinen Fußsohlen? Aber da kam Rain im Moment nicht hin.
    • Mühte er sich hier draußen ab, nur weil er Rain ein schöneres Leben bieten wollte, oder war er sich ohnehin darüber im klaren, dass alles, was er für das Lamm tun würde, nicht weiter wichtig war? Nayantai konnte abertausende Fragen stellen, die vermutlich keinerlei Antwort bedurften und dennoch war er offen für vielerlei Dinge, die er wohl vorerst nicht zu verstehen hatte, oder gar musste. Was genau ihm all das wert war, wusste er nicht, gleich wenig wie er einzuschätzen wusste, ob er die Welt selbst verstehen würde, oder sich lediglich mit der Wahrheit konfrontiert sah, dass nichts von all den Dingen, die er so sehr versuchen wollte, wirklich in die eigenen, wunden Hände nehmen durfte. Was auch immer es war, das ihm passieren würde, würde schlussendlich seine eigene Schuld sein. "Wieso sollte ich das sein?", erwiderte der Wolf, der eigentlich gar nicht vor hatte, aufzuhören und dem Lamm eine Verschnaufpause zu gönnen. Tatsächlich konnte er ihn allerdings nicht für eine halbe Ewigkeit an Ort und Stelle festhalten und auch wenn er versuchte, all die schlechten Gedanken, die zuvor aufkamen, zu vertreiben, so wusste er doch noch am allerbesten, das nichts davon wahrhaft passieren würde, strengte er sich nicht an und gab Rain einen Schwung in die richtige Richtung.

      Genau genommen war er sich nicht sicher, ob es einfach daran lag, dass seine Haut und sein Schmerzempfinden abgestumpft war, oder ob er sich lediglich mit der Tatsache konfrontiert sah, das er ohnehin nie kitzelig gewesen war - was auch immer schlussendlich stimmte, das wusste er auch dann nicht, als Rain versuchte, sich zu wehren und dem Wolf Einhalt zu bieten. Was wollte das Lamm schon tun, vor allem gegen einen großen, bösen Wolf, der es früher oder später fressen würde, wenn es nicht auf sich aufpasste? Vermutlich nichts, nicht dass ihm etwas anderes übrig blieb und doch war Nayantai es, der sich vielleicht sogar etwas mehr Elan wünschte, oder aber den Versuch, ihn dazu zu bringen aufzuhören und nicht Rain, der seine Niederlage plötzlich aber bestimmt akzeptierte. "Jetzt schon?", hinterfragte er verblüfft, als er fast schon enttäuscht aufhörte, den Blonden zu kitzeln und seine Hände stattdessen wieder auf seinen Rücken legte. Natürlich war es schön, Rain lachen zu hören, allerdings konnte der Wolf nicht anders, als sich zu wundern, ob das alles war, was er ihm entlocken konnte, wenn er seine Finger benutzte - auch, wenn er es nicht sonderlich ausprobieren wollte. "Was wird das? Willst du mich ablenken?" Wären sie Feinde, würde das vermutlich nicht funktionieren, allerdings wirkte all das gerade etwas anders.
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    • Damit ich mich wehren kann!", erwiderte Rain beinahe entsetzt und empört zugleich, kicherte aber kurz darauf. Es war aber doch unfair. Rain hatte absolut keine Chance. Er würde Nayantai nie festhalten, oder auch nur auf Abstand halten können. Er würde ihn nie von sich drücken können und nicht einmal kitzeln konnte er ihn. Rains einzige Möglichkeit blieb wohl die Kapitulation, oder vielleicht ein gezielter Biss in Nayantais Brust, aber selbst diesen würde der Wolf wohl nur belächeln. Es machte Rain auch gar nichts aus, er war nunmal mit diesem Körper geboren worden und Nayantai störte es doch auch nicht. Er akzeptierte Rain weitestgehend so wie er nun einmal war, auch wenn der Wolf manchmal mehr von dem Lamm erwartete, als es ihm liefern konnte. Nayantai wollte Rain allerdings nur fordern und ihm eventuell zeigen, dass er doch mehr konnte als er sich selbst zutraute und Rain schätzte das. Dies hier, das Kitzeln, das war allerdings wohl eher deshalb entstanden, weil Rain in einem Sumpf negativer Gedanken versunken war. Nayantai hatte das bemerkt und wollte ihn ablenken, nicht wahr?

      "Ich hab doch keine Chance...", erklärte Rain und kuschelte sich an Nayantai, nachdem dieser die Kapitulation wohl angenommen hatte. Er fühlte die Hände des Wolfes wieder auf seinem Rücken, die ihm Wärme spendeten und ihn in jeder Lage zu beruhigen wussten. Rain fragte sich, ob Nayantai manchmal auch lieber ein paar starker Arme um sich hätte, in denen er sich sicher fühlen konnte, aber Rain war sich sicher, dass das gar nicht der Fall war. Das war gut so, denn Rain konnte damit nicht wirklich dienen. "Hat es funktioniert?", fragte Rain nuschelnd und mit dem Gesicht an Nayantais Brust vergraben, er löste sich allerdings kurz darauf ein wenig von ihm, damit er den Kopf heben und Nayantai ansehen konnte. "Willst du eine Belohnung für deinen Sieg? Vielleicht einen Kuss?" Rain grinste beinahe etwas frech, obwohl er das mit der Belohnung durchaus ernst meinte. Es würde aber auch ein kleiner Sieg für ihn selbst sein, wenn Nayantai annahm, oder?
    • Einander von vollendeten Tatsachen abzulenken schien, wenn auch etwas ungewollt, das zu sein, worin sie beide offensichtlich gut waren - Trauer wie war ein Schleier, der sich um die Gesicht derjenigen legte, die durchaus nicht wussten, wohin mit sich selbst, wohin mit ihren Gedanken und all jenen Dingen, die sie ach so offensichtlich nicht im Zaum halten konnten. Emotionen waren ein zweischneidiges Schwert, die Offenbarung der eigenen Schwäche und die Realisation, nicht für immer dem eigenen Schicksal entrinnen zu können - und doch wollte keiner von ihnen wohl etwas davon wissen, sondern nur für den Moment aus der ungewollten Realität fliehen, sich das Leben in Thria schöner malen, als es wahrhaft war und sich selbst im klaren darüber sein, dass nichts passieren würde, wenn keiner von ihnen etwas daran änderte. "Lass dir etwas anderes einfallen!", entgegnete der Wolf stattdessen, der durchaus nicht kitzlig war - vielleicht lag es aber auch eher daran, dass seine vernarbte Haut an diversen Stellen einfach abgestumpft war, das Berührungen nicht mehr als etwas anderes als ein dumpfes Gefühl an ihn durchdrangen, oder aber, dass der Wolf persönlich noch nie eine sonderlich leicht zu beeindruckende Person gewesen war. Wieso denn auch? Es interessierte vermutlich nichts und niemanden, wer oder was er empfand, außer Rain, der sich - wenn auch nicht durch Zwang auf ihn und all seinen Schabernack einließ. Lustig war es ohnehin, das musste er ihm wohl lassen. "Gegen mich? Dann streng dich mehr an.", entgegnete er Rain, wohlwissend, dass selbst derartige Eskapaden zu nichts anderem außer vollendeten Tatsachen geführt hätten. Ob alles so richtig war, das wusste er beim besten Willen nicht, aber es erschien ihm durchaus als wahrscheinlicher, dass nichts von all jenen Dingen, die sie beide bis jetzt ausprobiert hatten, bei einem Mal bleiben mussten.

      Sich in der Tatsache, dass Rain all das auch wirklich wollte, zu bestärken, war durchaus all das, wonach der Wolf verlangte, und selbst wenn jedweder Tagesablauf daraus bestand, das Lamm in seinen Armen zu halten und es nie wieder loszulassen, so schien es ihn keineswegs zu stören, die Grundfeste seiner fortbestehenden, abgelaufenen Existenz aufzugeben, sich selbst und sein Volk zu verraten, nur, um noch einen Moment länger an Rains Seite zu bleiben. Nayantai war verweichlicht, aufgeschwemmt und durchaus leichter zu manipulieren, als er es vor wenigen Jahren noch gewesen war, dennoch wusste er selbst, dass er durchaus gerne in den sauren Apfel biss, solange es bedeuten würde, dass Rain nie wieder von seiner Seite wich - all das erschien Gift für seinen Körper, oder eher seinen Geist zu sein und doch störte ihn nichts davon. Seine Hände wanderten behutsam über den schmalen Rücken des Lammes, wanderten nicht weit und auch, wenn Nayantai es wohl durchaus vorzog, sie direkt an Rains Haut zu wissen, so wollte er ihm die Wärme nicht stehlen, die er mit derartigen Taten zu fördern versuchte. "Ja. Aber das war doch ohnehin dein Plan, nicht?", erwiderte er, ehe er den Blick auf die zierliche Gestalt in seinen Armen richtete, auf die bleichen Lippen, die sich in ein Grinsen kräuselten und all das, was selbst von der Dunkelheit nicht verschleiert werden konnte. "Eine Belohnung nehme ich gerne, vor allem wenn sie mir angeboten wird. Aber wenn du mich küssen willst, dann musst du wohl etwas näher kommen.", neckte der Wolf, der sich in diesem Moment mit Absicht versuchte, sich zu strecken und Rain wohl doch ein kleines bisschen Anstrengung abverlangen wollte. War es nicht beinahe schon süß mit anzusehen, als Rain glaubte, die obere Hand zu haben? Durchaus. Allerdings empfand der Kronprinz das Gehabe seines Lammes um einiges niedlicher. "Du verhältst dich noch immer wie ein Welpe."
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    • "Was denn?", fragte Rain, da ihm selbst absolut nichts einfiel. Er hatte nie viel Kontakt zu anderen seines Alters gehabt und hinzu kam, dass Schafe, anders als die Wölfe, selten so engen Kontakt hatten um sich zu raufen, oder einfach nur zu kitzeln. Zumindest bei den adligen Schafen war es so. Ein weiterer Grund warum Rain nichts einfiel war wohl, dass er Nayantai nicht verletzen wollte. Nicht auf körperlicher Ebene, eher auf emotionaler die so instabil wirkte. Er hatte zu viel erlebt und vermutlich zu viele Hände an ihm gehabt um sich damit wohl zu fühlen, oder es überhaupt noch an sich heran zu lassen. Rain wollte nichts los treten, nicht noch einmal und so beschloss Rain vorsichtiger mit ihm zu sein. So zerbrechlich Rains Körper auch war, Nayantais Geist schien es auch zu sein. "Wünschst du dir jemanden der dir die Stirn bieten kann?", wollte Rain wissen. Er selbst konnte das nie sein, selbst wenn er versuchen würde stärker zu werden, er könnte niemals an Nayantai oder einen anderen Wolf heran reichen. Womöglich überlegte Nayantai sich das alles noch einmal, wenn er erst wieder bei seinem Volk war.

      Rain blickte zu Nayantai auf, der ihn behutsam fest hielt sich aber von ihm streckte. Rain wand sich in seinem Griff und kroch weiter nach oben, damit seine Lippen Nayantais erreichen konnten. Er gab ihm einen sanften Kuss, dann löste er sich wieder und blieb wenig Entfernt liege, um ihn anzusehen. "Du doch auch.", erklärte Rain sanft. Nayantai machte selbst aus einem Kuss ein Spiel und ließ Rain sich anstrenge um ihm etwas zu schenken, dass er ohnehin haben wollte. Das klang ebenfalls wie das verhalten eines Welpen. Nayantai hatte mit all dem überhaupt angefangen. Nur Welpen kitzelten andere, ein ausgewachsener Wolf machte das vermutlich nicht. Sie beide waren eigentlich schon lange erwachsen, aber sie beide hatten auch viel verpasst. Ob es eine Krankheit war, oder der Krieg und die damit zusammenhängende Gefangenschaft, ihnen beiden fehlten große Teile ihres Lebens die sie eigentlich sorglos verbringen hätten sollen.