spellbound. (earinor & akira)

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    • „Äh, uhm. Ich meine, ja?“ Der Wolf beherrschte die adrestianische Sprache viel besser als jemals zuvor und trotzdem war es ein Wortschwall Rains, überhäuft mit hochgestochenen Worten, die ihn aus dem Konzept brachten und ihn verwundert wirken ließen, wenn er zu viel darüber nachdachte, was es wirklich wert war, all das hier zu lernen - wofür würde Nayantai diese Sprache ohnehin brauchen? Nur um sich mit Rain zu verständigen? Eben das erschien ihm als ein einseitiger, wenn nicht gleichzeitig fragwürdiger Nutzen. „Sind Freunde nicht wichtig?“, hinterfragte er. Natürlich waren sie das, aber Rain schien ohnehin recht zu behalten - wer brauchte schon Freunde, die sich durch ihre vorgegaukeltes Interesse auszeichneten und wer von ihnen war es wiederum wert, wirklich als ein Freund angesehen zu werden? „Naja, aber du hast mich.“ Nicht, dass Rain sich nicht auch andere Freunde in Thria suchen konnte - aber Nayantai glaubte nicht, dass er sich sein Lamm unbedingt mit jemandem teilen wollte, geschweige denn darüber nachdenken wollte, wer sich überhaupt als Freund erbarmen und eignen würde. Tei war, angesichts der Tatsache, dass sie vermutlich ein Häufchen Asche war, keine gute Option, gleich wenig wie Muhan, der Rain wahrscheinlich irgendwann noch alle Knochen brechen würde. Nayantai murrte, kaum fiel ihm die einzige Option ein, die er wohl oder übel hatte: Shuren.

      „Wenn es funktionieren würde.“, grummelte der Wolf, der sich darin bestätigt sah, dass er in Fhaergus vermutlich auch zu groß für die Türrahmen gewesen wäre, wären diese aufgrund Rains‘ Status nicht so riesig. Wer stellte sich solche Türen in seine steinernen Gemäuer? Für den Wolf schien es nicht nur unsagbar hirnrissig, sondern auch aus einem taktischen Standpunkt dumm. „Ah, dann … mache ich mir umsonst Sorgen?“, stellte Nayantai etwas verdrossen fest - nein, nein. Er hatte Rain geschworen, auf ihn aufzupassen und davon würde ihn in hunderten von Jahren nichts abhalten. Zugegeben, die Zeitspanne war vermutlich etwas hochgestochen, aber Nayantai bezweifelte, angesichts vorhandener Tatsachen, dass er eine gute Leiche abgeben würde - viel eher ein rastloser Rachegeist. „Ein Zelt?“ Vermutlich meinte Rain gar nicht das, was dem Wolf zuerst durch den Kopf schoss - ein thrianisches Zelt abzubauen und aufzubauen glich einem Albtraum und es würd keineswegs Platz in ihrem Gepäck haben, oder sich nur von einem einzigen Pferd tragen lassen. „Schafe haben Zelte?“, bemerkte er verwundert, bevor er sich zu ihrem Gepäck aufmachte und anfing, in diesem herumzuwühlen. Kaum förderte er etwas zutage, das durchaus als Zeltplane bezeichnet werden konnte, musterte er es verwirrt. „Das soll genug sein?“ Nun, es würde ihnen in aufgebauter Form vermutlich Schutz vor etwaigem Wind und Wetter bieten, aber sie hatten werde Platz für eine Feuerstelle, noch irgendetwas anderes. Komisch. „Ich meine, wir haben das hier. Und vermutlich irgendetwas, um es aufzubauen.“, erwiderte er knapp und hielt die Plane hoch. Nun, wer in einer Steingruft lebte, der brauchte vermutlich auch kein Zelt mehr.
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    • "Oh tut mir Leid.", erklärte Rain als er merkte, dass der Wolf wohl nicht alles verstanden hatte. "Nicht so wichtig." Vielleicht sollte er es sich abgewöhnen so viel mit sich selbst zu sprechen, aber vielleicht hatte er sich das auch angewöhnt, weil er sonst niemanden hatte mit dem er seine Gedanken teilen konnte. Nicht, dass Rain irgendwo stand, mit niemandem anderen in Sicht und mit sich selbst plauderte, aber wenn er jemandem gegenüberstand passierte es wohl manchmal, dass er einfach vor sich hin plapperte, ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen. "Ich denke schon. Aber ich komme auch gut alleine zurecht. Mach dir keine Sorgen.", erklärte Rain nun auf thrianisch, weil Nayantai ihn so wohl besser verstehen würde. "Du hast recht. Ich habe dich und das reicht. Du brauchst niemanden zu zwingen mich zu mögen." Rain rechnete sich ohnehin nicht viele Chancen aus. Der einzige Grund, warum Nayantai ihm nicht sofort den Kopf abgerissen hatte, war wohl, dass er zu dem Zeitpunkt viel zu müde und verletzt gewesen war. Das gab Rain Zeit sein Misstrauen zu zerstreuen und ihm zu helfen, aber was konnte er schon für den Rest seines Volkes tun?

      "Ich sagte doch, mir geht es gut.", wiederholte Rain mit einem Lächeln. "Es hat Spaß gemacht auf einen Baum zu klettern." Der Abstieg war etwas abprubt, aber Rain konnte sich bestimmt daran gewöhnen, sollten sie das öfter tun. Es war nur einfach so, dass er so etwas noch nicht einmal als Kind jemals getan hatte. "Ah, du stellst dir unter einem Zelt bestimmt etwas anderes vor, tut mir Leid!", kicherte Rain, aber sah dabei zu, wie Nayantai ihre Taschen nach etwas Brauchbarem durchsuchte. "Es sollte genug gegen Regen und Wind sein, aber ich habe auch noch nie in einem Zelt geschlafen, also wer weiß. Weißt du wie man es aufbaut?", wollte Rain wissen, der weder die eine Art Zelt, noch die andere aufbauen konnte, vermutlich war er nicht einmal eine große Hilfe. Er bezweifelte auch, dass dem Zelt eine Anleitung beiwohnte. Hoffentlich unterschied es sich nicht zu sehr von den Thrianischen Zelten die Nayantai kannte.
    • Hätte Nayantai das Angebot seines Vaters angenommen, die adrestianische Sprache zu lernen, hätte er vermutlich keinerlei Probleme sich mit Rain zu verständigen - aber genau das hatte er nicht getan und aus eben jenem Grund schien es, als würde er jetzt wohl dafür büßen zu müssen. Zugegeben, er tat sich nicht schwer damit, sich mit Rain zu verständigen und schien immer wieder eine ungefähre Ahnung zu haben, was es war, das der Blonde von ihm wollte - gleich wie es umgekehrt funktionierte - und doch schienen sie sehr oft an Worten hängen zu bleiben, die vermutlich mehr Bedeutung besaßen, als auch nur einer von ihnen zu erahnen wusste. Nayantai wusste nicht, ob er sich zu viele Sorgen darüber machte, das Lamm nicht zu verstehen, wenn er es verstehen musste, oder ob er sich einfach nur einbildete, dass ihm die Welt durchaus feindlich gesinnt schien und er sich immer wieder, immer mehr erhoffte, nicht im Sumpf der eigenen Worte zu versinken, die vermutlich mehr Bedeutung mit sich trugen, als Rain oftmals verstand. Zugegeben, man könnte wohl auch behaupten, sie redeten aneinander vorbei, aber eben das erschien Nayantai vermutlich auch absurd. "Wenn du das sagst, dann hast du aber immerhin noch mich.", erwiderte der Wolf, der sich nicht sicher war, ob er durchaus als Freund Rains galt, oder viel lieber ein absurdes Gehirngespinst des Lammes war, das nach Kriegsende wohl oder übel nicht mehr als eine Erinnerung - ein elendes Häufchen Asche - war. "Nicht, dass ich es muss, aber ich kann und werde.", erwiderte er. Wer würde einen geisterhaften Kronprinzen mit einem lammähnlichen Mitbringsel auch schon als mehr als eine Opfergabe für die Götter akzeptieren? Wider aller Erwartungen erschien es Nayantai beinahe so, als befände er sich fernab der Realität in einem Gefilde aus seinen sehnlichsten Träumen, die sich wiederum anders abzeichneten, als er erwartete - abermals fragte er sich, ob es wirklich so war, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als die vollendeten Tatsachen vor seiner Nase zu akzeptieren, aber er wusste genau so gut, dass er sich all das hier doch in gewisser weise gewünscht hatte.

      Nayantai hatte nach Freiheit gelechzt, nach einer schützenden Hand, die ihm endlich aufzeigte, das nichts von alledem, das er miterlebte, seine Realität sein musste - und er war es, dem durchaus auffiel, dass es nicht sein Vater war, der schlussendlich all diese Dinge für ihn tat, sondern Rain, ein unbeteiligtes Lamm, das vermutlich Beileid für einen großen, bösen und hageren Wolf verspürt hatte, der sich selbst nicht zu helfen wusste. "Mhm, das nächste Mal wenn du auf einen Baum klettern willst, helfe ich dir gerne!" Allerdings waren thrianische Wälder oftmals karg und kaum mit einem solchen zu vergleichen, und wenn doch, dann lagen sie entweder an einer verlorenen Grenze oder in einem bitterkaltem Gebiet, in das Rain sich vermutlich nicht vorwagen konnte und sollte. "Nein, nein! Es muss dir nicht leid tun, es ist nur ... sehr klein." Zugegeben, wer riesige Steingemäuer hatte, der musste vermutlich auch ein riesiges Zelt aufstellen, das mehrere Wochen bis Jahre an ein und demselben Fleck stand - das Einzige, womit Nayantai adrestianische Behausungen vergleichen zu wusste, waren vermutlich die eisigen Bauten am Meer, auf die er schon viel zu lange keinen Blick mehr erhascht hatte. "Hm, ich glaube ja? Also, praktisch ja, theoretisch nein." Genau dieser Satz schien keinen Sinn zu machen, aber sobald der Wolf die restlichen Dinge fand, die er wohl als das Grundgerüst ihres Unterschlupfes bezeichnen würde, beäugelte er diese mit kindlicher Neugier, als hätte man ihm soeben eine unbekannte Herausforderung gestellt. "Für was braucht ihr so winzige Zelte überhaupt? Ihr habt Steine ... äh ..." Beinahe schon peinlich berührt ergriff Nayantai die Chance, um einen Versuch zu starten, ihr Nachtlager aufzuschlagen - wüsste er es nicht besser, wirkte es beinahe wie die Zelte, die er ... ah, ja. Das bedeute also, das Zelt war denen auf etwaigen 'Jagdausflügen' wohl nicht sonderlich unähnlich, was zumal auch bedeutete, dass er die leicht angespitzten Enden nur in den Boden zu rammen hatte, sie miteinander verbinden musste, die Plane über das halbherzige Gerüst zu legen hatte, und schlussendlich nach etwaigen Dingen suchte, mit denen er sich am Boden befestigen konnte. Ein paar Steine wären schon genug! "Siehst du hier irgendwo Steine oder schwere Äste?"
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    • "Das weiß ich doch, aber du hast bestimmt auch andere Dinge zu erledigen und abgesehen davon hältst du es ja kaum in einem riesigen Haus aus, wie lange schaffst du es dann nicht aus einem kleinen Zelt zu gehen?", erwiderte Rain, machte sich aber offenbar selbst keine Hoffnungen sehr viel Zeit draußen zu verbringen. Ihm war selbst hier in Wezette ein wenig kalt und in Thria würde es noch schlimmer werden, sofern er es überhaupt so weit schaffte. Rain kannte die Kälte, Fhaergus war auch kalt, aber genau aus diesem Grund fürchtete er sie auch, denn es hatte ihm noch nie gut getan vor einer offenen Tür, oder einem offenen Fenster zu stehen. "Ich sagte doch, das brauchst du nicht. Entweder sie mögen mich, oder nicht, aber das ist nicht unsere Entscheidung." Rain war wohl immer schon zu weich gewesen und er hatte noch nie irgendjemanden zu irgendetwas gezwungen. Am ehesten kam noch heran, dass er Nayantai mehr oder weniger gezwungen hatte in Fhaergus zu bleiben, aber selbst dort hatte er sich breitschlagen lassen und hatte ihm erlaubt vor die Tür und in den Schnee zu gehen. Hätte Nayantai wirklich gehen wollen, dann hätte Rain ihn vermutlich nicht einmal aufgehalten und er hätte bestimmt niemanden hinter ihm her geschickt. Im Endeffekt wollte er ihm nie etwas böses, oder sonst jemandem.

      "Hm, Thrianische Zelte sind vermutlich sehr viel größer...", murmelte Rain, der definitiv keine Ahnung hatte wie man irgendein Zelt aufstellte, egal welchem Volk es gehörte. In Momenten wie dieses ertappte er sich seit sie fort mussten, wie er an seinen Vater dachte, der ihm all diese Dinge nie beigebracht hatte, es aber vielleicht gerne getan hätte, hätte er einen Sohn gehabt, der stärker und mehr wie er gewesen wäre. Rain wollte ihm nichts vorwerfen, im Gegenteil, er vermisste ihn und fragte sich, was er dazu gesagt hätte, dass Rin nun hier draußen war und nicht erfror oder an sonst etwas starb. Rain hätte sich gerne Fhaergus von ihm zeigen lassen, selbst wenn ihm dabei ständig kalt gewesen wäre, aber dafür war es nun zu spät. Es tat Rain ihrer beider Willen Leid, denn vielleicht wäre die Tatsache, dass er im Freien nicht einfach tot umfiel, der Schlüssel azu gewesen sich besser zu verstehen. Rain hatte gar nicht gehört was Nayantai gesagt hatte und schreckte von seinen Gedanken auf. "Mh, wozu? Naja wir können unsere Häuser und Burgen schlecht mitnehmen, wenn wir mal irgendwohin müssen.", erklärte Rain und sah dabei zu, was Nayantai tat. "Steine?", fragte Rain und begann dann seinen Kopf nach links und rechts zu drehen. "Sowas wie der hier?", fragte Rain schließlich und befreite einen Stein der etwa so groß war wie sein Kopf von altem Laub.
    • “Rain, ich bin ein toter Mann. Die einzigen Dinge, die ich noch zu erledigen habe, lassen sich vermutlich gut genug an einer Hand abzählen.”, erwiderte der Wolf alsbald, schulterzuckend. Es war nicht gerade die schönste Art, sein momentanes Dasein zu beschreiben, aber immerhin die Einfachste - Niemand würde damit rechnen, dass er sich gerade seinen Weg nach Hause bahnte und selbst wenn er dort ankam, konnte er weder sich noch Rain fortbestehendes Leben garantieren. Die Wahrheit war wohl, dass es ihm noch immer viel lieber wär, wären sie in die entgegengesetzte Richtung davongelaufen, aber dafür war es schon seit ihrem ersten Schritt in die falsche Richtung zu spät. “Ich meine, die Zelte in Thria sind alles andere als klein … aber selbst dieses winzige Zelt bedeutet doch nicht, dass ich eingesperrt bin.” Es hatte keine Gitterstäbe, keine ominöse Botschaft und auch nichts, das ihn davor zurückhalten würde, es jemals wieder zu verlassen. Im Grunde genommen war er frei, selbst wenn er es manchmal gar nicht wahrhaben wollte. “Theoretisch ja, praktisch heißt das allerdings noch lange nicht, dass Gewalt keine Lösung ist.” Nun, man brachte zumindest keinen dazu, einen zu mögen, wenn man sie dazu zwang - aber Nayantai war wohl auch jemand, der seine Existenzberechtigung vor langer Zeit verschenkt hatte. Was hatte ein toter Mann also zu verlieren?

      “Ja, und um einiges nützlicher. Sie abzubauen ist trotzdem nervenaufreibend, aber Wölfe sind grundsätzlich Nomaden.” Allerdings galt das wohl eher weniger für die Meisten von ihnen, zumindest in den letzten Jahren - sie alle schienen eher damit beschäftigt, nicht von blutrünstigen Schafen überrennt zu werden und Nayantai wusste, dass ihnen genau das wohl Niemand verübeln würde. Wie Thria wohl war, wenn es nicht in metaphorischen Flammen stand? Darauf hatte selbst der ehemalige Kronprinz keine wirkliche Antwort, immerhin dauerte der Krieg schon seit einer gefühlten Ewigkeit an - kein Wunder, dass selbst Thrianer irgendwann die Muse verloren, sich zu verteidigen. “Naja, aber wirklich brauchbar sind die Zelte trotzdem nicht.”, erklärte er und er hatte wohl oder übel recht. Vermutlich jammerte er zu viel, oder schien um einiges weniger bedacht über seine Worte zu sein, jetzt wo ihn keiner hören konnte außer jemand, der zumindest eines von vielen Attributen mit ihm teilte - und Nayantai riss wohl auch erst wieder die Augen auf, als Rain einen Stein fand. “Ja! Sowas wie der!”, lachte er zufrieden, als hätte das Lamm gerade einen Goldschatz gefunden, den der Wolf alsbald an sich nahm, um die Plane des Zeltes am Boden zu befestigen und den lästigen Wind auszusperren, sollte er durch die Bäume jagen. “Aber wir brauchen mehr davon.”, gab er sogleich von sich, bevor er selbst auf die Knie sank und den Waldboden durchstöberte … zumindest bis er eine Faust voll Laub nahm, in die Höhe schmiss und sie auf ihn und Rain herabregnen ließ. Irgendwie hatte er nicht damit gerechnet, all das wieder tun zu können.
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    • "Sag doch nicht sowas. Selbst wenn wir uns alleine durchschlagen müssen, wenn du nicht willst, dass ich mein Glück mit Pfeil und Bogen versuche, dann wirst du uns wohl etwas fangen müssen. Zumindest dafür musst du mich wohl ein bisschen alleine lassen.", erklärte Rain der sich wiederrum fragte was er denn überhaupt tun konnte. Er taugte vermutlich nicht einmal dafür Feuerholz zu sammeln, nicht alleine und in Thria. Vermutlich musste man dafür sogar Bäume fällen? Er wusste nicht einmal das, aber irgendwas musste man verbrennen. Die Wahrheit war, dass Rain immer noch nicht gänzlich verstand was Nayantai überhaupt meinte, seiner Ansicht nach galt er einfach als tot, niemand glaube vermutlich, dass er noch lebte und Rain ging davon aus, dass seine Familie froh sein würde, tat er es doch. "Aber du bist doch viel lieber draußen und tust etwas, oder?", lächelte Rain, der sich noch sehr gut daran erinnern konnte wie Nayantai in den Schnee hinaus gelaufen war und darin herum getollt hatte wie ein Kind. Es hatte sehr viel Spaß gemacht ihm zuzusehen und er hatte sich über den Schneemann den er vor dem Fenster aufgebaut hatte sehr gefreut, genauso wie über das Stück Schnee das er mit hinein genommen hatte. "Ich will nicht, dass jemand verletzt wird.", erklärte Rain noch einmal. Er konnte vermutlich nicht einmal ein Kaninchen töten.

      Rain verstand nicht alles von dem was Nayantai sagte, aber er wusste wohl, dass ein thrianisches Zelt etwas ganz anderes war. Vermutlich stimmte es auch nicht, wenn sie die Worte eins zu eins übersetzten, es sollten wohl zwei verschiedene bleiben. Für die Nomaden war ein Zelt ein ganzes zu Hause, für die Schafe nur eine Bleibe für eine Nacht. "Ist es nicht besser, als im Freien zu schlafen?", fragte Rain der beides noch nicht ausprobiert hatte, aber die Weiten hier draußen und der endlose Himmel der über Rain schwebte machten ihm zugegebener Maßen etwas Sorgen. Er wusste, dass der Himmel allein keine Gefahr darstellte, aber er hielt sich doch lieber in einem kleinen, engen Raum auf, das Zelt war genau richtig. Rain sah zu wie Nayantai den Stein aufnahm und zu dem Zelt brachte, aber scheinbar brauchte es noch mehr davon, weswegen auch Rain sich weiter umsah und ein paar Blätter beiseite schob um zu sehen was sich darunter befand. Solange zumindest, bis er auf einmal einige Blätter auf seinem Kopf liegen hatte. Er war sowieso schon sehr dreckig, weswegen ihn das ganze nicht so sehr störte und er musste zurück an die Kissenschlacht mit Nayantai denken. "Hey...", murmelte er und nahm selbst ein paar Blätter die er zurück zu Nayantai warf.
    • "Nicht, wenn ich dich hochnehme und auf meinen Schultern herumtrage!" Eine wirklich gute Option war allerdings selbst das nicht, das wusste der Wolf auch selbst, und dennoch kam es ihm nicht ein einziges Mal in den Sinn, Rain alleine seinem Schicksal zu überlassen und ihn auch nur für fünf Minuten außer Reichweite zu haben. Die eigene Paranoia besiegte selbst ihn, jemand, der sich jahrelang nicht damit befassen musste, aber es schien beinahe schon offensichtlich, dass er nicht mehr als Rain hatte, das er sein eigen nennen konnte - und doch besaß er das Lamm, dass er so vehement zu beschützen versuchte, für keine einzige Sekunde seines Lebens. Durchaus wahr war es, dass sie einander gehörten, aber mehr als offensichtlich war es auch, dass nichts - rein gar nichts - davon wirklich etwas bedeutete, zumindest im Endeffekt. "Ja, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht gerne bei dir bin und Zeit mit dir verbringe. Selbst, wenn ich nicht hier draußen bin und mich durch den Schnee wälze." Dennoch hatte Rain nicht Unrecht - der Wolf lechzte nach Freiheit, viel zu lange, und jetzt, wo er sie in Händen hielt, würde er sie vermutlich nicht so einfach wieder aufgeben, nicht weil er nicht wollte, sondern weil es ihm so vorkam, als müsse er sich selbst beweisen, dass das hier alles war, das er brauchte, um wirklich glücklich zu sein - selbst, wenn Rain nun ein offensichtlicher Teil davon war. "Hm, in Ordnung. Aber Selbstverteidigung zählt nicht, würde ich behaupten."

      Wenn er darüber nachdachte, dann war er vermutlich aber auch grottenschlecht darin, Rain wirklich zu helfen und ihn zu beschützen - Nayantai wusste selbst gut genug, dass er oftmals die Grenze zwischen den offensichtlichen Tatsachen übersah, auf stur schielt und sich dazu entschied, seinen eigenen Kopf durchzusetzen, selbst wenn er ihn durch eine Felsmauer zwängen musste, koste es, was es wolle. "Das kommt darauf an, wo du bist und wie viel Kälte du gewohnt bist. Außerdem ist es vermutlich nicht angenehm, wenn du die ganze Nacht lang beregnet oder eingeschneit wirst." In den Zelten konnte es wohlig warm sein, dennoch war es wohl durchaus offensichtlich, dass sie nicht so wetterfest waren, wie ein Block aus Stein, dafür hatten sie wohl andere Vorteile - man konnte sie einpacken, herumtragen und sich ein neues Zuhause suchen, auch, wenn sich das nicht gerade wie ein Vorteil anhörte. Trockene Blätter regneten auf ihn herab - oder trafen viel mehr auf ihn - und der Wolf konnte sich nicht helfen, und die Suche für Steine vorerst aufzugeben, bevor er erneut eine faustvoll Blätter in Rains Richtung warf und es als Ablenkmanöver zu nutzen, um dem blonden Lamm etwas näher zu kommen. "Zu langsam!", scherzte er schließlich, als er nach einen von Rains Händen griff. "Ist dir nicht kalt? Willst du meine Handschuhe haben?" Zugegeben hatte er damit gerechnet, dass dem Lamm hier draußen mehr als nur kalt war, aber Nayantai entschied sich ohne weiteres zögern dazu, die Hand des Lammes zu halten und warme Luft auf sie zu blasen, bevor er ein einziges Blatt ergriff und es mit dem Stängel auf Rains Kopf steckte.
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    • "Das klingt nicht so, als ob man so etwas fangen könnte!", stellte Rain fest. Immerhin musste man bestimmt leise sein und sich geduckt fortbewegen, damit die Tiere einen nicht bemerkten. Rain hatte zwar keine Ahnung, aber er glaubte den Büchern die er gelesen hatte und das waren viele. Rain wusste eigentlich gar nicht was er davon halten sollte, dass Nayantai ihm nicht von der Seite weichen konnte. Rain konnte kaum mit ihm mithalten und ein Leben in einer Hütte, oder auch einem Zelt, alleine und mit vielleicht ein paar Büchern schien nicht, was Nayantai brauchte. Er wollte doch frei sein, stattdessen kettete er sich an ein krankes Lamm, das alleine schon längst gestorben wäre. Er war hilflos und schwach, aber selbst Wölfe mussten ihre Jungen manchmal alleine lassen, um für sie Nahrung zu besorgen. "Du wolltest doch frei sein. Ich möchte nicht, dass es sich anfühlt, als würde ich dich an mich leinen wie einen Hund. Und selbst wenn ich einen Hund hätte, dann würde ich ihn herum laufen lassen. Ich bin nicht einsam, wenn du mich für ein Weilchen alleine lässt, oder wenn ich einfach nur von der Ferne, oder vom Feuer aus zusehe.", erklärte Rain, war aber nicht sicher, ob das nicht schon wieder zu viele Worte auf einmal gewesen waren. "Ich schätze nicht. Ich bin... trotzdem froh, dass du Grayson nicht mehr getan hast..." Nayantai war sehr schnell mit Rain abgehauen und das war gut so gewesen. Rains Rücken schmerzte immer noch, trotzdem wollte er nicht, dass jemand dafür büßen musste.

      "Naja, ich bin gar keine Kälte gewohnt...", erwiderte Rain und legte den Kopf schief. Das Zelt war außerdem einfach zu befördern, dem Pferd kostete es kaum zusätzliche Last und es musste bereits zwei Personen und ihr Gepäck tragen. Statt allerdings Steine für eben dieses Zelt zu suchen bekam Rain noch eine Ladung Blätter ab. Er griff selbst schon ein paar und wollte sie zurück werfen, als Nayantai seine Hand plötzlich packte. Rain ließ die Blätter darin fallen und sah zu dem Wolf auf, der so plötzlich und schnell bei ihm war. Eventuell färbten sich Rains Wangen sogar ein wenig rot, weil die Stimmung sich auf einmal so drastisch geändert hatte. "Ich... es ist in Ordnung...", murmelte Rain. Ihm war ständig kalt, aber er mochte auch behaupten, dass es ihm gar nicht mehr auffiel, wenn seine Hände steif wurden und sich anfühlten wie Eiszapfen. Selbst im Anwesen war es so gewesen, wenn er nicht gerade neben einem Feuer gesessen hatte. Sobald er etwas schrieb, oder sein Buch halten musste fingen seine Hände an jegliche Wärme zu verlieren. Er glkaubte nicht, dass sich diese Gleichgültigkeit auf den Rest seines Körpers ausbreiten würde, aber bei seinen Händen war es in Ordnung. Es fühlte sich trotzdem gut an Nayantais eigene Hand zu spüren die selbst durch den Stoff Wärme ausstrahlte und der warme, fast schon heiße Atem ließ Rains Hand kribbeln. Zum krönenden Abschluss bekam Rain noch ein Blatt in die Haare gesteckt und er lächelte. "Ich könnte dir vielleicht eine Art Krone basteln... aus Blättern. Nicht, dass ich das je gemacht habe, aber... "

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    • "Das sind nur lästige Details! Das schaffe ich schon!", erwiderte Nayantai, beinahe schon etwas offenherzig - er war nun einmal einfallsreich und schien seinen Sturkopf durch jede erdenkliche Situation zwängen zu wollen, selbst wenn es dabei um Lappalien ging, die genau genommen nicht sonderlich wichtig waren. Zugegeben, jeder, der mehr Verstand besaß, hätte sich vermutlich dazu entschieden, Rain zurückzulassen, um ein schönes Leben in Freiheit zu genießen, doch der Wolf fand keinen Gefallen daran, sich vom Lamm abzuspalten, dass doch dafür gesorgt hatte, dass er wieder auf die Beine kam. Fühlte er sich dazu verpflichtet, Rain am Leben zu halten, ihm die große, unbekannte Welt zu zeigen oder sah er sich nur darüber im Klaren, das nichts, von alledem, was er wirklich wollte, gerade wirklich passierte? Nayantai war sich nicht sicher, über einige von vielen Dingen und in Wahrheit musste er sich selbst eingestehen, dass jemand wie Rain wohl auch keine Person mit einer sonderlich langen Lebenserwartung war. Wieso scharrte er ihn dann um sich herum? Einfach nur weil er sich danach fühlte, weil er glaubte, gebraucht zu werden? Der Wolf wusste es selbst nicht. "Ich wollte frei sein, aber das bin ich doch.", erwiderte er mit einem knappen Lächeln, als er gleichzeitig den Kopf schieflegte - Rain hatte recht, vermutlich stellte er sich etwas anderes unter Freiheit vor, und dennoch schien es ihn nicht zu stören, dass er mit dem Lamm beinahe schon im Einklang war. "Ich hätte ihm auch gerne den Kopf abgerissen."

      Sich vor Rain zu zügeln machte allerdings keinen Sinn, zumal er sich selbst über die Wahrheit im Klaren war - Nayantai schien nichts mehr zu hassen als den Großteil der Schafe, mit denen er sich in den letzten Jahren umgeben musste, und doch schien er noch genug Selbstbeherrschung zu besitzen, um einem der Schlimmsten von ihnen nicht sofort den Schädel von den Schultern zu pflücken. "Dafür hast du mich." Zumindest bis zu einem gewissen Grad konnte Nayantai nachvollziehen, dass jemand ihn brauchte und auch, wenn er sich selbst oftmals fragte, was es ihm bringen würde, würde er weiterhin an jemandes Seite bleiben, so fiel ihm vermutlich immer wieder ein, dass er Rain nie wieder hergeben wollte und er, wenn er bei Rain blieb, Rain hatte und kein schlechtes Gewissen über all die Dinge, die ihn tagein tagaus plagen würden, erzwang er sich nicht selbst inneren Frieden. "Bist du dir sicher?" Würden dem Lamm die Finger abfrieren, so hatte er vermutlich Erklärungsbedarf und selbst, wenn seine Handschuhe Rain zu groß waren, waren sie momentan warm, weswegen Nayantai zumindest einen von ihnen abnahm und ihm über Rains Hand stülpte - er war sich durchaus sicher, dass das Lamm beide Hände in einen einzigen Handschuh bekäme. "Aber? Du willst mir eine was basteln? Bist du dir sicher? Ich kann zumindest versuchen, dir zu helfen, aber mit Blättern habe ich das auch noch nie gemacht." Davon gab es in Thria oft nicht genug, aber der Wolf wollte Rain gar nicht erst damit anfangen lassen. Was war eine Krone überhaupt und wofür würde man eine Krone brauchen?
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    • "Nayantai, ich bin sehr froh, dass du in meiner Nähe sein möchtest, aber ich will einfach nicht, dass du dich verpflichtet fühlst. Solange du zurück kommst reicht mir das schon.", erwiderte Rain mit einem Lächeln. Er wollte den Wolf nicht los werden, wirklich nicht, aber Rain wusste selbst, dass er eine Menge Arbeit war und nachdem Nayantai ihn nun mit hier raus, in die weite Welt genommen hatte, da war er eine Verpflichtung eingegangen die es nicht so leicht abzulegen galt, sofern ihm nicht egal war, sollte Rain sterben. Der junge blonde Mann hatte sich noch nie gerne auf andere verlassen und doch musste er es sein ganzes Leben lang tun. Viel lieber wäre er unabhängig und stark, so wie Nayantai, oder sein Vater. All die Jahre davon zu träumen hatte allerdings nichts gebracht und auch jetzt würde sich nichts daran ändern. Rain war vielleicht nicht gestorben, nur weil er das schützende Anwesen verlassen hatte, aber er konnte dennoch kaum die Stufen zum oberen Stockwerk erklimmen, noch könnte er den ganzen Weg hier zu Fuß bestreiten. Ohne das Pferd wären sie wohl immer noch in Fhaergus. "Es hat mich fast ein bisschen überrascht, dass du es nicht getan hast." Im Nachhinein zumindest. Im Moment hatte Rain nicht viel nachdenken können.

      "Das stimmt. Auf dem Pferd ist mir auch selten kalt.", lächelte Rain, auch wenn es ein wenig geflunkert war. Nayantai strahlte zwar eine Menge Wärme aus, aber dennoch war es windig auf dem Berg gewesen. Die letzten Tage hatte Rain zwar die meiste Zeit mit schlafen verbracht, aber wenn er wach war, dann bließ ihm der kalte Wind ins Gesicht und bohrte sich in seinen Körper. Sein Husten wollte auch nicht verschwinden und wenn er tief Luft holte, dann stach seine Lunge. Er wusste nicht, ob sich das jemals legen würde. "Ja... es ist schon in Ordnung.", lächelte Rain der sich darüber freute, dass Nayantai sich Sorgen um ihn machte. Aber seine Hände waren Rains geringstes Problem. Dennoch bekam er einen Handschuh übergezogen der noch warm und aufgewärmt von Nayantais eigener Hand war. "Aber wir sollten das Zelt fertig aufbauen. Außerdem... können wir uns wirklich so viel Zeit nehmen? Wir sind immer noch auf der Flucht, richtig?" Die Soldaten hatten es bestimmt nicht aufgegeben ihnen zu folgen. Außer sie gingen davon aus, dass Rain bereits tot war, aber was war mit Nayantai? Grayson wollte ihn unbedingt schnappen, vermutlich um ihn zurück nach Myriad zu bringen. "Eine Krone ist übrigens... sowas wie ein Hut. Den nur Könige tragen.", erklärte Rain das Wort anschließend. "Du musst mir nicht helfen, du tust schon genug für mich." Rain lächelte und befreite seine Hand damit er weiter nach Steinen suchen konnte und während er dabei war sammelte er ein paar Blätter auf die noch frisch und gut aussahen.
    • "Rain, wenn ich mich wirklich nur dazu verpflichtet fühlen würde, dann würde ich vermutlich nicht noch immer an dir kleben. Außerdem gibt es momentan keinen unbedingt günstigen Zeitpunkt, um dich wirklich alleine zu lassen.", erläuterte der Wolf, der keineswegs Unrecht mit seiner Annahme hatte. Tatsächlich war es so, dass Nayantai sich sicher war, Rain würde zumindest fünf bis zwanzig Minuten alleine überleben, aber der Gedanke allein, ihn überhaupt aus seinen Augen zu lassen, erschien dem Wolf ein Dorn im Auge und er wusste nicht, wie er damit umzugehen hatte. Ja, er musste für sie jagen, aber insofern er dem Lamm kein gutes Schlupfloch bieten konnte, vor allem wenn es nun doch für einige Zeit alleine war, schien es hirnrissig sich in fremdem Gebiet aufzuteilen, zumal Rain auch Recht hatte - sie machten keinen Ausflug, sie waren auf der Flucht und suchten nach einem Weg, Adrestia hinter sich zu lassen und ihren Verfolgern früher oder später zu entkommen, selbst wenn all das noch einiges an Zeit und Nerven kosten würde, so würde Nayantai doch beinahe schon behaupten, sie lägen besser in der Zeit als er es erwartet hatte. "Naja, er ist nicht wichtig, du warst und bist wichtiger. Sollte ich seine widerwärtige Visage noch einmal sehen, dann reiße ich sie ihm ab, bevor ich ihm andere Dinge antue.", grummelte der Wolf, der offensichtlich nicht gut auf Grayson zu sprechen war - seinetwegen passierte all das hier gerade!

      "Wirklich? Und trotzdem wünschte ich, ich könnte mehr mit dir kuscheln.", bemerkte der Wolf, beinahe schon aufgelöst darüber, dass die beiden weder genug Zeit für wirkliche Zweisamkeit hatten, oder sich allerhand Schabernack erlauben durften, selbst dann, wenn sie es taten. Wieso eigentlich nicht? Es erschien ihm fast schon dumm, sein Leben weiterhin in Angst zu leben, selbst dann, wenn er genau wusste, dass sie ihn oftmals fast gänzlich einnahm. "Wirklich? Versprochen?" Wie ein kleines Kind kam sich der verschollene Kronprinz vor, der eigentlich dafür bekannt war, nicht nur seine Nase angesichts jeden Unmuts zu rümpfen, aber auch lieber Fäuste anstatt von Worten sprechen ließ - und doch ging er mit Rain um, wie mit keinem von ihnen, selbst seine Artgenossen behandelte er gröber und der Wolf konnte beinahe nichts anderes tun, außer sich leise ins Fäustchen zu lachen. "Ja sollten wir und ja können wir, und außerdem, wenn wir uns nur auf die Situation konzentrieren, in der wir uns befinden, dann werden wir irgendwann noch wirklich verrückt, weil wir uns zu viele Sorgen machen." Eines war klar: Sie waren beide nicht mehr eingesperrt, sondern hatten die Freiheit in ihrer greifbaren Nähe und die Wahrheit war, dass sie sich nicht mehr selbst helfen konnten, fingen sie an, vor besagter, vollendeter Tatsachen davonzurennen. "Aber ich bin gar kein König!" Das würde er auch gar nicht erst sein wollen. "Bist du dir sicher?", seufzte der Wolf, der vermutlich wohl auch eher wieder nach Steinen suchen sollte ...
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    • "Du hast Recht...", erklärte Rain mit einem Lächeln. "Ich mache mir vermutlich zu viele Sorgen. Ich will dir einfach nicht zur Last fallen." Rain streckte schon seine Hand nach Nayantai aus, um ihm über die Wange zu streichen, ließ es dann aber doch bleiben, nachdem er sah wie dreckig seine Hand war, vor Allem nachdem sie mit dem Laub gespielt hatten. Die andere Hand war zwar behandschuht, aber das war nicht dasselbe. Zugegebenermaßen ärgerte Rain sich jetzt auch noch, weil er den Handschuh vermutlich innen dreckig gemacht hatte, dafür, dass dieser sowieso ständig verrutschte, weil seine Hand viel zu klein dafür war. Allem in Allem hatte Nayantai jedoch Recht. Rain hatte es selbst gesagt, sie waren auf der Flucht und auch wenn es Rain heute besser ging, sie hatten gerade nur eine ungeschützte Lichtung und ein Zelt. Wenn Nayantai jagen gehen wollte, dann wohl besser wenn sie irgendwo besser versteckt waren und Rain nicht auf sich alleine gestellt war. Rain verstand nich genau was Nayantai anschließend über Grayson sagte, aber er konnte es sich denken und es ihm auch nicht übel nehmen. Es blieb nur zu hoffen, dass sie ihn nie wieder sahen. "Das kann ich verstehen..."

      "Tun wir das nicht mehr oder weniger den ganzen Tag?", fragte Rain mit einem Kichern. Die letzten Tage und Nächte war Rain aber auch zu müde gewesen um viel davon zu merken, heute Abend würde er es wohl eher genießen können sich mit Nayantai in das Zelt zurück zu ziehen. Zum Glück hatte er die Krankheit irgendwie überstanden, er hoffte nur, das würde jetzt so bleiben. "Versprochen. Meinen Händen geht es gut und der Handschuh rutscht mir sowieso ständig herunter.", lächelte Rain und sammelte ein paar hübsche Blätter vom Boden ein. Immerhin hatte Nayantai schon wieder Recht, ein bisschen Spaß würde ihnen nicht schaden. "Auch das stimmt.", erklärte Rain und hob anschließend einen etwas größeren Ast an, um ihn Nayantai zu präsentieren. Der war ganz schön schwer! "Was ist mit dem hier?", fragte er und schüttelte anschließend den Kopf. "Du bist ein Prinz. Prinzen dürfen auch Kronen tragen und ja ich bin sicher. Ich kann alleine Blätter sammeln, das bekomme ich gerade noch so hin."
    • "Tust du nicht!", versicherte der Wolf dem Lamm, als müsse er all das ständig tun. Es war wichtig, sich um Rain zu kümmern, Nayantai wusste eben das, aber es war vermutlich genau so wichtig, sich und seine eigenen Taten zu hinterfragen. Warum oder weswegen konnte er nicht sagen, er wusste lediglich, dass es ihm besser gehen würde, insofern es Rain gut ging und die Tatsache, dass er nichts weiter war, als ein Schatten, der sich zwischen das Lamm und die Sonne zwängte, zeigte auch auf, dass er zumindest verstanden hatte, wie fehl am Platz er doch wirklich war. In der Hoffnung, nichts weiter davon jemals wieder hinterfragen zu müssen, grub er sich vermutlich ein Grab aus Komfort, in dem er früher oder später sterben würde, mit Rain in seinen Armen, weil er es gar nichts anders wollte oder gar kannte. "Mh, aber das hört sich für dich vermutlich sehr brutal an, oder?" Rain wirkte weder wie eine Person, die Gewalt sonderlich mochte, noch wie jemand, der Nayantai auf die rechte Bahn rücken konnte, nur weil er es wollte, und doch war der Wolf wie besessen von dem Lamm, das es zu umhegen und pflegen galt, selbst dann, wenn er ihm nicht mehr als ein mickriges Zelt anzubieten hatte und etwas verwirrt auf die abgebrochene Gestik starrte, die ihm doch nicht angeboten wurde. Oder bildete er sich das nur ein?

      "Ich glaube ja, aber ... ich kann dich trotzdem nicht mit beiden Armen halten." Das stimmte wohl, immerhin hatte er die Zügel ihres Pferdes zu halten und Rain war oftmals derjenige, der sich mit aller Kraft an ihn klammerte und der Wolf konnte nicht mehr tun, als einen Arm um ihn zu legen und zu hoffen, es würde reichen, um ihn an Ort und Stelle festzuhalten. Nayantai sah all das allerdings nicht als kuscheln an, ganz im Gegenteil - und er selbst musste zugeben, dass er müde genug war, um zumindest für einige Stunden zu schlafen, als wäre er ein Stein, auch, wenn er wusste, dass all das wahrscheinlich nicht der Fall sein würde. "Meine Hände sind zu groß, das ist wohl ein Problem." Groß genug um die Rains in einer zu halten waren sie vermutlich, aber in Wirklichkeit sah der einzelne, viel zu große Handschuh doch etwas komisch aus, und nicht so, als würde er dem Lamm großartig helfen - und trotzdem wollte der Wolf ihn nicht zurück. "Der ist perfekt!", erwiderte der Wolf, der den Ast sogleich annahm und ihn an einer anderen Stelle der Plane platzierte - er wollte beim besten Willen nicht, dass Rain diese Nacht fror. "Dann lasse ich dich Blätter sammeln und ich suche nach Steinen ... und, naja, ich war ein Prinz. Aber wenn du mir eine Krone machen möchtest, dann sage ich nicht nein." Der Wolf hatte zu dem Lamm noch nie wirklich nein sagen wollen, zumindest bis jetzt nicht und auch, wenn er kaum glaubte, dass Rain noch auf hirnrissige Ideen kam, blieb er in seiner Nähe, während er seine Hände im Laubboden des Waldes vergrub und somit nach alledem suchen wollte, das sie beide noch für ihr Nachtlager brauchen konnten.
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    • Rain machte sich wohl zu viele Sorgen und wenn er Nayantai die selbe Frage wieder und wieder stellte, dann war die Antwort vielleicht irgendwann einmal ja und nicht nein. Nayantai machte es scheinbar nichts aus, dass er für sie beide arbeiten musst, also sollte Rain es wohl auch dabei belassen. Zumindest tat er was er konnte, auch wenn er nun weniger nach Steinen suchte und mehr nach Blättern die noch einigermaßen hübsch aussahen, damit sie den Abend weiterhin mit Belanglosigkeiten verbringen konnten, statt damit Angst vor ihren Verfolgern zu haben. Wie Nayantai sagte, sich ständig darüber zu sorgen, würde sie irgendwann noch verrückt machen. "Ah... ich meine... Gewalt ist mir nicht fremd, der Krieg herrscht seit ich lebe. Mein Vater würde außerdem vermutlich genau gleich reagieren... hätte reagiert.", erwiderte Rain, der sich selbst ausbessern und daran erinnern musste, dass sein Vater nicht mehr lebte, dass der König ihn vielleicht nicht mit eigenen Händen, aber dennoch umgebracht hatte, nur um sein Land zu stehlen und es an jemand anderen zu übergeben. Nayantai hatte damit bestimmt nichts zu tun, er war nur ein weiterer Grund eine Invasion zu rechtfertigen. Rain war es komisch vorgekommen, dass er so weit in den Frühling hinein keine Nachrichten erhalten hatte, aber er hatte nicht reagiert. Das war seine eigene Schuld und es zeigte ihm, dass er wohl ohnehin nie zum Fürsten getaugt hatte.

      "Ich kann mich an die letzten Nächste nicht gut erinnern, aber ich bin mir sicher, da hast du auch mit mir gekuschelt.", erinnerte Rain den Wolf. Aber er hatte wohl nichts erwidert bekommen, nachdem Rain von Fieber geplagt den ganzen Tag und die ganze Nacht geschlafen hatte. "Mach dir keine Sorgen.", lächelte Rain der dem Wolf dabei zusah wie er den Ast zum Zelt beförderte um die Plane zu befestigen. Anschließend gingen sie beide getrennt ihrer Suche nach. Schlussendlich war die ganze Plane befestigt und Rain hatte einige rote Blätter gefunden, von denen er glaubte, dass sie gut zu Nayantai passten. Er wühlte noch ein bisschen umher, bis er etwas schleimiges anfasste und einen kurzen Aufschrei los ließ. Er hätte fast seine Blätter fallen gelassen, tat es aber nicht und starrte stattdessen auf die Stelle, die er eben noch angefasst hatte. Dort grub sich ein Wurm aus der Erde, er war irgendwie eklig und ziemlich lang und Rain konnte das Lebewesen nur benennen, weil er Bilder davon in seinen Büchern gesehen hatte. Das war das erste Mal, dass er einen echten, lebenden Wurm sah und er starrte ihn vermutlich an wie ein Kätzchen, das zum ersten Mal eine Art Beute gefunden hatte. Nicht, dass Rain den Wurm fangen wollte, er war irgendwie eklig, aber auch faszinierend.
    • Im Grunde genommen funktionierte die Welt ohnehin auf zweierlei einfachen Ebenen: Entweder, man nahm sich das, was man ohnehin wollte oder aber, man ließ sich all die Dinge, die einem widerfahren konnten, einfach gefallen. Nayantai war es vermutlich über all die Zeit hinweg doch irgendwo egal geworden, in welche der beiden Kategorien er sich selbst einzuordnen hatte. Alles, was der Wolf schlussendlich wusste, war wohl, das keines der Dinge, an die er sich sonst so geklammert hatte, noch der Wahrheit entsprechen musste - Rain war alles, das ihm übrigblieb und der alleinige Gedanke daran, das Lamm auch noch verlieren zu müssen, schien dem großen, bösen Wolf keineswegs geheuer. "Da hast du vermutlich recht. Nicht, dass ich selbst irgendetwas anderes kenne.", seufzte der Wolf unzufrieden. Weder Rain noch er konnten sich an einem sonderlich friedlichen Leben erfreuen und selbst wenn das Lamm sich nicht durch den Krieg bestimmen zu forsten hatte, zumindest nicht direkt, war es doch ein vorherrschendes Thema, das sich nicht einfach in Luft auflösen würde. Zugegeben, vermutlich wäre es Nayantai auf diese Art und Weise sogar lieber, aber dennoch war er noch immer jemand, der wenn auch nie sonderlich freiwillig, dazu beitrug - und im Endeffekt auch für seine Taten büßen würde. Wollte er Rain damit belasten? Eher nicht, es erschien ihm weder als nötig, noch sonderlich brauchbar, all diese Gedanken auf das arme Lamm herabprasseln zu lassen.

      "Ja, aber ... mir gehen die Ausreden aus!", erwiderte Nayantai, der vermutlich gut darin war, ehrlich zu sein und gleichzeitig noch besser darin, sich irgendwelche besseren Ideen rechtzulegen, sollte er sie wahrhaft brauchen. "Ich brauche eigentlich gar keine.", gestand er schlussendlich. Er wusste, dass Rain ihn so oder so eher selten nicht in seine Nähe ließ - war er ehrlich, dann konnte er sich eigentlich nur an das eine Mal im Anwesen entsinnen, an dem er sich ohnehin mit Saras Hilfe in die Gemächer seines Lammes geschlichen hatte, einfach, weil er es ohne ihn nicht aushielt. Seit wann war er so abhängig von einem kleinen, zerbrechlichem Wesen geworden, das er vermutlich auch noch dann mit seinem Leben verteidigen würde, wenn er mit einem Fuß im Grab stand? "Mache ich nicht." Das tat er ohnehin schon oft genug. Alles, das hier draußen existierte, konnte Rain an den Kragen und viele der Dinge, die sich in adrestianischen Wäldern herumtrieben, lagen auch außerhalb der grundsätzlichen Expertise des Wolfes. Stattdessen kümmerte er sich weiter um ihr Zelt, allerdings dauerte es nicht lange, bis er den gellenden Aufschrei Rains hörte und wohl keine Sekunde sparte, weiter untätig herumzustehen - und auf den ersten Blick konnte er gar keine Gefahrenquelle ausmachen. "Alles in Ordnung? Hast du dir wehget- ... hast du den Wurm angefasst?", hinterfragte der Wolf, sobald er ihn bemerkte. Sollte er ihn loswerden? Rains neugierigem Blick zufolge vermutlich nicht.
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    • Da waren sie nun, zwei verlorene Seelen, einer von ihnen ein Prinz, der andere ein Fürst und beide hatten sie ihr Land verloren und damit auch alles was sie ausmachte, nicht wahr? Ihre Zukunft hätte vorbestimmt sein sollen und stattdessen lief keines ihrer Leben so, wie es hätt laufen sollen und sie mussten sich ihren Weg selbst suchen. Sie hatten sich gewünscht frei zu sein, um zusammen sein zu können und nun waren sie es gewissermaßen. Es war allerdings wohl nicht wie sie es sich vorgestellt hatten, ganz und gar nicht. Aber sie waren zusammen und das war es wohl was zählte und was heute mehr als genug zu sein schien. Rain hatte ein Leben voller Prunk und doch war er lieber hier. "Wir gehen nach Thria und vergessen ihn.", lächelte Rain. Er wünschte sich keine Rache, ganz und gar nicht. Wenn jedermann Rache suchte, dann würde dieser Krieg niemals enden. Rain wollte sich selbst nicht rächen und auch nicht seinen Vater. Er empfand was ihm und seinem Vater und natürlich auch Nayantai widerfahren war, als ungerecht und dennoc wollte er nichts mehr als Nayantai in Sicherheit zu wissen.

      Rain kicherte und sah zu Nayantai hinüber. "Wir werden heute Nacht kuscheln.", erklärte er. Jetzt wo es Rain besser ging, warum sollten sie sich nicht noch eine Stunde Zeit füreinander nehmen, Zeit die sie im Anwesen zu Hauf hatten. Hatten sie diese Zeit zu wenig genutzt und geschätzt? Nein, sie wussten immer, dass ihre Beziehung ein Limit haben würde. Nun hatten sie etwas mehr Zeit, Zeit die sie hoffentlich nutzen konnten. Sie sollten sich vorerst keine Sorgen machen, wie Nayantai gesagt hatte. Nicht einmal über einen lächerlichen Wurm. "Also ich... ja.", erklärte Rain und seufzte leise, er fühlte sich ein wenig wie ein Kind. Er kannte so viele Dinge nicht und erschreckte sich sogar vor einem Wurm. "Er ist schleimig...", erklärte er, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass Nayantai dieses Wort nicht kannte. Würde ihn dieser Schleim töten? Wohl kaum, keine Sorgen, das war der Plan. Rain sah sich den Wurm noch einmal an, bevor er sich seine Hand an seinem Knie abwischte. "Naja egal. Setz dich!" Rain stand wieder auf und führte Nayantai zum Feuer, wo er sich setzen sollte. Der Wolf war so groß, dass er sich setzn musste, damit Rain sich um seine Haare kümmern konnte, während er immer noch stand. Das tat er auch, er ställte sich hinter ihn und ließ seine Finger durch Nayantais Haare streichen. Er kämmte sie ein wenig, sie waren zerzaust von ihrer Reise und so furchtbar lang. Rain hatte zu wenige Blätter um zu versuchen eine Krone zu basteln, er fing also stattdessen an Nayantais Haare zu teilen und zu flechten und nachdem er das getan hatte steckte er die Blätter in Nayantais Haar, wie eine Krone eben.
    • Nach Hause zu kommen war, wenn auch nur ein wenig, befremdlich. Nayantai wusste selbst gut genug, dass er sich nichts vorzumachen hatte - dass ihn keinerlei Schuld traf, selbst, wenn er durchaus wusste, dass er eigentlich keinen Platz mehr in einer Welt hatte, die er - mehr oder minder unfreiwillig - hinter sich ließ, nur um Dinge zu sehen, die er vermutlich gar nicht erst sehen müsste, wäre die Welt auch nur ein kleines Stück fair. Im Grunde genommen war daran wohl nichts falsch - immerhin waren sie alle es, die waghalsig und wehmütig versuchten, sich selbst zu retten und doch fiel selbst einem toten Prinzen, einer wandelnden Kerkerleiche, nicht mehr ein, als seine Emotionen - ob gut oder schlecht - an ein einfaches Lamm zu verschenken, das wohl kaum der Schlüssel zu unendlichem Glück sein konnte. Zumindest glaubte er, dass vielerlei andere Personen genau eben diese Gedanken hegten - und doch war nichts daran wahr. Die Worte über Schicksal und Wahrscheinlichkeiten, die Erkenntnis einer unnachgiebigen, unfairen Welt, mehr brauchte es nicht, um auch die einfachste Person in seinen Grundfesten zu erschüttern und mehr war all das auch gar nicht wert. "Oder wir gehen nach Thria und drehen irgendwann um, um ihm den Kopf abzureißen und ihm ins Gesicht zu spucken. ", erwiderte der Wolfsprinz, der jedwede menschliche Etikette ohnehin gerne ablegte - zugegeben, Lavern lag nicht wirklich in der Nähe von Thria, aber hielt er sich weiterhin in Fhaergus auf, dann standen seine Chancen nicht schlecht.

      "Mhm.", nuschelte er. Es war doch ohnehin eher selten, dass die beiden nicht kuschelten und doch wollte er Rain auch gar keine Nacht alleine lassen - Nayantai wollte ihn ohnehin nicht missen wollen und dennoch wusste er selbst, dass das Lamm weder für das Leben in Thria gemacht war, noch für immer mit ihm dortbleiben würde. Plausibler erschien es ihm also, sich keine großen Hoffnungen zu machen - in Wahrheit war er nicht sonderlich gut darin, auch, wenn er durchaus behaupten wollen würde, dass die Idee, in den Süden zu verschwinden, keine schlechte gewesen war, aber dennoch nur vor Angst und Scham triefte, je mehr er darüber nachdachte. "Egal? Willst du ihn nicht nochmal anfassen?", neckte der Wolf. Nayantai wusste, dass sie beide hier draußen wohl mehr als eine Chance hatten, einen verdammten Wurm anzufassen, allerdings war das Szenario allein durchaus belustigend. Aber weswegen? Weil Rain sich vor so etwas harmlosen ekelte? Vermutlich - und vermutlich war das auch nicht das letzte Mal, dass er den beinahe schon schockierten Gesichtsausdruck auf den sonst so sanften Zügen des Lammes sah. All das war jedoch auch egal - Rain hatte den großen, bösen Wolf ohnehin bereits um seine Finger gewickelt, unabsichtlich, und dementsprechend setzte er sich auch und ließ all das über sich ergehen, vor allem deswegen, weil es sich nicht unbedingt schlecht anfühlte. Sich entspannen, das konnte er sich jedoch nicht leisten, weswegen er eine ganze Weile still vor dem Feuer saß und seine Augen immer wieder nach Bewegungen in den Schatten suchten, die immer größer und höher wurden, allerdings nichts fanden. "Das hat sich gar nicht so schlecht angefühlt ...", gestand der Wolf, kaum ebbte das Zupfen an seinen Haaren allmählich ab - dummerweise reflektierten die lodernden Flammen des Feuers sein Spiegelbild nicht, weswegen er eher behutsam nach hinten griff und Rains Meisterwerk abtastete. "Solltest nicht eigentlich du am Feuer sitzen?"
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    • Rain seufzte leise. Nayantai traf es mehr als ihn selbst, dass Rain verletzt worden war. Er glaubte nicht, dass es auch darum ging, dass der Fürst sein Land verloren hatte, immerhin konnte er nun mit ihm nach Thria reisen und Rain war nicht mehr in dem steinernen Gefängnis eingesperrt. Wie auch immer, Rain war nicht glücklich darüber, dass man ihn und seinen Vater so sehr verraten hatte, aber er wollte deswegen auch keinen Krieg anzetteln, auch nicht wenn er konnte. "Das ist nicht nötig.", erklärte er Nayantai noch einmal. Die Wunden würden heilen, auch wenn sie im Moment immer noch brannten und zogen, vielleicht rissen sie sogar auf wenn Rain eine falsche Bewegung machte, aber er würde nicht daran sterben. Zurück nach Fhaergus zu gehen, nur um Rache zu üben war zu gefährlich und abgesehen davon völlig unnötig, denn es würde nur jemand anderes kommen, der erneut alles stehlen würde - im Namen des Königs. Noch einmal würde Nayantai nicht so nah an Grayson heran kommen und Rain besaß keine Armee, oder sonst irgendetwas. Am Besten war es, sie zogen sich nach Thria zurück, fanden Nayantais Familie und dann konnten sie sich immer noch überlegen, wie es weiter gehen sollte.

      "Definitiv nicht.", erklärte Rain anschließend mit einem letzten Blick auf den Wurm. Er war schon ganz interessant, aber Rain musste ja nicht alles das er nicht kannte in seine Finger nehmen, er war ja schließlich kein Kind mehr, auch wenn die meisten Kinder vermutlich schon mehr gesehen hatten als er selbst. Er kümmerte sich lieber um Nayantais Haare, obwohl seine Finger schmutzig waren, so war es Nayantais Haar jedoch auch. Rain vermisste sein Badezimmer und die Möglichkeit ein heißes Bad zu nehmen. Stattdessen fror er und wenn er sich doch waschen wollte, dann musste das mit kaltem Wasser von einem Bach, oder einem Fluss passieren. Damit würde er jetzt wohl eine Weile leben müssen und irgendwann müsste er sich wohl auch darauf einstellen sich ganz in einen Fluss zu begeben, wenn er darauf hoffen wollte, jemals wieder sauber zu sein. Sie beide waren eine Weile lang still und Rain hing seinen Gedanken nach, bis er letzten Endes fertig war mit dem was er tun wollte. "Naja, vielleicht können wir das irgendwann noch einmal machen.", erklärte Rain, der sich fragte wie holprig sein Thrianisch eigentlich noch klang. Manchmal sprach er wohl eher wie ein Kind. "Mir geht es gut." Rain lächelte und trat an Nayantais Seite, damit sie einander ansehen konnten. "Es wird schon spät, sollten wir nicht langsam ins Bett?" Obwohl es hier doch eigentlich gar kein Bett gab.
    • Grundsätzlich war seine Reaktion wohl nicht verachtenswert - wer würde sich nicht dazu durchringen können, jemandem den Schädel abschlagen zu wollen, erschien es doch offensichtlich, dass die Wahrheit nicht nur auf der Hand lag und mit offenen Karten gehandelt wurde, sondern auch, dass es nicht mehr gab als diese und die Realisation, dass gewisse Wesenszüge sich nie verändern würden? War man mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, so schienen einem alle Wege offen zu sein - keine Tür würde sich schließen, nur weil man voreingenommen die Andere - die Falsche - wählte, und den Pfad zurück musste man auch nicht zurückverfolgen, solange man genug Macht, Einfluss und Reichtum besaß, um sich aus dem Nichts die unvorstellbarsten Dinge zu erwünschen. Tiefgründiger als eine seichte, verdampfende Pfütze war man dadurch jedoch auch nicht und Nayantai wusste nur zu gut, dass er sich vermutlich nicht davon abbringen lassen würde, jedweder Person, die ihm in den Weg kam, alsbald den Kopf von den Schultern zu pflücken, solange man ihn nicht davon abhielt. "Bist du dir sicher?", seufzte er, beinahe schon enttäuscht darüber, etwaige Rachepläne, die er gut im Hinterkopf verwahrt hatte, nach wenigen Wochen bereits in den Wind zu schießen. Wer glaubte, mit dem Kronprinz Thrias gut Kirschen essen zu können, der würde wohl noch sein blaues Wunder erleben - selbst dann, wenn es nicht bei blauen Flecken und gebrochenen Knochen bleiben würde, aber von alledem würde Rain wohl am aller wenigsten wissen wollen.

      "Ist er so ekelhaft?", nuschelte der Wolf, der wohl auch schon besseres getan hatte, als einem schleimigen Wurm davon abzuhalten, sich in dunkler Erde zu verbuddeln und nie wieder gesehen zu werden. Zugegeben, vermutlich machte er sich einen Spaß daraus, Rain für einen Narren zu halten, nachdem ihn vermutlich keiner mehr davon abzuhalten wusste, oder aber, er fand sich einfach nur in die Zeit zurückversetzt, in der ihm der Krieg so entfernt erschien wie die Sterne am Nachthimmel, die immer wieder und immer öfter heller wurden, nur, um ihn an Dinge zu erinnern, die längst in Feuer und Rauch erstickt waren. Wann hatte er das letzte Mal wirklich und wahrhaftig von etwas geträumt, das ihn entspannen ließ? Nayantai hatte keinerlei Ahnung, wusste gar nicht, wieso oder weswegen er sich ausgerechnet jetzt an derartige Gelegenheiten zu entsinnen versuchte und doch lag es vermutlich daran, dass die momentane Situation nicht mehr zu sein schien, als ein Traum, so fern wie Sterne und Mond, umhüllt von Dunkelheit, die alles und jeden zerfraß, der nicht heller als sie selbst leuchtete. "Hm, ich meine, ich habe nicht vor mir die Haare abzuschneiden ... schätze ich." Käme es wirklich dazu, dass er sich verteidigen müsste, wäre es wohl eventuell gar nicht schlecht, sie zumindest etwas kürzer zu halten - auch, wenn Nayantai auf keinen Kampf aus war, wusste er selbst gut genug, dass es vermutlich lediglich einen Glücksgriff brauchte, um ihn zu packen und zu Boden zu zerren, vor allem in seinem jetzigen Zustand. "Das freut mich. Mir auch.", erwiderte er ungefragt, ohne zu wissen, ob er all das wirklich meinte - allerdings hatte Rain recht, sie konnten nicht die ganze Nacht hier draußen verbringen, selbst dann nicht, wenn der Wolf vermutlich nichts dagegen gehabt hätte, sein Lamm so nah wie möglich bei sich zu behalten. Welches Bett? "Hm, vielleicht? Bist du denn müde?" Vielleicht war das ja auch nur eine faule, aber willkommene Ausrede um zu kuscheln. "Oder ist dir kalt?"
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    • "Ich bin mir sicher. Vergiss ihn einfach. Wir gehen nach Thria und schauen nicht zurück, okay?", antwortete Rain. Er wusste nicht ob er all das hinter sich lassen konnte, es ging Rain nicht um sich selbst, aber die Menschen in Fhaergus waren seine Verantwortung und er konnte nicht anders als daran zu denken, was mit ihnen passieren würde, wenn statt ihm, oder seinem Vater, Grayson die Macht über sie hatte. Rain wusste, dass sein Vater die Minenarbeiter und Bauern seit er Fürst von Fhaergus wurde von den steigenden Abgaben die der König forderte schützte und das war vermutlich auch der Grund, warum der König diese Invasion überhaupt erlaubt hatte. Rain machte sich Sorgen um sein Volk, wenn er es überhaupt so nennen durfte, aber was konnte er schon tun? Im Moment wollte er Nayantai einfach nur sicher zu Hause wissen, auch wenn Rain selbst nicht wirklich dabei helfen konnte, er würde ihn zumindest begleiten so weit er konnte. Irgendwo half er Nayantai allein damit, nicht wahr? Irgendwie hatte der Wolf seinen Verstand verloren und wollte niemand anderen als ein kränkliches Lamm bei sich, das ihn gut behandelt hatte. Wie viel lag wirklich hinter Nayantais Gefühlen?

      "Ungewohnt.", antwortete Rain, der nicht wusste wie er das in Thrianisch ausdrücken sollte. Vermutlich verstand Nayantai ihn gar nicht, aber das machte in diesem Fall auch nicht so viel. "Ich mag deine Haare. Aber wenn du sie ein wenig kürzer haben willst... naja ich kann versuchen dir zu helfen." Rain wusste eigentlich nicht wie man mit einem Messer umging und eine Schere hatten sie nicht mit, aber er würde es schon herausfinden. So lange wie Nayantais Haare jetzt waren streiften sie schon auf dem Boden wenn er so wie jetzt am Feuer saß. "Ein bisschen von beidem.", erklärte Rain mit einem Lächeln. Hier draußen zu sein, allein die frische Luft zu atmen, all das machte ihn müde und ja, ihm war auch kalt, speziell in der Nacht, wenn die Sonne untergegangen war und die Temperaturen sanken. Abgesehen davon war es zwar schön für eine Weile zu vergessen, dass sie auf der Flucht waren, allerdings sollten sie vermutlich trotzdem so früh wie möglich wieder aufbrechen.