spellbound. (earinor & akira)

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    • Sich durch Wälder und Wiesen zu pirschen, die nicht komplett vom Schnee und dem eisigen Winter zerfressen waren, war für Nayantai nicht unbedingt etwas Neues, aber für Rain definitiv - und dementsprechend hätte er sich wohl eher darüber gefreut, hätte er Rain die Dinge, die er all die Jahre nur von weitem bestaunen konnte, zu zeigen. Dass genau das in ihrer jetzigen Situation allerdings mehr als unmöglich war, das leuchtete dem Wolf von selbst ein - und jedwede Fragen, die er in eben jener Hinsicht an sich selbst oder das Lamm hätte richten können, wurde von den Geräuschen des Waldes verschluckt, bevor er es überhaupt aussprechen konnte. "Und? Ohne dich wäre ich vermutlich auch nicht mehr hier", erklärte der Wolf sogleich und so bitter die Wahrheit auf der eigenen Zunge zerging, als wäre sie ein Tropfen Medizin, war Nayantai sich sicher, dass er entweder an einer Entzündung gestorben wäre - und wenn nicht, dann hätte man ihn früher oder später gefunden und in seine befindlichen Einzelteile zerlegt. Weswegen? Weil er, schlicht und einfach, ein Wolf war - mehr brauchte es nicht, um ihm ein Todesurteil zu verschaffen und jedwede Hoffnung, all diese Hürden zu überwinden, wurden ohnehin schon in seiner Gefangenschaft - in einem modrigen, widerlichem Kerker - dezimiert und schlussendlich vollkommen zunichte gemacht. Kein Schaf der Welt solle ihnen freundlich gesinnt sein und trotzdem war Rain derjenige, der sich nicht einmal vor ihm zu fürchten schien.

      "Außerdem, du hast nicht einmal Angst vor mir!", beschwerte sich der große böse Wolf, beinahe so, als wäre er empört darüber und empfände gar, dass Rain ihn nicht ernst nehmen würde. Natürlich war das Schwachsinn, immerhin nahm ihm sein Lamm ernst, dennoch war eben das auch ein Attribut, auf das der Blonde stolz sein konnte - wenn auch gleich der Wolf es gar nicht anders wollte. Kaum war der Platz einigermaßen frei von Geäst und Gestrüpp und das Feuerholz ausgebreitet, legte sich Nayantai ein paar der Holzstücke zurecht, nur um über Rains Schulter zu lunzen und nach seinen Händen zu greifen, die definitiv noch immer weich genug waren, so dass der Wolf für einen Moment gar nicht erst loslassen wollte und ihr Feuer eigentlich in den Wind zu schießen vermochte. Egal. Stattdessen ließ er keine Worte walten, sondern streckte sich nach vorne, nur um seinen Kopf an Rains Schulter abzustützen. "Du reibst die beiden Stöcke aneinander, mehr Arbeit ist es nicht ... nur zeitaufwendig", erklärte der Wolf, der von den Händen des Schafes abließ, sich die zwei Stücke nahm, das eine etwas fester in den Boden drückte und das andere mit drehenden Bewegungen dagegen rieb - in entsprechendem Tempo. Zum Teufel nochmal, wann war er das letzte Mal hier draußen gewesen? Nach all der Zeit, die er augenscheinlich im Inneren von steinernen Gemäuern verbrachte, fühlte sich die frische, kühle Luft befremdlich an und auch das Moos, das unter ihnen wuchs, schien surreal ... gleich wie das Gezwitscher der Vögel, die in der Distanz ein Lied sangen. Wie lange fuchtelte er mit dem Zeug schon herum? Irgendwann begann es ohnehin zu qualmen und der Wolf ließ es sich nicht nehmen, weiterzumachen, bevor beide Stücke Feuer fingen und er sie behutsam in den Haufen Geäst verfrachtete, den sie beide zuvor zusammengesucht hatten. "Hmmm."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Nayantai hatte schon recht. Wenn Rain ihn nicht aufgenommen hätte, wenn er ihm nicht zu Essen gegeben hätte und seinen Arzt angewiesen hätte er solle sich um ihn kümmern, dann wäre er vermutlich gestorben. Rain fragte sich ob ihn im Kerker des Königs das selbe Schicksal ereilt hätte, oder ob man sich dennoch um den Gefangenen gekümmert hätte. In jedem Fall hatte der Wolf Glück das Rains Vater ihn mit nach Fhaergus genommen hatte, auch wenn Rain immer noch nicht wusste wieso und ob der König das überhaupt erlaubt hatte. Aber was hätte sein Vater für einen Grund gehabt einen Gefangenen aus der Hauptstadt zu schmuggeln? Gar nichts. Vielleicht hatte er aber auch vorgehabt ihn mit nach Thria zu nehmen? Nur sein Zustand hatte das wohl nicht zugelassen, aber wieso dann den Umweg über Fhaergus nehmen? Die Route alleine hätte Rains Vater das Leben kosten können. "Mein Vater war es, der dich überhaupt erst zu mir gebracht hat.", erklärte Rain und sein Vater hatte wohl auch gewusst, dass er Nayantai nicht sterben lassen würde. Vermutlich hatte er aber nicht gedacht, dass er Gefühle für ihn entwickeln würde und ihn entkommen lassen würde. Jetzt wo er tot war, war das aber ohnehin egal.

      "Du hast mir keinen Grund gegeben.", erklärte Rain schlicht. Er ging eigentlich immer vom Besten in einem Menschen aus, da machte es auch keinen Unterschied wenn ein Wolf vor ihm stand. Er vertraute ihm sogar mehr als jedem anderen, immerhin saß er auch jetzt auf seinem Schoß und fühlte wie Nayantai seinen Kopf auf seiner Schulter ablegte und seine Arme nach Rains Händen ausstreckte. Die Hände des Blonden waren zwar schmutzig, aber immer noch weich, sie zeugten davon, dass er ein Adrestischer Adeliger war, aber die Frage war, wie lange das noch so bleiben würde. Im Vergleich zu Nayantais Händen glichen die Rains beinahe denen eines Kindes. Nayantai erklärte ihm sehr knapp wie man hier draußen ein Feuer entzünden konnte, machte sich aber selbst an die Arbeit statt Rain das machen zu lassen. Das war vermutlich gut so, denn es dauerte eine ganze Weile und Rain hätte davon bestimmt nur Blasen auf den Händen bekommen. Irgendwann begann das Holz zu qualmen und kurz darauf brannte ein kleines Feuer, das wenig später auf die aufgestapelten Holzstücke übergriff. "Hmmm?", fragte Rain nachdem der Wolf ein ähnliches Geräusch gemacht hatte. Außerdem lehnte er sich, nun da Nayantai seine Hände nicht mehr brauchte, ein wenig mehr zurück und genoss die Wärme die er ausstrahlte von Hinten und die Wärme des Feuers von Vorne.
    • Fragen konnten sich in seinem Kopf auftürmen und er würde keine Einzige davon verstehen - Nayantai war zuversichtlich, dass er ohnehin nur deswegen lebte, weil das Schicksal ihn so sehr hasste, es würde ihn nie wieder aus seinen Fängen entrinnen lassen, spielte er dieses irrwitzige, beinahe schon unbrauchbar langweilige Spiel nicht für eine Weile. Danach wüsste er vermutlich gar nicht erst, was er mit sich selbst und all den Dingen, die er sich selbst nur ungerne in Erinnerung rief, anstellen würde - eine Welt, in der dieser Krieg von vorne herein nicht existiert hatte, würde wohl eine angenehmere sein und doch wusste er beim besten Willen nicht, wie er sich eben jener annahm. "Ja, das stimmt ... und ich habe noch immer keine Ahnung warum", antwortete der Wolf, der sich eigentlich gar nicht den Kopf über den alten Mann zerbrochen hatte. Schlussendlich war es jedoch nicht weiter wichtig, denn wenn er so recht überlegte, dann war wohl auch Rains Vater nicht großartig besser als diejenigen, die in Thria einfielen und es in Stücke zerrissen, einfach nur, weil es ihnen aufgetragen wurde - willenlose Puppen, die keinerlei eigenen Willen besaßen. Das widersprach seiner Einschätzung des Fremden allerdings - und Nayantai war es ohnehin satt, zu versuchen, Schafe zu verstehen, die augenscheinlich nicht Rain waren. "Aber ich bin froh, dass ich bei dir bin." Der Wolf hätte sich wohl noch den eigenen Kopf abgeschlagen, hätte er sich länger in den Fängen des Königs befunden.

      All die Geschehnisse zu verdrängen, sie nie wieder an die offensichtliche Oberfläche zu lassen - all das war wohl auch Grund genug, um nicht weiter auf das Thema einzugehen, sondern dem Feuer dabei zuzusehen, wie es anfing, auf die restlichen Stücke überzugehen - die winzige Flamme breitete sich aus und die Hoffnung, nichts davon würde auf den Rest des Waldes übergehen, war unbegründet. Wieso auch? Der Wolf wollte nicht mehr, als diesen Moment für sich zu genießen und die generelle Einstellung, er könne eben das nicht tun, war wohl auch eine komplett falsche. "Irgendwie ist es schön mit dir hier draußen zu sein", erwiderte Nayantai auf den wiederholten Laut des Lammes, bevor er seine eigenen Arme um den Blonden legte, nur, um ihn näher bei sich zu haben. Auch, wenn sie noch lange nicht der Gefahr entronnen waren, schien es doch gar furchtbar angenehm zu sein, hier zu sitzen und all jene Eindrücke zu genießen, die sie umgaben. Wie lange war es her, dass er vor einem Feuer saß, das er selbst entzündet hatte und wie viel länger würde es brauchen, bis auch das letzte Stück seiner Selbst realisieren würde, dass er sich nicht länger in metaphorischen, stählernen Ketten befand, sondern durchaus seine eigene Freiheit genießen konnte? "Aber irgendwie vermisse ich den Kamin doch ein bisschen", jammerte er fast, obwohl er in Rains Anwesen beinahe nur damit beschäftigt war, darüber zu jammern, wie warm ihm doch eigentlich war - schlussendlich war er noch immer in der Rolle eines Kronprinzen aufgewaschen, also durfte er sich beschwer, oder? "Dafür habe ich dich allerdings endlich hier draußen ... das ist mir alles andere wert."
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    • "Ich auch nicht...", murmelte Rain und jetzt da sein Vater tot war, konnte er ihn auch nicht mehr fragen. Er würde nicht nach Hause kommen und alles erklären, aber es gab ja ohnehin kein zu Hause mehr zu dem er zurück kehren konnte. Der verstorbene Fürst von Fhaergus hatte sein Leben lang für die Krone gekämpft, ohne dass sein land etwas dafür bekam. Während andere Lords zu Hause blieben und ihre Soldaten kämpfen ließen, während die Armee des Königs in hinterer Reihe stand, da hatte Rains Vater an vorderster Front selbst gekämpft und das Jahr um Jahr. Rain war kein Befürworter des Krieges, dennoch war er sich der Arbeit und der Gefahr bewusst die sein Vater auf sich genommen hatte und man dankte es ihm indem man ihn auf eine aussichtslose Mission schickt und sobald er dabei gestorben war seinem Sohn alles was er jemals gehabt hatte wegzunehmen? Rain war selten wütend, aber das machte ihn wütend, nicht weil er keine Heimat mehr hatte, sondern weil der König und der Fürst von Lavern seinen Vater so hintergangen hatten. Eigentlich wollte Rain gar nicht zu viel über all das nachdenken, er hatte gerade andere Probleme und ändern konnte er an der Situation auch nichts. "Ja, ich bin auch froh, dass du hier bist.", lächelte Rain, der sich aus seinen Gedanken kämpfte und sich stattdessen ein wenig mehr an Nayantai kuschelte.

      Es war eigentlich ganz angenehm warm gerade. Nayantai hielt Rain in seinen Armen und das Feuer wärmte ihn von vorne. Der Blonde hoffte, dass die Reise ruhig verlaufen würde und dass sie keine Probleme mit ihren Verfolgern bekommen würden. Er hoffte auch, dass sie sich heute Abend ausruhen konnten, ohne Angst zu haben entdeckt zu werden. Der Wald schluckte das Licht des Feuers und es sollte nicht so einfach sein sie von der Ferne zu entdecken. Vielleicht konnte Rain für ein paar Minuten genießen, dass er das Anwesen endlich verlassen hatte und tatsächlich in einem Wald saß. Sein Rücken schmerzte und auch der Rest seines Körpers, aber er wollte sich darauf gar nicht konzentrieren. Er achtete lieber auf die ganzen Geräusche um sie herum, die von Vögeln und anderen Tieren stammten. Hier draußen war es immer ziemlich laut wie es schien. "Ja, es... es freut mich, dass ich all das hier doch noch sehen kann...", murmelte er und sprach das Ende des Satzes lieber nicht aus. Bevor er starb, wollte er sagen, aber er wollte nicht über den Tod sprechen. Er legte seinen Kopf zurück und sah sich die Baumwipfel an, während er Nayantai neben seinem Ohr atmen hörte. Sanft und ruhig, abgesehen davon, dass sie auf der Flucht waren, war das hier wohl eher ein Szenario in dem er sich zu Hause fühlte. Dennoch vermisste er scheinbar den Kamin und Rain kicherte. "Eher die Tatsache, dass jemand anderes das Holz sammelt.", schmunzelte Rain. "Mhm... es ist alles so... groß und... weit..."
    • Ertränkte er sich selbst in Zuversicht, weil er wusste, dass weder er noch Rain einen wirklichen Ausweg aus dieser endlosen Situation hatten oder ging es eher darum, dass er ein Leben lebte, das nicht wirklich sonderlich viel Signifikanz besaß? Nayantai war sich nicht sicher, konnte sich nicht an einen triftigen Beweggrund entsinnen, den Rains Vater gehabt haben müsste, um ihn fernab von seiner Heimat - in Fhaergus - leben zu lassen. War nicht ohnehin er einer derjenigen, vor denen sich die Wölfe fürchteten? Jedes Schaf war ein Feind, dennoch gab es wohl auch wenige Ausnahmen, wie Rain. "Das ist alles so verdammt komisch", greinte der Wolf, der wohl im klaren darüber war, dass Rains alter Herr hoffentlich nicht mehr als Asche auf einem verwüsteten Schlachtfeld war - sie alle starben, früher oder später, und hinsichtlich der Tatsache, dass keiner von ihnen wirklich einen Ort hatte, an dem er wahrhaft leben konnte, hinterfragte er, wieso sie nicht wirklich davonrannten, sondern lieber in die Fänge der altbewährten Realität. War es komisch, wenn er sich erhoffte, sie würden unverhofft irgendwo landen, das nicht Thria war? "Da sind wir schon zwei", entgegnete Nayantai. Rain schien wie ein Fels in der Brandung, ein auf Grund gelaufener Anker und er selbst wie jemand, der sich nicht zu weit davon entfernen konnte, ohne wich dabei Schmerzen zu zufügen.

      Was wäre auch passiert, wäre er einfach davongelaufen, so wie Rain es ihm aufgetragen hatte? Nun, vermutlich wäre er gar nicht erst so weit gekommen - Nayantai bezweifelte, dass er Thria jemals erreichen würde, selbst in dieser Situation schien es eher Wunschdenken als die Wahrheit zu sein und obwohl er wusste, es würde nicht helfen, sich weiterhin irgendwelche Dinge einzureden, fragte er sich doch, ob es wirklich egal war, oder ob er einfach nur bedacht darauf sein müsste, was er zu Rain sagte, um ihm nicht die ganze Wahrheit zu vermitteln. War es denn überhaupt klug, sich weiterhin selbst anzulügen? Das wusste der Wolf gar nicht, zumal er sich beim besten Willen wohl gar nicht vorstellen konnte, nicht zurück nach Hause zu finden. "Doch noch? Sei nicht albern, es gibt noch so viel, dass ich dir noch zeigen will!" Selbst, wenn Rain es wohl schwer finden würde, auf seine dürren Beine zu kommen und seinem Körper unendlich viele Dinge aufzuhalsen, fand Nayantai doch Gefallen daran, ihn hier draußen, bei sich, zu haben. Diese Welt war eine komplett andere, die Geräuschkulisse hatte sich schlaggebend verändert und immer wieder fragte er sich, ob er sich selbst wieder in dem trockenen Gras, das weite Teile Thrias säumte, finden würde. Wie weit noch, bis er Zuhause war? Der Wolf drückte das Lamm an sich, wusste nicht, wohin mit all den Gedanken. "Wir werden wohl ab jetzt öfter gemeinsam Holz sammeln", erwiderte er leise. Was dann? Wollte er überhaupt mehr als das hier? "So groß und weit wie du es dir vorgestellt hast?"
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    • Vielleicht wusste Rains Vater bereits was passieren würde und er brachte den Wolf nach Fhaergus, damit er auf Rain aufpassen konnte, aber wieso sollte er auf jemanden vertrauen den er sein Leben lang bekämpft hatte? Rain war nicht sicher was das alles sollte, aber am Ende hatte Rain überlebt weil Nayantai da war, weil er ihn gerettet hatte und immer noch auf ihn aufpasste. Ohne Nayantai wäre alles ganz anders abgelaufen, aber Fhaergus hätte Rain so und so verloren. "Am Ende war es gut, dass du bei mir warst...", entgegnete Rain und das war wohl auch genug. Sie mussten nicht alles wissen, sie fanden sich nun in dieser Situation wieder und so war es nun mal. Und für Rain hätte es vermutlich unter den Umständen nicht besser laufen können. Rain kuschelte sich noch ein wenig mehr an Nayantai und legte eine Hand auf seinen Arm, einfach nur weil er gerne etwas von ihm halten wollte. Sie sollten einfach das Beste aus dieser Situation machen aus der sie ohnehin nicht fliehen konnten. Ständig daran zu denken was in der Vergangenheit lag war nicht hilfreich, ebenso sollten sie nicht ständig Angst davor haben erwischt zu werden. Sie brauchten jetzt gerade eine Pause, sie konnten nicht weiter fliehen, nicht bis zum nächsten Tag, also warum sollten sie den Moment nicht einfach genießen?

      "Was denn? Was willst du mir zeigen?", fragte Rain auf einmal richtig motiviert. Wenn sie schon hier waren konnten sie die Zeit auch nutzen, oder? Rain war schon begeistert von dem Moos gewesen und er mochte das Zwitschern der Vögel das hier so laut war. Sie schienen direkt über ihnen in den Baumkronen zu sitzen und wenn Rain seinen Nacken zurück streckte, dann konnte er den Himmel sehen. Es war dumm sich über so etwas zu freuen, aber all das war neu für ihn und nicht alltäglich. Jetzt wo es ihm besser ging konnte er sich auch endlich damit beschäftigen. "Ich habe nicht gedacht, dass es so laut ist... und alles riecht nach... Holz und Wald... schätze ich?", erklärte Rain der sich aus er Umarmung löste, um sich auf Nayantais Schoß umzudrehen. Er legte seine Arme locker um Nayantais Schultern und lächelte ihn an. "Du bist den ganzen Tag hinter mir auf dem Pferd gesessen. Ich möchte dich ansehen.", erklärte er und lehnte sich schließlich vor um Nayantai einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken. Dann drückte er seine Stirn gegen die des Wolfes und schloss für einen Moment die Augen. "Wir sollten bis morgen Früh vergessen, dass wir eigentlich auf der Flucht sind..."
    • Wäre all das hier anders verlaufen, wer wüsste schon, ob sich der Wolf nicht noch immer im Bett des Königs grämen würde und alsbald darauf anzielen würde, sich aus einem der viel zu hohen Fenster zu werfen - Nayantai war, wenn auch nicht im ersten Moment, froh darüber, Rain wie auf einem Präsentierteller übergeben worden zu sein und im Endeffekt realisierte er dadurch nicht nur, dass nicht alle Schafe von Neid und Hass zerfressen waren, sondern auch, dass es in dieser Welt viel mehr Dinge gab als die, die er oft genug und eigentlich bedenken wollte. Was war das all hier schon wert, wenn nicht sein Herz, das er sowieso einem schwachen Lamm verschrieb? "Es ist noch immer gut, dass wir zusammen sind!" Tatsächlich war es so und all das zu hinterfragen war es auch gar nicht wert - es war nun einmal so, wie es war und Nayantai wusste selbst, dass er sich eigentlich nur sein eigenes Grab grub, wenn wer all die Dinge, die ihm sein Schicksal schon darbot, nicht mit beiden Armen fest umschloss. Rain wollte er dabei allerdings nicht einzwängen oder gar wegsperren, fühlte es sich doch falsch an, irgendetwas in eben jene Richtung überhaupt zu versuchen - wieso sollte er auch? Sie beide gehörten einander, niemand anderem und die alleinige Tatsache, dass sie nun auf beiden Beinen zu stehen hatten, war vermutlich Grund genug, um ihnen einzutrichtern, dass viele Dinge oft nicht so schienen wie sie waren. Oder bildete er sich all das nur ein?

      "Was? Ähhh", überlegte der Wolf beinahe schon stümperhaft, als er sich auf frischer Tat ertappt fühlte. Rain wollte ihm nichts schlechtes, das sah er ein und doch wusste er nicht einmal, was er dem Lamm überhaupt zeigen sollte - was kannte Rain überhaupt? Eine Liste davon zu machen, als eine Liste über Dinge, die das Lamm nicht kannte, war vermutlich einfacher. "Alles? Du bist doch noch nie auf einen Baum geklettert, oder?", hinterfragte er, auch, wenn er die Antwort ohnehin kannte, konnte er sich das leichte Schmunzeln nicht verkneifen. Normalerweise war er nicht schadenfroh, aber die Einbildung, Rain würde sich vermutlich nicht einmal selbst zu helfen wissen, war doch beinahe schon belustigend. "Naja, du hast recht, du musst nicht wirklich schätzen", erwiderte Nayantai, der die meisten Gerüche und Geräusche kannte - aber das hier war noch immer nicht Thria, was zumindest bedeutete, dass nichts davon seiner Heimat glich und doch nicht unähnlich war. Sein Blick fiel schlussendlich auf die blauen Iriden, die ihn beinahe schon unschuldig anstarrten - Rain mochte ihn, er mochte Rain - und er hatte sein Gesicht eindeutig vermisst. "Mh, es freut mich, dich zu sehen", bemerkte er belustigt, wenn auch gleich er sich gerade an einem durchaus unlustigen Witz versucht hatte, auf den ein Kuss folgte, den er wohl etwas fester erwiderte. "Also, heißt das, wir klettern auf einen Baum?" Hatte er überhaupt die Kraft dazu, sie zwei auf einen der oberen Äste zu hieven? Vielleicht eignete sich genau das als eine gute Trainingsmethode. Tatsächlich schlang der Wolf allerdings seine Arme um Rain und rieb die seine Nase leicht an die des Blonden.
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    • Als Nayantai zu Rain gekommen war hatte er in ihm nie ein Monster gesehen. Er war es aber auch nicht, der Jahr ein Jahr aus nach Thria ritt um gegen die Bestien zu kämpfen. Dennoch hatte er am Ende recht behalten, Nayantai hatte ihn nicht gefressen, im Gegenteil, er erzählte Rain von seiner eigenen Kultur, von seinem Volk, das viel vielschichtiger war als man die Schafe in Rains Generation glauben machen wollte. Er glaubte sein Vater wusste das selbst, seine Generation hatte noch mit den Wölfen gehandelt, oder etwa nicht? Wie wild konnten sie sein wenn man zumindest Waren tauschen konnte? "Du hast recht.", lächelte Rain, auch wenn an der generellen Situation nicht viel Gutes war, er wollte sich damit gar nicht groß beschäftigen. Viel lieber wollte er sich und Nayantai davon ablenken und so tun als wären sie auf einem der Ausflüge die sie sich ausgemalt hatten. Sie würden heute Nacht die Sterne beobachten können. Rain kannte die meisten Sterne und konnte sie auch von seinem fenster sehen, aber er wollte die kühle Luft einatmen und einfach auf dem Boden liegen. Egal wie hart er war.

      "Ein... Baum...?", fragte Rain und legte den Kopf schief. Dann blickte er ein wenig um sich. Es gab viele Bäume aber keiner sah so aus als wäre er leicht besteigbar. Allerdings war Rain auch der letzte der sowas beurteilen konnte. Zu Hause durfte er ja nicht einmal auf einen Stuhl steigen, weil er etwas haben wollte, dass für ihn zu weit oben war. Gerade mal die Leiter in der Bibliothek war er ab und an hinauf geklettert, aber das war dann auch schon alles und Höhen waren ganz allgemein eher etwas vor dem er sich fürchtete. Wenn er ganz ehrlich war, dann hatte er vor fast allem hier draußen Angst. "Nein bin ich nicht.", bestätigte er schließlich. "Ist Wald nicht eine etwas vage Beschreibung für einen Geruch...?", fragte er dann, aber selbst konnte er es nicht anders erklären. Er kannte viele Pflanzen, auch viele Bäume, Rain konnte vermutlich jeden einzelnen von ihnen benennen, aber er wusste nicht wie sie rochen, oder sich anfühlten. Er hatte selten etwas von draußen erhalten, Blumen ja, aber sonst nicht viel. Wer brachte einem Adeligen aber auch ein Blatt, oder einen Ast? Nayantai hätte ihm wohl alles gebracht, aber das war jetzt gar nicht mehr wirklich nötig. "Du bist nicht gut im Witze machen.", stellte Rain kichernd fest und legte den Kopf schief. Der Kuss war warm, wenn auch etwas gierig von Nayantais Seite aus, aber das war in Ordnung für Rain. Die letzten Tage hatte der Wolf ja auch kaum etwas von ihm gehabt. Rain hoffte nur Nayantai würde sich nicht mit irgendetwas anstecken. "Uhm... wir? Ich weiß nicht ob ich das kann...", murmelte Rain dann. Rain konnte ja kaum die große Treppe im Anwesen hinauf steigen...
    • Wo auch immer der Wind den Wolf hintragen würde, war egal. Nayantai wusste, dass er ohnehin nicht ewig vor den bevorstehenden Tatsachen davonrennen konnte, dass es dumm war, sich kindlich in gedankliche Gefilde zu flüchten, die ihm offensichtlich nicht mehr als eine kurze Flucht aus seiner alltäglichen Misere erwiesen und auch, wenn er durchaus nicht davon abgeneigt war, weiterhin an Rains Seite zu kleben, wie der treue, idiotische Hund der er war, fragte er sich doch durchaus, was sein altes Ich in solch einer Situation wohl getan hätte. Lag es denn nicht auf der Hand, dass er sich nicht nur zu unmöglichen Dingen überreden ließ, sondern auch, dass es in diesem Leben nichts mehr gab, das ihm durchaus die Antwort auf vielerlei Fragen vermittelte? "Natürlich habe ich das!" Wüsste er es nicht besser, dann würde er vermutlich sogar behaupten, dass es sogar gut war, dass er alleine nicht zurück nach Thria finden konnte - lag es daran, dass er sich noch immer in metaphorischen Ketten befand, die sich - aus welchen Gründen auch immer - um Rain gelegt hatten und ihn auf dem Boden der Tatsachen festhielten, oder lag es doch eher daran, dass sich selbst ein Wolf nicht beirren ließ, wenn er sich nicht sicher war, was er wirklich wollte? "Ja, ein Baum!", ließ er verlauten, bedacht darauf, nur etwas verschmitzt zu grinsen, als hätte er gerade die beste Idee, die ihm je hätte durch den Kopf schießen können.

      Wieso auch? Eigentlich gab es in Thria nur vereinzelt Bäume - viel öfter kletterten sie allesamt auf diese, kaum fanden sie krummes Geäst, das schon lange alles Leben verloren hatte. Befanden sie sich in der Nähe eines Waldes, so glaubte Nayantai sich noch entfernt darüber entsinnen zu können, seinen kleinen Bruder in eine Baumkrone gelotst zu haben und selbst aus eben jener zu fallen - nur um am Boden, in schmelzendem Schnee, lauthals loszulachen. Kaum dachte er daran, wurde dem Wolf klar, wie weit besagtes Ereignis eigentlich zurücklag - so lange, dass er sich nicht sicher war, wie viele Jahre es waren, die Dayan schon tot war und wie lange er seinen durchaus geschundenen, krumm wirkenden Körper über diverse Landschaften hievte. "Ja und nein", erwiderte er, legte den Kopf schief und dachte für einen Moment darüber nach. "Grundsätzlich riecht es doch nach Erde, egal ob trocken oder nass, verrottendem ... äh, totem Laub und wenn es ein Nadelwald ist, eben nach Nadelbäumen, oder? Abgesehen davon ist Waldgeruch doch auch ein normales Wort, oder?" Wann hatte er das letzte Mal so hochgestochen in seiner Muttersprache daher gefaselt? Der Wolf wusste einiges, wusste sich richtig zu benehmen und doch scheute er davor, sich in der Präsenz von feindlich gesinnten Schafen angebracht zu benehmen, zumal man mit ihnen sowieso nicht reden konnte - Rain war anders, auch wenn er nicht alles verstand. "Das war ich noch nie. Hm, ich war ziemlich gut darin, eingebildet zu sein!" Wieso auch nicht? Ein Kronprinz, der wortwörtlich alles bekam, wonach er verlangte, musste sich auch nicht am Riemen reißen -aber genau das war viel zu lange her. "Dann helfe ich dir!", verkündete der Wolf sogleich, als er beinahe schon blitzschnell aufstand, Rain packte, auf dessen Beine zog und mit ihm die verschiedensten Bäume begutachtete, bevor er einen fand, der sich augenscheinlich eignete und nicht zu groß gewachsen war. Wortlos versuchte er, die erste Hürde vor sich zu erklimmen, kaum ließ er von Rain los - leichter gedacht als getan, zumindest wenn man ohnehin nicht mehr in brauchbarer Form war - es kostete Nayantai doch einige Zeit, bevor er auf einem mehr oder minder niedrigeren Ast saß, der wohl noch in Rains Reichweite war, bevor er seine Arme nach ihm ausstreckte. "Lass mich dir helfen."
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    • Rain wusste nicht ob es so eine gute Idee war einen Baum hinauf zu klettern. Die Stimme seines Großvaters hallte in seinem Kopf wieder, die ihn ermahnte vorsichtig zu sein, nicht herum zu laufen, niemals hinaus zu gehen und nicht auf Dinge zu klettern. Rain war immer schon schwach gewesen, aber das hieß nicht, dass er als Kind nicht einige Dinge ausprobieren wollte, auch wenn er nur im Haus bleiben konnte. Am Ende hatte er aber nie viel getan, weil er meist auf seine Familie gehört hatte und irgendwann änderte sich der Gehorsam in Angst, Angst davor dass tatsächlich alles was er nicht tun sollte viel zu gefährlich für ihn war. Nun war er aber hier draußen, das hätte er nicht überleben sollen und die tiefen Wunden auf seinem Rücken hatten ihn auch nicht ins Grab befördert, warum also nicht noch mehr wagen? Nayantai passte schließlich auf ihn auf, er würde nicht zulassen, dass Rain etwas passierte und doch hatte sich Rains Großonkel damals doch das selbe gedacht... Egal, Rain würde das nicht passieren und er konnte nicht immer nur zuschauen, nicht mehr. "Okay."

      Nayantai redete heute mehr als sonst und wenn er so vor sich hinplapperte war es schwer für Rain ihm zu folgen. Jetzt wusste er wie der Wolf sich immer fühlte wenn Rain mit sich selbst sprach und hochtrabende Adrestianische Worte verwendete. "Ich würde lieber jeden Geruch benennen können.", erklärte Rain schließlich. Wald war ihm nicht genug, er wollte wissen wie Laub roch und wie Erde, er wollte wissen was was war und nicht nur ein riesiges Gemisch von Gerüchen vor sich haben. "Eingebildet?", Rain glaubte nicht, dass er das Wort kannte und legte den Kopf etwas schief. Wer Nayantai früher wohl einmal gewesen war? Sich darüber Gedanken zu machen brachte im Moment aber nichts, nicht wenn Nayantai plötzlich aufstand und Rain auf die unbeholfenen Beine zog. Rain wischte sich etwas Dreck von seinen Klamotten, obwohl das vermutlich bereits mehr als vergeblich war und folgte anschließend Nayantai der ihn von Baum zu Baum führte, bis er sich für einen entschieden hatte. Rain sah dem Wolf zu wie er den Baum ein Stück hinauf kletterte, dann streckte er seine Arme nach dem Blonden aus. Rain war nicht ganz wohl bei der Sache, aber er griff nach Nayantai Armen und ließ sich den Baum ein Stück nach oben helfen.
    • Wann hatte man dem Lamm in seinem Leben auch erlaubt, etwas zu tun, das er tun wollte? Nayantai konnte sich diese Frage - wie so viele andere auch - nicht stellen, ohne dabei direkt Rain zu konsultieren, den er mit seine ewigen Fragerei allerdings nicht weiterhin stören wollte. Wichtig war lediglich, dass sie beide einander hatten und der Wolf durchaus in Rains Leben getreten war um eine gesunde Prise Schabernack in dieses mit einzubinden. “Dann stelle ich den Wald für dich auf den Kopf.”, entschied er, als wären sie nicht gerade auf der Flucht vor dem Schicksal, das sie früher oder später einholen würde. Trübsal zu blasen war fehl am Platz, gleich wie es wenig Sinn zu machen schien, seine schlechte Laune auf Rain übergehen zu lassen oder den Kopf in den Sand zu stecken - sie lebten, atmeten und waren in so kurzer Zeit so weit gekommen - und auch, wenn sie noch immer ein gutes Stück von der Landesgrenze entfernt waren, standen ihre Chancen um ein vieles besser, als sie es zuvor getan hatten. “Waldgeruch ist immer noch Waldgeruch. Wenn ich dir alles einzeln zeige und dich daran riechen lasse, dann ist es nicht wirklich wie das große Ganze. Wie beim Kochen”, erläuterte Nayantai, wohlwissend, dass Rain vermutlich nur Teile seines hochgestochenen Süßholzgeraspels verstand. Unrecht hatte er trotzdem nicht - Gewürze rochen individuell auch anders und alle Zutaten wurden zu einem einzigen Gericht ... sie auseinanderzunehmen schien fehl am Platz.

      “Eingebildet ... hm, eitel? Auf mich selbst bezogen? Großkotzig? Selbstverliebt? ... Dumm. Irgendwie.”, versuchte der Wolf zu erklären. Rain konnte nicht alle Worte kennen, gleich wenig wie der Wolf es tat und während sich adrestianisch und thrianisch nicht ganz unähnlich schienen, so wirkten die Unterschiede an manchen Stellen doch durchaus astronomisch. “Ich war ein eingebildeter Prinz. Kronprinz. Was auch immer. Aber das hat sich früher oder später gelegt.” Nicht, dass es durchaus Sinn ergab, wichtig war oder irgendjemandem von ihnen aufzählte, wer er damals wirklich war. Viel wichtiger war es, die Toten ruhen zu lassen - Nayantai griff nach Rains Händen, oder umschloss diese viel eher um die zierliche Gestalt nach sich auf das Geäst des Baumes zu ziehen und ihn neben sich zu setzen. Der Ast war nicht hoch und der Wolf sah zu, dass das Lamm in seiner Nähe blieb, jetzt da er es neben sich dirigiert hatte und ihrer beiden Beine in der Luft hingen. “Siehst du? Du bist noch in einem Stück und dir liegt der ganze Wald zu Füßen!” Eine kindlich wirkende Aussage folgte auf die Nächste und jedweder Versuch, ernst zu bleiben, scheiterte scheinbar. “Wir können die Sterne von hier aus zwar nicht besser zählen, aber jetzt bist du auf einem Baum - wie findest du die Aussicht?”
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    • Rain kicherte. "Besser nicht. Der Wald ist gut so wie er ist.", erwiderte er mit einem breiten Lächeln und jetzt wo er ein wenig Zeit hatte sich auf alles um sich herum zu besinnen wurde ihm erst klar, dass er trotz allem glücklich war hier draußen zu sein. Seine Finger glitten zu dem Stamm einer der Bäume, strichen über die Rinde und er fragte sich warum jeder sein ganzes Leben lang so viel Angst davor gehabt hatte, dass er hier draußen sterben würde. Ein Baum würde ihn nicht töten, auch kein Blatt, oder eine Blume, das war albern und den Umständen entsprechend ging es ihm gut, jetzt wo sie auch langsam die Kälte hinter sich ließen und mit der Kleidung die Sara ihm angefertigt hatte. Seine Hände waren kalt, seine Nase auch, aber so war es doch immer. Hier lag kaum noch Schnee und die Bäume trugen bereits grüne Knospen und Blätter. Rain fragte sich ob er den Frühling in Wezette erleben konnte, wenn die ganzen Wälder die sie durchstreifen würden erwachten. "Ich will trotzdem auch alles einzeln riechen können.", lachte Rain. Vielleicht war er kindisch und sollte sich mit solchen Gedanken gar nicht beschäftigen, aber er war froh hier zu sein, irgendwie.

      "Hm. Ich bin nicht ganz sicher ob ich verstehe. Aber du bist jetzt wer du jetzt bist und ich bin ziemlich sicher, dass ich weiß wer das ist.", entgegnete Rain. Er kannte den Wolf nun schon mehrere Monate und wenn er ganz ehrlich war, dann hatte er sich auch in ihn verliebt. Er wusste mit wem er es zu tun hatte und es war egal wer sie beide früher vielleicht einmal gewesen waren, genauso wie es egal war, dass sie ein Wolf und ein Schaf waren. Nichts davon war von Bedeutung wenn es um ihre Gefühle füreinander ging. Rain versuchte sich an Nayantai fest zu halten als dieser seine Hände griff und Rain nach oben zog. Er versuchte selbst ein wenig mit zu helfen und saß schließlich auf dem Ast neben Nayantai. Es war ein wenig unheimlich und Rain ließ eine Hand von Nayantai nicht los, während er die andere auf den Stamm legte und versuchte das Gleichgewicht zu halten. "Der ganze Wald? Ich weiß nicht...", schmunzelte Rain und sah sich ein wenig um, von hier aus sah alles ein wenig anders aus. "Ich... bin nicht sicher. Es ist ein bisschen unheimlich.", erklärte Rain und legte den Kopf schief. "Und ich glaube damit es wirklich beeindruckend wird müssten wir höher!"
    • "Dabei hätte ich ihn sogar gerne für dich in tausend Teile zerlegt!", scherzte der Wolf sogleich, als wüsste er auch schon, wo genau er mit seinem Vorhaben beginnen würde, sobald sich ihm die Gelegenheit bot. Einen Wald konnte er, vermutlich, auch Zuhause zerlegen und er war sich beinahe sicher, dass sie dort - wenn auch gleich noch immer in den Fängen des Krieges - weniger Angst davor haben mussten, gefunden oder eingeholt zu werden. Der Zahn der Zeit nagte an vielen Dingen, selbst dann, wenn man es eigentlich gar nicht erwartete und auch, wenn es fast schon verwunderlich schien, wieso die unangenehmen Tatsachen einer verbogenen Realität entsprachen, gab es keine Antwort darauf - Dinge passierten, weil ein Tropfen ein übervolles Fass zum Überlaufen gebracht hatte, aber anstatt eines kleinen Rinnsals hatte man eine ganze Sinnflut losgetreten. "Daran lässt sich arbeiten", erwiderte er knapp - allerdings müssten sie den Wald dafür auch verlassen und der Wolf würde einzelne Dinge aufsammeln müssen, um sie danach dem Lamm zu präsentieren, das sie als individuelle Gegenstände und Gerüche erfassen wollte. Dabei musste er jedoch feststellen, dass in diesem Wald wohl eine Vielzahl von verschiedensten Bäumen aus unwegigem Dickicht sprossen - es würde eine halbe Ewigkeit dauern, Rain all diese Dinge auf dem Präsentierteller zu servieren, zumal verschiedene Blätter verschiedene Attribute und Gerüche aufwiesen.

      "Tust du das? Wer bin ich?" Es lag nicht in der Art des Wolfes, unnötig Komplimente zu fischen und sich selbst in seinem Entschluss bestärkt zu sehen - Nayantai tat es in diesem Fall auch nicht, stattdessen hatte er wohl daran Gefallen gefunden, Rain zu necken und ihn - allen ernstes - auf einen Baum zu hieven, irgendwo, in einem Wald in dem er sich ungefähr so gut auskannte, wie in einem Steingefilde der Schafe, die er vor wenigen Monaten noch allesamt verachtete. Nayantai kannte Rains Vater nicht gut genug, um über ihn zu urteilen, aber dafür kannte er zumindest Rain so gut, dass er für sich selbst behaupten konnte, er würde wohl jedwede Person, die dem zierlichen Welpen zu nahe trat, mehr als nur einen Arm ausreißen. "Zumindest ein Teil, wir sind auch nicht ganz oben." In die Baumkrone zu klettern erschien noch immer eine dumme Idee, wollten sie nicht in dieser verenden oder sich, kaum zwangen sie sich zurück auf den Boden, alle Knochen brechen. Wann war er das letzte Mal von einem Baum gefallen? Er konnte beim besten Willen nicht sagen, wann genau eben das passiert war - und eigentlich wollte Nayantai es auch gar nicht wirklich ergründen. "Dass du hier draußen bist, auf einem Baum?" Ohne großartig darüber nachzudenken, legte er seinen Arm um Rains Schulter und rückte ihn etwas näher an seine Seite - er wollte nicht, dass er fiel, auch, wenn aus dieser Höhe vermutlich nicht viel passieren konnte. "Willst du weiter nach oben? Dafür musst du dich aber alleine hier festhalten können und dich trauen, dich nach meinen Händen auszustrecken - bist du dir sicher, dass du das willst?"
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    • "Du musst gar nichts für mich zerlegen.", lächelte Rain. Er wusste das Vorhaben zu schätzen, aber wenn es nach Rain ging, dann gab es in ihrer Welt schon genug Gewalt. Er wollte alles und jeden genau so bewahren wie es war, auch wenn er nichts weiter konnte als große Töne zu spucken. Als Fürst von Fhaergus hatte er absolut nichts getan und jetzt war er nicht einmal mehr das. Er konnte nicht auf sich selbst aufpassen, gedchweige denn auf irgendjemand anderen, aber zumindest wollte er nichts los treten das nicht notwendig war. "Es hat keine Eile. Und ich kann selbst Dinge aufsammeln, jetzt wo ich ja hier draußen bin." Nayantai musste ohm nichts mehr mit bringen, keine handvoll Schnee, oder eine Blume, Rain konnte aufsammeln was auch immer ihn interessierte. Alles war wortwörtlich zum Greifen nah, wie die Rinde des Baumes auf dem er saß, oder die Blätter und Knospen die sie umgaben. Rain war zumindest für den Moment zufrieden, solange er auablendete, dass sie beide auf der Flucht waren ubd man sie töten würde, wenn man sie schnappte. Aber das würde nicht passieren, nicht solange Nayantai bei Rain war.

      "Du bist jemand der mich beschützt, der mich... mag. Jemand der verspielt und kindisch sein kann, aber auch jemand der manchmal viel zu schnell von etwas gelangweilt ist. Und jemand der schlecht darin ist Witze zu machen.", erklärte Rain mit einem Lächeln und er meinte alles genau so wie er es sagte. Nayantai war in kürzester Zeit mehr als nur Rains erster Freund geworden, wenn man seine Brieffreundschaft zu Wezettes jungen Fürsten außer Acht ließ. Nayantai war jemand der Rain Hoffnung geschenkt hatte, jemand der ihn unterstützte Neues zu erfahren, wie auf einem Baum zu sitzen. "Ja... Es ist irgendwie... hoch.", erklärte Rain obwohl er vermutlich einfach von dem Ast zurück auf den Boden hüpfen konnte, ohne sich zu verletzen. Auf der anderen Seite, er hüpfte nie, also vielleicht war das doch keine so gute Idee. Dennoch wollte er es hierbei nicht belassen und ließ deshalb Nayantais Habd los um selbst Halt an dem Baum zu finden. Rains Großvater hätte Nayantai vermutlich drei mal dafür ermorden lassen, dass er seinen Enkel auf einen Baum klettern ließ, aber er hätte Rain auch nie einen Schritt vor die Tür machen lassen und trotzdem war er in Ordnung. "Ja, ich bin sicher. Ich kann mich alleine fest halten.", nickte er also. Er wollte mehr, er wollte es versuchen, denn wer wusste schon wie lange sein Glück tatsächlich anhalten würde.
    • "Nicht?", hinterfragte der Wolf, als ob er wahrhaft mit dem Gedanken gespielt hatte, den gesamten Wald in feines Geäst zu zerteilen, nur um Rain jedweden Geruch, der ihm unterkam, vor die Nase zu führen. Oft genug waren diese Dinge leichter gesagt als getan und er war sich beinahe schon sicher, dass er sich selbst nur verletzen würde, aber es gab Dinge, die auch er lernen musste - etwas, das wohl gar nicht erst seiner Kämpfernatur entsprach, die er sonst immer wieder als faule Ausrede zu benutzen schien. "Mhm, das stimmt", erwiderte Nayantai. Rain würde sich wohl nicht umbringen, wenn er nach einem Stück Schnee griff und er würde sich vermutlich auch keinen Schaden zufügen, würde er nichts mehr tun als sich selbst und sein eigenes Leben zu hinterfragen. Wer sperrte jemanden wie ihn überhaupt weg? Wieso denn auch, wenn er noch einen Nutzen besaß? Natürlich waren Wölfen in solcher Hinsicht oftmals nichts besser, dennoch konnte man meinen, das auch sie Ahnung darüber hatten, wie man mit denjenigen umging, denen man nicht helfen konnte - oder sollte. Alles schien einen Grund zu haben, egal ob dieser gut oder schlecht war und insofern man sich nicht zu sehr in den verkorksten Aspekten der Welt verschaute, empfand man oft genug auch sehr schnell ein nagendes Gefühl von Mitleid. "Aber, das heißt, dass du dich nicht länger einsperren lassen musst. Von keinem."

      Wie lange Rain wohl davon geträumt hatte, das Anwesen zu verlassen und zumindest einen Schritt nach draußen zu machen? Nayantai war sich nicht sicher, wollte es auch nicht hinterfragen, in der Hoffnung, keine sonderbaren, alten Wunden aufzureißen und doch war er sich nicht vollkommen sicher, ob nicht eines zum anderen führen würde und er sich schließlich in einer Situation wiederfand, die er gar nicht auf den Plan beschwören wollte. "Mag? Ich glaube, ich mag dich etwas mehr als das", entgegnete er Rain, aber das war wohl nichts Neues. "Sind meine Witze wirklich so schlecht?" Vermutlich waren sie das, anders konnte Nayantai sich all das gar nicht erst vorstellen - aber manche von ihnen brachten Rain trotzdem dazu, zu lachen - sie konnten dementsprechend nicht derartig schlecht sein, oder bildete er sich all das nur ein? "Es wird nur noch höher", warnte er das Lamm, bevor er seine eigenen, etwas müden Knochen auf die Beine stemmte und mühelos Halt und Balance auf dem Ast zu finden schien - und selbst wenn er es nicht getan hätte, in diesem Moment zu fallen wäre absolut nicht schlimm gewesen. "Dann ... gib mir einen Moment." Als wäre wirklich nur besagter Moment nötig, streckte Nayantai sich nach dem Ast über ihm aus und, nachdem er an diesem rüttelte, um zu sehen ob er sein Gewicht überhaupt trug, zog er sich daran hoch. Sein Körper fühlte sich jetzt schon ausgelaugt an, als wäre er all das hier nicht mehr gewohnt - und er war sich verdammt sicher, dass all das ihn einholen würde. Nachdem er sich auf den Ast gesetzt hatte, beugte er sich leicht nach unten um seinen Arm nach Rain auszustrecken. "Halt dich fest."
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    • Rain lächelte Nayantai an ubd musterte ihn ein wenig. "Du klingst fast schon enttäuscht.", stellte er fest. Nayantai musste ihm nicht die Welt zu Füßen legen, er musste ihm keine kleinen Geschenke machen, oder Dinge aus dem Wald aufsammen, das alles war nicht nötig. Nayantai hatte ihm schon das Leben gerettet und selbst wenn er das nicht getan hätte, er hatte ihm Hoffnung geschenkt und dem Anwesen den ganzen Winter Leben eingehaucht. Er hatte schon mehr als genug für Rain getan. "Mhm. Ja.", nickte Rain anschließend. Solange sie sich nicht fangen ließen würde sie auch niemand mehr einsperren. Nayantai zumindest nicht. Rain hatte nicht die Hoffnung im kalten Thria nicht an ein einigermaßen warmes Zelt gefesselt zu sein. Er konnte Nayantai am Ende nicht überall hin begleiten, das wusste er. Nur weil er im Frühjahr in Wezette nicht erfor, hieß das nicht, dass er einen Winter in Thria überleben konnte, zumindest nicht draußen im Schnee. Er würde vermutlich allgemein nicht von Nutzen sein und Raim machte sich Sorgen darüber was Nayantais Volk dazu sagen würde, brachte er ein schwaches Schaf mit, das nicht einmal mit anpacken konnte. Würden sie Rain überhaupt akzeptieren?

      Bis dahin war es jedoch noch ein öanger Weg auf dem einiges schief gehen konnte. Für den Moment jedoch wollte Rain sich dem hingeben, von dem er so lange geträumt hatte. Endlich war er frei und saß sogar auf einem Baum, wenn auch nicht sehr hoch oben. "Ich wollte nicht eingebildet klingen.", lachte Rain und dachte dann darüber nach ob Nayantai jemals einen tatsächlich lustigen Witz gemacht hatte. "Naja die meiste Zeit warst du gar nicht erst zu Scherzen aufgelegt.", konkludierte er, Nayantai hatte also noch gar nicht viel Gelegenheit gehabt zu zeigen was er konnte. "Ja ich weiß. Aber ich kann nicht immer vor allem Angst haben, richtig?", fragte Rain. Alles war fremd, neu und unheimlich, aber er hatte genauso Angst gehabt raus zu gehen und diese Angst war all die Jahre wohl unbegründet. Zumindest im Sommer hätte er bestimmt in den Garten gehen können. Rain sah dabei zu wie Nayantai sich aufrichtete und auf dem Adt balancierte. Dann griff er nach dem nächsten und zog sich hoch, während Rain sich an dem Ast fedt hielt auf dem er saß. Als Nayantai sich abstieß wackelte der Ast ein wenig, aber Rain ging es gut. Schließlich war er an der Reihe los zu lassen und etwas zögerlich tat er das auch. Er versuchte sein Gleichgewicht zu halten und streckte eine Hand nach dem Wolf aus. Als Rain sich sicher war nicht herunter zu fallen, ließ er auch mit der zweiten Hand los, richtete dich zögerlich auf und packte schließlich Nayantais Hände. Er hielt sich fest und als er nach oben gezogen wurde brannte sein Rücken unangenehm, ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus und sein Herz schlug schneller. Aber das alled war ihm egal, stattdessen lachte er als er oben ankam und lehnte sich an den Stamm des Baumes. Es war unheimlich, aber ed gefiel ihm hier oben. Seinem Körper nicht so sehr, er musste etwas nach Luft schnappen, obwohl Nayantai die meiste Arbeit gemacht hatte, aber er war glücklich, das sah man ihm an.
    • "Vielleicht bin ich fast enttäuscht", beschwerte sich der Wolf, der eine Reaktion wie diese wohl gar nicht ernst meinte. War er traurig? Vermutlich ein kleines Stück, aber das hieß zumindest noch lange nicht, dass er Rain nicht durch die Gegend schleifen konnte und ihm vielerlei der Dinge, die der Blonde sehen wollte, einfach vor die Nase halten konnte. Nayantai war sich selbst nicht sonderlich sicher, wohin all das führen würde und hinterfragte für einen Moment, wieso er sich all das hier antat, bevor er wieder zu ein und demselben Punkt zurückkehrte, an den er auch zuvor schon gedacht hatte: Er tat all das hier nicht nur für sich selbst, sondern für Rain, der ein schöneres Leben als sein bisheriges verdient hatte und wenn es dazu einen streunenden, gepeinigten Wolf brauchte, wieso auch nicht? Das Lamm auf den Ast zu ziehen war ohnehin leichter gesagt als getan, zumindest in seinem jetzigen Zustand und auch, wenn Rain eigentlich nur ein Fliegengewicht war, das Nayantai vermutlich blitzschnell in alle möglichen Einzelteile zerlegen könnte, würde er es wollen, so wusste er auch, dass es in Wahrheit nichts für sie beide tun würde - stattdessen waren es seine erschöpften Muskeln, die sich bereits zuvor darüber beschwert hatten, den Wolf auf den oberen Ast zu ziehen und sich jetzt, nachdem er Rain mit sich zog, noch mehr echauffierten.

      "Ähhh ... eingebildet?", fragte der Wolf stattdessen, wiederholte das fremde Wort, das er - auch wenn er es nicht wusste - gerade eben noch in seiner eigenen Sprache erklären wollte, weil Rain danach gefragt hatte. War es denn nicht irgendwie komisch, dass sie einander in mancher Instanz viel zu sehr verstanden, während sie in anderen noch immer fremdartige Wörter stolperten, die sich einem nicht sonderlich eröffneten? "Dafür habe ich jetzt eben schlechte Witze, die ich mit dir teilen kann!" War das wirklich Nayantais beste Ausrede? Es schien beinahe so, er wusste nicht wirklich warum, aber in Wahrheit konnte er sich selbst auch nicht sonderlich helfen - wenn er das Lamm nicht unter seiner dummen Art leiden und lachen ließ, wen sonst? Er fühlte sich in Rains Gegenwart zumindest wohl genug um seinen Mund weit genug aufzubringen und seine Hände nach ihm auszustrecken, ihn mit Augen anzusehen, die oftmals nicht sicher waren, was sie wirklich wollten und doch verdammt dankbar schienen. "Mh, ich glaube, wenn du immer nur vor allem Angst hättest, dann wäre dein Leben langweilig." Noch langweiliger, als es vermutlich ohnehin schon gewesen war - und ohne Vorwarnung, kaum hatte er Rain neben sich auf dem knorrigen Ast sitzen und hörte dessen Lachen, konnte er sich selbst nicht mehr zusammenreißen und fing an, ebenfalls zu lachen. Wieso? Weil es so lustig war? Nein, vermutlich eher, weil sie beide gerade die Freiheit hatten, nach der sie gesucht hatten - etwas, das Nayantai schon so lange wollte. "Ich glaube, ich kann mich nicht oft genug bei dir bedanken! Aber, ich kann dir zumindest die Aussicht geben, die wir jetzt haben." Alleine wäre das Lamm auch nie auf diesen Baum geklettert, also war es vermutlich umso besser, dass ein großer, böser Wolf es begleitete.
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    • "Das brauchst du nicht sein.", lächelte Rain sanft und schüttelte leicht den Kopf. "Du musst nichts zerkleinern oder mir etwas bringen damit ich dich mag. Abgesehen davon tust du ohnehin schon so viel für mich und es gibt nicht viel, dass ich dir zurück geben kann." Rain konnte hier draußen nicht viel tun. Er hatte keine Macht mehr, keinen Einfluss, keine Armee, nicht einmal mehr Bedienstete. Er hatte gar nichts mehr außer einen Wolf der hoffentlich nicht auf die Idee kommen würde, dass alles das er für Rain zu empfinden schien nur darauf fußte, dass Rain ihn in einem Augenblick größter Schwäche gerettet hatte, statt ihm mit Hass zu begegnen. Rain war es gewesen der den Wolf hatte beschützen können, jetzt war das nicht mehr so und er konnte nicht einmal für ihn Holz hacken. Holz sammeln, das ging vielleicht, aber vermutlich war Nayantai schneller. Wenn er vielleicht doch einmal etwas jagte, konnten sie sich die Arbeit vielleicht aufteilen. Der Gedanke hier draußen alleine zu sein ließ Rains Herz immer noch in seinen Magen sinken, aber er konnte das herunter schlucken und ignorieren. Er wollte nicht auch noch wie eine Klette an dem Wolf kleben und ihm die Freiheit wieder nehmen die er gerade erst wieder bekommen hatte.

      "Mh... ich wollte nicht klingen als gehe ich automatisch davon aus, dass du mehr für mich empfindest, weil das eben... eingebildet klingt.", versuchte Rain zu erklären was er meinte, ohne zu wissen, dass Nayantai zuvor versucht hatte ihm das selbe Wort näher zu bringen. "Habt ihr Wölfe den auch Witze die ihr euch erzählt? Ich meine... sowas wie kleine lustige Geschichten?", wollte Rain schließlich kichernd wissen. Kein Witz der zur Situation passte, einfach irgendetwas das überliefert wurde und Leute zum Lachen bringen sollte. Nicht dass Rain selbst viele Witze kannte, weder Adrestianische noch Thrianische. "Du... hast vermutlich recht. Mein Leben war ja auch ziemlich langweilig." Rain legte den Kopf etwas schief während er immer noch an den Stamm gelehnt war. Er hatte immer noch ein wenig Angst, oder zumindest hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen weil er so weit oben war, ohne etwas das einen Fall abfangen würde und das ließ sein Herz schneller schlagen, obwohl er sich nicht bewegte. Das wiederum war meist kein gutes Zeichen, auch wenn das alleine meistens nicht ausreichte um ihm einen Anfall zu bescheren, er war aber trotzdem lieber vorsichtig. Rain streckte eine Hand nach der des lachenden Wolfes aus, er wollte sie einfach nur ein wenig halten während sie hier oben saßen. Sie waren nicht hoch genug, um über die Baumkronen und den restlichen Wald hinweg zu sehen, auch nicht hoch genug um freie Sicht auf den Himmel zu haben, aber es war trotzdem schön hier zu sitzen, auch wenn sie vermutlich herunter klettern sollten bevor das Feuer die einzige übrige Lichtquelle war. "Du musst dich für gar nichts bedanken.", erklärte Rain bestimmt, sie mussten sich vermutlich beide nicht ständig bedanken, sie waren ja jetzt sozusagen quitt. Jeder hatte dem anderen das Leben gerettet. "Aber danke. Es ist schön hier oben. Vielleicht hätten wir den Rucksack mit dem Essen mit hinauf nehmen sollen."
    • "Mach dir keine Sorgen darüber!" Was würde er auch von Rain haben wollen? Das Lamm gab ihm ohnehin alles, wonach er verlangte und noch so viel mehr, wonach er gar nicht fragte - es schien beinahe schon unfair, ihm auch noch emotionale Probleme aufhalsen zu wollen und Nayantai war sich beinahe schon sicher in seinem Vorhaben, dass er gar nicht erst darüber nachdenken wollte, dass das Lamm auf andere Ideen kommen konnte. Im Endeffekt hatten sie beide einander, niemand anderen, weil sie sich selbst in dem Käfig wiederfanden, der sich die Welt schimpfte - und jetzt, kaum legten sie all diese Dinge ab, schien es doch beinahe viel zu idiotisch darüber nachzudenken, wieso sie eigentlich nicht mehr als das hatten. "Es reicht mir, wenn wir unsere Zeit hier draußen miteinander verbringen und wenn ich dir Thria zeigen kann!" Zumindest wäre es ein Ort, den Rain nie mit seinen Augen sehen dürfte - das Land der Nomaden, die sich einfach so von den hungrigen Schafen zerfressen ließen, weil ihnen beinahe nichts anderes übrig blieb. War das wirklich alles, was es brauchte, um eine Nation - mit haufenweise Gewalt - zu vereinen? Nayantai hatte sich selbst seine Antwort darauf zusammengereimt, etwas, das wohl der ein oder andere Wolf genau so empfinden würde - der König der Schafe hatte den Verstand verloren und wer sich auf ihn einließ, der belog sich vermutlich nur selbst.

      "Ich ... naja, aber ich empfinde das Gleiche, ich bin mir ziemlich sicher", erwiderte der Wolf knapp, als hätte er gerade etwas aufgeschnappt, von dme er sich gar nicht erst sicher gewesen war, ob er es überhaupt aussprechen musste. Zu behaupten, sie kämen nur miteinander aus und hätten sich nicht ineinander verliebt wäre vermutlich nicht gerade die Wahrheit und wenn Nayantai verdammt ehrlich war, dann wusste er - zumindest für den Moment - dass sich so schnell nichts daran ändern würde. "Äh ... hm ..." Gab es bei den Wölfen überhaupt Witze? Haufenweise, aber keine, die sich gut übersetzen ließen und Rain einen thrianischen Witz zu unterbreiten, der nicht für Kinder gedacht war, schien nicht zu funktionieren, weswegen er schlussendlich seufzte und den Kopf schüttelte. "Nicht, dass mir irgendetwas einfallen würde, aber ich kann dein Leben auch ohne Witze etwas spannender machen!" Genau das entsprach der ungeteilten Wahrheit - der Wolf hatte ihn doch bereits hier raus gezerrt und ihm ein Stück der Welt gezeigt, vor der sie gerade davonrannten - einige, große Stücke Land, die eigentlich dem blonden, schwachen Schaf gehörten, das er wie einen Sack Kartoffeln durch die Gegend hieven konnte und doch hatte Rain all das, sein ganzes Leben lang, nur von einer gläsernen, kalten Scheibe aus betrachten können, während er in einem steinernen Gemäuer hausierte und vor sich hin weste. "Ist das nicht widersprüchlich?", hinterfragte er. "Wenn ich mich für nichts bedanken muss, dann musst du dich erst recht für noch weniger bedanken", erwiderte er und fasste an die Hand des Lammes, die er fest drückte - beinahe so, als vergaß er vielleicht für einen Moment, dass Rain nicht fallen würde, nur weil er ihn losließ. "Wenn du willst, dann kann ich unser Essen holen." Galt das hier, wenigstens für den Moment, als durchaus romantische Zweisamkeit? Nayantai war sich sicher, dass er mehr davon wollte, aber danach zu fragen schien, in ihrer jetzigen Situation, durchaus fehl am Platz.
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    • "Dann solltest du dir auch keine Sorgen darüber machen!", lachte Rain. Sie wollten einander anscheinend beide mehr geben als sie hatten, mehr als sie konnten und sie fühlten sich scheinbar beide so als gäben sie nicht genug und als wäre ihre bloße Anwesenheit nicht schon alles was der jeweils andere eigentlich brauchte. Nichts hier draußen war einfach, nichts in dieser von Krieg zerrissenen Welt machte Sinn, aber zumindest hatten sie einander und Rain wollte das genießen solange es anhielt. Er machte sich immer zu viele Sorgen, hatte Angst, fühlte sich unzureichend, aber heute war ein anderer Tag und er saß sogar auf einem Baum! Das war etwas das er sich nie zu Träumen gewagt hatte. "Ich weiß es ist alles... schwierig und ich sollte mich eigentlich nicht freuen, aber... ich bin froh hier draußen zu sein. Und ich möchte gerne, dass du mir Thria zeigst.", erwiderte Rain mit einem Lächeln. Er sollte traurig sein, oder wütend, darüber, dass sein Vater gestorben war, darüber, dass man ihm sein Land entrissen hatte und darüber, dass ihn alle verraten hatten und sogar hinrichten wollten, ganz unabhängig von Nayantai. Ihn benutzten sie nur als Ausrede und langsam fragte Rain sich ob der König den Fürsten von Fhaergus beauftragt hatte Nayantai hier her zu bringen, damit er ihn und seinen Sohn einfacher los werden konnte.

      "Es ist... seltsam für mich. Ich hatte nie eine Freundin. Oder einen Freund. Ich habe ja nicht einmal normale Freunde... bis auf einen und den sehe ich nie persönlich.", erwiderte Rain. Ja einen Freund hatte er, aber er konnte ihn nicht um Hilfe bitten, selbst wenn sie gerade sein land durchquerten. Er wollte ihn nicht in etwas mit hinein ziehen dem er nicht gewachsen war. Wenn der König Wezette übernehmen wollte, dann konnte er das jederzeit tun, einfacher als es mit Fhaergus gewesen war. Aber jetzt war keine Zeit darüber nachzudenken, Rain ertappte sich ständig dabei wie er über etwas sinnierte und sein Blick sowie seine Gedanken abdrifteten. Das war Nayantai gegenüber nicht fair. "Mein Leben spannender machen ist einfach!", lachte er schließlich, die Aussage des Wolfes allein ging schon beinahe als Witz durch. Die Frage war nur, ob alles zu verlieren das wirklich wert war. "Jaja ich weiß. Wir sind quitt.", schmunzelte Rain und blickte auf seine Hand auf die plötzlich stärkerer Druck ausgeübt wurde. Fast so als hätte Nayantai Angst Rain zu verlieren. Rain jedoch strahlte auf einmal und warf dem Wolf ein weiteres Lächeln zu. "Ja? Können wir hier oben essen? Ich kann mich alleine fest halten bis du wieder da bist? Versprochen!"