spellbound. (earinor & akira)

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    • Nayantai hingegen hatte noch nie seine Zeit in einem solch prunkvollen Saal verbracht. Steinhäuser waren sonderbar, die Sitten der Schafe ebenfalls - aber nur für Nayantai, der eben das nicht gewohnt war. Befanden sich die Wölfe nicht auf der Jagd und sahen sich gezwungen ein kleines Lager aufzuschlagen, an welchem sie sich mit offenem Feuer etwas zubereiteten, kehrten sie alle wieder zurück nach Hause und fanden sich entweder in ihren Zelten oder aber um ein großes Feuer wieder, während der kalte Abendwind über sie hinweg fegte und sie sich Dinge erzählten - derartige Aufgebote gab es nicht, denn auch wenn es unter den verschiedenen Nomadenvölkern Freundschaften gab, so waren Besuche relativ selten. Wenn man sich doch damit konfrontiert sah, integrierte man den Gast vorübergehend, es gab also keinerlei Anlässe, die dazu führten, dass man auch nur irgendein Zelt prunkvoll ausschmücken musste, nur weil man Besuch erwartete. Genau genommen würde er auch nicht verstehen, weswegen man solch einen Aufwand betrieb - nur, weil man einen guten, ersten Eindruck hinterlassen wollte? Dann war es beinahe schon ein Trugbild, das man lediglich dazu erschuf, um sich selbst und jemand anderem zu gefallen, einfach nur, weil man es nicht besser wusste oder gar deswegen, weil man glaubte, eben dadurch glänzen zu können. Heuchler.

      Nayantai nickte, auch, wenn die Aussprache Rain's noch verbesserungswürdig war - aber eben das wollte er ihm nicht auf die Nase binden, alleine deswegen, weil er sich wahrscheinlich auch nicht sonderlich gut anhörte, wenn er die Sprache der Schafe durch den Fleischwolf jagte, den seine Stimmbänder darstellten. Viel lieber schnitt er sich ein Stück von der Kartoffel ab, schob sich diese in den Mund und sah seinem Gegenüber dabei zu, wie er wohl sichtlich bemerkte, dass Nayantai nicht gerade erfreut darüber zu sein schien, dass er nicht ganz verstand - so würde er es zumindest deuten. "Hm. Das Messer schneidet ... trotzdem? Ach, wie frustrierend ist diese Sprache?", brummte er, bevor er überlegte, wie genau er sich selbst dabei helfen konnte, dieses kleine aber feine Wort zu verstehen. Nicht eher ruhen wollte er, bevor er es tat - so dumm es auch klang. "Ein Messer ist ein Messer. Hm. Es schneidet? Ja, es schneidet, aber ... ach, wie frustrierend", anstatt sich allerdings weiter darauf zu konzentrieren, klopfte er auf die Holzplatte des Tisches, an dem sie saßen. "Tisch", sagte er stattdessen, deutete auf den Sessel, auf welchem er sich niedergelassen hatte und wiederholte ein bereits gelerntes Wort - "Sessel". Wenn er an einem Eck nicht weiterkam, dann sollte er zumindest beim Nächsten anfangen.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain lächelte entschuldigend, weil er sich offenbar nicht besser erklären konnte und der Wolf nun frustriert war. Wenn sie mehr Worte zur Verständigung haben würden, dann konnten sie sicher auch komplizierteres erklären, vielleicht war es einfach noch zu früh. Er ließ das Wort also so wie sein Gast auf sich beruhen und sprach stattdessen das Wort "Tisch." langsam und deutlich aus. Dann machte er eine Kreisbewegung mit der Hand, deutete damit den ganzen Raum an. "Wir nennen das Speisesaal. Speisesaal.", erklärte er. "Saal... ist ein großer Raum." Er glaubte nicht, dass es in der Sprache der Wölfe etwas Vergleichbares gab, immerhin bauten sie keine Häuser, er wusste nicht einmal ob sie zusammen speisten oder nicht.
      "Speise ist ein anderes Wort für Essen. Speise...Essen." Er deutete auf seinen Teller mit dem Essen darauf, um anzudeuten, dass beide Wörter darauf passten. Er wusste nicht ob Nayantai ihm folgen konnte, immerhin wusste er auch nicht was das Wort Raum bedeutete. Er würde es ihm wohl nach dem Essen besser erklären können, wenn er ihn zurück zu seinem Zimmer begleitete und sie an ein paar mehr Räumen vorbei gingen. "Ich würde gerne sehen we ihr lebt, weißt du? Aber ich schätze, das wird niemals möglich sein."
    • Bemerkte man, dass es ab irgendeinem Punkt einfach nicht mehr weiterging, sondern dass man gerade aus gegen eine Wand krachte, ließ man es also lieber sein und konzentrierte sich auf andere Dinge, die weitaus weniger Zeit beanspruchten als das, das einem schon zum Fraß vorgeworfen war, aber anscheinend nicht von Nutzen war, da man einfach nicht verstand. Neue Worte und die Erweiterung des eigenen Sprachschatzes mochten zwar schön sein, doch im Endeffekt landete man eben dort, wo sie beide waren: In einer Sackgasse, aus der man sich heraus manövrieren musste. "Speisesaal. Saal." Dafür gab es, trotz der umfangreichen Versuche seines Gegenübers, ihm zu erklären, was es war, in seiner Sprache kein Äquivalent, weil die Nomaden seines Volkes nichts dergleichen hatten. Womöglich konnte jemand, der sich irgendwo niedergelassen hatte, den passenden Wortschatz aufweisen, aber nicht er. Dementsprechend nickte er also nur, anstatt Rain ein anderes Wort zu zeigen - antwortete er jetzt, würde er wohl oder übel einfach nur Verwirrung stiften. Stattdessen sagte er lediglich "Saal." und hielt die Hände wieder weit auseinander. Wieso man mehr als ein Wort für etwas benötigte, leuchtete ihm jedoch nicht so recht ein - aber das hieß, das beide wohl das Gleiche umfasste und das Essen und Speisen das Gleiche waren - fiel ihm ein Wort nicht ein, konnte er das Andere verwenden. "Also habt ihr Wörter, die einfach das Gleiche bedeuten, aber anders sind? Ach, ihr Schafe macht es euch selbst irgendwie nicht einfach, was?", seufzte er. Nayantai überlegte, welche Worte er Rain im Gegenzug beibringen konnte, aber viele dieser Dinge hier gab es bei ihnen nicht, geschweige denn wusste er, ob Rain ihn verstand oder wollte, dass er während des Essens aufstand. Ihre Zelte hatten weder Fenster, noch Steine, oder gar eine feste Struktur - sie standen einzig und allein durch Holz und etwas Geschick der Nomaden, ließen sich aber genau so leicht wieder zusammenklappen und wegschleppen, wie man sie aufstellte. "Was würdest du nur tun, wenn du in meinen Schuhen stecken würdest, hm?"
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    • Gleich zwei Fragen wurden an Rain gerichtet und keine der Beiden konnte er beantworten. Er wusste nicht was Nayantai von ihm wissen wollte, aber auch Rain plapperte oft genug vor sich hin, obwohl er wusste, dass der Wolf ihn nicht verstehen konnte. Es schien hier drin auch nichts mehr zu geben, das Nayantai benennen wollte, oder konnte, oder das ihn interessierte. Vielleicht jedoch, wollte er nach dem Essen ein wenig spazieren, sich die Beine vertreten, wenn auch nur in dem Anwesen. Es tat dem Wolf vielleicht ganz gut, die einzige Wanderung die er in den letzten Monaten, vielleicht Jahren getätigt hatte, war die hier her und diese Erfahrung war bestimmt nicht sonderlich angenehm gewesen.
      "Möchtest du nachher ein wenig mit mir Spazieren?", fragte er also und ließ zwei seiner Finger über die Tischplatte wandern, als wären sie seine Beine. Dann machte er eine erneute Kreisbewegung die diesmal das ganze Anwesen bedeuten sollte. Vielleicht fand er ja etwas, das ihm gefiel, oder sie fanden zumindest Wörter, die sie einander beibringen konnten. Das Anwesen war so groß, dass Nayantai nicht jeden Raum an einem Tag entdecken konnte, vielleicht beschäftigte ihn das zumindest eine Weile.
    • Momentan wünschte er sich nichts mehr als jemanden an seiner Seite zu wissen, der derselben Sippe entsprang wie er - der jedes Wort, das er sprach, auch verstand, doch wäre dieses Unterfangen unmöglich, so lange er hier fest saß und nur jemanden an seiner Seite wusste, der zwar versuchte ihn zu verstehen, aber keinerlei Möglichkeit dazu besaß, es wahrhaft effizient zu tun. Nayantai wusste, dass Rain von heute auf morgen keine vollständige Sprache erlernen würde, obgleich genau das wohl eine gewisse Kluft zwischen den beiden schließen sollte. Weshalb auch immer, so fragte er sich, er sich all dies antun musste, war ihm ein Rätsel. Hätte man ihn hingerichtet oder in einem Kerker versauern lassen, so war er sich dessen bewusst, wäre er nicht mehr hier und würde auch keinen Laut mehr von sich geben können - nicht darüber bescheid wissen, wie ungerecht diese Welt doch war und wie sehr er sich mit ihr und den Ideologien der Fremden herumschlug, die es wohl oder übel für nötig hielten, sich ein kleines Stück seiner Welt anzueignen. Nayantai wusste nicht so recht wohin mit ihm, oder wohin mit dem Hass auf die Schafe - aber auch dafür hatte er keine Zeit.

      "Spazieren?", wiederholte er verwirrt, als er auf die Hände des Adeligen achtete, der versuchte, ihm zu symbolisieren, was genau er damit meinte. Also gehen - durch das Anwesen, wie es schien. Natürlich wäre es kein Problem für ihn, sich körperlich anzustrengen, aber selbst wenn er einen Spaziergang machte, wieso nicht dort draußen? Vielleicht, weil er sich weiterhin schonen sollte und es dort draußen wirklich kalt war? Vermutlich. "Ja", antwortete er auf die ihm gestellte Frage. "Spazieren", kam es von ihm aus, damit auch Rain wusste, was dieses Wort in der fremden Sprache bedeutete, mit der er sich so freiwillig auseinandersetzte. Nayantai hingegen hatte zwar nicht alles, das sich auf dem Teller vorfand gegessen, und doch legte er das Besteck endgültig beiseite. "Danke", meinte er lediglich noch, bevor er die Wand anstarrte und auf diese deutete. "Wand." Nayantai war noch nie sonderlich gesprächig gewesen, doch einzelne Worte zu sagen hörte sich noch dümmer an als ein Satz. "Boden", sagte er, kaum deutete der Finger nach unten. Würde er so versuchen, den Blonden den ganzen Winter lang bei Laune zu halten? Hoffentlich nicht.
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    • Der Wolf stimmte offensichtlich zu einen kleinen Spaziergang zu machen, nutzte sogar Rains Sprache. Er lächelte und prägte sich das Wort für Spazieren ein, das er kurz darauf zu hören bekam. Es freute ihn, dass der Wolf versuchte sich in Rains Sprache zu verständigen, wenn es möglich war. Er nahm sich vor, dasselbe zu versuchen. Außerdem gefiel ihm der Gedanke Nayantais Sprache zu beherrschen sogar viel besser, als dass der Wolf seine Sprache kannte. Sie würden sich unterhalten können und niemand verstünde was sie sprachen, das klang eigentlich ganz nett, wurden sie doch im Moment nie alleine gelassen. Natürlich hätte Rain die Soldaten weg schicken können, die mit gebührendem Abstand nach dem Rechten sahen, aber seine Untergebenen stellten ihn schon genug in Frage. Da war es ihm im Moment lieber, sie bekamen zumindest ein bisschen von dem, was sie wollten. Als Erbe dieses Hauses hatte er eine gewisse Verantwortung zu tragen und speziell er musste sich der Unterstützung seiner Untergebenen gewiss sein, wenn er überleben wollte.

      Rain legte sein Besteck weg, als auch Nayantai es tat und sprang förmlich von seinem Sessel auf, er war aufgeregt, so fühlte er sich schon seit gestern. Er wollte dem Wolf so vieles zeigen.
      "Wand.", erklärte er und deutete ebenfalls auf eben diese. "Boden.", sagte er kurz darauf und zeigte nach unten. Dann deutete er nach oben. "Decke."
      Dann sah er sich noch etwas mehr um und schritt an eine Wand heran, deutete auf die entzündete Öllampe die ihnen neben dem Kamin etwas Licht spendete. "Lampe." Anschließend hob er seine Hand davor und deutete auf eine helle, dann eine dunkle Stelle an der Wand. "Licht und Schatten." Er lachte leise. "Ich hoffe das ist nicht zu viel auf einmal."
    • Jungen Wölfen brachte man das Sprechen am besten damit bei, indem man sie in Gespräche mit einbaute - ihnen Dinge zeigte und einzelne Worte zu verstehen gab, oder aber sie einfach lauschen ließ und dann Worte wiedergeben hörte, die sie einfach so in sich aufnahmen wie ein Schwamm. Wieso sollte es anders sein, wenn er sich um ein Lamm kümmerte? So dumm es sich auch anhörte und so stumpf es war, es wäre wohl die beste Methode um das zu erreichen, was er wollte: Dass Rain die Sprache der Wölfe erlernte und damit er die Sprache der Schafe verstand und nicht weiter als ein mysteriöses, ungeheures Monster abstempeln musste, dem er sich nicht stellen wollte. Womöglich könnte auch alles anders sein, hätte er sich in seiner Jugend eben dem gewidmet und nicht auf stur geschalten - aber egal was er getan hatte, es führte ihn nun hierher - ob er hier sein wollte oder nicht, er war hier. Nayantai fiel lediglich auf, dass Rain ihn nicht wie Dreck - wie einen Wolf, eine Bestie - behandelte, sondern eher wie jemandem, von dem er lernen wollte. Vor dem er keine Angst hatte, obwohl er ihm den Hals umdrehen könnte. Natürlich legte er noch lange nicht sein ganzes Vertrauen in das Lamm, das neben ihm saß, aber der Eisblock, der Nayantai war, würde in kürzester Zeit beginnen zu tauen.

      Erstaunt sah er Rain an, der sich einfach mir nichts dir nichts von seinem Sitzplatz löste, beinahe umher sprang wie ein aufgeregtes Kind, welches einen Wunsch erfüllt bekam. Nayantai ließ ihn genau das tun, fühlte es sich doch nicht richtig an, ihn zu ermahnen oder gar zu zügeln, nein. Der Adelige konnte tun was er wollte, selbst dann, wenn Nayantai selbst sich so fühlte, als würden sich die Blicke seiner Dienerschaft immer wieder in seinen Nacken bohren und dort festhängen - auch sie vertrauten ihm keineswegs. "Wand. Boden. Decke", bestätigte er dem Blonden, während seine Finger erneut die Richtung gingen, in welche sie vorher gezeigt hatten, aber zum Abschluss nach oben wanderten. "Decke", ließ er verlauten. All diese Dinge waren trivial, doch kaum löste er sich auch von seinem Stuhl - um einiges langsamer als der Blonde - streckte er sich und folgte jeder Bewegung, die der Adelige machte. "Lampe. Lampe." Nayantai war sich dessen bewusst, dass er wohl oder übel über seine eigenen Worte stolpern würde, oder sich irgendetwas nicht merken würde, wenn sie in diesem Tempo weitermachten, aber jetzt, in diesem Moment, machte es einfach zu viel Spaß. Bei den nächsten Wörtern legte er den Kopf schief.

      Licht war ihm ein Begriff - aber Schatten nicht. Es war nicht so, dass die Nomaden kein Wort dafür besaßen, sondern eher, dass es eher schwer für ihn zu deuten war, was genau gemeint war - "Licht. Licht geht von einer Lampe aus, nicht? Das müsste dann heißen ...", Nayantai fing an, für einen Moment zu grübeln. "Licht und Schatten ... hell und dunkel, oder?", harkte er nach, dennoch wusste er, dass er womöglich nicht verstanden wurde, weswegen er sich überlegte, wie er eben dieses Konzept dem Adeligen näherbringen sollte. Seine eigenen Finger fanden sich an der Wand wieder, auf die er gedeutet hatte. "Licht ist hell." Daraufhin kam ihm eine Idee. Anstatt an die Stelle der Wand zu zeigen, die Rain als Schatten erklärt hatte, deutete Nayantai auf den Schatten, den Rain warf. "Das ist dein Schatten, oder?"
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    • "Decke... und Lampe.", wiederholte Rain nickend, als Bestätigung, dass er es sich gemerkt hatte, nur um wieder etwas verwirrter zu sein, als der Wolf so viele Worte auf einmal sprach. Er sah zu wie Nayantai zu ihm herüber kam, ohne Angst vor dem großen Wolf zu haben, dessen Schritt zu kräftig und bestimmt war, trotz seines Zustandes. Als er dann auf Rains Schatten zeigte, lächelte er nickend. "Ja!", bestätigte er beinahe schon stolz klingend und legte seine Hand ebenfalls an die Wand, dort wo sein Schatten war. "Mein Schatten.", wiederholte er und war sich nun auch sicher, noch ein weiteres Wort gelernt zu haben. 'Oder' war ein Wort, das Nayantai oft im Zusammenhang mit einer Frage verwendete, er würde vielleicht Gelegenheit haben es zu verwenden und dann merken, ob er es richtig verstanden hatte.
      "Mein Schatten...", er deutete nun auf sich selbst um zu symbolisieren, dass der Schatten zu ihm gehörte. "Mein... Ich...? Wie sagt man das nur in deiner Sprache?"
    • Fortschritte waren schön, selbst dann, wenn sie nur minimal waren - aber jedes Wort halt in diesem Moment ein bisschen mehr dabei, dass sie einander verstanden. Enthusiasmus spielte dabei eine große Rolle, wenn auch gleich dieser wahrscheinlich nicht immer gegeben war - doch jetzt in diesem Moment war wohl mehr als genug vorhanden. Nayantai hätte wohl noch so groß oder alt sein können, Rain fand, dass er wohl beinahe handzahm war, dass von ihm keine Gefahr ausging und das jeder Schritt, den der ach so wilde Wolf tätigte, einer in die richtige Richtung war. Nayantai wusste, dass nicht nur er mit Vorurteilen zu kämpfen hatte, und doch wirkte Rain eher so, als würde ein unangenehmer Stoß in die falsche Richtung reichen, um jedwede Form von Leben aus ihm herauszupusten - etwas, das er nicht gewohnt war. Schwach war ein Wolf nie, dafür aber ein Lamm, dem kein Schaden zugefügt werden sollte. Nayantai legte seine Hand selbst dorthin, wo sich sein Schatten befand und wiederholte: "Mein Schatten." In diesem Fall müsste das wohl bedeuten, er gehörte zu ihm - und der Schatten, den Rain warf gehörte zu Rain. Allerdings gab es für all diese Dinge eine Erklärung in jedweder Sprache, nur beherrschen musste man sie erst. Salopp wurde ihm eine Frage an den Kopf geworfen - etwas, das die beiden wohl gut und gerne taten, tatsächlich aber nicht verstanden. Wiederum deutete er auf sich selbst, danach auf seinen Schatten. "Mein Schatten", murmelte er, bevor er auf Rain deutete und dann dessen Schatten. "Dein Schatten." Momentan war jedes Wort ein Schritt, der zu Verständnis führte, allerdings mussten sie beide sich dessen bewusst sein, dass es auch irgendwann zu einem Stillstand kommen könnte, wenn sie einander schon so viel beigebracht hatten, dass sie nicht mehr wussten, wie sie am besten fortfahren sollten. "Ich habe einen Schatten. Es ist mein Schatten. Du hast auch einen Schatten. Deinen Schatten", versuchte er, Rain klar zu machen, wenn auch gleich er dabei sowohl auf sie selbst als auch die Schatten zeigen musste, damit er ihn dazu bringen könnte, zu verstehen was genau er meinte. Würde erst das geklärt sein, gäbe es tatsächlich noch ein paar andere Worte, die ihm spontan einfielen.
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    • Rain beobachtete den Wolf genau und hörte noch genauer zu. "Mein Schatten.", wiederholte er und deutete auf sich selbst, dann deutete er auf Nayantai. "Dein Schatten." Das folgende war nicht so einfach zu verstehen, aber Rain versuchte es. "Ich habe... einen Schatten.", wiederholte er das Gesagte und sagte es noch einmal in seiner eigenen Sprache. "Es ist mein Schatten... Du hast einen Schatten... Deinen Schatten." Rain sah auf, lächelte, sie machten ja doch ganz gute Fortschritte. "Ich habe... Du hast...", wiederholte er diese Eigenheit noch einmal für sich selbst, er ahnte schon, dass er öfter darüber stolpern würde, als ihm lieb war. Er fragte sich, wann sie an einen Punkt kamen, an dem sie beide nicht mehr wussten, wie sie dem anderen etwas erklären sollten, wie sie abstrakte Dinge benennen sollten, welche die man nicht sehen konnte. Schon ein einfacher Satzbau war schwierig... Kinder brauchten eine lange, lange Zeit um eine Sprache zu lernen, ob es einfacher war, wenn man schon erwachsen war, wusste Rain nicht, aber er war ungeduldig. Er wollte nicht so lange brauchen, nicht den ganzen Winter.
      "Es macht Spaß... mit dir zu lernen. Ich hoffe du hältst mich auf, wenn du genug hast. Wenn du spazieren willst..." Rain nutzte erneut seine Finger um eine Gehende Bewegung zu machen, "... dann geh voraus." Er deutete zur Tür. "Wenn du schlafen willst..." Nun legte er seine Hände zusammen und legte sie an seine Wange, legte auch den Kopf schief, "... dann sag es mir irgendwie."
      Nun legte er eine Hand für einen Moment auf Nayantais Brust. "Es ist deine Entscheidung. Dein."
    • Nayantai war sichtlich erfreut darüber, dass die beiden so gute Fortschritte machten - tatsächlich klatschte er in die Hände, kaum verstand Rain was genau er von ihm gewollt hatte und was er gesagt hatte. Sich trotz der Sprachbarriere und den Differenzen, die ihre beiden Völker eigentlich an den Tag legten, so glänzend zu verstehen, war etwas Neues, gar förmlich unerwartetes, das er selbst nicht ganz glauben wollte - doch es entsprach der Wahrheit, die sich nicht nur aufgrunddessen geformt hatte, weil Nayantai es so gewollt hatte. Mit einem Nicken bestätigte er Rain noch dessen Worte, bevor er allerdings auch schon überlegte, auf was er das Gespräch nun schlussendlich lenken sollte. Weiterhin auf ihre Schatten, oder gar in eine ganz andere Richtung - auf den Schnee und den Frost, der sich vor den Fenstern auftürmte? Er wusste nicht so recht, doch war ihm klar, dass Rain bedrückt aussah, kaum hatte er gestern aus dem Fenster geblickt - durfte man das Steinhaus nicht mehr verlassen, hatte man sich einmal in diesem abgesetzt? Was auch immer es war, viel lieber würde er dieses Thema nicht anschneiden, sondern sich ehrlich gesagt darauf konzentrieren, was man ihm an den Kopf warf. Mit einem Nicken untermalte er erneut, dass er einigermaßen verstand, was man von ihm wollte - auch, wenn er definitiv nicht wieder schlafen wollte. Ohne wirklich zu fragen, nahm er die rechte Hand Rain’s in die seine und machte keine Anstalten, diese wieder loszulassen, kaum setzte er sich in Bewegung. Allerdings wollte er sich das Reden auch nicht nehmen lassen, selbst dann, wenn Rain nicht ganz verstand. “Ehrlich gesagt fühle ich mich ausgeruht genug um nicht sobald nochmal schlafen zu gehen. Ich vertrete mir viel lieber die Beine. Uhm. Beine”, sagte er noch, dann deute er schon auf seine eigenen mit seiner freien Hand. Wohin genau er wollte, wusste er nicht - kaum hatte er den Speisesaal verlassen, stand er orientierungslos im Gang. “Wohin?”, fragte er, deutete dann wild durch die Gegend und legte den Kopf schief. Lange genug wartete er dennoch nicht, um eine Antwort zu bekommen, sondern wanderte einfach auf gut Glück in eine Richtung. “Weißt du, ich habe es mir hier um einiges schlimmer vorgestellt, wenn ich ehrlich bin. Aber ... momentan scheint alles ganz in Ordnung zu sein.”
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    • Rain war erneut überrascht, als Nayantai so plötzlich nach seiner Hand griff und ihn mit sich zog. Er hatte nichts dagegen, aber er musste zugeben, dass es sehr ungewohnt war. Höchstens sein Vater, oder seine Mutter hatten ihn mal an der Hand, oder auch mal etwas kräftiger am Handgelenk genommen, niemals jedoch würde jemand niederen Standes auch nur auf die Idee kommen, einfach so Hand an ihn zu legen. Jedoch war es ja Rains eigene Schuld, dass Nayantai so unbeschwert einfach nur nach machte, womit er begonnen hatte. Und wenn man es anders betrachtete, so war der Prinz der Wölfe sogar höher gestellt, als der Fürstensohn.

      Rains Wachen waren angewiesen nichts zu unternehmen und Abstand zu halten, sie hielten sich auch daran, ließen die Beiden passieren und folgten erst als beide schon ein Weilchen gegangen waren.
      Rain lächelte Nayantai verständnislos an, er hatte keine Ahnung was er sagte und ließ sich einfach nur von ihm führen. "Beine.", wiederholte er jedoch und sagte es dann auch noch einmal in seiner eigenen Sprache. "Beine. Zwei Beine, ein Bein. " Kurz darauf, zog er selbst sanft an dem starken Arm des Wolfes und deutete auf eine Tür, an der sie gerade vorbei kamen. "Tür.", sagte er und lächelte. "Du kannst jede öffnen, die du möchtest."
    • Rang und Namen waren egal - auch, wenn man sich aufgrund dieser an diverse Sachen zu halten hatte, so war Nayantai nie jemand gewesen, der sich dadurch sonderlich hatte aufhalten lassen. Oftmals war die Bestrafung dafür, dass er sich Leuten annäherte, von denen er Abstand halten sollte, auch nicht sonderlich hoch - er lernte lediglich, sich in eine nicht sonderlich maßgeschneiderte Rolle einzuleben, war eigentlich noch ein Kind und wusste es eben nicht besser. Im hier und jetzt war der einzige Punkt, der davon der Wahrheit entsprach, wohl oder übel, dass er es nicht besser wusste und sich als gleichgestellt mit Rain ansah, so wie sie es alle sein sollten. Die Schafe waren anders, hatte man ihm gesagt - nicht sonderlich freundlich, oder gar offenherzig. So, als wären sie die Bestien vor denen man sich fürchten sollte, doch selbst das blieb aus - Nayantai hatte keine Zeit dafür, sich vor jemandem zu fürchten oder sich Angst machen zu lassen.

      “Zwei Beine. Ein Bein. Zwei Beine. Ein Bein. Ein Arm. Zwei Arme”, sagte er, als er dann auch schon auf die entsprechenden Gliedmaßen deutete, zumindest mit der Hand, die nicht gerade die von Rain in der Hand hielt und den jungen Fürsten mit sich durch die Gegend zog. Steinhäuser waren um einiges weitläufiger als Zelte, größer und oftmals robuster - aber auch so konzipiert, dass man sich schwer in ihnen zurechtfand, lebte man nicht schon eine ganze Zeit in ihnen. Nayantai war sich dessen bewusst, dass er nicht einfach so an irgendwelche Stellen dieses Anwesens gezielt rennen konnte, sondern sich lediglich mit dem zufrieden geben sollte, was man ihm erlaubte zu sehen. “Tür”, die Sprache der Schafe war, wenn er ehrlich war, etwas härter auszusprechen als die Worte in der eigenen Sprache, doch für Tür gab es auch kein weiteres Wort, das ihm im Moment einfiel. Stattdessen zeichnete er in der Luft ein Dreieck, so, dass Rain dieses auch sehen konnte. “Wir leben in Zelten, für Türen haben wir keine Verwendung”, meinte er noch, bevor er an der Tür vor sich leicht klopfte und sie anschließend öffnete. Das waren doch die Sitten der Schafe, nicht?
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    • "Ein Arm, zwei Arme. Ein Arm, zwei Arme.", wiederholte Rain, es war fast schon wie ein Spiel, wie sie abwechselnd Worte wiederholten und neue hinzufügten. Die Tür jedoch schien der Wolf nicht benennen zu können und es war auch zu erwarten gewesen, lebten die Wölfe doch in der Natur und nicht in Steinhäusern. Anscheinend hatten sie auch kein Wort erfunden als sie mal eine Tür sahen, oder sie sahen so selten welche, dass sie einfach kein Wort dafür brauchten. Eingang, wäre wohl ein Wort, das den Zugang zu einem Zelt beschreiben konnte, aber innen gab es dann nur einen Raum.
      Es war also auch nicht verwunderlich, dass Nayantai nicht wirklich wusste, was das Klopfen zu bedeuten hatte, das er jedes Mal hörte, bevor Rain das Zimmer betrat. Der blonde Adelige musste kichern, der Wolf wirkte manchmal wie ein Kind, trotz seiner Größe und Statur. Rain blieb vor dem Raum stehen, selbst als die Tür schon geöffnet war, damit er Nayantai erklären konnte, was das Klopfen bedeutete.
      Als er seine Aufmerksamkeit hatte, machte er einen übertrieben großen Schritt in den Raum hinein. "Rein.", sagte er und schritt kurz darauf wieder nach draußen. "Raus." Nun klopfte er an das Holz. "Klopfen.", benannte er die Tätigkeit, dann klopfte er erneut. "Rein?", fragte er nun, deutete auf Nayantai un sagte "Ja.", als wäre das der Text des Wolfes. Nun nickte Rain. "Rein.", bestätigte er nun un trat wieder in den Raum. "Du musst also nicht klopfen, wenn du niemanden darin erwartest und wir sind hier alleine."

      Das Zimmer selbst hatte wohl mehr zu bieten, als eine einfache Tür. Dass er sich gerade das Zimmer ausgesucht hatte, in dem Rain die Meiste Zeit verbrachte war schon witzig. Vielleicht ging eine gewisse Wärme davon aus, die sie unbewusste von draußen wahrnehmen konnten, denn beheizt war dieses Zimmer, im Gegensatz zu den Meisten anderen, immer. Auch vorhin noch, als der Wolf geschlafen hatte, hatte Rain seine Zeit hier verbracht um die Worte aufzuschreiben, die er gelernt hatte. Dementsprechend gab es hier Papier, Feder und Tinte. Alles nicht sehr ordentlich auf einem großen, hölzernen Schreibtisch verteilt. Aber das war noch nicht alles, es türmten sich hier, ähnlich wie in Rains Schlafzimmer, eine Menge Bücher auf, nicht alle fanden in Regalen Platz, manche stapelten sich an verschiedenen Stellen in dem großen Raum. Auch Karten gab es hier die seine Ländereien zeigten, das Königreich und manche zeigten auch die angrenzenden Länder die nur teilweise erforscht waren. Am Fenster stand ein Teleskop und man fand auch das ein oder andere Artefakt, begraben unter einem Berg Papier, das Rains Vater ihm mitgebracht und das er zu erforschen versucht hatte.
    • "Ein Arm, zwei Arme." Nayantai fasste sich mit seiner Hand an die Nase, hielt diese zu und sprach ihm wohl witzigstem Ton, den er bis jetzt fabriziert hatte: "Eine Nase" bevor er wieder verstummte. Benannten sie schon Teile ihres Körpers, dann konnten bräuchten sie wohl noch eine Weile, bis sie alle davon durch hatten - selbst dann, wenn es andere Dinge gab, die sie genau so gut bereden konnten. Ob Rain hier irgendwo Blumen oder Kräuter hatte, die Nayantai benennen konnte? An irgendeinem Ort in diesem Anwesen sicher, aber dafür musste er erst einmal herausfinden wo - und damit würde er sich Zeit lassen. Gleich, wie er sich damit Zeit ließ, die neu gelernten Informationen zu verarbeiten, die Rain ihm gerade versuchte, beizubringen. Gehörte das etwa zur Etikette der Schafe? Etwas unbeholfen fühlte er sich allemal, beinahe so, als wäre er ein Kind, das all diese fremden Dinge von seinem Vater erklärt bekam - auch, wenn Nayantai selbst meinte, dass Rain und er wohl im selben Alter sein mussten, oder zumindest nicht wirklich weit auseinander zu sein schienen, was das anging. Auch, wenn das Lamm - so wie es sich selbst betitelte - schmächtig und zierlich wirkte, aber sie waren nun einmal nicht alle dazu gemacht, Jäger zu werden, schon gar nicht als ein friedfertiges Schaf, so wie man es ihnen eintrichtern wollte. "Rein. Raus", bemerkte er etwas verwirrt, schien aber zumindest verstehen worum es im Prinzip ging. "Rein. Raus." Ach, die Schafe waren wirklich nicht sonderlich einfach, das hatte er schon von vorne herein gewusst, aber solche Dinge setzten dem eben noch die Krone auf. "Klopfen bedeutet klopfen", antwortete er, bevor er nickte und mit Rain in den Raum eintrat, den er sich willkürlich ausgesucht hatte.

      Seinen Blick ließ er über den Raum schweifen, der um einiges wärmer war, als erwartet - Hitze war etwas, das Nayantai nicht gewohnt war und er war auch kein sonderlicher Freund eben jener. Dort, wo er aufwuchs, war es kalt - die Sommer waren lau und erreichten nie wirklich warme Temperaturen und selbst das Feuer, das sie nachts dazu benutzten, um warm zu bleiben, fühlte sich nicht dermaßen warm an wie die Luft in diesem Raum. Vorsichtig waren seine Schritte, kaum ließ er von der Hand Rain's schlussendlich ab. "Darf ich mich hier wirklich umsehen?", fragte er leise nach, während er eine Kreisbewegung um den ganzen Raum zog. Vielleicht würde er verstanden werden, doch für den Fall, das er es nicht wurde, setzte er sich langsam in Bewegung, schritt mit Vorsicht durch den Raum, bedacht darauf, an nichts anzustoßen, das er irgendwie umwerfen könnte und machte schlussendlich vor den Karten halt, die so viele verschiedene Orte zeigten. Beinahe schon wie verzaubert blickte er auf diese, bevor er sich zu Rain umdrehte. "Wo genau ist dieses Steinhaus auf dieser Karte überhaupt?" Wieder zog er eine Kreisbewegung, allerdings gen Decke gerichtet, damit das Schaf wusste, dass der Wolf das gesamte Anwesen meinte, ehe er auf die Karte deutete.
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    • "Nase.", wiederholte Rain erneut und betitelte das Körperteil dann selbst mit dem passenden Wort. Jedoch war es nun an der Zeit von etwaigen Körperteilen abzulassen und sich den Raum anzusehen. Sie mussten bei weitem nicht jedes noch so kleine Ding in diesem Raum benennen, war er doch recht voll gestopft, auch mit Dingen, von denen Rain selbst nicht wusste, was sie waren.
      "Nur zu.", lächelte Rain und sah dabei zu wie sein Gast vorsichtig in den Raum schritt, als wüsste er, dass er für Rain etwas besonderes war. Der Blonde war allerdings nicht sehr heikel auf all diese Dinge und er glaubte auch nicht, dass der Wolf einfach etwas in der Luft zerreißen würde, erst recht jetzt nicht, wo er den Raum schon so vorsichtig betrat.

      Rain folgte dem Wolf langsam in den Raum hinein, den es als erstes zu den Karten zog. Natürlich wollte er wissen wo er war, er musste die Frage gar nicht erst stellen, oder mit Gesten deuten, was er meinte. Rain schob eine der Karten unter einer anderen hervor, die seine Ländereien zeigte, die hauptsächlich von Hügelland und Bergkämmen durchzogen war. Sie hatten viele Weiden, aber viel mehr noch hatten sie Erze, die von den Bergen abgebaut wurden und die benutzt wurden um die Waffen und Rüstungen der Königlichen Armee und auch der Armeen der anderen Fürsten herzustellen. Er besaß bei weitem das Größte Erzvorkommen dieses Landes und es sorgte für Wohlstand unter seinen Bürgern. Der Handel war außerhalb der Wintermonate ebenfalls eine große Einnahmequelle. Im Winter jedoch schien das ganze Land zu schlafen. Die Weiden waren leer, keine Händler kamen über die Pässe ins innere des Landes und diejenigen die am Meisten zu tun hatten, waren die Jäger. Selbst Bauern stiegen in den Winter Monaten oft dazu um, eine Weile lang durch die Wälder zu streifen und Wild zu jagen.

      Rain deutete nun in etwa auf die Mitte der Karte. Hier lag das Anwesen, umgeben von einer Bergkette. Im Tal unten befand sich die Hauptstadt der Ländereien, die dank des unwegsamen Gebirges ganz ohne Stadtmauer auskam.
      "Junger Herr, sollten sie wirklich...?", tönte es von der Tür, als einer der Wachen das Wort an sich nahm. Rain hob die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen.
      "Schon gut, niemand betritt, oder verlässt das Tal um diese Jahreszeit und der Wolf ist alleine. Es schadet nicht ihm zu zeigen, wo wir uns befinden. Ungewissheit mag keiner von uns.", erklärte er und richtete sich anschließend wieder an seinen Gast.
      "Hier.", sagte er und deutete noch einmal auf das Tal, das selbst erhöht lag und deshalb in eisige Kälte getaucht war. Dann deutete er auf eine andere Karte, die das gesamte Königreich zeigte. Seine eigenen Ländereien wurden von einer schwarzen Linie umrandet, so wie auch die anderen Fürstentümer. Er deutete auf sein Land, das hier nur klein verzeichnet war. "Hier.", sagte er erneut. "Wo kommst du her? Weiter aus dem Westen nehme ich an, wie die Meisten Wölfe. Ebenso kalt, aber weniger Gebirge." Er zog mit seinem Finger eine Linie auf der Karte die gen Westen verlief und noch mindestens zwei Fürstentümer und die königliche Hauptstadt passierte, bevor sie in einem Bereich endete, der weitaus weniger detailliert zu sein schien. "Du.", sagte er in der Sprache der Wölfe. "Glaube ich zumindest."
    • So recht wusste er nicht, ob er diesem Ort oder gar dieser Welt vertrauen wollte, in die er sich geradewegs verrannt hatte. Jeder Schritt schien so, als sollte er gar nicht an diesem Ort stattfinden, sondern viel zu weit weg von diesem - und jede Sekunde, die er damit verbrachte, sich neu orientieren zu wollen, wurde dadurch zerrissen, dass er gar nicht wusste, wo er sich befand oder wohin sein Weg ihn führen sollte, außer diesen unwegsamen Hügel hinunter in das tiefe Tal, aus dem es einen Ausweg zu finden galt. Bücher, die einen eigenen, vielleicht schon modrigen Geruch mit sich trugen türmten sich wie Säulen auf, andere Dinge lagen weiterhin verteilt irgendwo und auch der Geruch von Tinte war Nayantai nicht fremd - aber selbst dann, wenn es so viele Dinge gab, die er eigentlich zuerst durchstöbern wollte, zog es ihn zu den Karten, die so vieles, unverständliches zeigten. Rain wäre in seinem Recht, ihn einfach im Dunklen tappen zu lassen, zu hoffen, Nayantai würde selbst nicht herausfinden, wo er sich befand, wollte er ihn auf immer und ewig hier behalten, und doch ließ er sich dazu breitschlagen, ihm das zu zeigen, wonach sich der Wolf sehnte - Klarheit darüber, wie weit er von seiner Heimat entfernt war und wie lange es wohl brauchen könnte, bis er seinen Weg zurück dorthin fand, woher er eigentlich kam. Rain schien allerdings eine Antwort für ihn parat zu haben.

      Er nickte lediglich. Hier befand er sich also, irgendwo inmitten einer vermaledeiten Bergkette, die er auch noch bei diesen Temperaturen irgendwie überlebt hatte - oder zumindest einen Teil davon. Vielleicht lag es daran, dass sein Reiseführer ein Mann aus dieser Gegend gewesen war, oder einfach an dem Glück, das die beiden hatten, ohne es wirklich zu wollen. Stimmen rissen ihn leicht aus dem Konzept - Fragen, die er nicht verstand, die ihm die Nackenhaare aufstellten, als es ein kalter Schauer über seinen Rücken jagte. Dann verstummten sie, kaum hatte Rain das Wort an sie gewandt. Niemandem wollte er wahrlich vertrauen, schon gar nicht denjenigen, die wohl auch versuchten, ihn in Frage zu stellen - oder seine Motivationen. Vorurteile saßen oftmals tiefer als ein Messerstich im eigenen Fleisch und ließen sich nur schwer wieder ablegen, weswegen es für Nayantai ach so wichtig war sie alle aus dem Weg zu räumen. Sein Blick folgte den Fingern des Adeligen, der ihm zeigen wollte, wie genau es um sie stand - wo sie sich befanden, und dass es aus dieser Situation keinen Ausweg mehr gab, zumindest nicht, bis der Schnee geschmolzen war - aber das würde hier oben Ewigkeiten dauern, noch in den Frühling hinein, wenn nicht sogar länger. Dann kam eine andere Karte ins Spiel, weitaus größer und umfangreicher - gepaart mit einer Frage, die nur eines bedeuten konnte. Der Weg, den Rain sich mit seinen Fingern ausmalte wurde immer länger, entfernte sich immer weiter von dort, wo sie sich nun angeblich befanden. Die Tundra - seine Heimat, dort, im Westen. Bedrückt seufzte Nayantai.

      "Vielleicht. Ehrlich gesagt glaube ich, dass sich hier eine Niederlassung der Wölfe befindet, aber wenn ich mich tatsächlich festsetzen müsste, dann glaube ich eher ...", brummte der Wolf, dessen Laune wohl oder übel etwas betrübt war, nun, da er realisieren musste, wie weit er doch von den Wenigen entfernt war, die er nicht länger missen wollte und es doch tat. Seine eigenen Finger, zittrig und geschunden, wanderten über die Karte, bevor er an einem Punkt ankam, der etwas höher und näher am Kaiserreich lagen, als die Finger des Adeligen. "Ich", gab er zu verstehen, als wolle er ihn korrigieren. Den einen Finger auf der Karte behaltend, zog er mit einem anderen einen großen Bogen um den Ort, an dem sich die Tundra zu befinden schien. "Wölfe", gab er in der Sprache der Schafe zu verstehen, bevor er einen relativ geradlinigen Weg zum Fürstentum des Blonden nachfuhr. "Du", bestätigte er sich selbst, als er an seinem sogenannten Ziel angekommen war und ließ den Kopf hängen. "Ich sitze hier fest, bis ich ins Gras beiße", zischte er und drückte seine Hände gegen sein Gesicht. Verfluchter Mist.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Auch wenn Rain dem Wolf etwas mitgeteilt hatte, das er vielleicht besser für sich behalten hätte, gab es auch Vieles, was er ihm bewusst vorenthielt und der Grund war nicht nur, dass er sich gar nicht richtig verständigen konnte und nicht die richtigen Worte finden konnte, ihm die Wahrheit mitzuteilen. Die Wölfe schien es kaum noch zu geben, die Stelle die Nayantai selbst mit dem Finger markiert hatte, war vermutlich höher als es der Wahrheit entsprach, denn die Grenzen des Reiches der Schafe hatte sich stark vergrößert in den letzten Jahren. In der Zeit in der der Prinz der Wölfe im Kerker des Königs fest gesessen hatte, wurden die Meisten seiner Artgenossen entweder getötet, oder weiter nach Westen getrieben. Das flach Land im Westen war nämlich für den Ackerbau in den warmen Monaten sehr attraktiv. Gerüchte sagten sogar, dass die Wölfe gar nicht mehr lebten, Lügen womöglich, die damit gefestigt werden sollten, auch den Prinz der Wölfe ein für alle mal verschwinden zu lassen. Warum Rains Vater ihn ausgerechnet hier her gebracht hatte, wusste Rain nicht. Auch wusste er nicht, was passieren würde, würde der König erfahren, was Rain hier machte. Doch zumindest bis zum Frühjahr war das alles nicht wichtig.

      Der Wolf jedenfalls schien auf einmal sehr betrübt, womöglich war dies ein Zimmer, das er besser nicht mit ihm betreten hätte. Alleine die schiere Entfernung ließ den Prinzen verzweifeln, wie würde er erst auf andere Neuigkeiten reagieren. Rain schwieg für einen Moment und gab dem Wolf einen Augenblick für sich, bevor er seine Hand vorsichtig auf die Schulter des Mannes legte. Er kannte keine Worte die ihn beruhigen konnten, so musste er Taten sprechen lassen. Selbst wenn er die Sprache der Wölfe fließend sprechen hätte können, hätte er nicht gewusst was er ihm sagen sollte. Er wollte ihm keine falschen Versprechungen machen, wollte ihm nicht sagen, dass er im Frühjahr hier weg konnte, denn das wusste er nicht. Er hatte sich selbst noch nicht überlegt, was er tun würde, sobald der Schnell schmolz. Und so stand er einfach nur da, ohne etwas zu sagen, oder dem Wolf helfen zu können.
    • Entfernte man sich erst von seiner Heimat, so schien es, dauerte es nicht lange, bis man sich so weit entfernte, dass jede Karte einem zeigte, man war grundsätzlich verloren – in einer Welt, in der man gar nicht erst sein sollte. Nayantai wusste, dass es eigentlich nicht sonderlich von Vorteil war, sich von Gefühlen jedweder Art übermannen zu lassen und für sich selbst zu entscheiden, dass er niemals wieder nach Hause finden würde – aber in diesem Moment konnte er nicht anders. Vielleicht war es die gar endlos scheinende Distanz zwischen ihm und der Tundra, die Rain ihm zeigte, oder aber das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, dessen Keim er ohnehin schon in sich trug und der sich mit einem Mal entfalten wollte. Nayantai fühlte sich so, als läge ihm ein Stein im Magen und als würden all die Dinge, die er vor sich sah und die er lernen würde keinerlei Vorteil für ihn besitzen – egal, wie weit er gen Westen ziehen würde – bis er dort ankam wäre es vermutlich ohnehin schon zu spät. Würde er hier länger ausharren, wäre es wohl schon zu spät. Wobei, nein. Es war ohnehin schon zu spät, redete er sich selbst ein. Er nahm die Hände aus dem Gesicht, atmete tief ein und schwieg für eine Sekunde, während er seinen Blick über die Karte gleiten ließ. Sich nicht unterkriegen lassen war der erste Schritt, selbst, wenn die Verzweiflung ihn fest im Griff hatte.

      Die Hand Rain’s, die so behutsam auf seiner Schulter ruhte, nahm er – wenn auch etwas ruckartig – sanft von seiner eigenen, hielt sie aber noch in der seinen. „Mach dir keine Sorgen um mich“, sprach Nayantai und klopfte Rain wiederum leicht auf dessen Schulter, kaum hatte er sine Hand losgelassen. War er nun einmal schon hier, dann konnte er wenigstens darauf hoffen, dass der Rest der Wölfe, den man zurückgelassen hatte, sich zu verteidigen wusste oder sich zumindest so zurückgezogen hatte, dass sie ungestört ihre Wunden lecken konnten. „Aufzugeben liegt uns nicht“, waren seine eigenen Worte, als er den Kloß, den er im Hals verspürte, hinunterwürgte. Stattdessen deutete er wiederum auf die Karte, die sich vor ihnen befand. „Tundra“, ließ er verlauten, während er erneut um das Gebiet deutete, an dem sich die Wölfe angeblich noch befinden sollten. „Berge – Gebirgskette“, sprach Nayantai, als er von einem einzelnen Berg, weiter im Osten, zu der Gebirgskette rutschte, inmitten welcher sie sich befanden. Flüsse waren auf dieser Karte wohl auch spärlich verzeichnet, aber dennoch. „Fluss“, murmelte, als er auf einen zeigte, der am Rande der Tundra verlief. Dennoch wanderte er wieder zu dem Ort zurück, von dem er am Anfang dieser „Reise“ ausgegangen war. „Meine Heimat“, murmelte er schließlich, bevor er wieder dorthin zurückrückte, wo er dieses Anwesen auf der Karte vermutete. „Deine Heimat.“ Abschließend fuhr er mit den Fingern noch über die leicht zerfledderten Ränder der Karte. "Karte", gab er dem Blonden zu verstehen, bevor er auch schon wieder innehielt. "Habe ich zu schnell geredet?"
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain war noch nie woanders gewesen als in diesem Anwesen, wollte immer etwas anderes sehen, jedoch konnte er sich nicht vorstellen jemals so weit entfernt von zu Hause weg zu sein, selbst wenn er raus gehen könnte. Der Wolf war hier ganz allein, weit entfernt von allem was er kannte und allen die er liebte und dennoch hielt er den Adeligen davon ab, sich Sorgen um ihn zu machen. Vielleicht musste ein Wolf einfach immer eine gewisse Stärke zeigen und nur für einen Moment war es ihm zu viel geworden. Rain fragte sich, was wohl sein Plan war, wenn er denn einen hatte.

      Rain richtete seinen Blick wieder auf die Karte, lauschte den Worten und prägte sie sich ein. Zuletzt wurde ihm eine Frage gestellt, die er nicht verstand, also lächelte er nur und deutete auf die selben Stellen der Karte, wiederholte die Worte des Wolfes und sprach anschließend das passende Wort in seiner Sprache aus.
      Die Schrift die auf der Karte zu sehen war, die konnte der Wolf bestimmt nicht lesen und so deutete der Adelige auf einen schnörkeligen Schriftzug, der sich inmitten der Gebirgskette befand. "Meine Heimat. Faerghus.", erklärte er und deutete anschließend auf das ganze Königreich und einen großen Schriftzug der sich über die Karte erstreckte. "Adrasteia." Dann wanderten seine Finger wieder zu dem Fleck Land, der Nayantais Heimat war. "Das Land der Wölfe. Vargland. So nennen wir es zumindest."