spellbound. (earinor & akira)

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    • Hoffentlich hatte sein Vater gehört, was er hören wollte, und selbst wenn nicht, dann war es genug für Nayantai - Rain war Niemand, den er nicht nicht ernst nehmen könnte, seine Worte klangen oftmals wie ein neues Gesetz, das sich das Schaf nur für ihn selbst einfallen ließ, das es verkündete, als einen alten Fakt darstellte, selbst dann, wenn es erst in den letzten fünf Minuten Form annahm. "Sehr gut.", lobte Rikiya die beiden und griff über sie, an den Tisch, um die zwei Tassen zu schnappen - er streckte seine Hände unter das Tuch und überreichte Rain die, die er für Nayantai befüllt hatte, während Nayantai ebenfalls seine eigene zum halten erhielt. Die Zunge würden sie sich an dem heißen Wasser beide verbrennen, so viel war auch ihm klar, aber sein Sohn war nun einmal derjenige, der die Tasse fest in seiner Hand umschloss, nicht mehr gehen lassen wollte. Er grinste schief. Was war das hier? Ein als Hochzeit verkleidetes Trauerspiel? Nayantai kannte die Bräuche ihrer Sippe, schloss seine Augen und atmete tief durch - ein dritter Anlauf, der ihm schlussendlich gelingen sollte, war es vielleicht nicht wert, erlebt zu werden, nicht unter normalen Umständen; dieser hier war jedoch alles, wonach er sich im Leben je gesehnt hatte. Bizarr war es schon beinahe, dass es so lange gedauert hatte, aber Rain war derjenige, den er nicht länger missen wollte - das umsichtige, liebenswerte Schaf mit den manchmal krummen Ideen, die sein Herz höher schlagen ließen.

      "Ihr dürft einander nun eure Gefühle mitteilen. Legt die Tasse an die Lippe des Anderen und trinkt daraus.", erklärte Rikiya. Nayantai blies vorsichtig auf die Schale, die er bereithielt, damit er sie Rain übergeben konnte - seine Hand war leicht zittrig, seine Aufregung auf einem neuen Höhepunkt. Pinke Farbe schlich sich in sein Gesicht, färbte seine Wangen leicht ein; das war zu viel des Guten für den sonst so starken, aufrichtigen Mann, der sein Leben lang wohl von so einem Moment geträumt hatte. Ob es auch in Rains Sinne war, derartige Dinge zu erleben? Vermutlich, sonst hätte er ihn nie darauf angesprochen, nie angefangen, zu behaupten, dass er das hier auch wollte - Nayantai war froh, so froh, als seine Gefühle langsam überkochten und er sein Auge wieder aufschlug. Sein vernarrter Blick, unsicher und gleichzeitig bestimmt, suchte nach Halt in den blauen Augen seines Gegenübers - seine Lippen kräuselten sich nach oben, das freudige Lächeln auf seinen Lippen nicht länger nur ein Teil seiner eigenen Einbildung, sondern offensichtlich vollends existent. Langsam hob er die Tasse an, um sie gegen Rains Lippen drücken zu können, um einen unbeschreiblich langen Augenblick genießen zu können, der auch ihn erhaschte; von dem Tee der Liebe, dem kitschigstem Namen der Welt, würde er trinken, einen Schluck, einen einzigen. Der Wolf trank aus Rains Schale, als dieser ihm jene anbot - und das Schaf tat es ihm gleich. Der unbeschreibliche Akt war vollbracht und Nayantai leerte seine Tasse, um Rain dazu zu instruieren, dasselbe zu tun. Seine Lippen stießen auf die des Schafes. "Ich liebe dich.", wisperte er kurz darauf. Rikiya schien all das nur verdammt amüsant zu finden und zog ihnen das Tuch vom Kopf.
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    • Anscheinend war es gut nichts zu beichten zu haben, nachdem Rikiya sie dafür lobte. Rain waren all diese Gebräuche nicht geläufig und bei jedem Schritt war er sich unsicher, ob er irgendetwas falsch machte. Schon bald drückte Rikiya ihm die Tasse in die Hand die er vorhin mit Blättern befüllt hatte. Sie war warm, beinahe etwas zu heiß und Rain wollte nicht, dass Nayantai sich verbrannte. Beiläufig lieen seine Finger über das filigrane Muster, über den Vogel der ein Band festhielt, das sich auf der anderen Tasse fortsetzte und ebenfalls von einem Vogel getragen wurde. Ein eigenes Nest zu haben wäre schön, dachte Rain auf einmal, aber er sollte nicht undankbar sein. Sie bekamen hier so viel, wenn sie einmal von der Meinung der Ältesten absahen. Rain wollte nicht darüber nachdenken, sondern sich lieber auf Nayantai konzentrieren. Als Rikiya ihnen die nächste Anweisung gab hätte Rain beinahe zu plappern angefangen, bevor er merkte, dass der Tee gemeint war. Sie brauchten sich nichts zu sagen, das sie schon wussten und alles weitere sollten sie in ihren Tee packen, auch wenn sie beide nicht viel Ahnung zu haben schienen.

      Nayantai war Rain so nahe und für einen Moment vergaß der Blonde Rikiya, obwohl das Tuch auf ihren Köpfen seine Blicke nicht abhalten konnte. Für ein paar Momente wollte Rain einfach nur Nayantais Präsenz spüren und seinen Atem hören. Manche der langen schwarzen Haare reichten bis auf ihrer beider Knie. Ohne die Augen zu öffnen konnte Rain Nayantai vor sich sehen und sein Atem verriet ihm, dass ihrer beider Herzen schneller schlugen. Erst als er hörte wie Nayantai auf den heißen Tee bließ, wagte auch Rain es seine Augen wieder zu öffnen und tat es ihm gleich. Rain lächelte immer noch, nervös, aber glücklich, während Nayantai bei Rains Anblick regelrecht zu grinsen anfing. Rain machte nach was er tat und bot Nayantai die Tasse an, während er die andere selbst bald auf seinen Lippen schmeckte. Der Tee schwappte langsam über und träufelte auf Rains Zunge. Es war ein herber Geschmack mit einer süßen Note. Er fand, dass Nayantai den Ton bestimmt besser getroffen hatte. Ohne zu wissen, was er sich gedacht hatte und ohne die Zutaten auseinander halten zu können, gab der Tee Rain ein Gefühl von Beständigkeit und Heimat, von gegenseitigem, erwachsenem Verständnis voneinander. Zuguterletzte stand die süße Note vielleicht für Rain selbst, für einen Teil von ihm den Nayantai besonders schätzte, oder den er hervorheben wollte, aber vielleicht interpretierte Rain auch einfach nur viel zu viel in den Geschmack hinein. Es dauerte nicht lange bis beide Tassen leer waren. Rain hatte keinen Tropfen verschwendet. Als sie die Tassen wieder herunter nahmen, kam Nayantai näher und seine Lippen trafen auf Rains. Dem Blonden stockte für einen Moment der Atem, da wurde er auch schon aus seiner Trance gelöst. Das Tuch hörte auf sie zu schützen und Rain wandte seine heißen Wangen von Rikiya ab, während er sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Sein Herz schlug immer noch wie wild und während die Zeremonie eher leger begonnen hatte, fühlte Rain sich gerade als wäre das der intimste Moment ihrer Beziehung gewesen.
    • Das Tuch wurde gelüftet, die Geheimnisse waren schon unlängst verschwunden und zwei Existenzen verschmolzen zu einer Einzigen. Nayantai fühlte sich wohler als je zuvor; er fühlte sich endlich komplett und lebendig, befreit von all dem Ballast, der Sekunden zuvor noch schwer an sein Herz gekettet war - er war überglücklich, übermannt von der Realisation, dass er gerade das getan hatte, wonach er sich all sein Leben gesehnt hatte, mit eben jener Person, die er nie wieder aus den Augen lassen wollte. Seine Tasse ließ er unlängst auf den Teppichboden fallen, kaum schlangen sich seine langen Arme um Rain - er liebte ihn, mehr als tausend Sterne die Nacht lieben konnten, den Mond anbeten konnten, oder aber der Sonne nachjagen durften; er war sein, für immer und ewig. Sein Herz klopfte in seinen Ohren stetig weiter, aufgeregt und ungestüm, und seine Lippen wollten sich erneut auf die Rains legen, als er innehielt. Selbstzweifel hatte er keinerlei, nicht auch nur eine Sekunde lang - stattdessen lagen seine Augen nur auf seinem Beutetier, dass er für immer und ewig an ihn gebunden hatte; es war ein wunderschönes Gefühl, das seine Brust beinahe zum implodieren brachte - sein Herz schlug im Tandem mit seinen Gedanken, und Nayantai war derjenige, dessen Hände sich in Rains Kleidung verkrampften, dessen Gesicht sich in die Schulter des verlorenen Mannes vergrub.

      Egal wie er es drehte und wendete - Rain war sein ein und alles, seine beständige Heimat, sein Glücksbringer, sein Ehemann. Die Worte fühlten sich fremd und neu auf seinen gespaltenen Lippen an, die sich keinen Fleck rühren konnten, als er seine nassen Augen gegen Rains Schulter drückte und anfing, mit seinen Fingern nach Halt zu suchen. Nayantai fing an, lauthals zu schluchzen, als ihn die Trauer übermannte, von welcher er gar nicht erst gewusst hatte, dass sie tief in seinem Körper festsaß. Durch Mark und Bein fraß sie sich, während seine Gedanken anderorts gewesen waren - Rikiyas wachsame Augen lagen verwirrt auf ihm, bohrten sich durch sein Genick, löcherten ihn mit unausgesprochenen Fragen, während er selbst nach oben schnellte, um Luft zu holen. "Rain ... Rain ...", krächzte seine überemotionale Stimme. Dass er zur solchen Emotionen fähig war, war Nayantai neu, so neu, dass er sich selbst nicht erkannte, als er sich die Krokodilstränen, die einen Fluss bilden wollten, aus dem Gesicht wischte. "Ich bin so glücklich ... ich ... ah ..." Wohin mit ihm? Erneut drückte er das Lamm an sich, dieses Mal gegen seine eigene Brust, während er ihm einen Kuss auf den Kopf gab, ihn vor gierigen Blicken beschützen wollte - hier war Niemand, der ihm Rain wegnahm, und doch wollte er es nicht darauf ankommen lassen. Noch immer pochte sein Herz unaufhaltsam in seiner Brust, schnell und aufgelöst wie es war, während Nayantais Emotionen verrücktspielten. "Lass mich bei dir bleiben ... lass uns ..." Der Wolf brauchte Luft zum Atmen, schnappte nach ihr, war dennoch voll aus dem Häuschen - so sehr, dass er auch noch Schluckauf bekam.
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    • Rain war glücklich und gerührt, vielleicht sogar ein wenig überfordert. Er brauchte nur einen Moment um sich die Träne aus dem Gesicht zu wischen. Er blinzelte um mehr abzuhalten zu folgen und er stellte die Tasse vorsichtig zurück auf den Tisch. "Tut mir Leid, ich... ah...", begann er zu versuchen zu erklären, dass er keineswegs traurig war, all das war ihm nur etwas peinlich unter Rikiyas wachsamen Blicken. Trotzdem war er froh darüber, dass sie diese Hochzeit durchgezogen hatten, auch wenn es sich komisch anfühlte. Er als Schaf heiratete einen Wolf, einen Mann. Niemals hatte er eine Ehefrau gewollt, weil er sich nicht dazu in der Lage gefühlt hatte für sie zu sorgen. Jetzt würde er definitiv keine mehr haben, aber er hatte einen Ehemann. Nayantai, sein Ehemann, das klang verrückt! Aber wunderschön. Er fühlte sich sicher und komplett. Es war doch lächerlich, dass er deswegen Tränen in den Augen hatte und er sah peinlich berührt über seine Emotionalität zu Nayantai auf, der seinesgleichen seine Tasse auf den Boden schmiss und Rain plötzlich um den Hals fiel. "Huh?", fragte er verwirrt, als Nayantai ihn schon wieder los ließ und ihn anstarrte, als erwarte er irgendetwas von ihm zu hören, aber Rain wusste beim besten Willen nicht was.

      Erneut drückte Nayantai Rain an sich und vergrub sein Gesicht an seiner Schulter. Dieser hob seine Arme und legte diese ebenfalls um Nayantai. Er streichelte ihn sanft und wollte ihn trösten. Eine Erklärung kam nur langsam und stockend. "Nayantai, aber das ist doch kein Grund zu weinen...", sagte er ihm verwirrt. Die Reaktion und die Worte passten nicht zusammen, aber Rain war sich sicher, dass Nayantai es sich nicht plötzlich anders überlegt hatte. "Wir werden immer zusammen sein. Das haben wir uns doch gerade versprochen, oder?", fragte er ihn lächelnd und tätschelte vorsichtig Nayantais Kopf. "Und selbst wenn wir irgendwann sterben, wenn wir alt und grau sind, dann finden wir uns im nächsten Leben wieder, ja?" Rain konnte nur aussprechen, was sein Herz ihm sagte und er konnte nur raten, was Nayantai gerade brauchte. Das alles hier war wohl ein bisschen zu viel für den großen Wolf, der vor noch nicht einmal einem Jahr nichts anderes als Schmerz und Leid gekannt hatte. "Und jetzt ist es Zeit zu feiern, oder? Aber ich weiß gar nicht wie man das in Thria macht. In Adrestia gäbe es jetzt Kuchen, aber ich weiß, dass der dir sowieso nicht schmeckt."

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    • Die Tränen strömten nur so aus seinem Gesicht - Nayantai war müde, erschöpft und ausgelaugt, gleichzeitig überglücklich, verzaubert und voller Energie - er liebte Rain und würde es den Göttern noch in ihre fahlen Visagen brüllen, wenn er sie allesamt vor sich stehen hatte. Ein einfacher Mann war er, jemand, der endlich das bekam, was er haben wollte, das, wovon er tagein und tagaus geträumt hatte, ohne es wirklich zu realisieren. Seine Angst, sein Hass und sein Verlangen nach Rache hatte ihn erstumpfen lassen, die eigentliche Person, die er war, ertränkt und nun, da er wieder aus seinem sicheren Kokon fliehen durfte, fühlte er sich in seiner eigenen Haut endlich wieder wohl, all das nur wegen jemandem wie Rain, jemandem dem er vertrauen konnte, ohne, dass er auch nur ein zweites Mal daran denken musste. "Ja, hast du ... aber, aber ... es fühlt sich so ... neu ... so eigenartig an. Kneif mich.", verlangte er plötzlich, seine Stimme trocken und seine Tränen aus dem Gesicht gewischt. Das hier musste in Traum sein, er war sich sicher, und wenn es das war, dann würde er nie wieder aufwachen wollen. In Rains Armen würde er sich sein Leben lang wohlfühlen, nicht länger von sich selbst erdrückt, sondern geliebt - er war dort, wo er sich selbst als dazugehörig empfand. Nayantai mochte das Gefühl der Freude, der Wärme, das sich langsam durch seinen Körper ausbreitete.

      "Ich weine, weil ich mich freue!", schluchzte er aufgrund seines emotionalen Ausbruchs. Ein Grund zum Weinen war es allemal - endlich ließ er dieses traurige, einsame Leben hinter sich und konnte stolz auf das sein, was er hatte. Der nichtige Kronprinz der Wölfe, der verlorene Geist, der keiner mehr war, der nicht mehr als solcher leben wollte, empfand sich selbst geheilt, als gerettet - verliebt, erlebt. Sein alter Herr ließ ihm den Platz, den er brauchte, und Nayantai nahm ihn dankend in Rains Armen an, nur um sich an ihn zu schmiegen, seine Wärme, oder eher seine Kälte, zu genießen und sich ein für allemal in den eigenen Schädel zu hämmern, dass er doch zu intensiv reagiert hatte. Mit Freude konnte er nun also ein Schaf seinen Ehemann nennen, einen Feind seinen engsten Vertrauten - obwohl er ihnen vor mehr als einem Jahr nicht mehr als unbändigen Hass entgegengeworfen hatte. Zeiten änderten sich und Nayantai freute sich unbeschreiblich, dass es so war. "Jetzt redest du über solche traurigen Dinge - ja, tun wir, aber vorher müssen wir uns beide hochleben lassen - das haben wir verdient!", verlangte der Wolf, der nach einer Zeit erwartungsvoll zu seinem Vater aufsah, bevor ihn der Schluckauf wirklich übermannte. "Hick!", entkam es Nayantai, der sich entschuldigend die Hand auf den Mund presste. "Kuchen? Ich weiß nicht, ob wir genug haben, um hier ordentlich zu backen, aber ich kann euch etwas Süßes vorbeibringen lassen, wie wäre es damit? Und dann lasse ich euch beide etwas Zeit füreinander. Die könnt ihr gut gebrauchen.", lachte Rikiya - er schien zufrieden, wenn nicht sogar von seinen Gefühlen übermannt - auch er wischte sich eine Träne aus den Augen. "Tut mir nur einen Gefallen und reibt es eventuell nicht gleich Khojin unter die Nase."
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    • Rain kicherte leise. Nayantai sah auf den ersten Blick aus als wäre er nur aufs Kämpfen aus und als könnte und würde er jedem den Kopf abreißen, der ihn nur schief ansah, aber in Wahrheit war er sensibel und emotional, mehr als Rain es jemals sein würde. Er mochte diese Leidenschaft an ihm, die Fähigkeit sich in etwas so sehr zu verlieren. Rain war anders, oft genug fiel es ihm schwer sich völlig zu offenbaren, speziell dann, wenn jemand wie Rikiya ebenfalls zuhörte. Nayantai war jemand dem er sich anvertrauen konnte und angefangen hatte das alles nur gerade weil er ihn nicht verstehen konnte und weil er Rain anders behandelt hatte als all die anderen. Er hatte ihm seine Maskeraden außerdem nie abgekauft. Rain lachte erneut leise als Nayantai plötzlich ganz ernst wurde. Er packte die feuchte Wange und zwickte ihn leicht. Das hier war kein Traum, sie beide träumten nicht. Sie hatten einander gefunden und es bis hierher geschafft, diese Hochzeit war nur die Spitze des Eisbergs, aber eine verdiente Belohnung für sie beide. Rain hätte sich niemals ausmalen können, dass sein Leben so verlaufen würde.

      "Du bist niedlich...", flüsterte Rain Nayantai zu, das wollte er nicht unbedingt vor seinem Vater sagen. Nayantai war immer noch nicht bereit sich zu beruhigen und das war in Ordnung. Rain hielt ihn einfach fest und Rikiya hielt sich zurück, zumindest solange bis Nayantai selbst es schaffte sich zu beruhigen und zu ihm aufsah. "Hochleben lassen? Und wie?", wollte Rain von Nayantai mit einem Lächeln wissen. Schluckauf hatte er nun auch noch und Rain musste lachen. Rikiya nahm außerdem alles zu wörtlich. "Das war ein Scherz. Mach dir keine Mühe.", lächelte Rain. Er brauchte keinen Kuchen, oder andere Süßigkeiten. Ihm war es viel wichtiger Zeit mit Nayantai zu verbringen und mit Rikiya wenn er das wollte. "Du musst auch nicht gehen. Wir können zusammen feiern." Aber vielleicht hatte Rikiya ja einfach arbeit, Rain wollte ihn auch nicht aufhalten. Wegen Khojin brauchte er sich aber keine Gedanken zu machen. "Keine Sorge. Dass wir drei es wissen ist uns völlig genug. Wir haben das schließlich für uns beide getan und für sonst keinen. Richtig?", fragte er Nayantai.
    • Niedlich war nun wirklich kein Wort, mit dem ein Kronprinz der Wölfe sich selbst beschreiben würde - ganz im Gegenteil. Wenig interessierte es ihn oft, was andere über ihn dachten, zu welchen Eskapaden ihre Gehirngespinster mächtig war, und doch war es nun einmal mehr Rain, der nicht nur den Nagel auf den Kopf traf, sondern ihm eben jenen auch verdrehte. All diese Worte, von wegen die Wölfe verzauberten unschuldige Schafe, waren wohl nur bedingt wahr - andersrum funktionierte es auch prächtig, wie man zumindest an ihm erkennen konnte. "Und du erst.", erwiderte Nayantai, dem noch ein weiteres, ungeniertes 'hick' entkam, als sich wärmende, brühend heiße Freude in seiner ganzen Brust verteilte. Wenn er Rain nicht schon sein Herz ausgeschüttet hätte, so würde er es wieder tun, bis es nichts mehr gab, das er dem Schaf sagen konnte, auch, wenn es bis dahin zehntausende Jahre dauern würde. Gerade jetzt war er dennoch wunschlos glücklich, als hätte er jedwede Ambition mit einem Mal abgelegt; sein Schädel war wie leergefegt. "Ich könnte dich unter den Tisch trinken.", lachte der Wolf zufrieden auf. Sein Vater war derjenige, der den Kopf schüttelte und sich für Rain verantwortlich fühlte - Rains Schutz, zumindest. Rikiya lächelte, zumindest für jetzt noch, und Nayantai war derjenige, der versuchte, ihn ernst anzustarren, nur, um wieder aufzustoßen.

      Sein Vater zerfiel vor ihm beinahe in tausend Teile, als er begann, zu lachen - das Leiden seines Sohnes amüsierte ihn wohl, und Rains Gelächter war für den alten Mann sichtlich ansteckend. Wie ein beleidigtes Kind vergrub er sein Gesicht in den Stücken von Rains Schultern, die ihm so zur Verfügung standen; Nayantai benahm sich beinahe wie ein kleines, beleidigtes Kind und nicht wie ein verheirateter Mann, der gerade den glücklichsten Moment seines Lebens durchlebte. "Selbst in Thria gehört gutes Essen dazu, und Nayantai ist eines meiner zwei Kinder, also mache ich mir gerne Mühe.", entschied Rikiya, der seine Hände in die Hüften stemmte und Nayantai auf die Schulter klopfte. Wenn er sich weiter so benahm, dann hätte Rain wohl doch noch ein Recht auf eine schnelle, schmerzlose Scheidung. "Sei nicht so kitschig.", mahnte der junge Wolf seinen Vater. All das hier war verrückt. Er war Zuhause, er war zufrieden - er war verheiratet, hatte jemanden gefunden, der ihn so leiden konnte, wie er nun einmal war und Nayantai konnte nicht anders, als sich ins Fäustchen zu lachen. Der beste Tag seines Lebens war das hier, wenn auch gleich er mit gemischten Gefühlen angefangen hatte - Nayantai war derjenige, der sich so glücklich fühlte, dass er Rotz und Wasser heulen konnte, während Rain wohl andere Pläne hatte. "Wir drei feiern später - ich habe noch Dinge zu erledigen, aber das soll euch zwei nicht davon abhalten, Spaß zu haben.", verkündete der König, der Rain nun auch auf die Schulter klopfte. Rikiya wandte sich abermals zum Gehen um - für ihn war das hier nicht mehr als ein turbulenter Tag, der unerwartet angefangen hatte und genau so komisch weiterging. "Nur für uns. Das geht Khojin nichts an.", lachte Nayantai, der zumindest einen Versuch gestartet hatte, den Schluckauf zu bändigen; ohne großen Erfolg. Sein Vater wischte sich das Grinsen aus dem Gesicht. "Na gut, ich lasse euch etwas vorbeibringen, wir sehen uns später.", verkündete der König, der sich dann auch schon zurückzog. Der zurückgebliebene Wolf schien sich darüber zu freuen und schob Rain etwas von sich, um seine Hände in die eigenen zu nehmen und jeden Finger einzeln zu küssen. "Ich bin so verdammt glücklich." Hick.
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    • Nayantai war viel zu aufgeregt. Rain wunderte sich fast, dass er es selbst nicht war, aber wann immer Nayantai so über die Stränge schlug, war Rain es der gegensteuerte, damit sie ein gewisses Gleichgewicht behielten. Naja meistens zumindest, als er mit der Idee zur Hochzeit angekommen war, waren sie wohl beide etwas zu sehr aus dem Häuschen gewesen und Rikiya musste es ausbaden. Es war schade, dass sie Nayantais Freunde nicht hier hatten, damit diese ihn aufziehen konnten und sie alle gemeinsam feiern konnten, dass er sich ein Schaf geangelt hatte, aber so war es auch schön. Vielleicht konnten sie es ja irgendwann nachholen. Die Idee mit dem 'unter den Tisch trinken' wurde von Rikiya im Keim erstickt, Rain hingegen zuckte nur leicht mit den Schultern. "Das wäre nicht schwer. Ich habe noch nie Alkohol getrunken...", beichtete er. Einerseits hatte er nie Interesse daran gehabt und andererseits hätte man es ihm sowieso verboten. Rikiya hielt es auch für eine schlechte Idee dem Schaf Alkohol vorzusetzen, also blieb dieses Kapitel wohl weiterhin unbeschrieben. Stattdessen mussten sie wohl einen anderen Weg zum Feiern finden.

      Rain wollte eigentlich niemandem zur Last fallen. Er brauchte kein gutes Essen, das ihm vermutlich ohnehin zu scharf war und er wollte auch nicht, dass Rikiya extra Umwege machte, um ihnen ein Geschenk zu machen. Dass er gehen musste war schade, Rain hätte gerne gewusst was er für einen Tee für Nayantais Mutter gebraut hatte und umgekehrt. Zumindest konnten sie den Tee und die Tassen selbst wegräumen, um Rikiya ein wenig Arbeit abzunehmen. Rikiya ließ sie beide also tatsächlich alleine und Nayantai war es, der immer noch ganz aus dem Häuschen war. Rain kicherte leise. "Ich auch. Fühlst du dich anders als davor?", wollte er von ihm wissen, aber sie waren doch immer noch die selben zwei Leute die sie zuvor auch gewesen waren.
    • Ein freier Mann, ein verliebter Mann - ein verrückter Narr mit einer ihn verblendenden, rosaroten Brille. Es gab kaum Gründe, wieso Nayantai sich nicht offen als solchen zeigen sollte, aber die Wenigen, die durchaus existierten, zeigten ihm offen auf, dass er sich nicht nur Hals über Kopf in Rain verliebt hatte, sondern dass er es endlich langsamer angehen lassen sollte. Kaum machte es noch Sinn, sein ohnehin verschenktes Leben an den Krieg zu vergeuden, für hirnlose Rache zu sterben - jetzt noch weniger als zuvor, und mit jedem Atemzug, den er in Rains Nähe verbrachte, wurde es urplötzlich schwerer, herauszufiltern, wieso er es einst überhaupt gewollt hatte. Nayantai rümpfte die Nase, als ihm der Schluckauf nun endlich verging und die Tränen aus seinen Augen entschwunden waren - er konnte sich beruhigen, atmete tief durch, bevor er sich seinem Ehemann widmete. "Noch nie? Willst du thrianischen Alkohol probieren?", fragte ihn Nayantai zögerlich. Anders als sein Vater hatte er zwar nichts gegen die Idee, er glaubte aber auch, dass Rain davon profitieren konnte, wenn man ihm nicht gleich den stärksten, widerlichsten Stoff vorsetzte, den meist Jäger tranken, um die Nacht hinweg warmzubleiben, oder Krieger, die noch ein paar Stunden bis zum Morgengrauen hatten.

      Nicht einmal wäre ihm in Fhaergus eingefallen, nach einem Tropfen zu fragen - dementsprechend kamen die nun vollendeten Tatsachen nie auf. Nayantai wusste nicht, ob es nicht besser wäre, Rain nicht auch nur die Möglichkeit zu geben, davon zu kosten, aber was würde das schon ändern? Erwachsen war er, und das Leben sollte er auskosten; Nayantai war nicht sein Aufpasser, eher sein Beschützer, aber gleichzeitig sein Ehemann, und kein Vater, der ihm vorschreiben wollte, was er zu tun oder zu lassen hatte. "Ich fühle mich ... hm. Mir ist warm ums Herz, das ist ziemlich kitschig, ich weiß, aber ich kann mich nicht aufhören, zu freuen. Ich ... verdammt, ich sollte dir wirklich einen Talisman schnitzen.", fluchte der Wolf schon wieder herum. Rain hatte es definitiv verdient, auch von ihm geliebt zu werden, heute mehr als sonst, aber das hieß noch immer nicht, dass Nayantai und er quitt waren, nur, weil sie nun eben ein und dieselbe Person vor jedem Gott und Richter sein würden. "Also, was möchtest du trinken? Alkohol?", witzelte Nayantai, meinte es aber vollkommen ernst. Seine Gefühle darin zu ertränken war dumm, aber gemütlich mit Rain beisammen zu sitzen und nur an sie beide zu denken erschien ihm mehr als nur logisch, vor allem nach dem heutigen Tag.
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    • Rain war nicht sicher, ob er Alkohol probieren sollte und ob es gut war mit Thrianischem anzufangen. Wenn man von ihrem Essen ausging, dann wäre des Gebräu Rains Gesundheit sicher nicht zuträglich. "Ich... weiß nicht genau.", antwortete er, denn so war es. Er wusste nicht wirklich was ihn erwartete, auch wenn er aus Erzählungen wusste, wie Alkohol Menschen auflockerte und veränderte. Sein Großvater hatte keine Wein getrunken und selbst nach seinem Tod wurde der große Weinkeller nicht aufgelassen, in dem er edle Tropfen aus allen Teilen Adrestias und Sogar aus dem Süden aufbewahrt hatte. Rain hatte nie davon gekostet und war auch nicht auf die Idee gekommen danach zu fragen. Seinen Vater und seine Mutter hatte Rain eigentlich nie Alkohol trinken sehen, es sei denn sein Großvater hatte für alle Wein servieren lassen. Rains Großmutter war einem Tropfen nicht abgeneigt gewesen. Wenn Rain nach Erzählungen und Geschichten ging, dann würde er das fast als untypisch bezeichnen, Fhaergus war aber auch selten ein aufgeweckter Ort gewesen, zumindest nicht mit Rain im Haus. Er hatte ja auch nie eine große Geburtstagsfeier gehabt.

      "Ich freue mich auch.", lächelte Rain und nachdem er seine Hände wieder bekam, hob er zumindest die Tasse auf, die Nayantai einfach auf den Boden fallen gelassen hatte und stellte sie zu der anderen auf den kleinen Tisch. Er sollte besser darauf aufpassen, schließlich gehörten sie einmal seinen Eltern und vielleicht wollte er sie selbst auch irgendwann weitergeben. "Mit dem Talsiman brauchst du dich nicht beeilen, immerhin soll ich unsere Heirat sowieso nicht jedem auf die Nase binden.", lächelte er. "Du hast aber auch gesagt du schnitzt uns ein paar Schachfiguren, damit ich es dir beibringen kann! Aber das ist sowieso keine gute Beschäftigung für heute." Das hatte nichts mit feiern zu tun. "Ähm... such dir etwas aus.", antwortete Rain schließlich. "Was war eigentlich in deinem Tee? Oder darf ich das nicht wissen...? Er war lecker und ich glaube er hat besser gepasst als meiner."
    • Sie beide hatten eine Welt, die zu ihren Füßen lag - sie gehörten einander, zueinander, auseinander; Nayantai war sich bei weitem nicht sicher, ob es rechtens war, dass sie beide sich gefunden hatten, und doch waren sie nun ein und dieselbe Person, ob sie es nun wollten oder nicht. Welch andere Wahl hatte er denn auch? Nayantai konnte nicht mehr tun, als er selbst zu sein - nicht mehr, als an jemandem festzuhalten, der ihn in diesem Leben verankerte und ihm klarmachen wollte, dass er sich nicht schämen musste, weil er so vieles durchlebt hatte, das in einem menschlichen Leben nicht sein musste - er war nun einmal das Mosaik aus Fetzen, dass die Welt aus ihm gemacht hatte und nichts anderes. Rain konnte seine Schmerzen lindern, sie in die Enge treiben und von ihm abstoßen, aber nicht mehr als das - Niemand konnte mehr für ihn tun, als er selbst. “Hast du … Angst? Vor einem Tropfen?”, kicherte er heiser. Nie hatte er Rain Alkohol trinken sehen, und so wie es wirkte, hatte er es wohl auch nicht vor - Nayantai verübelte es ihm nicht, neue und ungewohnte Dinge waren mit dem Verlangen nach einer gewissen Überwindungskraft besiedelt und konnten nur schlecht verdrängt werden.

      “Willst du dir am Abend die Sterne ansehen?”, fragte er unverhofft. Nayantai mochte den Gedanken nicht, hier drinnen zu versauern. Wenn Rikiya und sein Glück ihm hold waren, dann durfte er heute Nacht hinaus - in die Stille der erschwärzten Unendlichkeit, mit Rain an seiner Seite, der sich hoffentlich noch nicht am immer gleichen Himmel sattgesehen hatte. Er hatte es noch nicht, vor allem nach all den Jahren in diesem verfluchten Kerker - es war viel mehr Zeit, als er sich selbst eingestehen wollte, aber heute wollte er keine dummen Gedanken daran verschwenden; heute waren Rain und er der Mittelpunkt des Lebens. “Das mache ich schon noch!”, verteidigte er sich, fühlte sich aber gleichzeitig ertappt. Das hatte er wirklich vorgehabt, nur war er noch nicht wirklich zur Umsetzung gekommen. Ob Rain ihm bei der Form der Figuren helfen konnte? Vielleicht konnten sie es in Zweisamkeit genießen und ihre eigenen, schussligen Figuren basteln, die nur für sie Sinn ergaben. “Hm, ich weiß, was ich dir vorsetze.”, erklärte Nayantai zufrieden und stand auf. Auch er steuerte Rikiyas Kisten an und fing, darin herumzukramen - hier war es schon einmal nicht, also musste es die Nächste sein. “Ich wünschte, ich hätte deinen geschmeckt. Ich hab’ dir Schwarztee mit Kamille, Gingko und Pflaume gekocht - komische Mischung, aber anscheinend schmeckt sie dir wohl.” Der Wolf fand die Flasche, die er suchte und brachte sie zum Tisch zurück - sie war aus Ton und mit Papier und wachs versiegelt, und Nayantai war derjenige, der sie aufriss und in ihre Tassen eingoss. Die Flüssigkeit war dunkel, roch aber eindeutig fruchtig. “Nur zu.”
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    • "Angst? Nein... mein Großvater hat immer nur gesagt Alkohol wäre nichts für jemanden wie mich. Ich glaube aber auch, dass er mich nie als Erwachsenen angesehen hat.", erklärte Rain und es klang schlimmer als es war. Sein Großvater wollte ihn immer zu beschützen und auch wenn er ihn ebenso in diesem Anwesen eingesperrt hatte, niemand hatte das jemals böse gemeint. Er wollte dass Rain lernte und eines Tages der Fürst von Fhaergus wurde. Im Endeffekt hatte er ihn wohl enttäuscht, aber vielleicht wäre er froh, dass Rain die Welt doch noch betrachten konnte. Vermutlich aber wäre er wegen dieser kleinen Hochzeit außer sich vor Wut gewesen. Sein Vater würde sie bestimmt ebenfalls nicht gut heißen, vielleicht würde er Rain sogar verstoßen und Nayantai einen Kopf kürzer machen. Nicht einmal seine Mutter konnte er einschätzen. Sie glaubte an die Liebe und an den Frieden, aber dass ihr Sohn einen Mann und noch dazu einen Wolf heiratete, war wohl jenseits der Vorstellung eines jeden Adrestianers, vor Allem nach all den Jahren des Krieges. Irgendwann, vor dreißig oder mehr Jahren war das vielleicht noch anders, aber heute waren ihre Völker verfeindet.

      Rain wandte seinen Kopf zu Nayantai und nickte. "Die Sterne? Ja gerne!" Er würde schon niemanden stören, wenn sie sich ein wenig davon stahlen und an einem ruhigen Ort in den Himmel blickten. Immer schon wollte er einfach auf dem Boden liegen und in den Himmel starren, aber seit sie Fhaergus verlassen hatten, hatten sie viel zu wenig Zeit dafür. Egal wie lang diese friedliche Zeit hier noch andauern würde, sie wollten sie vermutlich nutzen und die Meinung der Ältesten, der anderen Wölfe und Khojin zumindest für eine Weile vergessen. Rain kicherte erneut. "Das können wir ja morgen machen. Dann beschreibe ich dir die Figuren und während du schnitzt, lerne ich weiter eure Schrift zu lesen." Dann fummelte der gelangweilte Wolf auch nicht dauernd an ihm herum, es war wie in Fhaergus. Nun stand er aber auf und kramte in Rikiyas Sachen herum. Rain fing inzwischen an die getrockneten Blätter in die Säckchen zurück zu sortieren, damit Rikiya das später nicht selbst machen musste. "Hm... ich weiß nicht ob mein Tee dir geschmeckt hätte. Ich habe nicht viel Ahnung von Tee... Er bestand aus Brennessel, Brombeerblättern und Salbei." Rain seufzte kurz. "Ich habe dabei irgendwie nur an dich gedacht, dein Tee wirkte viel mehr als repräsentiere er uns beide." Oder vielleicht dachte Rain auch nur viel zu viel nach. Schließlich kam Nayantai mit einer Flasche wieder. "Darfst du denn einfach so von deinem Vater stehlen?", fragte Rain den Wolf mit einem Schmunzeln, aber heute war das wohl mehr als in Ordnung. "Und jetzt entweihst du auch noch unsere Hochzeitstassen!" Rain lachte. Nayantai hatte bestimmt irgendeinen wöfischen Alkohol ausgegraben und verdarb Rain gleich.
    • "Für jemanden wie dich? Das hat doch nichts mit dem zu tun, wer du bist - so lange du erwachsen bist, ist Alkohol auch etwas für dich. Vorausgesetzt er schmeckt dir.", entgegnete Nayantai, nonchalant wie er nun einmal sein konnte. Rains Vater und Großvater waren ihm noch immer nicht die liebsten Gestalten, und doch musste er sich wohl eingestehen, dass zumindest einer von ihnen nur das Beste für seinen Sohn wollte - und ihm das verruchte Leben gerettet hatte. Diesem alten, grau werdendem Tropfen hatte er die Möglichkeit dieser Hochzeit erst zu verdanken, und während Nayantai nicht behaupten wollte, dass er es jemals ohne ihn aus den Gefilden der königlichen Macht geschaffen hätte, so war ihm doch klar, dass eine gute Tat keinen abertausenden Gräueltaten entgegenwirken konnten. "Hast du dich eigentlich jemals gefragt, wieso wir beide die Sterne so sehr lieben?", warf er schließlich in den Raum, als er das Herzblut - den dunklen Trank - vergoss, nur, um ihn anschließend unvorsichtig neben ein paar der Beutel zu stellen, die ihre Hochzeitsgaben beinhalteten. Sein alter Herr hatte von Süßigkeiten gesprochen; Nayantai war noch nie jemand gewesen, der sich ernsthaft darum reißen würde, auch, wenn er eigentlich behaupten würde, dass sie fast mögen müsste. Sein Vater würde Süßigkeiten nie verschmähen - das war unlängst kein Geheimnis, aber bestechen ließ sich der König der Wölfe definitiv nicht.

      "Das hört sich an, als hätten wir morgen ganz schön viel vor.", erwiderte Nayantai mit hochgezogenen Augenbrauen. Ob er die Finger von Rain lassen konnte, das bezweifelte er - in der Nähe des Messers wollte er ihn zwar nicht haben, und er wusste, dass seine Hände durchaus beschäftigt wären, wenn er sich erst in die Arbeit vertieft hatte, aber mehr auch nicht. Ablenkungsmanöver konnte er immer wieder starten, Rain durfte er belästigen so viel er wollte und der morgige Tag war nun einmal nichts, von dem sie beide sich fürchten mussten - ihr Leben hörte nicht auf, nur, weil sie eben verheiratet waren, andere Gesichter annahmen und sich selbst in einer fremden Realität verloren, die ihnen gar nicht erst bewusst war. Nayantai wollte einmal mehr seine eigene Heimat, ein eigenes Zelt, das er nur mit Rain teilen musste, doch war es zu früh, nach dem Platz zu verlangen, dem ihm wohl oder übel keiner geben würde. "Das ist eine ziemlich eigene Mischung - ich glaube aber nicht, dass er schlecht war. Jetzt wünschte ich umso mehr, dass ich wüsste, wie er schmeckt.", erwiderte der Wolf enttäuscht. Egal, wie er sich all das vorstellte, egal, wie sehr er hoffte, sich im Endeffekt wie ein neuer Mensch zu fühlen - nur, weil er ein Stück Minze gekostet hatte, dass zur Abwechslung nach etwas schmeckte, hieß das noch lange nicht, dass ab jetzt alles wieder so war, wie es einst gewesen war. Oder war es das überhaupt? "Das ist meiner, den darf ich mir auch so nehmen.", lachte Nayantai - er grinste freudig. Das war keine Lüge - ein Fetzen seiner selbst hing also doch noch in Thria herum. "Das gehört dazu! Glaube ich!" Rains Gelächter war wirklich ansteckend. Nayantai griff nach den zwei Tassen und offerierte eine davon Rain - er stieß mit ihm an. "In einem Zug.", erklärte er noch, bevor seine Tasse auch schon an den Lippen landete und er sie sich in den Rachen kippte. Nach all den Jahren hatte er es sich schlimmer vorgestellt - die gebrannten, vergorenen Früchte waren leicht süßlich, wenn auch etwas stark alkoholisch. Ob Rain so etwas mochte?
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    • "Naja, ich denke schon, dass ich etwas vorsichtiger sein muss als andere.", versuchte Rain seinen Großvater zu verteidigen. Er war anders, das war nicht abzustreiten und er konnte sich weniger Dummheiten leisten als jemand der so stark war wie Nayantai. Alkohol würde ihn vermutlich nicht umbringen, aber warum es riskieren? Bisher hatte er keinen Grund gehabt welchen zu trinken. Anschließend jedoch schüttelte Rain lächelnd den Kopf. "Nein. Ich weiß warum ich die Sterne mag. Wenn mein Vater mal wieder lange Zeit fort war, dann hat mir meine Mutter immer erklärt, dass die Sterne uns verbinden, egal wo er ist. Wenn zwei Menschen voneinander getrennt sind und in den Himmel sehen, dann betrachten sie die selben Sterne." Immer schon hatte Rain gerne den Himmel studiert. Er hatte Bücher gelesen und Konstellationen mit seinem Teleskop gesucht. Er hatte sich auch immer gewünscht sie tatsächlich betrachten zu können, nicht durch ein Fenster in einem komischen Winkel. Dieser Wunsch wurde wahr und er wurde der Sterne nicht überdrüssig. Auch wenn Nayantai jetzt bei ihm war, so verbanden die Sterne ihn vielleicht mit den wenigen anderen Leuten die ihm noch blieben. Sara und Eraqus zum Beispiel.

      "Meinst du?", kicherte Rain. "Also in Fhaergus hatte ich eigentlich mehr arbeit und dringender war sie auch." Zu lernen die Schrift der Wölfe zu lesen war nichts das er tun musste, aber er wollte Rikiya helfen und auf dem Laufenden bleiben können ohne, dass ihm ständig jemand vorlesen musste, egal ob Rikiya oder Nayantai. Wenn sie schon ein Schaf in ihrer Mitte hatten, dann konnte es ihnen hoffentlich auch ein paar Dinge über Adrestias Militärführung mitteilen und ihnen helfen. "Hm... soll ich noch einen machen und kosten? Dann könnte ich dir den Geschmack beschreiben.", schlug Rain vor, er war sich aber nicht sicher, ob das nicht der Hochzeitstradition widersprach. Rain sah inzwischen auf die beiden nun gefüllten Tassen voller irgendwelchem Alkohol den Rain nicht kannte. "Deiner?", fragte er, als ihm eine der Tassen in die Hand gedrückt wurde. Der beißende Geruch der davon ausging war nicht gerade einladend, aber er wollte seinem neuen Ehemann den Gefallen tun. Rain sah zu wie Nayantai die Flüssigkeit herunter kippte und tat es ihm anschließend gleich. Ein brennender Geschmack verteilte sich in seinem Mund, aber es war eigentlich gar nicht so schlimm. Trotzdem musste er sich zwingen die Flüssigkeit herunter zu schlucken. Der Alkohol schmeckte süß, aber nachdem die Süße verflog, breitete sich ein Brennen in Rains Brust aus, das ihn mit etwas Verzögerung zum Husten zwang.
    • Wieso musste er all das hier erst missen, damit er es wieder bekam? Nayantai hatte die Hoffnung, wieder in seiner Heimat zu sein, nie aufgegeben, aber die Realisation, sein Ziel erreicht zu haben, fühlte sich abartig surreal an. Nicht einmal glaubte er, dass er wirklich wach war, sondern bezweifelte seine eigene Existenz eher - vielleicht lag er noch immer totgefroren bei den Kannibalen, eingesperrt im ewigen Eis, oder war kurz davor, mit Haut und Haar verschlungen zu werden. Es war dumm, so zu denken, und doch wusste er nicht, ob es nicht seine Art war, mit dem unendlichem Glück, das ihm urplötzlich widerfuhr, umzugehen. "Aber eine Tasse schadet nicht. Oder zwei. Dann trinke ich mich halt selbst unter den Tisch.", erwiderte Nayantai. Das konnte er gut, zumindest glaubte er das, aber auch, wenn er sich eingestand, dass er nicht mehr ganz der Alte war - dass es ihm an Masse fehlte - dann war ihm klar, dass er daran eben etwas ändern musste, früher als später. Ob Rain mit seinem alten Ich klarkäme? Würde er ihn genau so lieben, wie er es bis jetzt getan hatte, wenn Nayantai seine Artgenossen in der Luft zerriss? Aus irgendeinem Grund war es fast schwer, seinen Ehemann in jener Hinsicht einzuschätzen - er war Gewalt abgeneigt, und doch war sie nötig, um ihr Überleben zu garantieren. "Hm, das ist ziemlich kitschig. Aber es passt - es ist fast romantisch. In Thria sieht man sie eher als Spiegel zur fremden Welt an, dem Land der Götter, in welchem Frieden herrscht und die Toten ihre unendliche Ruhe finden."

      Sonne, Mond und Sterne, leuchten in der Ferne - nicht? Sie alle konnten sich an ihnen sattsehen, bis ihnen das Augenlicht ausging; bis sie allesamt blind und verloren in einer unerbittlichen Welt waren. Einer schönen Welt. "Das kriege ich schon irgendwie hin." Wenn er das wirklich würde, dann hatte er noch ein Glas verdient - oder vielleicht etwas ganz anderes. Rain nicht zu belästigen war wie ein Teufelskreis; er konnte sich nicht von ihm abwenden, wollte sich ihm nicht zu sehr zuwenden, und irgendwie verschnörkelten sich ihre Körper und Gedanken ineinander, bis sie wieder an ihrem Partner klebten und sich fragten, wo die Zeit hin war und wieso sie eigentlich so wenig gearbeitet hatten. "Wenn du möchtest, wieso nicht? Es spricht nichts dagegen, aber vorher solltest du austrinken.", verlangte der Prinz aufgeregt. Gab es mehr, das Rain nicht kannte? Er gierte nach Reaktionen seines Ehemannes, jetzt mehr denn je, und auch dieses Mal wurde er nicht enttäuscht; auch, wenn er etwas gänzlich anderes erwartet hatte. Nayantai klopfte Rain locker auf den Rücken und rieb dann darüber. "Alles in Ordnung? Hast du dich verschluckt?" Wärme kroch aus seinem eigenen Rachen empor, ja, aber mehr als das war es nun wirklich nicht. "Das Zeug habe ich geschenkt bekommen, vor Ewigkeiten. Also gehört es mir. Wieso Rikiya es aufgehoben hat, weiß ich nicht, aber das ist definitiv meine Fla- ... alles in Ordnung? Willst du lieber eine Tasse Tee?" Rain brauchte wohl doch etwas leichteres.
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    • "Willst du das denn?", fragte Rain mit einem leichten Kichern als Nayantai andeutete, dass er wohl alleine trinken wollte. Rain hatte nichts dagegen. Er wusste nicht viel über Alkohol, nur das was er gelesen hatte. Seine Großeltern hatten nie genug getrunken, um ein verändertes Verhalten zu beobachten und taten es eher aus Genuss, als aus irgendeinem anderen Zweck. Seine Eltern hatten selten einen Tropfen angerührt, auch nicht zu Rains Geburtstag, nachdem er selbst auch nichts trank und was die Bediensteten in ihren Quartieren taten, das ging nur sie etwas an. Niemals wäre jemand betrunken in das Hauptgebäude gekommen, dafür hatte Eraqus schon gesorgt. Rains Erfahrung beschränkte sich also auf Erzählungen und Bücher, wobei er eher selten Bücher gelesen hatte, die solche Themen beschrieben. Nayantai hatte aber zumindest damit recht, dass der Alkohol Rain schon nicht schaden würde. Er wusste allerdings, dass er bestimmt nicht mit Nayantai mithalten konnte, soweit er wusste, musste man sich an die Wirkung erst einmal gewöhnen und an den Geschmack scheinbar auch. "Ich bin nicht sicher ob diese Sichtweite in Adrestia weit verbreitet ist. Ich denke meine Mutter hat meinen Vater vermisst und wollte auch, dass ich mich nicht fühle als wäre er nie hier, also hat sie sich das überlegt.", erklärte Rain anschließend mit einem weiteren Lächeln. "Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?"

      Rain schmunzelte ein wenig und überlegte ob Nayantai tatsächlich Schach lernen wollte. Es war ein kompliziertes Spiel. Rikiya wusste bestimmt wie man es spielt, also wäre ein Brett und ein paar Figuren zu haben sicher gut. Rain war froh, dass Rikiya hier war, jemand der seine Kultur kannte, sodass Rain nicht völlig allein war. Das alles hätte viel schweiriger sein können, wäre Nayantais Vater ein anderer gewesen. "Weißt du wie man stickt? Ich könnte es vielleicht lernen, damit ich das Spielbrett machen kann." Dabei wollte er doch lesen üben. Naja, er brauchte irgendwann bestimmt eine Pause davon. Ob Rain nun einen Tee machte oder nicht, sein Becher musste geleert werden und sobald das geschehen war klopfte Nayantai Rain schon auf die Schulter. "Schon gut.", lächelte Rain ein wenig gequält, aber das brennende Gefühl und der Druck in seiner Brust verschwand bald genug. "Schmeckt jeder Alkohol so...? Das ist ja fast wie die Medizin die ich zu Hause manchmal bekommen habe..." Wieso trank man sowas freiwillig?
    • "Ich muss es nicht, aber ich muss auch zugeben, dass ich es eventuell ein wenig vermisst habe, das zu tun, wonach mir der Sinn steht.", gestand Nayantai offenherzig. Wann hatte er nicht an Muhan gedacht, an die zärtlichen Berührungen, an die Kinder in seinem Umfeld, deren verworrenen Seelen ihn heimsuchten? Seine Träume, die eher prophetische als normale Ausmaße annahmen, holten ihn ein, zeigten ihm seine Fehler auf - sie symbolisierten die Toten, ihre rastlosen Geister, die er nicht abstreifen konnte, und sein eigenes, doch törichtes Unterfangen, all das Geschehene zu verarbeiten, indem er es einfach schlichtweg vergaß; links liegen ließ. "Ich habe auch nichts dagegen einzuwenden, wenn du dir mit mir ein Glas teilen willst." Obgleich der Reaktion des jungen Schafes bezweifelte er zwar, dass es von dem Inhalt der Flasche angetan war, oder dass ihm der Sinn nach einem hochzeitlichem Umtrunk stand, aber Nayantai wollte nun einmal nicht so sein - wonach sein Mann verlangte, das bekam er auch. An nichts sollte es Rain mangeln, die Freiheit sollte er genießen und die Dummheiten einer verschmähten Jugend durfte er nachholen, hier, in Thria - wenn er das denn auch wollte. "Glaubst du, sie haben dir trocken ins Gesicht gelogen?" Nayantai konnte es sich nicht vorstellen, auch, wenn er Rains Mutter nicht kannte. Ob sie das hier jemals erlaubt hätte?

      "Huh? Ja. Eigentlich ist das ein thrianischer Glaubensgrundsatz. Wir verbrennen unsere Leichen zwar, weil es zu kalt ist, damit sie sich von selbst über Jahre hinweg wieder zu Mutter Erde zurückfinden, aber ... ehrlich gesagt tun wir es auch, weil der Körper als ein Gefängnis gilt, aus dem die unsterbliche Seele nicht entfliehen kann.", antwortete er Rain. Nicht einmal hätte er einen konkreten Gedanken an seine eigenen Glaubensgrundsätze verschwendet, wenn Rain nicht derjenige wäre, der sie in Frage stellte - Nayantai fühlte sich nicht sonderlich angetan davon, aus dem Nähkästchen zu plaudern, zumindest nicht in der Nähe eines Schafes, aber Rain war anders. Verdammt, er war vermutlich mehr Wolf als es diverse jener Halbwölfe wären, die sich in Adrestia versteckten. "Wenn dein Körper stirbt, dann bleibt deine Seele zurück ...", nuschelte Nayantai und schenkte sich noch eine Tasse ein - diesmal trank er nicht alles in einem Zug herunter, auch, wenn er einen durchaus kräftigen Schluck nahm. Das Brennen in seinem Rachen entfachte sich gefühlt zu Feuer. "Thrianischer Alkohol schmeckt eher so, meistens noch kräftiger. Der hier ist schon ziemlich süß. Ich kann ihn aber auch nicht mit adrestianischem Alkohol vergleichen ... tut mir leid, dass er dir nicht schmeckt." Hätte Nayantai zwei Hundeohren, so würde er sie mittlerweile wohl unterwürfig senken und etwas winseln. "Auf alle Fälle. Wieso fragst du?" Nun war der große, böse Wolf neugierig. "Thrianische Ehen enden nicht mit dem Tod, falls du darauf aus bist." Seinen Arm legte er auf Rains Schulter, dann zog er das Lamm an sich heran - mit der anderen Hand nahm er einen Schluck aus seiner Tasse, und dann zwängte er Rain einen Kuss auf. Geteiltes Leid war nun einmal doppeltes Leid; vielleicht galt das Gleiche für Freude.
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    • "Dann solltest du tun wonach dir der Sinn steht! Ich habe nichts dagegen.", lächelte Rain fröhlich. Es schien Nayantai besser zu gehen als noch gestern, order heute Morgen. Rain konnte sich eigentlich nicht erinnern ihn jemals so glücklich und unbekümmert erlebt zu haben. Er schien sich nur mehr wenige Gedanken darüber zu machen, was andere von ihm dachten, oder was die Ältesten mit ihm vor hatten. Khojin schien ihm in diesem Moment auch egal. Einzig und alleine ein paar Freunde mit denen er seine Freude teilen konnte fehlten vielleicht. Freunde, die mit trinken würden und ein wenig mehr aushielten als Rain. "Oh ah... ich weiß nicht. Es schmeckt irgendwie ein wenig ekelhaft.", lachte Rain dann entschuldigend. Der Wein in seinen Kellern hätte ihm vielleicht besser geschmeckt, aber eigentlich hatte Rain keine Ahnung davon. "Gelogen? Ich glaube meine Mutter hat daran geglaubt und es ist auch wahr. Egal ob in Fhaergus oder in Thria, die Sterne sehen gleich aus und wenn du dir eine Linie zu einem denkst und sie da wo jemand anderes sitzt auch, dann sind diese beiden Menschen durch diesen Stern doch irgendwie verbunden, oder etwa nicht?" Das war vielleicht kitschig, aber es war kein Gerede über Götter und das Leben nach dem Tod, von dem niemand wusste, ob es denn existierte. Die Sterne waren real und die Menschen die sie betrachteten ebenso.

      "Hmm... In Adrestia vergraben wir unsere Toten. Aber um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass es noch wichtig ist. Manchmal denke ich darüber nach was meine Familie wohl über mich denken würde, wenn sie noch lebten, oder ob sie wütend während, könnten sie mich sehen, aber eigentlich glaube ich nicht, dass sie das können. Sie sind tot. So ist das eben und trotzdem will ich das Risiko nicht ganz eingehen. Nur für den Fall, ist es gut, dass wir geheiratet haben." Rain lächelte und legte seine Hand sanft auf Nayantais, nur für einen Moment. Rain glaubte was er sah, aber das hieß nicht, dass Dinge die er nicht sehen konnte nicht existierten. Die Chancen waren gering, aber er wollte nicht, dass Nayantai alleine im Leben nach dem Tod herum irrte, nur weil Rain zu stur war daran zu glauben. Rain schüttelte den Kopf. "Nein, mir tut es Leid. Ich glaube du hättest gerade gerne jemanden der mit dir trinkt. Das gehört zum Feiern dazu, hm?" Rain sollte sich vermutlich nicht so zieren. Bevor Rain noch etwas antworten konnte wurde er schon geküsst. Der brennende Geschmack war weitestgehend verschwunden, aber Nayantais Lippen schmeckten gleichzeitig süß und bitter. Nachdem sie sich wieder voneinander lösten schüttelte Rain sich ob des Geschmackes kurz, aber sagte sonst nichts weiter dazu. "Darauf bin ich gar nicht aus.", beschwerte er sich. "Aber es ist doch wichtig zu wissen, was mein Ehemann darüber denkt, oder?"
    • "Bist du dir sicher? Ich mein, äh, wenn du schon darauf bestehst?" Nayantai entkam ein raspelndes Lachen. Nicht einmal hatte er daran gedacht, dass er sich auch alleine betrinken könnte - mit Rains Zutun würde es nicht besser werden, sein frischgebackener Ehemann brachte ihn jetzt schon auf krummere Ideen als Muhan es manchmal tat. Was Rain nur von ihm halten würde, wenn er erst herausfand, wie viel es brauchte, damit Nayantai sturzbetrunken war? Irgendwie glaubte der Wolf, Rain würde es verwundern - er würde ihm nachmachen wollen und sich dabei selbst unter den Tisch trinken. Süß war die Vorstellung fast. "Ekelhaft? Inwiefern? Wir können auch irgendetwas ausgraben, das nicht aus Pflaumen besteht, wenn du den Geschmack nicht magst.", schlug er vor. Dass es der allgemeine Geschmack der wohlig warmen Substanz sein könnte, das fiel Nayantai nicht einmal ein - er wusste zwar, wie er als Jugendlicher auf seine ersten Tropfen reagiert hatte, welche Art von Gesicht er zog und wie widerlich es brannte, aber diese Zeiten waren schon länger vorbei, als er glauben wollte. Mittlerweile war er erwachsen geworden; ihm schmeckten die vergorenen Pflaumen. "Schon. So oder so, ob Lüge oder gelebte Wahrheit, es stimmt. Egal wo wir sind, wir sehen dieselbe Sterne. Denselben Mond. Dieselbe Sonne. Wir sind alle miteinander verbunden, ob wir wollen, oder nicht.", amüsierte sich der Wolf schalkhaft.

      Der menschliche Körper war ein Gefängnis, eine Hülle, die sie benutzen und abnutzen durften - sobald sie ausgeschöpft war, die Ressource aufgebraucht war, durften sie alle dorthin zurückkehren, woher sie kamen. In die Arme der Götter, an die Nayantai nicht glauben wollte, selbst dann nicht, wenn er Rain von dem Konzept eines freien Lebens ohne Leid, eine Existenz nach dem menschlichen Werdegang, vorschwärmte. "Was sagst du? Nein, das ist kein Thema für heute. Wie wäre es damit ... welche Farben sollen deine neuen Gewänder haben? Blau?", erkundigte er sich. Auswahl hatten sie selbst bei den Kannibalen kaum gehabt und Nayantai hatte die tiefe, grüne Farbe eigentlich nicht so schlecht gefunden; auch, wenn sie von Rains wunderschönen, tiefblauen Augen - den zwei fremden Murmeln, die ihn immer schon mit mehr Verständnis als Verstand ansahen - nicht untermalten. Der Wolf selbst passte ohnehin nicht in seine alte Kleidung; sie fühlte sich komfortabel und weich an, wenn auch viel zu groß, selbst für ihn. Was war nur aus ihm geworden? "Muss es nicht. Aber keine Sorge, dann trinkst du eben guten Tee, und ich meinen Alkohol.", erwiderte Nayantai, der aufgrund von Rains erneut abgeneigtem Gesichtsausdruck und seinem durchaus miserablem Versuch, seine Abneigung zu verstecken, nur erneut auflachen durfte. "Gut mitgedacht. Was ist mir dir? Was denkt mein Ehemann darüber?" Seine Pratze suchte nach Rains zierlicher Hand - er drückte sie sachte. "Wir sollten dir Wasser aufstellen."
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    • "Wir sollen doch heute feiern. Dann kannst du auch machen was du möchtest.", lächelte Rain. Ob er es bevorzugen würde, würde Rikiya mit ihnen trinken? Oder wollte er wohl eher, dass Rain sich überwand? "Der Pflaumengeschmack ist nicht das Problem.", lachte Rain, "Es ist so bitter." Eben wie seine Medizin. Jetzt wo er darüber nachdachte fragte er sich, ob diese jemals geholfen hatte. Als sie aus Fhaergus geflüchtet waren hatte er keine bei sich und auch als er auf der Reise hierher wieder krank wurde, hatte er nur etwas Tee bekommen. Er lebte trotzdem noch nd länger hatte seine Krankheit auch nicht unbedingt angedauert. Die Meinung der Ärzte in seiner Heimat wirkte zunehmend unzuverlässig. Vielleicht hätte Rain bei den Wölfen ein besseres Leben geführt, aber an der Tatsache, dass er niemals so stark werden würde wie Nayantai, hätte sich auch nichts geändert. Er wäre den Wölfen nur zur Last gefallen und das tat er jetzt auch. Er konnte nicht jagen, oder kämpfen und alles andere musste er erst lernen. Das würde er aber auch, so schnell er konnte und wenn Nayantai ihn ließ.

      "Huh? Gewänder?", fragte Rain verwirrt. Das war ein schneller Themenwechsel und abgesehen davon musste ihm keiner irgendwelche Stoffe besorgen. "Ganz egal. Ich nehme was da ist und ihr entbehren könnt. Wenn es nicht richtig passt, dann ist es auch in Ordnung.", antwortete er mit einem Schulterzucken. IHm war durchaus bewusst, dass er kein Fürst mehr war und er hatte sich schon längere Zeit darauf eingestellt. Er würde auch weiterhin hin und wieder frieren, hungern müssen, oder etwas zu essen bekommen, das ihm nicht schmeckte. Er würde tragen was man ihm gab, mehr als ein Bittsteller war er hier nicht. "Was ich über das Leben nach dem Tod denke habe ich schon gesagt. Ich glaube, dass es sowas nicht gibt, aber falls doch, will ich dich dort finden." Rain blickte auf und suchte nach dem Kessel. Sie brauchten neues Wasser und er wollte schon vorschlagen, dass er das selbst erledigte, aber er bezweifelte, dass er das mit nur einem funktionierenden Bein bewerkstelligen konnte. "Wenn du morgen Material für die Schachfiguren besorgst, kannst du mir dann vielleicht ein paar Stöcke und Lederriemen mitnehmen...?"