spellbound. (earinor & akira)

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    • Hilfe brauchten sie beide - wen fragten sie dann, wenn nicht sich selbst? Dummheiten und Unsinn hatten sie genug in ihren Köpfen umherschwirren, und doch waren es die wenigen, ernsthaften Minuten, die sie zum Zweifeln anregten. Rain schien die Stille, die sich nach alledem gebildet hatte, wohl nicht sonderlich gut aufzunehmen und Nayantai, wie er leibte und lebte, sog ebenfalls alles in sich auf wie ein Schwamm, der ausgerechnet jetzt begann, all seine Kraft zu verlieren. Wenn er über sich selbst nachdachte, sondern nicht über das große 'wir', dann wurde ihm fast schon klar, dass er selbst nicht mehr als ein Parasit war, der sich unlängst an Rain geheftet hatte und nach mehr verlangte, als das Schaf ihm geben konnte. So konnte das nicht weitergehen - er konnte einer jungen Seele wie ihm nicht all diese Dinge abverlangen, die ihn aufheizten, die ihm Schmerzen zufügten. Nayantai konnte nicht weiter in einer wirren Scheinwelt leben, in der er nicht vom Krieg gepeinigt und gebrochen worden war. Wenn all das hier nicht passiert wäre, wenn er felsenfest davon überzeugt wäre, der König werden zu wollen, dann war es wohl weitgehend egal, was sie beide hier und jetzt taten - so lange er sich jedoch unsicher war, so lange er es explizit verabscheute und mit dem sicheren Tod rechnete, versagte jedwede Zukunftsplanung. "Nein, nie.", gestand er Rain.

      Oft genug grenzte sein Verhalten an Obsession, an felsenfeste Überzeugung und gehirnamputierte Ambition - ein ruchloser Beschützerinstinkt hatte sich in ihm breitgemacht, sein Herz umklammert, und Rain war nun einmal sein Objekt der Begierde geworden. "Ein friedvolles Leben gelebt. All das, was passiert ist - wie es passiert ist - war vermutlich kein Zufall, kein Wink des Schicksals. Wir beide haben das Schlimmste davon abwenden können, gemeinsam. Ohne dich wäre ich schon viel eher vor die Hunde gegangen. Wenn nicht im Kerker, dann bei meinen Fluchtversuchen.", entgegnete der Wolf. Jetzt, gerade, lebte er noch, aber für wie lange? Ohne Rain hätte man sich seiner bereits Monate zuvor entledigt - oder er wäre derjenige, der Grayson die Schuhe geküsst hätte, während er- Nayantai würgte den widerlichen Gedanken ab und schmiegte sich lieber an denjenigen, der es verdient hatte - Rain. "Du bist noch immer da draußen. Wir sollten die Zeit nutzen, um gute Erinnerungen zu schaffen. Die Reise war teilweise alles andere als angenehm, ja, aber ich bin froh, dass sie vorbei ist." Sie würde hoffentlich nie wieder beginnen, würde bis auf weiteres im Keim erstickt bleiben. Des Wolfes Pranke wanderte nach oben, hinfort von Rains Schulter, um ihm leicht über ein paar Haarsträhnen zu streichen. "Nicht für da draußen geschaffen? Eher nicht an da draußen gewöhnt. Aber daran trifft dich keine Schuld." Rains Eltern und Ärzte, seine engsten Vertrauten, waren es gewesen, die sich nicht beirren ließen und dem Jungen ewigen Hausarrest aufbrummten. All das konnte und wollte er nicht nachvollziehen. Liebend gerne hätte er mit Rain im Schnee getollt, ihm Orte in der Nähe der Siedlung gezeigt, oder einigen, verblassten thrianischen Gestalten vorgestellt - Nayantai wollte sein Leben leben, und doch behielt die goldene Stimme der Vernunft an seiner Seite Recht. "Hm, stimmt. Dann machen wir das ... später. Weißt du, was du kochen willst? Ich kann dir zumindest unser Lager zeigen, und wir suchen uns etwas aus?", offerierte er. Viel durften sie nicht haben, aber es wäre gut genug.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain atmete tief aus und setzte sich langsam auf. Er wollte nicht mehr über all die schlechten Dinge nachdenken. Er drückte Nayantais Hand und sah zu ihm auf. "Es wird nicht einfacher werden, oder...?", murmelte er und streckte dann eine Hand nach Nayantais Wange aus. Er streichelte ihn sanft und streckte sich dann, um ihm einen Kuss zu geben. "Nayantai...?", fragte er und legte den Kopf etwas schief. Die blauen Augen entflohen dem Blick des Wolfes und wanderten zur Seite und an ihm vorbei. Rains Wangen waren rot gefärbt. "Du hast recht. Wir leben beide noch und ich habe mir immer gewünscht die Welt außerhalb des Anwesens zu sehen. Wir sind vielleicht nicht sicher, aber wir sind zumindest nicht alleine. Egal was passiert, ich will dich an meiner Seite haben." Rain machte eine Pause, blinzelte kurz und sah Nayantai dann doch wieder in das eine übrig gebliebene dunkle Auge. "Wir sprechen immer davon, aber jetzt wo wir hier sind... Ich weiß ich schulde dir noch einen echten Talisman, auch wenn ich vermutlich viel zu ungeschickt bin und du schuldest mir auch einen. Wie auch immer, das spielt keine Rolle. Ich will dich heiraten Nayantai. Nicht irgendwann. So bald wie möglich. Heute. Jetzt." Er wusste nicht wieso das gerade jetzt aus ihm heraus sprudelte, aber es fühlte sich richtig an.

      Rain wusste nicht wie eine thrianische Heirat funktionierte. In Adrestia brauchte man einen Priester und normalerweise etwas Zeit für die Planung. Man brauchte vor Allem auch die Zustimmung eines Priesters und in Adrestia wäre es unmöglich für Rain Nayantai zu heiraten. Vielleicht war es hier genauso. Vielleicht würde man Rain für den Versuch den Kronprinz der Wölfe zu verführen töten wollen, oder man wollte Nayantai nicht mehr hier haben, weil er es mit einem Schaf wirklich ernst meinte. Dann machten sie es eben nur unter sich beiden offiziell, wenn es denn sein musste, aber Rain wollte zu seiner Entscheidung stehen. Die Traditionen kümmerten ihn nicht. Wenn Nayantai starb, starb er auch und er wollte es nicht anders. Er selbst hatte einen Grund an seinem Leben festzuhalten und weiter zu kämpfen. Vielleicht war die Frage überstürzt und irgendwie hatte er das Gefühl es hätte Nayantai sein müssen, der ihn fragte, aber es war ihm egal. Nayantai war für Rain da und er verstand ihn. Er kannte ihn vermutlich besser als jeder andere. Erwartungsvoll blickte Rain zu Nayantai auf, während er auf eine Antwort wartete.
    • Tief in ihm quoll noch immer das Bedürfnis auf, sich einfach zu verstecken und den Rest der Welt auszublenden. Nayantai wollte nicht mehr, als sich und Rain eine Kissenburg zu bauen, oder etwas ähnliches - etwas kindliches, das sie dennoch beschützte - um dort mit ihm zu kuscheln und seinen Kopf nie wieder herausrekeln zu müssen. Wenn er nur könnte, dann würde er sein Leben mit Rain hier verbringen, oder sich seine eigene, kleine Siedlung aufbauen; irgendwie war der Gedanke gar romantisch, und ausgerechnet ein Kuss der zierlichen Gestalt war es, die ihm aus eben jenem siebten Himmel riss, der ihn gerade festhalten wollte, weil er glaubte, es wäre einfacher, an die guten Dinge zu denken, die nie wahr werden würden. Noch bevor er etwas erwidern konnte, keinen Kuss oder eine zärtliche Geste, plapperte Rain schon drauf los - weiter, immer weiter - in einer Sprache, die Nayantai vor wenigen Wochen noch extremes Kopfzerbrechen bereitete. Ihm entging die Röte nicht, auch nicht die Abwesenheit in Rains Augen und die leicht stottrige Stimme, die unbestimmte Zeit lang vor sich hin faselte. Nayantai wusste nicht, was er erwartete. "Ja, Rain?", antwortete er. Was kam jetzt? Das Herz in seiner Brust, das eigentlich schon aussetzen sollte, legte einen Zahn zu - es war komisch, aber vielleicht war es besser, wenn sie vorerst einen Gang zurückschalten würden.

      "Du kannst dir mit dem Talisman Zeit lassen, immerh- ... huh?" Gerade noch gräzelte er Rain in den Satz, meisterhaft wie er war, aber kaum beendete Rain ihn, sah Nayantai ihn an, als wäre er ein schneeweißes Reh, das gerade aus einem Busch gesprungen war. Er verlor sich in den blauen Kulleraugen. "Du- ich- ... wir- was? WAS!?", schrie er laut auf, nachdem die Nachricht wohl auch in die tiefste Falte seines Gehirns vorgedrungen war. Für einen Moment blinzelte er ungläubig, bevor er selbst unangenehme Wärme in seinen Ohren und seinen Wangen wahrnahm - das Herz würde ihm noch aus dem Mund fallen, wenn das so weiter ging! Nayantai griff nach Rains Händen, holte sie aus der Decke hervor und drückte sie, vielleicht etwas zu fest, bevor er vor lauter Aufregung aufsprang. "Ja?", sprach er relativ heiser und starrte zum Zeltausgang, der verlockend nahe wirkte. Diese Idee war so verrückt, dass sie sogar funktionieren könnte - es war keine Idee, es sollte seine Realität werden, verdammt! Nayantai ließ los, rannte davon - und als er den ersten Schuh in den Schnee setzte, drehte er um. Was für eine langweilige Antwort war das denn!? Mit schnellen, schweren Schritten trabte er auf Rain zurück und hob ihn hoch, trug ihn davon wie eine Prinzessin - er küsste ihn auf die Lippen und grinste, mit einem hochrotem Gesicht. "Tausendmal ja! Lass uns meinen Vater finden.", erklärte er begeistert.
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    • Es dauert vermutlich nur ein paar Augenblicke bis Rain eine Antwort erhielt, aber es kam ihm um ein vielfaches länger vor. Er konnte förmlich sehen wie seine Frage nur langsam bei Nayantai ankam, der wohl absolut gar nicht mit der Frage gerechnet hatte. Er schien verwirrt, überrascht, froh...? So viele Gefühle liefen über Nayantais Gesicht, Rain konnte gar nicht erkennen was eigentlich vor sich ging. Vielleicht war er zu überstürzt gewesen, er wusste ja selbst nicht woher das kam, er wusste nur, dass er es für richtig hielt endlich aller Welt zu sagen, dass sie beide zusammen gehörten und einander nicht alleine lassen würden, egal wer einen Keil zwischen sie treiben wollte. Vielleicht war der Tag an dem Khojin ihren Bruder geohrfeigt hatte, weil er ein Schaf umarmte, nicht gerade der Beste für eine Heirat, aber auch sie musste akzeptieren, dass Nayantai das wollte. Oder wollte er es nicht? Wo blieb denn seine Antwort? Erst kam nur Gemurmel, Nayantai verarbeitete noch alles und dann schrie er Rain an, als hätte dieser gerade irgendetwas verbrochen. Bevor Rain sich entschuldigen konnte wurden seine Hände geschnappt und beinahe zerquetscht.

      Rain sah überrascht zu Nayantai auf und schließlich drang ein heiseres, nicht allzu sicher klingendes Ja aus seiner Kehle. Im gleichen Moment sprang Nayantai auf die Füße und riss sich wieder von Rain los, der verwirrt auf dem Bett sitzen blieb und dabei zusah wie Nayantai nach draußen lief. Noch bevor die Zeltplane Zeit hatte wieder zurück zu fallen und den Eingang zu verschließen, drehte Nayantai aber auch schon wieder um und kam zurück. Rain wurde einfach aus dem Bett gezogen und schrie dabei überrascht auf. "Ah! Nayantai was...?" Schon waren sie auf dem Weg nach draußen. Nayantai hatte das 'Jetzt' scheinbar sehr wörtlich genommen und Rain hatte nichts dagegen wenn er ehrlich war. Er kicherte leise und legte seine Arme um seinen Hals. "Du sollst dich doch schonen.", mahnte er ihn leise und mit roten Wangen. Jeglicher Wolf der sie sah musste Nayantai für verrückt halten und Rain versteckte sein hochrotes Gesicht an seiner Schulter.
    • Da stapften sie auch schon los - Nayantai konnte es kaum fassen, spürte wie sein Herz Räder schlug und sein Kopf langsam aber sicher mit pocherte, bevor sein Gehirn noch zum ehestmöglichem Zeitpunkt attraktive Brühe werden würde, die ihm aus den Ohren und der Nase floss. Nayantai konnte sein Glück nicht fassen und sah das Bündel in seinen Armen an; ihm war egal, wie sehr er sich ausruhen sollte, oder wie viele seiner etwaigen Nachbarn ihn für verrückt hielten, weil er wie am Spieß herumgeschrien hatte, als er endlich realisierte, was es war, das Rain ihn da fragte. Sein Glück konnte er kaum fassen, aber nicht nur das - er wollte der ganzen Welt unter der Nase reiben, was gerade passiert war, und fühlte sich energiegeladen wie schon lange nicht mehr. Mit einem Mal war es auch schon weniger wichtig, dass die Ältesten ihn vermutlich köpfen würden, wenn sie das hier sahen; er würde sie selbst niederschlagen, wenn sein Herzschlag und seine Übermut eine Indikation für seinen momentanen Gemütszustand waren. "Was was, ha!? Du hast mich doch gefragt - jetzt ist jetzt, und jetzt gibt es keine Rückzieher mehr!", verkündete er groß. Rain hätte sich das lieber dreifach überlegen sollen, hatte er vermutlich auch, und trotzdem war es einfach so aus ihm herausgeschossen.

      Wie lange hatte er darauf gewartet? Seitdem ihm diese dumme Idee gekommen war. Und weswegen hatte er sich bis jetzt noch nicht darum gekümmert? Weil er ein absoluter Idiot gewesen war, so viel stand fest. Wieso hatte er Rain nicht selbst früher gefragt? Nayantai reckte seinen Kopf auch schon in das Zelt, in welchem er Rikiya vermutete, aber da war Niemand, außer ein paar neugierigen Wölfen, die die beiden ansahen. "Schonen? Das machen wir nachher! Du schuldest mir eine Hochzeit!", lachte der Wolf. Gewänder hatten sie keine, Ketten auch nicht, und allgemein fehlte ihnen alles, was ihnen erlauben könnte, eine derartig törichte Tat zu vollziehen. "Sucht Ihr etwas?", fragte einer der Wölfe, der gerade mit ein paar Papieren arbeitete, die er wohl brauchte, um etwas zu archivieren. Nayantai starrte ihn noch verwirrter als sonst an, bevor er nickte. "Meinen Vat-" Der alte, leicht gräuliche Wolf starrte sie beide an, insbesondere Rain. "Wäre es nicht besser, einen Heiler aufzusuchen?", schlug er vor und deutete auf Rain. Nayantai wusste anfangs nicht, worauf der alte Mann hinauswollte, bis es schließlich 'Klick!' machte. Nein, Rain ging es doch gut! "Nein, nein wir wollen nur heiraten.", erklärte er nonchalant. "Dann findet Ihr Ihn bei den Älte- W-Was? Mein Prinz?" Die Schockstarre setzte ein. Ihm war das egal. "Danke!", krächzte er nur, bevor er auch schon wieder auf dem Weg war und Rain einen Kuss auf die Haare drückte - beifällige Gestalten starrten ihn entsetzt an. Was war denn so falsch daran? Schon bald riss Nayantai den Zelteingang zu einem überdimensionalen, etwas eingesunkenem Zelt auf. "Rikiya, wir brauchen dich! Dringend!" Alte Augen lagen auf Nayantai und Rain, sie waren entzürnt, und Rikiya drehte sich zu ihnen um. "Nayantai, kann das nicht warten?" "Nein! Wir wollen jetzt heiraten!", verlangte er. "W-Was? Heiraten?" Rikiya wirkte verblüfft. "Einen Außenseiter? Was hat das zu bedeuten!?", greinte eine der Alten.
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    • Nayantai war völlig aus dem Häuschen. Er rannte regelrecht durch die Siedlung und Rain war überrascht, dass er nicht über seine eigenen Füße stolperte und samt Rain auf die Nase fiel. "Was machen wir überhaupt? Ich weiß gar nicht wie eine thrianische Hochzeit aussieht.", fragte Rain ein wenig verwirrt. Konnte man das überhaupt von hier auf gleich durchziehen? Vermutlich war es egal, solange sie zwei sich einig darüber waren, was sie tun wollten, aber Nayantai wollte zumindest seinen Vater finden. Vielleicht reichte der Segen des Königs, das war in Adrestia schließlich nicht anders. Wie praktisch, dass Nayantai mit ihm verwandt war. Sie platzten in irgendein Zelt in dem ein paar Wölfe über Papieren brüteten. Als der Blick auf Rain fiel, der wohl auch krank aussah, wenn es ihm eigentlich ganz gut ging, zog er etwas trotzig die Augenbrauen zusammen, aber Nayantai ließ sich gar nicht erst beirren. Er posaunte für alle hörbar heraus was sie beide gerade vor hatten und das nachdem Rain nicht einmal nach draußen gehen wollte, um einen einfachen Schneemann zu bauen.

      Nachdem Nayantai erfahren hatte wo er seinen Vater finden konnte, rannte er auch schon weiter. "Bei den Ältesten...? Nayantai, sollten wir nicht lieber...", versuchte er den Wolf zu bremsen, aber er riss schon den nächsten Zelteingang auf. Darin fanden sie Rikiya und auch einige andere, tatsächlich ziemlich alt aussehende Wölfe. Ganz offensichtlich war sein Vater gerade beschäftigt und er verwechselte Rain auch nicht mit einem Kranken. Der König der Wölfe hatte es nicht einfach mit seinem Sohn und mit seinem zukünftigen Schwiegersohn ebenfalls nicht. Die Erklärung die Nayantai heraus brüllte verwirrte sogar ihn und die Ältesten, wenn sie das denn waren, schienen nicht besonders begeistert von der Idee. Rain warf Rikiya einen entschuldigenden Blick zu, ehe seine fremden Augen auf die anderen Wölfe fiel. "Es stimmt. Nayantai und ich möchten heiraten.", bestärkte er seinen Fast-Ehemann. Um einen Rückzieher zu machen war es ohnehin zu spät. "Tut mir leid, dass wir stören.", fügte er an und wand sich ein bisschen, damit Nayantai ihn am Boden absetzte. Stehen konnte er auch alleine und er sah nicht mehr ganz so hilflos aus.
    • Vielleicht war es eine schlechte Idee gewesen, alles zu überstürzen. Vielleicht hätte er das 'Jetzt' nicht so wörtlich nehmen sollen. Vielleicht war Nayantai aber auch all das egal und er fühlte sich Rain verbunden, womöglich auch schuldig, oder war aber Hals über Kopf von der Idee dahingerissen worden. Was auch immer der Grund für eine derartig explosive Reaktion seinerseits war, das Adrenalin ließ so langsam nach - vor allem, weil er gerade realisierte, in welche Situation er nicht nur sich selbst, sondern auch Rain gebracht hatte. Die Köpfe würde man ihnen abreißen, weil ein paar alte Leute gerade nach neuem Entertainment suchten, und Nayantai wäre der Schuldige - beinahe entsetzt ließ er Rain los, nachdem jener ohnehin nach unten wollte, und schluckte ein wenig. Er musste das Ganze wohl verarbeiten. Rikiya hingegen war es, der noch immer fassungslos starrte. "Das ist euer Ernst?", brachte er schließlich trocken heraus. Sein Sohn nickte ihn lediglich an, überzeugt aber vermutlich etwas beschämt. Das hatte er wohl zu früh entschieden, aber ... wenn sie das wollten, dann war es vielleicht keine schlechte Idee, an das gewissen dieser verrückten, alten Vögel zu appellieren, indem sie Rain in die ganze Materie mit einbezogen. "Jetzt, gleich, sofort?" Hilfesuchend sah er zu Rain. Hatte er das zugelassen?

      "Ich- ja? Rain meinte jetzt. Ich bin auch dafür." Die Greise tuschelten im Hintergrund - Rikiya musste seinen Mund zuhalten, weil er sich so fühlte, als würde ihm alsbald die Kinnlade herunterrutschen. Mehr als peinlich war das alles; wieso hatte er auch so einen Hitzkopf als Sohn? Schlimmer machte es eigentlich nur Rain, der gerade mit einem Satz der Hauptverdächtige wurde. "Rikiya, was hat das alles zu bedeuten?", mahnte ihn eine Stimme von hinten. Der König der Wölfe also ... er hatte die Schnauze voll davon, sich von Anderen etwas vorschreiben zu lassen. Was war er? Noch immer Darraghs Lakai? Nein, die Zeiten waren vorbei - und er ließ sich trotzdem noch von ein paar Leuten auf der Nase herumtanzen, einfach und allein, weil er glaubte, als halber Wolf die Krone nicht wert zu sein. Traurig war es irgendwie doch. "Das hast du doch gehört. Sie wollen heiraten. Gibt es Einsprüche?", warf er ihnen schließlich vor die Füße. Welch andere Wahl hatten sie in diesem Fall denn? Sie konnten das nehmen, was ihnen angeboten wurde, oder sie könnten es sein lassen. Einem von den Alten schmeckte das sowieso nicht. Nayantai war derjenige, der innehielt, sich zu Rain umdrehte und nach seiner Hand griff. "Du.", sprach die alte Stimme, und richtete sich an Rain. "Wieso glaubst du, dass du es wert bist, einen von uns zu heiraten? Und dann noch dazu ihn?" "Das ist doch vollkommen egal!", posaunten sowohl Rikiya als auch Nayantai gleichzeitig heraus. "Was ist mit den Ketten? Den Gewändern? Habt ihr euch da überhaupt durch den Kopf gehen lassen? Bist du denn bereit, dich einem fremden Volk zu verschreiben? Für Nayantai zu sterben?"
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    • Rikiya schien enttäuscht und verwirrt. Rain realisierte, dass er Nayantai vermutlich hätte aufhalten sollen, nicht ihm irgendwelche Ideen geben, die ihn zu überstürzten Handlungen verleiteten und doch war er sich dessen was er wollte sicher. Jetzt wo sie schon einmal hier waren und das Thema bereits im Raum stand, brauchten sie auch keinen Rückzieher mehr machen. Nayantai war derjenige der nicht mehr ganz so entschlossen wirkte wie noch Momente vorher, im Gegenteil zu Rain, der nun vor Rikiya und den Ältesten stand und mit seiner Mimik ausdrückte, dass er es mehr als nur ernst meinte. Rain wollte das nicht zurück nehmen und auch als Rikiya ihn ansah als wolle er, dass sie einfach ihre Köpfe einzogen und wieder verschwanden, sah Rain ihm entschlossen entgegen. Sobald er den Mund aufmachte lagen alle Augen auf ihm. Enttäuschung war er gewohnt, auch dass man ihm keinen Wert beimaß, oder ihn unterschätzte. Vielleicht nicht von seiner Familie, aber er wusste was die Fürsten und deren Familien sich über Rain erzählten. Wie sie Jahr um Jahr gewartet hatten, dass er endlich starb und er war nicht besser gewesen, aber das war jetzt vorbei.

      Rikiya schien umzuschwenken und sie beide in ihrer Naivität zu unterstützen. Rain wusste, dass Rikiya nichts gegen Rain einzuwenden hatte und Rikiya wusste, dass Rain die Traditionen nicht vergessen hatte. Es kam für die Ältesten die sich Rikiyas Herkunft bewusst waren vielleicht nicht überraschend, dass er sich auf die Seite eines Adrestianers schlug, aber seine Heirat mit Nayantais Mutter wurde ebenfalls erlaubt, warum also nicht diese? Nayantai griff nach Rains Hand. Hatte er Angst? Rain war nicht sicher, aber er selbst hatte keine und drückte Nayantais Hand ebenfalls. "Nayantai und ich haben viel zusammen durchgemacht und mir ist heute noch einmal klar geworden, dass unser Leben jederzeit enden könnte. Bevor das passiert, will ich mich für immer mit demjenigen verbinden der das selbe für mich empfindet wie ich für ihn. Hier geht es nicht um Schafe, oder Wölfe. Hier geht es um Nayantai und mich und die Entscheidung die wir für uns getroffen haben. Eure Traditionen sind nicht meine, aber ich respektiere sie und ich bin bereit an dem Tag zu sterben, an dem auch Nayantai stirbt. Nayantai hat bereits eine Kette von mir erhalten und wenn er mir im Gegenzug einen Ast den er vor dem Zelt auf dem Boden findet schenkt, dann reicht mir das auch. Mir ist bewusst, dass ihr kein Schaf in eurer Mitte wollt, aber das ist uns egal. Der Einzige der das Recht hat uns unseren Wunsch zu verweigern und der Einzige dessen Unterstützung und Segen wir erbeten ist Nayantais Vater." Rains blick fiel von den perplexen Gesichtern der Ältesten auf Rikiya. Er war wirklich der Einzige dessen Unterstützung Rain wollte und dessen Meinung er in dieser Hinsicht respektierte. Nicht, weil er ohnehin glaubte Rikiya war ihrer Seite, sondern weil er Nayantais Vater war und nur das Beste für seinen Sohn wollte. Wenn das nicht Rain war, dann nahm er es so hin.
    • Wie oft noch? Nayantai musste schmunzeln, wenn er daran dachte, welch Fanfare das hier auslösen würde - wie schlimm es erst werden würde, wenn die ganze Siedlung davon erfuhr, aber dann konnte er endlich damit angeben, dass man ihm einen Antrag gemacht hatte, dass Rain stärker war, als sie alle, weil er sich Nayantai vehement an seiner Seite wünschte und nicht locker ließ, bevor er nicht das bekam, nach dem er gierte. Sein Blick fiel auf seinen Vater, der vermutlich gerade weniger erfreuliche Nachrichten erhalten hatte, oder kurz davor war, eine Diskussion mit seinen heißgeliebten Ältesten zu verlieren, die all ihr Leben lang nicht mehr getan hatten, als ihn an seiner Nase herumzuführen. Sie alle hörten, was Rain dazu zu sagen hatte, und Nayantai würde es nicht auf sich beruhen lassen, wenn sie es verneinten, nein - er wollte das hier, gleich wie Rain. "Außerdem, was hat es euch zu interessieren, wenn ich heirate? Die Entscheidung habt ihr mir schon einmal abgenommen, und alles, was ich dafür bekommen habe, war ein halbes Jahrzehnt Schmerz - ihr habt mich in die offene Klinge laufen lassen, die Frau sterben lassen, von der ihr wolltet, dass ich sie heirate, meinem Vater seines Sohnes beraubt. Wieso glaubt ihr alten Monster, dass ihr überhaupt noch die Macht besitzt, über irgendjemanden oder irgendetwas zu regieren? Das hier ist meine ... unsere Entscheidung.", zischte er.

      Rikiya seufzte. Unrecht hatte Nayantai zwar dabei nicht gänzlich, aber es stand auch im Raum, dass Rikiya derjenige war, der ihn damals mit Tei verheiraten wollte, nachdem ihm die Ältesten einen Schupfer in die falsche Richtung gegeben hatten - er war jünger und viel verblendeter gewesen, besessen davon, das, was von Enkhtuya noch übrigblieb, wieder einzufangen und sich selbst besser zu fühlen, als er es im Endeffekt tat. Sein Sohn verdächtige gerade die falschen Idioten, wenn es doch der größte Idiot war, der ihm am Nähesten stand. "Immer mit der Ruhe, ihr beiden.", sprach eine andere Stimme aus der Reihe. "Das mag zwar alles schön und gut sein, aber die Entscheidung obliegt noch immer uns - und so, wie es jetzt aussieht, hat Nayantai nicht einmal das Recht, überhaupt noch zu le-", die Frau kam nicht weiter, als Rikiya sich zu ihnen umdrehte. "Meine Erlaubnis haben sie - die Traditionen sind doch egal! Es ist auch vollkommen egal, wer von den beiden woher kommt - das, was wichtig ist, ist, dass ihr nicht zu entscheiden habt, wer leben darf, oder nicht.", knurrte Rikiya verteidigend. Dumme Kinder würden dumme Kinder bleiben, auch, wenn er sie gerade beschützte. Wieso denn nicht? Er freute sich, und er war sich sicher, dass Caelan sich auch darüber freuen würde, dass sich ihre Söhne so nahe standen - und Rikiya würde sich auch darüber freuen, Caelan noch einmal zu sehen, auch, wenn ihm dieser Wunsch verwehrt blieb. "Rikiya, du vermagst d-" "Haltet den Mund. Ich hätte das schon viel früher tun sollen, mich gegen euch wehren, nicht immer nach eurer Pfeife zu tanzen, aber ich hatte Angst. Hatte keine Ahnung, was ich als König zu tun habe - für eure Hilfe bin ich euch dankbar, aber das geht zu weit. Nayantai bleibt am Leben. Rain und Nayantai heiraten einander. Ich will eure Meinung nicht hören, sie ist nichtig. Und wir gehen jetzt.", stellte er klar und bedeutete die beiden jungen Männer zur Tür. "Kommt, ihr solltet euch zumindest etwas schöneres anziehen." Der jüngere Wolf starrte seinen Vater verwirrt an, packte Rain dann aber auch schon. Was auch immer das gerade war ... hieß das, er durfte leben? "Rain ..."
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    • Das Gespräch wurde relativ hitzig, aber Rain für seinen Teil wollte auch gar nicht diskutieren. Selbst wenn sie es ihnen nicht erlauben wollten, Nayantai und Rain taten es dann eben auf ihre Weise, Hauptsache es stand für alle fest, für Menschen und Götter und Geister, dass sie zusammen gehörten, auch nach ihrem Tod. Rain wollte Nayantai im Jenseits, wenn es denn existierte, wieder finden und nicht alleine durch die Leere treiben. Nayantai fand seine Stimme ebenfalls und teilte den Ältesten seine Meinung lautstark mit. Rain hielt seine Hand immer noch, als wären sie jetzt schon unzertrennlich und irgendwie waren sie das auch. Ob sie Eindruck auf irgendjemanden machten wusste Rain nicht. Er kannte keinen der Wölfe die vor ihnen saßen, aber zumindest schienen sich nicht alle unbedingt einig zu sein. Das Gespräch schwenkte aber schnell auf einen anderen Fokus und es war Rikiya der alles beendete. Es schien so als läge ihm was er sagte schon länger auf dem Herzen und Rain war nicht sicher, ob er nicht auch ein wenig von sich selbst sprach, als er anfing von Herkunft zu sprechen.

      Das Gespräch war beendet und Rain begab sich mit den beiden Wölfen halb hüpfend nach draußen, auch wenn Nayantai das Meiste seines Gewichtes trug. Dass sie schon wieder verschwanden kam für sie beide plötzlich und eigentlich wollten sie nur schnell weg, zumindest wollte Rain das, bevor sie noch ein Gegenargument zu hören bekamen. "Tut mir Leid Rikiya...", murmelte Rain der zu dem älteren Wolf hinüber sah. Sie hatten ihm wohl gerade große Schwierigkeiten bereitet, aber es wirkte auch so, als wäre es früher oder später ohnehin dazu gekommen. Wollten sie Nayantai wirklich töten? Rain hielt sich an Nayantai fest und blickte hilfesuchend zu ihm auf. Er war nicht ganz sicher ob sie gerade eine Lawine los getreten, oder ob sie noch mit irgendwelchen Konsequenzen zu rechnen hatten. Rain hatte das mit dem Sterben ernst gemeint, auch wenn Nayantai gerade zum Tode verurteilt wurde. Rikiya schien das aber verhindert zu haben, beziehungsweise ignorierte er die Anweisung scheinbar einfach.
    • Nayantai war über die Flucht aus dem stickigen Zelt so dermaßen froh, dass er nicht einmal wusste, wie er Rain und Rikiya richtig danken sollte. Natürlich war es seinerseits dumm, sich nicht gleich zu den ganzen Tatsachen, die leer im Raum standen, zu äußern, aber gleichermaßen musste ihm einleuchten, dass er durchaus gröber mit den Alten umgehen konnte; sie waren uralt, ja, das gab ihnen dennoch nicht das Recht, gegen auch nur einen von ihnen zu wettern - einen, der mehr zu diesem Krieg beitrug als alle von ihnen es wohl je getan hatte. Als sie nun endlich auf dem kurzweiligen Rückweg waren - Nayantai tapste seinem Vater leichtfüßig hinterher - wurde kein Wort mehr gewechselt. Rain sprach nicht, sondern konzentrierte sich wohl darauf, mit ihm Schritt zu halten und sein alter Herr schien nicht so wirklich zu wissen, wohin er wollte. "Muss es nicht. Nayantai sollte seinen Kopf benutzen, bevor er einfach so in ein fremdes Zelt stürmt, aber ... eigentlich ist das gar nicht schlecht. Dieses eine Mal lasse ich euch ungeschoren davonkommen.", sprach der Älteste im Bunde und machte sich mit ihnen doch auf den Weg in ihr eigenes Zelt. Sie wollten heiraten, dann brauchten sie zumindest passende Kleidung, irgendwie. Ungefragt stellte er einen Kessel Tee auf. "Setzt euch.", schlug er vor.

      Nayantai half Rain dabei, sich schlussendlich auf den Boden zu setzen - er ließ sich danach neben ihn fallen, wenn auch etwas ungestüm, und sah seinem Vater nach, der anscheinend ein paar Holzboxen ins Auge genommen hatte. Wunderlich war es, dass er in ihnen herumkramte, aber als Nayantai sah, was er zutage förderte, wurde ihm alles etwas klarer. Bevor er wusste, wie ihm geschah, stellte Rikiya zwei verzierte Tassen vor Rain und Nayantai ab; sie waren grundsätzlich schöner als der Rest der krummen Becher, die sie hatten, und auf ihnen zog sich die rote Malerei einiger Vögel, die gerade ein Band um einen Ast zu binden schienen. "Das ist ziemlich kitschig.", entschied der große, einst so böse Wolf und sagte es seinem Vater auch noch ins Gesicht. "Das sind jetzt eure.", erklärte Rikiya knapp und ließ sich vor den beiden nieder - die Tassen gehörten einst ihm und Enkhtuya, aber das war auch schon lange vorbei. Wieso sollte er auch an Dingen festhalten, die ihn nur traurig machten? Es gab nun wirklich keinen Grund dazu. "Eine thrianische Hochzeitszeremonie ist ziemlich einfach. Ihr braucht jemanden, der euer Gelübte annimmt, in diesem Fall mich, und trinkt aus den Tassen eures Partners - sie ist nicht sonderlich aufregend, wenn ich ehrlich bin, aber ich glaube kaum, dass ihr euch beide verschleiern lassen wollt und die nächsten zwei Wochen im Exil existiert?"
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    • Als Rikiya behauptete dieses eine Mal würde er ihnen ihre Dummheit durchgehen lassen sah Rain kein Lächeln oder Grinsen und er war nicht sicher ob der alte Mann das ernst meinte. Hatten sie ihn gerade enttäuscht oder blamiert? Schnellen Schrittes entfernten sie sich zusammen von dem modrigen Zelt und Rain klammerte sich an Nayantais Arm um ihnen hinterher hüpfen zu können. Es ging ihm beinahe etwas zu schnell und ihm fehlte definitiv die Puste um noch etwas zu sagen. Schließlich kamen sie wieder bei ihrem eigenen Zelt an und folgten Rikiya hinein. Drinnen ließ Nayantai Rain langsam auf den Boden sinken und saß auch kurz darauf selbst neben ihm. Rain nahm vorsichtig seine Hand und beobachtete Rikiya dabei, wie er irgendetwas suchte. Er stellte schließlich zwei Tassen auf den Tisch und als Nayantai deren Aussehen so unfreundlich kommentierte, stupste Rain ihm seinen Ellbogen in die Seite. Er sollte etwas netter zu seinem Vater und dessen Erbstücken sein. Immerhin musste er ihnen gar nichts schenken und helfen musste er ihnen auch nicht. Rain war es beinhe ein wenig zu ruhig.

      "Danke.", erwiderte Rain, damit wenigstens einer von ihnen höflich blieb. Danach warf er einen fragenden Blick auf den König. "Das ist doch für dich in Ordnung?", fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. Rikiya wirkte gerade nicht unbedingt glücklich und all dad schien dann doch etwas unzeremoniell. Rain wollte gar keine große Feier und ein kurzes Ritual war genug, aber er hatte zumindest von Rikiya eine andere Situation erwartet. "Exil...?", fragte das unwissende Schaf. "Gemeinsam, oder getrennt?" Sie befanden sich ja beinahe schon im Exil aber alleine wollte Rain auf keinen Fall sein. "Denkt man sich das Gelübte selbst aus? Dafür hatte ich gar keine Zeit. Nayantai fu fängst an."
    • Was für eine Reaktion wollte er von seinem Vater? Was für eine wollte er nicht? Beiderlei Fragen ließen sich mit "der da" beantworten - es war ihm zu ruhig und sein alter Herr schien das Ganze einfach auf die leichte Schulter zu nehmen. Interessierte es ihn denn gar nicht, was sie beide vorhatten? Hatte er kein Interesse mehr an seinem Schwiegersohn oder einer wagemutigen Blitzhochzeit? Nayantai konnte es nicht genau sagen, musste wohl eher mutmaßen, als dass er je eine richtige Antwort bekäme. Der prüfende Blick zweier vertrauter, glänzender Iriden lag auf ihm. Dann wanderte er zu Rain. "Wieso sollte es das nicht sein?", witzelte der alte Mann schon wieder, der einen kurzen Seufzer ausstieß. Dann grinste er. "Ihr erinnert mich nur gerade an meine Jugend - vielleicht beneide ich euch auch gerade ein wenig.", murmelte Rikiya. Nayantai wirkte verblüfft, als sein alter Herr jene Tatsache aussprach. Seine Mutter hatte er nicht all zu lange nachdem sie sich kennengelernt hatten geheiratet, aber ob es so wirklich freiwillig war, hatte er eigentlich nie hinterfragt - die beiden liebten sich, da gab es kein wenn und aber, und doch fiel ihm erst jetzt auf, dass sein Vater wohl noch ein anderes Leben hatte, eines, an dem Nayantai nicht einmal ein Gedanke in seinem Hinterkopf gewesen war. "Exil ist eher ein falsches Wort dafür. In Thria ist es normal, sich zwei Wochen vor der Hochzeit nicht zu sehen. In Adrestia ist es normal, sich noch nicht einmal vor der Hochzeit zu kennen." Der Teekessel pfiff.

      Je mehr er über die fremde Welt erfuhr, die Rains Zuhause darstellte, desto ehrfürchtiger fühlte er sich vor ihr - sie klang teilweise widersprüchlich und widerlich, andererseits wirkte sie fast abenteuerlicher als das brache Thria, und doch würde er sich nie freiwillig die Ketten eines gehobenen Lebens anlegen wollen, würde lieber von Rains Fürstentum entfernt leben, damit er sein konnte, wer er wollte. Rikiya stand auf und griff nach dem Kessel - er stellte ihn auf der zerkratzten Tischplatte ab und kam mit verschiedenen Bündeln losen Tees zurück, die er allesamt öffnete und auf dem Tisch ausbreitete. "Alleine, also, voneinander entfernt. Bei der eigenen Familie, oder bei engen Freunden.", erklärte Rikiya noch. Nayantai hingegen wurde in die Schusslinie geworfen und sah Rain verwirrt an, dann wieder die Teeblätter und dann seinen Vater. Er war diesem Prozess schon näher gekommen als Rain, so viel war ihm klar, aber er hatte ihn schlussendlich nie wirklich vollzogen und hatte auch keinerlei Ahnung, was ein gutes Ehegelübte abgab. "Ich ... uh ...", murrte er. Rikiya lächelte schließlich und deutete auf das, was er auf dem Tisch ausgebreitet hatte. "Wisst ihr denn beide irgendetwas?", bespaßte er sie. Nein, das taten sie nicht - zumindest Nayantais hängen gelassenem Kopf nach zu urteilen. Was für alberne, kleine Kerlchen sie doch waren - bitterböse konnte er ihnen nicht sein. "In Ordnung. Hört zu. Ihr sucht euch drei von diesen Blüten aus und braut einander einen Tee, den euer Partner trinken soll. Die Bedeutung eures Tees ist euch überlassen." Nayantai griff nach einer Handvoll von Lavendel, bevor Rikiya ihn stoppte und dazu anhielt, es zurückzulegen. "Er soll gut schmecken, verstanden? Dass du mir meinen Schwiegersohn ja nicht vergiftest."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Du wirkst so reserviert.", erklärte Rain seine Frage vorsichtig, aber zumindest lächelte der alte Wolf wieder, vermutlich hielt er das alles hier aber auch für überstürzt. Das war es nicht, nicht für Rain. Nayantai und er haben mehr als einmal darüber gesprochen, dass Nayantai sich nicht nur deshalb so an ihn schmiegte, weil kein anderer da war und Rain hatte selbst auch begriffen, dass sie beide auf eine verdrehte Weise viel gemeinsam hatten. Sie hatten einander ihre Leben gerettet noch bevor sie überhaupt in physischer Gefahr gewesen waren, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten und sie hatten sich in den vergangen Monaten, mittlerweile schon fast ein halbes Jahr, besser kennen gelernt. Das war aber noch nicht alles, sie hatten sich sogar schon verstanden, als sie die Worte des anderen nicht einmal verstehen konnten, gerade weil sie eine gewisse Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit miteinander teilten. Vielleicht sollte Rain diese Gedanken in sein Gelöbnis einarbeiten, für das er viel zu wenig Zeit hatte und das mehrere Seiten Papier fassen würde, hätte er noch eine Nacht oder zwei Zeit. So war es aber vielleicht viel ehrlicher und Nayantai musste keine schlaflosen Nächte ertragen, weil er glaubte nichts schreiben zu können. Rain kicherte in sich hinein.

      "Du stellst Adrestia aber schlimmer da als es ist.", schmollte Rain dann ein wenig, aber Interesse an einer Hochzeit hatte er trotzdem niemals gehabt. "Selbst mir kamen Bewerbungen zu und hätte ich heiraten wollen, dann hätte ich die Frau zuvor getroffen." Es sollte ja für beide passen. Seinen Vater kannte er nicht gut, aber seine Ehe idolisierte er immer noch. Rains Mutter hatte immer so verträumt ausgesehen, wenn sie von früher gesprochen hatte. "Exil klingt nicht gerade gut.", entschloss Rain aber und das hatte sich Rikiya bestimmt schon so gedacht. Stattdessen bereitete er scheinbar alles für die Zeremonie vor und breite mehrere verschiedene Teeblätter vor ihnen aus. "Huh? Aber ich weiß gar nicht was die verschiedenen Sorten für euch bedeuten...", murmelte Rain ein wenig überfordert von der Auswahl. In Thria hatte so vieles so komplexe Bedeutungen, Adrestia hatte solche Traditionen nicht. Rain konnte auch nicht behaupten sich mit Tee auszukennen. Er hatte sich ab und an einen ausgesucht und er wusste die Blätter zuzuordnen, aber Mischungen hatte er nie selbst bereitet. Gerne wollte er verschiedene Situationen und Gefühle einfließen lassen, aber andererseits sollte der Tee ja auch schmecken. Dabei war es egal ob Nayantai nun überhaupt merkte ob er gut war oder nicht. Die Gefahr, dass er ihn vergiftete war aber mindestens genauso groß wie umgekehrt.
    • "Das Gespräch mit diesen Geistern war nicht gerade erfreulich. Und ich muss zugeben, dass ich das alles noch nicht ganz verarbeitet habe ... ich dachte, ihr lasst euch noch Zeit.", entgegnete der alte Wolf beschämt. Die grauen Strähnen in seinen Haaren würden nur mehr werden, wenn jeder Tag mit beiderlei Söhnen so ähnlich abliefe - es wäre wieder so, wie es früher teilweise gewesen war - wenn Tuya die beiden sehen könnte, dann würde sie sich vermutlich dagegen aufhalsen, bevor er sie beruhigte, sie einsehen musste, dass Rain derjenige war, an den Nayantai sein übergroßes Herz verschenkte, und den er liebte. Dass sie das Schaf ablehnen würde, das bezweifelte Rikiya - er war nur ein Baustein in einer Mauer aus Geheimnissen, die offensichtlich bereits gebröckelt war. Ob es jetzt gerade richtig war, ehrlich zu sein? Nein, Rikiya wollte diesen schönen Moment nicht ruinieren; auch, wenn es ihm auf der Zunge lag. "Manchmal, ja. Thria ist kein Land der Götter, in dem es sich wunderschön lebt - das sind beider unserer Heimaten nicht, aber lassen wir das für einen anderen Tag übrig. Heute sollten wir alle feiern!", posaunte er heraus. Der Wolfskönig schien sich darüber zu freuen, dass er es bald ein Kind mehr hatte, wenn auch nur durch eine Heirat, und sein eigener Sohn war so fokussiert auf seine Teeblätter, dass er seinem grinsenden Vater kaum eines Blickes würdigte.

      "Es war das falsche Wort, das gestehe ich. Das verlangt aber auch keiner von euch." Wie er - wie Ronan - Caelan kannte, wäre der abenteuerlustige Narr gleich losgestapft und hätte ihn mit in die Berge gezogen, anstatt zwei Wochen zu warten; Rain war ihm wohl gerade etwas ähnlicher als sonst, überstürzt und maßgeblich interessiert. Während Rikiya geglaubt hatte, einst Caelans Stimme der Vernunft gewesen zu sein, glaubte er, dass es Rain wäre, der sich an Nayantai heftete - und das war auch so, aber gerade waren sie beide etwas kindischer, es war beinahe niedlich. Rikiya kicherte kurz, bevor er Nayantai weiter dabei zusah, während er vorsichtig ein paar Kamillen und goldene Blätter aus zweierlei Haufen suchte und nur die Schönen von ihnen nahm, nachdem er sie längere Zeit anstarrte. Das, was im Endeffekt über blieb, wanderte in seine Tasse, bevor er sich über den Tisch streckte und nach mehr Ausschau hielt; Rain verdiente das Beste und damit auch einen atemberaubenden Tee, wenn es das war, das sie beide an ihr fortwährendes Schicksal band. "Huh, du hast Recht.", erwiderte Rikiya und sah sich die Auswahl der relativ großen Selektion an - nicht alles von diesen Dingen war per se aus Thria, aber das Meiste wuchs eben an der adrestianischen Grenze oder mittlerweile eingenommenen Gebieten. "Der Lavendel steht für ein reiches, langes Leben. Die Kamille für fortwährende Gesundheit. Der Salbei dort drüben für Beständigkeit. Die Gingko-Blätter, die Nayantai da hat, stehen für Glück und Freude, und die violetten Knospen sind Malven, die unbeständige Bedeutungen haben. In der Mitte liegen verschiedene, verarbeitete Teeblätter - ihr könnt sie aus geformten Klotz abbrechen, sie haben keine besondere Bedeutung und sind als Basis für euer neues Leben gedacht, wie auch immer ihr es führen wollte. Natürlich ist das nicht alles, aber ..." Rikiya stand auf, um Rain ein kleines, selbstgebundenes Buch zu holen, das voll mit adrestianischer Schreiberei war. "Das hier hilft." Sein altes Ich hatte sich viel zu viel notiert.
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    • "Wir reden schon lange darüber. Nayantai ist sich sicher, also bin ich es auch. Ich will nicht zu lange warten, nur damit etwas passiert. Ich könnte jederzeit wieder krank werden, oder der Krieg holt uns ein... Ich dachte ich wäre in Fhaergus sicher, das war ich aber nicht, von einem Moment auf den Anderen. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann muss ich Nayantai doch irgendwie wieder finden, oder?", erklärte Rain Nayantais Vater. Auch wenn es überstürzt wirkte, sie sprachen schon so lange von einer Heirat, dass sie es doch auch endlich tun konnten, bevor sie ihre Chance vielleicht verpasst hatten. Der Tod konnte überall lauern und jederzeit zuschlagen, speziell dann, wenn man einen schwachen, fragilen Körper wie Rains hatte und wenn Nayantai sich nicht gegen die Ältesten auflehnen konnte, dann wollte Rain auch nicht alleine hier bleiben. Rikiya schien nur ein wenig Zeit zu brauchen, um das alles zu verarbeiten. Rain wusste, dass er ihn gern hatte, daran lag seine Reserviertheit also bestimmt nicht und sein anschließendes Grinsen war Zeugnis davon, dass ihr Vorhaben so langsam bei ihm ankam. Rain lächelte ihm zu. Das hier war bestimmt keine Hochzeit die einem Kronprinzen gerecht wurde, aber wenn überhaupt wünschte sich wohl nur Rain Nayantais Freunde und restliche Familie dazu, einfach weil ihm beigebracht wurde, dass Hochzeiten so liefen. Der Wolf hingegen schien Feuer und Flamme für seine Aufgabe einen Tee zusammenzustellen zu sein. Er verschwendete keinen Gedanken an etwas anderes.

      "Warst du denn im Exil? Und Nayantais Mutter?", wollte er wissen, während er ein paar hübsche getrocknete Blätter in die Hand nahm und an ihnen roch. Wie wenig Ahnung e eigentlich von Tee hatte, obwohl er ihn so oft trank, war eigentlich peinlich. Er folgte auch Rikiyas Erklärung über den Tee aufmerksam, auch wenn er nur einen Bruchteil der Blüten erklärte. Es dauerte nicht lange bis Rain ein Buch in die Hand bekam, in dem sich adrestianische Erklärungen zu den verschiedenen Teesorten fanden. Die Bedeutung war eine Sache, der Geschmack eine andere. Irgendwann realisierte Rain, dass er wohl am Besten daran täte seinem Bauchgefühl zu folgen. Es war wohl eher er der Nayantai vergiften würde. Rain fand die Bedeutung des Salbeis eigentlich ganz passend und die Brombeerblätter hatten es ihm auch angetan. Die dritte Zutat sollte Brenessel sein. Blieb nur zu hoffen, dass der Tee irgendwie genießbar war.

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    • Rikiya legte seinen Kopf in den Nacken und konnte nur darüber kichern. Nayantai fand das alles wohl weniger lustig, als er die Kamillen wieder von sich schob und keinerlei Ahnung zu haben schien, was genau es war, das er Rain antun wollte - er brach ein Stück der schwarzen Teebase ab, mehr aber auch nicht, bevor er sie vorsichtig in seinen Becher rieseln ließ. Ein paar der Gingko-Blätter fanden ihren Weg in die Tasse, bevor Nayantai nach der Minze griff, die Rikiya ihnen präsentiert hatte. Vorsichtig legte er sich ein Blatt davon zwischen die Lippen, kaute darauf herum und verzog das Gesicht, als er wohl herausfand, dass er das definitiv nicht in seinem Tee haben wollte - die Reaktion war für Rikiya nicht ungewohnt, aber Nayantai sah Rain an. Verwirrt noch dazu. Erneut streckte er seine Finger nach der zuvor davongeschobenen Kamille aus und ließ sie in seinen Becher fallen, während er einen verstohlenen Blick auf Rains Auswahl machte - wirklich viel sah er nicht, aber immerhin hatten sie Zeit. Wer würde hier auftauchen und ihnen ihre kleine, heimliche Hochzeit vermiesen? Niemand, nicht einmal Khojin - und Rikiya war derjenige, der sich kein einziges Mal darüber beschwert hatte, dass es für ihn nicht in Ordnung ginge. Ob er das mit Absicht machte?

      "In Ordnung, du hast Recht! Ich vertraue euren Entscheidungen.", lachte Rikiya zufrieden. Wenn es das war, was die beiden Jungspunde wollten, dann wollte er nun einmal nicht derjenige sein, der ihnen mit hocherhobenen Händen im Weg stand - er würde sich nur bei der kleinen Familie, die er noch hatte, unbeliebt machen. "Exil? Naja, ich habe sie einfach nicht gesehen, wenn ich ehrlich bin. Zu dem Zeitpunkt war ich noch so krank, dass ich kaum auf den eigenen Beinen stehen konnte. Mein eigenes Zelt war mein Exil, ich durfte Tuya in der Zeit eben nicht sehen." Langweilig war ihm gewesen, und die alten Gesichter, die sich stattdessen um ihn gesorgt hatten, waren nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen - er hatte sich erholt, über einen viel zu langen Zeitraum lang, aber Rain das Gleiche anzutun war nichts, das Rikiya noch ihm verlangen konnte. "Dafür haben wir keine Zeit.", entschied Nayantai, seine Stimme schien bestimmt und ihm war offensichtlich klar, was er sich hier gerade antat. Oder eher, was er sich und Rain antat. Wie dem auch sei, war es nicht egal? Sie beide hatten ihre Entscheidung getroffen - Rikiya war derjenige, der sich für sie freuen sollte, und doch stand er ihnen irgendwie im Weg. "Habt ihr alles?", wollte der alte Wolf erfragen. Nayantai sah lediglich zu Rain und nickte seinem Vater danach zu.
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    • Rain wusste nicht wirklich was er mit der Teebasis anfangen sollte, also wählte er einfach irgendetwas aus, dessen Geruch ihm passend erschien. Nayantai war ein großer, starker und manchmal grober Mann, aber er konnte auch sanft und emotional sein, sehr sogar. Für die die er liebte hatte er viel zu geben, nicht nur für Rain, sondern auch Rikiya, den er zwar ärgerte, aber zu dem er auch aufsah. Auch Khojin zählte zu diesen Menschen und Rain glaubte Nayantai ging ihr nur aus dem Weg, weil er nicht gezwungen werden wollte sich zwischen ihr und Rain zu entscheiden. Vielleicht war ihm seine Veränderung auch peinlich. Vielleicht wollte er nicht zugeben, dass er nicht der war der vor einigen Jahren verschleppt wurde und vermutlich wollte er Khojin einfach nicht enttäuschen. Es war schade, dass sie nicht hier war, aber Rain wusste es besser als nach ihr zu fragen. Nayantai schien glücklich genug und Rain hatte selbst niemanden bei sich, mit dem er diesen Moment teilen konnte. Außer Rikiya natürlich und er war beinahe schon wie ein Vater für Rain. Der Blonde freute sich, dass er sie nicht aufhielt und ihnen erklärte, was sie überhaupt zu tun hatten.

      "Das klingt als hättet ihr auch relativ bald geheiratet.", vermutete Rain. Sie hatte ihn also gesund gepflegt und noch währenddessen geheiratet. Rain musste zugeben, dass das Nayantais und seiner Situation nicht ganz unähnlich war. Der jüngere Wolf brach das Gespräch ab und stellte klar, dass er keine zwei Wochen warten wollte. Das war das erste das er nach einer ganzen Weile gesagt hatte und Rain lächelte nur, eher er auf die Tasse des Wolfes blickte. Sein Tee war fertig vorbereitet und Rain nickte ebenfalls zögerlich. Er wollte sich nicht darüber freuen, dass Nayantai Schwierigkeiten hatte zu schmecken, aber in diesem Fall war es vielleicht ganz gut. "Sollen wir irgendetwas dazu erklären, oder trinken wir ihn einfach...?", wollte Rain wissen während er dabei zusah wie Rikiya das heiße Wasser zum Tisch brachte, es aber Nayantai überließ es in Rains Tasse zu gießen. Der Tee musste bestimmt ein paar Minuten ziehen, bevor man ihn trinken konnte, also nahm Rain an, dass sie in der Zwischenzeit noch irgendetwas tun würden.
    • Nayantai war zufrieden mit dem, was er Rain geben konnte - seit neuestem verlor er sich lieber in Gedanken als alles an die große Glocke zu hängen, wie es schien. Was, wenn sein Tee grässlich schmeckte? Was, wenn Rain es als eine Art Vorwurf ansehen würde, wenn er ihm nicht das gab, worauf er wartete? Seinen Liebhaber, seinen Verlobten - seinen Ehemann - wollte Nayantai bezirzen, auch, wenn er sich darüber im klaren war, dass er weder schmecken konnte, was er ihm da vorsetzte, noch, dass er dafür garantieren konnte, dass sie beide ein langes, schönes Leben hätten. Sterben würden sie, jung und verloren, wie sie nun einmal waren - die negativen Gedanken schwappten über, nun, da die Aufregung sein Herz für eine Sekunde nicht umklammerte. Ob Rain wusste, dass sie sich ihre Tage noch an den eigenen Fingern abzählen konnten? Dass ihre Zeit mehr als nur vorbei war, bevor sie überhaupt begonnen hatte? Der Wolf wusste es nicht, konnte es nicht aus dem Gesicht des jüngeren Schafes lesen, aber er hatte seine Worte vorhin vernommen - das hier war eine Ehe die sie beide wollten, mehr als alles Andere, und Nayantai würde Rains Tod hinnehmen müssen, so wie jener den seinen zu akzeptieren schien, falls er eintrat. Der heiße, brühende Kessel wanderte in seine Hand über, als er sich und Rain Wasser aufgoss - die Blüten und Kräuter sollten ziehen, bis sie ihr Aroma entfalteten.

      "Nach einem Jahr, vermutlich. Die meiste Zeit habe ich mit schlafen verbracht, ich sah danach eher aus wie eine wandelnde Leiche.", erklärte Rikiya, als er sich erneut auf die Beine stemmte - heute kam er eindeutig nicht zur Ruhe, aber die beiden wollten eben eine schnelle, impromptu Hochzeit, für die sich keiner vorbereitet hatte. Was in Gottes Namen hatte ihn nur dazu geritten, dem Ganzen zuzustimmen? Der alte Wolf wusste es selbst nicht, außer, dass er sich für die beiden freute - mehr als er sollte. Sein Herz füllte sich mit freudiger Wärme, als er in seiner Kiste nach einem Tuch zu kramen begann. Bessere Optionen hatten sie gerade nicht. "Meintest du nicht, Mutter und du, ihr hättet euch inständig geliebt?", fragte Nayantai verwirrt, der von den Dampfwölkchen seines Tees aufsah. Sein Vater warf ihm mehr Fragen auf, als er jemals erwartet hatte; er schien sich Rain wohl lieber anzuvertrauen, als ihm, aber warum? "Haben wir auch. Ihr liebt euch doch auch, und ihr kennt euch kein Jahr.", lachte Rikiya, der mit einem roten Tuch an den Tisch zurückkehrte. Golden leuchtenden die Verzierungen and den Rändern des langen Stück Stoffs, welches er Nayantai und Rain über die Köpfe legte - es hing an allen Seiten herunter, über ihre Schultern, und verdeckte kaum etwas, so durchsichtig war es. "Ihr dürft es euch später erklären wenn ihr möchtet. Für den Moment ..." Der König streckte seine Arme aus und griff sowohl seinem Sohn als auch seinem Schwiegersohn an den Hinterkopf, um sie dazu zu zwingen, ihre Stirne gegen die des Anderen zu drücken. Nayantai griff nach Rains Händen und hielt sie in den seinen. "Habt ihr euch noch etwas zu beichten?" Nayantai lächelte leicht. "Nein. Dass ich Rain liebe, muss ich ihm nicht beichten."
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    • Rain lächelte Nayantai an, als dieser den Kessel entgegen nahm und das heiße Wasser auf die getrockneten Blätter leerte. Sein Herz flatterte und er musste beinahe befürchten, dass er gerade zu aufgeregt für sein eigenes Wohl war. Nayantai saß da, mit diesem stoischen, konzentrierten Blick den er heute hatte, weil er alles nach allerbestem Gewissen machen zu wollen schien. Keine Blüte sollte beschädigt sein und kein Tropfen Wasser daneben gehen. Genauso entschlossen und gewissenhaft war er immer, wenn es um Rain ging. Der Blonde freute sich darüber und er hoffte, dass seine Bemühungen mindestens halb so viele Früchte trugen. Er konnte Nayantai nicht viel geben, außer die Gewissheit, dass er sich nicht verstecken musste und dass er jemanden hatte, der ihm zuhörte. Es gab nichts wofür er sich gegenüber Rain schämen musste, er musste nicht immer stark und wild sein, auch wenn er der Kronprinz der Wölfe war und wenn er diesen Titel nicht wollte, dann war das auch in Ordnung. Niemand hatte ihnen zu sagen weswegen sie heirateten. Rain wollte nicht König der Wölfe werden und Nayantai nicht Fürst von Fhaergus. Ihre Titel spielten keine Rolle.

      Rain lächelte immer noch und hörte Rikiya und Nayantai nur passiv zu. Rikiya hatte recht, sie kannten sich nicht lange und böse Zungen würden behaupten, dass sie nur glaubten einander nahe zu sein, weil sie viel zusammen erlebt hatte, aber das traf auf Rain gar nicht zu. Er hatte Nayantai kennen gelernt, als sein Leben ein sicheres war, wenngleich er es nicht mehr führen wollte. Schon damals hatte Nayantai ihn verzaubert, weil er verstand warum Rain sich oftmals allein und verloren fühlte und nicht hinterfragte wieso jemand der eigentlich alles besaß, sich so leer fühlte. Das war Vergangenheit. Nun trug Rain immer noch Furcht und Trauer im Herzen, aber er sehnte sich nicht mehr nach dem Tod. Rain sah erst auf, als ein Tuch über seinen Kopf gelegt wurde, kurz darauf drückte der ältere Wolf seinen Kopf nach vorne, bis er gegen Nayantais Stirn stieß. Nayantai nahm seine Hände und Rain drückte sie ebenfalls leicht. Das hier war im peinlich. Rain schien Rikiyas Frage auch etwas ernster zu nehmen, aber egal wie lange er sein Hirn durchstöberte, er fand keine Antwort, gar keine. "Mm-mm.", machte er nur. "Ich meine Nein." Er besann sich darauf, dass er vermutlich etwas höflicher sein sollte.