spellbound. (earinor & akira)

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    • Genau genommen hatte Caelan auch wieder nicht Unrecht, aber Oyu wollte ihn nicht in seiner eigenen Misere schwelgen lassen. Es war dumm, daran zu glauben, dass sie beide hier noch ihren letzten Atemzug tätigen würden weil ein dummer Vogel, der sich eigentlich gut genug selbst verteidigen konnte, sich dazu entschieden hatte, sie beide noch ein klein wenig am Leben zu lassen. Wenn er Caelan wehtun sollte, dann sollte Shuren sich mit ihr messen - das war für Oyu durchaus in Ordnung, denn mittlerweile hatte sie ohnehin die Theorie aufgestellt, dass all die schönen Worte, die aus dem Mund ihres Königs kamen, nicht mehr als eine unverblümte Lüge war. "Dann musst du an dir arbeiten - Niemand ist perfekt!" Sie schon gar nicht, aber das Feuer hatte sie ohnehin angeheizt. Das, was Caelan Shuren erzählt hatte, hatte sie in einer gediegenen Kurzfassung Muhan unterbreitet, in der Hoffnung, dass einer der beiden zumindest etwas für den Kronprinzen oder die Gerechtigkeit in dieser verkorksten Welt empfand; wenn nicht Shuren, dann würde Muhan definitiv ein gutes Wort für sie beide einlegen, oder zumindest den eigentlichen, thrianischen König informieren, was genau los war. Hoffentlich. "Hm, also suchen wir beide? Wo glaubst du, sind sie? Wenn unser Kronprinz noch am Leben ist, glaube ich nicht, dass er deinen Sohn einfach aussetzt. Wenn dein Sohn nur ein kleines bisschen wie du ist, dann schätze ich, dass die beiden irgendwie miteinander klarkommen." Auch, wenn es vermutlich eine Sprachbarriere gab, die zumindest einer von ihnen zu überwinden hatte.

      Caelan stahl sich davon und Oyu seufzte, ließ ihre Beine vom Bett baumeln und starrte nach oben, auf die Decke, während sie sich leicht zurücklehnte. So konnte sie ihm nicht helfen - er war zu groß, und fand anscheinend keinen Gefallen daran, sich von einem kleinen Mädchen ständig die Leviten lesen und versorgen zu lassen; das hatte er sich sowieso selbst eingebrockt. Den Blick fixiert auf die hölzernen Bretter über ihren Köpfen kam ihr eine Idee, die dümmer nicht sein konnte - sie verwarf sie, obwohl sie den Mund schon aufriss. So einfach wäre das nicht. "Warten, bis du weniger schwach bist? Nichts heilt in ein paar Minuten, und du überanstrengst dich einfach so!", warf sie ihm vor. Das hatte er getan, auch, wenn er es nicht musste. Etwas frustrierend war es wirklich, ein fremdes Schaf in ihrer Nähe hausieren zu lassen und sich mit ihm anzufreunden - er war alt und stur, wie ihr Vater, nur um einiges schlimmer; je mehr Zeit sie mit Caelan verbrachte, desto offensichtlicher wurde es. "Nicht? Dann benimm dich nicht wie eine Leiche!", warf sie ihm mit einem leichten Schmunzeln vor. Oyu war ein Kind das einen Erwachsenen zurechtwies, und auch, wenn seine komischen Allüren nicht weiter spaßig waren, so war es offensichtlich, dass sie nicht aus dem Nichts erschienen - Caelans Probleme waren real, er schulterte sie, tagein und tagaus, und Oyu konnte ihm kaum dabei helfen. Aufmerksam sah sie ihm zu, als sie mehr Stoff reißen hörte. "Du fängst dir hier unten eher etwas ein als ich! Ich bin hier unten aufgewachsen, aber ... bitte deck dich wenigstens zu!", verlangte sie fast schon empört. Da hatte jemand gut reden; die Kälte tat ihr wenig, aber durch Caelan würde sie sich hindurchfressen wie ein überforderter Parasit. "Caelan. Caelan. Hör zu." Oyu kniete sich auf das Bett und griff nach Caelans Gesicht, drückte ihre beiden Hände an die Wangen des alten Mannes und schlug ihre Stirn gegen seine eigene. "Ich habe Muhan das gesagt, was du Shuren erzählt hast. Über den Kronprinz. Wenn Shuren es König Rikiya nicht sagt, dann macht es Muhan. Verstanden? Du hast noch eine Chance, an Rain zu kommen.", erzählte sie freudig und ließ schließlich von ihm ab. Wieso Muhan sie nicht in separate Zellen gesperrt hatte, war ihr nicht sonderlich einleuchtend - was, wenn sie sich kein Bett mit Caelan teilen wollte? "Das meine ich nicht! Du sollst dich nicht von ihm provozieren lassen - ich kann ihn nicht leiden, du auch nicht, aber, naja, ich bezweifle, dass er das wirklich getan hätte, weißt du?"
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Ein alter Hund lernt keine neuen Tricks mehr und wenn ich ehrlich bin habe ich mich seit meiner Jugend kaum verändert.", seufzte Caelan. Wozu sollte er sich denn auch Mühe geben? Ob Shuren ihn nun hinrichten lassen würde, oder ihn einfach quälen wollte, es spielte keine Rolle. Das hier würde sein Grab werden und Oyus vielleicht auch. "Mein Sohn ist mir nicht ähnlich, bis auf die Haar- und Augenfarbe vielleicht.", erzählte Caelan dem Mädchen. "Und nicht jeder ist so wie du und freundet sich mit einem Wildfremden an." Caelan seufzte erneut. "Mein Sohn ist netter als ihm gut tut und euer Prinz war so krank, verletzt und verängstigt, dass ich die ganze Reise über kein einziges Wort aus ihm heraus bekommen habe. Ich kann aber wirklich nicht sagen was passiert ist als ich gegangen bin... was ich nicht hätte tun sollen. Jedenfalls habe ich sie in meiner Heimat zurück gelassen, aber ich bezweifle, dass ich noch lange eine Heimat habe..." Wenn sie überhaupt noch existierte. Er wusste nicht wieso er ausgerechnet jetzt an seinen alten Herren dachte, aber er fragte sich was er zu alledem sagen würde. Im Endeffekt hatte er mit Caelan vielleicht immer schon recht gehabt...

      Erneut schnalzte Caelan mit der Zunge. "Ich glaube nicht, dass es mir etwas nützt gänzlich gesund zu werden, abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob ich das überhaupt je werden könnte." Oyu stellte sich alles so einfach vor. Sie war Caelan in seiner Jugend, als er seiner großen Liebe den Mond und die Sterne versprochen hatte. Ein glückliches Leben gemeinsam, obwohl alles und jeder gegen sie war, aber das Leben war kein Ort an dem jugendliche Träume in Erfüllung gingen. "Mir geht es gut." Obwohl der Kamin ruhig etwas mehr Wärme hätte spenden können. Caelan schob seine Arme zumindest wieder in die Ärmel und bedeckte auch seine Beine erneut. Was nun? Er wollte sich nicht hinlegen, aber er hatte auch nicht viele andere Optionen. Plötzlich kam Oyu erneut zu nahe und packte seine kalten Wangen. "Au!", rief er empört aus, als er Oyus Stirn auf seine krachen fühlte. Es tat nicht wirklich weh, aber was zur Hölle sollte das? "Woher willst du das wissen? ich traue deiner Menschenkenntnis nicht wirklich...", murrte er als sie endlich wieder los ließ. "Wenn du gesehen hättest was ich gesehen habe würdest du diesem Shuren auch mehr zutrauen."
    • "Dann ändern wir jetzt etwas daran. Du magst zwar ein alter Hund sein, wenn du das schon so oft sagst, aber ich glaube kaum, dass du nichts mehr Neues lernen kannst. Eigentlich willst du nur nicht, da bin ich mir ziemlich sicher.", beschuldigte sie ihn. Zumal - es gab da draußen noch so viele Dinge, die Caelan noch nie in seinem Leben gesehen hatte, die er vielleicht noch ergründen sollte, bevor er wirklich zu einer lebenden Leiche wurde, oder die er für seine tote Frau und seinen eventuell dahingeschiedenen Sohn tun musste; Oyu wollte nicht, dass er ein Häufchen Elend wurde. "Meinst du? Wenn er sich eine Scheibe von dir abgeschnitten hat, dann ist er sicher so charakterstark wie du. Felsenfest von seinen Entscheidungen überzeugt, sobald er sie trifft ... aber vielleicht interpretiere ich auch zu viel in alles hinein.", murmelte die junge Wölfin. Wie lange denn noch, bis sie endlich verstand, dass Caelan kein Umgang für sie war? Jahre, das war beinahe sicher - diesen enormen Zeitraum hatten sie beide allerdings nicht. "Pah, wenn wir alle gleich wären, dann wär's doch langweilig." Einen Funken Wahrheit besaß die Aussage dann doch. Shuren war nicht wie Caelan, Oyu war keinem von beiden ähnlich; wären sie ein und dieselbe Person, dann wäre es einfacher, Konflikte zu vermeiden, oder einen Krieg zu negieren. "Dann passen sie beide gut zueinander ... aber, was willst du überhaupt mit Kronprinz Nayantai reden? Der versteht dich doch sowieso nicht.", verkündete sie etwas verwirrt.

      Oyu verpasste Caelan einen Klaps auf den Oberschenkel. "Hör auf. Mein Vater meinte, wenn ich mich nur immer auf die unschönen, realistischeren Dinge im Leben konzentriere, dann nehme ich mir Hoffnung und Freude. Du brauchst beides davon, so unsinnig es klingt.", murrte das Mädchen. Genau genommen hatte sie die Nase voll von Caelans Ungereimtheiten, von seinen Episoden, dem ewigen Trübsal blasen - und doch konnte sie es ihm nicht übel nehmen. Zum einen war er nun einmal ein Mann der mehr erlebt und gesehen hatte, als sie es jemals tun würde, und zum Anderen hatte er jedes Recht dazu, sich selbst in seiner unglücklichen Position verankert zu sehen. Wenige überlebten den Weg hierher, das war Glück allein gewesen, und doch waren die Chancen, Yaoshen je wieder zu verlassen, noch geringer. "Dann red' nicht vom Sterben!", verlangte sie von dem Alten. Ihr Vater war nie so zermürbt gewesen, oder selbst wenn er es war, dann versuchte er zumindest, es sich nicht ansehen zu lassen. Natürlich hatte Caelan keine Obligation dazu, seine Emotionen zu verstecken, und doch schmerzte es, irgendwo. "Weil!" Sollte sie wirklich ein strenggeheimes Wolfsgeheimnis ausplaudern? Naja, so ziemlich jeder kannte die Fakten, also war es wohl nicht wirklich so geheim, sondern nur hinter einer Sprachbarriere vor Caelan versteckt. "Muhan war mit dem Kronprinz verlobt. Das weiß so ziemlich jeder. Naja. Uhm. Du würdest doch auch alles tun, um deine Frau zu retten, wenn sie entführt worden wäre, oder? Genau so ist Muhan." Das war größtenteils erstunken und erlogen, aber es sollte funktionieren. Eine glückliche Notlüge, oder?
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    • Caelan war nicht sicher ob es Sinn machte mit Oyu zu diskutieren, er war auch nicht sicher ob er es wollte. Er schnaufte nur, erwiderte sonst aber nichts. Caelan glaubte wirklich er habe sich über die Jahre verändert, aber eigentlich war er immer noch der selbe sture, hitzköpfige Idiot der er früher war. Vermutlich war er seinem jüngeren Ich sogar ähnlicher, als dem Ich das er meist vor Augen hatte, wenn er an früher und an Ronan dachte. Das Ich, dass sich wegen jeder Kleinigkeit geprügelt hatte, das Ich, das nichts anderes wollte, als seinem Vater eins auszuwischen, das Ich auf das er schon als 17 jähriger Junge nicht stolz gewesen war. Er war stolz gewesen diese Phase hinter sich gelassen zu haben und dass er erkannt hatte, dass das Leben lebenswerter war, wenn man offen, freundlich und optimistisch durch die Welt ging. Damals, als Ronan dann verschwunden war, da hatte er sich für diese Ansichten auch verflucht, also welch andere Richtung hätte er einschlagen sollen, als in einen bekannten Charakter zu flüchten? Jetzt nach Inas und eventuell Rains Tod schien er dasselbe zu tun. Caelan blickte auf zu Oyu, die er in diesem Licht eigentlich kaum sehen konnte. Erneut antwortete er nicht, sondern er seufzte nur. Seinen Sohn kannte er kaum. Ina beschrieb ihn als intelligent, neugierig, gewissenhaft, höflich und vieles mehr. Als Gewissenhaft kannte Caelan ihn auch, aber er konnte nicht behaupten irgendetwas anderes über seinen Sohn zu wissen. Und der Kronprinz...? "Er hat mich nur... ach nicht so wichtig.", murmelte Caelan. An die Hoffnung, dass er Ronan noch finden würde hatte er sich geklammert, weil er Ina verloren hatte, war es nicht so? Er sah sein Gesicht einfach überall, selbst in der hässlichen Visage eines Wolfes. Was für ein Witz. Mehr als die Haarfarbe hatten sie nicht gemein.

      Plötzlich fühlte Caelan die kleine Hand auf seinem Bein, noch dazu dem, das er vorher gerade verbunden hatte. "Au! Was machst du denn?", grummelte er. "Ich habe zu viele Menschen verloren, um mich über irgendetwas freuen zu können." Der Tod schien wie die bessere Option. Vielleicht würde er Ina, Rain und Ronan dort wieder sehen. "Ich glaube nicht, dass Shuren mich einfach so davon kommen lässt, ich bin mir ziemlich sicher wärt ihr nicht herein geplatzt, wäre ich jetzt tot.", erklärte er Oyu und sich hier heraus kämpfen war mehr als unrealistisch. Das Mädchen wollte wohl nicht aufhören zu plappern, was? "Muhan? Der große Kerl?", fragte Caelan und schnalzte erneut mit der Zunge. Das sagte sie doch nur um Caelan aufzumuntern. "Wenn das stimmt wird er wohl noch einmal mit mir reden wollen. Jetzt ruh dich erst mal aus.", grummelte er und stand auf. Dabei griff er Oyu einfach unter den Achseln und hob sie hoch, nur um sie ein Stück weiter wieder abzusetzen. Den Schmerz in seinem Körper ignorierte er dabei. Er drehte sich um, um einige der Felle von dem Haufen zu heben, erst dann drückte er das Mädchen wieder auf das improvisierte Bett und warf die Felle aus seiner anderen Hand über sie. Eines behielt er für sich selbst und setzte sich damit vor die ganzen Felle, an die er sich lehnte.

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    • Was für ein alberner, alter Mann Caelan doch war. Nicht, dass Oyu es ihm verübeln konnte, aber gleichermaßen war sie sich dessen bewusst, dass ihr Mitgefangener - derjenige, warum sie all das hier eigentlich ausbadete - seinen Verstand wohl komplett verloren hatte. Ob er an zu vielen Dingen klammerte, die in seinem letzten Leben relevant gewesen waren? Oyu konnte es nicht beantworten, selbst wenn sie wollte, aber auch das war nicht weiter wichtig; sie würde Caelan wohl nie als solchen kennen, der er wirklich war, und damit hatte sie ein neues Problem, das ihr nicht so wirklich bewusst war. Entspannen konnte sie hier unten keinenfalls. "Ja? Red' weiter. Du kannst das nicht alles in dich hineinfressen.", beschwerte sie sich. Wenn der große, böse Eber keinen zum Reden hatte, dann sollte er sich, laut Oyus Meinung, zumindest an sie wenden und ihr die nötige Aufmerksamkeit geben, die sie von ihm verlangte. Lauschen würde sie ihm, egal ob er es wollte oder nicht, und helfen würde sie ihm, auch, wenn er wohl nicht sehr angetan von der Idee war, dass ein kleines, naives Wolfsmädchen ihm half. Irgendwo durfte es auch seine eigene Schuld sein - er vertraute sich Menschen entweder ungerne an, oder war sich seiner Lage noch immer ganz bewusst. Verurteilen konnte und wollte sie ihn dafür nicht, traurig war es aber allemal.

      "Was au? Du hast gut reden! Sonst tut dir doch auch nichts weh!" Auch, wenn das der einfacheren Wahrheit entsprach, so war ihr klar, dass selbst jemand wie Caelan nicht immer alles auf sich nehmen konnte. Oyu schmunzelte, schrie aber bald schon empört auf, als man sie einfach wie einen Sack Reis hochhob und von einem Ort zum Anderen zauberte. "Caelan!", stieß sie lauthals aus, aber der wollte wohl nicht hören. Früher oder später fand sie sich selbst in einer Kuhle im Fellbett wieder, zugedeckt und eingehamstert in ein kleines Nest, das sie sich selbst nicht gebaut hatte. "Dann bin ich froh, dass Muhan mich erwischt hat.", gestand sie, während sie sich aus einer Fellschicht freikämpfte; das war dann doch zu viel des Guten. Ob sie es überhaupt zum König geschafft hätte? Irgendwie bezweifelte Oyu es, und selbst wenn, dann hätte sie Caelan damit nicht gerettet. Traurig wäre es gewesen - sie war beinahe froh, doch hier zu sein. "Ich? Mich ausruhen?", harkte sie nach. Sie war doch gar nicht müde! "Muhan wird früher oder später wiederkommen, das hat er auch gesagt, aber, naja ... das kann dauern.", stimmte Oyu schließlich zu und drehte sich zu Caelan um, der es sich wohl lieber auf dem Boden gemütlich machen wollte. Oyu schnaubte. "Caelan. Du sollst dich ins Bett legen, nicht ich, also steh auf." Plötzlich kam ihr ein anderer Gedankengang um Caelan vielleicht ein Stückchen aufzuheitern - oder eher anzuheizen. "Hast du eigentlich keine Angst, dass der Kronprinz Rain den Kopf verdreht? Oder hat Rain eine Freundin?", nun war sie definitiv interessiert.
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    • "Ich sagte es ist nicht wichtig...", wiederholte er und bette seinen Kopf auf seinem Arm, den er über sein Knie gelegt hatte. Caelans Leben war zu lang um Oyu alles zu erklären, sie würde immer mehr Fragen haben und Caelan wollte sie nicht beantworten. Ihr war nicht klar wer da mit ihr in einer Zelle saß und es schien auch Shuren nicht klar zu sein. Caelan war kein einfacher Soldat, er war nicht einmal einer von vielen Fürsten Adrestias. Er war derjenige der sein Herz an jemanden verschenkt hatte, den die Wölfe ihm geraubt hatten und er war derjenige der dazu neigte die Fassung zu verlieren. Er hatte diesen Krieg begonnen und nie versucht ihn gänzlich zu beenden, selbst dann nicht, als er sich von dem Geschehen zurück gezogen hatte. Früher, als er noch jung war, waren Turniere die einzige Form von Kampf die er hatte, mittlerweile kannte er kaum etwas anderes. Die Wintermonate zu Hause machten ihn unruhig und rastlos. Er wollte sich nicht erholen und hatte ständig das Gefühl gehabt seine Zeit zu verschwenden. Er träumte von den Qualen die Ronan irgendwo erlitt und Willkommen war er zu Hause sowieso nie gewesen. Sein Vater hatte ihn nur noch mehr gehasst, genauso wie das Schicksal. Er hätte mehr für Ina da sein sollen, er hätte sie trösten sollen, wenn ihr Wunsch nach einem Kind erneut verwehrt worden war, stattdessen war es immer umgekehrt gewesen. Als Rain schließlich geboren worden war, fühlte sich Caelan noch schlechter wann immer er zu Hause war. Sein Vater scheuchte ihn davon und schon bald glaubte auch Caelan selbst, dass es vermutlich das Beste war, wenn er sich von seinem Sohn fern hielt.

      Er konnte nicht sagen ob es Richtig war oder nicht, aber er kannte die Geschichten über seine Tante Flora nur zu gut. Sie war ebenfalls krank gewesen und Caelans Onkel Dreigh war genauso aufbrausend gewesen wie Caelan in seinen jungen Jahren. Es kostete ihr das Leben und entzweite die Familie. Caelan hätte nicht mit sich leben können, wäre er der Grund für Rains Tod gewesen, aber er war es jetzt. Fhaergus war in Gefahr und sollte Rain flüchten müssen, dann war er dem Tod geweiht. Caelan sollte dort sein, nicht hier. Der Fürst ignorierte das Mädchen nun weitestgehend. Er blendete ihr Geplapper und ihr Gebrüll aus und war gänzlich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. In schwerer Stein lag in seiner Brust. Er fühlte sich hilflos und nutzlos. Er hatte Angst um den Rest seiner kleinen Familie und er bereute so vieles. "Es geht mir gut hier...", murmelte er schließlich doch, als Oyu darauf bestand, dass er sich auf die Felle legte. Caelan hatte nie an die Götter geglaubt, aber er fand es war an der Zeit zu beten. Er betete für die Sicherheit seines Sohnes und es war ihm egal was die Götter im Gegenzug von ihm verlangen würden. "Sei nicht albern.", seufzte er in Oyus Richtung. "Und jetzt halt den Mund und spar deine Kräfte."
    • Oyu rollte mit den Augen. Erde an Caelan hatte wohl weder geholfen, noch tat sich irgendetwas in dem Kopf dieses Mannes, das sie großartig ändern konnte - ob er sich wohl in seinen eigenen Gedanken zurückzog, weil er sich dort am wohlsten fühlte? Mit einem Mal drehte sie sich um und sah zur Wand, legte ihre Finger an das erwärmte Holz, das hier unten eigentlich bereits modrig sein müsste, war es doch nur von Eis umgeben, aber eigentlich fühlte es sich gar nicht so an. Es war warm und trocken, definitiv nicht so, wie sie sich all das vorstellte, und vielleicht sogar einladend für eine kurze Pause, in welcher sie die Augen zukniff. "Sei nicht albern, huh?", wiederholte sie mit einem leichten Kichern. Na gut, dann würde sie ihre Fantasien wohl anderweitig ausbreiten, wenn sie beide sich eher danach fühlten, miteinander zu reden und nicht in einem Halbschlaf gefangen waren, der sie an die Grenzen der menschlichen Fantasien trieb. Die Decke zog sie sich beinahe über den Kopf, dann gähnte sie lauthals, mit weit aufgerissenem Mund, bevor sie sich in ihr Eck kuschelte. "Gut, aber bleib nicht zu lang dort unten, ja? Ich lass' dir Platz.", plapperte sie noch beifällig, dann war es auch schon um sie geschehen. Müde war sie vermutlich nicht so sehr gewesen, wie sie es sich eingestehen musste, aber Niemand hatte nach all der Aufregung etwas gegen ein Mittagsschläfchen einzuwenden, schon gar nicht Oyu.

      Ein Heiler kam eigentlich früher als gedacht und lenkte die beiden von ihrem kurzem Lesestündchen ab. Nayantai grummelte und war unzufrieden, aber die alte Frau und ihr junger Lakai ließen sich nicht beirren - sie machten es sich bequem in dem Zelt und bauten ihre Utensilien auf. "Dass du mir ja mit der Stütze aufpasst!", sprach die Alte mit ihrer kratzigen Stimme, während der Junge noch schnell zwei Holzstückte zurechtzuschneiden schien, nachdem er einen kurzen Blick auf Rains spindeldürre Beinchen geworfen hatte. Die alte Frau kannte er, und ihren kleinen Begleiter auch, selbst, wenn er in den letzten Jahren ein wenig gewachsen war. "Hey!", schrie er beinahe, als das zerzauste, greinende und dem Tod nahende Wesen nach ihm griff und sich seines Gesichtes besah. "Nah nah, ich kenne dich schon seitdem du ein Sprössling warst, Kleiner.", erwiderte die Alte und Nayantai ließ sie herumfummeln, bis sie den Stoff aus seinem Gesicht bekam. "Was haben sie denn mit dir angestellt?" Verwirrt war sie allemal, aber das änderte auch nichts daran, dass sie sich die Hände schnell wusch, bevor sie an den Fäden zupfte, die sein Augenlid geschlossen hielten. Währenddessen sah der Sprössling zu Rain. "Streck dein Bein aus.", forderte er von ihm, und kaum bekam er, was er wollte, fing er an, es sanft abzutasten, bis er eine Stelle fand, die schmerzte. Der Knöchel war nicht unbedingt die günstigste Stelle, und die Wunde wohl etwas älter. "Ich gebe dir eine Stütze und einen Stock, das sollte genug sein. Trotzdem - belaste dein Bein nicht zu viel."
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    • Nayantai und Rain lasen noch ein wenig, aber lange hatten sie ohnehin keine Zeit. Der Zelteingang öffnete sich und eine alte Wölfin mit einem jungen Begleiter und allerlei Kram kamen herein. Rain kletterte schnell von Nayantais Schoß und blickte die beiden beinahe unterwürfig an. Er wollte sich mit niemandem Probleme einhandeln und er wusste, dass er hier in der Nahrungskette ganz unten stand, sogar nach dem wenigen Vieh das die Wölfe in der Siedlung hatten. Rain wurde auf ihr Bett verfrachtet und sah den beiden aus dem Augenwinkel zu. Nayantai war der alten Dame wohl zu groß, wenn er auch noch erhöht saß, also ließ sie ihn am Boden sitzen, damit sie sein Gesicht besser erreichen konnte. Rain blieb brav auf seinem Hintern sitzen, während Nayantai die Frau wütend anfummelte. Rain hatte Angst er würde ihr gleich die Finger abbeißen, als sie diese nach ihm ausstreckte, aber das tat er nicht. "Nayantai...", murmelte er leise, damit der Wolf sich ein wenig beruhigte und die Heilerin ihre Arbeit machen ließ. Rain war ganz froh darüber, dass er nur Nayantais Hinterkopf sehen konnte und nicht was sich in seinem Gesicht abspielte.

      Mehr wollte Rain sich auch gar nicht erst einmischen und es schien als würde Nayantai dieser Frau mehr vertrauen als Rains Arzt, oder der Heilerin bei den Kannibalen. Es brauchte gar nicht so viel Überzeugung sich helfen zu lassen. Rain wurde abgelenkt, als der andere Wolf wie selbstverständlich mit Rain sprach. Vielleicht hatte Rikiya ihnen gesagt, dass er ihre Sprache sprach, oder es hatte sich schon herum gesprochen. Rain tat was ihm gesagt wurde. Schuhe trug er gerade sowieso keine, aber der Mann zupfte den warmen Socken von Rains Fuß und schob seine Kleidung nach oben. Die Haut an Rains Knöchel war zerrissen und die Narben nicht besonders schön. An den meisten Stellen fühlte sich jegliche Berührung dumpf an, aber als der Mann anfing Rains Fuß in alle möglichen Richtungen zu drehen und dann auch noch auf ihm herum drückte, zuckte Rain und schluckte ein leichtes Wimmern herunter, damit Nayantai nicht den Verstand verlor. Rain nickte als man ihm erklärte was man für ihn tun wollte und kurz darauf kam der Assistent mit zwei Holzstücken wieder die er links und rechts mit etwas Stoff befestigte. Dann ließ er Rain kurz aufstehen, damit er seine Größe besser einschätzen konnte und kurz darauf zauberte er einen Stock hervor, den er unten noch ein wenig absägte, damit er nicht zu lang war. Rain nahm in entgegen. "Danke."
    • Da hatten sie sich beide aber eine schöne Suppe eingebrockt. Nayantai war derjenige, der damit klarkommen musste, dass die alte Hexe ihm allerlei Dinge aus dem Gesicht zupfen wollte, und auch, wenn sie die Wahrheit sprach, so grummelte er Rain lediglich an als jener versuchte, ihn zu beruhigen. Das hier gefiel ihm kein Stück, aber er ließ es geschehen, weil er nun einmal kein wildes Tier war und es sich sowieso nicht aussuchen konnte. "Junge, hierher.", zeigte die alte Frau auf, als er seinen Kopf wieder in Rains Richtung verrenken wollte - ihre Augen waren sicher nicht mehr die Besten, so trüb wie sie schienen, und die alten faltigen Hände brachten sie auch nicht weiter, aber ... es war angenehm, die lästigen Fäden endlich loszuwerden. Das Herz des Wolfes pochte und Aufregung suchte ihn heim, als er es schlussendlich schaffte, mühsam sein Augenlid zu öffnen. Zugewachsen war es anscheinend nicht, aber sein Augenlicht kehrte leider auch nicht wieder. Beinahe genervt ließ er den Kopf hängen. "Lass mich sehen.", entgegnete die alte Frau, die wiederum nach seinem Gesicht griff und es in er Mangel hielt, damit sie das Augenlid beiseite schieben konnte. Was auch immer sie sah - oder eben nicht sah - war eigentlich egal; sie ließ wieder ab, nur, um ihm schließlich irgendeine Paste in die leere Augenhöhle zu schmieren und ein Stück Stoff darauf zu halten. Nayantai drückte es instinktiv gegen seinen Schädel.

      "Nichts zu danken.", sprach der Kleinere, der zufrieden mit seinem Werk war, das sich Rain nannte - seine Großmutter überließ ihm die einfacheren Dinge, nicht mehr, aber er hatte immerhin noch Zeit zu lernen. Mit schnellen Schritten trabte er zu dem aufmüpfigen Prinzen, als seine Großmutter ihn herbei rief. Kurze Worte waren es, die sie beiden mit dem Prinzen austauschten, der offensichtlich nicht glücklich darüber war, dass man ihn wiederum einbandagieren wollte - er hatte die Schnauze voll davon, ein Stoffkopf zu sein und sich schonen zu sollen, was er den beiden auch klar machte. Oder wenigstens versuchte er es, bis sie ihn zu zweit bandagierten und er schließlich aussah, wie ein zerrupfter Hahn - die alte Frau klopfte ihm auf die Schulter und zeigte dann auf sein Bett, in der anderen Ecke des Raumes, während der Sprössling selbst ihre Dinge wieder einpackte und sich auf den Weg machte - sie hatten wohl noch einen anderen Stopp. Mit leicht verzogener Mine wartete Nayantai darauf, bis die alte Frau wieder verschwand, nur, um sich den Verband vom Kopf zu reißen und das Auge auszuwischen, dass laut ihren eigenen Worten wirklich keines mehr war, sondern einfach nur ein Loch. Die klebende Paste bekam er ziemlich gut heraus, widerlich war der Anblick aber trotzdem - vermutlich, zumindest glaubte er das. Prüfend sah er zu Rain, legte aber die flache Hand auf die nun befreite Gesichtshälfte. "Willst du sie sehen?"
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    • Rain konnte nicht viel mehr tun als herum zu sitzen und zu warten. Er wollte die Heiler bei ihrer Arbeit nicht stören und saß stattdessen einfach nur ruhig da und ärgerte sich, schon wieder etwas um seinen Fuß gewickelt zu bekommen. Es half ihm zwar ganz offensichtlich dabei sich fortzubewegen, aber wenn er nur im Bett lag war es einfach nur nervig. Er wagte es aber nicht sich zu beschwere und zog stattdessen eine Decke über seine Beine, weil ihm kalt wurde. Das Zelt wärmte sich dank des Feuers zwar ein bisschen auf, aber warm war Rain trotzdem nicht, vor Allem weil einer seiner Füße jetzt ganz nackt war. Etwas nervös versuchte er seine eigenen Finger aufzuwärmen, die sich anfühlten wie Eiszapfen, während er nicht sehen konnte was eigentlich mit Nayantai passierte. Irgendwann fing er zu streiten an und die Heiler legten dem Wolf trotzdem einen neuen Verband um, bevor sie dann auch schon wieder verschwanden und sie beide alleine ließen. Rain war ein wenig erleichtert, dass nicht jeder hier ihn behandelte wie Khojin. Die Beiden hatten ihn zwar nicht freundlich empfangen, aber zumindest wollten sie ihn auch nicht aus der Siedlung werfen.

      Jetzt da sie fort waren drehte Nayantai sich um und wickelte den Verband just wieder von seinem Kopf. "Du solltest das oben lassen. Die Beiden wissen sicher was sie tun... was wenn es sich noch einmal entzündet?", fragte er Nayantai und schüttelte dabei den Kopf. Seinen Blick hatte er halb abgewandt, aber er sah auf, als Nayantai ihn ansprach. Eine Hand hielt er vor das verletzte Auge. Zumindest die Nähte hatte Rain oft genug gesehen, immerhin hatte er sich ein wenig darum gekümmert als sie hier her unterwegs gewesen ware. Er hatte auch gesehen was die Wölfe bei den Kannibalen getan hatten um ihm zu helfen, er war sich aber nicht sicher ob er das Ergebnis sehen wollte. Er wollte Nayantai aber auch nicht das Gefühl geben, dass er ihn deshalb hässlich fand. Rain fühlte sich einfach nur schuldig, aber um Nayantais Gefühle nicht zu verletzen nickte er. "Okay."
    • Wie groß und widerlich die Narbe eigentlich war, das wusste Nayantai gar nicht - er spürte sie, in gewissem Maße, und das war es auch schon. Eine wirkliche Dimension konnte er sich nicht ausmalen, er war einfach froh, wieder blinzeln zu können und sich nicht damit zu beschäftigen müssen, dass er ein verpacktes, zugenähtes Auge besaß, das unter anderem zu träufeln beginnen könnte. Freiheit schmeckte gut, in gewissem Sinne, aber gerade jetzt war es wohl nicht so klug, sich gleich nach draußen aufzumachen und in den Schnee zu werfen; nicht mit einer offenen Wunde. "Ich habe das Teil jetzt lange genug getragen, ich will nicht mehr einbandagiert sein. Sie haben mir sowieso gesagt, ich soll im Bett bleiben, also wird das schon gutgehen.", murrte er in Rains Richtung. Der Boden war weich, aber gleichzeitig relativ unbequem - Nayantai hievte sich selbst hoch und torkelte auf ihr beider Bett zu, nur, um vor Rain stehenzubleiben und zu ihm zu sehen. War er schon immer so klein gewesen? Genau konnte es der Wolf nicht sagen, musste mutmaßen, weil seine Erinnerungen ganz verschwommen waren - er glaubte schon, und doch wollte er keinerlei Gedanken daran verschwenden, dass er eventuell noch größer werden würde. Wie sollte Rain ihn jemals wieder küssen können?

      "Okay? Hast du Angst?", hinterfragte er belustigt. Wenn es das war, dann war es auch in Ordnung - Nayantais Hand rutschte weiter nach unten, er machte es wohl für Rain unnötig spannend und musste dabei auch noch lächeln. Es dauerte, bis er endlich aufhörte. Einen Moment ließ er es auf Rain wirken, bevor er sich im nächsten zu Rain auf das Bett setzte und den Guten besser in seine Decke einpackte, damit ihm seine Zehen nicht abfroren. Wahrscheinlich war es hier drinnen zwar nicht, und doch wusste er, dass sein Freund - sein Liebhaber - ein eher verfrorener Charakter war, der keinerlei kaltem Wetter Freund werden würde. Seinen Blick mied er dabei, ließ die erste Impression auf Rain wirken und hinterfragte alles Andere nicht weiter. Jetzt war ein guter Zeitpunkt, um sich zu sputen und nicht zu sehr darüber nachzudenken, wie sein Gesicht eigentlich aussah - dass der Schnitt, den er kassiert hatte, kein wunderschönes Bild hinterließ, war ihm beinahe schon klar. "Und? Wie schlimm ist es? Glaubst du, ich werde jemals heiraten können oder bin ich dafür zu hässlich?", harkte er in spielerischem Ton nach. Narben waren kein Armutszeugnis, nicht in diesem Fall.
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    • "Aber die kleinen Löcher von den Nähten sollten doch zumindest verheilen... das dauert bestimmt nur ein paar Tage.", widersprach Rain murmelnd. Er wollte sich nicht streiten, er machte sich nur sorgen um Nayantai. Als sich die Wunde entzündet hatte als sie noch auf dem Weg nach Thria gewesen waren, wäre Nayantai fast gestorben. Rain wollte nicht daran zurück denken und er wollte eine Situation wie diese auch nie wieder erleben. Rain blickte nur kurz zu Nayantai auf als er vor ihn trat, nur um seinen Blick dann wieder abzuwenden, weil der Wolf ihn so angrummelte. Rain wünschte alles wäre ein wenig einfacher. Das war es nie gewesen, aber zumindest hatten sie in Fhaergus so tun können. Es waren friedliche Monate gewesen die zu plötzlich geendet waren. Rain wollte nach Hause, wenn er ehrlich war und das war wohl auch der Grund, warum er die Bücher und Berichte nicht aus der Hand legen wollte. Er wollte sich lieber auf irgendetwas konzentrieren mit dem er tatsächlich helfen konnte, statt Zeit dazu zu haben über seine Situation nachzudenken.

      Nayantai nahm seine Hand langsam von seiner Wunde und Rain sah nur zögerlich auf. "Es ist irgendwie auch meine Schuld...", murmelte er entschuldigend als Erklärung. Es war außerdem nicht irgendeine Narbe, es war ein Auge das Nayantai fehlte. Die Wunde an seiner Seite würde auch für immer als Narbe sichtbar sein, aber sie heilte und würde Nayantai kaum einschränken. Ein Auge zu verlieren, oder einen Arm, oder ein Bein, das war dann doch etwas anderes, vor allem für jemanden der nicht wie Rain den ganzen Tag nur im Bett verbrachte. Nayantai setzte sich und wickelte Rain in die Decke und dieser lehnte seinen Kopf gegen die Schulter des Wolfes. "Ich habe doch schon gesagt, dass ich dich heiraten würde, wenn du das wirklich willst...", murmelte Rain nur als Antwort. Dann drückte er sich noch etwas mehr an Nayantai. "Es tut mir Leid, dass das passiert ist..."
    • Zuneigung war wirklich eines von den Dingen, die er wollte - Aufmerksamkeit und jemanden, der ihn aufmunterte, der ihm sagte, es wäre in Ordnung wenn er sich noch etwas Zeit nahm, um schlussendlich jede einzelne seiner Wunden verheilen zu lassen. Aber hatte er dafür Zeit? Nayantai bezweifelte es; der Winter würde sie nicht ewig vor den Adrestianern beschützen. Rain würde nicht ewig hierbleiben können. Sie würden früher oder später weiterziehen müssen, dieses Lager abbauen dürfen und sich ihren Weg weiter in die Tiefen Thrias bahnen müssen, bis es für das einzige Schaf unter ihnen zu kalt wurde und sie nicht länger vom Fleck konnten. Wäre Nayantai stärker, dann ... vielleicht, aber nur vielleicht wären sie in der Lage, etwas auszurichten. So waren sie nicht mehr als Gutmenschen, die sich wie Tiere behandeln ließen, weil sie einem anderen Volk unterlegen waren. Wenn es nicht peinlich war, dass sie überhaupt noch versuchten, sich zu verteidigen, dann war es zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, ihr Bestes zu geben, selbst dann, wenn es keinen Ausweg mehr aus ihrer gelebten Misere gab. "Die heilen am besten durch frische Luft und ein paar Küsse von dir.", schlug Nayantai vor, um sich von den unschönen Gedanken abzuwenden, die er hegte.

      Das Fellknäuel, das sich an ihn heranschmiegte, begrüßte er durchaus - er saß eher stramm auf seinem Platz, weswegen er Rain das machen ließ, was er für richtig hielt. Erst, als er glaubte, er hatte die Position gefunden, die er haben wollte, legte er einen Arm um das Schaf. "Ich habe dich beschützt. Es soll mir ein Mahnmal dafür sein, dass ich unvorsichtig war, und nicht für dich. Du hast mir nichts angetan.", erwiderte er. Nayantai fand es eher unschön, wenn Rain sich dazu entschied, sich all diese Schuldgefühle einzureden, tat es ihm doch selbst weh, wenn er daran dachte, wie unfähig er eigentlich darin war, diejenigen zu beschützen, an denen ihm etwas lag. Was tat er sich da auch nur an? Sein Herz verschenkte er, mir nichts dir nichts, an ein Schaf das er hassen sollte, und dann erwartete er, dass ihn wieder so akzeptieren würden, wie er war. Es war dumm. Wer verzieh einem im Leben schon leicht? "Das will ich. Aber was ist mit dir? Du musst nichts tun, dass du nicht auch willst.", nuschelte Nayantai und griff mit seiner freien Hand nach Rains eigener, die irgendwo unter der Decke versteckt lag. Er strich Rain über den Handrücken. "Muss es nicht. Bin ich wirklich so hässlich?" Er nahm es mit Humor.
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    • Rain fühlte sich schlecht weil er das Gefühl hatte Nayantai zu enttäuschen, mit seiner Reaktion und mit dem was er sagte. Er wusste nicht wie er reagieren sollte. Er wollte Nayantai nicht anlügen und sagen, dass man gar nichts merkte. Er wollte ihm aber auch nicht das Gefühl geben, dass es Rain störte. Es lag nicht daran wie es aussah, es lag daran was passiert war und woher die Wunde stammte. Rain drückte sich ein wenig mehr an Nayantai, mehr ging wohl gar nicht mehr. "Wenn du nicht für mich zurück gekommen wärst, wärst du bestimmt gesund zu Hause angekommen...", widersprach Rain. Wäre er stärker dann hätte Nayantai gar nicht erst auf ihn aufpassen müssen. Er drückte Nayantais Hand die sich zu seiner eigenen unter die Decke gesellte. "Tut mir Leid. Ich... Ich sollte nicht so sein...", murmelte Rain entschuldigend. Zitterte er? Er wusste nicht wieso. Er machte das alles nur schlimmer für Nayantai, damit hatte das alles nichts damit zu tun wie er aussah. Es störte Rain nicht, er wollte nur nicht an all die Dinge denken die passiert waren als sie hierher geflohen waren.

      "Ich will bei keinem anderen sein...", verneinte Rain, auch wenn er immer noch Angst hatte, dass er einfach nicht gut genug für Nayantai war. Immerhin war er ein Prinz und Rain sein Feind. "Bist du nicht. Die Wunde wird noch besser verheilen und es ist mir egal wie sie aussieht." Wieso war ihm dann zum Weinen zumute? Wieso hatte er einen Kloß in seinem Hals? Es hatte eigentlich nichts damit zu tun, oder? Rain war nicht sicher, aber er hatte in den letzten Wochen und Monaten so viel erlebt, sich aber kaum eine Sekunde Zeit genommen um alles zu verarbeiten. Bei den Kannibalen musste er stark sein, auf der Reise beschäftigte er sich mit seinen Selbstzweifeln und jetzt...? Jetzt war er irgendwie in Sicherheit und Nayantai hatte ausnahmsweise gute Laune. Rain bekam den Anblick der toten Soldaten nicht aus dem Kopf und er konnte all das Blut das von Nayantais Körper tropfte nicht vergessen. Seine Gedanken kreisten um die Höhle in der er dachte Nayantai würde sterben, weil er einfach nicht mehr aufwachen wollte. Es war alles gut ausgegangen, also wieso machte er sich ausgerechnet jetzt Gedanken darüber?
    • Ein bibberndes, wohlvertrautes Häufchen Elend schmiegte sich glatt an seinen Körper, drückte eine dicke Felldecke an ihn und machte ihm Selbstzweifel. Nicht eine Sekunde lang hatte Nayantai einen Gedanken daran verschwendet, dass seine eigenen Taten und Worte dazu führen würden, dass sich Rain unlängst nicht mehr willkommen fühlte. Nicht in seiner eigenen Haut, nicht in seinem neuen Zuhause - nicht in seinen Armen. Nayantai war derjenige, der all das angerichtet hatte, der sich selbst die Schuld dafür geben sollte, jemanden traumatisiert zu haben, der in seinem Leben nicht mehr wollte, als ein klein wenig Ruhe, die ihm sonst immer verwehrt blieb. War es denn falsch, zu glauben, Rain würde sich auch in Thria wohlfühlen? War es töricht, wenn er weiterhin behauptete, gute Miene zu bösem Spiel machen zu wollen, indem er sich selbst aufzeigte, wie sein Leben nun einmal verlaufen würde? "Wenn's und aber's entsprechen aber nicht der Realität.", erwiderte der Wolf. Dieses Thema fühlte sich ewig, beständig und riesig an - sie beide wussten, dass Albträume und vergeudete Liebesmüh sie plagten, und sie wussten, dass sie sich nicht von heute auf morgen von ihren Lastern lossagen konnten; im Grunde waren sie nur Menschen, die aneinander klebten, um dem jeweils anderem die Wärme zu stehlen, die sie so bitterlich brauchten. "Mh, du musst dich nicht entschuldigen. Rain, du bist du - du kannst so sein, wie du möchtest, ich mag dich deswegen nicht weniger." Seine Stimme war seicht und doch ungebrochen - seine Hand drückte Rains, fest aber fürsorglich.

      Ein Häufchen Elend, mehr waren sie beide nicht, aber gleichermaßen gehörten sie in eben jener Hinsicht zusammen - sie waren gemeinsam so, wie sie auch alleine waren, und während sie sich derartige Dinge nicht schönreden sollten, so nahm Nayantai Rain an sich und wollte ihn wie wieder loslassen. Geisterhaft strich er dem Lamm mit dem Arm, den er um ihn gelegt hatte, über seinen Oberarm, in der Hoffnung, ihn zu trösten. "Gut. Ich auch nicht. Nie wieder.", versprach er. Egal, ob es Rain schon bald nicht mehr gäbe - ein wahrhaft unvorstellbares Szenario - oder nicht, so wollte Nayantai ihn weder missen, noch ihn ersetzen. "Das freut mich. Aber trotzdem ist es vermutlich etwas zu viel für dich, hm? Komm, wir bandagieren sie wieder und dann kuschle ich dich so lange du möchtest. Einverstanden?", versuchte der sonst so grimmige Wolf seinen Freund aufzumuntern. Eine Lüge wäre es, wenn sein Herz in seiner Brust geblieben wäre; es war ihm mittlerweile in den Magen gerutscht und Rains Laune, die maßgeblich dazu beitrug, war immerhin Grund zur Sorge. Machte er sich verrückt? Vermutlich. Das konnte nicht gut enden, und doch fühlte er sich so, als schulde er Rain nun einmal mehr als einfache, abwertende Worte. "Was plagt dich?" Seine Worte, ob gut gewählt oder nicht, mussten nicht kaschiert werden. Nayantai wollte nicht mehr, als Rain zu helfen - und dazu musste er das Problem bei der Wurzel packen.
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    • "Ich weiß...", murmelte Rain und schmiegte sich an Nayantai. Er wollte ihn nicht mehr los lassen, nach allem was sie zusammen erlebt hatten. Rain hätte nie gedacht, dass sein Leben einmal so aussehen würde, dass er so vieles sehen würde. Er konnte sich aber nicht darüber freuen. "Aber du hast endlich gute Laune und ich..." Es schien als gäbe es immer einen von ihnen beiden der mit der Realität nicht umgehen konnte und den anderen herunterzog. Dieses Mal war es Rain, der selbst nicht verstand was eigentlich mit ihm los war. Er weinte nicht, noch nicht zumindest, viel eher fühlte er sich als hätte er Angst, aber nicht vor dem was noch auf sie zukam, sondern vor dem was bereits geschehen war. Es machte keinen Sinn, aber Rain wusste sich nicht zu helfen. Er wollte nur Nayantais Nähe spüren. Ohne ihn hätte er es nie so weit geschafft, er fühlte sich sicher bei ihm und hoffte, dass er Nayantai auch manchmal etwas zurück geben konnte. Dann setzte er sich eben dafür ein diesen Ort zu beschützen. Nayantais Heimat und seine Familie.

      Trotzdem schien Rain das gerade alles nicht in seinen Kopf zu bekommen. Nayantais Anblick in dieser Höhle, kurz bevor er sich alleine auf den Weg gemacht hatte ließ ihn nicht los. Ebenso wenig wie die Nacht die er unter einer Brücke verbracht hatte. Ihm war so kalt gewesen, er war so müde gewesen und er hatte Angst gehabt. Angst die aus seinen Erinnerungen in die Gegenwart schwappte. "Das musst du nicht...", murmelte er. Nayantai musste den Verband nicht wieder anlegen wenn er das nicht wollte, nicht wegen Rain. Er schüttelte jedoch leicht den Kopf als Nayantai ihn fragte was eigentlich los war. "Ich weiß nicht...", antwortete er. "Ich habe Angst... dabei sind wir nicht mehr da draußen..." Und er wollte dort auch nie wieder hin. Manches was schön gewesen, zum Beispiel die Natur zu sehen, Vögel zu hören und an einem Bach zu halten, aber genau das war doch Rains Fehler gewesen. Rain vermisste seine Heimat.
    • Um zu heilen brauchte es mehr Zeit - Zeit, die sie einander nicht einfach schenken konnten, weil sie sich eben nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln ließ. Das wusste Nayantai wohl besser als jeder Andere in dieser Siedlung, verdrängte er doch lieber Jahre der Folter, des eigenen Peins, anstatt sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Rain gab er nicht einmal die Chance dazu, es zu tun, oder eher, die Götter, an welche er schon lange nicht mehr glaubte, ließen es einfach nicht zu. Liebe war ein zweischneidiges Schwert, das man sich selbst in die Brust rammte; zum einen versuchte Nayantai nunmal, für sie beide da zu sein und zum Anderen wusste er, dass er das nicht konnte - dass er sich lediglich an Rain schmiegen durfte, weil sie beide weit genug gerannt waren, genug Dinge erlebt hatten und sich nun mühselig ein Haus aus Stroh aufbauten, das die nächste Sturmböe wieder davontrug. “Du leidest, oder?”, fragte er, seine Stimme still, seine Logik nachvollziehbar. Nayantai mochte es nicht, Rain so zu sehen, selbst dann nicht, wenn er ihn nur so gut es ging aus dem Augenwinkel beobachten durfte. Amüsant war sein Leben schon lange nicht mehr, auch, als er geglaubt hatte, Rain machte es tolerierbar - sie beide hatten ihre Krücken, die sie nicht losließen.

      Müde Augen lagen auf einer noch erschöpfteren Gestalt - sie beide waren wohl nicht körperlich ausgelaugt, sondern geistig; es zeichnete sich an ihnen ab, nagte wohl auch an Rain und nicht nur an ihm. Nayantai fühlte sich blind und verloren, weil es so lange brauchte, um zu realisieren, dass er nicht der Einzige war, den dieses Trauerspiel mitnahm. Noch so stark konnte er sein, Rain war es nicht - er musste einen Gang zurückschalten. “Angst vor dem was kommt oder dem was war?”, versuchte er zu ergründen, als er geistesabwesend seinen Finger über Rains Handrücken laufen ließ, um ihm zu zeigen, dass es doch noch jemanden gab, der einzig und allein für ihn da war. Nayantai legte seinen Kopf sanft auf Rains und starrte zum Zeltausgang, der unverändert blieb - ob sie beide sich vielleicht doch nach draußen wagen sollten? Nayantai wusste es nicht, auch, wenn er es liebend gerne würde. “Möchtest du nach draußen? Wir könnten endlich zusammen einen Schneemann bauen, so wie in Fhaergus, am Fenster zum Garten.”
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    • Rain konnte seine Gefühle nicht genau erklären und er wusste auch nicht woher sie kamen.Normalerweise wusste er sich besser zusammen zu reißen und zu lächeln, damit sich nicht jeder ständig Sorgen um ihn machte, aber wie er schon einmal angemerkt hatte, hatte er hier keine Möglichkeit sich für den restlichen Tag zurückzuziehen und zu verstecken. Nayantai war meistens bei ihm und das war auch gut so, aber Rain konnte nicht immer lächeln und jetzt gerade fühlte er sich hilflos. "Wir alle...", murmelte Rain nur. Er war nichts Besonderes. Jeder hier hatte vermutlich mehr erlebt und gesehen als er selbst. Jeder hier kannte den Krieg, ganz im Gegenteil zu dem naiven Schaf, das behütet in seinem steinernen Haus aufgewachsen war. Es fühlte sich an als hätte er nicht das Recht sich schlecht zu fühlen und Hilfe und Trost zu wollen. Was er erlebt hatte war nur ein Bruchteil dessen, was die Wölfe Jahr um Jahr ertragen mussten, oder auch die einfachen Bauern die in den Krieg geschickt wurden, der ihnen nichts nützte. Rain hatte ein warmes Zuhause gehabt, ein weiches Bett, Soldaten die ihn beschützten und reichlich zu Essen. Er hatte nicht das Recht sich zu beklagen.

      "Beides... In dieser Höhle... ich dachte du stirbst...", flüsterte Rain dem Tränen in die Augen stiegen. Nayantai war furchtbar blass gewesen, er hatte Fieber gehabt und Rain schaffte es nicht einmal ihn aufzuwecken. Nayantai war wohl der einzige Grund gewesen der Rain weitergehen ließ, bis zu diesem Dorf. Wäre er stärker gewesen, dann hätte er es vielleicht eher und ohne Hilfe zurück geschafft. Im Nachhinein war Rain fast überrascht wie ruhig und gelassen er diese Reise bestritten hatte. Nie zuvor war er alleine durch einen Wald gelaufen. Alles hatte ihm weh getan, nachdem er gleich am Anfang schon ausgerutscht und den kleinen Hügel hinunter gepurzelt war. Anfangs dachte er noch er teilte sich seine Kräfte eigentlich ganz gut ein, aber am Ende wurde es dunkel, egal wie sehr er versuchte schneller zu sein. Vermutlich blieb ihm dieser Teil der Reise am schlimmsten in Erinnerung, weil er alleine gewesen war. Er wollte nicht, dass Nayantai wieder in den Krieg zog und ihn zurück ließ, vielleicht für immer. Nayantai riss ihn aus seinen Gedanken. "Huh...? Draußen...? Ich... Ich will niemanden stören..."
    • Nayantai wusste nicht, was er für Rain tun sollte - oder konnte. Im Grunde waren sie beide verlorene Seelen, die sich gerade noch so an ein menschliches Leben zu fesseln wussten, mehr auch nicht. Zuneigung konnte er ihm schenken, so viel war ihm auch einleuchtend, aber weitgehend viel brachte all das nicht. Abgesehen davon waren sie beide nicht mehr als ein menschlicher Trümmerhaufen - einer, der sich an den jeweils anderen heftete und mit einer gewissen Art von Druck zu hinterfragen schien, wieso sie sich nicht einfach voneinander lossagten. "Ich weiß. Ich will, dass das aufhört.", entgegnete Nayantai lediglich entnervt. Rain war nicht der Grund für den plötzlichen Umschwung seines Verhaltens, oder seines aufgeheizten Gemüts. Waren die Wölfe wirklich an allem schuld? Musste all das wirklich sein? Eine wahrhafte Antwort war unmöglich zu bekommen - Nayantai konnte nicht jedes Schaf, dem er üben den Weg lief, ausfragen und foltern, nur weil er es für richtig hielt. In Wahrheit waren sie wohl beide an dem Untergang zumindest eines Volkes beteiligt und machten grundsätzlich wohl keinen Hehl daraus, mit welch fremden Federn sie sich schmückten. Ihr Leben war Leid - ihr Werdegang widerlich. "Als du mir Medizin besorgt hast?", hinterfragte er verblüfft.

      Zugegeben, ihm war es miserabler als gedacht gegangen - Nayantai hatte nicht geglaubt, dass er lebend aus der Sache rauskam, hegte jedoch die Hoffnung, dass ihn eine einfache Entzündung nicht niedermähen würde, nachdem er sich in der Ecke der steinernen, kalten Höhle zusammengekauert hatte. Das Fieber wusch die meisten Erinnerungen jener und anderer Nächte um die gleiche Zeit davon. "Jetzt geht es mir gut. Siehst du? Alles nur, weil du dein Leben für mich riskiert hast ... danke, Rain.", wisperte der Wolf erleichtert. Wenn es ein Fehler war, noch zu leben, dann sollten die Göttern aus ihren Gräbern klettern und ihn eben töten - wovor sollten sie auch Angst haben? Nayantai war nicht mehr als ein sterblicher Mann, der tausende Wogen Schmerzen ohne jedweden Grund ertrug und in den nächsten Jahren noch in ihnen ertrinken würde, bevor er realisierte, dass selbst der Tod kein Ort für ihn war. Rain war fragiler, einfacher - lebendiger und doch toter, als er es jemals sein würde. Den Wolf störte das jedoch nicht; er wollte das Schaf bei sich behalten, von ihm aus, bis schwarzer Schnee vom roten Himmel fallen würde - selbst, wenn er jedwede menschlichen Prinzipien dafür in den Wind schießen musste. "Tust du nicht. Nur weil Khojin die Klappe nicht halten kann ... sie müssen erst etwas warm werden, das haben Sara und Eraqus doch auch gebraucht.", versuchte er, Rain aufzumuntern. Er schlotterte noch immer, hm? Nayantai drückte seine Hand erneut. "Oder hast du noch immer Angst vor der Welt da draußen?"
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    • Rain war nicht sicher ob alles gut wäre, würde der Krieg einfach enden, aber es wäre zumindest ein Anfang. Was sollten eine handvoll Wölfe und ein schwaches Schaf aber dafür tun können? Der Krieg würde nicht enden, solange Rains König regierte und selbst wenn er starb gab es bestimmt andere, die seinen Platz liebend gerne einnahmen und den Krieg weiter vorran trieben. Selbst wenn die Bauern in Myriad sich auflehnten, die anderen Fürsten konnten die Revolten niedertreten und sollte der König doch abdanken, dann nahm eben jemand wie Darragh seinen Platz ein. Er würde die Ressourcen vermutlich besser verteilen und den Krieg fortführen, ohne dass das Volk sich darüber beschwerte. Die Situatio für die Wölfe und damit auch Rain war aussichtslos. Wie sollten sie auch zurück schlagen? Rain nickte leicht als Nayantai noch einmal nachfragte was er meinte. "Wenn es dir nicht so schlecht gegangen wäre, dann hättest du mich niemals gehen lassen...", erklärte Rain. Er hätte Rain keinen Fuß aus der Höhle setzen lassen, hätte er ihm gesagt was er vor hatte und das war ein Zegnis davon wie schlecht es um ihn gestanden hatte.

      Rain schüttelte erneut den Kopf, dieses Mal heftiger. "Du hast dein Leben viel öfter für mich riskiert, obwohl du es nie musstest. Was hätte ich denn ohne dich getan?", spielte er seine Anstrengungen herunter. Es war in gewisser Weise auch um sein eigenes Leben gegangen, auch wenn er zu der Zeit überhaupt nicht daran gedacht hatte. Rain atmete tief aus, er wollte sich beruhigen, Nayantai hatte nämlich recht, es ging ihm gut. Er war gesund und hatte Zeit seine Kräfte wieder zu sammeln. "Ich... vielleicht.", erklärte Rain. "Ich kann mich an die guten Tage da draußen kaum erinnern... ich bin nicht für da draußen geschaffen.", erklärte er. Es war allerdings anders. Vorhin noch war er auch vor das Zelt gegangen, ohne groß darüber nachzudenken und er glaubte auch nicht, dass er innerhalb der Siedlung, mit Nayantai an seiner Seite, Angst haben musste. "Ist es denn eine gute Idee draußen zu spielen, während all die anderen ihren Aufgaben nachgehen...? Wir sollten doch einen guten Eindruck auf die Ältesten hinterlassen, oder etwa nicht?" Wenigstens lenkte das Thema ihn ab. "Wie wäre es, wenn wir etwas kochen? Ich hatte noch nichts zu essen und... vielleicht will Rikiya ja auch etwas anderes, wenn er zurück kommt." Obwohl Nayantai ja nicht wissen konnte, dass Rikiya sich vielleicht über etwas das ein bisschen mehr adrestianisch schmeckte freute. "Wir können eure Portionen ja dann noch nachwürzen..." Und das wiederrum machte für Nayantai keinen Unterschied. Rain war irgendwie durch den Wind, aber er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen.