Tetsuro Kuroo
Endlich wisch dieses düstere und wütende Funkeln in ihren Augen und wurde durch offene Verwunderung, wenn nicht gar Fassungslosigkeit ersetzt. Damit verschwand auch die tiefe Falte auf ihrer Stirn, während ihre Augenbrauen sich überrascht hoben. Welch ein interessanter Gesichtsausdruck. Sofort wurde mein Grinsen breiter, während ich mich zufrieden von ihr abwendete. Scheinbar hatten meine Worte doch etwas erreicht und sie zum Umdenken angeregt? Eventuell mochte sie mein Handeln noch immer nicht, aber vielleicht überdachte sie ihre eigene Meinung dennoch ein wenig. Vielleicht würde sie in Zukunft sogar etwas mehr Acht auf sich und ihre Gefühle geben und endlich damit aufhören sich selbst immer wieder so weit zurück zunehmen.
Bis dahin würde ich diesen göttlichen Gesichtsausdruck genießen, den sie mir präsentierte, als ich ihr eröffnete, sie vermisst zu haben. Sie mochte sonst immer so stoisch, überlegt und ausgeglichen zu sein und doch schien es überraschend einfach sie aus der Fassung zu bringen. Allerdings hoffte ich, dass ich einer der wenigen bleiben würde, der diese besonderen Mimken bei ihr beobachten durfte. Es war einfach nur zu niedlich. Vor allem diese rötlich schimmernden Wangen. Wie warm würden sie sich wohl anfühlen, sollte ich meine Finger über die zarte Haut streichen? Halb in dem Bestreben, es auszuprobieren, wollte ich ihr entgegentreten, als sie samt Teekanne auf den Tisch zukam, erstarrte wenig später aber in der Bewegung, als ich ihre gemurmelten Worte vernahm. Offenkundig ehrliche Worte. Worte die selbst mein Herz für einen Moment höher schlagen ließ. Auch wenn sie natürlich noch einen bissigen Kommentar hinzufügen müssen. Doch allein ihr Schmollmund dabei entlockte mir ein heiteres Lachen. "Soso? Du hasst mich so sehr, obwohl du mich vermisst? Brauchst du vielleicht einfach jemanden, den du furios anstarren kannst?", hakte ich amüsiert nach, während ich hinter ihr herschlenderte und mich in der Küche neben sie an den Thresen lehnte. "Aber ich sehe schon, die Wut hat sogar deine Wangen rot gefärbt." Meine Hand hob sich unbekümmert zu ihrem Kopf, doch bevor meine Finger ihre Haut erreichen konnten, umfingen sie eine weiche Strähne ihres langen Haares und schoben die dunkelbraune Seide aus ihrem Gesicht. "Welch ein niedlicher Anblick."
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Ritsuka Amori
"Ich bekomme kein Fieber, mir geht es gut!", erklärte ich hastiger, als ich geplant hatte und wendete mein gesicht leicht ab. Warum musste er mir auch auf einmal so nah kommen? Und noch wichtiger, warum brachte mich das so aus dem Konzept? Auch das mein Bruder unsere Beziehung missverstanden hatte... warum war ich so sehr erschrocken? Und warum frustrierte es mich ein wenig, dass Ushijima im Gegenzug übermäßig ruhig geblieben war? Ich musste mich dringend wieder beruhigen und meine Gedanken zusammen nehmen. Ich durfte dem Volleyballer nicht noch mehr Sorgen bereiten als sowieso schon. "Der Tee war nur noch etwas heiß, das ist alles", erklärte ich noch zügig hinterher und stellte dabei die kleine Teetasse zurück auf den Tisch. Momentan würde ich eh keinen Schluck hinunter bekommen. Stattdessen gelang es mir endlich wieder mein Herz und Gemüt zu beruhigen, die Hitze aus meinem Gesicht zu vertreiben.
Doch keinen Moment später steckte ein fester Kloß in meinem Hals. Ich wusste, dass Ushijima ziemlich streng und bestimmt sein konnte, vor allem gegenüber seinen Teamkameraden hatte ich diesen Ton schon häufig gehört. Aber noch nie hatte er sich so an mich gewendet... Ihm war diese Sache deutlich ernster als erwartet. Dennoch ließ ich mehrere Momente verstreichen, in denen ich sowohl den Blick des älteren, als auch den meines kleinen Bruders auf mir lasten spürte. Dann endlich stieß ich einmal lang und seufzend den Atem aus. "Na gut... Ich werde direkt morgen Früh den Coach aufsuchen und ihn über mein Knie informieren, in Ordnung?" Enldich hob ich meinen Blick und begegnete zuerst Tetsus erleichtert flackernden Augen, bevor ich mich an den Volleyballer neben mir richtete. "Aber du musst dir wirklich nicht noch die zusätzliche Arbeit machen und nach mir sehen. Ich bin mir sicher, du hast an einem trainingsfreien Nachmittag besseres zu tun, als auf einen Tollpatsch wie mich Acht zu geben. Ich verspreche auch, nicht am Lauftraining teilzunehmen."