___ Seongwha ___
So friedlich wie sein Abend verlaufen war, wenn man mal von dem kleinen Zwischenfall absah, desto stressiger war sein Morgen gewesen. Es war zu früh am morgen, absolut zu früh. Seine Nudelsuppe hatte er nicht einmal aufessen können, da war bereits das nächste Theater in Gange. Mal ehrlich, manchmal fragte sich Seongwha ob ihm eine Woche auf irgendeiner Insel ganz weit weg nicht gut tun würde. Allerdings wusste er genauso gut wie der Rest seiner Begleitung, dass sie ihm folgen würden und wenn sie ihm Kokosmilch brachten oder mit Palmwedeln neben seiner Liege herumstanden. Aber wenn Seongwha ganz ehrlich war, wollte er es auch nicht anders. Er hatte sich ein Leben aufgebaut, von welchem er als Teenager nicht einmal hätte träumen können. Sicherlich war für die meisten ein solch blutiger Weg alles andere als eine gelungene Laufbahn. Allerdings war er nun in einer Position, in der man Respekt vor ihm hatte, ihm loyal war und er keine Angst haben musste durch die Straßen zu gehen. Jetzt hatte man eher Angst ihm über den Weg zu laufen. Es war ein harter und schrecklicher Weg gewesen, bis er so weit oben angekommen war und darum war für ihn dieses Leben kostbarer als alles andere auf der Welt. Ob er sich ein normales Leben wünschte, wusste er nicht. Seongwha hatte noch nie ein normales Leben geführt. Er hatte kein Leben geführt, in dem er mit gleichaltrigen auf der Straße Fußball spielte oder mit Kumpels in Clubs Mädel aufriss, nur um am nächsten Tag mit einem fetten Kater in der Oberstufe zu sitzen und vom Lehrer eine Standpauke zu kassieren. All das war ihm so fremd, dass er sich nichts wünschen konnte, was er nicht kannte. Der Schwarzhaarige war aber der Ansicht, dass er höchstwahrscheinlich gar nicht für solch ein Leben gemacht war, nicht mehr. Nein, er war genau dort wo er sein sollte.
Wenn auch nicht in aller Herr Gotts Frühe, weil es ja unbedingt noch einen kleinen Streit geben musste. Offenbar hatte es Taejin Hwang doch nicht so gut gefallen, dass er ihm seinen Dealer nicht in einem Stück zurückgeschickt hatte. Natürlich hatte der Typ nicht einmal gewusst, wer dieser Kleinkriminelle überhaupt war. Allerdings ging es Taejin nur ums Prinzip, weil eben Seongwha ihn damit geärgert hatte. Wäre es jemand anderes gewesen, hätte es diesen reichen Sack sicherlich nicht die Bohne interessiert. Allein um den Kerl anzupissen, war es das Seongwha wert gewesen nun komplett verschlafen durch die erstaunlich belebten Straßen Seouls zu streifen.
Es herrschte ein reges und wuseliges Treiben auf den Straßen. Viele Menschen huschten zu ihren Arbeitsplätzen, aßen noch im Rennen ihr Gebäck, welches sie unterwegs irgendwo gekauft hatten, aber keine Zeit mehr fanden in Ruhe zu essen. Schicke Frauen in Kostümen flanierten bereits die Straßen entlang und ernteten bewunderte Blicke. Viele Schüler versuchten noch ihren Bus zu erwischen. Es war so viel los auf den Straßen, als wäre nicht eben erst die Sonne gerade aufgegangen.
Da der Mafiaboss vor dem ersten Kaffee nicht ansprechbar war, schnurrte keiner seiner Untergebenen um ihn herum, da er sie bis zum ersten Schluck der schwarzen Köstlichkeit ohnehin ignorieren würde. Sein Ziel war jetzt nur eines: Kaffee.
Es gab ein kleines niedliches Café um die Ecke in der Nähe seines Quartiers. In Anbetracht der Position des gefürchteten Mafiabosses wohl eine amüsante Konstellation, aber er mochte so niedliche Dinge ziemlich gern. Sei es kleine Cafés, in welchem man sich noch die Mühe machte Kuchen und kleine Törtchen von Hand zu backen oder Schmuckboutiquen, welche mehr von Frauen als Männern aufgesucht wurden, weil sich Kerle selten so viel Schmuck umhingen, wie es Seongwha tat. Warum auch nicht? Der Schwarzhaarige war ein einziges Unikat. Mit dem Strom zu schwimmen ging ihm gegen den Strich und wer es wagte dagegen etwas zu sagen, der hatte kein schönes Leben mehr. Er war kein sanfter Mensch, zumindest nicht mehr und er war auch absolut nicht freundlich, dennoch war er ein gern gesehener Gast überall wohin er ging. Hongjoon meinte, weil es daran lag, dass ihn sprichwörtlich die ganze Stadt vögeln wollte, selbst wenn sie dabei drauf gingen. Seongwha redete sich ein, weil er einfach Charisma hatte oder Respekteinflößend war. Etwas anderes wollte er nicht akzeptieren.
Wie auch immer. Sein Weg führte ihn nun in das kleine verwinkelte Café, welches kaum öffnete man die Tür schon einen herrlichen Duft von frisch gebrühten Kaffee und köstlichen kleinen Kuchen verströmte. Seongwha atmete den Duft zufrieden ein, ehe er schon den Tresen ansteuerte, nur damit so ein blonder Spinner direkt gegen ihn lief und den kompletten Kaffee auf ihn verteilte. Ein Glück trug Seongwha schwarz, allerdings war heißer Kaffee auf dem Körper alles andere als geil.
Der Spinner riss geschockt die Augen auf. "Seongwha Park...."
Instinktiv hatte Seongwha den Kerl am Kragen gepackt, welcher eine ziemlich hässliche Krawatte zierte. "Du hast Glück, dass ich dieses Café mag, sonst hätte ich dich mit dieser hässlichen Krawatte stranguliert du kleine Ratte."
ღ For my lovely Warlock ღ
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