❣ Red Thread of Fate ❣ [Rheira & Sanjadi]

Damit ihn Hongjoon nicht endgültig den Kopf abriss, kam er der Bitte...oder eher der schreienden Forderung nach, sich wieder ins Bett zu begeben. So hievte er sich also in Richtung des Krankenhausbettes und machte es sich bequem. Sofern man es sich in einem Krankenhaus bequem machen konnte. Wenigstens hatten sie ihm ein Einzelzimmer gegeben und das sterile Weiß war nicht ganz vom letzten Jahrhundert. Sein Vize wurde erst mit seiner Tonlage ruhiger, als er seinen Boss im Bett wusste und nickte daraufhin zufrieden. Sicher, es war nicht die beste Idee durch das Zimmer zu wandern und ihm war schrecklich schwindelig, aber bevor er sich nicht irgendwelcher Kameras und Wanzen vergewissert hatte, würde er keine Sekunde Ruhe haben. Der Schwarzhaarige zog die ebenfalls schneeweiße Bettdecke ein wenig höher. Ihm war scheiße kalt, was höchstwahrscheinlich am Blutverlust lag und eventuell sollte er einen Arzt bitten, die Wunde nochmals irgendwie zusammen zu kleistern, die er gekonnt aufgerissen hatte. Eine andere Sache interessierte ihn aber mehr. Während er sich von Hongjoon noch etwas Wasser einschenken ließ, beobachtete er Mingi wie dieser den Brief überflog. Für jemanden der so erhaben und kontrolliert wirkte, zeigte das Gesicht des Polizisten überraschend viele Emotionen. Eine Mischung aus absoluter Genervtheit und Unverständnis. Was zur Hölle stand in diesem Brief? Sein neuer Polizistenfreund schien jedenfalls alles andere als glücklich und Hongjoon noch weniger. Irgendetwas von wegen Partner....
Mingi schien die Alte aus dem Präsidium anrufen zu wollen, wurde aber gekonnt ignoriert. Wow, Mingilein war tatsächlich bei den Bullen noch unbeliebter als Seongwha - alle Achtung. Der Schwarzhaarige wäre fast beeindruckt, wenn er nicht gleichermaßen irritiert wäre im Moment. Er war zugegeben dankbar, dass ihm der Polizist den Brief überließ, damit er sich selbst ein Bild machen konnte und überflog die Zeilen.
"Moment....was?"
Er las den Text nochmal.
" Da Sie offenbar neue Freunde in Mafiakreisen gefunden haben Choi und Mr. Park zu diesen Freunden zählt, wäre es eine vortreffliche Idee ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und auch in schwierigen Situationen mit gutem Beispiel voran zu gehen. Sie haben Mr. Parks Leben gerettet und dieser steht niemals in der Schuld von jemanden, ohne diese zu begleichen. Sie werden diese Schuld einfordern, indem er Ihnen bei Ihren Ermittlung hilft. Niemand kennt sich in Verbrecherkreisen besser aus als ein Verbrecher. Sehen Sie ihn als ihren neuen Partner an, da Mr. Lee sich aus dem Dienst zurückzieht." Seongwha war nicht mehr gewillt weiterzulesen und reichte Hongjoon den Brief. Dieser wusste, dass er den Wisch vernichten musste. Das Mafiaoberhaupt rieb sich die Schläfen und Mingi? Nun der war Hals über Kopf aus der Tür gestürzt.

Mingi
Er hatte eine sehr lange, hitzige Diskussion mit seinem Chief gehabt. Die Gemüter hatten sich erhitzt, zum Schluss hatten sich die beiden fast nur noch angeschrien und zum Schluss... hatte Mingi ganz klar verloren. Er wusste nicht, wie sie ihn überzeugt hatte, aber selbst der Polizeichef stand hinter der Entscheidung dieser verrückten Frau und Mingi zweifelte einmal mehr an alles und jedem in dieser Stadt. Hatten sie alle etwa ihren gesunden Menschenverstand verloren? Als er aus dem Büro des Chiefs stürmte, schienen die anderen Beamten übermäßig vertieft auf ihre Bildschirme und vermieden jegliche Blicke auch nur ansatzweise in Mingis Richtung. Sollte ihm Recht sein.
Sein Blick glitt kurz zu Lees Arbeitsplatz, aber der war tatsächlich leer geräumt. Außer dem normalen Equipment stand nichts mehr persönliches auf dem Tisch und Mingi dachte an die Worte seines Chiefs zurück. Lee hatte sich wegen ihm versetzen lassen, mit der Begründung er könne nicht mit einem Wahnsinnigen zusammenarbeiten, der keinen Sinn für Teamwork hatte. Lieber wechselte er die Polizeistelle. Erstaunlich, dass er diesen Worten Taten hat folgen lassen. Kurz keimte ein Hauch von Selbstzweifeln in Mingi auf, ehe er diese bestimmt abschüttelte und seinen Weg durch das Gebäude fortsetzte. So irrwitzig es auch klang... Er musste mit Seongwha zusammen arbeiten, wenn er nicht degardiert werden wollte. Und das obwohl man normalerweise degradiert werden sollte WEIL man mit Kriminellen zusammenarbeitete. Das Leben musste ihm gerade einen sehr grausamen Streich spielen, anders konnte er es sich absolut nicht erklären.
Und damit führte ihn sein Weg schweren Herzens wieder zurück zum Krankenhaus. Da diese Unmenge an Vollidioten noch vor der Tür kampierten, wusste Mingi direkt, dass Seongwha noch hier zu sein schien und trat wenig später in das Krankenzimmer mit einer noch beschisseneren Laune als noch vorher am Tag. Wieso konnte das alles nicht einfach nur ein schlechter Traum sein? Dann würde er jetzt zu gerne aufwachen.
"Wie es leider aussieht... müssen wir wohl tatsächlich zusammenarbeiten..."

Seongwha hatte mehrere Versuche gestartet aus dem Krankenhaus zu verschwinden - erfolglos. Einmal lag es an seinem Blutverlust, dass er sich kreidebleich auf dem Boden wiederfand und ein anderen Mal hatte ihn Hongjoon erwischt und so dermaßen angeschrien, dass ihm noch immer die Ohren klingelten. Der Kerl hatte Glück, dass er Seongwhas bester Freund war, andernfalls hätte er ihn schon längst unter die Erde gebracht. Allerdings war es pure Sorge, welche aus seinem Vize sprach, weshalb ihm der Schwarzhaarige vieles nicht wirklich übel nehmen konnte. Hongjoon sorgte sich so sehr um ihn, dass er konstant über ihn wachte, dafür sorgte das er genug trank und sich ausruhte. Es war irgendwie ziemlich niedlich, weshalb der böse Mafiaboss doch weich wurde und dem Blonden seinen Willen ließ. Da Seongwha an fremden Orten nicht schlafen konnte, hatte sein Vize sich wie ein Wachhund an sein Bett gesetzt, was den Dunkelhaarigen tatsächlich dazu brachte endlich einzuschlafen. Er vertraute Hongjoon und wenn er ihn jemals umbrachte, dann war Seongwha selbst Schuld. Es geisterte aber so viel mehr in dem armen pochenden Schädel von Seongwha, dass er keine Zeit zum überlegen hatte, ob er hier wirklich als gesuchter Verbrecher ein Auge zu machen sollte. Dieser Bastard von Big Fish hatte ihm eine offizielle Kriegserklärung geschickt und dann war da noch die Sache mit Mingilein.
Er sollte mit einem Polizisten zusammenarbeiten?
Langsam hatte Seongwha den Verdacht, dass er doch irgendwo von einer Kugel getroffen war und in einer Parallelwelt aufgewacht war oder aber er hatte das Zeitliche bereits gesegnet und das hier war irgendein merkwürdiger Zwischenwelt-Traum. Was auch immer es war, es war ein verflucht beschissener Witz.
Natürlich könnte Seongwha einfach drauf scheißen. Mal ehrlich, er hielt sich nie an Regeln, sein Moralkompass war absolut grenzwertig und er war nach wie vor immer noch ein Verbrecher. Ein fucking Mafiaboss um Gottes Willen.
Leider gab es ein beschissenes Problem in all dieser vortrefflich nachvollziehbaren Logik.
Seongwha beglich immer seine Schuld.
Dieser Kerl hatte sein Leben gerettet - warum auch immer. Der Mafiaboss konnte und wollte das nicht einfach so stehen lassen.
Man konnte ihm wirklich viele boshafte Charaktereigenschaften zuschreiben, aber er war keinesfalls undankbar.
Eine ausgestreckte Hand vergaß Seongwha nie, ebenso wenig wie Verrat.
Er war ungeheuer nachtragend, aber auch hatte auch ein verflucht beschissen großes Ehrgefühl. Man hatte ihm viel seiner Ehre im Leben genommen, darum klammerte er sich fast verzweifelt an das was davon übrig war und das forderte auch eine Schuld zu begleichen.
Scheiße...
Scheiß Bulle.
Blöder Sack mit süßem Namen...

Das Mingi in sein Zimmer stürmte ließ ihn aufschrecken. Seongwhas Schlaf war ohnehin immer schon sehr leicht gewesen, wenn man das überhaupt als Schlaf bezeichnen konnte.
Hongjoon hatte genervt die Arme verschränkt und starrte Mingi praktisch mit seinem Blick zu Tode.
"Sieht wohl so aus.", antwortete Seongwha recht emotionslos während er an die weiße Decke blickte und darauf wartete, dass sie ihn einfach erschlug.
"Das ist doch nicht dein Ernst. Der Typ ist Bulle." Hongjoon war vom Stuhl gesprungen und starrte seinen Chef genauso fassungslos an, wie an dem Tag als sich Seongwha daran versuchte hatte ihm zu erklären, welche Gesichtspflege sich für welchen Hauttyp eignete.
"Was du nicht sagst."
"Aber..."
Seongwha hob die Hand, damit Hongjoon schwieg. Einer Aufforderung welcher er ungern nachkam, aber es tun musste.
Der Schwarzhaarige richtete seinen Blick zu Mingi, während er sich versuchte im Bett aufzurichten.
"Ich stehe niemals in der Schuld von jemanden. Wie arbeiten so lange zusammen, bis meine Schuld beglichen ist. Allerdings wird mein Clan da nicht mit hinein gezogen und du wirst sie so lange ich mit dir arbeite nicht verdächtigen oder verfolgen. Was du nach unserer Zusammenarbeit machst, ist mir gleichgültig. Bis es soweit ist, herrscht Waffenstillstand Mr. Polizist. Im Gegenzug werde ich deine Ermittlungen weder sabotieren, verfälschen oder dir im Wege stehen. Ich werde dir tatsächlich meine Hilfe anbieten." Sein Blick hatte sich fest auf Mingi gerichtet. "Deal?"

Mingi
Es kotzte ihn massiv an und mal ehrlich diese Zusammenarbeit sprach komplett gegen alles wofür Mingi stand. Doch er war aktuell machtlos und mit etwas Glück würde diese Kooperation nur von kurzer Dauer sein, schließlich schien Seongwha Park ebenfalls ein Interesse daran zu haben, diese Zusammenarbeit so schnell wie sie zustande kam auch direkt wieder zu beenden. Zumindest in dieser Sache waren sie einig, wenigstens etwas. Doch eine Sache, die Seongwha erwähnte ließ den Dunkelhaarigen dann doch innehalten und Mingi blickte den Mann in seinem Krankenbett einen Moment einfach nur an, ehe er langsam zu sprechen begann. "Clan...", wiederholte er den eben genannten Begriff und blickte erst zu dem Anwesenden Blonden, ehe er seinen Blick zur Zimmertür gleiten ließ, hinter der eine Vielzahl von treuer Untergebener von Seongwha Park campierten und erst gehen würden, wenn er das Krankenhaus verließ. Mingi hatte sich schon gedacht, dass es sich hierbei um eine kriminelle Organisation handelte, aber ein Clan... das war doch noch einmal eine Größe größer. Er richtete seinen Blick wieder zu Seongwha und rieb sich leicht seine Schläfen. Das wurde immer schlimmer... allerdings war das eben auch eine Chance, um mehr von dem Dreck auszugraben, den diese Clans so hatten, um diese Stadt ein wenig mehr von Ungeziefer zu befreien. Er würde also den Big Fish erledigen und direkt mit Informationen sammeln, um Seongwhas Clan danach auszuschalten. Dann würde nur noch einer in Seoul übrig bleiben und Mingi hätte deutlich bessere Chancen hier endlich intensiv aufzuräumen.
Nun doch ein wenig motivierter und mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen (aber wirklich nur einem ganz leichten Hauch), nickte er Seongwha bestimmt zu. "Dann sind wir uns einig. Deal. Sie haben meine Nummer, also rufen Sie mich an, wenn Sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden und wir mit der Mission starten können. Bis dahin... hören Sie einfach verdammt nochmal auf die Wunde ständig aufzureißen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast vermuten, sie verbluten lieber als ein paar Tage Ruhe in einem Krankenhaus zu bekommen."

"Clan. Hast du was an den Ohren?", brummte Hongjoon genervt, woraufhin ihn Seongwha mahnend ansah und der Blonde wieder verstummte. Offenbar hatte es Minglilein immer noch nicht ganz kapiert, dass es sich bei dem Schwarzhaarigen um einen Mafiaboss handelte. Vielleicht hatte er es aber auch verdrängt, wer wusste schon was in diesem Kopf vor sich ging. Was Seongwha allerdings wusste war, dass dieser Typ Bulle war und er diese ´Zusammenarbeit´ nutzen würde, um auch Informationen über seinen Clan zu erhalten. Dumm nur, dass Seongwha ihn bevor irgendetwas passiert um die Ecke bringen würde. Sein kleiner Polizist hielt sich für oberschlau, aber dieses Spiel spielte man immer noch zu zweit. Mal sehen wer das bessere Blatt in der Hand hatte. Vielleicht musste er dem Kerl ein wenig von seinem hohen Ross herunterholen und ihm beibringen, dass Motivation zwar eine nette Sache war, aber Selbstüberschätzung tödlich enden konnte. Er schätzte Mingi nicht karrieregeil ein, eher wie jemand dessen Gerechtigkeitssinn ein wenig der eines kleinen Jungen war, der zu viele Superheldencomics gelesen hatte. Niedlich, aber albern. Die Welt ist kein netter Ort und Korruption ist an der Tagesordnung sowohl im dunkelsten Milieu als auch bei der lieben Polizei. Je schneller Mingi die echte Welt kennenlernte, desto besser. Nun...Seongwha sollte es egal sein. Sollte der Kerl eine falsche Bewegung machen, war er tot. Wäre nicht der erste, den er nach einer Zusammenarbeit vom Antlitz der Welt verschwinden lassen hatte.
Beim Kommentar von dem Polizisten winkte der Mafiaboss lediglich ab. Moralpredigten erhielt er schon genug von Hongjoon, da brauchte er nicht noch so jemanden.
Scheiße hatte er Kopfschmerzen.
Das war doch alles ein verflucht beschissener Witz.
Die Krankenhausdecke dieses unloyale Stück hatte ihn immer noch nicht erschlagen.

Eigentlich hätte er 2 Wochen im Krankenhaus bleiben müssen, war er doch knapp dem Tod entkommen. Seongwha hatte daraus eine Woche gemacht. Die Ärzte waren dezent verwirrt, wie er sich überhaupt bewegen konnte, aber da das Ego des Mafiabosses ungefähr so groß war wie die Stadt in der er lebte, bewegte sich sein Körper allein deshalb.
Außerdem fühlte er sich direkt besser, als er sich in den Straßen Seouls wiederfand mit gestyltem Haar, einem neuen Leder-Trenchcoat und ein wenig Kajal um den Augen. Kleider machen sollte, wie man bekanntlich sagte und allein nicht mehr in diesem Krankenhaushemd herumzurennen war Balsam für seine Seele. Vielleicht war sein Modetick auch eine Art Rüstung, aber ohne fühlte er sich nackt. Vielleicht hatte er all seine Erlebnisse damit irgendwie ausbalancieren können, wer wusste das schon. Er war schließlich kein fucking Psychologe.
Er war heute in das Polizeibüro beordert worden, was ihm gewaltig gegen den Strich ging und er deshalb mit einer ziemlich großen Verspätung erst dort aufschlug. Mal ehrlich, was glaubte die Frau ihn herumzukommandieren? Sie war Mingis Boss nicht seiner. Das Seongwha ihr provokant ins Gesicht grinste bei seiner Ankunft, machte es nicht besser, aber dennoch warf sie ihm kein böses Wort an den Kopf.
"Park, setzten Sie sich." die Chefin des Polizeipräsidiums deutete auf den Stuhl neben Mingi, welcher sicherlich auf die Sekunde pünktlich gewesen war.
Seongwha ließ sich gelassen auf dem Stuhl nieder, überschlug seine Beine und verschränkte die Arme.
Er fühlte sich wie in einem schlechten Comedy-Anime.
Einem wirklich miesen....