Donnerstag: 5. Dezember
Rosalia:
Endlich war es so weit. Ich konnte diesen furchtbaren Ort verlassen und durfte wieder zurück in meine eigenen vier Wände kehren. Dieser Gedanke beflügelte mich und verlieh mir ein wenig Hoffnung, nachdem die letzten Tage so furchtbar waren. Ich hatte Krankenhäuser noch nie gemocht, weder wenn ich jemanden besuchte und schon gar nicht, wenn ich selbst Patientin war. Aber nun war ich bereits das zweite Mal in Folge an diesem Ort und wenn ich ehrlich war, konnte ich auf eine dritte Begegnung verzichten. Ich wollte einfach nicht mehr.
"Tut mir leid, dass du deinen Urlaub damit verbracht hast, an meinem Krankenhausbett zu sitzen", entschuldigte ich mich bei Nathan, während dieser meine Sachen zusammen packte und in der Tasche verstaute, welche er extra für mich zusammengepackt hatte. Er lächelte beschwichtigend. "Dafür musst du dich nun wirklich nicht entschuldigen. Ich bin froh, dass es dir gut geht und dass ich die Möglichkeit hatte, bei dir zu sein, als es passiert ist. Ich hoffe du versprichst mir dafür, dass du in Zukunft gut auf dich aufpasst, damit solche Dinge nicht mehr geschehen", sprach er und ich nickte. "Versprochen." Nathan lächelte mir entgegen und schulterte die Tasche, ehe er auf mich zu kam und mir einen Kuss auf den Kopf gab. "Das wollte ich hören", meinte er, ehe er sich wieder von mir löste und mich musterte. "Schaffst du es alleine, oder brauchst du Hilfe?", fragte er mich. "Sollte schon klappen", antwortete ich ihm, ehe ich meine Krücken nahm und vorsichtig aufstand.
"Schade, dass Sousuke nicht bei deiner Entlassung dabei sein kann", meinte Nathan, nachdem wir die Flure dies Krankenhauses entlang liefen. Ich blieb stehen und hielt kurz Inne. "Er hat sicher genug mit der Firma zu tun. Es war schon mehr als genug von ihm, dass er mich so häufig besuchen kam", verteidigte ich ihn. "Trotzdem", entgegnete Nathan daraufhin nur, ehe wir auch schon das Krankenhaus hinter uns gelassen hatte und an der Straße standen, wo bereits unser Taxi auf uns wartete. Ich stieg ein, während Nathan das Gepäck verstaute und sich anschließend neben mich auf den Rückbank setzte. Wir fuhren los und ich sah gedankenverloren aus dem Fenster, während sich Nathan ausgiebig mit dem Taxifahrer unterhielt. Ich starrte eine ganze Weile einfach ins Leere, bis plötzlich ein kleines Café meine Aufmerksamkeit erregte. Das ist doch...!
Ich weitete meine Augen, als ich erkannte, dass Sousuke und Saskia sich miteinander unterhielten und eine scheinbar ausgelassene Stimmung zwischen den beiden herrschte, wo wie Saskia am Lachen war. Sousukes Gesichtsausdruck konnte ich leider nicht erkennen, der mit dem Rücken zu mir saß.
Länger als gewollt, starrte ich die beiden einfach an. Scheinbar zu lange. Denn mit einem Mal richtete sich Saskias Blick auf mich und sie sah mir direkt in die Augen, wobei sie mir kurz triumphierend entgegen blickte, ehe sie sich schnell wieder auf Sousuke konzentrierte. Ich starrte sie noch kurz an, ehe sich das Taxi wieder in Bewegung setzte und weiter fuhr, nachdem es an einer roten Ampel gehalten hatte.
Den restlichen Weg über blieb es still im Wagen und wir kamen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich bei mir Zuhause an. Nathan half mir noch dabei, heile in die Wohnung zu kommen und stellte meine Sachen am richtigen Ort ab, ehe er mich in den Arm nahm und sich von mir verabschiedete. "Tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben und dir unter die Arme greifen kann. Aber mein Urlaub ist leider vorbei und ich muss bald zurück nach England. Ich werde zusehen, dass ich spätestens um Weihnachten rum vorbei komme. Pass bis dahin gut auf dich auf, okay?", fragte er mich. Ich nickte. "Okay. Danke, dass du hier warst. Du warst mir eine große Stütze. Komm gut heim und schreib mir, wenn du sicher gelandet bist, ja?" Nathan schmunzelte kurz. "Mach ich. Bis dann Kleines." "Bis dann." Er gab mir erneut einen Kuss auf den Kopf, ehe er meine Wohnung verließ und mit dem Taxi weiter Richtung Flughafen fuhr. Ich hingegen hüpfte mit den Krücken zu meiner Couch und ließ mich auf diese fallen, ehe ich über das Bild nachdachte, dass sich mir vorhin geboten hatte. Sousuke und Saskia waren also wieder ein Paar...? Nun verstand ich auch, warum er meine Liebe nicht erwidert hatte.
Ich legte einen Arm auf meine Augen, während mir ein paar Tränen an der Seite hinunter liefen. "Wie konnte ich auch nur so dumm sein?"
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