Das Innere der Stadt war noch beeindruckender als das Äußere. Codren vergaß mit einem Mal sämtliche Gründe weshalb sie hier waren, sie vergaß den zwielichtigen Mann der sie hergeführt hatte und verschwunden war, sie vergaß die alte Frau, die ihr einen erschreckenden Teil der Geschichte von Vultjag's Haus erzählt hatte und sie vergaß die Banditen, denen sie in den Bergen aufgelauert hatten. Sie dachte einzig und allein an dieses Paradies, das sich dort in schier endlose Weiten vor ihr ausbreitete. Stände, wohin man auch blicken konnte, Waren soviele es nur gab und dazwischen Verkäufer, die um die Wette feilschten. So musste der Himmel aussehen.
Um die Beherrschung nicht zu verlieren und jeden einzelnen der Stände abzuklappern, richtete Codren ihren Blick stur geradeaus, während sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen bahnten. Sie konzentrierte sich auf Flora's Hinterkopf, der vor ihr in rhythmischen Bewegungen auf und ab tanzte und versuchte das Geschrei zu ignorieren, mit dem die Händler ihre Waren priesen. Aber schließlich konnte sie sich nicht ganz davon abwenden und als sie erneut die ganzen Angebote in sich aufsog, streifte ihr Blick die riesigen Mauern der Arena, die sich mitten in der Stadt aufbaute.
Der Spaziergang zum Palast fand ein unmittelbares Ende, als sie die Aufmerksamkeit einer Wachtruppe erregten. Codren wurde nicht nervös, sie kannte solche Leute und wusste, dass sie sich nur gerne aufspielten um Fremden Angst zu machen, aber als sie dann scheins willkürlich verhaftet wurden, musste sie doch stark protestieren.
"Was soll das werden? Ihr könnt doch nicht einfach Reisende von der Straße aufgreifen und mitnehmen! Das ist gegen das Gesetz!" In diesem Moment fiel ihr nichts besseres ein und eine der Wachen erwiderte nur mit: "Doch, das können wir." Das machte sie sprachlos und so blieb es auch, bis man sie in die Zelle befördert hatte. Fassungslos starrte sie auf die schwere Tür und fing gerade damit an einen Fluchtplan nach dem anderen zu schmieden, als Fenris ihre Gedanken unterbrach. Doch nicht etwa seine Worte ließen sie auf und zu ihm sehen, sondern der schiere Umstand, dass er mehr Wörter sprach als in den letzten Tagen. Oder Wochen? Hatte er überhaupt schon einmal so viel gesprochen? Sie konnte es gar nicht sagen, für sie war er schon immer wortkarg und irgendwie abweisend gewesen. Ob er immer so war? Vielleicht nicht. Immer hin brachte er das gerade mit einer Frage nach der nächsten zum Ausdruck.
"Vultjag kann hier machen was er will, und wenn er möchte, dass seine Wachhunde jeden verdächtigen festnehmen, dann tun sie das. So wie ich das sehe, verdächtigt man uns Spione zu sein." Sie sah hinüber zu Flora mit der stummen Bitte, die Sache aufzuklären. Zwar wusste sie genau, weshalb man gerade sie verdächtigte, da sie schließlich selbst in jüngeren Jahren schon meyv'sche Waffen in der Hand gehalten und den Unterschied erkannt hatte, aber im Moment hatte sie keine Lust zu erklären, woher sie dieses Wissen haben konnte. Da wollte sie Flora lieber reden lassen.
Derweil trat sie an eine der Pritschen heran, um von dort aus zu versuchen an die Fenster zu gelangen. Leider war die Pritsche nicht hoch genug. Ihre Augen kamen nur bis knapp unter den Rand.
Mit einem Seufzen ließ sie sich wieder hinab und setzte sich dann hin, angestrengt nachdenkend. Nach ein paar Sekunden erst zog sie die Stirn in Falten und sah sich um.
"Wo ist Ri?" Ihr war gar nicht aufgefallen, dass der junge Mann verschwunden war, aber als sie in die ratlosen Gesichter der anderen blickte, bestätigte es ihr, dass er wohl unbemerkt verschwunden war. Sie zuckte leicht mit den Schultern.
"Vielleicht hat er sich einfach nur zu weit von uns entfernt." Aber sie glaubte selbst nicht dran. Und momentan gab es sowieso wichtigeres, als Ri's Aufenthalt.
Bis zum Abend hin ließ man die drei in der Zelle versauern, bis schließlich holpernd und krachend die Tür aufgeschoben wurde und drei Giganten in dunkler Rüstung auftauchten. Der eine scheuchte sie mit einem grunzenden "Mitkommen" aus der Zelle und nachdem man ihnen wieder die Ketten angelegt hatte, führte man sie durch das unterirdische Labyrinth zu einem Gang mit zahlreichen Türen. Dort teilten sie sich auf, jeder begleitete einen der Wachmänner in einen Raum und dort wurden sie von der Welt abgeschottet.
Drinnen war es mit den Fackeln an den Wänden zumindest heller als in der Zelle, aber dadurch fühlte Codren sich keineswegs wohler. Sie durfte sich auf einen einsamen Stuhl in der Mitte setzen und wurde daran festgebunden, ehe die Wache sich vor ihr aufbaute. Sie konnte sogar sein Gesicht sehen, fleischige Wangenknochen und große Augen, die sogar fast attraktiv wirkten, wenn man die Lage ignorierte. Seine Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst und in seinem Gesicht ließ sich keinerlei Emotionen ablesen. Nun, bis auf die, dass er grantig war.
"Also, wieso fängst du nicht von vorne an?"
"Womit?" Das war die falsche Antwort. Die Faust traf sie so unmittelbar im Gesicht, dass der Schock ihr mehr zusetzte, als der Schmerz. Verblüfft starrte sie zu ihm auf, so als hätte es noch nie jemand gewagt sie straflos zu schlagen. Ein kleines Lächeln flammte auf seinem Gesicht auf.
"Entweder du spielst mit, Püppchen, oder wir werden deine Freunde draußen auf dem Marktplatz aufhängen, genau in der Mitte, wo die Sonne ihnen die Haut wegschmoren kann. Dann kannst du ihnen dabei zusehen, wie sie um Gnade winseln." Damit fügte sich Codren und erzählte ihm alles, wonach er sie fragte. Aber natürlich war es nicht das, was er hören wollte.
Um die Beherrschung nicht zu verlieren und jeden einzelnen der Stände abzuklappern, richtete Codren ihren Blick stur geradeaus, während sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen bahnten. Sie konzentrierte sich auf Flora's Hinterkopf, der vor ihr in rhythmischen Bewegungen auf und ab tanzte und versuchte das Geschrei zu ignorieren, mit dem die Händler ihre Waren priesen. Aber schließlich konnte sie sich nicht ganz davon abwenden und als sie erneut die ganzen Angebote in sich aufsog, streifte ihr Blick die riesigen Mauern der Arena, die sich mitten in der Stadt aufbaute.
Der Spaziergang zum Palast fand ein unmittelbares Ende, als sie die Aufmerksamkeit einer Wachtruppe erregten. Codren wurde nicht nervös, sie kannte solche Leute und wusste, dass sie sich nur gerne aufspielten um Fremden Angst zu machen, aber als sie dann scheins willkürlich verhaftet wurden, musste sie doch stark protestieren.
"Was soll das werden? Ihr könnt doch nicht einfach Reisende von der Straße aufgreifen und mitnehmen! Das ist gegen das Gesetz!" In diesem Moment fiel ihr nichts besseres ein und eine der Wachen erwiderte nur mit: "Doch, das können wir." Das machte sie sprachlos und so blieb es auch, bis man sie in die Zelle befördert hatte. Fassungslos starrte sie auf die schwere Tür und fing gerade damit an einen Fluchtplan nach dem anderen zu schmieden, als Fenris ihre Gedanken unterbrach. Doch nicht etwa seine Worte ließen sie auf und zu ihm sehen, sondern der schiere Umstand, dass er mehr Wörter sprach als in den letzten Tagen. Oder Wochen? Hatte er überhaupt schon einmal so viel gesprochen? Sie konnte es gar nicht sagen, für sie war er schon immer wortkarg und irgendwie abweisend gewesen. Ob er immer so war? Vielleicht nicht. Immer hin brachte er das gerade mit einer Frage nach der nächsten zum Ausdruck.
"Vultjag kann hier machen was er will, und wenn er möchte, dass seine Wachhunde jeden verdächtigen festnehmen, dann tun sie das. So wie ich das sehe, verdächtigt man uns Spione zu sein." Sie sah hinüber zu Flora mit der stummen Bitte, die Sache aufzuklären. Zwar wusste sie genau, weshalb man gerade sie verdächtigte, da sie schließlich selbst in jüngeren Jahren schon meyv'sche Waffen in der Hand gehalten und den Unterschied erkannt hatte, aber im Moment hatte sie keine Lust zu erklären, woher sie dieses Wissen haben konnte. Da wollte sie Flora lieber reden lassen.
Derweil trat sie an eine der Pritschen heran, um von dort aus zu versuchen an die Fenster zu gelangen. Leider war die Pritsche nicht hoch genug. Ihre Augen kamen nur bis knapp unter den Rand.
Mit einem Seufzen ließ sie sich wieder hinab und setzte sich dann hin, angestrengt nachdenkend. Nach ein paar Sekunden erst zog sie die Stirn in Falten und sah sich um.
"Wo ist Ri?" Ihr war gar nicht aufgefallen, dass der junge Mann verschwunden war, aber als sie in die ratlosen Gesichter der anderen blickte, bestätigte es ihr, dass er wohl unbemerkt verschwunden war. Sie zuckte leicht mit den Schultern.
"Vielleicht hat er sich einfach nur zu weit von uns entfernt." Aber sie glaubte selbst nicht dran. Und momentan gab es sowieso wichtigeres, als Ri's Aufenthalt.
Bis zum Abend hin ließ man die drei in der Zelle versauern, bis schließlich holpernd und krachend die Tür aufgeschoben wurde und drei Giganten in dunkler Rüstung auftauchten. Der eine scheuchte sie mit einem grunzenden "Mitkommen" aus der Zelle und nachdem man ihnen wieder die Ketten angelegt hatte, führte man sie durch das unterirdische Labyrinth zu einem Gang mit zahlreichen Türen. Dort teilten sie sich auf, jeder begleitete einen der Wachmänner in einen Raum und dort wurden sie von der Welt abgeschottet.
Drinnen war es mit den Fackeln an den Wänden zumindest heller als in der Zelle, aber dadurch fühlte Codren sich keineswegs wohler. Sie durfte sich auf einen einsamen Stuhl in der Mitte setzen und wurde daran festgebunden, ehe die Wache sich vor ihr aufbaute. Sie konnte sogar sein Gesicht sehen, fleischige Wangenknochen und große Augen, die sogar fast attraktiv wirkten, wenn man die Lage ignorierte. Seine Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst und in seinem Gesicht ließ sich keinerlei Emotionen ablesen. Nun, bis auf die, dass er grantig war.
"Also, wieso fängst du nicht von vorne an?"
"Womit?" Das war die falsche Antwort. Die Faust traf sie so unmittelbar im Gesicht, dass der Schock ihr mehr zusetzte, als der Schmerz. Verblüfft starrte sie zu ihm auf, so als hätte es noch nie jemand gewagt sie straflos zu schlagen. Ein kleines Lächeln flammte auf seinem Gesicht auf.
"Entweder du spielst mit, Püppchen, oder wir werden deine Freunde draußen auf dem Marktplatz aufhängen, genau in der Mitte, wo die Sonne ihnen die Haut wegschmoren kann. Dann kannst du ihnen dabei zusehen, wie sie um Gnade winseln." Damit fügte sich Codren und erzählte ihm alles, wonach er sie fragte. Aber natürlich war es nicht das, was er hören wollte.