[2er RPG] Taranokes Schlacht

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    • Mittlerweile waren sie schon so hoch oben, dass Codren schon jedweden Glauben daran verloren hatte, dass die Räuber tatsächlich diesen Weg eingeschlagen hatten. Der Weg wurde nicht nur beschwerlicher, es wurde zudem mit jedem weiteren Schritt ein bisschen kälter, bis ihnen bald der Wind nur so um die Ohren fegte. Da allerdings erspähten sie endlich eine Höhle und vor ihr das Wunder: Der Karren der Verbrecher. Es war jetzt nicht mehr zu bestreiten, dass sie die richtigen gefunden hatten.

      Allesamt blieben sie stehen, weit genug entfernt um nicht entdeckt zu werden und doch nah genug, um sie zu hören. Mit sehnsüchtigem Blick schaute Codren zu dem Wagen, auf dem eine Plane seine Besitztümer verbarg. Gerne würde sie die Gunst der Stunde nutzen und beschlagnahmen, was auch immer sich dort finden würde, aber erst sollten sie ausnutzen, dass sie unentdeckt waren, und sich um die Banditen kümmern.

      Flora brachte dabei gleich den ersten Vorschlag, und keinen guten noch dazu. Es war nicht nur waghalsig, sondern durchaus gefährlich. Was sollten sie tun, wenn plötzlich ein Dutzend Banditen hervorkommen würden? Selbst mit ihrem günstigem Gelände sah es doch sehr hoffnungslos aus.
      Codren öffnete bereits den Mund um Flora genau das zu sagen, aber die junge Frau wollte ihre Widerworte nicht hören, das sah sie gleich an ihrem Blick. Damit musste sie sich auf finstere Blicke beschränken, die sie Flora entgegen schleuderte. Wenn etwas schief lief, würde Codren es ausbaden müssen. Aber das würde sie dann Flora heimzahlen.

      Drinnen in der Höhle war es in erster Linie dunkel. Die schwachen Überreste eines Lagerfeuers erhellten die Umgebung zumindest so, dass man Gestalten erkennen konnte, die sich nun aufrichteten und aufstanden. Sie konnten sicher alles sehen, während der Elf sich noch an die Dunkelheit gewöhnen musste, und so war es nicht verwunderlich, als sie das ausnutzten und nahe zu ihm traten. Bis jetzt waren es zwei.
      "Verlaufen hast du dich?" Der andere der beiden lachte leise.
      "Du bist aber ganz schön weit weg von deinem Wald. Lange Reise gehabt?" Im Hintergrund bewegten sich Schatten, Kleider raschelten, zwei weitere kamen näher.
      "Ich habe aber nie von einem Elfendoktor gehört, normalerweise seid ihr doch zu fein für solche Sachen. Zeig mal deine Instrumente bevor wir dir glauben."
    • Flora hatte bereits ihr Schwert griffbereit in der Hand. Mit leicht zugekniffenen Augen und einem ernsten Block spähte sie zwischen den Büschen hervor und beobachtete Fenris, der offenbar seine Arbeit meisterhaft beherrschte. Seine Zunge hatte die Meute aus dem Loch gelockt. Ob es alle waren wussten sie nicht, aber das wäre auch egal. So oder so würden die restlichen Räuber sich zur Wehr setzen, sobald der Angriff begann. Oder sie würden fliehen, was in einer Höhle durchaus gelingen konnte. Flora und die andere kannten die Höhle nicht. War sie nur ein Stück im Berg, oder gar ein kompletter Durchgang? Gabelten sich Wege zu Sackgassen oder weiteren Ausgängen hier an der Westseite? Alles nur Vermutungen.
      Nun aber wurde es auch für den Elfen gefährlich, und Flora wollte ihn ungerne als Opfer beerdigen müssen. Er war der Lockvogel und eigentlich nur Diplomat. Sie bräuchte ihn sicher noch für andere Angelegenheiten. Genau so auch die Elfen selbst. Ihn dabei zu unterstützen dürfte auch der Königin gefallen. Pluspunkte für spätere diplomatische Angelegenheiten mit den Waldelfen. Sie wäre der Familie Godfield dann etwas schuldig. Erneut.
      Nun war der beste Zeitpunkt gekommen. Flora griff das Schwert fester und stürmte vor. Keine Gnade für diese Bastarde. Auch wenn es Fenris schocken könnte, im Blute eines anderen zu Baden, er würde es überleben.
      Sie waren etwas dicht bei Fenris. Vier Feinde waren zu sehen. Ein Fehler und sie könnten ihn töten. Codren würde definitiv nach ihr angreifen, da Flora noch Magie nutzen würde. Daher musste sie Fenris beiseite schubsen. Zwei Angriffszauber in schneller Folge inklusive Ansturm und dem ersten Schlag.
      "CODREN - JETZT! DIE HINTEREN ZWEI...", war der erste Befehl der über ihre Lippen kam. Codren sollte also die beiden Nachzügler aus der Höhle angreifen, und Flora jene, die schon bei Fenris standen.
      Geschockt sahen die Banditen zu dem Buschwerk hinüber. Flora stürmte vor. "VAR"
      Ein kurzes magisches Kommando, und Fenris wurde seitlich von einem starken Luftstom erfasst und förmlich weggepustet. Eigentlich war es eher wie ein Schubser, der ihn seitlich wegdrückte, nicht unbedingt sanft, aber auch ein Schmerz, so wie eine Hand, die noch einen Teil vom Körper quetschte. Es war eher so wie bei einem starken sturm, der einen wegdrückte, wenn man sich nicht schräg in die Windrichtung stellte. Sanft und kraftvoll zugleich. Es würden aber auch nur ein paar Schritte sein. Ob Fenris sich halten konnte? Elfen galten ja auch als geschickte Wesen.
      "DIRACTO" Das zweite magische Kommando folgte, und Flora erhöhte kurzfristig ihre Geschwindigkeit und überbrückte in einem Wimpernschlag mehrere Meter und befand sich dann plötzlich vor dem ersten Räuber, der nicht mal mehr zeit hatte, seine Waffe zu ziehen. "Sterb, ihr Bastarde...", konnte er noch vernehmen, dann fraß sich die glänzende Klinge Golden Light durch sein Fleisch und zerschnitt Eingeweide, während Blutspritzer von der am Rücken austretenen Klinge regneten. Mit einer eleganten Drehung zog sie das Schwert dann wieder heraus, schnitt dabei noch etwas mit Druck seitlich, und vergrößerte die Wunde. Mit einem kurzen und fassungslosen Schnaufen sank der Mann zu Boden. Der zweite zog gerade seine Waffe und versuchte noch sich zu wehren, aber Flora war schneller. Ohne mit der Wimper zu zucken nutze sie den Schwung der Drehung und ließ das Schwert erneut Blut kosten. Ihr Herz raste. Dies waren sozusagen ihre beiden Einstandstötungen. Das Erstemal, das sie mit dem Schwert gegen Menschen kämpfte und tötete. Keine Übungspuppen oder tote Körper von Tieren, die an Seilen hingen, um zu erfahren, wie fest doch auch Haut und Fell sein konnten, wie es sich anfühlte, mit einem scharfen Stück Metall Muskelfasern und so weiter zu durchtrennen.
      Der zweite Räuber schrie auf, als Flora ihm das Schwert seitlich in den rechten Oberarm trieb. Es glitt hindurch. Der Knochen selbst splitterte nicht mal, und wurde sauber turchtrennt, so das der Mann nur noch einen kurzen Stummel an seiner Seite trug, aus dem nur der rote Saft des Lebens floss.
      "Für Anaton und seine Famile .. sterbt ... STERBT...!"
      Der Dieb schrie, und Flora trat ihm vor die Brust, als er vor Schmerz in die Knie ging. Dann kam der Gnadenstoß. Ein Hieb direkt von oben, der sich tief in seinen Schädel bohrte und diesen fast spaltete.
      Wut, Zorn und Rechtfertigungen mischten sich mit dem Adrenalin, das nun durch ihren Körper floss. Genau so sollte es sein. Eine gerechte Strafen, und Flora lernte so wie es sich anfühlte, jemanden das Leben zu nehmen. Es würde sie abhärten und für spätere Kämpfe stärken. Etwas, worüber sie den Räubern durchaus dankbar sein konnte. Und ihre Magie hatte auch nicht versagt. Bis jetzt lief alles nach Plan.
      Sie sah Codren im Augenwinkel vorbeiflitzen, zwei weitere Räuber mit gezogenen Waffen im Versuch, sie aufzuhalten. Einer trug nur ein Messer, der andere einen Knüppel.
      Waren noch welche in der Höhle? Flora stürmte weiter vor. Sie würde die beiden Codren überlassen und dafür sorgen, das jeder Fluchtversuch weiterer Bastarde vereitelt werden würde.
      Ihr Schwert leuchtete sanft auf, als sie die goldene Lichtaura nutze, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Spärliches Licht durch eine Feuerstelle konnte anfangs auch nicht alle Bereiche einsehen lasssen. Sie lief ein paar Meter hinein und bog dann um eine leichte Biegung, hinter der ein größerer Raum lag. Sie hörte Stimmen.
      "Schieß!", rief eine kratzige Stimme, dann sauste ein Pfeil auf sie zu. Nur das Glück ihrer Reaktion verhalf ihr dabei, nicht gleich selbst ihr Leben zu geben.
      "DIAGO" rief sie und die Magie verfehlte auch diesesmal nicht seine Wirkung. Sie hatte sich unbewusst für die richtige Ausweichbeschwörung entschieden, da sie so diagonal ausweichen konnte. Bei -Cross- hätte sie auch zufällig einfach nur nach vorn ausweichen können - direkt in den Schuss.
      Der Pfeil verfehlte knapp, dafür krachte sie seitlich an die Steinwand der Höhle und ein kurzes "Uff...", kam auch über ihre Lippen. Ihr linker Arm schmerzte, da sie kraftvoll gegen die unebene Wand krachte. Das würde sicher einen blauen Fleck ergeben.
      "Verflucht ...", rief eine weitere Stimme, die des Schützen, er seinen Bogen wegwarf und ein Schwert zog. Der andere stand mit einem Speer vor einer Art Gefängnis aus zusammengebundenen Holzstöcken, hinter denen sich offenbar Leute befanden.
      Zwei waren es hier noch ... oder?
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • "Ich bin kein Doktor. Ich bin Heiler. So etwas besitzen wir durchaus, aber ich stehe euren Doktoren wie ihr sie kennt natürlich in nichts nach.", erwiderte, damit sie nichts Falsches von ihm erwarteten, sollte er nun seine Taschen lehren, denn die Werkzeuge eines Arztes besaß er nicht. Dafür aber allerhand Kräuter aus denen sich binnen kurzer Zeit eine ganze Menge heilender Tinkturen und Salben herstellen ließen, die helfen konnten. Natürlich war das alles nur Basiswissen, doch es würde gewiss ausreichen um sie zu täuschen. Ansonsten musste er eben noch ein wenig Heilungsmagie für sich sprechen lassen, doch bevor es überhaupt dazu kam, dass er die kleine Tasche von seinem Gürtel lösen konnte, nahm er bereits im Augenwinkel war, wie jemand auf sie zukam. Das junge Goldfield Mädchen bewegte sich schneller als erwartet und noch dazu auch mit erhobenem Schwert. Es war wohl wirklich naiv gewesen davon auszugehen diesen Konflikt friedlich zu lösen. Sie schien sich von ihren Gefühlen leiten zu lassen und so wie sie ihn einschätzten, hätten sie ihm gewiss nicht zugetraut, dass er das gewiss auch allein geschafft hätte. Er war eben doch noch nicht so überzeugend wie er es gern wäre. Daran musste er eindeutig noch arbeiten, doch jetzt war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt für solche Selbsteinsichten, denn ehe er sich versah wurde er in Folge eines lauten Rufs von einer Art Windzug gepackt und aus dem Weg geschleudert. Mit einer gewissen Vorwarnung hätte er sich gewiss auf den Beinen halten können, doch aufgrund seines geringen Gewichts und der Tatsache, dass er noch nie besonders wendig oder agil gewesen war, riss es ihn einfach von den Füßen.
      Schnaufend kam er auf dem harten, felsigen Boden auf und schaffte es nur mit Mühe sich rechtzeitig abzufangen, ehe auch sein Kopf auf dem Boden aufschlug. Das würde er bestimmt auch später noch merken, doch selbst dafür blieb keine Zeit, denn sie setzte ihren Angriff gnadenlos fort, während er gezwungen war dem Ganzen direkt beizuwohnen. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Er hatte die Menschen für zivilisierter gehalten... Er hätte von Anfang an gegen dieses Vorhaben stimmen sollen, doch so... Es fühlte sich so an als hätte er diese Männer diret in den Tod geführt und das auf keine schöne Art und Weise. Sie sollten wirklich noch einmal darüber reden was das richtige war, das sie in solch einer Situation tun sollten, denn ihr jetziger Angriff behagte ihm kein Stück. Es mochten Gauner sein, die logen und betrogen, aber es waren dennoch Menschen und selbst wenn so etwas im Wald aus dem er stammte nie vorkam, hatte er es dennoch anders gelernt. Man sollte über sie richten und andere Strafen als den Tod verhängen. Menschen waren schließlich dazu in der Lage sich zu ändern. Man musste ihnen nur die Chance dazu lassen.
      Gern hätte er sie gestoppt, noch bevor sie die leuchtende Klinge in das Fleisch eines der Männer trieb, doch er war wie gelähmt. Er konnte seine Augen nicht von ihnen abwenden, sondern war gezwungen dem ganzen Schauspiel mit den Augen zu folgen, während das Blut nur so spritzte. Ihm wurde übel und die Verzweiflung kam in ihm hoch. Es war falsch, aber warum konnte er dann nichts dagegen unternehmen. Er hätte sie sicher davon abhalten können auch noch den zweiten Mann zu töten, doch keine seiner Gliedmaßen rührte sich. Erst als auch der zweite Mann durch ihre Hände sein Ende fand, konnte er sich wieder rühren. Doch nicht um an ihre Seiten zu eilen um noch zu retten was noch zu retten war. Stattdessen wandte er sich vom Schauplatz des Geschehens ab um sich zu übergeben. Er fühlte sich schrecklich und das nicht nur weil sich die wenigen Spritzer Blut in sein Gesicht brannten, sonder auch wegen seiner eigenen Unfähigkeit. Seine Königin hatte ihm anderes gelehrt. Er beschritt nicht den Weg eines Kriegers und auch wenn er ihren Standpunkt und ihre Gefühle verstand, es wirkte dennoch falsch. Gab es denn keinen anderen Weg?
      Mittlerweile waren beide Frauen aus ihrem Versteck gekommen um zu beenden was sie begonnen hatten, doch er konnte sich das nicht länger antun. Bereits jetzt hing im der Geruch von Eisen und Tod schwer in der Nase und es war bei weitem nicht der gewohnte Geruch von Verletzungen, die er hätte behandeln können. Es war zu spät. Die beiden waren bereits verloren. Außerdem hätte es gewiss keine seiner Begleiterinnen für gut befunden, wäre er ihnen nun zu Hilfe geeilt. Stattdessen versuchte er das Alles einfach auszublenden. Das Stöhnen und Schnaufen, sowie das Klirren von metall hinter sich. Alles versuchte er zu ignorieren. An Stelle dessen dachte er an all die schönen Dinge, die er bereits erlebt hatte. Der Wald. Seine Geräusche und sein Geruch. Regen, Tiere,... Es gab jede Menge schöner Dinge die ihn alles um ihn herum vergessen ließen. Vor allem wenn er noch dazu seine Augen schloss und nichts mehr von der bitteren Realität sehen musste. Leider währte diese Idylle nicht ewig, denn auch wenn irgendwann die Kampfgeräusche nachließen, riss ihn doch etwas anderes aus seinen Gedanken. Es war nur ein dumpfer Aufschlag mehrerer Dinge, doch seine Ohren waren gut und als er in Folge dessen seine Augen wieder öffnete, blickte er in das verstörte Gesicht eines jungen Mannes, der so eben einen Stapel Feuerholz hatte fallen lassen.
      Diese ganze Situation musste vollkommen falsch wirken, denn auch wenn er nicht komplett mit Blut besudelt war, so saß er dennoch in mitten zweier Leichen, einer Menge Blut und seinem eigenen Erbrochenen. Es konnte nur falsch auf jemanden wirken der gerade erst dazu gestoßen war. Das würde er gewiss nicht abstreiten wollen und auch wenn jetzt alles wieder rasend schnell auf ihn zurückprasselte, riss er sich dennoch zusammen. Er wollte sich gewiss kein zweites Mal übergeben müssen, außerdem machte der Junge vor ihm gerade kehrt um zurück in die Berge zu laufen aus denen er gekommen war. Allein wäre er gewiss verloren, außerdem würde sich sein Gewissen bestimmt ein wenig beruhigen, wenn er zumindest einen von ihnen retten würde. Es wäre eine geringe gute Tat in diesem Chaos, doch er fühlte sich besser. Nachher würden sie ihm noch nachjagen. Das konnte er nicht riskieren. Lieber hörte er endlich die Geschichte hinter diesem Angriff. Vielleicht steckte mehr dahinter als sie dachten und die beiden hatte gerade einfach viel zu überstürzt gehandelt. Wer konnte das schon wissen.
      Leider hob er zu spät seinen Arm um ihn nach ihm auszustrecken und auch sein krächzendes 'Warte!', schien er zu ignorieren, weshalb ihm nicht viel andere Möglichkeiten offen blieben. Er würde ihm in seinem momentanen Zustand gewiss nicht nacheilen können, also reagierte er schnell. Er drückte seine Hand auf die flache Erde und bat Mutter Natur um ihre Hilfe, denn schlussendlich war Magie nichts anderes. Man nutzte die Liebe ihrer aller Urmutter für seine Zwecke aus, denn genau deshalb war sie nicht jedem vergönnt. Natürlich liebte sie jeden von ihnen, doch auch ihre Kraft war begrenzt, weshalb es immer jemanden gab, der bessergestellt war oder nicht. Er hatte Glück gehabt mit einer Menge ihrer Kraft gesegnet zu werden und schaffte es somit binnen weniger Augenblicke, das wenige Gras, das auf dieser Höhe noch wuchs, zu langen, dicken Strängen wachsen zu lassen, die er dann so sanft wie möglich um die Gliedmaßen des Fliehden legte. Er gab sich wirklich Mühe ihm nichts zu tun, doch er war verängstigt. Es war nur natürlich, dass er sich gegen diese Fesseln wehrte, aber es musste sein. Allein hätte er keine Chance. Schon allein wegen des Geländes und dann auch noch wegen all der Tiere... Sie waren sicherlich schon an zwei, drei Bärenhöhlen vorbeigekommen und wenn einer der Bärinnen ihre Jungen bei sich hatte, würde sie gewiss auch auf ihn keine Rücksicht nehmen. Er musste hiermit einfach das richtige tun. Allein für seinen Seelenfrieden und seine Überzeugung. Er konnte einfach keine Menschen töten. Er war kein Krieger. Er konnte schließlich noch nicht einmal einem Tier ein Haar krümmen. Auch sie waren nichts anderes als Menschen und Elfen. Es gab also wirklich keinen Grund dafür... Hoffentlich sahen die anderen beiden uch so. Er würde zumindest alles daran setzen, damit sie ihm nicht auch noch etwas zu leide taten. Immerhin erhielten sie von ihm Informationen und das war gewiss eben so wichtig wie alles andere um voranzukommen.
      "My heart goes out with this one." - "Don’t worry. I promise I will return your heart to you."

      The Dragon Prince - Ethari & Runaan
    • Unbewegt verharrte Codren neben Flora, die Nerven bereits zum Reißen gespannt. Die Räuber gingen auf den Lockvogel ein, immerhin, doch sie waren wohl auch nicht so dumm, um Fenris gleich bei Wort zu nehmen. Das hätte sie auch sehr verwundert, wie solche Leute ein Dorf abbrannten, aber in die nächste Falle tappten.
      Mit einem Mal stürmte Flora los und zerriss dabei mit einem Schlag die Anspannung, die Codren's Körper beherrscht hatte. Sie sprang auf, stürzte ihrer Freundin nach und gelangte zu dem Schauspiel, gerade als Flora auch den zweiten Mann schlachtete. Sie hörte aufgeregte Rufe, Schreie, Wimmern und dazwischen das beständige Plätschern des Blutes, das auf dem steinernen Boden der Höhle viel lauter wiederhallte.

      Kaum war sie angekommen begrüßte sie der dritte der Runde mit seiner Keule, die er angesichts seines schnelleren Reflexes gezogen hatte.
      Ein dumpfer Schlag folgte, als die beiden Waffen aufeinander trafen. Codren's Herz flatterte förmlich, während sie der Kraft ihres Gegenübers entgegenhielt. Sie hatte pariert! Erfolgreich parriert! Sogar ihr hinterer Fuß war richtig, leicht versetzt, gedreht, so wie es ihr Lehrer gepredigt hatte. Es hatte wunderbar funktioniert!
      Aber beim zweiten Schlag verließ sie ihr Glück schon wieder. Der Bandit tat einen Ausfallschritt, sie trennten sich und als er wieder auf sie einhieb, flog das Schwert in hohem Bogen aus ihrer Hand. Der lautstarke Aufprall auf dem Boden übertönte sogar ihr gefluchtes "Racset!", mit dem sie ihren Unmut ausdrückte. Flora, der sie einmal ein paar Wörter ihrer Heimatsprache beigebracht hatte, damit die beiden sich ungestört verständigen konnten, hatte sie erklärt, dass das Wort richtig übersetzt so etwas wie "brennende Schildkröte" hieß. Das mit dem Brennen traf zwar nicht unbedingt zu, aber die Schildkröte in diesem Fall allemal.

      Der Räuber grinste triumphierend und wechselte die Hand, so als wolle er damit angeben, dass seine Kampfkünste ihrer überlegen waren. Und dann griff er auch schon an.
      Codren, der nicht nur das Schwert, sondern auch der Wille zum Schwertkampf fehlte, wich seinen Hieben aus, tänzelte zurück, schmiss sich auf den Boden und warf ihm eine handvoll Kieselsteine ins Gesicht. Das kurze Zögern, dass sie dadurch gewann, nutzte sie sofort aus um sich auf ihn zu werfen und ihn mit ihrer Faust zu malträtieren. Das dumme Grinsen in seinem Gesicht wich schlagartig einer erschrockenen Ungläubigkeit, als schon ihr erster Hieb seinen Kiefer mit einem hörbaren Knacken zum Bersten brachte. Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und blieb in seiner Fassungslosigkeit auf dem Boden liegen.
      Codren drehte sich um.

      Mit dem Vierten hatte sie weitaus weniger Probleme. Er versuchte zwar schnell zu sein, doch genau wie sein Partner vor ein paar Sekunden noch unterschätzte er eindeutig die Kraft der braunhaarigen Frau, deren schmale Schultern und Hüften eher auf wenige Ernährung schließen ließen. Wer allerdings das richtige Augenmerk dazu hätte, der würde die festen Oberarme bemerken und die wohlgeformten Schultern, mit denen Codren zeigte, dass sie viele Jahre lang nicht nur den Schwertkampf trainiert hatte.

      Sie tötete ihn mit seinem eigenen Dolch. Nachdem sie damit fertig war, wiederholte sie das bei dem Mann mit dem gebrochenen Kiefer, der winselnd auf dem Boden lag und mit undeutlichen Lauten wahrscheinlich um Gnade bettelte. Er starb nicht sofort, wodurch das Gewinsel noch ein paar Sekunden lang weiterging.
      Den Dolch reinigte sie an den Kleidern und steckte ihn ein, bevor sie sich nach Fenris umsah - und ihn fand. In seinem eigenen Erbrochenem... mit einem anderen.
      "Oh, sehr gut!", lobte sie den Elfen und versuchte dabei die Tatsache zu umgehen, dass der Gesandte der Elfenkönigin wohl während der Auseinandersetzung einen kleinen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Sie würde es ignorieren, nicht zur Sprache bringen, aber es tat doch seinen Teil dazu, in welchem Licht sie den Elfen sah.
      Eilig ging sie auf den Mann zu, der dort auf dem Boden mit seinen pflanzlichen Fesseln rang. Nur der entfernte Ruf eines Mannes, der aus dem Inneren der Höhle zu kommen schien, ließ sie innehalten. Nach kurzer Überlegung deutete sie auf den Jungen am Boden und sah zu Fenris.
      "Kümmere dich um ihn." Zwar hatte sie keine Ahnung, dass Fenris alles andere als dazu bereit war ihn zu töten, aber im Moment spielte das auch keine Rolle. Sie hastete zurück in die Höhle, versuchte dabei dem Blick des Elfen auszuweichen und ihren Ekel zu verstecken. Dieses Bild würde sie nicht wieder vergessen können.

      Wieder drinnen in der Höhle erwartete sie ein beängstigendes Bild: Flora gegenüber von zwei Banditen, die sie wie frische Beute fixierten. Codren streckte die Hand nach ihr aus um sie an der Schulter zu packen, sobald sie sie erreicht hatte, doch da traf sie etwas schweres in die Seite und mit einem lauten "Haah..." stürzte sie zu Boden. Die winzigen Steine stachen ihr in die Arme und der harte Boden brachte ihr rasende Kopfschmerzen, als sie damit aufschlug. Aber darum konnte sie sich nicht kümmern, denn der Mann, der soeben aus einer ihnen unentdeckten Niesche gesprungen war, wollte ihr sogleich sein Messer in den Bauch rammen. Hinter ihm folgte ein zweiter.
      Sie packte sein Handgelenk und wehrte den Angriff damit ab, stieß ihn von sich, überwältigte aber tötete ihn nicht. Der zweite folgte auf ähnliche Weise und als sie sich schließlich aufrichtete, keuchend und mit zwei blutigen Händen und zwei neuen Leichen, wurde es endlich sehr still. Flora hatte die beiden anderen gemeistert und die beiden schauten sich für einen Moment an ohne einen Wort zu sagen, nur in dem Augenblick, in dem sie beide zum ersten Mal miteinander gekämpft und gesiegt hatten. Es benötigte keine Worte dafür, denn sie fühlten das gleiche und wussten, dass es auch der andere tat. Ihre Verbundenheit war mit diesem Kampf gewachsen und hatte eine neue Ebene erreicht, die sich nicht in Worte fassen ließ.

      Langsam sah sich Codren in ihrem kleinen Schlachtfeld um.
      "Das müssten alle gewesen sein..." Das einzige Geräusch kam nun noch von dem behelfsmäßigen Käfig, dessen Insassen zwar zu schockiert waren um etwas zu sagen, doch sich ein Wimmern nicht verkneifen konnten. Codren ging zu ihnen hinüber und zerschnitt die Seile, um die Tür zu öffnen.
      "Alles in Ordnung? Geht nach draußen, da ist ein -", sie dachte an Fenris, der sich mit seinem eigenen Erbrochenen besudelt hatte, "Da ist ein Pferd. Ein paar Pferde, meine ich. Geht dorthin. Wir geben euch Wasser." Die Vorderste nickte tapfer, eine Frau in höherem Alter mit vor Tränen geröteten Augen. Ihre Begleitung, ein Mädchen etwas jünger als Flora, konnte bei ihrem offensichtlichen Schock kein Wort herausbringen. Sie war ganz bleich im Gesicht und unter ihrem Kragen drängten sich blaue Flecke die es, was sich Codren mit angewidertem Ekel dachte, wohl auch noch an anderen Stellen unter ihrer Kleidung gab. Hinter ihnen folgte ein Mann, wohl in Codrens Alter, der ihr ein zärtliches Lächeln zuwarf. Die kleine, geschundene Gruppe machte sich auf den Ausgang zu.

      "Kommt ihr alle aus dem Dorf?", fragte Codren nachher, als sie die Höhle durchforstet hatten und die Gefangenen versorgt hatten. Das jüngere Mädchen tat keinen Laut und starrte vor sich hin, während die alte Frau ihr die Hände hielt. Der Mann stand etwas abseits.
      "Wir beide", meinte die Frau, woraufhin Codren kurz zu dem Mann sah und nickte.
      "Und wie heißt ihr?"
      "Ich bin Elysa, das ist Serena. Sie ist die Nachbarstochter, die Nichte von... Anaton." Man konnte deutlich sehen, dass es die Frau unheimliche Mühe kostete die Ruhe zu bewahren und so hakte Codren nicht weiter nach. Sie trat lieber ein Stück zurück und überließ Flora das reden, die wohl mehr Bezug zu dem abgebrannten Dorf hatte als sie selbst. Stattdessen sah sie sich nach Fenris um und fand ihn zusammen mit dem Kerl, von dem sie erwartet hätte, dass er mittlerweile längst tot war.
      "Nettes Pläuschchen gefällig?" Sie baute sich mit den Händen in den Hüften vor den beiden auf, fixierte dann aber doch eher Fenris als den anderen.
      "Wieso hast du ihn am Leben gelassen", fauchte sie ungehalten und musste dabei sofort wieder an das Bild denken, wie Fenris auf dem Boden gekauert hatte. Bevor sie es wusste hatte sie schon jegliche Achtung für den Elfen verloren.
    • Geschafft. Der Kampf ging schnell vorbei, und die Diebesbande wurde niedergestreckt. Flora hatte ihre Rache bekommen, und sollten noch weitere Räuber an der Aktion beteiligt gewesen sein, so würden sie vergeblich auf ihre Kameraden warten. Ein Mahnmal für sie. Schließlich konnten sie ja auch in anderen Höhlen noch untergekommen sein, im falle, das man ihnen nachstellen würde, um so einen Teil der Beute sicher zu stellen. Aber anhand der Dinge die gestohlen wurden und der Größe des Wagens, war das wohl nur der Trupp hier gewesen.
      Codran war ihr in die Höhle gefolgt und hatte ebenfalls schnell und effektiv gekämpft. Ihr Training war nicht umsonst gewesen, und Flora war zufrieden und dankbar für die Hilfe. Ein kurzes Nicken bestätigte das Ende des Kampfes. Danach kümmerte sich Codren um die Gefangenen, während Flora sich noch einmal umsah, um ganz sicher zu gehen. Sie wischte ihr Schwert an einer der Leichen ab, steckte es zurück in den Halfter und rieb sich den linken Arm. Er schmerzte noch immer, da sie mit Wucht ihrer eigenen Magie gegen die unebene Höhlenwand gekracht war, um einem Pfeil auszuweichen. "CURE", sprach sie und ein sanftes Leuchten glimmte unter ihrer Hand und ließ die Prellungen in wenigen Momenten abheilen. Der Schmerz ließ nach und es würden auch keine sichtbaren Erscheinungen wie blaue Flecke oder Kratzer mehr sichtbar sein.
      Codren hatte inzwischen die anderen nach draußen gebracht und ein paar Fragen gestellt.
      Flora kam gerade hinzu, als sie hörte, dass das eine Mädchen wohl Anatons Nachbarin war. Sogar seine Nichte. Familie. Und sie hatte einiges durch machen müssen. Ob die Räuber ihr mehr angetan haben als nur ein paar unsittliche und brutale Brühungen vermochte sie weder zu sagen noch zu erfragen.
      Tatsache war aber, das sie nun nicht länger befürchten müsse, von den Männern noch mal heimgesucht zu werden. Sie konnte nun in Ruhe alles verarbeiten und trauern. Den Waren würde Flora an sie übergeben. Diebesgut und nun selbst erbeutetes Material der Diebe selbst sollten ihr zugestanden werden. Wenn sie den Hof übernehmen wollte, so würde Flora auch dafür sorgen.
      Und Fenris? Der Elf hatte offenbar einen Gefangenen gemacht. Flora knirschte mit den Zähnen. Wieso gefangen? Er hätte ihn beseitigen sollen. Mit solchen Leuten war hier kein Spielraum für Verhandlungen, die morgen schon wieder vergessen wären, sofern der Dieb in Sicherheit wäre.
      Codren kümmerte sich bereits darum. Nun gut, sie konnten später noch entscheiden, was sie mit ihm machen sollten. Sie ging erstmal zu den befreiten Anwohnern.
      Flora selbst war natürlich bekannt. Sie war oft genug mit ihrem Vater auf einer Kutsche durch die Dörfer und auch zu einzelnen Höfen außerhalb der Dorfgemeinden gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Ein kurzer Plausch mit den Bauern, ob Vieh und Feld in bester Ordnung waren, und auch nach der Gesundheit der Familie. Nur wenn alles da war was ein jeder brauchte, konnte man gesunde und kräftige Mitarbeiter auf den Feldern sehen, die die Ernte einfuhren, welche letztenendes all das Geld einbrachte. Ein Großteil ging natürlich an die Goldfields, die damit widerum auch die Soldaten bezahlten. Dennoch lebte jeder Bauer hier fernab der Armut, so wie man es aus anderen Ländern kannte. Hier gab es immer Kleider, Essen und Trinken,oder Ausrüstung zum Arbeiten, aber eben auch reichlich Arbeit.
      Sie stand nun vor dem Mädchen, stellte sich dennoch vor, obwohl die zwei Damen bereits respektvoll ein kurzes Nicken andeuteten, ebenso der Mann.
      "Ich bin Flora Goldfield. Die Übeltäter wurden bestraft. Ihr habt vor ihnen nichts mehr zu befürchten. Und im Gegensatz zu meinen Vater, habe ich gehandelt. Zurecht. Denn ansonsten wärt ihr vermutlich auf dem nächsten Sklavenmarkt teuer verkauft worden. Die einzigsten Soldaten, die er schickte, kommen nur, um mich zurück zu holen. Doch in werde weiterreisen, um Schlimmeres zu verhindern, sofern es mir möglich ist. Ich möchte das ihr hier wartet bis die Soldaten kommen. Sagt ihnen, das ich nicht heim kehren werden, sofern meine Aufgabe nicht erfüllt wurde, oder mein Weg mich innerhalb dieser ohnehin dort vorbei führt. Sagt ihnen, das ich euch gestatte, Diebesgut, Besitz der Räuber und den Hof zu übernehmen. Auch als Entschädigung für die Engstirnigkeit meines Vaters. Baut ihn wieder auf, und lasst ihn erneut erblühen. Ehrt Anaton und seine Familie damit."
      Sie wusste im Moment nichts anderes zu sagen. Im Trösten war sie wohl die geborene Versagerin. Alles was sie jemals konnte, war gegen Anweisungen ihres Vaters zu verstoßen, und dabei noch fröhlich zu lachen. Der Verlust ihrer eigenen Mutter hatte sie wohl innerlich abstumpfen lassen. Ob das gut oder schlecht war, vermochte sie auch nicht zu sagen. Aber es würde ihr sicher helfen.
      Alles was sie jetzt noch tun konnte, waren noch einige körperliche Leiden zu lindern. Sie legte ihre Hände auf einige der Stellen und wiederholte ihren Heilungszauber. Den Rest würde der Dorfarzt übernehmen.
      Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich dann von den drein und wandte sich dann Codren ud dem Elfen zu. Mit etwas ernstem Ausdruck marschierte sie zu den beiden und blieb dann mit verschränkten Armen von der Brust stehen.
      "Fenris? Wieso lebt dieser Mann dort noch? Willst du, das er seine Kameraden rächen kommt, und der geschundenen Familie Anatons erneut die Würde nimmt? Erkläre mir dein Handeln."
      Flora überlegte, ob er den Dieb einfach nur ausquetschen wollte, aber Codren schien auch nicht gerade begeistert von Fenris Leistung zu sein. Offenbar die Bestätigung, das er dafür nicht wirklich zu gebrauchen war. Auch schien er etwas bekleckert zu sein. Nahe der Leiche konnte Flora eine kleine Pfütze Erbrochenes sehen, das sich bereits mit Blut vermischt hatte.
      Während sie ihre erste Tötung mit stabilem Magen überstanden hatte, hatte Fenris seinen wohl schon entleert, bloß weil er dabei gewesen war. Wozu trug er dann ein Schwert? Nur zur Zierde? Wenn das die Runde machte, würde schon ein kleiner Bengel ihm an der nächsten Straße auflauern und ihn problemlos ausrauben können.
      Daher dachte sie daran, Fenris den Mann den Gnadenstoß geben zu lassen, sofern dieser nicht mehr gebraucht wird. Freilassen wollte Flora ihn gewiss nicht.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Er hätte beim besten Willen niemals damit gerechnet, dass sie sein Handeln als so schlecht auffassen würden. Für ihn war es vollkommen akzeptabel gewesen, doch vielleicht hätte er ihnen einfach von Anfang an klarmachen sollen, das ein Kampf nicht in seiner Absicht lag. Jetzt war es dafür wohl zu spät, doch eigentlich sollte es klar geworden sein. Er mochte zwar zum Kämpfen ausgebildet worden sein, doch es widersprach dennoch noch immer seiner Natur und seiner erziehung. Diese Ausbildung hatte er für Notfälle erhalten wenn wirklich nichts weiter half, doch sie hatten es noch nicht einmal mit reden versucht. natürlich waren diese Banditen irgendwie gruselige Zeitgenossen, doch sicher hatten auch sie ihre Gründe um so zu handeln. Es musste einfach etwas dahinter stecken warum sie solch grauenvollen Taten begingen. Etwas noch schlimmeres was ihnen drohte, sollten sie sich weigern. Im Strudel ihrer Gefühle hatten sie das wohl einfach übersehen, doche r konnte das nicht so einfach. vermutlich war er dadurch jetzt zwar ganz unten bei ihnen durch, doch er konnte sich einfach nicht gegen seine Natur stellen und Unschuldige verletzen. Gefangennehmen war eine Sache, doch alles andere sollte man wahrlich einem Gericht überlassen das wusste was zu tun war. Doch gab es hier überhaupt jemanden der richtete? Oder wurde auch diese Aufgabe von voreingenommenen Menschen übernommen? Er kannte sich eindeutig noch nicht gut genug aus um das beurteilen zu können, doch er hoffte es einfach. Die Menschen konnten doch nicht in allem noch an solch primitiven Vorstellungen festhalten. Es reichte völlig, dass sie noch immer Krieg führen mussten.
      Bei den bösen Blicken der beiden brauchte er ein wenig bis er sich sammeln konnte und schlussendlich hob er seinen Kopf wohl doch nicht so selbstsicher ihnen entgegen wie er es gern getan hätte, doch er versuchte es zumindest um ihnen in gewisser Weise zu trotzen, auch wenn das schwer werden würde. Er hatte seiner Meinung nach das richtige getan. Jetzt musste er sie nur noch davon überzeugen. Hoffentlich klappte das auch wenn er im Moment sämtliche Würde verloren hatte. Er musste einfach das Beste daraus machen. Oder es zumindest versuchen. Sie wirkten schließlich nicht so als könnten sie überhaupt kein Verständnis empfinden. Sie waren im Moment einfach nur sehr voreingenommen durch ihre Gefühle und konnten das ganze nicht rational betrachten. Er sollte auch für ihren Standpunkt verständnis haben, doch jetzt sollten auch sie ein wenig Gnade und Güte beweisen, denn auch dies war eine Tugend, die die Menschen anscheinend mit der Zeit vergessen hatten, dabei war es eigentlich gar nicht so schwer. Man musste sich nur ein wenig anstrengen.
      Er wandte den Blick noch einmal zu seinem Gefangen, ließ ihn über ihn hinweg schweifen, ehe er endlich seine Schulter straffte um den unzufriedenen Ausdrücken der beiden zu trotzen. er war Diplomat. Das hier war sein Spezialgebiet, also sollte er doch sicherlich etwas erreichen können. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er zu sprechen begann. "Es war naiv von mir zu glauben, dass ihr sie alle gefangen nehmen würdet und vermutlich hätte ich meinen Standpunkt von Anfang an klarmachen müssen. Ich bin hier um zu verhandeln und nicht um Menschen abzuschlachten. Ich möchte den Frieden und die Ordnung dieser Insel wiederherstellen und ihr habt mir gezeigt wie notwendig das ist, wenn dies eure einzige Reaktion ist.", begann er und war sich mittlerweile nicht ganz so sicher ob er das alles wirklich sagen sollte, immerhin waren sie seine Wegbegleiter, doch er könnte notfalls auch allein weiterziehen, ohne dass weiter solche Zwischenfälle passieren sollten. "Er ist noch ein halbes Kind. Jünger als ihr es seid und ihr denkt wirklich darüber nach ihn einfach so umzubringen, nur weil es weitere Rachegedanken schüren würde? Habt ihr nicht genau dasselbe getan? Wäre es nicht also gerecht ihm die selbe Chance zu lassen, wenn doch sowieso mehr kommen würden? Ich bin nicht gewillt meinen Weg mit Leichen zu pflastern. Das liegt weder in meiner Absicht, noch in der meiner Königin oder der der anderen Elfen. Es tut mir Leid, aber bitte lasst ihn in Ruhe. Von mir aus befragt ihn, doch rührt ihn nicht an.", fuhr er fort und war mittlerweile gewillt jede Konzequenz anzunehmen, die dieses Handeln mit sich bringen würde. Er hatte für diese Verwirrung gesorgt, weil er anderen Umgang gewohnt ist, also war es nur richtig sich dementsprechend auch mit allem zufrieden zu geben, wenn es die Situation verlangte.
      "My heart goes out with this one." - "Don’t worry. I promise I will return your heart to you."

      The Dragon Prince - Ethari & Runaan
    • Codren musterte den Jungen, der nicht so ganz etwas damit anzufangen schien dass man über ihn handelte und dessen Blick ständig zu den Leichen zurück wanderte, und sah dann zu Fenris, der neben dem Kind beinah selbst wie eins wirkte, so trotzig wie er sich benahm. Sie hörte sich zwar seine Worte an ohne ihn zu unterbrechen, was in ihren Augen schon als hohe Respekterweisung galt, aber kaum hatte er geendet, hielt sie sich nicht zurück, ihn mit giftigen Blicken zu strafen.
      "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und in diesem Fall ganz sicher nicht. Was meinst du wird er sich in zehn Jahren denken, wenn er an diesen Tag zurückdenkt? Etwa dass er Glück hatte davon zu kommen oder dass er unsere Gesichter kennt, dass er genau weiß, wie er uns suchen müsste, weil ihm alles noch so ins Gedächtnis eingeprägt ist? Wer weiß ob er überhaupt Familie hat; Hast du Familie, Junge?" Der junge Mann blieb still, sah sie aber aus großen Augen an.
      "Bist du stumm oder was?" Wieder keine Antwort. Codren schnaubte und als sie weiterredete, hatte ihre Stimme den Tonfall einer Person angenommen, die Befehle erteilte und keine annahm und die nicht mit einem Gleichrangigen, sondern mit einem Untergebenen redete.
      "Er wird nicht mit uns kommen. Er kann meinetwegen sein Zuhause hier in den Bergen suchen, aber er wird uns nicht begleiten. Wir werden ihm nichts von unserem Essen abgeben und wenn er schlau ist, wird er zurück in die Wälder gehen und einen der Höfe aufsuchen. Und du", sie zeigte auf Fenris, "willst vielleicht behaupten ein Diplomat zu sein, aber wer keine Schlachten führen kann, der kann sie auch nicht verhindern. Denk darüber nach wie du ein Massaker rechtfertigen willst, dass durch den Tod eines Jungen hätte verhindert werden können. Opfer muss es immer geben." Ihr Blick wanderte zu Flora, der sie dann aber doch nicht vorschrieb, wie sie urteilen sollte, und nachdem sie Fenris noch einmal wild anfunkelte, drehte sie sich mit wehendem Haar um und ging zu den Pferden zurück, um die anderen allein zu lassen. Keine paar Sekunden später hörte sie Schritte hinter sich.
      "Entschuldigt, ich möchte nicht stören, aber wärt Ihr wohl so gütig mich mitzunehmen?" Codren drehte sich um und sah den Mann an, der bisher noch kein einziges Wort gesagt hatte. Noch immer wütend über Fenris musterte sie ihn scharf und nickte dann zu Flora.
      "Das muss sie entscheiden, ich bin nur die Begleitung." Aber etwas an ihrem aufgebrachten Tonfall ließ ihn dann doch etwas länger bleiben.
      "Ich bin Ri. Mein Pferd hab ich leider verloren als die Räuber kamen, aber ich kann gut zu Fuß mithalten."
      "Aha." Er blieb noch kurz, musterte sie und zog dann doch ab, um bei Flora anzufragen. Codren sah ihm nach und auch wenn sie es sich nicht erklären konnte, musste sie unwillkürlich daran denken, dass er gefährlich war.
    • Flora stimmte Codren auf ganzer Linie zu. Wenn sie ihn jetzt laufen ließen, dann könnte er sic einestages rächen wollen, so wie sie es hier getan hatten. Aber andererseits hatte auch der Elf wiederum recht. Der Räuber war noch ein kleiner Bengel, dem man diese Art zu Leben beigebracht hatte. Entweder weil einer der Diebe vielleicht sein Vater war, oder Mutter, oder weil er ebenfalls Beutegut war und sich integriert hatte, oder gar ganz andere Gründe.
      Sie seufzte. "Also schön. Du hast Glück, Junge. Ich persönlich werde dich heute laufen lassen ... heute. Sehen wir uns wieder, wenn du dabei bist dieses Leben weiterhin umzusetzen, dann werde ich keine Gnade zeigen, verstanden? Desweiteren verbiete ich dir, jemals wieder ein Fuß in das Gebiet Garlingen zu setzen. Anderenfalls wirst du auch dann sterben. Denke also genau darüber nach, was du mit deinem Leben anstellen willst, wenn Fenris dir die Fesseln abgenommen hat."
      Mit dem Jungen war sie fertig, aber jetzt wandte sie sich Fenris zu, beugte sich etwas vor und sah ihn ernst an. "Befrage ihn wenigstens nach einem Durchgang durch die Berge, der möglichst sicher ist. Vermutlich kamen sie durch eben jenen her. Stell ihm gern noch weitere Fragen, wenn dir etwas einfallen sollte. Und dann lass ihn laufen. Dieser Sieg soll dir gebühren."
      Dann wandte auch sie sich ab. Immerhin war er Diplomat, und dann sollte er sein Glück auch damit versuchen. Aber wie Codren schon sagte, später einmal, wenn nicht mal Floras Warnung helfen sollte, könnte darunter wieder eine Familie leiden. Und Gestern starben weitaus jüngere Leben, nur wegen etwas Beute.
      Blieb im Grunde nur die Frage, warum sie es getan hatten. War es ein Auftrag? Eigennutz um sich zu bereichern? Für Flora eigentlich egal, und letztenendes waren eh keine Fragen geplant gewesen, die das genau hätten klären können.

      Der junge Mann kam auf sie zu, verneigte sich leicht und stellte sich als Ri vor. Offenbar gehörte er nicht zu den Bauersfamilien in einer der Dorf oder Hofgemeinden. Ein Reisender, der das Glück hatte, den Dieben in die Finger zu geraten. Die nahmen wohl wirklich alles mit, was sie finden konnten, und ggf. später zu Geld gemacht werden könnte.
      Als er anfragte, ob er sie eine Weile begleiten könnte, war Flora sich etwas uneinig. Er hatte kein Pferd. Die Diebe hatten welche, aber nur für den Karren, und der musste den zum Teil gefährlich Weg ins Tal gezogen werden. Die Soldaten kämen bald, um die beiden Damen zurück zu bringen.
      Wohin wollte er überhaupt? Wollte er ins Tal nach Garlingen, so müsste er eben mit den Soldaten gehen. War er durchgereist, so würde er sicher nach Vultjag wollen. Aber, warum durch die Berge? Eine Abkürzung? Glaubte er hier sicherer zu reisen, als über den Handelspass? Er hätte auch an der Küste entlangreiten können, oder eine Schifffahrt.
      Vielleicht wirde er ja auch östlich der Berge aufgegriffen, und er möchte einfach nur sicher zurück? Flora entschied sich vorerst ihn mitzunehmen. Vielleicht besaß er ja Informationen.
      "In Ordnung. Du kannst uns durch die Berge begleiten. Sicher haben wir nicht das gleiche Ziel, weshalb sich spätestens dann unsere Wege wieder trennen. Bis dahin vermögen wir euch Schutz vor weiteren Dieben zu gewähren. Und durch die Höhlen werden wir vermutlich auch zu Fuß gehen und die Pferde führen. Du wirst meines nehmen, damit ich mit dem Schwert den Weg erkunden kann. Wir haben zwar noch Fackeln hergestellt, aber wenn wir einige einsparen können wäre das von Vorteil."
      Lächelnd bedankte sich der Mann, während Flora kurz Codren informierte.
      "Codren, Ri wird uns eine Weile begleiten. Und Fenris wird den Jungen befragen, und ihn dann laufen lassen."
      Sie seufzte erneut."Hoffentlich bereue ich diese Entscheidung nicht. Dann werden es nämlich seine Hände sein, an denen das Blut andere klebt, wenn der Junge nicht den rechten Pfad einschlagen sollte. Aber auch so sollte Fenris lernen, das sich nicht immer alle friedlich lösen lässt. Ri führt mein Pferd durch die Berge. Wir brechen auf, sobald Fenris mit dem Jungen fertig ist. Vielleicht kann er uns ja auch durch den Berg führen, wobei ich im dabei wenig Vertrauen schenke."
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    • Nachdem die Pferde vorbereitet und man sich vergewissert hatte, dass es den beiden verbliebenen Damen gut gehen würde, zogen sie erneut los. Flora vorneweg, Ri auf dem Pferd hinter ihr, gefolgt von Fenris und Codren schlugen sie den schmalen Pfad entlang der Kante ein, von dem der Junge ihnen erzählt hatte. Laut seinen Angaben wollte die Räuberbande bei Nacht nicht weiterziehen, da die Berglöwen in dieser Gegend von ihrem Essensvorrat angezogen werden würden. Dass eben jene Berglöwen vor Pferden nicht scheuen würden, davon hatte er ihnen nichts gesagt, aber das dachte sich Codren stetig, während sie griesgrämig den anderen hinterher ritt. Sie war keineswegs damit einverstanden gewesen dass Flora ihn liefen ließ, geschweige denn dass er überhaupt am Leben bleiben durfte. Der Junge würde ihnen noch Schwierigkeiten machen, wenn es jetzt nicht war, dann später. Sie konnten sich solche Barmherzigkeit einfach nicht erlauben, wenn es dabei um ihr eigenes Wohl ging. Es war schon gefährlich genug dass die Soldaten hinter ihnen her waren.
      Aber Codren hatte in dieser Sache nichts zu sagen. Sie war nur die Leibwächterin, sagte sie sich, sie traf keine Verantwortung. Aber der Teil in ihr, der all ihre jungen Jahre in Rawan gespeichert hielt, den konnte sie davon nicht überzeugen und so zog sie die Stirn in falten und ritt stumm nach, während sie den Streit in sich ausfocht.

      Es dauerte nur wenige Stunden, da fanden sie einen Höhleneingang, der auf die Beschreibung des Jungen passte. Nun wurde auch klar wieso er der "Minenschacht" genannt wurde, denn die Decke war gerade mal 2 Meter hoch und die Wände zwei Meter breit. Auch wenn es drinnen dunkel war, konnte man doch jetzt schon die Struktur erkennen, mit der der Tunnel gegraben wurde. Codren konnte kaum glauben, dass sich einst Barbaren daran gemacht hatten diesen Durchgang zu schlagen, aber auf der anderen Seite konnte der Junge auch einfach Mist erzählt haben. Das kam ihr logischer vor.
      "Sehen wir zu, dass wir heute noch hier durchkommen. Je schneller wir dort wieder raus sind, umso besser." Sie stiegen ab und verteilten an jeden eine Fackel, die sie auch gleich entzündeten. Dann ging es auch schon hinein in den Schacht, die Zügel der Pferde in der Hand und mit vorsichtigen Schritten.

      Der Durchgang erwies sich als äußerst notdürftig. Was am Eingang noch nach von gelehrter Hand geschaffen aussah, verlor hier seinen Eindruck. Die Decke wurde ungleichmäßig, der Weg geschwungen und alle paar Meter sahen sie schiefe Pfeiler an den Wänden, die wohl zur Stütze gedacht waren. Außerdem hörten sie von irgendwoher ein beständiges Tropfen, das wohl aus dem Berginneren kam.
      Einige Zeit später, die niemand so richtig einschätzen konnte, und nach vier beinah verbrauchten Fackeln, erblickten sie endlich ein Licht vor sich. Es wurde bald größer und als sie durch den Ausgang nach draußen traten, sahen sie nichts als düsteren Nebel um sich herum. Die Sonne musste schon untergegangen sein, denn es war bitterkalt, der Wind pfeifte um ihre Ohren und wohin sie auch sahen, sahen sie nichts als den geisterhaften Dunst, der überall in der Luft hing. Die Pferde wurden nervös und während Codren sich noch um ihre Stute kümmerte, blickte sie sich nach beiden Seiten um.
      "Welchen Weg nehmen wir?" Der Junge hatte absichtlich oder nichtwissend nichts davon gesagt, dass man sich auf der anderen Seite entscheiden könne, wo es hinging. Ri ging zum Rand und sah hinunter, erfolglos, so wie er mit einer verdrossenen Miene mitteilte. Codren wagte selbst einen Blick hinab.
      "Ich schlage vor wir teilen uns auf. Zwei gehen in die eine, zwei in die andere Richtung. Sobald wir wissen ob das der richtige oder falsche Weg ist, drehen wir um oder bleiben stehen und warten auf die anderen. Vielleicht lichtet sich im Morgen auch der Nebel." Sie blickte in die Runde, bis sie schließlich bei Flora verharrte.
    • Der Weg durch den Berg war eng und erdrükend. Es gab hier und da mal ein paar größere Höhlenbereiche, in denen man kurze Pausen einlegte, aber all zu lange durfte man sich besser nicht in dem Berg aufhalten. Schon der Gedanke, das hier ein Teil des Ganges einstürzen könnte, war äußerst unbehaglich. Selbst die Pferde hatten manchmal ihre Mühen noch weiterzugehen. Für sie ging es einfach nur tiefer in den Berg, und manchmal wollten sie wohl einfach nicht weiter und zurück, aber letztenendes fügten sie sich ihren Herren und bald darauf erspähten auch sie das erlösene Licht von Außerhalb.

      Den ganzen Tag hatten sie gebraucht, was sich damit bestätigte, das es draußen bereits dunkel war. Der Mond schien, war aber zum Teil von Wolken verdeckt und lieferte ein graues und düsteren Licht und Schattenspiel. Die Nebelwolken waren gut zu erkennen, dafür aber das Tal nicht. Man konnte nur ein Stück weit den Hang hinabschauen und mutmaßen, wie tief es hinab ging. Vermutlich könnte man bis zum oberen Fuße des Berges hinabrutschen. Lebend würde man da aber nicht ankommen.
      Schlimmer war nun die Tatsache, das es hier zwei Wegmöglichkeiten gab. Ob einer zum Gifpel führte, und der andere ins Tal war hier nicht markiert. Vielleicht führten auch beide hinab.
      Codren schlug vor, sich in zwei Gruppen aufzuteilen. Flora aber schüttelte den Kopf. "Ich halte das für keine gute Idee. Es könnten weitere Räuber hier lauern. Oder andere Gefahren. Wir brauchen eh etwas Ruhe und sollten ein Nachtlager errichten."
      Erneut pfiff der kühle und feuchte Wind über den Berg. Sie waren jedenfalls höher als auf der Westseite. Wenn sie pech hatten, könnte es hier nachts womöglich gefrieren. Leider war der schmale Höhleneingang hier keine Option. Sie müssten etwa 30 Minuten zurück in den Berg um eine geeignete große Stelle für eine Übernachtung zu finden. Daher beschlos Flora, das sie einfach den rechten Weg nach Süden nehmen würden, da er etwas abschüssig war. Bedeuten konnte das natürlich nichts. E gab auch anderswo Wege, die mal ein Stück hinabführten, ehe sie einem zum Gipfel eines Berges brachten. Aber mit Chance war es der richtige Weg. Und sie mussten eine breitere Stelle finden, damit niemand Gefahr lief, über die Klippe zu stürzen.
      Mit dem leuchtenen Schwert voran ging es dann gut 20 Minuten bergab, ehe sie eine ausreichen breite Stelle fanden. Hier gab es sogar einen alten verdorrten Baum im Fels der Bergwand. Die Krone trug noch ein paar Blätter, wenn sie auch nicht sonderlich sommerlich wirkten, sondern eher trocken waren. Es knirschte und knackte etwas, sobald eine Windböhe den Stamm bog und die Äste aneinanderdrückte. Dennoch war es im unteren Bereich eher windstill. Zumindest waren die Böhen deutlich sanfter. Die Pferde wurden am Stamm festgebunden und in windeseile ein Lager errichtet. Trocknes Holz lag am Boden, und hier und da wuchsen ein paar Meter weiter sogar trockne Gräser, mit denen man ein Feuer entfachen konnte. Steine gab es auch genug.
      Kurz darauf erhellte ein Lagerfeuer die Felsniesche und spendete spärliche Wärme. Die Pferde bekamen ein paar Decken, weshalb die anderen noch weiniger zum Eingenschutz hatten, und dann auch noch etwas an Ri abgegeben werden musste. Für ihn gab es ja keine Ausrüstung.
      So blieb ihnen nichts anderes über, als mit ihrer Kleidiung auf blankem Fels zu liegen. Äußerst unbequem. Eine Decke blieb ihnen so zu Glück zum Zudecken, so das der Wind ihnen wenigstens nicht noch das Frösteln beibrachte, auch wenn der boden recht kühl war.
      Sie hatten Essen für ein paar Tage, aber nun würde auch Ri etwas abbekommen. Sie mussten daher möglichst bald eine Ortschaft finden. Oder man musdte mit dem auskommen, was in der Natur zu finden wäre. Allerdungs war Vultjag ein Brachland das trocken und heiß war. Nur Nachts wurde es kühler. Nahe der Berge war noch mit etwas fruchtbarem Boden zu rechnen, aber weiter im Innenland würden sie über kargen Boden reiten, und nur wenig Jagdglück auf saftiges Fleisch haben. Beerenbüsche würden sie sicher auch keine finden.
      Flora aber war zuversichtlich, am Fuße des Gebirges irgendwo Bauernhöfe zu finden.
      Flora röstete mit einem Stock ein Stück Brot über dem Feuer, und legte dann den Käse darauf, der leicht zerfließ durch die Wärme. Kein üppiges Mahl, aber der Käse sättigte wenigstens, so das sie heute Nacht zumindestens vom Magenknurren verschont werden würden.
      Fenris selbst schien momentan auch nicht sonderlich redselig zu sein. Er dachte wohl noch über die blutige Angelegenheit nach. Tja, wenn er seine Aufgabe nicht erfüllen könnte, würde es bald viel mehr Blut geben. Und er würde auch auf seiner Reise sicherlich noch einige Pfützen davon betrachten dürfen.
      Sollte er sich ruhig erstmal daran gewöhnen. Abhärtung war das Einzige, was ihm vermutlic dabei helfen könnte, seinen Job zu erfüllen. Flora selbst hatte noch immer etwas Herzklopfen, als sie an ihren ersten tötlichen Hieb zurück dachte. Und wie sie einfach weiter machte, um den Druck auf ihrer Lunge und dem Pochen des Herzschlages entgegenzuwirken. Erstaunlich, das sie jetzt so ruhig hier saß und Brot röstete.
      Nach dem sie ggessen und getrunken hatte, versuchte sie es sich so bequem wie möglich zu machen.
      Ri warf noch ein paar Äste ins Feuer.
      "Wir brechen morgen früh auf, sobald die Sonne den Weg ersichtlich macht.", sagte sie noch, ehe sie die Augen schloss und versuchte zu schlafen. Nach einigen unbequemen Lageveränderungen schaffte sie es dann doch noch im Land der Träume zu verschwinden. Und dort musste sie Kämpfen. Immer wieder stach sie zu, und dennoch wollten die beiden Diebe nicht liegen bleiben. Wut und Zorn wichen der Verzweiflung und ihr Atem wurde schwerer, ihre Arme müde und ihre Handschuhe trieften von all dem Blut, das von der Schwertklinge hinablief ..... dieses Grinsen, dieses wiederliche Grinsen in deren Gesichtern ....
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    • Sie schlugen ihr Lager auf und kurz darauf war auch jeder gesättigt und einigermaßen geborgen. Erst am Morgen, als die ersten Strahlen gerade erschienen, da weckte Codren jeden mit einer lautlosen Panik, die die ganze Gruppe sofort hellwach machte. Wortlos zeigte sie nach vorne, dort wohin der Weg sie führte, aber diese Geste war überflüssig, denn die dichten Schwaden hatten sich bereits gelichtet. Sie lagerten vor einer Bergstadt.
      Keine zehn Meter von ihnen entfernt ragten zwei 3 Meter hohe Steinsäule in die Luft, die an den Spitzen jeweils einen animalischen Schädel festgebunden hatten, deren Leinen in dem Wind flatterten. Dahinter lag die Stadt, überschaubar aber trotzdem eindrucksvoll, mit den Häusern und Brunnen aus Stein. Beim zweiten Hinsehen erst konnte man Anzeichen erkennen, dass diese Stadt aus dem Berg gehauen worden war.

      Codren bedeutete mit einem weiteren Handzeichen den anderen, dass sie warten sollten, während sie langsam auf den Eingang, den diese beiden Steinsäulen darstellten, zu schlich. Das Schwert gezogen versuchte sie so wenig Geräusche wie nur möglich zu machen, aber nach einigen Schritten richtete sie sich schon ein wenig auf. Der einzige Lärm dort oben war der Wind, der ihnen stetig um die Ohren sauste.
      "Hier ist niemand", verkündete sie, wenn auch mit gedämpfter Stimme, und betrat nach weiterem Zögern die Stadt.
      Die Häuser sahen alle gleich aus, vier steinerne Wände und ein trostloses Dach. Die Fenster bildeten lediglich kleine Schlitze, die keinen Schutz hatten und die Türen bestanden aus Tierleder, dass im Boden und in der Wand verankert wurde. Es gab einen Brunnen in der Mitte, sogar ein paar Bänke und eine Stelle sah danach aus, dass man dort Holz lagern konnte. Codren bedeutete den anderen näher zu kommen.
      "Hier wohnt ganz sicher niemand mehr." Aber als sie auf eines der Häuser zuging, zögerte sie doch kurz, bevor sie eintrat. Aber es war leer.
      "Interessant", gab Ri von sich und musterte die Häuser rundherum, bevor sein Blick zum Gipfel wanderte. Codren besah sich das Tierleder an.
      "Das Material ist alt - sehr alt sogar. Das ist bestimmt, wieviel, 30 Jahre alt?" Die Häuser sahen auch nicht so aus, als ob sie im letzten Jahrzehnt erbaut worden wären. Codren sah sich unsicher um.
      "Vielleicht stammt es aus der Zeit, als die Barbaren noch in der Wüste gelebt haben. Aber wenn sie von Barbaren stammt…" Sie sah ehrfürchtig zu den Schädelknochen empor.
      "Dann werden die Barbaren wissen, dass es sie noch gibt", vervollständigte Ri ihren Satz. Codren kam in den Sinn, dass sie noch keine Ahnung hatten, wer der Mann überhaupt war, aber wenigstens war er nicht ganz dumm. Sie führte ihre Entdeckungstour durch das Dorf fort. Als sich alle wieder trafen, konnten sie sich übereinstimmen, dass es nichts zu holen gab, nicht einmal Geschirr wurde zurückgelassen. Es war eine richtige Geisterstadt.
      "Gehen wir weiter."

      Auf dem Weg hinab fanden sie heraus, dass es noch mehr solcher Wegkreuzungen gab, bei der sie keinerlei Ahnung hatten, welche Richtung sie einschlagen sollten. Die Pferde blieben glücklicherweise ruhig, an manchen Stellen konnte sie ein Fehltritt schon ins Jenseits befördern, aber das änderte nichts daran, dass sie an diesem Abend noch immer auf dem Berg waren und ihr Lager in einer Nische aufschlagen mussten, die zu klein war um sie alle zu beherbergen. Kaum waren sie dort sicher angekommen, fing es auch schon an zu tröpfeln.
      "Wir sind immerhin unterhalb den Wolken", brummte Codren, aber es klang nicht sehr hoffnungsvoll. Sie aßen Schweres, nahmen jeder eine Scheibe Brot und kuschelten sich dann in die Decken, die sie nicht ganz vor dem Wind schützen konnten. Am nächsten Tag gingen sie weiter.

      Zwei weitere Tage brauchten sie, bis die Wege endlich breiter wurden und bereits das erste Gestrüpp aus den Felsen brach. Ihre Stimmung war auf einem Tiefpunkt angelangt, aber als Flora, die vorneweg ging, das Gestrüpp bemerkte, fingen sie alle gleich zu hoffen an. Der Pfad wurde mehr eben und es krochen hier und da kleine Tierchen zwischen den Steinen umher, die nach Nahrung ausschau hielten. Nach einer weiteren Stunde wich der felsige Boden grün-braunem Gras und die ersten Bäume empfingen sie mit dünnen Stämmen und noch dünneren Ästen. Ganz erleichtert trieb Codren ihre Stute voran, die sich mit lautem Wiehern genauso viel über das Gras freute.
      "Wissen wir, wo wir hier sind?" Ratlos sah sie sich um, in der Mitte zwischen Wiese, Bäumen und Felsen. Zum ersten Mal wusste sie, was sie zum Aufbruch vergessen hatte, nämlich eine Karte.
    • Als Flora aufgeweckt wurde, berichtete Codren von einem interessanten Fund einer Stadt. Wären sie in der Nacht noch etwas weitergegangen, wäre sie vermutlich etwas windgeschützter und etwas wärmer und bequemer ausgefallen. Aber ihnen ging es soweit gut und es schien auch keine weitere Gefahr zu drohen.
      Natürlich forgten sie dem Weg in die Stadt und untersuchten sie, fanden jedoch nur alte verlassene Bauwerke vor. Sicher war das mal eine Stadt der Barbaren gewesen. Vermutlich war dies der Anlaufpunkt, um von hier die gestärkten Krieger durch Höhlen nach Garlingen marschieren zu lassen, um dort Überfäle zu starten, wo man sie nicht vermutet hätte. Allerdings konnte Flora bestätigen, das es nicht all zu viele Kämpfe in Garlingen gegeben hatte. 200 Jahre lag die Gründung des Hauses schon in diesem Land zurück, und nur das Goldene Massaker warf einen blutigen Schatten. Außer es gab noch etwas, was die Familiengeschichte verschwieg. Aber es war eher anzunehmen, das die Barbaren westlich die Berge als Schutz sahen um so ungehindert weiter südlich und südwestlich angreifen zu können. Verfolger, die sie stellen wollten, mussten sich in den Bergen erst die Wege suchen und orientieren, während die Barbaren samt Beute schnell flüchten konnten.
      Es könnte aber auch alles ganz anders gewesen sein. Sie setzten die Reise fort, da sie keine Zeit hatten, für weitere Untersuchungen. Obwohl Flora schon mit dem Gedanken spielte, nach ihrer Aufgabe mit einem Expeditionsteam wieder zu der Stadt zurückzukehren.
      Die Reise war mühsamer als gedacht. Obwohl sie innerhalb eines Tages die Berge auf der Westseite über einem steilen Weg erklommen hatten, ging es hier viele Kilometer auf flachen Straßen und Wegen hinab Richtung Tal. Langsam machte sich auch die Vegetation wieder deutlich bemerkbar und bald erreichten sie auch eine grasbewachsene Zone, wo sich die Pferde mal wieder so richtig die Bäuche vollschlagen konnten.
      Auch Floras und Fenris Pferd wurden erstmal in die Freiheit entlassen, ganz ohne Gepäck ein wenig auslaufen zu können.
      Während Flora selbst gemütlich eine Runde auf dem Gras lag, stellte Codren plötzlich eine doch recht wichtige Frage. Sie richtete sich auf und spähte zu den Bergen hinüber. Sie konnte nicht genau sagen, welcher der Berge der Gipfel war, durch dessen Höhle sie marschiert waren.
      "Wo wir sind?", fragte sie zusätzlich, und dachte nach. Sie waren westlich fast vollständig auf einer Höhe gen Osten mit dem Hof in die Berge gewandert. Die Höhle die sie durchschritten haben, musste also entsprechend einem der Berge auf dieser Höhe gehören. Waren sie aber schräg nach Norden oder Süden hindurch? Der Weg nach der Höhle jedoch führte sie südlich. Verschlungen an einigen weiteren Gipfeln vorbei bis hier ins Tal. Flora schätzte, das sie in etwa auf der Höhe der ersten großen Dorfgemeinde in Garlingen waren, die am Fluss lag. Sie konnte einen großen Berg weiter südlich sehen, der weiter im Innenland aufragte.
      "Hm, ich denke etwa auf mittlerer Höhe des Landes. Wenn wir weiter westlich gehen, kommen wir direkt ins Kernland. Wir werden sicher ein paar Tage brauchen es zu durchqueren. Vorher aber sollten wir nach Anwohnern des Landes suchen. Sie könnten uns sichere Wegen zeigen. Oder wir suchen nach Söldnern und heuern diese als Eskorte an, und lassen uns direkt zum Herrscher führen."
      Eine Karte. Ja, eine dumme Idee, sich nicht um Kartenmaterial zu kümmern. Sie hätte sich einfach ein paar aus Vaters Arbeitszimmer stehlen können. Diese waren immer Aktuell und fein ausgearbeitet.
      Dann blickte sie zu Ri. "He, du. Kennst du dich hier womöglich aus? Gibt es hier Höfe oder Dörfer in der Nähe? Oder einen Söldnerposten?"
      Sie vermutete, das Ri auch wenig Freude daran hätte, tagelang durch dürre Gegenden zu ziehen, um nach einem Weg zu suchen. Ohne Karte würden sie sicher Schlangenlinien laufen, da sie kaum nach Anhaltspunkten ausschau halten konnten. Nur der Sonnenstand könnte ihnen eine grobe Richtung vorgeben.
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    • Der junge Mann besah sich Flora nachdenklich und nickte dann leicht mit dem Kopf.
      "Ich habe einige Karten studiert, vielleicht kann ich mich orientieren." Er drehte sich um, blickte zu den Bergen hinauf und folgte ihren Gipfeln, bis er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, dann fuhr er sich nachdenklich über das Kinn.
      "Nun, ich würde vorschlagen wir halten uns südlich. Spätestens wenn das Gebirge sich teilt, werden wir auf Wachposten stoßen, die wir fragen können." Codren nickte zustimmend und auch Fenris war damit einverstanden. Kaum eine halbe Stunde später waren die Pferde wieder gesattelt und die Gruppe unterwegs, wenn auch diesmal zusammen, weil es keine engen Pfade mehr gab. Die Bäume schützten sie wenigstens ein bisschen vor der Sonne.
      "Also, Ri, wer bist du?" Der Mann war genau neben ihr, sodass sie die Chance ergriff.
      "Wer ich bin? Das habe ich doch schon gesagt. Ri reicht vollkommen aus, jeder nennt mich so."
      "Nein nein, wo kommst du her, was machst du, wo soll es hingehen?"
      "Ah, das war gemeint. Ich komme aus Sutra, das liegt an der Küste direkt neben dem Fluss Immilek, an der Grenze zu Lyxaxus Reich. Wir halten uns mit Fischfang über Wasser, das ist recht rentable."
      "Und du bist ein Fischer?" Ri lachte kurz auf.
      "Keineswegs, das habe ich meinem Vater überlassen. Ich bin Dichter."
      "Dichter?"
      "O ja. Meine Poesien veröffentliche ich aber unter anderem Namen, da werdet ihr nichts von einem Ri finden."
      "Und das soll sich mehr lohnen als das Fischen?"
      "Du wirst nicht glauben, was man mit einem einfachen Gedicht erreichen kann. Natürlich muss man sich dazu schonmal einen Namen gemacht haben." Ri lächelte charmant und Codren runzelte darauf die Stirn.
      "Gib uns ein Beispiel."
      "Was?"
      "Ein Beispiel. Von deiner Dichtkunst. Du wirst doch sicherlich das ein oder andere Gedicht auswendig können."
      "Allerdings." Er dachte einen Augenblick nach und räusperte dann die Stimme, um mit hoch erhobenem Kopf zu säuseln:
      "Der Sonne rot, des Mondes weiß, der Berge kalt, des Bodens heiß, der Mauern schwarz, der Flüsse still, überbringt das Lärmen mir nur der Stier." Stille folgte, in der Ri erwartungsvoll seine Begleiter betrachtete und Codren die Stirn noch mehr runzelte.
      "Worum geht es in dem Gedicht?"
      "Dahinter verbirgt sich eine alte Geschichte, bei der es sich um die Ruinen von Friedberg dreht. In der Legende dahinter ging es um ein unbekanntes Königreich, das einen Stier auf dem Wappen trug, mit einem Blumenkranz um den Kopf und anstelle der Hufe nur Verzierungen. Es hieß, dass das Königreich über die Welt einherfallen würde, sobald der Menschheit etwas Schlechtes zustieß und dass seine Armeen vom Tod persönlich geleitet werden würden. So entstanden viele Ruinen und Grabstätte, die sich heute niemand erklären kann. In dem Gedicht geht es um die Unaufhaltsamkeit dieses Königreichs, das so natürlich einfällt wie der Mond weiß und die Sonne rot wird."
      "Dann bist du also schon viel gereist?"
      "Ein wenig, ja. Das meiste lese ich in Büchern oder höre es von den Menschen."
      "Hier in Taranoke?" Er nickte.
      "Ein wunderbares Land, um die Geschichte der Welt zu speichern. Ich könnte nicht im Traum daran denken von hier fort zu gehen." Daraufhin schwieg Codren, in ihren eigenen Gedanken versunken, und sie setzten ihren Weg schweigend fort. Am Abend wurde das Lager aufgeschlagen und den Abend darauf erneut. Manchmal nieselte es ein wenig, manchmal windete es stark, aber die Sonne ging jeden Tag auf und jeden Abend wieder unter. Das Gras wurde an manchen Stellen brauner und an manchen grüner, die Bäume mal größer und mal kleiner, aber überall waren sie verschrumpelt, von der Sonne nicht verschont. Am vierten Tag, als man sich bereits darauf einigte das Essen, vor allem aber das Wasser zu rationieren, konnten sie dann endlich die schemenhaften Umrisse von Dächern in der Ferne ausmachen. Beim Näherkommen entpuppte sich das aber nur als ein einziges, geräumiges Anwesen, dessen Dach schon so oft geflickt worden war, dass es nach allen Richtungen abstand und nichts mehr von dem ursprünglichen Bau übrig war. Codren blickte finster drein.
      "Nun, es ist besser als nichts." Sogar ein kleiner Stall kam in Sicht und so gingen sie darauf zu, ehe sie die Pferde im Schatten unterbrachten und an die Haustür traten. Das Holz war alt und morsch und die Wände hatten unzählige Risse. Es war kaum vorstellbar, dass hier noch jemand leben sollte.
      Codren klopfte. Erst einmal, dann dreimal und zum Schluss wieder einmal. Keine Regung. Sie blickte sich um.
      "Hätte mich auch stark gewundert, wenn in dieser verlassenen Gegend noch irgendje-" Zuerst ertönten Schritte, dann wurde ein Schloss entriegelt und zu guter Letzt öffnete sich die Tür mit einem fürchterlichen Lärmen und Knarren. Alle vier starrten jetzt in das dunkle Innere des Hauses, aus dem eine Frau heraus trat. Lange, weiße Haare fielen ihr bis über die Schultern und ihre Haltung war gebückt, aber das Gesicht sah so jung und faltenfrei aus, dass man meinte, sie spiele einem nur etwas vor. Codren starrte sie mit offenem Mund an und auch die anderen sagten für den Moment nichts.
      "Ja?", krächzte die Frau mit einer Stimme, die auf viele Jahrzehnte der treuen Arbeit nun aufzugeben schien. Codren deutete eine leichte Verbeugung an.
      "Entschuldigt die Störung, aber wir suchen eine Unterkunft für die Nacht. Wir… hatten uns leider verlaufen."
    • Die meiste Zeit der letzten Tage hatte er geschwiegen und war in Gedanken versunken gewesen. Es war viel passiert und er bekam die Gesichter der Menschen in ihren letzten Augenblicken vor dem Tod einfach nicht mehr aus dem Kopf. Selbst die Tatsache, dass er den Jungen vor diesem Schicksal bewaghrt hatte, heiterte ihn kein Stück auf, denn sie hatten auch dies nur wieder so wirken lassen, als würde es auch ihm früher oder später ähnlich ergehen und mit diesem Gedanken konnte er einfach nicht leben. Er kam beim besten Willen nicht damit klar und hatte ganz schön schwer daran zu knabbern. Wie konnten die Menschen nur so sein. Wie konnten sie so ohne schlechtes Gewissen weitergehen? Denn schließlich taten sie genau das. Sie waren weitergelaufen als wäre nie etwas gewesen. Hatten sich das Blut von Klinge und Kleidung gewischt und waren vorangeschritten, als wäre es normal. Alltag. Wenn alle Menschen wirklich so sein sollten, dann würde es keine Hoffnung für diese Insel geben. Immer nur Rache war nicht der Weg, auch wenn ihn das naiv wirken ließ, so konnte es nicht einfach weitergehen. Das und ihr Egoismus hatten sie schließlich erst hier an diesen Punkt geführt. Sie würden dem Abgrund nicht entgegen blicken, würde es nicht die Menschen geben. Er sollte sie nicht hassen, er sollte keinerlei dieser Gefühle empfinden, er sollte ein offenes Herz beweisen und die aufgabe seiner Königin erfüllen, dennoch kam er nicht drumherum immer wieder einen Anflug von Ekel zu verspüren der sich in ihm breitmachte. Wozu war er Diplomat, wenn man ihn nicht seine Aufgabe erfüllen ließ? Sie hätten Gefangene machen können. Niemand hätte sterben müssen...
      Die einzige gute Nachricht die ihn bisher ereilt hatte, war der große schwarze Vogel der ihn nach ihrer Überquerung des Gebirges erreicht hatte. Er hatte sich also doch nicht verflogen. Zumindest das stimmte ihn wieder etwas besser, auch wenn es ihm die Last nicht von der Brust nahm. Es zog ihn noch immer herab und er nahm sich vor von jetzt an so etwas zu verhindern. Töten war nichts was man praktizieren sollte und dabei bezog er sich nicht auf die Tatsache, dass die beiden Frauen waren. Weder Mann, noch Frau, Elfe oder Mensch sollte sinnlos töten. Schon gar niemanden der seinen. Bei Tieren konnte er es auf gewisse Weise nachvollziehen. Man aß sie, auch wenn selbst das bereits irgendwie problematisch war. Manche von ihnen waren schließlich Begleiter und Freunde, doch er sollte sich gewiss nicht mit weiteren Belanglosigkeiten aufhalten, die ihn schlussendlich noch in einen Hungerstreik treiben würden. Es gab zu viel Leid, das seine Situation nur verschlechtern würde, wenn er weiter daran dachte. Er musste den Kopf frei bekommen, doch irgendwie schien ihm all das nicht gewehrt zu sein bei dem schnellen Tempo mit dem sie durch die Lande zogen. Sie hatten ein Ziel, keine Frage, und es gab allen Grund für sie sich zu beeilen, doch so langsam zweifelte er wirklich daran ob es eine weise Entscheidung gewesen war sich den beiden anzuschließen. Sie mochten sich auskennen, doch es kam ihm dennoch nur so vor als würden sie wahllos umherirren. Ohne Richtung und Ziel. Keine Spur von irgendwelchen Menschen oder einem Dorf, geschweige denn einem Stückchen Natur. Hier war alles verdorrt und tot und es gab keinen Vergleich zu seiner Heimat im Wald. Es war so anders... Völlig fremd und ungewöhnlich...
      All das was ihn bisher immer an der Welt da draußen gereizt hatte, wirkte nun wie ein einziges großes Problem, dass ihm die Hölle auf Erden bereitete. Seine Neugierde war schon lange vergangen und auch ansonsten zog er sich eher lustlos hinter den anderen dreien hinterher. Er wusste noch nicht einmal wieso sie diesen Mann plötzlich bei sich hatten. Es musste ihm wohl entgangen sein oder aber er hatte es vergessen. Wirklich sicher war er sich nicht mehr, doch das war gewiss nicht die Reise, die er sich erhofft hatte. Er wollte zurück, doch diese Option blieb ihm wohl verwehrt. Er konnte nicht gehen. Er würde sich sicher nicht allein zurückfinden. Dafür hatte er viel zu wenig von ihrem bisherigen Weg mitbekommen und selbst mit der Unterstützung des Rabens... So könnte er seiner Königin nicht unter die Augen treten. Er war nicht so schwach wie alle immer gesagt hatten. Er konnte sie nicht enttäuschen. Wenn es jemanden gab der diese Welt verändern konnte, dann wollte er das sein! Koste es was es wolle! Dafür würde er auch mit Freuden seinen Verstand aufgeben, nur damit der Frieden endlich einkehren konnte! Doch Blut wollte er dennoch nicht unbedingt an seinen Händen kleben haben. Es musste andere Mittel und Wege geben... Er hatte sie lediglich noch nicht gefunden.
      Es waren Tage, vielleicht auch Wochen ins Land gezogen, die sie einfach nur mit Laufen verbracht hatten. Nun so plötzlich Rast zu machen kam unerwartet und am liebsten wäre er bei den Pferden geblieben. Sie waren ihm mit der Zeit eine deutlich angenehmere Gesellschaft geworden als die Menschen. Er wusste nicht so recht wie er es nennen sollte, doch es fühlte sich einfach nicht gut an. Er fühlte sich nicht gut. So weit weg von zu Hause, ohne die Stimme der Natur... Manchmal brauchte er die Ruhe und Nähe zu diesen Wesen einfach. Auch wenn er sich mittlerweile nicht mehr ganz so sicher war, ob das einer von ihnen jemals nachvollziehen könnte. Dennoch folgte er ihnen seufzend in einigem Abstand, nachdem er seinem treuen Ross noch einmal über die Nüstern gestrichen hatte. Erst jetzt wurde ihm das Haus bewusst auf das sie zu liefen und er war sich nicht vollkommen sicher, ob er weitere Menschen verkraften könnte. Sie waren keine Monster, zumindest glaubte er das, doch wenn auch diese Leute sie wieder verärgern würden... Er wollte gewiss nicht, dass sich ein weiteres Massaker wiederholte, doch vielleicht war er auch einfach nur paranoid. Es setzte ihm einfach zu. Seine Unwissenheit, die vergangenen Geschehnisse, all das Neue,... Es machte ihn schrecklich ruhelos, doch die Frau, die an die Tür trat wirkte nicht so, als wäre sie jemand der etwas Böses im Schild führen würde. Er atmete also erst einmal erleichtert aus, während er das weitere Gespräch den anderen überließ. Sie würden schon nicht sofort zu plündern und brandschatzen übergehen. Zumindest hoffte er das. Sie waren schließlich keine schlechten Menschen, oder?
      "My heart goes out with this one." - "Don’t worry. I promise I will return your heart to you."

      The Dragon Prince - Ethari & Runaan
    • Die Frau in der Tür beäugte sie allesamt, ließ ihre trägen Augen von einem zum anderen ziehen. Eine merkwürdige Stille entstand, während sie sie dieser Untersuchung unterzog, aber das respektvolle Schweigen zahlte sie aus, denn nach einer gefühlten Minute trat sie schließlich einen Schritt zurück und winkte sie ungeduldig herein.
      "Kommt kommt, bevor die Sonne mir noch den Boden bleicht." Das ließen sie sich nicht zweimal sagen.
      Drinnen sah es wohl genauso aus, wie man es von einer alleinlebenden, alten Frau erwartet hätte. Obwohl das Haus von außen doch recht groß war, war das erste Zimmer in das sie kamen klein und stickig. Ihre Möbel bestanden größtenteils aus Holz und die alten Vorhänge vor den Fenstern waren alle bis auf kleine Schlitze zugezogen, um die Sonne nicht herein zu lassen. In der Ecke stand ein Bett, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen zierte die Mitte und eine Kochstelle schmiegte sich an die Wand. Es war insgesamt groß genug für eine Person, was auch erklären könnte, wieso sie in diesem einzelnen Raum lebte, wenn die Türen an den Wänden zeigten, dass es noch mehr gab. Vorerst blieben sie aber alle dort, denn sie wollten die Gastfreundschaft der Alten nicht gefährden.
      "Vielen Dank für Eure Güte", säuselte Codren und nahm sich einen Stuhl von der Wand, um ihn an den Tisch zu ziehen. Die Frau schlurfte zu dem großen Topf in der Kochstelle und schnaubte ganz laut.
      "Lass das Gerede gut sein. Von deinem Dank hab ich wenig." Sie zündelte etwas an dem Feuer und stierte in den Topf hinein. Dort konnte nicht viel hineinpassen, immer hin hatte sie aber auch nicht mit Besuch gerechnet.
      "Wie kommt es, dass Ihr ganz allein da draußen lebt?"
      "Pah. Als ob dich das interessiert."
      "Tut es. Wir sind in friedlichen Absichten hier und wollen uns gerne unterhalten." Wieder ein schnauben, mehr gab sie nicht von sich. Eine Weile lang schlurfte sie so wortlos in dem Zimmer herum und setzte jedem dann mit lautem Klappern einen Teller vor die Nase. Die Brühe sah zwar nicht appetitlich aus, aber auch nicht verdorben.
      "Das wäre doch nicht nötig -"
      "Sei ruhig und iss!", keifte sie zurück. Codren fühlte sich doch für einen Moment tatsächlich eingeschüchtert und schöpfte aus ihrem Teller. Es war nicht gut, aber immer hin eine Abwechslung zu ihrem ständigen Brot. Vielleicht sollten sie auf ihrer Reise auf Brei umsteigen, der ließ sich leicht zubereiten.

      Sie aßen schweigend. Die Frau putzte den Topf, löschte das Feuer und fuhr damit fort das Gestell darüber zu putzen. Erst, als sie damit geendet hatte, richtete sie sich wieder auf und drehte sich zu ihnen.
      "Ihr könnt euch die Zimmer aussuchen. Bettlaken gibt es keine, aber dafür ist es sowieso zu heiß. Und dass ihr mir bloß nichts dreckig macht!" Dabei zeigte sie drohend mit dem Finger auf die beiden Herren der Runde und Codren hob sofort abwehrend die Hände.
      "Wir sind nicht -"
      "Hast du mich verstanden?" Codren nickte. Die andere schnaubte. Nachdem dann auch ein weiterer Versuch, sie zum Gespräch zu bewegen scheiterte, gaben sie es endgültig auf und suchten ihre Schlafstätten auf.

      Codren konnte die Alte nicht leiden. Sie mochte ihren Ton nicht, die Art wie sie mit ihren Gästen umsprang und besonders nicht ihre doch leeren Drohungen. Was sollte sie denn schon machen, wenn die vier über sie herfallen würden? Nichts. Dann konnte sie auch nicht verhindern, dass man ihr heiliges Reich dreckig machen würde.
      Wie es sich herausstellte, war dieses heilige Reich mehr wie eine sehr alte Gaststätte. Dem Staub, Schmutz und den Spinnen zu urteilen waren dort seit bestimmt 50 Jahren keine Leute mehr gewesen und als Codren sich in der Nacht durch das Gebäude schlich, konnte sie auch nirgends so etwas wie einen Tresen entdecken. Wahrscheinlich hatte man die Gemäuer umgebaut, da man nicht mehr rechnete, dass hier jemand abstieg. Kein Wunder, so mitten im Nirgendwo konnte man doch nicht wirklich auf Gäste hoffen.

      Im Morgengrauen fanden sie sich wieder am Tisch ein und während die Frau das Essen zubereitete, hob Codren erneut die Stimme.
      "Wisst Ihr, wie wir in die Hauptstadt kommen?"
      "Was?"
      "Die Hauptstadt, zu Vultjag."
      Da hörte sie auf einmal auf mit ihrer Beschäftigung und starrte vor sich hin.
      "... Miss?"
      "Was wollt ihr dort?" Ihre Stimme hatte sich verändert. Nun lag etwas in ihr, dass sowas wie Angst sein konnte, oder Neugier oder Vorsicht. Codren konnte es nicht so recht sagen. Während Fenris ihr ganz ungeniert erklärte, weshalb sie unterwegs waren und was seine Aufgabe war, drehte die Frau sich langsam zu ihnen um. Ihr Blick klebte an dem Elfen, so als würde sie ihn zum ersten Mal wirklich wahrnehmen. So als würde sie alle zum ersten Mal wahrnehmen.
      "Nun ist es soweit", flüsterte sie, aber mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Codren ärgerte sich darüber, wie wenig die Frau ihnen mitteilen wollte.
      "Was ist soweit? Miss?" Sie kam langsam näher und blieb vor dem Tisch stehen. Codren dachte schon sie würde umkippen, aber das tat sie nicht. Sie starrte einfach nur, ihre blassen Augen ins Leere gerichtet.
      "Ich habe es schon so lange befürchtet, aber jetzt ist es doch gekommen. Er hat mich davor gewarnt." Nun hielt Codren es nicht mehr aus und stand auf, um der Frau den Stuhl unter zu schieben. Sie ließ sich sofort darauf nieder und dann wurde es wieder still. Ihr Blick hing noch immer im Nichts, als sie weitersprach.
      "Mein Mann... Nein. Nicht mein Mann." Sie schüttelte kurz den Kopf. "Mein Vater. Er hat mir immer gesagt, dass der Krieg ein Teil der Menschen ist. Ohne Krieg gibt es keine richtigen Menschen. Ich habe ihm nie ein Wort geglaubt, aber dann..." Sie schwieg wieder. Ihr Gehirn schien zu arbeiten, etwas herauszukramen, dass lange Zeit nicht mehr an der Oberfläche gewesen war und jetzt doch dort erscheinen sollte. Niemand sagte etwas.
      "Vultjag... Vultjag ist ein Narr. Er hat keine Ahnung davon ein Reich zu regieren, er will nur Waffen kaufen und seine Krieger in der Arena kämpfen sehen. Wir, meine Familie, wir haben einst dieses Land regiert, so wie es keiner vor uns geschafft hätte. Unsere Bauern haben damals Essen aus dem Boden gezaubert und unser Vieh war für alle Jahreszeit gewappnet. Wir haben uns mit Brerandt verbündet, mit den Elfen, immer schon aber dann...", sie ballte die Hand, "... ist Kultan hier eingefallen wie ein tollwütiger Hund. Tausend Soldaten hat er geschlachtet, Tausend Pferde hat er getötet und Tausend Häuser niedergebrannt, bis er sich seine eigene Stadt erbaut hat, weit fern von der unseren. Wir hatten hier eine Großstadt, 500 Personen haben hier einst gewohnt, aber es sind keine fünf Jahre vergangen, da waren es nur noch 200. Und dann 100. Bis wir nur noch ein armes Dorf mit einem Gasthaus und einem Stall waren." Ihre Augen funkelten richtig, so als hätten sie gerade erst Leben eingehaucht bekommen.
      "Nichts ist davon mehr übrig. Meinen Großvater hat man hängen lassen, seinen Vater auch. Mein Vater ist in der Schlacht gestorben, als Vargar sein Erbe antreten wollte. Meine drei Kinder hat man aufgespürt und nur meine Tochter, die jüngste, ist verschwunden. Sie liegt bestimmt irgendwo unter der Erde, wo nicht einmal die Sonne ran kann. Besser für sie." Sie knurrte jetzt regelrecht.
      "Vultjag kann man nicht zur Vernunft bringen, das liegt ihnen im Blut. Wenn er einen Krieg wittert, dann wird er alles darum tun ihn auch geschehen zu lassen. Du vergeudest deine Zeit, Elf." Damit stand sie auf, schnell und grob. Noch während sie aus dem Zimmer schlurfte, murrte sie ihnen zu:
      "Ich werde euch nicht zeigen, wie ihr zur Hauptstadt kommt." Dann verschwand sie.

      Den ganzen Tag über ließ sie sich nicht mehr blicken. Die kleine Gruppe diskutierte, rätselte und als doch der Abend eingebrochen war, entschied man eine weitere Nacht zu bleiben. Sie sollten wenigstens versuchen die Frau zu überreden, denn weiter durch die Landschaft zu irren mochte niemand so wirklich. Abends starrte Codren gedankenverloren auf die karge Landschaft hinaus, in der es wohl einst eine florierende Stadt gegeben hatte. Sie konnte es sich gar nicht vorstellen dass dieses alte, verkommene Haus in dem sie schliefen einmal eine weit besuchte Gaststädte war, von der aus die Leute zum Markt schlenderten oder zum nächsten Stall. Es war kaum zu glauben, dass es hier einmal etwas anderes gegeben haben sollte als Vultjag, aber sie glaubte der Frau. Den Ausdruck in ihren Augen, der Ton ihrer Stimme, der abweisende Blick, sie sprach ganz sicher die Wahrheit. Und es war auch nicht so uninteressant zu wissen, dass es hier jemanden gab, der alles darum setzen würde die Vultjag Familie auszulöschen. Das war für sie alle nicht uninteressant.

      Am nächsten Tag zeigte sich die Dame, die sich endlich als Sera vorstellte, als ein wenig gesprächiger. Sie erfuhren, dass die Alte 87 Jahre alt war und elfisches Blut in sich trug. Das erklärte, dass sie noch immer so gesund war, auch wenn ihr Körper schon schwächelte.
      Außerdem erzählte sie ihnen von einem Mann, der jede Woche zu ihr geritten kam, um ihr Proviant zu bringen. Sie sagte zwar nichts davon, wer er war, warum er das tat oder woher sie ihn kannte, aber alle glaubten ihr als sie sagte, dass er ungefährlich war. Und dann fügte sie irgendwann hinzu:
      "Vielleicht hat er eine bessere Ahnung davon, wie man zur Stadt kommt." Das war ein Anhaltspunkt.

      Am nächsten Tag schon kam der Mann. Er ritt in beachtlichem Tempo auf einem wohl genährten Fuchs heran und trug einen langen, dunklen Mantel, der hinter ihm herflatterte. Die Kapuze war so geschnitten, dass sie sein Gesicht stets vor der Sonne schützte. Als er eintrat machte er allerdings keine Anstalten, den Mantel abzulegen.
      "Hier", sagte er knapp, als er einen Korb auf den Tisch stellte und Sera dessen Inhalt leerte. Die Gäste würdigte er mit keinem Blick.
      "Hast du auch an das Salz gedacht?"
      "Ganz unten." Sera fand es, nickte zufrieden und machte sich daran alles einzuräumen. Codren trat vor.
      "Entschuldigt, aber man sagte uns Ihr wisst den Weg zur Hauptstadt."
      "Wen hast du da hereingelassen?", knurrte er jetzt Sera an, noch immer ohne Codren dabei anzusehen. Die alte Frau winkte ab.
      "Wie oft kommen denn hier schon Menschen vorbei."
      "Also? Könnt Ihr das?" Mürrisch drehte er sich zu ihr um. Unter der Kapuze konnte sie noch immer nicht sein Gesicht sehen.
      "50 Goldmünzen und ihr kümmert euch selber um eure Schlafgelegenheit."
      "20 und wir teilen unser Essen mit Euch."
      "Dann nicht." Entgeistert drehte sie sich zu Flora um. Gold hatten sie schon dabei, nur wollten sie das eigentlich für was anderes ausgeben, als für einen Ritt zur Stadt. Schließlich nickte sie dann aber doch.
      "50." Er streckte die Hand aus, sie zählte das Gold ab und legte es ihm in einem Beutel in die Handfläche. Er wog es ab, überprüfte jede Münze einzeln und nickte dann knapp. Anscheinend hatte er ihr Geld angenommen.
      "Dann gehen wir." Auf dem Weg nach draußen beobachtete Codren noch, wie er Sera ein paar der Münzen in die Hand drückte.
    • Flora war etwas irritiert gewesen. Die Dame war unfreundlich, bot zugleich aber ihre Gastfreundschaft und auch etwas zu Essen an. Ob es an dem Land hier lag? Waren die Leute hier alle so mürrisch? Der Typ jedenfalls war auch nicht gerade höflich. Aber er schien auf die alte Dame Acht u geben, in dem er sie schon mehr oder weniger Tadelte, weshalb hier solche Leute reingelassen wurden. Gäste waren in dieser Form von Gasthaus wohl nicht gern gesehen - außer vermutlich sie stammten selbst aus dem Lande hier.
      Flora hielt sich dezent zurück und überließ erstmal Codren den Gesprächsteil. Die Alte erinnerte sie bloß an ihre Lehrerin. Die meckerte auch ständig, wenn Flora gedanklich abschweifte oder etwas falsches zu den aktuellen Themen sagte.
      Jetzt folgten sie dem mürrischen Mann, der hier wohl auch den Einkauf für die Frau erledigte, in der sich sogar eine Elfe versteckte. Mischungen hatte es schon öfters mal gegeben. Mensch und Elf waren eben Kompatibel.
      Einmal hatte Flora sogar einen dicken, kleinen Elfenmann gesehen, einer der Händler, die mal das Anwesen besucht hatten. Er war Bierhändler und hatte einmal drei Fäßer groß wie Pferde gebracht. Und während er sie zum Keller rollte, fluchte und schimpfte er über die zähe Verhandlungsmethode ihres Vaters, der den Preis noch um eindrittel drücken konnte. Ein Viertel Faß eingespart. Der Zwergenmann hätten ja auch den ganzen Weg wieder zurück fahren können, und er hätte nichts verdient. Die spitzen Ohren seines Bluterbes aber hatten ihn wohl logisch darüber nachdenken lassen. Siet dem kam er nie wieder.
      Flora meinte, das wohl noch heute ein Faß im Keller lag. Es war von einer Feier übergeblieben. Ob man es noch trinken konnte? So wie Wein, der lange lagerte? Sie kannte sich damit nicht sonderlich aus. Aber das war schon 7 Jahre oder so her.

      Sie ritten schon ein paar Stunden durch die Ödnis, die sich zum Teil schon bemerkbar machte. Karges Felsland. Und hier betrieb man ebenfalls Ackerbau. Ein hartes Leben. Flora ritte etwas weiter vor und räusperte sich, als sie den Mann erreichte.
      "Herr .... Fuchsreiter, wenn ich mich kurz vorstellen dürfte. Flora Goldfield. Ich und meine Begleiter sind ich wichtiger Mission unterwegs. Es wäre daher sicher angebracht, wenn ihr euch zumindest mal vorstellen würdet. Womöglich möchten wir euren Namen nennen, für den Dienst, den ihr uns erweist, in dem ihr uns führt und uns eine Menge Zeit erspart. Man könnte euch belohnen wollen. Oder gibt es hier in diesem Land nur unfreundliche Bergböcke?"
      Sie war schon etwas genervt. Er ritt schnell und sie mussten zu viert mit drei Pferden das Tempo halten. Eine Pause wäre sicher auch nicht ganz verkehrt.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Sowohl die Frau, der sie am vorherigen morgen bereits begegnet waren, als auch der Mann der vor wenigen Augenblicken durch die Tür getreten war, waren ziemlich mürrische Zeitgenossen. So etwas war er ähnlich wie alles andere auch beim besten Willen nicht gewohnt. Er war mit jeder Menge Freundlichkeit und Freude aufgewachsen und dies war doch ein ziemlich harter Kontrast. Daran änderte auch ihre dennoch vorhandene Gastfreundschaft nichts. Sie wirkte irgendwie vollkommen falsch am Platz und er wusste nichts so recht damit anzufangen. Wieso sollte sie sich so verhalten und ihnen trotzdem helfen? So langsam warfen die Menschen doch eine ganze Menge Fragen bei ihm auf, die ihm keines der Bücher das er gelesen hatte zu beantworten vermochte. Und fragen fiel sowieso komplett weg... Er war einfach noch immer nicht in der Stimmung für irgendwelche längeren Gespräche. Sie würden ihn nur unnötig belasten, selbst wenn er vor Neugierde förmlich platzte. Die Bilder der beiden Frauen in mitten ihres kleinen Blutbades waren einfach noch zu frisch und es war ein Wunder, dass sie ihn nicht mehr den ganzen Tag lang in seinen Gedanken heimsuchten, sondern sich damit zufrieden gaben ihm den Schlaf zu rauben. als wäre dieser in solch einem geschlossenen Gebäude nicht sowieso schon schlecht genug... besser wurde es davon gewiss nicht.
      Er war froh als sie endlich wieder auf den Rücken ihrer Pferde saßen. Zwar war die Landschaft noch immer so karg und trostlos wie all die Tage zuvor, doch es war ihm immer noch lieber, als weiterhin die stickige Luft in dem alten Gebäude zu ertragen. Er konnte es wirklich kaum noch erwarten endlich in den Wald zurückkehren zu können, doch bis dahin würde es gewiss noch etwas dauern, denn er hatte noch immer keine wirklichen Fortschritte zu verzeichnen. Er hatte keine Ahnung wie das Hause Goldfiel mittlerweile zu ihm stand und mit einem anderen Herrscher hatte er bisher noch kein weiteres Wort gewechselt. Es konnte also vielleicht noch Jahre dauern... Nicht dass dies ein Problem darstellte, aber ein wenig machte ihm das Heimweh in dieser Fremde doch zu schaffen. Daran konnte auch der Rabe nichts ändern, den er seit kurzem immer häufiger sah und der auch nun hoch über ihnen flog um seinen Begleiter nicht erneut zu verlieren. Die Überquerung des Gebirges war aber auch wirklich plötzlich gekommen. Er würde nun wohl etwas besser darauf acht geben, dass sie sich nicht ein weiteres Mal verlieren würden, selbst wenn es sicher merkwürdig für die Menschen war, wenn er regelmäßig einen großen schwarzen Vogel in seiner Nähe hatte Doch sie hatten selbst genug Merkwürdigkeiten, weshalb sich das schon irgendwie ausgleichen würde.
      Der Mann den sie als ihren neuen Wegkundigen auserkoren hatten war ihm nicht ganz geheuer. Er hatte eine düstere Aura und auch ansonsten konnte er ihn beim besten Willen nicht einschätzen. Er verbarg sein Gesicht so gut es ging unter seiner weiten Kapuze und auch sein dunkler Mantel ließ nichts gutes verheißen. Wer wusste schon was er darunter zu verbergen hatte... Wenn er mittlerweile eines gelernt hatte, dann dass es wirklich von Vorteil war vorsichtig zu sein. Er hatte sich schließlich bereits einmal getäuscht in dem er gedacht hatte sie würden niemandem etwas tun. Selbst wenn nicht alle Menschen so verschlagen und gewaltbereit waren, hatte dies sein Bild von ihnen doch schon ziemlich geprägt. Er war also wirklich lieber vorsichtig um dadurch möglicherweise ein weiteres Unheil wie das letzte zu verhindern. Natürlich bestand dafür keine Garantie, doch sonderlich viel mehr konnte er auch nicht tun. Er war unsicher und wusste nicht mehr so recht was er von all dem hier halten sollte. Er wollte sich beim besten Willen kein weiteres Mal verschätzen, weshalb er lieber erst einmal schwieg um den anderen das Reden zu überlassen. Sie würden schon wissen was sie taten. Er wollte einfach nur noch seinen Pflichten nachgehen und verhandeln. Er hatte genug von der Welt der Menschen gesehen. Vielleicht waren sie es doch nicht wert gerettet zu werden, wenn selbst die Nettesten unter ihnen zu irgendwelchen Gräueltaten fähig waren. Er wollte es sich gar nicht weiter vorstellen was das alles bedeuten würde...
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      The Dragon Prince - Ethari & Runaan
    • Die Reise erwies sich als weitaus zermürbender, als der Marsch über die Berge. Der unbekannte Mann, der bis auf die kleine Unterhaltung in dem alten Gasthaus noch kein Wort gesprochen hatte, trieb sie in einem unerbittlichen Tempo an. Sein Reittier, das Pferd mit dem rötlichen Fell, schien genauso wenig an der Hitze zu leiden wie sein Herr - ganz im Gegenzug zu Codren und den anderen. Sie schwitzte ununterbrochen, wünschte sich nichts sehnlicher als die Kleidung loszuwerden, aber der Mann ritt weiter voran und wenn sie nach einer Pause fragte, antwortete er nicht.
      Die Landschaft um sie herum blieb trostlos und verlassen. Ob das an dem Weg lag den sie einschlugen, oder ob es wohl überall in Vultjag's Reich so aussah, das konnte Codren bei bestem Willen nicht bestimmen. Sie konnte noch nicht einmal sagen, ob der Mann wirklich wusste wohin es ging, denn ihrer Meinung nach sah dort alles gleich aus. Hier und da war die Erde mal uneben, zähes Unkraut schob sich durch die Risse in der Oberfläche empor, aber sonst gab es keinen wirklichen Anhaltspunkt, an dem man sich orientieren könnte. Würde ihr Führer sie dort zurücklassen, wären sie wohl hoffnungslos verloren. Selbst die Orientierung hatte Codren verloren, auch wenn sie manchmal nach einem Anhaltspunkt in dem Raben suchte, der seit geraumer Zeit über ihren Köpfen schwebte. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, als erster bei den Leichen zu sein, die es bald geben würde, wenn das so weiterging.
      Aber der Unbekannte verließ sie nicht und selbst in den Pausen ging er nie weit weg, sondern blieb in unmittelbarer Sichtweite. Aber er sprach kein Wort. Und den Umhang legte er nie ab.
      Nach drei Tagen konnte Codren sich schließlich ein erfreutes Juchzen nicht verkneifen, als sie die weiten Mauern und glänzenden Häuser in der Ferne entdeckte. Sie konnte in diesem Moment natürlich auch halluzinieren, aber es sah zu schön aus, um eine Einbildung zu sein.
      "Da ist sie! Die Stadt!" Der Mann schien auch erleichtert, denn er beschleunigte sein Tempo und noch am selben Tag standen sie endlich davor.

      Die Stadt war riesig. Sie konnten gar nicht ausmachen, wie weit sie sich erstreckte, aber von ihrem Punkt aus wirkte es so, als würde sie bis zum Horizont reichen. Die Dächer wirkten alle gleich und unterschieden sich nur von der Höhe, die Straßen waren mit Planen bedeckt um von der Sonne zu schützen und weit in der Ferne, noch vor dem stattlichen Gebäude in dem wohl Vultjag lebte, saß eine riesige Arena, deren Mauern hoch in den Himmel reichten. Codren konnte vor Faszination ihre Augen gar nicht abwenden.
      "Danke dass Ihr uns -" Als sie sich umsah merkte sie dann, dass der Mann schon verschwunden war. Sie sah sich kurz um, blickte fragend zu ihren Begleitern, aber der Mann war einfach weg. Nicht einmal Fenris hatte ihn verschwinden sehen. Damit beschlossen sie also allein in die Stadt zu gehen.
    • Destone - Hauptstand Reich Vultjag

      Mitten im Land hatte man diese Stadt erbaut, und das unter wohl schwersten Bedingungen. Schon von Außerhalb war zu sehen gewesen, wie karg die Felder waren. Die Bauern, die an einigen Ecken zu sehen waren, mühten sich förmlich ab, auf dem trocknem Boden ein paar Kräuter oder andere Pflanzen, Obst oder Gemüse irgendwie ertragreich anzubauen. Man sah Karren, gezogen von mächtigen Ochsen, auf denen Fässer lagerten, an denen widerum zwei lange Metallrohre angebracht waren, die widerum gelöchert waren, und langsam das kostabe Wasser, welches sich darin befand, über der erhofften zukünftigen ernte ergoss. Viele dieser Karren fuhren täglich über die Felder. Es gab hier sogar den Beruf des Feldtränkers. Die Bauern bezahlten dafür, das diese Leute zu den Wassergruben oder Tiefenbrunnen gingen, und den ganzen Tag dieses Wasser über den Feldern verteilten. Das kostete natürlich eine Menge, aber so konnte man auch auf mehr Ernte bauen, größere und saftigere Ergebnisse erwarten, die auf dem Markt dann zu höheren Preisen angeboten wurden, und so wieder genug Geld brachten, was dann an die Wasserträger ging. Die verdienten sich bis zum Winter genügend Gold um die Monate der Pause mit Nichtstun zu überbrücken, während die Bauern im Winter als Söldner einen Bonus verdienten und für Auftraggeber in den Kampf zogen.
      Dafür gab es dann auch noch den Hofnotar, der die Übergabeschriften der Felder und Höfe und der Familien des Krieger bewahrte. Starb einer im Kampf, so vererbten Frende, Nachbarn oder Familienangehörige und führten Hof und amilie weiter. Hier wurde wirklich an alles gedacht, um das Volk überleben zu lassen.
      Der Holzhandel allerdings kam seit geraumer Zeit ins Stocken. Die Wasserträger mussten ihre Preise erhöhen, um an Ersatzmaterial für Karren, oder gänzlich neue Wägelchen zu kommen. Auch der Häuserbau verteuerte sich. Holz, das in Wänden und unter Dächern als Stützen und Befestigung diente, kam nur in geringeren Mengen an. Die Meisten, die jetzt weder Hof noch Haus bauen konnten, mussten sich als Söldner ausschreiben lassen. Gerade jetzt, wo auch noch der Preis vom Herrscher angezogen wurde, und viele Söldner vergeblich naxch Auftraggebern suchten, die genügend Geld hatten. Man erhoffte sich auf die Großen Häuser, das jene alsbald in die Schlacht ziehen würden. Wer dann genügend Gold hatte, der bekam gute und starke Krieger in großer Anzahl. Auf einem Schlachtfel konnte das Sieg oder Niederlage bedeuten.
      In solch schweren Zeiten würde man sogar mit Freude seinem Nachbarn, der in gegnerischen Reihen angeheuert wurde, die Axt in den Schädel rammen. Als Lohn überlebte man womöglich den Kampf und bekam nach der Rückkehr auch noch dessen Hof und Frau. Letztere könnte man im Notfall ja auch noch verkaufen.

      Als sie die Stadt betraten, stiegen sie von den Pferden ab. Es war warm und fast windstill. Und im Hochsommer würde es sicher noch wärmer werden. Hier und da waren kleine Stände aufgebaut, wo Händler ihre Waren anboten. Schon die Kinder, meist Mädchen, saßen hinter Obstkisten, und das gewünschte Gut in Körbe zu packen, während meist ein Aufpasser zwischen den Ständen marschierte und nach Dieben ausschau hielt.
      Hier und da wurde Ware gegen klimperne Münzen eingetauscht. Gelegentlich sahen die Leute zu den Reisenden, beäugten sie misstrauisch, belächelnd oder neugierig. Manche ignorierten sie total, oder sahen nur kurz hin, ehe sie sich wieder auf andere Dinge konzentrierten.
      Gewöhnliche Reisende vermutlich. Auch wenn Flora zugeben musste, hier kaum Fremde zu sehen. Einige der Handelsnation waren noch vertreten, aber ansonsten wohl nur welche vom eigenem Volke.
      Sie folgten der Straße und bogen dann auf eine größere ab. Hier gab es auch ein paar Läden und andere Gebäude, in denen man wohl auch übernachten konnte. Ställe für Pferde waren ebenfalls vorhanden, und Flora entschied, das es einfacher wäre, die Pferde erstmal im Schatten der Gebäude versorgen zu lassen.
      Das stellte sich als recht teuer heraus, aber Flora gab ihnen das Gold. Sie konnten es wohl bruchen. Heu, das eher vertrocknetes Wüstengras war, war sicher nicht sehr nahrhaft oder geschmacklich willkommen, aber wenigstens bekamen die Tiere etwas.
      Dann prüften sie noch kurz ihre Ausrüstung, ob irgendetwas besonders Pflegebedürftig wäre.
      Interessiert schaute ein Stallbursche zu Codren. Flora grinste.
      Aber dann, als Codren ihn bemerkte, zog der junge mann sich zurück. Ein weiterer, älterer Mann beäugte die Sache skeptisch, widmete sich dann mit mürrischer Mine wieder seiner Arbeit.
      Tja, gestandene Krieger waren eventuell auch ganz schüchtern, wenn es um Frauen ging. Sie grinste Codren wieder an, die mit einem Schulterzucken antwortete.

      Wieder draußen vor dem Gebäude sahen sie sich um. Bis auf ein paar Wachen, gab es hier kaum Krieger. Ein Wegweiser wies schließlich zum Palast und sie machten sich auf den Weg. Vielleicht konnten sie heute noch mit dem Herrscher sprechen. Fenris würden sicher als Botschafter im Palast übernachten dürfen. Die anderen womöglich als seine Begleiter und Wächter ebenso. Ein schöner Gedanke, ein weiches Bett unterm Rücken zu haben.
      Allerdings endete ihr Weg schon nach einigen Minuten, als eine Gruppe von Soldaten ihren Wegkreuzte und ein großer Mann direkt auf sie zeigte.
      "IHR DA - STEHEN BLEIBEN!"
      Es waren sieben Krieger. Der Große trug einen Umhang und ein großes Schwert hing seitlich an seinem Gürtel. Die anderen trugen Rundschild und Speer.
      Ob das eine Kontrolle war? Jedenfalls sah der Mann nicht freundlich aus und marschierte in großen Schritten zügig auf die kleine Reisegruppe zu. Flora spannte sich an und griff bereits zur Sicherheit zum Schwert. nnerlich bereitete sie bereits einen Ausweichzauber vor. Man konnte ja nie wissen.
      Als der Mann nah genug war blieb er stehen. Die Soldaten bildeten einen Halbkreis.
      "Ich bin Ragos, der Stadtwächter. Und man hat mich informiert, das womöglich Spione oder Krieger aus Mehyve die Grenze der Stadt überschritten haben. Ich muss euch daher kontrollieren. Händigt mir eure Waffen aus und erklärt euer hier sein!"
      Flora kniff die Augen zusammen. "Spione? Wir? Das muss ein Irrtum sein. Wir sind Reisende aus Garlingen. Mein Name ist Flora Goldfield, und geleiten..."
      "GENUG!" Die Soldaten richteten die Speere auf die Gruppe. Ragos grinste überlegen und widerholte sich. "Die Waffen will ich sehen. Wirds bald?"
      Ein Grummeln verließ Floras Kehle. Aber um möglichen Ärger zu vermeiden, zog sie langsam unter den wachen Blicken der Soldaten ihr Schwert und hielt es seitlich vor Ragos. Dieser beäugte es kurz. "Inordnung. Und jetzt deines."
      Er zeigte auf Codren."
      Als sie ihr rötliches Schwert zog, leuchteten die Augen des Stadtwächters auf.
      "Hahaha, ich dachte es mir schon. WACHEN! NEHMT SIE ALLE FEST!"
      Sofort wurden alle vier umzingelt, Fenris gepackt und man hielt ihm ein Messer an die Kehle. Offenbar dachte man sich, wäre er erst in ihrer Gewalt, gäbe es keine Gegenwehr. Sie hatten recht, den Flora verzichtete auf einen Angriff. Außerdem schien hier ein Missverständnis zu bestehen. Und das musste geklärt werden.
      "Ihm Namen des Herrschers und des Volkes von Vultjag nehme ich euch in Gewahrsam. Die Anschuldigung leuter Spionage! Ihr, als Kriegerin Mehyves seit Hauptverdächtig."
      Wieder zeigte er auf Codren, und Flora fragte sich, wieso er ausgerechnet Codren beschuldigte. Flora seufzte. Sie sollten wohl vorerst den Anweisungen folgen. Später konnte man immer noch um eine Audienz beim Herrscher bitten, um die Sache zu klären.
      Flora deutete den anderen, erstmal keine Gegenwehr zu leisten. Dann wurden sie doch recht unhöflich und brutal zu Boden gestoßen, entwaffnet,wieder aufgerichtet und gefesselt. Ketten rasselten und Schellen umschlossen ihre Handgelenke. Mit einem Seil wurden sie dann jeweils von einer Wache gezogen. Ragos ging voraus und zwei Soldaten bildeten das Schlusslicht und trugen die entnommene Ausrüstung.
      Nach etwa 10 Minuten Gewaltmarsch durch die Stadt erreichten sie eine größere Mauer. Über eine Treppe ging es dann ins Gebäude und schnell erspähten sie Räumlichkeiten mit Gittern. Der Kerker. Und ein eben solch einen Raum warf man sie dann unsanft hinein. Zum Glück hatte man ihnen die Handschellen abgenommen.
      Die Tür knalle zu und Ragos grinste durch eine Sichtluke. "Hehehe, wir werden uns später um euch kümmern."
      Die Luke wurde zugezogen, und die Gruppe blieb allein in dem muffigen Loch zurück.
      Längere Gitterfenster an der Decke in der Außenwand ließen etwas Licht herein. Zwei Holzpritschen, etwas Stroh am Boden und karhe Wände waren dann alles, was der Raum zu bieten hatte. Abgesehen noch von einer Latrinenecke. Eine Art Loch im Boden, das wohl mit einer Art Kanalsystem verbunden war. Der Geruch mischte sich mit der stickigen Luft, und eine klein Stupsnase einer Ratte lukte kurz hervor, ehe sie fluchtartig wieder darin verschwand.
      "Das darf doch nicht wahr sein.", knirschte Flora, und polterte mit einer Faust gegen die schwere Holztür.
      Herzlich willkommen in Destone.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Der weitere Ritt war ebenso erbarmunsglos wie ihre Reise zuvor und die Wüstensonne war in keinster Weise mit der feuchten Waldluft zu vergleichen, die er gewohnt war. Es war unangenehm, doch da alle die meiste Zeit schwiegen und auch er nicht unbedingt das Bedürfnis verspürte seiner Unzufriedenheit durch Worte Luft zu verschaffen, schwieg aauch er weiterhin. Außerdem konnte er genauso gut den ein oder anderen Eiszauber den er beherrschte verwenden. So anstrengend war das nicht und es wirkte nicht als würden sie allzu bald kämpfen müssen. Nicht dass er das tun würde, doch bei dieser Einöde würden sie gewiss auf nicht viele Reisende treffen. Um ehrlich zu sein trafen sie auf niemanden bis sie nach Tagen die erhoffte Stadt erreichten. Er hatte es fast schon nicht mehr für möglich gehalten, doch sie waren schlussendlich wirklich angekommen. Trotz ihres griesgrämigen, stummen Begleiters, der sich binnen von Sekunden in Luft aufgelöst zu haben schien. Wirklich wundersam, aber auch dafür blieb nicht sonderlich viel Zeit, denn nach all der Zeit ohne Sinneseindrücke, Geräusche oder Gerüche war das Stadtleben schon fast wie ein Schlag ins Gesicht. Es war ungewohnt und das Treiben überforderte ihn ein wenig. So viele menschen auf einem Fleck war er nicht gewohnt. Vor allem nicht jetzt wo er nicht wusste wem er trauen konnte und wem nicht. Wer wusste schon welcher von ihnen schlussendlich den nächsten Streit vom Zaun brechen würde, den er dann verhindern musste.
      Er versuchte wirklich seine Neugierde im Zaum zu halten, doch seit dem sie die Stadt betreten hatten, schnellte sein Kopf von einer Seite zur anderen. Er wollte alles sehen und nichts verpassen. Möglichst viel lernen und neues entdecken, dabei aber auch nichts unübersehen lassen, denn vielleicht half es ihm später noch weiter. Er kannte nicht viel vom Leben der Menschen und schon gar nicht wie sehr es sich in den unterschiedlichen Familiengebieten unterschied, also war die Praxis der einzige Weg für ihn Neues in Erfahrung zu bringen, wenn er schlussendlich gute Arbeit leisten und sich nicht blamieren wollte. Allzu viel gab es jedoch nicht zu sehen. Dies schien kein Marktplatz zu sein, weshalb nur vereinzelt kleine Stände standen und er sich demnach mehr für die Passanten interessierte, die ganz anders aussahen als die Menschen, die er bisher getroffen hatte. Sie waren groß und braungebrannt von der Sonne. Alle wirkten sie etwas grimmig und am Gürtel vieler konnte er mindestens ein Schwert blitzen sehen. Ein wenig schüchterte ihn das doch ein, aber sie konnten wohl kaum alle schlechte Absichten haben. Er hoffte noch immer auf ein wenig Gutes im Inneren der Menschen, denn sie konnten sich schließlich nicht vollkommen in ihnen getäuscht haben. Das war eindeutig nichts was er seiner Königin offenbaren wollte, also würde er ein weiteres Mal an den Verstand des Herrschers appellieren, auch wenn er bereits einmal schockiert worden war. Das konnte einfach kein Dauerzustand sein, auch wenn es ihm den Respekt vor seinen beiden Begleiterinnen lehrte.
      Während er noch interessiert ihre nähere Umgebung betrachtete, bekam er die schweren Schritte, die sich ihnen näherten gar nicht mit. Das war untypisch, doch bei all dem Trubel nicht weiter verwunderlich. Erst als ein Mann seine Stimme erhob, fuhr auch er herum und sah sich viel zu schnell mit einer wirklich beachtlichen Speerspitze konfrontiert mit der eindeutig nicht zu spaßen war. Dahin ging also ein weiteres Mal sein guter Vorsatz. Obwohl... Er verstand nicht so recht was hier vor sich ging und auch wenn ihm das Herz in die Hose gerutscht war und seine Beine mit schlottern begonnen hatten, war ihnen kein Leid wiederfahren und das ließ ihn doch ein wenig aufatmen. Sie wurden nur abgeführt und nicht gleich hingrichtet. Es war also nicht ganz so schlimm. Seinen Plänen war es natürlich dennoch abträglich, doch das würde sich hoffentlich noch ziemlich bald klären. Er würde wohl zuerst einmal einige Worte mit den anderen wechseln, denn jetzt im Moment auf seinen Stand als Botschafter und Diplomat zu beharren schaffte er nicht. Dafür blieben ihm die Worten einfach viel zu schnell die Worte im Hals stecken und er gab lieber freiwillig sein Schwert an die großgewachsenen Männer ab, die ihn wirklich einschüchterten. Zum Glück schienen sie nicht allzu viel von Magie zu halten, denn sonst hätten sie gewiss auch etwas mit ihren Händen unternommen, damit sie nicht ausbrachen. Dies war zwar nicht sein Plan, doch sie sollten es sich eindeutig für die Zukunft vermerken, sonst hätte das alles nur wenig Sinn. Aber das war gewiss nicht das was er mit dem Mann an der Spitze dieses Reiches besprechen wollte. Er wollte seine Unterstützung, also sollte er ihn gewiss nicht allzu offensichtlich auf die Mängel in seinem Königreich aufmerksam machen.
      Folgsam ließ er sich zusammen mit den anderen abführen und fand sich auch recht bald mit der düsteren Gefängniszelle ab. Natürlich immer noch nichts was er von irgendwoher gewöhnt war, doch zumindest gab es Fenster. Es war ein wenig gewöhnungsbdürftig, doch er konnte sich durchaus schlimmeres vorstellen. grausame Folter beispielsweise oder ein weiteres Massaker, wie das vor einigen Wochen. Auch der Untergang ihrer Insel wäre tragisch und im Gegensatz dazu war das hier wirklich noch angenehm. Auch wenn er natürlich nicht allzu lange hierbleiben wollte, weshalb er doch das erste Mal seit diesem schicksalhaften Ereignis in den Bergen aktiv die Stimme erhob um seine Worte an die anderen zu richten. Bisher hatte er immer eher teilnahmslos gantwortet oder am besten einfach nur zugehört, doch diesen Zustand konnte er nun nicht einfach so beibehalten.
      "Wovon haben diese Männer vorhin gesprochen und wieso kann man uns deswegen verhaften? Ich habe mir mein Gespräch mit dem momentanen Familienoberhaupt der Vultjag Familie anders vorgestellt. Ich möchte also alles hören was ihr darüber wisst, damit wir hier schnellstmöglich wieder herauskommen. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, die sich nicht weiter verzögern kann.", forderte er und vielleicht war seine Wortwahl nicht allzu passend, doch sie waren so viele Tage durch die Einöde geirrt, dass sich langsam doch ein wenig der Zeitdruck bemerkbar machte. Außerdem wusste er gar nicht mehr so recht wie er am besten mit ihnen umgehen sollte. Aber wenn eines ganz genau feststand, dann die tatsache, dass sich diese Angelegenheit gewiss nicht mit Gewalt lösen ließ. Und falls doch wäre dies gewiss nicht die beste Lösung. Er ah sich mit seinen Worten um einiges besser gewappnet. Sollten die anderen dies nicht hinnehmen wollen, würde es wohl doch das Ende ihrer gemeinsamen Reise bedeuten. Er konnte sich schließlich nicht ewig durch sie aufhalten lassen, nur weil sie auf ihren Ansichten beharrten. Gewiss war dies keine Richtung in die er gern dachte, doch es ließ sich eben nicht vermeiden. Das übergeordnete Zeil hatte im Moment einfach Priorität.
      "My heart goes out with this one." - "Don’t worry. I promise I will return your heart to you."

      The Dragon Prince - Ethari & Runaan