Glücklicherweise stellte Flora Goldfield und ihre Begleitung keine großen Forderungen an Demie, womit ihr genügend Zeit blieb, um sich um ihre eigenen Geschäfte zu kümmern und sie damit den nächsten Schritt anstrebte, der sie hoffentlich zu ihrem Ziel bringen würde: Um Rat suchen. Und bei wem würde sie so einen bekommen, wenn nicht bei dem Mann, der den ganzen Tag in Besprechungsräumen im Palast verbrachte und die Hauptstadt kaum verließ? Horundo Seamon Barazet.
Sie fand ihn an einem Abend in seiner Wohnung im ersten Stock über einer Töpferei, deren Eingang man durch eine Treppe erreichte, die sich im Schatten der Nebenstraße an die Wand drückte. Als sie klopfte öffnete ihr seine Frau, die Demie zwar freudig entgegenstrahlte, aber damit nicht ihren triefenden Neid verbergen konnte, mit der sie Horundo's kleine Schwester immer anstarrte.
"Demie! Was für eine Überraschung. Komm herein."
Der Geruch von Kartoffeln und Gemüse hüllte sie ein, als sie den kleinen Vorraum betrat, aber Demie würde sich davor hüten, von dieser Frau etwas zu Essen anzunehmen. Sie zog ihren Mantel aus, aber nicht die Rüstung, die sie noch von ihrer täglichen Arbeit trug.
"Du möchtest bestimmt zu Dundi, nicht wahr?"
"Genau."
Sie verkniff sich ein lachen. Dundi klang bescheuert.
Horundo sah nicht gerade glücklich aus, als er von seinem kleinen Sessel vor dem Kamin aufstand, um seine Schwester zu empfangen, aber er schickte sie auch nicht wieder weg, was sicherlich ein gutes Zeichen war. Insgeheim wusste Demie natürlich genau, weshalb er sie nicht zum Teufel jagte und er machte auch keinen Hehl daraus, es gleich auszusprechen.
"Gibt es etwas neues von Flora Goldfield?"
"Mehyve hat einen Boten nach Goldfield geschickt, er glaubt ihr, dass sie eine Erzquelle hat."
"Ahh! So ein Jammer."
Er ließ sich wieder in seinen Sessel sinken und Demie nahm sich ungefragt einen Stuhl. Mit dem sorgenvollen Blick sah Horundo alt und zermürbt aus, dabei war er gerade mal sieben Jahre älter als sie.
"Wieso ist das ein Jammer? Soll sie doch ihr bisschen Erz verkaufen, sie hat dort drüben bestimmt nicht so viel wie wir hier."
Horundo machte einen abschätzigen Laut und winkte mit der Hand, als wolle er sie verscheuchen. Übersetzt bedeutete das, dass Demie ja gar keine Ahnung hatte und besser still sein sollte.
"Es geht nicht um die Quantität, sondern das Prinzip. Selbst wenn sie nur eine handvoll von dem Zeug hat, sobald ganz Taranoke erfahren hat, dass es nicht nur in Camisse Eisenrot gibt, wird man sich um die Berge streiten. Und wir verlieren unsere Position auf dem Markt."
"Wir machen unser Geld mit Waffen, nicht mit Erz."
"Und woraus bestehen unsere Waffen, Dummerchen?"
Demie brummte. Horundo beobachtete zerknirscht die Flammen.
"Mehyve sollte diese Goldfield umbringen, sobald er das Erz gefunden hat, und dann eine Truppe hinschicken, damit sie den Hof einnehmen. Aber das wird er nicht machen."
Horundo drehte sich in seinem Sessel zu der Küche um, ob seine Frau bei ihnen war, aber sie war in der Küche verschwunden und wurde von dem Glucksen und Brodeln ihrer Töpfe verschluckt. Sie hörte wahrscheinlich nichts.
"Mehyve wird es nicht machen, weil sie ihm sicherlich Unterhaltung bietet. Wird von dir in Fesseln angeschleppt und besitzt dann auch noch die Frechheit, ihn um seine Macht streitig zu machen. Das ist die Art von Unterhaltung die ihn aufmuntert, solange es ihm nicht zu öde wird. Wenn er irgendwann die Lust verliert wird er sie wahrscheinlich in den Kerker werfen oder sowas. So ist er nämlich, launisch und temperamentvoll, da können ihm seine Berater sonst was einreden." Er schnaupte. "Viel zu jung für so eine Position, der Junge."
"Er ist nicht der erste Junge, der den Thron besteigt, es könnte schlimmer sein."
"Mensch, Demie, aber doch nicht in solchen Zeiten. Willst du etwa hinter einem Knaben in den Krieg reiten?"
"Ich will gar nicht in den Krieg reiten, deswegen werde ich doch Ritter."
"Ach, die Geschichte wieder."
Er rollte die Augen und Demie lehnte sich nach vorne.
"Sag mir, wie ich ihn dazu bringen soll, mir endlich den Titel zu geben. Du bist mindestens einmal in der Woche in seiner Nähe, du kennst ihn."
"Kann er dich überhaupt küren? Er hat noch gar keinen Königstitel."
"Die höchste Instanz im Land, das ist momentan er. Wenn er stirbt, kann seine Rechte Hand das machen."
"Sterben wird er aber nicht, wenn du nicht Glück hast." Er zuckte mit den Schultern. "Beeindruck ihn. Überrasch ihn. Er will unterhalten werden, das ist alles. Wenn du vor ihm einen Affentanz aufführst, wird er dich wahrscheinlich anhören."
"Sehr witzig."
"Das ist mein Ernst. Und jetzt zieh zu, dass du zu den Baracken kommst, bevor sie die Türen zusperren."
Ein paar Tage später bewies Flora Demie zum zweiten Mal, dass es wahrscheinlich besser gewesen wäre, die beiden Frauen bei ihrem Zusammentreffen zu töten, aber jetzt war es zu spät und für so eine Untat würde sie wahrscheinlich selbst den Kopf hinhalten müssen. Allerdings war der Gedanke doch sehr verlockend, als Demie mit ansehen musste, wie Flora den Prinzen wie einen gewöhnlichen Untertanen behandelte als ein Mitglied des königlichen Hauses, aber gerade das schien Mehyve vielleicht auf Trab zu halten, so wie Horundo gesagt hatte. Der Junge war nur auf Unterhaltung aus und die bot Flora ihm im höchsten Maß. Demie war schon fast selbst versucht, auf ihre Manieren zu verzichten, aber sie konnte sich denken, dass das in ihrem Fall nicht sehr klug war. Sie würde sich etwas anderes ausdenken müssen.
Schweigend verfolgte sie das Gespräch und musste sich einen protestierenden Ausruf nach dem anderen verkneifen, während die beiden Parteien vor ihr einen undenkbaren Vertrag schlossen. Sie verbeugte sich schnell, in der Hoffnung, man möge ihr die Ungläuigkeit nicht so einfach vom Gesicht ablesen können und beeilte sich dann, Flora hinter den Toren einzuholen.
"Flora Goldfield, ich weiß nicht, was dein Plan ist, aber ich weiß sehr wohl, dass du deine Finger in diesem ganzen Krieg zu oft im Spiel hast; Denke also bloß nicht, dass du Mehyve einfach so vernichten kannst, wie du es mit Vultjag getan hast, verstanden?"
Sie wollte ihr noch etwas an den Kopf werfen, aber sie war zu aufgewühlt von dem eben Geschehenen, sodass sie ihr nur noch einen zornentbrannten Blick zuwarf und dann mit langen Schritten reißaus nahm. Irgendwie würde sie es schon noch schaffen, Flora von ihrem allzu hohen Stuhl zu stoßen - und sich dann selbst ins Licht zu rücken.
Sie fand ihn an einem Abend in seiner Wohnung im ersten Stock über einer Töpferei, deren Eingang man durch eine Treppe erreichte, die sich im Schatten der Nebenstraße an die Wand drückte. Als sie klopfte öffnete ihr seine Frau, die Demie zwar freudig entgegenstrahlte, aber damit nicht ihren triefenden Neid verbergen konnte, mit der sie Horundo's kleine Schwester immer anstarrte.
"Demie! Was für eine Überraschung. Komm herein."
Der Geruch von Kartoffeln und Gemüse hüllte sie ein, als sie den kleinen Vorraum betrat, aber Demie würde sich davor hüten, von dieser Frau etwas zu Essen anzunehmen. Sie zog ihren Mantel aus, aber nicht die Rüstung, die sie noch von ihrer täglichen Arbeit trug.
"Du möchtest bestimmt zu Dundi, nicht wahr?"
"Genau."
Sie verkniff sich ein lachen. Dundi klang bescheuert.
Horundo sah nicht gerade glücklich aus, als er von seinem kleinen Sessel vor dem Kamin aufstand, um seine Schwester zu empfangen, aber er schickte sie auch nicht wieder weg, was sicherlich ein gutes Zeichen war. Insgeheim wusste Demie natürlich genau, weshalb er sie nicht zum Teufel jagte und er machte auch keinen Hehl daraus, es gleich auszusprechen.
"Gibt es etwas neues von Flora Goldfield?"
"Mehyve hat einen Boten nach Goldfield geschickt, er glaubt ihr, dass sie eine Erzquelle hat."
"Ahh! So ein Jammer."
Er ließ sich wieder in seinen Sessel sinken und Demie nahm sich ungefragt einen Stuhl. Mit dem sorgenvollen Blick sah Horundo alt und zermürbt aus, dabei war er gerade mal sieben Jahre älter als sie.
"Wieso ist das ein Jammer? Soll sie doch ihr bisschen Erz verkaufen, sie hat dort drüben bestimmt nicht so viel wie wir hier."
Horundo machte einen abschätzigen Laut und winkte mit der Hand, als wolle er sie verscheuchen. Übersetzt bedeutete das, dass Demie ja gar keine Ahnung hatte und besser still sein sollte.
"Es geht nicht um die Quantität, sondern das Prinzip. Selbst wenn sie nur eine handvoll von dem Zeug hat, sobald ganz Taranoke erfahren hat, dass es nicht nur in Camisse Eisenrot gibt, wird man sich um die Berge streiten. Und wir verlieren unsere Position auf dem Markt."
"Wir machen unser Geld mit Waffen, nicht mit Erz."
"Und woraus bestehen unsere Waffen, Dummerchen?"
Demie brummte. Horundo beobachtete zerknirscht die Flammen.
"Mehyve sollte diese Goldfield umbringen, sobald er das Erz gefunden hat, und dann eine Truppe hinschicken, damit sie den Hof einnehmen. Aber das wird er nicht machen."
Horundo drehte sich in seinem Sessel zu der Küche um, ob seine Frau bei ihnen war, aber sie war in der Küche verschwunden und wurde von dem Glucksen und Brodeln ihrer Töpfe verschluckt. Sie hörte wahrscheinlich nichts.
"Mehyve wird es nicht machen, weil sie ihm sicherlich Unterhaltung bietet. Wird von dir in Fesseln angeschleppt und besitzt dann auch noch die Frechheit, ihn um seine Macht streitig zu machen. Das ist die Art von Unterhaltung die ihn aufmuntert, solange es ihm nicht zu öde wird. Wenn er irgendwann die Lust verliert wird er sie wahrscheinlich in den Kerker werfen oder sowas. So ist er nämlich, launisch und temperamentvoll, da können ihm seine Berater sonst was einreden." Er schnaupte. "Viel zu jung für so eine Position, der Junge."
"Er ist nicht der erste Junge, der den Thron besteigt, es könnte schlimmer sein."
"Mensch, Demie, aber doch nicht in solchen Zeiten. Willst du etwa hinter einem Knaben in den Krieg reiten?"
"Ich will gar nicht in den Krieg reiten, deswegen werde ich doch Ritter."
"Ach, die Geschichte wieder."
Er rollte die Augen und Demie lehnte sich nach vorne.
"Sag mir, wie ich ihn dazu bringen soll, mir endlich den Titel zu geben. Du bist mindestens einmal in der Woche in seiner Nähe, du kennst ihn."
"Kann er dich überhaupt küren? Er hat noch gar keinen Königstitel."
"Die höchste Instanz im Land, das ist momentan er. Wenn er stirbt, kann seine Rechte Hand das machen."
"Sterben wird er aber nicht, wenn du nicht Glück hast." Er zuckte mit den Schultern. "Beeindruck ihn. Überrasch ihn. Er will unterhalten werden, das ist alles. Wenn du vor ihm einen Affentanz aufführst, wird er dich wahrscheinlich anhören."
"Sehr witzig."
"Das ist mein Ernst. Und jetzt zieh zu, dass du zu den Baracken kommst, bevor sie die Türen zusperren."
Ein paar Tage später bewies Flora Demie zum zweiten Mal, dass es wahrscheinlich besser gewesen wäre, die beiden Frauen bei ihrem Zusammentreffen zu töten, aber jetzt war es zu spät und für so eine Untat würde sie wahrscheinlich selbst den Kopf hinhalten müssen. Allerdings war der Gedanke doch sehr verlockend, als Demie mit ansehen musste, wie Flora den Prinzen wie einen gewöhnlichen Untertanen behandelte als ein Mitglied des königlichen Hauses, aber gerade das schien Mehyve vielleicht auf Trab zu halten, so wie Horundo gesagt hatte. Der Junge war nur auf Unterhaltung aus und die bot Flora ihm im höchsten Maß. Demie war schon fast selbst versucht, auf ihre Manieren zu verzichten, aber sie konnte sich denken, dass das in ihrem Fall nicht sehr klug war. Sie würde sich etwas anderes ausdenken müssen.
Schweigend verfolgte sie das Gespräch und musste sich einen protestierenden Ausruf nach dem anderen verkneifen, während die beiden Parteien vor ihr einen undenkbaren Vertrag schlossen. Sie verbeugte sich schnell, in der Hoffnung, man möge ihr die Ungläuigkeit nicht so einfach vom Gesicht ablesen können und beeilte sich dann, Flora hinter den Toren einzuholen.
"Flora Goldfield, ich weiß nicht, was dein Plan ist, aber ich weiß sehr wohl, dass du deine Finger in diesem ganzen Krieg zu oft im Spiel hast; Denke also bloß nicht, dass du Mehyve einfach so vernichten kannst, wie du es mit Vultjag getan hast, verstanden?"
Sie wollte ihr noch etwas an den Kopf werfen, aber sie war zu aufgewühlt von dem eben Geschehenen, sodass sie ihr nur noch einen zornentbrannten Blick zuwarf und dann mit langen Schritten reißaus nahm. Irgendwie würde sie es schon noch schaffen, Flora von ihrem allzu hohen Stuhl zu stoßen - und sich dann selbst ins Licht zu rücken.