[2er RPG] Taranokes Schlacht

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    • Demie

      An den Tisch setzten sich Personen, die Demie vorher höchstens im Palast oder beim Eroberungskrieg in Camisse gesehen hatte, den Rest kannte sie nur von Namen, die weitaus mehr Geschichten bargen, als sie sich vorstellen konnte. Wenn sie ihren Vater nach den Errungenschaften von See Marshal Ulen Brinder fragen würde, würde der ihr einen ganzen Nachmittag lang die Lieder und Gedichte zitieren, die über diesen Mann, der jetzt nur ein paar Stühle von ihr entfernt saß, geschrieben wurden und zum Schluss würde sie doch nur eine vage Vorstellung haben, was er schon alles erlebt hatte. Sie wurde eifersüchtig um diesen Platz, den sonst eigentlich Horundo besetzte, der wahrscheinlich weitaus häufiger mit diesen Leuten zu tun hatte als sie. Sie war nur eine einfache Soldatin, die darauf wartete, einen Rittertitel zu besitzen.
      Die Gespräche drehten sich größtenteils um Themen, von denen sie zu wenig Ahnung hatte, um mitreden zu können. Dabei war sie aber auch nicht die einzige: Jesy und Kothum zu ihren beiden Seiten blieben genauso still, wenngleich Kothum das Gespräch konzentriert verfolgte und Jesy irgendwie gelangweilt wirkte. Zweimal erwischte sie ihn dabei, wie er sich ein Gähnen unterdrückte.
      Als Mehyve sie schließlich aus heiterem Himmel aufforderte, einen neuen Plan vorzuschlagen, richtete sie sich mit kontrollierter Selbstbeherrschung auf und versuchte, neben den ganzen erfahrenen Lieutnants, groß zu wirken.
      "Eure Majestät, die Übernahme von Camisse war mit größtem Erfolg gekrönt und die verbleibenden Aufstände sind beinahe niedergeschlagen. In weniger als einem halben Jahr werdet Ihr schon in der Lage sein, Eure Soldaten zeitweilig in Camisse zu stationieren, ohne darum fürchten zu müssen, dass sie den Aufständen zum Opfer fallen. Wieso dann also bei Camisse aufhören? Es würde sich lohnen, den Einflussbereich weiter auszubreiten."
      Sie blickte mutig in die Runde, erwiderte die Blicke von den Männern und Frauen, die sie anstarrten, und verharrte einen Moment länger trotzig bei dem von Scarlett. Jetzt war ihre Chance zu reden und sie würde sich das nicht vermasseln lassen.
      "Ich sage, das nächste Ziel wird Goldfield."
      Sie nahm sich einen der stählernen Soldaten von der riesigen Karte auf dem Tisch und beugte sich hinüber, um ihn auf Goldfields Hof zu stellen.
      "Der Gebirgspass und der Bereich dahinter sind mit der Schlacht unbewohnbar geworden. Vultjag räumt die Überreste seines Lagers nicht auf und Lyxaxu hat wahrscheinlich zu viele Verluste erlitten, um extra Männer hinauszusenden, damit die Leichen eingesammelt werden. Niemand wird uns daran hindern - oder im besten Fall auch mitkriegen - dass wir den Pass überqueren und in die Rabone-Wälder eindringen. Sobald wir dort sind, sind unsere einzigen Probleme elfische Fallen und Wachtürme, auf denen vielleicht zwei, oder drei dieser Langohren uns mit einfachen Pfeilen beschießen. Wir werden keinerlei Probleme haben nach Goldfield durchzudringen und wenn wir erst einmal dort sind, werden wir dort unseren Stützpunkt errichten. Von dort können wir nach und nach erst die Elfen und dann Brerandt und Lyxaxu unter unsere Kontrolle bringen. Mit Verlaub, Euer Ehren, es gibt einschließlich mir 128 junge Männer und Frauen, die nur darauf warten, als gekührte Ritter im eigenen Namen zu handeln. Es würde für uns keine Mühe sein, diesen Stützpunkt zu sichern."
      "Ritter?", meldete sich der Vertreter des Hauses Sinthe ungläubig zu Wort, ein stämmiger Kerl, der so aussah, als würden Haare seinen Kopf tunlichst vermeiden. "Hat die Ritterschaft nichts besseres zu tun, als Stützpunkte aufzubauen?"
      "Wir kämpfen für unser Reich und wenn das bedeutet, dass wir mit diesem strategisch günstigen Stützpunkt Taranoke in unsere Kontrolle bringen können, dann Nein, dann haben wir in der Tat nichts besseres zu tun."
      "Das löst aber noch lange nicht die Einbußungen, die wir durch den Krieg erlitten haben. Kaum ein Händler traut sich noch auf die andere Seite, um unsere Waffen zu verkaufen."
      "Geschweige denn unsere eigenen Söldner, wir haben kaum mehr Mittel um es uns zu erlauben, an zwei Orten gleichzeitig..."
      "Aber doch auch nur, wenn der Pass so bleibt, wie er jetzt ist! Was ist denn, wenn in Vultjag plötzlich ein neuer Herrscher aufsteigt, der keine Mühen scheut, sein Land..."
      Nach und nach schwollen die Einwände an und die Leute achteten kaum mehr darauf, dass ihre Worte überhaupt Gehör fanden. Es wurde bald nur noch drauf eingeredet, weil man selbst seinen Beitrag unbedingt mitteilen wollte.
    • "RUHE!", polterte Zane plötzlich los, dem das Durcheinander einfach nur noch auf die Nerven ging. Er war ohnehin schon hellhörig geworden, als diese Frau dort Goldfield ansprach. Indertat gab es da eine weitere Störung, die Zane bisher nicht hier erwähnt hatte. Keiner hatte sie erwähnt, außer diese Frau. Einer der Berater neben Zane polterte zusätzlich mit einem Stab dreimal auf den Boden, und endlich kehrte wieder Ruhe ein.
      Alle blickten zu Zane. Und Scarlett blickte auch leicht grimmig zu Demie, die offenbar mehr Aufmerksamkeit bekam, als sie ihr jemals zustehen sollte.
      Zane fragte nach ihrem Namen, und nickte. "Sehr gut, Barazet. Offenbar ist dir Goldfield nicht entgangen. Und Garlingen, das Land, in dem das Haus regiert, so unbedeutend es auch jemals für eine Herrschaft war, war schgließlich an der Schlacht beteiligt gewesen. Allerdings ..."
      Er sah sich kurz unter den Reihen des Adels um. " ... allerdings, hatte ich andere Pläne für Garlingen gehabt. Die Waffen die extra für das Land geschmiedet wurden, liegen nun in unseren Lagern, und finden keinen Gebrauch, um sich vor Vultjag damit zu schützen. Und jetzt ...", nun blickte er zu Demie, "... schlagt ihr vor, das wir nach Garlingen marschieren, und das Haus Goldfield einnehmen sollten? Sicher ist das Kernland ein strategisch sicherer Ort, aber er liegt auch direkt an den Elfenwäldern und Gebieten Brerandts an. Noch sind sie alle in einer Allianz. Und Camisse würde sich sicherlich anschließen, wenn wir Truppen von dort abziehen. So einfach ist das also nicht, Barazet."
      Scarlett grinste. Der Plan den sie vorschlug war mehr ein Wagnis, als ein mit Sicherheit gekrönter Sieg. Und er würde Kosten verursachen. Allerdings war Scarlett selbst auch daran interessiert, endlich in eine Schlacht stürmen zu dürfen. Gerade jetzt war Vultjag geschwächt, und man könnte sich dieses Nordöstliche Landgebiet einverleiben, und müsste nur an wenigen Stellen Schutzmaßnahmen ergreifen, um weitere Plünderer davon abzuhalten. Außerdem würden die anderen Häuser nicht gegen Mehyve vorgehen, da keine feindliche Aktivität von dort auf sie aus ging. Gern würde sie Zane diesen Vorschlag erbreiten, aber noch hatte er das Wort.
      "Tatsächlich gibt es da aber ein Ärgernis von Goldfield, welches mir zu Ohren kam. Offenbar hat die Tochter des Hauses, eine Frau namens Flora Goldfield, etwas mit der Niederlage Vultjags zu tun gehabt. Ich hörte einige Gerüchte. Sie soll angeblich im Licht der Sonne baden. Ich hörte von einer Vergötterung, einer uralten, fast vergessenen Gottheit namens Arana, und das sie diese selbst, oder eine Wiedergeburt darstellte. Dabei verfügt die Frau wohl nur über ein paar Zauber einer längst vergessenen Magieart. Wenn wir sie beseitigen, dürften wir damit ein Signal setzen."
      Gemurmel machte sich breit, und Zane ließ sie gewähren. Er war sich sicher, das auch andere von den Ereignissen gehört hatten, und den Namen bereits kannten. Bald war er noch bekannter. Adel aus dem ganzen Land war hier anwesend.
      "Sollen wir sie aufsuchen, und töten, Mylord?", fragte Krend, der es wohl doch nochmal versuchte, etwas anzusprechen, was möglicherweise geschehen sollte. Es war ja nur eine Frage. Zane grinste. "Nein, nicht ihr. Sie wird es tun." Er zeigte auf Demie. "Demie Barazet, ich erteile euch hiermit den Befehl, Flora Goldfield aufzusuchen, und sie zu besiegen. Nehmt sie gern gefangen, wenn ihr könnt, und führt sie mir vor. Tot ist sie aber auch willkommen."
      Blicke trafen Demie, manche aus Eifersucht, weil man sie damit beauftragt hatte, andere aus Mitleid, weil sie womöglich sterben würde. Und ein Blick strafte Hass und Flüche in ihre Seele. Der von Scarlett. Das hätte sie lieber selbst erledigt - tot für Flora versteht sich. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Jetzt musste sie selbst aktiv werden, ehe Zane SIE übersehen würde. Sie erhob sich. "Mylord, Scarlett Vermell!", erwähnte sie, jedoch eher aus Höflichkeit, da sie eigentlich bekannt war.
      "Sprich."
      "Ich haben einen Vorschlag. Haus Vultjag ist schwer angeschlagen. Garlingen wäre vermutlich ein zu hoher Kostenfaktor für eine Invasion. Wir dürfen nicht vergessen, das Lyxaxu auch Rawan noch auf ihrer Seite hat. Um die anderen Häuser zu besiegen, sollten wir strategischer vorgehen, auch um Camisse besetzt halten zu können. Lasst mich einen Feldzug nach Vultjag anführen. Ich metzel den letzten möglichen Wiederstand nieder und hisse unsere Flagge dort. Das Land selbst mag nicht viel bieten, aber es bietet strategische Möglichkeiten, und verschafft uns mehr Truppenstärke und Wachmöglichkeiten gegenüber anderen Gebieten. Wenn wir danach offiziell nur Brerandt den Krieg erklären, würde Garlingen zwischen die Fronten geraten. Da wir dann leicht auch dort einmarschieren könnten, wäre Goldfield sicher daran interessiert, ein Abkommen mit uns zu schließen. Und die Barbaren stehen noch unter unseren Vertrag. Diese könnten von Norden Brerandt angreifen. Aber auch Garlingen gefährden. Der Feind weiß nichts von unserem Bündnis. Bieten wir Garlingen dann Waffen zum Schutz gegen die Barbaren an, und lassen diese später Garlingen angreifen. Dann unterstützen wir Goldfield und bilden eine Allianz. Damit hätten wir dann Vultjag, Brerandt und die Barbaren beseitigt. Und Camisse wäre noch immer Handlungsunfähig. Lyxaxu dürfte sich dann nichteinmal mehr mit Rawan gegen uns auflehen können."
      Damit hatte sie was gesagt, das in vielen Ohren durchaus anklang fand. Sofort diskutierten einige wieder wie wild durcheinander. Jeder wollte gern wieder Anteile daran haben. Selbst Brinder nickte und erwähnte, das die Seeflotten die Küsten Vultjags sicher verteidigen könnten. Niemand würde eine Armee dort Landen lassen können. Nicht mal Rawan.
      Zane schaffte wieder für Ruhe im Saal. Es blieb einen Moment still, und er überlegte einen Moment. "Das würde natürlich ebenfalls einiges kosten, aber wir wären der absoluten Herrschaft Mehyves über Taranoke sicher auch ein paar Schritte näher. Hahaha, dieser Plan könnte sogar funktionieren. Demie Barazet, ihr werdet trotzdem Flora Goldfield aufsuchen. Setzt die Prioritäten jetzt aber auf eine Gefangennahme, und bringt sie her. Womöglich kann ich vorab schon eine Übereinkunft mit ihr aushandeln. Scarlett Vermell, ich übertrage euch die Verantwortung und das Oberkommando über den Feldzug nach Vultjag. Rottet diese Wüstenhunde aus - bis auf den Letzten. Nehmr gern Gefangene. Sklaven könnten hilfreich sein, dortige Stellungen auszubauen. Vernichte jedoch jeden Krieger, damit sie nicht zu den anderen überlaufen, oder als Söldner rekrutiert werden. Goss? Regelt das mit den Piraten. Wenn sie sich weigern, drohen wir ihnen halt damit, ihre Schiffe zu versenken. Außerdem hätten sie bald keine Möglichkeit mehr, ungehindert an Land zu kommen. Sie müssten Taranoke verlassen, wenn erstmal unsere Flagge überall weht. Brinder? Macht eure Seeflotte einsatzbereit. Wartet auf Nachricht von Goss. Sollten die Piraten ihren Dienst wieder aufnehmen, so sendet ihr eure Flotte bis nahe nördliche Grenzbereiche zu Vultjag. Sobald Scarlett angreift, werdet ihr die Küstenbereiche und Häfen einnehmen. Verhindert, das Vultjags Leute über See flüchten, oder Hilfe erhalten. Ich vertraue euren Fähigkeiten. Vermell? Nimm jedes Haus mit das du für würdig hälst!"
      "Ja, Mylord. Ich werde euch nicht enttäuschen."
      "Gut. Will sonst noch jemand etwas sagen? Ansonsten ist die Sitzung beendet!"
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    • Codren

      Nachdem die Hütte sich als kompletten Fehlschlag entpuppt hatte, zogen die beiden weiter Richtung Osten, nachdem es hieß, der Elf hatte auch diesen Weg gewählt, nachdem er die Hütte verlassen hatte. Warum er überhaupt gegangen war war fraglich, aber wenn sie ihn gefunden hatten, würden sie ihn schließlich fragen können.
      Während der ganzen Zeit blieb es an Flora die Gegend zu beobachten und Codren zu alarmieren, bevor sie ihr Pferd in die Büsche lenkte. Es war eine Schmach, selbst wenn es von Flora kam, und Codren würde es nicht dabei belassen lassen. Zwar hatte sie wenig Ahnung davon, wie sie ihr fehlendes Augenlicht durch ihre anderen Sinne ausgleichen konnte, aber sie würde es versuchen müssen. Mehr blieb ihr nicht übrig.

      Die nächste Stadt, die sie erreichten, hatte sich ein ausgetrocknetes Flussbett zu Nutze gemacht und eine breite Straße gebaut, die an den Rändern von großzügigen Ständen geschmückt waren, welche zur gleichen Zeit ein paar Dächer boten, unter denen man vor Regen geschützt wäre - wenn es denn auch regnete. Sonst waren sie wahrscheinlich eher zum Sonnenschutz gut. Sonst war die Straße voller, als selbst manche Plätze in den Großstädten, die sie bisher besucht hatten.
      Die Damen lernten schnell, dass sich die Stadt namens Rhodin zum Knotenpunkt entwickelt hatte, kaum war Camisse eingenommen worden. Die Dörfer um die Berge herum waren zu militärischen Stützpunkten ausgebaut worden und dementsprechend mussten sich sämtliche Händler einen Ort suchen, an dem sie ihre Waren effizient verkaufen konnte. Die riesige Straße in dem ausgedorrten Flussbett hatte sich dafür geradezu angeboten. Dementsprechend herrschte tagein und tagaus geschäftiger Betrieb, nicht nur von Händlern, die dort auf ihr Glück hofften, sondern auch von Boten, die Lieferungen abholen und zu ihrem Haus bringen mussten. Zweimal ritten Codren und Flora an solch prächtigen Wägen vorbei, die doppelt so hoch waren wie gewöhnliche, von vier strammen Pferden gezogen wurden und auf deren Seiten das riesige Wappen des Hauses prangten. Beide drehten sich staunend nach der in der Sonne funkelnden Goldverzierung um.
      "Was meinst du, ist das für ein Haus? Sieht mir nach Vermell aus - sehr viel mehr kenn ich aber auch nicht."
      Sie einigten darauf, dass sie nicht genug wussten, um jedes einzelne Wappen zu entschlüsseln, und bahnten sich ihren Weg durch in die wirre Stadt.
      Der erste Schmied, den sie nach einen Elfen fragten, zog eine Grimasse.
      "Sieht das hier aus wie 'n verschissener Wald? Hier gibt's keinen Elfen. Zu wenig grünes Gras, um die anzulock'n."
      Er rieb sich einen schwarzen Kohlefleck auf der Stirn, den er damit sauber verteilte. Codren und Flora wollten ihn nicht weiter aufhalten. Beim Herausgehen hielt sie allerdings der Lehrling auf.
      "Nach einem Elfen sucht ihr? Dann müsst ihr es in der Altstadt versuchen. Hier oben sind nur die ganz reichen, die von dem Ausbau der Stadt profitiert haben. Die Altstadt ist das Rhodin, was es einmal war - vor diesem ganzen Krieg. Ihr findet ihn eher dort."
      Sie bedankten sich und Codren hielt ihm eine Silbermünze hin, von der sie dachte, dass es Bronze war. Flora's stirnrunzelnder Blick ließ sie ihren Fehler bemerken.
      Nachdem sie mit dem Jungen geredet hatten, fiel ihnen erst auf, was er gemeint hatte. Die Bauten am Eingang und in der unmittelbaren Nähe der Straße waren nicht nur groß, sondern auch allem Anschein nach vor kurzem erst gebaut. Die Häuser ließen kaum mehr Platz für Märkte oder Versammlungsstätten, weil alles danach gerichtet war, landesweiten Handel zu betreiben. Wenn sie also in die Altstadt wollten, würden sie ihren Weg durch die vielen Stände suchen müssen.

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    • Flora

      Sie setzten ihre Reise Richtung Osten weiter fort, nachdem sie bei der Hütte kein Glück mit dem Elfen hatten, der hier angeblich vor langer Zeit mal lebte, und nun im Dienste des Hauses Mehyve irgendwo bei den Eisenrotbergen arbeitete. Nachdem sie die Reise durch die warme Steppe hinter sich hatten, umrundeten sie noch einen Ausläufer des Eisenrotgebirges, und ritten dann ein paar Stunden durch ein bewaldetes Gebiet weiter nördlich auf die Füße der Berge zu. Kurz darauf verließen sie den Wald wieder, und folgten einem ausgetrocknetem Flussbett, dessen Quelle wohl mal in den Bergen lag, und nur nichts mehr her gab. Vielleicht hatte man das Wasser auch gestaut und für den Bergbau genutzt, oder die Quelle war einfach versiegt.
      Das Volk das hier lebte, hatte jedenfalls seinen Nutzen aus dem Flussbett gezogen, welches mehrere Ortschaften miteinander verband. Folgte man diesem natürlichen Weg, gelangte man auch in eine größere Stadt, namens Rhodin. Flora seufzte, da Codren das nicht in voller Pracht betrachten konnte. "Wir kommen jetzt in eine Stadt. Auf dem Schild stand Rhodin. Hier werden wir sicher Antworten finden.", meinte Flora, und ritt voraus. Codren musste sie nur im Blick behalten und ihr folgen. Unterwegs trafen sie viele Wagen von Händlern. Viele waren aus Mehyce, aber es gab auch eine große Anzahl der freien undf neutralen Händlernation. Irgendwer von denen war sicher auch schon in Garlingen. Manche aber hatten auch feste Routen, die sie immer wieder abfuhren.
      "Lass uns absteigen, es ist sehr voll hier. Die Ufer sind voller Stände und im Flussweg gibts es mehr Leute, als in Walces auf der Hauptstraße."
      Kurz darauf fanden sie einen Schmied, und fragten nach dem Elfen. Der war nicht sonderlich gastfreundlich, was ein Lehrling jedoch wieder ausglich, und den Damen einen ungefähren Weg nannte.
      Sie mussten also zu einem Altstadtteil, und der Weg führte durch den von Ständen und Handel betriebenen Hauptweg. Gut, das Flora voraus ging. Codren hätte vermutlich schon meherere Leute umgerämpelt und sich Ärger verschafft. Flora schaute sich um. Sie fragte sich, was der Junge meinte, mit vor dem Krieg. Wenn diese Stadt, der neue Teil, erst frisch erbaut worden war, dann musste Mehyve ggf. aus dem Krieg profit geschlagen haben. Sicher wurden Waffen irgendwohin verkauft. Nur an wen? Vultjag, Lyxaxu und Garlingen und die Elfen waren mit ihren besten Ausrüstungen aufmarschiert. Einige Wenige hatten sicher was aus Mehyve, aber direkt volle Ausrüstung war nicht dabei. Nicht mal die Truppe von Tane war so ausgerüstet gewesen. Oder Rawan. Brerandts Hauptarmee war mit den Barbaren beschäftigt, aber auch dort schien man große Verluste erlitten zu haben. Oder hatte Mehyve Camisses Schatzkammern geplündert? Flora waren jedenfalls Karren mit Erzladungen aufgefallen. Direkt aus Camisse. Also wollte man dieses hier in den Schmieden verarbeiten. Und sicher auch mit Eisenrot mischen, oder Waffen gänzlich aus Eisenrot herstellen. Aber nach den berüchtigten Sonnenöfen suchte man hier wohl vergebens. Alles wirkte normal.
      Nach einer Weile kamen sie in die Altstadt, die etwas runtergekommen wirkte, als der Bereich, den man wohl mit irgendwelchen Errungenschaften finanziert und aufgebaut hatte. Eine Bergarbeitenstadt. Hier gab es viele Läden, die von Händlern betrieben wurden. Ausrüstungen aller Art. Zudem viele Schmieden. Manche speziell für Werkzeuge.
      "Suchen wir uns erstmal eine Bleibe, und gehen ohne Pferde weiter."
      Im Gasthaus zum Staubigen Stifel, fand sich eine freie Doppelkammer. Hier fielen die beiden schon sehr auf, da in diesem Teil der Stadt die Leute eher schmutzig wirkten. Und gerade Flora mit ihrem schneeweißem Outfit, brach dem ein oder anderem sicher den Hals, wenn er nach ihr gaffte. Gut, das Codren das nicht bemerkte. Die hätte schon wieder für Ärger gesorgt, und irgendwem die Augen ausgekratzt.
      Nach frischen Bergwasser, das aus einem der Minenschächte gefördert wurde, und einer kleinen Stärkung, machten sie sich wieder auf die Suche. Zunächst versuchten sie es mal bei den Schmieden, die hier Reihe an Reihe standen. Es wurde gehämmert und gegossen. Es roch nach Feuer, und schwarze Wolken stiegen aus Schornsteinen empor. Auch hier reges Treiben. Überall Bergarbeiter, die ihr Werkzeug erneuern ließen.
      In einer der Schmieden stand ein bulliger Mann mit Glatze, auf dessen blanker haarloser Pracht die Schweißperlen tanzten. Zwei Lehrlinge hielten mit Zangen einen großen glühenden Block, auf dem der Schmied mit Wucht und einem gewaltigen Hammer einschlug, und es formte. Der war zu sehr beschäftigt, um ihn zu befragen.
      Bei der nächsten Schmiede hatten sie mehr Glück. Dort machte man gerade eine Verschnaufpause, und goss sich kühles Wasser die Kehlen runter.
      "Verzeihung, die Herren. Aber ich bin auf der Suche nach Jemanden. Ob sie mir Auskunft geben könnten?", fragte Flora höflich, und klimperte bereits mit ihrem Geldsäckchen. Diesesmal durfte es ruhig eine Silbermünze kosten.
      "Wen sucht ihr denn, junge Lady?", antwortete der Hauptschmied, dem das Geschäfft gehörte, und rieb sich mit dem Unterarm über Mund und Nase.
      "Einen Elfen. Man sagte mir, das er vor etwa 30 Jahre her kam, und hier arbeiten sollte. Kennen sie diesen vielleicht?"
      "Schon möglich. Hab gehört, weiter oben gäbe es eine Schmiede, die teures, aber hochqualitatives erkzeug herstellt. Selbst die Soldaten aus Rhodin lassen sich dort ihre Rüstungen und Waffen herstellen. Sicher ist der Elf dort zu finden. Folgt einfach dem Weg. In zwanzig Minuten seit ihr dort."
      Flora nickte und bedankte sich. Sie drückte dem Schmied zwei Silbermünzen imn die Hand, der kurz draufbiss und diese dann in einer Tasche verschwinden ließ. Leicht verdientes Geld. Auch wenn sein Blick eher mürrisch war. Wer schickte auch gern mögliche Kunden zur Konkurrenz. Und davon gabs hier ja reichlich.
      Flora zuckte, als sie noch letzte Wortfetzen hinterrücks vernahm.
      "... würde ich gern mal beide mit meinen Hammer bearbeiten ... hahaha ...." ".... verbrenn die nicht die Nasenspitze ..." " ... was willst du von denen? Die sind viel zu gut für dich. Bleib lieber bei deiner fetten Frau ...."
      Was meinte er bloß mit Hammer bearbeiten? Sahen sie aus wie ein Stück Metall? Sie hörte Codren mit den Zähnen knirschen. Am liebsten wäre sie wohl wieder losgestürmt, um für Ordnung zu sorgen. Aber ihre eingeschränkte Sicht verhinderte wohl diese Aktion. Sie blieb dicht hinter Flora und fixierte sie.
      Sie folgten dem Weg weiter nach oben. Der Pfad war schmal, und ihnen kamen reichlich Erzesel entgegen. Die Packtiere waren schwer beladen, und wurden von den Treibern unermüdlich hinabgescheucht. Wer nicht aufpasst, wurde beiseitegeschoben. Große Körpe mit hunderten Kilo Fels und Erzgestein schaukelten auf ihren Rücken. Weiter unten würde man es noch trennen. Dann gabelte sich der Weg und sie folgten dem linken, der bald eine steile Treppe bot, die nach oben führte. Hier war wohl mal ein Stück Fels rausgebrochen worden. Die hohe Kante glich einer Mauer. Das Holzgerüst schien aber stabil genug, das man sich keine Sorgen machen müsste.
      Weiter Oben erreichten sie einen Vorplatz. Das musste die Schmiede sein. Ein paar Hütten, Stall und Wohnbereich, waren links an Berg verbaut. Rechts daneben fand sich ebenfalls eine Hütte, und davor direkt ein überdachte Schmiedeplatz. Mehrere Ambosse standen rum. Ein großer Ofen prangerte mittig, in dem mehrere Eisen lagen. Ketten hingen an der Decke. Ein großer Bottich stand mittig auf der Glut, und glühte im unteren Bereich ebenfalls. Direkt darüber ein Rauchfang. Ein Stück daneben gab es noch einen Ofen. Er war aus Stein und wirkte wie ein großer Kamin. Zwei Leute standen davor, und einer öffnete die Luke. Ein helles Feuer brannte darin, und kurz darauf floss warme Luft den beiden Damen entgegen, während die Männer wohl Brennmaterial nachwarfen und das Feuer kontrollierten. Die Luke schloss sich und die Männer machten sich wieder an die Arbeit.
      Flora blieb am Rande der Schmiede stehen, und räusperte sich. Einer der beiden sah auf. Ein älterer Mann. "Ja, was gibts?", knurrte er. Er schien schwer beschäftigt zu sein, und war nicht erfreut über die Störung.
      "Ich suchen einen Elfen, der hier Schmied ist. Arbeitet der hier?"
      "Natürlich. Das ist seine Schmiede. Er sitzt im Haus."
      Der Mann verwies mit einer Arjmbewegung auf das Haus und wandte sich seiner Arbeit wieder zu. Zufrieden marschierten die Damen dann zur Tür und klopften.
      Kurz darauf machte ein Elf die Tür auf.
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      "Ja?"
      "Ah, du muss der Elf sein, den wir suchen. Ich bin Flora Goldfield, und das ist Cod..."
      "Flora Goldfield? Komm herrein. Und du auch."
      Ehe Flora sich richtig vorstellen konnte, zog er sie bereits am Ärmel herrein. Codren stolperte förmlich, und er bemerkte sofort, das etwas mit ihren Augen nicht stimmte, und hielt sie fester am Arm, damit sie nich fiel. Er sah kurz raus, blickte sich um, und polterte die Tür zu.
      "Was soll das? Und du kennst mich?", fragte Flora verwirrt.
      "Natürlich. Ich bin Kale Baree. Hab früher mal euer Haus besucht. Da war dein Vater noch ein junger Bursche gewesen. Wie geht es ihm heute?"
      Flora kniff die Lippen zusammen. Er konnte es ja nicht wissen. "Er... lebt nicht mehr. Er verstarb vor kurzem."
      "Oh, das ist schade. Möge er in Frieden ruhen. Und, ... wer seid ihr?", richtete er die Frage an Codren.
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    • Die Leute von Rhodin waren nicht wirklich gesellig, wobei auch das am Krieg liegen konnte. So wie es den Anschien hatte, hatte sich diese ganze Stadt mit der Besetzung von Camisse geändert und damit auch ihre Bewohner. Von überall her brüllte man Angebote auf die Straße und feilschte lauthals, als gäbe es auf der ganzen Welt nichts wichtigeres, als die besten Preise zu ergattern. Würde Flora's weißes Kleid in Codren's Sichtfeld nicht glühen wie eine eigene Sonne, hätte sie gar keinen Anhaltspunkt, sich irgendwie zu orientieren. Die grauen Umrisse flossen an ihr vorbei wie ein einfarbiges Meer, das niemals zum Stillstand kam und sich mit den vielen Gebäuden vermischte. Einmal mehr war Codren froh darum, dass Flora die Führung übernahm.
      Die Schmieden an diesem Ort waren entweder zu beschäftigt um sich mit ihnen zu befassen oder so schmierig, dass sich Codren vornahm, ihr Schwert selbst zu schleifen, bevor sie auf die Idee kam, einen dieser Männer danach zu fragen. Als die beiden erfuhren, wo der Elfenschmied sich aufhalten könnte, dachte Codren sich verärgert, dass die Männer Glück hatten, dass sie dort drinnen noch schlechter sehen konnte, sonst gäbe es drei gebrochene Nasen mehr. Zu Flora sagte sie darüber nichts, aber das Mädchen konnte sich bestimmt auch so vorstellen, was in ihr vorging.
      Die Schmiede, von der gesprochen wurde, war nicht weit entfernt und kaum zu übersehen, wenn man man einfach dem ganzen Erz folgte, das dorthin geliefert wurde. Die Damen hatten sogar noch mehr Glück, dass ein Elf anscheinend diese Schmiede besitzte.
      Die Begrüßung, die sie erhielten, war überraschend, wenn man bedachte, wie unfreundlich der Rest der Stadt war. Codren war misstrauisch gegenüber dem freundlichen Mann, der sie so unvermittelt hineinbat, aber entschloss sich dazu, dass sie ihm lieber freundlich begegnen sollten, wenn sie keine Aufmerksamkeit erregen wollten. So wie es aussah kannte er Goldfield auch recht gut, womit sich die Lage ein bisschen entspannte. Aber auch nicht sehr viel.
      "Codren Goldfield. Ich bin eine Freundin auf der Reise."
      Sie sah davon ab ihm die Hand zu geben, lächelte allerdings freundlich und unschuldig, als wäre sie wirklich nichts weiter als eine Freundin. Er musste nicht unbedingt sofort wissen, dass sie eine ausgebildete Leibwächterin war.
    • Kale führte die Damen zu Tisch und bot ihnen an, Platz zu nehmen. Flora ging vor Codren, und schwenkte kurz vor einem Stuhl um den Tisch herum, und nahm gegenüber Platz. Kale stand bei dem Stuhl, und hielt die Lehne fest, und wartete, bis Codren sicher saß, so als ob er befürchtete, das der Stuhl umkippen würde. Die Elfen waren schon ein merkwürdiges Volk.
      "Darf ich den Damen etwas zu Trinken anbieten? Ich habe Honigtee und fisches Minenwasser."
      "Ich denke, wir nehmen den Tee.", meinte Flora sicher einstimmig mit Codren. Minenwasser klang etwas schmutzig. Kurz darauf goß er auch schon drei Holzbecher auf und stellte sie auf den Tisch. Es roch bereits nach Honig, und der Tee färbte sich orange. Kale selbst stand neben dem Tisch, die Arme hinten verschränkte und blickte fragend zu den Damen. "Ihr sucht nach mir? Was führt euch zu mir?"
      Flora erklärte in wenigen Minuten die aktuelle Lage, und eine kleine Vorgeschichte, wie ihre Reise begann. Kale hörte aufmerksam zu und nickte. "Nun, in letzter Zeit haben wir sehr viele Waffen geschmiedet. Wir erhielten vor einigen Wochen erst den Auftrag. Ich glaube vor sechs oder sieben Wochen. Ich weiß, das ein Teil der Waffen nach Graubheim, der Kasernenstadt, geliefert wurde. Es waren Waffen aus Eisenrot dabei. Sicher für den Adel oder die Generäle. Aber, ein Großteil der üblichen Waffen wurde an die Küstenregionen geliefert. Mehr weiß ich jedoch nicht darüber."
      Flora nickte. Eine wichtige Information. Kasernenstadt - Graubheim. Waffen die an die Küste geliefert wurden. Sicher waren sie für den Seeweg bestimmt. Nur wo sollten sie hin verschifft werden?
      "Wieso lebt ihr hier in Mehyve, Kale. Wärt ihr im Wald nicht besser dran?", fragte sie neugierig, und nippte am Tee. Er schmeckte süß und leicht nach einer Frucht, die sie nicht kannte. Der Honig war jedoch dominant.
      Kale schritt auf und ab, brauchte wohl einen Moment, die Gedanken zu sortieren. "Die Gründe können vielseitig sein. Sagen wir, ich hatte meine Gründe. Das muss reichen. Obwohl ... es hat auch etwas mit Eisenrot zu tun. Nur hier bekam ich die Möglichkeit, meine Fähigkeiten auszubauen. Zunächst lebte ich in dem Haus, wo ihr mich vermutet hattet. Vor einigen Jahrzehnten dann trat ich in den Dienst des Königs von Mehyve. Aber, das änderte sich vor einigen Monaten. Überall im Land herrsche aufruhr. Unzufriedenheit machte sich breit, und einige Dörfer probten den Aufstand. Man fürchtete einen Krieg, den niemand wollte. Das Volk wollte Frieden, und der König rüstete ab. Zumindestens hatte er das vor. Er wollte dem Volk zeigen, das er kein Interesse daran hatte, in andere Länder zu marschieren. Er hätte höchstens Waffen verkauft, mehr nicht. Das führte jedoch dazu, das Prinz Zane den Thron bestieg, und seine Eltern aus dem Land verbannte. Mit Gewalt schlug er jeden Wiederstand nieder und sorgte wieder für Ordnung in Mehyve. Ferner noch erhöhte er die Militärstärke und die Waffenproduktion. Aus einen offenen Krieg hielt er sich bis jetzt raus. Das wird vermutlich auch so bleiben. Er füllt seine Kassen auf den Leichen der anderen Häuser auf. Das Haus, was am meisten Waffen kauft, wird sicher Vorteile haben. So war es schon immer. Und die anderen Häuser hätten sicher nahgezogen. Aber ..." "Der Plan ging nicht auf, richtig?"
      "Korrekt. Die Lager sind voll mit Waffen, die nicht verkauft wurden. Wofür sollte er sie sonst in solchen Mengen schmieden? Und außerdem, ist noch ein weiterer Plan nicht aufgegangen. Und das die Erbin von Goldfield persönlich her kam, ist wohl ein gutes Zeichen."
      Flora hob neugierig die Augenbraue. "Welcher Plan?"
      "Es gibt weiterhin Widerstand in Mehyve. Zwei Generäle, vier vom Adel und ... meine Wenigkeit. Wir hegen das Interesse, Zane vom Thron zu stoßen. Und ich glaube, das ihr uns dabei helfen könnt. Mehyve ist nämlich alles andere als ein geeintes Reich. Kaum einer weiß davon, das zur Zeit etwa 30 Adelshäuser in Mehyve regieren, alle unter dem stärksten Haus - Haus Mehyve - vereint. Sie alle kämpfen um die Gunst des Königs. Und seit Zane auf dem Thron sitzt, stiegen die Machtspielchen weiter an. Entweder werden die Häuser sich bald gegenseitig zerfleischen, oder sie marschieren in den Krieg gegen ein anderes Haus, um als das beste und stärkte zurückzukehren."
      Flora hörte zu und grübelte bereits. Eine Art Feudalsystem, aber geeint unter einem König. Zane wird kaum zulassen, das sein Land in Flammen steht. Also wird es Krieg geben. Nur welches Haus wird er angreifen? Camisse hatte er ohne einen Pfeil zu verschießen einfach so eingenommen - durch Verrat und List. Er benötigt das Erz. Er hat also sicher nicht genug Minen um seine Pläne vollends umzusetzen. Er ließ alles Erz aus Camisse hierher verfrachten, zu den Schmieden. Auch zu der des Elfen. Weiter kam Flora nicht. Sie fragte sich aber, ob die Waffen auch nach Übersee verkauft wurden. Die Rawaner hatten jedenfalls keine Schwerter aus Mehyve.

      Kurz darauf fragte er Flora nochmals nach dem Zauber, den sie für das Schwert mittgebracht hatte. Sie übergab das Papier an ihn, welches er geschickt entfaltete. "Oho.... ein sehr alter Zauber, den heute kaum noch ein Elf beherrscht. Er wurde über Jahrhunderte an die besten Schmiede weitergereicht. Es ist ein einmaliger Zauber. Eine Kleinigkeit. Übernachtet heute hier. Ich werde ihn in dein Schwert schmieden, und morgen könnt ihr dann eure Reise fortsetzen."
      Er sah wieder zu Codren, deren Augen das Geschehen still verfolgten. "Ihr hättet einen Druiden aufsuchen können. Womöglich hätte er das Leiden mit ihren Augen beseitigen können."
      Flora erklärte, das dafür zunächst keine Zeit war. Und Codren ihr diesen Schaden auch verheimlichte.
      "So? Eine stolze Dame, die keine Schwäche zeigen mag, oder? Codren Goldfield. Eure Hausherrin kann ebenso stolz auf euch sein. Jedoch könnt ihr sie so kaum schützen. Ihr seht wenig, habt keine gute Ausrüstung, außer euer Schwert vielleicht."
      Er stolzierte etwas durch den Raum und drehte sich dann beiden zu.
      "Ein Vorschlag. Helft uns beim Widerstand. Ihr wollt Zane aufsuchen, und kommt womöglich nah genug heran, wenn er euch vorsprechen lässt. Im Gegenzu werde ich eurer Leibwächterin eine neue Ausrüstung schmieden. Ihr müsst nur einen Tag länger hier verweilen. Als zusätzliche Bezahlung nehme ich ihr Eisenrotschwert. Sie erhält ein neues von mir. Ein anderes Schwert. Edler noch, und ebenso hochwertig."
      Flora sah zu Codren. Sie sollte das selbst entscheiden. Immerhin könnte eine neue Ausrüstung hier von Nutzen sein.


      Wenig später waren sie wieder im Gasthaus zum Staubigen Stiefel. Hier würden sie zwei Nächte schlafen, ehe sie weiterreisen würden. Codren hatte zugestimmt, und war jetzt um einiges erleichtert worden. Das Schwert war weg. Der Schild sollte verändert werden. Eine neue Rüstung, passend zu Floras - wenn auch vielleicht nicht so edel.
      Durch Floras Erzählung wusste er sogar von Codrens mechanischer Hand, die mittels Magie zum Leben erweckt wurde. Er meinte, das er da auch noch etwas tun könnte. Nur für die Augen konnte er nichts tun. Denn das überstieg seine Fähigkeiten beiweitem.
      Flora hingegen hatte sich vorgenommen, das Problem selbst zu lösen. Auf dem Tisch im Zimmer legte sie ein Buch und begann darin zu blättern, bis das Lesezeichen die Seite zeigte, die Flora zuletzt studiert hatte. Im Schein der Kerzen begann sie zu lesen. Ein Buch aus Lyxaxu. Es beinhaltete auch einen Heilzauber der Stellarmagie. Einen besseren, als jenen, den sie gerade beherrschte. Aber sie erzählte Codren davon nichts, um ihr keine falschen Hoffnungen zu machen. Nur, das es sich um ein Buch für Stellarzauber hielt. Und es lag Wahrheit darin, wenn sie sagte, das sie einige Sprüche erlernen wollte.
      "Lass uns morgen noch ein wenig die Umgebung erkunden.", meinte Flora beiläufig. Codren sollte nicht das Gefühl haben, sie wäre nutzlos, und müsste am besten sicher in einem Haus sitzen, wo sie sich alles merken konnte, wo es stand, um nicht zu stolpern. Oder jemanden umzurennen.
      "Und was hälst du von dem Elfen? Können wir ihm trauen? Sollten wir uns dem Widerstand anschließen?"
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    • Von dem Elfenschmied erfuhren sie, dass Mehyve längst nicht so untätig herumsaß, wie es den Anschein hatte. Während er vielleicht nicht in den Krieg zog, gab es doch andere Probleme, mit denen er wohl genug zu tun hatte. Anders als die anderen Herrscher auf der Insel hatte er Mühe, seine Macht beizubehalten, weil er sich zu sehr auf seine unterstützenden Häuser verlassen musste und die sich nach und nach zusammenrotteten, um entweder gegeneinander oder gegen ihn in den Krieg zu ziehen. Das würde teils auch selbst erklären, weshalb er nicht in den Krieg zog, weil seine eigene Armee viel zu instabil sein würde. Könnte er sich auf die Generäle verlassen, die er erwählen würde? Wie hoch war schon die Korruption unter den Soldaten?
      Der Schmied bot ihnen an zu übernachten, während er das Schwert bearbeiten würde, und ließ einen Kommentar über Codren's Augen ab, dem sie mit frustrierter Miene begegnete. Flora war dabei keine Hilfe.
      "Ich habe meine eigene Wege."
      Der Elf schien das zur Kenntnis zu nehmen, wenn auch nicht sehr bereitwillig. Er unterbreitete ihnen einen Deal, dem sie kaum absagen konnten und blickte abwartend in die Runde.
      "Erklärt mir erst, was für eine Rüstung Euch vorschwebt", verlangte Codren und dem fügte er sich.

      Später im Gasthaus fiel Codren auf, dass sie ohne ihre Ausrüstung ihr Schwert nicht schleifen und ihr Schild nicht polieren konnte, was sie sonst immer abends tat. Sie entschied sich dazu, stattdessen nach ihren Narben zu sehen, was längst mal überfällig war. Flora studierte derweil in einem ihrer Stellarbücher, von dem Codren sowieso keine Ahnung hatte. Selbst, wenn sie bei dem trüben Licht lesen könnte, würde sie wohl nichts verstehen.
      "Ich finde, wir sollten uns nicht in Angelegenheiten mischen, die uns nichts betreffen. Diese Häuser, die hier um ihre Macht kämpfen, sind nicht zu unterschätzen und du musst bedenken, dass nicht mehr dein Vater Herr von Goldfield ist, sondern du. Wenn das jemand herausfindet, der auf der anderen Seite steht, wird er es versuchen, auf die eine oder andere Weise auszunutzen. Das heißt", sie seufzte, "Wir werden uns dem Aufstand anschließen können, aber nur, wenn niemand erfährt, wer du wirklich bist. Das schaffen wir doch, oder?"
      Aber so einfach würde es nicht sein. Gab es in Taranoke überhaupt noch jemanden, der nicht wenigstens schon von Flora gehört hatte?
    • Flora war sich nicht sicher, ob sie das verhindern konnte. Namen verbreiteten sich manchmal schneller, als man selbst reisen konnte. Und wenn Zane sie kannte, dann sicher auch die Soldaten. Man würde ihnen sagen, wonach sie ausschau halten sollten, und schon in der nächsten Stadt würde man sie festnehmen lassen.
      "Wir müssen ohnehin Zane aufsuchen. Und im Notfall werden wir womöglich ohnehin kämpfen müssen. Aber ich werde trotzdem an meinem Plan festhalten. Womöglich können wir Camisse bald befreien. Das schwächt Mehyve, da auch andere widderum aus Camisse beliefert werden können. Und der Handel wird auch wieder ansteigen. Vielleicht sind bald alle Häuse des Krieges leid, und schließen wieder Frieden. Oder zumindestens eine längere Waffenruhe."

      Am nächsten Tag konnte Flora bereits ihr Schwert wieder abholen kommen. Der Elf hatte den Zauber in das Schwert geschmiedet, in Form von Runenzeichen, die dem Zauber entsprachen. Sie waren tief im Metall verborgen und würden aufleuchten, sofern man ihn beschwor. Ein einziges mal würde er funktionieren. Es war eine Art Adaption, oder Verschmelzungszauber, der Flora ermöglichte, ihr Schwert anders zu gestalten. Würde sie einestages ein Erz finden, das sie in ihr Schwert integrieren möchte, so kann sie das einmalig tun. Das Schwert würde sich optisch anpassen, dabei aber die Form behalten. Sie könnte dann mit dem Schwert beliebig oft den Zustand wechseln. Den jetzigen, oder den adaptierten. Jedoch ginge das nur, wenn man selbst über Mana verfügte. Flora besaß genug Mana, das spürte der Elf. Eine gewisse Vertrautheit nahm er wahr.
      Flora bedankte sich und prägte sich den Zauber ein. Sie würde ihn später nutzen. Vielleicht konnte er ja noch nützlich werden, was Mehyve betraf.

      Den Rest des Tages sahen sie sich in der Stadt um, oder erkundeten die nahe Umgebung. Es war schwierig, das Codren wenig erkannte, aber Flora beschrieb manches möglichst genau. Nun konnte sie etwas für Codren tun, die sonst immer ihr Leben für sie riskierte.
      Am letzten Abend saßen sie in ihrer Kammer und Flora wollte erste Versuche mit dem neuen Zauber wagen. Morgen gab es schließlich neue Ausrüstung für Codren. Vielleicht würde sie diese gern ungehindert betrachten wollen.
      Sie hatten zwei Stühle in die Zimmermitte gestellt, und sich gegenüber hingesetzt. Flora schaute nochmals in das Buch, nur um ganz sicher zu sein. Dann atmete sie einmal tief durch und legte mit beiden Händen die Fingerspitzen auf die geschlossenen Augenlieder von Codren.
      "Ok, ich fange jetzt an. Wenn etwas unangenehm sein sollte, mach dich bemerkbar, dann stoppe ich sofort."
      Flora fing an sich zu konzentrieren, und wie im Buch beschrieben, erinnerte sie sich an die Augen von Codren, und deren Funktion. Sehen. Sie sollte wieder sehen können. Die Verletzungen, das Gift, es war fort und hatte Spuren hinterlassen. Fort mit ihnen ... wie das Gift ....
      "MEDIS", beschwor Flora und ihre Finger fingen an schwach zu leuchten. Ein warmer Lichtstrom schien in Codren's Augen zu fließen. Als hätte man zwei erwärmte Steine aufgelegt. Aber es hielt nur kurz. Flora verlor die Kontrolle und der Zauber verging. Also versuchte sie es nochmals, und konnte ihn diesesmal etwas länger halten. Aller Anfang war schwer. Es würde sicher noch dauern, ihn vollständig zu beherrschen.
      Etwa zwanzig Sekunden konnte sie ihn halten, dann war die Anstrengung zu groß und sie legte die Hände wieder auf ihren Schoß. Ob es was gebracht hatte?
      "Codren, öffne die Augen, und schau, ob du mehr erkennen kannst. Ich selbst habe das Gefühl, etwas erreicht zu haben."



      Der nächste Tag
      Schmiede von Kale Baree

      Codrens Augen waren tatsächlich besser geworden. Farben und deutliche Muster nahm sie in ihrer Nähe wieder wahr, aber alles ab etwa 10 m Entfernung verschwamm, wurde diesig und bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Ab 20 m etwa war alles für Codren ein Wisch aus Farben, so als wäre ein gemaltes Bild durch ein Regenguss verlaufen, und unkenntlich geworden. Aber sie würde zumindestens nicht mehr gegen Stühle laufen, oder mit dem Pferd plötzlich unerwartet eine Böschung runterreiten. Eine Weile musste Codren damit also noch zurecht kommen.
      Sie folgte Flora weiterhin und gemeinsam erreichten sie die Schmiede. Kale erwartete sie bereits, diesesmal jedoch im Lager hinter der Schmiede. Der Raum war groß genug, damit Codren ihre neue Ausrüstung begutachten und auch anprobieren könnte.
      "Seit ihr fertig geworden, Kale?", fragte Flora. Der Elf nickte. "Kommt mit. Es war anstrengend, selbst für mich, denn ich habe kaum Schlaf gefunden. Ich tat alles selbst. Feuern, Schmelzen, Schmieden. Aber, ich denke es hat sich gelohnt."
      Er schloss die Tür, als sie im Lager waren und zog an einer Kette, wobei oben das Dach aufgezogen wurde, und mehr Licht hinein ließ. Es war taghell im Lager. Mittig standen die Sachen, auf Halterungen, über denen widerum Tücher lagen, und diese verdeckten, und vor Staub schützten.
      "Erlaubt mir euch zunächst die Rüstung vorzuführen. Natürlich werde ich das Lager später verlassen, wenn ihr sie anprobiert.", sagte er, und trat nochmals vor Codren, blickte in ihre Augen.
      "Sie sind besser geworden. Habt ihr ein Heilmittel gefunden?" "Ein Zauber. Ich erlerne ihn gerade, aber es fehlt noch etwas feingefühl."
      "Sehr gut. Die Augen sind reparabel. Das sollte euch aufmuntern. Lernt fleissig weiter. Der Erfolg wird sichtbar sein."
      Im wahrsten Sinne des Wortes.
      "Gut. Beginnen wir." Er zog das Tuch vom Gestell, und vor Codren tat sich ihr neue Ausrüstung auf.
      Armor 1.jpg
      Der Elf meinte, das er sich dabei an Floras Ausrüstung orientiert hatte, und sie etwas anglich. Er achtete dabei aber auch, das sie für eine Frau bequem saß, und flexibel war, trotz Rüstungsplatten, die sich nicht nur über Brust und Schultern legten. Arme und Beine waren ebenso geschützt. Zudem ließ er von einem Gehilfen noch edlen Elfenstoff zurecht nähen. Immerhin war das ja auch Arbeit von einem Elfen, und etwas sichtbare Handschirft konnte nicht schaden. Ein nach vorn geöffnetes Beinkleid und ein kurzer Umhang, der bei Kämpfen nicht im Wege sein würde, zierte das Metall, das widerum aus fenstem Edelerz der Berge bestand. Mehyvische Qualität. "Eisenweiß.", sagte der Elf stolz. "Es ist ebenso elegant wie Eisenrot, aber ansich nur sehr schwer zu bearbeiten. Ich bin der Einzige, der es bisher perfektioniert hat. Man muss genau auf die Temperaturen und die richtigen Schläge mit dem Schmiedehammer achten. Dafür ist das Geschick eines Elfen geradezu perfekt geeignet."
      Natürlich gab er etwas an. Und Gold hatte er auch eingearbeitet. Jedoch war es nicht pur, sondern mit dem Eisenweiß gemischt, um stabiler zu sein, damit es nicht verbog oder so einfach abgeschlagen werden könnte. Da der Hüftbereich aus feinen Metallschichten auf dünnem Leder bestand, konnte Codren darunter ihren Gürtel tragen und dort z.B. ihren Geldbeutel sicher verwahren. Zudem hatte er noch ein paar Federn eines Bergfalken zur Verzierung angebracht. Diese Vögel hatten gute Augen und symbolisierten Aufmerksamkeit. Stellvertretend für ihre Anstellung als Leibwächterin sollte sie das unterstützen.
      Er gab Codren noch ein kleines Ledergebundenes Buch. Nur 10 Seiten und so groß wie eine Hand.
      "Darin sind Reparaturzauber. Solange ihr keine Elfenschmiede anreisen könnte, und dabei etwas Eisenweiß mitbringt, wird niemand Schäden reparieren können, ohne anderes Material zu nutzen. Darin sind Zehn Zauber geladen. Verliert es nicht. Reißt eine Seite heraus, und presst sie mit fest auf die Rüstung. Sprecht ihn aus, und die Rüstung erstrahlt wie neu. Tut es am Besten, wenn sie schwer beschädigt ist."
      Somit konnte Codren auch ohne Mana vorerst Schäden beseitigen. Wird sicher auch noch nützlich sein.
      Unter dem zweiten Tuch verbarg sich ein Schild. Der Elf hatte entschieden, doch ein passenderes Desing und Material zu verwenden. Auch hier kam Eisenweiß zu Diensten.
      Shield 2.jpg
      "Dieser Schild hat einen Naturzauber in sich. Er unterstützt euch in Sachen Ausdauer und Erholung. Allerdings nur, wenn ihr pausiert. Außerdem habe ich noch einen roten Rubin eingearbitet, der euch sicher kaum aufgefallen ist. Auch dieser ist mit einem Zauber versehen. Er leuchtet kurz auf, wenn eine Waffe aus Eisenrot in der Nähe ist, und vibriert leicht. Ihr könnt es spüren, wenn ihr ihn tragt. Er verstärkt auch den Schutz vor Angriffen von roten Waffen. Leicht, und robust. Er wird dir und Flora Schutz gewähren.
      Der Schild war groß genug, um ihren Körper dahinter zu verbergen, aber nicht klobig. Sie könnte ihn am Rücken befestigen, so das beide Arme frei blieben.

      Dann folgte das Schwert.
      Sword 2.png
      Eine grünlich schimmernde Klinge, mit Schuppenleder am Griff und goldverzierungen. Kale meinte, dass das Schwert auch aus Eisenweiß besteht, aber mit einem Giftzauber belegt war. Nur sie selbst kann den Zauber anwenden. Da Flora über Stellar und Heilmagie verfügte, und auch entgiften konnte, wärch ideal, um einen Gefangenen auszuhorchen. Mancheiner war äußerst redefreundlich, wenn er langsam dahinschied, und doch Rettung in greifbarer Nähe lag.
      Kale hoffte natürlich, das sie damit Zane niederstrecken würde, sofern Flira es nicht täte. Das behielt er aber für sich.
      Am Ende blieb nur noch der kleine Stumpen, an dessen Ende sich eine neue Hand für Codren befand. Diese schimmerte rötlich. Er sagte, sie würde besser sein, als die, die sie jetzt trug. Feinfühliger. Sie würde bald gar nicht mehr auffallen. Sie konnte ebenso verborgen werden, wie ihre letzte Hand.
      Er hatte sie aus dem Erz des Schwertes geschmiedet, das er Codren abgenommen hatte. Den Rest behielt er für sich.

      Er breitete die Arme aus und sah zweichen Flora und Coren hin und her. "Nun, was sagt ihr? Zögert nicht mit Lob oder Kritik."
      Flora schaute zu Codren. Sie sollte entscheiden, ob sie all das annahm. Es war für sie. Flora selbst hatte ja ihren Teil erhalten, wenn auch deutlich weniger.
      "Probier es wenigstens an, Codren.", meinte sie grinsend, und schaute zum Elfen, der sich verbeugte. Er würde sogleich den Raum verlassen, und Codren erstmal die Ware prüfen lassen.
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    • Am zweiten Abend bekam Codren doch noch die Chance, die Stadt in ihrer wirklichen Pracht zu genießen, und so ließ sie Flora ihre Magie entfalten, obwohl ihr dabei selbst nicht ganz zumute war. Nicht, dass sie Flora nicht vertrauen würde, doch konnten die Lehren aus einem Buch wirklich rechtmäßig angewandt werden? Würde nicht eine gewisse praktische Vorkenntnis vorausgesetzt sein?
      Doch Flora meisterte ihre Arbeit bravourös, wenn auch mit anfänglichem Stolpern. Ihre Pupillen erzitterten merklich, sie blinzelte einmal, mehrmals, und dann begann sich die Farbe in ihrem Blickfeld herauszuschälen, sie erkannte Flora's goldenes Haar, wenngleich es noch einen leichten Graustich hatte und die Wände sahen auch wieder mehr nach Holz aus. Codren schnappte nach Luft.
      "Du bist unglaublich, Flora."
      Wenngleich die weite Ferne immer noch mit einem dünnen Tuch behangen schien, konnte sie doch Kerzenlicht wieder als solches wahrnehmen. Sie erzählte Flora davon, begeistert, und ging dann zum Spiegel, um ihre Augen zu betrachten. Unter das Grau der Iris hatte sich nun ein Stich ihres alten Brauns gemischt.

      Am nächsten Tag suchten sie den Schmied ein weiteres Mal auf und diesmal sah er äußerst selbstzufrieden aus. Er offenbarte ihnen eine Rüstung, die Codren den Atem verschlug. Auf einem Gestell thronte sie, glänzend, in hellen Farben die - wie er schon erwähnte - im völligen Einklang mit Flora's Rüstung standen. Sie war eher einer Königin statt einer Leibwächterin würdig, aber Codren würde sich bestimmt nicht beschweren. Ehrfürchtig streckte sie eine Hand aus und berührte das Eisenweiß.
      Die Waffe und das Schild übertrafen die Rüstung sogar noch ein wenig, womit Codren nichts weiter herausbrachte als ein heiseres "Danke", ehe sie nach dem Schwert griff. Nach Kale's langer Ausführung war sie so davon gefesselt, dass sie gar nicht merkte, dass er hinausging. Erst mit Flora's Erinnerung, begann sie sich umzukleiden.
      "Es sitzt perfekt. Viel besser als die alte Rüstung."
      Sie streifte Flora mit einem entschuldigenden Blick, denn die alte Rüstung stammte aus Goldfield. Aber mit dem Können eines Elfen konnte niemand mithalten.
      "Das ist detaillierte Arbeit. Ich hoffe, er wird zum Schluss nicht doch mehr verlangen, als wir ihm bieten können."
      Codren war sich sicher, mit dieser Ausrüstung konnte sie gegen ganz Taranoke antreten, aber hoffentlich würde Kale nicht genau das von ihr Verlangen. Sie würden auf sein Angebot vertrauen müssen.
    • Flora freute sich darüber, das Codren zufrieden war. Sie wurde reich beschenkt, neue Sehkraft und Ausrüstung. Beides wäre wohl auch bitter nötig, sollte es hier in Mehyve zu kämpfen kommen. Sie standen mit hochqualitativer Ausrüstung deren Soldaten in nichts nach, und selbst der Adel war ihnen kaum überlegen, wenn sie mit roten Waffen anrückten. Das erhöhnte die Überlebenschancen doch gewaltig.
      Als sie das Lager verließen, war Codren neu eingekleidet und ausgerüstet. Als sie ihre neue Hand angelegt hatte, nutzt Codren auch ihren Heilzauber, um das Jucken zu lindern. Die Hand verband sich beinahe nahtlos mit dem Armstumpen, und nur wer genau hinsah, konnte den Übergang erkennen, sofern er nicht farblich abhob. Ein wenig würde sie sich wohn noch gewöhnen müssen, da die Hand sich feinfühliger bedienen ließ. Zudem war sie aus Eisenrot. Ein zu kraftvoller Griff könnte womöglich sehr schwere Folgen haben. Sie könnte sich damit sicher durch eine Rüstung kratzen. Zudem erkannte das ja niemand, da die Hand verborgen war. Mit der Rüstung wirkte Codren ganz natürlich.
      Sie verließen das Gebäude, und der Elf blickte zufrieden und untersuchte die Rüstung, ob nicht doch etwas falsch war. Aber es war alles perfekt. Er schien sich selbst übertroffen zu haben.
      Flora bat den Elfen, Codrens alte Rüstung über die Händler nach Goldfield zu schicken. Vielleicht würde Codren sie gelegentlich tragen. Oder als Erinnerung behalten.

      Kale sprach Flora nochmals auf den Widerstand an. Sie würden aber niemanden davon auf der Reise zur Hauptstadt und zum Schloss begegnen, weshalb sie sicher sein konnten, sollte es zu einem Kampf kommen, so wären es Zanes Leute, die sie niederstrecken würden. Kale selbst würde ohnehin erstmal mit den anderen über Floras Hilfe sprechen müssen. Es könnte aber sein, das er Verstärkung nachschicken würde. Ein paar Vertreter würden westlich das Hauptstadt zum Waldeingang lagern. Auf dem Rückweg könnten sie diese dann ansprechen und nach Kale fragen. Dann würden sie diese erkennen.
      Wenn in spätestens 5 Tagen nichts von Flora oder Codren zu sehen wäre, würde man davon ausgehen, das sie gefangen genommen wurden, und womöglich eine Befreiungsaktion starten.
      Flora entschied daraufhin sich anzuschließen. Hilfe konnte sie gebrauchen. Sie kam schließlich in diplomatischer Absicht her, ohne Gefolge und Armee, nur mit einer einzigen Leibwächterin. Wenn Zane nicht auf ihren Vorschlag einging, und sie ggf. angreifen lassen würde, brauchten sie Hilfe, um flüchten zu können.

      Kurz darauf verließen sie Rhodin und ritten weiter östlich den Pfad zum Wald entlang. Sie würden einer Straßen am Fuße der Berge folgen, die gelegentlich durch den Wald führte. Letztenendes mussten sie den Wald nur zu ihrer Rechten, und das Gebirge zu ihrer Linken halten. Irgendwann dann kämen sie noch zu einem Dorf nahe der Hauptstadt, wo sie nochmals zwischenlagern könnten. Mehyven war dann nur noch ein paar Stunden Ritt entfernt. Und das Schloss lag direkt an der Stadt leicht erhöht in den Bergen.
      Kale stand an einem Zaun, der an einem steilen Hang hochgezogen war, und davor bewahrte, hinabzustürzen. Zufrieden sah er, wie Flora und Codren in der Ferne verschwanden.
      "Gut. Vielleicht lösen wir das Problem schneller als erwartet." Ruckartig wandte er sich ab und marschierte schnellen Schrittes zu seinem Haus zurück. Er musste zunächst mal ein paar Nachrichten an die Generäle und die vier Adelshäuser verschicken.


      Nach etwa halber Strecke legten Flora und Codren eine Pause ein. Es gab hier am Fuße des Berges eine kleine Quelle, die ihr Wasser direkt unter den Berg spülte. Es floss in eine flache, schmale Höhle, die irgendwo sicher als unterirdischer Fluss endete, und vermutlich durch den ganzen Bergkamm führte. Das Wasser war kalt, und erfrischte Kehle und Geist. Saftiges Gras wuchs um sie herum, welches die Pferde gierig verschlangen.
      Flora selbst lag im Gras, die Hände hinterm Kopf und ein Bein über das andere gelegt, und blickte in den Himmel, um die Wolken zu beobachten. Das Plätschern der Quelle, das Zwitschern der Vögel und das gelegentliche Rausches des Windes, wenn er die Berghänge umrundete und in die Wälder floh, beruhigten ihre Gedanken, die sich schwer um ihre Aufgabe gelegt hatten.
      Ein Moment der Entspannung.
      Beide wussten nicht, das hinter den Bergspitzen versteckt bereits dunkle Regenwolken aufzogen. Noch vor Ankunft im Dorf würden sie eine nasse Überraschung erhalten.
      Das auch nicht weit entfernt bereits der Feind seinen Weg zog, wussten sie auch noch nicht.
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    • Demie Barazet

      Ein persönlicher Auftrag des Königs - etwas besseres hätte Demie nicht passieren können. Etwas besseres gab es auch gar nicht, außer das Lob, das mit ihrer Erledigung folgen würde.
      "Gehen wir da runter?"
      "Nein, wir bleiben oben."
      "Hmpf. Erscheint mir keine gute Idee."
      Demie drehte sich nach Emlyn um, die missbilligend vor sich hin starrte.


      Emlyn war eine der beiden Frauen, die die außerordentliche Ehre besaßen, Demie auf dieser Reise begleiten zu dürfen. Sie besetzte einen Wachposten auf der langen Mauer, die die Hauptstadt umgab, und einen im Palast, der sich alle paar Wochen wechselte, je nachdem, in welchem Gemüt Mehyve zu finden war. Demie war allerdings der Ansicht, dass Emlyn's hauptsächliche Arbeit das Nörgeln war, denn das schien nie eine Pause zu machen. Als verwöhntes Einzelkind eines Generals, den Demie nur flüchtig kannte, glaubte sie, die Welt würde darum betteln, zu jeder vollen Stunde ihre Meinung hören zu dürfen. Ganz anscheinend gehörte Demie dieser Welt aber nicht an.
      "Und was schlägst du vor?"
      "Ich sage wir gehen auf festen Boden, auf dem unsere Pferde auch was anderes machen können anstatt zu stolpern."
      "Das halte ich auch für besser."
      Demie wirbelte zur anderen Seite herum.
      "Gib ihr nicht noch Unterstützung!"
      Balin grinste.


      "Einmal im Leben muss sie doch auch mal recht haben."
      Balin war eine Frau, die sich gut als Mann tarnen konnte. Die flache Brust, die strammen Beine, die kräftigen Hände und nicht zuletzt die dunkle Stimme, die sich so anhörte, als würde sie absichtlich so tief reden, ließen sie wie einen jungen Burschen wirken, der etwas zu viel Pflege in seine Haare steckte. Demie kannte Balin zwar nicht so lange wie Emlyn, aber doch lang genug, damit sie sich schon davon überzeugen konnte, dass Balin tatsächlich eine Frau und nicht doch ein etwas zierlicher Kerl war. Dabei schien der Soldatin solche Verwechslungen kaum etwas auszumachen: Sie legte sich gern mit Männern an, die meinten, sie irgendwie hänseln zu können und letzten Endes schaffte sie es sogar, sich mit ihnen anzufreunden. Balin war eine Söldnerin, wenngleich ihre Aufträge manchmal etwas eigenartig waren.
      "Von mir aus, dann gehen wir runter. Macht sowieso keinen Unterschied, denke ich."
      Während die Pferde sich an einen vorsichtigen Abstieg machten, kramte sie die Karte hervor und überprüfte ihre Strecke, die sie vorher gewählt hatten. Die nächste Stadt auf ihrem Weg wäre dann Rhodin.
      "Ja, das passt."
      "Sag ich doch."
      Demie konnte Emlyn's Augenrollen quasi hören.

      Bei den sicheren Bäumen, die auch das viele Geröll des Berges ein wenig erträglicher machten, folgten sie dann weiter ihrem ursprünglichen Pfad. Emlyn versuchte ein Soldatenlied zu summen, woran sie kläglich scheiterte, und Balin hing lässig in ihrem Sattel, den Blick gegen die Bergspitzen gerichtet, als würde sie träumen, dorthin fliegen zu können. Nur Demie, die es sich um keinen Preis erlauben konnte diese Mission in irgendeiner Weise zu vermasseln, hatte den Blick wachsam geradeaus gerichtet und beobachtete ihre Umgebung. In ihrem Inneren platzte sie fast vor Aufregung, wenn sie daran dachte, den ganzen Hohlköpfen in ihrer Familie zu erzählen, was Mehyve persönlich für sie auserkoren hatte.
      "Emlyn! Still jetzt!"
      "Was denn?"
      "Pst!!"
      Für einen Moment wirkte das, dann machte Emlyn ein Geräusch mit ihren Lippen und fing wieder von vorne an. Demie trat ihrem Pferd frustriert in die Flanken.
      "Du bist unmöglich!"
      Als sie ein wenig Abstand zu den beiden erreicht hatte, zügelte sie das Tempo wieder und lauschte den natürlichen Geräuschen. Irgendwo in der Ferne konnte sie ein leises Plätschern hören und hinter sich, dass Balin irgendwas sagte und Emlyn daraufhin quiekend kicherte. Sie verstummte abrupt und quängelte dann: "Ich hab' Durst!"
      "Spar's dir."
      "Wir sind schon seit acht Stunden unterwegs!"
      "Du wirst auch nie Söldner werden."
      "Ich will gar keine Söldnerin werden!"
      "Ist aber gut bezahlt."
      "Mein Beruf ist auch gut bezahlt!"
      "Das glaubst du nur solange du nicht weißt, wieviel ich verdiene."
      "Ich glaube das will ich gar nicht wissen."
      "Hallo, ein bisschen Aufmerksamkeit, bitte? Danke. Du darfst etwas trinken gehen, wenn du für die nächste halbe Stunde still bist."
      "Wie lang?"
      "Bis... die Sonne bei diesem dreizackigen Gipfel ist."
      "Das ist ja ewig!"
      "Das ist nicht ewig, du bist nur eine Heulsuse."
      "Bin ich nicht!"
      "Dann auf geht's."
      "Schön."
      Sie zog ihren berüchtigten Schmollmund, verschränkte die Arme und wandte sich beleidigt ab. Demie lenkte ihr Pferd vornweg.
      "Dort hinten hab ich irgendwo Wasser gehört, da wird eine Quelle sein."
      Zu ihrer Überraschung sagte Emlyn wirklich nichts - und selbst Balin schien überrascht, als ihre Blicke sich streiften.

      Ein paar Minuten später hatten sie die Quelle erreicht - und Demie wies ihren Gefährten mit einer scharfen Geste, sofort stehenzubleiben. Gebannt richteten sich ihre Blicke auf ein einsames Mädchen im Gras, das fast zu schlafen schien.
      Emlyn sog laut die Luft ein und legte eine Hand vor den Mund.
      "Das Kleid ist ja unglaublich schön!"
      "Wolltest du nicht still sein?"
      "Oh, achja."
      "Könnt ihr euch denn nicht denken, wer das ist?!"
      Demie starrte konzentriert auf das Mädchen, das noch zu weit weg war, um sie zu hören.
      "... Der weiße Stern? Der Todesengel? Die Gattin des Sieges? Habt ihr denn bei keinen der Gedichten aufgepasst?"
      "Doch."
      Balin's Blick wanderte grübelnd zur Seite.
      "Wenn des Lichts der Kraft, der Kampfes, des Sieges, dem Wüstenkönig Elends sein Untergang es läutet..."
      "Ja, das ist sie!"
      "... Das ist Flora Goldfield? Sie sieht so... Normal aus."
      "Was hattest du erwartet, einen wirklichen Engel?"
      "Emlyn!"
      "Mist!"
      "Und was schlägst du jetzt vor?"
      "Wir gehen hin. Du wirst außenrum reiten, sieh nach, ob sie irgendwo noch Verstärkung hat."
      "Eine Verstärkung wie die da?"
      Die drei blickten gleichzeitig zu Codren, die aus den Wäldern zu Flora geschlendert kam. Demie nickte.
      "Ja, wie die. Wenn du noch jemanden findest dann warte erst, bis sie dem Mädchen zur Hilfe kommen. Greif sie von hinten an."
      "Geht klar."
      Balin lenkte ihr Pferd zur Seite weg und verschwand zwischen den Bäumen. Demie klappte ihr Visier runter und richtete sich zu ihrer vollen Größe im Sattel auf.
      "Nimm Haltung ein, Emlyn!"
      Die Frau gehorchte. Gemeinsam umrundeten sie das letzte Stück Fels, das sie noch von der kleinen Lichtung trennte, und ritten auf die Damen zu.
      Wie zu erwarten war es die andere Frau, die zuerst reagierte. Ein langes, elegantes Schwert schlüpfte aus ihrer Scheide, was Emlyn hörbar ein zweites Mal beeindruckte, und das Mädchen richtete sich ebenfalls auf. Noch schienen sie nicht feindlich gesinnt zu sein, aber noch zeigte Demie auch keine feindlichen Absichten.
      "Flora Goldfield", sagte sie laut und barsch, damit jeder im Umkreis sie hören konnte. "Ich verhafte Euch im Namen seines einzigen Herrschers Zane Mehyve und nehme Euch in gewahrsam." Sie zog ihre Axt mit einem lauten, schabenden Geräusch hervor. "Ergebt Euch, oder Ihr seid des Todes."
    • Es waren keine Fünfzehn Minuten vergangen, in denen Flora erholsam im Gras lag und den Himmel beobachtete. Die Pause sollte genutzt werden, die Gedanken zu ordnen. Das Buch, was sie in Walces gefunden hatte, war recht interessant. Aber viel hatte sie noch nicht darin gelesen, und sich eher auf den verbesserten Heilzauber konzentriert, der darin beschrieben war. Sie konnte ihn schon anwenden, wenn auch noch nicht so gut. Es mangelte ihr noch an Erfahrung. Nur die Tatsache, das er Ähnlichkeiten mit ihrem bisherigen Zauber hatte, verhalf ihr, diesen besser zu verstehen.
      Sie hörte Äste knacken, und Schritte, die sich näherten. Codren kam aus dem Unterholz zurück, und konnte schon wieder recht gut alleine gehen, ohne zu stolpern. Ein Fortschritt, bei dem sich Flora selbst lobte, das sie es Codren wieder ermöglichen konnte. Bald würde sie wieder uneingeschränkt sehen können.
      Codren war ein Stück gegangen, als plötzlich Hufe von Pferden zu vernehmen waren, jedoch nicht jene, die nahe der Quelle grasten. Es waren andere Pferde. Sie kamen aus dem Gebüsch hervor, zwei Reiter, die bewaffnet waren. Codren ging sofort in Kampfhaltung und zog ihr Schwert. Flora rappelte sich ebenfalls hoch und griff dabei nach ihrem Schwert, das neben ihr am Boden gelegen hatte, damit es im Rücken nicht unbequem drückte, während sie hier lag.
      Ohne zweifel waren es Krieger von Mehyve, und der Verdacht wurde schnell bestätigt. Noch ehe sie oder Codren etwas sagen konnte, polterte eine der Damen bereits ihr Anliegen hervor.
      Flora verzog etwas ihre Mine. Als hätte man bereits nach ihr gesucht. Tja, somit war wohl klar, das man bereits wusste, das sie hier zu Lande unterwegs war, und Zane schien sich wohl vor ihr zu fürchten? Flora hob ihr Haupt.
      "Wieso sollte ich mich jemanden ergeben, der nichtmal genug Anstand besitzt, sich vorzustellen? Abgesehen davon, wenn ihr mich festnehmen wollt, dann geht es tatsächlich nur mit Gewalt. Denn ich habe nicht vor, mich von euch aufhalten zu lassen. Codren ....!?"
      Flora signalisierte, das Codren angreifen konnte. Vielleicht war es besser, die beiden Damen kampfunfähig zu machen, da sie wohl kaum einen netten Plausch zustimmen würden. Flora hatte bereits Demie fixiert, und Codren würde es wissen, das die andere für sie bestimmt wäre.
      Der Feind saß hoch zu Pferd, und hätte womöglich Vorteile dadurch. Und zu den eigenen Pferden zu rennen, aufzusitzen und sich für einen Sturmangriff zu wappnen, würde Zeit kosten. Bis dahin hätte der Gegner sie eingeholt, und sogleich wieder vom Pferd gestoßen.
      Flora grinste. Das Pferd ihrer Gegnerin sollte selbst dafür sorgen, das sie abstieg. Flora holte mit der linken Hand nach vorn aus.
      "AQUA", und eine Wasserkugel entstand vor ihr. Ein Großteil des Wassers schien direkt aus der Quelle rüberzufließen, wie dünne Fäden, die durch die Luft schwebten, doch dauerte das Schauspiel gerademal eine Sekunde. Und eine weitere Sekunde verstich, als Flora diese Kugel vorschießen ließ, und direkt um die Nüstern des Pferdekopfes legte. Das Pferd bekam keine Luft mehr, und würde meinen, unter Wasser zu sein. Die Furcht des Tieres, zu ersticken, würde es veranlassen, sich vo der Störquelle zu entfernen, welche jedoch kleben blieb. Ein blubberndes Wiehern quoll aus der Wasserkugel hervor, während das Tier sich aufbäumte und wild anfing zu bocken.
      Flora selbst rannte bereits los, um den Fall von ihrer Gegnerin auszunutzen. Mit etwas Glück konnte sie diese dann mit einem kraftvollen Hieb entwaffnen und festsetzen. Dazu würde sie ihr Kampfgeschick etwas puschen.
      "VELO"
      Dann war es soweit. Die Gegnerin verlor den Halt im Sattel, da das Tier wie ein Wildpferd in Rage bockte, und Flora ließ den Wasserzauber in dem Moment los, als Demie nahezu rücklings wie ein steifes Brett zu Boden krachte. Nur das saftige Gras schien den Sturz gut abgefedert zu haben. Das Pferd trottete davon und füllte die Lungen wieder mit fischer Luft.
      Flora nahte mit großen Schritten herbei und fixierte Demies Hand, in der sie noch ihre Waffe hielt, und holte zum Schlag aus .....
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    • Demie war überrascht von der Einfachheit und der doch vorhandenen Stärke des Zaubers, den Flora mit einem einfachen Wort entfachte. Das Wasser flog aus der nahen Quelle herüber, als wäre diese widernatürliche Bewegung so selbstverständlich wie atmen, und haftete sich an das Maul des Pferdes wie ein Stück Tuch. Das Tier erschrak sich, verständlicherweise, und geriet in Panik, die nicht mehr zu bezähmen war. Demie überlegte noch, selbst vom Sattel zu springen, bevor es noch einen Unfall geben würde, aber binnen der wenigen Sekunden wurde ihr diese Entscheidung bereits genommen. Der Sattel unter ihr verschwand und stattdessen tauchte der Boden unter ihr auf, dessen Aufprall ihre Brustplatten scheppern ließ. Sie stöhnte frustriert und schnappte sich ihre Axt, da war das Mädchen bereits über ihr. Als hätte sie genau das vorausgesehen, holte sie mit ihrer Klinge zum Schlag aus Demie sah sich gezwungen, entsprechend rasch zu reagieren. Sie ließ die Axt wieder fallen, wich nur den schweren Klingen aus, die sich neben ihr in die Erde gruben, und griff zu ihrem Kurzschwert. Ein rötlicher Schein hellte auf als sie es aus seiner Halterung an ihrem Bein zog, klar und ungebrochen, als würde das Licht aus dem Inneren kommen. Das Schwert war klobiger als die Langschwerter unter Mehyve's Soldaten, wie auch Emlyn eins hatte, aber es erfüllte seinen Zweck und kurz darauf gellte ein helles Klirren durch die Luft. Die eisglatte Oberfläche ließ Flora's Schwert zur Seite gleiten, wodurch sie den Bruchteil einer Sekunde brauchte, um neu auszuholen. Dieser Bruchteil reichte Demie um auf die Beine zu kommen.
      "Ich werde dir die Zunge rausschneiden lassen, Mädchen!", brüllte sie Flora zu, als sie einen weiteren Schlag parrierte, erzürnt darüber, dass eine Bäuerin sie zu Fall gebracht hatte. Auch, wenn es sich bei der Bäuerin um Flora Goldfield handelte.

      Zwei Meter weiter rangen Codren und Emlyn miteinander, die Schilde ineinander verkeilt, in absurder Weise so, als wollten sie einen Tanz aufführen. Codren's Schläge waren noch nicht sehr präzise, aber sie waren stark und schwungvoll und obwohl Emlyn das gar nicht gefiel, war Codren stärker. Die beiden schlugen aufeinander ein, in der Hoffnung, den anderen in die Defensive zu drängen und gleichzeitig einen vernichtenden Schlag zu landen. Während Codren flink wie eine Raubkatze mehrere Male versuchte, die ungeschützte Seite ihrer Gegnerin zu ihrem Vorteil zu nutzen, verließ Emlyn sich auf das, was jahrelang gelernt hatte, und blieb standhaft. Schließlich kam es aber so, wie es kommen musste, und Codren hatte ihre einstudierten Schritte durchschaut. Der nächste Angriff ging ins Leere, Codren drehte sich an ihr vorbei und hätte sich schon durch ihre Rüstung bohren können, wären die beiden nicht jäh auf das Hufgetrappel aufmerksam geworden, das rasch näherkam. Balin wollte sich dem Kampf anschließen.
      Aus den Wäldern hatte sie sich geschlichen, voll Sorge um Demie, die gerade noch wehrlos auf dem Boden gelegen hatte, und hatte ihrem Pferd erst in den letzten Metern die Sporen gegeben. Sie hielt auf Codren zu, das Schwert in ihrer Linken, die Augen wie ein Geier auf Codren gerichtet. Die Kriegerin hatte gar keine andere Wahl, als dem heranstürmenden Pferd auszuweichen und ging durch einen gezielten Tritt von Balin, der sie in den Hals traf, zu Boden. Emlyn warf sich mit einem wilden Triumphschrei schon auf sie, bevor sie überhaupt richtig aufkam. Balin verpasste Flora keinen Tritt, als sie sie versuchte umzureiten, doch stattdessen zügelte sie ihr Pferd, lenkte es zurück und platzierte sich hinter Flora, das Schwert gezückt, den Blick auf beide der Frauen gerichtet. Demie hatte nun endlich Zeit ihre Axt aufzuheben und umfasste den langen Stab am hintersten Ende, damit die beidschneidige Klinge die Entfernung zu Flora überbrückte und vor ihrem Kinn schwebte. Die Muskeln in ihrem Arm spannten sich bei dem Kraftaufwand unsichtbar an.
      "Ergib dich, Flora Goldfield, und wir werden deine Begleiterin vielleicht verschonen."
      Balin kramte bereits nach ihrem Seil.
    • Floras Angriff hatte nicht gänzlich die erhoffte Wirkung erzielt, da ihre Gegnerin plötzlich die Waffe wechselte, und eine kurze, rötlich Klinge, in den Händen hielt. Also war sie definitiv eine höhergestellte Kriegerin aus Mehyve. Ein hoher Offizier, General, oder gar eine Adelsfrau? Spielte momentan kaum eine Rolle, denn sie war stark daran interessiert, Flora zu bezwingen.
      Flora hieb ein paar mal zu, aber ihre Gegnerin wehrte die Schläge ab. Kämpfen konnte sie. Und Flora fürchtete schon Schäden an ihrer Waffe, aber der Elf hatte nicht gelogen. Auch vorher war ihr Schwert schon eine Besonderheit gewesen, aber nach dem Neuschmieden hielt es auch einer Rotklinge stand.
      Codren kämpfte ebenfalls verbissen, und sie schien nach und nach ihre Gegnerin in die Enge zu treiben, als noch ein weiterer Angreifer sich dazugesellte. Zunächst ritt dieser bei Codren vorbei und trat sie zu Boden, während die andere sofort nachstürmte. Verdammt, sie konnte Codren so nicht helfen. Das war ein Hinterhalt mit Planung.
      Flora nahm kurz Abstand zu Demie und wandte sich der Reiterin zu, die aber an ihr vorbeiritt und dann kehrt machte, um schließlich hinter ihr zu halten. Demie war wieder auf den Beinen und hatte die Axt gegriffen, zielt damit nun direkt auf Flora. Mit reichlich Abstand stand Demie vor ihr, und verlangte die Aufgabe.
      So ein Mist. Codren schien in der Klemme zu sein, da sie noch nicht perfekt kämpfen konnte, wie sonst auch. Ihre Sicht war immernoch eingeschränkt. Vermutlich hatte sie das Pferd zwar hören, aber nicht richtig einschätzen können, und es war zu schnell bei ihr gewesen.
      Wut schäumte in Flora auf. Sie musste sich tatsächlich ergeben. Und das so schnell. Eine ganze Armee von Vultjag hatte das nicht schaffen können, und diese Ziege hier sollte schon das Ende ihrer Reise einläuten?
      Wütend spie Flora noch einen Zauber aus, und rammte dabei noch ihr Schwert in den Boden. Sie brüllte Demie direkt ins Gesicht ..."VAR" ..., und ein kraftvoller Windstoß traf sie und hebelte sie nach hinten weg, als hätte jemand ein Seil an ihr festgebunden, und einen großen Fels einen Hang hinabgestoßen, an dem das Seil hing, und sie ruckartig mit in die Tiefe zerren wollte. Sicher flog ihre Gegnerin zwei oder drei Meter weit, und würde sicher ein paar blaue Flecke kassieren. Dafür würde der Kampf jetzt enden.
      "Verdammt seist du, Mehyve! Ich gebe auf. Ich werde keinen Ärger machen, und Codren auch nicht, wenn ihr mir dafür versprecht, das ich bei Prinz Zane vorsprechen darf. Ich kam her, um ihm ein Angebot zu unterbreiten. Es ist wichtig! Sicher auch für ihn selbst, und dem Land!"
      Eine Schlinge setzte sich plötzlich um Floras Oberkörper, und die Reiterin zog am Seil, so das diese sich zuzog. Sie fluchte selbst, als Demie weggestoßen wurden, und dann mit grimmigen Blick am Boden saß, und Flora anfunkelte, während diese ihre Bitte vortrug.
      Flora straffte sich, und ignorierte den Schmerz in den Oberarmen, den das Seil verursachte. Wenn die Reiterin nur wüsste, das Flora das Sein durchaus zerreissen könnte. Vor kurzen erst war sie gefesselt gewesen. Und in Mehyve scheint es ganz natürlich zu sein, regelmäßig verschnürrt zu werden.
      Die Reiterin zischte zwischen ihren Zähnen hervor, und zog einmal kraftvoll am Seil, so das Flora ein quieken von sich gab, und nach hinten fiel. Das würde Druckstellen und Abschürfungen geben. Noch enger, und selbst ihr Kleid würde nicht mehr viel Schutz davor bieten, wenn sich das Seil in ihr Fleisch schneiden würde.
      Die Reiterin schimpfte. "HALT DEN MUND, oder ich schleife dich den ganzen Weg zur Stadt zurück!"
      Dann sah sie kurz zu Emly, die Codren in Gewahrsam nahm, und dann zu Demie, die sich wieder erhoben hatte, und gerade etwas Gras von ihrer Rüstung klopfte, das sicher noch irgendwo mit etwas Erde zwischen die Platten geraten war, da sie einen Meter über die Wiese geschlittert war.
      Ehe Demie noch was sagen konnte, meinte Balin an sie gerichtet: "Irgendwie hab ich mir das anders vorgestellt. Haben wir wirklich die Richtige erwischt? Ganz schön schwach, wenn man sagt, dass das Licht angeblich Vultjag aus der Wüste gejagd hat. Ohne ihre billigen Tricks, hättest du sie doch schon bezwungen."
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    • Bevor Demie noch etwas tun konnte, spie Flora den dritten Zauberspruch innerhalb von wenigen Minuten aus und wie schon vorher auf dem Pferd verlor die Soldatin ihren Halt, segelte für eine Sekunde wie ein riesiger Vogel durch die Luft und landete dann nichtmal halb so graziös, wie ein Vogel es getan hätte. Schwindel machte sich breit und während sie außer Gefecht war, ließ Balin Flora ihre Rache spüren. Emlyn sah ihr dabei zu, neugierig, halb auf Codren knieend, die bäuchlings auf dem Boden lag. Der Triumph in ihren Augen war unverkennbar - Emlyn liebte es zu gewinnen, besonders, wenn sie keinen unbeträchtlichen Teil dazu beigetragen hatte.
      Demie rappelte sich auf, die Augen funkelnd vor Zorn, der Kopf beinah so rot wie ihr Haar. Fast fühlte sie sich wie das kleine, hilflose Mädchen das sie einst gewesen war, und das würde ihr dieses Gör büßen. Als sie auf sie zuschritt, nahm sie den Helm ab und sammelte sämtlichen Hass in ihren glühenden Augen.
      "Wir haben die richtige, da bin ich mir sicher. Da bin ich mir ganz sicher."
      Sie blieb vor Flora stehen und stemmte einen Stiefel auf ihre Brust, während sie in ihrer Hintertasche kramte und ein sauberes, weißes Tuch hervorzog, das die goldenen Insignien "A. Barazet" trug. Balin stieg ab, während Demie Flora damit den Mund verband, und verknotete die Seile, bevor sie auch das gleiche mit Codren tat.
      "Und was macht dich so sicher?"
      "Sieh sie dir doch an."
      Sie trat von Flora herab, packte sie am Seil, zog sie zu sich herauf und griff in ihr Haar.
      "Goldene Haare, weißes Kleid, als hätte die Schlacht heute stattgefunden."
      Sie langte Flora beherzt in sämtliche Taschen, bis sie etwas gefunden hatte, das sie zufrieden hochhielt.
      "Aha! Sieh her, ein Buch über Arana's Zaubersprüche. Glaubst du immer noch, dass sie schwach ist?"
      Balin kniff die Augen zusammen, um den Titel zu lesen, und Emlyn machte ein sichtlich interessiertes Gesicht. Sie langte forsch danach und Demie gab es ihr ohne zu zögern, bevor sie sich wieder Flora zuwandte.
      "Also, ich bringe dich zu Seiner Herrschaft Mehyve, so wie du das wolltest und danach werde ich dafür sorgen, dass man dir deine kleine, freche Zunge herausschneidet. Hast du mich verstanden? Nicken reicht."
      Sie schubste sie vor sich her zu Flora's und Codren's Pferden und hob sie mühelos in den Sattel hoch, ehe sie mit Codren das gleiche tat.
      "Nehmt die Satteltaschen vom anderen mit, das Pferd lassen wir laufen. Wir brauchen schließlich nur eins, nicht wahr?"
      Sie sah böse zu Flora auf, um ihr zu zeigen, dass sie definitiv noch nicht mit ihr fertig war und ergriff dann die Zügel, um den Hengst mit den beiden Frauen darauf zu ihrem eigenen zu lenken. Balin machte sich daran die Satteltaschen einzusammeln und Emlyn blätterte verzückt in dem Buch.
      "Hier stehen lauter interessante Dinge drin! ... Wahrscheinlich. Wenn man etwas damit anzufangen weiß."
      "Wir bringen es Seiner Majestät, es hat sicherlich einen Wert."
      Sie stieg auf, mit einem Mal selbstzufrieden darüber, wie glatt diese Mission verlaufen war. Niemand war ernsthaft verletzt, lediglich ihre Rüstung würde ein wenig Politur brauchen. Das Lob, das sie von Mehyve einkassieren würde, würde die anderen krank vor Neid machen.
      Der Rückweg verlief belanglos, wenn auch nicht ganz so schnell. Balin bildete die Nachhut und beobachtete Flora und Codren hin und wieder, wenngleich sie die meiste Zeit nur in den Himmel blickte und vor sich hin zu träumen schien. Demie hatte sie nicht etwa deswegen zur Nachhut gewählt, sondern weil sie wusste, dass Balin als Söldnerin einige Fähigkeiten besaß, die sie als gewöhnliche Soldatin niemals erlernen würde. Wenn jemand diese beiden Aufsätzigen einfangen könnte, dann war sie es.
      Emlyn wandte sich wieder der Beschäftigung zu, den Rückweg zu kritisieren, und obwohl Demie die meiste Zeit weghörte, war sie doch froh darum, dass die Soldatin so munter vor sich hin plapperte. So wie es ausgesehen hatte, hätte sie noch tödlich verwundet werden können.

      Die Hauptstadt näherte sich, als die Sonne bereits hinter den Bergen verschwunden war. Händler und Passanten starrten die Gruppe neugierig an, wagten es bei den großen Tieren aber nicht, ihnen in den Weg zu gehen. Die Wächter an den Toren ließen sie kommentarlos passieren, wenngleich ihre Blicke sich auf Flora hafteten und dort kleben blieben.
      Die Nachricht, dass nicht nur Flora Goldfield persönlich gekommen war, um Prinz Mehyve zu sehen, sondern auch noch von ihm gefangen worden war, hatte sich in sämtlichen Stadtvierteln rumgesprochen, noch ehe die kleine Truppe den riesigen Eingang des Palastes erreicht hatten. Von überall ströhmte das Volk her um einen Blick auf das sagenumwogene Mädchen zu werfen, das jetzt in Fesseln auf einem Pferd hinterhergeritten kam und bald vor Mehyve auf den Knien rutschen würde müssen. Einige wollten ihr etwas zurufen, vielleicht Glück wünschen, oder auch verhöhnen, aber die meisten wollten näher zu ihr ran, wollten das goldene Haar betrachten, das nicht mehr ganz so strahlende, weiße Kleid, das in so vielen Balladen umsungen wurde, und bald schon wurde nach Flora gegrabscht, es wurde an ihr gezogen, gerissen, man versuchte alles mögliche, um eine Hand an Flora zu bekommen. Die Stadtwachen sahen sich gezwungen einen Weg freizumachen, damit die Reiter weiterkamen. Demie fluchte vor sich hin.
      "Die sind gieriger, als wenn Mehyve hier vorbei läuft", bemerkte Emlyn und damit hatte sie vollkommen recht. Einige in der Meute fingen an die Lieder von der Schlacht zu singen und bald herrschte ein solches Chaos, dass man nach weiteren Wachen schicken musste, um den Menschen Einhalt zu gebieten.
    • Mehyven - Hauptstadt von Mehyve

      Auf der etwas unbequemeren Reise zum Palast, wurde die Gruppe noch von einem Regenschauer heimgesucht, und durchnässte sie bis auf die Knochen. Während die drei Damen aus Mehyve sich noch mit Mänteln schützen, saßen Flora und Codren wie nasse Hunde auf dem Rücken des Pferdes, dem Wasser schutzlos ausgeliefert. Es wurde etwas kühler, als die Wolken weiterzogen und die Sonne nur mäßig hinter weiteren Wolken mal einen Sonnenstrahl zu Boden brachte. Konnte man das als schlechtes Omen betrachten? Als hätte der Himmel um das Schicksal von Flora geweint.
      Es dauerte dann noch bis zum Abend, bis die Gruppe die Hauptstadt erreichte. Und ebensolange hatte es gedauert, wieder trockne Kleidung auf der Haut zu spüren, wobei es bei Flora am schnellsten ging. Für eine Weile rochen sie muffig, fast wie nasse Wollsocken, aber pünktlich beim erreichen der Stadttore, wirkte wieder alles fast normal. Nur das sie noch immer gefesselt und als Gefangene durch die Straßen geführt wurden.
      Und auch hier machte sich die Kunde um Flora wohl schon breit, und man gaffte förmlich zu den beiden Damen, bevor erste Versuche, sie irgendwie zu berühren, darin endeten, das letztenendes soldaten die Menge davon abhalten musste, sich der Reitertruppe zu nähern. So konnten sie ungehindert die große Stadt durchqueren, folgten dann nach weiteren Stadttoren, dem Weg über eine große Brücke. Die Berge waren hoch im Hintergrund zu sehen, und davor lag der Palast, welcher eher einer Festung glich, weiträumig vor ihnen. Der große Palast wäre schwer einnehmbar, und man müsste mit großen Verlusten rechnen, sollte man sich dazu entscheiden, nicht über die Brücken zu stürmen. Und diese war von mehreren Turmausläufern auch seitlich durch die Verteidigung angreifbar.
      Und obwohl Flora gefesselt war, versuchte sie schon möglichst viele Informationen zu sammeln. Wenn man zumindestens ein paar Bereiche kannte, konnte man um so besser planen.
      Die Menschenmenge war noch bis zu den hinteren Stadttoren nachgerückt, ehe die Wachen das Torgatter runterließen. Sie würden es erst in einer Stunde wieder hochziehen. Bis dahin wären die Meisten Leute eh schon in ihren Häusern verschwunden, da die Nacht hereinbrechen würde. Bald würde die Sonne hinterm Horizont verschwinden.
      Kurz darauf ritten sie durch das Haupttor vom Palast, und folgten einem Weg, an dem immer wieder kleinere Gruppen von Wachen zu finden waren, die für Schutz und Ordnung sorgten, während Bedienstete und Arbeiter im Hof zwischen Gebäuden, Mauern und Toren hin und her flitzten, und ihre Arbeiten verrichteten.
      Vor einer großen Treppe dann machte Demie halt. Weiter oben lag noch ein Tor, das direkt in den Palast führte. Und vermutlich auch über kurze Wege zum Thronsaal.
      Endlich durften Flora und Codren absteigen, und sich die Beine vertreten. Der Ritt hatte einiges abverlangt, da sie mit Codren einen Sattel teilte. Dennoch versuchte sie möglichst keine Schwäche zu zeigen, auch wenn sie etwas durch das Tuch schnaufte, das noch als Knebel ihren Mund zierte. Durst hatte sich schon seit einiger Zeit bemerkbar gemacht. Und ihr Magen knurrte ab und zu, während der von Codren fröhlich beisteuerte. Und vermutlich würde heute Nacht eine Zelle auf sie warten, etwas trocknes Brot und vielleicht noch eine flüssige Suppe zum Krug Wasser.


      Prinz Zane

      An einem langen Bankett hatte sie die feine Gesellschaft des Palastes bereits eingefunden, und ließ sich reichlich auftischen. Neben zahlreichen Generälen und Adelshausherren und Damen, fanden sich auch andere wichtige Leute wieder. Zane saß am Kopfende und schwenkte einen Kelch mit Wein in der Hand, wirkte eher etwas gelangweilt, während alle anderen in fröhlichen Unterhaltungen vertieft waren, oder sich irgendwas in den Mund stopften und gierig schlangen. Überall huschten Diener umher, füllten Gläser auf, tauschten bereits leere Tablets gegen volle aus, während im Hintergrund Musiker spielten, und ein verschleierte paar Damen tanzten. Ein Mann in langem Gewand kam zu Zane an den Tisch, beugte sich vor und sprach zu ihm. Zane nickte. Offenbar war diese Barazet zurückgekehrt, und brachte Flora Goldfield mit. So schnell? Seine Stimmung hellte sich auf. Ob er sie noch empfangen sollte? Nun, das Essen war gut, aber, es war auch langweilig. Jeden Abend dasselbe Spiel. Nur das heute mehr vom Adel anwesend war. Einige würden erst morgen wieder abreisen. Er winkte den Berater noch mal zu sich. "Die Gefangenen sollen zum Thronsaal gebacht werden." "Ja, Mylord."
      Zane erhob sich und zeigte per Handbewegung, das alle weiterfeiern sollten, während er unter dem ein oder anderen fragendem Blick das Bankett verließ.
      Ein paar Minuten später saß er bereits erwartungsvoll auf dem Thron. Wenigstens eine Aufgabe schien sich zu erfüllen. Er konnte nun seine neuen Pläne in die Tat umsetzen - relativ schnell sogar. Er sah nun nicht mehr gelangweilt aus. Es fand sich sogar ein überlegen schelmisches Lächeln in seinen Mundwinkeln.
      Er hörte bereits die Schritte zur großen Tür näher kommen. Zwei der Thronwachen, die auf der Innenseite standen, griffen nahezu zeitgleich zu den Griffen, und ließen die schweren Holztüren krarrend aufschwingen, damit die erwarteten Gäste den Saal betreten konnten. Der Berater hatte sich bereits wieder neben Zane eingefunden, und würde notfalls unterstützen oder Anweisungen weiterleiten. Ein paar Laufburschen standen dafür auch schon bereits.
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    • Hinter der sicheren Brücke atmete Demie erleichtert auf und auch die beiden anderen entspannten sich in ihren Satteln. Emlyn strich sich die feuchten Haare aus dem Gesicht, die nach allen Richtungen abstanden. Bis zu den mächtigen Palasttoren kamen sie, als Balin zu Demie aufholte.
      "Hier werde ich mich verabschieden. Ich gehe besser nicht mit rein."
      Demie nickte und grinste dann unwillkürlich. Balin war vor drei Monaten für einen Streich bezahlt worden, bei dem sie ein Stinktier in die Unterkünfte der Palastwachen losgelassen hatte. Seitdem war dort niemand gut auf sie zu sprechen. Sie tat eben alles für die richtige Bezahlung - nun, fast alles.
      "Danke für deine Hilfe. Damit sind wir quitt, oder?"
      "Das sind wir. Aber wenn du nochmal losziehen und eine Flora Goldfield einfangen musst, sage ich nicht nein."
      Die beiden verabschiedeten sich von Balin und die Söldnerin trabte in gemächlichem Schritt davon, als hätte sie alle Zeit der Welt. Der Rest betrat den Palast.

      Beim Durchgehen war Demie froh, dass Balin nicht mitgekommen war, denn den Aufruhr hätten sich alle sparen können. Insgeheim schielte sie auf die vielen Gruppierungen und hielt Ausschau nach einem roten Lockenkopf, der idealerweise eine Rüstung in derselben Farbe trug. Sie fand keinen und war fast enttäuscht darüber, dass keiner ihrer Brüder diesen legendären Auftritt mitbekam - aber es würde sich hoffentlich bald selbst rumsprechen. Am Ende des Weges setzten sie ab und Demie griff nach den Seilen wie nach den Leinen von Hunden.
      Vor den Flügeln des Thronsaals war es dann Emlyn, die stehenblieb.
      "Ich wünschte, ich könnte mit rein. Das wird ihm sicherlich gefallen."
      "Vielleicht hast du Glück und er lässt nach dir rufen."
      "Ja… vielleicht."
      Sie lächelte, wenn auch traurig, und trat einen Schritt zurück. Als gewöhnliche Wache war es ihr, anders als Demie, nur gestattet, den Saal zu betreten, wenn nach ihr verlangt wurde. Diesmal würde sie also aussetzen müssen.
      Demie wandte sich zu ihren Gefangenen und begann, den Ablauf zu erklären.
      "Ihr werdet eure Köpfe senken, bis nach vorne zu den Treppen gehen und euch dort hinknien, die Köpfe immer noch gesenkt. Ihr werdet nicht sprechen - du sowieso nicht - wenn man euch nicht dazu auffordert und ihr werdet nicht aufstehen, wenn man euch nicht dazu auffordert. Ihr werdet Prinz Mehyve mit "Eure Majestät", "Eure Herrlichkeit" oder "Eure Herrschaft" ansprechen, wann immer es euch erlaubt ist zu sprechen. Wenn die Audienz beendet ist werdet ihr ihm danken, ihr werdet euch verneigen und dann in dieser Haltung den Thronsaal rückwärts verlassen, oder ich lasse euch beide einen Kopf kürzer machen. Habt ihr mich verstanden?"
      Sie fixierte Flora und Codren eindringlich, vergewisserte sich, dass sie auch wirklich verstanden hatten. Alles hing von diesem letzten Schritt ab - wenn Mehyve nicht ausreichend befriedigt sein würde, würde sein Lob ihre Ohren nie erreichen. Das war die bislang einzige Chance, ihr Ziel endlich zu erreichen.
      Sie gab den Wachen ein Zeichen und die schweren Tore wurden aufgedrückt. Sie führte die beiden Gefangene wie Hunde nach vorne und stellte dann sicher, dass sie sich an ihre Anweisungen hielten, ehe sie sich selbst tief verbeugte und sich wieder aufrichtete. Als Adelige hatte sie nicht ganz so viele Vorschriften zu beachten wie gewöhnliche Soldaten.
      "Eure Majestät, ich präsentiere Euch Flora Goldfield und eine Begleitung, die mit ihr unterwegs war. Die Suche war, wie Ihr seht, von höchstem Erfolg gekrönt und es gibt keine Verluste vorzuweisen. Sie haben sich freiwillig ihrem Schicksal ergeben."
      Es war nicht nur Mehyve, zu dem sie dort emporblickten, sondern zudem noch drei Männer, die neben dem Thron ihre eigenen Stühle besaßen. Alle drei waren mindestens 60 Jahre alt, doch nur der einzelne auf der rechten Seite Seiner Majestät war der persönliche Berater, die anderen beiden waren vom Hohen Rat, so wie Demie wusste, und damit eigentlich immer in der Nähe des Thrones. Sie alle musterten die Gefangenen aus giftigen Geiersaugen, so als wollten sie sich jederzeit mit ausgefahrenen Krallen auf sie stürzen. Nur die junge Kriegerin wusste, dass sie jeden mit diesem Blick anstarrten.
    • Zane / Flora

      Er grinste, als Flora etwas wütend zu ihm aufblickte. Sie war es also wirklich, dieser weiße Stern, dieser Lichtschein der Götter, und wie man sie noch nennen mochte. Dabei trug sie nur ein strahlend weißes Kleid, das Zane zugegebenermaßen gefiel. Und diese Dame sollte tatsächlich den großen Trakur Vultjag vernichtet haben? Man sagt, das sie im Zweikampf standen. Doch Flora wirkte in seinen Augen nicht gerade so, als könnte sie es mit über 2 m großen, kampferprobten Kriegern aufnehmen. Aber der Schein trügt einen ja häufig.
      Dann blickte er kurz zu Codren, und musterte sie. Sie wirkte schon eher wie eine Kriegerin, und trug ebenfalls eine ansehliche Rüstung. Ihre Augen waren etwas seltsam. Aber, das kümmerte ihn nicht weiter.
      "Sehr gut, Demie Barazet. Ihr habt eure Aufgabe schneller erfüllt, als ich es von euch erwarten würde. Und mir sogar ein zusätzliches Geschenk gemacht."
      Er sah dabei nur kurz zu Demie rüber, die offenbar höchst erfreut schien, als Zane sie lobte. Flora bemerkte es, wie Demie selbst dabei krampfhaft ernst blieb, und sich nur kurz straffte. Dann wandte er sich wieder Flora zu.
      "Flora Goldfield, die Tochter von Graf Robert Goldfield persönlich. Ich hörte einiges über dich. Ob das wohl der Wahrheit entspricht? Nun, jedenfalls ist mir eines wohlbekannt. Auch wenn ihr es euch selbst womöglich nicht bewusst seid, so habt ihr es doch geschafft, meine Pläne für Taranoke zu durchkreuzen. Und ich weiß nicht, ob ich euch dafür loben, oder strafen sollte."
      Er blieb kurz still sitzen und schaute fragend zu Flora, als sie nach einigen Sekunden zu sprechen begann, obwohl Zane eigentlich noch wase sagen wollte. Natürlich wartete sie nicht darauf, das man ihr das Wort erteilte. Wo käme sie denn hin, wenn sie stets Gegenwind zu den Anordnungen ihres Vaters machte, nun aber klein beigeben sollte? Das kam überhaupt nicht in Frage.

      "Ich hörte auch so einiges, Prinz Zane. Und ich kann definitiv bestätigen, das ihr und Trakur Vultjag, beide ganz hervoragende Gastgeber seid, wenn eine Vertreterin, oder gar Hausherrin selbst, ohnehin vor hatte, euch aufzusuchen."
      Demie fand das natürlich gar nicht lustig, und wollte Flora soeben eine Rüge erteilen, giftete sie bereits an, das sie noch nicht sprechen durfte, als Zane sich vorbeugte und die Hand hob, damit sie inne hielt.
      "Barazet, ich gehe davon aus, das ihr der Prinzessin von Goldfield irgendeine Höflichkeitsfloskel eingetrichtert habt, wie sie sich hier verhalten soll? Lass diesen Unsinn."
      Zanes Blick war ausdruckslos geworden, als er Demie selbst zurechtrückte - vor den Gefangenen. Dann wandte er sich erneut wieder Flora zu.
      "Nun, es ist mir eine Ehre zu erfahren, das ihr ohnehin vor hattet, mich zu besuchen. Hätte ich es vorher gewusst, wäre der Empfang sich weniger ungastlich ausgefallen. Man möge mir vergeben. Jedoch, werft mich niemals mit diesem Haus Vultjag in einen Topf. Er könnte überkochen, und euch verbrennen." Zorn war in seiner Stimme. Wie konnte diese freche Göre es wagen, ihn mit Vultjag zu vergleichen?
      "Nun, seid ihr gekommen, um erneut meine Pläne zu durchkreuzen? Wollt ihr um Frieden betteln? Oder seid ihr hier, um gegen mich zu kämpfen?"
      "Über eure Pläne weiß ich nichts. Und ich bin auch nicht hier, um nach Friedlichkeiten zu betteln. Ich kam eigentlich wegen einer anderen Sache her, die auch Camisse und den Handel betrifft. Ich wollte euch ein Angebot unterbreiten."
      "Verhandlungen also? Interessant. Was könntest du mir schon bieten, mich dazu zu bewegen, mit dir über Camisse und den Landhandel .... zu verhandeln. Du erwartest doch nicht etwa, das ich Camisse einfach so aufgeben werde? Und den Handel selbst blockiere ich nur mäßig. Vultjag selbst hatte ihn fast vollständig zum erliegen gebracht, und alles geraubt und abgeschlachtet. Ich hingegen fordere nur etwas mehr Zoll, und der Handel kann ungehindert in Camisse und auch meinem Land fortgeführt werden. Niemand wird sterben oder seine Waren verlieren. Was also glaubst du tun zu können, damit ich auf diese zusätzliche Einnahmequelle, und auf das Erz aus Camisse verzichten würde?", lachte er.
      Glaubte die Bäuerin vielleicht, mit ein paar verführerischen Wimpernschlägen den Herrscher von Mehyve zu allem überreden zu können?
      Gut, das sie über seine Pläne nichts wusste, wie sie es selbst gerade erwähnte. Er hatte neue Pläne, und würde Garlingen zwischen die Fronten treiben, wenn Vermell erstmal Vultjag geräumt hat. Sie würde bald vor ihm erneut im Staub kriechen, wenn Mehyve erstmal die Waffen auf Brerandt richtet.
      Flora blieb unbeeindruckt. Sie wusste ja schon vorher, das sie ohne Grund keinerlei Verhandlungsbasis besitzen würde. Hier hätte auch nur ein Großangriff auf Camisse geholfen, um es zu befreien. Die Verluste wären dann durch die Camisser wieder ausgeglichen worden, und Mehyve hätte nur Verluste gemacht.
      "Eisenrot."
      Zane schaute fragend zu ihr. "Was sagst du? Eisenrot? Haha, verlangst du jetzt auch noch unseren kostbarsten Bodenschatz?"
      Jetzt grinste Flora schelmisch. "Wieso sollte ich dafür extra nach Mehyve reisen, wenn ich es doch selbst in meiner Heimat schürfen kann?"
      Zane sah sie irritiert an, blickte zu seinen Beratern, die sich ebenfalls mit fragenden Blicken austauschten, und Flora prüften.
      "Was meint ihr damit, in eurer Heimat zu schürfen?", wollte Zane wissen.
      "Nun, verehrter Prinz, Garlingen ist zu einem Großteil von Bergen umgeben. Im Norden und Osten liegen die Senesberge, dessen innere Bergkämme Seneswall genannt werden. Dort betreiben wir durchaus die ein oder andere Erzmine. Und dort fanden wir auch Eisenrot. Wenn ihr eure Soldatin zu meinem verbliebenem Pferd schickt, und die Satteltaschen durchsuchen lasst, so wird sie einen Beutel finden, in dem eine Erzprobe enthalten ist. Ihr könnt sie gern prüfen lassen. Und ihr werdet feststellen, das diese Probe reiner ist, als jene Eisenrotquellen aus euren ertragreichsten Minen."
      Der Berater polterte los. "UNMÖGLICHES REDET IHR DA, Kind! Es ist wohl bekannt, das auf Taranoke nur in den Eisenrotbergen besagtes Erz zu finden ist. Ihr seid eine Betrügerin, und versucht nur mit falschen Tatsachen zu punkten. Sicher habt ihr das Erz gestohlen. Einen andere Weg gibt es nicht, da wir es so nicht verkaufen. Euer Majestät, hört nicht auf ihre Worte. Sie strafen Lügen!"
      "GENUG!", zischte Zane, und der Berater zuckte zurück, und nahm wieder Platz.
      Flora fuhr fort. "Es ist aber wahr. Prüft die Erzprobe. Und wenn ihr es wünscht, so entsendet jemanden, der die Lage vorrort überprüft. Meine Leute wissen bescheid und werden jeden Boten aus Mehyve ungehindert in die Mine lassen. Und wenn ihr dann Gewissheit habt, Prinz Zane, dann solltet ihr auch wissen, das Garlingen dann durchaus etwas besitzt, das wesentlich mehr Wert für Mehyve hat, als ein wenig Eisen aus Camisse. Es wäre ein sicherlich unangenehmer Gedanke, wenn ich die Schürfrechte an Lyxaxu, oder gar an Brerandt verkaufen würde. Ihr wärt dann nicht mehr die Einzigen, die Waffen aus Eisenrot herstellen können."
      Flora schoss mit einem stramm gespannten Bogen einen Pfeil direkt ins Ziel. Zane knirschte mit den Zähnen und formte Fäuste auf den Armlehnen. Er war wütend, und beinahe im Gesicht so rot, wie sein Anzug. Sein Kinn schob sich vor, und die Berater tuschelten und murmelten, ehe Zane sie erneut zum Schweigen brachte, kraftvoll auf die Lehne schlug. "RUHE! Flora Goldfield, ezuch sollte klar sein, in welche Lage ihr euch gebracht habt, wenn ihr tatsächlich gelogen habt. Demie, geh, und hol den besagten Beutel. Und wenn es stimmt, was den Inhalt betrifft, so werde ich einen Boten schicken."
      Er funkelte den Berater an. "Kümmert euch darum. Beeilt euch." "J-ja, sofort, Mylord."
      Während Demie geschwind den Beute holte, verschwand der Berater irgendwo im Palast, um alles in die Wege zu leiten. Er würde persönlich dafür sorgen, schon in wenigen Tagen das Ergebnis Prinz Zane vorzulegen.
      Demie kam kurz darauf mit dem Beutel, öffnete ihn auf Zanes Anordnung, und hielt dann ein paar Eisenrotklumpen in ihrer Hand. Sie waren recht rein, obwohl sie unbearbeitet waren. Wäre es durchsichtig, so hätte man es sicher für Rubine halten können, aber es war einfach nur Eisenrot. Die dunkle Färbung, der leichte Staubschimmer darin, und die zum Teil sehr reinen Stellen, die man direkt so verarbeiten könnte, ohn das Erz zu waschen und zu trennen.
      Die anderen Berater huschten die Treppe hinab, und tanzten um Demie herum. Sie hatten Glaslinsen dabei, mit denen sie genau hinschauten. Sie bestätigten, das es Eisenrot wäre, und sie selbst noch keines in solch guter Qualität gefunden hatten. Die Klumpen waren zum Teil doppelt so groß wie die größten aus Mehyves Minen, ohne das dort Erde und einfaches Gestein zwischen steckte.
      Zane seufzte. "Nun gut, ich werde es prüfen lassen. Und bis wir das Ergebnis haben, betrachte ich euch als meine Gäste. Da ihr vom Adel seid, dürft ihr im Palast übernachtet .... außerhalb vom Kerker. Ich bin schließlich ein großer Gastbeber, und nicht so ein Hund wie Vultjag. Barazet, bringt sie zu den Unterkünften, wo sie sich frisch machen können, und versorgt sie. Stellt aber Wachen ab. Sie dürfen ihre Gemächer nur mit Begleitung verlassen. Ihr achtet mir persönlich darauf, das sie keinen Ärger machen. Und achtet auch darauf, das Flora Goldfield eine Prinzessin ist. Schließlich ist sie die Tochter von Graf Robert Goldfield. Sie ist vom höheren Stand als ihr, und wird mit Respekt behandelt, Soldat! Geht!"

      Mit einer Handbewegung beendete Zane das Gespräch, stand bereits auf und marschierte davon. Heute Abend durfte Flora gern einen kleinen Sieg kosten. Und auch Demie wird sicher hoch erfreut sein, unter ihr stehen zu dürfen. Das dürfte ihren Zorn steigern. Sollte Flora gelogen haben, so wird Zane es gestatten, das Demie sie bestrafen darf.
      Flora seufzte. Das erste Treffen war kurz und relativ Ereignislos. Von einer Gefangenen zu einem Gast befördert, würden sie zumindestens erstmal ein paar Tage Ruhe haben. Brieftauben werden sicher das nötigste erledigen, bis zur Grenze fliegen, und dort jemsnden Beauftragen, nach Garlingen zu reisen. Und direkt von dort wird sicher eine weitere Taube bis zum Palast fliegen. Zwei oder drei Tage Aufschub. Danach würde Zane sie erneut anhören. Aber Flora hatte noch weitere Dinge in der Hinterhand. Sie wusste vom Widerstand. Ob Zane davon wusste? Vielleicht könnte sie das auch noch ausnutzen.

      Nachdem Demie sich nochmals zu ihrer neuen Aufgabe geäußert hatte, führte sie die Beiden nun etwas "freundlicher" durch die Gänge. Unterwegs trsfen sie doch tatsächlich noch auf Scarlett Vermell, die letzte Vorbereitungen getroffen hatte, und Zane noch informieren wollte, das die Truppen gleich morgen Früh abmarschieren.
      Sie war überrascht, als Demie mit Flora durch den Palast marschierte. Sie hatte bereits Wind davon bekommen, das sie diese so schnell gefunden hatte, und Zane vorführte. Sie warnte Demie, das sie sich ja nicht zu sehr aufspielen sollte. Zane würde ihr, Scarlett und dem Hause Vermell seine Gust zukommen lassen. Demie Barazet wäre doch eh nicht mehr wert, als ein Soldat. Und wenn sie es übertreiben würde, schwor Scarlett, Demie zu bestrafen.
      Die Beiden warfen sich noch ein paar Flüche zu und Scarlett marschierte gereizt davon, und ließ eine Tür aus den Angeln krachen, als sie zornig diese öffnete, und wieder zurauschen ließ.
      Demie, sie war hier im Palast, vor Zanes Augen, und brachte ihm auch noch diese Goldfield. Dabei hatte sie gehofft, das Flora Demie beseitigt, wie diesen Schmutzmolch Trakur. Jetzt musste Scarlett sich anstrengen. Das Gute daran war, das sie mehr erreichen würde, als Demie, oder eine der anderen Damen. Sie würde den Grundstein legen, für Mehyves Sieg über die anderen Häuser und Herrschaft über Taranoke. Sie spürte schon die Krone auf ihrem Haupt. Ja, sie würde es auch sein, die aus Prinz Mehyve König Mehyve machen würde. Und dann würde sie gerade Demie als persönliche Wache anstellen. Nur um sie täglich damit zu triezen.
      Lachend verschwand sie im Gang, als die Tür zu Boden gepoltert war.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Würde Demie vor Stolz leuchten können, würde sie jetzt wie eine Sonne erstrahlen, als Mehyve sie für das schnelle Unterfangen lobte. Sie behielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt, in dem Versuch möglichst unbekümmert zu wirken und senkte nur einmal den Kopf, um sein Lob anzuerkennen. Das war der Moment, sie konnte es fühlen. Wenn nicht jetzt, dann nie.
      Flora Goldfield schien es sich allerdings in den Kopf zu setzen, Demi ihr Strahlen zum erlöschen zu bringen, als sie ihr Wort ungefragt erhob und Mehyve mit ihrer frechen Zunge besulte. Demie beherrschte sich gerade noch, sie an den Haaren zu packen.
      "Fräulein Goldfield, hatte ich Euch nicht ausdrücklich verboten, ungefragt Euer -"
      Weiter kam sie nicht, denn zu ihrem viel größerem Unverständnis gebot Mehyve ihr still zu sein, was sie mit einem gemurmelten "Eure Majestät" anerkennen musste, wenn sie diesen Thronsaal eines Tages noch einmal sehen wollte. Der Frust staute sich in ihrem Magen an und fing an, ihr Blut in Wallungen zu bringen.
      Das weitere Gespräch verfolgte sie mit regem Interesse, da es um Machtverhältnisse auf der Insel ging, bei der sie nichts mitzureden hatte. Erst als das Wort "Eisenrot" fiel, und dann auch noch aus dem Mund der Bauersfrau, horchte sie auf und starrte zu Flora hinab, als wäre sie gerade zu der Erkenntnis gekommen, dass das Mädchen verrückt war. Mit ihrer Reaktion war sie nicht alleine, denn die Männer zu beider Seiten Mehyve's erhoben die Stimmen und hätten Flora wahrscheinlich am liebsten mit den wüstesten Beschimpfungen angeschrien, die sie finden konnten, doch die Anwesenheit des Prinzen ließ sie zumindest recht annehmbare Worte wählen. Sicherlich mussten die Männer neben dem Thron nicht auch so um ihre Position bangen wie Demie es tat, doch die Ungunst von Mehyve wollte trotzdem niemand von ihnen auf sich ziehen - was wohl allgemein gesünder war. Mehyve brachte sie schließlich zu leisem, misfallenem Grummeln. Demie hätte sich kurz darauf nicht schneller verbeugen können, als er ihr befahl, das besagte Erz zu holen.
      "MyLord."
      Sie drehte um und eilte nach draußen, die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt.

      Auf dem langen Korridor begegnete sie schließlich dem, dem sie am liebsten für den Rest des Tages aus dem Weg gegangen wäre.
      "Demie!"
      Obwohl sie ihre Schritte beschleunigte, holten seine langen Beine zu ihr auf und passten sich ihrem Laufschritt an, als würde er jeden Tag so schnell herumlaufen.
      "Demie. Ich dachte schon, ich hätte dich verpasst. Hast du wirklich diese Flora Goldfield gefangen genommen? Ich meine, die Flora Goldfield?"
      "Ja."
      "Ja, und?"
      "Und was?"
      "Was sagt sie? Was geht dort drinnen vor?"
      "Nicht jetzt."
      "Komm schon."
      Als sie auch weiterhin still blieb und die Abkürzung zum Stall nahm, versuchte er es auf andere Weise.
      "Du hast da noch ein bisschen Erde auf der Schulter."
      Aber sie schlug seine Hand beiseite.
      "Nicht jetzt, hab ich gesagt!"
      "Komm schon. Dafür, dass du bei Mehyve im Thronsaal warst, ziehst du ein ziemlich langes Gesicht."
      Sie erreichte den Stall, griff beherzt in die Satteltaschen des besagten Pferdes und fand schließlich das, wonach man sie entsandt hatte. Sie öffnete den Beutel, als wolle sie ihn daran riechen lassen.
      "Eisenrot. Aus Goldfield."
      Horundo war sprachlos. Seine runden Augen weiteten sich in Überraschung und Sorge, was Demie darauf schließen ließ, dass er sehr viel mehr Ahnung davon hatte, was diese Nachricht für Mehyve bedeutete. Aber sie hatte keine Lust, ihn danach zu fragen.
      "Ist das echt?"
      "Anscheinend."
      Sie setzte sich wieder in Bewegung und er folgte ihr. Anders als Demie war ihr Bruder in ein fließendes Adelsgewand gekleidet, das von einem pechschwarzen Umhang umhüllt war, der jetzt unkontrolliert hinterherflatterte. Anders als Demie hatte Horundo einen energischen Schritt drauf, der von seiner natürlichen Authorität zeugte, mit der er sie jetzt zu beeinflussen versuchte.
      "Und was meint Mehyve dazu?"
      Sie sah seinen stechenden Blick aus dem Augenwinkel, aber gegen diesen Blick war sie immun.
      "Das wirst du später selbst erfahren."
      Er blieb stehen, als sie den Thronsaal erreichten und blickte ihr hinterher, wie sie wieder hineinschritt. Als die Türen sich vor seiner Nase wieder schlossen drehte er um und eilte mit langen Schritten davon.

      Sie ging nach vorne, verzichtete diesmal auf eine Begrüßung und folgte Mehyve's Anweisung den Beutel zu öffnen. Demie hatte schon oft genug rohe, unbearbeitete Erzklumpen in der Schmiede ihrer Eltern gesehen, um selbst entscheiden zu können, dass dieser ein ganz reiner Klumpen war. Sie hätte das gerne selbst erwähnt, hätte irgendwie die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, die ihr zunehmends genommen wurde, aber sie wusste, dass das ein ungeeigneter Zeitpunkt war. So verharrte sie ruhig, während die Berater wie die Geier um sie herumtanzten.
      Schließlich schenkte man ihr doch wieder Aufmerksamkeit, doch was Mehyve da zu ihr sagte, ließ ihr für einen Moment den Kiefer herunterklappen.
      "Eure Majestät, MyLord, es gibt im Palast genügend Diener, die diesen -"
      Aber er wollte nichts davon hören. Er wollte gar nichts mehr davon hören. Der Prinz stand auf und verließ den Raum, die Berater dackelten ihm flüsternd und tuschelnd hinterher. Als die Tür sich geschlossen hatte, drehte Demie sich mit einem Höchstmaß an Selbstbeherrschung und Kontrolle zu den beiden um und musterte sie für einen Moment, in dem sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Anstatt einen ihr zustehenden Titel zu erhalten, mit dem sie diese grässliche Stadt mit dem grässlichen Palast hinter sich lassen konnte, so wie es ihr beliebte, wurde sie dazu abgeordnet, Dienerin zu spielen. Nicht einmal Soldaten taten das - nicht einmal Stallknechte! Das Brodeln in ihrem Magen hatte sich zu einem Inferno ausgebreitet, das in ihren Adern kochte und ihre Gedanken fraß. Sie bemühte sich sehr, eine ruhige Hand zu behalten, während sie die Frauen von den Fesseln befreite.
      "Die Damen", brachte sie unter Zähne knirschen hervor und blickte beiden in die Augen. Dass sie sich auch noch verbeugen würde, kam ganz bestimmt nicht in Frage.
      "Ich werde euch auf euer Zimmer geleiten. Bitte folgt mir."
      Sie wirbelte herum, um diese Qual nicht länger ertragen zu müssen, und schritt voran aus dem Thronsaal hinaus.
      Horundo war mittlerweile verschwunden - zum Glück - aber stattdessen begegneten sie einer anderen Hexe, die Demie mit einem kochenden Blick zu warnen versuchte, dass heute Menschen sterben konnten, wenn nur irgendetwas schief ging. Aber Scarlett schien das zu übersehen. Demie hörte sich ihre Ansprache an, ehe sie ihr mit bescheidenen Worten zu verstehen gab, dass heute noch Köpfe rollen würden und Scarlett besser aufpassen sollte, wenn sie abends das Licht ausschaltete. Die beiden Frauen trennten sich, schlechter gelaunt als davor und Demie vermied es, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Sie war rasend.

      Die Gästezimmer befanden sich in einem der Türme auf der westlichen Seite und Demie erwähnte in kurzen Worten, als die drei die Wendeltreppe nach oben stiegen, dass die Küche auf der untersten Ebene lag und sie nur einen Diener - einen wirklichen Diener - rufen mussten, damit er ihnen etwas zu essen brachte. Ihre Klamotten könnten sie von den Bediensteten abholen und reinigen lassen, ebenso das Zimmer und ihre Ausrüstung, die bei der Politur einem der örtlichen Schmiede überlassen werden würde. Allgemein würden echte Diener gut für sie sorgen. Sie wies den beiden zwei Zimmer zu, die nebeneinander lagen, und blickte dann allzu finster drein, als sie sich auf die nächsten Worte vorbereitete.
      "Wenn ich euch irgendwie behilflich sein kann, dann lasst es mich wissen. Ich schlafe in den Baracken am Osttor. Ihr könnt einen Diener nach "Demie Barazet" schicken lassen."
      Damit in der Hoffnung ihre Aufgabe erfüllt zu haben, wartete sie darauf, dass man sie auch öffentlich entlassen würde.

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    • Flora / Zane

      Der Erste Teil war geschaft. Flora hatte erreicht, das Zane neugierig wurde, und die Erzprobe und dessen Herkunft genauer untersuchen ließ. Flora hatte alle ihre Ausrüstung unterdessen zurückerhalten, und auch fast alles vom Erz selbst. Nur ein kleiner Teil blieb bei einigen Gelehrten, die mit Glaslinsen und Hämmerchen etwas genauer die Probe untersuchten, und von größter Reinheit sprachen, als sie Zane das Ergebnis mitteilten. Und natürlich auch Flora, die sich nochmals bestätigt fühlte.
      Und bis der Bote aus Garlingen zurückkehrte, genossen Flora und Codren die Gastfreundschaft. Zane wollte wohl unter allen Umständen zumindestens besser dastehen, als Vultjag. Außerdem schien er etwas zu protzen, da er ja wesentlich mehr besaß, als Flora es wohl je besitzen könnte. Vermutlich waren seine Schatzkammern voller, als die größten kornkammern der bäuerlichen Prinzessin. Flora vermutete darin eine Art Trick. Was könnte man einem Prinzen schon bieten, was er nicht schon besitzt? Macht besaß er - Reichtum - Erze, seine eigenen und jene aus Camisse. Und er verkaufte Waffen irgendwohin, nur nicht an jene Armeen, die im Kernland reichlich Blut vergossen hatten. Vielleicht an eine Macht außerhalb von Taranoke? Rawan konnte es nicht sein, da sie auch nicht mit Mehyes Waffen aufmarschiert waren. Oder lauerte da noch eine zweite Armee, die nur darauf wartete, zuzuschlagen, wenn die Haupthäuser sich halb zerfressen hatten, und mit minderer Ausrüstung dann gegen höchtsqualitativ ausgerüstete Truppen kämpfen mussten?
      Die kommenden drei Tage vergingen recht schnell, und Flora bekam öffters mal mit, wie ein paar Adelsdamen, die hier zu Gast waren, oder ohnehin hier wohnten, sich über Zane unterhielten. Offenbar gab es da eine Art festgelegte Tradition, oder etwas ähnliches. Zane durfte nicht zum König von Mehyve werden, solange er nicht eine passende Königin erwählt hätte. Wer auch immer es wäre, würde gewaltig an Macht erhalten und im Ansehen steigen. Mehyve selbst wurde also von einer ganzen Reihe an Adelshäusern regiert, wobei das Haus Mehyve den Spitzenplatz belegte, das meiste Volk und die größte und stärkste Armee besaß. Die Hierarchie der anderen Häuser wurde wohl mit Stärke oder Wichtigkeit festgelegt - oder wessen Nachkommen sich mit jenen anderer Häuser verbanden, und wiederum Nachkommen zeugten, um dann daraus ein Haus zu machen, das noch mächtiger und größer wurde. Dabei schien es stets der Männliche Nachwuchs zu sein, dessen Hausname weitergetragen wurde.
      Flora entschied, das es wertvolle Informationen waren. man konnte sich hier förmlich aus nächste Nähe informieren, direkt vom Feind. Und selbst diese Demie Barazet schien ein Interesse an Zane zu haben. Sie wurde zwar als Soldat betitelt, schien aber vom Adel zu sein. Jedoch hatte sie wohl eine eher niedrige Position.
      Die letzten Tage hatte Flora auch viel im Buch gelesen, und noch ein paar mal versucht, die Augen von Codren gänzlich zu reparieren, aber sie kam noch nicht weiter. Erst als einer der Berater mit Flora sprach, als sie nach einer Bibliothek fragte, und auf das Buch aufmerksam wurde, wies er sie darauf hin, dass das Buch nicht echt war, sondern eine nicht ganz korrekte Kopie. Er selbst hätte mal einen Verwandten gehabt, der sich auch für Stellarmagie interessiert hatte.
      Drei Stunden suchten er nd Flora zusammen, nach einem alten Buch, bis sie es schließlich fanden. Das Orginal. Es sah anders aus. Das >>Buch der Sterne - Licht und Finsternis<<
      Dankbar nahm Flora es mit, und stöberte aufgeregt darin. Sie beschäftigte sich viel damit, während sie warteten. Codren trainierte etwas mit ihrer neuen Ausrüstung, um sich damit vertrauter zu machen.
      Am letzten Abend dann, konnte Flora es tatsächlich schaffen, den Zauberspruch korrekt umzusetzen. Es fehlten nämlich einige wichtige Angaben in der Kopie, und fast hätte Flora es vermutlich geschafft, das Codren nur noch bunte Schlieren gesehen hätte. Aber nun war alles wieder gut. Ihr Augenlicht war zurückgekehrt, und sie konnte wieder gestochen scharf sehen.

      Am nächsten Morgen dann ließ Zane Flora wieder vorladen, und saß wie üblich auf dem Thron und schien sich zu langweilen. Das überlegende Grinsen fehlte, und er reagierte kaum, als Flora den Raum betrat, und es nicht mal für nötig hielt, auf die Knie zu fallen. Natürlich war Demie auch dabei, deren Zähne hörbar knirschten, aber Flora ignorierte es einfach. Soll sie ruhig ein wenig brodeln.
      Die Berater waren auch wieder dabei und natürlich der Bote, der zufällig noch eine Probe mitgebracht hatte. Sie stand auf einem Podest unten an der Treppe zum Thron - eine kleine Schatulle, in der etwas rötliches blitze. Er sah zu Flora, während die Berater kurz noch tuschelten, ehe sie verstummten, als Zane das Wort erhob.
      "Flora Goldfield, ich muss euch gratulieren. Ihr seit offenbar tatsächlich ebenfalls im Besitz von Eisenrot. Selbst ich hätte es ohne Beweise wohl niemals wirklich glauben wollen, da es schon seit Generationen bekannt ist, das nur Mehyve über diesen Schatz verfügt. Der Bote brachte due Kunde erst vor einer Stunde. Es scheint, als gäbe es besonders reine Erzadern im Seneswall."
      Flora lächelte zufrieden und nickte. "Ich sagte es euch bereits. Und ihr kennt meine Bedingungen. Dennoch erwähne ich gern nochmals, das ihr Camisse besser freigeben solltet, wenn ich, oder meine Vertretung, das Erz nicht an ein anderes Haus verkaufen sollte. Ich weiß, das in Mehyve in der Regel nur der Adel sich mit Eisenrot schmückt, oder nur geringe Mengen, die optisch nicht auffallen, im mehyvischen Stahl eingearbeitet werden. Ich schäzte mal, das es das Geheimnis der gern unverwüstlichen Waffen Mehyves ist, das Eisenrot. Und was würde geschehen, wenn ein anderes Haus seine Armee vollständig damit ausrüstet? Es könnte sehr gefährlich für Mehyve enden, nicht auf meine Forderungen einzugehen."
      Getuschel der Berater, ein Schnaufen von Demie, die Flora vermutlich gern sofort den Kopf abbeißen würde, für ihre Frechheit, hier als Gast Drohungen und Forderungen an den Prinzen zu richten. Hatte sie denn gar keinen Respekt?
      Zane sah nur zu ihr und fing dann leicht an zu grinsen.
      "Wohl wahr, das wir dann ein wenig in Bedrängnis geraten würde. Jedoch müsste der Feind ersteinmal wissen, wie er das Erz korrekt verarbeiten kann. Nur unsere Sonnenöfen erreichen die nötigen Temperaturen, und nur die Rotschmiede besitzen das Wissen, und diese sind Mehyve treu ergeben."
      Er beugte sich vor. "Flora Goldfield, ihr besitzt nichts, aber auch gar nichts, was mich überzeugen könnte, die Besetzung von Camisse aufzugeben. Ferner noch solltet ihr eher aufpassen, das ich nicht meine Armee nach Garlingen sende, und mir das Erz mit Gewalt hole. Es wäre doch ein Jammer, wenn dabei die unzähligen Höfe in Mitleidenschaft geraten würden, nicht wahr? Also, was könnt ihr mir schon bieten, was ich nicht schon habe, oder mir nicht selbst beschaffen kann."
      Flora schien selbst gerade nicht erfreut. Ihr Plan war im Grunde nicht aufgegangen, und Zane ließ sich nicht drohen. Er musste noch twas in der Hinterhand haben. Er wusste um die Allianz von Goldfield, Lyxaxu, Rawan und Brerandt, und dennoch schien er diese nicht zu fürchten. Dann dämmerte es ihr. Der Waffenhandel. Und genau zu dem Zeitpunkt, als die große Schlcht gegen Vultjag begann, war ein Haus nicht dabei, weil es selbst angegriffen werden konnte. Zane hatte wohl gehofft, das Vultjag so siegen würde, wenn Brerandt nicht anwesend war. Die Barbaren aus dem Norden. Sie mussten all die Waffen erhalten haben, um Brerandt in voller Stärke angreifen zu können. Flora atmete nun selbst etwas kräftiger aus. Nun gut, dann musste sie eben weiter .... wie nannte sich das Spiel noch, Poker? Dann musste sie eben weiter Pokern. Oder so ähnlich.
      "Eine Sache wäre da noch, Zane." Kein Titel, und eine Ansprache, als wären sie alte Freunde. Demie zuckte, und wäre wohl am liebsten aufgesprungen.
      "Die wäre?"
      "Du sagst, das alle Schmiede, die sich mit Eisenrot auskennen, Mehyve treu ergeben wären."
      "Ja, das sagte ich. Und?"
      "Hmmm, ich kenne einen Schmied, der das wohl anders sieht. Meine Begleitung hat ihre Ausrüstung von ihm erhalten, erst vor wenigen Tagen. Vielleicht solltest du wissen, das es Widerstände in deinem Reich gibt."
      "Unsinn. Die Aufstände sind schon vor Wochen niedergeschlagen, und im Keim erstickt worden. Das Volk steht nach wie vor treu unter meiner Herrschaft an meiner Seite."
      "Bis auf vier Adelige, und zwei Generäle, und mindestens ein Schmied. Und der würde das Geheimnis wohl nur zu gern teilen, wenn er damit erreichen könnte, euch vom Thron zu stoßen. Ich kenne nur den Schmied, und vielleicht würde ich dir seinen Namen nennen. Jedoch weiß ich nicht, wer sonst noch ein Interesse hegt, euch vom Thron zu stürzen. Aber, ich kann euch helfen, alle Verräter Mehyves ausfindig zu machen. Jedoch müsste dann eine Vereinbarung her."
      "Camisse."
      "Unter anderem."
      Zane blieb still sitzen. Seinen Kopf hatte er in die linke Hand gelegt und stütze diesen, während er Flora musterte. Die freche Göre hatte offenbar Wissen wie es manch ein Spion nicht beschaffen konnte. Dennoch musste er zugeben, das er Flira sicher nicht lange hätte täuschen können. Er wusste, das es noch immer Unruhen in Mehyve gab, fand aber nie heraus, wieso.
      "Was schlägst du also vor? Wie willst du erreichen, das ich alle Verräter finden und zur Rechenschaft ziehen kann?
      "Ein Bündnis. Außerdem möchte ich den Schmied dann für meine Angelegenheiten rekrutieren können, und würde ihn dir sogar abkaufen, wenn nötig. Wie du die anderen strafst sei mir einerlei. Ich verlange einen Vertrag, der Camisse frei gibt, den Schmied überträgt, und Mehyve das alleinige Schürfrecht im Seneswall für die Eisenrotvorkommen stellt. Zusätzlich schenke ich Mehye im kommenden Jahr die Ernte eines Feldes, vorwiegend für den Adel. So bleibt ihr auch weiterhin auf dem Monopol des Eisenrotes."
      Zane hörte aufmerksam zu. Es klang eigentlich gar nicht so verkehrt. Er konnte erstmal Goldfield und damit Garlingen zu seinem Bündnispartner zähln. Das vereinfachte womöglich seine Pläne.
      "Hm, und wieder scheint ihr meine Pläne durcheinander zu bringen, Flora Goldfield. Ich muss euch wirklich loben. Ich habt es geschafft, mich zu beeindrucken. Euer Vater wäre sicher stolz auf euch. Und ihr würdet euch wirklich mir und meinem Hause anschließen?"
      "Ja, das würde ich. Und was das Erz aus Camisse betrifft, so werdet ihr es wie gewohnt über den Handel beziehen. Vielleicht kann ich die Camisser aber zu einer Vergünstigung überreden, und das sie euch die Besetzung nicht übel nachsehen. Ich werde ihnen dafür wohl auch einen Teil meiner Ernten schenken müssen ... für ihr Bier. Ihr solltet das Angebot also besser nicht ausschlagen."
      Flora hatte keine andere Wahl mehr gesehen, als voerst mit Mehyve selbst zusammenzuarbeiten, auch wenn das dem Schmied missfallen würde. Jedoch würde es ihr Zeit verschaffen, einen weiteren Plan zu schmieden.
      Verlieren konnte Flora jedenfalls nicht viel. Wenn Zane zustimmte, könnte er vielleicht ein paar Karren Eisenrot aus der Ader graben, ehe sie versiegte. Wieder eines ihrer Wundermittel, um jemanden überreden zu können, ohne wirklich etwas dafür geben zu müssen. Das bisschen Korn was sie abgab, wäre auch im nächsten Jahr erledigt. Das Volk von Garlingen würde eh nicht hungern müssen, selbst wenn die Ernte zum Teil kein Geld brachte. Dafür war sie dann aber auch geringer, was die Nachfrage und den Preis auf dem Markt anheben würde. Wer würde wohl mehr pro Sack zahlen, Lyxaxu oder Brerandt? Und wer würde dann weniger kostabes Brot von bester Qualität genießen? Damit wären auch die Verluste ausgeglichen, weil Tain oder Orin sicher nicht unter dem anderen stehen wollten.
      "Also gut, ich stimme dem Vertrag zu. Boltan, veranlasst alles. Holt einen Schreiber und lasst ihn einen Vertrag nach Floras Angaben verfassen, danach zeigt ihr ihn mir. Wenn wir uns alle einig sind, wird er unterzeichnet und besiegelt. Aber, ich verlange dafür auch uneingeschränkten Gehorsam, denn ich bin hier der Herrscher, und du nur eine Prinzessin, Flora Goldfield."
      "Und ihr seit nur ein Prinz, verehrter Zane. Erwartet nicht, das ich nochmals vor euch niederknie, ehe ihr nicht die Krone eines Königs tragt, und meinen Respekt verdient habt. Diesen Teil behalte ich mir vor."
      Beide standen mit erhobenem Finger und zusammengekniffenen Augen gegenüber. Zane oben auf dem Thron, Flora unten, neben Demie, die vermutlich nicht wusste, was hier gerade geschehen war. Hier wurde Lob verteilt, wo sie selbst welches erwarten wollte - und es ging an Flora. Und Zane tanzte auch noch nach ihrer Pfeife. Selbst, als er seinen Stand noch klarstellen musste, bot sie ihm Gegenwehr, und er schien nicht recht damit umgehen zu können. Seine Adern quollen vor, aber er blieb ruhig.
      "Ich werde beweisen, das ich Mehyve diene. Ihr werdet überrascht sein."
      Zane nickte, auf die letzte Aussage Floras, und scheuchte sie dann mit einer Handbeweguing fort, während er selbst schnellen Schrittes den Raum verließ.
      Zufrieden grinsend marschierte Flora zu den Türen des Raumes. Demie würde ihn auch verlassen, und vermutlich Flora gleich noch angiften.

      Wenig später kehrte Flora zu ihren Gemächern zurück, wo Codren schon wartete.
      "Codren, wir haben neue Pläne. In nächster Zeit bin ich auf dein Können angewiesen. Ich brauche diene Fähigkeiten als Spion, denn wir müssen herausfinden, wer die zwei Generäle und die vier Adeligen sind, die Mehye verraten und Zane vom Thron stoßen wollen. Wir treten in den Dienst von Prinz Mehyve ein. Nur so habe ich Zeit weitere Pläne zu schmieden, und die Ordnung in Taranoke wiederherzustellen. Die nächsten Wochen werden anstrengen werden. Und ich bitte weiterhin um dein Vertrauen."
      Flora berichtete erstmal von dem Gespräch mit Zane, und dem Vertrag.
      Codren würde also mit weiteren vom Adel und einigen Generäken die Zane unterstellt waren, und sicher auch zu ihm standen, zusammenarbeiten müssen. Sie musste sich ein wenig im Land umhören, Orte aufsuchen, Leute befragen, rumschnüffeln und manipulieren. Das, was Spione ebenso taten.
      Ob sie dabei zeitgleich sogar noch den Widerstand stärken könnte, war fraglich. Wenn Zane fallen würde, würde einer der Adelsleute, die gegen Zane standen, sicher den Thron besetzen, und dann hätte auch Garlingen nichts mehr zu befürchten. Oder sie schlugen den Widerstand nieder, und der Vertrag würde das Land und das Haus schützen. Flora stand gewissermaßen mal wieder mit beiden Beinen sicher am Boden. Hoffte sie zumindestens.
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