[2er RPG] Taranokes Schlacht

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    • Die Adelige tauschte einen Blick mit ihrer Freundin, der schon andeutete, was sie gleich sagen würde.
      "Bescheiden ist sie auch noch, das Mädchen. Ist ja fast so als würde Arana persönlich an unserem Tisch sitzen."
      Einige lachten, einige blieben stumm. Was auch immer Flora allerdings sagen würde, sie würde die Illusion von etwas außernatürlichem nicht zerstören können. Der Adel, der sich selbst nicht um seinen Tod kümmern musste, gierte nach Geschichten und diese hier war seit bestimmt 50 Jahren die erste, die es sich zu erzählen lohnte.
      Tain selbst hielt sich da raus. Allerdings lächelte auch sie, als Flora sich ihr zuwandte.
      "Um den Bengel mache ich mir keine Sorgen. Er ist gerade mal aus dem Schoß seiner Mutter gekrochen und wurde schon auf den Thron gesetzt, er hat keine Ahnung von Kriegsstrategie und Schlachten. Allerdings... Seine Gefolgsleute tun das schon. Er hat einige mächtige Häuser in seiner Armee, die teils allein wegen ihrer Stärke berühmt geworden sind. Mehyve selbst ist nicht mehr als ein Kind, aber seine Kommandeure, sein Aufsichtsrat, seine rechte Hand - um die mache ich mir sorgen. Aber bevor sie nichts tun, können wir auch nichts unternehmen. Erst wenn die Verstärkung aus Rawan eingetroffen ist, werden wir in Vultjag einmarschieren und Mehyve gleich mit niedertrampeln. Camisse kann sich dann entscheiden, ob er sich uns anschließt oder sterben will. Das liegt an ihm."
      So war es dann auch. Die Kriegsschiffe tauchten am Horizont auf, während die Piraten sich in den Schenken volllaufen ließen und nach halbnackten Frauen grabschten. Rawan hatte sich längst nicht zurückgezogen - es würde schon sehr bald die stärkste Streitmacht in Taranoke sein.
    • Flora hört aufmerksam zu. Dieser Hausherr war also noch ein junger Bengel. Aber Flora war doch auch nicht sonderlich alt? Und vermutlich würden sich alle hier in die Hosen machen, sollte sie nun erwähnen, hier den Thron zu erobern, und ihr Schwert mit Wucht auf den reich gedeckten Tisch niederfahren lassen.
      Mehyve hätte noch nichts getan? Außer das er Camisse besetzt hat, und Vultjag quasi dazu verhalf, das Kernland zu besetzen, um dort den Handel zu unterbrechen. Auch wenn Flora zugeben musste, das Mehyve selbst vom Landhandel abgeschlossen war. Eigentlich schon etwas verdächtig, denn dem Haus schien es ganz gut zu gehen. Und es würde sicher nicht lange dauern, bis Mehyve außerhalb Camisses und ihrer Gebiete tätig werden würde. Sofern dies nicht schon längst geschehen war.
      "Nun, was Mehyve betrifft, ich habe vor, dorthin zu reisen, und die Sache mit Camisse zu klären. Ich werde persönlich mit dem Herrscher sprechen, und ihm ein Angebot machen, das er sicherlich nicht abschlagen kann.", grinste Flora, und trank etwas Wein.
      Allerdings würde sie vermeiden, den Reichtum zu erwähnen, der sich in den Bergen rund um Garlingen versteckte. Das betraf zunächst nur sie und Mehyve. Und wer weiß, am Ende erhält Garlingen noch Schutz von Mehyve, falls Vultjag Rachegedanken umsetzen würde. Zumindestens deren restlichen Krieger. Aber die werden vermutlich eh erstmal intern beschäftigt sein. Der Thron muss neu besetzt werden. Und Flora fragte sich, ob die Barbaren, nachdem Brerandt sie vertrieben hatte, nicht versuchen würden, in Vultjag ihre Verluste wieder auszugleichen, um reichlich Beute zu machen.
      Tain erwähnte dann noch etwas von Rawanischer Verstärkung. Also würden erneut Schiffe Taranoke anlaufen, und Truppen an Land entsenden. Tain war zu unvorsichtig. Wenn Armeen anderer Länder aus Übersee derart viele Krieger opferten, um ein paar Machtverhältnisse aufrecht zu halten, klang es für Flora fast so, als würde man die Einheimischen nutzen, um den größen Wiederstand zu beseitigen, und strategisch bereits Truppenverbände an Land zu postieren. Vultjag würde sicher noch weitere Verluste erleiden. Flora würde dort sicher auch gern jeden Stein zu Staub zertreten, aber noch war Mehyve ein starkes Haus. Was, wenn mit Hilfe der Rawaner dieses fallen würde? Lyxaxu wäre dann auch schon halb besetzt, und ein überraschender Angriff auf die Hauptstadt, könnte dann den Todesstoß versetzten. Dann wären drei Großmächte beseitigt, und Camisse wäre von Brerandt getrennt. Und Camisse würde man sicher dann auch ohne Kämpfe zur Aufgabe zwingen können. Brerandt, die Elfen und Garlingen stünden dann alleine da.
      Gut, das Codren da noch ein Wort mitzureden hatte. Wenn der Spion erstmal beseitigt wäre, könnte sie ihre Ausbildung als Spion nutzen, um erstmal für eine bessere Ordnung zu sorgen. Flora brauchte nun erstmal etwas mehr Zeit, die Sache mit Mehyve zu klären.
      Es vergingen noch ein paar Stunden der Feierlichkeiten. Alte Geschichten wurden ausgetauscht. Flora ließ sich noch ein paar Abenteuer von ihrem neu erworbenem alten Schiff erzählen, und Tain hatte wohl Gefallen daran. Wie auch der Rest. Und eine gute Ablenkung war es auch.
      Innerlich plante Flora bereits, das Schiff wieder seetauglich zu machen. Die Elfen würden dabei helfen. Mit reichlich frischem Holz und einer guten Bewaffnung, wäre das Schiff sicher auf Seereisen zu gebrauchen. Sie fragte sich, wie groß das Schiff war. Zwei oder Dreimaster?

      Irgendwann war es dann auch Zeit für die Nachtruhe. Es war schon spät, 2 Uhr in der Früh, und Flora verließ mit Codren das Anwesen um in die gemieteten Ziemmer eines noblen Gasthauses zu ziehen. Natürlich hatte man diese schon nach Ankunft gemietet und darauf bestanden, auch wenn Tain ihnen sicher gern selbst Gästezimmer bereiten lassen würde. Es war besser, wenn manche Ohren nicht jedes Wort mithören könnten. Die Gefahr, das wer lauschte, war hier geringer.
      Sie hatten ein Doppelzimmer gemietet. Das war sicherer. Codren vermutete wohl wieder einen Elfen, der Nachts durch Fensterscheiben springen und mit einem Degen fuchtelnt feststellt, das falsche Zimmer erwischt zu haben. Oder die falsche Person als Nebenbuhler betrachtete.
      Flora warf sich rücklings auf ihr Bett und seufzte. Der Wein hatte wohl doch etwas zu gut geschmeckt. Auch der Rest der aufgetischt war, füllte jeden cm in ihrem Magen aus. Sie trug noch ihre Montur, und würde am liebsten gleich so liegen bleiben, so weich war das Bett.
      "Haaaaaahhh.... endlich etwas Ruhe.", meinte sie und streckte sich.
      "Rawan schickt also weitere Truppenverbände nach Taranoke. Es wäre gut, sie nicht als Feind zu haben. Sie zu, das du den Spion irgendwie beseitigen kannst, ohne das wer merkt, das du es warst. Willst du das noch heute Nacht erledigen?"
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    • Zurück im Zimmer der Herberge widmete Codren sich ihrem Schild, kaum sprach Flora ihr Vorhaben an.
      "Ich muss erst einmal rausfinden, wo er überhaupt steckt und das mache ich besser bei Tageslicht. Je auffälliger, desto unauffälliger."
      Sie lächelte.
      "Aber selbst wenn Cydare stirbt, wird Rawan nicht einfach abziehen. Ich werde versuchen herauszufinden, wie ihr Plan aussieht und sie dann über ihre eigenen Fallen stolpern lassen."
      Die eigentlichen Probleme würden nämlich erst mit dem Tod des Spions beginnen. Sollte Codren es durch ein Wunder schaffen, seinen Mord wie ein harmloses Verschwinden aussehen zu lassen, hätte sie nicht mehr viel Zeit um herauszufinden, was Rawan vorhatte und wie sie sie stoppen könnte. Und dann sollte sie wohl so schnell wie möglich untertauchen - der Besuch bei Mehyve würde ihr dabei gerade recht sein.

      Als die ersten Sonnenstrahlen sie nach einer schlaflosen Nacht aus dem Bett trieben, verharrte sie für einen Moment im Türrahmen und blickte auf Flora hinab, die tief in ihren Träumen steckte. Wenn das alles vorbei wäre, dachte sie sich, würde sie Flora von Taranoke wegschaffen und dem Mädchen zeigen, dass die Welt viel größer war als der kleine Hof und der weite Ozean, der ihn eingrenzte. Sie würde da draußen vielleicht sogar jemanden finden, der sie in ihren magischen Künsten unterrichten konnte und dabei nicht in Rawan lebte - denn dieses Land würde Codren bis in alle Ewigkeit meiden. Flora aber war dort draußen besser aufgehoben als neben ihren Weizenfeldern.

      Es war nicht schwierig herauszufinden, wo die Rawaner sich aufhielten, denn Codren's erste Vermutung stellte sich bereits als richtig heraus: der Hafen. Man hatte einige Lagerhäuser räumen lassen und als Notunterkünfte für die Soldaten von Übersee umfunktioniert, denn sonst gab es in der Stadt keinen Platz - und wahrscheinlich waren sie selbst froh, ihren Schiffen so nah zu sein. Codren hatte ihre Rüstung nicht angezogen, in der Stadt war das zu auffällig, allerdings trug sie das rawanische Schild auf dem Rücken und beschloss damit, erst einmal herauszufinden, wo die Frontsoldaten sich aufhielten. Dort würde sie sich als eine von ihnen ausgeben.
      Im ersten Lagerhaus stieß sie auf drei Männer, die um ein einzelnes Bett herum Karten spielten. Der Rest der Halle, so wie es sich anhörte, schlief noch oder war zumindest so ruhig, dass man sie nicht hörte.
      "Lyzazae ist hier. Sie will mit dem General sprechen."
      Die Männer sahen auf. Sie musterten Codren, so als wollten sie sich erinnern, ob sie sie kannten, und Codren war mit einem Mal sehr dankbar darum, "Lyxaxu" einmal aus dem Mund eines Rawaner gehört zu haben. Der Akzent war zwar schwierig nachzumachen, doch rawanisch beherrschte sie noch so selbstverständlich wie früher.
      "Nun... Dann kannst du der Hure gleich sagen, dass Alfin Drieko in der Schlacht gefallen ist. Sie hat das anscheinend noch gar nicht mitgekriegt."
      "Interessiert sie doch wahrscheinlich eh nicht."
      "Ganz bestimmt nicht."
      "Sie will aber nunmal einen General haben. Wann ist der neue gewählt?"
      "Heute Nachmittag wahrscheinlich, wenn der Rest der Truppen angekommen ist. Dann muss sie eben so lange warten."
      Codren stellte sich wütend.
      "Ich bin froh, dass ich überhaupt verstanden habe was sie wollte und jetzt soll ich ihr irgendwie klarmachen, dass sie heute Nachmittag wiederkommen soll?"
      "Ist das etwa unser Problem?"
      Codren seufzte.
      "Dann werd' ich ihr jemand anderen bringen müssen. Wird sie sich mit dem Offizier der ersten Kompanie zufrieden geben?"
      "Wenn du ihr sagen kannst, dass es nur ein Offizier ist, wahrscheinlich."
      Er lachte und die anderen nickten zustimmend. Codren zog erfolglos ab.
      Beim nächsten Lagerhaus fand sie zumindest den Namen des Offiziers heraus, allerdings nicht wo er - oder Cydare - sich aufhielt. Allerdings läuteten kurz darauf die Glocken und sie mischte sich ungesehen in den Morgenappell.
      "Solange die walceschen Soldaten sich erholen, werden wir weiter die Wache an den Küsten übernehmen. Lyzazae hat angekündigt, dass wir versuchen werden, die nächste Schlacht zum Meer zu tragen, deswegen werden wir uns nicht weiter ins Landesinnere begeben. Zu diesem Anlass wird die zwölfte Kompanie aufgelöst und die Soldaten begeben sich zu Cydare, um ihre Befehle zu empfangen. Der Rest wird in Schichten die Wache übernehmen, den Putzdienst aufteilen und mit ihren Vorgesetzten trainieren. Die Bogenschützen begeben sich dafür in den Innenhof von Meriden, die Lanzenträger…"
      Codren wartete ungeduldig ab, bis der Offizier endlich auf die Front zu sprechen kam.
      "... Und sämtliche Soldaten der ersten bis dritten Kompanie werden sich mit den neu angekommenen Soldaten treffen und ihnen die veldsche Kampfweise näherbringen."
      Codren musste zweimal hinhören, bis sie verstanden hatte, dass er "vultjag'sche" auszusprechen versucht hatte. Innerlich lächelte sie darüber, aber als er sie entließ, setzte auch sie sich in Bewegung. Der Mann ging nicht auf die Lagerhäuser zu, stattdessen verließ er den Hafen auf der Hauptstraße und bog dann ein Stück weiter nach rechts ab, bevor er durch die Tore eines prächtigen Anwesens marschierte. Sie ging selbst auf den Eingang zu und ließ sich von den Wachen aufhalten.
      "Der Morgenappell ist vorbei, ich komme zur Wachablösung drinnen."
      "Wo ist deine Uniform?"
      Sie hatte also richtig geraten, dass es innen mehr Wachen gab. Sie blickte den Mann an, als wäre er verrückt.
      "Drinnen, wo denn sonst?"

      Er hielt ihrem Blick stand, lang genug, dass es anstrengend wurde überzeugend zu wirken, aber dann nickte er kaum merklich. Sie dankte zum zweiten Mal der Tatsache, dass in Taranoke kein anderer rawanisch sprechen konnte und trat ein.
    • Als Flora aufwachte, war Codren unlängst verschwunden. Seufzend stand sie auf und zog den Vorhang auf. Die Sonne stand schon höher, und durch das Fenster konnte man eine Uhr an einem der Türme erkennen. Fast Mittag. Flora hatte lange geschlafen. Eine Feierlichkeit bis spät in die Nacht, Wein und gutes Essen in Fülle, trugen wohl dazu bei. Aber die Betten hier waren auch sehr bequem.
      Sie machte sich fertig und verließ das Gasthaus, um sich in der Stadt ein wenig umzusehen. Sie wusste nicht, wie lange Codren benötigen würde, diesen Spion zu beseitigen. Aber spätestens heute Abend sollte sie wohl wieder hier eintreffen. Morgen würden sie dann wieder abreisen.
      Flora hatte unlängst Schriftstücke gefertigt, um zum einen den Vertrag zu erfüllen, den sie für die Hilfe von Lyxaxu angesetzt hatten.
      Und wie dort beschrieben, bekam Tain den Anteil von den Feldern, die Flora besaß. Das waren nun natürlich jene, die Fane besessen hatte, und Flora von Tain als Geschenk zugestanden bekam - sozusagen. Und nun bekam Tain sie zurück.
      Brerandt würde auch bald Post bekommen. Er erhielt den Rest von Fanes Boden. Sowohl Weinstock als auch Obstplantage waren nicht mehr zu gebrauchen. Da Brerandt jedoch weniger erhält, und Land an Tain abtreten musste, war Flora der Meinung, das er dann das Schloss bekäme - welches jedoch auf dem Besitz von Tain stehen würde, da die Obstfelder weiter weg waren, und die Weinstöcke direkt angrenzten, und um das Schloss erbaut wurden. Sollten die sich gern in die Wolle kommen, und um alle Rechte kümmern. Tain würde Ersatz fordern, wenn Orin sein Land wieder möchte. Und sie würde Wohnsteuer verlangen, wenn er das Schloss behält. Und wenn er es Tain verkaufte, könnte er Steuern kassieren.
      Flora grinste. Sicher gab es da noch mehr Streitmöglichkeiten. Aber das mussten beide selbst ausfechten. Sie jedoch wäre fein raus, da sie den Vertrag ordnungsgemäß eingehalten hat. Keiner würde es wagen, gegen sie vorzugehen. Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen könnten andere Geschäftspartner beeinflussen, wenn Verträge nicht anerkannt werden. Und ihre, naja, nun waren es erstmal Codrens Felder, waren sicher und würden bald wieder unter Goldfields Namen laufen.

      Auf dem Markt besänftigte sie ihren Hunger dadurch, das sie verschiedene Früchte und andere Köstlichkeiten probierte. Vieles kannte sie nicht, da es aus Übersee kam. Natürlich kaufte sie auch etwas Brot bei einem Bäcker, der Goldfields Mehl verwendete. Kein mehr war feiner gemahlen, keines von solch hoher Qualität und hinterher von so gutem Geschmack - wobei letzteres auch durch das Rezept selbst beeinflusst war. Die Müller in Garlingen hatten über die Generationen hin ihre Mahlfertigkeiten verbessert. Zweimal im Jahr liefen die Mühlen an den Flüssen auf Hochtouren, wenn das Wasser die gewaltigen Mühlsteine bewegte, und die Körner zu Mehl mahlten. So war ein Sack mehl natürlich teurer, als ein großer Sack Korn für dieselbe Menge zum selbstmahlen oder bei anderen Mühlen außerhalb des Landes.
      Flora genoss das Brot jedenfalls. Sie hätte es vermutlich blind herausschmecken können. Den Rest vom Brot gab sie einigen spielenden Kindern. Selbst hier in Walces gab es wohl auch etwas weniger reiche Leute. Tja, nur so konnte der Adel sich ja auch reich fühlen.

      Flora überlegte, ob sie auch zum Hafen gehen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie blieb innerhalb der Stadt in Marktnähe und besuchte dann noch ein paar andere Läden. Wenn man schon mal hier war, sollte man das ganze auch ausnutzen. Den Einkauf würde sie über die Handelsgilde liefern lassen.
      Ein paar Kleider waren schließlich gefunden und verpackt worden. In einem Schreibwaren Laden fand sie noch eine schöne Feder und passendes Tintenfässchen. Daheim würde sich einiges anpassen und erneuern lassen. Jetzt saß sie auf dem Stuhl.
      Als nächstes besuchte sie eine der größeren Stadtbibliotheken, um sich bis zum Abend dort aufzuhalten. Sie hoffte, das sie hier noch ein paar Informationen bekämen, zu Arana. Aber auch zum Berserker. Sie wusste, das es da wohl eine Verbindung gab. Sie war sich sicher, darüber mal etwas gelesen zu haben. Es hatte etwas mit ihrer Stellarmagie zu tun. Also, eine Form der Magie, die damals wohl mit den Mönchen verschwand, und im Grunde unbekannt war. Ob man hier auch Bücher dazu fand? Oder Hinweise auf jemanden, der etwas wüsste?
      Fast eine Stunde schlich sie zwischen den Regalen umher, und hatte schließlich zwei Bücher und eine Schriftrolle gefunden, die sie genauer betrachten wollte.
      In einer der Schriftrollen ging es um einen Lichtzauber, der mit der Heilmagie in Verbindung stand. Flora selbst hatte Zugriff auf ähnliche Anwendungen. Und offenbar war dies eine der alten Rollen, die sie daheim in der Hausbibliothek hatte. Zumindestens war es eine, die fehlte. Ein Glückstreffer. Sie würde die Rolle kaufen.
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    • Cydare hatte sich nicht verändert - und dazu gehörte auch, dass er sich strikt auf das verließ, was er gelernt hatte. Die Wachen vor der Eingangstür hatten keine Ahnung von den Aufgaben der Wachen im Haus und andersherum, die Offiziere wussten in der Schlacht nicht, was die anderen Kompanien taten und die Soldaten wussten erst recht nicht, was die Befehlshaber taten. Jede Partei wurde sorgfältig von der anderen getrennt, damit Rawan sich vor anderen Spionen und Eindringlingen schützen konnte, die versuchten, das Land zu infiltrieren und mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Nur der Staatsspion, der Mann mit dem goldenen Medaillon, hatte über alles einen Überblick. Und dieser Mann saß hinter der dicken Eichenholztür, vor der Codren nun stand.
      Sie war so zielgerichtet wie nur möglich in das Haus marschiert und hatte es trotz ihrer Orientierungslosigkeit geschafft zu der Tür zu gelangen, bevor sie den Offizier von vorhin hindurch gehen gesehen hatte. Es gab zwar noch eine Chance, eine sehr kleine, dass Cydare gar nicht hier war, aber das war fast unmöglich. Der Mann hatte eine Invasion zu planen, er hielt sich sicherlich nicht weit entfernt von seinen Leuten auf.
      Als der Offizier eine halbe Stunde später hinaus kam, stand Codren noch immer vor der Tür und verhielt sich so, als besäße sie ein Anrecht darauf, früher hineingelassen zu werden und bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick, den er mit einem Stirnrunzeln empfing. Es war wohl ein wahrer Segen, dass die Verstärkung vor kurzem erst eingetroffen war und die Soldaten damit jedem Unbekannten begegneten, als wäre er von der Nachhut gekommen. Sonst würde man wohl mehr Fragen stellen. Sie schlüpfte durch die Tür, bevor sie sich schloss, und zog sie selbst zu.

      Cydare stand an einem Schreibtisch, der dem von Tain sehr ähnlich sah und genauso mit Dokumenten zugemüllt war, wie auch der andere. An der Wand hing eine mannshohe Karte von Taranoke, die an einigen Stellen beschrieben war und die man mit Nadeln markiert hatte, wo es wohl strategisch günstige Orte gab. Dieses Zimmer allein würde Codren wahrscheinlich schon genug Auskunft über die Vorhaben von Rawan geben, aber vorerst würde sie sich Cydare widmen müssen, dem Mann, der zu ihr aufsah, in seiner Bewegung erstarrte und dann so lächelte, dass man denken könnte, er würde sich darüber freuen, sie zu sehen.
      "Man könnte meinen du verfolgst mich. Willst du dich etwa an mir rächen, dass ich deinen Platz weggenommen habe?"
      "Nein. Wir wissen beide, dass du es verdient hast. Es war ein klarer Sieg."
      "Das war es, daran besteht kein Zweifel. Ich weiß aber auch, dass du geschworen hast mich zu töten, als man dich am Hafen geschnappt hat."
      Codren runzelte die Stirn. Ja, das hatte sie. Wieso hatte sie das vergessen?
      "Vielleicht ist dieser Tag wohl doch gekommen. Du hättest nicht herkommen dürfen."
      "Achja? Und wer will mich wegscheuchen, du? Du siehst aus wie eine dreckige Bäuerin die den ganzen Tag nichts macht als Rüben zu ernten. Ist es das, was du hier tust? Rüben ernten und sie auf dem Markt verkaufen?"
      "Ich bin Leibwächterin."
      "Leibwächterin? Etwa von dieser Möchtegern-Königin hier?"
      "Nein, von Flora Goldfield."
      Cydare hörte den Stolz in ihrer Stimme, als sie den Namen aussprach, und runzelte dann die Stirn.
      "Floa Got...fed? Den Namen hab ich hier auch schon gehört. Wer soll das sein?"
      "Sie ist diejenige, die dafür sorgen wird, dass das ganze Ungeziefer aus Taranoke verschwindet. Und ich werde damit anfangen."
      Sie zog ihr Schild, Cydare lächelte nur.
      "Hast du denn nicht Angst, dass deiner Freundin etwas zustößt, während du weg bist?"
      "Sie kann sehr gut auf sich selbst aufpassen."
      "Wieso bist du dann ihre Leibwächterin?"
      Codren antwortete nicht. Stattdessen zog sie ihr Schwert und ging einen Schritt auf Cydare zu, der sich hinter seinem großen Schreibtisch nicht bewegte. Sein Geierblick klebte auf ihr, sog sämtliche Informationen in sich auf, bis Codren dachte, dass er ihr sogar in die Seele schauen musste, so intensiv, wie sein Blick wurde. Dann legten sich seine Züge und er wirkte irgendwie entspannt.
      "Denkst du wirklich, dass ich mich so einfach von dir bedrohen lasse?"
      Schneller, als Codren schauen konnte, griff er zu seinem Gürtel und eine kleine, schwarze Kugel flog durch die Luft, ehe sie auf den Boden knallte und eine Rauchwolke ausstieß.

      Codren riss das Schild hoch, aber es half nichts. Der Rauch brannte in ihren Augen und es fühlte sich so an, als würde er durch jedes Loch in ihren Körper dringen, wo er sich in ihren Schleimhäuten festsetzte und ihr das Atmen erschwerte. Sie hatte noch nicht einmal begriffen, wie sie mit brennenden Augen und pulsierendem Hals Cydare angreifen sollte, da spürte sie seine Hände auf ihren Schultern und verlor das Gleichgewicht. In einem kurzen Moment, in dem sie sich zwang die Augen ein wenig zu öffnen, sah sie, dass er seine geschlossen hielt. Er kämpfte blind.
      Den Dolch, der auf ihren Hals zuraste, bremste sie mit einem gezielten Griff nach seinem Handgelenk und stemmte ihre Beine gegen seinen Bauch, bevor sie ihn von sich runter schleuderte. Zu ihrer beider Überraschung konnte er sich nicht auf ihr halten und fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden, bevor er sich geschwind aufrappelte.
      "Stark bist du geworden. Davon hast du aber nicht viel, wenn ich schneller bin."
      Mit Feuer in den Augen wirbelte Codren herum, versuchte seine Schritte zu hören und hieb ins Leere, als sie glaubte, ihn vor sich zu haben. Cydare holte aus, stieß seinen Dolch nach vorne - und prallte am Schild ab. Die beiden stießen sich gegenseitig ab.
      "Rawan wird Taranoke nicht bekommen!"
      "Daran wirst du auch nichts ändern können!"
      Sie prallten wieder aneinander, Codren mit ihrem Schwert, Cydare mit seinem Dolch. Er zückte eine zweite Kugel, doch diesmal war Codren vorbereitet und das Geschoss landete in der Ecke. Allerdings nutzte ihr Widersacher die Gelegenheit und wand sich unter ihrem Schild hindurch, ehe er es ihr entriss und gleichzeitig mit seinem Dolch herumwirbelte. Die Klinge traf sie im Arm und glitt erst ab, als die metallene Hand unter ihrem Handschuh begann. Codren horchte auf, doch Cydare hatte wohl nichts bemerkt.
      "Ich wünschte, man hätte dich damals gleich geköpft! Deine Niederlage war eine Schande über unser ganzes Königreich!"
      "Ich hatte alles unter Kontrolle! Ich hatte immer alles unter Kontrolle!"
      Sie prallten aneinander, Cydare stürzte und brachte Codren ins straucheln. Sie fiel hin, gerade als er nach ihrer Brust hieb, und bekam die Klinge in ihrer Schulter zu spüren. Vor Schreck ließ sie das Schwert los.
      "Ist das etwa für dich Kontrolle?!"
      Er warf sich auf sie und stach zu. Der Dolch raste auf ihre Brust zu und blieb dann mit einem metallischen Geräusch stecken - in ihrer Hand. Seine Augen weiteten sich ungläubig.
      "Wie zum...?"
      Sie entriss ihm den Dolch und schlug zu. Ihre Faust traf sein Kinn und zerstörte das, was vor wenigen Sekunden noch dafür gesorgt hatte, dass der Mann über ihr sprechen konnte. Jetzt fiel er zurück, betäubt, fassungslos, definitiv sprachlos. Codren warf sich ihm nach und schlug erneut zu - und noch einmal und noch einmal. Den Dolch hatte sie vergessen, er fiel bald mit einem hellen Klingen auf den Boden. Sie packte Cydare am Kragen, hob seinen blutenden Kopf zu sich heran und knurrte:
      "Ich hätte das schon viel eher machen müssen."
      Sie packte seinen Kopf und rammte ihn in den Boden. Wenn Cydare's Hirn bis eben noch funktioniert hatte, dann war es nun vorüber. Ein Knacken kündigte an, dass es unlängst freilag, aber Codren war noch nicht fertig. Mit halb zusammengekniffenen, tränenden Augen, summenden Ohren und röchelndem Atem schlug sie so lange auf den Mann unter sich ein, bis das Adrenalin ihren Körper vollständig verlassen hatte und der Schmerz in den Vordergrund rückte, der von ihrem Arm und ihrer Schulter kam. Als sie schwer atmend aufhörte tanzten schwarze Flecken vor ihren Augen und das meiste Blut auf dem Boden war ihr eigenes. Sie wollte sich eigentlich hinsetzen, eine Ohnmacht vermeiden, aber vorher griff sie in sein Hemd und zog zuerst das goldene Medaillon hervor, dass sie in ihre Tasche steckte, bevor sie seine Hand packte und kurzerhand den Finger abschnitt, ehe sie den Ring ebenso verschwinden ließ. Auf eine merkwürdige, skurrile Art hatte sie nun den Platz der Staatsspionin eingenommen. Der Ring an ihrem Finger würde die Bestätigung sein - und das Medaillon ihr Zeuge.


      Als sie eine Stunde später in der Herberge ankam, musste sie feststellen, dass Flora verschwunden war. Sie starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Raum hinein, ob sich das Mädchen nicht doch irgendwo versteckte, aber genauso gut hätte sie ihre Augen geschlossen halten können. Sie sah nichts. Ihre Augen waren geschwollen und brannten, als würden sie nicht mehr zu ihrem Körper gehören. Sie schleppte sich zum Bett und sorgte dann dafür, dass das Medaillon und der Ring sicher verwahrt waren, ehe sie darauf wartete, dass Flora zurückkehrte - und mit einem Wunder verhindern konnte, dass sie durch dieses Zeug vollständig erblindete.
    • Flora kehrte zum Abend hin zurück zum Gasthaus, und trug dabei einen Beutel, in dem sie ein paar Sachen deponiert hatte, die sie aus der Bibliothek erworben hatte. Mehrere Schriftrollen und zwei Bücher waren es, die Infotmationen versprachen. Oder weitere Hinweise lieferten. Sie würde diese zu gegebener Zeit studieren. Sie würden bald nach Mehyve reisen, zuvor aber nochmals nach Garlingen zurückkehren.
      Als sie vor dem Zimmer stand, atmete sie kurz durch. War Codren zurück? Lebte sienoch? Oder würde sie nie mehr wieder kommen? Sie murmelte etwas von Untergang für Rawan und Ähnliches, bevor sie den Türgriff senkte und eintrat. Erleichtert fand sie Codren vor, die auf dem Bett saß, und Flora wohl schon an ihren Schritten erkannt hatte.
      "Hm, offenbar scheinst du den Spion beseitigt zu haben, und bist in einem Stück zurück.", grinste sie, und legte den Beutel auf den Tisch, der sich ebenfalls im Zimmer befand. Als sie eines der Bücher herausnahm, um es Codren zu zeigen, bemerkte sie, das etwas nicht stimmte.
      "Ich fand einiges zu Arana in der örtlichen Bibliothek. Ich hoffe dadurch noch etwas über .... Codren? Alles Inordnung?"
      Der Blick, den Codren hatte, verriet Flora, das da was nicht stimmte. Codren schüttelte leicht den Kopf, und Flora begab sich geschwind zu ihr, und hielt mit beiden Händen Codrens Kopf, und blickte ihr in die Augen. "Deine Augen ... was ist geschehen? War es der Spion gewesen? Verflucht. Sie sind geschwollen, und sehen sehr trübe aus."
      Codren erzählte von einem Griftangriff und Flora nickte. Vielleicht konnte sie das Unheil noch abwenden. Sollte Codren erblinden, wäre das gar nicht gut. Momentan konnte sie gerade noch Schatten erkennen, wenngenügend Licht da war. Flora legte ihre Hände auf Codrens Augen und konzentrierte sich.
      "SEPTO" Der erste Spruch war erfüllt, und das Gift löste sich mit einer kleinen aufsteigenden Dampfwolke, als es aus den Augen gezogen wurde. Sofort ließ das Brennen nach, aber die Augen waren beschädigt und gereizt. "Das Gift ist raus. Sicher ein rawanisches Gift?"
      Blieb nur noch der Versuch, die Augen wieder zu heilen. Aber wie tief mussten die Verletzungen sein? Wie lange war das Gift schon im Körper?
      "CURE"
      Zwei, dreimal wendete Flora den Spruch an, konnte aber keine tieferen Schäden beheben. Sie hatte zwar schon quasi einen besseren Heilspruch studiert, aber dieser war nocht ganz am Anfang. Sie konnte ihn noch nicht anwenden. Außerdem war es den meisten Heiler kaum möglich, auf natürlichem Wege mit Kräutern und Medizin, oder sogar mit Magie, solche Schäden vollkommen zu reparieren. Viele behaupteten, das die Augen zu komplex wären, um sie zu verstehen. Zudem gab es unterschiedliche Heilmagien. Flora besaß jene der Stellarmagie, und durfte sich zu den vergessenen oder sehr seltenen Magien zählen. Eine Art Heilung des Lichtes. Anders, als zum Beispiel die Heilung der Lebensmagie.
      "Es tut mir leid, mehr vermag ich zur Zeit nicht zu tun. Mir fehlt es an nötigem Wissen. Aber, kannst du wenigstens wieder was erkennen?"
      Oberflächlich hatte die Iris Codrens Augen sich etwas verändert. Auch die Pupille wirkte weniger trüb, dennoch schien die Färbung ihrer Augen wie ausgewaschen. Als wenn ihnen das Leben fehlte.
      Flora hob einen Finger, und Codren musste ihrer Handbewegung folgen, was mäßig gelang, obwohl der Raum noch gut beleuchtet war, da die Sonne zu der Jahreszeit noch nicht am Horizont war. Sie fing gerade erst an, hinter den Dächern der Stadt zu versinken.
      "Wieviel erkennst du, wenn du dich umsiehst? Und schau auch aus dem Fenster, in die Ferne. Die Uhr am Turm."
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    • Codren erkannte Flora lediglich an ihren Schritten, sie konnte ihr Gesicht noch nicht einmal erkennen, als sie sich zu ihr hinab beugte.
      "Das wird sicher vorbeigehen", antwortete sie überzeugt, da sie nicht glauben konnte, dass Cydare sich selbst mutwillig der Gefahr ausgesetzt haben sollte, zu erblinden. Aber auf der anderen Seite, was mochte in all den Jahren ihrer Abwesenheit in Rawan geschehen sein? Hatten die Hofmagier etwa Mittel entwickelt, die ihr derzeitiges Wissen überschritten? Nicht einmal die Elfen konnten etwas derartiges erschaffen und sie sollten wohl den Menschen weit voraus sein. Aber darin konnte sie sich auch irren.
      Flora sprach zwei Zaubersprüche, von denen Codren wenigstens einen genauer kannte und die das Brennen linderten. Als sie ihre Lider allerdings auseinander zwang, musste sie einige Male blinzeln, ehe sie nach und nach erst die Umrisse von Flora und dann auch von dem Zimmer erkannte. Vor ihr erhob sich eine in einen Schleier gehüllte, aschgraue Welt.
      "Das wird vorbei gehen", wiederholte sie und wollte ihre jetzt juckenden Augen kratzen, ließ es dann aber doch bleiben. Auf Flora's Aufforderung hin blickte sie sich erst um und sah dann aus dem Fenster.
      "Ich sehe alles, wenn ich genauer hinsehe, und den Turm seh ich auch noch. Weiter allerdings nicht." Dabei starrte sie aus dem Fenster hinaus auf einen hellgrauen Nebel, der pulsierend, so als hätte er ein Eigenleben, versuchte, auch noch die Fensterrahmen zu verschlingen. Er schaffte es nicht, es sah aber sehr danach aus. Codren konnte noch nicht einmal bis zum ersten Hausdach blicken.

      Am nächsten Morgen ging es schon besser, zumindest war die Schwellung deutlich abgeklungen, aber an dem Bild, das sich Codren von nun an bot, hatte sich nichts geändert. Sie hatte Mühe, die verschiedenen Nuancen von Grau voneninander zu unterscheiden und der beständige Schleier, der an den Rändern ihres Blickes schwebte, ließ sie unsicher werden. Wie sollte sie einen Angriff kommen sehen, wenn sie nicht gerade darauf blickte? Würde sie ihn überhaupt unterscheiden können, zwischen all dem Grau, das sich ihr bot? Als Flora allerdings aufwachte und sie nach ihren Augen fragte, antwortete sie nur, dass es jetzt wieder besser ginge. Es schmerzte nicht mehr, die Schwellung war abgeklungen, sogar das Jucken hatte nachgelassen. Den Rest verschwieg sie.
    • Reise nach Mehyve

      Flora und Codren verließen Lyxaxus Hauptstadt am nächsten Tag, jedoch nicht ohne vorher noch die Nachricht für die abgeschlossenen Verträge zwischen Brerandt und Lyxaxu und deren Übergabeschriften, zuzustellen. Tain und Orin würden sich sicher noch streiten, und Flora brauchte sich nur gedanklich dazu zu amüsieren. Damit waren die Angelegenheiten erledigt. Ihre Rache an Vultjag besänftigt und alles was jetzt noch offen war, war Mehyve dazu zu zwingen, Camisse freizugeben.
      Die Rückreise führte zunächst zurück nach Garlingen, wo sie zwei Tage im Haus blieben. Während Codren sich öfters zum Training davonstahl, regelte Flora noch einigen Schriftverkehr, und setzte Anordnungen für die Vertretung. Flora hatte einiges geplant, und das sollte während ihrer Reise bis zu ihrer Rückkehr erledigt werden. Auch wenn durch die Ernte und zweite Saat viel zu tun war, sollten ein paar sich darum kümmern.
      Florabesorgte nun auch die nötigen Mitbringsel für die Reise.
      Außerdem hatte sie noch einen Auftrag erteilt. Ein Elfenschmied, der einen hohen Bekanntheitsgrad und Namen im Elfenwald hatte, sollte ihr Schwert verändern. Er musste es förmlich neu schmieden, um das zu bewerkstelligen, was Flora verlangte. Und als sie ihm alles gab, war es ihm eher unwohl. Er hatte noch nie mit Fearnium gearbeitet, oder gar etwas davon gehört. Und es sollte tatsächlich hier auf Taranoke in den Bergen vorkommen? Flora meinte, das es aber kaum etwas davon zu finden gäbe. Es wurde lange gegraben, und per zufall entdeckt. Es war nur eine kleine Stelle gefunden worden. Mehr mochte noch in den Tiefen des Berges schlummern, doch könnte es Jahre dauern, noch etwas zu finden. Sie wollte es daher einem fähigen Schmied anvertrauen.
      Bei solch einem Lob konnte der leicht arrogante Elf natürlich nicht nei sagen, und schon zwei Tage später, pünktlich zur Abreise, übergab er Flora persönlich die neue Klinge, die optisch aber so aussah wie vorher.
      "Dieses Schwert besteht nun aus Elfenstahl und Fearnium. Den Dunkelstahl musste ich komplett weg lassen, da das Metall offenbar nicht damit harmonieren wollte. Dafür harmoniert der Elfenstahl wohl besonders gut damit. Ich habe auch wieder magischen Goldstaub eingearbeitet. Da unser Volk dir sicher zu großem Dank verpflichtet ist, brauchst du ihn nicht zu bezahlen, auch wenn er selten ist, und eine hohe magische Kunst verlangt, für dessen Herstellung. Außerdem habe ich etwas Fearnium übrig. Ich behalte es als Gegenleistung. Ach ja, der Reparaturzauber wurde von mir verstärkt. Es pflegt sich selbst, und verschließt Risse und glättet Dellen wie gehabt. Auch wird es nicht splittern. Aber, durch das Fearnium ist das Schwert sehr viel stabiler als vorher. Ich glaube, das selbst eine Rotklinge da nicht mithalten könnte. Und es ist leichter geworden. Su solltest dich damit vertraut machen."
      Flora nickte. Gute Nachrichten, wenn man es so wollte. Zudem würden sie in Mehyve sicher auf Krieger mit rötlichen Waffen treffen. So konnte sie zumindestens darauf hoffen, gute Gegenwehr liefern zu können.
      Bevor der Elf ging, gab er Flora noch eine kleine Schriftrolle. Dort war noch ein Zauber für Golden Light vorbereitet. Aber derjenige, der ihn aussprechen und anwenden konnte, lebte in Mehyve. Ein Elf, der vor langer Zeit auswanderte. Er würde das Schwert noch zusätzlich magisch aufwerten. Der Elf würde das dann schon erklären.
      Flora war einverstanden. Es lag eh auf dem Weg und somit war es auch kein Zeitverlust.
      Kurz darauf ritten sie und Codren los. Zunächst nochmals zur Burg, um da eine Nacht zu verbringen, ehe sie in die Ost-West Passage einritten. Sie folgten dem Fluss, der sie bis nahe zur Grenze von Mehyve führen würde.
      Vorbei an ihrem Lagerplatz, als die Armee hier noch für die Schlacht rüstete. Dann folgte das Schlachtfeld selbst, welches sie aber umritten. Die meisten Leichen lagen dort noch, überwiegend Vultjags, da sie ihre Kadaver wohl eher der Natür überließen. Asfresser waren überall. Metall, Stoff, Fleisch und Knochen waren überall verteilt. Dunkle Erde, in der das Blut unzähliger versickert war. Spuren von Kriegsgerät und Feuer. Kilometer weiter hinten fanden sich die verkohlten Reste Vultjags Lagers. Agon Tane, und natürlich auch Sir Idlehall, oder wie er hieß, hatten hier wahrlich ganze Arbeit geleistet.
      Es würde noch zwei Tage dauern, das Ende vom Fluss zu erreichen. So lagerten sie am späten Abend erstmal am Fluss. Das gute war, das es im Sommer später dunkel wurde. So konnten sie einige Stunden läger reiten, die Reisezeit verkürzen, und das ohne zu hetzen in einem angenehmen Tempo auch für die Pferde.
      Das Lager war schnell errichtet. Die Pferde grasten am Flussufer, wo es besonders saftig war. Ein Baum am Lager bot Schatten und etwas Regenschutz, sollte das Wetter umschlagen. Insbesondere für die Fracht, die in Satteltaschen verstaut war. Darunter Eisenrot. Holzstämme und Steine waren für die Schlafdecken und das Feuer rangeschafft und aufgebaut worden. Wenig später brannte bereits das Feuer und an Stöcken hingen zwei Fische, die Codren im Fluss angeln konnte, und ein Hase, den Flora irgendwie fangen konnte, und verbreiteten bald ihren herlichen Duft. In Kuperbechern brodelte bereits etwas Flusswasser, welches sie zuvor durch feine Tücher laufen ließen, um groben Schmutz zu entfernen. Etwas Tee aus einem Beutel würde für Geschmack sorgen.
      Langsam wurde es dunkel, und der klare Nachthimmel zog über sie. Ein paar Insekten schwirrten am Feuer vorbei, ein paar Nachtvögel ließen von sich hören, und boten etwas Abwechslung zum sanften Plätschern des Flusses. Der Mond war weiter nordwestlich am Horizont, fast vollständig hinter den Bergspitzen verborgen. Über ihnen spannte sich das Netz der Sterne auf, die wiee kleine Lagerfeuer im Himmel flackerten. Oder wie Lichter einer Kerze im Wind.
      Flora streckte sich auf ihrer Schlafstelle und rieb sich den Bauch. Neben ihr der Kuperbecher mit dem Tee, der noch etwas kühlen sollte.
      "Haaaaahhh.... wie friedlich es heute Nacht ist, wenn man mal die letzten Wochen und Monate betrachtet, seit wir aufgebrochen waren, um die Königin der Elfen zu finden. Es ist viel passiert. Da wirkt der Sternenhimmel geradezu einschläfernd. Der eine Stern dort leuchtet heute besonders hell, findest du nicht auch? Und war er nicht vor kurzem noch etwas weiter beim Bild des Handelswagen? Ein Wanderstern? Dort bei der Deichsel."
      Flora zeigte hoch zum Himmel, obwohl Codren das Sternenbild sicher auch kannte. Aber sie meinte wohl den hellen Stern, den Codren vermutlich nicht sehen würde. Aber davon schien Flora nichts zu bemerken.
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    • Die vergangenen Tage waren eine gute Ablenkung gewesen, bevor die beiden Frauen sich weiter auf den Weg nach Mehyve machen würden, doch mit jedem verstreichenden Tag wuchs ein Angsttrieb in Codren, der sich nicht besänftigen ließ. Sie erschreckte sich immer häufiger, die Augen weit aufgerissen, weil sie die meisten Grautöne nicht gleich zuordnen konnte, weil sie in einer fremden Welt gelandet war, in der sie sich auf andere Sinne verlassen musste, um sie zu verstehen. Niemals in ihrem Leben hatte sie gedacht, so sehr von ihren Augen abhängig zu sein, aber jetzt, als es kein Zurück mehr gab, war sie ihrer Umwelt hilflos ausgeliefert. Ihr Trainingspartner in Garlingen kommentierte ihre plötzliche Tollpatschigkeit mit "Die Reise war wohl sehr anstrengend" und sie widersprach ihm nicht, weil sie versuchte, es sich selbst einzureden. Die Reise war anstrengend gewesen. Sie trug einen neuen Verband um Schulter und Arm, die Reise war sehr anstrengend gewesen.
      Mittlerweile verbrachte sie die Abende damit, den Unterschied herauszufinden zwischen blassem und weichem Hellgrau, zu erfahren, welche Farbe welches Grau erzeugte und sich damit in ihrer neuen Welt ein bisschen besser auszukennen. Sie fing an, sich zu zwingen, auf ihre Ohren zu hören, anstatt sich auf ihre Augen zu verlassen, und mit der Zeit fiel es ihr leichter, weil ihr Sichtfeld sowieso nicht viel Informationen hergab. Wenigstens kannte sie schon Flora's Schritte auswendig, womit sich wenigstens diese Sache schon erledigt hatte, in einem Kampf würde sie aber viel aufmerksamer sein müssen. Ja, ein richtiger Kampf würde mittlerweile sicher anders aussehen. Sie war froh um das Schild, dass sie stets bei sich trug.

      Als sie am Abend das Lager aufschlugen, konnte Codren erst was erkennen, als das Feuer überhaupt entzündet war. Die Dunkelheit machte ihr definitiv noch am meisten zu schaffen, aber sie versuchte es zu vertuschen, indem sie gedankenverloren wirkte, während sie auf ihre Ohren hörte. Mit Flora's Bemerkung blickte sie auf, aber der schwarze Balken über ihr besaß keine Sterne mehr.
      "Mhm. Eine schöne Nacht, oder?" Die beiden sahen in stummen Einvernehmen in den Himmel hinauf, bis Codren wieder das Wort erhob.
      "Denkst du manchmal an Fenris? Ich wünschte, wir hätten ihm eine angemessene Bestattung geben können."
      Die Kämpfe in der Arena schienen Jahrhunderte zurück zu liegen, dabei war seitdem erst ein Jahr vergangen. Würden sie dort nun immer noch den Gladiatoren zujubeln und das viele Blut feiern, das vergossen wurde? Wahrscheinlich. Ein Krieg würde das Volk von Vultjag kaum einschüchtern.
    • Flora trank etwas von dem Tee, und fand ihn wohlschmeckend. Es war ein Kräutertee aus den häuslichen Lagerbeständen. In den Satteltaschen waren noch drei weitere Beutel mit Tee, insgesamt vier Sorten für Abwechslung. Einer davon war medizinisch. Man konnte ja nie wissen.
      Codren erwähnte nun plötzlich Fenris, der Elf, der Floras Rache aufkeimen lassen hatte. Nur dank ihm lagen sie gewisser maßen hier und konnten die Sterne beobachten. Sein Tod war grausam und unverdient. Ja,nichtmal eine anständige Beisetzung war ihm gegönnt worden. Stattdessen hatte man ihn vermutlich in vielen Einzelteilen in der Wütengegend verteilt, füllte hungrigen Hunden den Magen und schmückte einfälltige Krieger mit seinen Knochen. Oder man hatte sie zu Pulver zermahlen und irgendwo unters Essen gemischt, um dadurch Mut und Kraft zu gewinnen. Wirklich äußerst ehrenvoll.
      "Die Elfen hätten eine solchen ausführen sollen. Vielleicht hätte ich doch Vultjag treffen sollen, um die Leiche übergeben zu bekommen. Ich hätte sie in die Wälder schicken können. Aber, sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen bringt auch nichts mehr. Weitere Elfen starben, und nicht jeder fand sicher einen Ruheplatz im Wald. Trakur starb und die Rache an ihm starb mit ihm. Nun muss nur noch das Volk ausgedünnt werden. Vielleicht sollten wir es gänzlich vertreiben, und die Wüste zu neutralem Gebiet erklären. Wenn die anderen Häuser sich dort um Hinterlassenschaft oder Sandhügel streiten wollen, verschonen sie wenigstens andere Ortschaften, wo Menschen einfach nur Leben wollen."
      Flora dachte auch über die Barbaren nach. Sie überlegte schon die ganze Zeit, warum sie ausgerechnet dann angriffen, als Brerandt ohnehin schon eine Armee zusammengezogen hatte. Das ergab keinen Sinn. Außer, Mehyve steckte hinter dem Angriff. Leider wusste Flora nur, das Brerandt von den Barbaren angegriffen wurde. Weitere Informationen gab es nicht. Sie sollte diesen Prinzen mal danach befragen. Was sie in Mehyve wohl erwarten würde? Man sagt nicht umsonst, das ihre Waffen und Rüstungen von höchster Qualität wären, und nur schwer überwunden werden konnten. Gerüchte über Unbesiegbarkeit durfte man nicht zu leicht glauben. In einer Schlacht würden sie ebenso Verluste erleiden, wie andere. Aber sicher weniger. Gefährlich wurde es beim Adel, oder bei Generälen, die mit roten Waffen aus Eisenrot aufmarschierten. Diese galten bisher als unzerstörbar und schienen es auch zu sein. Jedenfalls sagte man das. Mit vergleichbaren Waffen sollte auch das möglich sein. Eisenrot fand zwar auch woanders Anwendung, in Schilden, Waffen und Rüstungen der Soldaten, jedoch nur beigemischt oder als Zusatz. Das erschwerte es meistens, den Schutz zu überwinden, und verhalf der Armee zu ihrem Ruf. Und zum Wert des Eisenrotes. Bisher schien es nur in Mehyve vorzukommen, und die Ader, die Flora in ihrer Heimat fand, versprach zwar äußerste Reinheit, jedoch deckte sie sicher keinen größeren Bedarf. Es war fragwürdig, wie lange Mehyve dort graben würde, sollte sie mit dem Hausherrn einig werden.
      Ein Beutel mit gereinigtem Eisenroterz befand sich an der Satteltasche, und diesen würde sie Zane vorlegen. Er wird es prüfen lassen. Und er wird sicher nicht wollen, das Brerandt oder Lyxaxu dort Schürfrechte erkaufen könnte. In Mehyve war der Adel so arrogant, das Eisenrot in der Form so nur für sich zu beanspruchen. Lyxaxu oder Brerandt würden sicher eine ganze Armee mit feuerroten Waffen aufmarschieren lassen. Und am Ende würde ein Haus dann die ganze Insel beherrschen.
      Wenig später rollte Flora sich unter ihrer Decke zusammen. Das Feuer würde bis zum Morgen runterbrennen und so brauchten sie nur etwas Erde auf die Feuerstelle zu werfen.

      Der nächste Morgen begann mit frischem Brot - das eigentlich schon ein paar Tage alt war. Heute würden sie es aufbrauchen, ehe es schimmel ansetzen würde. Heute würden sie eh Mehyves Grenze überschreiten. Dann gab es auch Nahrung von dort. Gasthäuser wären die beste Wahl. Fernab der Straßen taten es auch Wildtiere oder Früchte und Beeren.
      Wenig später dann ritten sie den restlichen Weg am Fluss entlang, ehe er sich im Untergrund verlor. Entweder gab es irgendwo dort unten eine Quelle, oder er wurde vom Meer gespeist. Aber, das war jetzt egal. In einem kurzen Zwischenlager kochten sie das Wasser ab, und füllten ihre Trinkschläuche damit auf.
      Mehyve war gewiss nicht so trocken und sandig wie Vultjag, aber besonders im nördlichen Teil des Gebietes war es warm und trocken, da der Nordostwind die heiße Luft aus den Wüstenlanden aus Übersee bis nach Taranoke brachte, und der Insel den östlichen und südöstlichen Teil in eine warme Gegend verwandelte. Die Gebirge waren wie eine Mauer, die den größten Teil der Luft auffingen. Aber auch Mehyve war durchgehend wärmer als die anderen Bereich der Insel. Viel Steppe und Buschland, Wälder fanden sich nur westlich und hauptsächlich östlich und südöstlich.
      Letzteres war auch das Ziel der Reise.
      Zuvor aber mussten sie noch den Elfen aufsuchen. Eine grobe Karte mit seinem letzten Wohnort hatte man ihr mitgegeben. Nicht sehr hilfreich, da diese schon 40 Jahre alt war. Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder?
      Nach einiger Zeit ohne Fluss, die sie immer gen Süden geritten waren, erreichten sie schließlich Grenzgebiet. Sie waren nun ungefährt mittig zwischen den Bergen Mehyves, Vultjags und Camisse.
      "Wir müssen zunächst weiter nach Süden. In etwa einem Tag sollten wie eine kleine Stadt erreichen. Händler fahren sie häufig an. In der Nähe soll der Elf wohnen. Sicher weiß man dort etwas über ihn.", meinte Flora, bog dann auf einen Weg ab, der sich vor ihnen auftat. Ein Feldweg ohne Befestigungen. Nur der regelmäßige Handelsverkehr würde ihn längere Zeit erhalten.
      Wenn sie zügig ritten, würden sie es sicher bis zum Abend schaffen können.
      Codren ritt mit ihrem Pferd eine plötzliche Böschung hoch, und wirkte dabei etwas unbeholfen im Sattel, fast überrascht. Flora seufzte. "Codren, schone das Tier. Du hättest dich die flache Stelle dort nutzen können."
      Ob sie in Gedanken gewesen war?
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    • Bei ihrer Durchquerung des Gebirgspasses wurde erst klar, was für Verluste Vultjag hatte dulden müssen. Die Gegend war wie leer gefegt, befreit nicht nur von sonst üblichen Händlern, die sich nicht trauten die damalige Grenzsperre zu überschreiten, sondern auch von Soldaten, die hier mit eitlen und stolzen Rufen verkündet hatten, dass man bald in Vultjag's Reich gelangen würde, wenn man der Gabelung nach Norden hin folgte. Als Flora und Codren die Gebirgskette hinter sich ließen, hatte sie noch niemand über Vultjag's Großartigkeit in Kenntnis gesetzt. Das war schon ein merkwürdiges Erlebnis.

      Bis dahin war Codren äußerst erfolgreich damit gewesen, ihre eigentliche Blindheit zu vertuschen. Mit jedem Tag konnte sie neue Tricke finden, mit denen sie es so aussehen ließ, als wären ihre Augen noch immer so gesund und leuchtend, wie vor einigen Tagen noch und als würden sie ihre Umgebung mit der gewohnter Schärfe wahrnehmen. Mittlerweile gab sie sich sogar richtig Mühe damit, ihre Pupillen lebhaft zu bewegen, obwohl es für sie keinen Unterschied machte. Grau blieb grau.
      "Huch! Das kommt davon, wenn man nicht aufpasst." Sie lächelte zaghaft und griff in die Zügel, obwohl sie das Pferd nicht umlenkte. Sie waren zu schnell unterwegs, um rechtzeitig den Unterschied zwischen Grasbüschel und Schatten zu erkennen und dafür lohnte es sich nicht, den Weg zu ändern. Zum Schluss würde Flora ihr auf die Schliche kommen.
      "Ich habe nachgedacht. Wir können nicht ausschließen, dass die Rawaner sich nicht nur mit Lyxaxu verbündet haben. Eventuell könnte genau das der Grund sein, weshalb Mehyve sich zurückhält. Alle anderen bekriegen sich und wenn alle geschwächt sind, kommt er hervor und erledigt den Rest. Rawan müsste ihm dabei nur den Rücken stärken."
      Tatsächlich hatte Codren viel über den Ex-Spion nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass es ihm wohl nicht ähnlich sah, einer so offenen Strategie nachzugehen und dabei lediglich auf deren Erfolg zu setzen. Viel eher zog er an dutzenden Fäden gleichzeitig, von denen nur die Hälfte entdeckt werden würden. Er ließ es sicher nicht bei dieser einen Schlacht beruhen, dessen war sie sich sicher.

      Als sie den Fluss und die grünen Wiesen mehr und mehr hinter sich ließen und ihre Reise sie auf eine brache Steppe führte, die an den meisten Stellen von trockenem, brüchigen Gras bedeckt war, wurden sie auch zunehmend von Händlern und Reisenden überholt, die nach und nach die Wege füllten. Mehyve hatte definitiv wenig von dem Krieg mitbekommen, soviel war sicher, und es war sogar wahrscheinlich, dass viele Leute dort Unterschlupf gesucht hatten, nachdem Haus und Erbe dem Krieg zum Opfer gefallen waren. Nun versuchten sich viele als fahrende Händler und ließen ihre Stände von dicken Eseln von einer Stadt zur nächsten ziehen, um ihr Glück überall zu versuchen. Es stellte sich bald heraus, dass die beiden nichts weiter zu tun brauchten, als eben jenen Händlern zu folgen.

      Die Stadt, die sich auf einem Bronzeschild am Eingang stolz "Baisin" nannte, schlängelte sich einen beachtlichen Felsen empor, dessen spitze Kanten so aussahen, als hätten Blitze einst einen ganzen Berg zertrümmert und diese Überreste allein verschont. Die Gebäude hatten, anders als im westlichen Teil von Taranoke, größtenteils keine richtigen Fenster oder Türen, da man um jede Windböe froh war, die die Hitze vertrieb. Eine Holztreppe, die an den Seiten mit langen Stängen festgehalten wurde und definitiv zu brüchig aussah, um die vielen Menschen zu tragen, die sie benutzten, schlängelte sich kreuz und quer um den Felsen herum nach oben und bot alle paar Meter einen Absatz zu weiteren Brettern, die den Untergrund für Stände und teils ganze Häuser boten. Im Großen und Ganzen sah es so aus, als bräuchte das ganze Gebilde nur einen kräftigen Windstoß um in sich zusammenzubrechen, aber den Leuten schien das nichts auszumachen. Hin und wieder flitzten sogar Kinder die Treppe empor und verschwanden in dem Gewirr aus Ständen.
      "Soweit so gut. Wie hatte der Elf gesagt, heißt er?"
      Da es nicht so aussah, als gäbe es irgendeine Art von Beschilderung, zogen sie los, um den Mann auf eigene Faust zu finden.
    • Für einen winzigen Moment glaubte Flors, in eine Stadt Vultjags zu reisen. Sie wirkte schlicht, und durch die Felsformationen auch etwas furchteinflößend. Allerdings war von großen, grobschlächtigen Hünen kaum etwas zu sehen. Außerdem wirkte die kleine Stadt etwas fortschrittlicher, als die Nester in Vultjag. Und es war angenehmer von der Temperatur, auch wenn manchmal eine wärmere Windböhe durch die Straßen zog. Sicher gab es auch andere Tage, was die Fenster betraf, die auf Durchzug standen. Offene Löcher, durch die der Wind spielend einen kühleren Luftstrom erzeugte. Vultjjags Leute hätten das sicher nur mit nem Hammer hinbekommen - und mit brachialer Gewalt.
      Und jetzt, wo Codren nach dem Elfen fragte, fiel Flora ein, das sie keinen Namen wusste. Nichtmal der andere Elf kannte ihn. Flora grinste. "Hmm, vermutlich einfach nur Elfenschmied? Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Wir werden wohl nach einem Elf fragen müssen, der hier leben soll. Sofern er noch lebt."
      Endlich fanden sich ein paar Schilder. Aber diese zeigten nur ein paar der Hauptstraßen an. Vermutlich musste man sich das Wissen um den Ort selbst ansammeln, um sich dann zurechtzufinden.
      Seltsam war, das niemand versuchte, sie aufzuhalten und nach ihren Besuchsgründen auszufragen. Die Wachen waren definitiv Soldaten aus Mehyve. Einige standen stramm, führten ihren Wachbefehl aus. Andere, vermutlich höherem vom Rang, oder jene, die kurz abgelöst wurden, ehe sie der Reihe nach wieder stramm stehen würden, saßen auf Kisten und spielten an provisorischen Tischen aus Fässern und Brettern irgendein Würfelspiel. Diese fragte man besser nicht.
      Flora entschied, einen Handelskontor aufzusuchen. Die freien Händler waren immer hilfsbereit - allein schon der Kundschaft wegen. Oder wenn sie Flora erkannten. Ein Händler namens Gosel, der seine zwei Packesel gerade mit neuer Ware belud, bot sich an, zu helfen.
      "Junge Dame, ich hörte von einem Schmied, der aus den Elfenländern stammen soll. Aber, hier werdet ihr ihn vermutlich nicht finden. Vor zwei Jahren begegnete ich ihm. Ich hatte eine Wagenpanne, und er reparierte die Achse, die aus Eisen war. Hatte ihm dafür etwas aus seiner Heimat mitgebracht. Seine Hütte liegt etwa zwei Stunden Marsch weiter südlich der Stadt. Ihr könnt sie kaum verfehlen. Folgt dem befestigtem Weg bis zum Wegekreuz. Ab dann sollten ihr bereits das Feuer aus seinem Ofen bemerken können."
      Flora bedankte sich, gab dem Mann ein Goldstück und den Tipp, mal in Garlingen vorbeizuschauen. Sicher gab es da etwas was ihn interessieren könnte.
      Bevor Flora und Codren jedoch weiterziehen würden, sollten sie lieber pausieren, und erstmal etwas essen und trinken. In einer Taverne gab es sogar gutes Bier aus Camisse, zum günstigen Preis. Offenbar muissten sie Tribut an Mehyve leisten, und ihr Bier hier günstiger verkaufen. Es wurde reichlich ausgeschenkt. Flora nahm sich auch einen Krug, um es mal zu probieren. Sie beobachtete das goldene Getränk. "Camisser Zwitscherkrone? Ein wahrlich seltsamer Name.", bemerkte sie, schaute sich das seidenweiche, schneeweiße Hüpchen an, und führte den Krug dann zukm Mund, schluckte ein paar mal und verschluckte sich fast. Sie hustete. Es war recht stark, kratzte im Hals, und es war etwas bitter. Mit dem Handrücken wischte sie sich den Mund ab, versuchte es danach mit kleineren Schlücken. Jetzt war die Bierhaube auch schon etwas kleiner. Wie auch immer, es löschte den Durst.
      Dazu bestellten sie sich noch eine Fleischplatte. Die würde den Magen füllen und sie mit Kraft versorgen. Nachdem dann irgendwelche Idioten eine Schlägerei angezettelt hatten, verschwanden die beiden lieber, denn kurz darauf kamen auch schon 15 Soldaten, und mischten die Hütte auf. Vier Mann wurden abgeführt und würden ihren Rausch wohl im Kerker ausschlafen dürfen. Das Codren dabei fast über einen Stuhl gestolpert war, anstatt einfach vorbeizugehen, und sich gerade noch an dessen Lehne halten konnte, tat Flora damit ab, das Codren sich wohl auf die Geschehnisse um sie herum konzentriert hatte. Eine Bermerkung darüber, ließ sie sich jedoch nicht nehmen. "In letzter Zeit scheinst du dich zu sehr auf bestimmte Dinge zu konzentrieren. Muss ich mir Sorgen machen, das du überhaupt noch mitbekommst, was um dich herum passiert, wenn es näher als zwei Meter von dir entfernt ist?" Mit Codrens Antwort gab sie sich vorerst zufrieden, kniff aber die Augen zusammen, als wollte sie dem ganzen nicht wirklich Glauben schenken.
      Ohne weitere Zwischenfälle konnten sie wenig später die Stadt wieder verlassen.

      Sie folgten dem beschriebenen Weg bis zum Wegekreuz, blickten sich um. Es gab tatsächlich Feuergeruch und eine kleine Rauchfahne verriet den ungefähren Standort.
      "Dahinten muss es sein.", meinte Flora, und ritt voran. Sie verließen den befestigten Weg und ritten zwischen Buschwerk und kleinen Bäumen hindurch.
      Schon bald konnten sie das Dach der Hütte sehen.


      Räuberbande

      Das sich in der Hütte inzwischen wer anderes einquartiert hatte, wussten die beiden nicht. Eine Bande von halbstarken Wegelageren, Dieben und Raubmörder, hatte sich hier ihr Hauptquartier eingerichtet. Sieben Mann, die aussahen, als lebten sie auf einem Piratenschiff. Augenbinden, Narben, bunte Kleider, die wohl aus allem zusammengeschustert war, was sie stehlen konnten. Rote Hose, mit grünem Mantel und gelben Hut. Dazu ein weißer Damenschal und Schuhe einer glänzenden Rüstung. Handschuhe aus braunem und schwarzem Leder, ein Degen, zwei Dolche und ein hölzernes Rundschild, wurden durch eine Pfeife abgerundet, die das Bildnis das Bosses perfektionierten.
      Er paffte germütlich, während er im morschen Schaukelstuhl saß, während die ähnlich bunte Truppe gemütlich am Boden lag, oder Wettspielchen mit den paar Münzen machten, die ihnen noch geblieben waren. Hier war es egal, wer verlor. Am Ende zahlte der Gewinner die Zeche, ehe sie das Geld zurückstehlen würden. Ja, so machten es die "Geschickten Sieben". Taverne aufsuchen, saufen, zahlen, überfallen, ausrauben und lachend verschwinden. Maches kauften sie legal - Alkohol, Essen, oder mal eine gute Übernachtungsmöglichkeit oder Medizin. Den Rest raubsten sie von Reisenden oder Händlern.
      Mit dem Boss waren es sechs Leute hier im Raum. Der Siebte saß nauf dem Dach und beobachtete die Umgebung. Aufgeregt kam er die Leiter hinab.
      "Was ist los, Emes. Ist es dir da oben zu warm geworden?", fragte der Boss. Gelächter folgte. Emes gribste nur, während er sich kurz in der Runde umsah.
      "Schon möglich, Boss. Vielleicht spielte die Sonne mir einen Streich, als ich bemerkte, das zwei Damen sich dem guten Hause nähern. Eine sah aus wie eine Kriegerin, die andere ... hehehe, wie eine Braut."
      "Eine Braut?", kam es ungläubig aus der Ecke. "Geff, wenn du was von Bräuten hörst, bist du augenblicklich wach.", meinte der Boss. Wieder gelächter. "Und sie kommen wirklich hierher?"
      "Ja, Boss. Sind gleich hier."
      Der Boss sprang hoch und warf die Pfeiffe fort. "Männer! Die Braut gehört zuerst MIR! Ihr dürft erstmal die andere haben."
      "HOOOOOOHHH!"
      Waffen klimperten, eine Flasche zerbrach, als die Räuber flink aufstanden. Wen kümmerst, die war eh schon alle. Hastig stürmten sie dem Boss nach aus der Tür hinaus, und schlichen zwischen die umliegenden Büsche, die den Hof abgrenzten. Eine gute Möglichkeit, die Damen zu überfallen. Der Boss würde vortreten, zwei würden mit einem Netz die Braut einschnüren, und der Rest würde sich erstmal um die Kriegerin kümmern. Am besten gleich direkt vorort, ehe sie noch flüchten würde. Jetzt wollten sie alle die geballte Weiblichkeit spüren.
      Kurz darauf war es soweit. Flora und Codren näherten sich dem Haus, stiegen ab und führten die Pferde zu Fuß weiter. Dann kam der Boss der Bande hervor und stellte sich mit vor der Brust gekreuzten Armen auf. "Guten Tag die Damen, darf ich ihnen behilflich sein?", grüßte er sie zur Ablenkung, damit die anderen sich heranpirschen konnten.
      Flora hielt an und musterte den bunten Vogel. "Vielleicht. Ihr seht nicht aus wie ein Elf. Wisst ihr vielleicht, wo der Hausherr zu finden ist? Ich suche nach ihm."
      Der Mann verneigte sich grinsend. "Ohh, ich bin zwar kein Elf, aber dennoch der Hausherr. Und es freut mich sehr, das ihr nach mir sucht. Das dürfte das Vergnügen noch vergnüglicher gestallten."
      Er schnippste mit den Fingern, und dann raschelten die Büsche. Flora fluchte auf,, als plötzlich ein schweres Netz über sie geworfen wurde. Beide Pferde scheuten und ergriffen die Flucht in sichere Entfernung. Und Codren wurde plötzlich umgerissen. Mehrere Hände versuchten sie daran zu hindern, sich zur Wehr zu setzen .....
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    • Es dauerte nicht lange, bis sie zumindest einen Anhaltspunkt hatten. Ein Händler schilderte die Begegnung mit einem Elfenschmied und konnte gleich noch den Ort benennen, an dem er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Der Hinweis hörte sich vielversprechend an und so waren beide sich einig, die Hütte aufzusuchen.
      Ihr kurzer Zwischenstopp wurde durch eine Gruppe Aufsätziger zum jähen Ende gebracht und Codren musste sich ihren Weg durch eine graue Hügellandschaft nach draußen suchen, wobei sie sich nicht nur einmal die Hüfte stieß. Allerdings beobachtete Flora sie einmal dabei.
      "So alt bin ich noch nicht, dass du mich wie deine Großmutter behandeln kannst. Ich bin erschöpft von dem vielen Reisen, das ist alles."
      Sie nahm sich vor, in Zukunft noch mehr darauf acht zu geben, dass Flora ihre Tollpatschigkeit nicht bemerkte. Ewig würde sie dieses Geheimnis nicht wahren können, das war ihr klar, aber sie wollte es so weit hinauszögern, wie es nur ging. Vielleicht sogar so weit, bis der ganze Krieg vorbei war.
      Sicher draußen angekommen, konnten sie ihre Reise doch noch unbeschadet fortsetzen.

      Codren konnte weder die Rauchfahnen, noch die Hütte sehen und vertraute daher auf Flora, dass sie schon wusste, wohin es ging. Der Schuppen löste sich mehr und mehr aus dem undeutlichen Schleier, der die weite Umgebung vor Codren bildete, und sie musterte das Gebilde neugierig, aber auch misstrauisch, denn die vielen Sträucher auf dem Boden boten genug Verstecke für irgendwelche hinterlistigen Banden, die meinten, es mit den beiden Frauen aufnehmen zu können. Dass Codren damit ins Schwarze getroffen hatte, wusste sie noch nicht.
      Der Mann, der sich ihnen vorstellte, musste nicht mit gesunden Augen betrachtet werden, damit man erkennen konnte, dass er wie ein völliger Clown aussah. Es fehlten nur noch riesige Schuhe und eine runde Nase, fand Codren, und er würde aussehen wie einer dieser Kindergaukler, die ihr Geld mit Spielereien und Puppentheatern verdienten. Aber auch wenn die Schuhe und die Nase relativ normal wirkten, sah er dennoch so aus, als gehörte er auf die Bühne, anstatt hierher.
      Würde sich kein ständiger Schleier in Codren's Blickwinkeln befinden, würde sie die zuckenden Bewegungen in den Büschen vielleicht erkennen, wenn sie nur ihre Aufmerksamkeit darauf richten würde. Wäre sie nicht so sehr damit beschäftigt zu versuchen, das Bild vor ihr zu entschlüsseln, hätte sie vielleicht auch ihre Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung, statt den lächerlichen Mann gerichtet. Und würde sie den Boden unter ihr als das erkennen, was er war, würde sie nicht so schnell das Gleichgewicht verlieren. Doch zu dem Unglück beider sah sie die Bewegungen erst, als die Männer hervorsprangen, richtete ihre Aufmerksamkeit erst auf sie, als sie bereits da waren und stürzte zu Boden, ehe sie das Schwert gezogen hatte. Wie ein Lehrling auf dem Trainingsplatz wurde sie von hinten überrumpelt, schlug blind um sich, ohne jemanden ernsthaft zu treffen und fand sich schließlich in einem Klammergriff wieder, dem sie sich nicht entziehen konnte. Das Gewicht ihres Schwertes verschwand, genauso wie das ihres Schildes. Ein Knurren entfuhr ihr, aber mehr aus Zorn, als wirklichem Frust. Sie mochten sie überwältigt haben, sie mochten sie sogar in Schach halten, aber sie würden Flora nichts antun. Dieses Spiel war noch nicht vorbei.
      Sie entspannte sich, hörte auf das triumphierende Lachen und Flora's eigenem Kampf, bäumte sich dann unwillkürlich auf, öffnete den Kiefer und biss zu.
      "AHHHHHHHHHHH! VERDAMMT! Die Hure! Das Miststück! Ahhh!!!!"
      "Was?!"
      "Sie hat mir den scheiß Finger abgebissen!!!!"
      Der Mann verlor augenblicklich das Interesse an ihr, stolperte zurück und presste sich die blutverschmierte Hand gegen den Bauch. Codren spuckte den losen Finger dem nächsten gegen den Kopf, der angewidert zurückwich, und schaffte es schließlich, auf die Beine zu kommen. Sie schmeckte Blut, es rann ihr aus den Mundwinkeln, aber es war nicht ihr eigenes und darauf kam es an. Sie ballte ihre Faust, holte aus und schmetterte sie dem nächsten Mann gegen das Kinn. Er stolperte zurück. Beim nächsten Mal würde sie ihre Eisenfaust benutzen, das schwor sie sich.
      "Lasst das Mädchen frei! SOFORT!", brüllte sie, blind. Sie wusste nicht, wo Flora war, sie wusste noch nicht einmal, wo sie war. Die Pferde waren außerhalb ihres Blickfeldes entlaufen, nur die Witzfigur, die konnte sie noch sehen und die versuchte sie mit ihren Blicken zu töten.
    • "Ihr nutzlosen Idioten...!", knurrte der Boss der Truppe. "Könnt nicht mal eine Frau zu viert am Boden halten, ohne dabei eure Finger zu verlieren! Fangt lieber die Pferde ein. Die bringen einen guten Preis auf dem Markt. Und du gehst in die Hütte und brennst dir die Wunde aus. Und pass auf, die die zwei nicht an meiner Braut rumspielen, die gehört erstmal nur mir.", grinste er.
      "Du willst mit dieser Kriegerin alleine kämpfen, Boss? Hehe, dann lass sie wenigstens noch am leben, damit wir sie später zu tode lieben können."

      Die Räuber führten die Befehle aus und der Boss zog seinen Degen. Er sah grinsend zu Codren, die sich wieder aufrappeln konnte. "Tztztz, warum sollten wir die Braut gehen lassen? Und warum sollte ich auf dich hören, dummes Weib? ICH bin hier der Boss, und MEIN Wort ist Gesetz. Ihr gehorcht. Und damit du es verstehst, werde ich dir schon die nötigen Manieren eintrichtern."
      Er fuchtelte mit dem Degen und umklammerte fester den Griff des Schildes, während er auf Codren zumarschierte. Schwert und Schild lagen irgendwo neben Codren. Man hatte sie nur grob beiseite geschaft. Später würde man sie sicher einsammeln und entscheiden, ob man es behielt, oder verkaufte.
      Der Räuberboss lachte. "Mädchen, an deinen Augen erkenne ich deine schlechte Sicht. Deine Reaktion auf meine Freunde verriet es ebenfalls. Du hast sie nicht gesehen, hehehe. Siehst du überhaupt meinen Degen? Oder das Schild?"
      Er breitete die Arme aus, hielt Schild und Waffe extra weit von sich. Das Klackern seiner Eisenbeschlagenen Rüstungsstiefel verriet dennoch, das er auf Codren zuschritt.


      Flora wurde hart auf den Boden geworfen, über den sie so unsanft zur Hütte gezogen wurde. Das Netz war aus stabilen Seilen und mit Eisenringen verstärkt. Sie stöhnte auf, als sie in der Ecke lag, und sich etwas aufrappeln wollte. Einer trug ihr Schwert. "Wow, das ist aber eine schöne Klinge. Sie ist nichtmal sonderlich schwer, trotz dieser Größe. Ein Zweihänder von höchster Qualität. Sicher hat ein Elf sein Können bewiesen."
      Flora schnaufte, als sie endlich saß. Was sie wohl mit Codren anstellten? Ob sie sie schänden würden? Unverzeihlich.
      "Hatte sie nicht einen Elfen erwähnt?", fragte der andere. Im Hintergrund machte sich der Dritte dabei, das Haus zu betreten und sich um seinen Finger zu kümmer. Er stöhnte vor Schmerz und fluchte über die Kriegerin. Ein gutes Zeichen. Codren war also noch aktiv. Aber es war recht still draußen. Weder Kampflärm noch Schreie.
      "Ja, sie erwähnte einen Elfen. Vielleicht den, der hier mal lebte." Flora kniff die Augen zusammen. Eines war klar, sie war für den Boss bestimmt, und die beiden sollten aufpassen. Vielleicht waren sie mit lockeren Zungen ausgestattet. "Ihr habt recht. Ich kam her, um einen Elfenschmied zu suchen. Sein Haus fand ich, und euch. Habt ihr ihn getötet?", fragte sie einfach so. Sie musste kurz Zeit schinden. Und nebenbei versuchen, Informationen zu sammeln. Die beiden Räuber sahen sich an.
      "Wüsste zwar nicht, was dich das angeht, aber der Elf den du suchst, ist vor gut 30 Jahren weiter nach Osten gezogen. Ich kannte ihn, als ich noch ein kleiner Junge war. Er trat in die Dienste von Mehyve und bot seine Schmiedekunst in den Eisenrotbergen an. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber, das kann dir ja jetzt egal sein. Denn du wirst ihn auch nicht sehen, hehe."
      "Wenn ihr euch da mal nicht irrt."
      "Wie war das?"
      Flora grinste. "TAU", beschwor sie, und stemmte ihre Arme gegen das Netz, dessen Eisenringe der Belastung nicht standhalten wollten. Sie waren zu dünn, und nicht flexibel wie die Seile, und brachen daher schnell. Ungläubig starrten die beiden zu Flora, die nun aufrecht stand, während das Netz in Fetzen von ihr glitt.
      "DIRACTO" und Flora war plötzlich vor dem Mann, der ihr Schwert trug. "Danke."
      Ein Faustschlag in sein verdutstes Gesicht, als Flora ihm einfach das Schwert gemächlich aus den Händen nahm, beendete seine Starre. Schnaufend fiel er ein paar Schritte nach hinten. "Ahhhh.... pack sie dir, schnell!"
      Der andere brauchte eine Sekunde, um zu kapieren, was da vor sich ging. Flora drehte sich bereits. Mit einem Messer stürmte er auf sie zu. Flora schwang die Klinge, mit der sie bisher kaum gepübt hatte, und war selbst erschrocken, wie schnell sie diese führte. Zumindest war sie flinker durch die Luft geglitten als sonst. Aber die Wucht blieb. Ein Klirren, und die Schneide vom Dolch war durchtrennt. Der Räuber erstartte, blickte schwitzend zu ihr, ehe er die Flucht antrat.
      "Feingling!"
      Der eine kam jetzt ebenfalls wieder auf den Gedanken, Flora anzugreifen. "Na warte, ich werde dich schon zähmen!"
      "Oho, mutige Worte. Aber das hat nichtmal mein Vater geschafft. Oder sonst wer. Selbst Vultjag kroch jämmerlich durch den Wüstensand, als ich mit ihm fertig war.", grinste sie, und täuschte einen Schwerthieb vor. Mit dem rechten Fuß trat sie ihm in seine Juwelen, drehte sich und traft dann nochmals seitlich am Kopf. Mit Wucht krachte er gegen die Wand, und blieb liegen. Dann drehte sie sich um, als der Dritte mit einem Eisenstab aus dem Nebenraum kam. Dieser glühte noch, und lag wohl am Feuer. Er hatte sich den Fingerstumpen damit bearbeitet, und die Wunde verschlossen. Jetzt fuchtelte er damit rum und versuchte Abstand zu halten. Der hatte doch die Hosen voll. Das waren Diebe, keine Kämpfer. Und so, wie ihre Klamotten zusammengewürfelt waren, so unkoordiniert handelten sie auch. Sie hatten von Nichts eine Ahnung. Und von Frauen, die sich wehrten, schon gar nicht.
      "VAR" Ein heftiger Luftstoß traf den Mann, hebelte ihn von den Füßen rücklings auf die Holzwand zu, die zu knacken begann, als er dagegen krachte. Flora selbst stürmte ebenfalls los, direkt auf ihn zu. Sie würde ihn durch diese Wand rammen, und ihm so eine Lektion erteilen.
      "DIRACTO"
      Er krachte und splitterte, als Flora mit samt ihrem Ziel förmlich aus dem Hause geflogen kam. Splitter flogen im hohen Bogen auf den Hofbereich, und ein schreiender Mann krachte zu Boden, wo er dann im Reich der Träume versank.
      Die anderen drei hatten inzwischen die Pferde eingesammelt, und diese gerade zurückgebracht.
      Wo war Codren? "CODREN?"
      Die andere Seite. Flora befand sich hinterm Haus. Verdammt. Und da waren drei weitere dieser Burschen.
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    • Codren handelte schnell und riss ihre Waffen an sich, in dem Glauben, jeden Moment von weiteren Männern angefallen zu werden. Aber sie konnte sich nicht gleichzeitig dem Vogel vor ihr zuwenden und die Umgebung im Auge behalten. Sie musste sich für eins entscheiden.
      "Ich bin kein Mädchen und das Kompliment ist äußerst unangebracht. Du magst recht haben, dass ich deine Freunde nicht gesehen habe, aber ich sehe sehr wohl, was für ein Vogel du bist. Mit dem Zahnstocher wirst du hier niemanden verletzen."
      Zwar konnte sie die Waffe sehen, wenn sie sich auch bewegte, aber wenn sie stillstand, verschmolz sie mit dem grauen Hintergrund. Glücklicherweise würde er das nicht herausfinden, aber das bedeutete, dass sie ihn in Bewegung halten musste.
      Als er die letzte Entfernung mit einem gelenken Sprung überbrückte, versuchte er sie mit einem simplen Täuschungsmanöver auszutricksen - auf das sie laienhaft hereinfiel. Der Degen streifte ihre Taille, konnte aber nicht durch ihre Rüstung dringen. Der Mann lachte allerdings schadenfroh.
      "Meine Großmutter hat bessere Augen - und sie ist blind!"
      Das Vergnügen teilte Codren nicht. Sie umklammerte ihr Schild fester und wappnete sich auf seinen nächsten Angriff. Er attackierte schnell und er zog sich genauso schnell wieder zurück. Er spielte mit ihr. Das war eine reine Erniedrigung.
      "Haha! Versuch mich doch zu erwischen, Weib! Vielleicht überlege ich mir dann, ob ich euch nicht ziehen lasse!"
      "Wirst du doch sowieso nicht."
      "Genau richtig, hahaha!"
      Je mehr Zeit sie hier mit dem tanzenden Clown verschenkte, desto höher war die Chance, dass Flora etwas ernsthaftes zustoßen konnte. Sie hatte zwar ihre Zauber, aber wenn sie das Mädchen bewusstlos geschlagen hatten, halfen selbst diese wenig. Sie musste das jetzt beenden.
      Mit einem direkten Vorstoß ihres Schildes, der ihr Ziel gar nicht verfehlen konnte, brachte sie den Mann aus dem Takt und warf dann ihr Schild in einer Bewegung weg. Bevor er mit seinem Degen ausholen konnte, um ihren entblößten Körper zu durchstechen, schoß ihre Hand nach vorne und umklammerte seinen Hals.
      "Ha ha! Glaubst du etwa du… ugh… agh…" Seine Augen wurden groß, allerdings mehr aus Überraschung, als aus Schmerz. Er versuchte weitere Laute von sich zu geben, aber Codren's Eisenhand hatte sich schon so fest geschlossen, dass sie seine Stimmbänder abklemmte. Selbst wenn sie jetzt losgelassen hätte, wäre es schon zu spät gewesen. Die Blutadern in seinem Hals waren geplatzt.
      Im gleichen Moment explodierte etwas im Haus und Codren hätte vor Erleichterung beinahe aufgestöhnt. Das war ganz sicher Flora, nichts anderes würde einen Schuppen so erzittern lassen. Das bedeutete zumindest, dass sie noch fit genug war um Zauber zu wirken.
      "FLORA!", schrie sie zurück und ließ den Clown los, der plump zu Boden fiel. Sein Hals war doppelt so dünn wie davor und ein einziger blauer Fleck. Seine Augen starrten jetzt in den Himmel - gleichermaßen überrascht und ungläubig.
      Codren folgte Flora's Stimme und sprang an ihre Seite.
      "Geht's dir gut?! Haben sie dich verletzt?! Haben sie dir etwas anderes angetan?!!"
      Flora hatte nicht einmal Zeit zu antworten, da tauchten die drei Gestalten aus dem grauen Nebel auf, der Codren's Umgebung darstellte, und rannten auf sie zu. Den ersten überwältigte sie so schnell, dass sie selbst ganz überrascht war. Sie griff nach seinem herabsausenden Schwert, packte die Klinge mit ihrer Eisenhand, zog sie dem Räuber ruckartig aus der Hand und erstach ihn mit seinem eigenen Schwert. Den zweiten konnte sie nicht so elegant abwehren. Sie hob das Schwert um seinen Angriff zu blockieren, kniff die Augen zusammen, um sein Schwert zu entdecken - und ließ sich ihr eigenes aus der Hand schlagen. Es waren Monate vergangen, seit sie das letzte Mal dabei versagt hatte mit ihrem Schwert zu blocken und dass es ihr jetzt wieder geschah, zeigte unverblühmt, dass ihre verschlechterte Sicht ihr mehr zu schaffen machte, als sie glaubte. Würde sie überhaupt wieder normal kämpfen können?
    • Flora hörte Codren antworten, kam aber selbst nicht dazu, auf weitere Fragen zu antworten. Die restliche Truppe war zurück und würde sich dem Kampf anschließen, um ihre Kameraden zu rächen, oder sich womöglich über die Beute her zu machen, die sie eh erwartet hatten.
      Aber noch bevor die drei ihren Angriff auf Flora starteten, kam Codren um die Ecke gelaufen und gesellte sich zu Flora. Ein Räuber preschte plötzlich vor, und Codren warf sich ihm in den Weg. Für einen Moment wirkte es auch auf Flora wieder so wie immer. Fast perfekt gezielt wehrte Codren den Angriff ab, nutze dabei ihre Eisenhand, und brachte den Gegner so schnell um, das er nicht mal mehr vor Schreck schreien konnte. Und das mit seiner eigenen Waffe.
      Der Zweite, der seinem Kameraden folgte, konnte Codren jedoch fast spielend entwaffnen. Flora knirschte mit den Zähnen. Da stimmt doch was nicht. Das war nun wirklich nicht zu übersehen, wo er hin schlug. Als wenn Codren ...
      "Verfluchtes Weib!", knurrte Flora, und stürmte nun selbst los. Zunächst musste sie noch einmal zaubern, und setze Codrens Gegner mit einer Windböhe ein Stück zur Seite. Gerade rechtzeitig, bevor er Codren zu Boden geschlagen hätte. Allerdings wurde Codren auch won dem Windstoß getroffen, so das sie auch mitfiel. Auch wenn es den Räuber härter erwischt hatte. Jetzt kam es darauf an, wer zuerst wieder auf den Beinen stand.
      Den Dritten jedoch griff Flora nun direkt an. Zuerst schoss er mit einem Pfeil, und streifte Floras Oberarm. Sie fauchte kurz auf, als die Pfeilspitze ihre Haut aufschnitt. Das Stoff war zwar robust, jedoch nicht als vollständige Schutzrüstung zu betrachten. Und aus der Entfernung eh nicht, da genügend Kraft und Druck auf Pfeilgeschossen lagen.
      Mit einem Hieb zerteilte sie seinen Bogen, während er ein paar Schritte zurück wich, und zwei Messer zog.
      "Elendige Weiber. Ihr habt alles verdorben ...", keifte er und stürmte vor. Seine Mordlust spiegelte sich in seinen Augen. Flora würde hier deshalb keine halben Sachen machen. Kurz tanzten die Klingen miteinander, bevor sie mit einer eleganten Drehung einen Schlag antäuschte und genau aus der anderen Richtug zuschlug, um die Verteidigung des überraschten Räubers vollständig zu umgehen. Ihre Klinge fraß sich durch seinen Unterleib, während der Schmerz ihm einen Schrei aus der Kehle zog, ehe er zuckend zusammenbrach.
      Die letzte Schlacht lag noch nicht lange zurück, und schon musste ihre frisch geschmiedete Klinge erneut Blut kosten.
      Dann drehte sie sich zu Codren, die gerade mit dem letzten Räuber kämpfte. Irgendwie hatte sie ihn zu fassen bekommen, aber danach schmeckte sie seinen Stiefel, auch wenn die Ledersohle nur ihre Wange streifte und einen Striemen hinterlassen würde, der sie sicher zwei Tage daran erinnern würde.
      Flora warf ihre Klinge, denn der Typ konnte sich aus ihrem Griff befreien, auch wenn er jetzt einen zerfledderten zweiten Stiefel hatte. Der Treffer war perfekt. Seitlich durch den Oberarm, rammte sich die Klinge fast vollständig durch dessen Oberkörper, und spähte auf der anderen Seite wieder hervor. Stöhnend ging er zu Boden und sackte seitlich weg, so dass das Schwert wieder ein Stück hervorglitt, und nun aufrecht in der Leiche stand.
      "Codren...", rief Flora, und stürmte auf die junge Frau zu und ging auf die Knie nieder, packte mit den Händen ihren Kopf, und drehte ihn so, das sie Codren direkt ansehen konnte. Mit den Daumen drückte sie leichte seitlich bei den Augen die Haut weg, so das die Augen sich leicht in Schlitze verwandelten. Fast schon zu wütend schimpfte Flora mit ihrer Leibwächterin.
      "Codren! Was ist mit deinen Augen? Du hast mich angelogen ..... von wegen es ist alles wieder gut! Legst du mehr Wert in deinen Stolz, als in mein Vertrauen?", knurrte sie. Sie war zurecht wütend. Sie vertraute auf Codrens Aufmerksamkeit. Aber wenn Codren nichts sah, wie sollte sie dann auf mögliche Gefahren reagieren?
      Jetzt war es Codren, die eine kleine Backpfeife verpasst bekam, während Flora danach die Fäuste ballte, und auf ihre Oberschenkel hämmerte, und wütend laut aufschnaufte. "Hmmmmpfff...."
      Flora hätte es besser wissen müssen. Codren Augen hatte noch nicht ihre eigentliche Färbung. Das Gift, was sie abbekommen hatte, musste tiefere Schäden verursacht haben. Und diese konnte sie noch nicht beheben. Hätte sie das mit ihren Augen vorher gewusst, hätte sie die Schriften und Lehren in den Büchern schneller studiert. Sie war kurz davor, einen besseren Heilzauber zu beherrschen. Außerdem war Flora auf sich selbst wütend. Es gab genügend Anzeichen für Codrens Sehschwäche. Überall hatte sie irgendwas im Blick, schaute voraus, plante, und kassierte Siege ein, aber sie sah nicht das, was vor ihren Augen geschah. Auch sie schien blind zu sein. Blind im Vertrauen. Flora beruhigte sich wieder.
      "Sag mir ....., sag mir, was du siehst. Wieviel erkennst du hier in der Umgebung?", wollte sie wissen. War es alles verschwommen? Sah sie nur einen winzigen Ausschnitt, als würde man durch ein Helmvisier blicken? Oder war es vielleicht so, als wäre es Nacht?
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    • Flora ging es gut, zumindest soweit Codren es erkennen konnte. Sie rettete sie vor einem vernichtenden Schlag, wobei Codren selbst ins Stolpern geriet und dann fiel. Ihr Gegner war ganz benommen ein paar Schritte weiter auf den Boden gedonnert und kämpfte nun mit seinem Schwindel, während Codren bereits zu ihm rüberrobbte. Zwei Schläge ins Gesicht rächten den gescheiterten Angriff, aber halfen dem Mann auch wieder einen klaren Kopf zu bekommen, sodass er den dritten Schlag abwehren konnte. Die beiden wandten sich auf dem Boden, versuchten gleichermaßen den anderen zu überwältigen und wurden dann jäh getrennt, als Flora die Keilerei beendete. Codren hatte gerade Zeit sich aufzusetzen, als das Mädchen zu ihr hinüber gerannt kam.
      "Ich habe dich nicht angelogen! Sie sind in Ordnung!"
      Sie hätte gar nicht so schnell reagieren können, da verpasste Flora ihr eine Ohrfeige. Bestürzt blickte sie zu dem jungen Mädchen hinauf, dessen Augen selbst in ihrer trostlos grauen Welt so sehr funkelten, dass es ihr die Sprache verschlug. Noch niemals, nicht einmal bei ihrem Vater war Flora so sehr in Rage geraten. Das sonst so sanftmütige, willensstarke Mädchen versprühte eine solche Welle an Emotionen, dass man mit Worten gar nicht dagegen ankommen würde. Erst recht nicht mit weiteren Lügen.
      So blieb sie still, musterte Flora's Miene, die sie aus dem Nahen wieder ordentlich sehen konnte und wartete darauf, dass Flora etwas sagen würde. Es kam genau das, womit sie gerechnet hatte.
      "Ich sehe… die Leichen noch, alle drei. Dahinter ist es wie ein grauer Vorhang, der alles weitere versperrt. Du bist genauso grau und der Boden ist grau und die Männer sind grau und ich auch."
      Sie zögerte kurz, weil sie abwarten wollte, ob Flora etwas dazu sagen würde, aber auch, weil sie sich dazu überwandt, Flora alles mitzuteilen. Es hatte jetzt keinen Zweck mehr etwas zu verheimlichen.
      "Und ich sehe an den Seiten nichts. Wenn ich meinen Kopf drehe", sie drehte den Kopf, "sehe ich dich nicht mehr. Nur, wenn ich dich geradewegs anschaue."
      Sie sah nicht die Pferde, die in einiger Entfernung nach essbarem Gras suchten, sie sah nicht die Berge, die man in Taranoke von überall sehen konnte und wenn sie sich umdrehen würde, würde sie auch nicht den Pfad sehen, auf dem sie gekommen waren. So blieb sie sitzen und wartete. Obwohl die beiden mehr waren als Leibwächterin und Herrin, hatte Codren dennoch das einzige verloren, wegen dem sie durchgängig an Flora's Seite blieb: Ihre Kampfkunst. Wie sollte sie das Mädchen beschützen können, wenn sie nicht einmal sich selbst beschützen konnte? Die Last dieser Frage lag so schwer auf ihren Schultern, dass sie dachte, sie würde die Welt aus dem Gleichgewicht bringen, wenn sie jetzt aufstehen würde. Deshalb blieb sie sitzen, wartete auf Flora's Antwort und starrte den hellsten Fleck in ihrer Welt an, Flora's strahlend weißes Kleid, das als einziges in der Umgebung herausstach.
    • Flora fehlten fast die Worte, um noch Tadel und Frust auf Codren niederregnen zu lassen. "Dummkopf!", knurrte sie, aber bei eher leiser Stimme. "Wie soll ich mich auf dich verlassen, wenn du nicht mal selbst auf dich aufpassen kannst. Tu sowas nicht noch mal!", sagte sie, und knuffte Codren mit der Faust leicht gegen die Wange. Eigentlich war es eher ein Drücken, so das ihr Kopf und Oberkörper ein Stück nach hinten rückte.
      "Ich hole die Pferde, und du klopfst dir erstmal den Staub von der Rüstung."
      Kurz darauf stand Coderen mit den Pferden vor der Hütte, in die Flora nun nochmals ging, um nach Spuren eines Elfen zu suchen. Tatsächlich fand sie keine. Hier lebte schon lange Zeit keiner mehr, der noch Sinn darin fand, das Haus zu pflegen. Räuber oder Bettler mussten hier regelmäßig Schutz gesucht haben, oder gar nur diese Bande hier. Ob es noch mehr von den Idioten gab? Seufzend verließ Flora wieder das Haus. Der eine meinte, das der Elf zu den Eisenrotbergen gezogen war. Gut. Sie mussten eh in die östliche Region, da dort Hauptstadt und Palast von Mehyve lagen. Und weitere Ortschaften. Mehyve war dort dicht besiedelt. Neben einer großen Anzahl an Minen und Bergbaufamilien, gab es dort auch viele Schmieden. Die berüchtigten Sonnenöfen sollten dort mit ihrem Feuer das Eisen schmelzen, das von unzähligen Schmieden und deren Familien zu hochwertigen Waffen verarbeitet wird. So auch die roten Klingen, dessen Herstellung bis heute wohl ein großes Geheimnis war. Flora fragte sich, ob es überhaupt sinn machen würde, das Eisenrot in ihren Bergen an Brerandt oder Lyxaxu zu verkaufen. Könnten sie es in ihren Öfen verarbeiten?
      "Wir reiten weiter, Richtung Osten und Hauptstadt von Mehyve. Sicher wird ein Elf, der dort schmied ist, irgendwie bekannt sein. Und in Hauptstädten kommen meist viele Informationen zusammen."
      Das Flora nun etwas aufmerksamer ritt war klar. Sie achtete auch darauf, das Codren ihr sicher folgte, und warnte vor Mulden, Böschungen oder anderen unebenheiten. Selbst suchte sie auch eher Stellen, wo man sanfter reiten konnte. Meist aber folgten sie eh befestigten Wegen.
      Die nächsten Stunden jedoch ritten sie querfeldein, da es kaum Anzeichen von Zivilisation gab. Nur pure Wildnis. Das nächste Lager schlugen sie erneut unter offenem Himmel auf. Die Trinkschläuche waren zu zweidrittel geleert, aber das machte nichts. Flora konnte ggf. mit Aqua das Wasser der Umgebung nutzen, und einfach in die Schläuche füllen. Verdursten würden sie also nicht. Allerdings hatte Flora nicht viel Interesse daran, nur von Trockenfleisch und getrocknetem Obst zu leben. Meist war es ihr zu zäh, oder blieb im Hals hängen.
      Während Codren nun das Feuer hüten durfte, war Flora selbst auf Jagd gegangen, auch wenn Codren davon nicht begeistert war. Dennoch schaffte Flora es, ein kleines Reh zu erbeuten. Das beste Fleisch würden sie sich nehmen, und den Rest für Aasfresser lassen.


      Prinz Zane Mehyve

      Zane saß auf seinem Thron, und tippelte mit den Fingern auf der Armlehne, während er seinen Kopf mit der linken Hand stütze. Er war schon seit einiger Zeit in Gedanken versunken, da sein Plan nicht ganz den Erfolg verspach, den er sich erhofft hatte. Vultjag wurde besiegt. Und das auch nur, weil Lyxaxu offenbar Hilfe aus Übersee gekauft hatte. Die Schlampe hatte einfach zu viel Geld an die Falschen ausgegeben. Seine Schatzkammern hätte es füllen sollen, und seine Waffen hätten Lyxaxu auf dem Schlachtfeld dienlich sein müssen. Zumindestens, nach dieser großen Schlacht. Zumindestens war der Plan soweit aufgegangen, das Brerandt von den Barbaren angegriffen und schwer angeschlagen wurde. Die ganze Nordküste, so informierte man Zane, sollte unter Feuer und Rauch gestanden haben. Vermutlich mal wieder übertrieben. Sicher nur ein paar Dörfer und Städte nahe der Stellen, wo die Barbaren an Land und zu Wasser nach Brerandt einmarschierten. Die Piraten hatten ihre Arbeit gut gemacht. Bis jetzt. Der Waffenschmuggel ist noch nicht aufgefallen. Aber Brerandt wird sicher festgestellt haben, das die Barbaren mit sehr guten Waffen ausgestattet waren. Und die werden ohne Zweifel auf Mehyve zurückzuführen sein. Jedoch wird die neutrale Handelsnation nicht als Liferant angeprangert werden können, da Vultjag ja eine Blockade umgesetzt hatte. Sollten die Schwachköpfe sich gern darüber streiten, wie eine solche Menge Waffen an die Barbaren geraten konnte, ohne das auch nur ein Handelsschiff mehr als üblich seine Waren rund um Taranoke verteilte, ohne dabei jemals die Regionen der Barbaren anzufahren. Mehyve blieb so unauffällig wie ein Sandkorn in einer Wüste, der langsam in eine andere Richtung rollte, wenn der Wind mit dem Sand spielte.
      Aber jetzt waren die Piraten von ihren Befehlen abgewichen. Die Küste von Camisse war nun angreifbar, sollte Lyxaxu diese Gelegenheit auch nutzen wollen. Und da waren ja noch diese Rawaner. Erneut wurden mehrere Schiffe gesichtet, die auf Taranoke zusteuerten.
      Eine Faust ballte sich und er schlug auf die Armlehne.
      "WACHEN! Holt meine Berater. Es wird zeit, das wir neue Pläne schmieden. Los, beeilt euch!"
      Zane grinste. Neben Rawan gab es noch andere Vorkommnisse, die seinen Plan gefährdet hatten. Das selbst Garlingen in die Schlacht zog, und wohl maßgeblich daran beteiligt war, Vultjag zu besiegen, damit hatte Zane nicht gerechnet. Sein Plan war es, das Lyxaxu von Vultjag zerfleischt werden sollte, weil die Barbaren Brerandt beschäftigten, und Garlingen dann schutzlos Waffen von Mehyve hätte abkaufen können. Jetzt aber schien genau eine Person aus Garlingen den Plan zunichte gemacht haben. Man sprach von einer Frau aus Licht, die Trakur förmlich in die Hölle gejagt hätte. Zane wusste bereits um ihren Namen. Die Tochter von Goldfield persönlich. Flora Goldfield. Er grinste. Was für eine freche Göre .....


      Scarlett Vermell

      Was für ein schöner und sonniger Tag, um den Palast aufzusuchen, um wiederum Prinza Zane zu sehen. Würden seine Augen im Glanz der Sonne ebenso rötlich schimmern wie ihre Rüstung, oder ihre Waffe? Sicher bot sie ihm einen erhabenem Anblick. So hoffte sie es zumindestens. Noch war er nur ein Prinz, und um den Königstitel in Mehyve erhalten zu können, benötigte er eine Frau an seiner Seite. Wer anderes käme da in Frage, außer sie, Scarlett selbst? Keine andere Frau sollte jemals das Recht haben, ihn mit ihrem Leibe zu beschmutzen. Dafür würde sie schon sorgen. Sie hatte stets treu und ergeben für Mehyve gedient. Zuvor unter Zanes Eltern. Natürlich war es ihre Pflicht, nach desser Machtübernahme, ebenfalls ihre Eltern aus dem Hause zu verbannen. Ein Zeichen für ihn. Er musste es erkannt haben. Erneut wurde sie zum Palast gerufen, um den Herrscher zu sehen. Ob er nun auch seine Frau wählen würde?
      Was war das? Scarlett sah auf. Aus einem Torbogen weiter hinten schimmerte noch eine rötliche Rüstung. Ansich im Palast nicht ungewöhnlich. Aber bei dieser Person handelte es sich um Demie Barazet. Ausgerechnet eine potentielle Konkurrentin, die mit ihrer wiederlichen Familie eine ganz eigene Herstellungsweise von roten Rüstungen umsetzte.
      "Tzchhh....", zischte Scarlett, und verzog den Mundwinkel. Was hatte die hier zu suchen? Hatte die überhaupt einen Titel? Was hatte sie schon groß erreicht für Mehyve, das Prinz Zane veranlasse könnte, sie anzuhören?
      Unweigerlich keuzten sich ihre Wege durch den Palast.
      "Aus dem Weg, Soldat!", giftete Scarlett sie an, und schob sich mit der gewaltigen Axt geschultert demonstratif an ihr vorbei um als Erste dem weiteren Weg zu folgen. "Steh dem Adel nicht im Weg, Mädchen!", warf Scarlett ihr noch über die Schultern zu. Auch wenn Demie sicher selbst zum Adel gehörte, oder einer Elitetruppe. Aber Scarlett kannte sie halt, hielt aber nichts von ihr. Sollte sie doch einfach sterben, und ihr Haus an Vermell verkaufen. Mit etwas Gnade durften ihre Brüder noch an wichtigen Einsätzen teil haben. Vultjags Rest auflesen, oder sowas. Oder weit im Norden, fernab von Mehyve mit Barbaren Knochen stapeln.
      Scarlett würde darauf achten, im Ratssaal einen Platz zu wählen, wo Zane sie gut sehen konnte. Am besten direkt gegenüber. So war sie immer präsent in seinen Augen, auch wenn er mit den anderen sprach.
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    • Demie

      Seit zwei Stunden schon stand Demi vor den großen Türen des Thronsaals und wartete darauf, dass man ihr Einlass gewähren würde. Es war nicht das erste Mal in dieser Woche, dass sie dort stand, und es würde auch bei weitem nicht das letzte Mal sein. Entweder, man informierte Mehyve schon gar nicht mehr über ihr Kommen, oder er beschloss jeden Tag aufs Neue, dass er keine Lust hatte, sich mit ihrem Anliegen auseinander zu setzen. Was auch immer der Grund sein mochte, sie fluchte jedes Mal aufs Neue.
      Als die Tür dann doch aufging und ein Bediensteter hinauseilte, um den Wünschen seines Herren gerecht zu werden, richtete sie sich erwartungsvoll auf - und entspannte sich gleich wieder, als die Wachen die Tür vor ihrer Nase verschlossen. Mehyve hatte also doch wieder etwas anderes vor.
      Sie zog ab mit dem gleichen Frust, den sie auch in den letzten Wochen verspürt hatte. Der Kompanieführer, Ritter Soduk, saß in Camisse fest und kümmerte sich um die Aufstände, sonst hätte er sicherlich ein Wort für sie eingelegt - für sie alle, denn Demie war nicht die einzige, die auf ihren Titel wartete. Wie lange würden sie sich noch als einfältige Soldaten ausgeben müssen?
      Auf dem Weg nach draußen stieß sie fast mit Scarlett Vermell zusammen, der einzigen Frau, der sie jetzt nicht begegnen wollte. Scarlett war gerade mal ein dreiviertel Jahr älter - das wusste sie so genau, weil ihre Brüder sie damit trietzten - aber schon berühmter, als ihr ganzes Haus zusammen. Mit 16 musste Demie sich den legendären Aufstieg Scarletts zur Blutbaronin anhören und obwohl sie die Geschichte mochte und Scarlett insgeheim verehrte, konnte sie doch den Altersunterschied nicht ertragen, mit dem Scarlett sie wie eine Versagerin aussehen ließ. Die junge Frau war Baronin und war im ganzen Land gefürchtet - während Demie um einen Titel kämpfen musste, der ihr schon seit zwei Jahren zustand. Es war wirklich zum Aus der Haut fahren.
      Scarletts Stichelei machte es nicht wirklich besser und Demie musste sich beherrschen, ihren Frust nicht öffentlich zu machen. Es würde ihr gar nicht gut kommen sich Scarlett Vermell zum Feind zu machen und so blieb ihre einzige Erwiderung bei einem geflüsterten "Ritter."
      Sie kehrte der Frau schnell den Rücken zu, damit sie nicht noch etwas bereute.
      Draußen angekommen begegnete sie dem Bediensteten wieder der, so eilig wie er es hatte, mit klatschnassem Gesicht vor ihr zum Stehen kam und nach Luft schnappte. Seine Augen hefteten sich auf ihre funkelnd rote Rüstung, als hätte er eine geistliche Erleuchtung.
      "Wer seid Ihr?"
      "Demie Barazet."
      "Barazet, sagt Ihr? Das ist gut. Ich kann Sir Horundo Barazet nicht finden."
      Horundo war der zweitälteste und damit - wer hätte es gedacht - beinah ganz oben an der Nahrungskette. Er hatte eine Führungsposition bei den Aufmärschen an den Küsten erhalten und seitdem nicht mehr die Klappe darüber gehalten, dass er bald Thedar einholen würde, der älteste ihrer Geschwister, der als Offizier Rekruten trainierte. Thedar war ganze 12 Jahre älter als Demie und hatte deswegen die Blütezeit seiner Jahre schon hinter sich. Nun wurde er nur noch für Notfälle im Krieg eingesetzt, aber das reichte aus, um seinen Offizierstitel zu behalten.
      "Dann springt für ihn wie gewohnt The -" Aber wieso eigentlich? Wieso sollte Thedar den ganzen Ruhm ernten, wenn sich hier eine Gelegenheit bot, ein offenes Ohr bei Mehyve zu finden? Wenn sie für das Haus Barazet sprach, würde er sie anhören müssen, denn die Unterstützung ihres Hauses war ein Teil des Grundes, weshalb er auf dem Thron saß. Er würde gar keine andere Wahl haben.
      "Ich komme."

      Als Demie eintrat, hatten sich bereits die Hälfte der Teilnehmer versammelt und um den großen Tisch gesetzt, der in der Mitte stand. Unter ihnen fand sich ebenso Zio vom Haus Durin, Kothum vom Haus Abanteau und Jesy vom Haus Clarzes. Die Männer waren deutlich älter als sie, aber der Unterschied schien kaum einem aufzufallen. Scarlett war schließlich auch hier - zu allem Überfluss.
      Der Bedienstete preschte hinter Demie hervor und raste an die Seite von Mehyve, um die Lage des unauffindbaren Horundo zu erklären, den nun seine kleine Schwester vertreten würde. Allerdings, so erklärte er hektisch, würde es kaum einen Unterschied machen, da die Schwester ebenso der Armee angehörte und um die Abläufe des Hauses Barazet Bescheid wusste. Der Bedienstete selbst würde dabei weiterhin Ausschau nach Horundo halten, der hier schließlich noch irgendwo am Hof sein musste.
      Demie wählte währenddessen ihren Platz strategisch sinnvoll: Weit entfernt von Scarlett achtete sie darauf, sich zwischen die kantigen Schultern von Jesy und die breiten Schultern von Kothum zu setzen, damit sie selbst nicht so mickrig aussehen würde. Glücklicherweise trug sie heute ihre schönste Rüstung. Ihr Blick streifte den von Scarlett.
    • Palast - Ratssaal
      Zane Mehyve


      Der Prinz saß bereits auf seinem Sitz an der Spitze des Tisches, leicht seitlich gelehnt, und beobachtete seine Finger, die sorgfältig gepflegt waren. Und obwohl sie so wirkten, als würden sie nie etwas anderes als Pflege kennen, war er doch ein Meister im Schwertkampf, und könnte es sicher mit einigen hier aufnehmen. Dennoch würde er vermutlich lieber andere kämpfen lassen, als selbst tätig zu werden.
      Nach und nach füllte sich der Saal bis 19 Männer und Frauen hier versammelt waren. Es hätten noch mehr Leute Platz gefunden, aber nicht alle Sitze mussten gefüllt sein. Vier Vertreter aus Camisse waren anwesend, der Rest vom Adel war bisher in Mehyve geblieben und dort stationiert.
      Nachdem der letzte Generalden Saal betreten hatte, kachte die große Tür mit einem Rumms zu, und Stille machte sich breit. Fackeln und Feuerschalen, die an einigen dunkleren Ecken noch zusätzlich Licht spendete, wenn die Fenster oder Oberlichter nicht ausreichten, ließen ein paar Geräusche ertönen. Die wenigen Wachen, die an Säulen standen, und selbst wirkten, als wären sie Statuen, regten sich nicht. Wäre eine Feder zu Boden gesunken, hätte jeder ihren Aufprall hören können. Dann krischten Lederriemen, Rüstungsplatten, Metallteile, Kettenhemden und noch vieles mehr, da niemand länger als nötig verharren wollte, und fragende Blicke um sich warfen.
      Dann eröffnete Zane die Sitzung.
      "Sagt mir, .... wieso mein Plan nicht den gewünschten Erfolg hatte! Wieso haben wir unzählige Waffen geschmiedet, wenn wir sie nicht verkaufen können? Und warum zum Teufel ..", er hämmerte wütend auf den Tisch, "... kämpft das Volk der Rawaner auf der Seite von Lyxaxu?"
      Seine Wut verbarg er nicht länger. Er war Prinz und Herrscher über dieses Land. und würde sich am liebsten sofort zum König krönen, um noch mehr Macht zu versprühen. Aber schon seine erste alleinige Amtstat, schien nicht den gewünschten Erfolg geliefert zu haben. Seine Pläne gingen nur zum Teil auf, und irgendwer schien sich ganz besonders stark gegen seine Teilnahme zu lehnen.
      Die Krieger, Generäle, Lords, Barone, und Berater blickten zu Zane, oder schauten sich am Tisch um, ob wer was zuerst sagen wollte.
      Ein Krieger erhob sich. Sein Stuhl machte ein schabendes Geräusch, als er ihn leicht zurück schob.
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      "Boros, Herzog aus dem Hause Krend", erwähnte der Berater links von Zane.

      Schließlich kannte der Prinz kaum jene, die seit Jahren, noch unter der Herrschaft seiner Eltern gestanden hatten, quer in Mehyve stationiert waren, oder ihre Besitztümer und ihr Landteil hatten.
      "Sprich.", forderte Zane." Das Herzog räusperte sich. "Mylord, vergebt mir wenn ich erwähnen muss, das auch der Gegner fähige Berater besitzt. Leute, die ebenfalls planen, und auch die Möglichkeit haben, Pläne anderer zu durchkreuzen. Meine Vermutung beruht auf die unerwartete Unterstützung Rawans auf Seiten Lyxaxus. Niemand hatte das vorhergesehen, da es nahezu ausgeschlossen war. Ohne Rawan, wäre euer Plan vollständig aufgegangen."
      "Ist das so, ja?", murrte Zane, und Krend schluckte sichtbar seinen Kloß runter, der sich im Hals breit gemacht hatte. "Mylord, ich wollte nicht dam..."
      "RAWAN .... ist nicht das einzige Problem! Es gibt weitere. Und ich werde nach Lösungen verlangen.", polterte Zane los, hob den Finger und schwenkte ihn verneinent, ehe er den Blick von Krend wieder löste. Dieser verbeugte sich leicht, und nahm wieder Platz. Ob er heute nochmals sprechen würde lag in tiefster Dunkelheit verborgen. Man blieb einem Herrscher nicht nur durch gute oder schlechte Taten im Gedächnis. Das ging auch anders. Je unauffälliger, desto besser. Er war selbst noch jung. Boros war erst 22 und hatte bisher nur wenig Schlachtfelderfahrung. Und wenn er irgendwo kämpfte, dann saß er dabei im Kommandozelt und verteilte Befehle. Höchstwens seine Stiefel konnten noch Blut schmecken, wenn er hinterher zwischen den Leicher wanderte, um sein Werk, oder eher das seiner Soldaten, zu begutachten wünschte.

      Zane sah sich um. Er erkannte eine Person, die schon mal bei ihm vorsprach. Auch sie war nach Camisse beordert worden, und sollte dafür sorgen, das weder Lyxaxu noch sonst wer an der Küste landen könnte.
      " Lady Awara Goss, hatte ich euch nicht aufgetragen, für Küstenschutz bei Camisse zu sorgen?", sprach Zane die Frau an, die jedoch gelassen blueb, auch wenn man eine gewisse Anspannung bemerkte.
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      "Mein Prinz, ich habe meine Aufgabe auch erfüllt. Wie besprochen wurden Piraten als Söldner und Wachtruppe vor die Küstenstreifen gestellt. Sie wurden gut dafür bezahlt. Und sie erhielten auch Lieferungen an hochqualitativen Waffen."
      "Und wo sind diese Piraten jetzt?"
      "Ich ... äh... ich vermute...., ich weiß es nicht, Mylord. Verzeiht." Zane lachte auf, aber nur kurz. "Nun, ihr solltet wissen, das sie immer noch bei Camisse sind. Allerdings an Land, in den Tavernen, um ihren Durst zu löschen, den die salzige Seeluft wohl in ihren Kehlen verursachte. Eure fahrlässigkeit ließ dies zu. Vergesst niemals, das ich mir regelmäßig Berichte anhöre. Soetwas vermindert Falschinformationen, oder vergessene Dinge, die sicher mal erwähnt werden sollten."
      Unter anderem, wenn Generäle einen Fehler machen, dieser lieber geheim halten, und versuchen anders aus der Lage herauszukommen.
      "Gewiss, Mylord. Ich werde sofort veranlassen, das diese Ratten wieder in See stechen."
      Ein weiterer Gast meldete sich lachend zu Wort. "HAHAHA, ihr solltet lieber an Land bleiben, und euch um euer Haus kümmern. Zeugt Nachwuchs, der zu etwas taugt. Oder fangt an zu sticken. Ihr seit einfach nicht die richtige Person, für einen Auftrag dieser Art."
      Es war See Marshal Ulen Brinder, der sich nun auch direkt an Zane wandt.
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      Brinder war ein älterer Adelsmann, der sozusagen die Hauptverwaltung der Mehyvischen Seeflotte besaß. Seinen Rang und Namen zeigte er stolz mit Prunk und Arroganz. Sein edler Gehstock, der zugleich auch eine Waffe war, zierte immer seine linke Hand. Wo auch immer er war, er schien ihn immer zu halten, sogar sitzend. Sein Blick strafte jeden, der nicht fähig war, seine Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen. Auch Zane traf er mit diesem Blick. War es jedoch eher Enttäuschung und schon fast ein erbetteln, dies zu ändern.
      "Prinz Zane, ihr hättet mir den Auftrag erteilen sollen. Ich kann sofort Schiffe auslaufen lassen, die sich um die Sache kümmern. Die Mannschaften sind bereit dafür. Sie wollen nicht nur in heimischen Gewässern darauf warten, das der Krieg vorbei geht. Sie wollen daran teil haben. Ihr müsst jetzt handeln, und sie werden es nie vergessen!"
      Zane ließ sich nicht beeindrucken. "See Marshal Brinder, richtig? Nun, der Krieg ist noch lange nicht vorbei. Jedoch kann er basierend auf dem ursprünglichen Plan nicht länger fortgesetzt werden. Da stimme ich euch zu, das eine Änderung nötig ist. Und deshalb seit ihr hier. Vielleicht werde ich euch die Aufgabe übertragen. Doch zunächst muss ersteinmal ein neuer Plan her. Sollten eure Schiffe darin nicht vorkommen, so steht es euch frei, an Camisses Küsten vor Anker zu gehen."
      Brinder nickte, auch wenn sein Blick unzufriedenheit zeugte. Er knirschte mit den Zähnen, schob seinen Kiefer hin und her, und gaffte stechend zu Goss, die ihn direkt ignorierte, als sie seinen Blick bemerkte. Auch ihr Kinn schob sich vor.
      Brinder schnaufte. Piraten. Tz. Die nutzlosesten Hunde der See. Hätte Lyxaxu mit ein paar Goldmünzen gewedelt, wären die Piraten doch direkt übergelaufen. Es war unvorsichtig von Zane, eine solche Schwachstelle zu nutzen. Und solch unfähige Häuser damit zu beauftragen. Wozu hat man Kriegsschiffe, und eine fähige Seestreitmacht aus tausenden Seeleuten, die nur darauf warten, die neuen Schiffe im Gefecht zu testen? Die Kanonen würden noch Rost ansetzen, ehe auch nur ein Schuss aus den Schiffsluken abgefeuert werden würde.


      Zane wechselte sogleich das Thema. "Gut, ich möchte nicht all zu lange auf dem alten Plan rumsitzen. Ich will Vorschläge hören. Wie könnten wir weiter vorgehen, ohne zu große Verluste zu erleiden? DU DA!", er zeigte auf Demie, und sah sie erwartungsvoll an. Leute, die er noch nicht kannte, sollten doch schließlich auch ihre Chance haben.
      Scarlett gefiel das gar nicht. Sie saß Zane förmlich am anderen Ende gegenüber, und er übersah sie? Und dann hatte diese Demie noch die Frechheit, zuerst mit ihm sprechen zu dürfen? Vor ihr? Was wenn sie einen guten Plan hätte, und Zane ihn umsetzen wollte? Würde man ihre Vorschläge noch anhören? Sie knirschte mit den Fäusten, die sie so fest zusammenpresste, als wollten sich ihre Finger einmal vollständig durch den Handteller bohren und umdrehen.
      Andererseits, wenn sie keinen guten Einfall hatte, würde Zane sie nicht weiter beachten, da war Scarlett sich sicher. Auch die anderen Trottel sollten besser die Klappe halten. Obwohl, der ein oder andere war sicher nützlich.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück