Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

      Die erste Welle
      - Der Schrecken des Todes -

      underground_arena_by_nele_diel-dbttsn4.jpg

      "Meine sehr verehrten Zuschauer, edlen Hauses. Hiermit begrüße ich sie ein weiteres Mal zu unseren atemberaubenden Arenakämpfen, wo es wie immer ums nackte überleben geht. Heute haben wir mal wieder ein paar herausragende Kämpfer zur Auswahl!"
      Hinter dem maskierten Mann, der auf der Mitte des bepflasterten Weges stand offenbarte sich eine Reihe robust wirkender Typen, selbst alle verkleidet oder maskiert. "Unser Repertoire an Kämpfern weißt heute von talentierten und mutigen Neuankömmlingen bis zu erfahrenen Helden der Schattenarena, alles für ihre Gemüter auf. Fühlen sie sich frei ihre Wetten in die sichere Richtung zu lenken, aber vergessen sie nie. Wer viel wagt, der auch gewinnt!"
      Vor dem Maskierten Mann auf dem Arenafeld, offenbarten sich viele freie Räume zwischen den Podesten die die Arena stützten und in jenen saßen die Zuschauer, ebenfalls maskierte Personen mit edlen Gewändern, tuschelnd über die Kämpfer die hinter dem Ansager standen. "Ist das nicht dieser selbsternannte Todesgott dort hinten?"
      "Selbsternannt? Wirklich? Ich dachte man gab ihn den Namen Belial!"
      Die Blicke der tuschelnden Personen richteten sich auf eine Person die im Gegensatz zu den breit gebauten Männern ein weniger schmächtiger wirkte, fast so als wäre er ein junger Erwachsener der keinerlei Erfahrung im Umgang mit Kämpfen hatte. Sein gesamter Körper war von einem zerfetzten, schwarzen Umhang umgeben, sein Gesicht bedeckt bis nur knapp seine untere Gesichtshälfte zu sehen war und seine Arme ruhten gefasst neben seinem Körper. "Weshalb eigentlich der Name Belial?"
      "Ich hörte Belial sei eine Art Dämon, der sich gegen die Dogmen und Regeln stellt, ein wertloser Gott, der Herr der Lügen, jemand der aus den Schatten agiert und auch der der ohne Licht genannt wird. Anders als jene die versuchen in der Arena ihre Freiheit zu erkaufen, will er aus der Arena nicht mal entkommen und nimmt jedesmal freiwillig teil."
      "Klingt ziemlich furchteinflößend, wenn du mich fragst. Aber besonders stark sieht der nicht aus.."
      Der Mann in der Mitte der Arena klatschte in seine Hände und schaute zu den Zuschauern hinauf. "Gut, die Zeit für die Auswahl ihres Wetteinsatzes ist vorüber! Bitte lehnen sie sich nun zurück und genießen sie die Kämpfe!"
      Der Mann trat ein paar Schitte zurück, an den Kämpfern vorbei und verschwand in den Schatten der Arena. Einige Kämpfer verschwanden aus dem Kampffeld, zwei blieben jeweils immer stehen. Nach dem Befehl der Zuschauer begann der Kampf und endete meist blutig bis gar mit dem Tod. Das was die Zuschauer hier sagten, war Gesetz. Das was die Zuschauer sehen wollten, war Gesetz. Der 10. Kampf trat ein, den Mann den sie Belial nannten gegen einen Mann ordentliches Ausmaßes welcher knapp an die 2.30 Meter Grenze hinan reichte und ein ordentliches Volumen an Muskeln angehäuft hatte. Mit beiden Händen umfasste er den Griff seines großen Langschwertes, hiefte dieses mit einen großen Schwung zur Seite und zerschmetterte einen Felsen mit seiner rohen Gewalt. Belial blieb an Ort und Stelle stehen, mustertete sein Gegenüber und wartete auf dessen Angriff.
      "Bonebreaker! Bonebreaker! Bonebreaker! Bonebreaker!", ertönte es aus den Zuschauerreihen, eh der Mann sich aufplusternd zu ihnen stellte und begann mit seinen Muskeln zu posieren. Binnen Sekunden setzte sich ein Bein des jungen Mannes in der schwarzen Kutte nach vorne, er schnellte nach vorne und tauchte nach einem schnellen Satz wieder hinter dem muskulösen Mann auf. Der Kopf des amtierenden Champions hatte sich zu Ensetzen der großen Anzahl der Zuschauer die ihr Geld auf ihn gesetzt hatten, vom posaunenden Rumpf des Giganten gelöst und fand sich auf dem Boden wieder. In den Händen des in schwarz gehüllten jungen Mannes vedeutlichte sich die Struktur einer Sense, die innerhalb weniger Sekunden wieder in schwarze Würfel verpuffte. "Und der Sieger ist Belial! Damit ist er der neue Champion der Arena! Das waren die heutigen Kämpfe, bitte kommen sie das nächste Mal wieder!"
      "Er ist der Teufel!", entwich es den Lippen jener Person die vor wenigen Stunden noch an ihm gezweifelt hatte und meinte das er gar nicht so stark aussähe.

      Einige Tage später
      Ren hatte das Fenster im Gasthaus in welchem er übernachtet hatte komplett geöffnet. Sein Haupt war von einer Kapuze verdeckt, wie sollte es auch anders sein? Niemand durfte hier erfahren das er zu den Revenus gehörte, die Revenus waren Untermenschen, unter den Logos trichterten sie den Kindern ein das es sich bei den Personen mit den roten Augen und den dunklen Haaren um Dämonen handelte. Der Schwarzhaarige saß seitlich auf der Fensterbank, eines seiner Beine hing nach draußen, das andere war auf der Bank angewinkelt aufgestellt und sein Rücken lehnte an der Umrandung des Fensters. Sein Blicke wandte sich nach draußen, seine tiefroten Augen blickten mit einem fast schon verlorenen Blick in den Sternenhimmel, doch die Umgebung war nur knapp erhellt durch den fast verschwundenen Mond. Als die Wolken sich nun langsam vor den Sternenhimmel schoben und die finstere Nacht einläuteten, ertönte die Stimme eines Jungen der hinter dem Schwarzhaarigen sichtbar wurde. Es handelte sich um einen vielleicht 10-12 jährigen Weißhaarigen Jungen, jener trug eine schwarzes jackenähnliches Oberteil mit von gold verzierten Knöpfen und weißen Mustern und eine schwarze Hose. "Gehst du wieder einmal auf die Jagd? Du solltest es wirklich aufgeben. Mittlerweile suchst du schon seit 3 Jahren nach deiner Schwester, willst du dir nicht bald eingestehen das sie nicht mehr am Leben sein kann?"
      Der Schwarzhaarige ignorierte die Worte des Weißhaarigen Jungen und warf sich über die Fensterbank, landete dabei jedoch sanft in einer Hockstellung auf dem gepflasterten Weg in der Stadt. Ren verschwand spurlos in einer Seitengasse.
      Im Palast eines Adligen warf dieser derweil entnervt seine Maske beiseite und ließ sich von seinen Dienerinen den Mantel abnehmen. "Wie kann dieser Wurm es wagen?! Ich habe all mein Geld auf den Bonebreaker gesetzt! Und dann kommt so eine minderwertige Made und besiegt den unangefochtenen Champion? Ich werde diesen Winzling finden und ihn dafür bereuen lassen!"
      Der wuchtige Mann mit Spitzbart lief ein paar Schritte und stoppte abrupt als sich ein Ball vor ihm wiederfand welches von einen Kind aufgehoben wurde. "Wie kannst du es wagen!"
      Mit seinem Stiefel trat er das Kind über den Boden nach hinten weg und sah aus seinen Augenwinkeln wie eine seiner Dienstmädchen zu dem Kind schnellte und es weinend in ihre Arme schloss. "Ist das dein Bastard?! Mit welchem Grund nimmst du dein Balg mit hier her? Verschwinde von hier, Weib! Du bist entlassen! Vielleicht findest du ja im Rotlichtviertel dein Glück!"
      Angewidert blickten die Dienstmädchen zur Seite weg, doch als die Mutter des Kindes zu Füßen des Mannes kroch, spürte auch sie den Stiefel des Hausherren auf ihren Kopf. "Vater? Was soll der Lärm?"
      Ein junges Mädchen, vielleicht im Alter von 14 Jahren mit langem braunen Haar kam die Treppe hinab und sah auf das Dienstmädchen das auf den Boden lag. Ein Grinsen bildete sich auf ihren Lippen, eh sie hinauf sah. "Erinnerst du dich an das letzte Mal, als dein Essen kalt serviert wurde? An diesem Tag hatte sie ebenfalls ihr Kind da, sie flehte mich an dir nichts zu sagen und kroch jämmerlich auf den Boden."
      "Ist dem so?"
      Die Frau wimmerte, das dem nicht so wäre. "Schafft sie in das Verließ.. Und beseitig das Kind!"
      Die Dienstmädchen blieben wie angewurzelt stehen, eh es an der Tür klopfte und ein weiterer Mann auftauchte. "Ah, die Söldnergruppe.. Passend, nehme ich an. Ich hab ihre Bezahlung für ihren letzten Auftrag und ein Extra!"
      Der Mann wandte sich von der Frau ab und lief zu seiner Tochter um sie kurz in seine Arme zu schließen. "Macht mit der Frau was euch beliebt, sie gehört nicht mehr zu mir! Und wenn ihr gerade dabei seid, dann könnt ihr euch ebenfalls um das Kind kümmern!" Als der Söldner jedoch meinte das ihnen Gold lieber sei als ein Weib und ein Kind, warf der Mann ihm einen giftigen Blick zu. "Überspann den Bogen nicht!"
      Widerwillig zerrte er Frau und Kind hinter sich her und verschwand so schnell aus dem Anwesen wie er gekommen war. "Diese Halsabschneider versuchen andauernd an dein Geld heranzukommen, Vater!"
      "Mach dir keine Gedanken, Celia. Ich hab schon eine bessere Leibwache gefunden."
      Mit einem lächeln auf den Lippen nickte die junge Dame und sah ihrem Vater hinterher wie er die Treppen hinaufstieg. Für den Gewichtigen Mann kostete das viel Kraft, schnaufend kam er oben an und ringte nach Luft. "Ich verschwinde in meinem Gemach! Es war kein erfolgreicher Tag in der Arena!", gab er noch zuvor von sich. Die Augen der Tochter wurden schmaler. "Wann wirkt das Gift endlich? Elender Geizhals.."
      Irgendwann trat dann die Zeit auf in denen sich alle in ihre Gemächer verzogen hatten, zu diesem Zeitpunkt trat ein ungebetener Gast in die Halle ein. Zuerst ermeuchelte er die Tochter im Schlaf, entledigte sich jener Wachen die ihm in den Weg kamen und schaffte es schlussendlich in den Raum des Palastherres. Ren trat an das Bett des Mannes heran, schaute mit seinem tiefroten Augen auf ihn nieder und streckte seinen Arm nach vorne. In seiner leicht geöffneten Hand, bildeten sich azurblaue Würfel die sich zu einer Pistole manifestierten. Der Mann schrack auf als der Schwarzhaarige beabsichtigt seinen Stiefel gegen die Lehne des Bettes stieß und drückte seinen Rücken schwer schnaufend an die Wand. "W-Was wollen sie?! WACHEN! WACHEN!"
      Kalt blickte der junge Mann in das Gesicht des Mannes und legte seinen Zeigefinger auf den Abzug. "Das kann nicht möglich sein! Du solltest tot sein! In Canard ging das Gerücht um das der 'Schrecken des Todes' bei lebendigem Leibe verbrannt sein soll!"
      Ein Schuss löste sich durch betätigen des Abzuges und eine weiße magische Kugel bohrte sich knapp neben den Kopf des fettleibigen Mannes durch die Mauer hindurch. Quitschend schrie der Mann auf und flehte darum ihn am Leben zu lassen. "Wo ist Kannagi Lilly?"
      "Kannagi Wer?"
      Ein erneuter Schuss ertönte und erneut wimmerte der Mann los. "Töte mich nicht mit diesen Hexenwerk! Ich weiß es nicht, okay? Ich habe tausende junger Mädchen in die Menschenfabriken geschickt, darunter sowohl Eos als auch Revenus, nicht an jede einzelne kann ich mich erinnern!"
      "Ich will die Standorte der Fabriken!"
      "Die kann ich nicht sagen, man wird mich dafür umbringen!"
      Ein erneuter Schuss bohrte sich diesmal zwischen den Beinen des Mannes durch das Bett hindurch. "Okay Okay! Die Aufzeichnungen befinden sich in der versteckten Lagerhalle nahe des Hafens und jetzt tun sie endlich dieses verdammte Ding weg!"
      "Weißt du warum es der 'Schrecken des Todes' heißt?" Die Augen des Mannes weiteten sich als sich eine Kugel durch seinen Kopf bohrte und er leblos auf seinem Bett zu Boden sackte. Ren trat zurück und verschwand aus dem Anwesen ohne Spuren zu hinterlassen.
      Am nächsten Morgen erwachte der Schwarzhaarige in seinem Bett und schaute direkt in das Gesicht des Weißhaarigen Jungen der neben dem Bett stand und sich über ihn gebeugt hatte. Sofort drehte sich Ren zur Anderen Seite, doch es brachte nichts. "Ein neuer Tag, ein neuer Toter! Mach dich fertig, Ren. Heut Abend räumst du den Hafen auf, hab ich gehört."

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Chaoz ()

    • Es war wie fast jeden Morgen... Das gleißende Licht der Sonne, brach durch die kachelförmigen Fensterscheiben des Zimmers von Anoria und schickte gülden fasrige Strahle durch den mit Holz vertäfelten Raum. In einem Federbett, nicht weit entfernt von diesen Fenstern, regte sich nur langsam ein zierlich wirkender Körper. Das Murren, welches im nächsten Moment zu vernehmen war, gehörte niemand geringerem als der jungen Frau selbst, welche hier schlief. Sich gähnend herumdrehend, schloss sie ob ihres Erwachens, nochmal die Augen, da merkte sie, wie die warme Sonne sie von draußen nicht mehr schlafen lassen wollte. Das Licht blendete sie zu sehr, als ob sie nochmals in Schlaf gefallen wäre. Seufzend hob sie ihre Lider und schickte den ersten Blick des neuen Tages durch ihre so golden leuchtenden Augen. Und auch heute sah sie als erstes den kleinen Tisch, mit dem noch etwas kleiner wirkenden Stuhl, der bis zum Anschlag an den Rand des Möbelstückes geschoben wurde. Sich aktivierend richtete Anoria ihren Körper in die Höhe und streckte sich erstmal durch, ehe sie die Decke zurückschlug und mit den baren Füßen auf den Webteppich stand. Die Staubkörnchen, welche nun so hektisch und ungestüm durch den Raum wirbelten, glitzerten wie goldene Partikel im Raum hervor, als sich die Sonnenstrahlen mit diesen mischten. Die junge Frau beobachtete auch heute das Schauspiel mit unglaublicher Euphorie in den müden Augen, ehe ein letztes Gähnen ihren zarten Lippen entfleuchte. Kurze Zeit später war sie auch schon aufgestanden und befand sich inmitten ihres täglichen Wasch- und Bekleidungsganges wieder. Im Badezimmer, welches so teuer eingerichtet war, wurde das sonst so kalte Wasser auf die perfekte Temperatur geheizt um eine angenehme Dusche zu ermöglichen. Seifen und Düfte, aus fernen Ländern, noch weiter weg als das damalig bekannte Indien, ermöglichten Anoria eine kostspielige Reinigung ihres Körpers und ihrer Haare. Im Anschluss wurde as so feine Nachthemd durch die Dienerinnen gegen ein Unterkleid getauscht und liesen die Blondhaarige diesmal in ein dunkelgrünes Leinenkleid schlüpfen. Während ihr zwei jung wirkende Frauen, kaum älter als sie selbst, so streng die Korsage zubanden, kämmte eine andere ihr die Haare durch. Wenn Anoria ehrlich zu sich selbst war, konnte sie auf diese Prozedur auch gern verzichten. Lieber würde sie bequeme Hosen und ein weites Leinenhemd tragen, welches ihr mehr Bewegungsfreiheit bot, aber so war das nunmal nicht. Sie war im Reich der Logos aufgewachsen, hier ziemte es sich, jeden Tag aufs neue, die feinsten Kleidungsstücke zu tragen und Gott bewahre, trägst du zweimal das selbe. Als sie nun endlich das feste Ziehen der Dame an ihrem Haar spürte, welche der jungen Frau einen strengen Zopf über ihr Haupt hinab flocht, konnte sie auch aufatmen. Für heute hatte sie es wiedereinmal geschafft.

      Langsamen Schrittes bewegten sie ihre in lederne Sandalen gesteckten Füße in den Speißesaal, wo eine kleine Notiz so offen auf der großen Eichenholztafel lag. Interessiert trat Anoria heran und begann die Zeilen zu lesen. Sie stammten von ihren Eltern, welche heute zu einer kleinen Reise aufgebrochen waren und erst nach drei Nächten wieder heimkehren würden. Ein nicht sonderlich begeisterter Ausdruck legte sich auf die Züge der jungen Frau. Es war nicht das erste Mal, dass sie verschwanden, ohne ihr ein Wort zu sagen. Anoria wurde die meiste Zeit allein hier in den weiten Gemächern der Villa zurückgelassen. Und wenn sie es nicht besser wusste, traute sie sich auch anzuzweifeln, dass diese Personen, diese Frau und dieser Mann, welche ihr kein Stück ähnlich sahen, auch nicht ihre richtigen Eltern waren. Niemand sagte ihr, woher sie gekommen ist. Das erste an was sie sich erinnern konnte, war das selbe Bild, welches sie seit gut zwei Jahren nun, jeden Tag beim Erwachen sah. Wie heute. Den Tisch und den kleinen Stuhl nebenbei. Enttäuscht lies die Blondhaarige Frau das feine Pergament in zwischen ihren Fingern sinken und sah über den noch reichlich gedeckten Tisch. Sie musste sie eben verpasst haben. Der Tee in der Tasse ihrer Mutter war noch warm und ihr Vater hatte sein Brot nicht aufgegessen, obwohl dies so gar nicht seine Art war. Möglicherweise war es aber auch ein wichtiger Termin oder ein plötzliches Treffen der Einflussreichsten unter den Logos. Ja, sie war die Tochter des Stadthalters. Zumindest wurde sie bei Besuchern immer so angeprangert und vorgestellt. Gedankenverloren schritt Anoria über den weiß gefließten Mamorboden, an den hohen Kastenfenstern vorbei, welche aus dem jetzigen Stock einen guten Blick auf die Stadt unter ihr wohnten. In gewisser Hinsicht hasste sie ihr Leben hier. Sie fühlte sich nicht nur einmal eingesperrt in einen Käfig und fristete ihr Dasein als eine Person, die sie nicht war. Schon oft kamen junge Männer, hielten um ihre Hand an, oder Kollegen ihres Vaters, welche sie mit den bloßen Blicken auszogen und in ihren Gedanken bereits im Schlafzimmer waren. Bei diesen Gedanken kroch es ihr bitter den Hals empor und sie schüttelte es ab vor Missachtung und Ekel. Wie gut, dass sie diesen Gesprächen nun schon länger aus den Weg ging. Lang hatte die junge Frau dafür gekämpft, doch wollte sie sich ihren Ehemann oder vorerstigen Freund selbst wählen dürfen. Einen Schritt weit weg machen, von diesem konservativen Gehabe ihrer Eltern.

      Doch war der Tag nun schon angebrochen und sie tatenlos. Da ihr heute sowieso niemand vorschreiben konnte was sie zu tun hatte, beschloss die junge Schönheit kurzerhand einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu wagen. Heute war Markttag und die ansässigen Bauern, verkauften ihre delikate Ware. Nur wenige Momente später war Anoria auch schon auf dem Weg. Sie hatte sich einen Umhang aus festem dunkelblauen Brokat um die Schultern geworfen und spazierte munter über die staubig, sandigen Pflasterstraßen der Innenstadt. Zum Markt war es noch ein Stück, doch konnte dieser Tag fast nichts schlimmes bieten. Die Bewohner schienen auch heute gut gelaunt zu sein, schenkten ihr ein Lächeln und so tat sie. Anoria seufzte. Sie würde so gerne ein einfacheres Leben führen. Während sie also durch die Straßen schlenderte, flogen ihr am Boden wiedereinmal kleine Flugblätter entgegen. Manchmal wurden auf diesen Auftritte bekannter Straßenmusiker oder Künstler angepriesen, ab und zu war es ein Fahndungsbild eines Verbrechers und heute, wie so oft, wurden erneut die Arenakämpfe im äußeren Stadtviertel schmackhaft gemacht. Ein Schatten des Zornes huschte über der jungen Frau Gesicht, als sie diese Aktion des sinnlosen Tötens ein weiteres Mal zu lesen bekam. In ihr stieg immer die nackte Wut auf, wenn sie von diesen irrwitzigen Kämpfen las. Doch noch mehr Aggression verspürte sie gegen jene Personen, die sich diese Tötungsfeierlichkeiten wirklich ansahen. Hastig zerknüllte sie das Blatt und warf es zur Seite, ehe ihr etwas angespornter Schritt, sie weitertrug. Aus der Ferne erklangen bereits die Schreie der Händler, mittlerweile konnte Anoria auch den milden Geruch des frischen Brotes riechen, welcher die Blondhaarige wieder entspannen lies. Heute war zu ihrem Erstaunen gar nicht so viel los. Es drängten sich nur wenige Scharen an Menschen um die Stände und auch sie mischte sich heute munter unters Volk.


      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Lachende Gesichter, weinende Gesichter, freundliche Gespräche harmloser als man ein niedliches Tier einstufen würde. Ren's Schritte trugen ihn durch die Stadt hindurch, sein Kopf war zu Boden geneigt und folgte der Pflasterstraße, nur die Füße seiner Gegenüber wurden sichtbar, genauso wie der Dreck zwischen den Einkerbungen des Gesteins. Sie alle waren normale Bürger, doch niemand von ihnen hatte Ahnung von dem was die Adligen und Politiker hinter ihren Rücken mit derihren und den Anderen Menschen anstellten. Niemand von ihnen kannte die Wahrheit. Es war als wäre die ganze Welt in einem Käfig eingesperrt, als wäre alles von dem weinenden Kind nahe des Brunnens der die Mitte des Händlerviertels verzierte, bis zur tröstenden Mutter, den lachendem Vater, den schreienden Hausfrauen und den sich davonstehlenden Ehegatten ein einzig verblassender Traum einer nie enden wollenden fehlgeleiteten Erinnerung. Das Kind verschwand in den Händen der Adligen, die Mutter zerbrach am Frust, der Vater verließ die Frau um sich zu rächen und verstarb. So wirkte die Realität in der ein jeder so herzhaft lachte um sie zu verschleiern, an die niemand dachte und von der sich jeder abwandte in der Hoffnung das nicht denseinigen das selbe passieren würde. Und so versteckten sie sich hinter ihren falschen Emotionen der Trauer, der Freude und dem lauten Schall stark hallender Stimmen der Händler über dem Marktplatz. Die Logos wussten nicht was um sie herum passierte, doch sie ahnten es. "Hey, hast du schon die Neuigkeiten gehört?"
      "Nein, was denn?" Nahe einer jungen Frau, so wirkte zumindest ihr Körperbau aus der mangelnen Perspektive des jungen Mannes, tuschelten zwei Frauen mittleren Alters über das was ihre Söhne oder aber auch ihre Männer erzählt haben zu schienen. "Der Herr des Hauses Ascain und seine Tochter wurden heute morgen tot in ihren Gemächern aufgefunden."
      "Das ist ja schrecklich! Wer kann das gewesen sein?"
      "Laut Gerüchten ein mächtiger Magier, der schon in vielen Städten Adlige getötet haben soll, aber viel mehr Informationen gibt es leider noch nicht."
      "Mörder wie ihn sollte der Tod über dem Scheiterhaufen ereilen. Was machen die Magischen Ritter nur? Wie können sie ein solches Monster frei durch die Gegend laufen lassen? Da muss man ja Angst um die eigenen Kinder haben!"
      "Hast du das gehört, Ren? Ein Kinderverschlingendes Monster, welches den qualvollsten aller Tode verdient!"
      Neben den jungen Mann offenbarte sich die Gestalt des Weißhaarigen Jungen, doch schien er nur für ihn sichtbar und für die anderen verborgen. Ren jedoch lief einfach weiter, an den Klatschweibern vorbei, ließ den Jungen zurück um sich beim Händler ein Brot zu holen. Aus seiner Tasche kramte er seinen Geldbeutel und schaute etwas auf. Unter seiner Kapuze war nur seine untere Gesichtshälfte sichtbar, was den Händler anfangs stark irritierte doch dann sprach er wie gewohnt freundlich los und faltete dabei seine Hände ineinander. "Was darf es sein, der junge Herr?"
      Aus seinen Augenwinkeln vernahm er die junge Frau von vorhin, die schon etwas länger zu warten schien und trat einen Schritt zurück. "Sie war zuerst hier, verzeiht."
      Doch aus seinem eingeschränkten Blickwinkel, vermochte der Schwarzhaarige es nicht zu sehen das Anoria sich schon ein Brot erkauft hatte. "Nun, die junge Dame hat sich schon vor einiger Zeit ein Brot von mir gekauft. Sagt, junger Herr. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ist es möglich das ihr unter eurer Kopfbedeckung nur wenig zu sehen scheint?"
      Als der junge Mann seinen Kopf erhob, waren seine Augen geschlossen. "Ich bin seit meiner Kindheit blind. Es bereitet mir Unbehagen unter den Menschen unterwegs zu sein, denn auch wenn ich nicht mehr sehe so höre ich noch ganz gut. Das scheinen einige meiner Artgenossen zu vergessen.."
      "Erblindet in solch jungen Jahren. Sie haben eine schwere Last zu tragen, junger Mann. Nehmt dieses Brot als Entschädigung für meine unbedachte Frage, ohne Bezahlung versteht sich."
      Ren nickte kurz höflich und nahm das Brot entgegen. "Habt Dank, Herr." Danach entfernte sich der Schwarzhaarige von dem Stand und biss vom Brot ab. Seine Augen waren wieder geöffnet, jederzeit bereit erneut den Blinden zu spielen versteht sich. Sein Blick war zwar auf den Boden gerichtet, doch erkannte er erneut den Weißhaarigen Jungen vor sich. "Blind, huh? Ich schätze diese Ausrede wird nie alt.."
      Ren lief an den Jungen vorbei. "Auf zum Hafen, die Lage peilen bevor der Sturm ausbricht!"
      Ohne auf die Worte des Jungen's zu achten, trugen die Füße des Schwarzhaarigen ihn durch die Gassen der Stadt hindurch in Richtung des Hafens, welcher wie eine normale Anlaufstelle für Schiffe wirkte, mit einigen kleinen Gebäuden daneben. Am Hafen verteilt, verliefen einige Fischstände mit verschiedenen Händlern. Von den Schiffen wurde neue Ladung geborgen, viele Männer hieften eine Kiste nach der Anderen an Land und trugen sie schlussendlich zu einem Mann der edlere Gewänder trug. Es handelte sich wohl um den Werftmeister dieser Gegend, der alles im Blick zu haben schien was hier am Hafen ein und ausging und so überprüfte er auch die Ladung der Fische und den Zustand der Schiffe, bzw. der Crew. Der weite Ozean erstreckte sich hinter den Schiffen in die endlose Ferne hinaus, glitzerte durch den Sonneneinfall auf, jener Sonne die den blauen Himmel der von wenigen weißen Wolken bedeckt war schmückte. Seitlich vor dem Stegen oder eher am Rand befand sich noch eine Gebäudereihe, vermutlich verlassene Gebäude da sie heruntergekommen aussahen. Unter ihnen befand sich vermutlich die Lagerhalle. Welchen Grund hätten sonst diese zwei Muskelbepackten Wurmköpfe von Söldnern eben jenes Verlassene Gebäude zu bewachen?
      Doch von wo aus sollte er eindringen, wenn die Vordertür so stark bewacht war? Vom Nebengebäude durch das Fenster? Eher unwahrscheinlich, das würde wohl auch bewacht werden, genauso wie das Fenster auf der Seeseite. Gab es einen geheimen Weg unter dem Gebäude welcher von der Seeseite aus hinführte? Um das herauszufinden fehlte Ren die Zeit, von oben oder von hinten gab es jedoch auch keinen Eingang. Das einzige was wohl in Frage käme wäre die Abwasserkanäle zu durchforsten.
    • Während sie sich ihren Weg durch die Menschenmengen bahnte, blieb Anoria das ein oder andere Mal bei den Ständen der Bauersleute stehen. Auch heute gab es von rarem Gemüse zur Jahreszeit, über exotisches Obst und leicht verderblichen Milchprodukten bis hin zu dem frischen Brot und Gebäck, welches Anoria so gern hatte. Sie kannte den Händler, Hefta, schon eine Weile. Oft schon hatte sie sich in aller Ruhe mit ihm unterhalten, über seine Geschäfte und dem Werdegang zum Bäcker. Auch brachte er der jungen Frau bei, wie man Sauerteig herstellte, auf ihre Fragen hin. So war es auch heute, dass die Blondhaarige zu ihm trat und wie immer das schmackhafte Walnussbrot kaufte. "Anoria! Wie geht es dir den heute? Blass siehst du aus meine Liebe... ist etwas passiert?", als könnte er sie lesen, rief ihr Hefta bereits von weitem zu, ehe sie überhaupt an seinem Stand war und dann doch noch Konversation mit ihm führte. "Hallo Hefta. Nun, sie sind mal wieder weggefahren...", und da brachte sie dem bauchigen Mann ihre Sorgen dar und fiel etwas in trübseelige Stimmung. Der Bäcker war ihr mehr Vater gewesen, als ihre Zieheltern... zumindest was seine Aufmerksamkeit betraf. "Hm... also, wenn du mich fragst, solltest du einfach auch mal abhaun' ohne dass sie was davon wissen...", er zwinkerte Anoria zu und lachte dann erheitert auf, ehe er ihr das Brot aushändigte. Kaum hatte sie das so entspannende Gespräch mit Hefta beendet, holte die Realität sie wieder ein. Erneut drangen viele Stimmen an das Ohr der jungen Frau, so auch die plötzlich erscheinende männliche neben ihr. Es war ein junger Mann, wie es schien, welcher sein Haupt unter einer Kapuze versteckte. Interessiert legte Anoria ihren Kopf schief und beugte sich etwas vor um das Gesicht des Fremden zu erkennen. Er und Hefta kamen in ein kurzes Wortgefecht, was eben sein Aussehen anbelangte, da hob der Unbekannte sein Haupt und entblößte ein, für Anorias Augen, hübsches Gesicht. Interessiert zwinkerte sie dem blinden jungen Mann entgegen. Sie empfand es gerade als sehr schade, dass er sie nicht sehen konnte, immerhin sprachen die Augen eines Menschen Bände und das sie die seinen eben nicht sehen konnte, stimmte die Blonde traurig. Seine fransigen, schwarzen Haare stachen frech von seinem Kopf hervor und legten sich wirr über sein Haupt. Doch so schnell wie der Unbekannte gekommen war, so schnell war er auch wieder weg.

      Gleich im Anschluss auf dieses Treffen, verabschied sich Anoria von Hefta und verlies den Markt. Sie wollte zwar noch weiter stöbern, doch war ihr irgendwie die Lust darauf vergangen. Etwas zerstreut sah sie auf ihren Laib Brot in ihren Händen hinab und fühlte sich im Moment sehr verlassen. Sie sah herum und merkte plötzlich, dass sie eigentlich keinen hatte, mit dem sie Zeit verbringen konnte. Ja, die Dienstmädchen in ihrer Villa, die leisteten ihr zumeist Gesellschaft, doch waren sie der jungen Frau Freundinnen? "Wohl eher nicht...", endete sie ihre Gedanken so murmelnd und strich sich vorgefallene Strähnen ihres Haupthaares hinter ihr linkes Ohr. Sie hätte eben alle Möglichkeiten ihre Freizeit zu gestalten, doch fand sie nichts, was ihr eben Freude bereiten konnte. So entschied sie sich, nur noch einen kurzen Spaziergang zu wagen, ein wenig an den Strand oder an die Pier, nur um das beruhigende Rauschen des Meeres zu genießen. Kurz noch bestätigte sie ihr eigenes Vorhaben und schlenderte dann langsam los. Irgendetwas lies sie nicht los, beklemmte sie, war neu und fremd. Anoria reckte den Kopf gen Himmel und dachte nach, da tauchte das Antlitz des Schwarzhaarigen Fremden wieder in ihrem inneren Auge auf. Da... sie wusste es... er war es, welcher sie so aus der Bahn geworfen hatte. Auch wenn die junge Frau ihn nicht kannte, so hatte er etwas an sich, was sie für kurze Zeit in seinen Bann gezogen hatte. Doch konnte sie nicht sagen, was genau es war... seine Stimme, sein Auftreten... Durch ihre gedankenversunkenen Schritte durch die Stadt, war ihr nicht aufgefallen, wie nahe sie dem Hafen schon gekommen war. Das zarte Rauschen des wilden, freien Gewässers drang an ihr Ohr, genauso wie das Geschrei der Matrosen und Seeleute. Anoria suchte sich ein verlassenes Pier und lies sich an diesem nieder. Sie zog ihre Schuhe aus und tauchte ihre Füße vorsichtig in das kühle Salzwasser hinab. Ein schauderndes Lächeln zog sich über ihre Züge, ehe sie ihren Schopf hob, die Augen schloss und ihr Gesicht der Sonne zuwand.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Nachdem der Schwarzhaarige in seinen Gedanken seinen Plan zusammengefasst hatte, verschlang er nun auch das restliche Stück was ihm vom Brot übrig blieb. Hier gab es nun nichts mehr zu tun, seine Zeit bis zum Abend würde er wohl in seinem Zimmer im Gasthaus verbringen und Bücher lesen. Gerade als sich der Schwarzhaarige umdrehte und losgehen wollte, vernahm er aus seinen Augenwinkeln eine einsam wirkende junge Frau am Ende eines verlassenen Pier's sitzend. Für einen kurzen Moment weiteten sich die Augen des jungen Mannes, kurz darauf setzte er einen Schritt nach vorne und wandte sein Gesicht von ihr ab.
      "Ren.. Ist der Sonnenschein nicht wunderbar? Und der breite, unendlich weite blaue Himmel. Irgendwann möchte ich auf Reisen geh-", gab der Weißhaarige in einer feminineren Tonlage spöttisch von sich.
      "-Sei still!", entgegnete der Schwarzhaarige wortlaut, was dennoch in dem lauten Getümmel am Hafen unterzugehen schien. In seinem Kopf spiegelte sich die Erinnerung eines verlassenen alten Piers wieder, an welchem seine Schwester saß und mit den Beinen baumelnde während sie über die Welt schwärmte. Was war so toll an dieser Welt? Diese Welt ist grausam, niederträchtig, unfair und kalt. Ren stand neben seiner Schwester in dieser Erinnerung, lauschte ihren Worten und schaute selbst in den Himmel hinauf. Mit einem Grinsen auf den Lippen musterte der Weißhaarige Junge seine Begleitung und verschränkte dabei die Arme hinter seinem Rücken. Ren's Blick wurde zunehmend aggressiver als er das hochmütige Grinsen erblickte, doch seine Wut war fehlgeleitet das wusste er. Selbst wenn er den Weißhaarigen zurücklassen, töten oder massakrieren würde, so wäre er nicht nur wieder da sondern auch schadlos wieder da. Wer war dieser Junge überhaupt? Woher wusste er so viel über ihn? Als sich Ren wieder in diesen unnützen Gedanken verloren hatte, welche er zuvor schon tausende Male hatte, zog er einen Schlussstrich unter diese Provokation und ignorierte den Weißhaarigen so wie zuvor. Ein weiteres Mal setzte sich Ren in Bewegung, doch ein weiteres Mal stoppte er und schaute zu Boden. Nicht nur das er nicht wusste wo sich die Abwasserkanäle befanden, auch die Erinnerung an seine Schwester ließ ihn nicht los. Aus seinen Augenwinkeln heraus schaute er noch einmal zu dem Mädchen am Pier und überlegte ob es nicht das Beste sei sich von ihr die Stadt zeigen zu lassen. Allein würde er auf Dauer mit dieser Kapuze nur auffallen, bei Begleitung wären die Augen nur auf sie gerichtet, schließlich war sie eine attraktive Frau. "Denkst du darüber nach diese Frau für deine Zwecke zu missbrauchen? Das ist ziemlich kalt, Ren!"
      Wortlos drehte sich der junge Mann um und machte sich auf dem Weg zum verlassenen Pier, nach wenigen Minuten erreichte er Anoria und schaute einfach nur still mit geschlossenen Augen in Richtung des Himmels. "Darf ich mich setzen?"
    • So sehr sie die Zeit am Hafen genoss, so eher bestand auch bei Anoria die Gefahr, dass sie diese einfach übersah. Das beruhigende Schlenkern ihrer Beine im Wasser und die so sanften rauschenden Töne der vorbeiziehenden Wellen, liesen die junge Frau fast schon in Trance abdriften. Sie stellte sich eben vor, wie es doch wäre, mit einem Schiff über die Horizont Grenze zu fahren und diese Welt hier hinter ihr zu lassen. Es wäre ein nur allzu schönes Dasein, fernab von all ihren Verpflichtungen und nutzlosen Unterredungen mit den wichtigen Personen hier. Sie seufzte und öffnete ihre Augen einen Spalt. Durch diesen fielen so fasrig die Sonnenstrahlen in ihre gold glänzende Iris. Es wäre wirklich zu schön um wahr zu sein... nochmals in Träumen schwelgend merkte Anoria nicht mal, dass sich ihr eine Person genähert hatte. Sie hörte die schlurfenden Schritte fast zu spät und als eine tiefere Stimme knapp über ihr erklang, schreckte die sonst so ruhige Person in die Höhe, riss die Beine aus dem Wasser und lehnte sich in die andere Seite, nur um sich mit strampelnden Schritten von dem Fremden zu entfernen. Als sie jedoch sah, wer da neben ihr stand, wurden ihre Augen groß und sie zwinkerte erst schweigend zu dem jungen Mann von vorhin hinauf. Konnte das denn sein...? Unsicher schluckte die Blondhaarige hinab und richtete sich wieder gerade, zog jedoch die nassen Beine an und sah auf die kleinen Pfützen hinab, welche durch ihre so plötzlichen Bewegungen auf dem gemauerten Pier entstanden sind. Wohl wahr, sie hatte das Meerwasser wirklich überall hin verteilt, auch auf den Hosensaum des Schwarzhaarigen vor ihr. Für einen Moment konnte Anoria ihren Blick nicht von ihm abwenden. Wie alt er wohl ist? Er konnte kaum älter als sie sein... Zumindest schein es für die so menschengemiedene so. Kurz räusperte sich die junge Frau. Sie war ihm ja noch eine Antwort schuldig. "J-ja... sicher doch. Aber setz dich links von mir... hier ist kein so guter Platz.", mit ruhiger Stimme lies sie ihre Beine wieder ins Wasser sinken und sah dem Fremden zu, wie er sie umrundete und sich neben ihr niederlies. Mit Staunen in den Augen verfolgte sie seine Bewegungen. Es war unglaublich, dass er ob seiner Blindheit ein solch gutes Gefühl für seine Umgebung hatte. Neugierig drehte sie ihren Schopf nach links um ihn heimlich etwas zu mustern, bis sie selbst wieder erkannte, dass er sie ja nicht sehen konnte und deswegen auch nur eine leise Ahnung davon haben konnte, was genau sie gerade tat. So strich sich Anoria erneut ein paar ihrer Strähnen hinter das linke Ohr. Lange traute sie sich nichts zu sagen. Zu komisch angespannt war die Situation zwischen den beiden, auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gab. Der Fremde, würde er sehen können, sah ruhig auf die Wellen vor ihm und atmete flach ein und aus. "Wie... wie ist das, blind zu sein?", vorsichtig setzte Anoria nun an um ein möglicherweise interessantes Gespräch mit dem jungen Mann zu führen und setzte gewohnheitshalber ein Lächeln auf, welches sich in der Sanftheit ihrer sonst schon weichen Stimme wiederspiegelte.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • "Wie es ist wenn man blind ist?"
      Mit diesen Worten wiederholte der junge Mann die Frage Anoria's in einer anderen Formulierung und dachte für einen kurzen Moment über seine Worte nach. "Es wäre eine Lüge zu behaupten vollends erblindet zu sein, deshalb kann ich ihnen das leider nicht beantworten. Stellt euch vor, eure Sehkraft wäre da, doch ihr könnt sie nicht benutzen, weil da etwas ist das verhindert das ihr es benutzen könnt. So seid ihr blind und doch nicht blind zugleich. Vermutlich kann ich ihnen keine zufriedenstellende Antwort schenken, doch meine Auffassung ist das ein jeder Mensch dieser Welt erblindet ist. Und eben deshalb kann ein jeder diese Frage für sich selbst beantworten.." Auf der Aussage des Schwarzhaarigen hin, fragte Anoria ihm was er damit meinen würde und Ren sank sein Haupt um den Anblick der ruhigen Wellen 'genießen' zu können. "Es ist die Wahrheit von der ich spreche. Die Wahrheit ist das was die Menschen erblinden lässt, ob es die Suche danach ist oder die Erschaffung einer Wahrheit. Ich spreche von der Ungerechtigkeit des Adels, von den Kämpfen im Untergrund, der dunklen Seite dieser Stadt. Von Kind zu Frau ist sich die Bevölkerung bewusst was diejenigen die Macht haben vor und hinter ihrem Rücken mit dieser anstellen und wie sie jene missbrauchen, doch wendet man sich in die entgegengesetzte Richtung und hofft darauf das nicht die eigene Familie betroffen wird. Ein jeder versucht sich selbst und seine Geliebten zu beschützen und wendet sich so von der Wahrheit ab. Versteht ihr was ich meine? Auch ihr werdet nachvollziehen können wie es ist blind zu sein. So wie ich es mir ersehne den Himmel zu erblicken, so ersehnen sich die Machtlosen die Freiheit zu erblicken und die Wahrheit nicht nur akzeptieren sondern auch überwinden zu können."
      "Wendest du dich nicht auch von der Wahrheit ab?"
      Rücken an Rücken saß der Weißhaarige an Ren gelehnt und schaute entgegen des Schwarzhaarigen in Richtung des von wenig Wolken bedeckten, blauen Himmels. "Der Wahrheit über deine Schwester?"
      Schweigend 'starrte' Ren auf den schwachen Wellengang, so würde er es zumindest doch aufgrund seiner 'Lüge' die er aufgebaut hatte konnte er seine Augen nicht öffnen. Wenn man es denn Lüge nennen könne, denn seine Blindheit war echt was diese Sache betraf. Er durfte seine Augen nicht öffnen, wenn er nicht als Revenus auffallen wollte. Würde er seine Augen öffnen, dann wäre er des Todes geweiht und würde den nächsten Morgen nicht mehr erblicken.

      '
    • Sie hörte dem schwarzhaarigen Fremden ihr geduldig zu und nickte das ein oder andere Mal. Sie mochte seine Stimme, sie war stoisch und legte sich in ihre Ohren wie flüssiges Gold. Unbewusst schloss Anoria dann auch die Augen, nur um seine Worte noch mehr verinnerlichen zu können. Und so veränderten sich auch der jungen Frau Gesichtszüge. Ihr war durchaus bewusst, von was er sprach und sie konnte ihm nur zu gut zustimmen, was ihr dann doch ein kleines, erschöpftes Seufzen entlockte. "Lügen wird es in dieser Welt wohl immer geben... Es ist etwas, dass der Mensch zu seinem eigenen Schutz macht, nicht wahr? Man kann nur hoffen, dass es starke Seelen gibt, die sich den Lügen eines Tages in den Weg stellen und genügend Kraft haben, um diese ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Ich für meinen Teil habe nicht mehr die Kraft, Lügen aufzudecken... meine Wahrheit, werde ich wohl nie wirklich finden. Aber... solang die Lüge lebbar bleibt und mich nicht in die dunkelsten Tiefen zieht, kann ich gut mit ihr leben.", sie warf dem jungen Mann einen Blick über die Schulter zu, als sie ihre Augen wieder öffnete und musste schmunzeln, da dieser immer noch mit geschlossenen Augen neben ihr saß. Ihr war eine Kleinigkeit aufgefallen, als sie seine Worte wieder in ihr Gedächtnis rief und musste fast schon unweigerlich lachen. "Ich glaube nicht, dass ich einem Alter entspreche, in dem man mich schon Siezen muss...", sie zog die Lippen zu einem krausen Lächeln und reckte den Kopf wieder dem Sonnenschein entgegen. "Mein Name ist Anoria.. du kannst aber gern Riana zu mir sagen.", fast schon schwerelos klangen ihre Worte, sie war sich der Gefahr nicht bewusst, welcher sie sich eben aussetzen konnte. Doch wusste sie ja nicht, dass ihr der Schwarzhaarige nichts anhaben würde. Im Gegenteil, sie fühlte sich bei ihm nicht wirklich einer Gefahr ausgesetzt. Oh wie gerne sie ihn gerade einfach offen anlächeln würde, ihm ihre Erfreutheit zeigen. Für kurze Zeit wusste die junge Frau nicht, was sie sagen sollte. Lange klangen bloß die rauschenden Wellen an ihr Ohr und die Meeresbrise, welche ihnen mit ihrem salzigen Geschmack in die Haare fuhr, zerzauste eben jene. Schnell strich sich die blondhaarige junge Frau die Strähnen aus dem Gesicht und atmete tief durch. "Ich hab dich hier noch nie oft gesehen. Bist du neu hier?", auch wenn es überstürzt klang, was Anoria den Schwarzhaarigen neben ihr fragte, so war sie durchaus neugierig auf seine Antworten. Immerhin war dies die erste Unterhaltung mit einem anderen Menschen, außer ihrer Mutter und ihrem Vater... und Derk. Von den Dienstmädchen nicht abzusehen, was ihr wieder ein klägliches Seufzen entlockte, welches sie jedoch durch ein leichtes Räuspern unterband.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Was sie dort sagte, ließ der Schwarzhaarige auf sich beruhen und nahm es hin wie es war. In Anbetracht der Worte des Weißhaarigen veränderte sich die Mimik Ren's für einen kurzen Moment in eine niedergeschlagen wirkende Verstimmung. Dann waren sie also beide Personen die sich eine Lüge zusammensponnen um der grausamen Realität entkommen zu können. Doch Ren weigerte sich diese Lüge als eben jene anzuerkennen, solange die Wahrheit ihn nicht vollends überzeugte. Als das Lachen der jungen Dame ertönte, 'schaute' Ren über seine Schulter hinweg zu ihr hinüber behielt seine Augen dennoch geschlossen. "Riana.. Übersetzt bedeutet dieser Name: 'Die Rechtschaffende'. Sag Riana.."
      Der Blick des Schwarzhaarigen der zuvor noch über seine Schulter wankte, begab sich zurück zu seiner ursprünglichen Position auf dem endlosen Gewässer. Als die junge Frau nachhaken wollte was Ren sie fragen wollte, schüttelte er lediglich den Kopf. "Nicht so wichtig.."
      Ein kurzer Moment der Weile durchdrang wieder die Umgebung nach dem abrupten Abbruch der Konversation, auch wenn Ren nicht bemerkte das Riana deutlich Interesse an ihrem Gespräch und an der Enthüllung seiner Persönlichkeit zeigte, kümmerte es ihn nicht weiter da er sich in der Stille wohl fühlte. Eine erneute Frage der Blondhaarigen Schönheit durchbrach die sorgfältig aufgebaute Ruhe, die eh nicht lange hätte halten können wenn Ren seine Ziele strikt verfolgen würde. Diese Frage spielte ihn widererwartend gut in die Hände, sodass er nun den 'Angriff' einleiten konnte. "Ich bin Reisender. Wie du bereits weißt, fällt es mir schwer mir Überblick über die Dinge zu beschaffen die sich in meiner Umgebung befinden. So kann ich vielleicht fühlen und riechen, aber ein genaues Bild erschließt sich mir dadurch nicht. Ich kam in der Hoffnung, dass du mir einen Rundgang durch die wichtigen Orte dieser Stadt geben würdest, zu dir."
      Ren wirkte irgendwie hilflos, was zu seinen Gunsten natürlich gespielt war und die Folge war wie üblich ein zynischer Kommentar seines ungewollten Begleiters. "Die Freundlichkeit einer jungen Frau ausnutzen um dir einen Weg ins Lagerhaus zu beschaffen? Du erstaunst mich jeden Tag auf's neue Ren! Das würde ich sagen, wenn es etwas Neues wäre."
    • Erstaunt wie sie war, sah sie den geschlosesenen Augen des jungen Mannes neben ihr entgegen. "Ei-eine Stadtführung? Von mir? Ich... ähm...", ihr fehlten im Moment die Worte, deswegen sah Anoria nur planlos ins Wasser vor ihr und beobachtete einen Moment die schwingenden Wellen vor ihr, wie sie planlos ihre Beine umsäumten. "Nunja... ich muss dir ehrlich sagen, dass ich selbst noch gar nicht so viel von der Stadt hier kenne.. aber... ich werds mal versuchen.", beherzt nickte die blondhaarige junge Frau und drehte sich wieder dem Fremden zu. "Am besten fangen wir gleich hier an... komm.", sie stand auf und wollte dem jungen Mann neben ihr aufhelfen, doch dieser stand auf, ohne auch nur Anstalten zu machen, ihre ihm entgegengestreckte Hand zu nehmen. Zuletzt bückte sich Anoria noch, um ihr Brot aufzuheben und ging dann langsam vor. Sie machte sich eben keine Gedanken, dass der Fremde es nicht allein zurück an die Docks schaffen würde. Immerhin hatte er es alleine nach hier vor geschafft. Die ruhigen Schritte der blonden Dame führten die zwei Weggefährten wieder zurück an den Hafen. "Ich schätze, dass hier der Hafen liegt, hast du bereits bemerkt. Direkt vor uns führt die Haupstraße in den Stadtkern zurück und links von uns führt die kurze gepflasterte Straße den Pier entlang. Am Ende dieser liegen die Lagerhallen der Stadt. Mein Vater... behält sozusagen den Überblick über alles, was hier rein und raus gelangt. Ich will mit seinen Geschäften nichts zu tun haben...", ihre letzten Worte klangen gepresst, fast schon ausgespuckt, wie sie über die rosigen Lippen ihrerseits drangen. "Falls du also in Erwägung ziehst, den Hafen näher zu betrachten, mach das früh am Morgen.. meistens trinken sich die Wachen über Nacht ziemlichen Mut an und schlafen dann durch, bis die Sonne ihre fleischigen Gesichter wärmt... das habe ich durch eigene Erfahrungen... erleben dürfen.", sie zuckte planlos mit den Schultern und drehte sich wieder zum Schwarzhaarigen um, welcher einen interessierten Ausdruck auf den Zügen hatte. Ein fast schon unlesbares Lächeln zeichnete sich auf seinem schmalen Mund ab, was Anoria einen Schauer über den Rücken jagte. "Ich... ich zeige dir nun das Stadtinnere...", sie war kurz versucht seine Hand zu nehmen. Zu sehr hatte sie ihre Hilfsbereitschaft gegenüber diesem doch so eindeutig nicht hilfsbedürftigen jungen Mann gepackt. So ging sie langsam weiter und sah immer wieder über ihre Schulter zurück, um sicherzustellen, dass der Schwarzhaarige auch immer noch hinter ihr war.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Stille Schritte folgten der Blondhaarigen Dame auf dem von Menschenmengen dicht bevölkerten Pfaden der Stadt. Die Wegesränder waren verziert von Stehlampen, an denen ein Fackelhalter hing dessen Kerze nur zur Abendstunde brannte. Desweiteren befanden sich neben dem gold-gelb bepflasterten Weg Wohnhäuser aus dunklem Holz, geschmückt mit Blumen als Vorgärten neben dem Eingangsbereich oder in einem Topf der unter der Fensterbank hing oder sich auf jener befand. Einige Hausfrauen unterhielten sich an jenem und diesem Haus, Kinder tollten umher und spielten Verstecken in den wenigen schmalen Seitengassen die meist als Ablagefläche für Kisten und Unrat dienten. Am Hause zur rechten Seite des wandelnden Paares, stritten sich Vater und Sohn. Der Sohn wollte den Ritterorden beitreten, doch der Vater weigerte sich dies zu akzeptieren. Viel lieber sollte er das Zimmermannsgeschäft seines Großvaters übernehmen, welches im Besitz seines Vaters übergegangen war. Ein Hölzernes Schild über der Überdachung des Vordereingangs auf dem 'Marlow's Werkstube' stand klapperte durch den Wind und gab knarzende Töne von sich. Wenige Schritte weiter übergab eine lächelnde junge Dame ihren Geliebten einen Glücksbringer, gefertigt aus einer getrockneten Blume die sich Ascherkrone nannte und eine weiß-gräuliche Färbung besaß. Vom Stiel hinauf zur Spitze verfärbte sich diese Rosenartige Pflanze vom unschuldigsten Weiß in das dunkelste Grau hinein. Der junge Mann nahm den Glücksbringer entgegen und schloss die junge Frau in die Arme, woraufhin sie nicht wusste wie es um sie geschah und hochrot anlief. Nahe des Zentrums sausten zwei Jungs um den großen Springbrunnen, während ein Mädchen summend auf der Umrandung des Brunnens saß und ihre Beine im Wasser taumeln ließ. Als die Jungen den Brunnen in ein weiteres Mal umrundeten hatten, stieß der zweite Junge das Mädchen versehentlich ins Wasser. Abrupt blieben die beiden Jungen stehen. Während der erste Junge seine Arme hinter dem Kopf verschränkte und genervt zur Seite schaute weil er weiterspielen wollte, reichte der zweite Junge dem Mädchen im Wasser seine Hand und fragte ob sie in Ordnung sei. Mit Tränen in den Augen schaute das durchnässte Mädchen auf die Hand des Jungen und schniefte, woraufhin der zweite Junge sie bat nicht zu weinen und der erste Junge quengelnd hinzufügte das er die Heulsuse einfach in Wasser lassen sollte. Gelegentlich wanderte ein Blick des Schwarzhaarigen unter seiner Kapuze hinauf zur jungen Dame vor sich. Er hatte die Informationen die er brauchte, nun fehlte ihn nur noch der Moment um sich davonzustehlen. Doch Anoria stellte sicher das Ren ihr weiterhin folgte, trotz seiner stillen Art und den wenigen Worten die er ihren Erklärungen erwiderte wurde er ihr nicht überdrüssig. Widerwillig folgte der Schwarzhaarige nun also seiner Wegführerin während der Weißhaarige Junge still neben ihm her lief und es dem Abend entgegen ging. Als sich dann er blaue Himmel in ein orangenes Farbenmeer wandelte, die Wolken langsam verschwanden und die Sonne der Erde entgegen ging, fanden sich Ren und Anoria auf einer Anhöhe der Stadt wieder, die einen Überblick über das ganze Gebiet gab. "Das hier ist also dein Lieblingsort?"
      Als Ren einige Schritte in die Nähe der Klippe des kleinen Berges wagen wollte, stoppte er abrupt, nicht nur durch die Worte der jungen Frau die ihn davon abhalten wollte die Blumen zu zertrampeln, sondern eben weil er jene Blumen auf den Boden sah. "Ascherkronen.. Ich verstehe.."
      Ren ging vor den Blumen in die Hocke und das Licht das zuvor vom Abendrot geworfen wurde schwand dahin und was zuvor Orange war wich der Schwärze. Als die Dunkelheit einbrach, strömten weiße Lichter aus den Blättern der Ascherkrone hervor die sich in einem sehr hellen Blauton verfärbten und glühende kleine Punkte gen Himmel schickten an welchem die Sterne hervortraten und den kleinen Berg erleuchteten. "Ascherkronen sind nicht nur Symbole der Freiheit und der Ewigen Liebe. Sie stehen auch für den Kreislauf des Menschlichen Lebens."
      Der Schwarzhaarige begab sich aus seiner Hockstellung wieder zurück in den Stand. "Meine Schwester erzählte mir dies: Das weiße der Ascherkrone steht für das Leben, die Färbung ins Dunkle steht für das Altern und den Tod. Das helle Leuchten in den Aufsteigenden Himmel steht für die Wiedergeburt in ein neues Leben.."
      Trotz der geschlossenen Augen folgte Ren's Gesicht dem aufsteigenden blauen Punkten in Richtung der Sterne. "Die Ewige Liebe im Leben, die Freiheit nach dem Tod."
    • Wie sie den Unbekannten so ziellos durch die Stadt führte, verging auch die Zeit wie im Fluge. Anoria hatte bald bemerkt, dass die Sonne sich dem Untergehen neigte. Bald schon würde wieder die Nacht über die Stadt hereinbrechen und sie sollte sich schleunigst auf den Weg in ihre Gemächer machen. Doch wollte sie dem blinden jungen Mann einen Ort nicht vorenthalten. Sie stieg mit ihm über einen kleinen Pfad, welcher sich zwischen hoch gipfelnden Schieferplatten schlängelte, auf eine Anhöhe über die Dächer. Von hier aus konnte man über die gesamte Stadt sehen. Sie kam oft hierher, wenn Gedanken sie quälten oder ihr Kopf ruhe brauchte. Das sanfte Violett, in welches sich der Himmel gerade wandelte, lies Anoria ihren Schopf heben und sie sah mit halb geschlossenen Augen hinauf, wo sich bereits kleine Sterne, als schwach leuchtende Punkte am Firnament abzeichneten. Die großgewachsenen Weide, welche ihre langen Äste sanft im lauen Sommernachtswind wog, schickte raschelnde, wenngleich beruhigende Töne in diesen und verbreitete ihren süßlichen Duft der Blüten. Als sie ihren Blick schweifen lies, bemerkte sie auch, wie der ihr Unbekannte seine Schritte einfach weiterführte und somit fast das Meer an Ascherkronen mit schweren Schritten durchzog und diese demnach zertreten würde. Da sie seinen Namen noch nicht kannte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn so zu warnen. "Stop! Nicht weiter, die...!", mit erschrockener Stimme rief sie ihm zu, streckte sogar den Arm aus um ihn möglicherweise zurückzuhalten, doch bevor der Schwarzhaarige auch nur einen Schritt in die perlweißen Blüten der so anmutigen Blumen setzen konnte, stoppte er selbst und beugte sich mit einem erstaunten Laut hinab. Gerade zu diesem Zeitpunkt, hatte der Sonnenuntergang seinen Höhepunkt erreicht und mit einem letzten, glimmen Aufleuchten am Horizont, verschwand der wärmende Stern und die dunkelblaue Finsternis breitete sich auf der Welt aus. Von der Stadt leuchteten schummrig die Laternen der Häuser und die Lichter innerhalb der Fenster zu ihnen empor, was ebenso aussah wie ein kleines Lichtermeer. Doch als Anoria bemerkte, dass die Ascherkronen ihre leuchtenden Pollen in den Himmel schickten, welche sich so nahtlos in das Himmelszelt legten und diesem noch ein paar Sterne mehr schenkten, konnte sie von diesem Schauspiel nicht mehr den Blick abwenden. "Aruenar lux... die leuchtende Ascherkrone...", sie kannte die Arten der Pflanze gut und diese hier faszinierte sie besonders. Dann erklang erneut die Stimme des Fremden welcher sich so poetisch über die Bedeutung der geheimnisvollen Blume ausdrückte und ob seiner Blindheit die tanzenden Punkte in den Himmel verfolgte. Anoria sah ihn von der Seite an. Ihr Gesicht war in Neutralität getaucht, obwohl in ihren Augen ein eindeutiger, beeindruckter Glanz zu sehen war. "Diese Annahme ist zugleich schön als auch beängstigend.", begann sie dann leise zu sprechen und richtete ihren Blick ebenso wieder in den nun mit Sternen überfüllten Himmel. Nun war des der Fremde, der seinen Kopf leicht in ihre Richtung bewegte. "Was bringt einem die Wiedergeburt, wenn man sich an seine Lieben in diesem Leben nicht erinnern kann? Warum muss man sie in diesem Schmerz des Verlustes zurücklassen, wogleich man selbst nicht weiß, dass man um einen trauert? Ich wüsste nicht, ob ich diese Gewissheit in mein nächstes Leben mitnehmen möchte, könnte ich mich an dieses erinnern... könnte ich mich überhaupt erinnern.", ein trauriger Schatten huschte über das Gesicht der sonst so anmutigen jungen Frau und sie atmete tief durch. Stille umgab die beiden für kurze Momente. Grillen zirpten irgendwo in der Ferne und tauchten das gesamte Szenario in einen eigentlich unvergesslichen Augenblick, da schlug die Turmuhr aus der Ferne 9 Mal und Anoria schreckte auf. "Ich... ich muss jetzt gehen. Man macht sich bestimmt schon Sorgen wegen mir... Ich...", sie versuchte sich zu erklären und legte ihren unsicheren Blick auf den Kopf des Unbekannten. "Ich würde gerne noch deinen Namen erfahren, wenn ich darf... ich treffe selten Personen in meinem Alter und möchte mich gerne an dich erinnern, wenn wir uns nicht mehr wiedersehen würden.", zaghaft schob sich ein Lächeln auf ihre feinen Lippen. Es sollte keineswegs wie ein Annäherungsversuch klingen, doch kannte Anoria die Welt von draußen nicht wirklich und jegliche andere soziale Interaktion außer den sittlichen Gepflogenheiten in ihrem Zuhause, kannte sie nicht.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Schweigsam starrte der Schwarzhaarige hinauf in den Sternenhimmel und öffnete seine tiefroten Augen nachdem er sichergestellt hatte das Anoria keinen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte. Zaghaft erklang noch einmal die Stimme der jungen Dame mit der Frage nach seinem Namen, welchem er ihr zuvor nicht genannt hatte. Und so wandten sich die roten Augen kurz aus seinen Augenwinkeln heraus zur Seite, bis er realisierte das sie jene nicht sehen durfte und er deshalb seine Lider schloss. "Ren.", gab der junge Mann wortkarg und ruhig von sich bevor das Mädchen lächelte und sich von ihn verabschiedete. Noch einmal wandte sich der Blick des Schwarzhaarigen Mannes auf die Ascherkronen vor sich und den hinaufsteigenden, glühenden Pollen die jene Nacht azurblau erhellten welche sich binnen weniger Stunden ins blutrote verfärben würde. "Ihr Vater ist der Lagermeister. Ich nehme an die Pläne von denen Ascain sprach befinden sich in seinem Besitz.", gab der Weißhaarige mit einem verspieltem Unterton von sich, hatte dabei seine Arme hinter dem Kopf verschränkt und stolzierte am Rande der Klippe nahe der Ascherkronen entlang. Der Junge drehte sich zu den Blumen, beugte sich hinunter und umfasste die Blüte einer Ascherkrone. "Dann hast du dein neues Ziel wohl gefunden!", fügte er mit einem grinsen auf den Lippen hinzu und zerquetschte die Blüte in seiner Hand. Aus jener quollen die zerstörten Blütenblätter auf die Erde hinab und verfärbten sich ins pechschwarze.
      Drei Stunden später schlug die Glocke des Kirchturms zur späten Abendstunde und läutete den Übergang vom vorherigen zum darauffolgenden Tag ein. Als Lagermeister besaß man eine hoch angesehene Stellung in der Stadt und zählte zum geringeren Adel, dennoch war die Stellung hoch genug um sich ein größeres Anwesen leisten zu können und nach den erschreckenden Nachrichten des Mordes an der Ascain Familie, besaß ein jedes Adelshaus angeheuerte Wachen eines Söldnersbundes der sich Yaeger nannte. Vor dem Hause Tanabe hielten zwei hochrangige Yaeger die Position, die Seitengärten des Anwesens waren weniger stark besetzt, da die Struktur des Irrgartens den der Hausherr errichtet hatte zu komplex war und niemand im Hause Tanabe die Zeit besaß die Söldner einzuweisen. "Uwah- Ziemlich großes Gebäude.. Aber ziemlich unvorsichtig vom Hausherr!", erklang es aus der Dunkelheit, bevor auf den Hecken des Irrgartens die Silhouette des Weißhaarigen Jungens sichtbar wurde. Seine Hand hielt er suchend vor seine Stirn, es schien mehr als würde er seine Augen vor der Sonne schützen, doch das einzige was den Himmel erleuchtete war der Sichelförmige Mond. Neben ihm sauste eine verhüllte Gestalt durch die Gänge des Labyrinthes und suchte sich nach und nach seinen Weg durch das Gestrüpp. "Nach der nächsten Sackgasse bitte links abbiegen und dem Weg bis zur zweiten Weggabelung folgen. 2 Feinde rechts und links der ersten Weggabelung."
      Widerwillig folgte der Schwarzhaarige den Anweisungen des Jungens auf der Hecke. Selbst wenn er sonst immer bei jeder Gelegenheit an der Psyche Ren's herumpfuschte konnte man sich in solchen Situationen widererwartend auf die Worte seines ungewollten Begleiters bauen. Zumindest des Öfteren. Ren blieb an der nächsten Hecke stehen, wartete geduldig bis eine Wache kam und klemmte sich an seine Fersen um ihn hinterrücks zu meucheln. Nachdem er sein Werk vollendet hatte, erklang die Stimme der zweiten Wache. "Wer bist-", doch bevor er den Satz beenden konnte, drehte der Schwarzhaarige seinen Oberkörper zur Seite und ließ aus seiner Hand ein spezielles, schwarzes Messer gleiten das sich durch den Hals der zweiten Wache bohrte. Schleunigst sammelte er das Messer wieder ein und begab sich weiter auf dem Wege durch den Irrgarten, bis er endlich das Ende erreicht hatte und abrupt stoppte. Drei Wachen befanden sich an einer Lagerstelle im Garten. "Man, dieser knausrige Geizhals. Wir frieren uns hier die Ärsche ab und dann ist unsere Bezahlung so gering. Ich schwöre, irgendwann bring ich ihn einfach um!"
      "Hört sich nach einem guten Plan an. Seine Tochter ist ziemlich hübsch. Wir könnten sie als 'Kriegsbeute' mitnehmen!"
      "Es reicht. Wir sind hier zum Arbeiten und nicht um uns über solch einen Schwachsinn zu beschweren!"
      "Tch. Gib's zu, du würdest sie auch gern mal nehmen!"
      Ein Pfeifen ertönte aus dem Dickicht des Irrgartens und die Wachen schauten auf. "Du gehst nachschauen! Ich war schon die letzten zehn Male und es war nur der Wind."
      "Nur wenn ihr dann endlich die Klappe haltet und meine Ohren nicht mehr mit eurem gequängel belastet!"
      "Ja Ja, verschwinde endlich!"
      "Tch."
      Die Wache begab sich ins Dickicht und kam für eine Weile nicht wieder, so lange das anderen zwei Wachen stutzig wurden. "Der macht doch keine unanständigen Sachen dort drin, oder?"
      "Das kann ich dir nichts sagen. Vielleicht ist er eingeschlafen oder ist noch einmal irgendwo hin zum Pinkeln verschwunden. Geh mal nachschauen!"
      Die zweite Wache machte sich auf dem Weg ins Heckenlabyrinth und folgte dem Pfad, bis auf den Boden eine Blutspur sichtbar wurde. Sein Mund öffnete sich weit, seine Schritte trugen ihn der Blutspur folgend in sein Verderben. Als er die Leiche seines Kameraden an der Hecke lehnend erspähte, wollte er gerade in Kampfstellung gehen, als sich auch schon ein Messer durch Nacken bohrte. Dumpf sackte der Körper des Mannes zu Boden. Eine einzelne Wache blieb zurück. "Die brauchen wirklich lange dort drinnen.. Wärmen sich wohl gegenseitig wieder auf, huh? Wusste schon immer das die beiden nicht ganz richtig im Kopf sind."
      Als dann eine Gestalt aus dem Labyrinth trat schaute der Mann kurz auf, betrachtete die Person nicht weiter und wärmte sich erneut seine Hände. "Hast ja ganz schön lange gebraucht. Wo hast du-"
      Ein dumpfes, leise aufknallendes Geräusch ertönte zwischen dem Feuer und der Yaeger Wache gefolgt von einem kurzzeitigen Rollen einer Kugelähnlicher Sache die die Augen des Mannes weiten ließ. Nachdem er sein Haupt aufrichtete und seinen Blick zu seinem Kameraden wandte, entpuppte sich dieser als ein fremder Mann mit einer Kapuze, dessen zornige roten Augen auf ihn starrten. Ein kurzer Strich der Hand zur Seite ließ ein weiteres Messer auf die letzte Wache zu schnellen, die sich binnen weniger Sekunden leblos zu den Überresten seines Kameraden gesandte. Mit einem Stock, stocherte der Weißhaarige am leblosen Körper der letzten Wache herum und schaute dann zu Ren hinauf. "Ziemlich brutal. Hat dir wohl nicht sehr gefallen wie sie über das Mädchen gesprochen haben."
      Ohne die Worte des Jungen's zu beantworten, entfernte der junge Mann das Messer aus dem toten Fleisch des Mannes, strich das Blut auf dem befeuchteten Gras aus und ließ es wieder an der Halterung innerhalb seines Ärmels verschwinden. Ren beschaffte sich Zutritt durch eines der Seitenfenster und streifte lautlos durch die Korridore des Anwesens bis er das Gemach von Anoria's Adoptivvater erreicht hatte. Der Rest ähnelte dem was auch im Hause Ascain geschehen war, nur das Ren diesmal die Information über den Verbleib der geheimen Menschenfabrik bekam. Seine Pistole, welche er zuvor in seiner rechten Hand erschaffen hatte, richtete sich nicht eine Sekunde vom Hausherr Tanabe und seiner Frau ab. Bevor ein Schuss ertönte und die leblosen Körper des Mannes und seiner Frau zum Boden sackten, erfuhr der Schwarzhaarige noch einige Sachen von Anoria's Adoptivvater. Ein einzelner Streifen des Blutes seiner Opfer blieb auf der Wange des Mannes zurück, eh sich die Tür öffnete und eine schockierte Anoria den Ort des Mordes betrat. Vor Ren lagen die Leichen derjenigen die sie aufnahmen als sie kein Zuhause besaß, sie großzogen und sie wie ihre eigene Tochter behandelten. Die roten Augen des Mannes starrten in das Gesicht der jungen Frau und seine Hand in welcher sich die Pistole befand, bewegte sich in Richtung des Mädchen's. Nachdem der Pistolenlauf das Ziel anvisiert hatte, ertönte ein Schuss und hallte im ganzen Haus auf.
      Ren wusste zu diesem Zeitpunkt genau, das Anoria von Anfang an wusste das er da war, zumindest seitdem er das Haus betreten hatte, ihm folgte und somit auch die Worte ihres Vaters wahrnahm auf dessen leblosen Körper sich ein lächeln verdeutlichte.

      Vor einigen Minuten
      "Ich werde dir die Informationen geben die du benötigst, doch bevor du uns umbringst versprich mir eines, Junge! Meine Tochter, Anoria, stammt aus dieser Menschenfabrik. Sie war einst eine Eos, doch die ursprüngliche Identität 'Anoria' starb bei einem 'Unfall' der von den Logos verursacht wurde. Hinter dem Rücken der Eos, barg man ihren Körper und experimentierte an ihr herum, erschuf dabei eine künstliche Persönlichkeit auf der früheren Identität des Mädchen's basierend und brachte ihre Vitalfunktionen wieder zum Laufen. Ursprünglich sollte sie auf dem Sklavenmarkt verkauft werden, doch besaß ich Mitleid mit ihr und handelte mit Van Zephyr, dem Leiter einer Vielzahl Menschenfabriken und 1. Sohn des Adelshauses Zephyr, einen Vertrag aus. So sank ich in die Piraterie und war gezwungen im Lagerhaus Mädchen, die wie Anoria erschaffen wurden, so lange zu verbergen bis die Menschenauktion in den Untergründen statt fanden. Ich möchte nicht um Vergebung für diese Sünden bitten und sehne mich schon längst nach der Vergeltung der Welt, die mich meine Sünden büßen lässt, doch bitte kümmere dich um die Mädchen und um meine Tochter. Sobald mein Tod eintrifft, gehört sie offiziel wieder Van Zephyr und wird vermutlich an irgendeinen Lüstling als Mätresse verkauft."
      Stumm legte Ren den seinen Zeigefinger an den Abzug seines Conception und sah zu wie der Mann sich zu seiner Frau wandte. "Es tut mir Leid, Liebling. Bitte kümmere dich um Anoria."
      Doch die Frau schüttelte mit Tränen in den Augen die zu Boden tropften den Kopf und nahm die Hand ihres Geliebten Mannes. "Wir stehen das bis zum Ende gemeinsam durch, Victor."
      Ein Lächeln umspielte die Lippen des Mannes in dessen Augen sich Tränen bildeten. "Ann."
      Während ihr Mann sie in die Arme schloss, faltete die Frau ihre Hände zu einer Art betenden Haltung zusammen und von beiden ertönten ihre letzten Sätze. "Es tut uns Leid, Anoria! Unsere geliebte Tochter."

      Zurück zum Geschehen angekommen in welcher Ren sein Conception auf Anoria gerichtet hatte, wurde schnell deutlich das der Schuss knapp an ihrem Kopf vorbeiging und einen Yaeger erwischte der sich zuvor am Tor befand. Nicht alle schienen nur für Victor Tanabe gearbeitet zu haben.
      Ren sprintete los, an Anoria vorbei und die Kapuze löste sich von seinem Haupt. Entgegen der Erwartung des Yaeger's der den Schuss knapp ausgewichen war, ließ Ren Conception fallen und schlug seine Faust gegen die gekreuzten Arme des Mannes der den Schlag blockte. "Nicht schlecht, Schrecken des Todes! Aber wenn das schon alles war, dann sind die Gerüchte über dich wohl doch nur leeres Geschwätz!"
      Der Muskulöse Mann kanalisiere seine Kraft und stieß den Schwarzhaarigen nach hinten, doch noch während er einen Satz nach hinten machte und einen Sturz simulierte um die Wache zu verunsichern, glitt das schwarze Messer aus der Halterung seines Ärmels hinaus und fügte den Mann eine tiefe Wunde am Hals zu. Jener hielt sich die kläffende Wunde und keuchte Blut aus, während er auf die Knie sackte und vernahm wie Ren wieder auf beiden Füßen landete. "Feigling!", keuchte er noch einmal mit letzter Kraft aus und sackte zu Boden. Als Ren zu ihn trat und das Messer entfernen wollte, bemerkte er die nahende Gefahr von der Seite zu spät und die Hände des fälschlicherweise Totgeglaubten umklammerten die Knöchel des jungen Mannes.
      "Adieu.. Ren.", ertönte es in der Stimme des Weißhaarigen Jungens.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Chaoz ()

    • Anoria machte sich, nachdem sie nun einen kurzen Abschied genossen, auf den Weg nach Hause. Ihre Eltern sollten mittlerweile wieder in den getrauten vier Wänden sein und würden ihr zu aller erst wieder jegliche Geschichten über den Kongress und ihre erneuten Errungenschaften auftischen, mit, wohlbemerkt, grafischer Untermalung. Es war beinahe immer so, dass sie ihr ein kleines Geschenk, meistens Schmuck, aus anderen Städten mitnahmen, nur um die junge Frau dann in ihrer Enttäuschung zurück zu lassen. Sie bedankte sich immer herzlich über das neue Stück, welches zumeist aus purem Gold und brillanten Edelsteinen bestand, jedoch landete es wie viele andere Ketten, Ringe und Haarnadeln in ihrer Schublade.

      „Ihr wisst doch genau das diese Sachen viel zu viel sind… nehmt mir lieber ein Stück fremdes Obst mit oder… oder ein Gericht, ein Rezept! Darüber wür-!“„Aber Anoria mein Schatz… Obst verfault doch… Essen bekommst du hier, du musst dich noch nicht mal erdreisten es zuzubereiten. Aber Gold… Gold währt ewig.“

      Sie rief sich jenen Moment, wo ihr ihre Mutter ein besonders teures Stück um den Hals hing, wieder in ihre Gedanken zurück und schüttelte mit einem Mal angewidert den Kopf. Sie hatten es nie verstanden. Sie hatten sie nie verstanden. Sie wollte diesen Prunk nie. Ein einfaches Leben… wenn auch mit Einschränkungen. Aber sie wäre glücklich. „Ein einfaches Leben… wie…“, die junge Logos seufzte gedrungen auf und mit einem Mal, erschien ihr die Gestalt von Ren wieder vor ihrem inneren Auge. Ein verstohlenes Lächeln bildete sich auf den blass hervorschimmernden Lippen ihrerseits und sie griff sich auf ihre plötzlich erhitzen Wangen. Noch nie hatte sie mit einem jungen Mann ihres Alters so viel Zeit verbracht. Noch dazu, da er ein Fremder war. Anoria fragte sich, ob das rötliche Glänzen in seinen Augen möglicherweise nur Einbildung war, welches sie gesehen hatte, als er sich letztlich doch nochmal ihr zugewandt hatte. Jedoch schüttelte sie diesen Gedanken schnell wieder ab. In ihrer gedanklichen Trance, hatte die junge Frau gar nicht gemerkt, wie weit sie schon gekommen war. Automatisiert hatten ihre Beine sie zurück vor die Pforten ihres Hauses getragen, wo auch schon die aufgeregten Mägde sie empfingen. Mit vielen Fragen, ob es ihr gut ging, ob etwas ihr zugestoßen sei, geleiteten sie die Dunkelblonde in das Haus hinein. Anoria schüttelte die vielen Hände ab und betonte mehrmals lautstark, dass ihr nichts fehlte, ehe sie weitere aufgeregte Schritte wahrnahm. Sie konnte sich denken, wer dies war und im nächsten Moment bogen bereits ihre Eltern um die Ecke, beide mit Blässe im Gesicht.

      Nur wenig später fanden sich die zwei Parteien im Speisesaal wieder. „Wie oft haben wir dir schon gesagt, Ausgänge nach Acht sind tunlichst zu unterlassen Anoria?!“, es war ihr Vater, welcher mit so grohlender Stimme durch den Raum schrie, sein Gesicht von Zorn und Angst zerfurcht. Hinter ihm stand ihre Mutter, welche das tränennasse Gesicht, Krokodilstränen weinend, in der Innenfläche ihrer Hand vergraben hatte. Man hörte sie theatralisch seufzen und schluchzen. Wie Anoria diese gekünstelte Vorstellung ihrerseits doch hasste. Es war nur gut, dass sie ihre Gedanken noch nicht lesen konnten, denn in diesen beschimpfte sie jene nun aufs Äußerste. „HÖRST DU MIR ÜBERHAUPT ZU!?“, nun erreichte die Wut ihres Vaters den Höhepunkt und er schlug mit der blanken Faust auf den Tisch hinab, was die beiden Frauen zum Zusammenzucken veranlasste. „Entschuldigt…“, kam es ihr nur leise über die so angespannten Züge. „Entschuldigungen hören wir immer und immer wieder… ich kann... verstehst du es denn nicht, wir … geh mir aus den Augen.“, so sichtlich beruhigt, vergrub nun auch ihr Vater das Gesicht in seinen Händen und Anoria nutzte den Moment um zu verschwinden. Sie rauschte wutentbrannt in ihr Zimmer, wobei sie nun den Zorn gegen sich selbst richtete. Nie traute sie sich ihrem Ärger über die harten Regelungen ihrer Eltern Luft zu machen und schluckte jede Kleinigkeit in einer Entschuldigung hinab. Heiße Tränen füllten die Augen der jungen Frau, als sie die Türe zu ihrem Zimmer aufstieß und sich in ihr Bett schmiss. Dort ließ sie ihren Gefühlen vorerst freien Lauf, ehe sie kurzzeitig einschlief. Gegen zwölf erwachte sie jedoch, da ein unglaublicher Durst sie quälte. Müde und schlaftrunken wie sie eben war, schlurfte Anoria aus ihrem Zimmer hinaus. Sie rechnete nicht damit, dass um diese Uhrzeit noch jemand wach war. Immerhin schlug es in der Ferne bereits zur Tageswende. Umso erschrockener war sie, als ein Stimmengewirr an ihr Ohr drang, eine plötzliche Rangelei und da… sie wusste wer da sprach. Es waren ihre Eltern… Leise trat sie näher an den Torbogen, welcher den Gang zum Speisesaal verband, versteckte sich jedoch im Schatten. Sie erkannte drei Personen im fahlen Mondlicht und wollte gegen die so eindeutigen Angreifer einschreiten, als ihr Vater plötzlich zu erzählen begann. Zuvor hatte sie sich zur eigenen Verteidigung einen kurzen Säbel geschnappt, welcher sonst als Zierde an der Wand hing, jedoch nichts an Schärfe und Gefahr verloren hatte. Diesen ließ sie nun langsam sinken und starrte im Unglauben auf ihre Eltern. Anoria konnte nicht glauben, was sie eben hörte. Wollte die Worte, die ihre Ohren erreichten nicht wahrhaben… ihr gesamtes Leben… es war eine einzige Lüge. Nun wurde der jungen Frau vieles klar. Doch konnte sie im Moment nicht reagieren. Wie festgefroren, über den Schock des Erfahrens ihrer Identität, war sie an den Boden gefesselt. Doch noch mehr erschrak sie, als sie sah, wer der Angreifer war… Lautlos formten ihre Lippen seinen Namen, als er sich mit den rubinrot leuchtenden Augen seinerseits ihr zuwandte. Er erschoss ihre Eltern, was Anoria dazu brachte, in einem unterdrückten Schrei ihre Hand vor den Mund zu schlagen. Doch verharrte sie bald schon wieder in einer versteinerten Position, als Ren so eindeutig seine Waffe auf sie richtete. Das kann jetzt nicht sein Ernst sein… es schossen ihr viele Gedanken durch den Kopf, doch eine klärte sich den Weg. Warum?

      Sie kniff instinktiv die Augen zusammen, als sie merkte, dass er den Schuss gelöst hatte. Doch verblieb die Kälte des Todes und sie spürte einen Windhauch vorbeiziehen. Anoria stolperte einige Schritte zurück und sah dem Kampf der beiden Männer zu. Nicht minder driftete ihr Blick zu ihren toten Eltern ab, welche bereits in einer Lache des zähflüssig wirkenden Blutes ihrer Körper lagen. Mit viel Kraft hielt sich die junge Frau das Erbrechen zurück, als der metallische Geruch dessen, in ihre Nase legte. Just wurde ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder auf Ren und einen der Yaeger gezogen, als nun beide am Boden lagen. Nun wusste die junge Frau, dass es hier darum ging, eine Seite zu wählen. Würde sie den aufgestauten Hass auf ihre Eltern freilassen und sich auf die Seite eines ihr Unbekannten schlagen, nur um alle jene, welche sich ihr Leben lang um sie gekümmert hatten zu verraten? Oder sollte gerade für ihre Eltern weiterleben, sie rächen und Ren, welcher diese so eiskalt tötete, seinem Schicksal überlassen? Sie wand sich in den Zweifel der Moral und umgriff den Knauf des Säbels immer fester. Als sie nun endlich eine Kraft verspürte, welche sie leitete, trat sie aus den Schatten hervor, hob sie mit einem Aufschrei die Waffe, zielte ihr Opfer an und… trennte dem Yaeger mit einem glatten Schnitt den Unterarm vom Körper. Als Anoria sah, wie sich das Blut so quellend und schnell über dem weiß gefließten Marmorboden ausbreitete, weiteten sich auch ihre Augen schlagartig und alle Farbe wich aus der jungen Frau Gesicht.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Als die Worte des Weißhaarigen ertönten, verfinsterte sich die obere Gesichtshälfte des Schwarzhaarigen und seine zuvor neutral wirkenden Mundwinkel verzogen sich nach unten. Sein Herz schnürte sich in seiner Brust zusammen, doch auf der Enttäuschung eines unvorhergesehenen und zu frühen Endes, folgte der verzweifelte Eingriff Anoria's und entfachte das brennende Feuer seines festen Willens sein Leben fortführen zu wollen. Instinktiv drehte sich Ren zur Seite und zog sein gestreckte Bein in einem Halbkreis hinter sich her, stieß die Ferse seines Stiefels gegen den Brustkorb des sich genäherten zweiten Yaegers, welcher in nur wenigen Sekunden sein Leben genommen hätte, und stieß ihn mit voller Wucht nach hinten weg. Als der Fuß seines gestreckten Beines wieder den Boden berührte, schliff dieser über das Holzparkett nach hinten und verlieh ihn den nötigen Schub um mit einem Satz auf seinem Feind zuzuspringen und jenem, der sich vor dem Fall nach hinten wieder fing, seine bloße Faust ins Gesicht zu schlagen. Nun knickten die Beine des muskulösen Gegenübers doch nach hinten ein und sowohl Rücken als auch Hinterhaupt stießen brutal auf dem Boden auf. Um die rechte Hand des Schwarzhaarigen bildeten sich azurblaue Würfel und manifestierten sich in die Form seines Conception. Nun starrten die eiskalten, tiefroten Augen skrupellos in das Gesicht des Yaegers, kurz nachdem Ren sich in die Hocke begeben hatte und den kalten Lauf seiner Pistole gegen die Zähne des Mannes presste. "Wo finde ich Van Zephyr?", ertönte lediglich kühl und bedacht doch zugleich bedrohlich zwischen den Lippen des jungen Manne hervor. Zwar versuchte es der Yaeger sich aus der misslichen Lage zu befreien, doch hielt Ren mit seinem Knie dem Oberkörper davon ab sich zu erheben. "Ich frage nicht noch einmal!", fügte Ren schlussendlich mit einem bedrohlicheren Unterton hinzu und legte seinen Zeigefinger auf seinen Abzug. Doch dann vernahm der junge Mann wie die Iris des Mannes von der weißen Sclera übermannt wurde und seine Augen nach hinten rollten. Seine Lippen verfärbten sich bläulich, aus seinen Mund schäumte erst weißer, dann blutig roter Schau hervor kurz nachdem ein knacken in jenem ertönte. Schleunigst entfernte sich der Schwarzhaarige von dem Yaeger und schnalzte genervt mit seiner Zunge. "Gift.. Scheinbar will er nicht gefunden werden.."
      Aus seinen Augenwinkeln heraus starrte er zu der verstörten jungen Frau, die sich aufgeplustert hatte und deren Gesicht sich kreidebleich verfärbt hatte. Scheinbar war dieses ganze Massaker zu viel für sie, wie sollte es auch anders sein? Ihr damaliges Zuhause war übersäht von Blut und unter den 4 Leichen innerhalb des Gebäudes befanden sich ihre Eltern. Ob nun widerwillig oder aus Hass, richtete sich der stumpfe Säbel in ihren Händen in Richtung ihres Gegenübers, der mit langsamen Schritten auf sie zu lief und mit seinem aggressiv wirkenden roten Augen in ihr Gesicht starrte. "Wie fühlt es sich an blind zu sein?", ertönte es lediglich von Ren der abrupt wenige Meter von ihr entfernt stoppte. "Deine Welt bricht zusammen, nachdem du die Wahrheit entdeckt hast. Jeder hat dich belogen, jeder hat dich betrogen, dich hintergangen. Deine Erinnerungen sind nicht deine eigenen, sie sind die von jemand Anderem. Sie waren nie verschwunden und von Anfang an da, doch waren es nicht die deinen. Und dies ist nicht dein Zuhause, sondern nur das deines Körpers, das der wahren 'Anoria' während deine Seele, deine Persönlichkeit einsam und verloren ist. Bist du überhaupt du selbst, oder bist du schon zu jenem Mädchen geworden? Die Wahrheit ist grausam und der Blindheit zu entkommen birgt die Gefahr seinen Verstand an Millionen von Fragen zu verlieren, doch stelle ich diese Frage nicht an die Anoria die einst gelebt hat, sondern an die, die gerade vor mir steht und ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat: Bist du bereit dich dieser grausamen Wahrheit zu stellen um dich deiner Blindheit loszulösen und deine eigenen Erinnerungen an diese Welt sammeln zu können um möglicherweise einige der ungelösten Fragen zu verstehen oder willst du all dies vergessen und die Ewigkeit in der Dunkelheit deiner geschlossenen Augen verbringen, nicht in der Lage die einzig wahre 'Wahrheit' über dich herauszufinden. Die Wahrheit darüber, wer und was du wirklich bist."
      Ohne auf die Antwort der jungen Frau zu warten, drehte sich Ren zum Gehen und schaute noch einmal aus seinen Augenwinkeln heraus zu ihr hinter. "Ich werde Van Zephyr suchen und den letzten Willen deines Vaters ignorieren, so fern du dich für das Leben in Blindheit entscheidest. Und selbst wenn du dich für die Suche nach der Wahrheit entscheidest, verspreche ich dir nicht dich beschützen zu können oder das du gar lebend aus der ganzen Sache herauskommen wirst. Doch ich werde dich nicht davon abhalten mich zu begleiten, wenn unsere Ziele dieselben sein sollten."
      Es dauerte nicht lange da bekam die Stadtwache endlich Wind von der Stille rund ums Haus Tanabe. Stutzig über die abwesenden Yaeger Einheiten, durchsuchten ein Trupp das Anwesen während zwei weitere Wachen an dem Tor klopften und um Eintritt baten, doch erfolgte keine Antwort. Die patrouillierenden Wachen wurden in den Gebüschen fündig und bargen die Leichen der von Ren beseitigten Yaeger.
      Nur wenig Zeit verblieb den Schwarzhaarigen dabei eine Fluchtroute zu ausfindig zu machen.
    • Es schien ihr alles wie im Traum. Dumpf legte sich die Luft um ihren Körper, hinterlies ein schleichend, kaltes Gefühl auf ihrer Haut, ehe sie sich wie Watte in ihre Ohren legte und diesen die Fähigkeit zu hören nahm. Zitternd hielt sie den Säbel in beiden Händen, jedoch konnte sie auch für diesen minder die Kraft aufbringen, ihn nochmals zu schwingen. Ihre starren Augen blickten mit Entsetzen auf das Szenario zu ihren Füßen hinab. Anoria hatte nie gedacht,dass sich ihr Leben aufgrund ihrer eigenen Vergangenheit einst so herumdrehen würde. Zumindest glaubte sie, es wäre in einem positiveren Kontext. Doch all das, was ihr vermeintlicher Vater eben verraten hatte, zeugte davon, dass nichts davon wahr war. Nichts, was ihr je erzählt wurde, hatte auch nur den Hauch einer Wahrheit in sich und so musste sie mit Lügen leben, welche sich so wahr angefühlt hatten. Als hätte Ren von ihren wirren Gedankengängen Wind bekommen, sie wie die Elektrizität, die eben so gespannt in der Luft lag, gespürt, richtete er das Wort an sie und äußerte sich ein letztes Mal dem Thema des Erblindens. Den nach wie vor schlotternden Körper drehte die junge Frau mehr gezwungen als gewollt in seine Richtung. Auch jetzt verstand sie noch immer nicht zu hundert Prozent, was er von sich gab. Das Rauschen ihres Blutes und ein hoher, stechender Ton in ihren Ohre übertünchten ihre Fähigkeit zu Hören. Mit leicht zusammengekniffenen Augen, sprach ihr ungläubiger Blick dennoch immer noch Bände des Entsetzens und der einsamen Wut, welche sich eben in der Dunkelblonden ausbreiteten. Seine Worte begannen sich in ihren Ohren zu stauen. Immer und immer wieder hallte es nach, seine Stimme die ihr sagte, die Wahrheit zu finden, ihre eigene Wahrheit, um genau zu sein. Doch Anoria konnte sich eben einfach nicht vom Fleck rühren. Wie zur Salzsäule erstarrt, lies sie dann den Säbel mit schwindender Kraft sinken und auch ihr Blick bewegte sich gen Boden. Der junge Mann vor ihr aber drehte ihr den Rücken zu und stellte ein letztes Angebot, dass sie annehmen, oder ablehnen konnte. Anoria verblieb still. Erst als Ren sich davon machte, so eilig, drauf und dran einen Fluchtweg zu finden, aktivierte sich auch wieder das Leben in der jungen Frau. Als hätte man einen Schalter in ihr umgelegt, entbehrte sich ihr Körper all seinen natürlichen Weisen. Sie ließ den sonst so geschätzten Säbel fallen und stürmte mit einem Mal zurück in den Gang. Ein Feuer ist in ihr hochgeflammt. Eine Hitze und gleichsam Wärme des Zornes aber auch des Wollens breitete sich mit einem Mal in ihr aus, welcher der sonst so frommen jungen Frau die Sinne für das Richtige nahm. Sie rannte in die Kleiderkammer ihrer Eltern. Hier war nicht nur die Kleidung, welche sie bis zum heutigen Zeitpunkt getragen hatten, nein. Auch zu klein gewordene Sachen hoben die nun verstorbenen Hausherren hier auf. Und hier sollte es also beginnen... Hier sollte sich Anoria ihrem neuen Leben widmen.
      Sie wusste nicht genau, was ihr dafür den Ansporn gegeben hatte. Welche der Worte des Schwarzhaarigen sie nun endlich wirklich erreicht hatten, doch kannte sie ihr Ziel. Und das war, endlich herauszufinden wer sie wirklich war. Zulange hatte sie diese Wirklichkeit vor sich hergeschoben und auch schon gänzlich von ihrer Liste gestrichen, doch war es irgendwas in dem was Ren gesagt oder getan hatte, was diesen Instinkt in ihr weckte, nicht aufzugeben. Nun schlich also eine weitere vermummte Gestalt durch das Anwesen der Tanabe.Anoria wusste, sie hatte nie wirklich Unterricht in solchen Dingen, wie schleichen, kämpfen oder dergleichen. Aber kannte sie wie niemand sonst das Haus in und auswendig und somit die besten Möglichkeiten zu fliehen ohne gesehen zu werden. Sie wusste nicht, ob sie Ren noch einholen würde, doch als sie aus dem Fenster in der Galerie im zweiten Stock über dem Speisesaal nach unten sah, erkannte sie einen weiteren Eindringling vor dem Garten, welcher dort gefangen wie eine Maus im Eck stand. Sie wollte mit ihm flüchten. So viel stand fest. Und um dieses Unterfangen zu gewährleisten, mussten sie gemeinsame Sache machen und die junge Frau ihm dabei helfen, das Anwesen ungesehen zu verlassen. Nur wenige Momente später stand sie im Speißesaal, sah ein letztes Mal mit einem abwertenden Blick auf ihre toten Eltern zurück, ehe sie Richtung Haupttor schritt. Kurz vor diesem, stoppte sie an einem Bild ihres sogenannten Ur-Großvaters und schob es zur Seite. Dahinter machte sich ein enger, wenngleich nicht weniger zielführender Gang breit, in welchem die junge Dame nach einem letzten prüfenden Blick verschwand. Lange ging sie in geduckter Haltung die kargen Felswände entlang, bis sich die Decke langsam hob und sie in einer Art Schleuse stand. Rechts von ihr ging ein erneuter Gang weg, welcher nur noch tiefer indie Erde hinab führte. Links jedoch kam man ein gutes Stück aus der Stadt hinaus, auch wenn man dafür einige Zeit laufen musste. Und gerade aus… nun ja. Anoria fand wie immer eine kleine Leiter vor, die hoch oben in einer Art Luke endete. Langsam erklomm sie Sprosse für Sprosse, nur um die besagte Luke mit einem kleinen Ächzen in die Höhe zu drücken. Sie ließ ihren wachen Blick der unter der etwas zu tief sitzenden Kapuze hervorstach, herumkreisen und bemerkte bald die Statur des Schwarzhaarigen, nur wenige Meter neben sich entfernt. „Ren!“, zischte sie ihm entgegen und war umso begeisterter als sich dieser auch sofort in ihre Richtung drehte. „Hierher! Komm!“, so gut es eben ging, winkte sie den jungen Mann zu sich. Dieser zögerte vorerst, doch schlich er dann doch langsam in ihre Richtung. „Hier rein… es gibt unterirdische Tunnel, die uns aus der Stadt oderzumindest von hier wegbringen.“, mit großen Augen sah sie zu dem jungen Herren empor und wartete auf seine Antwort.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von cada ()

    • Alsbald die Wachen das gesamte Gebiet durchforstet hatten und die Leichen der Yaeger entdeckt hatten, benachrichtigten zwei Wachen die Männer am Haupttor und der Befehl zum stürmen des Gebäudes erfolgte. Einige Wachen blieben auf dem äußerem Teil des Grundstück um die Flucht verdächtiger Personen zu vermeiden, während weitere das Anwesen verließen um in der Kaserne Nachschub anzufordern. Unterdessen hatte Anoria ihren Fluchtweg mit weniger Komplikationen als Ren gefunden. Während die Blondhaarige ihren Weg durch den schmalen Pfad hinter sich brachte, stieß der Schwarzhaarige durch ein geöffnetes Fenster im Flure des 2. Stockwerkes. Im Fall löste sich seine rechte Hand von seiner schützenden Haltung, um den Aufprall mit geringen Schäden zu überstehen, und ließ das Messer auf den Nacken einer patroullierenden Wache zuschnellen. Nachdem der junge Mann sich auf den Boden abgerollt hatte, sprintete er sofort über das vom Regen durchnässte Gras, welcher den dumpfen Aufprall der zur Erde fallenden Wache übertönte, und slidete mit einer Grätsche in den Irrgarten hinein bevor der wachsame Blick der zweiten Wache ihn erkannte. Noch während er zum Sprint ansetzte, hatte er beim vorbeirennen das Messer aus dem Nacken seines Opfers entfernt, besaß aber nicht die Zeit seinen Körper zu bergen und zu verstecken. Die zweite Wache lief zu seinen Kameraden, beugte sich zu ihm runter, erkannte die Wunde und drehte sein Oberkörper mit dem Rücken zur Erde. Seine Hand striff über die Augen des Mannes und schloss diese. "Verzeih mir, Edwart.." Nachdem die zweite Wache seinen Augen für einen kurzen Moment geschlossen hatte, und seinen Mantel über den Körper des Mannes warf um anderen Wachen die vorbeikommen könnten zu zeigen das er nicht mehr unter den Lebenden weilte, begab auch er sich in den Irrgarten der als einziges als Fluchtweg für den Mörder in Frage käme. Ren suchte, diesmal ohne die Hilfe des Weißhaarigen, seinen Weg durch das Gestrüpp, meist erfolglos was in Sackgassen endete. Irgendwann jedoch kam er in einer Sackgasse an die etwas größer was als die anderen und zwei Bänke unter einer Überdachung barg. Hinter den Bänken und dem dazwischen befindlichen Tisch war eine Luke verdeckt, die aufgrund des steinernden Musters des Bodens nicht sichtbar war. Nicht weit entfernt vernahm er die Schritte einer Person im Matsch und überkreuzte seine ausgestreckten Arme vor seinem Körper. Unter seiner rechten Hand bildeten sich azurblaue Würfel, unter seiner linken Hand hingegen blutrote Kreise. Noch bevor sich die Glyphen zu Waffen materialisiert hatten, stieß jemand die Luke hinter seinem Rücken auf und eine bekannte Stimme ertönte leise unter dem laut hinabprasselnten Regen. Die Glyphen unter den Händen des Mannes verschwanden, wie von der Blondhaarigen gewollt verschwanden die zwei unter der Luke, kurz bevor die zweite Wache auftraf und sich umschaute. Doch auch er konnte die versteckte Passage nicht wahrnehmen und drehte sich zum gehen um den Rest des Irrgartens zu erkunden. "Du wirst mir nicht entkommen!"
      In geduckter Haltung folgte der Schwarzhaarige schweigsam der jungen Frau. Keiner von ihnen brachte etwas über die Lippen, verständlich bei der merkwürdigen Situation welche das Schicksal der beiden zusammenschweißte. Als das Mädchen schlussendlich Ren ansprach und nach dem Lager ihres Vaters fragte in welchem die Mädchen geborgen waren, die wie sie nur künstlich erschaffen wurden, schaute Ren kurz auf ihren Hinterkopf und dann wieder zu Boden. "Das einzige Dokument das ich mitnahm war das in welchem der Aufentaltsort der Menschenfabrik erwähnt und lokalisiert wurde. Lagerberichte, sowohl die geheimen als auch die gewöhnlichen, hab ich für die Wachen sichtbar verteilt. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis das Lager gestürmt wird und die Mädchen gerettet werden."
      Als die Frage ertönte wie er sich dabei so sicher sein könnte das die Stadtwache nicht mit den Adligen unter einer Decke stecken würde, ertönte lediglich von Ren: "Keine Sorge. Die Wachen waren nicht grundlos auf dem Anwesen deines Vaters. Es gibt da eine gewisse Person unter den Soldaten, die niemals mit korrupten Machenschaften kooperieren würde. Der Typ ist mir echt ein Dorn im Auge.. Wir sollten uns jetzt erst einmal konzentrieren aus der Stadt zu entkommen und Van Zephyr zu schnappen. Du kennst den Weg?"

      Einige Stunden später, innerhalb der Kaserne.
      Die Wache die Ren verfolgt hatte, befand sich im Büro des Kommandanten der Stadtwache. Widerwillig musste er zugeben das er die Spur des Schrecken des Todes verloren hatte und schaute zu Boden eh die Stimme des Blondhaarigen Mannes ertönte, welcher ihm gegenüber am Tisch saß und seine Ellbogen auf diesen abgestützt hatte. Seine untere Gesichtshälfte verbarg sich hinter seinen zusammengefalteten Händen, doch seine Mimik offenbarte ein lächeln auf seinen Lippen. Für einen kurzen Moment zumindest. "Edwart's Verlust war leider unvorgesehen und für seine Frau und seinem Sohn tut es mir Leid, aber der Mann der dies tat war ein im ganzen Land gesuchter Verbrecher. Das du nicht in der Lage warst ihn zu verfolgen, lag nicht daran das es dir an Fähigkeit oder Stärke fehlte, sondern an seinem Talent immer und überall einen Fluchtweg zu erschaffen. Doch diesmal hat er seine Spuren nicht sorgfältig genug verwischt und deshalb weiß ich genau was seine nächsten Schritte sein werden. Bereit für deine zweite Chance ihn zu fassen, Gaius?"
      Der Braunhaarige nahm seinen Ritterhelm vom Haupt, barg diesen unter seiner Achsel und salutierte vor seinen Kommandanten. "Ich werde sie nicht enttäuschen, Kommandant!"
    • Sie hörte ihm aufmerksam zu und schlich unterdessen weiter durch die dunklen Gänge. Sein Plan war ziemlich gefinkelt, soviel konnte Anoria sagen. Auch wenn sie Ren im Grunde noch gar nicht kannte, so wusste er durchaus was er vorhatte. "Ja, folge mir einfach weiter.", sprach sie zu ihm über die Schulter und führte ihn nur noch weiter in dieser unterirdischen Landschaft herum. Es gab hier kein Licht, keine Fakeln oder Fenster, durch die man etwas Licht in die Gänge bringen konnte. Sie wurden damals angelegt, um eine eventuelle Flucht für die Tanabes zu gewährleisten. Damals wurde der jungen Frau erklärt, es wäre, wenn ein Bauernaufstand unter den Revenus passierte oder ein anderer Bürgerkrieg der niederen Logos ausbrach. Nun aber konnte Anoria sich selbst die Antwort geben. Diese Schächte waren angelegt, um ihren Vater einen sicheren Weg aus der Stadt zu bieten, falls seine unmenschlichen Machenschaften ans Licht kommen würden, was nun eben passiert ist. Der Blondhaarigen entkam ein unliebsames Seufzen, was sich jedoch mehr wie ein gepresstes Knurren anhörte. Manchmal hatte sie das Gefühl, in ihr würde nur eine Kraft wachsen, welche sich nur schwer nach außen tragen lies, weshalb Anoria im Grunde alles hinabschluckte, was ihr an Ablehnung, Wut und Häme entgegengeworfen wurde. Und dadurch lieferte sie dieser ungewohnten Kraft nur noch mehr Nährboden. Je länger Anoria jedoch in ihren Gedanken und ihren Meinungen schwelgte, umso mehr vergaß sie, was gerade zu tun war. Sie waren links und rechts gegangen. Lange Kurven, Auf und Abstiege des Weges, doch dann ging es wieder eine geraume Zeit nur gerade aus. Und aus heiterem Himmel, wohl auch eher weil sie eben abgelenkt war, tauchte die im seichten Mondlicht leuchtende steinerne Treppe vor ihren Augen auf. Anoria weitete diese in Vorfreude und beschleunigte ihre in festen Leinenstoff gehüllten Beine noch ein wenig. "Hier hinauf. Wir sind bereits da.", leichtfüßig sprang sie die brökelnden Stufen hinauf und sah nochmals kurz zu Ren zurück, dessen rubinroten Augen in der Dunkelheit so unheilvoll und doch atemberaubend hervorglitzerten. Die Beiden Gefährten standen nun auf einer kleinen, zugewucherten Lichtung. Das Rauschen des Meeres erklang in der Ferne. Ren stürmte aus der Höhle und sah sich kurz um, er wand sich zu ihr und fragte mit ruhiger Stimme, wo sie nun waren. "Westseitig der Stadt. Nahe des Hafens. In einer kleinen Bucht. Hinter uns befinden sich steile Klippen, doch liegt dort eine kleine Galeere vor Anker, die meiner Familie gehört. Nur im Falle des Falles, falls wir den Zorn der Bürger auf uns ziehen würden.", sie gab einen abfälligen Laut von sich und zog sich die Kapuze vom Haupt. "Wenn wir nach links gehen, führt ein verwitterter Pfad in die Stadt zurück... direkt hinter die Lagerhall-...", da stockte der jungen Frau der Atem und sie schluckte erstmal ihre Entdeckung hinab. Ihre Augen hatten sich geweitet und ihr Blick starrte wissend auf den Boden hinab. "Dieser miese....", ihre Augenbrauen zogen sich zornig zusammen und sie hob ihr vor Wut getränkten Antlitz in Richtung des Schwarzhaarigen. Mit zwei drei schnellen Schritten trat sie näher an ihn heran. "Egal wie dieses Unterfangen enden wird... ich helfe dir, diesen ungeheuren Abschaum auszumerzen.", ihre Zähne knirschten leicht als sie jene Worte so gepresst von sich gab. Und da war es wieder... diese Hitze, welche sich so unglaublich stark in ihr ausbreitete.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Erinnerungen traten aus dem Gedächtnis des jungen Mannes in sein Bewusstsein und spielten sich vor seinen Augen ab. Die engen Wege, des nie enden wollenden Gesteines an den Seiten des Mannes und vor ihm die Blondhaarige junge Dame, deren gewellten Haare durch das Aufflackern der Fackel in ihrer linken Hand deutlicher wurden. In seiner Erinnerung knurrte der Magen des Schwarzhaarigen jungen Mannes und die Blondhaarige Dame drehte sich zu ihm um. Ein lächeln entwich den Lippen der jungen Frau, nun bekam das dreckige, zerrissene weiße Kleid das Augenmerk ab. "Entschuldige das ich nichts anderes gefunden habe.."
      Doch das Mädchen schüttelte den Kopf und drehte sich mit leicht zur Seite ausgestreckten Armen einmal im Kreis. Ihre Worte waren verblasst, nicht mehr klar ersichtlich, so wie die Erinnerungen eben verblassen doch man konnte daraus vernehmen das sie sich um das Kleid gefreut hatte, da es ihr mehr Bewegungsfreiheit gab. Ren selbst trug ebenfalls zerlumpte und zerrissene Klamotten, doch weshalb sie durch diesen Tunnel schritten war in dieser Erinnerung unklar. Zu viele Erinnerungen dieser Art befanden sich im Unterbewusstsein des Mannes, vermutlich verwechselte er den Untergrundpfad auch mit irgendeinen anderen den sie zur Flucht, Durchreise oder als Versteck verwendeten. Erneut ertönte die Stimme des Mädchens und nur lückenhaft mit verzerrtem Ton entpuppte sich die Frage ob er Hunger habe und die Aussage das sie den Tunnel bald durchquert haben würden und dann etwas essbares suchen könnten. Der Weg führte weiter durch das steinernde Labyrinth und der Blick des Schwarzhaarigen weichte nicht einen Moment vom Hinterkopf seiner Schwester ab. Als die Treppe am Ende erschien, war diese mit einem hellem Licht umgeben, was in seinen Erinnerungen vermutlich die unendliche Freude über die wiedererlange Freiheit und das Ende des Weges darstellte. Das Mädchen sprang fröhlich die Treppen hinauf und warf ihre Hand vor ihr Gesicht als die hellen Sonnenstrahlen unbarmherzig auf die an die Dunkelheit gewöhnten Augen hinab schien. Noch als Ren ebenfalls das Ende erreichte und seine Hand gen Sonne richtete um sich vor jener zu schützen, lief das Mädchen auch schon wieder weiter und hockte sich vor ein paar Blüten hin. Ren's Blick wandte sich währenddessen in seinen wenigen Schritten über das grüne Gras nach vorn, an den Rand des Hügel's der etwas weiter entfernt war und erblickte den blauen, klaren Himmel der nur von wenigen Wolken bedeckt war und eine Stadt am Horizont. Seine Hände stemmten sich gegen beide Seiten seiner Hüfte, der Hunger war vergessen, viel zu atemberaubend war der Anblick der Natur. Aus seinen Augenwinkeln heraus vernahm er die Stimme seiner Schwester die zugleich verwundert, als auch erfreut zu sein schien das hier Ascherkronen wuchsen. Sie fügte hinzu das Ren zu ihr kommen sollte, wank ihn zu sich, doch gerade als Ren sich in Bewegung begeben wollte, verblasste die Erinnerung an die gemeinsame Reise und er fand sich in der düsteren Realität wieder. Nachdem er die Stufen zum Ausgang erklommen hatte, warf Ren reflexartig seine Hand vor sein Gesicht, obwohl er wusste das es spät in der Nacht war. Verwirrt über seine Aktion lockerte er seine Hand und ließ sie wieder neben seinen Körper senken, blickte für einen kurzen Moment zum von den wenigen Sternen erhellten Nachthimmel hinauf und wandte dann sein Gesicht zu seiner Begleiterin. Anoria's Stimme erklang verbittert und erbost zugleich, ihre Schritte führten sie zu Ren und mit zielsicher offenbarte sie ihm ihren Entschluss. Wortlos drehte sich der Schwarzhaarige in einer viertel Drehung zur Seite, hockte sich mit einem Knie auf den Boden und streckte seine rechte Hand mit der Handfläche nach unten nach ein kleines Stück nach vorne. Unter seiner Hand erschienen azurblaue Punkte und verformten sich zu einem zugeschnürten Reisesack. Die azurblauen Punkte verblassten und ein kurzer Blick von Ren wandte sich zu seiner Begleiterin hinauf bevor er den Sack aufschnürte. In jenem befand sich Nichts, zumindest augenscheinlich, denn als die Hand des jungen Mannes das Innere des Beutels ergriff, verzog sich das Innere als würde man in Wasser greifen. Als sich die Hand aus dem Nichts löste, befand sich in dieser eine Reisekarte. Ren rollte die Karte auf dem Boden aus, sichtbar wurde schlussendlich nicht nur die Landschaft sondern auch rot eingekreiste Punkte. Auf einen der roten Punkte, etwas weiter entfernt der derzeitigen Position der Beiden, tippte der Schwarzhaarige mit seinem Zeigefinger drauf. "Einige Kilometer von Ordine entfernt gibt es ein abgeriegeltes Gebiet in welchem das Gerücht kursiert das dort Menschen oftmals spurlos verschwinden. Ich war schon einmal in Ordine, doch hielt ich dieses Gerücht nicht für glaubwürdig da es von einer senilen alten Frau stammte und von einem Trunkenbold befürwortet wurde. Auf den Plänen deines Vaters wurde jedoch dieses Gebiet als eine Menschenfabrik identifiziert und in den Aufzeichnungen stand ein Treffen mit Van Zephyr in einigen Tagen aus. Um nach Ordine zu gelangen müssten wir erst einmal die Landschaft von Ebel durchqueren und die Zemuria Festung überwinden.. danach ist es nur noch ein Tagesmarsch über die Spyria Felder. Hast du irgendwelche Fragen?"
    • Stumm, stumm aber kräftig befehligte sie dieser Hitze erneut, sich nicht in ihrem Körper auszubreiten. Anoria konnte sich komischerweise nur schwer beruhigen. Dieser Umstand, dass sie eben herausgefunden hatte, dass ihr Vater diese Wege benutzte um die armen Mädchen in seine Lagerhallen zu bringen, nur um dort solch grauenvolle Experimente an ihnen zu vollziehen, lies in ihr alles zusammenkrampfen. Für einen kurzen Moment glaubte sie nichts als Leere zu spüren, da ihr Unglauben und dieses komische Gefühl des kalten Schweißes auf ihrem Rücken, sie völlig unter Kontrolle hatten, mehr noch, sie in diese Schleife des Unbehagens zogen. Die junge Frau schluckte Schwer diese Missgunst an bitterer Wahrheit hinab, welche sich so glatt auf ihre Zunge gelegt hatte. Dann richtete sie ihr Augenmerk langsam wieder auf Ren. Dieser hatte sich ebenfalls an der Umgebung orientiert und führte nun wohl kurz Magie aus, welche Anoria nur mit großen Augen beobachtete. Noch nie hatte sie solch Kräfte aus der Nähe gesehen und konnte für einen Moment nur auf den Körper des Schwarzhaarigen starren, der so aus dem Nichts diesen Beutel zauberte. Sie verkniff es sich, dieses Geschehen zu hinterfragen und beobachtete den jungen Mann bloß weiter, wie er aus diesem so unwirklich erschienen Rucksack plötzlich sogar noch Sachen fischte. Auch wenn sie es versuchte, doch konnte die Blondine ein hauchzartes "Wow.", nicht rückgängig machen. Interessiert beobachtete Anoria ihn und hörte aufmerksam zu, als er das weitere Vorgehen erklärte und seine Schritte auf der eben erschienenen Landkarte. Als Ren sich dann in ihre Richtung drehte und fragte, ob es noch weitere Fragen von ihr gäbe, wich sie einen kurzen Moment zurück und zwinkerte für einige Sekunden stumm auf das Blatt Papier in seinen Händen. Dann öffnete sie ihren Mund einen Spalt und wollte antworten. Anoria suchte den Blick des jungen Mannes und setzte ein feines Lächeln auf. "Ja, aber ich schätze, die kannst du mir jetzt nicht alle beantworten.", ihre Augenbrauen hoben sich gewagt und sie lehnte sich leicht auf ihren Zehenspitzen vor. Alles schlechte dieser Welt, konnte die grundlegende Fröhlichkeit der jungen Frau nicht erschüttern. Auch wenn sich ihr Leben gerade um 180 Grad herumdrehte, so fand sie in allem ein Stück, dass für ihren Optimismus sprach. "Wir sollten gleich los. Es dämmert demnächst und nach mir wird bestimmt schon gesucht. Die Kunde meiner Verschollenheit wird sich rasch ausbreiten. Die ganze Stadt wird wohl demnächst auf den Beinen sein.", mit einem Schmunzeln griff sie sich in den Nacken und regte ihr Haup zum Himmel. Dort zierten noch wenige Sterne das Marinblaue Himmelszelt und am Horizont erstrahlte jener schon in einem seichten violett. Sie sollten nun wirklich eiligst aufbrechen. Mit einem letzten sicheren Blick zu Ren, setzten sie nun auch beide einen Schritt in Richtung des angrenzenden Waldes. Anoria konnte die Nervosität fast nicht bündeln und zitterte vor Aufregung, als sie mit dem jungen Mann nun ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlug.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Benutzer online 1

      1 Besucher