Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • Unsicher trat die junge Frau näher an den am Boden hockenden Schwarzhaarigen heran. Sein Blick war auf die dunklen Holzdielen gerichtet, bevor er doch zuvor das Antlitz Rias gemustert hatte und sie erkannte, dass sich sogleich Schmerz und Unglauben in jenem ausbreiteten. Auch die junge Frau konnte nicht anders, als dieselben Gefühle für einen Moment in sich zuzulassen. Es war wahrlich kein Aufeinandertreffen, dass sich Ria erwünscht hatte… nicht so, nicht in diesem Zusammenhang. Wiseman hang noch einen kurzen Satz in die Luft, doch schwebte er beinahe aus den Räumlichkeiten, als er merkte, dass sich eben jene mit unbeantworteten Fragen, Vorwürfen und Unbehagen auflud. Erst als die beiden das Schließen der Shoji Türe vernahmen, fiel wohl etwas der Anspannung ab. Ihren Blick pinnte sie wieder an den Kopf Rens, der wohl das Brennen von diesem spürte, seinen Kopf in ihre Richtung drehte und sein unsicherer Blick den ihren traf. Nach wie vor stand Ria etwas unbeholfen im Raum herum, als Ren den Weg der Erklärung suchte. Ihre Augenbrauen sanken etwas zusammen. „Wem… hast du dieses Versprechen gegeben?“, unverstanden kniete sich die junge Frau nun in etwas Abstand neben den Schwarzhaarigen, welcher spürbar etwas von ihr wich. Ren erklärte ihr, dass er ihr dieses Versprechen gegeben hatte und ihr somit immer wieder die Erinnerungen nahm, sowohl damals auch als heute. Nun war es Anoria, die ihren Blick nicht auf ihm halten konnte und eine gekränkte, fast schon trotzige Haltung in ihrer Mimik annahm. Unverstanden sanken ihre Augen neben ihm auf den Boden hinab. „Ich wusste seit unserem Aufenthalt in diesem kleinen Dörfchen, dass ich nicht diejenige bin, die ich zu sein scheine. Mein eigentlicher Name kam mir einige Male im Traum unter doch konnte ich mir nie einen Reim darauf machen. Nach und nach brachen jedoch die Erinnerungen in mir hervor… und ich bin nicht daran zerbrochen Ren. Auch jetzt, wo ich den Beweis an mir selbst sehe.“, leise, fast schon durch die Zähne gepresst, erklang ihre Stimme. Ein leichtes Kopfschütteln folgte ihrer Äußerung zu dem Vorhaben sie schützen zu müssen. Ein erschöpftes Seufzen entkam ihrer Kehle, welches sie jedoch in Klang und Intensität klein halten wollte. Noch bevor Ria zu einer weiteren Frage ansetzen konnte, begann Ren diese ganz von selbst zu erklären.

      Und das was er ihr sagte, lies das Blut und Herz der jungen Frau gefrieren. Sie erstarrte regelrecht neben ihm. Es fühlte sich an, als würde man der Logos jegliches Gefühl aus dem Körper saugen und ihren Kopf gleichzeitig mit Blei füllen. Anoria starrte ihn mit kleiner werdenden Augen an. Ihre Lippen spannten sich merklich an, ihr Kiefer verhärtete sich, als sie die aufkommende Wut und Trauer versuchte in Schach zu halten. Mehr und mehr Worte verließen seinen Mund, weiter und weiter fraß sich das Gefühl des Verrats durch jegliche Faser ihres Körpers. Schwach im Geiste war Ria nicht mehr fähig, ihren glänzenden, brennenden Blick auf dem Antlitz des Schwarzhaarigen zu halten. Doch erteilte ihr dieser zuletzt den Gnadenstoß, als er meinte, sie nun nicht mehr zu brauchen. Wie kleine Nadelstiche legte sich die Decke des Unbehagens und der gnadenlosen Ehrlichkeit, gewebt von dem jungen Mann neben ihr, um ihre Schultern und drückte ihren Körper gefühlt gen Boden. Die Schwere breitete sich auf ihrem Rücken aus. Langsam, aber stetig verschnellerte sich ihr Atem. Wie… was hatte er eben gesagt? Als hätte man ihr Watte in die Ohren gefüllt, so schwammig erschien ihr plötzlich ihr Kopf und ihre Wahrnehmung. Es herrschte ein Moment der Stille, welchen bloß ihr eigenes, angestrengt schlagendes Herz mit festem Pochen in ihren Ohren füllte. Die bestimmte Stimme Rens drang wieder zu ihr durch und er erklärte ihr einen Umstand, der Ria wieder dazu veranlasste ihm ins Gesicht zu sehen. Die Verwirrung war in ihre Züge gemeißelt. Ren stand ohne ein weiteres Wort zu sagen auf und wollte eben zur Tür hinaus, weg von diesem Ort. Es dauerte nicht lange, da hatte Ria all diese Eindrücke und Meinungen seinerseits sortiert und zwinkerte betrübt auf den Boden hinab, als ihre schwache Stimme die unsichtbare, meterdicke Wand aus Stein zwischen ihnen brach. „Und du… du, der mich gerettet hat und Teil meiner Erkenntnis warst, möchtest so dringend damit anfangen?“, auch wenn Ria wusste, dass Ren zum Umstand der Rettung eine andere Sicht angenommen hatte, so musste sie das nicht auch machen. Sie merkte, wie Ren in seinen Schritten abrupt erstarrte und stehen blieb. Aus dem Augenwinkel sah sie zu seinem angespannten Körper, den Blick ebenso über die Schulter zu ihr gerichtet. „Davonzulaufen, wie du es immer getan hast? Wie du es damals gemacht hast? Wie du es jetzt tust?“, auch wenn Ria erkannte, dass sein Körper, seine Fäuste sich versteiften… so schien es, dass er, trotz dem schmerzenden Spiegel, dem sie ihm vorhielt, interessiert an dem zu sein, was sie zu sagen hatte. „Zu glauben, dass dein Glück und das der anderen, einzig und allein von dem abhängt was du denkst… was du fühlst… was du tust und für richtig hälst?“, ruhig erhob sich ihr Körper vom Boden, den Blick nach wie vor auf Ren gerichtet. „Du bist so davon überzeugt, mit all deinen egoistischen Entscheidungen das Richtige zu tun, indem du die, die dich lieben in deiner Wut gegen dich selbst, hinten an lässt, nur darauf aus, einem Ideal hinterherzustreben, das dich eines Tages dein Leben kosten wird… immer mit dem Kopf durch die Wand… und vergessend, dass es keine Schwäche ist, sich helfen zu lassen.“, zögerlich machte sie einige Schritte nach vor, auf den bebenden Körper des jungen Mannes zu. „Das ist nicht der Ren, den ich eigentlich kenne… den ich kennenlernen durfte. Während ich mit Rei weiterreiste, sprachen wir über dich und Lily… ich sagte ihm damals, dass ich wahrscheinlich auch alles geben würde, wenn ich wüsste, es gäbe da draußen noch jemanden, der in irgendeiner Art und Weiße zu mir verwandt ist. Es ist der kraftvollste Ansporn überhaupt, sich für jemanden in die Hölle zu begeben, weil man... unbedingte Liebe für diesen Menschen empfindet. Ich verstehe mehr denn je, dein Verlangen deine Schwester zu finden… und umso wütender macht es mich, dass du nicht merkst, dass nicht mehr allein schaffen zu müssen. Glaubst du, Lily wird sich darüber freuen, wenn sie erfährt, dass du im Alleingang Kopf und Kragen riskiertest, um sie zu finden, wenngleich es genügend gäbe, die dir dabei zur Seite gestanden wären?“, weiter trugen ihre Schritte sie in seine Richtung.

      Natürlich wusste Ria, dass ihre Worte den Schwarzhaarigen in seinem verbohrten Denken im schlechtesten Fall nur noch weiter von ihr wegtrieben. Doch… welche Wahl hatte sie schon. Konfrontation oder Rückzug. Mehr kannte die junge Frau in diesem Moment nicht. Sie hatte Ren nun fast erreicht. Ein Meter oder weniger trennte die beiden einstigen Gefährten von einander und doch waren sie sich entfernter denn je. „Du sprachst einst zu mir von der Blindheit der Menschen… der Lügen, der Falschheit… ich frage dich… rennst du nicht selbst blind durch die Welt… einem Ziel hinterher, dass sich hinter dieser grauen Fassade deines Blickes nie wirklich lokalisieren lässt…? Verschmähst die Wahrheit, weil sie zu ertragen noch viel schlimmer wäre, wie alles, was du an Lug und Trug bereits erfahren hast und gleichzeitig blind zu bleiben, für die Wege die du gehen könntest?“, ein Schnauben seinerseits war zu vernehmen und es schien für einen Moment so, als wollte er sich umkehren zu ihr und Schimpf und Schande auf ihre Person regnen lassen. „Ich möchte dich mit diesen Worten keinesfalls von deinem Vorhaben abbringen… dafür ist dein Wille zu unbeugsam, so weit kenne ich dich bereits…“, fast musste Ria nun lächeln, doch wäre es mehr für ihren eigenen Trost gewesen. „Aber ich möchte, dass du weißt… das du nichts davon jemals wieder allein durchstehen musst… du sagtest vorher, du bräuchtest mich nicht mehr… ich sage, gerade jetzt wird dir klar, dass du dich vor dir selbst schützen möchtest und somit erneut jene von dir stößt, die es nur gut mit dir gemeint haben. Ich verstehe deinen Schmerz und dein Wollen… aber bitte… Ren… zieh dir zuerst selbst dein Messer aus dem Rücken, bevor du weitere Wege bestreitest und Entscheidungen triffst, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.“ Und mit diesen Worten verblieb Ria. Sie konnte gerade selbst nicht sagen, wie sie dem Schwarzhaarigen entgegnen sollte. Ja, sie verspürte Wut… ja, sie verspürte Trauer. Aber verstand sie nun auch, warum es dem jungen Mann ging und sah gleichzeitig, wie sich Rens verwirrter Geist wie ein Labyrinth vor ihrem inneren Auge auftat.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Nach den Worten des Mädchens, verblieben wenige im Gedächtnis des Schwarzhaarigen Mannes und dies lag vor allem an einem Satz den sie von sich gab. Ren´s Augen nahmen an Kälte zu und sein Atem wurde flacher, gar als würde der Zorn seine Kehle zuschnüren. „Du kennst den ´wahren´ Ren nicht! Wie solltest du auch, wenn ich ihn bis vor kurzem nicht einmal selbst kannte? Ren, ist nur ein Name. Ein Überbleibsel einer Vergangenheit die niemals existieren sollte, die einfach aus der Geschichte getilgt werden sollte, und weshalb? Aus Furcht vor den ´Dämonen´ die ihr jagtet, schändet, ermordet und schlimmer als Zuchttiere behandelt. Ihr Logos, ihr widerwärtigen Menschen würdet niemals davor zurückschrecken andere zu unterjochen insofern es eurem Voranschreiten zugute käme. Sklaverei, Dämonenjagd, Fabriken speziell angefertigt um Revenus und Eos umzuformen, nach den Wünschen des abstoßenden reichen Gesindels, der selbst den eigenen ein Dorn im Auge ist. Dennoch verschließt IHR eure Augen vor den Wahrheiten und maßt denen die den Abschaum ermorden die schlimmste Strafe, den Tod, an obwohl sie euch vor der Tyrannei der Starken rettete? Weshalb nennt man mich denn den Schrecken des Todes? Weil ich ein Revenus bin? Weil ich ein Dämon bin? Weil ihr Menschen einen Schuldigen braucht um eure Gier zu befriedigen, damit ihr euch auch einmal mächtig fühlt? Ich, der ein Revenus ist, dessen Volk den stetigen Verrat der Menschen ausgeliefert war, soll jemanden wie euch vertrauen die ihr keine Skrupel besitzt selbst eure Kinder zu verkaufen, wenn der Preis nur stimmt? Bring mich nicht zum Lachen, als ob ich jemals irgendetwas wie Freundschaft oder Zuneigung zu euch empfunden hätte. Ihr seid nichts weiter als Parasiten, die das wahre Volk dieses Kontinents vertrieben haben, ob unter die Erde oder in den Himmel.“ Im Zorn des Mannes, begannen seine Haare sich weiter weißlich zu verfärben, während sein linkes Auge einen azurblauen Ton annahm. „Genauso wie Rei, dieser elende Heuchler. Wusstest du das er in Wirklichkeit der König von Arcadia ist? Denkst du nicht, als Prinz hätte er seine Macht nutzen können um Canard vor seiner Auslöschung zu retten? Oder gar, die Fabriken, die Jagd, den Rassismus einzudämmen oder gar zu beenden? Nein, stattdessen ist er damit beschäftigt die Ursache für den Tod seines Vaters aufzudecken und Beweise zu sammeln, damit er alles in einem sogenannten gerichtlichen Verfahren klären kann. Nicht nur sein Verrat, sondern auch seine Arroganz widert mich an! Selbst er gehört zu diesem Gesindel, welches lieber das Unkraut beschneidet als es bei der Wurzel zu packen und zu entfernen. Und du, Suzu, bist die schlimmste von allen, denn nur weil du das Massaker in Canard nicht verkraftet hast, ließt du uns zurück mit der Bürde über deine Erinnerungen zu wachen ohne die Möglichkeit zu besitzen dir zu sagen das nicht Ich hier die egoistische Person bin, sondern du! Also tut mir beide einen Gefallen, Suzu und Ria, und erspart mir euer gespieltes Mitleid. Als ob auch nur eine von euch den Zorn, die Qual und die Verachtung verstehen könnte die sich in meinen und den Herzen meiner Artgenossen angesammelt hat.“ Ein weiteres Mal, diesmal noch heftiger an den Kopf gestoßen, blieb die verletzte junge Frau zurück während der im stillen Zorn brodelnde junge Mann den Raum verließ und diese Sache somit ein für alle Mal beendete. Hestia stand aus ihrer Hockstellung auf und rempelte den Schwarzhaarigen beim Vorbeigehen an, um Ria nun Trost zu spenden und Wiseman vernahm lediglich aus seinen Augenwinkeln heraus, wie Ren für einen Moment erleichtert seine Augen zu schließen schien um danach mit zielgerichteten Blick voranzuschreiten. „Hm.. Schätze du benötigst wohl keine Prüfung mehr.“ Dies waren zwar die Worte die er aussprach doch in seinen Gedanken führte er seine Worte fort. //..Mili, du kannst wirklich Stolz auf deinen Sohn sein. Dieser kleine, aufbrausende Bengel hat ein richtiges Rückgrat entwickelt, selbst wenn sein Umgang mit den Frauen gewiss nicht deinen Vorstellungen entsprechen mag. Ich frage mich, wie du ihm entgegen wirst, wenn ihr alsbald aufeinandertreffen werdet...//


      Ein Sturm wirbelte die Umgebung auf und sowohl Ryu als auch Rachel erhaschten schnellstmöglich einen Blick außerhalb des Stoffumzuges der Kutsche, nachdem diese von den Kutscher abrupt gestoppt wurde. Ihre Augen wandten sich nach oben und entdeckten inmitten der Wiese, dessen Gras stetig zur Seite wog und dessen Baumkronen wild umherwirbelten ein Luftschiff dessen Luke sich öffnete und einen Schatten auswarf. Dieser Schatten entpuppte sich als ein Koloss, eher eine Person mit kolossalen Armen die seinen Sturz abbremsten und den Boden unter sich durch die enorme Höhe einkerben ließ. Unter den Schatten glühten die Augen des Zorns hervor und in der Kutsche lief Chaika ein kalter Schauer über den Rücken, bevor sie ihre zittrige Hand zum leicht geöffneten Spalt der Kutsche ragte. „Ge-fun-den, kleine Ausreißerin!“ Das Gesicht des Mädchens lief kreidebleich an und ihre zittrige Hand verdeckte ihren Mund, aus dem sie schon unlängst die Angst speien wollte. Rachel vernahm ihre Furcht hinter sich und vernahm wie Aslan seine Augen geöffnet hatte und trotz seiner schweren Wunden versuchte sich aufzurappeln. „Verschwindet von hier! Ihr seid keine Gegner für dieses Monster!“, doch sich den Wünschen ihres Kindheitsfreundes entziehend, stieg das Mädchen aus den Wagen und fasste Ryu kurz auf die Schulter. „Du passt auf das Mädchen und den Dummkopf auf, verstanden?“ Ein einfaches Nicken entwich den erblindeten Revenus, dessen Augen die pure Schwärze in der Flamme des Mannes vernahmen, die von seinem Herzen ausging und seine Seele widerspiegeln zu schien. Van Zephyr´s Mundwinkel verzogen sich nach unten, als Rachel die Kutsche verließ und ihre Hand an ihren Schwertknauf legte. „Falsches Mädchen..“, entwich es ihm trocken bevor er sich aus seiner nach vorne gebeugten Haltung aufrappelte. Seine Arme waren schwer, weitaus schwerer als jegliche andere Körperteile und demnach schwer Hand zuhaben. „Du musst wohl leider mit dieser liebreizenden Dame vorlieb nehmen, großes schleimiges Monster. Aber keine Sorge, diese Schwester hier wird dir ganz gewiss nicht weh tun falls du dich entscheiden solltest nun umzukehren!“ Doch innerhalb nur einer Sekunde weiteten sich ihre Augen, bevor sie Reflexartig ihr Schwert nach außen zog und den Schlag Van Zephyr´s blockte der sich plötzlich vor ihr befand. Der Aufprall war so enorm, dass es sie von den Beinen zog und zur Kutsche schoss, an welcher sie mit den Rücken aufstieß und schwer keuchte. Als sie sich wieder fing und ihr Schwert aufheben wollte, vernahm sie wie dieses zerbrochen war und die restlichen Teile auf den Boden verstreut lagen. Ein Teil des Schwertes befand sich im organischen Material des Armes von Zephyr, wurde jedoch von diesem abgestoßen kurz bevor sich seine Zellen wieder regenerierten. Entrüstet, dennoch mutig stellte sich das Mädchen wieder auf und nahm umfasste ihr zerbrochenes Schwert mit beiden Händen, bis ein kleiner Schatten an ihr vorbei sprang und über den Boden schoss, in einer Drehung über den Arm des monströsen Mannes zischte und diesen mehrere Schnittwunden zuzog, bevor er in der Drehung mehrere Messer in den Nacken des Mannes warf, der jedoch lediglich seinen Blick zu ihn aufwandte und seinen unverletzten Arm als Schild verwendete. Diesen Arm als Sprungbrett nutzend, wurde die Silhouette Ryu´s sichtbar, der in beiden Händen jeweils Rückhand einen Dolch hielt und auch zwischen seinen Lippen einen beherbergte. „Plagegeist... Klaut mir einfach meine gesamten Waffen und stürzt sich in den sicheren Tod. Ey.. Wertes Fräulein, reiß dich mal zusammen! Durch bloßes Wimmern entkommen wir diesen Perversen ohnehin nicht, also denk lieber darüber nach wie wir von hier verschwinden können!“ Chaika hingegen starrte weiterhin völlig entsetzt und verloren vor Angst ins Leere, bevor sie einen dumpfen Schlag auf den Kopf spürte. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?! Du willst wirklich die Schwester von diesen kaltblütigen Typen sein? Wo ist deine Ehre, Mädchen?“ Der Kampf zwischen Ryu und Van Zephyr heizte sich inzwischen immer mehr auf und obwohl die Angriffe des Mannes fatale Auswirkungen auf die Umgebung hatten, wich der Junge gekonnt aus und verpasste ihm mehrere kleinere Wunden, die allerdings nicht tief genug waren um ihn ernsthaft zu verletzen. Selbst nachdem der Junge sich den Arm des Mannes zu Nutze machte um zu einem Messer zu gelangen das in der Nähe seines Brustkorbes steckte um dieses noch einmal mit Wucht in die Tiefe zu drängen, stieß Zephyr lediglich den Jungen unbeeindruckt weg ohne auch nur den Funken eines Schmerzes zu vernehmen. Erstaunt über die grazilen und fast unsichtbaren Bewegungen des Jungen, sowie seiner Handhabung mit einem schier unsterblichen und überwältigt starken Gegner, öffnete Rachel ihren Mund und doch ohne auch nur ein Wort zu verlieren. „Nicht schlecht Junge, du bewegst dich genauso schnell wie eines meiner besten Experimente. Es wäre mir eine Freude dich zu trainieren um aus deinen Wirtskörper die perfekten Soldaten zu erschaffen." Angewidert von diesen Worten verzog Rachel ihr Gesicht und lief auf Van Zephyr zu um ihn hinterrücks den Gar auszumachen. Dies war jedoch ein fataler Fehler, denn eine einfache Bewegung zur Seite genügte um das Mädchen vollends zur Seite zu katapultieren und sie an einem Baum auszuknocken. Als Rachel nach langer Zeit ihre Augen wieder öffnete, vernahm sie übermäßig viel Blut in der Umgebung und die vollkommen zerstörten Überreste der Kutsche. Schwerfällig humpelte sie mit einem schockierten Gesichtsausdruck zu diesem hin und begann die Wrackteile zur Seite zu räumen um unter diesen nach Aslan, Chaika und Ryu zu suchen. In gewisser Weise war Aslan ihre Priorität, denn ihre gesamten Gedanken widmeten sich gerade ihm. „Bitte.. Bitte sei nicht darunter! Bitte sei in Sicherheit!“ Doch als sie eines der Armbänder des jungen Mannes barg, umschloss sie dieses in mit ihren Händen. Tränen bildeten sich in ihren Augen, während sie die umschlossene Hand an ihr Herz drückte und ihren Kopf zu Boden neigte. Ein tiefes Schluchzen entwich ihr, und Trauer überkam Sie in einen tiefen, ewig währenden Moment. Erst eine lange Zeit später, als der Regen sich über ihr Haupt ergoß und ihre Strähnen ihr ins nun nicht mehr sichtbar verheulte, aber vollkommen erröteten Gesicht fielen, vernahm sie den bewusstlosen Kutscher unweit des Gefährtes und der Tiere entfernt auf der Wiese liegen. In der Hoffnung wenigstens diese Person retten zu können, trotz ihres Unvermögens auch nur den Hauch einer Chance gegen dieses Monster gehabt zu haben, taumelte sie zu diesem und versuchte erst einmal vergeblich doch einige Zeit später mit Erfolg den Mann wachzurütteln. Dieser reagierte geistig verwirrt, verängstigt und benötigte eine gewisse Zeit um sich zu beruhigen bevor er von seiner Sicht der Dinge berichten konnte. Ein Stein fiel dem Mädchen vom Herzen, als sie vernahm das dieses Monster die drei lebend mit sich nahm.

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    • Spürbar wich die junge Frau vor dem aufbrausenden Ren vor ihr zurück... nicht nur körperlich, nein. Auch spürte Ria, wie sich mit einem Schlag eine gewaltige, emotionale Distanz zwischen den beiden aufbaute. Ungläubig hüpften ihre vorerst geweiteten Augen zwischen den seinen hin und her. Doch je länger der so veränderte Schwarzhaarige sie mit Worten bedeckte, desto starrer wurde sie. Anoria merkte, wie sich diese Kühle wieder um ihre Haut legte, die zuckenden Schauer die sich über ihren Rücken hinauf und hinab arbeiteten. Es dauerte nicht lange, da hatte sie sich als gesamtes von ihm abgewandt und sah unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen oder dem jungen Mann vor ihr weiterhin anzusehen, zu Boden. Schwerer und schwerer wurde die Last seines Gesprochenem auf ihren Schultern. Es fühlte sich an, als hätte man bleierne Ketten an ihre Beine geschnallt... ihr Herz umschloss eine stechende Kälte... ein schwarzer Schatten breitete sich über ihrem Gesicht aus, als ihr Haupt noch ein Stückchen weiter hinabsank. Ria vernahm sein aufgeregtes Schnauben, als er nach seiner von Wut getränkten Ansprache, noch einen Moment verharrte. Beinahe wollte sie aufsehen, einen letzten Blick erhaschen, doch kehrte sich Ren nun doch um und hastete mit schweren Schritten aus der kleinen Halle. Ria hörte, wie sich eben jene so weit wie nur irgendwie möglich von ihr entfernten. Ein zitterndes Atmen entkam ihr und im nächsten Augenblick bemerkte die junge Frau nun auch, wie sich Tränen in ihren Augen stauten. Nebenbei kam jemand auf sie zu und als sich ein halbwegs kräftiger Arm um ihre Schultern legte, riss die junge Frau ihren Kopf nach oben und blickte in das mit Mitleid überzogene Gesicht von Hestia. "Ist... ist alles in Ordnung?", Ria wusste, dass es ihre ehemalige Trainingspartnerin nur gut meinte, doch wollte Ria noch nicht mal zur Beruhigung der Frau neben ihr beitragen. So blinzelte sie die Tränen schnell weg und sog scharf einen tiefen Schwall Luft ein. Diesen staute sie kurz in ihren Lungen, nur um zittrig wieder auszuatmen. Es legte sich ein dumpfer Ockerton in ihre Augen, als sie ihren Schopf wieder etwas senkte. "Nein...", ihre Stimme erklang kaum hörbar verzerrt, mit einem verengten Blick sah sie Hestia in die Augen und wand sich dann aus ihrer halben Umarmung, nur um ebenfalls aus dem Raum zu eilen. Blind vor Verwirrung nahmen ihre Beine an Geschwindigkeit auf. Ria hatte zu tun, nicht zu stolpern und es durchzog sie eine eigenartige Spannung. Ihre Adern brannten, ihre Augen tränten, ihre Muskeln schmerzten... als stünde sie knapp vor einer Grippe. Hinter ihr hörte sie die Schreie nach ihr von Hestia, die ihr sagten sie solle warten. Doch Anoria dachte gar nicht daran. "Lass mich!", schrie sie zu Hestia zurück und kämpfte sich weiter durch den verschwommenen Weg vor ihr, als eine Hand sich um ihren Oberarm legte und sich tief in ihr Fleisch grub. Ria wurde herumgerissen, der Person entgegen. Doch schaltete ihr geladener Körper auf Verteidigung und sie nutzte den Schwung des Ziehens, nur um die Schwere ihres Körpers überrumpelnd einzusetzen, ihr Bein automatisiert hinter das ihres Angreifers zu haken, jenem einen Schubs zu geben, sodass dieser nach hinten umkippte und hart, mit einem Ächzen aufschlug.

      Die Arme sofort in eine Angriffshaltung hebend, hatte Ria ihre Zähne gefletscht... wie ein wildes Tier. Ein dunkles Funkeln strahlte aus ihren Augen hervor, als sich der verschwommene Vorhang hob und sie vor sich die entgeisterte Hestia vorfand, die sie mit ungläubigen Blick anstarrte. "Suzu... du... beruhige dich... kontrolliere dich...", es war ein halbes Flüstern der Dame vor ihr am Boden, die ihren Arm in ihre Richtung ausstreckte und ihre Hand wie einen Schutzschild vor sich zu halten. Ria verstand zuerst nicht, hatte vorallem damit zu tun ihren aufgeregten Atem abzuflachen. Als sie sich jedoch wieder besann Ruhe zu suchen und im Augenwinkel ihre stark verkrampften Fäuste wahrnahm, hob sie den Blick von Hestia und starrte in eine nicht sichtbare Leere. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Brust, schmerzte beinahe. Nur langsam konnte sie nun ihre Arme wieder sinken lassen. "Ich brauche einen Moment... Hestia...", und so verschwand die Blondhaarige vom Platz. Die am Boden liegende sah den angespannten Körper der Blondhaarigen hinter einer Mauer verschwinden und atmete dann gestresst durch, nur um sich dann aufzusetzten und eine Hand im Haar zu vergraben. Es gab schon einen Grund, warum Hestia diese Worte an sie richtete. Lange genug hatte Hestia Suzume trainiert und somit auch eine beinahe schwesterliche Beziehung zu ihr aufgebaut, dass sie sagen konnte, wenn ihre Kräfte überhand nahmen. Suzu schaffte es zum Schluss bereits sehr gut, Ignis zu kontrollieren... doch diese gespaltene Persönlichkeit ihrerseits machte es der jungen Frau schwer, all ihre Emotionen richtig zu kanalisieren und zu leiten. Hestia hatte dies schon einmal erlebt... als Suzu frisch in die Fittiche von ihr kam, hatte sie keinerlei Kontrolle über das Feuer in ihr. Eines Tages, als sie beim abendlichen Training fürchterlich versagte und ihre sie ihre Wut nicht mehr in Schach halten konnte... da sah sie ihn... den Urgeist, der ihren menschlichen Geist eingenommen hatte. Er manifestierte sich als schemenhafte, rauchähnliche Figur um ihren Körper, den sie in der Rage nicht wahrnahm. Hestia rechnete schon damals damit, dass Suzume durch eine besondere Art und Weiße an ihre Kräfte kam. Doch hatte sie nie damit gerechnet, dass ein Urgeist sich für sie entschieden hatte. Von den Vorkommnissen in der Vergangenheit eingeholt, schüttelte Hestia kurz ihren Kopf um der Realität wieder näherzukommen und erhob sich. Sorgenvoll sah sie wieder in die Richtung in welche Ria verschwunden war... es gab schon einen Grund, warum sie nun nicht mehr auf Konfrontation gegangen war... sie sah ihn eben erneut.

      Fast als würde es sie frösteln, so eng hatte die junge Frau ihre Arme um sich selbst geschlungen, nur mit dem Unterschied, dass sich ihre Finger tief in ihre Oberarme gruben, sie sich selbst somit beinahe verletzte. Der brennende Zorn, den Ria nach wie vor mit sich herumtrug, staute sich als beinahe unbändige Energie in ihrem Körper und ihre Alchemie suchte sich selbst einen Weg um die Spannung abzuleiten. Die Hitze arbeitete sich über ihren Kopf, hinab durch ihren Oberkörper, hinab zu ihren Beinen. Sie hatte es schon zuvor gehört, dass leise Zischen und Knacken hinter ihr, während sie weiterhin am Waldesrand hinter dem Anwesen von Wiseman das Weite suchte. Tränennass war ihr Gesicht, als sich der zitternde Körper der jungen Frau nun umkehrte und sie die Tragweite ihrer unkontrollierten Kräfte erblickte. Sie hatte eine lange, verkohlte Schneise hinter sich gelassen, nachdem sie die Mauern des Wisemans hinter sich gelassen hatte. Die sonst so von Blumen gezierte Wiese erlag schwarz und tot ihrer Alchemie. Längliche Grashalme kräuselten sich glosend hin und her, bevor die verbrannten Zellen als Asche zu Boden fielen. Einzelne, kleine Äste und Zweige zeigten am Ende eine kleine züngelnde Flammen, welche im seichten Wind zuckten. Ungläubig starrte Ria auf ihr Werk und schüttelte den Kopf. "Nein...", ein Hauchen verlies ihre Lippen und ihre Hände lockerten sich um ihre Arme, auf welche sie dann, als hätte sie gewusst, dass sie etwas erwarten würde, hinabsah. Kaum sichtbar, aber doch erkenntlich, schimmerten ihre einst himmelblauen, feinen Adern an den inneren Handgelenken in einem dunkleren Ton entgegen. Grau, beinahe Bleifarben. Ihre linke Augenbrauen zuckte, während sie unter ihrem Blick ihre Hände herumdrehte. Sie verstand nicht... nicht im geringsten, was passierte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Die Nacht brach an und ein Zelt aus Sternen breitete sich über dem Himmel hinaus, weitaus heller, weitaus größer und strahlender als auf dem Erdreich. Auf der Fensterlehne eines Gasthauses saß der Schwarzhaarige Mann mit dem Rücken zum Holzrahmen, ein Bein angewinkelt vor sich und eines aus dem Fenster hängend und betrachtete mit seinen scharlachroten Augen das unerreichbare Himmelszelt. Es war ein gefasster Ausdruck in seinem Gesicht, doch bargen seine Augen ebenfalls das Gefühl der Melancholie. Innerhalb des letzten Jahres war viel passiert, über das er nun in diesem Augenblick nachdachte, obwohl er sich lediglich eine kurze Pause vom überarbeiten seiner Waffen nehmen wollte. Ein schwaches Kerzenlicht flackerte auf dem Tisch des kleinen Raumes, auf dem sich sowohl das Schwert in seinem Besitz als auch die zwei Pistolen befanden. Alles startete mit dem Mord an einem Ehepaar, das tief in die Machenschaften von Van Zephyr und den Menschenhandel verstrickt war und ihrer speziell nach ihren Wünschen angefertigten Adoptivtochter, die einst eine wichtige Rolle im Leben des Mannes spielte. Das Mädchen entschied sich ihn zur Flucht zu verhelfen und schloss sich ihn auf der Suche nach der Wahrheit über ihre Vergangenheit an. Widerwillig, dank der Vergangenheit die der Mörder und das Mädchen miteinander teilten, akzeptierte er ihren Willen um ein Auge auf sie zu halten und sie vor dem zu beschützen was ihr einst widerfahren war. Am Anfang ihrer Reise war sie ihm lediglich ein Klotz am Bein, konnte nicht mit seinem Tempo Schritt halten und brauchte stets viele Pausen, doch mit dem Voranschreiten der Zeit und dem Mut in ihrer Herzen gelang es dem Mädchen zu einer beachtlichen Reisenden heranzureifen, die jegliche Erwartungen des Mörders an sie in den Schatten stellte und ihn stets vom Gegenteil seiner Meinung ihr Gegenüber überzeugte. Der Mörder dachte stets das jenes Mädchen seinen Schutz bedürfte, jedoch war er derjenige der Schutz von Ihr bekam, welcher sein komplettes abdriften in die Unterwelt unterband. Der Mörder und das Mädchen kamen sich näher und in der Furcht vor ihrem Erwachen hielt er sie stets auf Distanz, seine Maske der Kälte und Einsamkeit wahrend obgleich er sich nicht sehnlichster wünschte als wieder mit ihrem vorherigen Selbst vereint zu sein. Diese Farce währte bis zu dem Moment fort, als ein weiteres schicksalshaftes Aufeinandertreffen mit einem alten Freund zu einer Überschlagung jeglicher Ereignisse führte und der verblassenden Aufgabe im Herzen des Mörders erneut Leben einhauchte. So trennten sich die Wege des alten Freundes, des Mädchens und des Mörders und der Mörder begab sich auf die Suche nach einem anderen, speziellen Mädchen welches für ihn von großer Bedeutung war. In seiner Suche gelangte er zu einer Fabrik, vermutlich der Fabrik die für die Umgestaltung des Mädchens benutzt wurde, in der Suche nach dem anderen Mädchen welches in seinen längsten Erinnerungen schlummerte und sein letzter Funken Hoffnung in seine Menschlichkeit symbolisierte. In seiner Konfrontation mit dem Teufel, vernahm der Mörder ein weiteres Mal das es nicht Menschlichkeit war die seinen Körper übermannte sondern der Dämon der sich in ihm befand und der Dämon der er schlussendlich war. Schwer verletzt und dem Tode nah, entkam der Mörder, der Anstalt und sackte in einem Wald zusammen, einen Moment lang das Mädchen vernehmend welches er suchte, doch in verblassender Erinnerungen dahinschwindend und mit Gedächtnisverlust erwachend. Der Weißhaarige Geist, welcher ihn stets Daheimsuchte und plagte war verschwunden, bis er beim Erwachen in einem fremden Dorf vernahm das er selbst zu einem Geist seines alten Selbst wurde. Nun war er es der auf der Suche nach Wahrheit war und demnach voranschritt, den Weg beschreitend der damals zum Ende der Vergangenheit und zum Anfang seiner Odyssee führte und nach und nach wurde ihm klar, das auch er einst ein Mensch war der nach den Vorstellungen anderer geformt wurde, ein Mensch dessen Vergangenheit vollends erfunden war. Jenes Mädchen, welches er suchte existierte unlängst nicht mehr und das Mädchen welches er sah war lediglich eine Kopie, die ihre Erinnerungen barg, denn wie auch alle anderen in seiner Einrichtung war er es der das Mädchen ermordete. Ren begab sich zurück an den Schreibtisch des Gästezimmers und strich mit seinen Fingern über das Schwert. Obgleich er sich selbst als einen Geist seines Originals, und als Dämon sah den alle in ihn sehen wollten, hegte er dennoch den Wunsch in seiner Brust jenes Mädchen wiederzufinden, wenn auch sie nicht das Original sei, und das andere Mädchen zu schützen, wenn es auch den Verlust von ihr bedeutete. Und der einzige auf den er sich nun noch verlassen konnte, war sein alter Freund, der stets seinen Kopf für ihn hin hielt und ihn in der Dunkelheit beschützte. Ein Klopfen an der Tür durchdrang den Raum und die roten Augen wandten sich zu eben jener. Als er die Tür öffnete befand sich vor ihr die Person, die er erwartete und welche er Einlass gewährte. Jene Person, ihren Kopf von einer Kapuze enthüllt, ließ sich auf dem Bett nieder und schaute zu Ren, der sich auf den Stuhl am Schreibtisch niederließ. „Also... Was ist dein Ziel, Ren?“
      „Warum bist du es, die mich dies fragt und nicht Rei?“ Stille entwich der Person die auf den Bett saß, deren Gestalt auf dem zweiten Anblick sehr fragil und klein wirkte. „Antworte mir, Sophelia!“
      Die junge Frau löste die Kapuze von ihrem Haupt und schaute mit ihren stets traurig wirkenden, blauen Augen denen des Schwarzhaarigen entgegen. „Rei wird von deinem ehemaligen Lehrmeister beobachtet, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat dich zur Rechenschaft zu ziehen. Wäre er hierher gekommen, so hätte er deinen Aufenthaltsort verraten und deshalb hab ich mich freiwillig erklärt seine Worte an die und deine an ihn weiterzuleiten.“
      Ein verächtliches Schnalzen mit der Zunge gefolgt von einem herablassenden Gesichtsausdruck offenbarte die Gefühlslage des jungen Mannes der ihr gegenüber saß. „Er beharrt also weiterhin mich mit den Namen Rei zu täuschen?“
      Ertappt und Überrascht schaute Sophelia auf und blickte danach betrübt zu Boden. „Seit wann weißt du es?..“ Der Schwarzhaarige deutete lediglich auf das geöffnete Buch hinter sich, deren Seiten für die junge Frau als ungefüllte, leere Blätter schienen. „Die Akasha Chronik... Du hast schon damals die meiste Zeit deines Lebens in Büchern verbracht also sollte dir dies ein Begriff sein.“ Ungläubig über seine Worte, doch in tiefen Bewusstsein längst akzeptierend das Wahrheit dahinter stecken musste wenn er über solch geheime Informationen Bescheid wusste, erwiderte sie mit ihren Worten darauf. „Lux... wollte es dir zu gegebenen Zeitpunkt beichten.“ Wütend über diese Aussage schlug der Schwarzhaarige auf den Tisch und ballte seine Hand so fest zur Faust zusammen das ein knirschendes Geräusch entstand. „Zu gegebenen Zeitpunkt?! Menschen starben damals in Canard, viele unserer alten Freunde aus dem Waisenhaus und viele Unschuldige die nicht wussten auf was sie sich einließen. Der Angriff war geplant und wir wussten das er kommen würde! Auch er wusste Bescheid, doch anstatt seine Macht zu nutzen um uns zu schützen, ließ er uns, seine Freunde wie die Fliegen verrecken!“
      „Das ist nicht fair!“, entgegnete es die Blondhaarige mit wütenden Unterton, der aufgrund ihrer zierlichen Gestalt jedoch nicht als sonderlich bedrohlich betrachtet werden konnte. „Lux gab sich stets Mühe, doch seine Worte trafen nicht immer auf Gehör! Nicht nur das, auch sein Vater starb zu dieser Zeit und er, der ungeschult im Umgang mit all jenem war, musste auf einmal in diese großen Fußstapfen treten! In der Welt lief alles durch die perfiden Pläne Van Zephyrs drunter und drüber, und all dies war zu viel um von ein paar Jugendlichen Halbstarken gestemmt zu werden..“
      Der Griff Rens lockerte sich leicht, doch seine Meinung blieb unverändert. „Nicht nur er hatte es schwer... Ich weiß weshalb du hier bist, aber ich möchte dich auf eine Sache in euren Plan hinweisen. Mir ist es gleich ob ihr mich verfolgt, doch sollte Rei es sein der versucht mir zu folgen um Van Zephyr zu stellen und für seine Sünden Buße zu tun, sei dir gewiss was in der Akasha Chronik steht. Ich werde derjenige sein, der Rei tötet... Wenn dir also das Leben deines Gatten lieb ist, dann halt ihn davon ab und versichere ihn das auch Anorias Leben in Gefahr ist insofern sie mir mir folgen sollte. Ich werde diese Rechnung mit Van Zephyr allein begleichen, denn nur ich bin derjenige der dazu in der Lage ist!“
      „Ren...“, die Augen des Mädchens wurden schmaler, bevor sie sich erhob und zur Tür lief. Der Blick des Mannes wandte sich inzwischen zu seinen Waffen und ein weiteres Mal stoppte sie, mit ihren Augen zu ihm gerichtet. „Wann kam es dazu das du begannst dich selbst als ein Monster zu sehen? Auch du bist nicht an den Massaker in Canard Schuld... Es ist nicht nur deine Bürde, die du zu tragen hast... Ich meine, ihr wart einst Freunde... Nicht wahr?“ In der Hoffnung auf eine Antwort des Mannes, verharrte das Mädchen mit ihrer Hand am Türknauf, doch verkrampfte diese und biss sich verbittert auf die Unterlippe als dieser sie ignorierte und sich nun erneut um die Überarbeitung seiner Waffen kümmerte. Sophelia verließ den Raum und begab sich auf direktem Wege zurück zu Lux ins Schloss um ihn die Worte Rens weiterzuleiten, ehe die Nacht ihr Ende fand und der Schwarzhaarige sich auf direktem Wege zum Luftschiffshangar begab. Es war ein speziell gepanzertes Schiff, mit nur wenig unterrichtete Besatzung die der Ravens Einheit angehörte und die vor Ren salutierten. Dieser schaute mit neutralen Gesichtsausdruck zu ihnen und betrat das Luftschiff, bis dieses sich nur wenige Minuten später in die Höhe begab. Ren selbst breitete sich in einem der Quartiere aus und warf einen letzten Blick aus dem Fenster zurück auf Arcadia, einen Ort aus seiner Vergangenheit, einer schlichten und vernünftigen Zeit vor seiner Mutationen zu einem Geist, einen Dämonen, einem Mörder. Dies war der letzte Schritt, auf das Ende des Buches hin, was diese Geschichte betraf und was seinen Weg betraf denn auch sein Name kam am Ende dieses Buches nicht mehr vor.
    • “Suzu! Jetzt warte doch!”, aus der Ferne hörte die junge Frau jene Dame schreien, die ihr in der Vergangenheit doch so nahegestanden hatte. In den nächsten Momenten ihrer bildhaften Wahrnehmung, steckte sie ihre Hände in ihre Armbeugen, wurde von der etwas Größeren an den Schultern gepackt und zurück auf das Anwesen von Wiseman geschleift. Der etwas verstörte Ausdruck auf dem Gesicht Hestias war Ria durchaus aufgefallen, auch wenn sie doch mehr damit bemüht war, nicht zu stolpern, während eben jene sie weiter und weiter zerrte. „Hör mal… Anoria…“, bedacht ihre Stimme nicht zu gestresst klingen zu lassen, drückte Hestia die Blonde an den Schultern um verschiedene Ecken, während sie weiterhin ein undefiniertes Ziel ansteuerten. „Ich erlaube mir nicht Richterin zu spielen… oder möchte dir irgendetwas einreden… es ist genügend passiert in den letzten Tagen und Wochen, was deine Welt erschüttert hat… ich möchte mir gar nicht ausmalen, was genau… wie ihr getrieben wurdet, als wäre der Teufel persönlich hinter euch her…“, ihre Wörter klangen gepresst, fast schon gezwungen, als würde ihre Zunge schwer in ihrem Munde ruhen und sie Schwierigkeiten dabei hatte, das Richtige zu sagen. Ein scheuer Seitenblick huschte von Ria auf ihre einstige Freundin, als sie den Namen in den Mund nahm, der sie ein Leben lang, seit sie denken konnte begleitet hatte, sich nun aber so fremd und ungewollt anhörte. Ihre glatte Stirn kräuselte sich in unliebsame Falten und ihr schwacher Blick rutschte wieder auf die steinernen Fliesen vor ihr hinab. „Aber… so… in diesem Zustand, bist du niemanden eine Hilfe… weder dir, noch Ren, noch dieser Welt… ich kenne dich wohl besser als du dich im Moment selbst, also bitte ich dich mir für den Moment einfach zu vertrauen und dich verdammt noch mal zu beruhigen, ja? Du benimmst dich schlimmer als ein kleines Kind, welches gerade in der Trotzphase feststeckt, Herr Gott nochmal! Das kann ja wohl nicht so schwer sein, mal wieder rational zu denken oder hab ich dir nichts beibringen können? Wer zur Hölle bist du? Ein jammerndes, schreiendes Baby oder eine vernünftige Frau, die endlich mal ihre Scheiße auf die Reihe bekommt und für sich einsteht! Verstehen wir uns?!“, Hestias Griff um ihre Schultern wurde fester, fast schon, als würde sie kein Nein akzeptieren. Aber Ria nickte bloß abgehakt. Welche Wahl hatte sie eben?

      Hestia führte sie vor eine kleine Waschkammer, drückte ihr Handtücher und frische Kleidung in die Arme. Ihr mitleidiger Blick hang am, von Blut, Dreck und Schwäche durchtränkten Körper der Goldäugigen. Seufzend verschränkte sie die Arme vor ihrem Oberkörper. „Geh dich waschen und zieh dich um. Ich warte hier.“, sie nickte in Kammer hinein, aus welchem warmer Dampf strömte. Ria sah sie noch kurz wortlos an, tat aber dann wie ihr geheißen. Als sie wieder ans bereits dämmernde Tageslicht trat, fand sie Hestia in der Hocke an einer steinernen Säule lehnend, die Unterarme auf den Knien abgelegt, sodass sich die Handgelenke überkreuzten. In ihren Händen hielt Hestia ein kleines Päckchen von Verbänden. Ihren spähenden Blick hatte sie gen Himmel gerichtet, auf welchem sich einzelne, kleinere Wolken abzeichneten, die in sattes Orange getaucht wurden. Es war Ria ein Rätsel, warum eine derart wichtige Person einfach so aus ihrem Gedächtnis, aus ihren Erinnerungen, verschwinden konnte. Nun, sie hatte ja auch keinerlei Memoiren an ihr Leben vor… „Anoria“. Ein leises Seufzen entkam der jungen Frau, jedoch laut genug, um den Kopf von Hestia in Bewegung zu setzen. Sie stellte sich mit einem Ächzen auf die Beine. „So… jetzt kümmern wir uns noch um deine Verletzungen… und dann schläfst du dich mal aus. Du siehst aus wie ein Geist…“, auch wenn ihre Worte tröstend klingen sollten, so konnte die Blonde keinen Trost darin finden. Wie ein Dackel trottete sie der Dunkelhaarigen hinterher, die sie in ein weiteres kleines Zimmer führte. Es zierte dieses nur ein Bett und ein kleiner Beistelltisch, auf dem eine kümmerliche Kerze stand. „Setz dich…“, danach folgte eine kurze Prozedur, um die schlimmsten Wunden ihrerseits zumindest solange zu versorgen, bis sie verheilt waren.

      „Und fertig…“
      , mit diesen Worten schlug Hestia die Schlaufe des Verbandes an ihrem Arm ein und sah Ria im nächsten Moment direkt in die Augen. Die Blonde erwiderte diesen Blick etwas überrascht. Eine kurze, angespannte Stille baute sich zwischen den Frauen auf. „Hör zu… wenn du Ren folgen möchtest… dann werde ich dich nicht aufhalten… du bist alt genug, um zu wissen, was richtig und falsch ist…“, ein verschmitztes Lächeln legte sich auf die Züge der Frau vor ihr, doch wich sie Ria im nächsten Moment aus den Augen und sah zu Seite hinab. „… ich hätte nur gern, dass du überlebst… du musst erst zu dir finden, um deine Kraft wieder kontrolliert einsetzen zu können…“, Hestia hatte ihre Augen zusammengekniffen, als sie die tief braunen Augen, die einen bernsteinfarbenen Stich besaßen, wieder auf sie richtete. Instinktiv hatte Ria vorher ihre Hände nicht herum gedreht um ihr die grauen Adern ihrerseits nicht zu zeigen. Aber vor ihr saß eben kein gewöhnlicher Mensch. Sie las die junge Logos wie ein Buch und als hätte sie eben auch Einblick in ihre Gedanken, entkam Hestia ein hüstelndes Lachen. „Ach bitte, versuche erst gar nicht, deine Arme zu verstecken… ich hab‘ das schon mal an dir beobachtet… damals, wie du noch relativ kurze Zeit in der Obhut des Meisters warst… du warst so frustriert darüber, dass du dein Feuer nicht beherrschen konntest, dass du beinahe explodiertest. Ich konnte dich gerade noch so beruhigen… aber auch zu diesem Zeitpunkt, begann der Urgeist in dir, die Oberhand zu gewinnen… und dass, Suzu, dass musst du zu verhindern wissen. Denn sonst verzehrt er dich…“, ohne sie zu berühren, zeichnete Hestia mit ihrer Fingerspitze die graue Linie an einem von Rias Armen nach und lies ihre Stirn in nachdenkliche Falten fallen. „Wie… wie hast du mich damals… naja… beruhigt?“, sie klang wie ein verletztes Kind, dass durch jahrelange Unterdrückung das Vertrauen in sich selbst verloren hatte und sich somit nicht mal mehr das Recht zu sprechen zu sagte. „Oh… ich hab dich auf übelste beschimpft... noch schlimmer als vorher eben... bis ich merkte, dass dich das nur noch mehr aufregte… aber irgendwas daran hat gewirkt… denn danach hast du es selbst geschafft…“, Hestia zuckte mit den Schultern und stand auf. Sie griff unter die weiten Schichten des Rock-ähnlichen Überwurfs, der an ihrem Hosenbund befestigt war und zog Rias Zeremonienschwert hervor. „Das wirst du brauchen… mach´s gut.“, auch wenn Ria nichts dergleichen ausgesprochen hatte, ihrem Freund zu folgen, so spürte die Ältere doch ziemlich gut, wie sie sich im Innersten entschieden hatte. Anoria schenkte Hestia noch ein kurzes Lächeln. Sie kehrte sich zum Gehen und bevor ihr großgewachsener Körper durch die Tür verschwand, war es Ria, die ihr ein leises „Danke.“, entgegenbrachte. Hestia stockte kurz, klopfte mit einer Hand gegen den hölzernen Rahmen und war dann durch jenen verschwunden. Ria aber blieb noch ein paar Augenblicke länger im düsteren Raum sitzen, nur um sich ihrer Aufgabe bewusst zu werden, die nun vor ihr lag.



      1 Stunde später…

      Mit festem Blick sahen die goldenen Augen der jungen Frau auf das monströse Luftschiff vor ihr. Ria hatte beinahe vergessen, dass diese Dinger wirklich groß waren. Sie ähnelten jenen, die auf dem Wasser zuhause waren in den meisten Faktoren, nur, dass statt den Segeln und Masten ein riesiger Ballon das Deck zierten. Der Wind trieb sich in Wellen durch die Stadt des Wissens, wirbelte Staub und Blätter zu ihren Füßen auf und schob sich blähend unter den dunkelgrauen Mantel der jungen Frau, worauf die Kapuze, ähnlich dem Ballon auf dem Luftschiff vor ihr, aufgeplustert wurde und sich wie von selbst von ihrem Haupt erhob, nur um dann schwach in ihren Nacken zu fallen. Die blonden Haare lagen ihr gekürzt am Kopf, reichten ihr nur mehr bis zu den Schultern, weswegen es der jungen Frau eine Gänsehaut über den Körper jagte, als sich die Frische der kühlen Brise in ihren Nacken legte. Daran musste sie sich wohl noch gewöhnen. Es war kein leichter Schritt gewesen, sich die Haare abzuschneiden… das gestand sich Anoria ein. Aber sie fühlte sich weder wie Ria, noch wie Suzume… sie war keiner der beiden einzelnen Personen zugehörig, aber doch beide gleichzeitig. Ein geeigneter Mittelweg war also, sich diesem Umstand anzupassen. Fest entschlossen war sie aufgebrochen, hatte die Beine in die Hand genommen, um aus den schützenden Wänden des Wiseman auszubrechen und wurde mit ihrem Nicht-Wissen über Arcadia wieder in die Realität zurückgeworfen. Sie hatte für eine Strecke von vielleicht 15 Minuten, eine gute dreiviertel Stunde gebraucht… das Nachfragen bei den Einheimischen nicht zu vergessen… und doch war der Hafen für Ria nicht auffindbar gewesen. Bis jetzt. Und jetzt, wo sie am Ziel war… wusste sie noch nicht mal, wohin sie fliegen sollte, um Ren nachzukommen.

      „Hab ich´s mir gedacht, dich hier zu finden…“, eine ihr sonderlich bekannte Stimme erklang in ihren Ohren. Ria kehrte sich um, nur um in das scheinbar gezwungen lächelnde Gesicht Rei´s zu blicken. Ihre Augen wurden groß und sie konnte sich ein kurzes, breites Grinsen, dass von mehr Erleichterung und Dankbarkeit strotzte, als es sonst je passiert wäre, nicht verkneifen. „Rei!“, die langen Schritte, die er machte, um auf die junge Frau zu zugehen, überbrückte Ria mit einigen kurzen in eben seine Richtung. Sie erkannte seine großgewachsene Statur, das stolz erhobene Haupt, den wärmlichen Blick, den langen Umhang, der um seine Schultern lag und zu seinen Beinen flatterte. Es gab ihm ein königliches Auftreten und Ria stockte, als sich plötzlich Lichtblitze in ihre Augen legte, die Rei als jemand anderen darstellten, während er so auf sie zuschritt. Das schneeweiße Haar leuchtete im Sonnenschein, die stahlblauen Augen in seinem Gesicht strahlten hervor… aber hielt die Täuschung nur für zwei Sekunden, wenn überhaupt und Ria erblickte wieder das Antlitz des bekannten braunhaarigen jungen Mannes. „Was… Rei…“, für einen Moment war die Blonde zu verdattert um außer Missverständnis keine andere Regung in ihrem Gesicht zu lassen zu können. Doch fing sie sich schnell wieder, als der junge Mann ihr auf Augenhöhe nah gekommen war. Er musterte sie kurz und zog dann eine Augenbraue kraus, als er ihre veränderte Erscheinung erkannte. „Wir haben uns einen Tag nicht gesehen und du schneidest deine Haare?“, er schmunzelte, ob des Unwissens, dass Ria bereits wusste, wer sie ist und einst gewesen war, weswegen seine Augen sich bei ihren nächsten Worten weiteten und seine Miene kurz erstarrte. „Ja ich weiß… ich muss mich auch noch daran gewöhnen… ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einst so kurze Haare hatte… dass kitzelt doch überall…“, als wollte sie den Umstand unterstreichen griff sie sich an den Hals und kratzte sich an der Stelle, die von ihren Haarspitzen bedeckt war. Hatte er bemerkt, dass sie eben nicht ganz… anwesend war? Kurz noch herrschte Stille zwischen den beiden, bis Rei wieder das Wort ergriff. „Du willst also Ren nach, oder?“, er trat näher an sie heran und lies den zusammengekniffenen Blick auf das Luftschiff schweifen, auf welchem Männer herumturnten und es für das demnächst anstehende Ablegen vorbereiteten. „Ja. Er… er ist nicht er selbst… etwas in ihm… etwas… oder jemand hat ihn verändert… er lebt in einer Manie. Ich… habe einfach Angst, dass er blindlinks in seinen Tot rennt…“, Ria versuchte nicht zu angestrengt zu schlucken und folgte Rei´s Blick. „Auch wenn ich nicht weiß, wohin er aufgebrochen ist… wobei ich mir das schon denken kann…“, setzte sie leise murmelnd hinten an und verzog eine schmerzliche Grimasse. Ria griff in ihren Nacken und streifte sich die Kapuze wieder über, nur um im Schatten dieser, für einen Augenblick die vor Müdigkeit flatternden Lider zu schließen. Sie hörte, wie erneut der Wind durch die Gassen sauste, sich heulend um die Taue und Leinen der Luftschiffe wandte, das Laub am Boden raschelnd vor sich hertrieb, wie ein Schäferhund die Schafsherde. „Aus welchem Grund bist du hier Rei?“, ruhig stellte sie die Frage, an ihren einstigen Begleiter, dessen Identität ihr nun aufgeschlüsselt, aber nicht beantwortet, vor dem hypothetischen Apothekertisch der Wahrheit lag. Er seufzte kurz und Ria spürte, dass sich sein Blick, seitlich auf sie hinab legte. „Als wüsstest du das nicht bereits…“. Ihre Mundwinkel schoben sich zaghaft nach oben und ein tatenfrohes Schnauben entkam ihr. So bewahr es sich, dass Rei und Ria in das nächste Luftschiff stiegen und dem Weg ihres, in Emotion und Geschichte verlorenen Freundes, folgten.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Brüder
      „Hier bist du also..“, ertönte es im stillem Ton aus dem Hintergrund zwischen den aufwirbelnden Baumkronen, deren Blätter heimlich im Wind wogen. Ein junger Mann mit weißem Haar, auf den Knien vor einem Grab an einem Schrein die Hände ineinander faltend, öffnete seine himmelblauen Augen und erhob sich zum Stand. Sein Blick wandte sich über seine Schulter hinweg zu der Person, die sie aus der Ferne ansprach und näher zu kommen schien. „Ich vermute Sophie hat dir ausdrücklich verboten dein Zimmer zu verlassen. Allerdings dachte ich mir schon, dass du dich nicht daran halten wirst.“ Ein Schmunzeln entwich der Person, die sich schnell als Lux entpuppte und vor seinem jüngeren Bruder stoppte. „Verzeih mir Lux...“ Etwas niedergeschlagen, wandten sich die himmelblauen Augen zu Boden während sein Gegenüber voranschritt und vor dem Grab auf die Knie fiel. Auch Lux faltete nun seine Hände ineinander und schloss für einen kurzen Moment seine Augen, bevor er wieder zu Ray hinauf schaute. „Wie könnte ich dir so etwas übel nehmen, wo doch heute ihr Todestag ist. Dabei kanntest du sie nicht einmal..“ Ray sah erneut ertappt zur Seite und vernahm erneut das Schmunzeln seines Bruders, ehe die beiden sich auf die Treppen des Schreines niederließen. „Wie war sie so?“ Rayleigh hatte seine Hände ineinader verschlossen und stützte seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab, während seine sich untere Gesichtshälfte hinter eben jenen Händen verbarg. Lux hingegen, hatte ein Bein auf der oberen Treppenstufe angewinkelt, das andere nach unten durchgestreckt und seine Hände neben seinen Körper stützend nach hinten gestemmt. „Mutter?...“ Sein Blick wandte sich in den Himmel und seine zuvor neutralen Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. „Wie beschreibe ich sie am Besten? Die ehemalige Königin war eine elegante, eher schmächtig wirkende Frau mit einem festen Willen der jedem in den Boden stampfte, welcher sie für eine schwächliche Frau abstempelte. Schon seit ihrer Kindheit kämpfte sie mit einer Lungenproblematik, doch trotz ihrer Gebrechen strahlte sie Stärke und Zuversicht aus, die selbst die Macht unseres Vaters in den Schatten stellte.“ Überrascht schaute der jüngere der Beiden zu seinen Bruder und ließ seine Hände auf seinen Schoss fallen. „Etwa so wie Sophie?“, doch als er diese Worte aussprach bemerkte man wie Lux peinlich sein Gesicht verzog. „Nun... Ich würde meine Verlobte nicht zwingend mit meiner Mutter vergleichen, aber im indirekten Sinne wirst du wohl Recht haben. Aber wirke ich wirklich so, als würde ich unter ihrer Fuchtel stehen?“ Mit einem schlichten Nicken und einem breitem Grinsen erwiderte der jüngere Bruder der Aussage seines Bruders und beide fingen an zu lachen. Etwas Zeit wich dahin und während die Brüder den klaren Himmel beobachteten und den Geräuschen des Waldes lauschten, sprach Ray das nächste Thema an. „Dieser Logi scheint ein aufrichtiger Mann zu sein.. Während der Treffen unseres Vaters mit den anderen Lords des Erdenlandes, erkannte man stets die bösen Absichten eben jener... Vor allem ihre Schleimerein waren widerwärtig. Aber bei Logi habe ich das Gefühl das er ein guter Herrscher werden könnte und die Meinung vieler beeinflussen, vielleicht sogar zum Guten wenden könnte. Hoffentlich nimmt dann diese Diskrimination der verschiedenen Klassen und Völker ein Ende..“ Lux hörte seinem jüngeren Bruder aufmerksam zu und wartete ab, bis dieser seine Aussagen beendete um ihn eine genügsame Antwort zu liefern. „Dann hast du es also auch bemerkt? Ich spiele mit dem Gedanken mit ihm zusammen einen friedvollen Kontinent zu entwerfen in dem sowohl Revenus, Logos als auch wir Eos in Eintracht miteinander leben können und all Zwietracht in Winde verweht wird. Für diesen Zweck möchte ich ihn zum ersten König des Erdenlandes ernennen und ein Gesetz erschaffen welches die Sklaverei abschafft. Ich bezweifle jedoch das die anderen Lords so etwas auf sich sitzen lassen, also wird es wohl oder übel zu Raufereien kommen. Sobald wir jedoch alle die gegen diesen Plan sind beschwichtigt haben, möchte ich zur Probe eine Stadt erbauen lassen in der von allen 3 Völkern freiwillige Personen eine Gemeinschaft gründen und der Welt zeigen das wir alle keineswegs verschieden sind!“ Zufrieden nickend schaute Ray aus seinen Augenwinkeln heraus zum Grab hinter sich und danach in den Himmel hinauf. „Mutter wäre von diesen Plan mit Sicherheit mehr als angetan und Vater wäre stolz auf dich. Ich wünschte auch ich könnte etwas erreichen, doch meine Erkrankung wird einfach nicht besser...“ Ray zog seinen rechten Ärmel nach oben und entblößte die seinen komplett von Schwärze heimgesuchten Arm. Nun verzogen sich bei dessen Anblick die Mundwinkel seines älteren Bruders nach unten und er ballte seine Hand zur Faust. „Ich finde ein Heilmittel, Ray. Das verspreche ich dir! Bevor ich auch nur einen von meinen Plänen beginne, werde ich einen Arzt gefunden haben der sich mit diesen Fluch auskennt!“ „Ist schon gut, Lux..“, entgegnete es der Weißhaarige junge Mann leicht verbittert während er seinen Ärmel wieder nach unten zog und die Schwärze damit verdeckte. „Ich möchte solange wie ich lebe einfach eine Hilfe für dich und für Arcadia sein. Es liegt mir fern mir einen Namen zu machen oder aus deinen Schatten herauszustechen, mein einziges Verlangen ist es dir möglichst deine Last abzunehmen damit auch du dich um deine Idealen und vor allem um deine Freunde und Familie kümmern kannst. Da ist schließlich jemand der deine Hilfe benötigt, nicht wahr?“ Ertappt weiteten sich die Augen Luxs bevor dieser seine gewohnte Fassung einnahm und sein Kinn auf seinen angewinkelten Arm stützte. „Du hast uns also belauscht? Ich sollte wohl doch etwas strenger mit dir umgehen!“
      „Noch strenger als mich ständig wegzusperren?“ Ein ungewöhnliches Geräusch entwich den König während er diese Worte hörte. „Es ist zu deinem Besten..“, entwich es diesen sich verteidigend bevor er den ersten Blick seines Gegenübers vernahm. „Folg ihm! Diesen Freund der deine Hilfe braucht. Ich werde mich hier um alles kümmern und solange Sophie auf mich aufpasst, brauchst du dir keine Gedanken um meine Gesundheit zu machen!“ Lux entwich ein Seufzen, bevor dieser sich durch die Haare wuschelte und sich nach hinten auf den Boden warf. „Du bist unserer Mutter wirklich viel zu ähnlich... Schätze ich sollte dich wirklich nicht so auf die leichte Schulter nehmen und dir mehr Vertrauen entgegenbringen. Verzeih mir bitte falls ich stets ein schlechter älterer Bruder war.“
      „Macht nix, dafür werd ich für Soleil ein besserer werden und aus deinen Fehlern lernen!“, entgegnete Ray es mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und schaute zu dem enttäuscht wirkenden Gesicht des Weißhaarigen hinab. „Ich warne dich, wenn du meinen Sohn irgendeinen Blödsinn beibringst dann sperr ich dich in einen Turm ein, von dem du nicht abhauen kannst!“ „Wie grausam!“ Beide lachten und unterhielten sich weiter Beschwerdelos in ihrem gewohnten Ton, bis der Abend anbrach und Sophelia, Ren besuchte um ihn in die Pläne einzuweihen. Lux beauftragte Veriae damit ein Auge auf Rayleigh, Sophelia und Soleil acht zu geben und begab sich am nächsten Morgen zum nächstgelegenen Luftschiff, verkleidet um nicht aufzufallen, an dem Anoria ihn bereits erwartete.

      2 Tage vergingen und die Reise zum Schlund der alles voneinander trennte, begab sich zum Ende hin. Innerhalb des Abyss befand sich ein Nistplatz für gigantische Kreaturen, Monster die bislang unter Entdeckern als `Leviathane´bekannt waren und die Erforschung als schier unmöglich gestalteten. Diese Schlangenähnlichen Monstern verstanden es Luftschiffe zu zerstören und sich aus ihren Bestandteilen neue Nistplätze zu konstruieren und auch jenes in welchem sich Ren befand sollte nicht von den wilden Angriffen verschont bleiben. Jedoch gelang es ihnen nur die Aufmerksamkeit eines Leviathans auf sich zu ziehen und obwohl das Luftschiff schwere Schäden von sich trug, schossen sie das Monster nieder. Im Zweck einer Bruchlandung blieb ihnen nix anderes übrig als in einem weiteren Nistplatz der Leviathane zu landen. Während die Soldaten sich verzweifelt versuchten gegen einen weiteren Leviathan zur Wehr zu setzen, beschwor Ren sowohl Conception als auch Deception und vernahm aus in der Ferne eine Öffnung im Gestein. Als der Schwarzhaarige widerwillig mitansehen musste wie einer nach dem Anderen seiner Gefährten von dem gigantischen Biest verschlungen wurde und der Geruch des Blutes weitere anlockte, entschied er sich die Soldaten im Stich zu lassen und seinem Ziel seine Schwester zu finden Priorität zu geben. Obgleich die Soldaten verzweifelt um Hilfe schrien, entfernte sich der junge Mann festen Willens von ihnen die qualvollen Schreie ignorierend und dicht gefolgt von einem Leviathan seine blutbesudelten spitzen Zähne offenbarte und bedrohlich nah kam. Mit einem kräftigen Satz nach vorne und einer Rolle in die Höhle hinein vernahm der Schwarzhaarige schwer keuchend mit dem Rücken an eine Felswand prallend wie der gigantische Kopf in der Öffnung festzustecken schien und verzweifelt versuchte sich mit zappeln und winden zu befreien. Blizschnell richtete er Deception auf jenes Monster und schoss mehrere schwarze Sphären auf jenes bis dessen Kopf eine Struktur von Schweizer Käse vorwarf. Weiterhin waren die Schreie des Kampfes zu vernehmen, doch auch die verzweifelten Versuche sich zu befreien zogen schwere Folgen mit sich und mit einem leichten Beben bröckelte das Gestein, das Haupt des Monsters unter sich begrabend und die Höhle zum Einsturz bringend. Schnell nahm der junge Mann seine Beine in die Hand und lief weiter in die Höhle hinein, zu einem Loch gelangend in welches er ohne nachzudenken hinein sprang und im Fall schleunigst aus seiner Tasche ein Projektil kramte, welches er in Conception lud um schleunigst mit mehreren Schüssen eine Bahn aus erschaffenen Barrieren zu schaffen, die ihn unsanft landen und den restlichen Weg in die Tiefe rutschen ließ. Je schmaler der Abschnitt der Höhle wurde, desto schneller musste Ren umdenken und nicht lange dauerte es bevor er von der Barriere abspringen musste um sich an einen der Felstrümmer festzuhalten. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er seinen Puls wieder in den Begriff zu bekommen und sah sich in der Umgebung um. Die gegenüberliegende Wand war nicht weit von ihm entfernt und mit viel Glück könnte er schnell von Wand zu Wand springen um auf den Boden zu gelangen. Ein kurzes Schließen seiner Augen genügte um ihn auf höchste Konzentration zu bringen und während er sich in enormen Tempo von Felswand zur Felswand bewegte, schien unklar alles andere um ihn herum zu ergrauen, die Verlangsamung der Zeit um sich herum deutend. Im letzten Abschnitt, stoppte jedoch plötzlich seine Beschleunigung und ließ ihn unsanft auf den Boden landen. Für eine Weile blieb der junge Mann dort liegen, ehe er sich aufrappelte und seinen Rücken rieb. Mit der Zunge schnalzend erhob er sich vorsichtig zuerst auf die Knie und danach langsam in den Stand, seinen Körper nach Brüchen begutachtend die er aufgrund seines Adrenalinschubs nicht wahrnehmen könnte. Glück im Unglück, befanden sich nur einige Schürfwunden an seinem Körper und keine ernsthaften Verletzungen, sodass er schon nach einigen Minuten der Ruhe um wieder runter zu kommen seinen Weg in die Tiefe fortsetzen konnte. Mehrere Stunden des Wanderns verdeutlichten schnell die Knappheit des Sauerstoffs innerhalb der Höhle und nur mit Mühe konnte der junge Mann seine Atmung aufgrund seiner Ausbildung von damals regulieren, bis irgendwann ein Licht am Ende des Tunnels war. In der Ferne vernahm Ren eine gigantische Säule die sich um ein riesiges Schwert befand und dieses dem Anschein nach wie eine Schwertscheide gefangen hielt. Sein Blick wandte sich den Abgrund hinab und vernahm wie eine Gestalt einen Jungen mit unzählbar vielen Bandagen zu Boden warf und ein Mädchen zu diesen rannte und sich zu ihm niederkniete. „VAN ZEPHYR!!“, brüllte der Schwarzhaarige dessen Stimme in der gigantischen Kluft widerhallte und den Grauhaarigen Mann unbeeindruckt hinaufschauen ließ. Ren erkannte auch aus der enormen Entfernung heraus die dreckige Visage seines Widersachers und knirschte mit den Zähnen, schon jetzt dem Zorn nachgebend der sich in seinem Herzen widerspiegelte.

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    • Erneut umgaben seine Arme pechschwarze Male, die sich bis in sein Gesicht zogen und sowohl seine Hände als auch seine Füße in einer anderen Gestalt ummantelten. In einem enormen Tempo, stürzte der Schwarzhaarige die Klippe hinab und tauchte vor Van Zephyr auf, seine pechschwarze Klaue gegen seinen monströsen Arm stemmend, während die Teufelsbeine Rens den Sturz seines Körpers wie eine Feder am Boden dämpften. „Sieht aus als wäre das letzte Puzzleteil nun auch vor Ort!“ Ein breites Grinsen legte sich über die Lippen des Grauhaarigen Mannes, kurz bevor er Ren nach hinten stieß und dieser über den schlitterte bis er zum Halt kam. Mit geweiteten Augen vernahm Chaika die Verwandlung seines Bruders in einen Teufel und bekam Flashbacks von ihrem vorherigen Ich in der Einrichtung in welcher Ren zu unzähligen Experimenten gezwungen wurde und sich stets um das Mädchen mit den Namen ´Lilly´ kümmerte wie um seine eigene Schwester. „Bruderherz..“, entwich es dem Mädchen leise, während sie zaghaft ihre Hand zu ihm ausstreckte und dieser mit seinen rot aufglühenden Augen zu ihr hinter starrte. „L-Lilly...“ Das schwarze Pech blätterte von seinem Gesicht ab, seine Augen weiteten sich und aus seinen Augen tropften die Tränen zu Boden. „L-Lilly bist du es wirklich?“ Ein sanftes Lächeln entwich seinen Lippen bevor er sich zu ihr umdrehte und nun auch seine Hände wieder ihre ursprüngliche Gestalt annahmen. „Endlich habe ich dich gefunden...“, doch ihr Wiedersehen wurde von einer schrecklichen Gestalt im Hintergrund unterbrochen das sich in Gestalt eines Schatten hinter Ren aufbäumte. Das Mädchen schrie mit Tränen in den Augen ihren Bruder an. „PASS AUF!“, doch ihre Worte kamen zu spät und der gigantische verformte Arm Van Zephyrs drückte den Schwarzhaarigen zu Boden, ihn jegliche Luft und Freiheit abdrückend. Verzweifelt versuchend sich zu befreien, zappelte der junge Mann umher und versuchte vergeblichste seinen Körper ein weiteres Mal zu beschleunigen, was lediglich in dem Auskeuchen vom Blut endete. „HÖR AUF DAMIT!“, schrie es das Mädchen verzweifelt aus, ehe es die blauen Schmetterlinge der Barriere aufscheuchte, die wild in der Umgebung umher flogen und alles in Luft auflösten mit dem sie in Berührung kamen. Aus dem Boden griff eine Hand, die den Boden erschaudern ließ und das Gestein über sich im großen Umkreis zerbarstete. Die Schmetterlinge die ihn dabei halfen, verpufften lediglich, bis aus den Trümmern ein Mann stieg dessen rechte Wange schon vollends verfault zu sein schien. Die bleiche, Schwarzhaarige Gestalt stand vorerst in einer gebeugten Gestalt vor Ort und richtete sich mit knackenden Knochen wieder auf, jegliche Verrenkungen seiner Arme und Beine schleunigst wieder einrenkend und mit seinen leeren, roten Augen zu Chaika und den noch immer bewusstlosen Aslan blickend. Die zerfetzten Klamotten flogen durch die Luft, als die Gestalt urplötzlich im enormen Tempo neben Van Zephyr auftauchte und ihn von seinen verunstalteten Arm befreite. „Eine wandelnde Leiche?..“, ertönte es ungläubig und verschreckt von dem jungen Mädchen bevor nun auch Aslan langsam blinzelnd seine Augen öffnete und sich sehr langsam von Chaika gestützt aufsetzte. Als er die Gestalt vor sich erblickte, weiteten sich seine Augen und sein goldenes Auge begann zu glühen. „Dieser Mann... Ist Galahead.. Urgh..“, ein stechender Schmerz durchstieß seine Seite und er fasste sich schleunigst an diese. „Galahead?“ Der Schwarzhaarige nickte und hielt sich die Hand vor sein goldenes Auge. „Galahead, der Held der Revenus, die Leibgarde der weißen Hexe, welche sowohl für die Gründung Canard´s als auch für das Ende der großen Säuberung gesorgt hat. Mili, das Orakel der Zeit!“ Vor Schreck schreiend versuchte Van Zephyr sich unterdessen vor den gnadenlosen Angriffen Galaheads zu schützen, den er schon unlängst als Tod geglaubt hatte. „Wie kann es sein das du noch lebst?! Ich habe dich und diese elende Hexe umbringen lassen!“ Doch unbeantwortet bombardierte der verfluchte Untote weiterhin den Grauhaarigen Mann der sich stets als Überlegener sah und zum ersten Mal in seinem bisherigen Leben geschlagen schien. „Warum beschützt er uns?“, entwich es dem Mädchen verwirrt bevor sie realisierte das Ren leblos am Boden zu liegen schien und sich schleunigst zu ihn zu rennen schien. „Wüsste ich auch gern“, entwich es den Schwarzhaarigen lediglich während er vernahm wie das Mädchen verzweifelt an den Schwarzhaarigen rüttelte und seinen Kopf auf ihren Schoss legte. Tränen tropften von ihren Augen hinaus auf das Gesicht des jungen Mannes dessen schwarzen Haare nun fast vollends weiß verfärbt waren und nur ein Auge des jungen Mannes öffnete sich schlagartig, die rote Farbe abblättern und einen goldenen Ton darunter hervorhebend. Der junge Mann erhob sich und begutachtete den Kampf vorerst, bevor er sich zur azurblauen Säule wandte. „Nero?“ Die Person die eigentlich den Körper von Nero, doch das Herz von Ren barg reagierte nicht auf diesen Namen und wandte sein Blick zu Aslan, der noch immer verletzt am Boden lag. „Was ist?“, entwich es von diesen lediglich zynisch, bevor sich Ren auf den Weg zu diesen begab und vor ihn stoppte. „Nein..“ Was nun folgte war zu grausam um es auszuschreiben, denn der junge Mann beugte sich zu seinem Gegenüber hinunter und entfernte ihn jenes goldene Auge, um es mit dem eigenen zu tauschen. Qualvoll krümmte sich Aslan am Boden, der aufrund seiner körperlichen Verfassung nicht viel entgegnen konnte und Chaika die versuchte Ren von seinen Vorhaben abzuhalten wurde lediglich unsanft zur Seite gestoßen. Chaika rappelte sich aus ihrer misslichen Lage wieder auf und schaute den Weißhaarigen an, während sie vergeblichst versuchte das aus ihrer Nase tropfende Blut zu stoppen. „Wieso machst du so etwas grausames?!“ Die Person drehte sich zu dem Mädchen um und sah nun mit beiden goldenen Augen zu seiner Schwester hinab, ehe die neutralen Mundwinkel sich bewegten. „Lass mich dir eine Geschichte erzählen, während der Junge dort verblutet und der Untote sich dort um die Made kümmert. Wie konnte es zu dieser abstrakten Geschichte kommen? Hör mir gut zu, denn ich werde dir nur einmal davon berichten. Dieser Junge, dieser Körper und sowohl der Wirt selbst als auch sein Herz dienten nur einem Zweck. Der Erweckung des Schöpfers der Akasha Chronik, meiner Wenigkeit Tiadrum.“ Ungläubig versuchte das Mädchen die Worte vergeblichst zu verstehen und wurde von dem Wesen das sich Tiadrum nannte davon abgehalten zu Aslan zu stoßen. „Lange bevor die Menschen einen Fuß auf diesen Planeten setzten, gab es auf dieser Welt eine Rasse die jegliche Gattung von Tieren überragte und eine überragende Intelligenz besaßen. Die weißen Teufel und die schwarzen Teufel, sich zwar stets bekriegend doch als Herrscher der Erde und des Himmels geltend. Die Teufel behielten das Gleichgewicht der Welt bei, zumindest bis eine vollkommen fremde Gattung auf unseren Planeten hinabstürzte.“ Verwirrt über die Aussagen, entwich es den Gedanken des Mädchens sehr leise. „Hinabstürzten?“ Das Wesen begann seine Erklärung fortzuführen, während es mit seinen Zeigefinger nach oben deutete. „Es waren die Menschen, die aus dem Kosmos außerhalb unseres Planeten auf diese Welt stürzten und sich wie die Pest ausbreiteten. Sie versuchten alles in ihrer Gier zu verschlingen und für ihre Gattung zu beanspruchen und so dauerte es nicht lange bis sie sich auch gegen uns Teufel wendeten. Die weißen und die schwarzen Teufel schlossen sich zusammen um die Eindringlinge zu vernichten, doch selbst mit vereinten Kräften war es nicht möglich die Menschen vor der Erschaffung ihrer ultimativen Waffe zu vernichten. In Furcht davor von ihnen vollends verschlungen zu werden, wandten sich die weißen Teufel von den schwarzen Teufeln ab und verhandelten mit ihnen, wurden jedoch schnell von ihren abartigen Experimenten einverleibt. Die verbliebenen schwarzen Teufel zogen sich mit den weißen Teufeln die sich von den falschen Frieden abwandten in den Untergrund zurück und erschufen Kapseln in denen sie schlafen könnten, bis die Zeit voranschritt und die Menschheit sich selbst ausgelöscht hätte. Die Menschen in ihrer Dummheit, ließen ihre Ultimative Waffe jedoch auf diesen Planeten los und teilten diesen entzwei, bei dieser ultimativen Waffe handelt es sich um dieses Konstrukt, das Damokles Schwert. Durch den Aufprall des Schwertes wurde das Innere des Planeten frei gegeben und die Enigma Zellen entstanden, die plötzlich die Menschen befielen und zu der Teufelspest führten. Um sich vor der Teufelspest zu schützen, injizierten sie sich die Zellen der Teufel und begannen die Jahre hin ihren Ursprung zu vergessen, da sowohl Teufel als auch Menschen alsbald Eins wurden.“
      „Die Logos?“ Das Wesen in Gestalt Ren´s nickte und deutete mit seinem Finger zu Aslan. „Die Revenus sind die Reinkarnationen der schwarzen Teufel die aus den Kryoschlaf erwachten und aus dem Untergrund schossen um sich ihre Welt zurückzuerobern. Sie sind immun gegen die Teufelspest, denn sie sind die Wirte und Überträger deren Haare sich durch die Enigmazellen pechschwarz verfärbten. Nach dem Dahinscheiden entfliehen alle Enigma Zellen ihren Körper und breiten sich in der Luft aus um alle anderen zu infizieren, jene Wesen die jedoch einen verweilenden Willen und eine nicht vollende Aufgabe haben, enden wie diese Person dort hinten. Die Eos hingegen sind die Reinkarnationen der weißen Teufel und besonders anfällig für die Teufelspest, die sie in einem sagenhaften Tempo dahinrafft. In ihrer Suche nach Frieden, begaben sie sich erneut in den Himmel und spielten sich als die Herrscher über alles und jeden auf. Was die Logos betrifft, sind sie die Kreuzungen zwischen den verbliebenen Menschen und Teufeln, deren Experimente nicht fehlschlugen und zu solchen Ungetümen wie diesen dort wurden!“ Der Zeigefinger wandte sich nun zu Van Zephyr der von Wunden übersät war und sich nur mit schweren Problemen gegen Galahead behauptete. „Ihr nennt sie heutzutage auch Monster, wenn ich mich recht entsinne. Alles in dieser Welt entspringt dem Damokles Schwert und deshalb wird alles auch mit ihm enden! Schon seit Jahrhunderten erwarte ich diese Gelegenheit, doch mein letzter Versuch missglückte durch die Hand Milis, eurer Mutter und die Geliebte der Urgeister.“ „Unserer Mutter?“
      Der Weißhaarige deutete auf die Säule hinter sich. „Sie beschützt das Schwert und opferte ihren Körper um eine Barriere zu erschaffen die nur durch ZoA geöffnet werden kann. ZoA ist der Schlüssel der nach der Bruststätte benannt wurde, der Zone of Arcadia. Dieses Gebiet wurde von Van Zephyr erschaffen um Körper zu erschaffen die den Schlüssel bergen können um das Siegel zu lösen. Diesen Körper und deinen Körper! Doch dein Körper war lediglich der Ersatz für diesen, denn das Herz dieses Körpers schützte den Geist in ihm und ließ ihn vor seiner Bestimmung fliehen.“ Ren schützte Nero davor sich selbst zu verlieren und gab ihn die Stärke gegen seine Bestimmung anzukämpfen, doch irgendwann übernahm Tiadrum die Kontrolle über Ren und gab sich als dessen Gestalt aus um Nero seinen Weg zu weisen der zu diesen Moment führen sollte. „Nun, da ich im Besitz der Schlüssel zu Damokles bin kann ich der Menschheit ein Ende setzen und die Welt zu ihrem Ursprung zurücksetzen. So steht es im Buch geschrieben, und so soll es sein!“
      „Nein! Nero wird das nicht zulassen! Kämpfe gegen ihn an, Nero!“, doch die Worte ernteten ein vergebliches Kopfschütteln des Wesens. „Der Körper hat keine Chance gegen den Willen des Buches und einen Gott. Und das Herz wurde unlängst zerstört, somit ist die Person die du als Nero kanntest nicht mehr am Leben! Also dann...“ Der Weißhaarige wandte sich zur Barriere und lief auf sie zu, bemerkte jedoch schnell das sich etwas an sein Hosenbein klammerte. Schnell entpuppte sich dieser jemand als Aslan die Wunde an seinen Auge verdeckte und ihn einen ernsten Blick zu warf. „Sorry, aber du hast da etwas verloren!“ Der Schwarzhaarige entfernte seine Hand von seiner Wunde und umgriff Conception um den Weißhaarigen damit zu erschießen. „Ich hätte mir einen besseren Ort vorstellen können um endlich an die Pistolen zu gelangen, allerdings ist spät immer besser als Nie!“ Als der Schuss ertönte und die goldenen Augen sich weiteten, verblieb der Weißhaarige an Ort und Stelle und äußerte keine Wunden oder körperlichen Veränderungen. Stattdessen trat er den Schwarzhaarigen auf die Finger und stieß in einen Schwung die Pistole von ihn weg. Ohne den leblos wirkenden Augen des Schwarzhaarigen weiter Beachtung zu schenken, begab sich der Weißhaarige auf weiteren Wege hin zur Barriere und berührte die äußere Hülle um seine Hand nur schwer durch die erste Schicht zu stoßen. Chaika rannte inzwischen zu Aslan und versuchte sich um diesen zu kümmern, doch kam jegliche Hilfe zu spät. Die Hände die sich stets an seinen Rücken gedrückt hatten um ihn am Leben zu Halten und Trost zu gewähren streckten sich nun zu ihn auf um ihn zu sich zu holen. Aslan war froh endlich wieder mit seiner Familie vereint zu sein, wäre da nicht Chaika die schleunigst zu Conception rannte und Aslan damit erschoss um seine Wunden zu heilen. Mit einem starken Schwung des Schwertes beendete nun auch Galahead seinen Kampf mit Van Zephyr, welcher bewusstlos gegen ein Geländer fiel und wandte sich zu Tiadrum, welcher die zweite Hand durch die Barriere stieß. In schnellen Tempo stürmte er auf Tiadrum zu, der aus seinen Augenwinkeln die nahende Gefahr sah und Chaika zwischen ihn und Galahead erblickte, welche sich schützend vor Tiadrum aufbäumte. „Kämpfe Nero!“ Als Galahead zum Schlag ausholte um sowohl Chaika als auch Tiadrum entzwei zu teilen, beschwor Tiadrum Ren`s Katana und blockte den Schwerthieb zur Seite ab. Zusätzlich traten zwei weitere Personen an die Oberfläche die auf einem ähnlichen Wege in die Höhle gelangten wie Ren. „Ren!“ Die goldenen Augen wandten sich an den schwarzen Haaren vorbei und erblickten sowohl Anoria als auch Rei, die ihren Freund gefolgt waren. „Ich sagte doch das ich dich umbringen werde, wenn du hierher kommst!“ Rei zog sein Schwert und rieb sich kurz unter der Nase bevor er Ren etwas zurief. „Ich freue mich auch dich zu sehen!“ Als nächstes wandte er sich zu Anoria und begutachtete kurz die Umgebung. „Ich weiß nicht was hier vorgefallen ist, aber dieser Schwarzhaarige Typ muss wirklich stark sein wenn er Zephyr so zugerichtet hat. Dieses Mädchen dort und der verletzte Junge haben oberste Priorität, Ria! Ich lenke inzwischen Ren und den Schwarzhaarigen ab, brauche danach jedoch deine Unterstützung!“ Nachdem die Zustimmung des Mädchen´s kam stürmte Rei auf Ren und Galahead zu und ein erbitterter Schlagaustausch folgte.

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    • „Wie sagtest du, heißt unser Ziel nochmal?“, nachdem die beiden ein jeweils eigenes Zimmer auf dem Schiff bezogen hatten, war ihr nächster Treffpunkt das Geländer vor ihren Kajüten, auf welches sich die junge Frau mit beiden Armen abstütze. Gemeinsam hatten die beiden Gefährten das Luftschiff betreten, welches von Arcadia aus einen für Ria vollkommen fremden Ort anzusteuern schien. Ihr Gefährt hatte bereits Fahrt aufgenommen und steuerte nun auf den Horizont zu. Der laue Spätsommerwind zerpflückte die Haare der beiden und wirbelte sie in der untergehenden Sonne auf. Mit zusammengekniffenen Augen sah Ria über ihre Schulter zu dem Braunhaarigen, welcher sich in gewohnter lockerer Manier neben sie gestellt hatte, den müden Blick in Richtung des orangenen Feuerballs gerichtet. „Es wird ganz einfach Abyss genannt… unsere Reise wird 2 Tage in Anspruch nehmen… und mehr möchte ich dir darüber auch im Moment nicht verraten. Es…“, Rei stoppte kurz, um seine Nase zu rümpfen. „Es ist besser du siehst mit eigenen Augen, was uns dort erwartet.“ Hatte Ria doch die Neugier gepackt, so erkannte sie im Gesichtsausdruck des Herren, dass es wohl kein allseits beliebtes Thema war, über das er gerne sprach. So atmete Ria kurz durch, betrachtete Rei nur einen kleinen Moment länger, versuchte verstohlen das Blau in seinen durch und durch Aschgrauen Augen zu finden, eine weiße Strähne in dem nussigen Haar… doch umsonst. Sie gestand sich ein, dass es wohl etwas mit Suzumes Erinnerungen an ihn zu tun haben musste… da stockte sie jedoch wieder und ihr Blick wand sich von Rei ab und starrte nun in die Unendlichkeit des Himmels unter ihr. Es waren nicht die Bilder aus Suzumes Memoiren, welche ihr im Kopf rum spukten, sondern ihre eigenen, die sie im Moment noch nicht zuordnen konnte. Ihre Kiefermuskeln spannten sich an und der Umstand von eben am Hafen kam ihr wieder in den Sinn. Sollte Rei unwissend ob ihrer Person gewesen sein, so hatte Ria ihm mit ihrem Satz zuvor den Weg zur Erkenntnis geebnet… wie ein Steinmetz, der spiegelglatte Mamorplatten aus dem Berg schlug, nur um sie wenig später bis zu ihrem Verfall am Boden einzufassen. Ein frischer, fast schon kalter Windstoß überrollte das Außendeck und lies die junge Frau frösteln. „Ich bin verwirrt… könntest du dich denn nicht einfach mit deinen Flammen wärmen?“, die gedämpfte Stimme des jungen Mannes neben ihr drang an ihr Ohr. Ria zog die Schultern nach oben und konnte sich ein schmunzelndes Lächeln nicht verkneifen. „Nein… so einfach ist das dann doch nicht… schwer zu sagen…“, wieder fand ihre Hand den Weg in ihren Nacken, nur um die Muskulatur zu umfassen und ihren Hals in der Umklammerung ihrer selbst von links nach rechts zu bewegen. „Mh, dann erklär es mir doch… wir haben noch einen weiten Weg vor uns…“, das bekannte Grinsen breitete sich wieder auf seinen Zügen aus, als die Blondhaarige ihren Blick scheu aus den Augenwinkeln auf ihn richtete. Ria kam um ein belustigtes Auflachen nicht herum und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich spüre die Hitze nicht. Zumindest nicht auf meiner Haut… es ist mehr ein allgegenwärtiges Brennen in mir. Es fühlt sich an, als würde dir flüssige Glut in die Adern gespritzt werden, ausgehend von deinem Herzen. Je stärker du es zulässt, dass sich diese… Glut… ausbreitet, desto heißer und schmerzhafter wird dieses Brennen… doch verfällt man dem leicht. Damals… als ich dich und Ren vor Zephyr rettete… wollte ich gar nicht mehr hinaus aus diesem Rausch… jeder einzelne, sengende Nadelstich von unter der Haut, der nach außen dringen wollte, war plötzlich… die purste Form von Macht… und zugegebenermaßen… Spaß... auch wenn es bedeutet, dass entweder ich oder jemand anderes an ihnen stirbt.“, erschüttert über ihre eigenen Worte, die sie so frei und ungezähmt verließen, biss sich die junge Frau auf die Innenseite ihrer Unterlippe und schloss für einen Moment die Augen. Doch konnte sie auch ohne dem Kreuzen ihrer Blicke sagen, dass das zuvor so leichte Grinsen aus dem Gesicht des Braunhaarigen gewischt worden war. Ria hörte, wie sich der Körper Rei´s neben ihr wieder begradigte. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen wieder und sah, wie seine Hände neben ihr das Metallrohr des Geländers umfasst hatten. Zwar nicht zwingend krampfhaft, aber trotzdem mit einer gewissen Stärke. „Also nein… ich kann mich nicht mit meinen Flammen wärmen… sie sind einzig und allein ein Mittel zum Zweck.“, hang die junge Frau räuspernd und im Tonfall deutlich unterkühlt hinten an, als würde sie die Abscheu gegen sich selbst, ihre Kräfte und was diese aus ihr machten in jenen kleinem Satz manifestieren wollen. Nun herrschte eine drückende Stille zwischen den beiden. War es unhöflich nun in ihre Kabine zurückzukehren? Ria merkte, wie ihr die halben, schlaflosen Nächte, der Kampf gegen Van Zephyr und die Rastlosigkeit der letzten Tage immer noch in den Knochen saß. Und als hätte sie diese Dämonen beschworen, so unterdrückte die junge Frau ein schweres, aufkommendes Gähnen. Nun, als sich die letzten Sonnenstrahlen vom Firmament verabschiedet hatten und der sich stetig ausbreitenden, königsblauen Dunkelheit den Weg ebneten, nahm auch Anoria ihr Schicksal an und wollte sich mit einem „Ich… gehe mich nun schlafen legen.“, eben von Rei abwenden, als dieser sie mit einer letzten Frage davon abhielt. „Wie lange weißt du es schon…“, waren seine Worte. Keinerlei Vorwurf oder Abscheu konnte sie in jenen ausmachen. Und sie musste sich hierbei auch nicht dumm stellen, denn Ria wusste, was er meinte. So hob sich ihr Blick, welcher zuvor abgewandt auf den dunklen Planken des Bodens zu ihren Füßen gerichtet war und sah nun gegen die Tür ins Innere des Decks. „Ich schätze lange genug, um es mir erst seit kurzem auch wirklich eingestehen zu können…“, war ihre ehrliche Antwort. Ein letztes Mal, drehte sich ihr Haupt in Richtung des Älteren, doch stoppte Ria knapp nachdem sie angesetzt hatte. „Gute Nacht…“, ein ehrbarer Wunsch zur Nacht verlies ihre Lippen, sie hätte liebend gerne noch länger mit Rei gesprochen. Wieder war es die kurze ruhige Zeit, die sie nutzen sollten… aber sie wollte vorbereitet sein. Auf das was sie in diesem Abyss erwarten würde.


      2 Tage später
      Gleich nachdem sie angelegt hatten, verließen Rei und Ria das Luftschiff. Er weckte sie bereits eine Stunde zuvor, was in ihren Augen völlig übertrieben war. Natürlich, sie sollte mittlerweile an das ständige Vorbereiten und frühe Aufbrechen gewöhnt sein… aber saß der Wunsch nach Ruhe immer noch tief verwurzelt in ihrem Herzen… und eine Frühaufsteherin ist sie sowieso noch nie gewesen. Grübelnd schob Ria den Gedanken vor sich hier, ob sie damals, als Suzume noch ihr Rufname war, eine andere gewesen war, oder ob sich manche Gewohnheiten einfach nicht ablegen ließen. Doch als sich die schmiedeisernen Zähne der Planke mit einem Knirschen in den felsigen Untergrund zum Andocken bohrten, nahm Rei sogleich die Beine in die Hand und lief voran. Er hatte Ria zuvor schon gesagt, dass sie, sobald sie hier sein würden, keine Zeit verlieren durften. Und Rei meinte was er sagte. So war es an der jungen Frau ihm nun hinterher zu hetzen. Die Landschaft in diesen Breiten der Welt war eine ganz andere, als Ria gewohnt war. Die felsigen Klippen und scharfen Vorsprünge aus Stein und Schiefer, jagten sich beinahe abwechselnd übers Land und führten in verschachtelten Abgängen tiefer und tiefer in den Kern dieses Ortes. Viel Zeit sich über die Formationen, die sie umgaben, Gedanken zu machen blieb der jungen Frau sowieso nicht. Getrieben wie zwei Feldhasen bei der Hetzjagd, flogen die Beine der beiden Reisenden über den Untergrund. „Weiter! Wir müssen es bald erreicht haben!“, rief Rei in geregelten Abständen immer wieder über seine Schulter zu ihr zurück und Ria schenkte dem Glauben. Sie wusste nicht, oder besser gesagt, sie konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit verging bis sie nun endlich den Eingang in das, von ihr gedanklich abgestempelte, Loch zur Hölle erreichten. Bedacht führte Rei sie tiefer in die Dunkelheit hinein, aber erblickten beide bald das, weswegen sie hier waren. Zuerst erkannte Ria nicht viel, doch erblickte sie alsbald den gigantischen Griff eines noch viel größeren Schwertes, welches im Felsen, ähnlich dem der Arthur-Sage, steckte. Ihre Augen wurden groß, beinahe schwanden ihr die Kräfte, als Ria die Ausmaße dieses Objektes wirklich verarbeitet hatte. „Pgealkf.. Nero… Nero!“, Stimmengewirr brach sich aus der monströsen Höhle an der Decke. Ria blickte ein letztes Mal prüfend zu Rei, dessen versteinerte Miene ihr ebenso viele Sorgen machte, wie das, was sie am Fuße des Abhangs vor ihnen erwarten würde. Als sie an den Rand der Klippe traten, eröffnete sich den beiden ein Bild des Grauens. Neben dem verwandelten Ren und Van Zephyr, der im Moment eher einer mutierten Kaulquappe glich, konnte Ria kein bekanntes Gesicht erblicken. Vor den Kopf gestoßen, welches Bild sich ihr bat, war es Rei, der nun die Zügel wie so oft in die Hand nahm und delegierte.
      Nachdem der Plan nun also ausgemachte Sache war, trennten sich ihre Wege. Kurz noch sah sie Rei hinterher, doch stürzte auch Ria sich alsbald in ihre Tat und suchte eine Möglichkeit, die Klippe hinabzusteigen. Es dauerte etwas, doch hangelte sich die junge Frau erfolgreich nach unten und landete auf federnden Füßen, ehe sie sofort zu dem fremden Mädchen und dem am Boden liegenden Burschen eilte. „Ist… ist alles in Ordnung bei euch beiden?“, mehr brachte sie im Moment nicht über ihre Lippen, doch sah sie die junge Frau an ihrer Seite etwas länger an. Ihr Atem stockte kurz… woher kannte sie dieses Gesicht? Diese traurigen, aber friedfertigen Augen? Könnte es denn sein das…? „Lilly…“, alsbald dieser Gedanke in ihrem Kopf aufkeimte, so schneller vertrieb sie ihn wieder. Es spielte gerade keine Rolle. Sie musste dem folgen was Rei ihr aufgetragen hatte… und zwar die beiden in Sicherheit bringen. Ohne nun auf die Antwort des Mädchens zu warten, sprang Ria wieder auf ihre Beine. „Los! Ihr beide müsst hier raus… Rei und ich werden das Regeln… komm, hilf mir.“, auch wenn sie den verwirrten Blick der Fremden auf sich ruhen spürte, so nickte sie und half Ria doch den bewusstlosen Körper des schwarzhaarigen jungen Mannes empor zu hieven. Sie legten sich die schlaffen Arme um beider Schultern und schliffen den Körper des Fremden vom Platz des Geschehens fort. Etwas weiter entfernt fanden die beiden Frauen einen Weg, um nach oben zu gelangen. Es dauerte noch eine Weile, sie stoppten ein paar Mal, da das Mädchen eine Pause brauchte, doch schafften sie es bis knapp vor den Eingang. „So. Wartet hier und pass gut auf ihn auf… sobald das alles hier vorbei ist, holen wir euch hier raus, ja?“, Ria warf der Fremden nochmals einen hoffnungsvollen Blick zu und wandte sich zum Gehen, da erklang die dünne Stimme der Blonden. „Wirst… wirst du Ren retten?“, ihre großen Augen sahen Anoria so erwartungsvoll an, dass es ihr beinahe das Herz brach, sie nun anzulügen. So presste sie kurz ihre Lippen zusammen. „Ich werde nichts unversucht lassen…“, entgegnete Ria ihr noch kurz, kehrte dem Mädchen dann aber den Rücken zu und eilte zurück, wieder in die Tiefen der Höhle. Kaum war sie wieder am Rand der Klippe angekommen, erhob Rei seine Stimme und rief nach ihr.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Als Anoria ging und die junge Frau und Aslan am Eingang der Höhle zurückließ, biss diese sich auf die Unterlippe und schaute bedrückt zu Boden. Ihre Hände verkrampften sich in ihrem Schoß, ihr Gesicht verzog sich schmerzverzerrt, doch nicht physischen sondern seelischen Wunden weichend. Es war Angst, die sich in ihren schwachen Herzen wiederspiegelte jedesmal wenn es um Van Zephyr ging. Doch nun war es die Angst um ihren Bruder, vor kurzem erst wiedergefunden und nun den Händen entglitten. Konnte sie wirklich nichts tun? Waren ihr wieder die Hände gebunden, zugeschnürt von ihren schwachen Willen, ihrer Furcht ein Klotz am Bein zu sein oder gar zu sterben obgleich Nero dort ebenfalls sterben könnte und sie, diesen Moment an erneut vollkommen allein in dieser Welt leben und sterben würde? Einer der blauen Schmetterlinge, welcher ihr gefolgt war, wanderte an ihrem Gesicht vorbei und wog um ihren Körper, kurz vor ihr stoppend. Chaikas Blick erhob sich leicht und ihre geröteten Augen, starrten auf den blauen Schmetterling. Ihr Griff lockerte sich von ihrem Kleid und ihre rechte Hand begab sich erst locker, dann mit leicht ausgestreckten Zeigefinger nach vorn, den Schmetterling die Chance bietend sich auf diesen niederzulassen. Dieser, ungeachtet der Umstände das er alles was ihn berührte zerstörte, schwebte zu dem Zeigefinger und umhüllte die junge Frau mit einem azurblauen Schleier. In diesem Kokon der sich bildete, veränderte sich die Atmosphäre in einem bizarren weißen Ton und aus der Schmetterling verwandelte sich schemenhaft in eine Weißhaarige Frau, die ihre Arme ausbreitete und Chaika schützend mit jenen ummantelte. Verwirrt und Verloren, schaute die junge Frau an der Weißhaarigen vorbei und vernahm ihre ziemlich jung wirkende Stimme. Erinnerungen an eine Weißhaarige junge Frau und einen Schwarzhaarigen Mann entwichen ihrem Gedächtnis und zwangen die Tränen sich an ihren Augenwinkeln anzusammeln. Ein kleines Kind, in ein Tuch gewickelt von einer liebevoll lächelnden Frau gehalten, die zu den Schwarzhaarigen schaute und diesen das Kind reichte, welcher sich jedoch abwandte und ihr lediglich einen kurzen Blick zuwarf, schnell erkennbar die Röte in seinem Gesicht verbergend. Als die Frau dann gegangen war und das Kind im Bett lag, näherte sich der Schwarzhaarige und tippte der Mädchen auf die Wange, dieses umklammerte seinen Finger und schleunigst veränderte sich sein Gesichtsausdruck vorerst zur Panik, danach jedoch einem Lächeln weichend. In der nächsten Erinnerungen sah das Kind ein kleines Gesicht über das hölzerne Gitter der Wiege schauend, sich mit den kleinen Händen nach oben stützend und mit einem breiten Grinsen zu dem Mädchen nieder starrend. Der Junge mit dem weißen Haaren streckte seine Hände nach ihr aus, wurde jedoch von der Stimme seiner Mutter angehalten. Die nächste Erinnerungen. Das Mädchen konnte nun laufen und hielt jeweils eines jeder Elternpaare an den Händen, während der Junge vor ihr auf einer Mauer balancierte. Ihr Blick wandte sich erst zu ihrer liebevoll und zugleich schelmisch lächelnden Mutter und danach zu ihren, erneut peinlich zur Seite blickenden Vater. Was danach folgte waren nur noch Ausschnitte von Bildern, die nach und nach zu verbrennen begannen, Bilder von dem Verschwinden der Eltern, der Flucht der Geschwister, dem Treffen mit dem Schwarzhaarigen Jungen in der Menschenfabrik, dem Diebstahl des Buches und der Öffnung jenes. Alles was danach folgte war ein endloses weiß und schnell realisierte das Mädchen das es das Nichts war, ihr eigenes Dahinschwinden als Preis für das Öffnen des Buches. „Ich verstehe.. Mutter...“ Der Trauer wich die Wehleidigkeit und die Tränen aus den Augen reibend verblasste das Ebenbild der Weißhaarigen Frau, die ihr schelmisches Lächeln aufsetzte. Der azurblaue Schleier löste sich und mit ihm der Schmetterling, somit nur Chaika hinterlassend deren Gesicht von voller Trübsal war. „Ihr wolltet Nero beschützen.. Vor diesem Schicksal, das ihn ereilen sollte und zugleich bürdetet ihr ihn solch ein Schicksal auf, als Schlüssel zu fungieren. Ren und Ich, wir wussten nicht das wir einen weiteren Bruder hatten und als wir ihn das erste Mal in der unterirdischen Menschenfabrik, Eden, erfuhren wir über sein Schicksal. Man nahm Ren und Mich gefangen, doch wir flohen mit dem Buch und begaben uns auf direkten Wege zu Nero, wo ein Hinterhalt auf uns lauerte. Ich flehte Ren an das Buch zu öffnen und meine Existenz, mein Leben als Preis zu bezahlen und obwohl er sich dagegen sträubte, zwang ihn die Situation dazu zu handeln. Meine Seele öffnete das Buch und Ren wurde der Träger, doch dann starb er und sein Herz wurde in Nero implantiert dessen Körper die Experimente Van Zephyrs nicht mehr stand hielt. Durch Ren ist Nero nun der neue Träger des Buches, eine Gefahr für dich die das Schwert schützt welches schon einmal diese Welt zerstört hatte. Vater erkennt Nero nicht als seinen Sohn, sondern als Bedrohung für dich. Und deshalb bin ich die einzige Person die Vater aufhalten kann, bevor er alle umbringt.. Ich bin der Schlüssel. Das wolltest du mir damit sagen, nicht wahr? Mutter..“ Chaikas Blick wandte sich nach vorne und in einer kurzen Drehung zur Seite hockte sie sich zu Aslan hinab der am Boden lag. Die Wunden waren zwar durch Conception geheilt, dennoch kam der Schwarzhaarige nicht zur Besinnung und lag leblos am Boden. Chaika legte vorsichtig ihre Hand an seine Schulter und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Danke das du mich zu meinen Bruder gebracht hast. Warte bitte etwas länger auf mich und ich hole dich hier irgendwie raus!“ Das Mädchen drückte den jungen Mann zum Dank einen Kuss auf die Stirn und wandte sich dann mit einem liebevollen Lächeln von ihn ab um schleunigst wieder zu den anderen zu stoßen. Inzwischen nahm der Kampf zwischen Galahead, Nero, Rei und Anoria volle Fahrt auf und im Eifer des Gefechts vernahm niemand das nicht nur von Van Zephyr eine leichte Regung zu vernehmen war sondern auch im Dunkeln noch etwas hauste.


      Schnell folgten die goldenen Augen den Bewegungen seines Schwarzhaarigen gegenüber und stets knapp parierte die Klinge Rens den Schwertstreich Galaheads, der erbarmungslos mit seine Hiebe auf ihn niederprasselte. Ren befand sich währenddessen permanent im Phase Shift, seiner beschleunigten Bewegung welche die Zeit um ihn herum zu gefrieren schien. Doch obgleich sein Reaktionsvermögen und seine Geschwindigkeit massig dabei anstiegen, war es nur dadurch möglich mit dem Tempo Galaheads mitzuhalten und auch Rei nahm an Geschwindigkeit zu. Als Rei sich dem Kampfgeschehen näherte und Galahead einem Konter von Ren auswich, befand sich der Weißhaarige König direkt in der Flugbahn des Schwertes die hätte abgebremst werden können. Doch vernahm er den Blick von Ren und ahnte das er nicht stoppen würde, im schnellen Tempo sein Schwert zur Seite schnellend um den Schlag zur Seite zu parieren. „Ich bin auf deiner Seite!“ Noch in der Bewegung vernahm er einen Tritt in seine Seite der ihn vor den vernichteten Schlag Galaheads schütze und zur Seite taumeln ließ. „Warum hast du sie hierher gebracht?! Sie wird sterben!“, ertönte es im aggressivem Ton aus dem Munde Rens der bereit war sein Versprechen einzulösen. „Ich konnte sie nicht davon abhalten, du kennst sie doch!“
      Mit Mühe verteidigte sich Ren erneut vor den Schwarzhaarigen und sah missachtend aus seinen Augenwinkeln für kurze Momente zu Rei. „Einmal ein Verräter, immer ein Verräter.. Erst ließt du unsere Kameraden aus Canard sterben und nun wirfst du Suzu in den Schlund der Hölle. Und sowas nennt sich König von Arcadia?! Ihr Eos seid doch alle gleich.. Hochnäsige Kreaturen die sich für die Götter dieser Welt halten und bei jeglichen Problemen, die sich nicht betreffen, einfach wegsehen!“
      Mit den Zähnen knirschend verhärtete sich der Griff Lux um seinen Schwertknauf während er mit festem Schritte auf Ren zutrat. Den anschnellenden Schwerthieb von Galahead wich er in einer leichten Drehung seines Rumpfes zur Seite aus und mit festem Schwung klirrten die Schwerter der beiden aneinander. Galahead setzte nun erneut zum Angriff an, diesmal auf beide, wurde jedoch von den Flammen Anorias davon abgehalten und vernahm nun die nächste Gefahr. „Was weißt du schon über die Verpflichtungen eines Königs? Du bist doch dein ganzes Leben lang nur vor der Wahrheit geflohen, hast sowohl Schuldige als auch Unschuldige Menschen in deiner wahnhaften Suche nach einer verschollenen Person ermordeten und stelltest dich über das Gesetz. Dennoch siehst du dich selbst in der Opferrolle und jedes mal wenn ich deinen Kopf aus der Schlinge gezogen habe, verlangtest du stets etwas Weiteres!“
      „Sie haben den Tod verdient, nach allem was sie uns antaten!“ Der Braunhaarige schlug erneut mit dem Schwert zu und brachte den Weißhaarigen auf die Knie. „Du redest wieder von deiner kompletten Rasse und siehst erneut nicht die Individualitäten. Ich bin deine Selbstzweifel, deinen Hass und deinen Rassismus wirklich Leid, K!“
      „Wieder und Wieder schaust du auf mich hinab und nennst mich bei diesen Namen, der für meine stetigen Niederlagen stehen. Deine Arroganz kennt wirklich keine Grenzen, aber..“
      Ren ließ das Schwert fallen und stieß nach vorne, in seiner Hand Deception erschaffen und an die Brust des Braunhaarigen drückend. „..deine Zeiten als falscher König sind hiermit vorbei!“ In einer schnellen Bewegung vernahm man lediglich wie ein Schuss ertönte, Ren Blut auskeuchte, Lux den Schwertknauf gegen seinen Hinterkopf rammte und wie beide nach hinten sackten. Rei war es, der sich die Schulter haltend als erster wieder auf die Beine begab und seinen Blick zu Ren abwandte, der in seiner eigenen Blutlache lag. „Ren... Lass uns diesen Unsinn beenden! Wenn du weiterhin den Phase Shift verwendest, werden deine Organe platzen und-“, noch bevor Rei seinen Satz beenden konnte, schnellte der Weißhaarige nach oben und stieß sein Gegenüber nach hinten. Ein paar Schritte nach hinten taumelnd, vernahm der Braunhaarige wie der verletzte Junge Mann, wacklig auf den Beinen stand und mit seiner zittrigen Hand Deception auf ihn richtete. Stets war sein Blick getrübt, in Gedanken verloren und hinterließ das Gefühl der Einsamkeit, des verloren sein. Schon oft vernahm Rei diesen Blick in den Augen seines besten Freundes, und unter diesen vielen Fassaden befand sich auch die Ernsthaftigkeit wenn er sich etwas in den Kopf setzte und niemals damit stoppen würde, solange er sein Ziel erreicht hatte. Seine Augen wurden leer, seine Mundwinkel neutral und sein Atem stieß eine kühle Wolke aus. Das Gesicht seines Gegenübers so zu sehen, ließ den Braunhaarigen verbittert zur Seite schauen bevor er seinen Blick erwiderte. „Führt wirklich kein Weg hieran vorbei? Ist es wirklich dein Wunsch mich Hier und Jetzt zu töten?“
      Als der Weißhaarige seinen Finger zum Abzug setzte, offenbarte der Braunhaarige ein letztes Mal seinen Phase Shift und bewegte sich nun in einem schnelleren Tempo als sein Gegenüber. „Es tut mir Leid Ren, doch ich kann hier nicht sterben!“ Mit einem weit ausholenden Schlag sah er dabei zu wie die leeren Augen ihn verfolgten und Rens Beine die Form eines Dämonen annahmen. Kurz bevor der vernichtenden Schlag treffen konnte, stieß der Weißhaarige Rei in enormen Tempo mit dem Bein zur Seite weg und sah dabei zu wie er gewaltsam auf den Boden nach mehreren Überschlägen zum Halt kam. Schwer atmend rappelte sich der Braunhaarige wieder auf und vernahm mehrere Schüsse, die er mit Mühe und Not mit der Schwertscheide parieren konnte. Nun das Schwert in den Boden rammend und als Stütze verwendend, begab sich Rei in den gebeugten Stand und sah unfreiwillig dabei zu wie Ren Deception verschwinden ließ, die schwärze nach oben wanderte, sein Gesicht mit schwarzen Runen bedeckte und seine Hände in pechschwarze Krallen umwandelte. „Ren.. Bist du wirklich ein Dämon?“ Ohne eine Antwort darauf zu geben, begab sich der junge Mann in Gestalt eines Teufels erst im langsamen Schritte danach in einem schnelleren Tempo und am Ende in einen Sprint in die Richtung Rei, der sein Schwert zum Anschlag ansetzte und eine gewagte Haltung einnahm. //..Vale... Nun verstehe ich wie du empfandest, als du mir sagtest das Ren zur Rechenschaft gezogen werden müsse... Dies ist meine Aufgabe als König..//
      Als Ren plötzlich einen starken Schlag in seinem Herzen spürte, stoppte er abrupt in seiner Bewegung. Rei nahm sich diese Chance und stieß sein Schwert durch die Brust seines Gegenübers, der lediglich zu Boden sackte und dessen Schwärze urplötzlich zu Bröckeln begann.
      „NERO!“ Chaika die sich inzwischen zwischen Anoria und Galahead gestellt hatte um sie vor ihm zu schützen, vernahm das Ende des Kampfes und rannte im Eiltempo, mehrmals stolpernd, zu ihren älteren Bruder, wurde jedoch zwischendurch von einer Präsenz aufgehalten die sich im schnellen Schritt näherte. Bei dieser Präsenz handelte es sich um Van Zephyr, welcher lediglich an ihr vorbeilief ohne ihr einen Blick zu widmen und Ren dafür benutzen wollte die Barriere um Damokles zu öffnen. Rei war nicht mehr in der Verfassung den Mann etwas entgegenzusetzen und wurde achtlos von seinen monströsen Arm zur Seite gestoßen, und wider erwartend mutig stellte sich Chaika vor die Barriere um Van Zephyr, der Ren über seine Schulter trug, davon abzuhalten die Barriere zu betreten. „Aus dem Weg du willenlose Puppe!“

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    • Es war nicht viel, was Rei von ihr verlangte, als ihr Körper sich nun wieder am Schauplatz aller wohl fälligen Entscheidungen befand. „Halte Galahead in Schach! Nur so lange, bis ich Ren zur Vernunft gebracht habe! Schaffst du das… Suzu?“, durchdringend war sein Blick. Spiegelte jener in Rias Erkenntnis auch etwas Angst mit? War Rei… besorgt? Warum sollte er nicht… nachdem was sich alles ereignet hatte und wohl noch stattfinden würde… wie sollte da sein sonst so entspanntes Auftreten nicht zu zerfallen beginnen. Flattrig ging ihr Atmen, nachdem er sie bei ihrer wahren Identität nannte. Ihre Lippen öffneten sich noch, um ihm etwas zu sagen, doch war das Anlegen ihrer Hand an den Griff ihres Schwertes und ein festes Nicken die Antwort auf seine Frage. Im nächsten Moment richtete sie ihren Blick auf den Untoten Mann, der sich nicht weit von beiden entfernt aufhielt. Ria atmete einen tiefen Atemzug, schloss kurz ihre Augen und bemächtigte sich dann ihrer Alchemie, die aus der Mitte ihres Körpers pulsierte und sie als Gesamtes, nur für einen kurzen Moment, mit einer schwachen Haut aus Feuer umwob, ihre Haarspitzen gen Himmel hob, dann aber wieder versiegte. Ria öffnete ihre Augen und in ihnen tobte das glosende Orange-Rot ihres Feuers, dass sie stets in ihr trug. Im nächsten Moment schnellte ihr Körper nach vor, flink setzte sie einen Schritt nach dem anderen, nahm an Geschwindigkeit auf und sprang ab, nur um sich dabei um sich selbst zu drehen und mit einem Schrei ihr von Feuer ummanteltes Schwert zu ziehen und auf den wandelnden Toten niederfahren zu lassen. Es schien schon fast als würden rötliche Blitze aus ihren Augen zucken, so stoben die Funken, als sich das Metall der beiden Schwerter traf und die Flammenwand sich nach oben hin ausbreitete, wie ein gigantischer Fächer. Ria war dem Gesicht Galaheads, nun dem was davon übrig war, eine Ellenlänge nahegekommen und sah in die leeren Augenhöhlen, die sie ob der Abstinenz der einstigen Sehorgane anvisierten, als wären sie nach wie vor existent. Kurze Momente hielten die Kontrahenten diese Position stand, doch war es nun an dem ehemaligen Soldaten, seinen Streich zu vollführen und stieß Anorias Person mit einem gurgelnden Laut von sich. Die Schwere des Wirkens ihrer Alchemie, resultierte in der abnormalen Geschwindigkeit, mit der ihr Körper durch die Luft segelte, nur um zwei Mal schleifend am Boden aufzuschlagen und dann mit dem Rücken gegen die Felswand zu krachen. Ria riss ihre Augen auf. Es fühlte sich an, als würde ihr alle Luft mit einem Schlag aus ihrer Lunge gedrückt werden. Umso keuchender war ihr einatmen im nächsten Moment, als sich die junge Frau wieder sammelte und das Knochengerippe Galaheads auf sie zustürmte. Die Spitze seines Schwertes voraus, glitzerte bereits verheißungsvoll in dem verschwommenen Blick ihrerseits, doch keinen Moment zu spät hatte sie sich dann doch zur Seite weggerollt, die Spitze ihres Schwertes in den Boden gedrückt und nutzte die Klinge nun als Behelf, um sich mit Schwung rückwärts über jene zu heben. Als ihre Beine den Schwerpunkt ihres Körpers überholten und sich wieder mit Schnelligkeit dem Boden näherten, riss sie Ria sofort ihren Blick wieder in die Höhe um den tobenden Körper ihres Kontrahenten so erblicken, der wieder auf sie zustürmte. Mit schneller Reaktion hatten ihre Hände sich wieder um den Griff ihres Schwertes gelegt und erhitzten die Klinge, sodass auch der Boden unter ihr zu glühen begann. „Noch… einen Moment…“, schoss es ihr durch den Kopf, während sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. „Einen… kurzen… Moment…“, sie fixierte den Untoten an, verengte ihren Blick und als er das nächste Mal seinen Arm in die Höhe hob, um seine Klinge zu schwingen, riss sie ihre Augen wieder auseinander. „JETZT!“, ihr Schwert nun wie eine Schaufel benutzend, zog sie die glosende Schneide aus dem Boden und schoss Galahead glühende, geschmolzene Teile des Bodens entgegen, welche sich mit einem Zischen in sein graues, zerfleddertes Muskelfleisch fraßen. Auch wenn er eigentlich keine Gefühle mehr besitzen konnte, so lies er ein trotzdem ein gequältes, gurgelndes Gröhlen aus dem Schlund seines einstigen Halses hören. Ria nahm die kurze Zeit der Ablenkung, um sich zackig von ihm zu entfernen und ihre Aufmerksamkeit für einen Bruchteil auf Rei und Ren zu lenken.

      So überlegen sie sich im Moment jedoch fühlte, so schmerzhafter sollte sie daran erinnert werden, dass sie hier nicht die mächtigste Person im Raum war. Denn die rauchende Gestalt bewegte sich mit einem Schlag wieder auf sie zu. Die Klinge kam von links auf sie zugestoben. Nur durch das Aufblitzen jener konnte Ria ihr Schwert seitlich von oben neben ihren Körper halten, um das Eindringen jener in ihren Hals zu verhindern und sie so seitlich an sich vorbeizuleiten. Dennoch erwischte Galahead sie und schnitt ihr linksseitig die Schulter hinab bis zum Schlüsselbein auf. Ein gellender, schmerzerfüllter Schrei entkam ihr. Ria spürte wie ihr das Gefühl im gesamten linken Arm versiegte, das warme Blut sich wie Wasser den Weg ihren Körper hinabbahnte. Sie hörte das zornige Knurren des Untoten, welcher sie durch die schnell überbrückte Nähe am Kragen packte und von sich wegschleuderte, wieder der Felswand entgegen. Sie zog eine rote Spur hinter sich her, während ihr Körper am staubigen Boden abbremste und dann wie ein nasser Sack liegen blieb. Während sich ihre rechte Hand krampfhaft um den Griff ihres Schwertes legte, versuchte sie sich auf dieser gleichzeitig abzustützen, um wieder auf die Beine zu kommen. Sie drehte sich auf ihren Bauch und stemmte sich auf ihre Knie hoch. Ihre Selbstheilung würde das übernehmen… „Ich…“, ihr brennender Blick glitt auf Rei und Ren, die immer noch die Klingen kreuzten, auf die jedoch schon wieder Galahead zuging. „Ich muss…“, wackelnd hievte sich Ria auf ihre kraftlosen Beine. „Ich muss… nur noch einen Moment aushalten…“, mit dem momentanen Sammeln ihrer letzten Kraftreserven, lies sie die Klinge ihres Schwertes wieder in Flammen aufgehen, merkte dabei jedoch, dass die Heilung ihres Armes abnahm und ihr wieder die Schmerzen, stechend wie tausende Nadelstiche, in die Nervenbahnen schickte. „Lass es! Lass es doch sein! Was kümmert dich das Leben dieser Maden?!“, zischte sie nun selbst verzerrt, dunkel hervor und lies Ria einen Moment in Starre zurück. „Was…?“„Was was?! Du wirst schwach, Trägerin… gib mir noch ein bisschen deiner Wut, deines Zornes, deiner Trauer… mehr brauche ich nicht!“„Verschwinde!“ … darauf wartend, noch eine Antwort von der unbekannten Entität zu bekommen, die sich in ihr befand, erkannte Ria, wie sie seit ihrem Aufbruch von Arcadia durchaus all die negativen Gefühle versperrt hatte… die sie nun aber zu zerfressen begannen. Wovon hatte Hestia gesprochen…? Mit ihrer gesunden Hand schlug sie sich gegen den Kopf. „Ich darf jetzt… nicht zögern…“, so biss sie nochmal ihre Zähne zusammen. Die glänzenden blauen Bruchstücke in ihren golden schimmernden Augen waren erblasst, spiegelte sich fahl und grau in den dunklen Abgründen jenes Ortes. Ihr Blick verschwamm ihr, Galahead war nur mehr wenige Schritte von den beiden entfernt. Ria schlug das Herz bis zum Hals, angestrengt und ungezähmt. So schlossen sich ihre Augen nochmals. „Ich bin das Feuer.“ War es nur Einbildung, oder dachte nicht nur sie diese Worte? Und so holte sie aus, ein Schwung von unten. Die Feuerbarriere breitete sich in sekundenschnelle nach vorne aus, umfasste einen halben Meter Tiefe und trennte nun die drei Parteien. Auch wenn Ria wusste, dass dies die Aufmerksamkeit des Soldaten wieder auf ihre Person richten würde. Und so war es auch. Sein Schädel drehte sich in ihre Richtung. Fast schon konnte sie Missfallen in den nicht existenten Gesichtszügen des Mannes ausmachen. Missfallen und Zorn. Ria aber taumelte die wenigen Schritte entkräftet nach hinten, bis sie die Kühle der Felswand wieder im Rücken spürte. Nach wie vor stob die Mischung aus Orange, Rot und Gold in ihren Augen… doch gesellten sich zu jenen Farben auch die farblosen Flecken von Schwarzen Flocken, die sich am Rande ihrer Pupille festsetzten. Ihre goldenen Haare hatten an Glanz abgenommen und bei jedem weiteren hektischen Einatmen ihrerseits, schien es, als würde ein weiterer Teil der gesunden Farbe wegbrechen, als würden auch sie langsam zu Asche ergrauen, obwohl der kräftige orange Schleier sie als gesamtes umwob. Langsam nun konnte Ria aber die Heilung spüren, die ihren linken Arm durchzog. Sie wusste, hinzusehen, könnte für Galahead die Einladung sein, auf sie loszustürmen und ihr den finalen Schlag zu verpassen. Andernfalls… sie senkte ihren Blick und was sie sah lies sie erstarren. Die zarten, himmelsblauen Adern ihrer Arme hatten sich in dunkelgraue, ja beinahe schwarze Linien gewandelt. Neben den roten Schlieren ihres eigenen Blutes, erkannte Ria kleine Teile ihrer Haut die verkohlt aussahen und am Rand einen rötlichen Schimmer aufwiesen. Sie riss ihre Augen auseinander. Ihre Hände begannen zu zittern, ihre Augenbrauen zuckten und die dumpfen, schnellen Schritte Galaheads liesen ihren geschockten Blick wieder emporgleiten, welcher, bereit ihrem Leben nun ein Ende zu setzen, erneut auf sie zustürmte. Nun würde es nichts gegen, dass sie noch machen konnte. Ein letzter Seitenblick auf ihre beiden Freunde hinterlies ein schmerzliches, wenngleich nicht weniger glückliches Lächeln auf ihren Lippen und Ria schloss ihre Augen, wartend den kalten Stahl des Schwertes zu spüren, der sie in den noch kälteren Tod schickte.

      Doch… es kam nichts dergleichen und flatternd hoben sich die Lider Rias wieder in die Höhe, als sie den zarten Körper Lilys vor ihrer fand, die ihre Arme ausgebreitet hatte und sich schützend zwischen Galahead und ihrer selbst gestellt hatte. Dieser verharrte, wenn wohl auch wiederwillig, in seiner letzten Position und lies langsam sein Schwert sinken. Verwundert schnappte die Blonde nach Luft und sah auf den Hinterkopf des Mädchens, welcher im nächsten Moment herumgerissen wurde. Sie schrie den Namen, den Ria auch zuvor schon vernommen hatte und verfolgte die fliegenden Schritte ihrerseits, nur um etwas noch viel grauenvolleres zu erblicken, als jeglichen körperlichen Schmerz, der ihr bis nun durch die Glieder fuhr. Es war Rei, der Ren mit einem einzelnen Stoß niedergestreckt hatte. Die Körper der beiden lehnten Schulter an Schulter, doch war der von Ren mit einer Klinge durchbohrt. Rei´s undefinierbarer Blick war nach oben gerichtet, an einen Punkt in der Ferne, den nur er erkennen konnte. Für einen Moment blieb die Welt stehen. Anoria vergaß zu atmen. Nichts in ihr gehorchte ihr mehr, zu sehr tauchte sie der Tod Rens eben in Schock. Es war eine Mischung aus Machtlosigkeit und eiskaltem Hass, welche sich so schleichend ihre Wirbelsäule hinaufarbeitete und sich in ihrem Nacken festsetzte, als bald ihre gesamte Haut überspannend. Erst als sich heiße Tränen in ihre Augen bahnten, kam ihr Bewusstsein wieder zurück. Sie hörte das klirrende Scheppern ihres Schwertes, dass sie losgelassen hatte. Ihr Körper fiel abermals auf seine Knie hinab. Ihre Lippen begannen zu beben und langsam, fast schon so als würde ihr jede Bewegung unerträgliche Schmerzen bereiten, senkte sich ihr Oberkörper nach vor. Ihre Hände suchten Halt am Boden, versuchten sie abzustützen, doch spürte Ria alsbald, wie ihre Stirn auf ihren Fingern auflag und jene mit der stillen Nässe ihrer Tränen benetzte. Ein Kloß steckte ihr im Hals, verhinderte das gequälte Schluchzen, dass in jenem feststeckte. Doch veranlasste sie gerade jener zum Würgen. Als müsste sie sich übergeben, so stark wurde sie von Zuckungen heimgesucht und nachdem sie es schaffte tief einzuatmen, hustete Ria stark. Ihre Lippen wurden von Nässe überzogen. Zuerst dachte die junge Frau es wäre Blut, oder ihre Tränen. Als sie sich aber über den Mund wischte und auf ihrem Handrücken die pechschwarze Flüssigkeit erblickte, war es für eine lange Zeit sie selbst gewesen, die ihre Augen weitete. Denn im nächsten Moment breitete sich ein unbeschreibliches Brennen in ihrem Brustkorb aus, lies die Blonde verzerrt aufschreien, während ihr Oberkörper sich nach oben aufbäumte, gleichzeitig aber am Nacken nach unten gezogen wurde. „MÖRDER! MÖRDER!“, erklang es in tiefer, verzogener Stimme aus ihrer Kehle, während ihre Gliedmaßen so scheinbar gegen den parasitären Einwohner ihres Körpers kämpften, somit wild in alle Seiten ausschlugen. Ihre Arme versuchten sich kläglich an einem Felsen oder dergleichen festzuhalten, während ihre Beine strampelten, als wollten sie etwas von ihr fernhalten. „Da lässt man euch guten Willens über diese Welt herrschen … und seht wo ihr uns hingeführt habt!“, die krächzende Stimme, so hörbar vor Wut und Abscheu getränkt durchzog wieder die Höhle. „Lange… lange schliefen wir… wir Urgeister… und unsere Brüder und Schwestern der weißen und schwarzen Teufel… wir sollen die Monster sein, die ihr fürchtet… doch seht… seht was ihr hier anrichtet!“, zuckend bewegte sich der besessene Körper der jungen Frau mit einem Satz wieder nach vor. Tief und rasselnd ging ihr Atem. Die roten Brandränder der schwarzen, fleckigen Stellen auf Rias Haut hatten sich wie ein Lauffeuer auf ihrem gesamten Körper ausgebreitet, zeigten hier und dort Furchen, aus welchen schwelend goldene Hitze stieg. Krallenähnliche Fingernägel bohrten sich unter angespannten Muskeln in den massiven Boden aus Stein. Langsam wurde der Kopf Rias angehoben. Eine von Wut zerfurchte Fratze lag über dem sonst so lieblichen Gesicht der jungen Frau. Ihre Augen, schwarz wie die Nacht, durchzogen von einzelnen roten und orangenen Fäden, richteten sich auf die restlichen Personen, welche ihr entgegenstarrten.

      „Niemand von euch hier hat es verdient auch nur einen Moment länger auf Erden zu verweilen…“, schwerelos erhob sich der gewandelte Körper Rias vom Boden. Ihr Blick lag nur kurz auf dem Damoklesschwert, als sich eine neue Welle des Zornes ausbreitete. „Ich habe es dieser Hexe damals geschworen… ich habe sie unterrichtet… über mein Denken über euch Maden, ihr, die ihr die Schönheit dieser Welt zerfresst… gierig nach noch mehr Macht, noch mehr Stärke… trachtet jeden einzelnen Tag eures niederen Daseins dem absoluten Zustand mehr zu haben, als jener der euch der Nächste ist…“, mit bitterem Hass im Blick wog der Kopf Rias sich gen Boden, um auf ihre geballte Faust hinab zu sehen, die nach den nächsten Worten, in tiefroten Flammen aufging. Tch, ihr Menschen… so abhängig von einander und doch allesamt so distanziert… würdet, lechzend nach Anerkennung und Ehre, eure Liebsten verraten… bekriegt, zerstört und tötet euch für das letzte Korn an Getreide, den letzten Tropfen Wasser… und doch jeden Tag mehr von euch Parasiten… das sind meine Worte an dich gewesen Mili… ich sagte, ich werde sie verzehren, solltest du dich bei deiner Wahl irren… wie es scheint… hast du das.“, die Spitzen des Aschfahlen Haares von Ria kräuselte sich empor, als die schwarze Glut sich ihren Hals hocharbeitete, langsam ihr Gesicht übernahm und benanntes Haar veranlasste sich in selbiges Schwarz zu wandeln. „Und deswegen… werdet ihr hier alle euer Grab finden…“, fast schon ein Flüstern der dunklen Stimme, die dem Urgeist des Feuers innewohnte, drang über das Schlachtfeld. Ein erneutes Anspannen ihrer Faust schickte die roten Flammen zischend über den gesamten Körper und ließen ihn in goldenen Flammen aufgehen. Der Boden begann im selben Moment zu beben. Einzelne Felsbrocken lösten sich von Wänden und Decke, um mit tosendem Krachen auf dem ebenso steinernen Boden aufzuschlagen. Gleichzeitig riss die steinerne Höhle an manchen Stellen auf. Klaffende Abgründe taten sich von einem Moment auf den anderen auf und goldene Punkte stiegen aus jenen empor. Suchten sich den Weg durch die Luft zum entfesselten Urgeist. „Niederträchtiges Gesindel! Wir hätten euch ausmerzen sollen, solange die Möglichkeit bestand! Unser eigenes, gutgläubiges Missverständnis gegenüber eures Bewusstseins hat euch erst in diese Situation gebracht!“, höher und höher wuchs der Körper Dantalions in den Flammen. Unantastbar, unangreifbar. „Aber nein! Wir glaubten an euch… an eure Zurechnungsfähigkeit, euren Verstand, den Urinstinkt der Gerechtigkeit! Doch übersahen wir die scheinbar zügellose Gier, die Leere die ihr nur mit Hass, Mord und Unterdrückung füllen konntet in euren Herzen! Die Kälte, die Grausamkeit! Als letzte eurer Art, als oberste Spitze dieser verkommenen Entwicklung der Zeit seid ihr eine Schande! Bespuckt allein mit eurer Existenz all die Werte, all das Gute, was wir einst hatten!“, zwei verdrehte Hörner an ihren Schläfen bohrten sich in die Höhe, aus den Spitzen der Flammen, als diese nun auch zum Großteil versiegten und den Urgeist in all seiner unbezwingbaren Größe preisgaben. Ein Wesen, welches wohl direkt aus der Hölle steigen würde, um eigenhändige das glorreiche Himmelreich zu vernichten baute sich 5 Meter vor der Truppe in die Höhe. Die goldenen Partikeln hatten sich um den glühenden Körper gelegt, gaben seinem furchterregenden Auftreten, ein verschwindend kleines göttliches Auftreten. Er riss seine Arme empor und ein dröhnendes Lachen erfüllte, die bereits von Beben gebeutelte Höhle. „Abschaum! Nichts als Abschaum! Kein Leben ist euch auch nur ansatzweiße etwas wert! Keines! Also vielen Dank, Suzume, Tochter der Adeline! Ich sagte, ich werde dich verschlingen, wenn du zu schwach wirst! Du warst auf einem guten Weg! Aber dank des omnipräsenten Egoismus aller hier, dich tagtäglich wieder demselben Schmerzen auszusetzen, dir bei deiner Suche nach dir selbst… all die Fehlschläge, die Lügen und die Schwäche… nicht nur wurden dir Steine in den Weg gelegt, ha! Nein! Benutzt wurdest du! BENUTZT!“, die Stimme der dämonengleichen Gestalt, überlagerte sich mit einmal, mit derer von Ria, die im tiefsten Inneren des Urgeistes noch irgendwo zu existieren schien. „DANKE DAS DU ES MIR HEUTE SO EINFACH MACHST!“, jene Worte nun sollten die letzten sein, die Dantalion an die verbliebene Truppe richtete. Sogleich stieß er seine prankenähnlichen Hände in den Spalt an der Felswand und stemmte sie unter tiefem Lachen weiter und weiter auseinander, sodass sich dieser alsbald bis rundum den Sockel des Damoklesschwertes zog. Mehr und mehr begann die Höhle nun auseinander zu fallen, lauter und lauter hallte das Gelächter des Urgeistes wieder, ehe sich das Unvermeidbare nicht mehr hinauszögern lies und die bereits massiv beschädigte Statik der Felsen unter ihrem Eigengewicht kollabierte. Der Schauplatz des einstigen Kampfes, wandelte sich in eine Ruine und begrub jegliche lebende Seele unter sich.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • „ia..“, ertönte es leise und verzerrt von einer bekannten Stimme, aus der Nähe. „ia..“, hinterließ es der Ton nun lauter als zuvor doch noch immer unverständlich verzerrt bevor jene ein drittes Mal ertönte. „Ria!“
      Alsbald die junge Frau zaghaft ihre Augenlider öffnete und das grelle Licht vernahm, ihre Hand schützend vor jenen vor ihr Haupt stemmend, erblickte sie den gewohnten Weißhaarigen jungen Mann der vor ihr hockte und seine Hand an ihre Schulter stützte. Noch immer von Wunden übersät, tropfte Blut von seiner Stirn auf den Boden und zwang ihn dazu ein Auge geschlossen zu halten. „Alles in Ordnung, Ria?“ Als sich die junge Dame aufsetzte und ihren Kopf hielt, vernahm sie in der Ferne ein weiteres Mädchen sitzen, welches mit leeren Augen auf eine eingestürzte Höhlenöffnung starrte. An ihrer Seite befand sich Aslan, welcher neben ihr leblos an der Seite lag und keine Anstalten machte zu erwachen. „Der Mann in Schwarz rettete uns vor dem Einsturz der Höhle.. Wie wir aus dem Abyss kommen ist allerdings nun das schwerwiegendere Problem.“ Ihr Blick suchte in der Umgebung nach einer Person die fehlte, die jedoch nicht aufzufinden war. Lux wusste genau nach wem sie Ausschau hielt, doch verfinsterte sich seine Miene. „Du wirst ihn nicht finden.. Ren..“, als der Name des Mannes ertönte, zuckte das Mädchen welches die eingestürzte Höhlenöffnung anstarrte auf. Ihre Augen weiteten sich und in ihren Augenhöhlen bildeten sich Tränen. In der Fortsetzung seines Satzes erklärte er Anoria was nach ihrem Ausbruch geschah. Derweil war im Hintergrund, das sich nähernde Schiff Logis zu vernehmen der Wind von der Aktion bekam und der Besatzung Lux im sicheren Abstand gefolgt war.

      Vor wenigen Minuten

      Als die Höhle drohte zu kollabieren, verzog sich die Barriere um das Damokles Schwert und sog das azurblaue Licht zu einer schemenhaften Gestalt zusammen. Die Gestalt aus Licht, richtete ihre Hand nach dem vor Zorn brodelnden Urgeist aus und berührte mit ihrer Hand dessen Stirn, ihn seine Besinnung nehmen und tief verschließend um Anoria in ihre ursprüngliche Gestalt zurückzuzwingen. Die Chance ergreifend, ließ Van Zephyr achtlos den Ballast auf seinen Schultern fallen und stieß das Mädchen das sich schützend vor die Barriere stellte zur Seite, die sich jedoch an seinen Arm festklammerte und rein biss. Während seine strahlenden Augen das Schwert fixierten, seine freie Hand sich nach jenem ausstreckte und die Verwirklichung seiner Träume zum Greifen nahe waren, erhob sich aus dem Hintergrund jener Ballast welchen er zur Seite gestoßen hatte. Inzwischen in einer Ebene zwischen Zeit und Raum, tief im Bewusstsein Neros befanden sich in einen schwarz-weißen Raum in welchen azurblaue Würfel von den Boden zur Decke aufstiegen Nero und sein gegenüber Ren, diesmal beide mit weißem Haar und beide mit roten Augen, den einen wie den anderen gleichend als würde man einen Spiegel vor ihnen stellen. „Steh auf, Nero!“ Als die Stimme Rens ertönte, schaute der Weißhaarige Mann dessen Augen getrübter wirkten als die seines Gegenübers auf und erblickte sein Spiegelbild. „Wir können sie nicht noch einmal sterben lassen, nicht nachdem wir so lange nach ihr gesucht haben! Geschwister sind dafür da sich einander zu schützen, oder nicht? Ich konnte Lilly nicht beschützen, doch zusammen sind wir in der Lage ihr das Leben und das Glück das sie verdient zu schenken! Also steh auf, Nero!“ Mit den Worten des Jungen, erhaschten die Augen des betrübten Mannes den Glanz zurück welchen sie einst verloren und mit den Öffnen seiner Augen stand er auch in der Realität, wenn auch schwer atmend, mit überkreuzten Armen hinter den Grauhaarigen Mann der nach den Damokles Schwert griff. „Du nahmst uns unsere Eltern... Du nahmst uns unsere Freiheit und unser Leben und du nahmst uns unsere Zukunft, doch hier ist Schluss, Zephyr!“ Die Augen des Mannes schauten mit einem erzürnten Schleier zur Seite hinweg und blickten Nero an, welcher für ihn wie die Anderen lediglich eine weitere Schachfigur in seinen Spiel war. Mit mehreren Schüssen durchlöcherte er seinen Rücken und stieß sich mitsamt seines gesamten Körpergewichts gegen den Koloss, ihn gegen das Damokles Schwert rammend. In diesen Moment konnte sich die junge Frau nicht mehr festhalten und ließ unwillkürlich locker, vernahm jedoch wie der Boden unter ihren Füßen bröckelte und spürte eine Hand an ihrer Seite die von den, an ihr vorbei schnellenden Weißhaarigen stammte welcher ihr für einen kurzen Moment ein sanftherziges Lächeln schenkte. Das Mädchen sackte auf ihre Knie zusammen und umfasste die Hand des jungen Mannes der drohte in jenen Abgrund zu stürzen der sich auch unter Van Zephyr aufmachte und das Damokles Schwert in sich verschluckte. Doch ihr fehlte es an Kraft und das Gewicht des jungen Mannes drohte sie nach unten zu ziehen, trotz ihrer Mühe die sich in ihren hochroten Kopf und zusammengebissenen Zähnen offenbarte. Ein weiteres Mal legte sich ein liebevoll wirkendes Lächeln auf die Lippen des Weißhaarigen, während die Trümmer an seinen Seiten in die unendliche Leere hinabstürzten und Galahead seine Hand um den Körper der jungen Frau legte. Mit seiner freien Hand, schlug der Weißhaarige auf die seiner Schwester und fiel mitsamt der Trümmer in den endlosen Abgrund. „Vater! Rette sie alle!“ Und nun erkannte auch Galahead in seinen leblosen Augen die Identität jenes Jungen, welcher Mili wie aus dem Gesicht geschnitten schien. In einem enormen Tempo sprintete der Schwarzhaarige über das Schlachtfeld und sammelte die Personen ein, die er, wenn auch unsanft, aus den Raum hiefte. Vor den hinabstürzenden Trümmern schütze ihn derweil die Gestalt aus Licht, die sich wie ein Schutzschild über ihn aufbäumte. Entgegen des Schwarzhaarigen Mannes, sprintete ein Junge an jenem vorbei und stürzte sich in den Abgrund um eine helfende Hand nach Nero auszustrecken, in welchem er ein solch atemberaubendes Licht vernahm das er ihn hinterherjagen musste. Galahead warf allesamt aus der Höhle und irgendwann gelang es auch der Lichtgestalt nicht mehr die Trümmer davon abzuhalten ihren Geliebten und sich selbst darunter begraben zu lassen. Nero, der inzwischen in den Abgrund stürzte, konnte bisweilen auch seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Doch waren es in ihm die Tränen der Freude, über das Wiedersehen mit seiner Schwester und das Erreichen das ihn angestrebten Zieles. Während die Zeit sich um ihn herum langsamer zu bewegen schien, durchdrangen sein Gedächtnis die vereinzelten Bilder der endlosen Reise die er auf der Suche nach ihr verbrachte, seinen Aufeinandertreffen mit Anoria und seinen Wiedersehen mit Rei, dem er zwar nie verzeihen konnte Canard in Stich gelassen zu haben, doch mehrmals sein Leben verdankte. In einer verzerrten Erinnerung erkannte Nero sich selbst am oberen Ende der Klippe, jemanden hinterher schreiend der in den Abgrund stürzte und Suzume glich. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er die Augen schloss und sich mit seinem Schicksal abfand. An dem heutigen Tage hatte er die Zukunft verändert, einer ihm wichtigen Person die Zukunft geschenkt und seinem Nemesis die Zukunft genommen. Doch gab es noch eine Sache die er zu erledigen hatte, etwas das seine Last allein war. „Mutter...“ Nero wusste nicht weshalb Galahead und Mili ihn damals in Waisenhaus in Arcadia gaben, doch statt ihn dieses furchtbare Schicksal aufzubürden war diese Tragik mit Sicherheit nicht von ihnen gewollt und als Gegenteil bedacht. „Ich werde dich von deinen Fesseln befreien...“ In einer halben Drehung veränderte er seinen Fall und stürzte nun mit dem Oberkörper voran, dem Gesicht den Abgrund zugeneigt, nach unten um seine Geschwindigkeit zu erhöhen. In der Ferne vernahm er Van Zephyr der noch immer an den Schwert klammerte, wenn ihn bisweilen auch die Schüsse Neros und die Stiche Galaheads unfassbar stark zugesetzt hatten. Die goldenen Augen des Weißhaarigen Mannes glühten auf, während er seinen Arm nach vorne richtete und azurblaue Würfel aus seiner Hand erschuf, die sich in eine Kette aus puren kanalisierten Stigma wandelte und das gigantische Schwert ummantelte. „In aller Ewigkeit ruhend, als Siegel für die Waffe dienend die einst die Welt zerstörte.. Welch passendes Ende..“, entwich es den jungen Mann mit leicht betrübten Blick. Als ihn jedoch ein starker Kopfschmerz durchdrang, sein Gesicht verzerrte und seine freie Hand dazu zwang sich gegen seine linke Gesichtshälfte zu stemmen, durchdrang ein dunkler Impuls die azurblaue Kette, die sich in einen schwarzen Blitz zusammenzog und ein finsteres Grinsen in der Fassade des jungen Mannes entpuppte, in den unendlichen Abgrund dahinschwindend. Indes in der kollabierenden Höhle, vernahm man aus der Ferne in einer alten Stadt aus Ruinen im Untergrund, die sich öffnenden Container innerhalb eines Raumes, der von einer massiven Tür gesichert wurde. Im Inneren des Raumes ertönten schnell die dumpfen Geräusche von Schritten auf Metall, bis sich die Tür von innen nach außen auf beulte. Die Krallen, die sich schlussendlich zwischen die Tür stießen und diese auseinanderzog, offenbarten schnell die Gestalt einer Kreatur die mit ihren tiefroten Augen hindurch schaute. „Ashiabal..“, entwich es der Öffnung mit einer weißen Wolke die die Lechzen der Kreatur ausstießen.


      Ende von Part 1
    • Langsam, flattrig, fast schon betrunken schwer hoben sich nun doch endlich die Lider der jungen Damen empor. Das von oben einfallende Licht blendete die Augen der jungen Frau, die den verschwommen sprechenden Schemen über ihr nur teilweise erkannte. Als hätte man ihre Ohren mit Watte gefüllt, so schwammig nahm sie die Stimme Lux wahr, doch klärte sich diese nun endlich und auch ihr Blick schärfte nach, sodass sie das omnipräsente Grau um sich herum wahrnahm. Benommen fasste sie sich an den Kopf und richtete sich ächzend gerade, sodass ihr geschwächter Körper nach vor einklappte. Die schwarzen Haare fielen ihr nach vor, einzelne Strähnen wiegten sich im sanften Wind auf der Insel nach links und rechts, welche sie noch mit kurz verwirrtem Blick verfolgte. Sie hatte die Lippen aufeinandergepresst und löste ihre Hand von der schmerzenden Stelle an ihrem Kopf und sah kurz auf das Blut hinab, welches sich verschmiert in jener befand. Nicht viel, aber doch eine Wunde, die wohl zuvor stärker geblutet hatte. Lux sagte ihr, dass sie der Mann in schwarz vor dem Einsturz der Höhle gerettet hatte. So hob die junge Frau nun bedächtig ihren Schopf empor und sah zur Seite, nur um all die anderen Personen, die zuvor noch im Inneren verweilten, sicher und den Umständen entsprechend wohlbehalten, auf den Trümmern des Abyss saßen. Doch... jemand fehlte ihr. Ihre Augenbrauen zogen sich kraus nach unten, ihre Lippen öffneten sich einen Spalt und als hätte der junge Mann neben ihr ihre Gedanken lesen können, beantwortete er ihr die Frage, die sie wohl nie beantwortet bekommen wollte. Kurz hielt die Schwarzhaarige nun die Luft an. Ihre Stirn wog sich in schmerzlichen Falten. Schweren Herzens presste sie ihre Lippen aufeinander und wandte den Blick von der nun traurigen Szenerie ab. Der Weißhaarige begann zu erklären, was passierte... sagte ihr, wie sich der Dämon aus ihrer Gewalt lösen konnte... er betonte nicht, dass im Grunde dessen was passierte, sie Schuld daran war... doch tat sie es. Wie konnte es nur so weit kommen? Konzentriert versuchte sie sich zurück zu erinnern, was geschehen war... doch riss ihre Erinnerung an der Stelle, als eben jener fehlende junge Mann durch die Klinge Lux´s den Tod fand. Die Stimmen die sich danach in ihrem Kopf herumtrieben, fremde Zungen sprechend, Sprachen flüsternd die sie nicht verstand, Bilder sehend, die nicht ihrer Wahrnehmung entsprangen, umrahmt von Schwärze und durchzogen von glühender Wut... nichts davon lies sich zuordnen... nicht ihrem Bewusstsein. Das einzige, dass sie als Ausgeburt ihrerselbst erkannte, war der mit gleißend goldenem Licht ausgefüllte Raum, in dem eine Frauenstimme Wörter beschwor, die all das Böse das sie übernommen hatte in ihre Schranken zwang und befahl sich zurückzuziehen.

      Die getrübten blauen Augen in die Ferne, das endlose, überlappende Grau Blau der Wolken und des Himmels richten, erkannte man am Horizont die Luftflotte des Königs der vor ihr saß. Im Hintergrund hörte man Lily leise schluchzen. Denn obwohl sie versuchte es nicht zu tun, so konnte das blondhaarige Mädchen ihrer Trauer nicht einhalt gebieten. Nach wie vor spürte sie seine Hand an ihrer Schulter, den Blick des jungen Mannes auf ihr, erwiderte ihn aber nicht. Im Augenwinkel erkannte sie, wie schlimm er zugerichtet war, aber würden wohl auch ihre Kräfte ihm nun nicht mehr helfen können. Sie fühlte sich verändert... sollte sie nicht trauriger sein über alles was geschehen war? Warum fühlte es sich so... so sinnlos an, jetzt noch Trauer zu zeigen, sich der Wut hinzugeben? Die Schwarzhaarige biss die Zähne zusammen und stemmte sich auf die Beine empor. Lux meinte, sie solle es langsam angehen, nannte sie wieder bei diesem falschen Namen, der ihr wie ein Fluch auf den Schultern lag. Nein. Kurz noch taumelte ihr geschundener Körper und doch strich sie sich im nächsten Moment ihre Haare über das elfenbeinweiße Haupt zurück. Zaghaft sah sie zu Lux hinab, der ihr mit seinem Blick aus dem unverwundeten Auge folgte. "Mein Name ist Suzume...", auf die einzigen Worte, die sie hier an diesem schicksalsbehafteten Ort lies, folgte ein gestärktes, aber schmales Lächeln. Im nächsten Moment half sie dem König von Arcadia aufzustehen und stütze die ramponierte Figur seinerseits auf ihrer Schulter, indem sie einen Arm von ihm um ihren Nacken legte. Keinen Augenblick zu früh wohl, denn im nächsten Moment waren es die Männer Logis, die sich von Deck schwangen, die apathische Lily und den wohl verstorbenen Körper des jungen Mannes einsammelten. Alsbald sich jegliche noch lebende Seele auf dem Luftschiff befand, kam Lux sogleich seinen Pflichten nach, während er nebenbei verarztet wurde. Es war nur ein kurzer Moment des Augenkontakts der den einstigen Freunden aus Kindertagen blieb, ehe der Weißhaarige fürs erste von der Bildfläche verschwand. Doch sagte er aus, dass sie beide in Ordnung sein würden.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Part II

      Und so fand der Prophet sein jehes Ende, dem Ausbruch und der Verbreitung der Erkrankung in Form eines Einzelnen unbewusst verschuldet, die Antwort und die Heilung in die Dunkelheit verbannend. Doch um dem Wellen der Verdammnis entgegen zu wirken, sollte sich alsbald jemand finden der die Rolle des Propheten einnehmen sollte um die Welt in die richtige Richtung zu lenken und vor ihrem Untergang zu bewahren. Doch insofern sich die Rolle des falschen Propheten dem Ende neigen sollte, seine Rolle des Intriganten entpuppend, die nächste Welle verschuldend und den Rächer von seinen Ketten sprengend, würde die Sirene zur Wiedergeburt ertönen und die Welt in ihrer Verdammnis verschlingen.




      Kapitel 5:
      Der Machinator

      Die Zeit raffte die Sinnlosigkeit hinter dem Geschehenen dahin und während unsere Protagonisten damit verbrachten jeweils ihre eigenen Tätigkeiten zu folgen, ereilte sich der regnerische Tag in Gedenken an den Gefallenen jenes Kampfes in Ordine, gefolgt von den Ereignissen die im Abyss stattfanden. Unter den Opfern befanden sich bekannte Namen, vieler ehrwürdiger Soldaten, doch auch die Namen von Aslan und Ren waren, obgleich sie nicht zu ihnen gehörten, in jenen Stein eingraviert der auf der weiten grünen Wiese, über dem klitschnassen grünen Gras ruhte und von unglaublich vielen Blumen bedeckt war. Vor jenem Stein, dem Regen der Zeit der die Trauer verbarg, erduldend, befanden sich, nachdem viele der Familien jener Soldaten gegangen waren, nur noch eine Handvoll Personen in weißen Gewändern. An Suzumes Seite stand Hestia, während ganz vorn am Grabstein eine vollkommen zerrüttete junge Frau mit einer Blume in der Hand auf die Namen des Steines starrte. Zuvor verbrachte die junge Frau ihre Tage in Einsamkeit, sich selbst in ihr Zimmer einsperrend und die zurückgelassenen Bücher jenes Mannes durchlesend der vor einiger Zeit sein Leben gab um das ihre zu schützen. Die Blume in ihrer Hand verfärbte sich im trüben Mondschein ins finstere Schwarz, doch erblühte nur wenige Sekunden wieder in einem klaren weiß, dicht gefolgt von einem azurblauen glühen welches in Form von kleinen Punkten den Himmel hinaufstieg. Wenige Meter neben Suzume wurden nun auch noch drei weitere Personen sichtbar, darunter Wiseman, Vale und eine weitere Person die in Form eines Mannes mit langen weißen Haaren auftrat die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Von Lux fehlte jegliche Spur, die er damit rechtfertigte in seiner Arbeit als König vor wichtigen Aufgaben gestellt zu werden, doch auch er saß in seinem Gemach auf einem Stuhl und schaute in Gedanken verloren aus dem Fenster während er seine Wange in seine leicht geöffnete Hand bettete, die durch seinen Ellenbogen auf dem Tisch gestützt wurde. Nun trat das Mädchen einige Schritte nach vorne, begab sich in die Hocke und legte die Ascherkrone vor dem Gedenkstein nieder. Die junge Frau trat einige Schritte zurück und sah wie ihre Gefährten gen Himmel, den azurblauen Kugeln folgend die in den dunklen Wolken verschwanden. Der Regen perlte auf ihrem Gesicht ab und vermischte sich mit dem Tränen die ihre Wangen hinab glitt und ihren Weg auf den Boden fanden. Erneut wich die Zeit dahin, und als nun auch das letzte Licht verschwand waren Suzume und Lilly die einzig verbliebenen Personen die im Regen standen. „Danke..“, entwich es den Lippen der jungen Dame die ihr Haupt gesenkt hatte und nun auf das Gras starrte. Wenige Momente nach ihrem ersten Wort, wandte sich ihr Körper leicht zur Seite. „Das du an der Seite meines Bruders geblieben bist.. Ich bin mir sicher es war ein furchtbar einsames Leben das er durchstehen musste... Nero war der Spielball dieser verkommenen Welt und durchlitt einen unfairen Schicksalsschlag nach dem Anderen, doch er gab nie seine Ziele und Ideale auf und starb selbst für diese. Er beschützte dich und mich..“ Unzählige azurblaue Lichter stiegen aus den Hintergrund in jeder Ecke, an jedem Baum befindlich in die Höhe und sammelt sich am Himmel an, die unendlich vielen verstecken Ascherkronen in ihrer letzten Blüte erblühend die laut des Mythos die Wiedergeburt symbolisieren sollte. Die azurblauen Blumen erhellten die düster wirkende Wiese und bildeten ein Meer aus Farben das sich wie Sporen überall zu verteilen vermochte.
      „Bitte erzähl mir von deinen Reisen und deiner Zeit mit ihm. Ich möchte so viel wie möglich über ihn erfahren, über das Leben meines Bruders der viel zu früh von uns ging. Ich möchte dich auf deiner weiteren Reise begleiten und die Welt die mein Bruder sah, die Welt die mein Bruder verändert hat durch meine eigenen Augen wahrnehmen."
    • Die Schwere des Regens hatte sich wie eine stählerne Decke über ihre noch schwereren Schultern gelegt, sich tief in das Gewebe ihrer Kleidung gefressen um dort in Kühle zu verweilen. Der gesamte Tag war von Grau und Nässe durchzogen gewesen, die Sonne wollte partout die Kälte und Trauer in den Herzen der Menschen vertreiben... als wüsste sie, dass sie damit alles vielleicht auch nur ein Stückchen besser gemacht hätte... aber... nachdenklich sahen die blauen Augen der Schwarzhaarigen in den nun klaren Nachthimmel, welcher, neben dem von Wolkenschlieren umwobenen Mond, von unzähligen Sternen gespickt war. Hier und dort funkelten sie stärker, als würden auch sie zum Abschied für die Gefallenen winken um sie in dem tröstenden Gedanken eines göttlichen Himmels weit oben bei den stellaren Gefilden aufzunehmen und ihre Seelen ewig leben zu lassen. Ihr stockte für einen Moment der Atem und sie schloss die Augen. Die gesamte Trauerfeier war eine ruhige Zelebration... es kamen viele Menschen die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Die einzige die ihre Seite nicht verlies war Hestia. Oftmals fragte diese, ob sie denn etwas brauchte... zu Trinken, oder zu Essen... aber mehr wie ein "Nein, danke. Es ist alles gut.", kam ihr mit schmalen Lippen nicht aus dem Munde gerutscht. Natürlich spürte sie die Skepsis in dem Blick, den ihre Freunde dann auf sie legte, doch blieb sie selbst hart mit sich. Es war alles so unwirklich geworden. Und nun ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, würde niemanden, am wenigsten ihr selbst helfen. Erst als der Trauerzug sich begann zu bewegen, rührte sich etwas in ihr. Es wurde Ernst. Es gab kein zurück. Es wurde Wirklichkeit. Und bei jedem Schritt den sie näher in die Richtung der Gräber machten, so größer wurde die Übelkeit, das Unwohlsein in ihr. Jede Faser ihres Körpers schrie "Ich bin nicht bereit dafür!", doch schob sie die große Traube weiter und weiter nach vor. Erst als sich der Arm Hestias um ihrer Schultern legte, sie näher an den Körper der Frau drückte und sie den besorgten Blick ihrerseits wahrnahm, löste sich etwas... es bröckelte der Damm, den sie so filigran errichtet hatte. Die Worte "Hier... nimm das." und das Überreichen eines Taschentuches, holten Suzume härter in die Realität zurück als sie wollte. Sie hatte noch nicht mal bemerkt, dass sie angefangen hatte zu Weinen. Sie schob die nassen Wangen auf den Regen der seit den frühen Morgenstunden auf sie niederprasselte, ihrerselbst aber nur teilweise durchnässte, da ihre Kräfte sie wieder auftrockneten. Wie konnte sie das nicht bemerken..? Dumpf lagen die Worte des Predigers in ihren Ohren, fast schon automatisiert begab sich ihr Körper ins Zentrum der Beerdigung und verweilte dort starr wie eine Salzsäule, bis sich erst gen Abends, als die Wolken aufrissen und den Blick auf einen Sonnenuntergang freigaben, der wohl einem jeden den Atem raubte im Hinblick auf das Farbspektakel und den Überraschungsmoment. Die Abendröte folgte dem dunklen Königsblau der Nacht.

      Mit einem Seufzen öffnete Suzume nun ihre Lider wieder und sah auf Lily hinab, die es so lange ohne ihren Bruder ausgehalten hatte und ihn nun im Moment eines Augenblickes wieder verlor. Fern kam Wind auf, schob dicke Wolken über sie. Es erklang sanftes Rauschen, als stünde man am Meer... doch war es nur ein akkustischer Vorbote für den nächsten Regenschauer, der sich unbarmherzig über die beiden Trauernden ergoss. Lily war vielleicht nur einen Meter von ihr entfernt, als sich ihr kleiner Kopf in ihre Richtung drehte und sie begann, Worte an Suzume zu richten. Auch wenn ihre verletzten Züge gefasst erschienen, so spürte die Schwarzhaarige die tiefe Leere, die sie ausstrahlte. Rund um sie erhellten nun die Blumen ihre Sicht, tauchten alles in ein sanftes Azurblau und gaben der Szenerie, ob ihrer Unausweichlichkeit und Endlichkeit einen hoffnungsvollen Beigeschmack. Sanft ruckelten die Mundwinkel der junge Frau nach oben und sie atmete tief durch. Lilys Worte hatten ob ihrer grauenvollen Wahrheit etwas tröstliches an sich. So trat Suzume einen Schritt näher an die junge Frau vor ihr heran und legte ihr mit Vorsicht bedacht eine Hand auf ihre Schulter, was sie etwas zusammenzucken lies, doch schickte die Schwarzhaarige ihre Kräfte in jene und erwärmte so den Zwischenraum der zwischen ihrer Hand und Lilys Schulter entstand. "Das mache ich gerne... begleite mich doch zurück ins Anwesen von Wiseman.", aber die Blondine zögerte. Suzume seufzte. "Ich verstehe, dass du Re-... Nero nicht mehr von der Seite weichen möchtest... aber wähle für ihn nun den Weg des Lebens, den Weg, auf den er dich nach all dieser langen Zeit wieder bringen wollte... und es geschafft hat. Ich weiß, er kann jetzt nicht mehr hier sein, um dich dabei zu unterstützen ihn weiter zu gehen...", Suzume merkte, wie sich bei jenen Worten nicht nur das Mädchen vor ihr anspannte... auch sie überkam mit einmal wieder Trauer. "... aber soviel sind wir ihm beide schuldig, es nun zumindest zu versuchen.", so griff sie wieder etwas in die Schulter der jungen Frau vor ihr. Sie wusste nicht wirklich, welches Wort es nun wirklich war, das Lily überzeugte... doch stand sie, wenn auch etwas wackelig auf und schenkte Suzume einen schwachen Blick des Verständnisses, welchen sie mit einem kurzen Lächeln erwiderte. Noch kurz verweilten sie vor dem Grab Neros, doch kehrten sich die beiden Frauen bald um, um zu gehen. "Nun... meine Reise mit Nero begann in der Hauptstadt der Logos... er stand plötzlich neben mir... bei meinem Lieblingsbäcker und erstand sich ein Nussbrot... das selbe, welches auch ich immer kaufte... schon dieser Zufall allein, lies mich in Staunen über seine Person verfallen... du musst wissen, ich konnte mich lange Zeit nicht erinnern, wer ich wirklich war...", so begann Suzume nun zu erzählen, wie sie auf Ren traf und welche Abenteuer die beiden gemeinsam durchstanden. Langsam schritten sie zurück, liesen die Vergangenheit hinter sich, doch trugen all die Erinnerung nach vor, nur um sie zu teilen und gemeinsam den Schmerz über den Verlust erträglicher zu machen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Nachdem Lilly und Suzume zum Anwesen Wisemans zurückkehrten, bat dieser ihnen jeweils ein Zimmer in seinem Dojo zum Schlafen an. Zwar waren die Zimmer eher spärlich mit Futon Matten ausgelegt, doch genügte der geringe Komfort für die zwei wirklich erschöpften, jungen Frauen, um mit den bitteren Tag des Abschiedes abzuschließen und am nächsten Morgen in ihr neues Leben voller Veränderungen zu beginnen. Als sich die Augen Lillys in Anbetracht der gleißenden Sonne, die sich zaghaft an ihr Gesicht schmiegte, öffneten, erschrak sie und wich mit ihrer unteren Gesichtshälfte unter die sichere Bettdecke zurück. Ein kindliches Gesicht blickte voller Erstaunen mit violett glänzenden Augen auf die junge Frau hinab und legte danach ein herzhaftes Lächeln auf. Der kleine Zeigefinger bewegte sich auf das Gesicht des Mädchens zu und tippte gegen ihre weiche Wange, bis die Stimme einer weiteren Frau ertönte die hinter der Shoji Tür über die Holzbalken stapfte. „Soleil~ Soleil, wo bist du?“ Der Junge schaute auf und wandte seinen Blick zur Tür, vor der eine Silhouette zu Halt kam. „Entschuldigt bitte die Störung..“, ertönte es kurz bevor sich die Shoji Tür zur Seite aufschob und eine recht kindlich wirkende junge Frau offenbarte, die mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu der sichtlich überforderten Lilly schaute. „Sol!“, entwich es ihr während sich ihre Mundwinkel leicht nach unten verzogen und sie schleunigst zu ihrem Sohn lief um diesen auf ihre Arme zu nehmen. Zufrieden lächelnd schaute er zu seiner Mutter hinauf und gab einige Laute von sich, während diese mit einem verlegenen Gesichtsausdruck zu Lilly hinabblickte. „Verzeih mir bitte! Ich hab ihn nur eine Sekunde aus den Augen gelassen und schon hat sich der kleine Racker versteckt..“ Der erleichterten Situation folgend, setzte sich die junge Frau von ihrem Futon auf und sah mit großen Augen zu Soleil hinauf, der ihrem Blick mit einem sanften Lächeln erwiderte. „Soleil. Ist er dein jüngerer Bruder?“ Verwirrt über die Aussage der noch immer überforderten jungen Dame, entgegnete Sophelia ihrer Aussage wie folgt und brachte Lilly damit zum Erstarren. „Soleil ist mein Sohn.“
      Einige Minuten der Stille folgend, sprang das Mädchen von ihrem Bett hinauf und fuchtelte unverständlich mit ihren Armen vor sich herum. „Aber..Wie.. Du... bist doch selbst noch so jung...Dein Sohn?“ Doch Sophelia kicherte lediglich über die unbeholfene Art ihres Gegenübers und wank mit ihrer freien Hand ab. „Nun, ich sehe vielleicht nicht so aus aber ich habe bereits mein 20. Lebensjahr erreicht.“ „Ehhhh?!“, entwich es der jungen Frau mit aschfarbenen Haar bevor sie eine weitere Person im Flur realisierte, die sich schnell als Suzume entpuppen sollte. Diese, selbst etwas überrascht über die dazugewonnene Erkenntnis, unterbrach das Gespräch eher widerwillig um darauf hinzuweisen das Wiseman sowohl Suzume, als auch Lilly sehen wollte. „Oh, beinah habe ich vergessen weshalb ich eigentlich hier bin. Ich begleite euch auf dem Weg zu Wiseman, wenn euch meine Gesellschaft nicht stört.“ Zustimmend nickend, begab sich Lilly auf direktem Wege zu Suzume und mit ihr, dicht von ihrer Begleitung verfolgt, in Richtung Zentrum des Dojos um dort Wiseman mit seinen zwei Schülern an seiner Seite und Logi vor sich befindlich vorzufinden. „Elementartraining?“ „Aufgrund der jüngsten Zwischenfälle..“, ertönte es von der zaghaften Stimme aus dem Hintergrund während Sophelia hinter dem Mädchen hervortrat und an der Seite Wisemans Platz fand. „..entschloss sich der Rat den Befehl auszusprechen die Kräfte der Elementare, die eine Bedrohung für unser Gleichgewicht darstellen entweder zu vernichten oder unter Kontrolle zu bringen. Lux wählte den Weg der Kontrolle und entschied sich dafür euch die Wahl zu lassen, ob ihr unter Wisemans besten Schüler und seinem Sohn ein Spezialtraining absolviert um die gefährlichen Kräfte zu bändigen, oder ob ihr freiwillig ein Leben unter Verschluss wählt. Unter den gegeben Umständen wäre es eine sinnvollere Entscheidung Wiseman das Training anzuvertrauen, doch Wiseman wird damit beschäftigt sein die Stadt zu beschützen, während die Raven Spezialeinheit die übrigen Anhänger Van Zephyrs jagen wird. Da Logi erst vor kurzem zum ersten König der Logos ernannt wurde, muss auch er seinen gegeben Pflichten nachkommen weshalb wir sein Land, Alseif, als Trainingsort auswählten.“
      „Bei allem Respekt, aber Vale versuchte einst mich beim Training meiner Kräfte zu unterstützen, doch gelang es ihm nicht herauszufinden wie er mir helfen könnte und so gelang es mir nach und nach selbst ein geringes Maß zu kanalisieren. Inwiefern sollte sich dies nun ändern?“ Die Worte Logis hallten im Raum nieder, doch bevor Sophelia ihren Mund öffnen konnte um etwas zu entgegen, trat der Mann an der Seite Wisemans hervor welcher seine weißen langen Haare zu einem Zopf gebunden hatte und einen friedfertigen Gesichtsausdruck zu beherbergen schien. „Da komme ich wohl ins Spiel. Nicht das es wirklich eine Rolle spielt, doch mein Name lautet Shin und ich bin sowohl der Schüler von Herrn Wiseman, wie auch vom werten Orakel des Schicksals, der bezaubernden Frau Kanagi Mili.“ Als der Name Mili ertönte, hörte die junge Dame mit aschfarbenen Haar auf und sah mit großem Augen zu Shin. „Vom Orakel des Schicksals? Meiner Mutter?“ Mit einem friedfertigem Gesichtsausdruck wandte der Weißhaarige seinen Blick zur jungen Frau und setzte ein simples Lächeln auf. „Lilly? Wie schön, du bist zu einer atemberaubend schönen Dame herangewachsen. Aber solltest du nicht schon etwas älter sein?“ „Du kanntest sie wirklich?“, entwich es dem Mädchen das den Mann näher kam und vor ihm stoppte. Ihre Hände ineinander faltend sah sie zu ihn hinauf, da er zwei gute Köpfe größer zu sein schien. „Kennst du denn auch Ren und Nero? Kannst du mir von allem erzählen?“ Doch mit einem verlegenen Lächeln kratzte sich der Weißhaarige hinterm Kopf. „Das würde ich nur zu gern, doch habe ich leider wenig Zeit durch die mir aufgetragene Aufgabe..“ „Ich komme mit!“, fügte sie selbstsicher mit ernsten Augen hinzu und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich werde mit nach Alseif kommen. Bitte bring auch mir das Kämpfen bei und erzähl mir von ihnen!“ Hilfesuchend wandte sich der Blick des Mannes zu Wiseman, der seinen Blick zur Seite abwandte um sich aus den Konflikt herauszuhalten und danach zu Sophelia und Vale, der eine seufzend und die andere mit den Schultern zuckend. Es war jedoch Suzume, die hervortrat und sich für Lilly einsetzte. „Suzume..“, entwich es dem Mädchen, seine Begleiterin regelrecht anhimmelnd, bevor die Stimme Wisemans mit einem Röcheln ertönte. „Bevor du aufbrichst möchte ich das du noch einmal mit mir kommst, Lilly. Ich möchte dir etwas geben.“ Der Blick der jungen Frau wandte sich zur Seite zu Suzume, die lediglich nickte, bevor sie sich auf direktem Wege zu Wiseman begab und ihm aus den Dojo folgte. „Wir werden morgen aufbrechen, also stellt sicher das ihr euch von euren liebsten verabschiedet. Es wird vermutlich eine lange dauern bis ihr hierher zurückkehren könnte, vielleicht Monate, vielleicht Jahre, seid euch dem Gewiss!“
      Als der Weißhaarige seinen Satz beendete, öffnete sich stürmisch die Eingangstür zum Dojo und eine vollkommen verwüstete junge Frau wandte schwer schnaufend ihren Blick durch die Runde. Als sie schließlich Suzume erkannte, stockte ihre Atem und sie sackte auf die Knie, während ihre Augen sich weiteten. „Suzume...“
    • Mit schwindenden Kräften hatte sich die junge Frau neben Lily zurück ins Anwesen des Wisemans geschleppt. Auch wenn sie neben der schon gebrochenen Schwester des Verstorbenen stark wirken wollte, so benommener und schwächer kam ihr ihr körperlicher Zustand vor. Zuletzt musste Suzume ihre Zähne zusammenbeißen und schenkte der Silberhaarigen ein gepresstes Lächeln, ein hervorgewürgtes „Gute Nacht“, ehe sie ihren verkrampften Körper hinter der Shoji-Türe verschwinden lies und rückwärts in Richtung der Futon Matten taumelte, nur um durch Anschlagen der rechten Ferse an jenen zu stolpern und mit einem kurzen Poltern auf sie niederzufallen. Ein Ächzen entkam den Lippen der Schwarzhaarigen. Die mit grauen Schlieren verschleierten blauen Augen ihrerseits wurden von den zarten, wenn doch zuckenden Lidern ummantelt, ehe sich aus beiden Augenwinkeln zwei glitzernden, genässte Streifen, den Weg über ihre Schläfen, hinab in ihren Haaransatz suchten. Sie versuchte angestrengt, das Brennen in ihrem Hals zu unterdrücken. Den Schmerz, der sich wie Nadeln in ihr Herz bohrten. Doch kam ihr neutrales Gesicht nicht dagegen an und formte sich zu einer von Trauer durchfressenen Miene. Instinktiv, als könnte jemand sie in diesem Moment ihrer Schwäche ertappen, legte sie beide Arme über ihr zerfurchtes Antlitz. Leises Schluchzen erfüllte den kleinen Raum. Die Schwärze im Zimmer umschloss sie, griff mit langen, dünnen Fingern nach ihr, um sie dorthin wieder zurückzuziehen. Aber war es ihr nicht vergönnt. Denn zuvor holte die unterjochende Müdigkeit sie Heim und schickte Suzume in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

      Es fiel ihrem Körper wohl nicht schwer, sich alte Muster beizubehalten, denn als die Schwarzhaarige am nächsten Morgen schwerfällig die müden Augen öffnete, strahlte die Sonne in einem frühen Winkel in ihr Zimmer. Feinste, kleine Staubpartikel wirbelten wie goldene Fäden durch die Luft. Irgendwo zwitscherten Vögel ihr morgendliches Lied. Den verschwommenen Blick wegzwinkernd, richtete sich Suzume langsam auf. Sie hatte sich wohl doch noch ihrer Kleidung entledigt. Es war ihr nicht mehr viel in Erinnerung, was gestern nach dem Begräbnis noch geschah. Als wäre sie in Trance gewesen. Der Gedanke an das Gestrige, jagte ihr für einen Moment die bittere Galle die Kehle hoch und legte sich scharf auf ihre Zunge. Mit einem kurzen, schmerzlichen Blick zur Seite hinab, dort ihre Kleidung vorfindend, schüttelte sie jenen Nachhall ihrer Erinnerung aber auch wieder ab und fuhr sich zwei, drei Mal durch die zerzausten Haare, nur um sie zu einem festen, aber kurzen Zopf hochzubinden. In den nächsten Momenten hob sich der ausgeruhte Körper der jungen Frau empor, sie zog sich Hose und Hemd über, öffnete das Fenster und wollte eben hinaus in Richtung des Baderaumes, als eine unbekannte weibliche Stimme ihre Aufmerksamkeit gewann. „Fräulein Rikoru? Ich soll Ihnen unterbreiten, dass Herr Wiseman sie und das Fräulein Kanagi in 10 Minuten in der großen Halle empfängt. Bitte seien Sie pü… Soleil..? Soleil, wo bist du?“, und so verschwand die Unbekannte mit schnellen Schritten, hörbarer als sie zuvor an ihr Zimmer trat. Etwas überrascht über jenen Moment, starrte Suzume mit hochgezogenen Augenbrauen gegen die Türe, sputete sich aber im nächsten Augenblick. So holte sie nach getaner morgendlicher Wäsche auch die unbekannte Frau wieder ein und ging mit Lily im Schlepptau in das Dojo des Wiseman, nur um dort von einem kleinen Empfangskomitee begrüßt zu werden.

      Nicht nur Logi, sondern auch die Frau, die sich als Sophelia vorstellte, sondern auch Wiseman und ein junger Herr namens Shin, waren neben Lily und ihr Teil dieser Unterredung. Sophelia benannte den Umstand, dass den Elementarträgern ein Elementartraining aufgezwungen werden soll. Suzume rümpfte sichtlich gekränkt die Nase und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sollte es damit zu tun haben, dass sie im Abyss beinahe die Kontrolle verlor…? Ihre Augen schlossen sich für einen Moment… es klang unnötig, aber sich dagegen zu wehren, wäre genauso dämlich. Auch wenn Lux und sie seit Kindertagen befreundet waren, er war nach wie vor der König und sich bei Entscheidungen vollends von Emotionen leiten zu lassen, weil es sie betraf… das wäre Heuchelei der Justiz gegenüber und im Grunde Verrat an den Prinzipien für die er stand. Erst als die energische, entschlossene Stimme Lilys durch den Raum hallte, trennte sich Suzume von ihren Gedanken, öffnete die Augen wieder und sah auf den Hinterkopf des jungen Mädchens, dass sich so bettelnd vor der selbsternannten rechten Hand Wisemans gestellt hatte. Die Worte die sie sprach, lies die Stirn der Schwarzhaarigen Falten werfen. Mehr noch aber zogen sich ihre Augenbrauen hinab, als sie die unbeholfene Antwort des Weißhaarigen vernahm, den Wunsch ihrerseits quasi ablehnend. Suzume räusperte sich und machte einen Schritt nach vor. „Es sollte doch für dich kaum ein Problem darstellen, eine weitere Person zu trainieren, die keinen Elementar in sich trägt, oder? Außer natürlich wir würden dir zu viel deiner Kampfkraft rauben… dann könnte ich mich für Lilys Training verbürgen.“, den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme, konnte und wollte Suzume gar nicht unterbinden. Sie legte ihren Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch, doch schenkte ihr Gegenüber ihr einen so eiskalten, ertappten Blick, dass sie für einen Moment nicht anders konnte, als ein freches Lächeln über ihre Lippen zucken zu lassen. „Außerdem… sind wir… wir alle hier in diesem Raum, die letzte Familie, die sie überhaupt noch hat. Sie zurückzulassen wäre schwach… und feige.“, es war ihr natürlich bewusst, die harte Wahrheit die in ihren Worten hang. Doch wenn sie sie nicht aussprach, wer sollte es sonst tun. Sie wollte das Mädchen in Sicherheit wissen. So wanderte der Blauäugigen Blick auf die Benannte hinab, welche sie mit großen Augen anstarrte und im nächsten Moment von Wiseman zu sich zitiert wurde. Shin hang dann noch ein paar Worte an doch hörte Suzume schon gar nicht mehr hin, als sich plötzlich die großen Türen zum Dojo mit einem Knall öffneten und ein ihr bekanntes Gesicht mit zugehöriger Person im Raum stand.

      Ihre Augen verengten sich. „R-Rachel?“, auch wenn sie wusste, wer diese junge Frau war, so hatte sie keinerlei Erinnerung an sie. Zögernd drehte ihr Körper sich in die Richtung der Angekommenen, welche sich nach wenigen Momenten des tiefen Durchatmens wieder auf die Beine hievte und auf Suzume zuging. Es war eine wilde Mischung aller Gefühle, die sich über das geschundene Gesicht der jungen Frau zogen. „Du… du lebst? Aber… aber wie…?“, eine Ellenlänge entfernt ergriff Rachel ihre Schultern und sah sich die Schwarzhaarige an, als könnte sie nicht glauben eine lebendige Person vor sich zu haben. Suzume aber billigte der Tat nur jenen Umstand, dass sie auf die dreckigen Hände hinabsah, die auf ihren Schultern ruhten. Im nächsten Moment wurde sie in eine überraschende, ihrer Meinung nach zu feste, Umarmung gezogen, die sie versteifen lies. „Ich kann nicht glauben, dass du… dass du… wow, ich habe so… so unendlich viele Fragen an dich… Suzume…“, es war ein beinahe unverständliches Gebrabbel, welches die Braunhaarige in den Stoff ihrer Kleidung murmelte, als ihr Körper plötzlich schwerer und schwerer wurde. „Hey… hey! Rachel!“, das Mädchen unter den Achseln anhebend, versuchte Suzume sie vor dem bevorstehenden Kollaps zu bewahren. Sie musste unglaublich entkräftet und dehydriert sein. Da spürte sie aber schon, dass auch ihre Knie nachgaben, die Kraft ihren Körper verlies und Rachel wie ein nasser Sack Leinen in ihren Armen hing. „Rachel!“, überfordert sah Suzume in das bewusstlose Gesicht der jungen Frau hinab und sah sich dann nach Hilfe suchend im Raum um.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Lilly

      „Wo gehen wir hin Wiseman?“, entwich es der neugierigen jungen Dame, die den älteren Herren auf Schritt und Tritt über das hölzerne Parkett des Dojo, entlang der sorgfältig angelegten Strebergärten folgte. Jener hatte seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt, während seine Mundwinkel neutral ruhten und seine Schritte zielgerichtetet zum Ende eines offenen Ganges führten, der mit einer Shoji Tür abgegrenzt war. Seinen rechten Arm nach vorne richtend, mit der Hand den Holzrahmen umgreifend und die Tür zur Seite aufschiebend, wandten sich die Augen Lillys über die Schulter ihrer Führung hinweg um einen Blick in den Raum zu erhaschen. Spärlich, doch geordnet mit einem Bücherregal, einem Bett, verschiedenen Waffen und Werkzeugen zur Wartung, sowie Trainingspuppen, Schreibutensilien und schwarz-rötlicher Dekoration jeglicher Art. „Was ist denn hier drin, Opa?“ Während das Mädchen mit analysierenden Gesicht in den Raum hinein lief, blieb der Grauhaarige Mann für einen Moment zurück. „Opa?“ In den Büchern herumstöbernd, wandte sich ihr Blick noch einmal kurz zu Wiseman der ebenfalls in das Zimmer trat und zu den Altchemiewaffen lief. „Das Zimmer deines Bruders.“, entwich es den Lippen des älteren Herren, während er einer der Alchemiewaffen nahm und begutachtete. „Das was du in deinen Händen hältst sind seine Memoiren. In der Furcht davor seine Vergangenheit erneut zu vergessen, verfasste er jene Bücher in der Hoffnung jenes was weggeschlossen war zu öffnen und gegebenes dafür nicht mehr zu verlieren. Zumindest dachte ich das es für diesen Grund bestimmt war, doch insgeheim steckte wohl eine andere Intention hinter dem verfassten. „..An die Aschblonde Schönheit, die eines Tages dieses Buch in den Händen halten wird: Wenn du dies liest, bestehen zwei Möglichkeiten die eingetreten sein könnten, deren Ausgang zu einem Versehen während meiner Anwesenheit oder zu meiner ewigen Abwesenheit führten. Doch in Anbetracht deiner Anwesenheit, verblasst die Wichtigkeit meines Daseins, denn sowohl als auch werde ich das Ziel meiner Reise erfüllt haben. Ich wünsche mir.. Nein ich hoffe noch einmal mit dir die Ascherkronen begutachten zu können, die Zeit unseres Geschwisterdaseins aus vergangener Zeit nachzuholen und dich als älterer Bruder beschützen zu können, auch wenn ich es zuvor nie vermochte. Ahh, ich schätze wenn du diese Zeilen lesen wirst, bist du bereits zu einer erwachsenen, selbstständigen Frau herangereift, also sollte ich meinen Wunsch eventuell umformulieren und vergangenes Geschriebenes wieder herauslöschen. Ich schätze das was ich wirklich möchte, das worauf ich hinarbeiten werde, ist dir eine Welt zu schaffen die voller Güte, voller Frieden und ohne jeglicher Zwietracht unseres Volkes ist. Sobald ich dich gefunden habe, werde ich mit dir zusammen diese Welt bereisen, dir ihre Schönheit präsentieren und einen Ort schaffen, welchen du dein Zuhause nennen kannst! Sollte jedoch der Fall meiner Abwesenheit eintreten, will ich das du dennoch voranschreitest um die Welt mit deinen eigenen Augen zu begutachten, deinen Weg findest und dir einen friedlichen Ort zum Leben suchst. Doch, mir ist bewusst das du dich nicht an meine Worte halten wirst.. Wie immer. Also vertraue ich dir auf deiner Suche nach deinem wahren Ziel mein drittes Schwert an, welches ich für diesen Zweck erschuf. Pass auf dich auf, wende deine Augen niemals von der Wahrheit ab und lass dich niemals unterkriegen!“ Wiseman, der den Worten der jungen Dame lauschte, machte sich schon einmal darauf gefasst erneut ihr Schluchzen ertragen zu müssen, doch sah das Mädchen lediglich mit einem bleichen Gesichtsausdruck zu dem Grauhaarigen Mann und setzte ein verlegenes Lächeln auf. Dieser offenbarte ihr mit seinen Händen, jenes schwarzes Schwert welches er zuvor vom Waffenständer genommen hatte. „Der Name ist Kuroyuri, die schwarze Lilie. Selbst wenn es durch die schmale Bauweise sehr fragil aussieht, ist es unglaublich scharf und robust und trotz seiner damals noch unbeholfenen Art im Bau der Alchemiewaffen, gehört diese zu seinen besten Werken. Während die weiße Färbung für die Reinheit steht, offenbart die schwarze Färbung der Lillie die Rebellion, womit das Schwert sinnbildlich den Willen deines Bruders repräsentiert.“ Zögerlich umfasste die junge Dame den Schwertgriff und trat einige Schritte zurück. Unbeholfen schwang sie es einige Male in der Luft und vernahm dabei das tiefe Seufzen Wisemans. „Hör mir zu Lilly, die Schwertkampfkunst die Shin dir beibringen wird ist nicht das Mugendai Kuro, welches deinem Bruder lernte, sondern das Kike`na Shiro welches entwickelt wurde um eben jenen entgegenzustehen. Wenn es dein Wunsch ist in die Fußstapfen deines Bruders zu treten, lege ich dir ans Herz meinen Sohn Vale um Hilfe zu bitten. Doch stell dich auf eine harsche Abweisung seinerseits ein, denn anders als mein Schüler ist er ein sturer Bock, der nichts auf die Worte seines Vaters gibt und lieber seinen eigenen Kopf durchsetzt. Zusätzlich ist da noch eine Sache die ich dir ans Herz legen will, bevor du deine Reise antrittst...“ Die Mimik des Grauhaarigen Mannes veränderte sich schlagartig und stieß eine absonderliche Kühle aus. „Der Körper eines künstlichen Menschen altert weitaus schneller als der einer normalen Person, sodass die durchschnittliche Lebenserwartung bei 10 Jahren liegt. Du bist ein Mischling, ein Hybrid aus den Zellen eines Revenus und Eos erschaffen, womit du womöglich ein paar Jahre länger hast, doch gerade deshalb lege ich dir den Wunsch deines Bruders noch einmal nah. Es wäre besser für dich, irgendwo deine restlichen Jahre in Frieden auszuleben.“ Mich einem schmerzlichen Lächeln, ummantelte sich die Hände um das Schwert das ihr anvertraut wurde, während sie es nah an ihre Brust drückte und ihren Blick zu Boden wandte. „Ich weiß das ich nicht mehr lange zu leben habe, doch eben deswegen möchte ich mein Leben nicht nach den Wünschen anderer richten, obgleich sie von meinen Bruder stammen. Er schrieb, ich solle meine Augen nicht vor der Wahrheit verschließen und deshalb muss ich mit geöffneten Augen voranschreiten, fernab jeglicher Möglichkeit der Realität zu entfliehen.“ „Hmpf..“, entwich es den Mann lediglich, der seine Arme vor seiner Brust verschränkte und seine Augen dabei verschloss. „Ich werde den Raum für dich geöffnet lassen, vergiss allerdings nicht noch einmal am Friedhof vorbeizuschauen bevor ihr aufbrecht.“ Mit den Worten die Unterhaltung beendend und sich zum Gehen wendend, ertönte die Stimme der jungen Frau erneut und stoppte Wiseman während er die Schwelle der Türe übertrat. „Danke Opa!“ Ein leichtes Schmunzeln offenbarte sich im Gesicht des Grauhaarigen, der lediglich kurz seine Hand erhob und das Mädchen zurückließ welches das Schwert auf ihren Schoss bettete, während sie in Hocke weiter die Bücher durchstöberte.

      Logi

      „Ist ein Elementartraining wirklich notwendig?“
      Der Rothaarige der bereits mit seiner Begleitung das Anwesen Wisemans verlassen hatte und wieder in seinem Gemach im Schloss angekommen war, ließ sich auf dem Stuhl nah des Fensters nieder und lehnte sich erschöpfte über die Stuhllehne nach hinten. Vale verblieb inmitten des Raumes und verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken, eine Geste die er unbewusst mit seinem Vater teilte. „Logi, selbst wenn du deine Kräfte zum Teil unter Kontrolle hast, ist es dir nicht möglich den Urgeist in dir zu bändigen so wie es deiner Schwester gelungen war. Es benötigt lediglich einen kurzen Moment der Unkonzentriertheit und Chione übernimmt deinen Körper, wie sie es einst schon einmal tat. Kannst du dich an die Folgen deiner Überheblichkeit erinnern?“ Schmerzlich schossen vereinzelte Bilder in den Kopf des Rothaarigen, während ihm die vergangenen Taten bewusst wurden. In seinem Rausch, zerstörte er damals als Junge mehrere angrenzende Dörfer und hüllte alles in ein Meer aus vom rot beflecktem Eis. Der Körper des jungen Mannes drückte sich nach vorne, seine Ellenbogen stützten sich auf den Tisch ab und seine untere Gesichtshälfte verbarg sich hinter seinen ineinander gefalteten Händen. „Vielleicht steigt mir diese Königssache über den Kopf, verzeih mir Vale. Ich muss noch viel lernen und bin mir unsicher ob ich dieser Verantwortung gewachsen bin, beides zur gleichen Zeit zu bewerkstelligen.“ Ein einfaches Schnalzen mit der Zunge, brachte den Rothaarigen dazu zu seinen Begleiter aufzusehen der ihm einen enttäuschten Gesichtsausdruck entgegen warf. „Ein neugieriger Wildfang der sich von Nichts und Niemanden etwas sagen ließ, doch dessen Gutmütigkeit, Pflichtbewusstsein und Rechtschaffenheit grenzenlos sah. Täuschte ich mich in jenen Augen, die mich in jenem Wald voller Ehrgeiz ansahen, in der Hoffnung einst die Stärke zu erreichen die sie erblickten?“ Nur leicht schoben sich die Mundwinkel des zerrütteten Gesichtes nach oben, während die mahnenden Worte seines Lehrmeisters ertönten. „Das Volk will einen König, der sie leitet und in die richtige Richtung lenkt. Jemand der sich dem Adel entgegen stellt und der Ungerechtigkeit Einhalt gebietet, und genau das ist dein Wunsch, oder nicht? Wenn ja, dann sollte dir nichts mehr im Weg stehen nun, wo du die Möglichkeiten hast die Dinge zu ändern!“ Logi wandte seinen Blick von Vale ab, den Druck nicht ertragend den er ihn aufbürdete und in den Gärten verzweifelt nach Obdach suchend, bevor er eine Hand an seinem Kragen vernahm. Der Rothaarige setzte ein falsches Lächeln, voller Nervosität auf und versteckte seine zitternden Hände hinter seinem Rücken. „Hast du Angst, nicht den Taten deiner Schwester, der Königin des Eises gerecht zu werden? Verstehst du nicht, das du in keinerlei Fußstapfen treten musst sondern deinen eigenen Weg bilden wirst! Logi, antworte mir endlich!“ „FASS MICH NICHT AN!“, brüllte der Rothaarige und schlug die Hand des Mannes von seinen Kragen bevor er aufstürmte und aus der Tür preschte. Ratlos sah der Silberhaarige hinter dem jungen Mann hinterher. Bedrückt wandte sich sein Blick auf seine noch geöffnete Hand hinab, die ebenfalls zu zittern begann. Mit seiner freien Hand umgriff er sein Handgelenk, während sich seine Mundwinkel nach unten verzogen und seine Stimme verbittert ertönte. „Schon wieder... Nein, ich werde nicht zulassen das ein weiterer meiner Schüler den falschen Pfad betritt..“
      Ziellos rannte der Rothaarige durch die Flure, schwer atmend und nach Luft ringend, kreidebleich und vollkommen verschwitzt vor seiner Verantwortung fliehend und in die Gärten flüchtend in denen er nach Geborgenheit suchte. Hinter den Hecken verschwindend, sich eine Bank nahe eines Brunnens suchend, stockte der junge Mann mit den Armen auf seine Knie gestemmt und panisch nach Luft ringend. Nachdem sich seine Atmung langsam beruhigte, vernahm er an seiner Seite einen jungen Mann auf der Bank sitzend, der ihn verwirrt anzuschauen schien, danach aber seine Hand erhob und mit einem Lächeln zu ihn schaute. „Lord Suliman, nehme ich an? Wir hatten bereits das Vergnügen. Mein Name lautet Rayleigh Sophus Arcadia, doch Ray genügt vollkommen.“ Die zuvorkommende Art und die Situation, drängten den Rothaarigen dazu vor Scham im Boden zu versinken doch stattdessen lehnte er sich niedergeschlagen an den Brunnen und ließ sich zu Boden nieder. „Verzeiht meine Unhöflichkeit, doch ich benötigte etwas frische Luft um meine Gedanken zu ordnen...“ Der Weißhaarige schaute für einen kurzen Moment zu seinem Gegenüber und wandte seinen Blick dann in den Himmel hinauf. „Wisst ihr, eigentlich dürfte ich mein Zimmer gar nicht verlassen. Also, bin ich im eigentlichen Sinne gar nicht hier und könnte nicht hören was ihr zu sagen habt.“ Über die Worte des jungen Mannes nachdenkend, ummantelte der Rothaarige seine angewinkelten Beine mit seinen Armen und schaute auf den steinernen Boden hinab. „Unmöglich..“, entwich es seinen Lippen bevor eine Weile der Stille die Umgebung durchweilte und Rayleigh seine Augen schloss. „Ich... Ein König? Bisher herrschte ich lediglich über einige kleinere Dörfer, wie sollte ich nun über ein ganzes Land gebieten? Meine Schwester hätte es hinbekommen, wäre sie noch am Leben hätte sie mich ausgelacht und mir gezeigt wie die Dinge erledigen werden. Doch sie ist nicht da, also bin ich auf mich allein gestellt. Wie sollte ein Niemand wie Ich, der stetig in den Schatten einer solch großartigen Person stand jemals eine solche Persönlichkeit überflügeln und etwas schaffen, das nicht einmal eine große Herrscherin wie sie oder unser Vater vermochte?“
      Nach einem Moment der Stille ertönte die Stimme des Weißhaarigen, der seine azurblauen Augen öffnete. „Es ist faszinierend.. Euer Name, bedeutet in einer alten Sprache die Flamme. Ist es nicht ironisch, das ihr dennoch der Wirt des Urgeistes des Wasser und des Eises seid? Ich schätze die Person die euch diesen Namen gab, erhoffte sich nicht das ihr sie überflügeln würdet, sondern das ihr einen anderen Weg, ferner ihrer einschlagen würdet.“
      Vale der den Rothaarigen gefolgt war, versteckte sich hinter dem Gestrüpp und lauschte den Worten der beiden jungen Männer. „Die Person die euch euren Namen gab, erhoffte sich mit Sicherheit eine Flamme in euren Herzen zu entfachen, die niemals erlöschen würde und das Eis bändigen könnte, welches Unglück über euer Reich bringen würde.“ Logi wandte seinen Blick aus seinen Augenwinkeln heraus zum Weißhaarigen und legte seine rechte Hand an seine Brust, an jener Stelle verkrampfend an der sein Herz liegen sollte. „Es wird nicht die Frage sein ob ihr könnt oder ob ihr nicht könnte, sondern ob ihr werdet oder ob ihr nicht werdet.“

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    • Gebannt sahen die mit Sorge umrandeten Augen auf das schlafende Gesicht ihrer ehemaligen, wohl besten, Freundin. Suzume trug Anspannung in ihren Zügen. Sie verhärtete ihre Lippen, ihr Kiefer und warf Falten auf ihre Stirn. Sie hatte sich auf dem Stuhl neben den Futon-Matten in ihrem Zimmer niedergelassen, die Beine zwar locker übereinandergeschlagen, die Arme jedoch fest überkreuzt an sich gezogen und an den Körper gepresst. Fast schon gruben sich ihre Finger in eben jene, doch zwang sie sich doch noch genug dazu, diesem Verlangen nicht nachzugehen. Es war Shin gewesen, der der Schwarzhaarigen dabei geholfen hatte, den kollabierten Körper Rachels so gut wie es ging hochzuhieven und sie wie einen nassen Sack aus der Haupthalle, zurück in ihr Gemach zu tragen. Suzume hatte ihre Arme unter ihren Armen eingehakt, Shin unter ihren Kniekehlen. Tollpatschig und unbeholfen, so konnte man ihr Vorhaben beschreiben, doch als sie die bewusstlose Rachel endlich ablegen konnten, war es an dem Weißhaarigen, der ihr Anweisungen gab, bei ihr zu bleiben. Er würde einen nassen Lappen und frisches Wasser auftreiben. Die Blauäugige hatte ihn beobachtet. Es rührte schon eine gewisse Sorge mit in seinem Auftreten, als er mit ihr den ausgemergelten Körper vom Schauplatz ihres Ankommens wegtrug. Kannte er sie? Suzume biss sich auf die Unterlippe und fühlte sich mit einem Moment elend. Zu wissen, wen sie vor sich hatte, aber keinerlei emotionale Erinnerung an diesen Menschen zu besitzen, egal um wen es sich handelte, war ihr strikt zuwider. Wann hatte das begonnen? Wann war ihr alles so gleichgültig geworden? Während sie Rachel mit der feinen Decke vom Bauch abwärts verhüllte, schossen ihr jene Gedanken durch den Kopf und sie blieb noch einen Moment länger, mit vor Zorn verzogenem Gesicht, auf ihren Knien hocken.

      Erst als Shin wieder den Raum betrat, ein Tablett mitr eine Schüssel voll Wasser, einer Karaffe und Gläsern, neben dem Futon abstellte, riss es die junge Frau aus den Abgründen ihres Nachdenkens. Sie beobachtete den Weißhaarigen vor ihr kurz, wie er in die Schüssel griff, nur um daraus ein kleines Handtuch-ähnliches Ding zu ziehen und es Rachel auf die schweißnasse Stirn zu legen. Kurz noch herrschte Schweigen, ehe Suzume anbot, noch etwas zu Essen zu besorgen, sollte sie erwachen. Doch Shin winkte den Vorschlag an sich vorbei. Er meinte, es wäre besser für sie, wenn sie ein vertrautes Gesicht sehen würde, also würde er sich darum kümmern. Sie kannten sich also nicht… ihre Augen verengten sich für den Bruchteil eines Momentes, doch sollte es ihr nun doch egal sein. So verschwand der junge Mann und Suzume erhob sich ebenso ächzend und ließ sich mit demselben Laut auf den Stuhl neben ihrem Bett sinken. Und so verharrte sie nun… seit einer geschlagenen Stunde. Möglicherweise war sie zwischenzeitlich weggenickt. Auch ihr hing die Müdigkeit noch etwas in den Gliedern, ganz davon abgesehen, dass es wahrscheinlich auch schon drei Tage her war, seitdem sie das letzte Mal etwas Ordentliches gegessen hatte. So erhob sich der schlanke Körper dann doch und kniete sich wieder nieder, nur um das Tuch auf ihrer Stirn erneut in das kühle Wasser zu tauchen. Behutsam legte Suzume es dann wieder auf Rachels Kopf ab, als sie sah, wie sich langsam, flattrig und schwach, aber erwachend ihre Lider zuckend emporhoben. Die von dunklen Ringe unterlegten Augen erschienen erfrischter, aber nach wie vor erschöpft.

      Überrascht wich die junge Frau etwas zurück. Sie sah, wie sich die verwirrten Augen Rachels von links nach rechts bewegten, wie sich langsam ihre Arme hoben und sie ihre Handballen in jene legte, nur um sie mit einem Seufzen zu reiben. „Wie… wie geht es dir?“, kam es Suzume nun nach der anhaltenden Stille über ihre Lippen und als hätte ihre Stimme einen Bann gebrochen, stoppte Rachel in ihrer Bewegung und hob die Hände empor, nur um den, sich nun von Müdigkeit in Fassungslosigkeit wandelnden Blick, auf die Schwarzhaarige zu richten. Und plötzlich kam wieder Leben in die zuvor so reglose junge Dame. Sofort bewegten sich ihre Arme neben ihren Oberkörper. Sie versuchte sich abzustützen und aufzusetzen, doch fehlte Rachel die Kraft dafür. Es sah eher unbeholfen aus, wie sie sich so erfolglos herumquälte… ähnlich einem frisch geschlüpften Küken, dass mit den kümmerlichen Flügeln schlägt, um gerade auf den Beinen zu bleiben. So war es an Suzume, die ihr nun dabei half, sich gerade zu richten und hinten an der Wand anzulehnen. Rachel atmete erschöpft durch und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Danke…“, ihre Stimme klang heiser und ausgezehrt. Hastig griff Suzume nach der Karaffe und einem Glas und schenkte ein, nur um es Rachel zu reichen, die sich die klare Flüssigkeit gierig einvernahm und im Anschluss nach einem weiteren Glas fragte. Vorsichtig, mit leicht zitternder Hand stellte sie das Gefäß zu Seite und für einen Moment schien es, als würde sie wieder einschlafen. Ihr Körper sank in sich zusammen, ihre Augen schlossen sich für einen Moment und doch zierte ein beruhigtes Lächeln ihr Gesicht. „Ich kann gar nicht glauben, dass du noch am Leben bist…“, sie hatte sich kurz geräuspert und nun klang ihre Stimme wieder fester als zuvor.

      Suzumes Blick wandte sich auf das müde Gesicht von Rachel. Ihre Augen sahen ihr fiebrig entgegen. Sie glitzerten, als hätte sie Tränen in jenen. Möglicherweise waren es auch welche… Sie presste die Lippen zusammen. „Nachdem du damals so plötzlich verschwunden bist… dachte niemand mehr daran, dich jemals wieder lebend zu sehen… alle in Canard dachten, du wärst…“, sie stoppte abrupt, als sich die Shoji Türe mit einem leichten Ruckeln öffnete. Es war Shin, der ein weiteres Tablett in den Händen hielt. Etwas dampfendes stand darauf, wohl eine Miso Suppe oder eine Ramen-Schüssel. Als er merkte, dass beide Augenpaare auf ihn gerichtet waren, übergab er mit einem Nicken das Tablett Suzume und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Diese jedoch stellte das Tablett, welches ausklappbare Stellbeine auf der Unterseite hatte, über die Beine von Rachel, die sich nun quasi nicht vom Fleck bewegen musste um zu Essen. „Lass es dir schmecken.“, meinte die Schwarzhaarige dann. „Du musst unbedingt wieder zu Kräften kommen.“, beschwichtigend schob Suzume die Schüssel mit der sichtlichen Ramenvariation noch ein wenig näher an Rachel heran, welche zögerlich die Stäbchen in die rechte Hand nahm. Doch bevor sie die ersten Nudeln zwischen die Holzstäbchen zwickte, erklang nochmals ein Seufzen aus der Kehle der Braunhaarigen: „Danke…“ … Langsam begann Rachel nun zu Essen, jedoch langte ihr der Genuss nicht und sie schaufelte nach nur weniger Zeit die Köstlichkeit in ihren Mund. Suzume verzog amüsiert, wenngleich schockiert, ihren Mund zu einer befangenen Grimasse. „Ich hole dir Wechselkleidung… und ein Handtuch… iss in Ruhe fertig… und mach dich danach frisch… dann können wir gerne über alles reden.“, mit diesen Worten stand sie auf und klopfte ihre Hose glatt. Sie sah nochmals zu Rachel hinab, dir nur schnell nickte und sich gleichzeitig noch mehr des Inhalts des Ramens in den Mund bugsierte. Wieder musste sie kurz grinsen und verschwand dann wie der Weißhaarige zuvor, mit leisen Schritten aus ihrem Gemach.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ein azurblauer Farbton überragte den Himmel und nur wenig weiße Wolken drängten sich an jenem friedvollen Tag in den Vordergrund. Der Gedenkstein der Gefallenen ruhte inmitten der grünen, weiten Wiese verziert von Blumen und Bäumen und vor ihm stand ein Braunhaariger junger Mann, der mit einem betrübten Blick auf jenem nieder zuschauen schien. Schwarze Augenringe hatten sich unter den violetten Augen gebildet, nicht in Anbetracht der Überarbeitung jener Person sondern aus Frust und Kummer. Während der junge Mann in eine Art Einbeinkniestand überging, ragte er seine leicht geöffnete Hand nach vorn und berührte zaghaft den Gedenkstein. Inzwischen spielten sich in seinen Kopf verschiedene Szenen, eher Bilder aus einer fernen Vergangenheit ab in der alles noch so harmlos schien. Ein Schwarzhaariger und ein Braunhaariger Junge, inmitten ein junges Mädchen, zuerst ein Kampf mit Schwertern, dann das gegenseitige packen des Kragens des jeweils anderen und das Mädchen das sich mit all ihrer Kraft zwischen die Streithähne stemmte. Ein Bild an welchem eine Horde von Kindern an einem großen Esstisch saßen, der Braunhaarige und der Schwarzhaarige sich gegenüber sitzend einen Wettkampf liefernd wer zuerst sein Mahl beenden würde. Ein Bild in welchem die 2 Personen ein Farbenmeer am Himmel beobachteten, der eine auf einem robusten Baumast sitzend, der andere vor dem Baum lehnend, ihre Augen in Anbetracht des Farbenmeeres funkelnd. Ein Moment in welchem der Schwarzhaarige von unbekannten Kummer geplagt wurde und der Braunhaarige lediglich seine Faust gegen den Brustkorb seines Gegenübers schlug und mehrere schnell dahinschwindende Bilder in welchem die beiden heranwuchsen und sich stets den Rücken deckten, einander ihre Träume und Sorgen anvertrauend bis zu jenem Moment in ein brennendes Bild von jenem Mädchen beide in verschiedene Richtungen lenkte, sich stets weiter voneinander entfernend, bis sie am Ende wieder aufeinander trafen, der eine gesegnet vom Licht der andere verflucht von der Dunkelheit. Im nächsten Bild, sah der Braunhaarige Mann mit seinen eingefallenen, traurigen Augen am Gesicht des Schwarzhaarigen vorbei, während sich die Klinge seines Schwertes durch jenen Brustkorb bohrte. Seine freie Hand jedoch, drückte sich zittrig gegen die nicht verwundete Stelle seines Brustkorbes. Die Schatten des Schwarzhaarigen sprangen über seine Schulter hinweg und formten sich in die Silhouetten schwarzer Hände, die nicht nur den Hals des Braunhaarigen sondern auch dessen Schultern und Beine umgriffen, während die braune Färbung seiner Haare dahin blich und der weißen Farbe wich und seine violetten Augen azurblau aufleuchteten. „Sag mir, K. Nein, Ren.. An welchen Punkt.. begann das Schicksal in solch ein absurdes Ergebnis abzudriften? Hätte es anders enden können...wenn ich von Beginn an ehrlich gewesen wäre? Hättest du mir vertrauen entgegen gebracht, wärst du mir gefolgt anstatt deinen Weg zu gehen und hätten wir eine gemeinsame Lösung gefunden um deine Schwester und Suzume zu finden? Wäre ich in der Lage gewesen.. Canard, Dich und all die Namen hier zu retten? Ist dies alles meine Schuld, die Last meines Unvermögens ein wahrer König zu sein?“ Die Hand des Braunhaarigen ballte sich zu einer Faust und aus der Berührung des Gedenksteines wurde ein sanfter Schlag mit der Faust während sich die obere Gesichtshälfte in Schatten verhüllte und sich die Mundwinkel des Mannes nach unten verzogen. Hinter einem der Bäume versteckte sich indes eine besorgt dreinblickende junge Dame, die ihre Hände an ihr Herz legte und an die vergangenen Nächte dachte, in welchen sie erwachte und ihren Weißhaarigen Gatten stets am Fenster sitzend in Gedanken schwelgend, vor sich ein Pergament und das schwach flackernde Licht einer Kerze und doch der Blick in den Sternen verweilend, sah. Müde in den Augen reibend, fragte sie ihn nach seinem Wohlbefinden, woraufhin der Weißhaarige zusammenzuckte und ein falsches Lächeln aufsetzte um sie zu beruhigen. Ein Lächeln, ungleich seiner wahren Emotionen die sich hinter seinen eingefallenen Augen verbargen. Die junge Frau drehte sich um und lief im Eiltempo am Baum vorbei, zum Gedenkstein an welchem der Braunhaarige Mann aufsah und aus seinen Augenwinkeln heraus die heraneilende Sophelia wahrnahm. Sich langsam aufrichtend, doch von dem Gewicht der jungen Dame am aufrichten stoppend und in seinem Kniestand verweilend, drückte die Blondhaarige Frau den Kopf ihres Gegenübers gegen Schlüsselbein und schloss die Augen, denn obgleich die Augen des Mannes sich weiteten, hätte er unlängst mit dieser Reaktion rechnen müssen. „Wie hast du mich gefund-“, den Satz beginnend doch nicht zu Ende bringend unterbrach Sophelia seinen Satz mit den ihrigen Worten: „Es ist okay... Er war dir wichtig, dein einzig wahrer Freund der dir niemals vollends die Schuld an all Geschehenem aufbürden würde. Wenn man etwas Wichtiges verliert, wenn man eine Person verliert die einem sehr am Herzen liegt, ganz gleich ob Freund, Bruder oder Rivale, ist es in Ordnung auch als König Tränen zu vergießen! Dennoch, wirst du niemals allein mit deinem Kummer sein..Soleil, Ray, Veriae und Ich, werden immer für dich da sein!“
      Den Worten seiner Ehefrau lauschend, die wenigen Tränen in seinen Augen bekämpfend, schossen die vielen Bilder binnen weniger Sekunden wieder in seinen Kopf bis zu dem Moment in welchem sich das Schwert durch die Brust seines Rivalen, seines Bruders, seines einzigen wahren Freundes bohrte. Die leisen, trotz seiner Lage bedachten und eher innerlichen Schreie des Braunhaarigen verbreiteten sich auf der Wiese während die Hand der Blondhaarigen Dame sanft über das Haar ihres Mannes strich und herzlich lächelte. Eine Weile strich dahin, bis sich der Braunhaarige beruhigt hatte und nach der gemeinsamen Zweisamkeit, den Rückweg mit seiner Gefährtin zum Schloss antrat um dort seine Tarnung als ´Rei` wieder zu lösen. Am Eingangstor stoppend, blieben die beiden kurz stehen, einander betrachtend bis die Stimme Sophelias ertönte. „Ich werde nach Ray und Soleil sehen. Er wird sicher alle Hände voll zu tun haben, unseren Kleinen zu beschäftigen.“ Als sich die Frau zum gehen wandte, umfasste der Weißhaarige ihre Handgelenk und stoppte sie, verschränkte jedoch dann seine Hand mit der ihren und lehnte seine Stirn gegen ihre. Ein sanftes Lächeln entwich den jungen Mann, bevor er sich mit einigen Schritten nach hinten von ihr löste und seine Stimme ertönte. „Danke, Lia.“ Vorerst überrascht, schüttelte sein Gegenüber jedoch mit einem Schmunzeln auf ihren Lippen und leicht erröteten Wangen lediglich ihren Kopf. „M-Mh, wenn dann habe ich dir zu Danken. Übernimm dich heute nicht und komm pünktlich zum Abendessen! Ich bat Ririn heute darum die Küche mir zu überlassen.“ „Dann freue ich mich auf heute Abend!“, entwich es Lux mit einem schlichten Nicken, bevor er sich von seiner Gemahlin abwandte und in den Audienzsaal eintrat um auf den Thron Platz zu nehmen, vor welchem bereits ein bekanntes Gesicht mit jemanden im Schlepptau auf ihn wartete. „Veriae? Und..du bist der Ninth?“, am voranschreiten überblickte der Weißhaarige lediglich die zwei Gestalten, der eine lediglich seine Hand hebend und mit einem frechen Grinsen „Hee“, sagend und der andere sich höflich vor dem König verbeugend. Nachdem Luxuria sich in seinem Thron niederließ, die Beine überschlug und seinen rechten Arm anwinkelte um sein Kinn auf seiner offenen Handfläche zu lehnen, schlossen sich für einen kurzen Moment seine Augen, während er in Gedanken schwellte. //..Er sieht ihn wirklich verblüffend ähnlich..//
      Die azurblauen Augen öffneten sich erneut und fixierten streng den Schwarzhaarigen Revenus, oder eher den Klon jenen an. „Wie ist euer Name?“ Der Schwarzhaarige sah für einen kurzen Moment auf, senkte danach jedoch seinen Kopf während Veriae kurz seinen Blick zu ihn warf und danach mit den Schultern zuckte. „Ich habe keinen Namen.. Van Zephyr nannte mich lediglich Nummer 7 und die Erinnerungen an den Namen Ren, sind nicht die meinen." “Real Sevens“ Der Schwarzhaarige sah verwundert auf. „Wenn es ein Name ist den du begehrst, dann gebe ich dir jenen. Es ist Unwichtig ob die Erinnerungen die in dir schwelgen einer anderen Person gehören, denn fortan bist du die Person die unter den Namen Real bekannt ist und erschaffst als eben diese Person deine eigenen Erinnerungen. „Real Sevens.. Mein Name..“, wiederholte es der Schwarzhaarige noch immer ungläubig während er sich erhob und den Weißhaarigen mit einen Schimmer in seinen roten Augen anstarrte. „Zu einfallslos?“ Der Schwarzhaarige schüttelte lediglich den Kopf und ging in den Kniestand. „Nein, habt vielen Dank Luxuria Ains Arcadia. Aber dies ist nicht der Grund, weswegen ich euch aufsuchen wollte.“ „Und welcher wäre es dann?“
      „Ich möchte den Ravens beitreten!“ Als die Worte des Schwarzhaarigen mitsamt seines ernsten Blickes ertönten, weiteten sich die Augen des Weißhaarigen für einen kurzen Moment, bevor ein überraschtes „Hoo~“, ertönte. „Veriae wird deine Entschlossenheit auf die Probe stellen!“ Ertappt seufzte der Braunhaarige während ein widerwilliges „Waaaas“, ertönte jedoch schnell von dem ernsten Blick seines Vorgesetzten unterbrochen wurde. „Zu Befehl~“
      „Doch bevor ihr euch auf den Weg begebt, erläutere mir noch einmal die genauen Aussagen deiner Befragungen der beiden Gefangenen. Wir benötigen sie um die restlichen Menschenfabriken ausfindig zu machen und um aus den Logos die Anhänger Zephyrs herauszufiltern.“
    • "Also... an was genau kannst du dich denn dann eigentlich noch erinnern?", sie war keine unberechtigte, die Frage, die Rachel ihr stellte. Über ihren Häuptern säuselte der kühle Wind des Spätsommers durch die breite Baumkrone der stämmigen Eiche, unter welcher die beiden jungen Frauen saßen. Suzume spürte den Blick der Braunhaarigen auf sich ruhen, während ihre nachdenklichen Augen in die Ferne gerichtet waren. Nachdem sich Rachel wie besprochen nach dem Essen ihrer körperlichen Pflege zugewandt hatte, wollten sich die beiden einen ruhigen Ort suchen, an dem sie alles vergangene besprechen konnten. Suzume war so frei und hatte ihnen dafür eine Kanne grünen Tee aufgebrüht. Der leicht süßliche Duft der von den zugefügten Lindenblüten ausging lies die Schwarzhaarige seicht lächeln, als sie mit dem Tablett in den Händen vor das Anwesen Wisemans trat, wo Rachel bereits auf sie wartete. Sie entschieden sich gemeinsam für die kleine Anhöhe, wo man einen herrlichen Blick über das abfallende Gelände hinter Arcadia hatte. Es war gesäumt mit leichten, in wellenlinien verlaufenden Hügeln, Wälder taten sich links und rechts in weiter Entfernung auf, dazwischen lugten die einstigen verfallenen Mauerwerke vorangegangener Generationen aus der tiefgrünen Wiese, umsäumt von Blumen, die wie gesprenkelte Farbe hervorleuchteten. Wortlos hatten sie sich also unter der Eiche niedergelassen, Suzume hatte ihnen beiden in die kleine Tontasse den bereits perfekt gezogenen Grüntee eingeschenkt und eine davon Rachel gereicht, die das schwarze Gefäß dankend in die Hände nahm. Sie beobachtete die junge Dame dabei, wie sich ihre Nase über den Dampf bewegte um die Nuancen zu riechen und danach sorgsam über die Oberfläche zu pusten. Ihre eigene Tasse in der linken Hand haltend, sah Suzume auf diese hinab und fand dieses Vorgehen mit einem Mal völlig überflüssig... es war bloß Tee.

      Eine Weile saßen sie dann schweigend nebeneinander, beobachteten beide das uninteressante Treiben um sie, welches wirklich gar nichts Auffälliges bot. Ein zwei Mal flog eine Biene vorbei, wobei sich Suzume wunderte, ob es für die Tierchen nicht schon zu kalt wurde. Immerhin stand der Herbst vor der Türe und klopfte bereits mit kühlen Nächten und nebeligen Dämmerungen an. Sie vertrieb das Schmunzeln aus ihrem Gesicht als sie nun einen Schluck von ihrem Tee nahm. Sie räusperte sich. "Warum bist du nach Arcadia gekommen Rachel?", ihre Stimme klang weder desinteressiert noch missmutig, doch lag wohl trotzdem eine gewisse Gleichgültigkeit in jener, denn die Braunhaarige neben ihr zuckte kaum merklich, aber doch genug um es zu erkennen, zusammen. "Ich... ich war... bin auf der Suche nach jemanden... nach zwei Personen... ich wollte Wiseman aufsuchen, da ich die Spur zu ihnen verloren hatte.", sie hielt kurz inne, um selbst an ihrem Tee zu nippen und den Blick zu senken. Sie sah mit einem Mal wieder unglaublich müde und ermattet aus. "Deswegen bin ich hierhergekommen... aber Überraschung... wen finde ich hier... die totgeglaubte Anführerin Canards...", ein erschöpftes Lachen kam über ihre Lippen, welches sich eher nach einem unterdrückten Husten anhörte. Suzume biss die Zähne zusammen und wand ihren ertappten Blick von Rachel ab und sah wieder in die Ferne. Wieder herrschte Stille. Entfernt zirpten bereits einige Grillen, die Sonne wand sich zum Untergehen, doch würde sie ihnen noch eine Stunde, oder zwei schenken, die sie hier sitzen konnten. "Wie heißen die Personen... also, nach denen du suchst...", ganz ruhig war sie wieder ihre Stimme und wieder nahm sie einen Schluck. "Aslan... und Ryu..." Suzume glaubte sich zu verhören und hatte schwer damit zu kämpfen, nicht in prustendes Husten auszubrechen. Rachel klopfte ihr ein paar Mal auf den Rücken und sah Suzume fragend an. "Wieso... kennst du sie? Weißt du wo sie sind? Suzume... umsonst reagierst du nicht so!", ihr Körper hatte sich ihr zugewandt, ihr bohrender Blick aus den glitzernden, grünen Augen auf ihrem Haupt festgesetzt. Sie zögerte... "Deine Suche wird vergeblich sein, Rachel... Aslan ist tot... und Ryu... auch.", sie hatte einen Moment überlegt, ihr die Wahrheit vorzuenthalten... aber was würde das bringen. Es breitete sich eine merkliche Spannung zwischen den beiden aus. Ein leises "Oh... nein...", kam Rachel über die Lippen. Suzume beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Es war nicht fair, ihr dies so ungehobelt zu servieren, aber sollte sie sich auch keine falschen Hoffnungen machen. Wieder umwob Schweigen die beiden Frauen. Die Sonne sank weiter, bald schon warfen ihre beiden Körper lange, verzerrte Schatten über die Wiese rings um sie. Suzume war es klar, dass die Braunhaarige nun wohl Zeit brauchen würde. So trank sie den Rest ihres Tees aus und wollte sich etwas ungeschickt von Dannen machen, da erklang wieder Rachels Stimme. "Und du? Wo bist du all die Jahre gewesen?", ihr Haupt war unter ihren dichten Stirnfransen verdeckt. Ein eigenartiger, dunkler Schatten hatte sich über ihr Gesicht gelegt. Auch hielt sie ihre Tasse seltsam verkrampft in den Händen... ganz und gar klang ihre Stimme mit einem Mal vorwurfsvoll... doch wer konnte es ihr verübeln. Suzume seufzte.

      "Ich... ich habe ein Leben unter den Logos geführt...", sie schlang ihre Arme um ihre Knie, nachdem sie ihre Beine nun anzog und bettete ihr Kinn auf jenen. Rachels Kopf ruckelte leicht in ihre Richtung. "Wie... wie meinst du das?" - "Nun... nachdem Canard damals überfallen wurde... durch..." - "Durch deinen Starrsinn, ja... ich kann mich gut an den Streit erinnern...", eine bittere Kälte schwang in ihrem Tonfall mit, der Suzume schmerzlich die Augenbrauen zusammenziehen lies. "... also ...i-ich habe an jenen Tag keine Erinnerung mehr... ich weiß noch, dass ich Re- ...", Suzume stockte und biss die Zähne zusammen. "Also... an was genau kannst du dich denn dann eigentlich noch erinnern?" - "... ich weiß gar nichts mehr von jenem Abend... als ich das nächste Mal erwachte, lag ich in einem weichen Bett. Ich sah einen hölzernen Tisch, einen Stuhl bis zum Anschlag an jenen geschoben. Ich sah eine mit dunklem Holz vertäfelte Wand, spürte die warme Frühlingssonne auf meinem Gesicht... aber ich wusste nicht mehr wer ich war... wer ich gewesen bin... ich stand auf... wackelte etwas benommen zum Fenster, öffnete es hastig und beugte mich ungläubig nach außen... lange, blonde Locken fielen mir in den Blick... meine Hände waren... sonderbar gepflegt... ich trug feinste Seide... aber wusste, irgendwas fühlte sich an all dem nicht richtig an... in mir stieg bereits die Panik auf, als so plötzlich die Dienstmädchen in mein Zimmer kamen, dahinter mein "Vater"...", hastig lenkte sie das Gespräch weg von den Erinnerungen, die so plötzlich aufflackerten und führte sie in die Richtung die sie haben wollte, an jenes Leben, dass dieser Mann veranlasst hatte, ihr aufgedrängt hatte; abschätzig spuckte sie jenes Wort aus. "Ich fragte, was hier los sei... wo ich sei... wer ich sei... doch er meinte bloß: "Alles ist gut... Anoria..." und danach war alles, einfach alles, was vorher so ein unsteter Fluss an Unstimmigkeiten war, wie glattgebügelt... ich weiß es noch ganz genau... es war als würde mir plötzlich der Zweifel, dieses Unwissen rausgerissen werden... und ich funktionierte... ich funktionierte über drei Jahre lang als die Tochter des Stadthalters... ich kann dir nicht sagen, was in der Nacht zwischen Canard und meinem Aufwachen passierte... oder wie viel Zeit vergangen war... ich möchte es auch gar nicht wissen...", murmelnd nun, war ihr Körper etwas in sich zusammengefallen. Natürlich konnte sich Suzume genau vorstellen, was mit ihr geschehen war... aber allein der Gedanke daran, lies sie spüren, dass sie zurzeit nicht in der Lage war, eben jene Emotionen vernünftig zu regulieren. Weswegen sie wieder das Schweigen wählte und Rachel die Informationen zum Fraß vorwarf.


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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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