Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • Rei
      Funken sprühten, als erneut Stahl auf Stahl traf und die geballte Kraft Var’s und Rei aufeinandertrafen, dicht gefolgt von den präzisen Stößen des Speeres, welche in einem einzelnen finalen Stoß überging. Knapp parierend, vernahm der Braunhaarige von der Seite die auf ihn zustürmenden Klauen, während das Mädchen in ihrem Satz nach vorne auf den Zehenspitzen aufkam und sich nach oben katapultierte. Mit einem Schritt nach hinten, wich der junge Mann vorerst den Klauen aus, hatte jedoch keinen Fluchtweg mehr. Nun war der Moment, in welchem Rei seine Fähigkeiten aufs äußerste ausreizen musste um dieser tödlichen Falle zu entkommen. In jeglichen Simulationen die sich binnen weniger Sekunden in seinen Kopf abspielten, durchbohrte ihn entweder der Speer oder die Klauen, also gab es nur eine Variante um das Schicksal zu ändern. In einem kurzen Moment glühten die violetten Augen des Mannes azurblau auf, während seine Haare binnen Sekunden weiß aufleuchteten und das Schwert welches sich in den Händen Rei’s befand, verlängerte. Als jedoch Faye darauf reagieren wollte, und sich auf dem Schwert abstützen wollte um in einen Rückwärtssalto auszuweichen, löste sich die vergrößerte Schwertschneide und ließ die junge Frau ins Leere fallen. Da Faye nicht rechtzeitig reagieren konnte, weiteten sich ihre Augen und im Moment in welchem sie aufkam balancierte sie den Sturz nicht genug ab. Ein stark stechender Schmerz fuhr ihr von ihrem Knöchel mitten ins Hirn, doch anstatt von Rei den Gnadenstoß zu bekommen, warf sie sich nach hinten und überließ ihren Bruder diesen Kampf. Auf den Boden abrollend, löste sich der Speer aus ihrer Hand, während Var nach vorne stürmte und Rei wieder und wieder attackierte. Trotz seiner aggressiven Kampfhaltung, erwiesen sich die Hiebe des jungen Mannes bedacht um das Geheimnis hinter der Waffe Rei’s zu erkunden, bis er in einem Schwertstreich des Mannes lediglich stehen blieb, während sich die vermeintliche Schwertscheide durch seinen Hals wandte, doch an ihn keinerlei Wunden zu erkennen waren. „Sieht so aus, als hätte ich dich durchschaut!“ Sein nächster Angriff verfehlte nur noch knapp, der nächste berührte die versteckte Klinge hinter der Illusion und der darauffolgende lies die Klingen erneut aufeinander klirren. Nach einem weiteren Schlagabtausch, drängte Var den Braunhaarigen wieder zurück und schaute aus seinen Augenwinkeln zu Faye, welche sich aufgerappelt hatte und zu ihrem Speer taumelte. „Faye…“ Rei nutzte diese Gelegenheit und stürmte wieder nach vorne, zog sein Schwert in einer Schneise vor sich und in weiteren Hieben zwang er seinen Kontrahenten ein weiteres Mal in die Defensive. „Konzentrier dich, du Idiot! Mir geht es gut! Das hier ist gar nichts, verglichen mit den Schmerzen die wir in…“ Der Kopf des Mädchens sank betrübt zu Boden, bevor sie sich aufmunternd auf die Wangen schlug. „…Ich werde mich um das Mädchen kümmern!“ Während Faye sich erst taumelnd und dann in einem schnellen Tempo Anoria und Ren näherte, versuchte Rei sich seinen Weg an Var vorbeizufahren und zu ihr aufzuschließen. „Das lass ich nicht zu!“ Doch, genau dies war sein Fehler, denn während er sich darauf konzentrierte zu Faye aufzuschließen, nahm Var nicht nur an Geschwindigkeit sondern auch an Kraft zu und nahm Rei regelrecht in die Mangel, sodass es mehr als nur ein Schweres war sich nun gegen ihn durchzusetzen. „Warum? Ihr seid genau wie Ren, ihr beide seid ebenfalls Revenus! Van Zephyr verabscheut euch, weshalb also kämpft ihr für ihn, an seiner Seite?“ Überrascht über die Frage des Mannes, verlor er bei einem Schlagaustausch für einen kurzen Moment an Kraft, doch als die Klingen erneut aufeinanderprallten holte er mit seiner anderen Hand zum Schlag aus und sah dabei zu, wie Rei mit einem Satz nach hinten auswich. „Warum? Weil wir keine andere Wahl haben.“ Die Gleichgültigkeit in der Stimme des Schwarzhaarigen Jungen, brachte Rei zum Schmunzeln, gar dazu sich an die Stirn zu fassen. „Ich fasse es nicht. Ahh, ich habe wirklich keine Lust mehr auf diese Farce.“ Verwirrt über die Reaktion seines Gegenübers, nahm Var wieder eine Kampfstellung ein und machte sich bereit anzugreifen, eh er vernahm wie Rei sein Schwert fallen ließ und mit den Schultern zuckte. „Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe, allein und in Frieden reisen, meinen Aufgaben nachgehen und danach Essen und zu Schlafen. Gott, wie gern ich jetzt schlafen würde, aber nein, auf der Bitte eines Freundes hin musste ich mich um eine Dame kümmern durch die ich am Ende HIER gelandet bin. Das einzige was ich wollte war Ruhe, und was bekam ich? Eine Unterhaltung mit einem wimmernden Kind und einen Krieg, eher ein Gemetzel.“ Von der Seite stürmte einer der Soldaten Zephyrs auf Rei zu, nachdem er sich eines Kämpfers der Ravens entledigt hatte und wurde mit einer einfachen Handbewegung Rei’s zu Boden gedrückt und ausgeknockt. „Bist du übergeschnappt?“
      Auch Var bekam es nun mit den Unterstützern Rei’s von außerhalb des Kampfes zu tun. Während er diese ausschaltete, packte sich Rei am Nacken und setzte genau dieselbe gelangweilte und sorglose Miene auf, die er beim ersten Wiedersehen mit Ren und Ria besaß. „Var, war dein Name, richtig?“

      Mit einer einfachen Handbewegung verdeckte der junge Mann sein Gesicht und zog jene Hand von seinem Kinn hinauf zur seiner Stirn um unter der Handkante hindurchzuschauen, um so sein ‚wahres Gesicht‘ zu entblößen. Als der Schwarzhaarige junge Mann in das Gesicht des Mannes blickte, ließ dieser seine Waffen fallen und lief kreidebleich an. „Jeder hat eine Wahl, sowohl Eos, Logos als auch Revenus wie ihr! Wie wär’s? Wollt ihr nicht den ‚Ravens‘ beitreten? Du und deine Schwester?“
    • "Schneller Ren! Komm schon!", gehetzt zog die junge Frau den Geretteten hinter sich her und lies umso schneller ihren Blick von links nach rechts schnellen. Sie suchte etwas, wo sich zu zweit fürs erste verschanzen könnten, ohne großartig aufzufallen... Eine Gasse, oder eine Treppe empor auf die Dächer... Anoria brannte der Atem im Hals. Die Luft die sie einsog, kratzte an ihren Stimmbändern, schmeckte nach Rauch und Feuer... sie unterdrückte ein kehliges Husten und schluckte jenen hinab, als ihre Augen endlich den erhofften Unterschlupf erspähten. Freudig legte sich ein Hoffnungsschimmer in das schon überaus leuchtende, überhandnehmende Gold ihrer Ausstrahlung. "Gleich... gleich sind wir da!", mit einem erleichterten Lächeln kehrte sich der Schopf der jungen Frau zu dem Schwarzhaarigen um, der ihr fragend entgegensah. Die Freude in Anorias Gesicht bekam einen kleinen Knick, als sie das ermattete Rot seiner Augen erkannte, den bekannten neutralen, aber diesmal teilnahmslosen Ausdruck in seinen Zügen. Unbewusst verlangsamte sich ihr Schritt etwas und zum ersten Mal musterte sie Ren wirklich... er erschien verändert. Noch dazu, hatte er noch keinen Mucks von sich gegeben. Nun, er war auch zuvor nicht der Gesprächigste, aber es war bis jetzt kein Wort über seine Lippen gekommen. Kein Danke - wobei Anoria damit nicht gerechnet hatte -... aber auch keine Frage nach Rei, wie sie es wieder hierherverschlagen hatte... gar nichts. So überkamen sie plötzlich Zweifel... "Was haben sie ihm angetan?", schoss es ihr durch den Kopf und sie merkte, wie sich ihre Mimik veränderte. Die Freude hatte sich in Verwirrtheit gewandelt und als ob dies nicht genug wäre, fügte sich im nächsten Moment blankes Entsetzten hinzu, als sie im Hintergrund die spitzen Ohren aufblitzen sah. Ria verstand was das bedeutete, da sich sogleich die Figur des jungen Mädchens von eben aus der Masse schälte, ihre Aura sichtlich auf Krawall gebürstet. "Oh nein...", es kam ein Knurren über ihre Lippen, als Ria bemerkte, wie schnell sie aufholte. Bestürzt blickte die junge Frau zu Ren empor, der nicht mehr Herr seiner Selbst war und ihr in diesem Fall wohl oder übel nicht helfen konnte. Es kam nun also auf sie an. Die Klinge in ihrer rechten Hand loderte stärker auf, ob ihrer Unfähigkeit die vielen aufkommenden Gefühle der Nervösität, Angst und Überforderung zu bewältigen. Sie hätten es fast geschafft gehabt in die Gasse zu flüchten, doch da erklang bereits ein aggressives "Hab ich euch!", von hinten und keinen Moment zu spät, hatte Ria den Körper Rens hinter sich gezogen und den Angriff von Faye pariert.
      Mit vor Angst glühenden Augen, starrte sie auf die geduckte Person der Revenus hinab, welche puren Hass in den ihren trug. Neben ihrem Schädel blitzte die messerscharfe Klinge ihres Speeres auf und im nächsten Moment durchzog ein ziependes Brennen ihre linke Wange und eine feuchte Kühle breitete sich an dieser aus. Auf Fayes Lippen legte sich ein durchschauendes Grinsen, als würde sie merkten, dass Ria keine Ahnung vom Kämpfen hatte. Auch war das vor Anspannung zitternde Parieren ihrerseits für die Angreiferin nur ein weiterer Beweis ihrer Annahme. Schnell zog sie ihre Waffe zurück und hob überheblich die Nase empor. "Du bist also das Anhängsel...", spöttisch spitze sie ihre Lippen und pfiff dann die Luft zwischen jenen hindurch, sodass ein leises Pfeifen zu hören war. "Naja... sonderlich erwartungsvoll war ich ja nicht... zu dumm, dass sich meine Erwartung bestätigt...", danach lies sie ein genervtes Seufzen hören. Auch wenn Anoria nicht darauf reagieren wollte, so merkte sie selbst, dass sie der jungen Frau fragend entgegensah. Faye begann ihren Speer in einer Hand zu drehen und stolzierte etwas vor ihrem Opfer herum. "Ich hätte gerne... etwas länger Spaß mit dir gehabt!", so schnellte sie vor, in ihrem Gesicht ein überzeugtes, bösartiges Lächeln. Die Spitze des Speeres kam Anoria gefährlich nahe, ehe sie hinter sich griff und den Körper Rens mit ihrem freiem Arm umschloss, nur um sich mit ihm vom Angriff wegzudrehen und die Schneide ihres Zeremonienschwertes schützend vor sich zu halten. Ria hoffe etwas Zeit zu haben, um sich zu widmen. Die katzenähnliche Dame jedoch ging schon in den nächsten Angriff über. Die wenigen Meter die sie überbrückt hatten, hatte Faye mit schnellen Schritten überbrückt. Erneut konnte Anoria den Stich ihres Speeres parieren, doch fiel ihr etwas dabei auf. Sie versuchte immer mit den vielen, flinken Drehungen an Ren ranzukommen. Es ging ihr also in erster Linie um den Schwarzhaarigen, sie selbst war ihr eigentlich egal. So versuchte sie, genügend Abstand zwischen Faye und ihn zu bringen. Während der von ihr aktiv geführte Kampf, von Anoria zuerst nur geblockt wurde, drängte sie Ren immer weiter in Richtung der Gasse die sie zuvor schon entdeckt hatte. Doch bemerkte Faye dies natürlich und stoppte in ihrer Bewegung. "Oh, ist das süß... was wirkt es dir, ihn zu beschützen? Geht es dir dann besser? Er ist nutzlos... ein wertloser... pfff, Mensch ist noch zu gut gemeint, für das, was ER ist... vertrödel doch nicht deine Zeit für diesen reudigen Köter... glaub mir, deine Zeit ist vergeudet, jede Sekunde mehr, wo du für ihn einstehst...", mit Spott und doch so sicher in ihren Worten, schritt Faye vor den beiden hin und her, gewappnet auf jeden Angriff, den Speer fest in den Händen, fest daran glaubend, Ria in ihrer Psyche geschwächt zu haben.
      Doch konnte Faye nicht durch sie hindurch sehen und wusste nicht, dass jedes schlimme Wort gegen Ren, den Nährboden für ihre Wut und ihre Kraft nur noch großflächiger anlegte. Die zuvor so verängste Miene der Blonden, wandelte sich von Moment zu Moment. Ihre Augenbrauen hoben sich zuerst empor und senkten sich dann zwischen ihre Augen hinab. Ebenso verzogen sich ihre Mundwinkel ärgerlich nach unten und ihr gesamter Gesichtsausdruck triefte alsbald von Zorn. Das zuerst so vor Angst verzweifelte Gesicht, wurde bald von tiefen Schatten unterzogen und das glühende Orange ihrer Augen sprühte wie die Funken eines Lagerfeuers zwischen ihren vorgefallenen Strähnen hervor. "Nimm... das zurück.", bedrohlich fletschte die junge Frau ihre Zähne und umgriff den Knauf ihres Schwertes fester. Zwischen ihren Fingern züngelten kleine Flammen empor, die Fingerspitzen ihrer linken Hand begannen zu Glühen. "Ohooo~... hab ich da einen wunden Punkt erwischt? Tut mir Leid... die Wahrheit ist wohl nicht leicht zu ertragen...", natürlich wusste Ria, dass es zu Fayes Plan gehörte, sie anzustacheln, um einen Kampf zu provozieren. Doch in diesem Zustand, wusste die Blonde, dass sie eine würdige Gegnerin abgeben würde. "So wenig wie dein unaufhörliches Gequatsche...", knurrte Anoria und schnaubte leise. Irgendetwas daran schien Faye jedoch ernsthaft zu stören und das so überhebliche Grinsen verschwand und ihr Gesicht versteinerte zu einer eiskalten Maske. Im nächsten Moment schnellte diese wieder hervor und lies ein wütendes "Miststück!" hören. Rias Sinne jedoch waren geschärft, so ging sie nun in eine aktive Angriffsstellung, parierte den Stoß, hob die Schneide mitsamt dem aufliegenden Metall des Speeres empor und stieß Faye somit von sich, nur um nächsten Moment ihr Schwert von oben nach unten zu schwingen, somit Energie in ihren nächsten Schlag zu legen und das Schwert von der linken Seite kraftvoll gegen Faye zu richten. Diese aber sprang alamiert in die entgegengesetzte Richtung unter der Klinge hinweg, rollte sich über ihre Schulter zurück, stoppte auf dem linken Knie und dem rechten Fußballen und stürmte im nächsten Augenblick wieder nach vor. Ria erkannte den Angriff aus dem Augenwinkel, die Fliehkraft hatte ihren Körper jedoch in eine ungünstige Position gedreht und so passierte es, dass die Blonde einen Moment zu spät darauf reagieren konnte. Die Spitze schnitt sich tief durch ihren rechten Oberarm, als sie versuchte auszuweichen. Ein schmerzlicher Schrei entkam der jungen Frau. Die Schmerzen durchzuckten sie wie ein elektrischer Schlag und weichten ihre Knie auf. Kurz stand sie davor, ihr Schwert fallen zu lassen... doch sie fasste sich und sah nur kurz auf die klaffende Wunde hinab. Das tiefrote Blut sickerte schnell durch den Stoff ihrer Kleidung und bahnte sich den Weg ihren Arm hinab. Ria hörte das amüsierte Lachen von Faye, die auf Ren zuspazierte, der sich nach wie vor teilnahmslos in der Gasse versteckte. Ihre Geister aktivierten sich und sie stürmte wieder auf die Angreiferin zu. "Weg von ihm!", schrie sie ihr entgegen und erblickte wieder die glänzende Spitze, die sich rasant auf sie zubewegte. Erneut schlug Ria den Speer nach links zur Seite, drehte sich um sich selbst und zielte mit der flachen Seite der Schneide gegen den Kopf von Faye. Und da... sie konnte den Widerstand ihres Schädels gut spüren, mehr noch jedoch ertönte ein kurzer Aufschrei ihrer Gegnerin, was Anoria Genugtuung verschaffte. Es brannte in ihr. Und nicht nur sie, sonder auch die Klinge ihres Schwertes loderte gestärkt auf.
      Mit einem vor Wut getränkten Gesicht kehrte sich Faye wieder zur Ria um. Der Schlag mit der flachen Seite ihrer Waffe hatte der jungen Frau die Haare beinahe von der einen Hälfte ihres Kopfes gebrannt. Wäre Ria sich nicht so unglaublich sicher, dass diese junge Frau sie eben nicht töten wollte, wäre sie glatt in lautes Gelächter ausgebrochen. Ihre Gedanken wurden ihr aber jäh genommen, als Faye wieder auf sie zustürmte. Doch nun war etwas anders... sie sprang flink von links nach rechts, führte den Speer schnell und beinahe unsichtbar in ihren Händen herum, so dass Ria sich ernsthaft konzentrieren musste, die Spitze im Augen zu behalten. Es gelang ihr die Angriffe abzuwehren, doch konnte sie nicht aus dieser defensiven Haltung ausbrechen. Sie konnte sich nicht auf ihre Schwertkampffähigkeiten verlassen, so musste sie diesmal auf ihre Alchemie setzen. Nachdem Faye also das nächste Mal zustieß, blockte die Blondhaarige den Speer ungüstig, mit gleichsamer Kraft ab. Vibrierend schüttelte es den langen Stab in den Händen der Revenus empor, nach welchem Ria schnell griff und ihre Hand um das Metall vor der Klinge schloss. Schnell sog Ria Luft ein und atmete umso tiefer wieder aus. Dabei verbohrte sie ihre goldenen Augen in den seicht rot scheinenden Fayes, welche nicht wusse, was eben geschah. Schnell aber merkte sie, was Ria vorhatte. Ihre Hand glühte in einem goldenen Schein auf. Ria benutzte ihre Alchemie um das Metall zu schmelzen und schon bald konnte man erkennen, wie sie ihren Griff um den Stab verengte. Er schmolz wirklich. Alsbald Faye das erkannte, begann sie mit verärgerten Lauten an dem Stab zu rütteln und zu ziehen. Ria erkannte die Verzweiflung in ihren Augen. Doch hatte sie ihre Opponentin nach wie vor nicht ganz durchschaut. Sie fühlte sich einen Moment zu sicher, als sie merkte, das die junge Frau vor sich in eine Angriffsstellung begab, mit einem Ruck den Stab an sich zog, ihr Bein nach hinten schwang, nur um dieses in einer halben Drehung wieder nach vor schnellen zu lassen und ihren Fuß in diesem Schwung gegen den Kopf der Blondhaarigen schnellen zu lassen. Erschrocken und überwältigt lies Ria nun wirklich ihr Schwert fallen und stolperte nach hinten. Schwarze Schleier umwoben ihr Sichtfeld und kleine Sterne tanzten vor ihren Augen herum. Desorientiert tastete die junge Frau nach ihrem Schwert, bekam es zu fassen und im nächsten Moment einen weiteren Tritt ins Gesicht. Sie konnte nicht blocken. Keine Chance. "Wage es nicht...", wieder trat sie zu... "... auch noch einmal...", ein Schlag in ihre Magengrube..."... meinen Speer anzugreifen!", hysterisch wütend erkannte Anoria im Nebelfeld ihrer Wahrnehmung das Aufblitzen der Spitze der benannten Waffe und beschwor sich, zumindest für jetzt, nochmal ihre gesamte Kraft zu sammeln. Sich selbst verteidigend führte Ria einen weiteren Streich durch, spürte plötzliche Hitze vor ihrem Gesicht und hörte einen Aufschrei der jungen Frau die sie eben noch niedergetreten hatte. Ria atmete schwer pfeifend durch. Sie spürte, wie sich das nasse Blut seinen Weg über ihr Gesicht suchte und an ihren Lippen zu Boden tropfte. Es dauerte noch einen Moment, doch der jungen Logos Blick klärte sich endlich, das aufgekommene Pochen in ihrem Kopf schwand wieder und sie schaffte es, sich auf die Beine zu rappeln. Faye hatte es einige Meter von ihrer Person weggejagt. Der deterministische Ausdruck in den glosenden Augen der Blondhaarigen, das vor Schmerz und Wut zerfurchte Gesicht... Faye blickte ihr, ob ihres Wissens um die plötzliche Putt-Situation zwischen ihnen beiden, mit Respekt im Blick entgegen. "Ich habe dich wohl unterschätzt...", raunte die Katzendame und musterte die verbogene Spitze ihres Speeres. Mit einem krächzenden Lachen spuckte Ria das angestaute Blut aus ihrem Mund auf den staubigen Boden hinab, nur um sofort frischen in jenem zu schmecken. "Ein blöder Fehler...", hustend zuckte Ria mit den Schultern und entblößte ein forderndes Grinsen. Ihre Kraft schwand, doch durfte sie diesen Umstand nicht nach draußen dringen lassen. Sobald Faye erkannte, dass sie schwächelte, hatte sie verloren. Diese schritt schon wieder langsam auf die Blonde zu. Die Spitze ihres Speeres kämmte sich wie eine einzelne Nadel durch den sandigen Boden. Auch wenn ihr die Kontrolle über ihre Konzentration durch das Verschwimmen ihres Blickes wieder langsam entfleuchte, so hob sie dennoch ihr Schwert, fest im Griff, lodernd, wieder vor ihren Körper. Faye wurde schneller, lies den Speer links und rechts neben ihrem Körper kreisen und mit ein paar schnellen Sätzen nach vor, war es wieder an Ria, die ihre Stöße parieren musste. Jeden Schlag den sie jedoch abwehrte, kostete ihr mehr und mehr Kraft. Sie konnte nicht anders, als defensiv zu bleiben. Genug Reserven für einen weiteren Angriff mit ihrer Alchemie hatte sie nicht mehr und alsbald sie sich versah, lehnte sie mit einmal mit ihrem Rücken an der Wand. Der nächste Stoß besiegelte den Sieg der Revenus. Ria spürte wie ihr Arm wegschlackerte, sah die Flammen auf der Klinge versiegen, als sie den vorletzten Stoß abwehrte. Das nächste, was die Blondhaarige spürte, war das starkte Brennen in ihrem Brustkorb und das Knacken von Knochen in jenem. Der Schrei blieb ihr im Halse stecken, als sie hinabsah. Faye hatte ihren Körper, rechtsseitig unter ihrem Schlüsselbein durchbohrt. Es dauerte nicht lange, als sich der Schwindel wieder in den Kopf Rias drängte. Mit geweiteten Augen hob sie ihren schwer wirkenden Kopf empor und starrte den triumphal leuchtenden Blick der Revenus entgegen. Sie war vielleicht 20 Zentimeter von ihrem Körper entfernt. Langsam lehnte sich die vermeintliche Siegerin nach vor. "Es war mir eine Freude.", hauchte diese mit einem sicherem Lächeln gegen das von Blutsträhnen durchzogene Gesicht der Blondhaarigen. Sie wartete wohl darauf, dass aus den Augen der jungen Logos langsam das Leben schwand, doch bekam sie nicht den Tod präsentiert sondern ein Lächeln, welches Faye ein letztes Mal aus der Fassung brachte. Denn im nächsten Moment weiteten sich auch ihre Augen und ihre dünnen Hände verkrampften sich um das Metall ihres Speeres. "Eben.. Ebenso.", krächzte Anoria schwach hervor und lies den Knauf ihres Schwertes los, welches sie ihrer Widersacherin als letzten Streich ihrerseits in die Seite gerammt hatte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Aslan

      Mehrfach, bat sich ihn die passende Gelegenheit Van Zephyr zu erledigen und seinen Auftrag von Canard zu erfüllen, seine Kameraden und den Jungen zu retten, doch war es ihm so nicht möglich an Antworten über Cole zu gelangen. Cole’s damaliges Ableben hatte einen Grund, eine mysteriöse Erkrankung, doch es ihm nicht möglich mehr über diese in Erfahrung zu bringen, da sie entweder ausgestorben zu sein schien oder bisher noch nie existierte. Fügsam wie ein Hund, doch mit bissigen Kommentaren, gliederte er sich demnach widerwillig in die Rolle als Van Zephyr’s Leibgarde ein und beschützte ihm vor jeglichen Unheil welches ihm geschah. Diese Schlacht, dieses Massaker das Logi und Van Zephyr ausriefen, kümmerte ihm nicht in Geringsten. Abwertend blickte er auf dieses Machtspiel der beiden hinab, der eine der einen Krieg mit den Namen der Gerechtigkeit rechtfertigte und der andere der nur zu seinem Wohle und für einen bisher unverständlichem Grunde kämpfte, oder eher kämpfen ließ. Es war verständlich das Van Zephyr seine Stellung in der Hierarchie festigen wollte, demnach diese Hinrichtung Ren’s als Stützpfeiler für den Lob der Menschen nehmen wollte. Als der Stürzer des Schrecken des Todes, als der Retter der die Menschen vor dem skrupellosen Massenmörder bewahrte und ihnen neue Hoffnung schenkte. Unabhängig wie dieser Krieg ausgehen sollte, unabhängig davon ob Van Zephyr verlieren sollte, sein Name würde von den Flammen einer aufsteigenden Revolution motiviert und zugleich wütender Bürger aufleben und einen Umschwung in dieses Land bringen. Dieses überhebliche Lachen in seinem Gesicht, widerte den Schwarzhaarigen regelrecht an und selbst nachdem er für einen kurzen Moment geschockt war über das Auftreten eines dieser weiteren sogenannten Elementar, verharrte er in seiner gefassten Haltung der Überheblichkeit. „Lord Zephyr, wir haben Mitteilung von den Soldaten an den Grenzposten! Die versprochene Verstärkung von Lord Irsbell und Lord Daedalus ist nicht erschienen!“ Wieder ein kurzer Moment der Überraschung in seinem Gesicht gefolgt von einem stummen, überheblichen Grinsen, als wäre er auf diese Situation gefasst gewesen. Nun meldete sich sein gegenüber wieder zu Wort, der junge Lord mit den Schwertern aus Eis. „Ha, sieht aus als wäre dies dein Karma, Zephyr! Ein Verräter, der verraten wurde und dadurch in der Schlacht fiel. Dein Name wird ein Exempel für deine Nachfolger darbieten, seniler Greis!“ Doch auf die spöttischen Worte des jungen Mannes reagierte Van Zephyr gelassen, mit einem einfachen ‚Hmpf‘ als Reaktion. Der Mann drehte sich zum Gehen und wandte seine Hand zur Seite, sodass die verbliebenen Ninth und seine Übersoldaten sich vor ihn positionierten. Danach wandte sich sein Blick zur Seite ab, in Richtung Aslan. „Hol die werte Dame aus ihrem Gemache! Wir brechen auf!“ Sein Wille war es diese Schlacht zu unterbrechen und all das aufzugeben was er sich aufgebaut hatte, nicht weil er die Befürchtung besaß diese Schlacht nicht zu gewinnen, sondern weil sein Ziel etwas anderes war. Aslan vernahm wie die Augen des Mannes sich in die Ferne richteten und wandte sich dann mit den Schultern zuckend von ihn ab. „Schmerzt dein Rückgrat zu sehr um selbst nach ihr zu sehen, oder überkommen dich urplötzlich die ungewollten Vatergefühle für deine uneheliche Tochter die sich nach deiner Aufmerksamkeit sehnt, die du ihr nicht widmen möchtest?“ Der Sakasmus des Mannes stieß bei Van Zephyr auf taube Ohren, der sich darauf hin in Bewegung begab und sich vom Schlachtfeld mit einigen Soldaten in Richtung der Gebäude Ordines aufmachte. „Als ob ich dich entkommen lasse!“, zischte der junge Mann ihm gegenüber und warf einen Arm zur Seite um eine Eisschanze zu erschaffen die ihn verfolgen sollte, doch reichte seine Kraft nicht mehr aus und unterbrach dessen Eiserschaffung bevor sie auch nur die Ninth erreichte. Logi sackte auf ein Knie nieder und stützte sich ab um einen Fall zur Seite zu vermeiden. Schwer atmend vernahm er nun die Ausmaße seines Handelns und die Überbeanspruchung seiner Kräfte, ebenso wie die vielen Wunden an seinen Körper. „Van Zephyr! Du wirst mir nicht entkommen!“, schrie er und vernahm wie sich eine Hand auf seine Schulter ablegte. Es war die von Vale, der mit dem Kopf schüttelte. „Dies ist euer Sieg, Lord Logi! Überlasst den Rest uns und ruht euch aus!“ Widerwillig rappelte sich der junge Mann wacklig auf seine Beine auf um dann wieder durch den Druck, diesmal aber durch den strengen Blick Vale’s in die Knie gezwungen zu werden. „Hab ich gerade richtig verstanden? Ihr wollt zusätzliches Training aufgebürdet bekommen? Das lässt sich einrichten!“ Schockiert starrte der junge Mann in das todernste Gesicht des Silberhaarigen hinauf und sank seinen Kopf frustriert zu Boden. „Nur das nicht..“ Während Vale voranschritt und zur Seite Gaius trat, der mit seinen Winden die Soldaten auf Distanz hielt, schaute Aslan noch einmal vereinzelt hinter den Reihen der Soldaten laufend zwischen ihnen, aus seinen Augenwinkeln heraus hindurch bis er in den Schatten des Gefechtes verschwand. Sein Ziel war klar, das Anwesen und die darin befindliche Person zu eskortieren. Als er die Schwelle zur Tür übertrat, vernahm er das bisweilen Soldaten von Logi eingedrungen waren um die Umgebung verwüstet hatten. Nicht nur das, auch befanden sich etliche Leichen in der Umgebung. Scheinbar wussten sie sich nicht worauf sie sich einließen, denn dies hier, war der Schlund des Todes in der sich nur die stärksten Soldaten Van Zephyr’s befanden, darunter auch viele die durch die Experimente dieses verrückten Mannes kaum noch menschliche Züge besaßen und weggesperrt wurden. Würden diese Bestien freien Auslauf erhalten, so würde diese ohnehin schon blutige Schlacht in einem wahren Blutbad enden. Still und Heimlich, trugen die Schritte des jungen Mannes seinen Körper die Treppen hinauf, an denen sich regelrecht eine Blutspur hinaufzog. Im oberen Stockwerk angelangt, wandte sich sein Körper mit den Rücken an die Wand, bevor er aus der Seite hinaus um die Ecke lugte und vernahm wie ein Wesen, gemischt aus Anteilen eines Tieres und Anteilen eines Menschen an einer Tür kratzte, jene Tür die mehrfach gesichert war und in der sich besagte Person befand. Um ihn befanden sich viele Leichen, nicht nur welche von Logi, sondern auch von Van Zephyr’s Soldaten und einige starke noch dazu. Aslan beugte sich nach unten um einen der Leichen nach etwas nützlichem zu durchsuchen und nahm ein abgebrochenes Stück einer Gürtelschnalle des Soldaten um es in die entgegengesetzte Richtung des Monsters am anderen Ende des Flures zu werfen. Zuvor beschmierte er sich mit dem Blut des Soldaten um seinen Geruch zu überdecken und lehnte sich an die Wand um seinen Tod zu simulieren, vernahm wie die Bestie zum Ort des auftretenden Geräusches starrte, sich losbewegte und inmitten des Flures, direkt vor ihm stoppte. Als Aslan seine Augen öffnete, vernahm er den stumpfen Aufprall der übermäßigen, deformierten Muskulatur an seiner Seite die ihn vom Treppenabsatz zu Boden katapultierte. Vor Schmerzen keuchte der Schwarzhaarige auf, als er auf den Boden aufkam und ein Knacksen in seinen Rippen vernahm, seine Augen weiteten sich als das Monster nun von oben, den Treppenabsatz hinunter gesprungen kam und mit seinen unförmigen, aber scharfen Krallen auf ihn einstach. Im letzten Moment rollte sich der Schwarzhaarige zur Seite weg und drehte seinen Körper mit einer Rolle so, das er auf seinen beiden Hinterbeinen in Hockstellung landete, dicht gefolgt von vielen Schritten nach hinten, nachdem das unglaubliche schnelle Monster aufholte und ihn einen weiteren Prankenschlag in die Seite verpasste. Aslan stieß mit den Rücken brutal gegen die Wand, vernahm innerhalb von wenigen Sekunden die erneut auf ihn zustürmende, brüllende Bestie und duckte sich weg. Die Krallen des Unmenschen verankerte sich in der hölzernen Wand, und während es versuchte diese zu entfernen rannte Aslan in seiner leicht gebeugten Stellung zur Seite weg in Richtung der anderen Seite des Raumes. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als das Holz zu splittern begann und die Kralle sich aus der zurückbleibenden Einkerbung löste. An Aslan’s Mundwinkeln lief Blut hinab und tropfte zu Boden, seine linke Hand hielt er an seine gebrochene Rippe und mit seiner rechten Hand umfasste er seinen Dolch an seinem rechten Hüftholster. Schwer atmend, in noch immer gebeugter Stellung um überhaupt atmen zu können, fixierten seine Augen das nahende Monster an. //…Wie konnte es mich bemerken? Ich habe auf alles geachtet, weder riechen, noch hören noch sehen konnte es mich! Verdammt! Verdammt! VERDAMMT!./// Im letzten Augenblick nahm der Schwarzhaarige einen tiefen Atemzug, mit seinem bevorstehenden Tod abschließend und noch einmal an eine Person zurückdenkend, die ihm zuletzt in den Sinn gekommen wäre. //..Huh? Rachel? Was ist, willst du mich wieder anmeckern dafür das ich hier schlafe, obwohl die anderen alle am Arbeiten sind? Soll ich diese Plagen die mich begleiten mehr beachten, sie mehr wertschätzen? Sie sind mein Anhängsel, meine Diener… meine Kameraden…// Mit dem letzten tiefen Atemzug, vernahm der junge Mann wie vor seinen Augen alles stoppte und sich mehrere weißen Linien vor seinem Körper in Richtung des Monsters bildeten. Die Dolchschneide instinktiv durch eine der Linie stoßend, folgte er dieser und durchschnitte den Nacken des Monsters indem er knapp an ihm vorbeipreschte. In einer halben Drehung warf er sich auf das Monster drauf und stach auf den bestialischen Rücken ein, mit einem finalen Stich durch die Stelle an dem sein Herz sein sollte und einem letzten umdrehen der Klinge innerhalb seines Körpers. Die Bestie hörte auf sich zu wehren und aus dem unkontrollierten wüten, wurden sanftere Bewegung bis sie vollends stoppten. Für einige Minuten blieb der junge Mann noch über dem Monster kniend, sich auf beiden Händen abstützend, schwer atmend verharren. //…Was war das?...Ich…kann nicht atmen!...Beruhig dich!... Du musst dich beruhigen! ...// Die Zeit schwand dahin und die Atmung des Mannes regulierte sich gemächlich, bis er sich wieder erheben konnte und sich in gebeugter Haltung, die Rippen haltend, erneut die Treppen hinaufbegab. Vor der Tür des Mädchens angekommen, kloppte dieser an der Tür, doch bekam er keine Antwort. Erneut klopfte er, diesmal stärker und ließ seine Stimme aggressiv ertönen. „Miss, mach die Tür auf! Ich verblute hier und der Alte wartet darauf das wir zu ihn stoßen um abzuhauen!“ Als erneut keine Reaktion kam, wurde Aslan sichtlich sauer und hämmerte wie wild vor die Tür. „Miss!“, zischte er böse der Tür entgegen und vernahm wie nach einigen Minuten des dagegen schlagen, dass Türschloss ertönte und die Tür sich leicht öffnete. Aus einem Spalt schaute die junge Dame hindurch, vernahm das es Aslan war und öffnete die Tür komplett. „Miss! Sie haben sich wirklich Zeit gelassen…“ Seine Klinge an seiner Hand richtete er ihr entgegen und mit seinem Fuß verhinderte er dass sie die Tür zuschlagen konnte. „Ich weiß nicht wieso, aber ihr scheint von unschätzbarem Wert von Van Zephyr zu sein. Auch auf die Gefahr hin nie erfahren zu dürfen was mit meinem Vater passierte, werde ich der Antwort entsprechend zustechen oder euch verschonen. Sagt mir, wo haltet ihr meine Männer gefangen?“ Die junge Dame trat einen Schritt nach vorn und schaute furchtlos, mit ihren verlorenen Augen in das Gesicht Aslans. Die Klinge drückte sich gegen ihren Hals, doch Worte ertönten dennoch mit Ruhe in ihrer Stimme. „Mein Leben hat keinen Wert für mich, also tötet mich, wenn es euer Wunsch ist! Eure Männer befinden sich in einem Sicherheitstrakt unterhalb dieses Gebäudes. Mit dem ganzen Goliath Typen die im Gebäude Amok laufen, stehen die Chancen für ihr Überleben jedoch schlecht.“ Nachdenklich wandten sich seine Augen zum Boden, bis er schlussendlich seinen Dolch wegsteckte und sich zum gehen abwandte. „Zeig mir den Weg, Miss! Du hast doch keine Angst zu sterben, oder?“



      Vale und Gaius

      Vale trat an die Seite seines Gefährten, der die Soldaten Van Zephyrs mit seinen Winden auf Distanz hielt und schaute mit einem kurzen Blick zu ihn rüber. „Wie sind eure Befehle, Kommandant?“ Der Silberhaarige schaute mit einem ernsten Gesichtsausdruck nach vorne und vernahm die neugewonnene Kraft des Mannes. „Eure Kräfte haben ein unglaubliches Maß an Steigerung angenommen, Gaius. Sobald diese Schlacht vorüber ist, wäre es mir eine Ehre euch ein Sondertraining zum Posten des neuen Kommandanten zu unterweisen.“ Der junge Mann schaute verwirrt aus seinen Augenwinkeln heraus zu seinem Vorgesetzten und vernahm wie dieser anstürmende Soldaten mit seinem Katana erlegte. „Ihr beliebt zu Scherzen, Kommandant!“ Doch der Mann schüttelte seinen Kopf. „Ich brauche einen würdigen Nachfolger der meine Rolle einnehmen kann um nicht nur die Menschen, sondern auch Lord Logi zu beschützen. Meine Aufgabe war es ihm beizubringen wie man in dieser Welt überlebt, nun habe ich ein anderes Ziel welches ich verfolgen muss und dafür bleibt mir nichts anderes übrig als meinen Dienst zu quittieren.“ Gaius warf seine Klinge mit Wind umhüllt durch die Gegnerhorden und erschuf mehrere Schnittwellen. „Kommandant! Welche Aufgabe könnte wichtiger sein, als….“ Gaius sein Satz stoppte als er in seinem Nacken die drohende Gefahr eines Pfeiles spürte der von der stumpfen Seite des Katana’s von Vale zur Seite abperlte. „Konzentrier dich auf den Kampf!“


      Rei

      „Euch beitreten? Das ich nicht lache… Keiner von euch hat auch nur annährend die Stärke um Van Zephyr das Wasser zu reichen!“, so entgegnete es Var seinem Gegenüber und stürmte erneut auf diesen zu, vernehmend wie er erneut die Klinge seines Schwertes, auf ein Kurzschwert anpasste und parieren wollte. Var wusste genau, das selbst wenn er die Form der Klinge veränderte, dies nicht am Originalzustand verändern würde sondern nur das was er sehen würde sich nach dem Willen seines Gegenübers veränderte. „Zu schade…“, ertönte es von Rei der den Klauenhieb seines Gegenübers prädestinierte und mit einer leichten Bewegung auswich. Die Klinge seines Schwertes hatte sich nicht verändert, sondern sein Schwert selbst hatte er in einem unachtsamen Moment des Mannes ausgetauscht, gerade als er sich gegen einen der ‚Ravens‘ verteidigt hatte. So verfehlten die Klauen das Schwert, welches an der Brust des Revenus aufkam und eine lange Schneise über seinen Brustkorb zog. Var sackte zu Boden. Seinen Lippen entwich ein knappes ‚Unmöglich‘, doch trotz seines Willens sich wieder aufzurappeln konnte er sich nicht mehr bewegen. „Gift… Nur eines welches die Nerven lähmt. Es wird in Arcadia dafür verwendet vor Operationen einen Menschen zu betäuben, dementsprechend wirkt es nur in Überdosen als tödlich und verfliegt innerhalb von wenigen Stunden.“ Rei kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich weiß das dies nicht unbedingt die fairste Art zum Kämpfen ist, aber ich habe wirklich keinen Bedarf dich zu töten und nachdem wir Informationen von euch bekommen haben, haben wir kein Problem damit euch freizulassen!“ Erzürnt blickte der Schwarzhaarige zu ihn hinauf, doch brachten die Worte die er in seinem Hals barg es nicht fertig über seine Lippen in die Außenwelt zu wandern. „Yo, Rei!“ Aus seinen Augenwinkeln heraus vernahm er, wie aus der Ferne ein junger Mann mit rotem Mantel kam und seine Hand nach oben streckte um ihn zu grüßen. „Der Zentralplatz und das Handelsviertel sind Clear, für den Rest ist dieser Lord zuständig, dessen Namen ich vergessen hab. Wie schauts bei dir aus?“ Ein schelmisches Grinsen legte sich auf die Lippen des Mannes während er den Braunhaarigen von oben nach unten musterte und etliche Wunden vernahm. „Hattest wohl nen ziemlichen taffen Gegner, oder bist du einfach nur eingerostet? Ich hoffe du hast genügend Peanuts zusammengespart, denn dieser Dienst wird teuer!“ Seufzend fasste sich Rei in den Nacken und lockerte seine Schultern. „Veriae… Du bist ja wirklich gekommen.“ Der junge Mann lief auf Rei zu, warf seinen Arm um seine Schulter und grinste. „Als würde ich meinen alten Kumpel einfach alleine in so eine gefährliche Schlacht ziehen! Aber Hey, die Bezahlung steht doch trotzdem, oder?“ Ein leichtes Schmunzeln legte sich über die Lippen des Braunhaarigen, bis er eine überwältigende Aura von der Seite vernahm. Auch Veriae hatte es bemerkt, doch bevor er eines der Messer unter seinem Mantel greifen konnte, hielt ihn Rei davon ab, der nur dabei zusah wie sich Var aufrappelte und willkürlich in sein Schwert hineinlief. Mit dem Schwert in der Wunde, sackte der junge Mann erneut zu Boden. „Geschieht euch Recht! Ihr überheblichen Logos… Nicht immer verläuft alles nach eurem Plan, merkt euch das! Ihr werdet nichts aus mir oder meiner Schwester herausbekommen!“ Veriae sah dabei zu wie sich Krampfadern unter der Haut des Mannes bildeten. „Rei, ist das nicht?...“ Ein einfaches Nicken erwiderte die Aussage und veranlasste Veriae dazu seinen Satz fortzuführen. „Dann besteht keine Möglichkeit mehr ihn jetzt zu retten. Das er sich selbst eine Überdosis injizieren würde nur um eine Befragung zu entkommen…“ Trübsinnig wandte sich der Blick Rei’s für einen kurzen Moment zu Boden. „Ich verstehe euch nicht… Weshalb hegt ihr Revenus ständig den Drang dazu euch selbst zu opfern?“


      Mysteriöser Mann

      Schritte ertönten, hallten in der Umgebung nieder und füllten die Seitengasse in welcher Anoria den Gnadenstoß von Faye bekommen würde nieder. Er war es, jener Mann dessen Gesicht unter einer Kapuze verdeckt war, jener der in den Himmel blickte und als einziger vernahm das dieser blaue Himmel in Zeichen des Krieges durch auflodernde Flammen blutrot verfärbt wurde. In seiner Hand hielt er ein Buch, ein Buch auf welchem verschwommen die Schrift einer Frau stand, ein Buch welches eine alte Frau fallen ließ als sie von den Flammen flüchtete und dabei ihr Leben ließ. Auf diesen Buch stand, schwer zu entziffern, ‚Kannagi Lilly‘, doch war es ihm nicht möglich im Zeichen des Kampfes dieses Buch zu lesen. Stumm wandelte er zwischen den Kämpfen hindurch, mit minimalen Bewegungen seines Körpers, wich er den Waffen von Freund und Feind aus, während sie sich selbst, gegenseitig erledigten und er unversehrt über das Schlachtfeld geleitet wurde. Um die Ecke trat diese Person nun, das Buch fest in der Hand haltend, nichts weiter als eine Pistole in der Hand haltend. Diese Pistole richtete er auf das Mädchen, welches mit dem Speer ausholte und schoss. Ein dumpfes Geräusch ertönte, die Frau sackte zu Boden und ein Soldat neben ihn in der Schlacht verstarb um alle Wunden der Frau zu heilen, die nun ohnmächtig am Boden lag. Verwirrt richtete sich der Blick des Mannes auf die Pistole, welcher selbst überrascht über die Auswirkungen der Waffe war. Als er die Pistole erneut auf eine Person richtete, diesmal aber auf die schwer verletzte Anoria, vernahm dieser wie sie von selbst begann ihre Wunden zu regenerieren. Nun erblickte er den Schwarzhaarigen, teilnahmslos in der Ecke stehend und verharrte in seiner Haltung. „Antworten verweilen in der Stadt des Himmels!“

      Nach den rätselhaften Worten des Mannes, wandte dieser sich ab und ließ Ren, Ria und Faye zurück. Ren, welcher lediglich auf die bewusstlosen Damen niederschaute, suchte nach etwas um Faye zu fesseln, damit sie, auch wenn ihre Wunden geheilt waren, nicht fliehen konnte. Danach packte er beide Mädchen über die Schultern und begab sich in Bewegung. Ein kurzer Funke sprühte in den leblosen Augen auf, als er die Gasse verließ und den mysteriösen Mann folgte. Dieser sah in der Ferne einen Mann am Boden liegen, der ein Schwert in der Brust stecken hatte und zwei Personen die an seiner Seite standen. Erneut ertönte ein Schuss aus der Ferne.
    • Während sich ihre Ohren gefühlt mit Watte füllten, konnte sie aus der Ferne einen Knall vernehmen. Wabbernd drehte ihr Kopf sich nach links um die Quelle davon auszumachen. Doch kaum veränderte sie ihren körperlichen Stand, drückte es ihr die Übelkeit in den Schädel und Ria fühlte sich, als müsste sie sich im nächsten Moment übergeben. Ihren schielenden Blick nach oben zwingend, erkannte sie den kollabierenden Körper von Faye, welche vor ihr bewusstlos zusammenklappte. Dumpf erklang der Aufschlag ihres Körpers am Boden und Anoria starrte auf sie hinab. Plötzlich kroch ihr die bittere Galle den Hals empor, doch bevor sie sich erbrach, hustete die Blonde einen Schwall Blut aus, umgriff den Speer am Schaft und zog ihn mit einem Ruck aus ihrem Oberkörper. Heiser keuchend lies sie die Waffe ihrer Gegnerin neben sich fallen. Keinen Augenblick zu früh wie sich herausstellte, denn gleich darauf entschwand ihr die Kraft in den Beinen und sie sackte an der Wand hinab auf ihre Knie. Nach vorn übergebeugt drehte Ria ihren Schopf zu Ren und sah ihn aus schwachen Augen an. Das sonst so golden leuchtende Haar, klebte der jungen Frau fest am Schädel. Einzelne, blutrote Strähnen hingen emulsiert mit Dreck und Staub nahe ihres Gesichtes zu Boden. Ein letztes Lächeln verlies ihre aufgerissenen, zitternden Lippen, etwas hang ihr an Worten in der Kehle, doch schlossen sich die Augen der jungen Logos und sie kippte vorn über neben die Beine der ebenso ausgeknockten Faye, ehe sie auch nur ein Wort an den Schwarzhaarigen ob ihres Triumphes widmen konnte.
      Dennoch... etwas war anders wie beim letzten Mal, als sie in Bewusstlosigkeit fiel. Sie tat es diesmal nicht. Anoria spürte, wie sich unter ihr eine nasse Lache ihres Blutes bildete, ihre Kleidung sich dadurch frech an ihren Körper sog. Wie ein nasses Blatt Papier an einer glatten Oberfläche. Die Schwärze die sie umgab, konnte sie diesmal bewusst wahrnehmen. Auch wenn sich ihre Ohren anfühlten, als wäre sie tausende Meter unter Wasser, ihr Herz hämmerte, als würde es gleich aus ihrer Brust springen und ihre Atemzüge sich anhörten, als hätte sie Ketten statt Lungen in ihrem Brustkorb... ihr Körper ergab sich dem nicht. Die Schmerzen die sie durchzuckten, fuhren wie kleine Blitze bis in ihre Fingerspitzen. Langsam öffnete sie nun ihre Augen. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, während Ria versuchte ihren Blick scharf zu stellen. Fest zwinkernd sah sie über ihr eine Person auftauchen. Es war Ren, der sich wohl aus der Nische gewagt hatte. "... nein... nein... verschwinde... lauf weg... hier bist du nicht sicher... versteckt dich Ren... es ist mir scheißegal, wie weit ich gehen muss... aber ich würde dich finden... mach das du verschwindest... bitte... Ren...", stumm flehte sie in ihren Gedanken und schielte mit verschwommenen Blick über ihre Schulter zu dem jungen Mann neben ihr, der eben Faye fesselte. Doch ging er nicht. "Ver... schwinde... von... hier...", mehr brachte ihr geschundender Körper nicht zustande. Doch sahen die roten Augen des Schwarzhaarigen die junge Frau nur verständnislos an. Ihr schlingernder Kopf versuchte sich an diesen zu fixieren, aber es kostete ihr zu viel Kraft. So schloss Ria ihre Augen erneut und wartete darauf, Schlaf zu finden, aus dem sie nicht mehr aufwachen würde. Nur wenige Momente später, wurde ihr schlaffer Körper empor gehievt und sie öffnete ihre Augen wieder einen Spalt. Sie blickte auf den sandigen Boden hinab, der sich richtungsverkehrt von ihr fortbewegte. Es waren schlurfende Schritte, die ihre Ohren nun knackiger als vorher wahrnehmen konnten. Mehr noch... Ria hatte sich so darauf versteift, auf die Kühle des Todes zu warten, sodass sie nicht bemerkt hatte, wie ihr Körper in der Zwischenzeit begann zu genesen. Schwach, aber stärker als zuvor, drehte sie ihren Kopf herum und erkannte den nach wie vor bewusslosen Körper Fayes neben ihr. Ihre Augen waren nach wie vor geschlossen. Irgendetwas hatte sie schlimm erwischt. Jedoch konnte die junge Frau nicht sagen, was es war. Als sie ihren Blick nun aber wieder auf sich richtete, erkannte Ria, dass ihre Wunde am Oberarm bereits wieder geschlossen hatte. "Natürlich...", hauchte sie. Wie konnte sie die selbstheilenden Kräfte nur vergessen, die sie in sich trug? Und es schien wirklich schnell zu gehen diesmal. Die Wunde war eine tiefe Fleischwunde gewesen und nun zierte nur mehr eine feine Narbe die Stelle des Schnittes. Als Ria sich diese Umstände so aktiv wieder ins Bewusstsein rief, spürte sie mit einem Mal auch, dass sich der durchbrochene Knochen ihrer Rippe an seinen Platz schob. Ein schmerzliches Stöhnen entkam ihr und sie begann aufgrund der aufkommenden Schmerzen zu zappeln. Ren bemerkte ihre Aktion und versteifte den Griff um ihren Körper ein wenig. "Lass los, Ren!", ihre Kraft kam wieder, erhob sich im Volumen ihrer Stimme und siehe da, er setzte, nun eher schmiss, den Körper der beiden jungen Damen vor die Füße zweier weiterer Herren.
      Als Ria so unsanft auf ihrem Gesäß aufkam, jagte es ihr nochmals alle Luft aus den Lungen und sie blieb für einen Moment erstarrt am Boden liegen, die Atmung auf das Nötigste abgeflacht. Ihr Gesicht schmerzlich verzogen wartete Ria darauf, dass sich ihr Körper regeneriert hatte, als sie eine bekannte Stimme über ihr vernahm. "Ria... was...", mit verkniffenem Gesicht öffnete die Blonde ein Auge und sah in das Gesicht Rei´s empor, welches in seiner Gefühlslage nicht definierbar war. "Hey... Rei.", sie musste schmunzeln, doch rappelte sich die Dame nun langsam auf. Bevor sie sich nun ihrem Begleiter zu wand, hob sie ihr Hemd am Kragen von ihrem Körper weg und erblickte eine völlig verheilte Stichverletzung. Ihre Alchemie hatte es wohl wirklich geschafft, sich selbst wieder in seine Bahnen zu lenken. Nach dieser Erkenntnis schlug die junge Blonde ihre Hände auf ihre Gesicht und überstreckte ihren Oberkörper etwas nach hinten. "Scheiße...", zischte Ria zwischen ihren Fingern hervor. Hätte sie diese Kraft nicht in sich, wäre sie gerade eben elends verblutet. Fassend strich sich die Logos über das mit Blut verschmierte Gesicht und erblickte neben sich ihr Schwert. Energisch umgriff sie den Knauf und zwang sich nun auf ihre Beine. Auch wenn der Schwindel nach wie vor in ihrem Kopf herumspukte, so konnte sie dem verständnislos dreinblickenden Rei endlich gefestigt entgegen sehen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Aslan & Chaika
      Die Treppen zum Keller hinabsteigend, trat der Schwarzhaarige Mann dicht gefolgt von seiner Begleiterin, dessen blond gewellte Haare knapp ihr Gesicht bedeckten und ihren Augen nur leichten Durchlass gewährten. Vor einer robusten Tür, mit mehreren Ketten umspannt, stoppend, warf Aslan einen Blick zu Chaika zurück, die seinen Blick erwiderte. Neben der Tür befand sich ein merkwürdig blickendes Gerät, auf dessen die junge Dame ihre Hand niederlegte. Die Berührung des Gerätes, bewirkte eine Bewegung innerhalb der Kettenglieder und schoss sie in ihre Verankerungen an den Rändern des Tores zurück, bis ein dumpfes Geräusch das Schloss öffnete. Als Aslan die Tür öffnete, traute der junge Mann seinen Augen nicht. Abgesehen von dem Massaker, den unzähligen Leichen und dem Blut an den Wänden, offenbarte sich ihm ein Flur ummantelt mit Wänden aus einem Baustoff, welchen er nicht kannte. Seine Hand berührte die Wand und klopfte dagegen. „Zement.“ Aus seinen Augenwinkeln heraus schaute er zu der jungen Dame, die an der Türschwelle stehen blieb und an ihn vorbeitrat. „Haben wir wirklich die Zeit um ins Detail zu gehen?“ „Miss, nicht sie werden in dieser Umgebung kämpfen! Bevor wir weiter voranschreiten brauche ich eine Kurzfassung von der Umgebung und von diesen Goliath Typen, wenn sie so hießen…“ Chaika stoppte als die Aufforderung des jungen Mannes ertönte und schaute mit einem fragenden Gesichtsausdruck zu ihm. „Kann es sein das du ziemlich dumm bist?“ „Haaaaaaa?!“, ertönte es lediglich schockiert als Gegenreaktion von Aslan der seinen Zeigefinger auf sie richtete. „Was nimmst du dir eigentlich raus, du Göre?! Ich war es der dich vor diesem Monster gerettet hat!“ Chaika hob ihren Rock leicht an und knickste für einen kurzen Moment ein. „Vielen Dank, mein werter Herr dummer Held. Ihr habt die Prinzessin gerettet und damit erwartet euch Ehre, Reichtum, Macht und Ruhm!“
      „Was soll diese sarkastische Anspielung? Und du hast mich schon wieder dumm genannt, glaub nicht das bekomme ich nicht mit nur weil du es leise vor dich hinsagst!“
      „Ich habe es nicht leise gesagt.“, entgegnete die junge Frau schlicht und legte erneut ihren Kopf fragend schief. „Du Kleine-„, doch noch während Aslan seinen Satz fortführen wollte unterbrach ihn seine Begleiterin und setzte zu Wort an. „-Du hast bereits einen Goliath Typen getötet, oder nicht? Dementsprechend müsstest du doch seine Schwächen kennen…“ Als der Schwarzhaarige über diese Worte nachdachte, schüttelte dieser den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Nein, das war lediglich Glück."
      Chaika schlug ihre Faust hinab auf ihre offene Handfläche und ließ ihren gleichgültigen Lippen ein leichtes „Ahh~“, entweichen. „Glück den Dummen!“
      Aslan’s Augen wurden schmaler als er die sich ihm nähernde Mordlust verspürte, des Monsters welches für dieses Massaker am Eingang zuständig war. Mit einer Handbewegung symbolisierte er dem Mädchen nun ihren Mund zu halten und zeigte mit dem Zeigefinger in die Richtung aus welcher die Präsenz kam. „Kurz und knapp… Schwachstelle und Umgebung!“
      „Keine und Honigwabenartige Korridore mit Forschungsräumen im Inneren.“
      „Feuer?“
      „Es gibt einen Raum in welchem die Leichen in einen Verbrennungsschacht geworfen werden, im 5. Korridor, links von uns.“
      „Selbst wenn wir sie alle dorthin locken könnten, gäbe es keine Möglichkeit alle zum Fall zu bringen.“
      „Ich hab es!“
      Noch bevor Aslan nachhaken konnte, begab sich das Mädchen im Eiltempo sofort auf den Weg, geradewegs in Richtung der blutrünstigen Aura. „Hey! Warte! In die Richtung geht es zum Goliath!“ Doch Chaika’s Stimme ertönte schon von weiter weg. „Nimm dir eine der Leichen und lauf zur Verbrennungskammer!“ Der Schwarzhaarige lief der jungen Dame hinterher und rief ihr zurück. „Bist du übergeschnappt? Was hast du vor?“
      „Das würdest du eh nicht verstehen, also beeil dich!“
      So stoppte Aslan abrupt und sah dem Mädchen nach, wie es um die Ecke bog und das Brüllen der Bestie ertönte. „Diese Göre… Ich hoffe sie weiß was sie tut.“
      Während Aslan damit beschäftigt war in seiner gebeugten Stellung, eine der Verstorbenen über seine Schulter zu hieven ohne vor Schmerzen aufzuschreien, begab sich Chaika geradeswegs in ihren Leichtsinn in Richtung des Bestie, bog um die Ecke und vernahm aus ihren Augenwinkeln noch während des Rennens, wie der Goliath auf sie aufmerksam wurde und eine weiße Wolke zwischen seinen spitzen, von Blut befleckten Zähnen auskeuchte. Ein Brüllen ertönte und alarmierte alle Monster die sich in der Umgebung befanden, bei denen es sich aber zum Glück nur um 4 weitere Exemplare handelte. Die junge Dame selbst war jedoch damit überfordert allein vor einem einzigen zu fliehen, atmete schwer während ihrer Flucht durch die Gänge und vernahm wie die Bestie hinter ihr wütete, indem sie an Wänden aneckte, die Krallen an den Wänden schleifen ließ und achtlos über die Leichen stapfte. Chaika gab sich Mühe, all ihre Mühe, doch weshalb? In ihren Kopf prallten mehrere Gedanken aneinander, mehrere Ereignisse aus ihrer Vergangenheit und darunter auch die Worte die sie zuvor an Aslan richtete, der Bedeutungslosigkeit ihres Lebens. Doch auch Ren kam ihr in den Sinn, der Unechte der hinter den Gittern saß und doch dem echten in jeglicher Hinsicht ähnelte und der Weißhaarige Ren der für sie ebenfalls eine besondere Bedeutung zu haben schien. Es schmerzte, jeder Atemzug brachte ihre Lunge dazu allmählich zu kollidieren, ihre Beine wollten nicht mehr und ihr Herz schnürte sich vor Angst zu, doch Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Ren…“, wimmerte sie vor sich her, als ihr Blick sich plötzlich um die Ecke wandte und alles in Zeitlupe verlief. Die sich nähernde Klaue eines weiteren Goliaths, welche beinahe ihr Gesicht zu erreichen vermochte und dieses zu durchbohren drohte, offenbarte das tragische Ende welches sie zu erwarten hatte. Die Augen der sonst so emotionskargen Dame weiteten sich und verloren erneut an Glanz, während ihre Stimme ein weiteres Mal ertönte. „Ren… Hilfe…“
      Doch nicht Ren war es der sie in letzter Sekunde vor den nahenden Tod Schutz bat, sondern ein blauer Schmetterling der nahe ihres Gesichtes vorbeiflog und dort seine Kreise zog. Als die Zeit für sie wieder normal verlief, bewegte sie sich im Eiltempo weiter und versuchte nicht zu stolpern, während die Bestien von einer seltsamen, azurblauen Barriere zurückgeworfen wurden und diese erst dahinschwand als Chaika einen gewissen Abstand zu ihnen aufgebaut hatte. Währenddessen durchstreifte Aslan die Gegend und öffnete eine Tür nach der Anderen, bis seine Stimme entnervt ertönte. „Ist das jetzt der dritte Korridor? Warum haben diese Idioten die Umgebung nicht besser ausgeschildert?“, noch im Satz stockte er und ließ sein lebloses Anhängsel fallen, instinktiv die Augen schließend und sich vor Schmerz an die Rippen fassend. „Wenn die Göre drauf geht, habe ich ein ernsthaftes Problem… Besser ich beeil mich und finde diesen verfluchten Raum!“
      Erneut die Person über seine Schulter hievend, begab sich der Schwarzhaarige nach kurzer Pause wieder, diesmal er taumelnd, in Richtung der Endtür des Korridors, öffnete diese und vernahm nun eine Tür auf der linken Seite unüblich des Aufbaus der üblichen Türen. „Die muss es sein!“
      Zu gleichen Moment schoss durch eine Tür rechts von ihm das Mädchen und stoppte abrupt. „Was machst du?! Beeil dich, du Idiot!“
      In der Ferne war das Brüllen der Goliaths zu vernehmen, dabei die Spitzelei der jungen Dame missachtend, schleppte sich der junge Mann in den Vebrennungsraum und sah dabei zu wie Chaika vergeblichst versuchte die gigantische Luke zu öffnen. „Wechsel!“
      Aslan ließ den Köder fallen, taumelte an Chaika vorbei die nun versuchte die Person am Boden hinter sich her zu schleifen, während Aslan mit voller Kraft die Luke nach oben drückte. Brutal flog die Tür zur Seite auf und fiel aus der Verankerung, geleitete die Monster herein während Aslan und Chaika zusammen die Person packten und durch die Luke warfen. Die Goliaths preschten auf Aslan und Chaika zu, doch als der Geruch verbrannten Fleisches auf der Kammer in der Grube hervorstieg, stürzten die Wesen an den beiden vorbei um ihren Weg durch die Öffnung der Luke zu finden. Sich gegenseitig hineinschiebend, gar die vorherigen Goliath Typen zerquetschend um selbst zum Fleisch zu gelangen, verblieb einzig ein Goliath im Raum der nicht die Luke verstopfte und nun zu Chaika starrte. „Nein…“, entwich es dem Mädchen als sich das Monster näherte und sein breites Maul öffnete. Aslan knickte vor Schmerzen weg und versuchte sich wieder aufzurappeln, doch gelang es ihm nicht rechtzeitig. „NEEEEEEEEEIIIIIIIINNNNN“, schrie die junge Dame aus, als erneut der blaue Schmetterling vor ihr erschien und direkt in das Maul der Bestie flog. Ein azurblaues Licht erschien und zersetzte die Bestie von innen heraus, sich ausbreitend und in einer blauen Flamme erglühend, bis sich die Silhouette einer Frau bildete, die sanft die Wangen des Mädchens umfasste, dessen Gesicht von Furcht und Entsetzen besessen war. Der Frau entwich ein Lächeln, kurz bevor sie ihre Stirn an die ihre legte und sich in einem weißen Licht auflöste. Nicht nur Chaika sah diesem Schauspiel mit Entsetzen zu, auch Aslan sah die Frau und musste sich unwillkürlich an seine Mutter erinnern, die ihn vor langer Zeit ebenfalls tröstete indem sie ihre Stirn an seine lehnte. Da waren sie wieder, die Hände die ihn stützten, die sich auf seinen Rücken legten und ihn sagten er solle weitermachen und nicht aufgeben. So rappelte sich der Schwarzhaarige aus seiner misslichen Lage aus, schritt auf das Mädchen zu, welches vollkommen perplex zu ihn starrte und schlug ihr, halbsanft, beide Hände auf ihre Wangen. „Schluss mit der Träumerei, Miss. Wir müssen weiter!“ Langsam gelangte das bleiche Gesicht wieder an Farbe und der krampfhafte Gesichtsausdruck wich einer zwar noch gequälten, aber zeitgleich entspannteren Miene. Ein einfaches Nicken, bestätigte die Aussage Aslans und sich die Rippen haltend schritt er voran. „Zeig mir den Weg zu meinen Kameraden, Miss!“

      Rei
      Übermannt von der vielfältig aufnehmbaren Situation, wanderte sein Blick von der verletzten jungen Dame zu ihren Schwarzhaarigen Begleiter, der über dessen Schulter die bewusstlose Faye trug und schlussendlich zu dem Mann, dessen Gestalt von der Kapuze verdeckt war. Doch bevor der Braunhaarige nachhaken konnte um die Identität des mysteriösen, noch ihn unbekannten Retter oder Verantwortlichen für Ria’s Verletzungen zu enthüllen, vernahm er das laute dröhnen eines Propellers aus der Ferne in der Nähe von Van Zephyrs Anwesen. Veriae verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und fixierte mit seinem Blick das kaum sichtbare Luftschiff an. „Weder von uns, noch von unseren Verbündeten!“ Rei kratzte sich am Hinterkopf und seufzte entnervt aus. „Schätze dann schlug die Mission wohl fehl und Van Zephyr macht sich dort vorn aus dem Staub.“ Als der Name Van Zephyr ertönte, zuckte der mysteriöse Mann zusammen und trat einige Schritte nach vorn, an Rei vorbei, bis er von dessen Stimme zum Halten gezwungen wurde. „Warte!“
      Während der Mann stoppte, wandte sich das Gesicht des jungen Mannes aus seinen Augenwinkeln zu Anoria. „Ist dieser Mann für deine Verletzungen verantwortlich?“, doch wandte ihre Reaktion jegliche Schuld von ihn ab und ließ den jungen Mann seinen Blick wieder zu ihn leiten. „Obgleich ihr nun Freund oder Feind seid, ist dies ein Schlachtfeld und meine Befehle bleiben gleich. Ihr werdet uns begleiten und eine ausführliche Erklärung darüber geben, was ihr mit dem Jungen angestellt habt!“ Trotz der von dem jungen Mann aufgesetzten, ernsten Mimik, entgegnete der mysteriöse Mann mit einer gelassenen Haltung nur wenige Worte. „Und was, wenn nicht?“
      Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, vernahm der Braunhaarige diese Worte und schaute zu seinem Kameraden, Veriae, welcher bereits in eine Kampfstellung überging. „Dann bleibt uns keine andere Wahl, als euch mit uns zu nehmen!“ Der mysteriöse Mann drehte sich leicht zur Seite und schaute ins Leere. „Ist dem so?“ Doch bevor sich die Lage zuspitzen konnte, mischte sich Anoria erneut ins Geschehen und unterband die Spitzeleien beider Parteien. „Bist du dir wirklich sicher, Ria?“ Nachdem er ihre Antwort bekam, wandte er sich erneut zu der Person und seufzte. „Ich kenne eure Beweggründe nicht, aber wir sind ebenfalls hinter diesem Mann her. Schließt euch uns an und wir überlegen uns einen Plan um zu ihn zu gelangen, BEVOR sein Luftschiff abhebt…“
      Das unerkennbare Gesicht des Mannes wandte sich zu der jungen Dame und danach zu den Schwarzhaarigen der noch immer regungslos dort stand und Faye über seine Schulter trug. Wortlos drehte er sich um und nickte schlicht, bevor der Braunhaarige erleichtert aufatmete und erneut zum Wort ansetzte. „Mein Name ist Rei und dies sind Veriae, Anoria und Ren. Wie ist euer Name?“
      „Ich schätze Zoa genügt…“, entgegnete dieser schlicht. „Zoa, also… Nicht dass es etwas zur Sache täte, doch weshalb tragt ihr eine Kapuze? Es würde mir durchaus leichter fallen Vertrauen aufzubauen, wenn mein Gegenüber sich nicht vor mir verstecken würde!“ Den Worten des jungen Mannes lauschend, wandte der Blick der mysteriösen Gestalt sich wieder nach vorn, in Richtung ihres bevorstehenden Zieles, kurz bevor er voranschritt. „Wir haben keine Zeit, also nimm es hin!“ Ein blauer Schmetterling umwanderte den verhüllten Mann und setzte sich auf seiner Schulter ab, bevor seine Stimme erneut ertönte. „Und ein kleiner Rat, von einem Außenstehenden. Es wäre klug, deine Maske ebenfalls fallen zu lassen! Dein unbeschwertes Lächeln verbirgt nicht dein verdorbenes Stigma!“
      Für einen kurzen Moment weiteten sich die Augen des Braunhaarigen Mannes, während sich Veriae’s Blick von ihn abwandte und symbolisierte das er ebenfalls etwas zu Wissen schien. Rei atmete tief ein und aus, ließ sich nicht provozieren und antwortete mit einem aufgesetzten Lächeln. „Ihr habt Recht! Sobald wir Van Zephyr gefangen haben werde ich meine wahre Identität enthüllen und dieser Scharade ein Ende bereiten. Und eure ebenfalls, mit oder ohne Gewalt!“ „Tu was du nicht lassen kannst!“
      Während der Mann, der während des Gespräches kurz stoppte, sich nun im schnellen Tempo auf dem Weg zu Van Zephyr begab, blieb Rei noch kurz zurück und beriet sich mit Ria. „Bitte bleib hier bei Ren und Veriae… Auch wenn deine Wunden schnell heilen musst du dich ausruhen und ein Kampf gegen Van Zephyr ist in deinem derzeitigen Zustand viel zu gefährlich!“ Nicht wirklich auf die Antwort der jungen Dame wartend, wandte sich sein Blick zu dem seines Kameraden, die sich kurz zunickten. Das Gespräch endete damit das nun auch Rei losrannte und sich auf die Spuren des mysteriösen Mannes begab, welcher mit ihn zusammen die Jagd auf Van Zephyr eröffnete.

      Veriae
      Seine Arme erneut hinter seinem Kopf verschränkend, wandte sich der Blick des jungen Mannes zur Seite ab und fixierte Ria an. „Wie schauts aus? Kannst du stehen? Du hast mit Sicherheit viele Fragen, aber ich bin vermutlich der falsche um dir diese zu beantworten. Bis Rei also zurück kommt, sollten wir uns auf den unmittelbaren Weg zu unserem Luftschiff, der Melicia aufmachen. Lustige Geschichte: Die Melicia wurde vom König persönlich nach seiner verstorbenen Mutter, die ehemalige Königin Melicia Avilios Arcadis benannt. Das Luftschiff selbst wurde uns vom König bereitgestellt und wird auf direktem Wege zurück zum König gebracht, samt der Passagiere. Wieso? Ganz einfach, weil wir vom König entsandt wurden um an dieser Schlacht teilzunehmen und dementsprechend sofort unsere Belohnungen bekommen. Der Grund weshalb Rei unmittelbar nach eurer Ankunft vor Ort wusste wie er zu reagieren hatte, war, dass er selbst im direkten Auftrag des Königs steht und als eine der 4 Flügel, seine Spionagegruppe anführt. Weshalb ich so leichtfertig mit solchen Informationen umgehe? Nun, ich gehöre ebenfalls zu den 4 Flügeln und vertraue Rei in seinen Personenkenntnissen, doch solltest jemand von euch ein Wort über diese Sache verlieren, bin ich mir sicher euch euer Leben innerhalb des Bruchteiles einer Sekunde nehmen zu können. Deshalb stellt es absolut kein Problem dar, das ihr nun von der geheimen Spionageorganisation wisst!“
      Mit den Schultern zuckend, vernahm er wie Anoria schon gar nicht mehr vor Ort war, sondern ihren Weg zu Ren gesucht hatte. „Hey! Hörst du mir überhaupt zu? Ich versuche dir hier essenzielle, historische Ereignisse zu vermitteln!“

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    • Mit unbeholfenen Bewegungen kam die junge Frau wieder auf die Beine und stieg einige Momente etwas stacksig herum. Ria brauchte einige tiefe Atmenzüge um sich selbst wieder zu sammeln und fuhr sich, nachdem sie ihr Zeremonienschwert in ihrem Gurt versenkt hatte, durch die Haare, nur um die blutigen Strähnen über ihr Haupt zu ziehen. Angestrengt hatten sich ihre nachdenklichen Augenbrauen nach unten gezogen, als sie die Worte der beiden Männer vernahm. Da wandte Rei sich an sie, fragte, ob der fremde Kapuzenmann sie so derartig zugerichtet hatte. Für einen Moment war sie zu verwundert, als ob sie auch nur eine geradlinige Antwort zustande brachte. Ihr zwinkender Blick glitt von Rei zu dem Unbekannten und wieder zurück. „Nein… nein… das war Faye…“, sie nickte zu dir nach wie vor bewusstlosen Revenus über der Schulter von Ren. „Er hat überhaupt nichts damit zu tun, Rei…“, auf eine komische Art und Weise war die junge Blonde nach wie vor etwas atemlos und stütze sich auf ihren Oberschenkeln ab. Ihr Kopf wummerte und das Herzrasen wurde nur langsam weniger. Der ausufernde Gebrauch ihrer Alchemie war nach wie vor nichts, an das sich ihr Körper schnell gewöhnte. Dennoch merkte Anoria, dass sie nach jedem Benutzen stärker wurde, mehr Kontrolle erlangte… und trotzdem… sie musste noch mehr trainieren, um diese, ihr wohl zu stark scheinende Alchemie, besser führen zu können. Sie rieb sich kurz ihre Stirn, als das erhitzte Gespräch der drei Männer an ihre Ohren drang. Ria bemerkte, wie sich die Stimmlagen der einzelnen veränderten, wie sich Missgunst und Skepsis ausbreitete. Noch bevor sich Rei, Veriae und der Fremde an die Gurgel gehen konnten, trat die junge Frau mit bestimmten Schritten zwischen die Fronten und streckte energisch die Arme von sich, baute ihren Körper als Mauer auf. „Hört auf! Er hat nichts damit zu tun!“, knapp strafte sie den Braunhaarigen, seinen Freund und drehte zuletzt ihren Kopf über ihre Schulter zurück zu dem Fremden, den sie mit ihrem Blick unter die dunkle Kapuze strafte. Erst als sich die erhitzten Gemüter wieder sichtlich abgekühlt hatten, lies Ria ihre Arme wieder sinken und wand ihre Aufmerksamkeit wieder auf Rei. „Das führt doch zu nichts… während ihr hier die Alphawölfe raushängen lässt, verschwindet der Mistkerl, wegen dem wir eigentlich hier sind! Also… packt euren Egoismus wieder ein, Himmel Herr Gott nochmal und klärt das später!“, ihr böser Blick hüpfte kurz von Rei zu Veriae. „Ren und wir sind für ihn unwichtig… er hat… keinerlei Interesse an uns… seht ihn doch an… sogar jetzt macht er nicht den Anschein, als wären wir auch nur irgendwie interessant für ihn. Wenn er uns umbringen wollte, hätte er es dann nicht schon getan? Van Zephyr flüchtet und ihr haltet euch mit Kleinod auf!“, fast schon ins Abfällige hatten sich ihre Gesichtszüge gewandelt, während sie den Herren ihre Meinung aufzwang. Sie hatte nicht gedacht, dass ihre Ansprache auch nur einen Funken weit sprühen würde um Rei´s Meinung zu ändern. Doch erkannte sie den Durchbruch ihrer Rede, als dieser seine Haltung veränderte und ein Seufzen zu hören war. Erleichtert trat sie aus dem Schussfeld und band sich selbst wieder am Rand der Unterhaltung ein. Ihr Begleiter erhob wieder das Wort. Der Fremde stellte sich als Zoa vor. Ria hatte ihren Blick gen Boden gerichtet, doch hob sie unweigerlich den Kopf ein Stück empor, als sie den Namen hörte. Sie wusste nicht wieso und was genau, aber löste etwas in ihr aus, dass sie nachdenklich stimmte. Ihre Zähne vergruben sich angespannt in der Innenseite ihrer Unterlippe, während sie dem Gespräch der Männer lauschte. Als der Fremde aber seine Stimme erhob, richtete auch die Blondine ihren Blick wieder als gesamtes empor um den Kopf von Zoa zu fixieren, als dieser seine wohl wahrheitsgetreuen Worte an Rei richtete. Verständnislos schob sich ihr Blick aus ihren Augenwinkeln auf den jungen Mann, der eben zugab, nie wirklich der gewesen zu sein, der er vorgab. Lautlos formten Ria´s Lippen ein ungläubiges ´Was´, ehe sich ihr gesamter Körper dem Betrügendem zu wand. Perplex fuhr sich die junge Frau über das schmutzige Gesicht, streifte so abgelagerten Schmutz ab, als Rei schon vor ihr auftauchte und seinen Standpunkt über die nächsten Schritte erklärte. Ihr Mund öffnete sich, doch bevor sie auch nur irgendeine Frage oder Äußerung dazu abgeben konnte, verschwand ihr Begleiter mit dem Kapuzenmann in der Menge und lies sie bei Veriae zurück. Einen Moment war Ria zu verdattert, als ob sie auch nur eine Reaktion zeigen konnte. Doch empfand sie im Augenblick nichts weiter als Verrat. Sie wusste ja, dass sie so keine große Hilfe für Rei war… jetzt aber lies er sie hier zurück, mit einem ihr Fremden und einem Ren, der nicht mehr der war, der er einst gewesen ist. Wenn man vom Teufel sprach… auch wenn der Rothaarige neben Ria anscheinend versuchte, sein Wissen mit ihr zu teilen, so konnte die junge Frau nicht anders, als sich ihrem verschwundenen Freund zu widmen. So schickte sie ihre harschen Schritte in die Richtung des Schwarzhaarigen, welcher den leeren Blick immer noch trostlos nach vorne schickte und die bewusstlose Faye über seiner Schulter trug. Langsam trat sie an ihn heran und alsbald sie einen gewissen Abstand überbrückt hatte, wand sich sein Kopf wie der eines automatisierten Gerätes zu ihr hinab. „Ren… leg… leg doch mal die junge Frau ab, hm?“, ihr sanfter Blick verbohrte sich in den Augen des jungen Mannes, vorsichtig streckte sie ihre Arme nach der Revenus aus und er folgte ihrem Vorhaben, Faye von seiner Schulter zu nehmen und am Boden abzulegen. Danach richtete er sich wieder gerade empor und suchte wieder den Blick Ria´s, die ihn zweifelnd erwiderte. „Als würdest du nur auf Befehle warten…“, flüsternd verzog die junge Frau ihr Gesicht und musterte Ren eindringlich. Sie hatten sich beinahe einen Monat nicht gesehen, doch war das nicht mehr der Schwarzhaarige, den sie damals in der Hauptstadt kennengelernt hatte. „Was hat man dir nur angetan…“, mit einem Seufzen kratzte sie sich kurz im Nacken, ehe sie wieder in sein Gesicht empor sah. Für normalerweise würde er keine Minute lang so stillstehen. Er würde sich den nächstbesten Weg suchen, weiterzukommen. Würde alles daransetzen, wenn auch auf seine Art, seine Prinzipien durchzubringen. Und jetzt… stand er vor ihr, wie eine willenlose Puppe und starrte auf sie hinab, als wäre sie seine Meisterin. Kurz atmete Ria durch, sah links und rechts von sich auf die ausgeknockten Revenus hinab und fasste einen Entschluss. Veriae war mittlerweile an ihre Seite getreten und erwartete eine Antwort von ihr. Ria aber sah wieder in die glühenden Augen von Ren empor. „Er weiß nicht mehr wer er ist… er hat keine Ahnung davon, was sich hier rund um ihn abspielt… was für eine Bedeutung es für ihn hätte, wenn er auch nur einen Funken davon verstehen würde.“, sie nickte, sich selbst ihre Entdeckung eingestehend. Veriae gab ein belustigtes Schnauben von sich und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Er fragte sie, was sie jetzt vorhaben würde. Ria warf ihm einen bestimmten Blick zu und ein kurzes, verschmitztes Lächeln schob sich auf ihre Lippen. Doch bevor der Rothaarige verstand was geschah, hatte Ria Ren am Handgelenk gepackt und zog ihn quer über den Platz von flüchtenden und kämpfenden Personen. Veriae schloss mit einem erbosten Schrei doch stehen zu bleiben wieder zu ihr auf, stellte sich vor ihre Person und hielt sie mit beiden Händen an ihren Schultern auf. „Was soll das?!“, außer sich baute sich der etwas größerer junge Mann vor ihr auf und blaffte sie beinahe an, während sein verständnisloser Blick auf sie hinabfiel. Bestimmt entriss sie sich dem Angriff des Rothaarigen, in dem sie einen schnellen Schritt nach hinten machte. „Hör mir jetzt genau zu… Ren ist mein Freund. Rei auch. Aber es ist mir eben sowas von egal, was Rei mir geraten hat… und hätte er auch nur einen Moment besser nachgedacht, dann würde ihm spätestens jetzt klar werden, dass Ren, der ohne Führung gar nichts auf die Reihe bringt und wie ein Fähnchen im Wind vom Ernst der Lage überrannt wird keine Hilfe in diesem Kampf sein wird… und meine Wenigkeit… die vielleicht zwei Hiebe oder dergleichen einstecken könnte, aber ebenso nicht lange stehen würde, würde es nochmals zu einer Konfrontation kommen… wir wären beiden dir überlassen. Ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten, aber um ehrlich zu sein… es würde nicht gut ausgehen, oder? Wer sagt, dass Rei und dieser Zoa zu zweit gegen Zephyr bestehen würden? Ich würde es mir mein Leben lang nicht verzeihen, Mitschuld daran zu tragen, wenn Ren oder ihm etwas passieren würde… Also… anstatt uns hier zu verstecken wie die Feiglinge und darauf zu warten, dass sich alles von allein löst… versuche ich Rens Erinnerungen zurückzuholen, wenn ich ihn mit Zephyr konfrontiere… gleichzeitig ist eine halbwegs kampffähige Person mehr in diesem Unterfangen ein Gegner mehr für den Feind… van Zephyr ist zu mächtig für die beiden, richtig? Und Rei ist wohl auch dein Freund. Auch wenn du es ihm so scheinbar zutraust, ich traue van Zephyr nicht. Also… entweder lässt du mich jetzt vorbei, dass ich Rei hinterher kann oder du hältst mich davon ab und lebst eventuell auf ewig mit der Gewissheit und Schuld ein Feigling gewesen zu sein und so leichtfertig einen Freund dem Feind zum Fraß vorgeworfen zu haben.“ Stumm starrte Veriae auf die junge Frau hinab, die in ihren Zügen nichts als Wut für sein Handeln über hatte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Aslan

      Nun, da die Gefahr beseitigt zu sein schien, offenbarte sich die weitere Reise durch die Kammern des experimentellen Unterschlupfes als, wenigstens zum Teil angenehmer. Zwar lag den Beiden nicht mehr die Angst vor den übermenschlichen Bestien in den Nacken, doch zerrten die Verletzungen stark an Aslans Kraft und Schritte seinerseits ließen sich nur durch die Beihilfe seiner mittlerweile erweichten Gefährtin bewerkstelligen. Langsam, aber stetig, folgten die beiden nun der Orientierung der jungen Dame, die sich nur zu gut in diesem Gebiet auskannte. Einige, der in Übermaß gesicherten Türen, gar schon Tore, waren aufgesprungen durch die rohe Gewalt der Bestien die hier wüteteten und boten so den Einblick in die Szenerie die vor Ort stattfand. Überall befanden sich mit Blut befleckte Operationstische, an bestimmten Orten waren Glascontainer mit einer seltsamen Flüssigkeit zu vernehmen und in ihnen schwamm eine zähe Masse, bis hin zum Embryo und vollkommen deformierten Gestalten. „Dieser Mann ist abartig… Weshalb erschafft dieser Wahnsinnige so viele groteske Kreaturen?“ Das Mädchen widmete den Räumlichkeiten keinerlei Blicke, denn ihre Struktur hatte sich unlängst in ihr Gedächtnis eingebrannt, da auch sie einst auf einen dieser Tische lag. „Ich war zwar bei einigen Gesprächen Van Zephyrs mit den Doktoren dabei, doch nutzten sie eine Sprache die mir fremd ist und deshalb konnte ich ebenfalls nicht den Sinn hinter seinen ganzen Experimenten erkennen. Doch aus den Aussagen die ich verstehen konnte, vernahm ich das er die Revenus, Logos und Eos nicht wirklich als die eigentlichen Bevölkerungen bezeichnet, sondern den Allgemeinbegriff ‚Lambs‘ verwendet. Ich durchforstete die Bibliothek nach diesem Begriff und fand ein antikes Buch welches eine fremdliche Sprache einer alten Zivilisation mit deren Übersetzung barg. ‚Lambs‘ bezeichnet eine mittlerweile ausgestorbene Gattung von Tieren die sich in unserer Sprache Lämmer nannten. Anhand ihrer Beschreibungen konnte ich nichts Außergewöhnliches feststellen, nur das ihre Wolle damals für die Fertigung diverser Gegenstände benutzt wurde, darunter auch Kleidung.“ Chaikas Worte brachten Aslan zum Grübeln, doch konnte auch er sich keinen Reim darauf bilden und verblieb verwirrter als zuvor. Eine Sache wäre da noch. ‚Lambs‘ waren zu ihrer Zeit keine Wildtiere, sondern gezüchtete, bis künstlich erschaffene Tiere die von einer Person behütet wurden.“ Der Schwarzhaarige sah auf und blickte in das Gesicht der jungen Dame neben sich. „Und Van Zephyr hält sich für diese Person?“, doch bevor die junge Frau antworten konnte, erreichten sie eine große Tür die zu den Verließen führte. „Wir sind da… Hier werden deine Kameraden gefangen gehalten!“ Der Kopf des jungen Mannes, wanderte von unten nach oben und musterte die Hochsicherheitstür nach Ecken und Kanten. „Und wie kommen wir dort herein?“ Anders als bei der Tür zuvor, befand sich dort kein Terminal mit dem sich die Türe öffnen ließe. Chaika trat näher an die Tür heran und tastete diese ab, bis sie tatsächlich fündig wurde und ein Schlüsselloch entdeckte. „Wirklich? Ein Schlüsselloch? Alle Türen lassen sich durch irgendwelche mysteriösen Geräte öffnen, nur die größte und sicherste von ihnen benötigt einen Schlüssel?“ Auf die Aussage des Schwarzhaarigen hin, schüttelte die junge Frau ihren Kopf und wandte ihr Gesicht zu ihm um zu antworten. „Wir benötigen vier verschiedene Schlüssel, die nicht direkt die Form eines Schlüssels, sondern eines Würfels besitzen. Sollte ich mich nicht irren, so nannte sie Van Zephyr ‚Memory Cubes‘“ Aslan ließ sich mit einem tiefen Seufzen zu Boden nieder und fasste sich an die Stirn, nachdem er seinen Rücken gegen die robuste Wand gelehnt hatte. „Und wo bekommen wir diese ‚Memory Cubes‘ her?“ Chaika half ihn dabei sich zu setzen, verharrte jedoch in ihrem Stand und trat einige Schritte zurück um besser Augenkontakt halten zu können. „‘Memory Cubes‘ werden an hochrangige Doktoren verteilt und da die Mehrzahl von ihnen den Goliath’s zum Opfer fielen, befinden sich alle vier höchstwahrscheinlich bei ihren Leichen innerhalb der Einrichtung.“ Aslan winkelte seine Beine zum Schneidersitz an und drückte seinen Rücken gegen die Wand, während er seine Augen vor Schmerz zusammenkniff und seine Hand gegen die verletzten Rippen stemmte. „Es wird mehrere Stunden dauern die ‚Memory Cubes‘ zu finden, ein Zeitraum den wir nicht mehr haben. Du magst nicht viel davon mitbekommen haben, doch direkt über uns haust eine Schlacht und auch hier könnten jederzeit Soldaten auftauchen die uns nicht von Freund und Feind unterscheiden zu vermögen!“ Chaika schüttelte ein weiteres Mal den Kopf und hob einen Finger bei ihrer folgenden Erklärung. „Diese Lichter, welche den Raum erhellen, mögen dir eventuell vollkommen fremd sein da sie keinerlei Ähnlichkeit mit dem uns bekannten Kerzen und Fackeln haben, doch kenne ich sie bereits aus Arcadia und anhand Bruchstücke meiner Erinnerungen von damals, weiß ich das mir einst ein Junge erklärte wie sie funktionieren. Diese Lichter werden mit einem merkwürdigen Gerät betrieben, also zerstören wir dieses Gerät!“ Der Erklärung folgend, veränderte sich Aslans Mimik dennoch zum skeptischen Gesichtsausdruck. „Würdest du mir erklären, inwiefern das Ausschalten der Lichter unseren Weg durch diese gigantische, unüberwindbare Tür beeinflussen soll?“ „Mit dem Ausschalten des Gerätes, wird jegliche Energieversorgung gekappt und somit auch die jeglicher Türen und Behälter. Dieser Plan ist ein zweischneidiges Schwert, da ich nicht genau weiß welche Folgen die Freilassung jener Wesen aus den Behältern haben könnte, doch die Tür vor uns wird durch dieses Vorgehen zu einer einfachen Tür ohne Schloss!“ „Dann lass uns loslegen…“, entwich es den jungen Mann während er sich aufrappelte, der jedoch binnen weniger Sekunden von den beiden zierlichen Händen seines Gegenübers an seinen Schultern wieder zu Boden gedrückt wurde. „Ich kann nicht kämpfen und deshalb musst du dich, wenn auch nur für wenig Zeit ausruhen. Sollten durch meine Taten, weitere Goliath Typen oder sogar schlimmeres geweckt werden, so kannst du uns als einziger von uns beiden etwas gegen sie ausrichten.“ „Na-Ah Miss, dafür vertraue ich dir bei Weitem nicht genug! Du könntest mich hier einfach zurücklassen und meinem Schicksal überlassen, während du wieder zu den verrückten, selbsternannten Menschenretter zurückkehrst.“, doch die Stimme des Mädchens ertönte erneut, diesmal wieder kalt und berechenbar während ihres Blickes sich versteinerte. „Mag sein, doch werde ich nicht fliehen. Vielleicht siehst du in mir ein Püppchen Van Zephyrs, welches seinen Wünschen stets folgt weil es keine andere Wahl hat als dies zu tun und eventuell magst du damit gar nicht so falsch liegen, doch habe auch ich, eine Puppe die es nicht verdient hat zu leben und einen eigenen Willen zu besitzen, einen Traum und einen Wunsch. Wirst du mir diesen erfüllen, so werde ich dich nicht im Stich lassen!“ Die leblosen und zugleich mit Emotionen gefüllten Worte der jungen Dame, zauberten den Schwarzhaarigen ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen. „Hooo~ Dann willst du mit mir also ein Geschäft machen?“, mit dem aneinander reiben seines Zeigefingers und Daumen symbolisierte er die Gegenleistung die er verlangte. „Nur damit du es weißt, meine Dienste sind nicht billig und ein junges, verwöhntes Mädchen, wie du, wird sicher den Rest ihres Lebens hart arbeiten müssen um mir besagtes Gold abbezahlen zu können!“ Mit einem Nicken entgegnete die junge Frau seiner Aussage und fügte etwas bei. „In Ordnung!“ Danach begab sie sich auf schnellstem Wege durch die Räumlichkeiten, gezielt zum Kontrollraum in welchem sich diverse Apparaturen befanden mit einer bestimmten unter ihnen die etliche Hebel, Schalter und Knöpfe vorzuweisen schien. Der Weg zum Kontrollraum war relativ ungefährlich, insofern das Stolpern über eines der vielen Leichen nicht zu den Gefahren zählen wollte, dauerte jedoch einige Minuten. Nun da sie die Knöpfe und Hebel betätigte, welche sie sich in den vielen Malen die sie hier unten war eingeprägt hatte, ertönte ein dumpfes Geräusch, dicht gefolgt vom lauten Dröhnen einer Sirene und abwechselndem Wechsel von rotem Licht welches wieder erlosch und im kontinuierlichen Wechsel wieder erschien. Aus der Ferne war das Ablassen von Wasser und das Zersplittern von Glas zu vernehmen, schleunigst begab sich die junge Dame so aus dem Kontrollraum heraus und stoppte abrupt. Der schaurige Anblick der Umgebung, jagte der jungen Dame einen Schauder über den Rücken. Alles war dunkel, der Geruch von Blut stich in ihre Nase und das laute, markerschütternde Dröhnen, sowie der stetige Wechsel vom roten Licht und Dunkelheit ließen ihr Blut vor Angst erfrieren. Langsam und Leise, schlich sie nun um jede Ecke und jeden Gang um möglichst wenig Geräusche von sich zu geben, und schloss nach einiger Zeit wieder zu Aslan auf, der schon unlängst das Tor geöffnet hatte und in diesem auf sie wartete. „Beeil dich! Ich habe vorhin etwas durch die Gänge schleifen gehört!“, zischte der Schwarzhaarige und wank sie zu sich. Nachdem Chaika seine Position erreicht hatte, schloss er das Tor hinter sich und hielt nach etwas Ausschau mit welchem er das Tor verbarrikadieren konnte, fand jedoch nichts besonders Hilfreiches. Nachdem er provisorisch ein Regal, in welchem sich Haken befanden, vor die Tür geschoben hatte, begaben sich die beiden jene steinernen Treppen hinab welche die weiße Umgebung in eine vertraute, steinerne Höhlenkonstruktion umwandelte. An dieser künstlich angelegten Höhle hatte sich nicht viel verändert, nur diverse hölzerne Tore mit Korridoren an denen rechts und links Zellen entlang verliefen, teilten die Höhle in mehrere Abschnitte ein. Gezwungen die Tür eines dieser Korridore zu öffnen, weiteten sich die Augen Aslans, als er jenes Elend vor sich erblickte. Innerhalb der Zellen befanden sich Unmengen von grotesken Kreaturen, welche deren körperliche Struktur sich vollends wandelte, welche ohne Gesicht, welche mit offenen Rumpf und welche die Übergänge zu Monsterformen besaßen, die Aslan lediglich aus alten Büchern kannte. Eine dieser grotesken Kreaturen stieß an die Zellgitter und stammelte lediglich. „Erlöst mich! Erlöst mich!“, vor sich her. „Van Zephyr meinte, dass dies die wahre Gestalt der Menschen sei. Er erklärte mir einst, das dies aus den Menschen werden würde, wenn man ihnen etwas ganz Bestimmtes nehmen würde.“ Aslan hielt sich die Hand vor den Mund und würgte, konnte sich jedoch zusammenreißen und ein Erbrechen verhindern. „Das?! Das alles hier sollen die wahren Gestalten von uns sein?! Wie erklärst du dir dann unser derzeitiges Aussehen, und das Aussehen all der anderen dort draußen? Unsere Ahnen, die Ahnen unserer Ahnen und auch die zuvor glichen uns, und hatten keinerlei Ähnlichkeiten mit diesen Absurditäten!“ Chaika schaute nach vorne zu einer weiteren Tür. „Lass uns weitergehen!“ Die vielen Stammeleien und Schreie an den Seiten so gut wie es eben nur ging, ignorierend, schritten die Zwei voran und gelangen zu jener Tür, die sie öffneten und die ihnen Einlass zum Ort des Grauens gewährten. Dort verteilt, lagen überall deformierte Gestalten und in einer Ecke kauernd befand sich der Schwarzhaarige Junge den Aslan in einem der Bauernhöfe Ordines gerettet hatte. Unter den Kreaturen erkannte er seine Kameraden, und eine der Kreaturen wandte sich auf. In ihn erkannte man das Gesicht des dümmlichen Begleiters von Aslan, einer derjenigen der ihn seit Beginn an zur Seite stand. „Boss…Helf…uns…“ Der Anblick seiner Leute, in diesem Zustand, brachte den Schwarzhaarigen dazu seinen Kopf zu senken und sein Gesicht von Schatten verschlingen zu lassen. Aslan wandte sich von ihnen ab und trat zur Tür. „Geschieht euch Recht, ihr Idioten! Ich sagte euch von Anfang an ihr Schwächlinge sollt mir nicht hinterherlaufen, weil ihr am Ende drauf gehen werdet. Habt ihr euch selbst zuzuschreiben, ihr Weichbirnen, ihr Schwachköpfe, ihr elenden Trottel!“ „Sag…“, entwich es den jungen Mädchen das vor ihm stand und ihn rücksichtlos anstarrte. „…Du bist ziemlich feige, oder?“ Der Schwarzhaarige riss seinen Mund weit auf und widmete seinem Gegenüber einen erzürnten Blick. „HAAAA? Bist du bescheuert? Meine Worte entsprechen der Wahrheit, dieser Unrat hier hat es nicht anders verdient! Es ist ihre gerechte Strafe dafür, eine Freiheit genossen zu haben die ihnen nicht vergönnt war. Schwächlinge wie ihnen wird es niemals vergönnt sein, Freiheit zu genießen, sie werden in jeder erdenklichen Weise in solchen Situationen enden!“ Das Mädchen meldete sich nach dem Wutausbruch des jungen Mannes wieder zu Wort und deutete auf seine Augen. „Wenn diese Worte wirklich der Wahrheit entsprechen, woher kommen dann die Tränen in deinen Augen?“ Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich, als er mit dem Zeigefinger unter seinem Auge rieb und vernahm wie ihre Worte sich in die Tat umsetzten. „Du willst fliehen, weil du nicht den Mumm hast sie von ihrem Elend zu erlösen! Du möchtest sie nicht töten, weil du einer von ihnen bist, weil du der Anführer der Schwächlinge bist und weil du nicht diese Bürde auf dich nehmen willst für ihre Tode verantwortlich zu sein. Solange sie leben, egal in welcher Form, wiegen sie dir kein schweres Gefühl auf die Brust. Vielleicht gibt es eine Rettung für sie, weshalb sollte ich sie also hier und jetzt töten? Das denkst du dir alles gerade, nicht wahr? Du versuchst verzweifelt nach einen Ausweg aus dieser Situation zu suchen, machst dir falsche Versprechungen um dein Gewissen zu bereinigen und lässt sie zurück um nicht an der Schwere deiner verkorksten Emotionen zu zerbrechen. Das ist der Inbegriff der Feigheit! Seine Kameraden im Stich zu lassen, um selbst keinen Schmerz zu empfinden!“ Von den Worten der jungen Frau getroffen, schluchzte der Schwarzhaarige Junge und drückte seinen Handrücken gegen seine Augen um die Tränen verschwinden zu lassen. Doch egal wie sehr er rieb, egal wie sehr er es versuchte, es gelang ihn nicht seine Tränen zu trocknen und dem Stechenden Gefühl der Pflicht in seinem Herzen zu entkommen. Der Schwarzhaarige Junge trat aus seiner Ecke heraus zu ihm, stahl in einer schnellen Bewegung den Dolch an seiner Tasche und lief auf die Kreatur zu die mit Aslan sprach und nach seiner Erlösung bat. Als sich der Junge zu ihn hinunter beugte um mit einen Stich das Monster von seinem Leid zu erlösen, umfasste Aslan das spitze Ende des Dolches und stoppte den Jungen dabei. Mit einem Ruck stieß er den Jungen zur Seite und hob den Dolch auf, welchen er bei seinem Fall zur Seite fallen ließ. Chaika beobachtete sehr gut die Taten Aslan’s und des Jungen, schloss jedoch die Augen um nicht mitansehen zu müssen wie der Schwarzhaarige in seinem Zorn einen Fehler begann. Doch war es nicht so, das er sich den Jungen entledigte, sondern das fortführte was er zu beginnen versuchte. „Danke…Boss…“, waren die letzten Worte des Monsters, die nach dem finalen Stich ertönten, bevor einige Tränen auf ihn niederprasselten. Aslan nahm sich Zeit, wortlos von Person zu Person zu gehen und ihren wenigen Worten zu lauschen bevor er ihnen den Gnadenstoß gab. Nachdem alles erledigt war, schloss der Schwarzhaarige in Hockstellung vor seinem letzten Opfer seine Augen und holte, zittrig, tief Luft. Ein Moment der Stille durchdrang den Raum, bevor sich der junge Mann erhob und den Dreck von den Klamotten klopfte. „Miss… Gibt es eine Möglichkeit dieses Gebäude in die Luft zu jagen und so alle zu erlösen?“ Chaika schüttelte lediglich den Kopf und schaute kurz zu den Jungen Revenus der zu Aslan erblickte und mitsamt seinen roten Augen vernahm wie sich die Aura die er zuvor von Aslan kannte zu einer goldenen Flamme veränderte. „Selbst, wenn Van Zephyr diese Schlacht gewinnen sollte, wird er bemerken das hier jemand eingedrungen ist und somit dieses Labor beseitigen. Sollte die andere Fraktion gewinnen, so werden sie diesen Ort finden und genauso denken wie wir, ihnen also die letzte Ruhe gewähren.“ Der Schwarzhaarige antwortete nicht auf diese Aussage, lief an dem Mädchen vorbei und schaute zu den Zellen nach draußen. „Miss… Was ist dein Wunsch?“ Das Mädchen sah auf den Hinterkopf der Person, die jene Frage stellte. „Bring mich zu meinen ‚echten‘ Bruder!“ Aus seinen Augenwinkeln heraus, sah Aslan zu ihr hinter und nickte stumm. Kurz darauf begab er sich in Bewegung und mit viel Sorgfalt entkamen die Drei dem Unterschlupf.

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    • Rei

      Die Schlacht von Ordine neigte sich dem Anschein nach fast dem Ende zu, doch verblieb eine ungeklärte Situation die es zu bereinigen galt. Van Zephyr, der in dieser Schlacht die Unterhand zu haben schien und in seinem Luftschiff fliehen wollte, vermochte es seine Verfolger zu beschäftigen und ihnen jegliche Hürden in den Weg zu stellen. War es jedoch wirklich seine Niederlage oder verlief alles nach seinem Plan? Während Logi, Vale und Gaius sich durch die verbliebenen Horden von Zephyr’s Soldaten und erschaffenen Übermenschen kämpften, gelang es zwei weiteren Personen durch seine Sicherheitslücken direkt zu ihn zu gelangen um ihn nicht nur aufzuhalten, sondern auch persönliche Angelegenheiten mit ihm endgültig zu regeln. Das dies sich jedoch als schwieriger herausstellen sollte als geplant, war den beiden Verfolgern unbewusst, sollte ihnen aber schon bald schmerzlich bewusstwerden. Was von der einstig so atemberaubenden Stadt des Wassers verblieb, waren rot verfärbte Flüsse, Straßen voller leblosen Körper und von den Kämpfen zerstörte Gebäude, wenn auch der Schaden minimal wie möglich gehalten werden sollte. Inmitten dieser Schicksalhaften Schlacht kreuzten sich die Wege aller verschiedener Persönlichkeiten, darunter auch Anoria und Rei die in diesen politischen Konflikt hineingezogen wurden, obwohl es einzig ihr Wunsch war ihren Freund vor seiner bevorstehenden Hinrichtung zu retten. Ein Mann verhüllt in Schatten, bedeckt von einem Umhang und Rei, der Begleiter von Anoria der sie auf Bitte jenes Freundes hin durch eine beschwerliche Reise begleitete, gelangten schlussendlich zum Luftschiff, an welchem Van Zephyr mit einigen verbliebenen Ninth und Übermenschen, auf die Rückkehr von Aslan und Chaika wartete. Rei, der bisweilen mit dem Tempo von seinem unbekannten Begleiter aufgeschlossen hatte, stoppte abrupt und weitete seine Augen schockiert. „Ren?“ Selbst wenn die Ninth längere Haare zu haben schienen, war ihm die Ähnlichkeit zu seinem Kameraden mehr als bewusst, so bewusst das es ihn einen Moment aus der Fassung brachte. Seinen Begleiter hingegen schienen die Gestalten wenig zu interessieren, denn er stürmte weiter voran und verschwand abrupt im Nichts. Was man nicht so einfach vernehmen konnte, war das sein Tempo so extrem anstieg das alles weitere vor ihm in Zeitlupe vergehen schien. Der Umhang tauchte zwischen den Ninth auf die sich im langsamen Tempo bewegten und versuchten nach ihm zu schnappen, sprang über einen von ihnen hinüber, wandte sich mit einer Drehung von den Händen eines weiteren weg und erreichte Van Zephyr binnen weniger Sekunden. Mit einer halben Drehung stieß er die Ferse seines Stiefels gegen Van Zephyr’s Gesicht, wurde jedoch von dem angebeugten Ellenbogen Zephyr’s daran gehindert sein Gesicht zu treffen. Mit einer weiteren Drehung in die entgegengesetzte Seite, drehte sich der Mann weg und ging in die Hocke um Van Zephyr’s Beine wegzuziehen, vernahm jedoch wie sein Gegenüber seinen Gehstock zwischen seinem und dem Bein des Angreifers schlug und so erneut seinen Angriff parierte. Mit seinem Knie trat er dem Mann im Umhang mitten ins Gesicht und zwang ihn so nach hinten auszuweichen, wo ihn bereits zwei Übermenschen erwarteten die ihn zu Boden drücken wollten. Der verhüllte Mann rollte sich jedoch nach hinten ab und landete in Hockstellung auf seinen Füßen, vernahm wie eine weitere Person mit zusammengefalteten Händen und voller Wucht in einer Ausholbewegung von Oben nach unten, seinen Schädel zertrümmern wollte. In der Hand des Mannes bildete sich schleunigst der Umriss einer Waffe, die sich als ein Schwert entpuppte, welches mit der Klinge nach hinten stieß und den Übermensch überraschend erstach. Der Mann im Umhang stoppte abrupt und ließ die Klinge fallen um sich mit beiden Händen seine Ohren zuzuhalten, reagierte jedoch instinktiv auf die sich nähernde Gefahr eines Ninth, welcher ihn zurückdrängte und seinen Satz nach hinten mit einem Schlag zum Boden abfangen wollte. In der Luft umschlang die umhüllte Gestalt jedoch den Arm des Ninth und wirbelte sich zur Seite um mit seinem Gesicht den Ninth vom Boden zu lösen und zur Seite zu katapultieren. Leichtfüßig, landete die Gestalt auf beiden Füßen und stieß sich direkt wieder in einem Satz nach vorne ab, wich den Angriffen Van Zephyr’s Anhänger aus und hob auf seinem Weg in Richtung des Übeltäters, jenes Schwert wieder auf welches er fallen gelassen hatte. Mit einer fließenden Bewegung glitt die Schwertscheide durch die Luft und zwang Van Zephyr dazu, seinen Gehstock zu lösen und das Schwert in seinem inneren zu enthüllen um die Schwerthiebe des Mannes zu parieren und zur Seite abzulenken. Rei erkannte die Bewegungen der Füße des verhüllten Mannes und dessen Schwertstreiche wieder, entnahm aber nicht den Mut seine Gedanken in Worte auszusprechen. „Das kann nicht sein… Mugendai Kuro… Dann!“ Nun stürmte auch Rei voran, dessen schockiertes Gesicht sich in eine entschlossene Mimik verändert hatte, der sich ebenfalls seinen Weg vorbei an den Ninth und Übermenschen suchte und sich dabei seine Alchemiewaffe zu Nutze machte, welche ihre Reichweite ändern konnte. Die Schwertkunst des Mannes im Umhang war gut, soviel musste Van Zephyr zugeben der durchaus im Folge der Schwertparaden das ein oder andere erstaunte Gesicht aufsetzte, doch machte er im Moment nicht einmal ernst und benötigte lediglich einen präzisen Schwertstreich um das Schwertspiel zu unterbrechen und sein Gegenüber fatal zu attackieren, der jedoch seinen Kopf in einer abnormalen Reaktionszeit zur Seite lehnte und so dem tödlichen Schlag auswich, wobei sich jedoch seine Kapuze von seinem Haupt löste. Mit einem starken Hieb aus dem Hintergrund, klirrten die Klingen Zephyr’s und Rei aneinander, bis sich diese löste und Van Zephyrs Schlag ins Leere ging, während Rei zum Stich ansetzte um sein Schwert wieder in seine Originalgröße zu wandeln. Als Van Zephyr die Finte vernahm, sprang er nach hinten, da er sehr wohl den Trick seines Gegenübers durchschaut hatte. //…Hooo~ Er nutzt also ein Dolch und ein Schwert und lässt jeweils eines von ihnen mithilfe von Illusionen verschwinden? Ich schätze, dann werde ich wohl sein Spielchen mitspielen und so tun als wäre ich überrascht…// Als sich der Blick Van Zephyr’s jedoch zu der nun enthüllten Gestalt wandte, setzte er ein schelmisches Grinsen auf und sah in seine purpurroten Augen. „Also reicht nicht einmal eine Verbrennungsanlage aus um einen Dämon wie dich zu erledigen? Wie furchteinflößend! Du machst deinen Namen, als der Schrecken des Todes wirklich alle Ehre!“ Aus seinen Augenwinkeln heraus, sah Rei in das Gesicht des Mannes und vernahm seine nun, noch weiter schwarz-weiß verfärbten Haaransätze. „Ich schätze du wirst mir so einiges erklären müssen, K!“ „Sieht das nach der richtigen Zeit für sowas aus?“ Der Braunhaarige sah sich die Umgebung an und vernahm wie die Ninth, die Übermenschen und Van Zephyr sie umzingelt hatten. Ren und Rei die nun Rücken an Rücken standen, waren wohl oder übel dazu gezwungen ihre Streitigkeiten beiseite zu legen. „Rei, diese Wesen besitzen dieselbe Kraft wie ich, dementsprechend besitzen sie auch dieselben Schwachstellen! Du bist der Einzige der diese kennt, also werde ich mich um die anderen kümmern!“ „Wer bist du das du mir Befehle gibst? Aber ich schätze du hast Recht, denn schließlich konntet du damals nicht einen Sparring Kampf gegen mich gewinnen!“ „Mach dich nicht lächerlich… Wir haben Unentschieden, also pass lieber auf das du nicht drauf gehst!“ „Hah! Selbes gilt für dich!“
      Ein auswegloser Kampf, zweier Freunde und Kameraden die wieder zueinander fanden, doch dessen Wiedersehensfreude wenig Zeit vergönnt war und dessen Erklärungen noch verfasst werden mussten. Doch trotz des Mutes und des Vertrauens, welches die beiden Kameraden einander teilten, jeweils den Rücken des Einen den Anderen anvertrauend, würde innerhalb weniger Minuten zerschmettert werden, in welchem Anoria die Bildfläche betrat und den Ausgang des Kampfes vernehmen konnte. Verteilt lagen die Ninth und die Übermenschen, allesamt beseitigt und auch Rei am Boden, der in seiner eigenen Blutlache mit leblosen Augen vernahm wie Ren vor Van Zephyr kniete und sein Schwert durch den Körper des Schwarzhaarigen stach. Es war Regen, der nun auf die Häupter der vielen Personen niederprasselte und das Ende der Schlacht von Ordine einläutete. Viele Menschen verloren heute ihr Leben, darunter namenlose Soldaten, Helden, Schurken und auch…Dämonen.
    • Weil ich sie schützen wollte.

      Aus den Memoiren der A. A. Rikoru


      „Das war dann wohl alles, Miss Rikoru. Sie haben die Schriftrollen und Aufzeichnungen über ihre mit dem Lord besprochenen Thematiken erhalten, ja?“, das freundliche Lächeln der jungen Dame, die als Magd für den Botschafter der östlichen Marschen arbeitete, steckte mich unverhofft an, worauf ich ihr jenes erwiderte. „Aber ja, alles an seinem Platz!“, ein helles Lachen entkam mir, als meine längliche Hand auf die lederne Aktentasche klopfte, in welcher die so wertvollen Papiere lagerten. Mit einem Fuß stand ich bereits halb in meiner Kutsche, während ich dem braunhaarigen Mädchen zum Abschied zuwinkte und mich ihr freundliches „Gute Heimreise! Auf Wiedersehen!“ durch die dünnen Holzwände des Gefährts erreichten, als sich die Stimme des Kutschers gröhlend erhob und ich die Peitsche schnalzen hörte. Mit einem quietschenden Wiehern begannen sich die Tiere dann zu bewegen und mit einem Ruck zuckelte die kleine, von mir selbst benannte „Holzhütte“ auch schon vorwärts. Ich seufzte. Meine Tasche eng umschlungen drückte ich jene an meine Brust und lies meinen verträumten, wenngleich müden Blick aus dem glaslosen Fenster gleiten. Der Dekan würde sich freuen. Ein erneuter Auftrag, den ich zuverlässig ausgeführt hatte. Ein erneutes Seufzen. Die Erschöpfung machte sich in mir breit und bevor sich das lange Gähnen aus meiner Kehle schlich, erhob ich schon meine Hand, um meine Lippen zu bedecken. Tränen schossen mir in die Augen, nachdem ich meiner Müdigkeit akustisch Klang gegeben hatte. Behutsam stellte ich meine Eroberung neben mir ab und griff mir an den Zopf, der meine Haare nur mehr schlecht als recht zusammenhielt. Als meine Finger eine Schlaufe des Haarbandes ergriffen, zog ich jenes auseinander und spürte sofort, wie die Schwere meiner Haare zuschlug und die dunkelblonden Locken sich in mein Blickfeld drängten. „Aaaah…“, erleichtert lies ich meine Fingerspitzen durch meine Strähnen gleiten und kratzte mich hier und da am Kopf. Langsam, aber sicher, konnte ich jedoch das Brennen in meinen Augen nicht mehr ignorieren und lehnte mich an die Rückenpolsterung der Kutsche, nur um, nachdem ich die vorbeiziehende Landschaft einige Zeit beobachtet hatte, von dem Hin und Herwiegen des Waggons eingeschläfert zu werden. Die Augen fielen mir zu und ich gönnte meinem von Arbeit gebeutelten Körper etwas Schlaf. Umso erschrockener riss ich jene wieder auf, als das beruhigende Wiegen der Kutsche mit einem Mal unterbrochen wurde. Fast schon zu abrupt, denn ich hatte damit zu tun, nicht nach vor zu fallen und mir meine Zähne an der gegenüberliegenden Bank auszuschlagen. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden, aber ich erkannte eindeutig, dass wir von Bäumen umringt waren. Das ängstliche Wiehern der Pferde drang an mein Ohr, dunkle, drängende Stimmen, zwangen den Kutscher abzusteigen und wollten mit lauten Schreien von ihm wissen, ob er irgendetwas abzugeben hätte. Er bettelte wimmernd, er hätte kein Gold, keine Juwelen oder dergleichen. Er wäre nur ein einfacher Diener… aber mehr Worte waren ihm nicht vergönnt. Ich hörte, wie singend ein Schwert oder ähnliches gezogen wurde und der Kutscher, welcher auf den Namen Theo hörte, nur mehr tonlos gurgelte und ein dumpfes rutschen an der Außenwand der Kutsche, mit noch dumpferem Aufprall zu mir durchdrang. Die kalte Panik stieg in mir auf. Was sollte ich machen? Ich reagierte wohl, wie ein jeder reagieren würde. Ich schnappte mir meine Aktentasche, riss die Türe auf und sprang in die feuchte, kalte Nachtluft hinaus. Hektisch versuchte ich mich über den Hang hinauf zu retten, als eine Stimme schon in meine Richtung schrie und ehe ich mich versah, hatten mich vier grobe Hände gepackt und auf den moosigen Boden gepresst. Ich schrie und trat um mich. Doch nichts dergleichen schien zu wirken, oder gar nützlich zu sein. Gelächter, Häme, Spott… nichts davon war so schlimm, wie jenes, das im nächsten Moment passierte. Einer der fünf Männer wollte mehr, als nur die Erniedrigung. Ich sah in die vor Gier und Skrupellosigkeit rot leuchtenden Augen seinerseits, als er meinen Körper wie ein Blatt Papier wendete und sich dann… meine Erinnerungen hatten mich ab diesem Moment verlassen. Mein Körper wurde taub, die Schmerzen, vorerst so eiskalt und brennend schwanden und eine Schwärze der Trostlosigkeit bahnte sich um mich. Als ich wieder zu mir kam, erblickte ich den blauen Himmel, hörte das Klappern der Hufe auf gepflastertem Untergrund und eine schwammige Stimme, wohl des Soldaten welcher mich einhändig an seinen Körper drückte, so dass ich nicht vom Pferd fiel, drang an meine Ohren. „Nicht mehr lange Miss Rikoru. Sie werden bald einem Arzt überstellt. Halten Sie die wenige Zeit noch durch! Hören Sie!“ Ehe ich wieder in Bewusstlosigkeit abdriftete, tastete ich nach meiner Tasche, die jedoch am Ort des Geschehens zurückgelassen wurde.


      Meine Genesung verlief schneller als erwartet. Mein Arzt sprach davon, er habe noch nie gesehen, dass Stichwunden so schnell und problemlos verheilten. Mehr noch, er beschrieb diese „Wunderheilung“ auch in seinen nächsten Abhandlungen über die menschliche Regeneration. Dennoch, so gut es mir wieder zu gehen schien… umso mehr Sorge trug ich in mir, dass dieser Überfall nicht ohne Konsequenzen blieb. Und als ich mich eines Tages am Morgen grundlos übergeben musste, brach ich in Tränen aus. Es war ein Albtraum. Was hatte ich nur verbrochen, um solch ein Schicksal zu erfahren? Was hatte ES getan? Es war mir nun gewiss. Ich erwartete ein Kind aus einer Vergewaltigung. 9 lange Monate hatte es nun also gedauert, bis mich die gefürchteten Krämpfe eines Tages beim Abendmahl heimsuchten. Zuvor war es einfach gewesen, mein Kind zu verhüllen. Weite Kleider und viele Schichten machten es mir einfach, mich auch nach 4 Monaten Schwangerschaft noch draußen zu zeigen. Doch konnte ich den Lauf der Zeit nicht aufhalten und so gebar ich in jener Nacht ein Mädchen. Meine Freude über das Leben, welches ich in die Welt gesetzt hatte, wurde jäh gedämpft, als ich den pechschwarzen Schopf des kleinen Dinges sah. Tränen der Schuld stiegen mir in die Augen und als ich mein Kind das erste Mal hielt, konnte ich nicht anders, als mich tausendmal bei ihr zu entschuldigen, sie so unschuldig in ihre Situation gebracht zu haben, die sie ab fortan begleiten würde. Als ich darauf hoffte, auch das Rubinrot in den Augen zu erblicken, jenes Rot, welches auch ihr Erzeuger hatte, wurde ich überrascht. Ich hielt die Luft an und die letzten Tränen fielen auf ihre Tücher hinab, als mich die wasserblauen Augen ihres kleinen Kopfes ansahen. Träge und schwammig zwinkerte sie mir entgegen. Wie ein kleiner, frisch geschlüpfter Spatz. Da entkam mir ein schluchzendes Lachen. Ich streichelte dem kleinen Ding in meinem Arm mit meinem Zeigefinger über die Wange und gab ihr jenen Namen, den sie den Rest ihres Lebens tragen würde. „Suzume… Willkommen.“


      Die Jahre vergingen und aus dem kleinen Spatz, wurde ein junges Mädchen. Ich sah ihr beim Wachsen zu, beim Lernen und Fehler machen. Hörte ihre ersten Worte, half ihr bei ihren ersten Schritten und beantwortete ab einem gewissen Zeitpunkt auch ihre Fragen. Alles war schien in rechter Ordnung. Sie schien glücklich. Obwohl ich sie einsperrte. Seit ihrem dritten Lebensjahr waren die festen Vorhänge verschlossen. Sie sollte nichts von der Welt draußen sehen und die Welt draußen sollte sie nicht sehen. Zu oft kamen wir in Streitigkeiten. Sie fragte mich immer wieder, warum sie nicht rausdurfte. Im Nachhinein schäme ich mich dafür, ihr solche Lügen aufgetischt zu haben… Klirrender Winter, in welchem sie innerhalb von Minuten erfrieren würde… giftige Dämpfe, welche ihr Gesicht, ihre Haut und ihre Atemwege verätzen würde… gleißende, brennende Hitze… Sturm und Gewitter… Sumpf und Moor… sie glaubte mir, doch spürte ich, wie in ihr auch die Skepsis wuchs… ab ihrem zehnten Geburtstag verschloss sie sich immer mehr. Und so wie ich ihr die Wahrheit verschwieg, so verschwieg auch sie mir etwas… bald schon sah ich, wie sie Alchemie beschwor. Die kleinen, tänzelnden Flammen in ihren Händen, an ihren Fingern… das Glühen in ihren Augen und ihrem Haar… Im Geheimen beobachtete ich sie. Ich sah ihr nächtelang dabei zu, wie sie ihre Magie beschwor, die mir während meiner Studien die Furcht gelehrt hatte. Doch konnte ich das Schicksal nicht länger hinauszögern. Ich würde den Tag wohl nie vergessen… es war eine Woche nach ihrem zwölften Geburtstag, ich tauschte beim örtlichen Schneider den Kimono um, der ihr zu klein war. Als ich in unser Heim zurückkehrte, erstarrte ich vor Schreck, als ich den Speisesaal betrat. Sie stand dort, an dem deckenhohen Fenster, welches gleißend Licht in die dunklen Räume schickte und sah in die Welt hinaus. Unser Speisesaal lag ebenerdig, weswegen auch das Volk von draußen einen guten Blick in unser Heim hatte, bevor sie zur Welt kam. Und genau dieses Volk erstarrte in meinem Blick als Gesamtheit, nur um sich mit großen Augen in die Richtung meiner Schwarzhaarigen Tochter zu drehen, die Arme zu heben und loszuschreien. „Suzume…“, bebend, ängstlich und stockend, kam ihr Name über meine Lippen, ehe ich auf sie zustürmte und sie grob an den Schultern vom Fenster zog, nur um noch hektischer die Vorhänge wieder zuzuziehen. „Wieso hast du das gemacht, Kind?! Was habe ich dir jahrelang eingetrichtert?! Die Vorhänge bleiben ZU!“, mehr als gewollt, schrie ich ihr in das ebenholzweiße Gesicht, welches mich mit mehr Hass als zuvor ansah. Meine Stimme hob sich fast in eine neue Oktave, als sich all die Panik vor diesem Moment, all die Angst und die Furcht mit einem Mal entlud. Doch bevor noch mehr an Hysterie auf sie hinabfuhr, fasste ich mich schnell. „Wir müssen weg von hier.“, dieser Satz brannte sich in mein Gedächtnis und alles andere war ein fader Nebelschleier von versponnenen Erinnerungen… Ich packte ihre Kleidung zusammen und warf ihr einen Mantel über, wir liefen zu den Pferden im Hinterhof und als wir gemeinsam an der Straße angelangt waren, erkannte ich bereits die Meute an wütenden und schockierten Bürgern, die unser Haus umzingelten. „Mutter… was…“, es brach mir das Herz, ihre unendlich traurige Stimme zu hören, doch mussten wir fliehen.

      Wir ritten die 3 Tage nach Ordine beinahe durch, mit meinem letzten Geld bezahlte ich die Fahrt für uns beide nach Arcardia. Ich hatte schon viel von den dortigen Waisenhäusern gehört. Sie waren nichts außergewöhnliches, baten nicht viel Komfort… aber es war mir tausendmal lieber, als sie in den Fängen dieser verbohrten Wichtigtuer zu sehen. Die Fahrt im Luftschiff war für uns die kleine Pause, die wir brauchten und ich trug sie, schlafend vor die Tore des Klosterähnlichen Gebäudes. Ich griff an meinen Hals und zog ein goldenes Medaillon hervor, welches ich ihr vorsichtig in die Hände legte. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich unsere stumme Verabschiedung mit einem Kuss auf ihre Stirn beendete. So viele Worte die unausgesprochen blieben… so vieles, bei dem ich nie dabei sein werde, nie erleben werde… schweigend presste ich meine Lippen aufeinander und sah ein letztes Mal auf sie hinab. Innerlich wusste ich, dass dieser Tag eines Tages kommen würde. Doch… war man auf so etwas jemals vorbereitet? Langsam erhob ich mich, zog an der Glockenschnur über dem Treppenaufgang und verharrte noch einen Moment. Aus dem Inneren ertönte das tiefe Wummern einer Glocke. Mein Atem stockte, als sie langsam begann, sich zu bewegen. Doch ihr Erwachen sah ich nicht mehr. Ich verschwand in der Dunkelheit und blickte nicht mehr zurück. Mehr als die trübe Nacht, verschleierten nur die Tränen in meinen Augen meinen Blick. Ich habe das richtige getan, sagte ich mir immer wieder ehe ich mein Leben im Exil wählte. Ich habe das richtige getan. Weil ich sie schützen wollte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Schnell war sie den Flüchtenden gefolgt. Mit Ren im Schlepptau brauchte die junge Frau doch etwas länger, doch schaffte auch sie es das angepeilte Luftschiff zu erreichen. Keinen Moment zu spät wie sich herausstellte, denn nur Sekunden nachdem sich der feste Schritt Anorias auf die Holzplanken ergab und sie den willenlosen Ren hinter ihr nachzog, wie einen kleinen dümmlichen Welpen, erhob sich jenes auch schon in die Lüfte. Es war ein wackeliges Ruckeln, doch umfassten ihre Hände alsbald ein Seil oder dergleichen, irgendetwas, das ihr von Adrenalin vollgepumpter Körper eben erreichte. Tiefe Atemzüge nehmend gönnte sich die Blondine einen kurzen Augenblick, um ihr zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Mit tränenden Augen sah sie zu dem völlig ruhigen Ren empor, der neben ihr Stand genommen hatte. Ungläubig verzogen sich ihre Mundwinkel zu einer verständnislosen Schräge. Auch jetzt zeigte er keine Anzeichen von Anstrengung. Dieser junge Mann war ihr immer mehr ein Rätsel. Doch… wieso verweilte sie hier? Sie hatte die Spur von Rei und dem Fremden verloren und Van Zephyr würde hier irgendwo auf sie alle lauern, bereit alles und jeden niederzumetzeln, der sich ihm in den Weg stellte. So fasste die junge Logos einen schnellen Gedanken und suchte für den nutzlosen Ren einen Unterschlupf zwischen Schachteln, Kisten und einem breiten Leintuch. Sozusagen ein kleines Fort. „Ren… bleib in der Zwischenzeit hier… ich mache mich jetzt auf die Suche nach Rei und Van Zephyr. Sobald die Sache… naja… vorbei ist, komme ich um dich zu holen, ja?“, während sie den stacksigen Körper seinerseits in die kleine Höhle bugsierte, sprach sie ruhig, dennoch konnte man einen besorgten, wenngleich gestressten Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen. Die ratlosen, rot glänzenden Augen seinerseits starrten ihr entgegen, als sich Ren so wahllos unter dem Tuch verstecken lies. Ria schenkte dem Stummen vor ihr noch ein kurzes Lächeln, ehe sie ihn zudeckte und ihren Körper begradigte. Ein letztes Mal atmete die Blonde durch, ehe ihr Blick sich dem Hier und Jetzt zu wand. Schnell suchte ihr wacher Blick ihre Umgebung ab. Sie fand ein Schild auf dem -2 zu sehen war. Rückschließend konnte Anoria somit also sagen, dass sie sich auf einem der Unterdecks befand. So begannen ihre Beine zu laufen. Einen Weg nach oben, das war nun das Ziel. Es war sogar für die junge Frau logisch, einen Kampf nicht hier in den verwinkelten Gängen zu vollführen. Sie schätze Van Zephyr so ein, dass er sich für seine Kämpfe so etwas wie eine Arena wünschte, einen Platz wo alle dabei zusehen konnte, wenn er jenen die ihn verachteten, eigenhändig das Leben nahm. Schneller und schneller wurden die eiligen Schritte der jungen Dame, doch stoppte Anoria abrupt, als ihr auf dem ebenerdigen Geschoss mit der Ziffer 0 die ersten Leichen in den Seitenblick fielen. Sie war kurz zu perplex und geschockt, als dass sie auch nur einen rationalen Gedanken fällen hätte können. Erst bei näherem Betrachten fiel ihr eine Sache auf, die ihr eisig kalte Schauer über den Rücken hinab schickte. „R-Ren… was?“, sie erblickte die ihr namentlich unbekannten Ninth, die neben den Soldaten Ordines, die es ebenfalls geschafft hatten, sich an Bord zu schmuggeln, in ihrem eigenen Blut badeten. Sprachlos trat Ria über die leblosen Körper die ihr mit nichtssagenden, toten Augen entgegenstarrten. Und ein jeder neue den sie erblickte spiegelte das Antlitz des Schwarzhaarigen in seinen Zügen, doch mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen. „Ich… verstehe nicht…“, murmelnd, fast schon hervorgewürgt durch die mit Eisengeruch getränkte Luft, entkamen ihr jene Worte. Schlürfend löste sie ihre Füße vom zähen Blut am Boden, als sie dem Weg der Auslöschung dieser vielen Leben weiter folgte. Doch sollte es noch schlimmer kommen, als sie sich selbst je zugestehen könnte.


      Ihre Stimme hatte sich nun erhoben. „Rei! Reiii!“, während ihr ziellos gehaltener Körper sich weiter empor kämpfte, an mehr und mehr Toten vorbei, hatte sie die Suche nach ihrem Gefährten schon beinahe aufgegeben und versuchte nun doch Schreien auf sich aufmerksam zu machen. Es war ihr egal ob Van Zephyr sie somit auch auf dem Schirm hatte. Ria würde entweder hier mit allen lebend, triumphal von Dannen ziehen oder gemeinsam untergehen. Doch im Moment schien sie hier die wohl letzte Lebende zu sein. Nichts und niemand kam ihr entgegen, konnte ihr sagen, wohin Rei und der Fremde verschwunden waren. Es war die letzte Treppe, die sie nun bestreiten musste, um an das Oberdeck zu gelangen. Und da… sie konnte Stimmen vernehmen. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf die rosigen Lippen ihrerseits und so bestärkt nahm sie die Stufen als letzte kleine Hürde. „Rei! Endlich! Du glaubst nicht wie lange ich-!“, die Worte und das Lächeln wurde ihr je entzogen, als ihr Blick die Oberkante übersah und das leblose, erbleichte Gesicht des Benannten vor ihren Augen auftauchte. In ihren Lungen staute sich schlagartig die Luft. Unfähig zu atmen, schenkte sie im nächsten Augenblick einer anderen unweiten Szenerie ihre Aufmerksamkeit. Es war Van Zephyr, der mit selbstgefälliger, hasserfüllter Miene, auf einen jungen Mann hinabstarrte, erstochen mit scharfer Klinge, der soeben neben ihm zur Seite wegknickte. Doch konnte Ria hier niemand den Blick mit Gift und Säure trüben, um zu erkennen, dass es sich bei dem Fremden, der sich zuvor noch unter Kapuze und Mantel verhüllt hatte, um Ren handelte. Den echten Ren, jenen auf den sie so lange gewartet und unabdingbar gesucht hatten. Beide… beide waren sie… Eine schwammige Taubheit breitete sich in schnellem Schritt in ihrem gesamten Körper aus. Die Zeit verlangsamte sich. Obwohl die Temperatur eine angenehme war und sie selbst nicht fror, konnte Anoria spüren, wie sich die Kühle um ihre Haut webte, als wäre sie in tiefes Wasser gezogen worden. Der Wind, der sie zuvor so zaghaft an den Haaren zog, fühlte sich nun an wie kleine Nadelstiche, die sich tiefer und tiefer in ihre Haut gruben. Es konnte nicht wahr sein… es konnte nicht passiert sein… er durfte nicht… die Ungläubigkeit in ihren Augen war auf die leblosen Körper ihrer beiden, wohl einstigen Gefährten gerichtet, um welche sich so glitzernd das Blut ihrer selbst ausbreitete, gerichtet. Übelkeit mischte sich mit blanker Angst. Panik mit glühender Hitze. Trauer mit dem wiederkehrenden Gefühl der unabänderlichen Einsamkeit. „Oh… na sieh mal einer an… an… an… an…“, die brummende Stimme des Erzfeindes holte ihre Person aus dem in Watte gehüllte Gefängnis ihres Geistes. Als Ria jedoch den Blick anhob, um dem Grauhaarigen Bastard einen Blick zu würdigen, erkannte sie nur einen tiefen Nebelschleier, der jegliche klare Kante zur verschwommenen Silhouette wandelte. „Alle Guten Dinge scheinen also doch drei zu sein… es scheint mir, als wärst du das kleine Balg von dem dein Braunhaariger Freund noch so hilflos gestammelt hatte…“, Verachtung lag in der kratzigen Stimme Van Zephyrs, was Anoria dazu bewegte, nun doch ein Zwinkern zuzulassen, als sie das gehässige Lachen im Anschluss vernahm. Und mit einem Mal war der Schleier emporgehoben und die Welt mit all seiner Grausamkeit und Hässlichkeit schlug der jungen Frau wieder ins Gesicht. Die Farbe wich aus ihrer Umwelt, das Grau umrahmte ihren Blick. Zaghaft, kraftlos, willenlos auch nur einen Moment länger die Kraft zu halten, rutschten ihre vor Trauer überquellenden Augen langsam gen Boden hinab. Ihre Statur sank in sich zusammen. „Na na na… warum so traurig? Wegen diesen beiden Maden? Ich bitte dich.“, fast schon fürsorglich schwang seine Stimme zu ihr, als wollte er sie trösten ob dessen, dass er ihre besten Freunde gemeuchelt hatte. „Ihre Existenzen sind nicht bedauernswert… eher die Art wie sie abgetreten sind… ‚Ria… Ria… sie ist auf dem Weg hierher… das weiß ich… und dann… dann wird sie dir den Arsch aufreissen…‘… uwäh, uwäh… du hättest ihn hören sollen… gebettelt hat er dann, dass ich ihn nicht töte… Elender Wurm.“, die völlig übertriebene, weinerliche Stimme die er nachäffte, veranlasste Anoria, ihren vor Zorn getränkten Blick wieder zu heben, in welchem sich die Tränen stauten. Vorerst war sie wie festgefroren, nicht fähig sich auch nur einen Milimeter zu rühren. Aber jetzt… jetzt wo er so achtlos über die Leiche Rens stieg, hin zu Rei, nur um seinen Fuß auf seinem Kopf zu platzieren, kam wieder Leben in den ebenso versteiften Körper der Blondhaarigen. Noch bevor die dreckige Sohle die Wange des Gefallenen berühren konnte, erklang ein melodisches Surren und die starke, wenngleich zitternde Stimme Rias erklang. „Wag… es ja nicht…“, unsicher hielt sie das Zeremonienschwert vor sich, welches ein sachtes Glühen von sich gab. Doch stoppte der alte Mann in seiner Tat und kehrte den genervten Blick in ihre Richtung. Als er erkannte, was die junge Frau provozieren wollte, konnte er wohl nicht anders als ein mordlüsternes Grinsen freizugeben. Sie hatte ihm wohl eben den Freifahrtsschein für ihr Sterben mit Gold und Münze in die Hand gelegt.


      „Dann gesell dich doch auch zu deinen Freunden in die Hölle!“, schrie er ihr euphorisch entgegen, als sich sein monströser Körper auf sie zubewegte und er mit wohlwollender Freude ihrem Tod gegenüber, die Klinge schwang, die zuvor auch Ren und Rei getötet hatte. Es ging so schnell, dass Ria kurz noch ihre Augen auseinanderriss, ehe sie sich zur Seite abrollte. Sie hörte wie Metall auf Metall traf, ein verärgertes Grunzen und weitere schwere Schritte, die sie in ihre Richtung trugen. Und so erschien die Gestalt Van Zephyrs sogleich wieder vor ihr, nachdem Ria es geschafft hatte, sich wieder auf ihre Beine zu rappeln. Wieder konnte sie dem Schwertstreich von links ausweichen, welchen der Alte mit einem wütenden Gröhlen untermauerte, als er sie wieder nicht traf. Anoria nutzte den verschwendeten Schwung seinerseits und brachte wieder etwas Abstand zwischen ihre Personen. Wenn sie etwas geschafft hatte, dann das sie Van Zephyr gereizt hatte. Sein beinahe Scharlachrot anlaufendes Gesicht war tief im Zorn zerfurcht, als sich die stechenden Augen seinerseits wieder auf ihren Körper fixierten. Mehr noch schürte seine Wut wohl ihre seltsame Gelassenheit, die ihr im Antlitz lag. „Miststück!“, brüllte er aus Leibeskräften und steuerte erneut auf sie zu. Wenn er sie schon nicht mit der Klinge niederstrecken konnte, so doch mit seinen Leibeskräften. Denn anstatt sie nun mit dem Schwert anzugreifen, nutzte er wohl seine Energie um Ria, die den Schlag abblockte, von sich wegzuschleudern. Diese strauchelte ihm wünschenswerter Weiße nach hinten, stolperte über irgendein Utensil, das am Boden lag und fiel nach hinten um. Ihr Kopf schlug dabei hart an einer Eisenstange an und schickte die Sterne in ihren Blick. „Nein… bleib wach Ria… bleib wach… für Ren… für Rei…, eine Stimme wabberte durch ihren Kopf, während ihre Augen fest zwinkerten, um das Bewusstsein nicht zu verlieren. Aber… war das ihre eigene Stimme? Sprach sie da mit sich selbst? Auch wenn ihre Stimme ihr bekannt vorkamen, so merkte sie eine unbeschreibliche Fremde in dieser. Viel Zeit darüber nachzudenken blieb ihr nicht, als sich der Schmerz von ihrem Hinterkopf pulsierend und heißkalt durch ihren Körper fraß. Und so kam auch die zuerst so erfolgreich abgeschüttelte Panik wieder zurück. Wie von Sinnen versuchte Ria nun einfach nur mehr von dem Ort des Geschehens zu fliehen, als sich zu all der Pein, die sie umgab, ein weiterer, scharfer Schmerz gesellte. Das schwere Atmen Van Zephyrs hatte sich über ihr aufgebaut, wie eine schwarze Wand aus Vernichtung und Qual. „Als hättest du je eine Chance gehabt…“, er spuckte diese Worte auf sie hinab und zog mit einem Ruck die Klinger wieder aus ihrem Rücken, die er zuvor erbarmungslos durch sie gestoßen hatten. „Du bist auch nur ein unwichtiges Zahnrad, auf das man gerne verzichten kann. Und nun… sieh zu, wie deine Freunde Fliegen lernen…“, doch verflüchtigte sich seine Stimme schon wieder in den Hintergrund, als Ria merkte, dass eine Kraft sie packte, die sie so noch nie verspürt hatte. Es war nichts dergleichen, dass ihre Alchemie zuvor zustande gebracht hatte. Als würde sie eine fremde Macht packen und sich wie eine fremdgesteuerte Existenz in ihren Körper drängen. So stellte sich ihr Körper ohne große Schwierigkeiten wieder auf ihre Beine und richtete sich dem triumphierenden Van Zephyr wieder zu.

      „Ich sagte… wag es ja nicht.“, dunkel und verzerrt erklang ihre Stimme nun und als sich der klobige Körper des Feindes wieder ihr zuwandte, zuvor wieder mit dem vor Wut zerfurchten Gesicht. Umso schneller verzog sich der Zorn, die Haltlosigkeit und wandelte sich in Unglauben, als er das Antlitz der jungen Frau erblickte. Die Fassungslosigkeit und der Unglauben standen ihm ins Gesicht geschrieben, doch konnte Ria nur bitter lächeln. Das Blond ihrer Haare hatten einen stumpfen Ockerton angenommen, wurden aber von einem dunklen Schein umwoben, die ihre Haarspitzen, ähnlicher elektrostatischer Ladung, anhob. Das Gold ihrer Augen erstrahlte in einem brennenden, glosenden Orange, als würde das Feuer in ihnen wüten. Ihr Zeremonienschwert lag abseits, doch leckten auch ohne jenes die Flammen aus ihren Fingerspitzen. „U-unmöglich…“, stammelte der Grauhaarige, als er erkannte, dass ihm ein weiterer Elementar, der Gefährlichste aller, gegenüberstand. Er erhob sein Schwert. „Wie niedlich…“, hätschelnd kamen die Worte über die Lippen der jungen Frau, die sein Tun der Verteidigung so schal zunichtemachte. Sie und auch Zephyr wusste, alles was ihm nun blieb war der Angriff. Und als hätten sich ihre Gedanken synchronisiert, stürmte er auch schon nach vor. Doch auch Ria setzte nun ihre Kraft in Angriff um und streckte ihren Arm nach hinten durch, was das Zeremonienschwert beschwor. Binnen Sekunden war es durch die Luft in ihre Hand gesegelt, sodass Ria es nur Bruchteile später in Flammen aufgehen lassen konnte und die erste, starke Feuerwand durch einen knappen Streich nach links oben in Richtung Van Zephyrs schickte, noch bevor ihre Klingen aufeinandertrafen. Von der Hitze überrascht, zog sich dieser zusammen und torkelte mit verdecktem Gesicht einige Schritte vorwärts, ehe er stehenblieb und ein genervtes Murren von sich gab. Ria hingegen ging ihren Schwung in drei kurzen Sätzen nach vor aus und verweilte, den Rücken ihm zugewand, an Ort und Stelle. Es dauerte nicht lange, da bestritt der Alte seinen nächsten Angriff, jedoch nicht ohne diesen vorher lautstark schreiend anzukündigen. Doch bevor die Klinge sie erneut durchbohren konnte, hatte sich Rias Körper von der Spitze weggedreht und ihre linke Hand sich flink um das geschärfte Metall gelegt. Schneller als zuvor bei Faye brachte sie den Stahl nun zum erhitzen, was dem Grauhaarigen einen schmerzlichen Schrei entlockte. Doch war es genau dieser Überraschungsmoment, dem Ria alles zusprach. Ihre eigene Klinge in den Planken des Luftschiffes versenkend, riss sie ihren rechten Ellenbogen empor um dem abgelenkten Zephyr von unten einen ordentlichen Kinnhaken zu verpassen. Er torkelte rückwärts, Anoria schloss auf und huschte flink unter den rudernden, nach ihr greifenden Armen hindurch, nur um Rücken an Rücken mit dem Feind, jede Bewegung die er wagte, paralell durchzuführen. Sie klebte an ihm wie ein nasses Stück Papier, was ihn wohl beinahe aufs Äußerste reizte. Gieriger wurden seine Versuche den schlanken Körper ihrerseits zu fassen, wütender wurde sein Knurren, als er es nicht schaffte. Gleichzeitig aber übersah er, dass dies nur eine Farce war, sein Gleichgewicht zu manipulieren, ihm den Schwindel anzuhängen. Denn als er sich das nächste Mal nach links drehen wollte, kam ihm die junge Frau entgegen und drückte das glühende Metall geradewegs gegen seine Brust. Ein gellender Schrei entkam ihm. Gleichzeitig verhakte sie ihr rechtes Bein in seinem linken und zwang ihn somit zurückzustolpern. Oh, wie sie den hilflosen Ausdruck in seinen kleinen Augen eben genoss. Das Wissen, dass er am kürzeren Hebel saß, als sich die Schwere ihres Körpers über den seinen beugte und sie die Enden des halb geschmolzenen Metalles ebenso durch die Planken jagte und mit dem darunterliegenden Stahl verschmolz. Er war festgenagelt. Genüsslich lächelnd löste sie nun ihre Hände vom deformierten Schwert seinerseits. Wie er schimpfte. Wie er sie verfluchte. Doch entkam Ria nur ein glockenhelles Lachen. Und als er fragte, was so lustig wäre, zogen sich ihre Augenbrauen ungehindert in ihr Gesicht hinab. Sie erhob sich und schritt zu ihrem Schwert, welches sie wie ein Messer aus weicher Butter aus den Planken zog. Langsamen Schrittes baute sich der flammende Körper der jungen Frau wieder vor ihrem Wiedersacher auf. Sie platzierte die Spitze ihres Schwertes auf dem geschmolzenen Metall. "Das.", und nachdem sie zuerst so gleichgültig wirkte, zerfraß der Hass und Zorn nun ihre Gestalt und eine düstere Schwärze legte sich um sie, tränkte ihre Iris, zwängte das lebendige Orange zu einem kleinen Punkt zusammen und färbte ihren Haaransatz. Zischende Flammen breiteten sich wie kleine Bunsenbrenner vom Griff aus hinab zur Spitze und eine schwelende Feuersbrunst umwebte den zuvor nur glühenden Körper der jungen Dame. Sie war das Feuer, sie kontrollierte es und sie liebte es, die Verzweiflung ähnlich den Flammen vor seiner Nase in seinem Gesicht tanzen zu sehen. "Das ist für Ren... und für Rei.", und nachdem das vergleichsweise kühle Flüstern verklungen war, erhob Ria ihr Schwert, zog somit das Feuer zurück und konzentrierte die gesamte Kraft an der Klinge. Es war, als würde erneut die Zeit stehen bleiben. Ein grelles Zirren flirrte durch die Luft, die Atmosphäre verschob sich in ihrer Erscheinung und mit einem tiefen Schrei, lies Ria die Klinge auf den Metallbalken über dem Körper von Van Zephyr niederfahren. Mit einem Mal entlud sich die gesamte gesammelte Kraft über die beiden Körper der Kämpfenden. Rias überschlagende Kraft schickte Flammenwellen in jegliche Richtung von ihr Weg und zentrierte sich als fauchende Kuppel über dem sterblichen Körper des Grauhaarigen.

      Die Durchschlagskraft der Flammen war gewaltig. Bereits nach wenigen Moment war das Metall seines Schwertes geschmolzen und unter gequälten Schreien robbte der gebrannte Van Zephyr von der ihm überlegenen Ria davon. Es schien als würde ihm wohl jeglichen Moment des Lebens irgendwo das Glück in die Hände spielen, denn als sich sein gezeichneter Körper mit letzter Kraft auf die Beine stellte, tauchte neben dem Luftschiff der drei Gefährten ein weiteres auf. Vorne an eine junge Frau mit langen, weiß-blonden Haaren. Auch wenn Ria es wollte, in der Stärke, in der sie ihre Kräfte nun von sich gab, hatte sie nur wenig Kontrolle über ihr Feuer und so riss sie ihr Schwert schnell empor um die Flammensäule gen Himmel zu schicken. So verweilte sie einen Moment und konnte nur stumm zusehen, wie der Mann, den Ren so lange gejagt hatte, auch unter ihrer Hand, zwar hochgradig nicht ungeschoren, aber trotzdem lebend davon kam. Er sprang vom Deck ihres Luftschiffes und landete mit schmerzverzerrten Schreien auf jenem, dass neben ihnen schwebte und dann ob seiner Ankunft sofort abdrehte. Rias Geist zügelte nur langsam ihre konzentrierte Wut und zaghaft, fast schon scheu, ob dem so lange erwarteten Ausbruch ihrer Kräfte, zogen sich die Flammen zurück und versiegten mit einem letzten Flacken aus der Spitze ihres Schwertes. Das Gold ihrer Augen spiegelte sich wieder in ihrem Gesicht, das glänzende Blond ihrer Haare kehrte zurück und die Schwärze verzog sich aus ihrer Erscheinung. Sie erwartete Schwindel, Übelkeit, irgendetwas... doch heute überkam sie nichts davon. So als ob sie ihre Alchemie nun akzeptiert hatte. Aber... was verschwendete sie hier ihre Zeit... Rauchsäulen stiegen von dem verkohlten Holz empor, die Glutnester knackten verheißungsvoll, der Gestank von verbranntem Fleisch hang in der Luft, als sich Ria über den toten, blutüberströmten Ren beugte und ihrem Freund in das bleiche Gesicht blickte. Traurig huschte ihr Blick auch zu Rei hinüber, der seine glanzlosen Augen auf einen unsichtbaren, für sie nie erreichbaren Punkt im Himmel richtete. Niedergeschlagen biss sich Anoria auf die Unterlippe. Trotz allem... sie war zu spät gekommen. Vorsichtig nahm sie Ren´s rechte Hand in die ihren und erschauderte bei der Kühle, die um sie ruhte. Er hatte nie kalte Hände gehabt. "Ach Ren... hätte ich nur etwas mehr Zeit mit dir gehabt... dann... dann...", murmelte sie in Verdruss und merkte, wie sich erneut die Tränen in ihren Augen stauten. Bedächtig schloss sie nun ihre Lieder und wollte sich eben ihrer Trauer hingeben, als sie einen Stich verspürte. Er war fein und sie hätte ihn fast nicht mitbekommen, wäre er nicht an der Narbe an ihrer Hand aufgetreten, die sie damals von dem unbekannten Angreifer davontrug. Verwirrt lies sie Rens Hand los und sah sich zum ersten Mal das zusammengewachsene Gewebe genauer an. Ihre Augen weiteten sich, als sie den goldenen Schimmer darauf erkannte. "Was...", verwirrt versuchte sie die Puzzlestücke zusammenzusetzten, die ihr gegeben wurden und da erkannte sie die große Gemeinsamkeit, die sie suchte. Schnell legte sie die Einstichstelle um Rens Herz frei und griff zu dem nächstbesten scharfen Gegenstand den sie finden konnte. Ohne auch nur einen Moment länger mit der Wimper zu zucken, schnitt sie die Narbe auf und drückte ihre blutende Wunde auf jene von Ren. Ria wusste nicht was sie tat, oder wie sie es tat, doch pulsierte mit einem Schlag ein goldener Schein vom Zentrum seines Herzens über seinen gesamten Körper und versiegte in seinen Haarspitzen, die sich leicht emporhoben. Zaghaft hob sie ihre Hand von seiner tödlichen Wunde und erkannte, dass sich goldene Fäden in den Schnitt legten, welche sich tief in seine Haut vorarbeiteten und diese dann langsam schlossen. Ria hörte sich selbst ungläubig schlucken. Versucht wie sie war, beugte sie ihren Oberkörper hinab, legte ihr Ohr auf seine Brust und lauschte. Und als sie wirklich einen leisen, schwachen Herzschlag hören konnte, weiteten sich ihre Augen erneut.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ren und Rei

      Die Beine ummantelt mit beiden Armen, fest an den Körper hinan gezogen, saß ein Schwarzhaariger junger Mann inmitten eines von Weiß und Schwarz verzerrten Raumes, dessen Farben ineinander übergingen und von der Decke tropften. Die roten Augen des Jungen schauten nur knapp über den Knien hervor, fixierten mit einem ernsten Blick einen festen Punkt im Raum an, in welcher ein azurblauer Würfel schwebte. Die schwarzen Tropfen sammelten sich am Boden, erschufen erst eine Lache, eine breite Pfütze und später eine Überschwemmung die bis zu den Knöcheln des Jungen reichte. Stetig wuchs die Flüssigkeit an, befand sich derweil in der Mitte seines Schienbeins und beschleunigte weder noch stoppte es. „Fürchtest du dich nicht? Fragst du dich nicht? Wolltest du es nie erfahren?“ Wortlos starrte der Junge weiterhin auf den azurblauen Würfel, dem diese Worte entwichen und der sich in Form eines Buches verzerrte. Als er die Hand langsam erhob und in seine Richtung richten wollte, packte eine unbekannte Hand sein Handgelenk und hielt ihn davon ab, derweil die schwarze Flüssigkeit bis knapp über seine Knie ragend. Die Person die sich neben diesen Jungen entpuppte, war niemand anderes als der Weißhaarige Ren der lediglich mit seinem Kopf schüttelte. Als die schwarze Flüssigkeit drohte den Schwarzhaarigen Jungen zu verschlingen, umschloss der Weißhaarige Junge sein Gegenüber mit seinen Armen und lehnte seine Stirn gegen die seine. Ein leuchtendes, helles Licht durchbrach die Schwärze und ummantelte die zwei Personen in der Finsternis um sie vor dem Ertrinken zu schützen. „Du wusstest es bereits. Dennoch fasstest du den Entschluss es zu versiegeln, die Wahrheit die sich in unser Herz gebrannt hat. Ich beschützte dich, doch deine Gier nach der Wahrheit übermannte dich und deine Vergangenheit holt dich ein. Trauer, Zorn, Hass, Verachtung, die deinen Empfindungen und die Empfindungen jener die dich mit ihren Augen sehen, die dich als ein Dämon erkennen und dich als Monster verachten. Ein verwirktes Leben, welches verschlungen wird von der eigenen Pein und einem fremden. Sag es mir, N***“, die Worte verschwammen und der Name der seinen Weg zur Wahrheit finden sollte, verschleierte sich in der Unachtsamkeit. „Kannst du nicht einfach ablassen und Frieden finden?“ Der Schwarzhaarige Junge streckte seine Hand an der Schulter des Weißhaarigen vorbei und versuchte vergeblichst das Buch zu erreichen. „Lilly…“ Die Worte, die die Lippen des Schwarzhaarigen verließen, verfinsterten die Miene seines Weißhaarigen Gegenübers und in seiner rechten Hand erschien Deception. „Du darfst dich nicht erinnern!“ Ein Schuss ertönte, in dem nun vollends von schwarz befülltem Raum und der Traum zerbrach in tausend Scherben. Als Ren aus jenem erwachte, erblickten seinen schmal geöffneten Augen das sorgsame Gesicht einer Blondhaarigen jungen Frau, welche sorgfältig ihre Hand mit der seinen ummantelt hatte. Neben ihr saß etwas weiter entfernt ein übermäßig bandagierter Braunhaariger junger Mann der sich schnell als Rei entpuppte. „Wie? Wo?“ Nachdem Rei die Szene beobachtete die daraufhin folgte, zuckte dieser mit den Schultern. „Ich habe das Gefühl, das du uns viel mehr Erklärungen schuldig bist… Aber um erstmal deine Verwirrung zu lösen: Wir befinden uns auf der ‚Cataclysm‘ ein spezielles Luftschiff von Arcadia. Während wir vernichtend von Van Zephyr geschlagen wurden, rettete Ria unser Leben und sackte an ihrer Erschöpfung zusammen. Allerdings fanden uns sowohl Veriae als auch unsere Verbündeten und schufen uns hierher, um mit uns zum vereinbarten Treffpunkt in Arcadia zu fliegen und sich mit König Luxuria zu beraten. Du solltest Ria danken, denn obwohl sie bei weitem erschöpfter sein muss als wir beide zusammen, verließ sie die letzten paar Stunden nicht deine Seite um sicher zu gehen das sich deine Wunde nicht plötzlich wieder öffnen würde.“ Den Worten des Braunhaarigen folgend, schaute Ren auf die junge Frau hinab. „Seit wann bist du denn so selbstständig? Ich kann mich noch gut daran erinnern, welch hilflose und edle Dame du noch vor einigen Monaten gewesen bist. Das du binnen so weniger Monate so wachsen würdest, hätte ich niemals gedacht. Du musst viel durchgemacht haben, vermutlich auch viele schwierige bis unmögliche Aufgaben gelöst haben.“ Der Schwarzhaarige erhob seine Hand und legte sie auf den Kopf der Blondhaarigen Dame ab. Ein leichtes Schmunzeln entwich seinen Lippen und seine Stimme ertönte erneut. „Ich bin stolz auf dich!“ Doch dabei blieb es nicht, denn ein Hüsteln Rei’s unterbrach die Atmosphäre. „Wie lange werden wir noch fliegen?“ Der Braunhaarige wandte seinen Blick aus dem Fenster und sah in der Ferne einige kleinere Himmelsinseln. „2 Stunden, wenn wir an Ishgram vorbei sind. Wir werden beim alten Wiseman genug Zeit für ausführliche Erklärungen haben, allerdings hätten wir doch gerne das ein oder andere in Kurzform erklärt!“ Mit seinen Daumen und Zeigefinger erhob Rei eine seiner Strähnen um auf Ren’s merkwürdige Haarfärbung anzudeuten. „Wo soll ich starten? Meine Erinnerungen sind sehr verschwommen, doch nachdem ich in der Menschenfabrik auf Van Zephyr traf, offenbarte er mir gegenüber diese Wesen die so aussehen wie Ich. Van Zephyr erwähnte das sie so etwas wie Kopien von mir sein sollen, doch mit welchem Grund er diese erschuf blieb mir verborgen. Als Kopien standen mir die Ninth in nichts nach, dementsprechend fehlte mir die Kraft um gegen sie zu bestehen und ich musste durch die Verbrennunganlage fliehen. Der Sturz in die Anlage nahm mich mehr mit als erwartet, zerstörte einige meiner Knochen und vermutlich auch inneren Organe und zwang mich in eine Nahtoderfahrung, die allerdings sehr merkwürdig endete. Ich war mir ziemlich dort zu sterben, wenn nicht dieser Weißhaarige Junge mit meiner Waffe auf mich geschossen hätte. Als nächstes erwachte ich in einem Dorf im Wald, meiner Erinnerungen beraubt mit einem falschen Namen in meinen Kopf. Zu diesen Zeitpunkt wusste ich dies jedoch nicht und stellte Nachforschungen an, die mich zur Entdeckung meiner verborgenen Fähigkeiten führten und mehrere wichtige Dinge in den Kopf riefen. Canard war mein nächster Anhaltspunkt, denn aus irgendeinem Grunde suchte ich euch, obwohl ich gar keine Erinnerungen mehr an euch hatte. In Canard gab es erneut einige Komplikationen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit Su-„, plötzlich stoppte Ren mit seinen Worten und wandte seinen Blick zu Anoria. „…die im unmittelbaren Zusammenhang mit einem Mädchen standen, welches Rei und Ich aus unserer Kindheit kannten. Ich bat um eine Aufklärung und lauschte den Geschichten, und obwohl sich nur schleierhaft Rückblicke in meinen Kopf drängten, konnte ich vernehmen das ihr mit Sicherheit existieren würdet und mir wichtige Personen sein würdet. Dank den Geschichten die mir in Canard erzählt wurden, erfuhr ich meine Vergangenheit und auch wenn ich sie nicht vollends mein Eigen nennen kann, so verstehe ich doch ganz gut welch ein Mensch ich gewesen sein muss. Bisweilen sind einige meiner Erinnerungen zurückgelangt, die mit euch beiden zusammenhängen, doch mein eigentliches Ziel war Wiseman. Selbst wenn ich aus den Geschichten weiß was wir durchgemacht haben müssen und wer ihr sein sollt, so bin ich mir nicht vollends bewusst wer ich bin, noch wer ihr seid. Und bevor ich nicht meine eigenen Erinnerungen wiederfinden kann, dachte ich würde ich euch niemals finden.“ Der Braunhaarige verzog eine seiner Augenbrauen und schaute mit verwirrtem Gesichtsausdruck zu seinem Gegenüber, bevor er mit seinen Schultern zuckte und sich nach hinten lehnte. „Das erklärt zwar viele Dinge nicht, vorallem nicht die Sache mit deinen Haaren, aber ich schätze für den Anfang ist das wenigstens etwas mit dem wir etwas anfangen können. Wiseman aufzusuchen ist vermutlich die einzig weise Entscheidung die wir in diesen Moment treffen können, denn wenn jemand über alles Bescheid weiß, dann jemand wie er der jeden Winkel der Welt bereiste. Wie schaut es mit dir aus, Ria? Hast du noch Fragen?“
    • Nachdem sie Ren nun sozusagen wieder ins Leben zurückgeholt hatte, kroch sie auf Knien zu Rei hinüber, der ebenso schrecklich aussah. Sollte Ria wirklich solch wundersame Fähigkeiten besitzen, die Menschen zu heilen, so hoffte sie eben inständig, dass es auch bei dem Braunhaarigen funktionieren würde. Nach wie vor ergoss sich das tiefrote Blut aus ihrer Handfläche über ihre Haut, sodass es der jungen Frau ein leichtes war, ihre Verletzung zu lokalisieren, doch nicht jene, die Rei wohl das Leben gekostet hatte. So schob sie die zerfetzten Überreste seines Mantels und Hemdes zur Seite, nur um unzählige Schnitt- und Stichverletzungen zu erblicken. Schmerzlich biss sich die Blonde auf die Unterlippe. Würde Anoria nun jemand beobachten, so würde es wohl nach einem okkulten Ritual aussehen, jene Bewegung, die sie als nächstes ausführte, doch strich sie mit ihrer Handfläche einmal quer über die Wunden des Braunhaarigen und lies ihre Hand für einen kurzen Moment auf seinem Brustbein liegen. Hoffnungsvoll doch mit wachsender Unsicherheit über ihre Tat sah sie in das bleiche Gesicht Rei´s hinab, auf welchem sich die Lider seinerseits geschlossen hatten. "Komm schon Rei...", zischte die junge Frau zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor und wie zuvor bei Ren, überzog ihren Freund ein kurzer, wenn doch schwächerer goldener Schimmer als bei dem Schwarzhaarigen, aber schien es ausgereicht zu haben. Ria durchfuhr eine Woge der Erleichterung und sie merkte selber, wie sich ihr Atem aus der stockenden Trance befreite und endlich wieder entspannt fließen konnte. Farbe kehrte auf die Wangen des jungen Mannes zurück, flach hob sich sein Brustkorb in die Höhe, nur um schnell wieder zu sinken... doch hatte sie es geschafft... nicht wissend wie und mit welchen Kräften... Tief durchatmend sacke der Körper der jungen Frau in sich zusammen. Ein Seufzen entkam ihr, schwer und pfeifend im Nachklang, als sie ihren gefühlsmäßig mit Blei gefüllten Kopf in den Nacken legte um den azurblauen Himmel zu betrachten. Schmal wurde ihr Blick nach einiger Zeit und sie merkte, wie sich die bleierne Schwere durch ihren Körper fraß. Mit ihren letzten Kräften robbte sie an die Bordwand zurück, um zwischen Ren und Rei Platz zu nehmen. Sie hatte es geschafft. Als sich dieser Umstand erneut in ihre Gedanken schummelte, schob sich ein triumphales Grinsen auf ihre Lippen. Schlackernd fiel ihr Kopf nach hinten an die hölzerne Wand. Müdigkeit durchfuhr sie. Stetig verkleinerte sich ihr Blick. Als letzte Instanz bevor sie sich ihrer Erschöpfung hingab, ergriff sie bestärkt in Tat und Selbstvertrauen, die Hand des Schwarzhaarigen, welche ihre mit selbiger Wärme empfing.

      Anoria konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als sie durch genehme Sprechlautstärke wieder zurückgeholt wurde aus ihrer... Bewusstlosigkeit? Hatte sie geschlafen? Oder einfach nur tief gedöst? Ihre Augenbrauen hatten sich stark hinabgezogen. Die Helligkeit durch die hoch stehende Sonne blendete ihre müden Augen und veranlasste sie dazu, eine Hand über jene zu heben. Mit einem "Hey, du bist wach!", wurde Ria dann von einer wohlbekannten Stimme begrüßt. Schnell fuhr ihr Kopf herum und sie erkannte Rei, der ihr bestimmt, aber durchaus geschlagen im Antlitz, entgegenblickte. Vor ihm hockte der Rotschopf, der gerade den letzten Knoten in eine der unzähligen Mullbinden um seinen Körper machte... wie war noch gleich sein Name... Veriae? ... und ein paar weitere Gestalten, die Ria nicht kannte, die aber zu Rei gehörten. "Du siehst fürchterlich aus...", war das erste, dass ihre kratzige Stimme als Antwort an den Braunhaarigen richtete. Doch verlies ein schalkhaftes Lachen ihre Kehle, auf welches Rei nur Grinsen musste. Wahrlich, er war in mehr Bandagen und Verbände gewickelt, als wie das die Menge nicht für zwei reichen würde. So blickten sie sich für einen kurzen Augenblick an, als Rei wieder das Wort erhob. "Was ist passiert...", natürlich wollte er wissen, was geschehen war... und so erzählte Ria ihm die Vorkommnisse. Während dessen verschwanden die Verbündeten des Braunhaarigen nacheinander und liesen die drei wieder allein zurück. "... ich bin dann wohl eingeschlafen und ja... hier sind wir nun.", mit einem kurzen Räuspern im Nachhinein beendete Anoria ihre Erinnerung und sah zu Boden. Auch Rei schwieg und hatte den Blick abgewandt. Doch nur so lange, als sich plötzlich der Schwarzhaarige neben ihr zu regen begann. Als wäre er aus einem Dornröschenschlaf erwacht, so verwirrt und unbegreiflich stand ihm die Ahnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Aber Ren und Rei währen nicht die beiden, wenn es nicht sofort wieder Schlag auf Schlag weitergehen würde. So quetschte der Braunhaarige den eben Erwachten ohne Skrupel über seine Zeit seit der Zusammenkunft der drei in Ordine aus und was sie erfuhren, stellte der Blondhaarigen die Nackenhaare auf. Wohl wahr, sie hatten einiges an Antworten verdient, aber so sehr sie sich diese wünschte, so sehr erkannte Ria auch, dass Ren erst Zeit brauchte, um alles zu rekonstruieren und keine der Erlebnisse mit sich selbst zu vertauschen... kurz runzelte sie ihre Stirn, als er von einem Weißhaarigen Jungen sprach, doch war für sie jetzt nicht die Zeit, Fragen zu stellen, sonder einfach zuzuhören. Manches das Ren erzählte kam ihr bekannt vor... wie jener Umstand mit den Kopien seinerselbst... und auch als er auf Suzume zu sprechen kam, ihren Namen aber nicht vollends nannte, wurde Anoria hellhörig. Rei hob ihr Wesen zwischenzeitlich in höhere Geister, was ihr zugegebenermaßen die Röte auf die Wangen trieb, doch lies sie in keiner Sekunde auch nur ab von seiner Hand, die nach wie vor in der ihren ruhte und die auch Ren sorglos und anstaltslos weiter festhielt.

      Und auch wenn Renn meinte, er könnte sich nicht vollends daran erinnern, wer Rei und sie waren, so erkannte er wohl oder übel ihre Gesichter und stufte sie nicht als Bedrohung ein. Das kostete der jungen Frau dann doch ein erleichtertes, wenngleich leises Seufzen und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Als Rei sich dann aber wieder an sie wandte, fragte, ob es noch etwas gäbe, dass sie beschäftigte, so sah sie ihm nur mit großen Augen entgegen. Scheu, fast schon beschämt, drehte ihr Kopf sich dann in die Richtung des Schwarzhaarigen neben ihr, der ebenso auf mögliche Fragen oder Antworten ihrerseits wartete. Doch... was sollte sie sagen? Hatte sie denn überhaupt etwas, dass sie wissen wollte? Brauchte sie Antworten auf Fragen, die sie nicht stellen wollte? Wollte sie Worte hören, die in diese verwirrende Situation nur noch mehr Unruhe brachten? Kurz hatte sich der Blonden Mund geöffnet. Sie hatte sogar Luft geholt um einen möglichen Satz anzufangen... aber mit was sollte sie diese Lücke füllen, die sich nun ausbreitete? So sank ihr vorerst ambitionierter Blick, schal und ausgemergelt auf die Planken hinab und sie schüttelte das zerzauste Haupt. Sie musste schrecklich aussehen... Immerhin zeugte ihre Gewandung eindeutig von dem Kampf in Ordine. Das feine Leinen war zerissen, blutbefleckt durch ihr eigenes und fremdes, staubig, dreckig.. sogar verbrannte Ecken erkannte sie... wahrlich, das erste was sie in Arcadia am liebsten machen würde, wäre ein heißes Bad zu nehmen... und einen Tee zu trinken... "Ria?", die bedeckte Stimme Rei´s holte sie wieder ins Jetzt zurück, was sie kurz überrascht zwinkern lies. "Äh... ich... ich hoffe nur, dass wir uns alle nach diesen Tagen etwas erholen können... wenn auch nur gerade hier...", murmelnd legte sie dann ihren Kopf in den Nacken, merkte das Schulterzucken des Braunhaarigen links neben ihr und den Blick von Ren, der sich undeutbar für wenige Sekunden an ihr Gesicht geheftet hatte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Arcadia
      Eine wunderschöne, majestätische Stadt im Himmel, dicht umhüllt von Nebelschleiern und der Inbegriff der Freiheit und der Forschung. Anders als in den Vorstellungen jener, die noch nie zum Land der Forschung reisten, entpuppte sich ihr Aufbau als schlicht und doch höher entwickelt. Doch erwies sich diese Freiheit für einige Personen, als einen an das Schicksal gebundenen Käfig. Nun sollten jene, die dem Käfig entflohen um ihre Freiheit zu erlangen, erneut zum Käfig zurückkehren um Zeugen einer ausbrechenden Katastrophe zu werden, die nicht nur Arcadia, sondern das ganze Land, gar die ganze Welt verändern sollte. Zeitgleich sollten jene Protagonisten ihrer jeweils eigenen Geschichten mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden, die sie in Ketten hielten und dieses freie Land erst zu dem Käfig verformten, welchen es nun darstellte. ‚Und mit der dritten Welle, sollte der Ausbruch und die Verbreitung kommen, verkündet von der vierten Welle, den Propheten.‘ So ward es in der Akasha Chronik geschrieben, das Buch welches das Allwissen der Welt umfasste.

      Die vierte Welle - Der Prophet

      Nachdem die Unterhaltung der drei Charaktere noch eine Weile die Reise von Rei und Ria, sowie den näheren Verlauf zu Ren’s Reise und seinen schnellen aufholen zu den Beiden, die zwei Stunden wie im Flug vergehen ließ, unterbrach das Gespräch abrupt als die ‚Cataclysm‘ am Hangar Arcadia’s andockte. Rei und Ria begaben sich schon einmal auf den Weg, inzwischen kleidete sich Ren an und folgte ihnen. Mit ihnen verließen auch der Var, Faye und Ninth das Luftschiff, gefesselt und unter Aufsicht von Veriae, sowie mehreren Soldaten der ‚Ravens‘. Die Soldaten schafften die drei vorerst in ein mobiles Gerät welches auf vier Reifen lief und sich in einem enormen Tempo in Richtung des Schlosses begab. Rei blieb an Veriae’s Stelle zurück und vernahm wie Logi sich ihm gegenüberstellte. Hinter ihm standen sowohl Vale, als auch Gaius stramm auf Befehle wartend, während Logi mit einem lächeln auf den Lippen die Hand zu Rei ausstreckte. Seufzend kratzte dieser sich am Hinterkopf und legte seinen Kopf entnervt schief. „Wie ich diese Förmlichkeiten verabscheue…“, doch sein leises Murmeln war kaum zu vernehmen und so legte auch Logi den Kopf schief. Schlussendlich ergriff der Braunhaarige dennoch die Hand seines Rothaarigen Gegenübers. „Es ist mir eine Freude euch kennenzulernen Lord Suliman. Als Gesandter des Königs, würde es mich ehren euch auf dem Weg zum Schloss begleiten zu können insofern eure Verletzungen es zulassen. Euch wird ein Gemach übergeben in welchem sich Mediziner um sie kümmern werden.“ Logi schüttelte den Kopf und löste seine Hand aus der freundlichen Begrüßung. „Habt Dank für eure Sorge, doch die Flucht Van Zephyrs verlangt nach Maßnahmen die schnellstmöglich getroffen werden müssen. Es ist in meinem Interesse ein Gespräch mit dem König zu ersuchen um dieser Farce ein für alle Mal ein Ende zu bereiten und die Korruptheit meiner verkommenen Gattung bereinigen zu können.“ Noch einmal drehte sich Rei zu Ria und Ren um und vernahm wie die beiden ihn lediglich zunickten. Rei begab sich in Richtung des Schlosses und wies Logi dabei an ihn zu folgen. Während Logi und Rei sich in Bewegung begaben und Gaius ihnen dicht folgte, verblieb Vale an Ort und Stelle und warf Ren einen bedenklichen, zu dem Zeitpunkt sehr neutral wirkenden Blick zu. Für einige Sekunden starrte der Silberhaarige den jungen Mann an, kurz bevor Gaius vernahm das Vale ihnen nicht folgte und sich zu ihn umdrehte. „Kommandant?“ Von den Worten seines Untergesetzten aus den Gedanken geworfen, neigte dieser seinen Kopf leicht zur Seite um ihn ins Visier zu nehmen und nahm die Verfolgung von Logi und Rei auf. Nun war es Gaius, welcher Ren einen Blick zuwarf und ihn erkannte. Seiner Mimik entwich ein erzürnter und zugleich angewiderter Blick, doch war er sich seiner Position bewusst. „Höre mich an, Schrecken des Todes! Sobald dieser Prozess vorbei ist, wirst du die gerechte Strafe für deine Missetaten erlangen und für den Mord an Edwart und das Unglück das du seiner Witwe und seinem Sohn erbracht hast büßen! Das schwöre ich dir bei meinem Leben, du Dämon!“ Es waren nicht die Worte von Gaius, oder gar der Anblick der Ren aus der Fassung bringen würde, doch der letzte Satz stach in seinen Kopf und ließ seine Augen weiten. Ein Déjà vu breitete sich in seinem Gedächtnis aus und zerbrach eine der Barrieren, die nie hätte zerbrechen sollen. Flashback’s durchdrangen das Gedächtnis des jungen Mannes, von seiner Kindheit hier in Arcadia bis hin zum Treffen mit Anoria und den hasserfüllten Worten Faye’s. Nein, waren es die hasserfüllten Worte Faye’s oder waren es die einer anderen Person? Ein falscher Himmel, umgeben von robusten Felswänden, in Slums, an der Seite eines Mädchens mit zerrissenem Kleid, welches mit einem schwachen Lächeln zu ihn hinaufschaute. Hände die nach ihn griffen, unzählbar viele schattenartige Hände die ihn vom Mädchen wegzogen und alles verdunkelten. Schreie, nur Schreie die zurückblieben, die eigenen und die Schreie anderer Personen, mit einem tiefen stechenden Schmerz in der Brust und dem Erwachen das vor einem Leichenberg stehend mit dem Schwert durch die Brust eines seiner Opfer bohrend. Die roten Augen durch die Dunkelheit starrend, aufglühend während das rote Blut an seinem Gesicht und seiner Kleidung klebte, die Verbände an seiner Stirn sich lösten und die schwarzen Zeichen an seiner Stirn offenbarten die sich über seinen gesamten Körper zogen. „Eden…“, stammelte der Schwarzhaarige vor sich her, dessen Augen sich mit Leere und mit Tränen füllten, ehe er die sanfte Hand Anoria’s an seiner Wange spürte, jene Hand die ihn wieder zur Besinnung brachte. „Ria, ich erinnere mich… an dich, an Rei, an Arcadia. Und an irgendeinen ungewöhnlich dunklen Ort… Wir müssen so schnell wie möglich zu Wiseman!“ Ohne auf die Antwort von Anoria zu warten, begab sich Ren so schnell wie möglich auf den Weg und lief dabei knapp an einer leicht bekleideten Frau vorbei, die aus der Ferne zugesehen hatte und nun auf Ria zulief. „Bist das wirklich du?... Erkennst du mich etwa nicht? Ich bin es, Hestia! Du wirst doch wohl nicht deine Meisterin vergessen haben, Suzu!“

      Chaika
      Zusammen flohen sie aus der Stadt in der die Schlacht ihr Ende fand. Nicht wenig Zeit verging, bis die drei Personen die Tore Ordine’s verließen und dabei auf ein unerwartet bekanntes Gesicht trafen. Mit erschöpftem Gesichtsausdruck vernahm Aslan, der noch immer von Chaika und den Jungen gestützt wurde, wie Rachel an einer Kutsche gelehnt urplötzlich auf die beiden zulief. „Aslan!“, entwich es der sonst so gefassten jungen Frau, erschrocken, ehe sie den jungen Mann davon abhielt nach vorne in seine Bewusstlosigkeit zu stürzen und seinen Blick zu Chaika aufwandte. „Was ist passiert? Wer seid i- Nein… Das hat Zeit! Folgt mir, wir reden auf den Weg nach Canard!“ Während Chaika an Ort und Stelle stehen blieb, fackelte der Junge nicht lange um Rachel dabei zu helfen Aslan zur Kutsche zu tragen. Etwas weiter entfernt, warf Rachel noch einmal einen Blick zu der stummen Blondhaarigen zurück und erhob ihre Stimme. „Was ist? Beeil dich, sonst lassen wir dich zurück!“ Es war die Reaktion Van Zephyrs, vor der sich die Blondhaarige am meisten fürchtete und seine überwältigende, furchteinflößende Präsenz die ihr im Nacken hing und sie davon abhielt einen Schritt nach vorne zu setzen. Wenn sie sich seinen Befehlen widersetzen würde, so sollte nicht nur sie, sondern eventuell auch Ren darunter leiden müssen. War sie bereit eine solch egoistische Entscheidung treffen zu dürfen und so die Gefahr des Verlustes ihres einzigen Familienmitgliedes, oder zumindest ihres einzigen Bruders in der Erinnerung ihrer Vorgängerin herbeizurufen? Aslan stammelte etwas, leise und unverständlich vor sich her und Rachel lehnte ihr Ohr nahe an seine Lippen um seine Worte zu verstehen. „Wahrheit…finden…endlich…frei…Bruder…finden…versprochen…“ Selbst wenn Rachel nicht wirklich schlau aus seinen Worten wurde und ihn anwies sich zu schonen, verstand Chaika ganz genau was der Schwarzhaarige ihr zu vermitteln versuchte und biss sich auf ihre Unterlippe. „Ren…“ In ihren Gedanken spielte sich ihr Gespräch mit den Ninth ab. So viele unausgesprochene Worte, so viele unvollendete Taten, so viele Fragen die einer Antwort benötigen und so viele unverständliche Gefühle die jene Einsamkeit, jene Flucht und Leere durchbrechen sollten. Freiheit, das war es was sie sich wünschte und Wahrheit, das war es was sie benötigte um sich selbst zu finden. Ein blauer Schmetterling wanderte knapp an der Wange des Mädchens vorbei, kreiste mit seinen sanften Flügelschlägen um sie herum und flog nach vorne in Richtung der Kutsche davon, ihr den Weg weisend. Mutig, Schritt für Schritt lief sie dem Schmetterling folgend, obgleich sich ihre Beine wie Blei anfühlten und ihr Atem bei jedem weiteren Schritt zu stocken vermochte. Die Kutsche fuhr davon, nachdem die Blondhaarige ihr Ziel erreichte und sich erleichtert an den inneren Balken des Wagens lehnte. Rachel kümmerte sich sogleich um die schweren Wunden des Schwarzhaarigen und vernahm dabei wie der mutige Schwarzhaarige Junge ihr alles was sie benötigte besorgte und überreichte. „Du bist ziemlich clever, Kleiner. Wie lautet dein Name?“ Der Junge schaute zu der jungen Frau hinauf und erkannte ihre Form, doch obwohl es ihm nicht vergönnt war so sehen zu können wie all die Anderen so erkannte er eine klare, weiß lodernde Flamme der Reinheit in ihrer Seele und begann so das erste Mal seine Lippen zu bewegen. „Ryu…“ Rachel widmete den Jungen ein Lächeln und schaute kümmerte sich wieder um Aslan. Nachdem dieser Erstversorgt war, lehnte sie sich erleichtert aufseufzend nach hinten und schaute danach zu Chaika die noch immer mit blassem Gesicht zu Boden blickte. „Ryu, mein Junge. Würdest du mir erklären wie ihr drei euch getroffen habt und was euch widerfahren ist?“ Der junge Revenus nickte und erklärte mit kurzen Worten von Aslan, der ihn aus der Farm rettete und danach von Vale gefangen genommen wurde, schlussendlich von Van Zephyr gezwungen wurde ihn zu helfen und beließ es erst einmal dabei.

    • Als sie in Arcardia ankamen, verschlug es der jungen Frau zu aller erst die Sprache. Noch nie hatten ihre Augen derartige Bauwerke und architektonische Meisterleistungen erblickte. Selbst in ihrer Fantasie konnte Ria sich solch groteske Bauten nicht ausmalen. Da konnte die Lektüre noch so gut geschrieben, die Details so liebevoll umrahmt und Handlungsstränge so verständlich beschrieben werden... nichts konnte die Augenweide der Stadt der Forschung übertreffen. Mit geöffnetem Mund stieg die sichtlich ramponierte Blonde vom Luftschiff und folgte ihren Begleitern hinterher. Es dauerte nicht lange, da wurden die Drei von ihr unbekannten Männern empfangen. Es überraschte Ria nicht mehr im Geringsten, das Rei mit diesen Herrschaften etwas am Hut hatte. Generell glaubte sie, dass sie so leicht nichts mehr vom Hocker hauen könnte, was den Braunhaarigen anging. Oder sie sagte sich selbst, sich einfach nicht mehr von Fakten überrumpeln zu lassen. Ria war nun hier. Hier, in einer Stadt die noch vor einem guten Jahr unerreichbar erschien für sie. So geschah es, dass sie sich einmal mehr, staunend und mit großen Augen um sich selbst drehte, nur um jedewede Kleinigkeit in ihrem staunenden Blick einzufangen. Als das Gespräch zwischen den Parteien dann jedoch begann, besonn Anoria sich wieder auf den Moment und lauschte den Worten zwischen den anwesenden Personen. Der Weißhaarige, der Rei gegenüberstand, erschien der jungen Logos doch sehr jung, was Ria dazu veranlasste ihr nachdenklich gestimmtes Haupt zu Seite zu neigen. Der Braunhaarige lud ihn ein, die königlichen Gemächer zur Genesung seinerselbst zu nutzen, was Anoria dann doch überrascht die Augenbrauen heben lies. Rei arbeitete für den König? War ihr das entfallen, oder hatte er es nur nie erwähnt? So kam es dann doch noch, dass Rei ihr etwas für die Füße knallte, dass Ria sprachlos zurück lies. So kam es, dass sich der Benannte nochmals zu ihr und Ren umkehrte und mit einem knappen Nicken seine Abreise bekannt gab. Die beiden verbliebenen Gefährten erwiderten dieses, wenn doch mit zurückgehaltener Unruhe auf Seiten der jungen Frau. So seufzte diese leise und ein trauriger Schleier breitete sich auf ihren ausgemergelten Zügen aus... gerade hatten sie sich all drei wieder zusammengefunden, da wurden sie schon wieder entzweit. Für einen Moment rutschte ihr müder Blick zu Ren neben ihr, doch stand dieser der Begegnung gewohnt neutral gegenüber... zumindest lies seine Mimik nichts anderes erahnen. Erst als sich ein sichtlich älterer Mann an die beiden wandte und den Schwarzhaarigen neben ihr übelst beschimpfte, erkannte sie eine Wandlung im Gesicht des sonst so reservierten jungen Mannes.

      Sorgenvoll beugte sie ihren Oberkörper vor um einen besseren Blick in das Antlitz Rens zu erhaschen. Sie erkannte deutlich, wie sich tausende Regungen gleichzeitig in seinem Gesicht abspielten. Sie waren nicht groß oder ausufernd. Allein das Zucken seiner Mundwinkel, das aufflackernde Glitzern und sofortige ermatten seiner rubingehaltenen Augen, die Furchen der Falten auf seiner Stirn und in seinen Augenwinkeln, die sich anspannten und wieder glätteten, das unruhige Beben seiner Lippen... all das konnte die junge Frau beobachten. Und auch, als sich ob der Austrocknung seiner Augen oder all den aufkommenden Gefühlen, seine Augen mit Tränen füllten, lies Anoria mit ihrem Blick nicht von Ren ab. Mehr noch wagte sie es, ihn in die Realität zurück zu holen, die er gerade hinter sich lies und in die Fänge einer Wirklichkeit rutschte, die weit hinter ihm lag. Langsam fand ihre rechte Hand nun den Weg in sein vor Spannung gehärtetes Gesicht. Es waren ihre kühlen Fingerspitzen die sich zaghaft auf seine Wange legten, ehe ihre feingliedrige Hand sich als gesamtes über seine Wange legte und diese in Wohlwollen barg. Die vorerst so ziellos herumirrenden Augen seinerseits fixierten sich plötzlich wieder in Ruhe und sahen zu der jungen Frau hinab, die ihm ein vorsichtiges Lächeln schenkte. Einen Moment länger verblieb der Schwarzhaarige in dieser Position, als er scharf einatmete und ihr seine Offenbarung darlegte. Verdattert zwinkerte Ria ihm entgegen. Jetzt war sie es, die nicht mehr wusste, für welches Gefühl sie sich entscheiden sollte, als Ren ohne große Erklärung an ihr vorbeirauschte. Sofort kehrte sich ihr Körper nach ihm um. Sah ihm hinterher, wie er wohl zur Hälfte ins Blaue rannte und zur Hälfte jedoch einen Plan zu haben schien. Betreten verlies Anoria kurz die Kraft in den Schultern, welche sich sofort gen Boden ziehen lassen. Doch mit einem tiefen Ein und Ausatmen hatte ihr Körper sich wieder gerade gerichtet. Ria wollte eben ihrem Begleiter hinterher, als ihr fremde Frau entgegenlief und sich in ihrer knappen Gewandung vor ihr aufbaute. Etwas verstört musterte sie die trainierte Dame. Möglicherweise wollte sie auch nur nach dem Weg fragen. Anoria lies im Hintergrund den Schopf des jungen Mannes nicht aus den Augen um möglichst bald aufschließen zu können, nachdem die Fremde ihr Begehr gesprochen hatten. Doch die Worte die sie an ihre Person im nächsten Moment richtete, lies sie in ihrer angesetzten Bewegung zum Spurt erstarren. Eine Welle der Eiseskälte rollte von ihrem Nacken hinab zu ihrem Steißbein und stellte ihr sämtliche Haare am Körper auf.

      "Suzu...", hallte es in ihrem Kopf wieder. "Suzume..."... und wieder... wie langes starrte sie die Frau die sich ihr als Hestia vorstellte wohl schon an. Ein Zittern durchdrang ihren Körper. Ein Zittern, dass weder von Kälte noch von Nervösität oder Freude rührte. Die braunen Augen der Fremden sahen sie erwartend an und obwohl Ria antworten wollte, so kamen ihr keine Worte über die Lippen, die als Antwort genüge war. "Ich... ich muss los...", presste sie dann unbeholfen hervor und hastete nun Ren hinterher. "Suzume...", wie eine Welle überrollte sie der Name erneut und zwang ihren bereits gebeutelten Körper gefühlt gegen den gepflasterten Weg zu ihren Beinen. Und doch trugen sie diese weiter, obwohl die Last auf ihren Schultern weiter wuchs. "Suzume...", wieder drückte ihr die Schwere dieses Namens die Augen hinab, lies sie straucheln. Blitze flackerten vor ihrem Blick auf. Fraßen sich wie Termiten durch ihren Kopf. Ein Trommeln... nein mehr ein Wummern breitete sich in ihren Ohren aus. Läuteten die Glocken der riesigen Kathedrale? Schwammig glitten ihre Augen herum um das Epizentrum des Lärms auszumachen. Gestresst in Lauf und Mimik presste Ria ihre Hände über ihre Ohren und suchte mit tränendem Blick und zusammengebissenen Zähnen die meterhohen Wände ab. Tausende Stimmen breiteten sich in ihren Gedanken aus... so sehr sie es auch versuchte, sie erkannte keine zusammenhängenden Sätze, nur ausgesuchte Wörter schienen sich den Weg an ihr Bewusstsein zu bahnen... und noch nicht mal diese konnte sie definieren, bis sich die Worte mehr und mehr übereinanderlagerten und als eine dröhnende, gröhlende Suppe aus Geschrei und Tonhöhen ihre Gedanken einnam. "Suzume..." - "Ja?" Alles verstummte. Ria hörte ihr eigenes, angestrengtes Herz fest und ungleichmäßig in ihrer Brust schlagen. War... war das eben wirklich passiert? Wer hatte da gesprochen? Hatte sie sich das nur eingebildet? So schnell die Ruhe kam, so schrecklicher fiel das Geschrei der Namenlosen wieder in ihren Kopf ein. Wütete stärker als zuvor und lies in der jungen Frau das Bedürfnis aufkommen, ihre Haare vom Kopf zu reißen, als würde der Wahnsinn sie heimsuchen. So riss die Verbindung zu den versiegelten Erinnerungen in ihr ab, als sie in ihrer Blindheit in einen Passanten gerannt war, der mit lautstarken Schreien ihre Wenigkeit am Kragen packte und durchschüttelte, ehe er von Ria ablies, als er die Verzweiflung in ihrem Gesicht erkannte. Er murmelte etwas wie "Betrunken am hellichten Tage..." und zog mit Kopfschütteln von dannen, doch blieb die Blonde kurz in ihrer Starrte an Ort und Stelle stehen, um Luft zu holen. Kalte Schweißperlen hatten sich den Weg auf ihre Stirn gesucht, ihr angestrengter Atem verlies ihre Lunge hektisch und unkontrolliert. Was passierte nur mit ihr?

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Van Zephyr

      Van Zephyrs Ende war nah, so schien es zumindest. Da die Verbrennungen die er im Ausbruch der wallenden Emotionen Anoria’s, durch die Flammen ihres Zornes erlitt nicht nur oberflächlich, sondern auch im Inneren seines Körpers immensen Schaden anrichtete, vermochte er es nicht seinen Stand im Luftschiff zu halten und stürzte zu Boden. Da nächste was der Antagonist dieser Story vernahm, war ein verschwommenes Leuchten, das Rollen mehrerer Räder und seinen höllisch schmerzenden Körper und verhüllte Gestalten die ihn irgendwo hin verfrachteten. Qualvolle Schmerzen zwangen ihn erneut in die Bewusstlosigkeit, nur schwer zu vernehmen waren dabei die Geräusche eines Gerätes welches den Herzschlag zu beobachten schien und das klirren mehrerer kleinerer Messer, bis durch einen kurzen Schimmer der Augen ein Mann vor ihn erschien der eine Spritze in seinen Körper rammte. In seinem trockenen Mund vernahm er ein hölzernes Stück, welches an einem Band um sein Haupt befestigt war und mit einmal durchstieß eine Welle der unerträglichsten Schmerzen seinen gesamten Körper. Innerhalb seiner Organe, seiner Extremitäten, wirbelten die Muskeln des Mannes wild wie Würmer umher und strukturierten sich neu, gar den einen, vollkommen verkohlten Arm in eine neue Substanz umwandelnd die einige Haut löste und die Gestalt eines Goliath-Armes annahm. Die Schmerzen zwangen Van Zephyr dazu seine Zähne in das Holz zu verankern, seine Augen zu weiten und gar Tränen zu verlieren, bis seine verschwommenen Augen die Gestalt einer jungen Frau vernahmen und seine hysterische Atmung sich gemächlich wieder normalisierte. //…Keine Sorge Zephyr, wir werden schon bald von hier verschwinden und dann findet das ganze Leid ein Ende…// Eine Stimme ertönte unzählige Male in seinen Kopf und das Lächeln eben jener jungen Frau brannte sich in Form eines von der Zeit vergilbten und durchlöchernden Fotos in sein Gehirn. Während die Stimme weiterhin ertönte, begann das Bild, wie als wäre es angezündet worden, von der rechten unteren Ecke an nach oben in Staub zu zerfallen. //…Nur noch ein kleines bisschen! Halt nur noch ein kleines bisschen aus, dann wird dich deine große Schwester retten!...// Erneut verbrannte ein Teil des Bildes und ließ die Stimme des Mädchens diesmal verzweifelt und schreiend ertönen. //…Fass mich nicht an, du elendes Schwein! Zephyr und Ich werden von hier verschwinden! Nicht eine Sekunde länger, werde ich mitansehen wie du ihn misshandelst! Wo fässt du mich an, du widerwärtiges Monster?...// Nun war nicht einmal mehr das Haar der jungen Frau auf dem Bild zu erkennen, ehe die Stimme eines Jungen ertönte. //…Wieso hast du mich allein gelassen? Du versprachst mir mich mit dir zu nehmen… Wir wollten gemeinsam fliehen! Chaika, du elende Lügnerin! Ich hasse dich, ich hoffe du stirbst!...// Und als nur noch die obere linke Ecke des Bildes übrig war, veränderte sich das Bild zu einer Frau Anfang 20 mit zerzausten Klamotten, die auf den Boden flehend, mit Tränen in den Augen zu einen verhüllten jungen Mann hinaufstarrte, ehe die Hände ihres Besitzers wieder nach ihr griffen und sie an den Haaren wieder hinter sich herzog. //…Zephyr! Zephyr! So hilf mir doch! Bitte, ich flehe dich an, rette mich!..// Doch als die Dame in zurück in das Bordell verschwand, wandte sich das Gesicht welches in Schatten verhüllt war von ihr ab. //…Geschieht dir Recht!...//
      Nun öffnete der Mann seine Augen und erwachte aus seinem Koma, vorerst verschwommen alles wahrnehmend und die Kabel an seinem Körper, sowie das Beatmungsgerät an welchem er sich befand nicht ganz realisierend. Seine Augen rollten aus seinen Augenwinkeln heraus zu den Seiten um die Formung des Raumes und die Position seines Körpers zu erkennen, doch als er realisiere in welch groteske Gestalt sich sein Arm verändert hatte, atmete er schwer und riss seine Augen weit aus. Mit seinem anderen Arm entfernte er stürmisch das Atemgerät und riss sich die Kabel von seinem Leib, ehe er seinen Körper genaustens inspizierte und die Krallen an seinen rechten Arm bemerkte. Auch sein linker Arm nahm eine missgestaltete Form an, doch verblieb im Ansatz ähnlich der Struktur seines Originals, abgesehen von manchen verformten Muskeln gar herausragenden Knochensplittern und Maschinenteilen. Strähnen fielen in sein entsetztes Gesicht und verdeckten zum Teil seine Augen, doch als eine Silberhaarige Frau den Raum betrat und auf ihn zulief um ihn zurück ins Bett zu drücken, wandten sich die entsetzen Augen in ihr sorgsames Gesicht hinauf. „Lord Zephyr, bitte ruhen sie sich weiterhin aus! Es könnte schwere Folgen für sie haben, wenn sie so hastig handeln! Bitte ich flehe sie an, zu ihrer eigenen Sicherheit.“ Die Krallen legten sich um den Hals der jungen Frau im Kittel und das was man als Handfläche bezeichnen könnte, drückte ihren Hals erst sacht zusammen, sodass sie noch in der Lage war zu reden. „Lord Zephyr, bitte! Ich…Ich bin nicht dafür verantwortlich!“, flehte sie leicht wimmernd vor Angst und Schreck. „Ich bin nicht länger ein Mensch, nicht wahr?“, doch während die Augen des Entsetzen die Züge des Zorns annahmen, wimmerte die junge Frau nur umso mehr. „Doch, Doch! Nichts an ihren Äußeren ändert jemals das was sie in ihrem Herzen empfinden! Sie versuchen uns zu retten, vor den Dämonen und vor den heuchlerischen Engeln! Bitte… Bitte lassen sie mich den Doktor holen! Er kann ihnen alles erklären!“ „Es gibt nichts zu erklären! Ich wurde mit dem GG infiziert und verwandel mich jetzt in ein abnormales Monster!“ Während Van Zephyr fester zupackte und die junge Frau anfing zu röcheln, öffnete sich die Tür erneut und offenbarte einen älter wirkenden Mann mit Brille. „Lord Zephyr, bitte. Sie ist eine meiner besten Untergeordneten und es wäre wirklich eine Schade um ihren prachtvollen Körper, der noch für weitere Tests verwendet werden könnte!“, die Stimme das Mannes klang ruhig und gefasst, gar als wüsste er wie man mit Van Zephyr umzugehen vermochte. Van Zephyr löste seinen Griff und warf die Frau mit der enormen Kraft seines abnormen Armes gegen die Wand, ehe er sein Wort an den Doktor meldete. „Lord… Nein… Gilles. Welch Rechtfertigung gibt es-„ Ohne Van Zephyr ausreden zu lassen, sprach ihn der ehemalige Lord des Zodiac Bundes ins Wort. „-Ihr wärt gestorben, hätte ich nichts unternommen.“, doch Van Zephyrs Stimme erhob sich erzürnt und laut. „Ich wäre lieber gestorben, als zu einem verrückten, willenlosen Monster zu mutieren!“ Der Arzt entgegnete lediglich nach einer kurzen Musterung mit einem Grinsen auf den Lippen. „Wie ich sehe, habt ihr aber nicht den Verstand verloren, irre ich mich? Der GG Virus ist dazu konzipiert Goliath Typen aus leblosen Körpern zu erschaffen und ihren Willen von Beginn an zu bändigen. Doch an euch haben wir an einem lebendigen Körper eine neue Form des GG Virus injiziert und anstatt einer unzerstörbaren Bestie lediglich einen unzerstörbaren Körper geschaffen. Selbst wenn ihr nicht mehr ganz dem Bild eines gewöhnlichen Logos entsprecht, so besitzt ihr nun das Wunder der Regeneration und dank der implantierten Metallteile einen natürlichen Widerstand gegenüber dem Feuer.“ Van Zephyr erhob sich von seinem Bett und lief erzürnt auf Gilles zu, die Worte des Zorns aussprechend. „Ihr seid verrückt, Gilles! Den Tod hätte ich diesen abscheulichen Körper vorgezogen!“ Nun mahnend, erhob sich die Stimme seines Gegenübers der ebenfalls einen erzürnten Blick auflegte. „Van Zephyr! Ihr benehmt euch wie ein Kind, dem man das Spielzeug wegnahm! Ist ihnen nicht bewusst, das sie viele Anhänger haben die in ihnen die letzte Hoffnung der Menschheit sehen? Ihr seid die einzige Person, die sich noch gegen diese perfide Weltordnung stellen kann und diesem Fluch ein für alle Mal ein Ende setzen kann! Ihr seid es, der die wahren Menschen anführen sollte um die Plagen dieser Welt zu beseitigen und Frieden zu schaffen, der unsere Kinder und Ahnen wieder ruhig schlafen lassen könne ohne Furcht vor Dämonen, vor Engeln, Göttern oder den Fluch zu haben, welchen sie mit sich brachten! Überall in den Ländereien, leiden bereits unzählige Personen an den Symptomen des Fluches und sterben aus, und dies wird nicht enden solange auch nur einer dieser abscheulichen Revenus auf diesen Kontinent am Leben ist! Egal ob ihr uns für unser Vergehen hasst, euren Körper oder eure Seele verunstaltetet zu haben… Wir benötigen euch, damit ihr diese Welt bereinigt und uns zu einem neuen Zeitalter der Ruhe führt! Genau für diesen Grund, verriet ich den Zodiac Bund und schloss mich euch an und genau aus diesem Grunde solltet ihr euch zum König der Logos ernennen und zum Krieg gegen die Eos wappnen, damit wir endlich den Fluch mitsamt ihren Trägern ohne jegliche Hindernisse beseitigen können!“ Sprachlos stand der Mann im Raum und schaute auf seine grotesken Arme, ehe sein Blick sich zu einem Soldaten wandte der hinter dem Doktor erschien und verschnauft zu ihnen schaute. „Van Zephyr! Wir haben auf den Weg nach Canard eine Kutsche gesichtet, in der sich die Ausreißerin und ihr Bodyguard befinden! Sollen wir sie gefangen nehmen und hierherschaffen?“ Ein einfaches Kopfschütteln des Mannes genügte, ehe er zum Doktor schaute. „Ich kümmere mich selbst um darum… Bringt mir Bandagen und neue Kleidung und bereitet die ‚Leviathan‘ für die Abreise vor!“


      Ren

      „Bis hierher und nicht weiter!“
      Ein Schauer überkam den Schwarzhaarigen, bevor seine roten Augen an Glanz verloren und er in seinem Sprint durch die Handelsstraße Arcadia’s stolperte und zu Boden stürzte. Mit seiner eintretenden Bewusstlosigkeit vernahm er die ratlosen Blicke der Einwohner der Hauptstadt, die ihn fragend anblickten. Ren’s Augen öffneten sich erneut, erblickten jedoch einen vollends anderen Ort. Hierbei handelte es sich um einen weißen Raum, in welchem schwarze Würfel und azurblaue Kugeln vom pechschwarzen Boden hinaufstiegen und die Luft füllten. Ein bekanntes Gesicht offenbarte sich vor seinen Augen, löste die Kapuze und entpuppte sich als Another Ren der sein Gegenüber mit einem erzürnten Gesichtsausdruck anstarrte. „Ich habe genug von deiner selbstzerstörerischen Suche nach der Wahrheit! Sag mir: Wie oft soll ich deine Erinnerungen noch verschließen, wie viele Barrieren soll ich noch um dein Gedächtnis erschaffen bis du diese sinnlose Farce zu beenden vermagst?! Muss ich dir vollends deine Persönlichkeit nehmen, jegliche Erinnerung an dein vorheriges Selbst und dein vorheriges Leben damit du endlich aufgibst und dich deinem Schicksal ergibst?! Dein rücksichtsloses Verhalten raubt mir den letzten Nerv, das alles ist doch nur zu deinem Schutz!“ Als Ren die Worte des Weißhaarigen Jungen vernahm, warf er seinen rechten Arm zur Seite und erschuf aus seiner von schwarz-weißen Blitzen umgebenen Kugel jenes Schwert, welches er schon zuvor einige Male benutzte. Als das Schwert an Gestalt annahm, ging der Schwarzhaarige in die Knie und drückte seine freie Hand gegen sein linkes Ohr, seine Augen vor Schmerz zusammenkneifend. „Hörst du sie?!“, ertönte es im lauten Ton von Ren, der aufgrund der dröhnenden Schreie in seinem Gehör seine Lautstärke nicht anpassen konnte. „Was ist es, dass sie mir vermitteln wollen?! Was ist es um das sie mich anflehen?! Bist du in der Lage mir diese Frage zu beantworten, um diese Qual zu beenden?! Wenn nicht, dann geh mir aus dem Weg!“ Die Mimik des Weißhaarigen Jungen verharrte, seine Arme überkreuzten sich vor seinem Körper und in erschufen Conception und Deception in jeweils einen seiner Hände. „Ich verstehe… Das ist also deine Antwort!“ Das Schwert anfänglich hinter sich her schleifend, setzte Ren zu einem Sprint auf sein Gegenüber an und vernahm wie Conception und Deception Kugeln auf ihn zuschossen. Ren’s Augen glühten scharlachrot auf, gewährten ihn die Gabe den Kugeln in Zeitlupe wahrzunehmen und ihn in einem erhöhten Tempo laufen zu lassen, gar manche mit der Schwertseite zu parieren und von der Flugbahn abzulenken. „Stopp diesen Unsinn!“, ertönte es vom Weißhaarigen der sich zwar in derselben Zeit wie Ren bewegte, doch trotz Erschaffung neuer Kugeln nicht an Tempo zulegen konnte. Blut entwich den Lippen des Schwarzhaarigen Mannes der seinen Weg fortsetzte und derweil von einigen Kugeln gestriffen wurde, bis er Blut keuchte und nun auch seine Augen begannen rote Flüssigkeit abzusondern. „Du sollst aufhören, du Idiot! Wenn du nicht aufhörst dann wirst du sterben! Wirf dein Leben nicht einfach so weg, verdammt! NEROOO!!!“ Nun sah es so aus, als würde er den nächsten Kugeln nicht ausweichen können und stoppte in seiner Bewegung. Der Weißhaarige, der dachte er hätte sein Gegenüber erschossen, weitete seine Augen. Schweißperlen bildeten sich in seinem kreidebleichen Gesicht und seinen zittrigen Händen entglitten die zwei Pistolen. Als Ren seinen Kopf leicht hob und das Schwert vor seiner Brust entpuppte, welches die Kugeln abblockte, schwand die verschobene Zeit dahin und ließ die Kugeln, der Schwerkraft erliegend, zu Boden fallen. Mit seinem linken Handrücken wischte sich der Schwarzhaarige sein Blut vom Mund und stieß die Spitze seines Schwertes in den Boden, der anfing zu zersplittern. „Nero... Ist das mein richtiger Name? Und was meintest du bei unserem letzten Gespräch, als du ‚unser‘ Herz ansprachst? Du bist mir einige Erklärungen bedürftig! Wer bist du und Wer bin ich?“ Mit einem Armschwung zur Seite erhob sich der Weißhaarige mit im Schatten gehüllten Gesicht nach oben und erschuf einen konstanten Windstoß der Ren nach hinten stieß. Ren jedoch hielt sich dem Wind entgegen und warf seinen Arm vor sein Gesicht um gegen den Sturm anzukämpfen. „Nicht dieses Mal! Du wirst mich nicht schon wieder wegstoßen!“ Inzwischen hatte der Weißhaarige Ren Conception aufgehoben und mit einem Klick auf den Abzug den Modus der Waffe gewechselt. Er richtete die Pistole in die Richtung des Schwarzhaarigen Mannes und schoss mehrmals. Da es nicht im Rahmen der Möglichkeiten lag den Schüssen auszuweichen ohne den Sturm nachzugeben, sackte Ren mit den angenommenen Schüssen in seinem Körper zu Boden und vernahm verwirrt das sich keinerlei Wunden an jenem befanden. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt, an dem sich die Barrieren um sein Gedächtnis lösten und einen immens starken Schmerz durch seinen Kopf stießen, stark genug um ihn vor Schmerz aufschreien zu lassen während er sich am Boden wälzte. Nun begann der Raum vollends zu kollabieren und die Stimme des Weißhaarigen ertönte erneut. „Hör mir genau zu, denn dies wird das einzige Mal sein das ich dir davon erzähle! Dein Name ist Nero, du wurdest als Schlüssel zu ZoA erwählt, doch zeigten sich in dir nicht die gewünschten Fähigkeiten weswegen du zum Wirt des ZoA Projektes zur Erschaffung neuer Schlüssel benutzt wurdest. Ich, der Ich einen der Schlüssel in mir trug, starb auf der Suche nach Rettung für meine verloren gegangene Schwester und bot mein Herz dir dar, damit du nicht an den Folgen der qualvollen Experimente sterben musstest. Mein Name ist Ren, meine Schwester hört auf den Namen Lilly und die Erinnerungen die dir in deinen Hintergedanken umherschwirren sind nicht die deinen, sondern einzig meine! Ich war es der meine Schwester verlor, der verzweifelt nach ihr suchte und in Anbetracht dessen ein Vertrag mit der Akasha Chronik schloss um meine Existenz für die ihre zu geben. Die Seele meiner Schwester befindet sich irgendwo in dieser Welt und wurde in einen neuen Körper wiedergeboren, doch du wirst niemals deine Schwester finden können, denn sie existierte nie! Gib endlich auf, Nero!“ Als der Schwarzhaarige seine Augen erneut öffnete, fand er sich in einem hölzernen Boden wieder und vernahm die dünnen Papierwände, die den Raum von der Außenwelt abtrennten. Neben ihn hockend, schaute ein stark gealtertes Gesicht zu ihn hinab und brummte. „Noch nicht tot, huh? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!“ „Wiseman!“

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    • Dantalions sovereignty

      Short Side Story – Mili the Witch


      Ich erinnere mich noch gut, an jenen Tag, der mir diese überraschende Begegnung mit der jungen Aristokratin, wie mir schien, bescherte. Eigentlich wollte ich an diesem Morgen bloß in aller Ruhe meinen Weg nach Arcadia weiterbestreiten. Ich hörte, dass der König Zulass an alte Schriften gewährte… was ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte. Wenn man so eine Chance bekommt, sollte man sie auch als verrufene Waldhexe wahrnehmen. Wobei, ich wusste natürlich was auf mich zukommen würde… schon allein beim Gedanken, an das viele Reden, Überzeugen und Betteln musste ich notgedrungen Aufseufzen. Doch half kein Zaudern, denn mehr als es zu versuchen konnten mir selbst die Herrschaften des Königshauses nicht verwehren. Jedoch bemerkte ich bald, dass heute… „Irgendetwas passt mir nicht…“, ja, genau, dass waren meine Worte. Und schon früh sollte ich in meinem Gefühl bestätigt werden. Als ich etwas Abseits des Pfades meine Beine durchs Unterholz schickte, sah ich zuerst nur einen ihrer grünen Samtschuhe. Es machte mich schon stutzig… wie sollte dieses so teure Kleidungsstück in den Wald gelangen? Was machte es hier? Neugierig geworden lenkte ich meinen Schritt um und erblickte sogleich ein paar zarter Beine, die sich so reglos und bleich vom dunklen Waldboden abhoben. Meine Augen weiteten sich und ich begann auf den Körper zuzulaufen. Eine… Tote? Hier? Man hatte ihren Körper wohl vom Pfad weggeschleift nachdem man sich an ihr… schnell verscheuchte ich die giftigen Gedanken und erblickte nun die Fremde. Erschrocken schlug ich meine Hände vor den Mund. Der Atem stockte mir… sie sah… fürchterlich aus. Das so fein wirkende, bläuliche Kleid zerrissen und von Blutflecken getränkt. Am Saum nach oben geschoben. Die zerzausten, gülden Haare klebten ihr, vermischt mit Laub und Erde, wirr im Gesicht. Ich wusste nicht, warum ich zögerte… sollte dies ein äußerst geschmackloser Weg für einen Hinterhalt sein? Zackig hatte ich meinen Blick herumgeschickt und die Gegend sondiert… aber… niemand war spürbar für mich. So also wartete ich keinen Moment länger und stürzte auf die Unbekannte zu. Zuerst stellte ich ihre Ehre wieder her, indem ich ihre Kleidung wieder an den richtigen Platz zog… danach strich ich ihr die Haare aus dem geschundenen Gesicht. Sie wirkte zerbrechlich… wie lange sie hier wohl schon lag? Einen Tag, zwei Tage… eine ganze Woche? Vorsichtig legte ich meine Finger an ihre Schläfen und konzentrierte mich, als es mich wie ein Blitz durchfuhr… sie war noch am Leben! Aber sie hatte zu kämpfen, es stand nicht gut um sie… noch dazu weil… mein Blick wanderte ihren Oberkörper hinab zu ihrem Bauch… „Du armes Ding… ich schätze, so hast du dir das nicht vorgestellt… aber… du musst jetzt stark sein… für dich und dein Kind.“, trauriger als gewollt tröstlich, kamen die Worte über meine Lippen. Schnell griff ich in meine Tasche und fischte eine Tinktur heraus, die zumindest ihre oberflächlichen Verletzungen versorgen würde. Vorsichtig rieb ich ihre zerkratzten Arme damit ein, träufelte die Substanz an die Einstichstellen und Schnitte an Oberkörper und Beinen… ihre Handgelenke und ihre Kehle waren blau unterlaufen… es schauderte mir… wie sie sich wohl gewehrt haben musste. Angewidert schluckte ich den bitteren Geschmack hinab, der sich auf meiner Zunge gebildet hatte.

      Sorgfältig stöpselte ich den Trank wieder zu und verwahrte ihn wieder in einem Fach meiner Tasche. Schmerzlichen Blickes musterte ich die Fremde vor mir, sah auf die flach atmende Brust hinab und wieder zu ihrem Unterleib. Vorsichtig legte ihr erneut meine Hand auf ihren Bauch und schloss die Augen. Da überkam es mich… Ich riss die Augen auf. Sie erwartete ein Kind, welches höchstens eine Woche alt sein konnte und ich… ich konnte es spüren. „Unmöglich… diese… Resonanz…“, egal ob Junge oder Mädchen… es war unglaublich mächtig. Ratlos saß ich da. Wissend, was in dem Körper der jungen Frau zu meinen Füßen heranwachsen würde… sollte das Kind niemanden haben, der sich um es ob seiner magischen Fähigkeiten annimmt, so wären diese immensen Kräfte verschwendet. Ich dachte nach. Sie schien mir nicht wie eine Frau, die in der Kunst der Alchemie bewandert war. Und dennoch regte sich dieses Mitleid in mir. Es erinnerte mich an mein eigenes Schicksal und wie sehr ich danach gierte, eine Chance zu bekommen. Niemand würde sich des Kindes Kräften annehmen, außer… „Aiolos, Kanyo und Lazar… ihr habt euch schon gebunden…“, mein Aufzählen der Urgeister der Elemente Luft, Wasser und Erde war ein Murmeln. Es klang beinahe so, als könnte ich sie allein beim Nennen ihrer Namen beschwören… Mein Blick hatte sich an einem fernen Punkt festgenagelt, unfähig diesen auch nur zu definieren. Ich biss mir auf die Unterlippe… sollte ich in das Schicksal eingreifen? Den Lauf der Dinge ändern? Andernfalls… sollte ich es nicht tun, warum hatte ich sie dann gefunden? Was führte mich gerade heute hierher? Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ein letztes Mal sah ich auf die junge Frau hinab… dann richtete ich mich auf meine Beine empor und sah dem Himmel entgegen. „Dantalion… eine würdige Seele erbittet dich. Prüfe sie und… rette ihren sterbenden Körper…“, ruhig, aber doch bestimmt brach meine Stimme durch die Stille Waldes, wartend auf eine Regung. Unruhig irrten meine Augen am Blätterdach entlang… es war ein schweres, gerade den stursten und anspruchsvollsten Urgeist zu rufen. Zumeist würde er meine Bitten einfach ignorieren… er war es sich selbst nicht wert, sein wohliges Nest der Unendlichkeit zu verlassen, bloß um der Bitte einer Sterblichen nachzukommen. Mich überkam ein missmutiges Gefühl, dass dies auch heute wieder der Fall sein würde. Mehr noch, spürte ich, wie die Kraft der Blonden hinter mir schwand… der Herzschlag langsam, ganz langsam versiegte. Zaghaft kehrte ich meinen Körper wieder zu ihr um. Kam es mir nur so vor, oder war ihr Gesicht noch bleicher geworden? Ich schluckte das Gefühl des Versagens hinab und wollte eben meine Tasche erheben… ich konnte hier nichts mehr tun… als eine elektrisierende Spannung meinen Körper überzog. Meine Nackenhaare sträubten sich, sämtliche Muskeln verkrampften in mir. „Mili…“, eine tiefe, dröhnende, wenngleich verzerrt klingende Stimme überschattete die Szenerie. Mein Blick reichte nur über die Schulter, aber kehrte ich mich sogleich um. Vor mir hatte sich ein Drachenähnlicher Körper aus Rauch und Nebel aufgebaut. Manifestierte sich der Körper des Geistes nur etwas bis zur Hälfte, so formten sich aus jenen Schwaden die langen Arme des Geschöpfs. Hörner bohrten sich von dem Raubtierartigen Gesicht aus in die Höhe. Seine glosenden Augen strahlten in sattem Blutrot hervor in welchen die orangenen Schleier des Feuers tanzten, doch verzog es sein Maul zu keiner Regung. Gelangweilt suchten seine Augen die Gegend ab.

      „Dantalion…“, meine Worte blieben mir im Hals stecken, als der Geist die wenigen Meter überbrückte und sich in voller Größe vor meiner kleinen Gestalt aufrichtete. Sein Schädel, zehnmal so groß wie der eines Menschen, neigte sich auf Antworten wartend nach vor. Der heiße Atem aus seinen Nüstern streifte meinen Kopf und blies meine Stirnfransen zur Seite. „Wieso hast du mich geweckt?“, er sprach telepathisch zu mir, erschien aber selbst in Gedanken nicht sonderlich erfreut. Ich hatte fast vergessen wie furchteinflößend der Herr des Feuers sein konnte. „Sie… das… das Kind… es… ich glaube… es ist würdig.“, stockend spie ich die Worte aus und sah, wie der Geist seinen Kopf ruckartig nach unten rechts beugte und seinen Blick auf die Fremde richtete. Ein Knurren entkam ihm. Langsam entfernte er sich wieder von mir, was mir ehrlich gesagt etwas Entspannung schenkte, und betrachtete in Ruhe die sterbende Frau, als ein erstauntes Schnauben zu hören war. „Imposant… Ihr Sterbliche überraschen mich immer wieder… doch zumeist nur im Schlechten…“, seine dunkle Stimme klang angewidert und ich verlor einen Moment die Hoffnung. Er war schwungvoll, wie ein Blatt im Winde. „Aber hier… eine gebildete Frau der Unrecht getan wurde… ein kleines Menschlein in ihr… hat noch nicht mal einen Kopf, gar Arme, Beine oder Augen mit denen es die Schrecken sieht und Ohren, welche nur Lügen hören werden… nicht fähig, allein zu überleben… tch, ihr Menschen… so abhängig von einander und doch allesamt so distanziert… würdet, lechzend nach Anerkennung und Ehre, eure Liebsten verraten… bekriegt, zerstört und tötet euch für das letzte Korn an Getreide, den letzten Tropfen Wasser… und doch jeden Tag mehr von euch Parasiten… warum also… warum sollte ich das Kind retten?“, begann die Ansprache des Geistes in Ruhe und Folgsamkeit, so wütender und erzürnter klang Dantalion zum Schluss und schoss in seiner Rauchgestalt in meine Richtung, bremste doch so abrupt ab, dass die Nebelschwaden mich einhüllten. Seine buschigen Augenbrauen hatten sich tief in das von zornigen Falten zerfurchte Antlitz gezogen. Ohne einen guten Grund hätte ich verloren. Ich öffnete meinen Mund und holte erstmal tief Luft, welche sich dann in meiner Lunge stockte. Ein weiteres, tieferes Knurren war zu hören. Er konnte es gar nicht leiden, wenn man ihn warten ließ. „Weil… weil es nichts dafür kann…“, entgegnete ich ihm in ruhiger Stimme, wogleich ich die Worte eher hervorpresste, als ernst gemeint von mir zu geben. Ob seiner gezeigten Härte, die Skrupellosigkeit die der Geist des Feuers somit ausstrahlte, die Ablehnung gegenüber den Menschen, die zwar alle der vier hatten, aber in seinem Denken noch viel fester verankert war… gerade er war derjenige, der Gerechtigkeit über alles stellte. Und so reagierte Dantalion auch. Schlagartig hatte seine Miene sich verzogen, wich einem, naja… friedseeligen Ausdruck. Das aggressive Glühen in seinen Augen stoppte und er schloss jene. Langsam entfernte er sich von mir. Das ausdruckslose Gesicht wog sich in Ruhe, ehe er den Nebelkörper von mir abwandte. Er hatte sich dagegen entschieden. Angespannt presste ich meine Zähne aufeinander und stierte dem Geist hinterher. Doch anstatt sich wieder zu demanifestieren, stoppte Dantalion. Neugierig beobachteten meine Augen seine Gestalt. „Mili…“, täuschte ich mich, oder schwang ein Unterton des Stolzes in seinen Worten mit? Ich antwortete nicht. Sein Haupt hebend, erkannte ich das versteckte goldene Glänzen in den aus Glut bestehenden Augen seinerseits, als er sich wieder halb mir zuwand. „So sehr ich die Menschen auch verabscheue… so sehr ich sie dafür hasse, was sie dieser Welt angetan haben… dieses Kind… soll die Ungerechtigkeit dieses Planeten nicht weiter verbreiten… es soll die teuflische Brut eindämmen, ausmerzen, es herausreißen, entwurzeln… wie Unkraut aus den einst ertragreichen Feldern… ich werde ihr dabei helfen… mein Gefühl täuscht mich nicht… gemeinsam werden wir die vergessenen Wege neu anlegen… sie wird stark sein… stark, aber tödlich… tödlich, aber liebend… liebend, aber skrupellos… ich werde ihr meine Kraft schenken… doch große Kraft birgt auch großes Risiko… denn sollte sie die Schwäche heimsuchen, werde ich keinen Moment zögern und sie verschlingen… erinnere dich an diese Worte, sollte ich mich bei meiner Wahl irren…“, eindringlich glosten die Augen des Geistes ein letztes Mal auf. Es sollte auch das letzte Mal sein, dass ich seine Stimme hören würde, denn Binnen eines Augenblicks schoss Dantalion als Rauchsäule in den Himmel empor. Ein immer lauter werdendes Kreischen legte sich über die einst so stille Waldlandschaft. Es klang, als würden tausende und abertausende verlorene Seelen den Weg zurück zu den Lebenden finden. Sie kratzten mit ihren langen Fingernägeln an den Toren der Zeit. Wind kam auf, ein tiefes Heulen unterlegte die Szenerie und ein schwarzer Fleck raste zurück dem Boden entgegen. Bevor Dantalion sich mit dem Körper der Unbekannten verband, fand all das Gekreische und Geheule seinen Höhepunkt und verstummte, als die schwarzen Nebelschwaden sich ins Fleisch der Blonden gesogen hatten und diese mit einem goldenen Leuchten überzogen wurde. Sprachlos starre ich noch einen Moment länger auf die Unbekannte hinab, ehe ich mich ihrerseits abwand. Ihr Fingerzucken bemerkte ich nicht mehr. Meine Beine trugen mich bereits wieder fort von hier. Sie war nun auf sich selbst gestellt... und ich war mir sicher, sie würde es schaffen.


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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Einen Moment länger stand die junge Frau auf der gepflasterten Straße, die somit ihre Wege in jegliche Richtung schickte. Stockend und zittrig ging ihr Atem, während ihre tränenden Augen versuchten auch nur einen Anhaltspunkt zu finden an dem sie sich festpinnen konnte. Sie fühlte sich betrunken und willenlos. Vorsichtig versuchte Ria einen Schritt nach vor zu machen und merkte wie sich der Erdboden unter ihrem Fuß erschütterte, als sie wieder auftrat. Oder… war es ihr Körper, der so empfindlich reagierte? Sie durfte keine Minute länger verweilen… sie hatte Ren schon aus den Augen verloren und sie selbst lief Gefahr hier verirrt zurückzubleiben. „Na los…“, energisch biss sie ihre Zähne zusammen und zog das andere Bein nach vor, nur um es erneut so bebend wieder abzusetzen. Anorias Herz begann wie wild zu pochen, so stark das es ihr fast schmerzte und die Übelkeit ihr den Hals empor kroch. Die Klarheit, die sie für einen Moment erlangte, entglitt ihrem Geist. Fieberte sie? Versuchte diese Stadt sie wie einen Fremdkörper abzustoßen? Was ging hier vor sich… Bunte Punkte tanzten ihr im Blick herum, ein schwarzer Rahmen umschloss ihre Augen… „Oh nein… bitte nicht… nicht jetzt…“, würgte sie und fuchtelte mit ihren Händen vor ihrem Gesicht herum. Ein Ruf ertönte in ihren Ohren. „Suzume! Warte doch… hey, Suzu!“, es war die Stimme der fremden Frau von vorhin. Plötzlich verkrampfte sich Rias Körper und ihr Kopf drehte sich gegen ihren Willen in Richtung ihrer rechten Schulter. Von der Panik übermannt versteifte sich ihr Genick. Die Angst stand der Blonden in die goldenen Augen geschrieben. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Weiter und weiter ruckte ihr Gesicht in die Richtung der Stimme und ein letztes Mal formten Rias Lippen den Namen der Gerufenen. „Suzume…“, er lag wie ein Fluch auf ihr. Ein tiefes Knurren untermalte den Klang ihrer gepressten Stimme, ehe sie unter Schmerzen ihren Kopf wieder in die Gerade riss und mit tränenden Augen nach vor starrte, als sich eine unbekannte Kühle in ihrem Nacken ausbreitete. Ihr Atem stockte. „Du hast mich gerufen?“

      Als würde sich die Erde mit einem Mal um sie drehen, so schnell kippte die junge Frau nun sich der Ohnmacht ergebend nach vor den Steinen entgegen. Doch weder verspürte sie Aufprall noch Schmerz. Sie fiel einfach durch den Boden hindurch und vollführte laut ihrem Gleichgewichtssinn eine gesamte Drehung, ehe sich die Schnelligkeit wieder legte und Ria einen Moment länger in der Schwärze verbrachte. Es hatte sich nicht angefühlt, als würde sie die Herrschaft über ihr Bewusstsein verlieren. Oder war der Weg von Ohnmacht in diesen Zustand einfach so schnell wie ein Wimpernschlag gewesen.

      Denn als die junge Frau zögerlich ihre Augen wieder öffnete, erblickte sie azurblauen Himmel, auf welchem sich fasrig einige Wolken tummelten, aber von dem warmen Wind, der über sie hinweg blies, schnell vertrieben wurden. Vorsichtig versuchte Ria etwas mit ihren Fingern zu ertasten und griff in weiches Gras. Stetig klärte sich auch der Blick der jungen Logos und sie erkannte tanzende, weißliche Blüten neben ihrem Haupt und ihrem Körper. Schlagartig breitete sich auch ein süßlicher Geruch in ihrer Nase aus. Mit einem Ächzen hob sie nun ihre Gestalt auf Ellenbogen empor und strich sich einige weniger ihrer Strähnen über ihr Haupt zurück. Sie lag auf einem weiten Feld aus tausend und abertausenden weißen Lilien, umringt von einem kleinen Gebirgszug. Nicht weiter mächtig, aber hoch genug, um an den Spitzen bereits Schnee anzusetzen. Die Verwunderung stand der Blondine durchaus ins Gesicht geschrieben. Mit großen, ratlosen Augen sah sich Ria um. Doch beschlich sie die Vermutung, diesen Ort zu kennen. Erst dann wurde ihre glatte Stirn in nachdenkliche Falten geworfen und sie richtete ihren Blick gen Erdboden zurück. „Ich habe ihn schon fast vergessen diesen Ort…“, die Stimme, die so plötzlich neben ihr erklang, lies sie zusammenzucken. Schnell waren ihre Augen auf die Person gerichtet und sie erkannte niemand geringeres als die schwarzhaarige junge Frau, die in all diese Abenteuer fester verstrickt war, als sie angenommen hatte. Ihre zarten, rosigen Lippen formten ein leichtes Lächeln. Die wasserblauen Augen schickte sie verträumt in die Weite. Suzume schien weder etwas zu beobachten, noch zu mustern, als würde sie wissen, wo sie hier war. Und genau auf diesen Umstand bezog sich Rias erste Frage. „Wo… wo bin ich hier?“, leise, unsicher, fast schon scheu kamen die Worte über ihre Lippen, was der jungen Frau neben ihr ein Lachen kostete. „Du hast es wirklich vergessen?“, sie war nicht zu überhören, die Enttäuschung, die in ihrem Satz mitschwang. „Das wundert mich nicht…“, ein Seufzen entkam ihr. „Ich würde mich auch an nichts erinnern wollen, nachdem was uns angetan wurde.“, mit einem Mal war die Leichtigkeit aus ihrer Stimme verschwunden und ein dunkler Schatten legte sich über die vorerst so strahlende Landschaft. Fragend zogen sich Rias Augenbrauen zusammen. „Was meinst du damit?“, doch wand Suzume nur ihr Gesicht in Anorias Richtung und schenkte ihr ein schmerzliches Lächeln. „Nachdem uns Mutter jahrelang immer nur eingesperrt hielt, suchten wir uns unsere eigene Welt… eine schöne Welt… wir fragten uns immer, wie es wohl außerhalb von den festen Vorhängen aussah und malten sie uns aus… ha, was haben wir für fantastische Bilder gemalt…“, die Stimme der Schwarzhaarigen legte sich wie ein beschwörender Zauber in Rias Ohren. „Und diese hier kam dem, was wir wollten ziemlich nahe… komm…“, sie erhob sich und hielt der Blonden die Hand hin. Zögerlich ergriff Ria die zarte Hand der Schwarzhaarigen mit der ihren, die sich bei genauem hinsehen ähnelten wie ein Ei dem anderen. Fast schon leichtfüßig hatte sich die Blonde nun auf ihre Beine gestellt und sah noch einen Moment in das lächelnde Gesicht Suzumes, ehe diese ihren Blick abwand und ihn in die entgegengesetzte Richtung schickte. Ria tat es ihr gleich und kehrte sich um. Ihre Augen weiteten sich in Unglauben. Vor den beiden Frauen tat sich ein Abhang auf, auf welchem die Pracht an weißen Lilien nicht abriss ehe eine satte grüne Wiese sich am Fuße des Hügels ausbreitete. Sie umringe einen breiten, im Sonnenlicht silbern glitzernden Fluss, welcher sich halt- und ziellos durch die Landschaft schlängelte. Umsäumt wurde diese atemberaubende Szenerie von Mischwäldern, deren raschelnde Blätter sogar bis hier oben hören konnte, als der Wind durch sie fuhr. Fern am Horizont erkannte Ria das Schimmern des Meeres. Doch so sehr Anoria staunte, sie konnte sich ihre Frage nicht verkneifen. Immerhin stand sie gerade neben jener Person die in dieser Geschichte eine größere Rolle spielte als angenommen. „Wa-warum zeigst du mir das? Ich verstehe nicht… Suzume.“, sie wusste nicht warum, doch war sie auf Vorsicht bedacht, als sie den Namen der Schwarzhaarigen aussprach. Als würde er ein Losungswort sein, die Welt hier zum Einsturz zu bringen. Anstatt ihr zu antworten, schritt diese langsam los den Hügel hinab und Ria schloss auf, den Blick nicht von ihrem Haupt abgewandt. „Ich wollte, dass du dich ebenso erinnerst, wie ich mich erinnere… es schien mir ein guter Platz, dich zu treffen. Aber scheinbar reicht es noch nicht aus…“, ihre Stimme wurde ein Murmeln, sodass die Blonde Schwierigkeiten hatte ihr zu folgen. „Was… was reicht noch nicht aus?“, von der Neugier gepackt drängte sich Ria vor ihr Blickfeld und drehte sich um, nur um Suzume nun ins Gesicht zu sehen, während sie selbst nun rückwärts weiterschritt. Aber der unbeeindruckte Blick ihres Gegenübers fand sich ziellos in der Ferne wieder. „Sag es mir! Wer bist du? Wer bin ich und wie hängen unsere Schicksale zusammen? Bist du meine Schwester? Möglicherweise mein Zwilling?“, es war vielleicht nicht die klügste Idee die so zierliche junge Dame vor ihr mit all diesen Fragen gleichzeitig zu bombardieren, denn Ria merkte, dass sich ihr schneidender Blick für einen Moment auf sie heftete, als sie ihre Identitäten klären wollte. „Das… kann ich dir noch nicht verraten, Ria…“, gedämpft und mit sichtlich angespannten Kiefermuskeln schritt Suzume schneller und überholte sie, eilte beinahe an der Blonden vorbei, wodurch sich diese natürlich nicht aufhalten lies. „Warum nicht? Seit dem Beginn meiner Reise mit Ren komme ich immer wieder in Kontakt mit dir! Ich fand Einträge deiner Memoiren in Canard mit dem Kürzel S unterzeichnet… Meine Kräfte ähneln sich den deinen wie ein Ei dem anderen! Ich dachte zuerst du hast über mich geschrieben, aber viele der Bewohner in Canard haben mich mit dir verwechselt! Dich, die du die flammende Göttin bist, oder etwa nicht? Du kennst Ren und Rei und bist irgendwie in alles verwickelt und ich stehe in direktem Zusammenhang… mit dir! Ich lasse mich nicht mit einem `Ich kann es dir nicht verraten!` abspeisen!“, Ria griff ihr auf die Schulter, zumindest wollte sie das, denn noch bevor sie den Stoff der diese umhüllte zu fassen bekam, hatte sich die Schwarzhaarige zu ihr umgedreht, sie am Arm gepackt und mit einem wütenden Aufschrei über sich gezogen und vor sich hingeworfen. Die Art und Weiße wie das geschah, lies Ria sofort an das Training mit Ren in dem kleinen Örtchen denken, doch fokussierte sie sich sogleich wieder auf das was passiert war, als ihr Rücken auf dem grasigen Untergrund aufschlug und sich um sie herum eine tiefe, nachtschwarze Dunkelheit ausgebreitet hatte. Die Sonne war verschwunden, der Mond leuchtete in einem feurigen rot-orange vom Himmel und vor ihr stand Suzume, den Kopf hinabgeneigt, das Gesicht verdeckt. Schnell versuchte Ria einige Meter von ihr Weg zu kommen, indem sie auf allen vieren am Rücken davonkroch, doch nur das kleinste Nicken, dass vom Kinn der jungen Frau ausging, vollführte einen derart magischen Zauber, dass Ria zurückwich, als sich hinter ihr eine flammende Feuerwand auftat, die meterweit in den Himmel ragte. Erschrocken, wich sie zurück, bemerkte aber, dass die Flammen nicht heiß waren. War es eine Illusion? Verständnislos ruckte der goldene Schopf wieder auf Suzume. Sie hatte den Blick auf Ria gerichtet. Ein paar Feuerroter Augen starrte sie an. Sie… sie ist ein Revenu? Nein… Aber… da glänzte neben dem Rot noch etwas in ihrer Iris… orangene, beinahe goldene Schleier durchzogen das Rubinrot wie eine Flüssigkeit. Langsamen Schrittes kam die Schwarzhaarige auf Ria zu, welche immer noch den Blick fest in ihre Augen gepinnt hatte. Sie wich nicht weiter zurück, spürte aber, dass ihre Hände in Wasser getaucht waren und sie in diesem langsam aber stetig weiter hinab versank, ihr restlicher Körper aber an Land verweilte. „Was…“, sie zerrte abwechselnd an ihren Armen, sie bewegten sich jedoch keinen Zentimeter hinaus. Als sich Suzume vor sie hinhockte, war Ria bereits bis zu den Ellenbogen eingesunken. Sie hatte nicht gespürt, dass Wasser sie umschloss. Und dann auch nur ihre Arme. „Suzume… hilf mir… ich… ich versinke…“, beklommen und mit hörbarer Angst in der Stimme versuchte Ria die Gunst der ihr doch so Fremden wieder zu erlangen. „Ich weiß… und das ist auch gut so… du bist noch nicht bereit, Ria…“, sie richtete ihre mit goldenen Schleiern verwobenen Augen wieder auf die Blonde, die nun bis fast zu den Schultern versunken war. „Bitte… bitte sag es mir… ich kann dieses Spiel nicht mehr spielen! Ich bin es Leid, keine Antworten zu finden! Du bist die Einzige, die die Wahrheit kennt! Bitte, Suzume!“, Ria hatte sich noch nie so jammern gehört, um ihr Leben bettelnd, auch wenn sie wusste, dass das hier nicht das Ende sein würde. „Bin ich denn wirklich die Einzige Ria?“, intensiver als zuvor verwoben sich nun ihre Blicke und als das Gold in den Augen der Schwarzhaarigen überhandnahm, weiteten der Blondhaarigen Augen sich ins unermessliche. Das zarte Lächeln, das die Lippen Suzumes umspielte, war neben dem hellen Schein der sie plötzlich umgab, das Letzte was Ria erkannte, als eine fremde Macht sie an den Armen packte und nun vollends, ruckartig in das nasse Grab zog.

      Ein Schrei unterblieb ihr. Erst als sich die Welt ähnlich zu drehen schien wie zuvor, fuchtelte Anoria mit ihren Armen herum, riss die Augen auf und hielt sich krampfhaft an den nächstbesten Dingen fest, die ihre Hände ergreifen konnte. Es hatte sich angefühlt, als hätte man ihren Körper voller Wucht gegen eine Wand geknallt, so sehr schmerzte er ihr. Jeder Atemzug stach in ihrer Lunge, löste ein unliebsames Rasseln in dieser aus. Ihr Herz pochte so stark und schnell, dass die junge Frau Angst bekam es konnte aus ihrem Brustkorb ausbrechen. „Da bist du ja wieder… man, hast du mir einen Schrecken eingejagt, Suzu.“, die Stimme wieder. Reflexartig schnell und immer noch im Schock starrte Ria die Frau von vorher an, ein vertrautes Gesicht. Kreidebleich fühlte sie sich. Ihr war schlecht und schwindelig. „Was… was ist passiert, Hestia?“, noch bevor sich die Blonde nun aber an den Kopf greifen konnte, um die aufkommenden Schmerzen weg zu massieren erstarrte sie. Suzu... zögerlich richtete sich ihr Haupt wieder in eine gerade Position. Suzume...


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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Rei
      Ein weißes Schloss, pur und rein, wie die Seelen der Könige und ihrer Ahnen oder zumindest so wie sie sein sollten. Die gigantischen Tore öffneten sich, als der Braunhaarige Mann mit den Wachen sprach und der König ihnen Einlass in sein Reich gewährte. Dicht gefolgt von Logi, Vale und den Gefangenentransport, sowie einiger Soldaten, übertraten er die Schwelle und atmete dabei ungeachtet seiner Begleiter einmal tief ein und aus. Nun öffnete sich, nachdem sie den gigantischen Vorgarten mit diversen Wasserstellen, Bäumen und Blumen, sowie mehrerer Gestelle an denen Hängepflanzen sich nach oben und unten regten, durchquerten und in den Thronsaal eintraten, fanden sie einen jungen Mann mit schlohweißem Haar und faden Gesichtsausdruck auf dem Thron wieder. An der Seite des schwächlich wirkenden Jungen, dessen Gesicht von Schweiß bedeckt die Augenringe und den Grauton sichtbar machten, stand eine junge Frau in deren Augen erst Verzweiflung, dem Hoffnungsschimmer wich der erschien als Rei durch die Tore trat. Ohne weiterhin auf seine Gäste zu achten, begab sich Rei nach einem Japsen, auf direktem Wege im Eiltempo zum Thron zu schreiten, ehe er vernahm wie die Kraft den Jungen verließ der sich vergeblichst erheben wollte und Rei in die Arme fiel als dieser mit einem Satz nach vorne den vermeintlichen König auffing. Während dieses Ereignisses, streckte die junge Dame ihre Hand zum Weißhaarigen Jungen auf, doch stoppte währenddessen und vergrub sie in an ihrer Brust unter ihrer anderen und biss sich auf die Unterlippe, den Blick betrübt zu Boden wendend. „Bruderherz…“, entwich es den Lippen des Weißhaarigen nur leise und mit Mühe während des Atmens ihn bereits schwerfiel und seine Augen schmaler wurden, trotz der unerträglichen Schmerzen jedoch unerbittliche Freude ausstrahlten. „Shhh Ray… Alles wird gut, dein Bruder ist jetzt hier… Ich habe auf meiner Reise einige Ärzte gefunden die sich auf direkten Wege nach Arcadia begeben werden. Sie werden dir ganz sicher helfen können!“ Ein zaghaftes Lächeln offenbarte sich in Rei’s Gesicht, doch sowohl die junge Dame, als auch sein jüngerer Bruder entdeckten den Druck der Verzweiflung hinter seiner Fassade. „Liebling, ich habe versucht ihn zu stoppen, aber…“, so ertönte es in einer lieblichen aber entmutigten Stimme von der jungen Frau, bevor sie das Kopfschütteln Rei’s vernahm als er die schwarzen Male am Nacken und an den Fingern des Jungen erblickte. „Bring ihn bitte in sein Gemach, schon bald werde ich nach euch sehen! Verzeiht mir bitte beide, dass ich euch so lange allein ließ und euch so viel Kummer aufbürdete. Du hast dich gut geschlagen Ray, und du hast mich gut vertreten. Ich bin stolz auf dich, doch jetzt genehmige dir etwas Ruhe!“ Widerwillig ließ sich der Weißhaarige von seinen älteren Bruder nach oben stützen und vernahm die Hand der jungen Frau die ihn mit ihrem Blick dazu drängte mit ihr zu gehen. Nachdem die beiden den Saal verließen, wanderte die Hand des Braunhaarigen zu seinem Gesicht und verdeckte dieses. Ein tiefes Ein und Ausatmen, gefolgt von einem bitteren Seufzen, ließ seine Haare weiß aufglühen und seine Augen in einem azurnen Ton erwachen. „Es ist mein Stigma, andere zu täuschen und ihnen eine Gestalt vorzustellen, die meiner Person nicht entspricht. Verzeiht diese Täuschung und vor allem, verzeiht mir dieses Drama.“ Während Vale die Dinge mit gefassten Gesichtsausdruck entgegen nahm, hatten sich in Logi’s Augen Tränen gebildeten, die unwillkürlich zu Boden tropften. Aus seinen Augenwinkeln heraus, vernahm Rei dies bevor er sich auf dem Thron niederließ. „Ihr seid ein gutherziger Mann Logi Suliman, deshalb gewährt mir noch einmal mich vollends mit meiner wahren Identität vorzustellen. Mein Name ist Luxuria Ains Arcadia und ich bin der rechtmäßige König der Himmelsinseln, sowie der Anführer der größten Spionageeinheit dieses Kontinents, den Ravens… Logi Suliman, tretet hervor!“ Als der Rothaarige die Worte seines Gegenübers vernahm, entfernte er mit seinen Handrücken die Tränen aus seinen Augen und ging vor dem Thron in den Kniestand über. „Der Zodiac Orden ist nicht mehr, und so brauchen die Ländereien der Logos einen neuen Führer der die rastlosen Menschen einigt und ihnen mit neuem Vorbild voraneilt. Obgleich Van Zephyr noch nicht gefasst wurde, obliegt es meinem Interesse euch mit meiner Macht zum ersten Ritterkönig des Erdenreiches zu ernennen. Doch auch wenn ihr den Titel eines Königs zu genießen vermocht, so müsst ihr euch diesem Titel zum Beweis stellen, sodass ihr ihn auch verdienen mögt und mit erreichen jenes müsst ihr euch dessen Konsequenzen bewusst sein. Man wird euch mehr als jeden anderen Lieben und Verabscheuen, euer Hof wird befüllt sein von niederträchtigen Personen die um eure Gunst wetteifern und die euch hinterrücks ermorden, um euch eurer Position zu berauben. Euch und euren Ahnen wir der Fluch der Krone auferlegt, der euch nicht nur durch viele Miseren, sondern durch wahrlich furchtbare Ereignisse führen wird die in die Geschichte eingehen und euren gesamten Namen in ferner Zukunft in Schatten hüllen könnte. Ihr seid es, der entscheidet welches Gewicht eure Ahnen zu tragen haben und wie diese Welt geformt wird in der wir leben! Willigt ihr, trotz der großen Bürde die euren Schultern auferlegt wird ein, der erste König zu werden und mit mir zusammenzuarbeiten die Ideologien die Van Zephyr und der Adel wie Parasiten in die Menschen pflanzten zu beseitigen?“ Logi erhob seinen Kopf und entgegnete mit einem gefassten Gesichtsausdruck: „Das bin ich!“ Lux, der zuvor im ernsten Ton sprach, ließ sich nach hinten sinken und schloss dabei seine Augen um danach erleichtert aufzuseufzen. „Das bedeutet von nun an, sind wird nicht mehr von unterschiedlichen Rängen, sondern auf gleicher Ebene. Das erleichtert mir das Sprechen ungemein. Logi, auf meinen Reisen sah ich die furchtbaren Dinge die dort unten im Erdenland passierten und verstand zum ersten Mal die Geschichte die mein Vater mir einst erzählte. Er versuchte die Welt zu verändern, und verstarb bei diesem Versuch durch Verrat und ich erhoffe mir das ich dir vertrauen kann und du diese Welt wie sie ist, genauso verabscheust wie Ich. Dieser sinnlose Mord und die Unterdrückung anderer, nur weil sie anders sind als die eigenen… Es wird Zeit das wir die Schwachen vor den Mächtigen schützen und den Namen der Revenus reinwaschen. Ich habe da einen Freund, den ich endlich aus seinem selbsterbauten Loch retten muss.“ Als Lux diesen besagten Freund ansprach, wurde Vale hellhörig und ging ebenfalls in den Kniestand. „Verzeiht mir meinen Einwurf, doch bei diesem besagten Freund handelt es sich mit Gewissheit um Ren.“ Logi sah aus seinen Augenwinkeln heraus zu seinem Begleiter und vernahm mit überraschtem Gesichtsausdruck das Interesse seines sonst so emotionskargen Lehrmeisters. „Steh auf, Vale… Ren, Zest, Du und Ich, wir waren stets wie Brüder, die kleineren die den größeren Nacheiferten und die Größeren die einander wetteiferten.“ „In Ordnung.“, entwich es der tiefen Stimme des Silberhaarigen Mannes, der sich erhob und für einen kurzen Moment seine Augen schloss. „Mehrfacher Mord an unschuldigen Personen, Teilnahme an illegalen Untergrundkämpfen, Erpressung, Diebstahl, Flucht. Wie gedenkst du in deiner Position mit Ren zu verfahren? Du magst der König aller Himmelsinseln sein, doch Ren stammt von dem Erdreich und steht demnach nicht unter deinem Schutz. Und selbst wenn dem so wäre, gibt es keine Möglichkeit seine Taten zu rechtfertigen.“ Der Blick des Weißhaarigen verfinsterte sich bei der kalten Miene seines Gegenübers und auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, entsprachen seine Worte der Wahrheit. „Ren wird…“


      Inzwischen erwachte Faye aus ihrer Ohnmacht und wurde in einen Vorraum gebracht. Ihr Bruder Var befand sich noch immer, trotz der wundersamen Heilung durch Ren’s Waffe in einen komatösen Zustand. Innerhalb des Raumes, der vollkommen Leer war, abgesehen von den zwei gegenüberstehenden Stühlen und den Fesseln um den Körper der jungen Frau, befand sich ihr gegenübersitzend Veriae, welcher seine Brust gegen die Stuhllehne stemmte. „Seid deines Erwachens gibst du ständig den Namen ‚Schrecken des Todes‘ von dir, was hat es mit dieser Person auf sich? Ein ehemaliger Geliebter?“ Zornig schrie das Mädchen auf, bevor sich ihre Augen vor Wut weiteten. „Willst du mich zum Narren halten?! Dieser Abschaum, der gnadenlos eine ganze Bevölkerung auslöschte nur um seine Schwester zu finden?! Niemals würde ich diesem Mörder irgendwelche Gefühle außer Verachtung und Abscheu entgegenbringen!“ Veriae entgegnete dem Zorn mit einem überraschten Gesichtsausdruck. „Eine ganze Bevölkerung? Wie sollte ein einzelner Mensch den ein ganzes Volk auslöschen können? Wenn du mich fragst, klingt das ziemlich weit hergeholt!“ „Pah, was weißt du schon? Du hast diesen Dämon nicht mit eigenen Augen gesehen! Um ihn herum, überall verteilt waren Leichen… Viele meiner Freunde, meine Familie und er, er schaute mich an mit diesen kalten roten Augen und seinen emotionslosen Gesichtsausdruck, einzig sein Schwert zur Seite streckend um das Blut von seiner Klinge zu entfernen.“ Tränen des Zorns lösten sich aus ihrem Gesicht und zwangen die junge Frau dazu ihren Kopf zu senken, bitterlich zu Schluchzen und zu schreien. „Ich bring ihn um! Ich werde ihn kriegen! Er wird dafür bezahlen!“ Unbeeindruckt versteckte der Braunhaarige seine untere Gesichtshälfte hinter der Stuhllehne während seiner Augen schmaler wurden. „Ich kenne diesen ‚Schrecken des Todes‘ nicht und deine Beweggründe könnten mich nicht weniger interessieren, doch unser König ist gütig und gewährt denen die ihn Informationen geben eine zweite Chance auf Freiheit. Was du mit dieser Freiheit anstellen möchtest obliegt dir, das einzige was du dafür tun musst ist mir von diesem Ort zu erzählen den du in deinen Alpträumen erwähntest… Wie hieß er noch mal? ‚Eden‘?"

      Ren
      Eden war eine Stadt im Untergrund, um genau zu sein innerhalb des Abyss. Als die Logos zum ersten Mal mit den Luftschiffen den Abgrund überquerten um die Länder der Revenus zu übernehmen, wuchs die Neugier in den Herzen der Menschen und führte schließlich zu Erkundungen des Abyss. Das schwerwiegendste Problem innerhalb der Erkundungen, waren zum einen die abnormalen Monster die innerhalb des Rifts schwebten und jegliche Eindringlinge beseitigten als auch die Wirkungen der Tiefen auf den Körper der Erkunder. So geschah es, dass die Blutgefäße mit den äußeren Druckzuständen vollkommen überfordert schienen, platzten und Blut aus allen bestehenden Öffnungen schossen. Es wurde eine Methode entwickelt, den äußeren Umständen für eine Weile standhalten zu können bisweil man sich an den Felswänden orientierte und in einer beachtlichen Tiefe eine Öffnung vernahmen. Im Inneren befand sich ein Aufbau aus seltsamen Strukturen, mit der Aufschrift ‚Letzte Bastion‘. Hinter der ‚letzten Bastion‘ offenbarte sich eine gigantische Stadt im Untergrund, die unzählige Dokumente über ein Projekt unserer Ahnen beherbergten und die Wahrheit hinter unserer gefälschten Vergangenheit offenbarten. Van Zephyr, der ebenfalls in seinen jungen Jahren Teil dieser Expedition war, empfand dieses Wissen als gefährlich und ermordete all jene die von dieser Stadt wussten. Zwischen seinen Forschungen innerhalb der Stadt und seiner Säuberung der Revenus, stieß er auf ein Konstrukt, welches in der alten Sprache ‚Aufzug‘ genannt wurde. Mit ihm gelangte Van Zephyr noch tiefer in den Untergrund und bekam als erster die Ursache des ‚Grand Fall’s‘ zu Gesicht. Ein gigantisches Schwert erstreckte sich vor seinen weit geöffneten Augen, davor ein Podest auf dem ein Buch von vielen Ketten ummantelt auf einen neuen Besitzer wartete. ‚Damokles‘, so stand es in den Aufzeichnungen, war eine Waffe die von einer alten Zivilisation entwickelt wurde um die Erde vor einer nahenden Bedrohung zu schützen. Doch statt der ersehnten Rettung, brachte es den Untergang und mit ihm und den Aufprall des nahenden Unheils, gelangten die S-Partikel auf die Erde. Die S-Partikel hafteten sich an die Lebewesen an, entwickelten Affinitäten zu ihnen und führten schlussendlich zu der Erschaffung eines neuen Gen’s, welches in einem neuen Organ gebildet wurde. Doch waren es nicht die Menschen die diesen Segen entgegen nahmen, sondern andere Geschöpfe die sich im Laufe der Zeit zu Menschenähnlichen Wesen zu entwickeln vermochten. Van Zephyr vernahm das jenes Siegel von Damokles durch das Auffinden eines Schlüssels geöffnet werden könne und dass dieser Schlüssel in einer Prophezeiung der Menschen an einen Dämon und einen Engel übergehen würde. So erstreckte sich seine Suche auf die Kinder der Revenus und die Kinder der Eos, die er nach und nach entführte und in dieser Stadt einschleuste um ihnen ein Leben im Schutz vor dem Krieg, für den Austausch einiger, winziger Experimente anbot. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war das sich die Schlüssel im Besitz eines Mädchens befanden die erst noch die Träger gebären müsse. Doch wie das Schicksal es wollte, führten die Wege Van Zephyrs und des Mädchens und ihrer Kinder zusammen, drei an der Zahl und während Mili den Ausbruch des Schwertes mit ihrem Leben schütze, versteckte sie eines der Kinder mit dem Schlüssel in seinem Herzen vor den Fängen des Mannes der ihr für seinen simplen Wissensdurst alles nehmen wollte. Die anderen Kinder stahlen auf ihrer Flucht aus der Stadt das versiegelte Buch, wurden jedoch innerhalb der Ruinen der Revenus wieder eingefangen. Ein letzter verzweifelter Akt, führte dazu, dass die Tochter des Mädchens ihre gesamte Existenz gab, damit ihr älterer Bruder das Buch öffnen könne und mit ihm die Zukunft zu sehen vermochte. Im Angesicht der Übermacht seiner Feinde, unterlag der Junge am Ende jedoch seinen Wunden und starb. Van Zephyr bewahrte die Körper der Kinder auf und führte an ihnen Experimente aus, Kopien erschaffend in der Hoffnung doch noch an die Schlüssel zu gelangen. Einer der Kinder, die als Wirt dafür dienen sollten den Schlüssel zu empfangen war Nero, das dritte Kind, welches eigentlich vor Zephyr beschützt werden sollte. Nero wuchs in der Untergrundstadt ‚Eden‘ mit einem Mädchen zusammen auf, welches er selbst als seine eigene kleine Schwester behandelte. Es war eine erneute Fügung des Schicksals, das er das Herz seines älteren Bruders Ren erlangte, und das Mädchen in die Rolle seiner eigentlichen Schwester Lilly versetzt wurde. Das Mädchen, welches eine Kopie von Zephyr geschaffen war um Nero zu fügen, verstarb sehr früh an den Folgen ihrer erzwungenen, künstlichen Erschaffung. Nero, welcher den Schmerz nicht ertragen konnte, erwachte das unbändige Stigma seines Bruders, des Trägers des versiegelten Buches und seines eigenen schlummernden Potenzials und wurde selbst zu etwas das einem Dämonen sehr nahekam. In seinem unbändigen Zorn, erlöste er alle Kinder von ihrem versteckten Leid und beseitigte alle Forscher, bis auf Van Zephyr der zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort war. Es ist unklar wie Nero danach aus ‚Eden‘ verschwinden konnte und wie er nach Arcadia gelangte, doch an der Schwelle des Todes wurde er dort von Wiseman gefunden und gesund gepflegt.
      Die Erzählung endete, als Ren das Buch in seinen Händen zusammenklappte und zu Wiseman aufschaute, der ihn mit emotionskargen Augen anstarrte. „60 Jahre meines Lebens verbrachte ich auf Reisen um an mein derzeitiges Wissen zu gelangen, und du öffnest einfach so ein Buch und erzählst mir von der Weltgeschichte? Was ist nun dein Plan wo du dich endlich an deine Vergangenheit erinnerst, Junge?“ Der Schwarzhaarige sah auf das Buch hinab und strich mit seiner flachen Hand über den Verband. „Ist das nicht offensichtlich? Das Herz meiner Schwester, lungert in den Körper einer anderen Person. Wenn sich ihr, die Seele ihres Vorgängers so wie mir offenbart, so besteht kein Unterschied mehr zwischen Ihr und Mir. Dieses Mädchen, wo auch immer sie sein mag, ist nicht nur die Schwester von Ren, sondern auch von mir. Mein vorläufiges Ziel ist es nach Eden zu gelangen, denn dort ist Van Zephyrs und somit auch ihr Schicksal angeknüpft. Mein wahres Ziel ist und bleibt das Gleiche, Wiseman!“ Mit seinen ernsten, roten Augen schaute er von seinem Buch zum alten Mann hinauf. „Ich werde meine Schwester finden!“
      "Mir gefällt dein Blick, Bengel! Deine geplagten Augen die von der Leere zum Zorn wechselten, haben an Glanz gewonnen. Du bist groß geworden, doch bist du auch stark genug geworden um die diesen Strapatzen entgegen zu stellen? Deine Mutter, Mili, wieß mich an auf die Acht zu geben und dieser Aufgabe werde ich nun nachkommen. Lass mich deinen Willen auf die Probe stellen!" Der Mann erhob sich von seinem Stuhl und knackte mit seinem Nacken bevor er in eine Kampfstellung überging.

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    • Immer noch war ihr erstarrter Blick am Boden festgepinnt. Was war eben passiert? Schleierhaft schoben sich die Bilder aus dieser erlebten Traumwelt wieder in ihr Gedächtnis... sie sah die Lilien, den Fluss... das weite, grüne Feld von Gräsern und Blumen... und wie aus dem nichts, mit der Schnelligkeit eines Blitzes, tauchte das monotone Gesicht der Schwarzhaarigen wieder vor ihrem inneren Auge auf. "... und dann habe ich dich hierher getragen... du warst wie in einer Schockstarre, als wärst du eingefroren... aber ja, Wiseman wird bestimmt erstaunt sein, dass du noch lebst. Er hat dich immerhin selbst gute 10 Jahre nicht mehr gesehen. ", es war die hastige, für eine Frau doch sehr tief gelegene Stimme Hestias, die Anoria aus dem Käfig ihrer wiederkehrenden Erinnerung, zog. Ruckartig kehrte sich ihr Schopf auf das sonnengebräunte Gesicht ihrerseits zu. Ihr panisch wirkender Blick lies die zuvor so sacht aufgebaute, nette Fassade des Lächelns auf den Zügen der ihr sonst so fremden Dame, verebben. "Wo ist hier das nächste Badezimmer... oder ein Spiegel... irgendwas, in dem ich mich betrachten kann...", mit zusammengebissenen Zähnen zischte Ria ihr diese Worte entgegen. Fast schon wollte sie die Fremde an den Schultern packen, sie durchschütteln ob sie denn nichts besseres zu tun hatte, als sie hier mit dieser kleinen Geschichte zu langweilen. Hestia blinzelte Ria etwas verwirrt entgegen und war etwas von ihr zurückgewichen. Die geladene Aura die die Blonde umgab, konnte wohl auch sie nur allzugut spüren. So nickte sie mit dem Kopf über ihre Schulter zurück und schickte ihre braunen Augen in die ebenso gleiche Richtung. "Da nur den Gang hinab... dann rechts... aber...", zu mehr kam sie nicht mehr, denn alsbald Ria die nötigen, gewollten Informationen von ihr erhielt, war sie schnurstracks aufgesprungen und hastete übereilt los. "Suzume! Warte doch! Ich glaube nicht, dass du in deinem Zustand... Suzu!", sie rief ihr hinterher, schrie beinahe sich doch zu besinnen. Wohlmöglich hatte Hestia sogar Recht. Ria wollte gar nicht wissen, in welch erbärmlichen Zustand sich ihr Körper befand. Und es sollte sich in den nächsten Sekunden rächen, dass sie nicht hören wollte. DIe Übelkeit kroch ihr wieder den Hals empor, doch diesmal war Ria deterministischer. Nie wieder sollte ihre eigene Schwäche sie in die Knie zwingen, auch wenn der ebenso langsam aufkommende Schwindel dies gerade tat. Sie wankte, sich langsam wieder benommen fühlend, in Richtung der weiß verkalkten Steinwand um sich mit einem Arm weiterhin abzustützen. Doch wollte sie hier nicht stoppen. Auch wenn ihr erneut der Blick vor Augen verschwamm, so war sie so knapp vor ihrem Ziel. Von sich selbst überzeugt setzte Ria einen Schritt vor den anderen, schluckte die gallige Bitterkeit hinab die sich auf ihrer Zunge ausgebreitet hatte. Nicht mehr weit, dann hatte sie es geschafft. Sie musste es wissen... sie konnte nicht noch länger mit den ungelösten Fragen in ihr weiterleben. War sie... war sie wirklich...? Ein ärgerliches Schnauben entkam ihr, veranlasste ihre Stirn sich in tausende, tiefe Falten zu legen, nachdem sie der möglichen Wahrheit wieder Zugang zu ihrem Denken gewährte.

      Ria erkannte nun endlich die dunkle Holztüre und ergriff mit zitternder Hand die Messingklinke. Schwer wie ihr Körper wirkte, so schwer lies sie sich als gesamtes auf dem kleinen, metallenen Öffnungsmechanismus ab. Es kostete sie viel Kraft, nicht umzufallen, als sich die Türe zu plötzlich schwungvoll öffnete und nach innen hin nachgab. Stolpernd taumelte die Blondhaarige in den etwas dunkleren Raum. Sie hatte die strahlende Sonne, die von draußen hereinbrach noch gar nicht richtig genießen können. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sich eine große Ruhe um ihren Geist wob. Durchbrochen wurde diese ewig wirkende Stille bloß von entfernten Plätschern eines Brunnens, leichtem Vogelgezwitscher und irgendwo konnte sie Personen sprechen hören. Doch nichts davon war so wichtig, wie jener Moment eben. Rechtsseitig von ihr baute sich an der Wand neben einem steinernen Waschbecken ein Spiegel auf. Umrahmt von wohl einst edlem Stuck und Handwerkskunst der Steinmetze, so löchrig und bröckelnd zeigte sich nun der graue Stein ihrerselbst. Sie hatte Angst davor, das zu erblicken, von was sie glaubte, zu sehen. Überfordert schlug sie ihre flachen Hände über ihr Gesicht. "Ach das ist doch wirklich...", ein tiefes Seufzen entkam ihr. Mehr noch, war es wohl ein hilfloses Ächzen. Einen Moment länger verharrte Ria in dieser Position, nicht fähig sich zu rühren. Aber was sollte sie sonst machen... vorsichtig entfernte sie ihre geschundenen Hände von ihren Wangen, nur um nun endlich einen Blick auf jene zu werfen. Sie hatte sie sich vorher nie genau angesehen, doch fielen Ria nun die vielen Verletzungen, das viele Blut, der Dreck und Ruß auf, der sich um das sonst so zarte Schimmern ihrer hellen, eischalenfarbenen Haut gewoben hatte. Ihre einst gepflegten Fingernägel waren mit schwarzen Rändern umsäumt, hier und da war eine Ecke abgebrochen und mit Lymphe verkrustet. Und wenn ihre Hände so entstellt aussahen, wollte sie nicht wissen, wie es um den Rest bestellt war. Anoria hatte sich niemals, nicht mal in ihren kühnsten Träumen einreden lassen, ihren Körper jemals so verkommen zu lassen. Und nun... sie schluckte den schweren Kloß hinab, als sich ihre brennenden Augen wieder auf den Spiegel richteten. "Sie ist nicht die Einzige...", heiser wiederholte die junge Logos jene Worte die Suzume an sie gerichtet hatte, bevor sie aus ihrer Trance erwachte. Schlurfend führten ihre Schritte sie nun an das Becken heran. Ihr Blick war nach unten gerichtet. Wenn sie jetzt ihren Kopf heben würde, würde sie es wissen... "3...", ein tiefer Atemzug durchdrang das kleine Badezimmer... "2...", fast schon krampfartig verkanteten sich ihre Finger in dem unebenen Untergrund des steinigen Beckens... "1...", Anoria hielt den Atem und riss, fast schon etwas zu schnell, ihr Haupt empor. Wortlos starrte sie das Spiegelbild an, welches ihr mit selbigem nichtssagendem Ausdruck entgegenstarrte. Doch da... ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Es war nach wie vor die goldene Haarpracht, die ihren Kopf in dem schlampigen Zopf umschmeichelte... es war nach wie vor das strahlende Gold in ihren Augen, dass ihr zwar müde und ausgemergelt, aber immer noch lebhaft entgegenstrahlte. Ein erleichtertes Seufzen entkam Ria und sie beugte sich etwas näher heran nur um die Blessuren und die Schnitte in ihrem Gesicht zu begutachten. Immer noch vor Freude kichernd, merkte die junge Frau dann aber, dass ihr etwas nicht passte. Irgendetwas stimmte nicht... sie lies sich wieder etwas zurück, nur um wieder näher an ihr Spiegelbild zu gehen... und da sah sie, was ihre Gefühl nicht täuschte. Ein einzelner, wasserblauer Riss auf beiden Seiten ihrer Augen, durchzog das glänzende Gold in jenen und strahle wie ein Topas eingebettet in Stein und Erde hervor, wartete beinahe darauf, auszubrechen. Ria erstarrte... es durchfuhr sie wie ein Schlag... sie sah, wie sich das Blau ausbreitete, ihre goldenen Haare sich kürzten und ein sattes, dunkles Braunschwarz annahmen... und da... erkannte Anoria nun endlich in das Gesicht, welches so lange für Verwirrung sorgte... Suzume... es fühlte sich wieder so an als würde sie fallen... Sie lies jenen Gefühlen, die sie ansonsten so gekonnt hinabgeschluckt hatte, freihand und erbrach sich in das Waschbecken vor ihr.

      War es ihrem Körper zu viel geworden? All die Anstrengung, die mangelhafte Ernährung, der Stress...? Wahrscheinlich, mit jener Erkenntnis nun oben auf... keuchend hatte ihr gekrümmter Körper sich über dem Waschbecken gehalten. Sie spuckte nochmals in jenes hinab, ehe sie das Wasser aufdrehte um das unliebsam anzusehende wegzuspülen. Gierig füllte sie im nächsten Moment ihren Mund mit dem kostbaren Gut und gurgelte, ehe sie es ausspuckte nur um danach endlich zu trinken. Ria wusch sich ihre Hände, erfrischte sich danach ihr Gesicht... sie merkte wie sehr ihr Körper nach Ruhe und Entspannung geiferte. Wohlmöglich würde sie jene auch bald bekommen, doch sollte sie zuerst Ren ausfindig machen, welcher doch wohl auch hier sein musste. Mit zittriger Hand drehte sie den Wasserhahn zu und blickte mit benetztem Gesicht ein letztes Mal auf den nassen Stein hinab, ehe sie sich selbst zuwand und erneut ihr eigenes Antlitz musterte. Ria kam nicht drum herum, sich die beiden blauen Risse erneut einzuprägen, doch etwas dagegen machen, konnte sie nicht. Erneut musste sie ob dessen schlucken. Sie... sie war es. Sie war es die ganze Zeit gewesen. So erschlossen sich Ria nun auch die vielen Reaktionen auf ihr Wesen. Sie war Suzume... nein, sie ist Suzume. Nur in völlig neuer Gestalt. Im Nachhinein verstand sie nicht, warum sie nicht eher darauf gekommen war... doch da fielen ihr die Worte des Schwarzhaarigen wieder ein, welcher ganz am Anfang ihrer Reise, von den allgegenwärtigen Lügen sprach... und da musste sie schnauben. Erbost über ihre eigene Blindheit und Einfalt strich sich Anoria ein letztes Mal über die Stirn, ehe sie den in Gedanken benannten suchen ging. Ihre laschen Schritte führten sie aus dem dunklen Kämmerlein, hinaus an die frische Luft und die warme Sonne. Der Innenhof war von weich wirkendem Gras und einem einzigen, riesigen Kirschbaum geprägt... Kieswege schlängelten sich durch den meditativ wirkenden Garten, über welche nun auch die junge Frau schritt. "Suzume!", sie hörte das Rufen von Hestia, irgendwo von weiter weg, doch reagierte Ria nicht darauf. Ihr einziges Bestreben war, den Schwarzhaarigen zu finden. Zuvor hatte sie Personen sprechen gehört, doch konnte sie nicht sagen, ob diese Stimmen zu Ren und dem benannten Wiseman gehörten. So lies sich die Dame einfach von ihrem Gefühl leiten. Sie durchschritt ein paar Torbögen, lies den neugierigen, wenngleich aber unbeeindruckten Blick an den Fassaden entlang gleiten und fand sich bald vor einer Art Palisade wieder. Ein breiter, Terrassenähnlicher Holzverschlag, der mit wenigen Stufen empor wohl in das Haupthaus führte. Zielstrebig ging sie darauf zu. Nicht nur, weil es die einzige Türe war, die sie neben dem kleinen Waschraum gefunden hatte, sondern auch, weil sie von dort eindeutig zwei Präsenzen wahrnehmen konnte. Eilig stieg sie die etwas knarzenden Treppen empor und umfasste mit der rechten Hand den Außenrahmen der Shoji, nur um die eine Hälfte der Tür nach rechts wegzuschieben. Ria sah zwei Personen. Einen jungen Mann, mit schwarzem Haar und einer einzelnen weißen Strähne und einen sichtlich älteren, mit langem Bart und dünnen Augen. Beider Blick hatte sich zu ihr umgewandt und beide waren wohl mehr als erstaunt, sie hier zu sehen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ren

      „Suzu…“, ertönte es verbittert und leise von den Schwarzhaarigen Mann, welcher seinen Blick kurz darauf zu Boden senkte um ihr Antlitz auszuweichen. Der peinlichen Situation entkommen wollend, stand hüstelte Wiseman kurz und wandte sich zum Gehen. „Ich schätze, dann verschieben wir wohl die Prüfung.“ Zwar öffnete der Schwarzhaarige seinen Mund um etwas zu entgegnen, doch entwich ihn lediglich ein leiser Ton bevor er sich entschloss nichts beizufügen. Nun entfernte sich Wiseman von ihnen und Ria trat näher zu Ren heran, zwang ihn dabei in ihr Gesicht zu schauen. „Ria… Ich meine… Suzu…“ Das Mädchen bat den Schwarzhaarigen auf ihrer Art und Weise um eine Erklärung, doch vernahm dabei wie der junge Mann erneut versuchte seinen Blick abzuwenden. „Ich versprach… dir niemals von der Vergangenheit zu erzählen…“ Als die junge Frau nachhakte wer diese Person gewesen sei, dem er dieses Versprechen gab, zuckte der Schwarzhaarige kurz auf und verharrte mit seinem Blick auf dem Boden. „Das warst du… Ich versiegelte deine Erinnerungen mit Conception, erst einmal als Suzume und dann ein weiteres Mal als Anoria. Nein… Das ist gelogen, jedes Mal aufs Neue, wenn auch nur wenige Erinnerungen zurückkamen und dein Verstand zu zerfallen beging, versiegelte ich sie erneut um dich vor einem mentalen Zusammenbruch zu beschützen.“ Der Reaktion Anoria’s war anzudeuten das sie die Aktionen Ren’s zwar verstand, doch gewiss nicht gutheißen wollte. War sie wirklich so schwach, dass sie seinen Schutz bedürfte? Sie offenbarte ihn mit einem leicht verbitterten Unterton das sie sich Suzume’s Existenz bewusst sei, dennoch nicht an den wiederkehrenden Erinnerungen zerbrochen sei. „Das stimmt…“, entgegnete der Schwarzhaarige nur leise, immer mit Bedacht versuchend ihren Blicken zu entgehen. „…Mein Schutz war nicht vonnöten. Du hättest es auch ohne meine Hilfe geschafft, dennoch kann ich nicht wieder rückgängig machen was ich einst getan habe. Mir ist nicht bewusst mit wem ich in dir gerade spreche, doch ihr wollt sicher beide Antworten auf gewisse Fragen. Weshalb ich dich mit auf die Reise nahm, Ria?“ Sein Gesichtsausdruck wurde ernster und sein Blick nahm an Kälte zu. Als sich die Augen der beiden trafen, offenbarten sein Mund die Worte der unbarmherzigen Wahrheit die er seit einer Ewigkeit in sich barg. „Anoria, der einzige Grund weswegen ich dich mit auf diese Reise nahm und dir nicht dein Leben stahl, wie das deiner Zieheltern, war das ich in dir Suzu erkannte. Mein Gefühl bestätigte sich als du auf unseren Reisen zum ersten Mal deine Kräfte anwandtest und sowohl das Gras am Ufer, als auch einen von den Banditen damals verbranntest. Suzu, mir war bewusst das du mit deiner Vergangenheit abschließen wolltest, nachdem ganz Canard dem Angriff des Zodiarc Bundes zum Opfer fiel und fast alle getötet wurden, doch war ich es der nicht mit der Vergangenheit abschließen konnte und dich bei mir haben wollte. Ich spielte mit den Gefühlen deines Wirtes, deiner neuen Persönlichkeit, und gab ihr das Gefühl mich zu brauchen und gebraucht zu werden, damit sie sich nicht von mir abwandte um dich nicht erneut aus den Augen zu verlieren. Suzume, du willst die Wahrheit wissen? Das was ich dir nie zu sagen vermochte, war das der Verlust meiner Schwester ein klaffendes Loch in meinem Herzen hinterlassen hat, das einzig du füllen konntest obgleich es Liebe war die ich empfand oder einfache Abhängigkeit. Ich brauchte dich, deshalb konnte ich dich einfach nicht verlieren. Doch was mit dem anderen geschah war mir gleich, keiner von ihnen war für mich von Bedeutung. Das Einzige was mir am Herzen lag, war dich zu beschützen, so lange bis ich meine Schwester finden könnte. Und nun, nach so langer Zeit, weiß ich das meine Schwester dort draußen ist und auf mich wartet, was bedeutet das ich dich nicht mehr brauche!“ Sowohl Hestia als auch Wiseman standen vor der Tür, nahe der Wand. Wiseman trug seine Arme verschränkt und schaute zu Boden, Hestia hingegen saß im Schneidersitz auf dem Holz und ballte ihre Hände zur Faust. Wiseman’s Gedanken blieben verschleiert und seine Augen schlossen sich für einen Moment, denn er war sich um die Wahrheit hinter Ren’s Worten und dessen Intention bewusst. „Anoria, lass mich dir eines sagen bevor du deine eigenen Wege gehst… Diese Freiheit nach der du suchst existiert nicht! Ganz gleich wo du suchen wirst, ganz gleich wohin dich dein Pfad führen wird das Elend wird sich weiterverbreiten und diejenigen binden die sich auf ihm fortbewegen. Sollten diese Ketten dich nicht erreichen, so werden die Erbauer dich jagen und deiner Existenz berauben. Wenn du also nicht als Sklavin enden möchtest, so rate ich dir von diesen politischen Konflikten abzulassen und deine Augen zu verschließen, denn allein wirst du niemals in der Lage sein die komplette Unterwelt zu zerstören und den Menschen die Augen zu öffnen. Vertraue niemanden, denn irgendjemand wird dir gewiss irgendwann ein Messer in den Rücken rammen!“ Anoria war sich nicht bewusst wie sie auf diese Worte reagieren sollte, deshalb starrte sie ihn verwirrt an und bevor sie ihre Gedanken sortieren konnte, erhob sich der Schwarzhaarige und lief zur Tür. Erst als er diese öffnete, vernahm er die Reaktion der jungen Frau und schaute aus seinen Augenwinkeln heraus zu ihr zurück.

      Lux

      Nun da die Diskussion der beteiligten zu Ende ging und das Urteil über Ren gesprochen wurde, Logi und Vale den Audienzsaal verließen und ihre persönlichen Gemächer im Schloss bezogen, lehnte sich der Weißhaarige der noch eine Weile zurück blieb in seinem Thron zurück und lockerte leise aufseufzend seinen Kragen etwas. Das Tor öffnete sich erneut und gewährte der jungen Frau Einlass, die ihre Hände vor ihrem Schoss ineinander gefalten hatte. Hinter ihr lugte ein Kopf hervor, nur schwer waren die kleinen Hände an ihren Unterschenkeln sichtbar. Ein Lächeln entwich Sophelia, als auch Luxuria endlich in der Lage war ein herzliches Lächeln zu entgegnen. In der nächsten Szene befanden sich die beiden im Garten, der Junge der sich hinter der jungen Dame versteckt hatte, befand sich auf den Schultern des Weißhaarigen Mannes und versuchte nach einem Schmetterling zu greifen. „Langsam Soleil, sonst fällst du runter!“, entwich es dem Weißhaarigen der eine besorgte Miene aufsetzte und sich das gekichere seiner weiblichen Begleitung einheimste. „Keine Sorge, Sol ist genauso hart im Nehmen wie sein Vater. Wenn auch sein Dickkopf noch nicht so ausgeprägt ist, wie bei ihm.“ Die junge Frau verschränkte ihre Hände hinter ihrem Steißbein und streckte die Arme leicht nach hinten, mit einem schelmischen, aber lieblichen Grinsen auf den Lippen. „Dickköpfig?“, entgegnete der junge Mann entrüstet und bemerkte wie der Junge fast über seine Schulter stürzte. Noch im Fall fing der Weißhaarige ihn auf, doch auch seine Mutter streckte erschrocken ihre Arme nach vorne. Erleichtert aufseufzend ließ der Weißhaarige seinen Sohn zu Boden hinab und vernahm wie dieser begeistert anfing zu lachen. „Hast du mir einen Schrecken eingejagt!“ Tollpatschig stolperte der Junge nun über das Gras, den Schmetterling folgend. Sophelia wandte sich erneut an Lux und schaute betrübt zu Boden. „Bist du mir böse? Ich habe versucht Ray aufzuhalten, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Stolz verkündete er das er das Königreich schützen müsse, solange sein älterer Bruder nicht vor Ort wäre, damit er nicht ein verfallenes Reich bei seiner Rückkehr wiederfinden würde.“ Zwar setzte der Weißhaarige vorerst einen strengen Blick auf, legte zugleich jedoch eine Hand an ihre Wange und schenkte ihr ein warmherziges Lächeln. „Wir wissen doch beide wie starrsinnig dieser Junge ist und das du dein Bestes gibst. Niemals würde ich dir für seine Ignoranz die Schuld geben, denn obgleich er mein Bruder ist, bist du meine Königin und somit so etwas wie seine ältere Schwester!“ Erschrocken schritt die junge Frau einen Schritt zurück und hielt sich ihre Hand vor den Mund. „Ältere Schwester? Du bist mein Bruder? Ich habe meinen Bruder geheiratet? Wie furchtbar!“, doch der Weißhaarige fasste sich an die Stirn und seufzte. „Du weißt das ich es so nicht meinte, Sophia.“ Sophelia trat erneut an ihn heran und lehnte ihre Stirn an seine Brust. „So gefällst du mir viel besser, du unbeholfener König.“ Anfangs überrumpelt, doch dann zaghaft lächelnd, umschloss Lux seine Ehefrau mit seinen Armen und sah über ihren Kopf hinaus ins Leere. „Mich bedrückt etwas Sophia… Nicht nur verschlechtert sich der Zustand von Ray stetig, sondern werde ich nun auch noch dazu gezwungen über meinen einzigen, wahren Freund zu urteilen. Unbeholfen oder Ängstlich trifft es wohl ganz gut, denn nach dem Ableben meines Vaters wurde ich vollkommen unvorbereitet in die Rolle des Königs gedrängt. Vielleicht sind meine ständigen Reisen eine stetige Flucht vor meiner Verantwortung, und eventuell ist dies nun die Strafe dafür… Ich weiß nicht was ich machen soll…“ Der Gesichtsausdruck von Sophelia nahm an Trauer an, doch verharrte ihr Haupt an Ort und Stelle. „Ich weiß nicht wie ich sie beide retten kann… Meinen echten und meinen geistlichen Bruder.“ Sophelia’s Augen verdunkelten sich und ihr Gesicht schaute zu dem ihres Mannes hinauf, während sich ihre Lippen bewegten und ihm ihren Vorschlag mitteilte schwenkte das Geschehen zum Vordergrund in welchem Soleil vor einem Gebüsch hockte und den Flügel des Schmetterlings mit seiner Fingerspitze berührte. Während dieser Berührung wandelten sich die azurblauen Flügel des Schmetterlings durch winzige violette Blitze in einen pechschwarzen Ton.


      Logi

      Die Zeit verging und der Rothaarige junge Mann, der alsbald König der Logos genannt werden würde, saß nachdenklichen auf einem Stuhl nahe dem Fenster und legte sein Kinn auf seiner Handfläche ab. „Bedrückt euch etwas, Lo- Logi?“ „Hoo~, hast du es endlich mal geschafft mich bei meinem Vornamen zu nennen? Was ist heute in dich gefahren Vale, deine gewohnte kühle und unberechenbare Art war von deiner Impulsität vollends überflügelt. Was ist an diesen ‚Ren‘ so besonders, dass er einer solchen Bestrafung bedarf? Ich bin mir ziemlich sicher er hatte seine Gründe.“ Vale schloss seine Augen und lehnte sich an eine Wand, die Arme vor seiner Brust verschränkend. „Es geziemt sich nicht für einen zukünftigen König so leicht über einen Verbrecher zu urteilen, ganz gleich ob seine Opfer es verdienten ermordet zu werden oder eben nicht. Als dein Lehrmeister bin ich ziemlich enttäuscht über diese Reaktion!“ Der Rothaarige schaute kurz aus seinen Augenwinkeln heraus zu seinen Untergebenen und danach wieder aus dem Fenster, die Gärten beobachtend in denen sowohl Lux als auch Sophelia miteinander redeten. „Hast du seine Reaktion bemerkt, als wir über diesen ‚Verbrecher‘ sprachen? ‚Schrecken des Todes‘ nennt man ihn, nicht wahr? Dennoch handelte es sich bei seinen Opfern stets um Adlige die entweder in direkter Verbindung zur Unterwelt standen oder mit Van Zephyr zu tun hatten. Niemals tötete er eine unschuldige Person, und anhand des Verhaltens des Königs von Arcadia ist zu vernehmen das er für ihn von großer Bedeutung und ist. Du warst sein ehemaliger Lehrmeister… weshalb solltest du ihn also in den Rücken fallen und ihn ans offene Messer liefern?“ Die Worte des jungen Mannes brachten Vale dazu seine Augen zu öffnen. „Empfindest ihr es als Gerecht jemanden seines Lebens zu berauben, obgleich ein jeder das Recht besitzt leben zu dürfen? Welchen Wert besitzt ein Leben für euch, Lord Suliman? Was ist Gerechtigkeit für euch? Wünscht ihr nicht gerade denen, die euch Lieb und Teuer sind Gerechtigkeit?“ Der Rothaarige richtete sich auf und wandte seinen Kopf nun zu den Silberhaarigen Mann. „Wenn ich als dein neuer Schüler ebenfalls auf Abwege geraten würde, würdest du dann auch mich verstoßen und über mich richten?“ Der Silberhaarige schüttelte lediglich mit dem Kopf und richtete sich ebenfalls auf. „Ich würde euch zurück auf den rechten Pfad bringen, solange sich die Möglichkeit dazu bietet. Nein, ich würde euch gewiss zurück auf den rechten Pfad bringen. Nicht noch einmal lasse ich es zu, dass einer meiner Schüler in den Abgrund des Wahn’s und der Spirale des Hasses verfällt, jegliche Menschenrechte missachtend stets alles tut was der Moral widerspricht ohne dafür gesühnt zu werden. Es war mein Fehler, meine mangelnde Erziehung hat dazu geführt, dass der Schrecken des Todes entstand und wie Sensenmann über die Städte herfiel, Dutzende an Menschenleben kostend die obgleich ihrer Missetaten eine zweite Chance verdient und den Weg der Besserung betreten hätten können. Viele Menschen können sich nicht aussuchen ob sie leben dürfen oder nicht, also sollte das Leben selbst als das Größte aller Gaben angesehen werden und weder leichtfertig weggeworfen noch einfach abrupt ohne Wahl beendet werden!“ Die Worte des Mannes regten den jungen Mann zum Nachdenken an und sein Blick widmete sich wieder den Garten des Schlosses. „Vale, was ist dir widerfahren das dir das Leben eines Menschen so nahe am Herzen liegt? Du musst wahrlich einen schmerzhaften Verlust durchlitten haben…“ Ein verhaltenes ‚Hm‘ entwich den Silberhaarigen Mann ehe er sich wieder an die Wand lehnte und seine Arme vor seiner Brust verschränkte. „Ihr versteht meinen Schmerz voll und ganz, Lord Suliman. Der Verlust eurer älteren Schwester, Celtia, hat euch ebenfalls stark geprägt. Sie hat euch mit ihren Leben beschützt und gerade deshalb solltet ihr am besten verstehen welchen Wert ein Leben für eine Person haben kann.“ Im Gedächtnis des Rothaarigen wurde eine alte Erinnerung wach gerufen, in welcher sich eine junge Frau dessen Gesicht verdeckt von Schatten war, vor einen Jungen mit roten Haaren stellte und ihr Arme zur Seite ausstreckte, einen gigantischen Wall aus Eis erschaffend und dabei selbst zu Eis kristallisierte, dennoch ihren Kopf leicht zur Seite wandte und den Jungen trotz einer Träne an ihrer Wange ein verbittertes Lächeln schenkte. Der Junge selbst umschloss fest in seinen Armen ein Schwert. Tränen bildeten sich in seinen Augen und verschmierten das Blut in seinem Gesicht, bis die Tränen dem Zorn wichen und er das Schwert vor Zorn zog, der Barriere aus Eis entgegentretend.In Gedanken versunken, vernahm er den Jungen im Garten dessen Berührung den Schmetterling in seiner Farbgebung wandelte. Verwirrt rieb sich der junge Mann in den Augen und betitelte dieses Ereignis als eine simple Einbildung. „Vale ich hätte gern etwas Zeit für mich, wenn du also so freundlich wärst!“ Der Silberhaarige fixierte den jungen Mann mit einem gefassten Blick an und wandte sich danach von ihn ab. „Wie ihr wünscht!“
      Nachdem Vale den Raum verließ, wandten sich die Mundwinkel des Rothaarigen Mannes nach unten und seine obere Gesichtshälfte hüllte sich in Schatten. Erneut lehnte er sein Kinn auf seine offene Handfläche und wandte seinen Blick ein weiteres Mal nach draußen, nachdem er den Silberhaarigen nachsah. "Ich bin kein Kind mehr...", murmelte der Rothaarige junge Mann mit verbitterten Unterton vor sich her, sich dessen bewusst das es Celtia's letzter Wille war, dass Vale sein Leben dem Schutze Logi's widmen solle und sich um seine Ausbildung zu kümmern vermochte.

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