Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • Das Knistern des Feuers durchdrang die gesamte, in Dunkelheit gehüllte Umgebung und wieder saß der Schwarzhaarige junge Mann, diesmal an einem Stein gelehnt, vor einem provisorischen Lagerfeuern. Ein langer Tagesmarsch durch den Wald in Richtung des Widerstandslager lag hinter ihm und ohne Begleitung erreichte er das doppelte Reisetempo. Nicht das er sich daran erinnerte jemals in Begleitung gereist zu sein. Weshalb Ren's Füße ihn stetig durch den Wald führten und er nicht den einfacheren Weg über die Landstraße nahm, wusste der junge Mann nicht, doch hatte er das Gefühl das dieser umständliche Weg sicherer sei als der sichere Weg selbst. Stille wog in der Landschaft nieder, fast schon erdrückend und dennoch in gewisser Weise angenehm. Zwar hörte man hier und da das Säuseln der Blätter, das Knistern in den Büschen und die Geräusche der Tierwelt, doch half der Wolfspelz in seinem Mantel ungemein dabei Wild abzuschrecken.
      Fast schon verloren, verharrten die tiefroten Augen auf die in den Himmel aufsteigenden Funken, kurz bevor Ren aus seinem Reiserucksack neben sich die Karte kramte die Mikhail für ihn besorgt hatte. Seine ausgestreckten Beine wandelten sich zum Schneidersitz um während Ren die Karte vor jenen ausbreitete und die makierten Punkte in Augenschein nahm. Von seiner derzeitigen Position hatte er innerhalb zweier Tage eine beachtliche Strecke zurückgelegt und müsse trotz des Umweges nur noch durch einen alten Minenschacht um das Gebiet des Widerstandes zu betreten, dieser Position folgend würde es noch einen halben Tag dauern bis er den Kern des Widerstandes, Canard, erreichen würde. Die Karte verschwand wieder in dem Reiserucksack und Ren stemmte seine Hände auf seine Oberschenkel ab. Seine rechte Hand streckte sich nach vorn, kurz darauf umgeben von schwarzen Blitzen die sich in Form eines Schwertes materialisierten und jenes Schwert beschworen, welches Ren zuletzt in Ophelia benutzte.
      "So weit So gut.."
      Das Schwert legte er vor seinem Schoss ab und lehnte die Handinnenfläche seiner rechten Hand zur Seite, schwarze Würfel vor diesen erschaffend, erst schwach und dann nach weiterer Konzentration stärker und stärker bis diese langsam die Form einer schwarzen Pistole annahmen, doch diese kurz vor der Materialisierung verpuffte. Seufzend lehnte Ren seinen Oberkörper nach hinten und schaute in den, heute eher bewölkten, nur vom Sichelmond erleuchteten Himmel hinauf. "Schon wieder nicht.. Mir fehlt einfach dieses klare Bild vor dem Kopf.."
      Seine Hand erhob sich und seine Augen wandten sich hinab um diese zu begutachten. //..Wenn mein Instinkt mir sagt beschwöre es, aber meine Erinnerung mir nicht sagt was ich beschwören soll.. Wie kann ich diese Alchemiewaffe rufen? Wenn ich mich nur erinnern könnte.. Im Vollbesitz meiner Kräfte würde mir vermutlich vieles erleichtert werden..//
      Ein zischendes Geräusch ertönte vor dem Feuer, anders als das Knistern eher langezogen als würden Wellen sich überlagern und eine Sillouetthe einer Person im azurblau aufschimmernden Fragmenten bilden. "Wer?!"
      Die Sillouetthe streckte seinen flackernden Arm nach vorne und erschuf über seine Hand die Form eines Buches, dessen Ketten, die es umgaben, aufsprangen und ein schimmerndes Licht beim öffnen erschuf. Geblendet von dem Licht, warf der junge Mann seine Hand vor seine Augen und fand sich selbst innerhalb einer endlosen aus Licht bestehenden Landschaft wieder. Zahlose Stimmen durchdrangen schlagartig und verzerrt seinen Kopf, zwangen ihn dazu seine Hände gegen diesen zu stemmen und auf die Knie zu gehen. "dENkst d-u dARüber NaCH dIe FRaU z-u BeNuTZEN?"
      "W-Ie.. W-Ie ISt dAs BLiNd z-u S-eIn?" "WeNDe-sT dU d-ICh nicHT au-CH voN dEr Wa-hRHeIt aB?" "WoV-on SpRIC-hst dU BRudeR-HerZ? DaS Kl-eId isT doCh SU-pER!" "DiE-Se WeLT, Si-E iS-t wiE Ein-e EinZiGe GrO-ße AscH-ErKronE" "Du MAGst D-icH nicHT MeHR aN mi-CH ErinNErn, Ab-Er ich ErinneRE MI-cH no-Ch sEhr gu-T aN Di-cH K!"
      Mehr und Mehr Stimmen ertönten, mehr und mehr Sätze fielen und irgendwann kollabierte Ren und fand sich in der Realität, schwer aufatmend wieder. Als sein Blick sich zum Lagerfeuer wandte, war die mysteriöse Präsenz verschwunden, doch jenes versiegelte Buch befand sich aufgeklappt vor ihm, auf der linken und rechten Seite lediglich die Worte "Dreh wieder um!", stehend.
    • Später am Tag

      Nachdem Ren und Ria sich noch eine Weile im Baumhaus der Verschollenen aufgehalten hatten, beschlossen sie um die spätere Mittagszeit doch wieder nach Canard zurückzukehren. Schweigend stapften sie hintereinander wieder durch das dicke Unterholz, welches sich durch breite Moosflecken, zerrüttende Baumstämme, Pilzen und Steinen zusammensetzte. Träge lies Anoria ihren Blick über die Landschaft streifen. An den wenigen Nadelbäumen, die sich hier in diesem Mischwald ihren Weg an die Oberfläche gekämpft hatten, hatten sich weißliche Flechten gebildet, die den Stamm teils mehr, teils weniger in Beschlag nahmen, ihn umsäumten und sich Tellergroß auf ihm erstreckten. Seufzend hatte die junge Frau kurz ihren Blick an die Symbiose gepinnt, dann wurde sie aber wieder von lauterem Gerede aus den Gedanken gezogen. Die Einwohner Canards waren allesamt munter auf den Beinen und schienen das Lager des Widerstandes prunkvoll herzurichten. „Was soll das denn werden?“, entkam es der Logos verwirrt, als sie hinter dem Braunhaarigen über die Waldgrenze trat und neben ihm stehenblieb. „Das Verschwinden der flammenden Göttin jährt sich heute zum sechsten Mal.“, wissend blickte er auf die etwas Kleinere hinab. Diese zog ihre Augenbrauen kraus und schmunzelte. Kurz noch tauschten die Gefährten einen Blick untereinander aus und machten sich dann weiter auf den Weg in die Stadt hinein. Bereits vor den ersten Häusern erkannten sie die vielen Laternen und Leuchtschnüre, die um Pfosten, Wäscheleinen, Hausmauern und Regenrinnen gewickelt und gehängt waren. Es gab an fast jeder Ecke ein großes Windlicht, umsäumt von kleineren Gefäßen mit Kerzen. Kleine Lagerfeuer wurden vor jeder Türe bereitgestellt und der sanfte Duft von Räucherstäbchen durchdrang die frische Herbstluft, welche Ria und Rei das Haar nach hinten blies. Sich schützend vor diesem kühlen Windstoß, zog sich die junge Frau etwas zusammen und verschmälerte fast gleichzeitig ihre Augen. In dieser Position verharrte sie, bis die Kälte wieder von ihr gegangen war. Sie hatte noch nie etwas für die Kühle über. Dennoch stimmte es sie nachdenklich. „Stimmt ja… es wird Herbst…“, kam es dann wissend, aber leise über ihre Lippen, als sie in ihrem Blickfeld eine große Person auf sie zukommen sah. Es war Hanzai, der einen Leiterwagen hinter sich her zog und mit einem Schmunzeln, fast schon verlegen fragenden Gesichtsausdruck auf den Zügen ihre Gesellschaft suchte. „Hier steckt ihr… habt ihr gefunden was ihr gesucht habt? Ich hoffe, ihr konntet mit meinem Ratschlag etwas anfangen… ansonsten bin ich nur der versoffene Alte, der die Tatsachen verdreht“, neugierig, aber mit einer Spur der Traurigkeit, wechselte sein Blick zwischen dem jungen Mann und der jungen Frau hin und her. Anoria war kurz zu sprachlos, um etwas zu sagen, doch Rei hob nur besonnen einen Arm hob, zeigte Hanzai somit die flache Handfläche und winkte ab. „Mach dir darüber keine Sorgen… aber ja, das haben wir.“ Der Blick des Bärtigen erhellte sich. „Wunderbar! Dann… wollt ihr der Gemeinschaft helfen, den großen Abend vorzubereiten? Es gehört noch einiges erledigt… die restlichen Laternen müssen zusammengeklebt werden, das große Feuer am Marktplatz gehört errichtet und noch unzählige Kerzen gehören verteilt.“ Der Optimismus welcher in dem faltigen Gesicht und den grauen Augen leuchtete, konnte fast nicht abgewiesen werden. So sahen sich die Gefährten nur kurz an, zuckten mit den Schultern und willigten in den Vorschlag des Alten ein.

      „Das war eine heiden Arbeit…“, ächzte Anoria, die sich nun endlich getaner Dinge durchstreckend die wenigen Stufen zu ihrer Hütte hinaufquälte. Auch Rei, der hinter ihr ging, drückte seine Hände leicht durch und lies sich auf die Dielen vor der Türe hinabfallen, nur um erschöpft seine Stiefel auszuziehen. „Oh man… meine Füße qualmen…“, seufzte er. Der jungen Frau kostete dies ein amüsiertes Kichern, ehe ihre Hände sich am Geländer der kleinen Terasse abstützen und sie in den immer dunkler werdenden Himmel blickte. Einzelne Sterne suchten sich bereits blickend den Weg zur Erde hinab, der Mond war von der Schwärze verschlungen. „Die flammende Göttin muss ihnen wirklich sehr am Herzen liegen, wenn sie jedes Jahr ein solches Fest für sie veranstalten. Fast schon als wäre sie eine Heilige…“, nachdenklich zog Anoria eine Schnute und festigte ihren Stand auf ein Bein, während das andere locker eingeschlagen vor dem anderen ruhte. Rei beobachtete die junge Frau kurz im dimmen Licht des Abends. Dann zog sich ein Schmunzeln über seine Lippen und er schloss für einen Moment die Augen. „Stimmt wohl…“, hörte man ihn dann sagen. Dann herrschte Ruhe in Canard. Es war schon fast totenstill, als hätten sich alle Bewohner aus dem Staub gemacht, als man vor Weitem das dumpfe Dröhnen einer Trommel hören konnte. „Hm?“, fast schon gleichzeitig hoben Ria und Rei ihre Köpfe an und blickten herum, um die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Doch anstatt der Trommel, schummelte sich etwas anderes in ihr Blickfeld. Ein heller Schein umschloss ganz Canard, welcher immer stärker wurde und näher kam. „Was…“, erstaunt richtete sich nun Anoria in die Höhe und riss die vorerst so müde gewordenen Augen wieder auf. Nach und nach, etappenweiße, entzündeten die Bewohner des Lages die aufgestellten Kerzen, Lagerfeuer, Leuchtschnüre und Laternen, die sie über Tags aufgestellt und aufgehängt hatten. Leise war das Knirschen der Schritte und das Zischen des Feuers zu hören und wieder das Wummern der Trommel. Plötzlich stoppten die Einwohner, bildeten in ihrer Aufstellung einen Kreis, Wind kam auf und hinter dem seichten Tosen des Elements konnte man in der Ferne Donner vernehmen. Die Nacht hatte sich nun als gesamtes über Canard gespannt. Die vielen kleinen Kerzen und Lichter formten ein Meer aus Feuer und Flamme. Eine merkliche Spannung lag in der Luft. Die Trommel wurde plötzlich rhythmisch geschlagen und eine männliche Stimme begann zu Singen…

      Kven skal synge meg
      i daudsvevna slynge meg
      når eg på helvegen går
      og dei spora eg trår
      er kalde så kalde


      Eg songane søkte
      Eg songane sende
      då den djupaste brunni
      gav meg dråpar så ramme
      av Valfaders pant

      Alt veit eg Odin
      kvar du auge løynde


      Kven skal synge meg
      i daudsvevna slynge meg
      når eg på helvegen går
      og dei spora eg trår
      er kalde så kalde


      Årle ell i dagars hell
      enn veit ravnen om eg fell

      Når du ved helgrindi står
      og når laus deg må rive
      skal eg fylgje deg
      yver gjallarbrui med min song

      Du blir løyst frå banda som bind deg
      Du er løyst frå banda som batt deg

      ...

      Nach und nach erklangen auch weibliche Stimmen unter den Sängern, eine Art Drehleier wurde angestimmt, weitere Instrumente ausgepackt… Schellenkränze, kleinere Trommeln, Teufesgeigen… das Volk sang in einer Sprache, die Anoria nicht verstand. Doch legte sich das Lied elektrisierend in ihre Adern und eine Gänsehaut überspannte ihren gesamten Körper. Sprachlos und unfähig sich zu bewegen, gefesselt, gar hypnotisiert von dem Schauspiel, dass sich ihr darbot, konnte die Blonde nur starren. Die Masse begann sich am gefühlten Höhepunkt des Liedes weiter in die Mitte des Marktplatzes zu bewegen, das große Feuer wurde entzündet und brannte innerhalb einiger Sekunden lichterloh. Nun tanzte die Meute und besangen das Scheiden ihrer einstigen Anführerin.


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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ein Junge, auf den Scheunenboden sitzend, die Beine ummantelt mit den Armen, wandte seinen Blick verschwommen in Richtung des Scheunentores. Aufgrund des Lärmes außerhalb der Scheune, randalierten die Pferde in den Ställen und wieherten wie wild, doch verstummten die Schreie der Personen die ihn dazu zwangen für sie zu arbeiten. Die Kleidung des Jungen war zerlumpt, viele Risse offenbarten sich in Anbetracht der Kälte die einem Atemzug einer weißen Wolke entlockte. Irgendwann nachdem nur noch das Knistern der Flammen von außerhalb zu vernehmen war, öffnete sich das Scheunentor und offenbarte die Silhouette einer Person in Form einer weißen Flamme, auf ihn zulaufend bis jene sich zu ihn hinunter beugte und seine Hand ergriff. „Steh auf!“ Trüb vernahm der Schwarzhaarige Junge, dessen Haare zerzaust bis zu seinen Schultern hinab reichten die Züge seines Gegenübers, dessen gewollt zerschlissene Kleidung und das Gesicht welches nicht wirkte wie das eines Banditen, wenn auch nur ein Auge sichtbar und das andere unter einer Augenklappe verborgen war. „Bist du schwerhörig? Ich sagte du sollst aufstehen!“ Die Hand des Jungen lockerte sich und löste sich aus jener seines Gegenübers, bis dieser mit schnalzender Zunge aufstand und sich zum Gehen wendete. „Deine neue Familie wartet auf dich, also verabschiede dich schnell!“ Nach diesen Worten verschwand die Person wieder aus der Scheune und blieb weiter entfernt stehen. Aslan, um den es sich bei besagter Person handelte, beobachtete wie der Junge bei dem Wort Familie sein Haupt erhob und ihm langsam folgte. Als die Füße des Jungen jedoch zögerlich die Schwelle des Tores übertraten, schritt dieser zurück und schaute auf die imaginäre Grenzlinie die er sich selbst zum Schutze zog um keine Prügel von seinem Meister zu bekommen. Aslan schaute aus seinen Augenwinkeln heraus zu ihn hinter, zog aus dem Hüftholster einen seiner Dölche und warf diesen direkt vor die Füße des Jungen, mit der Spitze in den Boden hinein. „Befrei dich!“ Einige Sekunden begutachtete der Junge den Dolch und hockte sich vor jenen, umfasste den Griff und zog jenen durch die dreckige Erde um die Grenzlinie zu zerstören. Mit beiden Händen fest umfassend, lief er schlussendlich zu seinem Befreier und hielt ihn den Dolch wieder hin. „Verabschiede dich…“ Ohne den Dolch wieder entgegen zu nehmen ließ er den Jungen zurück und schritt voran während dieser sichtlich verwirrt den Dolch anstarrte und danach umkehrte, doch nicht in die Scheune, sondern dahinter lief. Dort befanden sich einige übereinander gestapelte Steine und davor Gegenstände wie eine zerbrochene Brille, eine pinke Schleife, eine kaputte Taschenuhr. Den Dolch fest umgreifend, senkte der Junge vor den ‚Gräbern‘ sein Haupt und schnitt sich einen Teil seiner Haare ab um diesen zurückzulassen. Nachdem er damit fertig war, drehte sich der Junge wieder zum Gehen und folgte der weißen Flamme die aus der Ferne zu vernehmen war. Irgendwann holte jener Aslan wieder ein und bekam ein Einfaches: „Gute gemacht“ zu hören, zwei einfache Worte die in seinen Augen einen leichten Schimmer zum Vorschein brachten. Auf einer Anhöhe angekommen stoppten Aslan und der Junge und schauten hinab zu den vielen Farmen Ordines, die in Flammen standen und den Himmel über der Stadt purpurrot färbten. Nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt, offenbarte sich ein Luftschiff im Himmel aus dessen Fenster Van Zephyr starrte und den erröteten Himmel vernahm. „Ziemlich dreist.“
      Chaika saß derweil auf einem Sitz nahe Van Zephyrs und schaute aus dem Fenster, doch etwas beizufügen hatte sie nicht. Über Van Zephyrs Lippen jedoch legte sich ein düsteres Grinsen. „Welch Glück das sich gerade ein Gast in der Stadt befindet. Dann zeigen sie mir mal ihr Können, werter Kommandant der Kreuzritter!“

      Das Klirren der Klingen ertönte aus der Ferne und Funken sprühten beim Aufprall von Metall auf Metall durch die Umgebung der von der Sonne erleuchteten Lichtung, dessen Licht sich in alle Richtungen entgleiste. Eine junge Frau mit braunem Haar sprang dort nach dem Aufprall der Schwerter einen Schritt nach hinten, wandte ihren Blick zur Seite und parierte den sich annährenden Dolch eines hässlichen, ungefähr 1 Meter 30 großen Wesens, grün verfärbt mit langen Spitzen Ohren und spitzen gelben Zähnen. Mit einer Drehung des Schwertes vermochte es die junge Dame das Monster zu entwaffnen und zurückzudrängen doch stürmten zwei weitere frontal auf sie zu und zwangen sie aufmerksam die Stiche mit grazilen Bewegungen zu entrinnen. Während jedoch die zwei Monster das Mädchen beschäftigten, offenbarten sich golden aufglühende Augen überhalb der jungen Dame, die sich in einen Schleier hinter dem nach unten fallenden Monster hinterherzogen während dieses im Fall den Dolch nach unten stieß um die Braunhaarige hinterrücks zu erstechen, doch diese ahnte die Gefahr, blickte nach oben und ließ sich nicht weiter zurückdrängen sondern trat einen Schritt nach vorne, beide Angreifer mit einen Seitwärtshieb enthauptend während das Monster aus der Luft hinter ihr brutal auf den Boden aufkam und sich taumeln aufrappelte, während es sich dem vom grünen Blut überzogenen Kopf hielt. Das Schwert der jungen Dame bohrte sich durch die Schulter des Wesens und zog sich einmal vertikal über den Brustkorb bis zur linken Unterseite des Monsters das nur noch qualvoll aufschrie bevor es zu Boden sank. Die Lichtung, nun besudelt vom grünen Blut und verziert von kleinen grünen Leichen, erschauderte bei der Ankunft eines 3 Meter großen Wesens ähnlich dem, welchem Ren in der Siedlung begegnete. Jenes Monster lugte zwischen den Bäumen hervor, umgriff einen der Bäume und zerbarste ihn zwischen seinen Händen, bevor es einen enorm lauten Schrei von sich gab der im ganzen Wald niederhallte. Von der Ferne aus, den Reisebeutel geschultern, vernahm der Schwarzhaarige junge Mann den Schrei des Monsters und folgte intuitiv im schnellen Lauftempo den Spuren des Kampfes bis er aus der Ferne die Lichtung erblickte und das Mädchen erkannte welches leichtfüßig den langsamen, aber in den Boden Spuren hinterlassenden Fäusten des Monsters auswich. Der Beutel löste sich von der Schulter des Mannes, der im Lauf neben seinen Körper seine rechte Faust in seine linke Hand schlug, eine schwarze Aura erschaffend die sich zu jenem Schwert manifestierte welches er einige Tage zuvor erst beschwor. Mit einem Satz schnellte Ren nach vorne und entledigte dem Monster eines seiner Beine, stoppte mit einem Bein und warf sich in einem Rückwärtssalto, in eine Schraube übergehend über den Koloss um jenes Schwert durch den Rücken zu bohren und über die Wirbelsäule hinter sich herzuziehen. Die roten Augen des Mannes glühten während des agilen Angriffes auf und das Schwert stoppte erst als selbst das Hinterhaupt des Monsters entzwei gespalten war. Vor dem unvermeidbaren Fall auf den Boden, stützte der Schwarzhaarige sich mit der freien Hand auf den Boden ab und landete mit einem Salto in Hockstellung auf beiden Füßen. Als er sich erhob, ließ er das Schwert zur Seite schnellen um es vom grünen Blut zu befreien während im Hintergrund das Monster zu Boden fiel. Doch das Ziehen des Schwertes ging nicht spurlos an ihn vorbei, denn erneut ertönten die lauten Schreie in seinen Kopf, wieder einmal so laut das sie ihn zu Ohnmacht zwangen. Die Braunhaarige beugte sich zu ihm runter während alles vor seinen Augen schwarz wurde und versuchte ihn vergeblichst wieder zu wecken.

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    • Schwärze. Auch die junge Frau umgab erneut nur diese wabbernde Dunkelheit, die sich in unendlicher Weite um sie ausgebreitet hatte. Anoria kannte diesen Zustand aus vorhergegangener Zeit, als sie die Schwarzhaarige Frau traf. Sollte sie diese wohl nochmals treffen? Auch wenn sie in ihrem delirialem Zustand merkte, dass sich ihr Blick herumwand, sah sie nichts. Ria wartete gespürte Stunden, doch vergebens. Gerade als sie dachte, ihr Traum würde in dieser Teilnahmslosigkeit enden, merkte sie, wie sich die äußeren Umrisse ihres Blickfeldes in rote, gelbe und braune Schlieren wandelte. Mehr und mehr Teile, des zuerst nicht erkenntlichen Bildes, schärfte sich und schnell drängte sich in den zuerst erdbraunen Rahmen ein abscheuliches Szenario. An ihre Ohren drangen zuerst gedämpfte Schreie. Unsegliche, angsterfüllte Schreie. Dann... beißender Gestank, Rauch, Blut... sie schmeckte den typischen metallenen Geschmack auf ihrer Zunge. Den verschwommenen Blick nach unten gerichtet, sah Ria auf ihre schwer verletzten Hände hinab. Sie waren von Dreck und ihrem eigenen Blut überzogen... und sie brannten, als hätte man heißes Wasser über sie geschüttet. Ria spürte, wie sich ihre Augenbrauen zusammenzogen, als sie ihre Hände herumdrehte und ihre Finger bewegte. Langsam hob sie den brennenden Blick wieder empor und als hätte man ihr mit einem Mal Watte aus den Ohren gezogen, dröhnte die laute Umgebung in ihren Ohren. Wie scharfe Messer stachen ihr die Schreie in den Kopf, das Prasseln von Feuer schnippste ihr wie kleine Steine gegen die Schläfen und das laute Rufen von fremden Stimmen, um Personen wohl in die Enge zu treiben. "Was...", schoss es ihr durch den Kopf. Gerade wollte die junge Dame losgehen um sich selbst einen Überblick über die Situation zu machen, da hörte sie eine wohlbekannte Stimme, die sie anschrie. "Verdammt ?$&%$!!! Wieso?!" Es war klar, dass diese Person ihren Namen sprach... aber warum konnte sie ihn nicht hören? Von da an jedoch, gehörte ihr ihr Körper nicht mehr. Ihr Schopf hob sich empor und fixierte eine ihr bekannte Person. Keine 10 Meter von ihr entfernt, stand Ren, der mit einer seiner Pistolen auf sie zielte. "Wieso, frage ich dich!", seine erzürnte Stimme, war von Trauer und Missgunst durchzogen. In seinen Augen erkannte die junge Frau ein Glänzen. Und auch Ria, die nicht mehr Herr ihrer Sinne war, spürte die Nässe von Tränen auf ihren Wangen. "Wieso...?", ruhiger als erwartet klang ihre Stimme über den Lärm der Vernichtung. In seiner Miene zeichnete sich keine Reaktion ab. "Ich habe wohl wieder einmal den falschen vertr-..."-"Du hast meinen Rat ignoriert!", schrie der Schwarzhaarige in ihre Richtung. "Schon wieder ?§&!", hängte er an und machte einen Schlenker mit seiner Pistole. "Canard geht zu Grunde! Sieh dir an, was du angerichtet hast! Sieh es dir ruhig an!", auf diese Worte betrachtete Ria durch ihre fremden Augen zum ersten Mal das Zentrum der Zerstörung, welches sich um sie herum wütete. Lodernde Flammen umgaben die Szenerie, heißer, beißender Wind striff übers Land und verbrannte ihr Gesicht. Die gedemütigten Züge ihrers Gesichtes verhärteten, ihre Augen wurden zu enttäuschten Schlitzen. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie dir in den Rücken fallen und du in deiner Wut deine Kräfte nicht mehr-!" - "Ich weiß Ren!", schrie sie nun dem Schwarzhaarigen entgegen, welcher überrascht den gegrämten Kopf hob. "Ich weiß... Glaubst du, ich bin mir nicht bewusst, was ich da angestellt habe? Alle meine Freunde, gehen grade drauf! Alles, für was ich gekämpft habe, brennt gerade nieder! Ich-!"-"Es ist deine Schuld! Ja, sie werden alle erschossen. Wegen dir! Weil du kein einziges Mal-!"-"Dann erschieß mich!", schrie sie ihm wieder entgegen und eine eiskalte Ruhe legte sich über den so erhitzten Boden. "Erschieß mich doch auch!", ihre Stimme wandelte sich in ein fanatisches, wenngleich verzweifeltes Brüllen und ihre Beine machten einen Schritt nach vor. "Das werde ich nicht tun...", monoton schwebten ihr die Worte des Schwarzhaarigen entgegen. "Erschieß mich, Ren! Ich habe nichts weiter als den Tod verdient, nachdem was hier passiert.", fordernd reckte sich ihr Kinn in die Höhe, doch sah sie, wie die Zweifel ihn quälten. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihre Hände formten sich zu Fäusten. "ERSCHIEß MI-!"... Ein Knall ertönte und Anoria schreckte mit einem gehetzten Schrei in die Höhe. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie aufgeregt nach Luft schnappte und verkrampft ihre Decke festhielt.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ein weißer Raum, der endlosen Leere erstreckte sich vor den Schwarzhaarigen. Tropfen ertönten, doch schien weder Regen noch Nässe im Raum vorfindbar zu sein. Der weiße Boden wölbte sich bei jedem Geräusch und erzeugte Wellen, verwirrt und verloren zugleich wandten sich die tiefroten Augen durch den leeren Raum schweifend. Ein tiefer Atemzug stieß eine weiße Wolke aus und dem jungen Mann wurde immer kälter und kälter, bis sich vor seinen Augen eine weiße Silhouette bildete, welche ihre Hand zu ihm ausstreckte. Gerade als Ren die Hand des Mädchens umfassen wollte, zerbröckelte die Gestalt in Schnee und zerfiel zu Boden. Zu dem Schnee gesellten sich schnell erneute Tropfen, doch diesmal entwichen diese den Augen des jungen Mannes und ließen ihn verdutzt dreinschauen. „Huh?“
      Sich die Tränen aus den Augen wischend, vernahm Ren plötzlich eine Hand an seiner Schulter und das Bild zweier Kinder schoss ihn in den Kopf deren Gesichter von einem schwarzen Schleier verborgen schienen, doch die ebenfalls ihre Hände nach ihm ausstreckten. Als sich Ren zur Seite neigte um aus seinen Augenwinkeln zu erkennen um wen es sich handelte, entdeckte dieser lediglich eine schwarze Hand die sich über einen schwarzen Arm von unten aus dem weißen Boden ragte. Binnen weniger Sekunden umfasste die nächste Hand sein rechtes Bein, seinen linken Oberschenkel, seine rechte Hand, seinen Bauch, den Hals, die Stirn und zusammen zogen sie ihn nach unten zu Boden. Jener hielt dem Gewicht des jungen Mannes nicht stand, der entsetzte versuchte sich zu befreien und wölbte ein, verschluckte ihn regelrecht und zog ihn in den Abgrund der Dunkelheit, sich dem Licht immer weiter entfernend. Der Luft abgeschnitten, wie in einer Art Wasser befindlich, keuchte der Schwarzhaarige die letzte verbliebene Luft aus und schluckte unwillkürlich die schwarze Flüssigkeit. Mit geweiteten Augen seinen rechten Arm nach oben streckend, hoffte er das Licht doch noch zu erreichen oder eine helfende Hand gereicht zu bekommen, doch sank seiner Hand in Anbetracht seines schwindenden Bewusstseins, seiner immer schmaler werdenden Augen und seinen immer langsamer schlagendem Herzen. Die Schreie ertönten in seinem Kopf, Schreie von Personen, Bilder von Leichen über Leichen und ihn daneben stehend mit einem von Blut verschmierten Schwert/ mit zwei von Blut bespritzten Pistolen beide Ren’s Rücken an Rücken stehend, sich umdrehend und kalt und leblos in die Augen des jeweils anderen blickend.
      „Ren“, ertönte es leise aus der Ferne bis die fremde, feminine Stimme erneut ertönte. „Ren! Atme!“
      Die Stimme wurde deutlicher und hallte in der Umgebung nieder, brachte die Dunkelheit in Wallung und drehte das Geschehen sodass aus dem Sinken in die Tiefe der Fall in die Höhe wurde.
      Weit riss der Schwarzhaarige seine Augen auf, als er das Licht durchdrang und auf einem fremden Bett erwachte. Neben sich erblickte er das Mädchen, welches er im Wald ‚gerettet‘ hatte und vernahm wie sie schwer atmete. „Warte kurz! Ich brauch einen Moment… Eine 30-Minütige Herzdruckmassage ist echt anstrengend…“
      Nach Luft ringend normalisierte sich die Atmung der jungen Dame nach und nach etwas, bis sich ihr Blick streng zum Schwarzhaarigen wandte. „Kannst du mir mal erklären was du hier zu suchen hast, Ren?“
      Der junge Mann entgegnete dem Blick der jungen Dame mit schief gelegtem Kopf und zuckte mit den Schultern. „Kann es sein das du mich mit jemanden verwechselst? Ich kenne niemanden mit den Namen ‚Ren‘“
      Verdutzt zog die junge Frau ihre Augenbrauen zusammen und musterte den Schwarzhaarigen von unten nach oben, schaute sein Haar empor und zupfte sich am eigenen Haar als sie die Weißfärbung erkannte. Nachdenklich sank sie nach hinten auf den Stuhl, überschlug ihre Beine und hielt ihre Faust vor den Mund um ihre Gedanken zu ordnen. „Amnesie?“
      Der Schwarzhaarige nickte schlicht und schaute auf seine Decke nieder. „Bruchweise erinnere ich mich an gewisse Dinge zurück, zum Beispiel daran das mein Name ‚Zoa‘ lautet, dass ich nach Canard muss um zwei Personen zu finden und, dass ein Mädchen in meinen Träumen auftaucht das für mich eine besondere Bedeutung haben muss. Ich erhoffe mir von diesen zwei Personen Antworten zu bekommen.“
      Den Worten des Schwarzhaarigen folgend, zuckte die junge Frau mit den Schultern und erhob dabei ihre Handflächen nach oben. „Theoretisch könnte ich dir ebenfalls alles verraten was du wissen willst, das Problem wird jedoch sein das du mir nicht traust und das ich einen Groll gegen dich hege.“
      Entsprechend der Reaktion der jungen Dame, fühlte sich Ren von dem was sie von sich gab ertappt und schaute auf seine Decke. „Aber nach Canard kann ich dich dennoch begleiten, denn auch ich muss dort hin. Zwar bezweifle ich das du dort Antworten finden wirst, aber wäre es nicht schlecht, wenn du denjenigen gegenüberstehst dem du Rechenschaft für dein plötzliches Verschwinden damals schuldig bist. Selbst wenn es in deinem derzeitigen Zustand keine Genugtuung gäbe dich zu verurteilen.“
      In Ihren Augen spürte der junge Mann den Zorn und den Hass, welche die junge Dame ihm gegenüber empfand, womöglich handelte es sich auch lediglich um Verachtung. „Wir brechen heute Abend auf, bis dahin werde ich meine Vorräte aufstocken. Wenn du den Raum verlassen solltest, dann sei wieder da, wenn die Sonne den Himmel ins Abendrot taucht. Es ist sicherer in der Nacht zu reisen, denn zu diesem Zeitpunkt erkennt man die Patrouillen des Ritterordens anhand der Fackeln aus der Ferne.“
      Die junge Frau lief einige Schritte der Tür entgegen und stoppte vor dieser. „Achso, bevor ich es vergesse… Solltest du zu diesem Zeitpunkt nicht hier sein, dann werde ich ohne dich weiterlaufen und dafür sorgen, dass dir kein Einlass nach Canard gewährt wird!“
      Als sich die Tür öffnete, ertönte die Stimme des Schwarzhaarigen bevor seine ‚Retterin‘ den Raum verließ. „Warte… Danke das du mich gerettet hast.“
      Ohne darauf zu antworten verließ das Mädchen den Raum und ließ den jungen Mann zurück.



      Rei saß inzwischen auf einem Felsen nahe der Siedlung, außerhalb der fragilen Mauern die sie beschützte und schaute das Mondlicht empor. Sein rechtes Bein hatte er angewinkelt, das andere hing locker am Felsen herab, sein rechter Arm lag locker um sein rechtes Knie und seine linke Hand stützte sich neben seinen Körper ab. Nachdenklich gestimmt über die letzten Tage, offenbarten sich unendlich viele Fragen in seinen Kopf die nach und nach geordnet werden müssten. Um einen Teil dieser Fragen zu beantworten, müsse er auf Ren stoßen, doch Ren müsste schon unlängst im Camp angekommen sein. Mehr und Mehr nagte das Gefühl an ihm das Anoria eine unmittelbare Verbindung zu Suzu besaß und desto mehr stellte sich ihm die Frage was dies zu bedeuten hatte und weshalb es vor ihm verheimlicht wurde. Aus den Gedanken gerissen, erschien plötzlich eine Person mit roten Haaren vor ihm, verbeugte sich und schob sich seinen Hut zurecht. „Verzeiht mir, Lo-„
      „Tch“, entwich es den Braunhaarigen knapp mit giftigem Blick, die Zunge schnalzend. „Lasst es mich wiederholen, verzeiht mir die Störung Rei, aber es gibt Neuigkeiten bezüglich der Krankheit eures jüngeren Bruders.“
      Aufgeschreckt stützte sich der Braunhaarige vom Stein nach vorne herab und schaute den Rothaarigen mit bleichem Gesichtsausdruck an. „Lady Merry bittet euch inständig darum den Weg nach Hause, nach Arcadia anzutreten. Der gesundheitliche Zustand eures Bruders hat sich verschlechtert und sie erhofft sich das eine Besserung eintritt, sobald er sie zu Gesicht bekommt!“
      „Ray…“, entwich es den Braunhaarigen mit schwacher Stimme während seiner Augen zu Boden wanderten und es einige Sekunden brauchte bis Rei sich wieder fing und antwortete.
      „Richte Merry aus das ich mich umgehend auf den Weg mache und morgen aufbrechen werde! Zest, du und die Anderen ihr werdet eure derzeitige Mission der Beschattung vorgegebener Adliger unterbinden und euch auf die Suche nach Ärzten begeben die im Umgang mit Ray’s Erkrankung geschult sind!“
      Der Rothaarige nickte schlicht und wandte sich zum Gehen. „Verstanden!“, entwich es lediglich noch bevor er in den Schatten verschwand, der sich in Form einer Wolke über die Landschaft legte und die Umgebung für wenige Sekunden verdunkelte.
      Am nächsten Morgen saß Rei bereits auf seinem Bett und bereitete seine Reisevorräte zu, bis er aus seinen Augenwinkeln heraus Anoria vernahm. „Ich habe den anderen bereits Bescheid gegeben eine Nachricht an Ren weiterzuleiten, sobald er in Canard eintreffen wird. Wir müssen auf dem schnellsten Wege nach Arcadia aufbrechen, dort gibt es einen Notfall der mit Ren’s Verschwinden in Verbindung stehen könnte und der Meister könnte etwas darüber wissen! Willst du dich noch von den anderen verabschieden?“

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    • Es dauerte einige Zeit, doch beruhigte sich die junge Frau nach einigen Moment. Sie atmete ein paar Mal tief durch und wischte sich mit einem letzten, scharfen Atemzug den kalten Schweiß von der Stirn, nur um diesen in ihrer Bettdecke abzustreifen. "Was zur Hölle...", es entkam ihr ein murmelndes Aufatmen, nachdem sie ihre Gedanken endlich geordnet bekam. So nun, so beruhigt, konnte Anoria sich auch auf ihre Umgebung konzentrieren. Rei... ein kalter Schauer überkam sie. Als hätte man ihr einen Stromstoß verpasst. Es stellten sich ihr die Nackenhaare auf und ihr Oberkörper richtete sich schnurgerade auf, bevor sie den Blick streifen lies. Doch ihre Augen erfassten nur ein bereits gemaches Bett und einen leeren Raum. Was hätte sie ihm auch erzählen sollen... im Lügen war sie noch nie gut und er erkannte es, wenn sie nach Worten der Wahrheit rang, nur um einen Umstand zu verschleiern, der mittlerweile für alle klar war. Nun, zumindest für die beiden. Dennoch. Rei musste wohl schon vorgegangen sein. Erneut durchzog ein tiefes Aufatmen ihrerseits das Zimmer, ehe sie nun ihre Beine aus dem Bett schwang. Sie wusste es wieder. Gestern, nachdem sie die Feierlichkeiten für die verschwundene, flammende Göttin mitverfolgt hatten, besprachen die beiden Gefährten noch, wie sie am nächsten Tag, also heute, weitermachen wollten. "Wir sollten früh aufbrechen... unser Weg führt uns zurück nach Ordine..." Wieso wollte Rei der verwirrten Blonden nicht sagen, aber vielleicht würde sie ja heute was aus ihm rauskitzeln. Anoria konnte es sich insgeheim bereits denken, warum... Ren war nicht aufgetaucht, das Zielobjekt ihrer Reise nicht hier... Rei saß mit dem Rücken zur Wand und konnte nicht mehr vor und zurück. Es war klar, dass sie zurück mussten. An den Anfang, wo sich die Gruppe gefunden und verloren hatte. Die junge Frau war mittlerweile aufgestanden und in ihre Stiefel geschlüpft. Ächzend hob sie die Matraze empor, fischte ihr Schwert zwischen den Rippen des Lattenrostes heraus, mit einem Gähnen schlurfte sie zu dem runden Tisch in der Mitte des Raumes, legte die Waffe auf dem Holzwerk ab und zog sich ihre Kleidung über. Im Anschluss schnallte sie das Schwert um und öffnete ihre zerzausten Haare. Schnell warf sie jene über ihren Kopf nach vor, durchfuhr sie schnell mit ihren Fingern und band sich einen erneuten, festen Zopf, ehe sie ihren Körper wieder geraderichtete. Ihre Finger tasteten nach dem Haargummi um ihn noch etwas fester zu ziehen, da durchfuhr ein scharfes Stechen ihre Handfläche. Mit einem verzerrten Gesicht lies sie ihre Hand nach vor schnellen und sah auf den Verband hinab, der ihre Wunde bedeckt hielt. Es blutete zwar nicht durch, aber die Heilung strapazierte sie wohl doch noch. Nur langsam lösten sich ihre Augenbrauen aus der schmerzlichen Starre und hoben sich über ihre Augen, gaben somit ein neutrales Gesicht der jungen Frau frei. Es nützte nicht, hier noch Zeit zu schinden. Je schneller sie Ren wiederfanden, desto besser. Wenige Minuten später trat die Blonde über den Türstock. Sie hatte den Rest ihrer Habseligkeiten in einen kleinen Beutel zusammengepackt. Eine Flasche Wasser, etwas Brot, einen neuen Verband für ihre Hand und Äpfel. Im Dorf schienen noch alle zu schlafen, was ihnen nicht zu verübeln war, denn die Sonne trug sich eben erst über den Horizont und färbte den Himmel zuckerwatterosa. Die Feierlichkeiten hielten noch lange gestern Abend. Sie mochte diese Atmosphäre komischerweise. Ein kleines Lächeln schob sich auf die Lippen der jungen Frau und in ihrer erhellten Stimmung machte sie sich auf den Weg Richtung Haupttor der Stadt des Widerstandes. Schon von Weitem konnte sie den braunen Schopf des jungen Mannes erkennen. Ein Flackern legte sich in die Augen Rias und sie erinnerte sich an etwas zurück... der erste Abend, an dem sie und Ren gemeinsam Zeit verbrachten... oben auf dem Hügel über der Hauptstadt. Und da, er kehrte sich zu ihr um... doch verflog die Erinnerung und sie sah in das leicht besorgte Gesicht Rei´s, ehe er sie auch erkannte. Die Sorge verflog, wenn auch etwas bröckelig und ein halbwahres Lächeln legte sich auf seine Züge. Die Blonde atmete tief durch, hob dabei merklich ihre Schultern und lies sie wieder fallen. "Können wir los?"

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Rei

      So traten die Zwei, nach ihrem längeren Aufenthalt in Canard, wieder die Reise an und folgten dem gleichen Weg von dem sie herkamen. Im Anbetracht der weiten, grünen Wiesen schien die Sonne erbarmungslos auf sie nieder und Stunden für Stunden vergingen, pausenlos dem endlosen Grün folgend. Wäre Anoria nicht schon unlängst die Körper strapazierenden Reisen gewöhnt, so hätte sie bereits gemerkt das Rei ein ungewöhnlich schnelles Tempo zu Tage legte. Nun war es schon fast ein halbes Jahr her, das Ria ihre Heimat verließ um zuerst mit Ren und dann mit Rei zu reisen und die Zeit auf den langen Märschen zwischen den Landschaften verging wie im Flug. Die Natur, das Geschenk dieser Welt, offenbarte immer wieder neue Überraschungen von hin zu Hasenfamilien über den Feldern bis zu den Fröschen die über die Seerosen sprangen und Rei dabei nass spritzten, sehr zum Amüsement der jungen Dame, die kurz darauf ebenfalls Wasser abbekam.
      Die Besorgnis über seinen kleinen Bruder gut überspielend, trugen die Stiefel des Braunhaarigen Mannes ihn mit einem aufgesetzten Lächeln weiter voran, weiter und weiter den Pfad folgend, bis hin zu einer Brücke die über einen Fluss führte und von Wegelagerern bewacht wurde. Solche Situationen endeten meist damit, dass die Banditen ihr Hab und Gut an Ren und Anoria verloren.
      Nun, während die Nachmittagssonne den Himmel verzierte, gönnten sich Anoria und Rei eine Pause an einem großen Baum nahe einem kleinen Teich, welcher einen großen Schatten warf. In den Schatten liegend, die Arme hinter seinem Kopf verschränkend, schaute der Braunhaarige junge Mann zu den Wolken hinauf.
      „Wenn wir in dem Tempo weiterreisen, sollten wir in einigen Stunden nahe eines Camps gelangen welches wir schon auf der Hinreise zur Rast benutzten…“
      So entwichen ihn zwar die Worte, der Situation entsprechend Nachdenkend, obwohl seine Gedanken selbst ganz woanders waren und sich die vielen endlosen Wolken in seinen Augen wiederspiegelten. Rei’s Augen weiteten sich als Anoria’s Lippen die Worte: „Diese nachdenkliche Art steht dir nicht…“, verließen. „Stimmt… Diese Charaktereigenschaft sollte ich getrost K überlassen. Ironisch, dass ich diese Art an ihm früher gehasst hatte und nun selbst beginne so zu denken.“
      Die junge Dame schien nachzuhaken und ihre Sorge war deutlich zu vernehmen. „Was mit mir ist? Gar nichts, hab mir nur gedacht was mein alter Freund, K nur gerade macht!“
      Ein schelmisches Lächeln legte sich über die Lippen Rei’s während er diese Worte von sich gab.

      Aslan

      Der Himmel blutrot verfärbt, die Stadtbewohner in die Häuser verbarrikadiert, die Soldaten wie wild durch die Straßen rennend den Befehlen folgend, auf dem Weg die Flammen außerhalb der Stadt zu löschen, welche von Aslan und seiner Truppe gelegt wurde.
      In einer Seitengasse versteckend, blitzten zwei Klingen auf und der Schleier eines roten Auges zog sich in blitzschnellem Tempo durch die verdunkelte Straße hindurch zur nächsten Seitengasse, die letzte Wache die hinter den anderen hinterherlief in die Gasse ziehend und erlegend. Der Soldat der voranlief, vernahm das sein Hintermann fehlte und schaute zu den Anderen, die ihn darauf anwiesen mit einen weiteren von ihnen in der Seitengasse nachzuschauen. Dort befindlich, polterte etwas und die Waffen zogen ihre Waffen, doch entpuppte sich das poltern als das Maunzen einer streunenden Katze die aus einem Karton fiel der in der Abstellgasse zu Boden stürzte. Als die Wachen ihren Blick nach hinten wandten, vernahmen sie wie ein Schatten vom Dach hinabstürzte und warnten die Anderen, doch zu spät.
      Mit beiden Dölchen hatte der mysteriöse Angreifer die zwei Wachen erlegt und rannte auf die verbliebenen zwei, vor der Gasse, zu. Als diese sich bereit machten, warf der junge Mann einen seiner Dölche und umfasste noch im Sprint einen weiteren der sich an seinem Hüftgürtel unter seinem Mantel befand. Das geworfene Messer bohrte sich durch die Hand Seite des einen Soldaten, während der andere nach vorne stürmte und seinen Speer nach vorne stieß. Mit einem schnellen Schritt zur Seite, wich der junge Mann der Speerspitze aus die lediglich seine zur Seite wallende Mantelseite durchstieß und ließ beim vorbeirennen die scharfe Dolchseite an der Kehle des Soldaten vorbeigleiten, ein weiteres Messer werfend das sich durch den Stiefel des Mannes bohrte der bereits ein Messer in der Seite stecken hatte. Jener knickte mit dem Fuß vor Schmerzen weg, als er mit seinem Schwert schwung holte, und vernahm wie der Angreifer den in der Seite befindlichen Dolch packte und quer über den Brustkorb der Wache zog.
      Hinter Aslan, der seine Kapuze nicht lichtete um weiterhin in den Schatten zu bleiben, verdeutlichte sich der Junge den er noch vor wenigen Stunden rettete und der die verlorenen Dolche von Aslan auf dem Weg aufhob um sie mit sich zu tragen. „Habe ich dir nicht gesagt das du bei den Anderen bleiben sollst? Hör auf mir zu folgen, sonst kann ich deine Sicherheit nicht garantieren, du Plage!“
      Doch als der Schwarzhaarige einen Schritt nach vorne trat, trat auch der Junge einen Schritt nach vorne und machte er einen Schritt zurück oder zur Seite so ahmte auch dieser sein ungewollter Begleiter nach. Mit aggressivem Gesichtsausdruck schaute er zu den Jungen zurück, der sich davon nicht beeindrucken ließ. „Tch… Wenn die Soldaten dich kriegen, werde ich dich nicht noch einmal retten!“
      Ohne auf den Jungen zu warten, begab sich Aslan wieder auf die Pirsch um seine Feinde zu dezimieren und in Richtung Van Zephyrs Anwesen zu gelangen, an welchem derweil das Luftschiff Van Zephyr’s gelandet war. In den Straßen befindlich, schaute der Mann im grünen Mantel zu seinen Soldaten die ihn Bericht erstatteten. „Leutnant Gaius, einige unserer Patrouillen verschwanden spurlos im Wohnbezirk, am Marktplatz und nah des Brunnenplatzes.“
      Der junge Mann schaute mit ernstem Gesichtsausdruck zu den Soldaten. „Nicht den Kopf verlieren, Soldaten! Wir sind 20 Mann, jeweils 8 werden zum Brunnenplatz und zum Markplatz gehen. Die restlichen 3 kommen mit mir zum Wohnbezirk!“
      Die Männer salutierten, doch unterbrach eine bekannte Stimme den Befehl des Mannes. „Kleine Planänderung, Gaius…“
      „Hauptmann Vale!“
    • Ren

      Ein weit geöffnetes Fenster gewährte dem Wind Einlass in den Raum, ein Baum baumelte die Fensterbank herab während das andere auf jener Stützte und die Silhouette des Schwarzhaarigen verdeutlichte, der mit der Kapuze über sein Haupt auf der Fensterbank saß um nach draußen zu schauen. Was sollte er sonst tun, als seine Gedanken zu ordnen? Ziellos in der Stadt umherwandern, oder gar die junge Dame versetzen die eine Verbindung mit seinem vergangen Ich zu haben schien?
      Der Himmel war verdunkelt, noch regnete es nicht doch würde es nicht lange dauern bis die Tropfen erbarmungslos auf die Böden niederprasseln würden. Die Stadt, oder eher das größere Dorf selbst besaß schon Straßen aus Gestein, sowie robuste, farbenfroh verzierte Häuser. Doch auf der Straße selbst war am selbigen Tag, an jenem trüb wirkenden Tag nicht viel los. Die roten Augen, die sehnsüchtig gen Himmel blickten, wissbegierig auf Antworten, schlossen sich im Anbetracht der Endlosigkeit des Wolkenmeeres.
      ‚Lass mich meine bisherigen Erfahrungen rekreieren‘
      Vor dem inneren Bilde des Mannes befand sich ein weißer Raum, mit seiner Hand die er vor sich ausstreckte formte er in seinen Gedanken einige Worte vor sich in die Luft die sich im Raum verzerrten. ‚Zoa… Dies ist mein Name, bisher ohne jegliche Bedeutung. In keinem der Bücher die ich bei mir trug befanden sich Hinweise auf diesen Namen, nur verschiedene unwillkürlich zueinander passende Berichte von Adligen waren markiert und in jedem stand etwas von einem Mädchen das von ihnen erkauft, ermordet, als Spielzeug missbraucht oder „gerettet“ wurde.“
      Mit einer Handbewegung zur Seite verwischten sich die einzelnen Buchstaben, sie verschwommen, verblassten und verschwanden vollends. Erneut streckte er seine Hand nach vorn und bildete in seinen Gedanken zwei schwarze Silhouetten, eine eines Mannes entsprechend und eine einer Frau entsprechend. ‚Ich bin auf der Suche nach zwei Personen, zwei Personen die ich schon seit langer Zeit zu kennen scheine. Ich höre ihre Stimmen und vernehme ihre Körperformen, doch erkenne ich nicht ihre Gesichter und erinnere mich nicht an ihre Namen oder an meine Vergangenheit mit ihnen. Mein einziger Anhaltspunkt ist die einzig, wahrlich zurückgewonnene Erinnerung von mir. Ihr Ziel war Canard, und so war es meins vermutlich ebenso. Besteht die Möglichkeit das die zwei meine Reisebegleiter waren die mir abhandenkamen als Tag X mit dem Verlust meiner Erinnerungen eintrat?‘
      Mit einer schlichten Handbewegung zur Seite, verschwanden die Silhouetten und mit einem Fingerschnippsen erschuf er ein Originalgetreues Bild von der jungen Frau die ihm in Wald rettete.
      ‚Verriet sie mir ihren Namen? Eine mysteriöse Fremde, der ich ursprünglich helfen wollte, doch die am Ende mir das Leben rettete. Sie scheint ebenfalls eine Verbindung mit mir zu haben, doch nicht nur mit mir, sondern mit Canard. Aus irgendeinem Grunde nannte sie mich beim Erwachen Ren, doch war mir dieser Name vollkommen fremd. Es stellt sich die Frage ob dieser Name wirklich etwas mit mir zu tun hat, ob dieser den Namen einer der zweien Personen spricht die ich suche oder ob er etwas mit den Adligen zu tun hat die in den Büchern markiert waren. Besteht die Möglichkeit das mein Name, Zoa, ein Anagramm für den Namen Ren ist? Weshalb ist Zoa, die einzige Erinnerung die mir verblieb und weshalb war ich felsenfest davon überzeugt das dies mein Name war und ist? Die Abscheu des Mädchens mir gegenüber… symbolisierte sie das Canard mein Zuhause war und das ich es verließ, gar in Stich ließ? Ren, lebte in Canard mit zwei Personen und dem Mädchen, bis er aus einen Grund X Canard verließ, auf der Suche nach Etwas und dabei seine Erinnerungen verlor, davor aber noch mit einer Existenz ‚Zoa‘ in den Kontakt kam, oder die Begriffe Zoa und Ren sind umgedreht.“
      Ein weiteres Fingerschnippsen ertönte und das Mädchen verpuffte, bis der junge Mann seine flachen Hände ineinander schlug und beim Auseinanderziehen ein Buch aus weißem Material entstand. ‚Ein Buch, voller leerer Seiten. Stand etwas in diesem Buch, bevor es verblasste? Hat dieses Buch etwas mit meinen verlorenen Erinnerungen zu tun, oder sind es gar meine verlorenen Erinnerungen die sich dort in meiner Hand befinden? Selbst bei dem Versuch etwas ins Buch zu schreiben, fand ich auf den besagten Seiten am darauffolgenden Tagen nur Leere. Dieses Buch und jenes Schwert, welches mich die Schreie hören lässt sind die Mysterien auf welche ich vorerst wohl keine Antwort finden werde. Doch eine Sache gibt es noch, von essenzieller Wichtigkeit für mich…‘
      Das Buch verschwand in einen strahlenden Schimmer und flog in die Ferne, wo es sich in eine menschliche Form verwandelte. ‚Ein Weißhaariger Junge, dessen Gesicht verborgen ist und der mich stets warnt weitere Schritte zurück in meine Vergangenheit zu gehen um diese zu erkunden.Beschützt er mich davor zu erfahren was passierte, oder ist er derjenige der Schuld daran ist das mich jenes Schicksal ereilte? Ist er der Schlüssel zu meinen Erinnerungen?‘
      Der Traum verblasste in sich und Ren öffnete gezwungenermaßen seine Augen, als Regentropfen gegen sein Gesicht klatschten. Seine tiefroten Augen wandten sich in Richtung des Himmels und die Tropfen perlten auf seinem Gesicht ab, sich den Weg über seine Wangen nach unten bahnend. „Ren… Ist dies der Name des Jungen?“
    • Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Auch wenn Rei es nicht sagen konnte, oder wollte, so spürte die junge Frau doch, dass ihn irgendetwas beschäftigte. Die beiden hatten Rast gemacht und sie sich neben ihm an den Baum fallen lassen. Dort teilten sie ihre Lebensmittel. Während der Braunhaarige einfach so von dem Apfel abbiss, den Ria ihm anbot, so schnitt sie den ihren in acht kleine Spalten, nur um diese dann genüsslich zu verspeißen. So umwebte die Gefährten für einige Momente bloß Ruhe. Der sonnengewärmte Wind tobte sacht über die breite, endlose Landschaft und brachte auch die Baumkrone über ihnen zum rascheln. Zügig nahm die Blonde einen tiefen Zug der frischen Luft, nur um sie als Seufzen wieder auszuatmen. "Schnee...", schoss es ihr in den Kopf. "Die Luft schmeckt bereits nach Schnee...", so hatte ihr Gesicht eine Sorge mehr zur tragen, als sie den verschmälerten Blick an den Horizont schickte um dort nach Bergen zu suchen, die die weiße Pracht bereits oben auf liegen haben mussten. Es war später Frühling, als Anoria mit Ren an ihrer Seite, ihre Heimat verlies, was folgerichtig heißen würde, dass der Herbst vor der Türe steht und der Winter nur auf seinen großen Auftritt wartet. Ria hatte den Winter noch nie wirklich erlebt. Schnee kannte sie nur aus den verschriftlichten Erlebnissen verschiedener Kundschafter, die die weiße Pracht als das unschuldigste Phänomen wetterlicher Ausuferungen beschrieben. In der Hauptstadt war dieser jedoch immer matschig grau und braun und vereiste ob der unbeständigen Wetterlagen immer wieder einmal die Straßen. "Was geht dir eben durch den Kopf?", die amüsierte Stimme des jungen Mannes neben ihr, riss Anoria wieder aus den Gedanken. Diese zwinkerte ihm etwas überrascht entgegen, musste dann jedoch auch schief lächeln. "Ach... nichts wichtiges...", so zog sie ihre Beine an und umschlang ihre Knie mit den Armen. So sitztend, bettete sie ihr schmales Kinn auf jenen und sah mit müdem Blick in die Ferne. Schweigen breitete sich wieder zwischen ihnen aus, als Anoria eine Frage stellte, die punkto Spontanität und Impulsivität wohl nicht übertroffen werden konnte. "Rei... würdest du uns als Freunde bezeichnen?", sie kehrte ihren Kopf in seine Richtung und legte diesen auf ihrer linken Wange ab. Dieser sah sie zwar kurz verdattert an, gab ihr jedoch eine positive Antwort. "Gut... als deine Freundin, möchte ich etwas von dir wissen... wer ist Suzume?", als wäre es das normalste der Welt, so monoton und gleichgültig erklangen die Worte der fragenden Blonden, die mit eiserner Miene zu ihrem Begleiter empor blickte. Es schien, als hätte Rei nicht mit einer solchen Schaufel gerechnet, die noch eine Schippe auf den Berg der peinlichen Momente hinzufügte. So fand Ria den jungen Mann kurz hustend und spuckend neben sich wieder, der wohl das Überraschungsmoment nicht abschätzen hatte können. Als das Gesicht seinerseits von dem vielen Husten etwas rot anzulaufen begann, richtete sich die neugiere Dame doch empor um ihm auf den Rücken zu klopfen. Fünf, Sechs Mal, ehe Rei wieder Luft bekam. "Geht´s wieder?", vertröstend hatte Anoria ihm auch eine der eingepackten Wasserflaschen gereicht, nach welcher er nur zu gerne griff. "Tut mir Leid, dass ich dich so ins Messer habe laufen lassen...", Anoria zog eine entschuldigende Schnute und kratzte sich an der Wange. Möglicherweise war sie doch etwas zu weit gegangen... aber woher sollte sie denn auch wissen, dass diese Unbekannte auch bei Rei derartige Reaktionen auslöst. Keuchend fragte er sie, wie sie denn auf diesen Namen kam, woher sie ihn wusste. "Naja... ich... ich hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit, es mit Ren zu besprechen... beziehungweise dachte ich nicht daran, dass dieser Name, diese... Frau, die damit in Verbindung steht, so unglaublich wichtig zu sein scheint.", das Gold in ihren Augen glitzerte kurz beschämt auf, ehe Anoria weitersprach. "Das erste Mal, dass ich diesen Namen hörte, war, als ihn mir eine Stimme im Traum zu flüsterte... sie meinte, ich solle erkennen, wer ich sei... ich traute mir selbst nicht und schob es auf die Erschöpfung, dass mein Geist einfach... verrückt spielt. Doch...", ihr Kopf schnappte nach hinten und lehnte sich an die Baumrinde an, während ihre Augen einen Weg durch das Blätterdach suchten. "... als wir in diesem kleinen Dorf vor Canard Rast machten, hatte ich einen noch seltsameren Traum... Ich fand mich in Schwärze wieder, niemand war da... außer sie... eine junge Frau, etwas größer als ich... Sie hatte kurze, dunkelbraune, fast schon schwarze Haare, bläuliche Augen... und sie sprach mit meiner Stimme. Sie fragte mich, ob ich sie denn nicht erkennen würde... sie meinte, wir wären eine Person... bevor sie mir jedoch ihren Namen verraten konnte, bin ich aufgewacht... "Su..."... das war alles, was sie hervorbrachte. Und jetzt in Canard... alle Unterlagen die wir fanden hatten das Kürzel S... Rei... sag mir bitte, wenn ich anfange zu spinnen... Aber Suzume... sie ist die flammende Göttin, oder? Und sie ist auch diejenige, die ich in meinem Traum gesehen habe, nicht wahr? Und du und Ren... ihr kanntet sie. Anders kann ich mir deine Reaktion nicht erklären..." Wieder war es der Wind, der die Stille brach. Ria linste aus den Augenwinkeln zu Rei, welcher eine ähnlich nachdenkliche Miene aufgesetzt hatte, wie zuvor.

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    • Ren
      Sowie die Zeit dahinraffte, erhob sich der junge Mann von der Fensterbank und suchte sein Gepäck zusammen. Nachdem er alles verstaut hatte, schulterte er seinen Reisebeutel und schaute sich noch einmal im Raum um. Ein letztes Mal trugen ihn seine Stiefel zum Fenster, welches er schloss, um sich danach umzudrehen und den Raum durch die Tür zu verlassen. Unterhalb der Zimmer des Gasthauses, befanden sich mehrere schwach besiedelte Tische, bepackt mit Fleisch, Bier, Brot und lachender Kundschaft. Die Holztresen befanden sich direkt neben der Treppe und gewährten nur schwach Einlass in den sich dahinter befindlichem Raum, in welchem die Gastwirtin kochte. An einen der Tische saß die junge Dame, die den Krug ihres Bieres umgriff und nachdenklich in dieses hineinstarrte. Aus irgendeinem Grunde verkrampfte sich ihre Hand und der Griff verfestigte sich, während sich ihre Mundwinkel nach unten zogen. Bedacht näherte sich Ren der Frau und vernahm den überraschten Blick, der sich sofort wieder zurück zum Bierkrug wandte. „Ich hab es schon früher immer gehasst, wenn du dich so angeschlichen hast.“
      Die Worte der jungen Frau wahrnehmend, doch ihr keine Antwort gebend, stand der Schwarzhaarige schlicht dort und vernahm wie sie auf den Stuhl vor sich deutete. Den Beutel von der Schulter lösend, begab sich der Schwarzhaarige mit weißem Haaransatz auf den Stuhl nieder und schaute in die Runde. Dieses stechende Gefühl, der sich zu ihm wendenden, missgünstigen Blicke weckte in ihm eine unangenehme Erinnerung und vor seinem inneren Auge verschwammen die vielen Leute in grausame Gestalten die ihn angewidert anstarrten. Instinktiv umfasste er seine Kapuze und warf sich diese über den Kopf, seine roten Augen auf direktem Wege auf den Tisch senkend. Zwar nahm die junge Dame aus ihren Augenwinkeln ebenfalls diese Blicke war, doch offenbarte sich anhand ihres leicht geöffneten Mundes mehr Erstaunen als Mitleid. „Du musst es wohl echt nicht leicht haben als Revenus…“
      „Ich schlag mich durch…“, entgegnete dieser schlicht und stützte sein Kinn auf seiner rechten Hand ab, welche dank seines auf den Tisch gestützten Armes Halt gab.
      „Diesmal rennst du also nicht weg? Hätte gedacht das dich dein schlechtes Gewissen übermannt und du die Beine in die Hand nimmst!“
      Der Schwarzhaarige wandte seinen Blick von ihr ab. „Du Glückspilz… Mit deinen Erinnerungen hat man dir wohl auch jegliche Reue genommen.“
      Ein letztes Mal setzte sie den Krug an und nahm den verbliebenen Schluck des Bieres, ehe sie den Wirt an der Theke zu sich bat und ihm einige Goldmünzen reichte. Schlussendlich stand sie auf, nahm ihr Reisegepäck und schaute mit, von dem Alkohol, leicht geröteten Wangen sowie verschmälerten Augen zu ihrem zukünftigen Reisebegleiter. Dieser erhob sich von seinem Stuhl und beide verließen das Gasthaus. Im Schutze der Dunkelheit begannen die zwei ihre Reise nach Canard.


      2 Tage nach Beginn der Reise von Ren und der mysteriösen Frau, fanden die Ereignisse in Ordine statt, noch 12 Stunden bevor sich Anoria und Rei auf den Weg nach Ordine begaben um dort ein Luftschiff nach Arcadia nehmen zu können.


      Inzwischen hatte sich Aslan seinen Weg in die Nähe des Anwesen’s von Van Zephyr erkämpft, doch schien der Eintritt in jenes eine schier unmögliche Aufgabe. An einer Mauer gelehnt, lugt er an einen Spalt durch diese hindurch und beobachtete den Hergang der Soldaten. „Kann ich weiterhelfen?“
      In einer gruseligen Art und Weise, erschien urplötzlich auf der anderen Seite des Spaltes ein weiteres Gesicht, das sich schnell als das von Vale entpuppte. Dieser stach mit einem Lächeln in einem irre schnellen Tempo, sein Katana durch den Spalt. Aslan konnte nur knapp ausweichen, wurde dabei nahe seines Auges gestriffen, welches von der Augenklappe bedeckt war. Jene löste sich von seinem Gesicht und offenbarte ein Auge mit goldener Iris. Während Aslan seine Dölche zog, spaltete der Mann auf der anderen Seite mit scheinbar verrückt starker Kraft die Mauer entzwei und lief durch die Einkerbung hindurch. Mit einem Lächeln im Gesicht, schaute der Mann mit den aschgrauen Haaren zu seinem Gegenüber während in der Dunkelheit sein goldener Ohrring aufblitzte. „Heterochromie? Deshalb verstecktest du also dein Auge?“
      Ertappt warf der junge Mann seine Hand vor sein entblößtes Auge und verzog seine Mundwinkel nach unten, während sein anderes Auge sich vor Entsetzen weitete. „Nun, leider muss ich dich jetzt festnehmen, werter Herr ‚Black Jack‘“
      „Urgh… Diesen lächerlichen Namen werde ich wohl nie los.“
      Haaaaaa? Wie lächerlicher Name? Den hab ich mir ausgedacht! Black, für die dunkle Bekleidung und die pechschwarzen Haare und Jack, für den Massenmörder aus dem Buch welches ich vor einiger Zeit las, Jack the Ripper!“
      „Tch…“, entwich es Aslan lediglich, während er einen Dolch auf sein Gegenüber warf, welches er mit der flachen Seite des Katanas zur Seite abprallen ließ. Doch während er den Wurf des Dolches parierte verschwand der Assassine in den Schatten, vernahm aber nicht wie er etwas sehr Wichtiges vergaß.
      „Huch, wer bist du denn Junge? Ein Komplize?“
      Aslan der sich in den Schatten versteckte, vernahm mit geweiteten Augen wie Vale mit den Jungen sprach welchen der Schwarzhaarige nur einige Stunden zuvor rettete. Er erinnerte sich widerwillig an die Worte Ren’s zurück, seinen Willen Cole nachzuahmen und biss sich auf die Unterlippe. „Ich wusste das dieses Mistbalg mir nur Probleme bereitet.“
      Als die Stimme leise aus der Gasse ertönte, schnellte das Katana auf die Karton’s zu und teilte diese entzwei, doch fehlte von Aslan jegliche Spur und nur der Kartoninhalt verteilte sich auf der Straße. In einer Halbwärtsdrehung zur Seite, sprang der Schwarzhaarige von einen Dach auf Vale hinab, jedoch wurden seine Dölche im Flug von der scharfen Kante des Katana’s pariert und zwangen ihn dazu zurückzuspringen. Sich schützend vor den Jungen stellend, machte sich Aslan für den nächsten Angriff bereit, als sich plötzlich mehrere Schnittwunden rund um seinen Körper offenbarten und ihn in die Knie zwangen. Der Junge hinter ihn, vernahm weder Worte, noch konnte er deutlich sehen. Doch er nahm die Auren der zwei Personen vor sich war, die leuchtende, weiße Aura des jungen Mannes und die leicht gerötete, dennoch weiße Aura seines Gegenübers. Der Junge vernahm das Vale mit etwas zu kämpfen hatte, stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor seinen Beschützer und schaute Vale mit ernstem Gesichtsausdruck an. Dieser schaute für einen kurzen Moment erstaunt auf den Schwarzhaarigen Jungen hinab. „Du erinnerst mich an einen meiner Schüler, Junge. Ich wüsste zu gern, weshalb ihr euch ständig selbst in das Rollenbild der Dämonen einfügt… Leistet keinen weiteren Widerstand und kommt mit mir, ansonsten bleibt mir nichts anderes übrig, als…“
      Aslan rappelte sich auf, legte seine rechte Hand auf die Schulter des Jungen und drückte ihn hinter sich. „Hau ab!“, knurrte er aus und vernahm aus seinen Augenwinkeln wie der Junge still dort stand, das Messer in der Hand haltend welches er von Aslan bekam. „Wir sind also die Dämonen? Nicht ihr, die ihr uns als Sklaven haltet, uns zwingt diese unsichtbaren Fesseln zu tragen und uns um jeglicher Würde beraubt nur um uns am Ende wie Müll in eine große Grube zu werfen, wenn wir nicht mehr zu gebrauchen sind?! Ich lasse es nicht zu, dass weiterhin solche Jungen wie ich geboren und den gleichen ziellosen Weg der Rache geleitet werden!“
      Die Worte des Schwarzhaarigen vernehmend, ließ das Lächeln Vale’s für einen kurzen Moment nach während er seine Augen schloss. Doch als sich die Augen wieder öffneten, erschien das leichte, nun jedoch wehmütige, Schmunzeln wieder über seine Lippen. „Dann lasst ihr mir leider keine andere Wahl!“
      Doch noch bevor der Mann mit den aschgrauen Haaren einen vernichtenden Streich vollführen konnte, offenbarte sich eine Gestalt vor ihn, den Hieb des Katana mit einem Schwert in der Hand blockend. Unter der Kapuze hervorblickend, offenbarten sich ebenfalls kalte, tiefrote Augen und mit gleicher Stärke parierte er die aufeinanderfolgenden Schwertstreiche des Mannes zur Seite ab. In einer schnellen Bewegung wandte sich der verhüllte Mann um, verpasste Aslan mit dem Schwertknauf eine direkt in die Magengrube und warf die Beiden über seine Schulter. „Wohin willst du?“
      Ein Schwertstreich in die Luft, löste mehrere kleine Schnittwellen aus, die nicht nur die Kapuze zerfledderten und das Gesicht Ren’s entblößten, sondern ebenfalls eine Rauchbombe aus seinem sich von der Hüfte lösenden Holsters zu Boden fallen ließ.
      Vale warf sich seinen Arm vors Gesicht und hustete. „Ren?“
      Nicht in der Lage die Spur des jungen Mannes zu folgen, blieb Vale zurück während ‚Ren‘ in eine Seitengasse verschwand und dort eine versteckte Luke in den Untergrund öffnete. Der Schwarzhaarige sprang hinab und fand sich in eine Art Katakomben wieder, den schmalen Weg folgend bis er in einen großen Raum ankam, an welchem sich zwei bekannte Gesichter entblößten. Eines von ihnen war Van Zephyr selbst, dessen Stimme ertönte und nur knapp von den verschwommenen Augen Aslan’s wahrgenommen wurde. „Gute Arbeit, Ren!“
    • Rei
      Anoria’s und Rei’s Gespräch im Fluss verhedderte sich durch die stetigen Ausreden des Braunhaarigen und seiner ungewohnten Distanz die er zu ihr aufnahm. Nachdem er die Müdigkeit aus seinem Gesicht wusch, seine Wasserflasche neu befüllte und die Umgebung mit seinen violetten Augen erkundete, wandte er einen kurzen Blick zu Anoria, ihr jedoch innerhalb weniger Sekunden wieder ausweichend. „Lass uns weitergehen!“
      So führten die Zwei, wenn auch in einer schweigsamen Stille, ihren Weg über die Wiesen fort ehe sie in der Ferne, nahe der Abenddämmerung ein kleines Dorf mit umrahmtem Holzzaun entdeckten. Im Dorf angekommen, setzte Rei erneut seine gespielte Fröhlichkeit auf um, zwar diesmal nur in einer Scheune, aber wenigstens einen halbwegs geeigneten Schlafplatz zu bekommen. In der Scheune angekommen, warf dieser sich auf das Stroh und schloss seine Augen. Erneut suchte Anoria das Gespräch, doch ließ Rei sie ein weiteres Mal abblitzen. Enttäuscht unterrichtete sie Rei davon ihre die Gegend zu erkunden und sich ihren täglichen, abendlichen Trainingsprogramm zu widmen, woraufhin dieser nur abwank und mit einem einfachen: „Bis später!“, entgegnete.
      Nachdem Anoria verschwand, offenbarte sich eine Gestalt neben dem Stroh und Rei’s Stimme ertönte erneut während die violetten Augen aus ihren Augenwinkeln hinaus zu der Person starrten. „Hab ich euch nicht einen Auftrag gegeben, Zest?“
      Der Rothaarige verbeugte sich vor den Braunhaarigen. „Vergebt mir, ‚Rei‘, aber der derzeitige König ermahnte mich euch an eure Mission zu erinnern!“
      „Der derzeitige König?“, entgegnete der Braunhaarige sichtlich verwirrt, setzte sich auf und schaute zu den Rothaarigen, bevor er die Nachricht dahinter verstand. „Das sagte er also… Nun, dann vergisst unser werter ‚König‘ jedoch das ich der Anführer der ‚Nex‘ bin. Meine Befehle stehen und bleiben, Zest!“
      Der Rothaarige verbeugte sich erneut und erwiderte schlicht: „Wie ihr wünscht, L-… Ich meine werter Rei!“
      Als sich der Rothaarige zum Drehen wendete, blieb dieser jedoch stehen und schaute aus seinen Augenwinkeln heraus zu Rei. „Verzeiht. Ich vergaß eine weitere wichtige Information!“
      Zest kramte aus seiner Brustinnentasche ein zusammengefaltetes Blatt Papier und reichte es den Braunhaarigen jungen Mann. „Nun denn. Entschuldigt mich, aber meine Suche nach den Ärzten ist noch nicht abgeschlossen!“
      In den Schatten verschwindend, verblieb Rei zurück und schaute auf den zusammengefalteten Zettel, seine Augen weitend nachdem er es entfaltete und auf die beschriebene Seite blickte. „Eine Hinrichtung in Ordine… vom Schrecken des Todes? Von K?!“
    • Betrübt sah die junge Frau in den Himmel. Sie hatte schon damit gerechnet, dass Rei ihr keine Antwort auf ihre Fragen geben würde. Nicht weil er nicht wollte... mehr, weil er nicht konnte... oder vielleicht auch sollte. Nachdem sie in dem kleinen Dörfchen angekommen waren, in dem sie auch nächtigten, bevor Ria und Rei in Canard ankamen, gab die vertröstete Blonde endgültig auf, aus den Braunhaarigen auch nur irgendetwas rauszubekommen. Sie verzog sich deswegen alsbald etwas weiter in den Wald hinein, um gelogenermaßen ihrem Training nachzugehen. Doch mehr wie ein lustloses Schwingen mit der goldenen Schneide brachte Ria im Moment nicht zusammen. So hatte sie sich einen Baumstumpf gesucht und sich auf diesen niedergelassen, nur um in den sich stetig verfärbenden Abendhimmel zu blicken. Ihre Unterlippe hatte sie zugegebenermaßen schmollend nach vor geschoben und stütze das traurige, wenngleich unbefriedigt wirkende Gesicht im Handballen ihrer rechten Hand ab, derer Arm auf ihren rechten Knie ruhte. Was genau sollte sie machen... würde sie sofort wieder zurück ins Dorf gehen, würde es so wirken, als hätte sie rein gar nichts getan, um ihre körperliche Fitness aufrecht zu erhalten. In der Position verharrend, schickte sie ihre Augen in engen Kurven von links nach rechts. Doch einfach nur Zeit vertrödeln... das war auch nicht wirklich nach der jungen Frau Geschmack. So riss es sie, fast ungewöhnlich motiviert mit einem tiefen Seufzen in die Höhe und sie stapfte weiter in den Wald hinein. Die Sonne brach sich noch gleißend durch die Blätterdacher der Laubbäume, Vögel sangen in der Ferne ihre Lieder und auch einen Specht konnte die wandernde Blondine hören, als ihr etwas ins Auge fiel. Es war ein leicht ausgetretener Pfad, rechts von ihrem eigentlichen Weg hinfortführend. Nachdenklich zog sie zwar zuerst die Brauen zusammen, betrat jedoch dann die gefundene Ästelung und stieg das bergige Terrain empor. Zuerst wollte sich der Wald nicht wirklich lichten, doch nach einiger Zeit konnte Ria eine Lichtung erkennen. Ein eigenartiges Gebilde aus Steinen drängte sich in ihr Blickfeld, doch noch viel interessanter war die kleine Laube im Hintergrund, die obwohl ihrer Abgeschiedenheit noch ziemlich neu aussah. Es musste sich wohl jemand stetig darum kümmern. Die abgedämpften Schritte der schlanken Dame führten sie weiter hinauf, über leuchtend grünes Moos, verwitterten Baumstümpfen und abgebrochenen Ästen, hinauf zu dem kleinen Hüttchen, dass sie wie magisch anzog. Die Eckpfeiler des Gebäudes waren in die satte Erde eingelassen und quer lagen Balken, über die die Bretter für den Fußboden angenagelt worden sind. Es fehlte die Türe, oder das Tor... was auch immer das Konstrukt verschlossen halten sollte. Die Angeln dafür rosteten an den angebrachten Stellen. Ehrfürchtig legte Anoria ihre Hand auf das raue Holz der Trägerpfeiler und begutachtete mit wachen Augen das Innere. Durch das farbige Glas der Fenster brach sich das Licht der untergehenden Sonne in dem fünfeckig angelegten Hüttchen und öffnete jede Ecke zur Einsicht eines Eintretenden. Gebetstücher, Gebetstafeln, Windspiele, Münzen und vertrockenete Opfergaben wie Mais, Bündelweise Kräuter und verdörrte Pflanzen hangen von der Decke. Unzählige abgebrannte Räucherstäbchen lagen in ihrer eigenen grauen Asche auf dem Boden verteilt. Ausgebleichte Fotos von Liebenden, Verstorbenen, Gesuchten und Vermissten pinnten schief an den Wänden und gesellten sich ebenso zu dem pudrigen Staub am Boden. Nur zögerlich traute Ria sich einzutreten. Diese Szenerie hatte ihrer Ansicht etwas stoisches... etwas, dass sie durch ihre einfältige Anwesenheit nicht zerstören wollte. Doch konnte sie nicht anders, als sich ihrem Staunen hinzugeben. Ihr Mund war etwas aufgeklappt, ihre neugierigen, großen Augen sondierten jeden Zentimeter den sie erblickte und ihre Schritte trugen sie nur stockend nach vor über den Boden. Wäre diese Laube nicht wohl viel eher ein Schrein als ein kleiner Ort des gemütlichen Beisammenseins, so konnte sich die junge Frau auch gut ein Treffen von Freund rund um diesen versteckten Mittelpunkt des Waldes vorstellen. Das wog ihre vorerst so staunende Aura in Wärme und Verdruss. Ein solcher Gedanke war töricht. Und sie zu verträumt. Es drängte sie wohl eher das Wollen nach solchen Erfahrungen zu derartigen Denkweisen, etwas, dass ihr wohl bei ihren Eltern nicht eingefallen wäre... zumindest nicht gleich. Als sich jedoch so plötzlich die Nacht ihres Verschwindens wieder in ihr Gedächtnis schummelte, kam sie nicht umher, an die Leichen ihrer Mutter und ihres Vaters zu denken... und an Ren, der diese beiden reuelos getötet hatte. So kehrte sich nur der Verdruss auf ihre Züge, die Wärme wich der Kälte und auch die Sonne verabschiedete sich mit einem letzten Winken über die Wipfel der Bäume. In dieser Lethargie hatte die junge Frau ihren erstarrten Blick zu Boden gewandt, ihr Körper war seitlich gegen eine Wand gelehnt. Es gab noch so viel, was sie von ihnen wissen wollte... irgendwann hätte sie den Mut gefunden, ihnen alles was sie stets in sich reingefressen hatte vor die Füße zu brechen und Erklärungen zu verlangen. Antworten, auf all die Geheimnisse, die sie umwoben. Hätte sie Ren in einem anderen Gefüge kennengelernt, so wäre ihr das wahrscheinlich auch gelungen. Denn erst nachdem er ihr seinen Standpunkt über die beklemmende Wahrheit dieser Welt erzählt hatte, begann es auch in der junge Frau zu rattern... und sie hätte sich getraut. Es nahm jedoch eine andere Wendung, wie sie dachte... doch, wer sagt, dass dieser Weg nicht bereits in den Chroniken die er erwähnte in Stein gemeisselt war und ihre Eltern so oder so den Tod gefunden hätten. Nun durch Ren, oder nicht... Die Stirn zu nachdenklichen Falten zusammengezogen, ruckte ihr Blick nur etwas empor. Das Sonnenlich war weiter gewandert und legte nun die ersten Zentimeter der am tiefsten hängenden Bilder frei. Das fransige Muster der Blätter und Nadeln zeichnete sich verschwommen auf den Holzdielen ab, doch wuchsen diese Schatten stetig an, als mit einem Mal etwas goldenes an der Wand zu leuchten begann. "Hm...", erstaunt glättete sich die voerst so gerunzelte Stirn Rias und sie fixierte das unbekannte Ding an der Wand. Vorsichtig stieg sie darauf zu und zog überrascht die Augenbrauen empor. "Ein Medallion...?", das filigrane Meisterstück des Schmiedehandwerks behutsam zwischen die Finger nehmend, wischte sie den sich angelagerten Staub von dem schnörkeligen Muster. Es hatte die oft genutzte ovale Form, wohl eher ein Anhänger, in welchen man Fotos von seinen Lieben geben konnte. Unsicher drehte Ria das Schmuckstück in der Hand herum. Ein Familienwappen war beiderseits eingraviert, so viel konnte die Blonde sagen. Auch versuchte sie es zu öffnen, in dem sie ihre Fingernägel beider Daumen zwischen die eindeutige Öffnung schob und fest auseinander drückte, doch schien es zu klemmen oder der Mechnanismus war verrostet. Dennoch... kurz sah sich die Goldäugige noch um. Es schien hier bestimmt keinem zu fehlen, so verstaubt wie es war. Schnell hatte sie es sich also über den Kopf gestreift und die dünne goldenen Kette zierte nun ihre Schlüsselbeine hinab, wo es hinter dem Stoff ihres Hemdes verschwand.


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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Aslan

      Das nächste Mal, als sich die Augen des Schwarzhaarigen öffneten, fand er sich angekettet an einer steinernen Mauer wieder. Zwar erkannte der junge Mann in seiner näheren Umgebung, dass er sich noch immer in den Unterwasserkanälen befand, doch vernahmen seine violett-goldenen Augen zeitgleich sowohl Van Zephyr und Lilly, als auch Ren der wütend mit Van Zephyr diskutierte. „Du sagtest, dass du sie mir überlassen würdest! Wir hatten einen Deal!“
      Van Zephyr verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken und schaute mit einem amüsierten Grinsen in das Gesicht seines Gegenübers. „In der Tat, Ren. Wir hatten einen Deal, dass ich dir deine Schwester überlassen würde, wenn du mir dafür den Spion fangen würdest der in meinen Angelegenheiten herumschnüffelt. Doch dieser Junge ist kein Spion, sondern ein Auftragsmörder und somit nicht die Person die ich dir auftrug für mich zu finden! Wenn sich also jemand nicht an den ‚Deal‘ gehalten hat, dann du!“
      „Herhören!“, brüllte der angekettete junge Mann mit entnervter Stimme und vernahm wie alle drei Gesichter zu ihn blickten. „Ich möchte eure Ehestreitigkeiten ungern unterbrechen, aber…“
      Mit seinem rechten Handgelenk klimperte er mit den Handschellen und setzte danach ein angewiderter Gesichtsausdruck auf. „Zwickt ein bisschen, also könnten wir das alles ein bisschen abkürzen?“
      Mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck fuhr er schlussendlich fort. „Oh nein, wie konntest du mich nur verraten? Ist dir unsere Freundschaft denn gar nichts wert? Dabei habe ich extra ein Deckchen für dich gestrickt, damit ich dir, wenn wir uns wieder sehen für deine Barmherzigkeit danken kann! Und sie, werter, alter, großer, böser Mann, ihnen habe ich alles gesagt was ich weiß! Oh je, was machen sie nur mit dem Messer? Aua Aua, es tut so sehr weh, wie Feuer brennt der Dolch in meiner Brust! Ich sterbe, oh je ich sterbe!“
      In Anbetracht des seltsamen Schauspiels, trafen sich die Blicke Ren’s und Van Zephyrs erneut, woraufhin Ren nur mit den Schultern zuckte und Van Zephyr sich daraufhin in Bewegung setzte und langsam auf Aslan zu lief.
      „Sagt meiner nicht zukünftigen Frau und meinen ungeborenen zukünftigen Kindern, dass ich sie liebe!“, doch das Schwert das Van Zephyr aus seinem Gehstock hinauszog, durchdrang nicht die Brust seines Gegenübers, sondern die Kettenglieder nahe seinen Handgelenken. Verwirrt schaute der Schwarzhaarige zu dem Mann hinauf und sah dabei zu, wie das Schwert zurück in der Holzscheide des Gehstocks verschwand. „Black Jack, nehme ich an?“
      Aslan wank lediglich ab und rieb sich dabei seine geröteten Handgelenke, bevor er sich abtastete und vergeblichst nach seinen Waffen suchte. „Ich bevorzuge den Namen Cole…“
      „Wie auch immer.“, entwich es Van Zephyr gleichgültig bevor seine Stimme erneut ertönte. „So wie es aussieht, bekamst du einen Auftrag um dir den Kopf einer der Adligen dieses Landes zu holen. Deiner vergeblichen Anstrengung nach zu urteilen, handelt es sich bei den Adligen um meine Wenigkeit und in der Tat bin ich überrascht wie weit ein einfacher Dieb und Mörder wie du an mein Anwesen gelangte, doch offenbarte mir dies nur das ich mich ausgiebig mit der Neustrukturierung meiner Wachen beschäftigen müsse. Für Verhandlungen ist dies weder der passende Ort, noch die passende Gelegenheit, doch ich möchte dich konkret über deine derzeitige Situation aufklären bevor du mein Angebot zu hören bekommst. Wir haben nicht nur den Jungen, der dich begleitete, sondern ebenfalls 20 Männer gefangen die vom Kleidungsstil her sehr gut zu deiner Meute gehören könnten!“
      „Haaa?“, entwich es Aslan sichtlich verstört. „Wie kommst du darauf das diese Göre zu mir gehört? Weil mir die Plage seitdem ich einen der Höfe anzündete folgte? Lebe von mir aus deinem niederen Gelüst mit ihm aus, oder bring ihn um, verfüttere ihn an deine Wachen oder an die Tiere, was auch immer. Und was diese 20 Männer angeht, muss ich dich leider enttäuschen, denn keiner von ihnen hat einen Kleidungsstil den man überhaupt ‚stillvoll‘ nennen könnte. Diese Schwachköpfe ziehen sich Lumpen über, einfach weil ich ihnen sagte das mir keine nackten Perversen folgen sollen! Sollten sie es dennoch sein, dann gilt hier gleiches Recht für alle! Wenn sie zu dumm sind sich von jemanden wie dir fangen zu lassen, dann haben sie wohl den Tod verdient!“
      Der Schwarzhaarige zuckte mit seinen Schultern und bohrte sich mit seinem Zeigefinger in seinem Ohr. „Ihr habt eine scharfe Zunge wie ich sehe, doch gibt es da eine besondere Dame auf die ich ebenfalls ein Auge geworfen habe. Die Tochter von diesem Revolutionär, wie nannte man ihn noch gleich? Cole Blanchimont?“
      Die Mimik des jungen Mannes veränderte sich von seiner schelmischen Art zu einem ernsten Gesichtsausdruck. „Gold!“
      Überrascht entgegnete der Mann „Bitte?“
      Mit dem aneinander reiben seines Daumens und Zeigefingers symbolisierte er, dass er für seinen Auftrag eine Belohnung haben wollte. „Wie viel Gold springt für mich dabei raus und um was für einen Auftrag handelt es sich? Ich arbeite weder umsonst, noch bin ich das Mädchen für Alles!“
      Ein einfaches Lächeln überkam den Mann, der sich, mit seinem Daumen und Zeigefinger, über seine Bartränder strich. „Ich verstehe… Wie der ‚Vater‘ so der ‚Sohn‘, nehme ich an. Für Geld würden jene, die den Namen ‚Cole‘ tragen wirklich alles tun, wie es mir scheint.“
      Aus seinen Augenwinkeln vernahm er das von Ren und Chaika jegliche Spur fehlte, gar als hätten sie Reisaus genommen. „Hör zu, Junge, hör genau zu! Dir wird es nicht an Geld mangeln, wenn du in Zukunft mit mir zusammenarbeitest und zeitgleich werde ich dir die Sache noch etwas versüßen. Cole Blanchimont arbeitete einst, bevor er den Widerstand gründete, als Kopfgeldjäger unter meinen Namen. Wenn du also mehr über deinen ‚Vater‘ und über dein goldenes Auge erfahren möchtest, bin ich bereit dir Informationen zu für deine Arbeit zu geben!“
      //…Nicht nur dass er mit meinen Leuten droht und mir die Reichweite seiner Macht demonstriert, nein er hält mich noch an der kurzen Leine und versucht aus mir keinen Sklaven zu machen, sondern einen Untergebenen, der sich niemals gegen ihn wenden wird. Dieser Mann ist wirklich eine furchteinflößende, übermächtige Person… Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als nach seiner Pfeife zu tanzen…//
      Sich sträubend, erhob sich der junge Mann und schaute erst zu Van Zephyr, danach zu einem Tunnel der Kanalisation aus welchem ein Luftzug strömte und so wohl zum Ausgang führen sollte. Als sich Aslan in Bewegung begeben wollte, ertönte die Stimme Van Zephyrs und ließ ihn abrupt stoppen. „Es gibt keinen Grund für dich ihnen zu folgen. Die beiden kommen nicht weit!“
      Van Zephyr wandte sich in die Gegenrichtung und lief durch einen anderen Tunnel der Kanalisation, Aslan zurücklassend der noch für eine Weile in Richtung des Ausganges starrte. //…Ich schätze für, von nun an werde ich eine ganze Weile nicht ins Camp zurückkehren können…//
      Der Schwarzhaarige erinnerte sich an sein Gespräch mit Ren am Lagerfeuer über die ‚Freiheit‘ zurück, bevor er sich in Richtung Van Zephyrs wandte welcher einige Meter weit von ihn entfernt auf ihn wartete. //… Wann wird meine Zeit kommen? ...//
      Sich seiner Freiheit entfernend, begaben sich die Stiefel des Schwarzhaarigen über das Gestein den Mann folgend der ihn seine Freiheit nahm. Ren, welcher mit Chaika bis zum Ausgang geflohen war, wurde dort umzingelt und fand sich am nächsten Morgen in einer Zelle im Kerker wieder. Chaika selbst wurde zu Van Zephyr gebracht, sie wusste von seinen Plan und auch wenn sie nicht bei ihn bleiben wollte, so konnte sie sich nicht seinen Willen widersetzen. Was Aslan betraf, dieser fand sich in neuem Gewand an der Seite Van Zephyrs wider, als dessen offziel persönliche Leibwache.

      Vale
      Kurz nachdem Ren mit den Jungen und den Dieb verschwand, machte sich dieser auf den Weg zum Hauptviertel um dort die Soldaten wieder zusammenzutrommeln. In einer Reihe vor ihn stehend, salutierend, meldete sich einer zu Wort. "Kommandant, wir haben die Unruhestifter umzingelt doch kam uns die Kreuzritter zuvor und behaupteten es sei Lord Zephyrs Wunsch die Gefangenen ins Verließ zu eskortieren!"
      Vale's Gesichtausdruck verhärterte sich, doch trotzdessen er sich von der Situation übermannt zu fühlen schien, bewahrte er einen kühlen Kopf und eine ruhige Ausstrahlung. "Dies mag Lord Zephyrs Land seien, doch obliegt es nicht seiner Befehlsgewalt den Ritterorden Befehle zu erteilen. Das Schicksal der Gefangenen liegt in unserer Hand, dafür hat uns der Trinity Bund auserkoren. Ich werde umgehend Van Zephyr aufsuchen und ihn zur Rede stellen, und was euch betrifft Männer: Ihr seid keine Anfänger, also lasst euch nicht von einen Adligen Befehle erteilen, nur weil er beliebt zu denken er könne sich alles erlauben! Solange ich nicht den Befehl gebe zu gehorchen, so lange verteidigt ihr euren Standpunkt! Gerechtigkeit wird nicht von einen allein erteilt, sondern von einem Gericht welches auch die Sicht der Gefangenen ermittelt!"
      "Verzeihen sie Kommandant! Wir werden auf unsere Strafe warten und über unsere Fehler nachdenken!"
      Mit einem zufriedenen Nicken wandte Vale seinen Blick von den Soldaten ab und vernahm aus der Ferne seinen Namen. "Kommandant Vale!"
      Der Mann vernahm aus der Ferne die Sillouetthe eines Braunhaarigen Mannes, der sich innerhalb weniger Meter als Gaius entpuppte. Nach seinem Eilmarsch reichte dieser ihn ein Pergament auf welchem die Hinrichtung Ren's angekündigt wurde. Nachdem sich Vale diesen durchlas, verkrampfte sich die Hand des Mannes sodass, das Papier zerknitterte. "Eine Hinrichtung anzukündigen, ohne das jene Person durch ein Gericht verurteilt wurde. Diesmal ist Van Zephyr wirklich zu weit gegangen!"
      "Gaius, kümmere dich um die Einweisung der Soldaten und um die Strafe des 2. Bataillons!"
      "Kommandant?", entwich es den Braunhaarigen verwirrt bevor er die unheilvolle Aura des Kommandanten vernahm der sich in Richtung Van Zephyrs Anwesen begab. "Das ist übel..."
      "Ich habe den Kommandanten noch nie so angepisst gesehen!"
      Gaius wandte sich zu den murmelnden Soldaten und plusterte sich auf. "Ruhe! Wyse, Melcard, wenn ihr noch die Ausdauer habt hier Reden zu schwingen, dann könnt ihr euch den 2. Bataillon gleich anschließen und 5 Trainingssätze zum Schrubben der gesamten Ritterwache hinzufügen!"
      "Das ist viel zu grausam, Vize Kommandant!"
    • Als sich Ria das nächste Mal umkehrte, vorhabend das kleine Häuschen zu verlassen, war die Landschaft draußen bereits in stete Dämmerung getaucht. Zügig setzte die Blonde ihre Schritte hinaus und blickte im selben Zuge zum Himmel hinauf, welcher sich bereits in ein sanftes Violett getaucht hatte, das jedoch schon erste Sterne durchblitzen ließ. "Mist...", zischte die junge Frau, die nun schleunigst ihre Beine in die Hand nahm und zurück ins Lager hastete. Sie rannte den kleinen Weg hinab, bog bei der Weggabelung nach links ab und trieb sich selbst zur Höchstleistung an. Ihre Beine flogen beinahe über die Wurzeln, Steine und kleinen Senkgruben in dem zwar niedergetrampelten Waldweg, doch musste Ria doch aufpassen, nicht zu stolpern. Sie spürte ihr Herz stark gegen ihren Hals schlagen und der plötzliche Bewegungsdrang rächte sich, indem die bittere Galle ihren Rachen hinaufkroch und sich die Übelkeit von ihrem Magen aus ausbreitete. Der Schwindel brach in ihren Kopf herein, veranlasste Blick und Geist dazu, zu verschwimmen. Doch erkannte Ria den hellen Waldrand vor sich und langsam stoppte sie in ihrer Angetriebenheit vor der Nacht wieder im Lager zu sein. Als sie auf die noch vom restlichen Sonnenlicht erhellte Wiese stolperte, holte die junge Frau erstmal tief Luft und warf ihren Oberkörper nach vor. Sich auf ihren Oberschenkeln mit den Händen abstützend, sog Ria in tiefen Atemzügen den abgekühlten Sauerstoff in ihre Lungen um sich von der kurzen Tortur wieder zu erholen. Mit einem Seufzen richtete sie sich wieder auf, warf den Kopf in den Nacken, begradigte ihren Körper und stemmte ihre Hände in ihre Hüften um ein letztes Mal tief durchzuatmen. Sie sollte zu Rei zurück. Vielleicht hatte sich dieser auch schon wieder beruhigt und sie konnte nun etwas gerichteter mit ihm über die derzeitige Situation sprechen. Ihren aufgeregten Atem beruhigend, schickte sie ihre nachdenklichen Augen in den immer dunkler werdenden Himmel empor. Die Augenbrauen unschlüssig gekräuselt, entkam Ria ein letztes Schnauben, dass eher ein Seufzen hätte werden sollen. Sich selbst aktivierend, warf die junge Logos ihre Arme über sich, streckte ihre Wirbelsäule durch und setzte dann den ersten Schritt Richtung Scheune nach vor.
      Sie erkannte das große Gebilde aus Holz sofort, als sie den kleinen Hügel überquerte, der das Dorf von dem breiten Wald trennte. Die Dämmerung hatte sich nun als gesamtes über die Welt gespannt. Für einen Moment vergaß Anoria, in welcher Situation sie sich gerade befand, als sie ihren Blick erneut nach oben richtete und die abertausenden Sterne erblickte. Es erinnerte sie, an ihren liebsten Platz in der Hauptstadt, wo sie oftmals die Sterne beobachtete, Sternbilder suchte und gleichzeitig Bücher der Astronomie studierte. Doch... sie verzog eine Miene. Dort befand sie sich nicht mehr. Und seitdem hatte sich alles verändert. Manchmal fragte sich Ria, ob sie ihre Entscheidung bereute. All die Schritte, die sie hierher geführt hatten. Sie stand vor der Hintertür der Scheune und hatte die rechte Hand auf die Messingklinke gelegt. Mit starrem Blick sah sie auf diese kleine Szenerie hinab und schüttelte im selben Moment jedoch den blonden Schopf. Wie kam sie nur dazu, immer wieder daran zu zweifeln. Genau DAS wollte sie ja. Herauszufinden, wer sie war. Es bestätigte sich jetzt jeden Tag, dass etwas in ihrem Leben nicht stimmte, dass etwas fehlte. Ria bäumte sich vor sich selbst auf und drückte die knarzende Klinke hinab. Mit einem Ächzen schwang das hohe, schwere Tor nach innen auf und gewährte der Reisenden Einlass. Ein malziger, kitzelnder Geruch stieg ihr in die Nase, welcher ihre Augen kurz zum tränen brachte und ihr den Hustenreiz in den Hals trieb. "Rei?", krächzte sie und wedelte den Staub vor ihrem Gesicht zur Seite. Während sie jedoch in die Mitte des Schuppens trat, bekam sie keine Antwort. Fragend blickte sie sich um.
      "Rei? Bist du da?", erneut, nur etwas besorgter erklang diesmal ihre Stimme, doch der Braunhaarige war nicht zu finden. Ein fragender Laut entkam ihrer Kehle, als sie die zwar eingedrückte Schlafstelle im Heu entdeckte, aber keinen Rei vorfand. Jedoch erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit. Ein zusammengefaltetes Stück Papier, dass am staubigen Boden lag. "Was...", Ria bückte sich hinab und nahm es vorsichtig zwischen die Finger. Sie konnte sich nicht ausmalen, was sie erblicken würde, würde sie es entfalten. Zuerst drängten sich die Worte in ihren Blick, die so eindeutig eine Hinrichtung beschrieben, doch fror ihr das Blut in den Adern und sie versteifte als gesamtes, als sie das Bild des zu Hinrichtenden erkannte. Ihre Hände verkrampften und überspannten das Flugblatt nach links und rechts. Erneut breitete sich die Übelkeit in ihrem Rachen aus und eiskalte Schauer kämpften sich in wellenartigen Schüben über ihre Wirbelsäule hinab und hinauf. Für einen kurzen Moment dachte Anoria, dass sie sich jetzt übergeben musste, doch hielt sie es gefasst zurück. Die Angst stieg in ihr auf und mit dieser Angst auch zu viel Kraft, die aus ihr herausbrechen wollte. "Rei!", gleichzeitig zum schockierten Erklingen ihrer Stimme, setzten ihre Beine sich in Bewegung, nach vorne weg aus der Scheune hinaus. Ria stieß fast unbeschwert die schwere Holztüre nach draußen aus und blickte sich gehetzt um. Sie sah ihn, nur wenige Meter vor der Scheune auf einem Stein hockend. Schnell stürmte sie auf den jungen Mann zu. "Rei. Seit wann... seit wann weißt du davon?!", stark aber unsicher erklang die Stimme der Blonden, die nicht wusste, ob sie Wut, Enttäuschung oder Trauer verspüren sollte nach ihrer Entdeckung. Sie überschlug sich beinahe in sich selbst. Nah trat Ria an ihren Gefährten heran und wedelte ungestüm mit dem Fetzen vor dem nachdenklichen Gesicht seinesgleichen herum. "Was hat das zu bedeuten? Kannst du mir das erklären?", Ria wollte nicht vorwurfsvoll klingen, doch gelang es ihr nicht sonderlich gut. Ren war ihre einzige Säule hier in dieser Welt und nun drohte ihm der Tod?! Ria wusste eigentlich nicht mehr, was sie denken sollte. Aber es schien, als würde auch Rei mit sich hadern. Erst jetzt fiel es der jungen Frau auf, dass der sonst so aufgeweckte Braunhaarige, immer öfter in Lethargie oder Stillschweigen versank, von seiner geistigen Abwesenheit und Nachdenklichkeit ganz zu schweigen. Die Nacht brach über das kleine Dorf herein und lies die zwei Gefährten in unzähligen unausgesprochenen Worten zurück.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Flügel

      So stand sie auf der anderen Seite der Schlucht, obgleich sie unzählige Meter entfernt und unendlich wirkend tief war. Ihre Augen starrten mit dieser Leere zu mir, mein Wille zu ihr zu wollen konnte nicht den Abgrund zwischen uns überflügeln. Ihre Hände verkrampften sich vor ihrer Brust und mit traurigem Gesichtsausdruck sah sie zu mir, der ich in meinem Reisegewand dort stand eigentlich dem Willen meines Vaters folgend oder sich eher ihn entziehend, meinen eigenen Weg beschreitend. „Wie lange?“, ertönte es aus den Lippen ihrer mit sanfter und verbitterter Stimme zugleich, während sich mein Herz bei ihrem Anblick zuschnürte. „Seit Wochen schlägst du in dieser Gegend rast und täglich leistest du mir Gesellschaft, obwohl nichts sehnlicher mein Wunsch ist als den Mut zu fassen meinen Leben zu entrinnen und zu springen. Doch tagtäglich kamst du, erzähltest mir von deinem Heim, deinen Schüler, deinen Vater, lauschtest meinen Worten und das obwohl ich so bin.“
      Sie sprach auf ihr schwarzes Haar, ihr wunderschönes schwarzes Haar und ihre klaren, leuchtenden roten Augen an. Mit meinem derzeitigen Wissen, vermochte ich mir nicht vorzustellen weshalb ein jeder Mensch so war, wie er sein musste. Meine Haare waren Silber, meine Augen erstrahlten im hellen blau und so war es und kannte ich es nicht anders. Arcadia, die Stadt der Himmelsmenschen, dort stamme ich her und bekam das Merkmal der hellen Haare und erstrahlenden Augen her, doch sehe ich im Hellen und im erstrahlen keine Geborgenheit, keine Schönheit, nicht wie bei ihr. „Warum sagst du heute nichts? Bin ich dir überdrüssig geworden? Eigentlich sollte ich nicht hier sein, wenn mich die Soldaten finden, dann könnte der Rest meiner Familie ebenfalls in Gefahr sein!“
      Es stimme. Die Revenus, die flohen und sich versteckten wurden nicht nur von Soldaten, sondern von selbsternannten Wilderern gejagt um auf den Menschenhandel verkauft zu werden. Ich wollte ihr nicht nur Ablenkung geben, nein ich wollte sie retten, sie und ihre Familie damit ihnen nichts geschah. Weshalb bestrafte das Leben dieses Mädchen, welches mir von ihren Leben voller Güte erzählte, trotz der entsprechenden Umstände alles für ihre Geschwister und ihre kranke Mutter gab, während ihr Vater seit einigen Tagen verschwand und bisher nicht wiederkehrte. War es, weil sie ein Dämon war? So vergingen die Tage und mit jedem Morgen stand sie dort, den Schritt über die Klippe wagend doch vom Wind und meiner Stimme zurückgeleitend auf den Boden der Tatsachen. Weshalb sie springen wollte, war mir nicht klar doch ihren Worten nach zu urteilen wollte sie sich ihr Leben nehmen. Doch ich vernahm, dass dies nicht die ganze Wahrheit war, nicht in der Stimme die so zaghaft und stolz über die ersten Schritte ihres jüngsten Bruders erzählte, zeitgleich ihre jüngere Schwester lobte die für sie auf die Kinder aufpasste und das Kochen übernahm damit sie sich Ruhe gönnen konnte. „Sag mir… Weshalb willst du springen?“
      Das Mädchen schaute zu mir auf und blickte danach zu Boden, die Worte suchend die meine Frage beantworten sollten. „Vor einiger Zeit, wollte ich springen um mir das Leben zu nehmen und meiner Familie einen hungrigen Magen zu ersparen. Doch seit diesen Wochen, die ich zusammen mit dir verbrachte habe ich einen anderen Grund gefunden.“
      Sie strich ihr seidig glattes, schwarzes Haar über ihr rechtes Ohr und schaute mich mit demselben Lächeln an, welches sie mir schenkte, wenn sie über ihre Familie erzählte. Dasselbe, warmherzige, gutmütige und hoffnungsvolle Lächeln das mir wieder und wieder das Herz zuschnürte. „Ich möchte springen um zu fliegen! Ich möchte zu dir fliegen, mit dir Zeit verbringen und diesem Niemandsland entkommen. Ich möchte dich auf deiner Reise begleiten und Hilfe suchen um meine Familie, und um alle anderen zu retten!“
      Diese Worte zauberten auch mir ein Lächeln auf die Lippen und wir redeten, fast die ganze Nacht nur darüber was wir auf unserer Reise erleben könnten und was wir machen würden sobald wir ihre Familie und alle anderen gerettet hatten. Als wir uns verabschiedeten, waren ihre letzten Worte zu mir. „Morgen werde ich fliegen! Ich hoffe du wartest auf mich.“
      Doch sie erschien nicht am nächsten Morgen, auch nicht auf dem darauffolgenden Tag und am Tag darauf. Selbst nach einer Woche, blieb die Stelle gegenüber der Klippe leer und nicht mehr die Silhouette der Schwarzhaarigen Schönheit verblieb in meiner Erinnerung. Zwei Wochen später, wehte der Wind ein rotes Band in meiner Hand, jenes Band trug das Mädchen stets um ihr Handgelenk, doch war es angerissen und roch nach Blut. Und so breitete sich ein neues Gefühl in mir aus, das Gefühl des Unbehagens und der Einsicht. Der Tag, an dem der Engel fliegen würde, würde nie kommen. So verließ meine Lippen ein letzter Satz bevor ich mich von der Klippe abwandte und das Band an meine schmerzende Brust drückte. „Könnte ich doch nur fliegen…“
      Seitdem wandte sich mein Blick stets in den Himmel, denn ich der die Freiheit erlangen wollte und frei wie ein Vogel sein wollte, der Flügel besitzen wollte um die andere Seite zu erreichen und dieses Mädchen zu retten, war an die Erde gebunden und von der Machtlosigkeit gefesselt. In meiner ziellosen Reise, meinen endlosen umherwandern in der Irre, geplagt von Zweifeln und von der Unvernunft Rache an jenen zu üben die sich so einfach am Land der Revenus vergriffen, die sich an derjenigen vergriffen die mir dieses verzaubernde Lächeln schenkte, traf ich auf einen jungen Lord der mir in der Finsternis seine Hand entgegenstreckte. Jenes Band um mein Handgelenk gewickelt, welches dem Mädchen gehörte das mir mein Herz und meine Freude stahl, berührte jene Hand die meine ergriff und jene verloren Augen die nur noch die dunkle Wahrheit dieser Welt sahen, erblickten die mit Hoffnung und Ehrgeiz gefüllten Augen des jungen Mannes dessen Lippen die Worte: „Schicksal“
      Ich verstand dieses Wort nicht direkt, doch sein Begleiter, ein robust gebauter Mann im schwarzen Mantel, erklärte das der junge Lord nicht in Rätsel sprechen solle um andere nicht zu verschrecken. So vernahm ich die Bedeutung hinter diesem Wort, denn das Schicksal würde durch einen roten Faden geleitet werden, der rote Faden der sich an meiner Hand entlang zu einem roten Band zusammenzog. War es das was du für mich wolltest? Das ich meinen Weg folge und dich mit diesem Band, an meiner Hand finde? Wolltest du das ich dich rette, oder dass ich andere davor bewahre so zu enden wie du und deine Familie? Dieser junge Mann, dessen Augen mit Hoffnung gefüllt waren, symbolisierte meinen neuen Weg den ich einschlagen musste und so stellte ich mit in seinem Dienst und trat seinem Ritterorden bei. Sein Ziel war es diese Welt zu verändern, jegliche Diskrimierungen abzuschaffen und jedem die Chance zu geben sich dem Gericht entgegen zu stellen um fair über seinen Werdegang zu entscheiden. Es lag nun an mir, diese Welt und diesen Kern des Übels der die Menschen beseelte, mithilfe dieses jungen Mannes und dessen Unterstützung und Vertrauen von innen heraus zu verändern. So war es wohl auch das Schicksal das uns wieder zusammenführte nachdem wir beide aus Arcadia zu verschwinden schienen, mein idiotischer Schüler Ren. Endlos stellte sich mir die Frage, ob ich etwas an deinem Weg ändern könne, an dem Hass und der Verachtung in deinen Augen und endlos schützte ich dich davor dem Gericht entgegengestellt zu werden um für deine Taten gerichtet zu werden. Wenn du dich nur mir anschließen würdest, meinen Fußstapfen folgen würdest und dem Pfad der Dunkelheit abschwören würdest, dann müsse ich nicht zusehen wie mein einziger Schüler der für mich wie ein kleiner Bruder war, gerichtet werden müsse. Doch, obwohl du diesem Weg folgst und obwohl du nichts weiter als die Suche nach Rache in deinem Leben kennst, ist es klar zu vernehmen. Ich beneide sie, die Flügel auf deinen Rücken, die Flügel die dir die Freiheit gewähren und dich fliegen lassen. Und genau deshalb werde ich es nicht zulassen, das dieser Mann meinen einzigen, idiotischen, vom weg abgekommen Schüler richtet und ihm seiner Flügel beraubt!


      Vale

      Am Tor des Anwesens angekommen, offenbarten sich zwei Zwillinge als Torwächter vor ihm und gewährten ihn keinen Einlass. „Lord Zephyr ist im Moment äußerst beschäftigt, bitte kommen sie zu einer späteren Zeit wieder!“, entwich es dem weiblichen Zwilling bevor die Stimme des Silberhaarigen finster ertönte. „Lasst mich durch, wenn ihr nicht Schuld an einem vermeidbaren Krieg sein wollt!“
      „Hoo~?“, ertönte es vom männlichen Part der Zwillinge, welcher seine Arme hinter dem Kopf verschränkte und mit aggressivem Gesichtsausdruck zu Vale hinaufschaute. „Soll das eine Drohung sein? Interessant, vielleicht möchtest du es hier und jetzt klären!“
      Doch bevor der junge Mann auf Vale zugehen konnte, stoppte die Hand seiner Schwester ihn und ein einfaches Kopfschütteln symbolisierte ihr Unwollen die Situation eskalieren zu lassen. „Faye…“
      „Was mein nichtsnutziger Bruder, Var, sagen möchte ist das wir nicht die Befugnis haben jemanden Einlass zu gewähren, obgleich es der Kommandant unseres verbündeten Ritterordens ist, noch einer der 12 Lords höchstpersönlich!“
      „Dann lasst ihr mir wohl keine Wahl…“, während sich die Scheide des Katana’s löste welches sich an der Hüfte des Soldaten befand, ertönte aus dem Hintergrund eine Stimme. „Ist dem so?“
      Überrascht neigte der Kommandant seinen Oberkörper zur Seite und schaute aus seinen Augenwinkeln heraus zu der ihm bekannten Stimme, die sich als sein Lord, nur in der Gestalt eines derweil erwachsenen Mannes entpuppte. Der Silberhaarige ging in die Knie und verneigte sich vor ihm, doch jener entgegnete lediglich ein Lächeln. „Ich komme im Auftrag der Zodiac Allianz, der 12 Lords um über die jüngsten Ereignisse zu reden. 6 von 11 Lords stimmten für die Ausgliederung Van Zephyrs aus der Zodiac Allianz, doch bevor dies in die Tat umgesetzt werden würde, war es mein Wunsch mit Van Zephyr zu reden um sein eigensinniges Handeln eventuell etwas zurückzufahren und dem Mehrheitsentscheid entgegenzuwirken. Auf dem Weg hierher, fand ich jedoch einen dieser aushängenden Steckbriefe!“
      Der Mann streckte seine Hand aus und offenbarte die Hinrichtung von Ren. Das zuvor freundliche Lächeln veränderte sich in ein todernstes Gesicht und sein Körper umgab eine überwältigende Aura, die selbst die Zwillinge dazu brachten ihre Augen zu weiten. „Ich hätte gern eine Erklärung dafür!“
      Vale richtete sich auf und schaute mit einem Schmunzeln zu dem Mann, der dort stand und allein durch Worte den Einlass gewährt bekam, der für ihn verwehrt blieb. „Folg mir, Vale!“
      Im Korridor befindlich, schloss sich die Tür hinter ihnen und die Stimme Vales ertönte. „Lord Suliman“
      „Wie oft soll ich dir noch sagen das Logi vollkommen genügt?“, entgegnete der Mann lediglich und fügte etwas bei nachdem Vale beschämt seinen Kopf abwandte. „Ich bin wirklich froh das du zu dieser Zeit an diesem Ort bist, Vale. Diesem Gespräch folgend, könnte es nicht nur zum Krieg, sondern zu einem sofortigen Attentat auf mich kommen. Jemanden wie dich an meinen Rücken zu wissen, beruhigt mich ungemein! Ich schätze das es wieder einmal das Schicksal war, das uns zu solch einer Zeit zusammengeführt hat!“
      Wieder setzte dieser eindrucksvolle Mann sein Lächeln auf, jenes welches er seit zuvor hegte und niemals verlor. Jenes Lächeln, das die Hoffnung dieses Landes symbolisierte und die Seite des Lichts, der Logos repräsentierte. „Sehr wohl, Lord Logi!“
      „Logi genügt!“
      "Faye.. Du weißt das uns Lord Zephyr für unsere Befehlsverweigerungen umbringen wird..."
      Der weibliche Zwilling schaute mit enrüsteten Gesichtausdruck zu ihrem Bruder und fasste sich dabei an ihren Hals. "Das was dieser Mann mit uns gemacht hätte, wäre weitaus schrecklicher gewesen als jegliche Folter die Van Zephyr für uns vorbereitet hätte... Dieses Gefühl der Angst, als würde ich ersticken. Und das allein durch seinen Blick!"


      Rei

      Unterdessen verging die wortlose Nacht der unbeantworteten Fragen zwischen den Beiden und schon früh am Morgen, noch bevor die Sonne den Himmel erhellte, machte sich Rei reisefertig. Nicht nur er, sondern auch Anoria bekamen die Nacht über nicht viel Schlag, denn sowohl ihre denn als auch seine Gedanken wandten sich lediglich um den einen Freund der hingerichtet werden sollte, zugleich um den Bruder der zuhause auf die Ankunft Rei’s wartete. Die ganze Nacht über zerbrach sich der Braunhaarige den Kopf, was er nun machen solle und wie er handeln solle. Zwar war ihm bewusst das Ren sehr gut allein klarkommen würde und dass er immer einen Weg finden würde sich aus der Misere zu ziehen, doch war es diesmal anders, denn derjenige mit dem sie verkehrten war niemand anderes als Van Zephyr. Dieser Mann, spielte nicht nur eine große Rolle in den vergangenen Kreuzzügen die das Land der Revenus ‚säuberten‘ sondern besaß eine ungeheure Macht an künstlich erstellten Übermenschen die ihn beschützten. Er war das Ziel aller dunkler Gestalten, die sich unter ihn zusammenschlossen und unter ihm agierten und obwohl Rei der Spionage Organisation des Königs Arcadia’s angehörte, war ihm noch bei weitem nicht das gesamte Ausmaß aller Taten Van Zephyrs bekannt der unter den Dämonen wohl den Dämonenkönig darstellen würde. „In Ordnung… Wir sollten uns beeilen damit wir Ordine innerhalb dieses Tages erreichen um Ren zu retten! Bist du soweit, Ria?“


      „Ren“

      Erwachend im Verließ, schaute sich der Schwarzhaarige mit stark zusammengekniffenen Augen um und vernahm den nassen Steinboden unter sich. Aus der Ferne war nur das hinabtropfen vom undichten Gestein zu vernehmen, gleich den qualvollen Schreien die der Folterkammer entrinnten. In den Zellen neben und vor ihnen befindlich, offenbarten sich nur schattenhaft in der Dunkelheit Gestalten, die nicht mehr Bei Sinnen zu sein schienen. Unter ihnen war einer der die ganze Zeit merkwürdige und unverständliche Worte vor sich her murmelte, ein weiterer in der Nachbarzelle der seinen Kopf pausenlos gegen das Gestein schlug, einer in der gegenüberliegenden Zelle der einfach nur schrie, einer der die ganze Zeit nach Frauen schrie und davon wie er jene zu seinen Spielzeug machen würde, sobald er frei wäre, einer der die ganze Zeit nur ‚Sei leise! Sei leise! Sei leise! Sei leise! Sei leise! Sonst kommen sie dich holen! Sei leise Sei leise Sei leise Sei leise!‘ brüllte und noch viele weitere Kreaturen. „Tch…“, entwich es den Schwarzhaarigen dessen Gedanken sich darum drehten wie er von hier entkommen und zu Lilly gelangen könnte, doch einer dieser Fragen wurde ihnen genommen. „Ich rieche es, eine Frau! Komm her Kleine! Komm zu mir, ich werde dich auch ganz zärtlich behandeln!“
      Die Meute wurde ganz wild und die widerwärtigen Hände griffen aus zwischen den Zellen hindurch nach dem Mädchen langend, welches mittig an ihnen vorbeilief und ihr Haupt mit einer Kapuze verdeckte. An der Zelle von Ren angekommen, löste sich die Kapuze und entblößte das Gesicht von Lilly, die mit einem wehmütigen Blick zu Ren niederstarrte. „Lilly…“ Der Schwarzhaarige erhob sich aus seiner Sitzhaltung und lief zu den Gittern, seine Hand nach ihr ausstreckend, doch vernehmend wie sie einen Schritt zurückwich. Seine Hand senkte sich wieder und gequält wandten sich seine Augen in ihre, die ebenfalls gequält etwas zu verbergen schienen. „Ich hab so lange… so unglaublich lange nach dir gesucht. Endlich, endlich hab ich dich gefunden!“ Der Schwarzhaarige umfasste mit seinen Händen die Gitterstäbe. „Lass uns von hier abhauen, Lilly! Lass uns nach Hause gehen!“
      Doch das Mädchen umgriff verkrampfte ihre Hand an ihrer Brust und schaute mit ihrem gequälten Gesichtsausdruck zu Boden. „Ren… Wir haben kein Zuhause mehr…“
      Die Augen des jungen Mannes weiteten sich kurz, doch danach verzierte sein Gesicht ein verzweifeltes Lächeln. „Wir können uns ein neues bauen! An meiner Reise kam ich an einen Ort an welchem wir jederzeit zurückkehren konnten! Ich traf auf ein Mädchen das ebenfalls Lilly hieß und ihren Bruder Mikhail! Sie und die Dorfbewohner waren warmherzig, boten mir das Haus des alten Schmiedes an. Ich kann dort arbeiten und Gold für uns verdienen, selbst so wären die Dorfbewohner warmherzig genug und etwas zu essen zu geben!“
      „Ren… Bitte hör auf…“, entwich es dem Mädchen, deren Lippen bebten und in deren Augen sich Tränen bildeten. „Du weißt es doch bereits, tief in deinem Herzen… Tief in deinem Herzen weißt du, dass ich nicht die richtige Lilly bin, sondern nur ein Abbild ihrer Erinnerungen und ein Abbild ihrer Gefühle, eine Kopie die innerhalb weniger Jahre sterben wird!“
      Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich erneut und er sank auf seine Knie, die Zellenstangen fester umklammernd und seinen Kopf zu Boden senkend. „Und du ebenfalls…“, fügte sie hinzu bevor Tränen zu Boden tropften. „Du bist ebenfalls nicht der ‚echte‘ Ren… Auch du wirst innerhalb weniger Jahre einfach so sterben. Was für eine Zukunft hätten wir bitte? Sag es mir, ‚Ren‘!“
      „…“, keine Worte verließen die Lippen des jungen Mannes und die junge Frau wandte sich widerwillig von ihn ab. „Bitte mach es mir nicht so schwer, Abschied zu nehmen. Nicht mit seinem Gesicht, nicht mit dem Gesicht meines Bruders! Dafür werde ich dir ebenfalls keinen schweren Abschied bereiten, indem ich aus deinem Leben verschwinde. Wir beide, sollten nie existieren und deshalb müssen wir beide für das Wohl der Originale verschwinden… Für den echten Ren und für die echte Lilly!“
      Mit ihren letzten Worten beendend, rannte die junge Frau dem Korridor zurück von welchem sie kam, nicht zurückblickend auf den Schwarzhaarigen der mit leeren Augen auf den kargen Boden blickte.
    • Wortlos und doch mit vor Stress gezeichnetem Gesicht, starrte Anoria in das stillschweigende Antlitz des Braunhaarigen, der seinen geschmälerten Blick in die Ferne richtete. Hier nochmal, hier in diesem Augenblick, erkannte Ria wieder, wie sehr sich der sonst so lebensfrohe Rei sich doch gewandelt hatte. Eine ungreifbare Sorge umwob den jungen Mann an ihrer Seite, verschleierte seinen Kopf und sorgte dafür, das die Blondhaarige ihn wie hinter einer Nebelwand wahrnahm. Etwas stimmte nicht. Dem war sich Anoria sicher. Doch bevor Rei ihr nun doch eine Antwort schenkte, lies er lieber Taten sprechen und erhob sich von dem Stein auf dem er saß, nur um wortlos an ihr vorbeizuschreiten und zurück zur Hütte zu gehen. Mit Fassungslosigkeit starrte sie ihm hinterher und konnte sich den kurzen, wütenden Ausdruck auf ihren Zügen nicht verkneifen. Der Zorn überkam sie und ihre Hand schnellte zum Knauf ihres Schwertes hinab, in welchem Griff sie den Zettel mit der Kundmachung zerknitterte. Die Augenbrauen verständnislos zusammengezogen, wollte sie dem Braunhaarigen einen Streich ihres Schwertes hinterherschicken, einen Schuss vor den Bug sozusagen. Doch besann sich Anoria und ihre vorerst so angespannte Statur lockerte sich wieder. Ihre Hand löste sich und unweigerlich fiel ihr Blick hinab auf das Blatt Papier, auf dem ihr das Gesicht ihres ehemaligen Begleiters entgegensah. Sie nahm sich noch einige Momente, doch beschloss auch sie sich nun zur Ruhe zu überreden. Am nächsten Morgen erkannte man in beiden Gesichtern der Gefährten eine gar schlaflose Nacht. Müde wirkende Züge und Schatten unterlegten die Antlitze Ria und Reis, die sich im Morgengrauen vor der Scheune trafen und kurze Blicke austauschten. Sie hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, auch nur ein Wort ihres Begleiters zu hören, doch sprach Rei zu ihr. Nach gefühlten Stunden des Schweigens, sprach er jene Worte, die Ria ein Lächeln auf die Lippen zauberten und einen schier unbrechbaren Glanz der Freude in ihren Blick legten. „Ja.“, tausendmal hatte sie jene kurze Bestätigung für alltägliche Belangen bereits gebraucht. Mal überflüssig und unbedacht, dann wieder mit Reue getränkt oder einfach nur, um lästiges Gerede erspart zu bekommen. Doch noch nie, meinte sie es so ernst und zielgerichtet wie heute. Und als hätte Rei nur darauf gewartet, startete er auch sofort los. Es ging also wieder zurück nach Ordine und Ria schwor sich selbst, alles daran zu legen, Ren zu finden. Sie erkannte mit einem Mal, wie ähnlich ihre Geschichten sich nun wurden und musste schmunzeln. Es war schon komisch, wie sich die Antriebe einzelner aufgrund kleiner Vorkommnisse doch verschieben konnten. So fand sich Ria in der Position Rens wieder, der alles daran legte, seine Schwester zu finden. Nachdenklich hob sie ihren Blick aus den goldenen Augen empor in den noch düster wirkenden Morgenhimmel. Die Sonne war wohl kurz vorm aufgehen. Immerhin zeichneten sich schon sanfte, vanillegelbe Schlieren im Himmelszelt ab, die die restlichen Sterne zu verdrängen schienen. Was auch bedeuten musste, dass beide schon wieder gute zwei Stunden unterwegs sein mussten. Noch etwas, dass Anoria staunen lies. Noch vor kurzem, hätte sie nicht geglaubt, Uhrzeiten allein an der Stellung von Sonne und Mond, oder dem Tageslicht das vorherrschte, bestimmten zu können. Und nun… ein kurzes, amüsiertes Schmunzeln entkam ihr und sie richtete den Blick auf Rei vor ihr, der unentwegt voranschritt. Möglicherweise hatte auch ihn wieder so etwas wie Hoffnung gepackt. Möglicherweise aber, war auch er besorgt um Ren. Sie würde es wohl nicht erfahren…



      2 Tage später...

      Der Weg den sie gingen, kam der Blondhaarigen durchaus bekannt vor. Nachdem sie aus Ordine geflüchtet waren, führte Rei sie beide zur Verschleierung durch einen dichten Wald, der ihre Spuren somit in dem prasselnden Regen von damals verwischen sollte. Nun aber umrundeten sie eben jene düstere Wildnis am Rand und gingen gleichzeitig einen Hügel empor. Sie sollte nicht mehr weit weg sein, die Stadt des Wassers. Die Landschaft erinnerte Ria stark an die Spyria Felder, worauf ihr plötzlich schmerzlicher Blick sie veranlasste, ihre linke Hand zu heben und an ihr rechtes Schlüsselbein zu fassen. Die kalte Erinnerung dieses heimtückischen Hinterhaltes drängte sich wieder in ihre Gedanken und lies sie erschaudern. Sorgenvoll hatte sich der Blick der jungen Dame nach unten gerichtet, als sie plötzlich Wiederstand spürte, in ihrem Vorhaben weiterzugehen. Rei vor ihr war gestoppt und in ihrer Abwesenheit war sie dem jungen Mann reingerannt. Sie waren wohl auf der Spitze der Erhebung angekommen. „Entschuldige… ich.. ich war nicht ganz da, Rei…“, mit belegter Stimme rieb sich Ria ihre Nase, die Bekanntschaft mit dem Rücken des Braunhaarigen gemacht hatte und umrundete seine rechte Seite um verzwickt zu ihm hoch zu sehen. Doch empfing sie jener nicht mit einem tröstlichen Lächeln. Verwirrt folgte sie dem Blick ihres Gefährten und hob ihre Augenbrauen empor. Ordine erstrahlte vielleicht zwei Kilometer vor ihnen, was, zugegebenermaßen Freude in der jungen Frau auslöste, doch wurde diese jäh gedämpft. Ihr Blick streifte über die Landschaft, in welcher sich vereinzelte Bauernhäuser befanden, um welche herum eiligst gearbeitet wurde. Auch wenn zwischen den Schauplätzen und ihr sich eine breite Entfernung auftat, so konnte Anoria mit Gewissheit sagen, dass hier etwas passiert sein musste. Ein Kampf? Eine Rebellion? Ein Überfall? Sprachlos sog die junge Frau Luft ein, nur um verständnislos den Kopf zu schütteln. „Los, weiter.“, ertönte es neben ihr und Rei begann im Laufschritt den Hügel hinabzulaufen. Sie folgte ihm und alsbald sie die kleinen Vororte Ordines durchschritten, erkannten beide das einstige Ausmaß der Zerstörung. Mauerwerk, tief geschwärzt von einstigem Feuer wurde frisch überputzt, Dachstühle neu mit Schindeln beschlagen und jene eben neu errichtet. Fassungslos erblickte Ria das Leid, dass die Bewohner durch eine wütende Seele erfahren hatten. Sie sah alte Frauen, die auf klapprigen Schemeln Socken oder Mützen strickten, um wenigstens die Kleinsten warm zu halten, Väter denen die Erschöpfung des Wiederaufbaus in Gesicht und Geist anzusehen war, Mütter die die verweinten Kinder beruhigten, obgleich sie selbst von Tränen gerötete Augen und Wangen hatten. Sie war zu beklommen, um auch nur ein Wort von sich zu geben, als ihr eine junge Frau, kaum älter als sie selbst, mit einem Baby im Arm ins Auge fiel. Das von Rus geschwärzte Gesicht, zeugte tiefe Furchen der Anstrengung, der Trauer und Müdigkeit. Sie lehnte an einem verkohlten Dachmasten und schien zu stillen. Ihr Haar hing der Brünetten wirr den Körper hinab. Langsam trat die Blondine näher, griff in ihre Reisetasche und fischte ein Brot, einen Apfel und den Wasserschlauch hervor, nur um ihn vor dem verwahrlosten Ding abzulegen. Auch wenn Ria Hunger verspürte, so wusste sie, dass sie es nötiger brauchen würde. Wortlos schloss sie dann wieder zu Rei auf, der ihre Tat stumm verfolgt hatte, den Weg dennoch weiterbestritt. Was war hier nur geschehen?

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Logi und Van Zephyr
      Ein einfaches Klopfen ertönte an der Türe hinter der sich Van Zephyr zu verbergen schien und als sich diese öffnete, schaute dieser mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu seinen ungebetenen Gästen. Van Zephyr selbst, saß auf einem Stuhl an einem Schreibtisch und schieb mit einer Feder etwas auf ein Pergament. An seiner Seite befand sich Aslan, seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt, sein goldenes Auge wieder unter einer Augenklappe verborgen und mitsamt einem neuen Gewand. „Lord Logi, was verschafft mir die Ehre?“ Seine Ellenbogen abstützend, die Hände ineinander gefaltet und die untere Hälfte des Gesichtes hinter jenem verborgen, schauten die Augen des Mannes ernst zur Tür. „Spart mir die Maskerade, Van Zephyr! Denkt ihr ich bemerke eure Attentäter nicht oberhalb der Querbalken dieses Raumes und die Klinge die sich in der Hand eures Leibwächters befindet, der diese hinter seinem Rücken zu verbergen scheint. Ich spüre ebenfalls eure Mordlust, klar und deutlich!“ Vale, der erneut nach seinem Schwert griff, wurde ein weiteres Mal von dem ausgestreckten Arm Logi’s davon abgehalten das Katana zu ziehen. „Hm…“, ertönte es höhnisch von Zephyr der nun seine obere Gesichtshälfte hinter seiner Hand verbarg und ein diabolisches Grinsen aufsetzte. „Sagt mir, Logi: Wenn ich den Jungen nicht gehen lasse und ihn trotz des Unwillens des Zodiac Bundes exekutiere, werdet ihr mir den Krieg aussprechen?“ Vales Gesichtsausdruck wurde düsterer und sein Gesicht wanderte bedachte zur Seite um aus seinen Augenwinkeln heraus die positionierten Wachen zu erspähen. „Van Zephyr, schon seit eurem Eintritt in den Zodiac Orden wart ihr mir ein Dorn im Auge. Mit euch stimmte etwas nicht, euer hochnäsiges Grinsen zeigte mehr als oft das die anderen Lord’s für euch lediglich Schachfiguren waren. Ist es euer verstorbener Vater, der euch solch Wahnfantasien von Macht vor die Füße legte, der diese ‚Säuberung‘ der Dämonen in die Wege leitete? Nehmt ihr euch raus solch eine Macht zu besitzen mit den Leben anderer Menschen zu spielen, nein…“ Logi stoppte und schaute mit kalten Augen zu Van Zephyr. „…ganze Menschenfabriken zu führen, die unter dem Gesetz des Zodiac Bundes verboten wurden und mit der Todesstrafe geahnt werden?“ Binnen Sekunden blitzte das Schwert Vale’s auf, welches sich vor Logie wandte und den Schwertstreich Aslans abblockte, welcher nach vorne gestürmt war um Logi das Leben zu nehmen. „Ihr wisst also von meinen kleinen Experimenten? In der Tat, führe ich Menschenfabriken um Profit aus den verkauften Sklaven zu schlagen und mir eine Armee aus Übermenschen zu schaffen, die eine neue Generation zu Tage führen sollen.“ Van Zephyr erhob sich von seinem Stuhl und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Schaut mich doch bitte nicht mit einen solch angewiderten Gesichtsausdruck an, werter Lord Logi. Ihr seid jung, viel zu jung um die Gründe hinter meinem Handeln zu verstehen. Diese Welt ist verdorben, vom Kern auf verdorben und meine Taten mal dahin gesehen, besitze ich eine überaus vielfältige Sorte von Kundschaft… Außer ihnen, werter Lord Logi, gab es noch niemanden vom Adel, nicht mal jemanden vom Zodiac Orden, der nicht einen dieser abartigen Menschenrasse, einen Übermenschen oder eine Frau nach ihrem Willen geschaffen, sonderbarer weise auch Männer nach ihrem Willen geschaffen für ihre Zwecke nutzen und missbrauchen wollten. Und mein Repertoire an umgewandelten Menschen besteht nur aus Wesen die ihre Daseinsberechtigung in dieser Welt ohnehin verwirkt, sagen wir mal haben. Sagen wir einfach mal: ‚Abschaum‘, willenlose Personen die ihre Familie verloren oder von anderen Menschen missbraucht wurden. Sagt mir, Logi… Welch einen Sinn für Hoffnung haben solche Menschen noch in dieser Welt? Ich biete ihnen Erlösung von ihrer armseligen Existenz und ich biete ihnen eine Gabe, die Gabe für etwas zu gebrauchen zu sein, die Gabe nützlich zu sein, jemanden zu dienen und etwas in dieser Welt zu bewerkstelligen!“
      „Ihr redet zu viel, Van Zephyr…“, entwich es den jungen Mann schlicht der sich wieder einmal nur ein höhnisches Grinsen über die Lippen kommen ließ. „Sei es drum… Wenn ihr Krieg haben wollt, dann lasst euch nicht davon abhalten bei euren 6 Lord’s Unterstützung zu suchen, die für meinen Austritt aus den Orden gestimmt haben! Das heißt natürlich…“, mit seinem überheblichen Grinsen zu ihn drehend und mit den Schultern zucken fügte er seinen Satz fort: „…wenn noch einer von diesen Lord’s am Leben ist und nicht auf ‚mysteriöse‘ Art und Weise verstarb um von einen ‚Nachfolger‘ ersetzt zu werden!“
      Als Aslan das Gesicht des jungen Mannes vernahm und die finstere Aura um ihn herum wahrnahm, trat er einen Schritt zurück und sah dabei zu wie er langsamen Schrittes auf Van Zephyr loslief. Die Attentäter, die sich oberhalb der Querbalken versteckten, sprangen zwar auf Logi hinab, wurden aber allesamt von Vale zurückgedrängt der mit seinem Katana und seiner Fähigkeit die Personen um Logi auf Abstand hielt. Vor Van Zephyr angekommen, schauten sich die beiden direkt in die Augen, der eine voller Zorn und der andere mit einem noch immer überheblichen Grinsen. „Ich schwöre es euch, bei meinem Leben. Ihr werdet für eure Taten bereuen und ihr werdet den erbärmlichsten aller Tode sterben! Euer Name wird nicht in die Geschichte eingehen, weder als Held noch als Verbrecher. Ihr werdet eine Randfigur sein, eine Person die niemals Gewicht in dieser Welt hatte und niemals eine Auswirkung auf die Geschichte haben wird! Niemand wird sich an euren Namen erinnern, so wahr ich hier stehe!“ Diese Worte über die Lippen bringend, veränderte sich der überhebliche Gesichtsausdruck zu einem neutralen und als sich Logi umdrehte und zur Tür hinaustrat, Vale ihm folgend, verlagerten sich die Mundwinkel nach unten. „Diese überheblichen Gören, einer wie der andere… Erst dieses fehlerhafte Experiment und jetzt dieser Grünschnabel von Lord… Wartet es nur ab!“ Als sich Logi am Eingang die Zwillinge wieder entgegenstellten, führte dieser eine Handbewegung zur Seite aus und ließ lediglich seine Stimme aggressiv ertönen. „Zur Seite!“
      Gegen ihren Willen wurden diese dazu gedrängt Platz zu machen und gewährten ihn, der nun den Krieg zwischen der Hauptstadt und Ordine ausrief, den Ausgang um alles dafür in die Wege zu leiten. Vor den Toren des Anwesens angekommen, drehte sich Logi zu Vale um. „Wir treten die Heimreise an und bereiten uns dort auf den kommenden Krieg vor! Hab keine Sorge, Vale, für die Rettung eures Freundes habe ich bereits einige meiner Unterstützer angesetzt…“ Überrascht schaute der Silberhaarige in das Gesicht seines Lords. „Unterstützer?“
      Logi wandte seinen Blick in die Ferne und sah einen Rothaarigen Mann, jener der auch vor einigen Tagen an Rei’s Seite Bericht erstattete. „Unser Verbündeter ist der König von Arcadia, Lux Alma de Arcadia und seine Spionageeinheit ‚Raven‘. Unser Kontakt ist unter den Namen ‚weiße Krähe‘ bekannt und scheint einer der 4 Säulen der Gruppe zu sein. Dieser Mann vor uns, gehört seinem Abteil an und spielt den Informanten… Wir werden unmittelbar Anfrage auf die Unterstützung des Königs erbitten und Van Zephyr ein für alle Mal in seine Schranken weisen! Kann ich auf dich zählen, mein Freund?“ Mit einem einfachen Nicken, ging der Silberhaarige in die Hocke und verbeugte sich erneut vor seinem Lord. „Natürlich könnt ihr das!“
      „Lass diesen Unsinn Vale! Ich bin kein Kind mehr…“


      Ordine
      5 Tage nach dem fehlgeschlagenen Attentat von Aslan auf Van Zephyr, der Gefangennahme ‚Rens‘ und der Kriegserklärung Logi’s an Van Zephyr, trafen Rei und Ria nach ihrer 2 tägigen Reise an diesem Ort ein und wurden Zeugen von der Zerstörung. Jedoch offenbarte sich diese nur nach Außerhalb, den Höfen entgegen, während im Inneren Ordines reges Geschehen herrschte und die Klassengesellschaft dieser Zeitepoche mal wieder mehr als nur verdeutlichte. Bauern und Sklaven waren es, die die Höfe wieder herrichteten und sowohl Adlige als auch Logos mit höher angesehenen Berufungen gingen ihren alltäglichen Leben nach, die frohe Kunde der herbeigesehenen Hinrichtung des Schrecken des Todes erwartend, die mit dem Glockenschlag eintreten sollte, welcher ertönte als Ria und Rei die Schwelle zu den Toren Ordines übertraten und sich an den Wachen vorbeischlichen, welche nur darauf warteten das etwas unvorhergesehenes passieren würde. Durch die Menschenmenge drängelnd, die höhnischen Worte der Bevölkerung ignorierend die Ren nicht nur schlecht redeten, sondern über ihn herzogen und ihn einen weitaus schlimmeren Tod als den Scheiterhaufen und die lebendige Verbrennung wünschten, ignorierend, schlugen sich die unter Kapuzen verschleierten Personen stetig nah vorne, bevor sie die empor ragende Aufstellung der Baumstämme und Äste vernahmen. Niemand anderes als Ren war es, der dort vor der Treppe zum Scheiterhaufen stand und mit leeren Augen emporblickte, die vielen Verschmähungen und widerwärtigen Worte der Menschen dumpf vernehmend und an seiner Seite vernehmend. Ein Redner erklärte die Schandtaten des Schrecken des Todes, einige die der Wahrheit entsprachen doch die Mehrzahl an ersponnenen und erlogenen die nur den Hass auf ihn anfachen sollten, um Van Zephyr in einem besseren Licht da stehen zu lassen. Von den Wachen nach oben getreckt, befestigte man Ren mit einem Seil und trat zurück. Van Zephyr selbst war es, welcher das Feuer der Fackel entfachte und seine Stimme ertönen ließ. „Hört mir zu, liebe Leute! Dies ist keine Hinrichtung, sondern eine Erlösung! Eine Erlösung, die einen jeden von euch, der vor Angst davor lebte das dieser Mann auch eines eurer Familienmitglied aufgrund seiner selbstsüchtigen Gründe ermorden würde, nehmen soll! Eine Erlösung die euch wieder ruhen lässt, eine Erlösung die diesen Dämon der unkontrollierbar umherwütete zu denen bringen wird die es einst wagten unser Land mit ihrer Präsenz und ihren Hochmut zu verpesten! Ich, Van Zephyr, gelobe euch als euer Lord auf euch zu achten und nicht zu ruhen bis ein jeder, dieser verkümmerten und skrupellosen Dämonen vernichtet und an seine gerechte Strafe gelangt sei!“ Jubelrufe waren es, die ertönten als die Fackel auf die Äste geschleudert wurde um das Feuer zu entfachen. Die einzigen Schreie die zu vernehmen waren, waren die von Rei und Ria, die sich verzweifelten versuchten durch die Menschenmenge zu drängeln, zumindest solange bis ohrenbetäubend die Sirenen einen nahenden Angriffes ertönten und gen Himmel die Silhouetten mehrerer Luftschiffe sichtbar wurden. Innerhalb der Menschenmenge schaute ein Mann hinauf, unter dessen Kapuze weißes Haar mit schwarzen Ansätzen aufglänzte, in Richtung des vom Funken erfüllten Himmels. „Dieser Bengel… Wie hat er es geschafft sich in so geringer Zeit auf einen Krieg vorzubereiten?“ Rei trat aus der Menschenmenge hervor, die Kapuze lösend und mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu Van Zephyr starrend. Mit einer Handbewegung zur Seite, stürmten nicht nur die Soldaten Van Zephyrs auf Rei zu, sondern offenbarten sich hinter dem Braunhaarigen weitere verhüllte Gestalten die nach vorne stürmten und sich den Soldaten annahmen. „Ria, wir schnappen uns Ren und verschwinden von hier! Ich erkläre dir später was hier los ist!“ Als jedoch beide auf das Feuer zulaufen wollten, stellten sich ihnen jene Zwillinge im Weg, die einst auf Vale und Logi davon abhalten wollten in Van Zephyrs Anwesen einzudringen. „Leider ist es uns nicht möglich euch Durchgang zu gewähren! Wärt ihr nicht über die Schwelle getreten, so hättet ihr euer Leben behalten können, doch leider ist es dafür jetzt zu spät!“ Während das Mädchen einen Speer in ihren Händen trug, offenbarten sich an den Händen des Jungen Klauen. „Planänderung… Du rettest Ren und ich halt dir diese Nervensägen vom Leib!“ Als sich jedoch Ria von Rei trennen wollte, lief ihr das Mädchen mit dem Speer hinterher, während der Junge mit den Klauen attackierte. „Du entkommst mir nicht!“ Zwar drehte die junge Frau den Speer zwischen ihren Händen um ihre eigene Achse, doch musste sie mit einem überraschten Gesichtsausdruck vernehmen wie sich plötzlich der Braunhaarige vor ihr befand und mit seinem Schwert zum Schlag ausholte. Den Schwertstreich mit dem stählernen Stab des Speeres parierend, wandte sich ihr Blick von Rei ab nach ihrem Bruder suchend. „VAR!“ Am Boden in einer Einkerbung befindlich, rappelte sich dieser aus taumelnd wieder auf und wusch sich mit seinem Handrücken das Blut von den Lippen. „Alles in Ordnung, Faye! War nur kurz überrascht…“ Doch was er als überrascht wahrnahm, war das Ereignis von vor wenigen Sekunden, in welchem Rei ihn mit nur einer leichten Seitbewegung auswich und ihn mit den Schwertrücken in den Nacken stieß, während er ihn über sein rechten Fuß stolpern ließ. „Wo schaust du hin?“, ertönte es mit ernster Stimme. Als das Mädchen, Faye, wieder zu Rei schaute vernahm sie plötzlich den aggressiven Gesichtsausdruck. „Ich bin im Moment ziemlich wütend, also machen wir es kurz und schmerzlos!“ Der Stab gab nach und zwang das Mädchen in ihre Knie. Überrascht über den plötzlichen Zuwachs an Kraft des Mannes, versuchte diese sich wieder von ihrer misslichen Lage zu befreien und das Schwert zur Seite abstreifen zu lassen, doch vernahm wie das Schwert nicht in der erhofften Flugbahn abprallte sondern in einer vertikalen Drehung einen erneuten Schwertstreich vollführte. Knapp darauf reagierend, sprühten die Funken jedes weitere Mal als die zwei stählernen Waffen aufeinanderprallten und das Mädchen weiter und weiter zurückdrängten. Nun hatte ihr Bruder endlich wieder das Kampfgeschehen erreicht und Rei war nun der, der sich von zwei Seiten aus verteidigen musste. Inzwischen befand geleitete Aslan, Van Zephyr zu seinem Anwesen und sah schon aus der Ferne, wie sich die Übermenschen die er erschuf in Reihe und Glied offenbarten. Ein schelmisches Grinsen legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, bevor er einen einfachen Blick aus den Augenwinkeln Van Zephyrs spürte. „Ist an dieser Situation etwas Belustigendes, was mir gerade nicht in den Sinn zu kommen vermag?“ Die Frage des Mannes vernehmend, verschränkte der Schwarzhaarige lediglich seine Arme hinter dem Kopf. „Nein, gar nicht! Nur das hier ein Krieg ausbricht aufgrund einer unechten Hinrichtung…. Schließlich ist es doch einer dieser sogenannten Ninth der dort auf den Scheiterhaufen verbrennt und Schuld an diesem ganzen Aufruhr ist. Selbst von einem von euch erschaffenen Menschen werdet ihr hinters Licht geführt, Van Zephyr!“ Die Provokationen des jungen Mannes verachtend, wandte sich sein Blick wieder von ihn ab. „Spar mir diesen kindischen Hohn! Schließlich bezahl ich dich nicht für deinen unterdurchschnittlichen Humor, Junge!“
    • Ren

      Auf ihrer Reise nach Canard, traten Ren und Rachel eine Abkürzung über einen schwer auffindbaren Felspfad ein und holten dank ihres erhöhten Tempos die anderthalb verlorenen Tage auf die sie Rei und Ria hinterherhingen. Unwissend über das, was ihn zu erwarten schien, passierten sie ein Dorf nahe Canards und rasteten dort für eine Weile. Rachel, die ihre Vorräte aufstocken wollte, vernahm an einem der Wände einen Steckbrief. Nicht nur Ren verbarg sein Haupt unter einer Kapuze, auch Rachel wollte an diesem Ort nicht auffallen, denn als Anführerin der Rebellion konnte sie sich nicht einfach überall blicken lassen. „Ren… Hast du zufällig einen Zwilling von den wir nichts wussten?“ Verwirrt schaute der Mann, dessen schwarzes Haar mit weißen Ansätzen unter seiner vom Wolfspelz gefütterten Kapuze verdeckt war zum Plakat, jedoch erst als er auf Nummer sicher gehen konnte das niemand bemerkte, dass er seine Blindheit lediglich vorspielte um seine roten Augen zu verschleiern. Der junge Mann fasste sich an seinen Kopf, versuchte sich vergeblich zu erinnern, doch vernahm den misstrauischen Gesichtsausdruck seiner Begleiterin. „Du…“, ertönte es aus dem Hintergrund von einem jungen Mädchen, eventuell im Alter von 14, mit verbittertem Gesichtsausdruck, als sie die Augen des Mannes vernahm. Als sich Ren zu ihr drehte und sie mit seinen gleichgültig wirkenden Augen anschaute, erschauderte das Mädchen und stürmte nach vorne, vor ihn stoppend. Erst wenige Momente später realisierte der Schwarzhaarige wie Blut an seiner Seite zu Boden tropfte und sich ein Messer durch jene bohrte. Das Mädchen trat einige drehte das Messer um die eigene Achse und sah zu wie Ren nach hinten taumelte und sich an einer Wand abstützte. „Das war für meine Eltern, die du kaltblütig umbrachtest du Dämon!“ Rachel vernahm alles, machte jedoch keinerlei Anstalten einzugreifen und schaute aus ihren Augenwinkeln heraus zu Ren. „Verrecke, du elendes Monster! Verrecke, Verrecke, Verrecke!“ Der Hass zeichnete sich in den Augen des jungen Mädchens, jene die eigentlich ein unschuldiges Leben führen sollte doch durch böse Absichten so gezeichnet war, dass sie zu solchen Taten zwang. Als sich die Kapuze des Mannes von seinem Haupte löste, während er zu Boden sackte, wandten sich alle Blicke der Leute zu ihn, voller Missgunst, voller Angst, voller Hass. „Der Dämon! Wie furchtbar…“ „Was macht dieses Monster hier?“ „Ist dieser Mann nicht der auf den Steckbriefen? Was ist mit seinen Haaren? Abartig.“Das Gespött der Leute offenbarte sich als eine Welle die vor ihn verschwamm, eine Welle schwarzer Schatten die sich verzerrten und ihn mit ihren Fratzen weiter und weiter beleidigten. „Geschieht ihn Recht, soll er doch verrecken, dieser Verräter.“ „Wegen ihn ist mein älterer Bruder gestorben! Alle haben sich auf ihn verlassen, doch dann verschwand er einfach!“ Nun endlich, nach dem vielen Gespött der Bevölkerung, beugte sich Rachel zu ihn runter und flüsterte ihn etwas zu bevor sie sich schützend vor ihn stellte und ihre Kapuze lüftete. „Lady Rachel, was machen sie hier?“ Das Gespött veränderte sich zu Hochachtung und die Stimme der Frau ertönte. „Diejenigen unter euch die diesen Mann kennen, mögen jedes Recht haben ihn für seine Taten zu verhöhnen. Doch ihn für seine Taten zu verurteilen, verliegt nicht in der Macht eines Einzelnen. Wir sind keine Barbaren, also gesinnt euch! Wenn ein Arzt unter euch ist, dann soll dieser vortreten und diesen Mann behandeln damit er für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird und Buße tun kann! Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl!“
      Unter den Leuten fing erneut das Getuschel an, während sich der Blick Ren’s derweil trübte und sich schwarze Augenringe vor Erschöpfung unter seinen Augen bildeten. „Niemals!“, ertönte es aus den Lippen des jungen Mädchens welche volle Verachtung auf Ren hinabschaute. „Ich werde ihm niemals für das verzeihen, was er getan hat! Unzählige Menschen sind wegen ihn gestorben und für seine eigenen Zwecke nahm er das Leben meiner Eltern!“ Rachels Blick wandte sich düster zu dem jungen Mädchen. „Das Wort Canard steht für den Begriff „Flügel“. Flügel, bedeutet Zusammenhalt und nicht den Willen eines vor dem Wohle aller! Es gibt genug andere Personen die ähnliches wie du durchmachen mussten und dieser Mann hier zählt womöglich dazu. Gerade deshalb, willst du dich auf sein verabscheuungswürdiges Niveau hinabbegeben und in seine Fußstapfen treten um andere aus eigenem Zweck zu töten? Habe ich mich so in euch getäuscht? Wurde diese Rebellion nicht gegründet um genau diese Dunkelheit aus dieser Welt zu verbannen und unter den Ländern eine Reform und eine neue Einigkeit zu bringen in der nicht einfach jeder machen kann, was du zu versuchen vermagst?“ Den Rest des Gespräches vernahm der Schwarzhaarige nicht mehr, denn dem das ihn schwindende Blut brachte sein Bewusstsein dazu der Ohnmacht zu weichen. So fand er sich im weißen Raum wieder, jenen den er zuvor schon mehrfach in seinen Träumen vernahm. Ren erinnerte sich an die Worte zurück, die ihm die junge Frau zuflüsterte. ‚Jetzt siehst du das Ausmaß deiner Taten‘



      Im Schneidersitz auf den Boden sitzend, tastete Ren seinen Körper ab und vernahm die Wunde, deren Blutausfluß zu stoppen schien. „Also… Bin ich tot?“ Sich in dem endlosen Weißen umschauend, nichts weiter erblickend wandte sich sein Blick schlussendlich zu Boden. „Das Ausmaß meiner Taten?“ Eine weitere Stimme ertönte nahe des Schwarzhaarigen und offenbarte eine schwarze, schemenhafte Gestalt mit verzerrter Stimme. „Sie hat Recht! Dein vorheriges Ich ist schuld an all dem. Gnadenlos ermordetest du jene die von Schuld befleckt und jene die von Unschuld aufstrahlten, einzig für deinen eigenen Zweck!“
      Verloren, stahl sich der Blick des Mannes ins Leere und fixierte dann seine Hände an, die von Blut befleckt zu sein schienen. „Welcher Zweck… Welcher Zweck ist bedeutsam genug um mit den Leben anderer so leichtfertig umzugehen?“ Stille durchdrang den Raum, bevor die Stimme des Wesens erneut ertönte. „Familie.“ Als Ren dieses Wort vernahm weiteten sich kurz seine Augen und er schaute auf, seinen Blick wieder normalisierend. „Mein Zwillingsbruder?“ Erneut schwieg das Wesen für wenige Minuten. „Mach dich nicht lächerlich, du besitzt keinen Zwillingsbruder…“ „Was dann“, fügte der Schwarzhaarige schleunigst bei. „Willst du wirklich deine Erinnerungen zurückhaben? Du hättest in diesem Dorfe bleiben sollen und ein neues Leben anfangen sollen!“ Der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf und klopfte sich auf seinen Brustkorb. „Ich bin nicht Ich und das bedeutet mein Herz besitzt ein großes Loch in sich, welches niemals gefüllt werden könnte, wenn ich dortbliebe und mich mit meinem Schicksal abfinden würde! Ich muss herausfinden wer ich bin und was ich erreichen wollte um meinen Weg zu bestimmen! Und ich muss wieder Ich werden um den Hass dieser Menschen zu verstehen!“
      Erneut verstummte die schemenhafte Gestalt, bevor sie sich materialisierte und in der Gestalt eines Weißhaarigen Jungen mit verschlossenen Augen erschien. „Du würdest das Gewicht deiner Sünden nicht ertragen können und verzweifelt weiter deinem Pfad der Selbstzerstörung auf der Suche nach etwas, das nicht mehr existiert vergeuden. Um dieses Nichtexistenzielle wiederzuerlangen, würdest du deine gesamte Existenz auslöschen und selbst dann, wirst du nicht in der Lage sein das wiederzuerlangen was du einst verloren hast! Dein Weg den du bestreiten wirst, wird geebnet von Blut, Zerstörung und Verlust sein! Am Ende wirst du nicht nur alles verlieren was dir von Bedeutung ist, sondern auch dich selbst!“ Die Worte des jungen Mannes vernehmend, entgegnete der Schwarzhaarige mit gefasster Mimik: „Warum beschützt du mich?“ Ein weiteres Mal verstummte der Weißhaarige und blieb für wenige Minuten einfach nur stehen, bis er einen letzten Satz formte, während sich die Weiße um ihn herum auflöste. „Damit du nicht denselben Fehler begehst, den ich einst beging!“ Bevor Ren etwas auf diese Worte antworten konnte, verschwamm das Bild und ließ den Schwarzhaarigen erneut erwachen, doch diesmal auf einer hölzernen Kutsche durch einen unangenehmen Rumpler. Neben ihm saß Rachel, seine Verbände abtastend und mit enttäuschter Stimme auf sein Erwachen reagierend.

      „Oh… Hast es wohl doch überlebt.“ Die Stichelei der Dame ignorierend, setzte sich der junge Mann auf und schaute sich um. Die Kutsche war von einem Plan umsäumt und gewährte den Ren keinerlei Ausblick in die Umgebung. „In wenigen Minuten sollten wir Canard erreichen.“
      Gesagt, Getan, stoppten die Geräusche der Pferdehufen von außerhalb und die Stimme des Kutschers ertönte. Die Plane öffnete sich und eine der Wachen schaute hinein, Rachels plumpes Winken vernehmend und Ren am Boden liegend. „Der Schrecken des Todes!“
      Rachel wank der überraschten Wache lediglich ab. „Der werte Schrecken ist heute ein zahmes Biest und ein Gast, wenn man es so nennen kann. Richtet den anderen aus, dass ihn keiner ein Haar krümmen wird solange er sich in Canard befindet!“ Widerwillig nahm die Wache den Befehl seiner Herrin an und die Kutsche fuhr weiter. Ein weiteres Mal stoppend, stiegen nun Ren und Rachel aus der Kutsche aus und erneut spürte Ren das stechen der Verachtung von den Gesichtern jeglicher Personen in der Umgebung. „Ren!“, ertönte es aus der Ferne von einem jungen Manne mit blonden Haaren und einer Narbe im Gesicht, der auf den Schwarzhaarigen zu stapfte und ihn in seinem geschwächten Zustand einen Faustschlag ins Gesicht verpasste. „Gab… Hat William nicht meinen Befehl weitergeleitet?“ Der Blondhaarige vernahm die Stimme der jungen Frau und erschauderte doch schüttelte danach den Kopf. „Bitte hört auf mich bei diesen albernen Namen zu nennen! Ich bin kein Kind mehr Lady Rachel, sondern ein Krieger. Mein Name ist Gabriel, Ga-bri-el!“
      „Hoo~ Der kleine Gab ist scheinbar übermütig geworden, während meiner Abwesenheit…“
      „Wieso?“, entwich es Ren der sich das Blut von seinem Mundwinkel wischte und mit genervtem Gesichtsausdruck zu den beiden schaute. „Wieso hassen mich all diese Menschen so abgrundtief?“
      „Ist das nicht offensichtlich?“, entgegnete die junge Frau lediglich mit neutralem Gesichtsausdruck. „Du warst es, welcher der vorherigen Anführerin, Suzu, das Leben nahm!“ Als der Name Suzu ertönte, durchschlug es den Kopf des jungen Mannes wie ein Blitz und er schaute mit geweiteten Augen auf. „Suzu…“ Der Blondhaarige stapfte erneut erzürnt auf Ren zu. „Wag es nicht ihren Namen in den Mund zu nehmen!“, doch wurde er von Rachel davon abgehalten ihm erneut eine zu verpassen noch während sie das ernste Gesicht Ren’s vernahm. „Bitte, erzählt mir von ihr… Erzählt mir von allem was ihr über mich und was ihr über diese Person wisst!“
      Aus dem Hintergrund trat eine ältere Person, sich den krummen Rücken halten und ließ seine raue Stimme ertönen. „Dürfte ich die Aufklärung übernehmen, Lady Rachel?“ Aus ihren Augenwinkeln heraus vernahm die junge Frau den älteren Herren und nickte lediglich. „Nur zu, Hanzai!“


      Red Christmas

      Um mit der Geschichte von Canard und dem Auftauchen unserer ehemaligen Anführerin Suzu zu beginnen, muss ich erst einmal weit ausholen um den Ursprung der Rebellion und ihre Gründung zu erklären. Einst gab es einen jungen Mann, dem Adel entstammend und die Welt durch ihre Augen erblickend. Dieser Mann empfand diese Welt, so wie sie war und so wie sie gestalten wurde als falsch, von Grund auf verdorben und mit einem vollkommen überholten System ausgestattet. So traf er auf seiner Reise auf der Suche nach Veränderung auf einen Schwarzhaarigen Mann und einer Weißhaarigen Frau, die man unter den Namen Mili, die Hexe aus dem Wald, zu kennen vermochte. Mili war eine besondere Frau, denn ungleich eines normalen Lebewesens besaß sie die Gabe Stigma außerhalb einer Alchemiewaffe zu führen und zu manifestieren, gar als würde sie Magie selbst kontrollieren. Wir kennen derweil die Folgen eines Stigma Ausbruches, die in einem Mental Shutdown und der absoluten Zerstörung führen, doch dieses Gesetz schien für diese Dame nicht zu gelten. Der Mann an ihrer Seite, besaß nicht nur die Augen und das Aussehen jener die wir Revenus nannten, sondern auch das Ausmaß an Stärke das wir von ihnen in unseren Geschichten erdachten. Es war ein seltsames Beispiel der Zusammenkunft eines Revenus, eines Logos und einer Eos, das schlussendlich zu der Gründung von Canard’s Rebellion führte. Doch die Wege der drei Gefährten trennten sich aufgrund des ihnen vorherbestimmten Schicksals und so verblieb am Ende lediglich der Adlige Logos, der als alleiniger Anführer Canard leitete, bis auch er sein Leben in einer Schlacht verlor. Dieser Mann, war unter den Namen Cole Blanchimont bekannt und war der leibliche Vater von Rachel Blanchimont, unsere derzeitige Anführerin. Rachel, war von Kindesbeinen an jedoch sehr zerbrechlich und konnte das Erbe ihres Vaters nicht antreten, doch bat sich ein Mädchen an das mit ihr zusammen aufwuchs ihre Rolle für sie zu übernehmen so lange bis in ihrer Gesundheit ein Grad der Besserung eintreten würde. Suzu, die selbst noch unerfahren im Umgang mit der Rebellion war, wurde von ihren zwei besten Freunden begleitet, die nicht nur ihre Leibwächter und engsten Vertrauten, sondern auch ihre zwei Stützen und Vollstrecker waren. Einer von ihnen war ein Junge mit den Namen Rei, ein sehr aufgeweckter und fröhlicher Kamerad der zwar faul und unverlässlich wirkte doch am meisten für die Rebellion tat und der andere war ihr damaliger Geliebter Ren, der ihr bei jeder ihrer Entscheidungen zur Seite stand. 2 Jahre vergingen und Suzu blühte in ihrer Rolle auf, bis der Feind durch einen Spion in unseren Reihen an Informationen gelangte und einen Hinterhalt plante. Dieses Ereignis ist heute unter dem Namen ‚Red Christmas‘ bekannt und brannte sich mit den vielen unschuldigen Opfern und den von rot verzierten Schnee in das Gedächtnis der Menschen Canards ein die einzig nach einer Lösung suchten an Frieden zu gelangen und vollständige Ablehnung und Vernichtung bekamen. Am Abend von ‚Red Christmas‘ verschwanden Suzu und Ren und wurden nie mehr wiedergesehen. Rachel, vom Verlust ihrer Kindheitsfreundin geplagt und den Verrat des ‚Spions‘ und ‚Mörders‘ Ren in ihr Herz einbrennend, übernahm die Rolle unter Rei’s Unterstützung, kapselte sich jedoch von diesen ab mit der Angst auch von ihn einst verraten zu werden. So verschwand auch Rei eines Tages und ließ Canard im bemitleidenswerten Zustand zurück, doch gelang es Rachel die Menschen um sich herum zu begeistern und zu motivieren, sodass Canard erneut aus den Ruinen der roten Weihnachten erwachten und sich zusammenschlossen um sich ein weiteres Mal gegen die Weltordnung zu stellen, wie wir sie kannten.
    • Sie überquerten also nun zum zweiten Mal die Schwelle zur Stadt des Wassers, nur um bereits an den Toren die massenhaften Menschenmengen zu erblicken. „Richtig…“, schoss es Ria durch den Kopf, als sie sich erinnerte, warum ihr Weg sie und Rei wieder zurückgeführt hatte. Dieser zog sich im nächsten Moment auch die Kapuze seines Mantels über den Kopf und die Blonde tat es ihm gleich. So verhüllt schlossen sie sich in die Traube des nächsten Schwalls an Personen ein und drängten ihre eingepferchten Körper nach vor zum Schafott. Schon von weitem vernahm Ria die Hassreden, die gegen Ren geschwungen wurden. Kein einzig gutes Wort kam über die Lippen der belustigten Zuschauer, die sich so gierig nach Tod und Blut um den Scheiterhaufen drängten. Auch wenn Ria die vielen abwertenden Wörter, das erniedrigende Geschrei und die Schimpfe ignorieren wollte, so gruben sich die gröhlenden Stimmen doch tiefer in ihr Fleisch und Herz als gewollt. Mit missmutiger Miene drängte sie sich hinter Rei her, welcher die vordersten Reihen anstrebte, doch waren die Personen zu geizig um ihre Plätze der guten Sicht. Doch endlich, endlich erhaschten sie einen Flecken an welchem sie doch eine gute Sicht auf das ganze Prozedere hatten. Und als Ria ihren Blick nun wirklich frei hatte, erkannte sie wirklich Ren dort oben auf dem Podest. Es schien ihr, als würde ihr Blut für kurze Zeit in den Adern gefrieren. Denn neben ihm stand der von ihm selbst ernannte Teufel, der Entführer seiner Schwester… „Van Zephyr…“, entkam es ihr knurrend. Zu lange hatte sie sich auf die selbstverliebten Worte des Mannes konzentriert, als die Jubelrufe der Menge ihre Ohren übertönten. Rauch stieg vom Scheiterhaufen empor und schon bald züngelten orangene Flammen nach oben. Er hat es getan. Fast schon gleichzeitig entkam den beiden ein Schrei des puren Schreckens und der Erschütterung. Zu all dem Lärm fügten sich dann noch die heulenden Töne von Sirenen, was die Bewohner Ordines aufsehen lies. Viele spornte dies zur Flucht an, doch Rei stürmte nach vor um dem obersten Feind höchstpersönlich in die Augen zu sehen. Nachdem er die ersten Gegner abgewehrt hatte, schien sich jedoch der Plan zu ändern, den er ihr zuvor verkündet hatte. Rei rief ihr zu, Ren zu retten und die junge Frau starrte ihm fassungslos hinterher. Was bitte? Ihr Blick hüpfte nervös zwischen dem Rücken des Braunhaarigen und Ren hin und her. Doch konnte sie jetzt nicht zögern und so wollte sie losstarten, das Gerüst umrunden und den Schwarzhaarigen von der Plattform fischen. Doch stellte sich bereits nach den ersten Schritten heraus, dass sie verfolgt wurde. Eine junge Frau, bewaffnet mit einem Speer stellte ihr nach, doch drängte sich wieder Rei dazwischen. Er hielt ihr den Rücken frei. Von ihrer Konzentration kurz abgelenkt, wurde sie durch scharfes Ziehen und Zucken an ihrem rechten Arm wieder in die Realität zurückgezogen. Ria sah mit gequältem Gesicht hinab und blickte auf ihre verkrampfte Hand, die den Knauf ihres Schwertes umschloss. Schon wieder… ihre Alchemie floss nicht regelmäßig. Es fühlte sich an wie tausend kleine Nadelstiche die sich von ihren Fingern aus in ihre Schulter bewegten. „Warum nur…“, zischte Ria und wollte ihre Hand wieder lösen, doch entkam sie ihrem eigenen Körper nicht. Gehetzt blickte die junge Frau herum… als sie merkte, wie sich die blanke Panik wieder in ihr hocharbeitete. Schwindel überkam ihr Haupt, der Boden erweichte, alles begann sich zu drehen, in ihrem Kopf breitete sich ein schweres Stechen aus… „Geh mir aus den Augen!“„Entschuldigungen helfen dir nicht weiter!“„Du brauchst keine Freunde, alles was du brauchst hast du hier.“"Möchtest du die Wahrheit über den sogenannten Kreuzzug der vereinten Kräfte der Eos und der Logos zur Säuberung des verseuchten Gebietes der Revenus erfahren?"„Ich gehöre zu jenen, die dir dein Land und Leben genommen haben.“„Es ziemt sich nicht für ein Fräulein, so zu sprechen!“„Deine Heirat ist ein Thema, dass wir nun fixieren sollten.“„Ich akzeptiere kein Nein!“ … vergangene Sätze der Pein und Erniedrigung schwirrten ihr laut und wabbernd in den Gedanken herum. Gequält presste Ria für einen kurzen Moment die Augen zusammen und erstarrte in dieser Position, die sie schon zuvor eingenommen hatte. Ihr Atem ging stoßweiße, während sie versuchte sich zu beruhigen. Der Hass auf alles was ihr geleugnet und vorgelogen wurde, alles was sie ausblendete, um ebenso nicht hinsehen zu müssen, jedes beleidigende Wort aus den falschen Mündern… er wuchs in ihr, breitete sich brennend aus, arbeitete sich zu ihrer Schulter vor. Es fühlte sich mit einem Mal an, als würde ihre Alchemie eine Brücke bauen und plötzlich sog ihr rechter Arm die Kraft wie ein Schwamm aus ihrem Arm und durchzog sie wie eine Schockwelle, als sich die vielen Stimmen zu einem lauten, einzigen Schrei vereinten. „VERSCHWINDET!“, sich lauthals befreiend von den alten Dämonen, riss Ria im selben Zug ihr Zeremonienschwert aus der Hülle und schickte eine breite Wand aus Feuer nach vor, während ihr Schwung von links unten nach rechts oben geführt wurde. In ihrem wütenden, verzerrten Gesicht, glühten ihre sonst so golden schimmernden Augen im selben Feuer auf, wie jenes das sie nach vor schickte. Sie hatte eine Schneise zum Scheiterhaufen geschlagen und den Pfosten an dem Ren aufgespannt war am oberen drittel schräg gekappt. Schnell nun aber hatte ihre Schritte sie nach vorgetragen, ran an die lodernde Feuersbrunst des Scheiterhaufens. Langsam bewegte sie die Schneide ihrer Waffe mittig vor sich und veranlasste die Flammen somit sich nach links und rechts zu bewegen, sodass in der Mitte bald nur mehr glühende Balken zu sehen waren. „Ren!“, schrie sie empor und der junge Mann drehte sich fast teilnahmslos zu ihr um. Es gab ihr beinahe etwas friedliches, seine glühenden Augen wieder zu erblicken. Kurz zuckte ein Lächeln über ihre erhitzten Lippen, doch reagierte sie schneller. „Schnell, mach die Fesseln los! Rei und ich sind hier, um dich zu retten! Komm schon! Mach schnell!“, sie drängte den jungen Mann, der einen guten Meter über ihr nur langsam in die Gänge kam. Er erschien ihr verändert. Als Ria aber sah, dass die Fesseln bereits durchgebrannt waren, hielt sie dem stummen Schwarzhaarigen ihre Hand hin, welche Ren ergriff und von dem knackenden Gerüst sprang. „Schnell!“, sie zog den vermeintlich geretteten vom Ort des Geschehens weg. Als die Kraft der Alchemie Rias sich vom Schafott entfernte, schlugen auch die Flammen wieder lodernd zusammen und veranlassten das Holzgebälk im nächsten Moment mit einem tosenden Krachen in sich zusammenzubrechen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Die Schlacht von Ordine
      Im Jahre 1X73 ereignete sich diese blutige Schlacht, nach der Auflösung des Zodiac Bundes zwischen den einzig verbliebenen Lords der alten Logos Hierarchie und widmete dem Zeitalter, welches wir gerade erst beschritten einen neuen Anfang. Einer dieser Lords sollte von dieser Schlacht als Sieger hervorgehen und in die Geschichte als der erste Ritterkönig des Landes der Logos eingehen. Doch diese Rolle, die jener einnehmen sollte würde ihn aufgrund einer ausbrechenden Epidemie nicht lange gewährt werden und mit der Ernennung des ersten Ritterkönigs, würde die Welt ebenfalls ins Chaos gestürzt werden. Obwohl dieses Denkwürdige Ereignis im Vordergrund stand, stellte die nahende Bedrohung des Unheils alles in den Schatten und leitete eine erneute Umstrukturierung, diesmal der gesamten Welt ein. Man würde sich an dieses Ereignis in der Zukunft unter den Namen ‚Downfall of Arcadia‘ erinnern. Doch befindet sich diese Geschichte im Moment in der Gegenwart, dessen Schicksal vorherbestimmt, doch nicht unabänderbar sei. Logi Suliman, der Landesherr der Hauptstadt des Landes der Logos, verbündete sich mit dem König der Himmelsinseln, Lux Alma de Arcadia und begann seinen Angriff auf die Stadt des Wassers, Ordine, mithilfe eines Verbündeten der sich als einer der Anführer der von dem König Arcadia’s zusammengestellten Spionage- und Eliteeinheit ‚Raven‘ entpuppen sollte. Van Zephyr, der Verantwortliche für die Purgation des Landes der Revenus, Erbauer mehrerer Menschenfabriken und Erschaffer sogenannter Homunculi und Übermenschen, sowie Landesherr Ordine’s und König der Unterwelt, stellte sich ihm mitsamt seiner Armee entgegen und inmitten dieses ganzen Geschehens befanden sich Anoria und ‚Ren‘, der sich unwissend seitens der Helden, als einer der 9 von Van Zephyr erschaffenen Homunculi, die als Kopien für den originalen Ren dienen sollten, offenbarte.


      Logi
      Auf der Kommandobrücke des größten Luftschiffes gen Himmel, der Gáe Bulg, befindlich, starrte der junge Mann hinab auf das Geschehen der innerhalb der Stadt und der Rauferei der Soldaten und der Mitglieder ‚Ravens‘. In der Ferne beobachtete er ebenfalls das sich Soldaten, unübliche Soldaten, vor dem Anwesen Van Zephyrs sammelten und streckte seinen Arm zur Seite aus. „Valimar, Damael, Holand! Wir rücken aus!“
      „Zu Befehl, Lord Suliman!“, ertönte es über eine Stimme inmitten des Kopfes des jungen Mannes der zur Seite schaute und Vale erblickte. „Nicht alle sind auf diesem Schiff für den Kampf geschaffen, doch ein jeder von uns besitzt eine besondere Gabe. Einige von ihnen dienen als Verstärker, doch auch sie spielen eine große Rolle in dieser Schlacht.“ Der Silberhaarige Mann schaute mit einem Lächeln zu seinem Gegenüber und fasste sich an sein Ohr, in welchem sich ein kleines Gerät befand. Dieses Gerät galt als eine improvisorische Alchemiewaffe, welche die Fähigkeit einer Person ihr persönliches Stigma zu verwenden um Kontakt untereinander zu ermöglichen mithilfe von einer Person des Verstärkertyps verband und bis aufs allermöglichste ausreizte. Eine weitere Symbiose mehrerer Stigmen, offenbarte sich in der Öffnung der Luke der Gàe Bulg und ihrem Anhängsel, und dem erleuchten mehrerer Siegel aus welchem starke, robuste und sehr lange Ketten nach unten in den Boden schossen und sich mit diesen verankerten. Um diese Ketten bildete sich eine Hülle, und innerhalb dieser Hülle begann eine von der Hülle abgeschwächte magnetische Anziehung zu wirken. Durch das ständige regeln der magnetischen Kräfte und der stetigen Veränderung der Umhüllung, war es den Soldaten der Luftschiffe möglich mithilfe speziell angefertigter Stiefel die Ketten hinab zu sliden. Jegliche Versuche die Ketten zu zerstören, wiesen sich als erfolglos aus. „Vale, unser Ziel ist Van Zephyr!“ Der Silberhaarige nickte kurz und lief kurz darauf, dicht gefolgt von seinem Lord durch den Korridor der Gáe Bulg zu einer Schleuse die zu einem riesigen Raum führte, von welchem die Soldaten auf die Ketten sprangen und ihre Waffen zückten. Unterhalb der Ketten, offenbarte sich Schlachtfeld durch die bunte Farbenpracht der mehrfach aufeinanderprallenden Vielfalt an Fähigkeiten, die ein jeder Soldat sowohl aus den Reihen Zephyrs, als auch der Ravens und den Soldaten Logi’s entfaltete und für den Zweck des gegenseitigen Abschlachtens verwand. Logi und Vale die nun ebenfalls die Schwerkraft der Ketten nutzten, stoppten auf der Hälfte des Weges und stützten sich nach vorne ab um sich im Flug an einer anderen Kette festzuhalten und diese zum Schwung zu benutzen um näher an Van Zephyrs Anwesen zu gelangen. Die Haare beider Männer wirbelten im freien Fall wild umher, doch bevor der junge Mann mitsamt seinem Gefährten brutal auf den Boden aufklatschen konnte, warf dieser seine Hand zur Seite. Um seine Hand herum bildeten sich seltsame, azurblaue Glyphen und formten einen Schwall aus kalter Luft die sich zu einer Eisschanze zusammenzog, auf welcher sie die letzten Meter hinunter schlittern konnten. Van Zephyr, nur einige Meter vom Geschehen entfernt, schaute aus seinen Augenwinkeln heraus zur erschaffenen Eisschanze hinauf und während Aslan’s Mund sich weit öffnete, reagierte der Mann der nun vor seinen Soldaten aus Übermenschen stand gefasst. In Hockstellung aufkommend, schoss Vale blitzartig nach vorne und zog dabei sein Katana, wurde jedoch von Aslan’s Dolchen pariert, kurz bevor er Van Zephyr’s Hals erreichen konnte. „Wie ermüdend, zweimal dasselbe Attentat…“, doch noch während Van Zephyr seinen Satz sprach, sprangder Silberhaarige zur Seite kurz bevor sich an der Stelle, wo er wenige Sekunden vorher stand, Eis offenbarte welches in enormer Geschwindigkeit über den Boden schoss und sowohl Zephyr als auch Aslan an der Stelle fesselte. Noch während das Eis die Füße der beiden umschloss, schlitterte der junge Mann der das Eis erschuf blitzschnell über jenes und formte in seinen Händen zwei Schwerter aus Eis, sprang mit einem Satz nach vorne ab und zog sie mit einer Schneise hinter sich her, bevor er leichtfüßig hinter den beiden wieder auf seinen Stiefeln landete. Innerhalb des Katana’s Vale’s spiegelten sich derweil die Gestalten Zephyr’s und Aslan’s und erzeugten mehrere Schnittwellen um ihre Körper herum die diesen in tausend Stücke zerreißen würden. Das nächste was zu vernehmen war, war warmes, rotes Blut welches auf das Eis hinabtropfte, doch sich nicht als jenes von Van Zephyr oder Aslan entpuppte, sondern als jenes eines Ninth, der sich in seinem enormen Tempo in den Schlag geworfen hatte und zu Boden sackte. Van Zephyr, welcher lediglich eine Schnittwunde an der Wange besaß, die ihn vom Spiegelschnitt Vale’s zugefügt wurde, schaute schlicht auf den Ninth hinab und legte ein überhebliches Grinsen auf. „Beeindruckend, dass ihr in der Lage wart eine meiner stärksten Puppen zu zerstören! Doch…-„
      Die Worte des Mannes unterbrachen, während sich sowohl vor Vale als auch vor Logi die Gestalten weiterer Männer mit schwarzem, langem Haar und tiefroten Augen entpuppten und diese mit gehäuften Schlagaustauschen in die Defensive zwangen. „-…leider habe ich mehr als nur eine starke Puppe!“
      Zum Entsetzen Vale’s, der nicht nur das Gesicht seines Schülers vor seinen Augen hatte und dies dreifach, sondern auch noch vernahm wie sein Lord von 3 weiteren in die Mangel genommen wurde, versuchte dieser sich dennoch mit aller Kraft gegen die Übermacht zu verteidigen, doch fing sich selbst mit seiner starken Alchemiewaffe einen Schlag nach den Anderen, der ihn weiter und weiter nach hinten drängte. Nicht nur Vale, sondern auch Logi hatte Probleme mit den Ninth, an Tempo und Kraft, mitzuhalten und so schnell wie er mit seinem Eis etwas erschuf, so schnell wurde es auch wieder zerstört. Aslan schaute dem Spektakel lediglich mit geweiteten Augen zu und hielt sich seine Hand vorm Mund, während sich Entsetzen in seinem Gesicht ausbreitete. //…Unmöglich…Dieses Monster sollte ich erledigen?...//
      Nun waren es nicht nur die Ninth, die Logi und Vale im Dreieck hin und her schlugen, sondern auch die restlichen Soldaten die sich näherten und sich am Kampf beteiligten. Logi vernahm zwei Personen die sich mit ihren Schwertern näherten, nahm eines seiner Eisschwerter Rückhand und parierte das sich nahende Schwert nahe seines Nackens und schleuderte sein Eisschwert in seiner linken Hand in Richtung einer weiteren Person die aus der Ferne mit einem Bogen auf ihn schoss, duckte sich binnen Sekunden weg und zog in einer Schneise sein Bein im Halbkreis in einer halben Drehung hinter sich weg, eine Welle aus Eis erschaffend die Wiederrum von einen Ninth zerschmettert wurde, bevor sich die Soldaten erreichen konnte und warf sich nach hinten, sich mit den angewinkelten Armen nach oben abstützend um in seinem Sprung nach oben Messer aus Eis entstehen zu lassen und diese um sich zu schleudern, doch wurde noch während des Wurfes von der Seite von einem Stiefel eines Ninth erwischt, der sich in seine Seite drückte und nur knapp mit einem angewinkelten Ellenbogen geblockt werden konnte. Logi stürzte zu Boden, doch rollte sich schleunigst zur Seite ab, bevor die drei Speere der Soldaten sich durch ihn bohren konnten, in der Rolle auf beide Fersen landend und einige Meter weiter schlitternd, während er seine Hand zu Boden drückte und eine Salve aus Eisspitzen entstehen ließ die nach vorne in einer Linie in die Höhe ragten und einige der Soldaten aufspießten. „VALE!“
      Blut floß über die Stirn des Mannes, über sein Auge hinweg die rechte Gesichtshälfte hinab und tropfte zu Boden, seine Sicht enorm einschränkend. „Ich weiß nicht was dich zurückhält-„, während der junge Mann sprach attackierte ihn erneut ein Ninth, doch rollte sich Logi zur Seite ab und erschuf einen Speer aus Eis, welchem er in Richtung Van Zephyr warf, doch welcher von einen seiner Soldaten abgefangen wurde, der ihn zurückschleuderte und während Logi nach oben sprang um auszuweichen, stieß einer der Ninth den Speer im Flug mit einem Kick so ab, das er seine Flugrichtung nach oben veränderte. Logi konnte nicht schnell genug reagieren um seine Barriere aus Eis zu bilden und wurde an der Seite von dem Speer geschliffen, führte dennoch nach einem kurzen, schmerzhaften Aufstöhnen seine Worte fort. „-aber du musst dich zusammenreißen! Du bist der stärkste Mensch den ich in meinem Leben traf, und diese Schwächlinge hier-„
      Mit seiner Hand nach unten gerichtet, erschuf der junge Mann einen kleinen Eisbrocken, der nicht nur vor den nahenden Pfeilen Schutz bot, sondern ihn ein Sprungbrett erschuf um weiter in die Höhe zu gelangen. Seine Hände bewegten sich weiterhin durch die Luft und erschufen wieder und wieder Eisbrocken die ihn schützten und ihn von Ort zu Ort springen ließen, bis er in einem Salto über Kopf seine Arme im Flug unter sich kreiste und selbst mehrere Eisspitzen erschuf die zu Boden niederrasselten. „-haben absolut keine Chance gegen dich! Nicht gegen meinen Lehrmeister, der mich wieder und wieder durch sein Training an die Grenzen meines Lebens brachte, und gegen den ich nicht ein einziges Mal gewann!“
      Auf einem seiner Eisbrocken blieb der junge Mann nun schlussendlich stehen und warf energisch seine Hände nach vorne, jene Hände die schon unlängst von unzähligem Schnitt und Schusswunden übersät waren. Mit all seiner Kraft formte er unzählige Scheiben aus klaren Eis auf dem Boden und bekam dabei einen Pfeil direkt durch seine Schulter geschossen. „Nicht genug…“, entwich es ihn, während er auf eines seiner Knie niedersackte und ein weiterer Pfeil des Hagels knapp an ihn vorbeizischte. Einige weitere Eisspiegel bildeten sich um die Soldaten herum und die Stimme Logi’s ertönte laut. „JETZT VALE!“


      Vale
      Anders als Logi, der sich tapfer gegen die Überzahl an Soldaten hielt, konnte sich Vale zwar gut verteidigen, doch absolut gar nichts gegen die Soldaten ausrichten. Zwar parierte er die Schläge und die Schüsse zur Seite ab, doch war es ihm nicht vergönnt mit seinem Schwert auch nur einen niederzustrecken, denn ständig stellte sich ihm einer der Ninth in den Weg, in denen er wieder und wieder seinen ehemaligen Schüler Ren wiedererkannte. Ebenfalls war sein Blick aus seinen Augenwinkeln, stets auf Logi gerichtet, welchem er mit vollster Kraft unterstützen wollte doch zu welchem ihm der Weg abgetrennt wurde. Nach einer gefühlten Ewigkeit andauernden Schlacht, offenbarte sich die Gelegenheit die Vale brauchte, kurz nachdem er durch die Worte Logi’s wieder zur Besinnung gebracht wurde. //…Stimmt… Es war meine Aufgabe! Ich setzte es mir zum Ziel, dich von deinem Weg abzuhalten! Und wenn dieser Weg, dies aus dir machen wird, wenn das wirklich das ist was du sein wirst… Dann ist es meine Aufgabe, als dein Lehrmeister, dich, meinen vom Weg abgekommen, nach der falschen Freiheit suchenden Schüler, mitsamt all meiner Kraft niederzustrecken und für meine Sünden zu büßen!...//
      Die Eisspiegel nutzend, welche Logi mit seiner letzten Kraft erschuf, spiegelte der Silberhaarige, die Spiegelbilder in den Spiegeln und erschuf ein Meer aus Schnittwellen welche über das Schlachtfeld fegte und selbst die Mauern des Anwesen’s in ihre Einzelteile zerlegte. Die Spiegel zerbrachen in unzählbar viele Eissplitter, verfärbt in einem tiefen rot, verziert mit einer hohen Anzahl lebloser Soldaten, doch umgeben von jenem offenbarte sich Van Zephyr, unverletzt, und die Ninth hinter ihm in Reih und Glied aufgestellt, sowie Aslan der an seiner Seite stand. Der Eisbrocken über Logi zerbrach und ließ ihn zu Boden stürzen, unfähig eine weitere Eisschicht zu bilden, linderte Vale seinen Sturz indem er ihn mit einem Satz nach vorne auffing und ein stolzes Lächeln von ihn entgegnet bekam. Sich aufrappelnd, standen die beiden nun wieder Seite an Seite und während ihr übermächtig wirkender Spiegelschnitt, die Mehrzahl der Soldaten Van Zephyr erledigte, war der Kampf noch lange nicht vorbei. „Nichts anderes hätte ich von einem Elementar und dem stärksten Soldaten des Landes erwartet, doch eure Kräfte neigen sich dem Ende zu und das Stehen fällt euch unlängst schwer. Eure Beine fühlen sich wie Blei an, euer Herz schreit vor Schmerz, doch Worte entweichen euren Lippen nicht weil ihr diese Schwäche nicht vor mir, eurem Feind offenbaren könnt. Dennoch, offenbart euer Blick, dass ihr bereits wisst das dies eure Niederlage ist, Lord Logi!“


      Gaius
      Während Vale und Logi an der Front gegen die Soldaten Van Zephyr’s kämpften, übernahm Gaius die Kontrolle über die Schlacht im Inneren Ordines und koordinierte die Soldaten Logi’s so dass er im Kampf gegen die Übermacht Van Zephyr’s ein Gleichgewicht und sogar eine verbesserte Lage herstellte. Mitsamt seines Schwertes, welches an einem Band befestigt war, war es ihm möglich sowohl im Nah- als auch im Fernkampf gut zu punkten, doch oblag es nicht nur seinem Können den Spieß in die positive Richtung zu drehen sondern auch der Beihilfe der Ravens, welche von einem jungen Mann in roter Kapuze angeführt wurden, der seine Feinde mit seinen bloßen Fäusten ausschaltete. Rücken an Rücken stand Gaius und der mysteriöse Fremde nun, während seine Stimme ertönte und er sein Schwert neben sich mithilfe seines Bandes im Kreis schwang. „Ohne eure Hilfe wären wir hier wirklich in Schwierigkeiten!“ Dem annähernden Soldaten mit einem Wurf zur Seite außer Gefecht setzend, ertönte die Stimme des Mannes in der roten Kapuze. „Eigentlich bin ich nur auf der Bitte eines idiotischen Freundes hier!“
      Der junge Mann kratzte sich verlegen am Hinterkopf und erntete sich einen verwirrten Blick Gaius, aus seinen Augenwinkeln, während dieser damit beschäftigt war weitere Soldaten außer Gefecht zu setzen. Inzwischen wich der junge Mann in Kapuze einem Schwertstreich nur knapp aus, und verlor dabei einige Fetzen seines Umhanges. „Phew, das war ganz schön knapp!“ Mit kurzen Schritten nach hinten und zur Seite, wich er weiteren Angriffen, nun mehrerer Soldaten aus und nutzte seine Handflächen um die flachen Seiten der Schwerter zur Seite oder zum Boden zu parieren um dann im schnellen Tempo nach vorne zu schnellen und mitsamt seiner Faust durch einen gezielten Schlag in die Magengrube oder anderer wichtigen Stellen am Körper, seine Feinde zu erledigen. „Dafür das ihr nur auf der Bitte eines Freundes hier seid, scheint ihr ziemlich viel Spaß auszustrahlen!“
      „Ich bin hier gerade etwas beschäftigt, könnten wir das Gespräch vielleicht später-„, während des Satzes wurde der junge Mann unterbrochen und duckte sich vor einem Schwerthieb weg, dabei flog ihm die Kapuze von seinem Haupt und offenbarte die Gestalt eines jungen braunhaarigen Mannes. In einem schnellem Satz nach vorn, stieß er ihn erst seinen Ellenbogen gegen das Brustbein, schnellte dann mit einem Faustschlag gegen sein Kinn nach oben und zog seinen Stiefel mit einer halben Drehung gegen den Hals des nach hinten kippenden Mannes um ihn mit enormer Kraft weg zu katapultieren. In einer einfachen Bewegung, schüttelte der junge Mann seine Hände aus und packte sich danach am Nacken. „Ich dachte echt jetzt geh ich drauf... Echt unhöflich, einfach so die Gespräche zweier Personen zu unterbrechen!“
      Aus der Ferne waren nun die Ausmaße der Schlacht an Van Zephyrs Anwesen zu sehen, woraufhin Gaius etwas besorgt zum Geschehenen starrte. Erneut wandte sich sein Blick zu den mysteriösen Braunhaarigen. „Ich überlass dir den Rest, Junge!“
      Noch bevor der Braunhaarige antworten konnte, setzte sich Gaius in Bewegung um zu Van Zephyr’s Anwesen zu rennen. „Was heißt hier bitte Junge, du bist doch kaum älter als ich! Außerdem lautet mein Name Veriae-„
      Noch während des jungen Mannes seinen Namen aussprach, attackierten ihn hinterrücks weitere Soldaten die er mit gezielten Schlägen ausschaltete. „Einer schlimmer wie der Andere! Aber was solls, dafür schuldet mir Rei wirklich einen Batzen voll Kohle!“ Ein schelmisches Grinsen legte sich auf die Lippen des Braunhaarigen Mannes, während er erneut auf die Soldaten zustürmte und das Geschehen wieder zu Gaius umschwenkte der nun am Fuße des Anwesens angelangt war und von der Ferne vernahm, wie ein verletzter Logi und ein nicht mehr gerade fitter Vale vor Zephyr und mehreren gleich aussehenden Personen stand. Zephyr erhob seine Hand und mehrere Soldaten erschienen hinterrücks aus versteckten Positionen um Logi und Vale mit in Gift getränkten Pfeilen zu erledigen, woraufhin sich nun auch in Gaius eine unbekannte Kraft entfesselte der, seine Hand nach Vale und Logi ausstreckte und verzweifelt ihre Namen schrie, da er sie in seinem Tempo nicht erreichen konnte.

      „Du, der du nicht in der Lage bist das was dir wichtig ist mit deinen Händen zu ergreifen. Du, der du dir Kraft, viel mehr Kraft wünschst um deine Ziele zu erreichen, deine Träume zu verwirklichen und das zu beschützen das dir wichtig ist. Bist du in der Lage, bist du bereit einen Pakt mit mir zu schließen? Obwohl ich, eines der Monster bin, eines der vielen die unzähligen Unschuldigen das Leben nahm und ich jegliche Möglichkeit nutzen werde deinen Körper zu übernehmen und mit ihm noch mehr Menschen zu töten?“
      Diese Stimme ertönte im Inneren von Gaius, welcher sich in tiefster Schwärze wiederfand und seine Augen öffnete. „Du, der du mir in die Augen blickst, mit deinem furchtlosen Blick, deinen Blick der die Dunkelheit zu zerschneiden vermag und meine wahre Gestalt entblößt. Du, der dir nur ein Gedanke im Kopf verbleibt, ein verweilender Gedanke der nicht zu erlöschen vermag. Sag mir, was ist es das du begehrst?“

      „Den Wind der Veränderung! Der Wind, der alles durchschneidet, der Wind der mich vorantreiben wird und der Wind, der die Zeit besiegen wird, die mich daran hindert voranzuschreiten!“

      „So sei es, möge der Wind dich leiten, deine Klauen schärfen und deinen Körper den allmächtigen Aiolos darbieten, sodass du als sein Gefäß dienen wirst und dein Dasein als Mensch am heutigen Tage enden wird!“
      Das Bild der schemenhaften Gestalt verschwand und Gaius fand sich wieder in der Gegenwart, sein Schwert zur Seite schwingend und eine Schnittwelle hervorrufend die einen Windstoß erzeugte, welcher einmal quer über das Schlachtfeld schoss, und schützend um seine beiden Gefährten wog um die Pfeile abzulenken. Van Zephyrs Mundwinkel verzogen sich nach unten und aus seinen Augenwinkeln heraus, vernahm er den ungebetenen Gast, welchen er nicht mit einberechnet hatte. „Unmöglich… Ein weiterer Elementar?“