Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Gezwungenermaßen verließ der Schwarzhaarige das Gebäude durch die Eingangstür, dachte dabei aber nicht weiter über die plötzliche Reaktion seiner Begleiterin nach. Im Raum spürte er zuvor eine weitere Person, deren Stigma jedoch kein bedrohliches Ausmaß annahm, eher im Gegenteil. Das Potenzial der Person im Raum, von der Ren nicht wusste das es sich um eine ältere Dame handelte, umfasste lediglich ein schwaches Ausmaß an Fähigkeiten. Womöglich wäre sie nicht mal in der Lage eine Alchemie-Waffe nutzen zu können, so brauchte der Schwarzhaarige sich also auch keinerlei Sorgen um Anoria machen. Sie musste ohnehin einen Plan im Hinterkopf haben, denn sonst hätte sie ihn nicht darum gebeten das Gebäude zu verlassen.
      Erbarmungslos schien derweil die Sonne auf das Haupt des jungen Mannes hinab, dem unter der Kapuze nun doch langsam etwas zu warm wurde. Auf einer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet, nur leicht lockerte er seinen Kragen und öffnete dabei seine purpurnen Augen einen Spalt um sich zu vergewissern das sich auch wirklich niemand in der Nähe befand. Seit den aufeinandertreffen mit dem Braunhaarigen Mann, verunsicherte ihn seine sonst so nützliche Fähigkeit Stigma spüren zu können und zwang ihn dazu noch vorsichtiger als zuvor zu sein. In der Mitte des Marktplatzes befand sich ein Brunnen, perfekt um sich etwas zu erfrischen. Nachdem Ren noch einmal auf Nummer sicher ging in die Gassen und um die Ecken patrouillierte, löste sich die Kapuze und entblößte die pechschwarzen Haare, während die nur zum Spalt geöffneten roten Augen sich vollends öffneten. Schwerfällig trugen die schwarzen Stiefel des Mannes seinen Körper in Richtung des Brunnens, stoppten vor der steinernden Verzierung und hielten den Stand während sein Oberkörper sich nach vorne beugte, seine zu einer Schüssel geformten Hände Wasser schöpften und jenes in seinem Gesicht und über seine Haare landete. Als der junge Mann zum zweiten Mal ansetzte und seine Hände in sein Gesicht warf, stoppten diese und versteckten jenes während ein weiteres Mal ein unangenehm stechendes Gefühl seine Brust durchbohrte. Die Finger öffneten sich einen Spalt weit und die roten Augen spionierten die Umgebung aus, vernahmen eine schwarze Silhouette um die Ecke des Gemischtwarenladens biegend. Schleunigst warf sich der junge Mann seine Kapuze über sein Haupt und folgte im Eiltempo der Silhouette um die Ecke, von der Person fehlte jedoch jegliche Spur. Ein erneutes Mal schlossen sich die purpurnen Augen und Ren konzentrierte sich um das Stigma aller Personen zu spüren die sich in der Umgebung befanden. Zwei waren im Haus nebenan, drei in einem weiteren, doch nur eine bewegte sich auf der Straße, eine Person deren Stigma die Größe Anoria's besaß, doch im Gegensatz zu ihrem präziser und gebündelter wirkte, als besäße die Person volle Kontrolle über ihre Kräfte. Der Schwarzhaarige musste nicht die Fährte von dieser Person aufnehmen, denn er wusste genau um wen es sich dort handelte. Doch um auf Nummer sicher zu gehen, ließ der junge Mann Anoria zurück und verfolgte die Person um seinen Rückzugsort herauszufinden und mögliche weitere Feinde zu identifizieren die ihn bei seiner bevorstehenden Mission in den Weg kommen könnten. Eine Weile des Fußmarsches, endete die Verfolgung schließlich beim großen Anwesen Van Zephyrs, bei dem es sich um ein Schlossähnliches Konstrukt handelte, welches hinter einer Brücke ruhte die schwer bewacht wurde und zu einem Gittertor führte durch welches man Einlass in einen gigantischen Vorgarten erhielt bevor man überhaupt das Schloss erreichen könne. Vermutlich gäbe es in jenem Vorgarten weitere Mechanismen und Fallen. Auch wenn es nicht den Anschein machte, so war diese Festung weitaus schwieriger einzunehmen als die Zemuria Festung, die ein gewaltigeres Ausmaß an Größe annahm. Doch anders als in der Zemuria Festung, handelte es sich hierbei nicht um eine große Anzahl gewöhnlicher Soldaten, sondern um eine ausgewählte Anzahl von 'Kriegshelden' und Top Class Yaegers.
      Mit den Rücken lehnte Ren an einer Wand, eines Gebäudes nur einige Meter von der Brücke entfernt und beobachtete alles genau, fasste sich aber schnell an die Stirn und kniff seine Augen zusammen. Für heute hatte er seine Fähigkeiten ziemlich überstrapaziert, und das Ausmaß an Stigma innerhalb der Festung das dort zusammentraf war viel zu überwältigend um es mit einmal ertragen zu können. Inzwischen bemerkte der junge Mann wie der Himmel sich verfärbte und der Abend sich über ihn in Richtung des Horizonts erstreckte. Erst jetzt wurde ihm schmerzhaft bewusst das er Anoria einfach hat stehen lassen und kehrte nicht nur mit schlechtem Gewissen, sondern auch mit Furcht vor den Folgen ins Gasthaus zurück. Noch immer hatte sich der Weißhaarige nicht seit den vorherigen Tag offenbart.
    • Kurz noch sah sie Ren hinterher, als vor ihrer Nase auch schon das kleine Mütterchen aufgetaucht war und mit ihren silbrig glänzenden Augen zu Anoria empor blickte. "Huh?", etwas erschrocken wich die blondhaarige Frau zurück und legte sich durchatmend die Hand auf die Brust, ehe ein nervöses Lachen ihre Kehle verlies. "Sie... sie haben mich ganz schön erschreckt.", meinte diese dann freundlich und richtete mit geröteten Wangen den Blick ab. Doch der griesgrämige Blick der Frau wich nicht von ihr ab. Erst nachdem sie etwas gegrummelt hatte, wuselte sie ihren Körper zurück hinter die Verkaufstheke und setzte sich auf einen Hocker empor.
      "Was führt dich in diese Stadt, mein Kindchen?" Mit jenen Worten hatte Anoria am wenigsten gerechnet, deshalb blickte sie das Mütterchen für einen kurzen Moment verdattert an. "Besser gesagt, warum bist du zur alten Ana gekommen... etwas führt dich hierher, nicht wahr?", ihre feinen, faltigen Augen formten sich zu Schlitzen und stierten die junge Frau regeltrecht an, pinnten sie in der Luft fest. Ungeschickt legte sich der Blonden Hand um ihren Hals. Sie wusste gerade nicht wirklich, wie sie reagieren sollte. "Ich... äh... ich hörte bei ihnen kann man Honig erstehen und wäre gerne bereit, einen guten Preis für diesen zu zahlen. Immerhin ist dieser heutzutage schon so rar zu finden.", ähnlich süß wie die goldene Flüssigkeit die Anoria zu kaufen versuchte, war auch das Lächeln, dass sich auf ihren Lippen ausbreitete. Normalerweise würden Menschen bei diesem Anblick etwas erweicht, egal wie hart ihre Schale war. Die Goldäugige war sich durchaus bewusst, dass sie eine äußerst schöne junge Frau war, die, wenn sie wollte, viele Männer sowie Frauen um den Finger wickeln konnte. Doch schien es bei der alten Dame nicht so zu funktionieren. Kurz noch herrschte eine unangenehme, gespannte Stille zwischen den beiden. Man hätte eine Nadel fallen hören können, so unglaublich ruhig wurde es in dem Raum, in dem sich die Blicke der beiden Frauen trafen. Kurz noch sagte das Großmütterchen nichts, rümpfte dann aber die Nase und hopste von ihrem Hocker hinab.
      "Du hast Glück... ich habe heute Morgen meinen Vorrat aufstocken lassen.", erklang es aus dem Hinterzimmer, in welches sie verschwunden war, nachdem sie hinter dem Verkaufsthresen weggeschlurft war. Sie erschien wieder mit einem Glas voller Honig in ihren Händen, welchen sie auf dem dunklen Holzbrett ablegte. "7 Goldtaler, bitte.", nüchtern erklang ihre Forderung nach Bezahlung und Anoria verschluckte sich fast an der Luft. Die Rarität die Honig bekommen hatte, schlug sich eben in allen Formen nieder, auch in seinem Preis. Verhalten kramte sie nun in dem kleinen Lederbeutel an ihrer Seite und zählte 7 Münzen heraus, die sie in die ausgestreckte Hand der Dame fallen lies. Diese aber, umklammerte die ihre und zog sie etwas näher an sich. "Hör gut zu... ich weiß nicht wer ihr seit... aber Unruhestifter brauchen wir hier nicht... ihr halst euch mehr Feinde auf, als euch lieb ist.", die tiefe Stimme der Dame lies der jungen Frau einen Schauer über den Rücken hinabrollen. Sie wollte sich entreissen, doch lies sie nicht ab. "Nimm dich in Acht junge Eos... deine Tage sind gezählt. Dein Geheimnis lüftet sich... und dann... dann musst du rennen."
      Es brauchte nicht viel um Anoria zu erdreisten. Sie stieß das Mütterchen von sich und warf ihr einen letzten, schockierten Blick zu, ehe ihre schnellen Schritte sie aus dem Raum führten. Sie hatte es genau gespürt. Diese Magie, diese Dunkelheit, die das Mütterchen mit einem Mal umwob... es war ihr nicht geheuer. Generell war diese Stadt... so anders. An die frische Luft getreten sah sich die Blonde nach dem schwarzen Schopf ihres Begleiters um, doch Ren war verschwunden.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Zwar trugen ihn seine Schritte in der Abenddämmerung zurück zum Gasthaus in dem die beiden auch zuvor nächtigten, doch fehlte von Anoria jegliche Spur als er das Zimmer betrat. Auch im Nebenraum war sie nicht aufzufinden, doch ihre wenigen Sachen die sie mit sich trug befanden sich noch vor Ort. Blieb sie etwa die ganze Zeit am Ort zurück und wartete auf Ren's Wiederkehr?
      Unwahrscheinlich, aber was könnte ihr zugestoßen sein? Nichtsdestotrotz musste sich der Schwarzhaarige vergewissern ob sie nicht doch noch beim Gemischtwarenladen wartete und ihn dort eine Standpauke halten würde. Die Möglichkeit das Van Zephyr etwas damit zu tun haben könnte war sehr gering, denn seine Soldaten waren stets in der Beobachtung des jungen Mannes. Natürlich bestand die Möglichkeit das die unverhofft bekannte Person die Ren verfolgte vernahm der er verfolgt wurde, doch besaß er nicht die Möglichkeit seine Kameraden zu informieren und konfrontierte Ren auch nicht damit.
      Wenn sie Anoria als Geisel nehmen würden um an Ren zu gelangen, dann wäre eine Mitteilung vor Ort gewesen oder irgendetwas das darauf hinwies. War es das? Der Schwarzhaarige schaute sich im Raum um, verschob einige Möbel um nach versteckten Hinweisen zu suchen, klopfte Wände und Holzboden ab und durch nahm auch die zuvor sorgfältig zusammengefalteten Betten auseinander. Wie geahnt fand er keine Spur die ihn weiterhelfen könnte, bis auf eine in der Holzdiele eingeritzte Notiz hinter dem Bett des Schwarzhaarigen auf dem lediglich die Worte 'König, Revenus, Fluch' standen. Waren es Überbleibsel eines vorherigen Mieters dieses Zimmers oder wurden sie nachträglich eingefügt? Vorsichtig strichen die Finger des Mannes über die Schrift, vernahmen das sie nicht allzu tiefe Kerben hatte, saubere Ränder die noch nicht verfilzt waren und keine Splitter mit sich brachten. Es wurde also kürzlich erschaffen, doch gab es an der Tür keine Spuren eines Einbruchs. Das Fenster?
      Ren erhob sich aus seiner Hockstellung und lief langsamen Schrittes zum Fenster, vernahm dort ein kleine Einkerbung in der Fensterbank die ebenfalls erst kürzlich aufgetreten sein musste und öffnete jenes. Der Einbrecher hatte kein gewöhnliches Seil benutzt, denn so wäre er zu sehr aufgefallen. Also musste es sich um einen magischen Gegenstand handeln, wenn nicht gar eine Alchemie-Waffe. Auf der Fensterbank befanden sich keine Spuren von abgewälztem Stroh eines Seiles oder Einkerbungen eines Drahtes. Es war nicht ganz nachvollziehbar wie der Eindringling nun Eintritt in das Zimmer erlangte, doch es musste über das Fenster passiert sein sofern es keine Finte war um doch von einer anderen Stelle abzulenken. Dennoch schienen diese willkürlich aneinandergereihten Worte keinen Zusammenhang mit dem Verschwinden Anoria's zu haben. So sollte es zumindest den Anschein haben, als sich Ren auf dem Weg zum Gemischtwarenladen machte.

      In der Zeit zwischen Ren's Verfolgung und seiner Spurensuche im Gasthaus trat Anoria vollkommen perplex aus dem Laden und schaute sich nach Ren um. "Suchst ihr euren Verlobten?", ertönte es von einer bekannten Stimme unweit der jungen Dame.
      Als die Frau fragte um wen es sich dort handelte, lüftete sich die Kapuze der verhüllten Person und enthüllte die Gestalt des Braunhaarigen jungen Mannes der den zwei Gefährten den Weg durch die Zemuria Festung ermöglichte.
      Ein sanftmütiges Lächeln umspielte die Lippen des jungen Mannes und er verbeugte sich entschuldigend aber höflich. "Entschuldigt meine Unhöflichkeit, die Dame. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Meine Name lautet Rei! Ich kam im Auftrag des ehrenwerten Königs der Eos, Lux Arcadia, dem Landsherren Ordine's Van Zephyr eine Botschaft zu übermitteln, doch verpasste ihn in seinem Anwesen und muss mich nun gedulden bis er von seiner Reise zurückkehrt. Auf dem Weg in mein Gasthaus kam mir der junge Herr entgegen, aus dieser Richtung. Ich weiß also ungefähr in welche Richtung er gegangen sein könnte. Soll ich ihnen bei ihrer Suche behilflich sein?"
    • Ein ungläubiger Blick traf den jungen Mann, welcher so plötzlich vor Anoria auftauchte. Sein Gesicht kam ihr von irgendwoher bekannt vor, weswegen sie sich vorerst nicht fragen traute, woher sie sich wohl kennen würden. So verließ ein unsicheres "Wer sind sie?", ihre Lippen und ihre Arme vergruben sich leicht ineinander vor ihrer Brust. So konnte sie nicht nur den gekauften Honig vor ihm verbergen, sonder gab auch den Blick auf das teure Armband an ihrem Handgelenk nicht frei. Er stellte sich ihr als Rei vor und meinte dann, dass er Ren Gasthaus gesehen hätte, wo sie wohl genächtig hatten. Klar, hätte sie ja auch zuvor draufkommen können, doch erschien der Braunhaarige unpassender und vorallem plötzlicher als angenommen. Es war der blonden Dame wohl etwas zuwieder, dass ihr ein völlig Fremder bei der Suche nach ihrem Partner helfen würde. Immerhin waren sie beide gesuchte Mörder. Auf sie würde der Galgen warten, würde man sie nun auffschappen. Irritiert blickte sie zu Boden und räusperte sich dann leise. "Gut... aber nicht länger als eine viertel Stunde. Ich möchte eure Zeit nicht mit unserer Unfähigkeit verplempern. Am besten ist es, wir gehen den Weg zurück, aus der wir einst gekommen sind. Möglicherweise treibt er sich dort irgendwo herum.", ein strahlendes, überaus süßes Lächeln zierte das Gesicht der jungen Frau als sie ihren Blick wieder hob und die wenigen, verirrten Haarsträhnen ihres Haupthaares aus dem Zopf gelöst kurz vor ihrer Nase herumbaumelten. Sie erntete noch einen verwirrten Blick des jungen Herren vor ihr, als sie sich dann auch auf den Weg machten, den "verloren gegangenen" Ren zu suchen. Als sich Rei vor ihr umkehrte, verschwand das vorerst so schwer aufgebaute Lächeln auf den Lippen der Dame. Sie kannte ihn... war er es nicht, der die beiden vor den Toren der Zemuria Festung abgefangen hatte und ihnen es ermöglicht hatte zu passieren? Ein unsicherer Schatten huschte über die erhärteten Züge Anorias und sie hatte sich schon fast befangen an ihr Glas voll mit Honig geklammert. Mehr noch, musste sie den Griff etwas lockern um das fragil wirkende Werkstück nicht zu zerbrechen. So schlurfte sie Rei nur etwas unbekümmert hinterher. Ihr Blick glitt von links nach rechts. Sie wusste, sie hatte Ren wirklich verloren, aber er würde sie nicht hier zurück lassen. Besorgnis legte sich in die Augen Rias. Aber... wusste sie das denn mit Sicherheit? Sie kannten sich ja kaum, er war ihr ein Fremder, sie war ihm eine Fremde... mehr noch, ein wunderliches, verwirrtes Mädchen, dass keine Ahnung von der Welt und dem Leben hatte. Ein Seufzen entkam ihr, lauter als gewollt, denn der Braunhaarige Schopf drehte sich zu ihr um. "Wie war noch gleich euer Name?", ein freundliches Lächeln umspielte die rosigen Lippen des Herrens. Der jungen Logos stockte kurz der Atem, ehe sie das Lächeln vorsichtig erwiderte. "Ria."

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Es war wie ein persönlicher Angriff, der dem Schwarzhaarigen entgegen gebracht wurde. Einige Minuten zuvor setzte er sich aus dem Gasthaus heraus in Bewegung, in der wenn auch eher schwindenden Hoffnung Anoria am Gemischtwarenladen finden zu können. Unverhofft trugen seine Schritte ihn dem Pfad entlang, zwischen den Gebäuden während die Sonne derweil den Horizont verließ und die Dunkelheit eingeläutet wurde. Nur wenige Sterne erhellten die FInsternis über dem Haupt des Schwarzhaarigen, nachdenklich starrten seine purpurnen Augen unter der Kapuze hervor, stets auf den Boden gerichtet, erleichternd aufschauend als er die Stimme der Blondhaarigen Dame vernahm.
      Als Ren jedoch nicht nur das erleichterte Gesicht seiner Weggefährtin sondern auch das aufgesetzte lächeln ihres Braunhaarigen Begleiters erblickte, überkam den jungen Mann die ungewohnte Reaktion des Zorns als würde sich ein Schalter in seinem Kopf umlegen. "Guten Abend, Ren!"
      Seine Gesichtszüge änderten sich, seine purpurnen Augen wurden schmaler und eine bedrohliche Aura entwich den sonst so kühlen Schwarzhaarigen. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, beschwor er in seiner linken Hand Deception, drehte seinen Oberkörper leicht zur Seite, streckte seinen Arm aus und richtete den Lauf der Waffe in Richtung des jungen Mannes. Das nächste Geräusch das ertönte, war der Abzug welchen der Schwarzhaarige mit seinen Daumen betätigte und die Form der schwarzen Pistole leicht veränderte. Vorerst überkam Rei das Gefühl der Überraschung, spiegelte sich in seinem Gesicht mit geweiteten Augen und einem leicht geöffneten Mund wieder, doch wich schon wenige Sekunden einem schelmischen Grinsen. Violett und Purpur, in beiden Augen spiegelten sich unleserliche Ambitionen wieder doch keinem wich dem Anderen im Sinne der Ernsthaftigkeit und des Willens, gar als würde der Kampf zwischen den Beiden im Inneren stattfinden, fernab jeglichem Ermessbaren. Ren besaß denselben Ausdruck den er auch im Training mit Anoria für einen kurzen Moment aufsetzte, das Zeichen dafür das er seinen Feind keineswegs unterschätzte. Dieses Band was die Beiden miteinander verband, das Schicksal das sowohl Braun als auch Schwarz immer zusammenführte, musste durchtrennt werden damit die Mission weitergeführt werden konnte.
      "Schieß.. Belial!"
      Ren's Augen weiteten sich bei der Aussage und seine Zähne knirschten einander. Der Schwarzhaarige war drauf und dran abzudrücken, war sich aber darüber bewusst damit auffliegen zu können. Achtlos warf er die Pistole zur Seite und rannte auf sein Gegenüber zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen eine nahe liegende Wand. Wehrlos ließ der Braunhaarige alles über sich ergehen, schaute förmlich auf Ren herab obwohl sie in etwa gleich groß waren und amüsierte sich mit seinem schelmischen Grinsen über die Impulsive Reaktion seines Gegenübers. War es Erpressung? Der Schwarzhaarige war sicher das Rei mit der Sprache rausrücken würde und ihn vor Anoria als Untergrundkämpfer entlarven würde. Schlagartig veränderte sich Rei's Mimik und seine Mundwinkel nahmen eine neutrale Haltung an. "Beruhig dich, Ren! Ich bin keineswegs hier um dich zu verraten, noch weniger um dich in deiner Ehre zu kränken. Du magst dich nicht mehr an mich erinnern, aber ich erinnere mich sehr gut an dich, K [englisch ausgesprochen]"
      Überrascht über die plötzliche Veränderung der Mimik des Braunhaarigen und den Ausspruch eines simplen Spitznamen's der ihn sehr bekannt vorkam, lockerte Ren den Griff.
      "Rei?"
      Erneut legte sich ein schelmisches Grinsen über seine Lippen. "Aber, wie?"
      "Lass uns erstmal ins Gasthaus zurückkehren, dort werde ich euch alles erklären! Außerdem wartet die Dame dort hinten ungeduldig darauf eine Erklärung von dir zu bekommen, wohin du plötzlich verschwunden warst!"
    • Es wurde bereits Nacht in Ordine, schneller als erwartet. Unangebrachter Weise war es Anoria wohl eine Stunde zu früh, dass sich die Nacht wieder über dem Erdball ausbreitete. Der Braunhaarige und sie hatten Ren nämlich immer noch nicht finden können. Ein geschlagenes Seufzen entkam der Blonden Lippen, als sie wieder zu dem Fremden aufschloss, der sich immer im gewissen Abstand vor ihr befand und die Suche nach dem Schwarzhaarigen wohl ernster nahm als sie. "Können... können wir nicht zum Gasthaus zurückkehren? Ich glaube nicht, dass wir ihn jetzt noch finden werden.", quängelnd überbrückte die junge Frau die wenigen Meter zu ihm nach vorne und wollte den Herren zum Aufgeben überreden, da kehrte sich dieser zu ihr um und grinste ihr breit ins Gesicht hinab. "Ich glaube wir müssen nicht mehr suchen...", murmelte er mit einem neckischen Unterton und gab Anoria den Blick frei. Nicht weit entfernt sah sie einen wohlbekannten Schemen stehen, der von einem wallenden Umhang umgeben wurde. Ein erleichtertes Leuchten legte sich in Gesicht und Augen der Dame und sie wollte eben schon auf Ren zugehen, als sich die Situation um sie plötzlich änderte. Mit einem Mal fanden sich beide Männer in einer Rangelei wieder. Nun, es war eher der Schwarzhaarige der auf Konfrontation ging und den Braunhaarigen wohl angreifen wollte. Doch es verlief anders als geplant... obwohl sich der Unbekannte seinem Angriff ergab, schien es kaum so als wollte Ren ihm wirklich etwas antun. Mehr noch, mit einem Mal schienen standen sich wohl zwei alte Bekannte gegenüber. Ria sah es in dem Ausdruck, welcher sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen ausbreitete und trat nun ein paar Schritte näher an das Geschehen. Sie hörte noch die Worte "Gasthaus" und "zurückkehren", als sich die Blicke der Männer auch schon auf sie richteten. Ob ihrer Erleichterung, dass sie zum einen ihren Begleiter wieder gefunden hatte, hatte sich ein Funkeln der Erbostheit in die Augen der Blonden gelegt.
      Etwas später fanden sich die drei Personen in ihrem Zimmer im Gasthaus wieder. Während es sich der Braunhaarige, welcher den Namen Rei trug, im Bett der Dame gemütlich gemacht hatte, stand diese mit verschränkten Armen an den breiten Kasten gelehnt und sah mit finsterer Miene zu Boden. Ren hatte den Sessel am Tisch in Beschlag genommen. Anoria hatte dem jungen Herren eine kleine Standpauke gehalten, während sie in ihre Gemächer zurückgekehrt sind und wollte sich dies auch nicht von ihm nehmen lassen. Es war viel zu heikel gewesen, hätten Wachen oder Untergrundbeauftragte der Hauptstadt sie hier erkannt. Wohl würde sie schneller in eine der Menschenfabriken zurückgeschickt, als sie sehen konnte. Doch als die roten Augen Rens sich mit Trübsal von ihr abwanden, entkam ihr nur ein Seufzen. "Ich verlasse mich auf dich, Ren... mach das bitte nicht mehr.", waren die letzten Worte, ehe sie vor gut fünf Minuten wieder an ihrer Schlafstätte angekommen waren, die sie an ihn richtete.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Nach der heftigen Standpauke der Blondhaarigen Dame, blieb den jungen Mann nichts anderes übrig als sich in seinem Sessel nach hinten zu lehnen und seine Schläfen zu reiben. Nachdem sich die hitzigen Gemüter etwas beruhigt hatten, setzte sich der Braunhaarige, der es sich noch wenig zuvor auf dem Bett der jungen Dame gemütlich gemacht hatte, im Schneidersitz auf und stemmte seine Hände auf seine Oberschenkel ab. "K? Was ist los, seit wann lässt du dir denn von irgendjemanden etwas vorschreiben?"
      "Nerv nicht..", entgegnete der Schwarzhaarige entnervt, sehnsüchtig danach sich seiner Kopfschmerzen zu entledigen. Anoria hatte es schon zuvor realisiert, doch erst jetzt fragte sie nach dem Namen K.
      Rei's Blick wandte sich kurz aus seinen Augenwinkeln heraus zu den mental geschundenen Schwarzhaarigen, welcher lediglich abwank und damit seine Bestätigung gab mit allem rauszurücken. "Nun, wo soll ich anfangen?"
      Die violetten Augen des Braunhaarigen wandten sich nach oben, vorerst auf das Hinterhaupt der jungen Dame, bevor sie sich auf das Bett gegenüber setzte, sichtlich eingeschnappt. "K, ist ein Spitzname von Ren. Wie du bereits weißt, spricht man es Kei aus doch eine tiefere Bedeutung steckt nicht dahinter. Ah, ist es in Ordnung wenn ich etwas vertrauter spreche? Dieses höfliche Getue ist mit der Zeit wirklich anstrengend.."
      Ria nickte lediglich, beiläufig, denn sie wollte mehr erfahren und dabei war es ihr egal in welchem Ton sie angesprochen werden würde. "K und ich lernten zusammen unter denselben Meister auf Arcadia. Aufgrund der Ähnlichkeit unserer Namen wurde es jedoch schwierig uns auseinander zu halten, woraufhin es oft zu Missverständnissen kam und der Meister plötzlich den falschen Schüler vor sich sitzen hatte. Irgendwann wurde es dem Meister zu viel und unter dem Vorwand eines Sparrings ermittelte er die Person aus die einen anderen Namen zur besseren Verständigung bekommen sollte."
      Ein schelmisches Grinsen legte sich auf die Lippen des jungen Mannes, während der Schwarzhaarige erzürnt zu den beiden starrte und seinen Blick in einer vollkommen neuartigen Reaktion für ihn, eingeschnappt zur Seite abwandte. "Ich habe gewonnen und durfte meinen Namen behalten. K, der verloren hatte musste sich mit der Faulheit unseres Meisters einen vernünftigen Namen zu suchen, abfinden und bekam den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens aufgedrückt. So wurde aus Kannagi Ren schlussendlich K. Erstaunlicherweise endete es mit denselben Ergebnis, denn Kei und Rei auseinander zuhalten war mindestens genauso anstrengend wie Ren und Rei zu unterscheiden."
      Eine weitere Frage brannte Anoria auf der Seele, und zwar die mangelhafte Fähigkeit Ren's seinen ehemaligen Trainingspartner nicht wieder zu erkennen.
      "Das lässt sich ganz einfach beantworten, warte einen Moment.."
      Der junge Mann zog mit seiner freien Hand seine Augenlider leicht auseinander und tippte mit seiner anderen Hand auf seine Iris, entfernte dabei eine Art Hülle von seinen Augen und entblößte eine ganz andere Augenfarbe.
      "Mit Alchemie veränderte ich meine Haarfarbe von Weiß zu Braun und mit diesen praktischen Linsen konnte ich meine wahre Augenfarbe verschleiern. Meine Haare waren früher viel kürzer, deshalb konnte man auch nicht wirklich erkennen das ich ursprünglich weiße Haare hatte, doch meine grauen Augen sind eines der typischen Merkmale eines Eos. Stimmt genau, nicht ohne Grund stamme ich von Arcadia. Ich wurde dort geboren als einer derihren und bin das was ihr einen Himmelsmenschen nennt. Für uns Himmelsmenschen ist es dennoch mindestens genauso gefährlich hier unten im Gebiet der Logos zu reisen, wie für einen Revenus nur in einem anderen Sinne."
    • Während Rei von der gemeinsamen Vergangenheit mit Ren sprach, wandelte Anorias Gestalt vom Kasten zum Bett, jedoch lies sie ihn nie aus den Augen. Gleichsam ihrer Ortsveränderung, wandelte sich auch der Ausdruck in ihrem Gesicht. Es klang unglaublich... ihre Statur hatte sich nach vor gebeugt, ihr Gesicht ruhte in den ausgestreckten Daumen ihrerseits, an ihrer Nase lagen die zusammengefalteten Zeigefinger. Unschlüssig sah sie nun von Ren zu Rei und wieder zurück. Es hatte sich eine elektrisierende Stille in dem kleinen Raum ausgebreitet. Das ein oder andere Mal holte Anoria Luft, um etwas zu sagen, doch versiegte es doch immer wieder in Schweigen. Zu viele Gedanken kreisten gerade in ihr herum. Auch, dass Rei mit einem Mal sein Aussehen geändert hatte, verschlug der Blonden die Sprache. Unsicher griff sich Ria in die Haare und krallte sich kurz in ihren Kopf. Was geschah hier nun eben? Ein Seufzen entkam ihr und sie sah wieder auf. Das Gold in ihren Augen hatte ein wenig an Glanz verloren und starrten nun ermattet in die Leere. "Heißt das... also, kann man sagen, dass ihr beide alte Freunde seit?", langsam falteten sich ihre Hände auseinander. Jene zeigten jeweils auf Ren und Rei, so folgerte auch ihr Blick von jenem zum anderen. Die Erklärung von Rei lies die Blonde nicken, da fiel ihr ein, dass sie ja eben Honig erstanden hatte. Etwas verhalten klopfte sie ihre Taschen ab und spürte das Glas wieder seitlich gegen ihr Becken drücken. "Ich schätze ihr habt euch viel zu erzählen. Ich geh mal hinunter und besorg uns eine Kanne Tee.", beschwingt hob sich Ria auf die Beine und sah zu Boden. "Vielleicht hilft das, die erhitzten Gemüter etwas zu besänftigen...", presste sie ungewollt zwischen zusammengebissenen Zähnen aus sich heraus und schlurfte Richtung Türe. Nur einen Moment später hatte sie das Zimmer verlassen. Kaum war sie einige Schritte gegangen, atmete die junge Frau tief durch. Kraftlos sackte sie etwas gegen die Wand und griff sich nochmals, schmerzlichen Blickes an den Kopf. Ihre rechte Hand hob sich empor und massierte leicht die schwach pochende Schläfe ihres Schädels.
      Etwas später stand Anoria auch unten in der Gaststube und sah sich am unteren Fuß der Treppe um. Es war fast nichts mehr los, nur ein paar wenige schnarchende Gestalten hatten es sich auf den Tischen gemütlich gemacht. Niemand, der ihr verdächtig vorkam. Kein Wunder, die Uhr die über der Theke hang, zeigte halb elf. Zögerlich setzte sie den letzten Schritt auf die dunklen Schiffsplanken und sah in das Hinterzimmer der Wirtsleute. Der Inhaber hockte über Papierkram, weshalb Anoria vorsichtig anklopfte. "Entschuldigen Sie, wäre es möglich, dass wir noch einen Tee bekommen? Ich fühle mich nicht besonders gut...", sie legte mit einem misslichen Gesicht die Hand auf ihren Bauch, wogleich die Frau des Wirtes den Kopf in den Türbogen steckte und sie mit mitleidiger Miene ansah. "Oh Liebchen, natürlich! Als ich mein erstes Kind erwartet habe, war mir auch dauernd schlecht...", die Grauhaarige Frau lächelte erwärmend, doch Anoria wich die Farbe aus dem Gesicht. "Also... ich... nein...", vor den Kopf gestoßen, konnte die Blonde ihr nur zusehen, wie die stämmige Dame an ihr vorbeiwuselte und in der Küche Wasser aufsetzte. Kopfschüttelnd blieb die Logos in der Gaststube stehen und lehnte sich an der massiven Holztheke an. Je länger sie jedoch verweilte, umso mehr spürte sie den kalten Blick eines ihr nicht sichtlichen Gegenübers. Unauffällig wollte Anoria den Blick streifen lassen, doch trafen sie die grünlich, hervorleuchtenden Augen einer Gestalt, die im Dunkeln verweilte. Ein kalter Schauer kroch ihr den Rücken hinab. Wieso hatte sie diese Ecke nicht zuvor eingesehen? Der tote Winkel neben der Stiege muss wohl schon vielen Menschen negativ bekommen sein. Anoria schluckte den Klos hinab, der sich in ihrem Hals gebildet hatte und ruckartig kehrte sich ihr Kopf samt Körper wieder in Richtung der Theke. Gott sei Dank kam ihm nächsten Moment die Wirtin wieder aus der Küche und schob ihr die Kanne hin.
      Als Anoria das Zimmer wieder betrat, war ihr die Bleiche ins Gesicht geschrieben. "Wir... wir werden verfolgt."

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von cada ()

    • Nachdem Anoria den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss um eine Kanne Tee zu besorgen, durchkämmte eine mehr als unangenehme Stille den Raum, die nach wenigen Minuten von der Stimme des Schwarzhaarigen unterbrochen wurde.
      "Sag.. Rei.. Willst du jetzt endlich mit der Sprache rausrücken und mir erzählen was du hier zu suchen hast? Weshalb verfolgst du uns? Wieso nahmst du gestern an den Untergrundkämpfen teil und wie schaffst du es dein Stigma zu unterdrücken?"
      Der Braunhaarige schaute für einen kurzen Moment zu Ren hinüber, bemerkte das dieser seinen Blick erwiderte und zuckte mit seinen Schultern bevor er sich nach hinten auf das Bett fallen ließ und an die Decke starrte.
      "Wer weiß."
      "Das ist kein verdammter Scherz, zieh nicht alles wieder ins lächerliche!", fügte der Schwarzhaarige mit angespannter Stimme hinzu und erhob sich aus seinem Sessel um seinem Zorn mit einem Faustschlag auf den hölzernen Beistelltisch Ausdruck zu verleihen. "Es ist wie ich es sage, obgleich es bei dir auf Akzeptanz oder Widerspruch treffen mag.", entgegnete Rei fast schon gleichgültig mit ruhiger Stimme und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.
      Der Griff des Schwarzhaarigen, seiner zur Faust geballten Hand, wurde fester und seine purpurnen Augen starrten dem Anschein nach jähzornig an die Stelle an der sein Gegenüber verharrte. "Wenn du es wirklich wissen möchtest, dann hör genau zu! Für uns alle ging das Leben weiter, nicht nur für dich, nachdem du dich einfach davongeschlichen hast und die Ausbildung beim Meister abbrachst um einer Spur zu folgen die dich scheinbar ins Leere geführt hat. Im Gegensatz zu dir stand ich die Lehren des Meisters bis zum Ende durch, wurde jedoch mit einem Angebot konfrontiert das ich nicht abschlagen konnte. Du müsstest mitbekommen haben das vor einigen Monaten das Chaos auf Arcadia herrschte, nachdem der König urplötzlich sein Leben verwirkte und sein Sohn gezwungen war früher als erwartet in seine Fußstapfen zu treten. Hinter dem Ableben des König's scheint eine Fraktion zu stecken, deren Wurzeln bis hier auf das Erdland reichen. Der neue König, Lux Arcadia, bemerkte schnell das es sich beim Tod seines Vaters nicht um einen natürlichen Tod handelte und bildete eine Einheit die in den Schatten der Gesellschaft agieren solle, um den Komplott auf den Spuren zu kommen. In gewisser Weise hab ich dich also nicht belogen, als ich sagte ich sei ein Bote des Königs auf dem Wege Van Zephyr zu treffen."
      "Und du nahmst an den Untergrundkämpfen teil, weil du an Informationen kommen wolltest."
      "Exakt. Ich dachte mir: Was würde mein Freund K tun, wenn er nach Informationen suchen würde die seine verloren gegangene Schwester betreffen würden. Und dann offenbarte sich mir die simple Antwort: Informationen die für die gewöhnlichen Bauern verborgen bleiben sollen, bespricht man am Besten an einem Ort wo weder Wachen noch gewöhnliche Bauern Zutritt haben!"
      Ein leises Seufzen entwich den Lippen des Schwarzhaarigen jungen Mannes. Für kurze Zeit umfasste seine rechte Hand seine Taille während seine Augen sich schlossen, doch als er die Informationen die ihn sein ehemaliger Trainingspartner gab durchging, fiel ihn auf da durchaus die wichtigste fehlte.
      "Und was ist mit deinem Stigma? Wieso kannst du es verbergen?"
      Rei setzte sich wieder auf und wandte seine violetten Augen zu Ren. "Du scheinst zu vergessen das nicht jeder eine solch einzigartige Fähigkeit hat das Stigma einer Person zu erkennen. Es mag für Menschen mit hohen magischen Potenzial möglich sein, andere Menschen mit ähnlich starkem oder stärkeren Potenzial durch eine Regung, obgleich es ein Zucken, Bauchschmerzen oder Nasenbluten sei, wahrzunehmen, doch ist mir noch heute niemand außer dir vor die Augen gekommen der das Stigma einer Person klar und deutlich aus größerer Distanz anhand einer Aura zu erkennen scheint. Dementsprechend weiß ich auch nicht was für eine Art 'Aura' ich besitze und es beunruhigt mich allgemein scheinbar keine 'Aura' zu besitzen, doch weißt du im Großen und Ganzen wie meine Fähigkeiten früher waren. Ein schlaues Köpfchen wie du, kann doch sicher auch ohne 'Aura' schlussfolgern wie stark diese Person dann zur heutigen Zeit sein könnte."
      "Das stimmt, trotz deines unterschwelligen Humors bin ich durchaus in der Lage mir vorzustellen wie viel stärker du geworden bist, vorallem da ich es gestern am eigenen Leibe erfahren musste. Doch das ändert nichts daran, das du in der Lage bist Stigma in Waffen zu leiten und Alchemiewaffen zu nutzen obwohl du laut meiner so einzigartigen Fähigkeiten gar kein Stigma zu besitzen scheinst. So war es mir früher aber möglich dein Stigma zu lesen, was eigentlich nur erklären würde das du irgendwie gelernt hast dein Stigma zu verbergen ohne das du es wusstest!"
      "Wenn du der Einzige bist der in der Lage ist Stigma zu lesen, dann scheint das eine ziemlich nutzlose Fähigkeit zu sein, meinst du nicht?"
      Ein erneutes Seufzen entwich den Schwarzhaarigen bevor er zum Fenster lief und aus diesem hinausschaute. Außerhalb des Fensters schien die Straße nur leicht besiedelt, von Wachen und betrunkenen 'Herren', sowie einige verhüllte Gestalten bei denen es sich wohl um Diebe handelte deren Zeit zu dieser Stunde läutete. "Vermutlich.."
      So sagte es der junge Mann zwar, doch wurde ihm in seinen Gedanken deutlich das er gerade ihn mit dieser 'nutzlosen' Fähigkeit nicht zum Feind haben wollte. Wo gerade von Fähigkeit die Rede war, bemerkte Ren nur wenige Meter entfernt am Eingang des Gasthauses eine Aura ähnlich der, die sich in Van Zephyrs Anwesen befanden. Bestätigt wurde dies nur knapp eine Minute später, von einer schwer schnaufenden Blondhaarigen die durch die Tür stieß und ihre Nachricht übermittelte.
      "Ich hab es gemerkt.. Und unser Gast ist keineswegs einer der gemütlichen Sorte, diese Leute wissen ganz genau wer wir sind. In wenigen Minuten wird hier vermutlich Verstärkung eintreffen, also müssen wir so schnell wie möglich von hier weg, Ria!"
      Ren machte einen ungewohnt gefassten Eindruck, nicht den einer wütenden Person über das unbedachte Verhalten der jungen Dame die sich in ihrer Naivität zu sicher gefühlt hatte.
      Seine purpurnen Augen wandten sich aus seinen Augenwinkeln heraus, ernst, zu den Braunhaarigen Mann der sich aufstellte und sich mit seiner rechten Hand hinter dem Kopf kratzte. "Du zerstörst all meine Spuren die ich bisher sammelte um Van Zephyr zu belasten, das weißt du?"
      Ren antwortete nicht, verblieb mit seinem ernsten Gesichtsausdruck jedoch an Ort und Stelle. "In Ordnung! In Ordnung! Ich werde die Wachen ablenken und mich dann aus den Staub machen!"
      Ein einfaches Nicken der Dankbarkeit entgegnete der Schwarzhaarige bevor er sein Gesicht zu Anoria wandte. "Was habt ihr beide jetzt vor?"
      "Wir beide.."
      Das Gesicht des Schwarzhaarigen wandte sich noch einmal aus dem Fenster und verharrte am Sternenhimmel. "Rei, würdest du Anoria mit nach Canard nehmen?"
      "Mit welchem Grund? Sie würde sich nur unnötig in Gefahr begeben, wenn sie mir mir käme und vor den Wachen fliehen müsste! Und weshalb Canard?"
      "Ich werde die Menschenfabrik infiltrieren und nach meiner Schwester suchen!", entgegnete der Schwarzhaarige lediglich und brachte den Braunhaarigen zu einem entsetzten Staunen. "Du bist übergeschnappt.. Aber ich verstehe. Jedoch werde ich Anoria nicht zwingen mit mir zu kommen, so bleibt es bei dir ob du sie verstoßen wirst und alles über ihren Kopf entscheidest oder ob du dir diesen Suizidversuch noch einmal gründlich überlegst."
      Der Ausdruck des jungen Mannes am Fenster veränderte sich schlagartig, doch er wusste das dieser Moment kommen würde ob früher oder später. Ren atmete einmal tief durch und drehte sich dann mit einem lächeln auf den Lippen zu den anderen beiden, fixierte aber speziell Anoria an. "Entschuldige, Ria!"
      Kurz darauf polterte es unten an der Tür, schnell stürmten Wachen die Treppe hinauf und alles verging in nur so wenig Zeit. Ren warf sich über die Fensterbank aus dem Fenster und Rei packte die unschlüssige junge Dame an der Hand um mit ihr aus den Zimmer zu fliehen und über einen Nebenbalkon eines anderen Zimmers zu entkommen, dessen Zimmertür sie erst ausbrechen mussten.
      Was folgte war eine Verfolgungsjagd des Braunhaarigen Mannes und der Blondhaarigen Dame durch die halbe Stadt.
    • Als Ren dem Braunhaarigen anwies, sie mit nach Canard, dem wohl nächsten Ziel ihrer Reise, zu nehmen, weiteten sich der blonden Dame Augen. "Wie... wie bitte, was?", mehr als ein unverständliches Gestammel brachte Anoria nicht über ihre Lippen. "Ren... ich...", unverstanden sah sie dem Schwarzhaarigen entgegen. "Ich will aber mit dir kommen!" ... dies wären jene Worte gewesen, hätte der Braunhaarige sie nicht erneut unterbrochen. Egal wie es kam, sie würden ihr fliehen müssen, weswegen Ria den Neuankömmling rasch umrundete und ihr Schwert unter der Matraze hervorfischte. Eine Schande, würde sie es hier zurücklassen. Und plötzlich, nach einem letzten Blick ihres Begleiters, zerrte Rei sie wie ein aufgescheuchtes Huhn aus dem Zimmer, während die junge Frau hinter ihr noch das Glas bersten hören konnte. Es geschah wirklich. Sie trennten sich nun. Auch wenn sie Rei vertrauen konnte, so wollte ihr Verstand dies nicht wirklich zulassen. Zu aller erst gewahr es jedoch an den beiden zu fliehen... und dies möglichst schnell. Während sich der junge Mann an ihrer Seite so erbarmungslos gegen die Türe des Nebenzimmers warf um jene aufzubrechen, bezog die Blondhaarige wenn auch nur halbherzig Stellung, die Eindringlinge aufzuhalten. Weder noch ihres Mutes, wackelte das schwere Schwert in ihren Händen bedrohlich von links nach rechts. Wo war nur ihre Kraft geblieben? Viel Zeit um sich diese Frage zu beantworten, bekam Anoria nicht, als das knackende Holz der Tür endlich nachgab und die beiden Gestalten durch diese huschten. Rei war etwas schneller als sie und hatte den Balkon in Windeseile erreicht. Ohne auch nur nachzudenken hob er mit federnden Schritten von den Holzplanken ab und bugsierte sich schleichend und leichfüßig wie eine Katze über das Geländer, nur um in der Schwärze der Nacht in den Abgrund zu fallen. Die Höhe von hier oben betrug circa 5 Meter, weswegen Anoria keine Sorgen hatte, nicht heil unten anzukommen... nur das Wie, das nagte an ihr. So tat sie es Rei gleich, stieß sich vom Boden ab und hob sich mit einem Sprung über das Geländer. Der staubige Boden war doch etwas weiter weg und unkenntlich in seiner Beschaffenheit, weswegen die Blonde einen kurzen Streich ihres Schwertes vollführte und ihren Sturz in einer Art Luftkissen abfing. Der traurige, wenngleich rastlose Blick ihrerseits traf den des Braunhaarigen, als sie von allen Seiten wieder dieses Geschepper der metallenen Rüstungen vernehmen konnte. Rei jedoch zögerte nicht lange. Er meinte, er wäre bereits lange genug hier, um ungesehen aus der Stadt zu verschwinden und nahm just im nächsten Moment wieder die Beine in die Hand und rannte los. Anoria zögerte nicht lange und tat es ihm gleich, auch wenn er nach wie vor ein Stück schneller war als sie. Den braunen Schopf fixierend, ging es also im Zickzack durch die Gassen Ordines.

      SPÄTER...
      Pfeinden Atems verdeckte die junge Frau mit beiden Händen ihren Mund vor der Außenwelt. Ihre Augen waren fest zusammengepresst, ihr Blut pochte ihr beinahe schmerzend in den Ohren. Der angestrengte, zitternde Körper des Braunhaarigen verweilte neben ihr in der Hockstellung. Der Boden unter ihr war rutschig, roch vermodert und beinahe überall krochen Regenwürmer aus ihren Löchern um den strömenden Regen zu genießen, der sich vor den beiden ergoss. Rei hatte sie irgendwie aus der Stadt bekommen, auch wenn die Spitzel des Feindes sie einmal fast geschnappt hätten, so konnten sie deren Arme und Ketten entgehen. Die junge Frau wusste nicht, wann sie zuletzt so gerannt war. Wie vom Teufel getrieben, jagte sie ihren Körper auf Hochtouren und bekam nun die Rechnung dafür präsentiert. Die Übelkeit war ihr hochgestiegen, sie musste vorerst würgend nach Luft schnappen, als Rei sie in diese Höhle manövrierte. Er meinte, er hatte sie schon zuvor entdeckt und nun, wo sie ihre Verfolger abhängen mussten, wäre dies ein geeigneter Ort zu verweilen. Jedoch müssten sie still sein, sie durften nicht mal das Geräusch ihres eigenen Atems hören, alles andere wäre zu auffällig. Die Schritte jener welcher sie jagten, kamen ihnen auch nochmals gefährlich nahe, doch als ein greller Blitz den Nachthimmel erleuchtete und nur wenige Sekunden später der Platzregen einsetzte, konnte man auch von jenen vernehmen, dass diese Umstände eine gewissenhafte Suche nur zu einem Selbstmordkommando machen würde. Erst danach traute sich Ria die kühle, erdige Luft in sich einzusaugen. Ihre Lunge war zum zerreissen gespannt gewesen, es fühlte sich an, als würde ihr Herz gleich aus ihrem Brustkorb brechen. Endlich... die Spannung die Rei neben ihr ausstrahlte, versiegte langsam und liesen auch die Blonde wieder beruhigen. Niemand der beiden hatte sich zuvor getraut auch nur einen Muks zu machen. "Das war ja wohl ganz schön knapp...", ein hüstelndes Lachen entkam der Kehle des Braunhaarigen, welcher sich die Haare über den Kopf zurückstrich. Vorsichtig öffnete Anoria ihre Augen und blickte aus jenen auf den vom Regen benässten Landstrich innerhalb des Waldes. "Wie... wie lange bleiben wir hier?", sie musste schlucken. Das Brenne in ihrer Kehle, jagte ihr den Brechreiz auf die Zunge, weshalb zu sprechen wohl eine schlechte Idee war. Doch Rei zog nur eine Schnute. "Nur so lang, bis sich der Regen etwas beruhigt hat. Je schneller wir hier wegkommen, umso besser für uns. Hier in der Nähe gibt es eine Art... Lagerstelle... für Wanderer... Wenn wir die heute Nacht noch erreichen, können wir uns zumindest auf eine kleine, warme Mahlzeit freuen.", sein schiefes Lächeln drang durch die Dunkelheit zu ihr durch und ein wissendes Nicken bestätigte ihm, dass sie verstanden hatte. Doch schwiegen sie sich weiter an und erst als der Regen dünner wurde, gab Rei den Befehl, weiterzugehen. Wortlos stapften sie nebeneinander durch das Unterholz. Anoria konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit vergang, doch als Rei seinen Arm ausstreckte und ein kleines glimmendes Licht am Horizont benannte, schimmerte auch die Hoffnung wieder in ihren Augen. Die letzten Meter waren ein leichtes. Mit einem Ziel vor Augen lies es sich immer leichter reisen, so empfand es zumindest die Goldäugige. Rei konnte sich bei dem Betreiber dieses etwas abgelegenen Komplexes der Gastwirtschaft zwei Schüsseln Suppe und eine Kabine für die Nacht erschnorren. Da saßen sie nun, löffelten ihre Suppe in dem nieder angelegten Baumhaus und starrten auf die Öllampe hinab, die zwischen ihnen lustlos dahinflackerte. "Unser Weg führt uns also nach Canard?", murmelte Anoria, nachdem sie den dritten Löffel zu sich genommen hatte. "Mmmh, ist nicht weit weg von hier. Wir müssen zwar etwas gehen, aber wenn wir zügig vorankommen, sollten wir es in zwei Tagen schaffen.", ein aufmunterndes Lächeln suchte sich den Weg aus seinem Gesicht zu ihr, doch konnte Anoria dieses nicht wirklich erwidern. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis... doch noch mehr als besorgt über ihre eigene Person zu sein, fragte sie, wie es Ren ergangen war.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von cada ()

    • Ren

      Es fiel den jungen Mann nicht besonders schwer seine Verfolger im Gasthaus abzuwimmeln, denn obwohl einer der Wachen zum Fenster lief und durch die kläglichen Reste des zersplitterten Glases hindurch starrte, weigerte sich dieser es der waghalsigen Aktion des Schwarzhaarigen gleich zu tun und versuchte demnach über die Treppe aufzuholen die er zuvor empor stieg um die drei Gefährten dingfest zu machen, was unweigerlich dazu führte das er Ren aus den Augen verlor.
      "Scheiße..", entwich es dem sichtbar erzürnten Mann in seiner Rüstung, der einen Moment nachdachte ob er auf eigene Faust suchen sollte, doch sich dann dazu entschied Kameraden zu finden.
      Ren rannte inzwischen über die bepflasterten Wege, versuchte dabei möglichst in den Menschenmassen unterzugehen doch keinen unnötig anzurempeln und lief bei seinem Unglück direkt einen überrascht wirkendem Mann mit grünem Gewand in die Arme. Gerade als Ren aus der Menschenmasse stieß, offenbarten sich mehrere Wachen vor ihn. Inmitten befand sich Gaius, ein bisher noch unbekanntes Gesicht für Ren, doch im Gegensatz zum Schwarzhaarigen erinnerte sich Gaius gewiss an den Einbrecher des Tanabe Anwesen's, welcher seinen Kameraden auf den Gewissen hatte. "Männer! Umzingelt ihn!", brüllte seine tiefe Stimme regelrecht aus, bevor er mit seinen rechten Arm den Schwertgriff an seiner linken Hüfte umfasste und es in die Richtung des Schwarzhaarigen richtete. Dumpfes Klirren der Rüstungen war zu vernehmen, selbst im Dunkeln war der Glanz zu erkennen der binnen wenigen Sekunden den Schwarzhaarigen umzingelt hatte. In Reih und Glied, oder eher in einem Halbkreis geformt, richteten die Soldaten ihre Schwerter und Speere auf Ren.
      Die purpurnen Augen leuchteten in der Dunkelheit auf, starrten finster unter der Kapuze hervor und fixierten sein Gegenüber an. "Ich sage es dir nur einmal, Grim Reaper! Du hast jetzt die Wahl dich zu ergeben, solltest du dennoch den Wunsch hegen zu fliehen, dann wirst du mit dem Tod bestraft!"
      Für einen kurzen Moment schlossen sich die Augen des jungen Mannes, offenbarten jedoch ihre tiefrote Finsternis ein weiteres Mal mit einem weitaus ernsterem Gesichtsausdruck. Nachdem sich die Augen des Revenus wieder geöffnet hatten, zeigten sich ein weiteres Mal seine wahren Fähigkeiten. Alles um ihn herum verlor in seinen Augen an Farbe und wich dem schwarz-weißem Aspekt. Blitzschnell überkreuzte Ren seine ausgestreckten Arme vor seinem Körper, bemerkte zwar die Reaktion des Mannes vor ihn und der Wachen doch vernahm es viel langsamer als seine eigene Geschwindigkeit war. Unter seiner linken Hand bildeten sich pechschwarze Kugeln und unter seiner rechten Hand weiße Würfel, bis sie sich zu Deception und Conception manifestierten und Ren diese mit seinen Händen umschloss. In der Realität lief alles etwas anders ab, so vernahm Gaius die blitzartige Beschwörung der zwei Pistolen, warf aber um diese zu unterbinden sein Schwert in Richtung des jungen Mannes. Am Griff seines Schwertes zog sich ein rotes Band in einer Linie hinter sich her, und als es das Gesicht Ren's knapp verfehlte, umfasste Gaius das Band und zog das Schwert wie einen Bumerang zu sich zurück. Inzwischen hatte eine Speerspitze bedrohliche Nähe zu Ren gesucht. Nur eine minimale Bewegung des jungen Mannes genügte um den Stahl zwischen seinem Arm und Brustkorb ins Leere stoßen zu lassen. Schleunigst zog er seinen Arm zusammen und fixierte den Stahlstab des Speeres in einer Art Schwitzkasten, neigte seinen Oberkörper leicht zur Seite und schaute aus seinen Augenwinkeln heraus mit seinen roten Augen in das Gesicht des Soldaten, kurz bevor er Deception mit dem Lauf gegen seine Stirn drückte. Ein Schuss genügte um die Umgebung in ein menschenunwürdiges Umfeld zu verwandeln und die Umgebung ins Chaos zu stürzen. Geschrei der Einwohner war die Folge, nur übermannt von den ziellosen umherrennen das zum Ausbruch einer Massenpanik führte.
      Gaius Augen weiteten sich beim Anblick des skrupellosen Aktes, wobei einer seiner Untergebenen auf einer solch herabwürdigen Art und Weise sein Leben verlor. Zwar stürmte er übermannt von seinem Zorn des wiederkehrendes Übels seiner Erinnerung auf Ren zu, doch erreichte er ihn nicht rechtzeitig und musste während seines Spurts mit ansehen wie einer seiner Untergebenen nach dem Anderen fiel.
      So wich der Schwarzhaarige einen Schwertstoß aus, parierte einen weiteren mit den Lauf seiner Pistole und richtete inzwischen den Lauf seiner anderen gegen das Kinn des Soldaten der versuchte ihn mit einem Schwertstreich zu erlegen. Ein weiterer bekam seinen Stiefel zu spüren nachdem er sich von hinten anschleichen wollte, der nächste die Speerspitze seines Kameradens durch seine Brust nachdem sich Ren mit einem Schuss Conceptions auf den Boden nach oben katapulierte. In der Luft selbst wirbelte er sich in einer halben Drehung zur Seite und wich so ein weiteres Mal dem geworfenen Schwert Gaius' aus. Rens Schuss war so gut justiert, das es ihn auf ein nahe gelegenes Dach schleuderte auf welchem er leichtfüßig landete und die Beine in die Hand nahm. Gaius streckte seinen Arm zur Seite aus und brüllte erneut einen Befehl aus. "Verfolgt ihn! Lasst ihn nicht entkommen!"
      Doch bei diesen Befehl blieb es auch, denn von einer hitzigen Verfolgungsjagd fehlte jegliche Spur. Nachdem Ren von einem Dach sprang und sich ein weiteres Mal in einer panischen Meute verbarg, verloren sowohl Gaius als auch seine Männer ihn aus den Augen. Im Schutze der Dunkelheit floh der Schwarzhaarige in eine Seitengasse und lehnte sich gegen eine Wand. Es dauerte nicht lange, da überkam ihn die Erschöpfung seines überstrapazierten menschlichen Körpers und zwang ihn in den Sitz. Ren erwähnte einst in seinen Gedanken das es ihn möglich sei durch hartes Training seine Reflexe und seinen Körper bis zu einer Reaktionszeit zu schunden die jene eines normalen Menschen bei weitem überstieg, doch das es bei weitem nicht reichte um an Rei heranzukommen. Eine bekannte Stimme hallte in der Gasse nieder und formte einen schelmischen Unterton.
      "Hast dich wohl wieder ziemlich übernommen? Zu Schade das du so viel Kraft besitzt, doch diese nicht ausreichend nutzen kannst.. Menschliche Körper sind so zerbrechlich!"
      Als die purpurnen Augen aufschauten, entdeckten sie einige Kisten vor sich. Auf einen der Kisten saß der Weißhaarige Junge der für eine gewisse Zeit verschollen zu sein schien, doch sich nun wieder offenbarte und mit einem kalten Grinsen der Sicht entgegnete.
      "Hast du mich vermisst, Part-ner~?"

      Rei

      Inzwischen hatte sich die Schüssel geleert und der Blick des Braunhaarigen wandte sich für einen kurzen Moment nach draußen. Erleichtert seufzte er auf, streckte sich und ließ sich nach hinten fallen. "Ahh~ Das war köstlich! Eine warme Mahlzeit und ein Dach über den Kopf, da kann man sich wirklich nicht beschweren, oder?"
      Sein Kopf neigte sich leicht zur Seite und seine violetten Augen schauten in Richtung Anoria's, doch diese wanderten ziellos nach draußen voller Sorge.
      "Der ist in Ordnung.. K hat schon weitaus schlimmeres durchgestanden.. denke ich mir zumindest! Aber im Fliehen und Verstecken war es schon immer gut, also keine Sorge!"
      Ein lächeln umspielte die Lippen des Braunhaarigen, doch schenkte die nette Geste der Blondhaarigen ganz und gar nicht die Beruhigung die sich der junge Mann erhofft hatte. "Weißt du.. Er hasst dich nicht oder so. Ich würde eher das Gegenteil behaupten! Ren ist nicht wirklich in der Lage seine Gefühle auszudrücken, wirkt oft schroff und kalt und das war er damals, so wie heute. Doch anders als damals, besitzen seine Augen keine Leere mehr, sondern Glanz den weder Ich noch der Meister noch sonst irgendjemand ihn verleihen konnte. Er wird sein Ziel gewiss nicht so einfach ablegen können, also die ganze Suche nach seiner Schwester. Doch möchte er dich genauso wenig damit in Gefahr bringen, vermute ich. Verstehst du was ich meine?"
    • Unbeeindruckt blähte Anoria ihre Wangen auf und pustete die aufgestaute Luft zwischen ihren Lippen hinaus. Sie stellte die Schüssel zur Seite. Nachdem sie die letzten Bissen genommen hatte, hatte die Blondhaarige ihren Schopf gedreht und sah ebenso wie Rei nun in die schwarze Nacht hinaus. Der Regen ergoss sich nur noch tröpfelnd auf das Dach der kleinen Schate, die die beiden bezogen hatten. Die Worte die der junge Mann an sie richtete, beruhigten Anoria nur gering. Doch lockten sie ihr einen sanftmütigen Ausdruck auf die Gesichtszüge. Ihre müden Augen wanderten auf den Holzboden hinab und ihre zarten Finger malten Kreise auf den staubigen Boden. "Ja... ja natürlich verstehe ich das. Ich würde wahrscheinlich auch alles geben, wenn ich wüsste, es gäbe da draußen noch jemanden, der in irgendeiner Art und Weiße zu mir verwandt ist. Es ist der kraftvollste Ansporn überhaupt, sich für jemanden in die Hölle zu begeben, weil man... unbedingte Liebe für diesen Menschen empfindet.", sanftes Nicken brachte die wirren Haare der jungen Frau in Bewegung. "Ich nehme es Ren auch in keinster Weise übel, dass er mich jetzt zurücklässt. Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns wiedersehen werden. Wenn nicht gleich, dann möglicherweise in einem Monat. Aber ich würde es ihm ziemlich übel nehmen, wenn er sich gar nicht mehr blicken lässt. Immerhin hab ich ihm bei der Flucht geholfen... das sollte doch vergo-...", sie stoppte in ihrer Ansprache. Sie dachte eben daran, dass er sich für ihre Hilfe noch gar nicht revanchiert hatte. Doch als sie ihre Gedanken nochmals kreisen lies, erkannte Anoria, dass das eine Lüge war. Er hatte sie so ziemlich überall rausgezogen und ihren tollpatschigen Hintern mehr als einmal gerettet. Ein amüsiertes, wennglich etwas trübseeliges Seufzen entkam ihr und auch in ihre Augen legte sich ein leichter, wehmütiger Schleier der Sorge. Sie schickte den müden Blick zu Rei hinüber, der sie so stumm beobachtet hatte. "Wir sollten wohl etwas schlafen, oder? Das wäre nur das Beste.", als ob ihr Körper diesen ausgesprochenen Wunsch wahrnehmen konnte, musste Anoria ihren Mund hinter ihrer Hand verstecken, als ein langes, tiefes Gähnen ihren Hals verlies. Der Braunhaarige stimmte ihr zu, warnte sie aber vor, dass ihr Schlaf wohl nicht lange sein würde, da sie alsbald wieder aufbrechen würden. Anoria nickte und sagte, dass sie verstanden hätte, da lies sie sich bereits zurücksinken und formte aus ihrem Umhang einen kleinen Polster unter ihrem Kopf. Sie wünschten sich noch einen gute Nacht, da hatte sich ihr Geist schon der Müdigkeit hingegeben.
      Nur eine kurze Zeit später, wurde die Blonde Dame wieder wachgerüttelt. Es kam Anoria wie immer so vor, als hätte sie nur fünf Minuten geschlafen. Doch hatte wohl auch Rei die Zeit übersehen und so war die Sonne bereits hoch im aufsteigen, wohl um neun oder zehn Uhr am Vormittag. Auch wenn die junge Logos noch müde war, so packten sie gemeinsam schnell das Zeug zusammen und brachen alsbald auf. Rei meinte irgendwann während sie so nebenher streiften, dass heute wohl ein schöner Tag werden würde und er optimistisch war, dass sie schneller vorankommen würden, als zuvor gedacht. Ein hoffnungsvolles Lächeln breitete sich auf den Lippen der jungen Frau aus, da quoll auch ihr eine Frage auf. "Sag... wie kam es eigentlich dazu, dass du und Ren in die Obhut dieses... Meisters gekommen seit? Was genau hat dieser Mann euch beigebracht... und zu welchem Zweck? Ich wollte ihn das schon länger fragen, doch kam es bisher noch zu keiner günstigen Gelegenheit."

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Ren

      Der Vollmond legte sich über die Baumkronen und erleuchtete die wenigen Flächen, zwischen den ineinander übergehenden Blätterdächern. Ein Luftzug durchströmte die Umgebung, säuselte die Blätter und erschuf Töne in diesem endlosen, trostlos wirkenden Wald. Nur wenige Male offenbarte sich die aschgraue Kapuze an den vom Mondlicht erhellten Lichtungen, das einzige was verblieb waren Spuren jener Stiefel die sich im Unterholz verewigten. Im schwerfälligem Gang suchten sich die Stiefel des Mannes ihren Weg über Hölzer, über Gestrüpp und zwischen den unüberschaubaren Erlenbäumen deren Anzahl und Gleichheit einen jeden Reisenden in die Irre zu führen vermochten. Alsbald sich am Horizont eine immer größer werdende Lichtung offenbarte, lehnte der junge Mann seine Hand an einen der letzten Bäume die ihn davon abhielten den Irrwald zu verlassen und ließ seine roten Augen die weite Umgebung erkunden. Unweit von ihn befand sich ein Abhang der zu einem dünner wuchernden Wald voller Erlen führte, mit größeren Flächen zwischen den jeweiligen Nachbarn. Eine gigantische 'Festung', eher einer Art Gebäude einer Anderen 'moderneren' Baukultur entsprechend ähnlich der überwucherten Ruinen der Revenus, befand sich umzingelt von den Bäumen und den Abhängen der Hügel in dieser Eindellung, gut versteckt vor den neugierigen Augen bekannter Wanderer, gut beschützt vor Eindringlingen jeglicher Art, falls jemand genug Wahnsinn besaß eine solche Festung zu infiltrieren. Unpassend zur gegebenen Situation, erstreckte sich hinter dem bewölkten Himmel ein Meer aus Sternen, funkelte aber nur selten unter der dicken Ansammlung von Wassertröpfchen hervor. Und so trugen die Stiefel des Mannes ihn erneut voran, geradewegs zum Abgrund hingegeben, nicht stoppend als jene die Schwelle zur Bodenlosigkeit übertraten. So fiel der junge Mann in seiner Bewegung im freien Fall nach unten, streckte dabei beide Arme nach hinten weg und erzeugte in jeweils einer von ihnen seine Waffen Conception und Deception. Ein Luftzug der das Tal durchquerte, suchte seinen Weg nach oben hinauf und wirbelte den Mantel auf, die Kapuze zurück und die Haare umher. Obgleich es sein Ziel war Conception oder Deception als Dämpfung seines Falls zu nutzen, bot sich ihn diese glückliche Fügung des Schicksals und gewehrte ihn schleichendes Geleit zu Boden. Nach seiner leichtfüßigen Landung, zerbarsten seine Pistolen zurück in ihre Materie, bevor sich der Schwarzhaarige junge Mann wieder in Bewegung setzte und seinen Weg in Deckung der Erlenbäume in Richtung der Menschenfabrik suchte. An einen der Bäume gelehnt, die den Übergang von Wald zur Ebene schlossen, schauten die tiefroten Augen aus den Augenwinkeln des Mannes hinauf zu dem Fenstern an denen die Soldaten patrouillierten. So war es ihn möglich die Standorte der Soldaten anhand deren Auren zu bestimmen, doch nicht ihre Blickrichtung und ihre Bewegungsmuster. Ren zog aus einem Lederriemen, unter seinem Mantel versteckt um seinen Oberkörper befestigt, sein schwarzes Messer und erschuf in einem Moment der Verborgenheit seinen Reisebeutel vor sich. Der Schwarzhaarige ging in die Hocke, kramte aus dem Beutel etwas heraus und werkelte vor dem Tor zur Hölle an seinem Messer umher. Nachdem er fertig war, ließ er den Reisebeutel verschwinden und richtete seinen Körper wieder auf, lehnte sich an den Baum und schaute erneut zu den Fenstern hinauf. An seinem Messer war ein Projektil befestigt, am Griff ein robustes Seil ummantelt mit einer Miniatur Barriere, die Ren mit seiner Magie erschuf um den Griff zu sichern. Ein weiterer Moment in der die Patrouille der äußeren Umgebung keine Aufmerksamkeit schenkte, genügte um den Schwarzhaarigen aus seinem Versteck zu locken und das Messer in einem präzisen Wurf in Richtung einer Erkerbung einige Meter unterhalb der Fenster zu werfen. Als das Metall Kontakt mit der Fassade aufnahm und dabei war sich wieder zu lösen, sprang das Projektil auf und füllte die Leere um dem Messer herum auf um es in der Verankerung zu stabilisieren. Schleunigst rannte der Schwarzhaarige zum unteren Ende der robusten Außenwand und zog zweimal am Seil um zu schauen ob es wirklich fest genug war, bevor er sich das untere Ende um sein Handgelenk wickelte und die Mauer bis zu einem gewissen Punkt empor stieg. Ein kurzer Luftzug des Mutes genügte um den Schwarzhaarigen die Kraft zu geben sich mit den Stiefeln von der Mauer abzustoßen und sich einmal um die eigene Achse zu drehen sodass er sich nun mit den Rücken zur Wand befand. Ein weiteres Mal wandte er sein 'wahres' Können an und kanalisierte all seine Kräfte in seinem Körper, ging in die Hocke und katapulierte sich mit dem Seil nach vorne um in einer halben Drehung des gestrafften Seiles, mit den Stiefeln voran in einem Salto durch das Fenster zu preschen. Im Kontakt mit den Boden rollte er sich schleunigst ab und zückte aus seinem Lederriemen ein weiteres Messer, warf es blitzschnell in Richtung der Aura die er wahrnahm noch bevor der Soldat reagieren konnte der noch immer überrascht war und hinterließ so ein tiefes Loch in der Kehle des Patrouilleur. Nachdem sich der Schwarzhaarige aus seiner Hockstellung aufgerichtet hatte, löste sich die Barriere um das Messer aufgrund der sich am Projektil befindlichen Fingerabdrücke des Mannes und ermöglichte es den jungen Mann so das Seil mit dem daran befindlichen Messer zu sich hochzuziehen, ungeachtet des gesprengten Projektils das zu Boden fiel und nur wenige Hinweise hinterlassen würde. Das zweite Messer zog er aus der klaffenden Wunde der am Boden liegenden Leiche und wischte es an der Kleidung des Opfers ab, kurz bevor er beide Messer wieder unter seinem Mantel verstaute und das Seil in seinen Reisebeutel verstaute. Um den außen patrouillierenden Wachen nicht den Eindruck zu verleihen das etwas innerhalb der Fabrik nicht stimmte, lehnte Ren seine Hand an die Stelle an welcher einst das Fenster ruhte und erschuf eine schwache Barriere, farblose Barriere um das Fenster zu ersetzen. Die Infrastruktur des Gebäudes hatte sich durch die hinterbliebenen Aufzeichnungen, Anoria's Ziehvaters, über die Nächtlichen Recherchen hin in sein Gedächtnis eingebrannt und mit seiner besonderen Fähigkeit Stigma wahrzunehmen, war es nicht besonders schwer für Ren sich innerhalb der Fabrik Stück für Stück voranzuarbeiten.

      Rei

      Anoria's Worte ließen den Braunhaarigen jungen Mann noch etwas in einer nachdenklichen Liegehaltung, an die Decke starrend mit den Händen hinter den Kopf verschränkt, zurück bevor sich sein Körper der Müdigkeit ergab.
      //..'Sich in die Hölle begeben, weil man Liebe für einen Menschen empfindet', sagt sie. Ich kann es nicht nachvollziehen. Wie kann man sich der Besessenheit hingeben etwas finden zu wollen, was nie gefunden werden kann? Ist es das was sich eine Person wünscht, die Liebe gegenüber jemanden empfindet und von dieser Person empfängt? Würde seine Schwester sich wirklich wünschen, das er sie sucht und rettet, egal was es kosten mag und egal wie verdorben die ihr so geliebte Person wird?..//
      Eine kurze Weile der Stille durchdrang den kleinen Raum und die violetten Augen schlossen sich während sich ein lächeln auf den Lippen des jungen Mannes bildeten. //..Was soll's, lohnt sich wirklich nicht sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Verändern kann ich damit sowieso nichts, geschweige denn ich würde überhaupt etwas verändern wollen. Diese ganze Sache geht mich wirklich nichts an!..//
      Am Morgen erledigte sich alles regelrecht von selbst. Gefüllt von wenigen Worten, hinterließen sie die Bleibe so wie sie sie vorfanden und bekamen noch etwas von der Gastgeberin für unterwegs spendiert. Mit seiner freundlichen Art dankte Rei der Wirtin und verabschiedete sich höflich, bevor sie sich wieder auf den Weg über die Spyria Felder begaben. Unterdessen ertönte die Frage der Blondhaarigen jungen Dame und brachte den Braunhaarigen für einen kurzen Moment zum Grübeln.
      "Nun. Ich kann nicht für Ren sprechen aber was mich betrifft, wuchs ich in einem Waisenhaus auf und kam in die Obhut des Meisters nachdem ein Anschlag auf jenes verübt wurde. Der Meister lehrte uns die Notwendigkeiten des Überlebens, darunter die Kampfkunst um sich selbst verteidigen zu können, den Umgang mit Waffen, das Fährtenlesen, die Unterscheidung essbarer von giftigen, gar tödlichen Dingen. Er lehrte uns das die Angst der wichtigste Faktor eines Menschen sei und das der Umgang mit dieser und die Bewältigung jener einen jeden über seine körperlichen und geistigen Grenzen hinaus verhelfen kann und ihn zu unglaublichen Dingen bewegen kann. Außerdem meinte der Meister stets zu uns das wir unsere Augen nicht verschließen dürfen und die Wahrheit ergründen müssen um der Blindheit der Allgemeinheit zu entfliehen, denn nur jene die die Augen öffnen können, sind in der Lage die Blindheit zu bekämpfen und selbstständig zu agieren."
    • Mit großen Augen sah Anoria auf Reis Hinterkopf. Sie war etwas hinter ihn zurückgefallen, während sie nun wieder über die Spyria Felder schritten um ihre Reise fortzusetzen. Die Worte die der Braunhaarige sprach, kamen ihr sonderbar bekannt vor. Ren sprach auch immer wieder von der Blindheit der Menschen... "Hm...", ein leises Schmunzeln legte sich auf die Lippen der jungen Frau, ehe sie ihre Augen etwas zusammenkniff um die hochstechende Sonne zu lokalisieren. Am Himmel selbst tummelten sich nur wenige Wolke, der Tag schien wirklich ein schöner zu werden. So lies auch Anoria zu, ihre Stimmung in ein Hoch zu heben und atmete tief durch. Sie wusste nicht, was genau sie mit Rei sprechen sollte. Währe dieser normale Austausch den man sonst führte wohl okay? Unsicher hob sie eine Augenbraue hoch und räusperte sich. "Alsooo.. Rei.. Wie... Wie alt bist du eigentlich? Ich meine... wenn du mit mir über solche Kleinigkeiten reden möchtest.", sie stolperte etwas nach vor, wollte jedoch wieder auf einer Höhe mit dem Bekannten von Ren reden. Ihre goldenen Augen schielten seitlich zu dem doch etwas größeren jungen Mann empor, doch dieser hatte den wachen Blick nach vor gerichtet. Doch antwortete er ihr und Anoria nickte. Die Antwort lies sie wohl in Genugtuung, denn ein wissender Ausdruck legte sich auf ihre weichen Züge. Weiter und weiter wanderten die beiden nun über das Grün der Wiesen. Die Landschaft änderte sich nur selten. Und doch blieben viele Eindrücke in den Erinnerungen der Goldäugigen hängen. Wie die vielen Schmetterlinge, die ihren Weg kreuzten und neckisch durch die Luft tanzten. Das stete Summen von Bienen und Käfern, die sich von Blume zu Blume arbeiteten und das frohe Zwitschern der Vögel, welche sich immer wieder in den Bäumen neben ihnen niederliesen. Nach einiger Zeit jedoch änderte sich das zuvor so makellose Wetter am Himmel und auf der Erde. Starker Wind kam auf und beugte das Gras zu ihren Füßen in weiten Wellen auf den Boden hinab. Am Horizont braute sich wohl ein Gewitter zusammen. Besorgt sah Anoria in die Richtung, wo sich die Wolken schwarz und schwärzer auftürmten. "Was sollen wir tun? Wenn das Wetter weiter vorrollt, hat uns diese Gewitterzelle schneller erreicht, als wir glauben.", mit verengtem Blick sah sie zu Rei empor, dem diese unvorhersehbare Änderung ebenso die Sorge ins Gesicht schrieb.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Die Menschenfabrik
      Bei der Menschenfabrik handelt es sich um ein Gebäude, fernab dieser Zeitlinie das keineswegs in das Mittelalterliche Setting der Saga passt. Von außen betrachtet besitzt das gräuliche Gebäude mit robuster Ummauerung eine Blockförmige Struktur, die jeweils in mehrere weitere Blöcke übergreift, begleitet von Glasartigen Wänden in den oberen Teilen des Gebäudes, bei denen es sich um eine Art Anti-Magie-Barriere handelt. Die Innenstruktur besteht aus unzähligen, labyrinthär erbauten perlweißen Korridoren, deren Durchgänge von robusten Türen geschützt wird, welche sich nur anhand eines Gerätes mit der dazugehörigen Karte eines notwendig rangigen Soldaten dieser Einrichtung öffnen lässt. Bei den Soldaten selbst handelt es sich um eine speziell ausgebildete Einheit mit aschfarbenen Uniformen. Ein jeder dieser Soldaten besitzt eine Alchemistisch angetriebene Fern- sowie Nahkampfwaffe, dabei hauptsächlich bei höherrangigen Soldaten 'neumodischere', für die gegebene Zeit gerade erst erforschter, Varianten wie das Pistolengehäuse auf denen Conception und Deception basieren.


      Ren
      Ein müdes Gähnen entwich der in aschfarbenen, ummantelten Gestalt, deren Gesicht unter einer Maske versteckt war. Gelangweilt von der Wache vor dem Tore, dem Glauben folgenden das dies ein Tag wie jeder anderer sei, lehnte der Soldat an der Wand hinter sich. An seiner Schulter ruhte der metallerne Eisenstab, während die Spitze seines Speeres vorsichtig an die robuste Wand tippte. Demotiviert wandten sich seine Augen ans Ende des Korridores, schlossen sich für einen kurzen Moment, öffneten sich wieder schmal doch verloren sich wieder in der Schwärze der ihn übermannenden Müdigkeit. Nur kurz war eine Sillouetthe zu vernehmen, die sich schleierhaft vor den Soldaten auf ihn zu bewegte. Als dieser jedoch seine Augen weit aufriss, war es schon zu spät. Das Messer des Revenus hatte sich seinen Weg durch die Kehle des Mannes gesucht und hinterließ nichts weiter als einen leblosen Haufen Fleisch. Zum Unglück des jungen Mannes, öffnete sich in genau diesem Moment das Tor und ein weiterer Soldat trat hindurch, gefolgt von mehreren weiteren. Nach einem kurzen Moment der Stille. ertönte die raue Stimme seines Gegenübers und brüllte. "Schnappt ihn!"
      Ren reagierte schnell, realisierte sowohl Conception, als auch Deception in seinen Händen, bestätigte die Trigger und wechselte somit ihren Modus, und schoss, allerdings nicht auf die Magieressistenten Rüstungen der Soldaten sondern an die Wände die sie umzingelten. So schnell wie die Pistolen beschworen wurden, zerbarsten sie auch schon wieder. Folgend zog der junge Mann seinen Dolch, konzentrierte sich und zog seine flache Hand über die schwarze Klinge, erschuf so eine 'Barriere' mit der Klinge als Kern und verlängerte den Dolch in eine Kurzsschwertform.
      "Hoo~ Der Phasejump?"
      Blitzschnell verschwand der Schwarzhaarige vor den Augen der Soldaten. Nur schleierhaft erblickte man die Schatten an den Wänden, ertönten die auftretetenen Stiefel nahe der Kameraden und ließen jene verstummen eh einem das eigene Lebenslicht beraubt wurde.
      Mit dem Handrücken, wischte sich der Schwarzhaarige junge Mann das Blut seiner Opfer von der Wange, bis seine kalten, tiefroten Augen das grinsende Gesicht seines Weißhaarigen Begleiters vernahmen. "Das ist der Ren den ich kenne, nicht dieser verwerfliche Beschützer dieser zerbrechlichen Göre, sondern der kaltblütige Mörder der bereit ist alle Opfer einzugehen um seine Schwester zu finden, welche er nicht finden wird!"
      Die nun schwarz-rote Klinge richtete sich in Richtung des Weißhaarigen, doch nach einem kurzen Innehalten wandte sich Ren doch von ihn ab und entschied sich wie bisher, seinen ungewollten Begleiter so gut wie es eben ging zu ignorieren.
      Seine Schritte trugen ihn weiter durch den weißen Irrgarten, bis eine Tür zu einem seltsamen Forschungsraum seine Aufmerksamkeit erregte. Nachdem sich der Schwarzhaarige Zutritt verschaffte, überflog er die Aufzeichnungen die auf dem Schreibtisch ruhten und durchforstete die Büchherregale nach Auffälligkeiten.
      "Tag 1: Subjekt Zeta-I9 zeigt nur wenige Auswirkungen auf den Stromimpuls. Leiche wurde geborgen, neue Nervenbahnen stimmuliert und allgemeiner Kreislauf scheint stabil. Dennoch keine Anzeichen auf erfolgreiche Erschaffung der gewünschten Persönlichkeit.
      Tag 10: Subjekt Zeta-I9 öffnete bei Einsatz eines überlappenden Stromes zeitweillig die Augen. Keine Pupillenreflexe, trübe Färbung, verhärtete Gesichtszüge und steife Körperhaltung. Prozess der Herstellung 'Zoa' zeigt zwar erste Erfolge, doch nur schrittweise, unnatürliche die nicht der Norm entsprechen. Jegliche Subjekte die über 2 Tage in diesen Zustand verweilten, wurden aufgrund mangelnden Anpassungsvermögen beseitigt und es wurde für Nachsschub gesorgt. 'Zoa' hingegen besitzt auf Geheiß Van Zephyr's eine Ausnahmeregelung und muss unter jeden Umständen wiederbelebt werden.
      Tag 27: Noch immer keine weiteren Reaktionen, alles gleichbleibend. Man entschied sich 'Zoas' Zellregeneration innerhalb der Überwachungskapsel zu beschleunigen um eine Reaktion seines Körpers zu provozieren. Derweil war es unwichtig, ob sich eine Persönlichkeit entwickeln würde solange 'Zoa' wenigstens als lebend dargestellt werden könne um Van Zephyr's Wunsch, wenn auch nur bruchhaft, nachzukommen. Doch viel mehr Sorge, als die drohende Gefahr Van Zephyrs Zorn auf sich zu ziehen, bereiten mir in letzter Zeit diese seltsamen Halluzinationen. Seit geraumer Zeit entdecke ich desöffteren einen Weißhaarigen Jungen neben dem Behälter in dem 'Zoa' ruht, stehend. Die einzige Reaktion des Jungen, beruht auf einen schelmisch, gar kühl, wirkendes Grinsen. Wären seine Augen nicht verbunden, so würden mir jene vermutlich einen Schauer über den Rücken jagen. Ich frage mich ob es sich dabei um den Teufel handelt, der mich nun holen möchte für all die Verbrechen die ich hier begehe. Schließlich handelt es sich nicht nur um Leichen die wir wiedererwecken sondern auch um künstliche Organismen die wir züchten, gar lebendige Wesen die wir foltern und derer Persönlichkeit wir steben lassen um den Perversitäten ihre persönlichen Sklaven zu züchten..."
      Inzwischen hatte Ren den versteckten Schalter nahe eines Buches gefunden, der an der Wand eine Halterung öffnete die zu einem unterirdischen Korridor führte, welcher anders als die zuvorigen an einen von Holz gestützten Bergstollen erinnerte. Einige Meter von Ren entfernt, erstreckte sich vor ihm ein gigantisches Tor, welches zu den Forschungssubjekten führen musste.

      Rei
      "Ich würde zwar gern sagen das ich hier in der Nähe eine Person kenne, die etwas bei mir gut hat, wie beim letzten Mal, doch hier gibt es leider weit und breit keine Herberge in der wir nächtigen könnten.. Unsere einzige Möglichkeit ist im Wald eine Höhle zu suchen, in der wir für eine Weile verharren können."
      Gesagt getan, so wandten sie sich von den Feldern ab und liefen über die gigantische Wiese gen Wald, suchten sich dabei einen Ort den sie als Unterschlupf verwenden könnten und endeten am Ende wieder nebenbeinander sitzend.
      "Gerade noch rechtzeitig geschafft.. Bis zum nächsten Dorf ist es ein Tagesmarsch und ab da ist es nur noch ein Katzensprung bis Canard."
      Wieder einmal wandte sich der Blick der Blondhaarigen ab und schaute trübseelig nach draußen. "Du machst dir wirklich zu viele Gedanken um K.. Sag, das Schwert."
      Rei deutete auf die Alchemiewaffe Anoria's an die sich neben ihr befand und dort ruhte. "Hat Ren dies geschmiedet?"
      Ein stummes Nicken entwich der jungen Dame, bevor die violetten Augen dieihren anfixierten. "Darf ich mir die Waffe mal genauer ansehen?"
      Auf die Antwort der Blondhaarigen umfasste ihr Begleiter das Schwert und striff zaghaft mit seinen Fingern über die Linien der Waffe. "Ein stumpfes Zeremonienschwert, zwar ein einzigartiges aber auch ein ziemlich veraltetes Gehäuse.."
      Eine Frage ertönte im Raum und Rei schaute auf. "Wie? Du reist zusammen mit einen Alchmisten und weißt noch nicht einmal was es mit der Alchemie auf sich hat? Hielst du es nicht für nötig K darüber auszufragen was er dort eigentlich machte und wofür?"
      Nach der Antwort der jungen Dame lehnte sich der Braunhaarige Mann an das kalte Gestein und winkelte eines seiner Beine an. "In Ordnung, es ist zwar mühsam doch lass mich dir kurz eine Zusammenfassung geben. Bei Alchemie handelt es sich um die Katalysierung des inneren Stigmas in physische Form und deren Anwendung auf Waffen. Ich schätze das es sich erübrigt dir den Begriff Stigma zu erklären, doch es gehört dazu. Du weißt, genau wie Blut in unserem Körper fließt, so finden auch andere Prozesse in ihm statt. Nach dem Erscheinen Arcadia's traten dem Anschein nach gewisse Partikel aus dem Spalt an die Oberfläche und traten in die Organismen ein. Da wir Menschen besonders Anpassungsfähige Wesen sind, oblag es nur der Evolution uns an diese Partikel zu gewöhnen die sich in unserem Körper schlussendlich zu etwas umwandelten, das man nun Stigma nennt. Es ist eine Art Präsenz, die man nach außen treten lassen kann und mit verschärften Training zu ganz eigenen 'Wundern' umwandeln kann. Nehmen wir K als Beispiel, so ist es sein Stigma diese Barrieren zu erschaffen die du vermutlich mehr als einmal gesehen hast. Allerdings setzen die Kirche und die Landsherren viel daran die Menschen die Stigma's erweckt haben entweder zu unterdrücken oder in ihre Reihen einzubeziehen und sehen so, jene die umherwandern und dabei ihr Stigma verwenden als Verbrecher. Nun wo du weißt wobei es sich um Stigma handelt, kann ich dir erklären was Alchemie eigentlich bedeutet. Alchemisten sind jene, die nicht nur ihr Stigma benutzen sondern es in spezielle waffenähnliche Gehäuse projezieren um diese zu verstärken. So kann man sagen das Alchemisten nicht nur im Schwertkampf, wie Ritter, geübt sein können sondern gleichzeitig jene übernatürlichen Fähigkeiten benutzen, deren Verbot eigentlich ausgesprochen wurde. Unter den Alchemisten gibt es spezielle Personen wie K, die man auch Klingenalchmisten nennt. Klingenalchemisten sind nichts Anderes als Alchemisten, nur das sie ihre Waffen selbst herstellen. Was vielleicht noch erwähnenswert ist: Bist du im Besitzt einer Alchemiewaffe und hast einmal dein Stigma einfließen lassen, so ist es unmöglich für Andere deine Waffe gegen dich zu wenden, oder sie überhaupt zu aktivieren."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Chaoz ()

    • Nachdem Rei ihre Waffe begutachtete, war Anoria etwas unwohl zumunte. Die Fragen die sie sich ihr stellte, trieben sie beinahe in eine Ecke der Unwissenheit. Sie hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, sondern einfach die Realität angenommen. "Was... was genau ist eigentlich ein Zeremonienschwert?", fast stotternd verschränkte die junge Frau in einander und lehnte ihren Oberkörper etwas vor, um genauer auf die Linien zu sehen, die ihr eben zum ersten mal bewusst auffielen. Rei fiel danach aus fast allen Wolken, als er merkte, dass sie von Alchemie keine Ahnung hatte. Sie musste es sich wohl eingestehen... trotz ihrer großen Lust ihre Neugier durch Bücher und Manuskripte zu stillen, war ihr diese Kunst noch kein einziges Mal wirklich unter die Augen gefallen. "Nein... nicht wirklich. Ich... ich vertraue Ren und... hielt es eben nicht für nötig...", ein fast schon erbärmlich lasches Schulterzucken verlies ihren Körper. Unmotiviert und unsicher, so fühlte sich Anoria eben. Sie kannte den jungen Mann an ihrer Seite kein bisschen... Auf diesen Gedanken verlies ein kraftloses Seufzen ihre Lippen und sie wand für einen kurzen Moment ihren Blick ab, als Rei vor ihr wieder das Wort erhob. Er erklärte ihr so gut es ging in seinen eigenen Worten den Begriff der Alchemie. Die Blondhaarige nickte aufmerksam und sah abwechseln von ihm auf ihr Schwert hinab und wieder zurück. Teilweise drängten ihre Augenbrauen sich zusammen, während Anoria über das eben Gesagte nachdachte. Doch verstand sie so halbwegs, was genau ein Alchimist war und welche Kräfte in einem wohnten, war man Herr über sein eigenes Stigma. Verstehend faltete die junge Frau ihre Hände vor dem Gesicht zusammen und starrte auf das goldenen Gehäuse ihres Schwertes hinab. Sie zog eine nachdenkliche Schnute und atmtete nochmals schwer durch. "Und welche Alchemie beherrscht du?", gerade heraus richteten sich ihre goldenen Augen auf Rei, den sie somit in einem schärferen Blick als sonst fixierte. Es schien fast, als würde sie, nun wo sie genauer aufgeklärt wurde, dieses Stigma, dass wohl auch in ihrem Körper wohnte fließen spüren konnte. Der Braunhaarige klärte sie kurz auf, erklärte Anoria seine Fähigkeiten, worauf sie nur nickte. "Heißt das dann... das... obwohl es den Anschein macht, dass ich zurzeit den Geist der Erde beherrschen kann... meine eigentlichen Fähigkeiten der Alchemie in einer ganz anderen Region angesiedelt sind? Oder hat sich mein Stigma eben in diesem... Spirit... kanalisiert?", tief hatte sie ihre Augenbrauen hinab gezogen. Diese vielen Informationen die eben auf sie einprasselten, machten es der Blonden nicht leicht, logisch zu denken. Rei schien wie ein Mensch, der sie über all dies aufklären konnte. Sie konnte die Information direkt aus seinen Augen sprudeln sehen.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Ren
      Am Tor angekommen, musterte der Schwarzhaarige sorgfältig die Vorrichtung und untersuchte die nähere Umgebung nach Möglichkeiten jenes zu öffnen, von verstecken Schaltern hin bis zu andersweitigen Schutzmaßnahmen. Etwas weiter entfernt 'beobachtete' der Weißhaarige die Tätigkeiten des jungen Mannes und mit zunehmender Zeit die verstrich verzogen sich seine Mundwinkel mehr und mehr nach unten, während er seine Arme vor seiner Brust verschränkte. Als ein entnervtes Seufzen des Schwarzhaarigen ertönte, drückte der Junge, Ren zur Seite und legte seine offene Handfläche gegen die robuste Tür. Vor jener zogen sich mehrer Zirkel mit innerem Pentagramm voreinander und zersplitterten, eines nach dem Anderen, in winzige Partikel bis das Tor grell aufleuchtete und im weißen Glanz wild umherlaufende, schwarze Linien offenbarte. Der Weißhaarige ergriff das Licht und drehte seine Hand schnell zur Seite um die Linien miteinander zu verbinden und auch diese Sicherheitsmaßnahme zu überwinden.
      Ren beobachtete dies genau, erst mit offenem, dann mit geschlossenen Mund doch zuvor wie auch jetzt mit Skepsis und Unsicherheit in seinen Augen. Ein dumpfes Geräusch ertönte und als der Glanz verblasste erschien weißer Rauch unter dem Tore während ein innerer Mechanismus, für Ren deutlich erkennbar da er selbst mit Mechanismen hantierte, erklang. Nach und Nach schob sich das Tor nach innen auf und offenbarte den grausamen Anblick den der Schwarzhaarige erwartet hatte. In mehreren Glasbehältern verteilt, mit Flüssigkeit befüllt, schwebten einige vollkommene Menschen und einige bei denen nur noch gewisse Körperteile vorhanden waren. Um den 'perfekten' Mensch für den Menschenmarkt zu erschaffen nahm man sich auch gewiss nur die besten Teile jener und die besten Teile anderer Menschen. Neben den vielen Glasbehältern fanden sich von Blut verschmierte Karren vor Schleusen die zu einer Leichenkammer führten, die zugleich als gigantische Verbrennungsöfen fungierten. Es kam nicht selten vor das diejenigen die aus den Karren in die Schleuse geschleudert wurden noch am Leben waren und das ihre quälenden Schreie noch durch die Schleuse zu hören waren, als jene bei lebendigen Leibe verbrannten.
      Der Schwarzhaarige fasste sich einen Moment an die Stirn und schaute mit seinen kalten, roten Augen zu Boden. Woher wusste er das alles und weshalb kam ihn dieser Ort so bekannt vor?
      "Hey!"
      Aus seinen Gedanken gerissen, starrte der Schwarzhaarige schlussendlich zu den Weißhaarigen der ihn etwas reichte. "Das ist.."
      "Ich helfe dir nur dieses eine Mal, damit das klar ist! Es wäre ein Problem wenn du hier sterben würdest."
      Wenig, aber dennoch überrascht über die vollkommen anders wirkende Persönlichkeit des Weißhaarigen, nahm der junge Mann den Gegenstand entgegen und verschluckte es. Seine Schritte trugen ihn schlussendlich voran und anhand der Behälter und der Stigmaerkennung versuchte er zu identifizieren ob sich unter den vielen Individuen in den Behältern seine Schwester befand. Die Aufzeichnungen über die jeweiligen Personen die sich in den Behältern befanden, überflog Ren nicht einmal, zu sehr vertraute er auf seine Kraft und in diesem dunklen Raum der nur von den Glasbehältern leicht erhellt wurde, wäre es ohnehin unmöglich sorgfältig etwas lesen zu können.
      "Verdammt!", drückte Ren lautstark aus, während beim letzten Behälter seine Faust gegen den Glasbehälter preschte. Auf den Nicht vorhandenen Versuch Ren ein weiteres Mal aufzuziehen, wandte sich der Blick des Schwarzhaarigen zu seinem stummen Begleiter welcher, obgleich er eine Augenbinde trug, zu einer zur Seite verlaufenden Metalltreppe schaute die in zwei Linien zu einer zweiten Etage mit einem Überwachungsraum zu führen schien. Als der Schwarzhaarige nach oben schaute, vernahm er zwei durch die Dunkelheit hindurchblickende Augen und ein breites Grinsen kurz bevor er von Etwas zu Boden gedrückt wurde und über seinen Rücken, sowie an seinen Armen und Beinen unglaublichen Druck spürte der ihn auf das Metall nagelte. Ren's Augen weiteten sich, denn ein zweites Mal versagte seine Fähigkeit der Stigmaerkennung auf die er sich bisher immer verlassen konnte. Aus seinen Augenwinkeln heraus erblickte er eine Gestalt mit langen schwarzen Haaren auf ihn hinabblickend mit seinen Katzenartigen Pupillen die den roten Augen die Nötige Arroganz widmeten, doch einem neutralen Gesichtausdruck entsprangen. Ein Klatschen ertönte und das Bild verdeutlichte sich als Ren hinaufschaute und auch auf seiner anderen Seite eine Gestalt erblickte die jener auf der Anderen Seite bis ins kleinste Detail ähnelte. Doch das Klatschen ertönte von den Treppen heraus und offenbarte die Gestalt eines Mannes dessen tiefe Stimme ertönte, während jene Augen arrogant auf Ren hinabstarrten.
      "Willkommen zurück, Zoa: Mark Zero"
      "Van Zephyr!!", entgegnete der Schwarzhaarige lautstark ausknurrend.

      Rei
      "Schau es dir genau an!", entgegnete der junge Mann und beobachtete wie sie mit der Hand über das Schwert striff. "Das Schwert hat keine scharfen Kanten, ist also nicht für den Gebrauch ohne Alchemie gemacht. Zeremonienschwerter sind also nicht dafür bedacht Menschen zu töten, sondern eher um herkömmliche Schwerter bei Rituellen Bräuchen oder Theateraufführen zu imitieren. Da es normalerweise unmöglich ist das Zeremonienschwert so zu verwenden, wie du es tust, gilt es als nutzlos. Doch der Vorteil eines Zeremonienschwertes ist es, das es mit magischen Barrieren ausgestattet ist statt mit gewöhnlichem Erzen und somit einen höheren Widerstand, wie auch eine höhere Anpassung an Magie hat, somit also vor deinem Stigma geschützt ist und nicht zerbrechen kann. Hätte Ren eine andere Waffe zu einer Alchemiewaffe umgewandelt, so würde bei deinem immensen Energieausstoß die Waffe mitsamt deiner gebündelten Energie zerbrechen und eine Katastrophe verursachen.."
      Als der junge Mann so gedankenlos diese Worte aussprach, trübte sich der Gesichtsausdruck seiner Blondhaarigen Begleiterin und mit einem verlegenen Grinsen kratzte er sich hinter dem Kopf. "Huch.. So war das eigentlich nicht gemeint. Ich kann mir schon vorstellen warum Ren mit dir nach Canard wollte, denn dort gibt es eine berühmte Persönlichkeit die sich mit deiner Problematik auskennen könnte und dir dabei sicher weiterhelfen kann. Sie selbst scheint als die Flammende Göttin bekannt zu sein, selbst wenn der Name etwas hochgetraben klingt so weiß jeder das sie die Heldin der Rebellen ist und sich sowohl gegen die Eos als auch die Logos behaupten kann. Eine wirklich furchteinflößende Person, wenn du mich fragst."
      Rei vernahm wie sich das Gesicht Anoria's wieder etwas aufhellte und sie ein Licht am Horizont vernehmen konnte, wie sie endlich an Antworten kommen könne. Die Frage nach seiner Art der Stigmaverwendung ist er so gekonnt umgangen und verschleierte sein Dasein weiterhin in einem Mysterium. "Hey, sieh mal!"
      Sein Zeigefinger streckte sich zum Ausgang der Höhle aus und offenbarte das der Regen sich gelichtet hatte. "Sieht so aus als ginge der Regenschauer doch nicht so lange wie gedacht. Vielleicht schaffen wir es noch ins nächstgelegene Dorf bis heut Nacht, wenn wir uns sputen!"
    • "Ich bin also eine wandelnde Katastrophe... na vielen Dank auch...", Anoria zog einen leichten Schmollmund und führte ihren getrübten Blick vom Braunhaarigen fort. Eigentlich war ihr schon wieder gar nicht mehr danach, mit dem sonst so interessanten jungen Mann Worte zu wechseln, als sich dieser dann doch kleinlich bei ihr entschuldigte und im nächsten Satz sogar meinte, in Canard würde es eine Person geben, die sich mit ihren Kräften wohl auskennen würde. Das erhellte die Miene der zuvor so trotzig wirkenden Blondhaarigen und sie entgegnete Rei wieder mit einem Blick voller Hoffnung. Und als hätte eine höhere Macht zugehört, schien sich auch der Regen zu lichten und die Sonne traute sich langsam, fasrig durch die Wolken. Ria nickte bestimmt. "Dann lass uns lieber gleich aufbrechen, bevor es sich das Wetter nochmals anders überlegt!". Gesagt getan hatten die beiden Gefährten wieder ihre sieben Sachen gepackt und stapften weiter durch das matschige, aufgeweichte Gras unter ihren Füßen. Die Worte die der Bekannte Rens in der Höhle an sie gerichtete hatte, liesen die junge Frau auch Momente später noch grübeln. Ihre sonst so geglättete Stirn wog sich nun in Falten und ihre Nase war etwas gekräuselt. "Die Flammende Göttin...", murmelte sie gedankenlos vor sich hin, während ihr abwesender Blick über die Landschaft zu irhen Füßen glitt. Rei schien es wohl bemerkt zu haben, als er sich mit einem kleinen "Hm?", zu Anoria umwandte. Dieser fuhr die Röte auf die Wangen und etwas hilflos hob sie ihre Arme an, nur um ein gequältes Grinsen von sich zu geben. "Äh.. nichts... nichts. Ich... ich habe nur laut nachgedacht.", meinte die Blonde dann und der Braunhaarige schenkte ihr ein schiefes Lächeln. Ria hob den Blick etwas an und verfolgte die vorbeiziehenden Wolken am Horizont, ehe ihr ein leichtes Seufzen entkam. "Ich frage mich, wer sie wohl ist... und wie sie mir helfen kann... Ich meine... sie wird wohl kaum in meinen Körper schlü... also...", peinlich berührt schnellte ihr Kopf wieder hinab. "Misst sie mein Stigma? Oder muss ich ihr irgendwelche Fragen beantworten? Wenn es das wäre, dann wär ich ganz schön am Arsch.", ein hüstelndes Lachen entkam der Blonden, die nun ihre Arme hinter ihrem Kopf verschränkte und erneut empor blickte. Rei fragte sie ruhig, wie sie das meine. "Naja... über meine Magie zum Beispiel... ich kann ihr nur sagen, was ich fühle, wenn ich sie anwende... aber wie genau ich das anstelle... keine Ahnung...", ihr schönes Gesicht hatte sich zu einer rätselnden Miene gewandelt. Die geweiteten Augen suchten den Himmel nach Antworten ab, die seicht geöffneten, rosigen Lippen ihrerseits verweilten in Starrheit. Nur das so zwanglose Atmen der jungen Dame war zu hören. Rei gab ihr eine knappe Antwort, welche für Anoria wohl zufriedenstellend war. Sie nickte leicht. Lange gingen die beiden nun noch neben einander her. Der Tag wendete sich zur Nacht, die Sonne verschwand mit einem glosenden Rot am Horizont und gab den Blick auf die unzähligen Sterne frei. Trotz des wärmlichen Wetters am Tag, zog nun der schneidig kühle Wind über die Landschaft. Der Kälte des Bodens zu ihren Füßen fraß sich unbarmherzig durch Anorias Schuhe und kühlte jene schnell ab. Es dauerte nicht lange, da musste die Blonde niesen. Es sollte wohl nicht mehr lange dauern, dann hätten sie das kleine Dorf erreicht, von dem Rei gesprochen hatte, zumindest betonte er es auch jetzt erneut, nachdem Anoria genießt hatte. Und wirklich... als sie die letzte kleine Anhöhe des hügeligen Landes in diesen Breiten überquerten leuchteten ihnen nicht weit entfern einige kleine Punkte, die sich als Fenster herausstellten entgegen. Rei und Ria wechselten einen erleichterten Blick und nahmen für die letzten Meter die Beine in die Hand.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .
    • Ren
      Vergeblichst versuchte sich der Schwarzhaarige aus der Gefangenschaft der Schergen Van Zephyr's zu befreien, heimte sich damit aber nur das verhöhende Gelächter des Mannes ein der auf der Treppe verharrte und sich an das Geländer lehnte. "Deine Mühen sind vergeblichst, Junge. Die Ninth sind exakt dazu konzipiert Gesindel wie dich in den Boden zu stampfen, du hast also absolut keine Chance."
      "Halt dein verdammtes Maul!", entwich es den Schwarzhaarigen aggressiv während seine Gedanken sich hingegen um den Begriff 'Ninth' drehten. "Hoo~? Selbst in deiner jetzigen Situation vermagst du es einem Höhergestellten in solch Respektlosigkeit entgegen zu treten? Ich glaube dir ist die Situation nicht ganz bewusst!"
      Der Mann schaute zu einem der Schwarzhaarigen Männern. "Brecht seinen Arm"
      Schmerzvoll ertönte die Stimme des jungen Mannes am Boden, während einer der Ninth einen Arm von Ren packte und in eine Richtung zu drücken versuchte die für eine normale Bewegung nicht vorhergesehen wäre. "Unter-schätzt mich NICHT!", brüllte der Schwarzhaarige aus während seine Augen rot aufglühten und vor seinen Augen erneut alles in Zeitlupe verlief. Mit voller Kraft stemmte sich der Oberkörper zittrig nach oben, entgegen des Drucks den die Männer ihn entgegen brachten erhob sich Ren in einer Art Vierfüßlerstand Stück für Stück, biss seine Zähne zusammen und schaute mit angestrengten Gesichtausdruck zu Boden. In der Sicht Van Zephyr's befreite sich Ren innerhalb weniger Sekunden und stürmte in einer Geschwindigkeit auf ihn zu, in welcher seine rot glühenden Augen einen roten Schleier hinter sich herzogen, jenen einer Bestie aus der Finsternis auf der Jagd nach seiner Beute. Van Zephyr hob lediglich einen Arm und hinter ihm sprangen zwei weitere 'Ninth' hevor, die sich trotz der verschnellerten Reaktionen Ren's im fast gleichem Tempo bewegten und es so schafften den Schwarzhaarigen ein weiteres Mal kurz bevor er Van Zephyr erreichte an den Boden zu ketten. Einer der 'Ninth' stieß seinen Stiefel gegen den verletzten Arm von Ren und zwang ihn ein weiteres Mal vor Schmerzen aufzuschreien. "Nicht schlecht, Zoa. Du hattest aber nicht wirklich geglaubt dich gegen 4 deiner Brüder gleichzeitig behaupten zu können, oder?"
      "Meiner.. Brüder? Was erzählst du da, du elender-"
      Van Zephyr unterbrach Ren in seinen stammelnden Versuch seinen Satz zu beenden und bettete sein Kinn auf der Handfläche seiner Hand die durch den Ellenbogen gestüzt wurde welcher auf dem Geländer anlag. "Nun, die Ninth sind eine Ansammlung künstlicher erstellter Menschen mit besonderen Fähigkeiten und somit ein Sammelbegriff für das Wort Supersoldat. Sie wurden nur für einen Zweck erschaffen, und zwar um einen Puffer gegenüber den Eos zu haben die noch immer gegenüber uns Logos die Übermacht besitzen. Die Eos sind die Gebieter der Alchemie und die Ninth sind in der Lage jegliche Alchemie außer Kraft zu setzen, sowie aufgrund vieler injizierter Tiergene und hervorragenden Basismaterial ihre Sinne, Reaktionen und körperlichen Grenzen über die eines normalen, gar eines überaus starken Menschens hinaus zu bewegen. Alle Ninth entstammen einen erfolgreichen Testsubjekt mit dem Namen Zoa."
      Ren erinnerte sich daran Aufzeichnungen über dieses Testsubjekt gelesen zu haben und von Van Zephyr eben so genannt zu werden. Seine Augen weiteten sich und sein Blick erhob sich ein weiteres Mal nach oben zu Van Zephyr der mit einem finsteren Grinsen zu ihn hinunter starrte. "Exakt. Deine Klone, im übertragenen Sinne. Mir ist noch nicht bewusst wie du aus dieser Fabrik entkommen konntest, doch das du hier her zurückgekehrt bist ist wohl eine glückliche Fügung des Schicksals!"
      Ren's Kopf schmerzte und Bilder aus seiner Vergangenheit schossen in seinen Kopf, Bilder die er nicht kannte, Bilder von den Test in den Behältern, Bilder von schmerzhaften Operationen, Bilder von jeglicher Art von Geräten von Skalpell bis zu Schraubenzieherartigem Werkzeug.
      "Das kann nicht.. Was ist.. Was ist mit Lilly?!"
      "Hm?", entwich es den Mann auf der Treppe während er seine Arme vor seiner Brust verschränkte und auf ihn hinab starrte. "Lilly? Nie von gehört."
      "Du lügst! Du hast Lilly in irgendeine Menschenfabrik verfrachtet! Ich habe deine Mitarbeiter gequält und alles aus ihnen herausgequetscht bevor ich sie ermordete!"
      "Eine Geliebte? Gut möglich das irgendwann mal ein Mädchen dieser Art bei der Fracht dabei gewesen sein könnte, doch wenn sie dabei sein sollte dann ist sie entweder schon Tod oder die Sklavin irgendeines perversen Adligen der ihren Körper auf jede erdenkliche Weise schändet."
      Diese Worte brachten das Fass zum Überlaufen und Ren's Augen weiteten sich vor Zorn, während seine Zähne aneinanderknirschten und er noch einmal mit letzter Kraft versuchte sich zu befreien. "Überanstreng dich nicht, Junge. Es ist zwecklos!"
      Ein weiteres Mal erhob sich Ren Stück für Stück vom Boden, während klar erkennbar über seinen Gesicht schwarze Zeichen erschienen. "Van Zephyr..", fauchte er im ruhigen doch bedrohlichem Ton aus und fixierte mit seinen aggressiven, rot glühenden Augen zu ihm, schleuderte einen der Ninth mit roher Gewalt zur Seite und drückte in seiner halben Drehung seine Faust gegen die überkreuzten Arme des zweiten Ninth. Die Wucht seines Schlages war so stark das der Ninth gegen die Metallmauer geprescht wurde und in dieser eine Verbeulung hinterließ. Langsamen Schrittes stapfte der Schwarzhaarige auf die Treppe zu und bekam einen ausdruckslosen Blick Van Zepyhrs entgegnet. Als ein weiterer Ninth angesprungen kam, packte der Schwarzhaarige dessen Gesicht in der Luft und drückte ihn brutal zu Boden, stieß ihn mit den Stiefel gegen die Magengrube und schoss ihn wie die anderen zwei zur Seite. Der vierte Ninth stellte sich vor Van Zephyr und ging eine Kampfpose ein, rührte sich aber nicht als er den kalten Gesichtausdruck von Ren vernahm. Aus seinen Augenwinkeln heraus schaute Van Zephyr zu dem Ninth und schmunzelte während sein Blick sich erneut zu Ren wandte. "Selbst eine gefühlslose Kampfmaschine scheint das Gefühl der Angst verspüren zu können. Das Original ist nun eben um einiges gefährlicher als die Kopien, doch auch die Kopien sind nicht zu unterschätzen!"
      Als Van Zephyr seine Hand gegen den Nacken des Ninth drücke und eine Spritze in seinen diesen drückte, schrie dieser auf und erhielt die gleichen schwarzen Zeichen wie Ren über sein Gesicht. Van Zephyr trat eine Schritte zurück und die Fäuste Ren's und des Ninth's prallen gegeneinander, ebenbürdig und nicht mehr überwältigt von den enormen Kraftzuwachs. "Ren!"
      Eine bekannte Stimme ertönte von der Seite und offenbarte ein weiteres Mal das Gesicht seines Weißhaarigen Begleiters. Als die Stimme des Weißhaarigen ertönte, verdrängte diese die schwarzen Zeichen bei beiden und brachte den Schwarzhaarigen wieder zur Besinnung.
      "Die Schleuse!"
      Ren's Blick wandte sich widerwillig zu Van Zephyr, doch aus den Augenwinkeln bemerkbar vernahm er wie die Ninth sich aufrappeln und das der junge Mann hier nicht nur in der Unterzahl war, sondern sich zugleich nicht auf seine Kräfte verlassen konnte.
      "Das wars noch nicht, Van Zephyr. Dein Kopf gehört mir!"
      Der Mann verschränkte mit einem überheblichen Schmunzeln seine Arme hinter seinem Rücken und entgegnete schlicht: "Mitnichten!"
      Im Eiltempo rannte Ren zur Schleuse und sprang, knapp den Ninth entkommen, in die Schleuse hinein der langen Bahn entlang rutschend bis er in einer großen Halle im Flug über einem Haufen Asche und Leichen gegen seine Magengrube schlug und so den Gegenstand ausspuckte welchem sein Begleiter ihn zuvor gab. Wenige Sekunden später schossen dutzende Flammensäulen vom Boden aus in die Höhe und läuteten die Verbrennung der Leichen und somit auch Ren's ein.

      Rei
      Eher wortlos trugen die Schritte des Mannes ihn über die vom Regen erfeuchteten Wege die entlang der vielen Grasfelder in Richtung des Ortes führten den sie anstrebten. Nach einiger Zeit der Stille ertönte kleinlaut die Stimme der jungen Dame und erzwang Rei ein leichtes Schmunzeln. Peinlich berührt redete sie sich raus und fragte sich wer die 'Flammende Göttin' sei und wie sie ihr nur helfen könnte.
      "Schwer zu sagen. Wir werden es herausfinden! Ich denke sie wird ihrem Namen gerecht werden und dir die Antwort liefern die du suchst."
      Während der restlichen Zeit des Marsches unterhielten sie sich darüber wie sie wohl aussehen könnte, ob sie jung sei oder eine alte Hexe, selbst über reichlich dümmliche Sachen wie was wohl ihr Lieblingsessen sei und ob sie gut kochen könnte mit ihrer Fähigkeit oder ob sie überhaupt in der Lage wäre zu Essen da sie alles verbrennen könnte.
      Nach einigen Stunden des Marsches erreichten sie doch endlich eine Anhöhe und bekamen Überblick über das rege Getümmel des Dorfes, welches schon etwas größer war als das vorherige, doch keine außergewöhnliche Architektur besaß wie Ordine sondern einfach nur ein umzäunter Ort war. Es dauerte nun nicht mehr Lange da hatten sie den Ort erreicht, welcher sogar ein eigenes Ortsschild besaß auf welchem 'Brehem' stand. Hier hielten die Bewohner zusammen gegen die Adligen ihres Reiches, da es nicht weit von Canard entfernt war gehörten sie den Rebellen an, doch auch die Rebellen waren überaus freundlich oder eher gerade jene. So bekamen Anoria und Rei Unterschlupf in einem Gasthaus, warmes Essen zu Abend und gemütliche Betten und das für nur wenig Geld. "Ihr wollt zur 'Flammenden Göttin'?", ertönte es in einem überraschtem Ton von der Wirtin, deren Haar von einem Kopftuch bedeckt war während sie eine Schüssel mit einem Tuch trocknete. "Ja, sie könnte uns vielleicht bei einer Sache weiterhelfen die uns seit längerer Zeit Kopfzerbrechen bereitet.", entgegnete Rei ungewohnt höflich an einem Tisch sitzend auf dem zwei Schüsseln mit Kohlsuppe und Brotbeilage, sowie zwei Krüge standen. "Nun, da wünsch ich euch viel Glück denn wir haben jetzt schon seit einiger Zeit nichts mehr von ihr gehört.. Sie wird sehr beschäftigt sein."
      "Das macht nichts, wir wollen uns ohnehin dort mit einem Freund treffen also ist der Weg nicht vergeblichst."
      Die Frau engegnete überrascht: "Einem Freund? Gehört er etwa den Rebellen an?"
      Verlegen lächelnd kratzte sich Rei hinter dem Kopf. "Sozusagen.. Jedenfalls muss er die Flammende Göttin irgendwoher kennen, sonst hätte er nicht diesen Ort ausgesucht."
      "Dann wünsche ich euch viel Glück!", entwich es der Frau schlussendlich noch.
      Nach dem Essen begaben sich die Beiden in ihr Zimmer und Rei warf sich auf sein Bett. Anders als Ren der immer sorgfältig daran dachte seine Stiefel zuvor auszuziehen um nicht das Bett zu verschmutzen, lehnte Rei diese achtlos über die Lehne und starrte an die Decke. "Man schmerzt mir der Rücken, endlich wieder ein Bett unter den Füßen. Diese Märsche sind wirklich brutal, für gewöhnlich bleibe ich immer 2-3 Tage in einer Stadt bevor ich zur nächsten wandere.."


    • Anoria war heilfroh, als sie nun endlich den Ort erreichten. Die Suppe, die ihnen von der Gastwirtin angeboten wurde war eine regelrechte Wohltat für ihren doch relativ ausgekühlten Körper. Auch wenn die junge Frau sich leicht mit ihren goldenen Flammen wärmen hätte können, so hätte es ihr doch mehr Kraft geraubt, als Wärme geschenkt, weswegen sie sich nun einfach auf ihre Sinne verlassen musste und Stoßgebete in den Himmel schickte um nicht krank zu werden. Die Blonde fühlte sich schon etwas angeschlagen. Ihr Halskratzen wurde nicht besser, seit sie aus Ordine raus sind, das ständig nass kalte Wetter, die vielen Stunden zu Fuß im Freien und wenig Erholung... Anorias Geist und Körper war erschöpft. Solche Strapazen war die sonst so wohlig verpackte junge Frau nicht gewöhnt, zumindest rebellierte ihr Inneres dagegen, auch wenn sie selbst so gerne durchhalten wollte. Den Gedanken nun krank zu werden schob sie jedoch, sich selbst dabei ermahnend, zur Seite und konzentrierte sich auf das hier und jetzt, welches daraus bestand die schmackhafte Kohlsuppe zu speißen. Rei schien sich mit der dicklichen Dame über das Ziel ihrer Reise zu unterhalten, nun, zumindest versuchte er jene Informationen die wichtig für beide waren zu erlangen. Gemächlich packten sie dann doch ihre Sachen zusammen und verschwanden im Zimmer. Das langgezogenen Gegähne, dass sich mittlerweile über die Lippen Anorias zog, konnte und wollte die junge Frau nicht verheimlichen oder gar unterdrücken. Gerne konnte jeder sehen, dass sie ausgezehrt war, mit ihren Kräften fürs erste am Ende. Die Taten des Braunhaarigen verfolgte sie gar nicht so aktiv, wie sie ihm wohl gerne an Aufmerksamkeit gezollt hätte. Eher lies sie ihm ein beiläufiges "Ach, ist das so.", als Antwort im Raum stehen. Eher begann Anoria ihre feuchte Gewandung auszuziehen und über den Sessel zu hängen, welcher neben dem kleinen Schreibtisch an der Türe stand. Sie strickte sich die Ärmel ihres Hemdes empor, bevor sie sich hinabkniete um die Stiefel aufzuschnüren, die ihre kalten Füße gefangen hielten. Auch diese stellte sie zur Wand und schlufte dann mit einem erneuten Gähnen auf ihr Bett zu. Zu guter letzt legte Anoria den Schwertgürtel vor ihre Füße auf den Holzboden ab. Das Zeremonienschwert glänzte ihr schelmisch hinter dem ledernen Einband entgegen und verschwamm im nächsten Moment vor ihren Augen sodass sich die Blonde jene rieb. Müde fiel die Logos nun auf die weiche Matraze hinab und ergriff die weiche Decke, die sie über ihren Schoß zog. Mit einem Mal merkte Anoria, wie müde sie wirklich war. So erklärte sie Rei nur kurz ihre Situation, entschuldigte sich dafür und vergrub sich im nächsten Moment unter der Decke. Ein kleines "Gute Nacht", war noch aus ihrer Richtung zu vernehmen, dann durchzog der ruhige Atem der Dame den Raum.

      Anoria öffnete schwerfällig die Augen. Alles, was sie umgab war Schwärze, sie selbst stand im Lichtkegel ein nicht ausmachbaren Quelle. Geblendet konnte die junge Frau kurz ihre Augen nicht wieder öffnen, ehe sich diese langsam an die Umstände gewöhnt hatten. Verwirrt sah sich die Blonde um und betrachtete im Anschluss sich selbst. Ihre Haare waren geöffnet und hangen ihr in weiten Locken den Kopf hinab. Sie erkannte ein feines, weißes Kleid, dass ihre Figur umschmeichelte. Ihre Beine wurden von zartem, grauen Rauch umwoben. Kleine Staubpartikel schwebten vor ihr in der Luft herum. Aber sonst... nichts. Noch nicht mal ein Geräusch. "Hallo?", rief sie nun aus und hob ihre Hand über die Augen. Nachhallend klang ihre Stimme in dieser Unendlichkeit und Anoria setzte einen Schritt nach vor. "Wo bin ich hier?", waren die nächsten Worte, die über die erblassten Lippen der jungen Frau drangen. Seufzend kehrte sie sich einmal herum. "Wir sind in mir.", erklang es plötzlich, unweit von ihr entfernt. Mit einem Ruck hatte sich die Gefährtin Rens umgedreht und sah einer fremden jungen Frau entgegen, welche genau wie sie in einem Lichtkegel ruhte. Auf ihren Kirschlippen trug sie ein kaum sichtbares Lächeln, die dunkelbraunen, kinnlang gekürzten Haare fielen ihr etwas wuschelig ins Gesicht. Ein paar wasserblauer Augen sah ihr entgegen und die wenigen Sommersprossen auf ihren Wangen ergänzten sich wie Sternbilder im Himmel. Auch war die Fremde in ein solches, weißes Kleid gehüllt, doch schien sie etwas größer als Anoria. Verwirrt sah diese der Braunhaarigen entgegen. "Wie... wie meinst du das?", zögerlich machte die Kleinere einen Schritt auf die Erschienene zu. "Wie ich bereits sagte... wir sind in mir. Du und ich... wir sind eine Person.", da kam ihr die Unbekannte etwas näher und legte den Kopf etwas schief. "Erkennst du mich denn nicht?", fast schon etwas wehleidig kam ihr diese Frage über die Lippen. Wo Anoria nun ein Detail eindeutig auffiel. Sie sprachen mit der selben Stimme. Mit einem Mal hatten sich der Blonden Augen geweitet und ihr Kiefer klappte etwas nach unten. "Mein Name ist Su...!", weiter konnte die Fremde nicht sprechen, als sich die Umgebung in gleißendes Weiß auflöste und Anoria schweißgebadet nach oben schreckte. Ihr Herz pochte schmerzhaft in ihrer Brust, während sie so aufgeregt nach Luft rang. Ihr Blick hatte sich starr in das Fußende des Bettes gebohrt. Die Übelkeit steckte ihr im Hals und langsam merkte Anoria, dass ihr gesamter Körper glühte. Von draußen fielen fasrig die Strahlen des vollen Mondes ins Zimmer und erleuchteten es in einem zarten Gauschleier.

      Die junge Frau brauchte einige Zeit bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dieser Traum hatte sie ziemlich aus der Bahn geworfen. Nach wie vor verwirrt über jene Worte der ihr Fremden, hatte sich die Blonde an den Kopf gegriffen. Neben ihr Drang das leichte Schnarchen Reis an ihr Ohr. Ihr glasiger Blick richtete sich in seine Richtung. Er musste wohl auch ziemlich erschöpft sein. Anoria atmete tief durch und schloss für einen Moment ihre Augen. Möglicherweise war es auch ein einfacher Fiebertraum gewesen. Immerhin fühlte sie sich schon seit einiger Zeit angeschlagen und hatte nun mit ihren Kräften die Spitze des Eisberges erreicht. Als die Blonde ihre Augen wieder öffnete, erlange sie auch langsam ihre Sinne für den Rest ihres Körpers wieder und merkte, dass ein ungeheurer Durst sie quälte. So schwang sie kurzerhand ihre Beine aus dem Bett, warf sich ihren Mantel über und tapste vorsichtig aus dem Zimmer. Leise schloss sie die Türe hinter sich und schritt nach draußen auf den Flur. Nachdem sie in der Küche ihren größten Durst gestillt hatte, wusch sie sich nochmals über das klebrige Gesicht. Das kalte Wasser erfrischte Anoria ungemein, sodass sie sich einen erleichterten Laut kaum verkneifen konnte. Erst als sie sich aufrichtete und die Unschärfe aus ihren Augen blinzelte, fiel ihr im blassen Mondschein eine Person auf, die unweit der Herberge stand. Überrascht legte die Reisende ihren Kopf schief und beobachtete das Wallen des Mantels, welcher sich im sanften Wind leicht auf und ab wog. Das Gesicht des Menschen war durch eine Kapuze verdeckt. Im nächsten Moment jedoch hob dieser seinen Kopf an und ein Paar roter Augen glänzte im Schatten des Stoffes auf. Natürlich... warum hatte sie zuvor nicht daran gedacht? "Ren...", murmelte sie und spürte, wie sich ein Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. Schnell hastete sie vom Fenster weg Richtung Haustüre. Sie verlies beinahe schwebend die Räumlichkeiten ohne ein Geräusch zu machen und umrundete in den baren Füßen im nassen Gras die Vorderfront des Gasthauses um die Person anzutreffen, die für sie so eindeutig der Schwarzhaarige sein musste. Doch an dem Platz angekommen, fehlte von diesem jede Spur. Angestreng sah sich Anoria um und sah den Zipfel der Kapuze gerade noch hinter einem Hügel außerhalb des schützenden Zaunes verschwinden. Unsicher kehrte sich die Blonde ein letztes Mal um. Sie hatte ihr Schwert nicht dabei und so konnte sie ihre Magie nicht beschwören... zumindest glaubte sie das. Aber was, wenn es wirklich Ren war, der zurückgekehrt ist? Sie biss sich auf die Lippe. Dennoch maschierten ihre Beine fast von allein los. Flink schlüpfte sie zwischen den Streben hindurch und erklomm den kleinen Hügel, in der Hoffnung ihren Begleiter wieder zu sehen.

      .
      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


      .
      .

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von cada ()