Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • Als die Fragen der Blondhaarigen Dame ertönten, schloss der Schwarzhaarige seine Augen und dachte darüber nach ob es wirklich in Ordnung wäre ihr davon zu erzählen. Doch als er ihr das Buch zeigte, war es sowieso unumgänglich geworden sie aus dieser Geschichte hinaus zu halten und ihr irgendetwas zu verheimlichen. Anoria wusste ganz genau auf was sie sich einlassen würde, als sie den Mörder ihrer Eltern ihre Hilfe anbot und sich zu einem Mittäter machte.
      "Ich nehme an nur dieses Buch kann diesen Fragen zufriedenstellende Antworten liefern. Und wie man dieses Grimoire öffnet, kann ich dir auch nicht beantworten denn ansonsten hätte ich es schon längst getan."
      Natürlich entsprach dies nicht ganz der Wahrheit, denn die Methode zur Öffnung des Buches hatte sich ins Gedächtnis des jungen Mannes eingebrannt. Obgleich er davon wusste, konnte er ihr nichts davon erzählen, denn nur so konnte er eine Gefährdung seines Planes vermeiden. Seit einiger Zeit dachte Ren über die zwei Persönlichkeiten in Anoria nach, denn da eben eine Existenz benötigt wurde um die Ketten des Grimoire's zu sprengen, war es vermutlich nur denen die das gleiche Schicksal wie Anoria erlitten möglich dieses Buch öffnen zu können. Es bestand zumindest eine geringe Chance, das nur eine der beiden Personen in einem ausgelöscht werden würde, doch da Anoria herausfinden wollte wer diese Person war war es eine Option die für sie besser un ausgespielt bleiben sollte.
      Einige Zeit war vergangen und die Nacht der Untoten ging dahin. Das einzige was folgte waren die gleißenden Sonnenstrahlen der vom Nichts erscheinenden Sonne. "Könntest du mit deinem Schwert eine Schneise in das Eis schneiden damit wir hier rauskommen?"
    • Es verging noch einiges an Zeit, die die beiden gemeinsam hier unter der Eiskuppel verbrachten, als die Strahlen der Sonne so schleichend ihren Weg über die Erde suchten. Sie hatten wirklich die gesamte Nacht nicht geschlafen. Erst jetzt, wo Anoria sich diesen Umstand in den Kopf rief, merkte die junge Frau wie unglaublich müde sie eigentlich war. Die Augen brannten ihr ungut und sie hatte Schwierigkeiten diese bereits jetzt noch offen zu halten. Langsam erhob sich dann jedoch der Schwarzhaarige neben ihr. Ren wirkte keinesfalls müde, was der Blonden ein wenig den Neid ins Gesicht zauberte. Er fragte sie dann, ob sie ihnen den Weg durch die Eiskuppel wieder öffnen könnte, worauf Ria nickte, ihr Schwert ergriff und selbst aufstand. Kaum umschlossen ihre dünnen Finger das Metall des Griffes, glohste die Schneide wieder leicht golden auf. Wieder war sie überrascht, wie kräftig ihre Magie in dieser Waffe nicht hervorkam. So machte sie ein paar Schritte nach vor und stellte sich in die Mitte der Kuppel nur um sich für einen kurzen Moment zu konzentrieren, auszuholen und mit einem leuchtenden Strahl, welcher so plötzlich aus der Spitze des Zeremonienschwertes schoss, einen breiten Spalt durch das Eis zu zaubern, als sie ihren Arm mit einem leichten Ächzen nach vor schnellen lies. Es dampfte laut auf, als das Eis so plötzlich zum schmelzen gebracht wurde. Auch zogen Bruchstellen sich mit einem Knacken durch die dicke Decke des gefrorenen Wassers. Vorsichtig lies Anoria ihre Waffe wieder sinken und das Glühen versiegte. Gemeinsam schafften sie dann auch aus der Kuhle der heißen Quelle hinaus und standen wieder auf sicherem Waldboden. Über das Eis machte sich Anoria keine Sorgen, immerhin schien die Sonne bereits jetzt kräftig von Himmel und würde es sicher im Laufe des Tages wieder schmelzen. Anoria lies den Blick herumschweifen und blickte dann Ren ins Gesicht, welcher wie immer sehr neutral war, mit dieser leichten Kühle unter den Augen. "Wir sollten unsere Sachen holen und dann sofort weiterreisen. Ich schätze, dass unser Überleben bald die Runde macht, würden uns Ansässige hier entdecken.", mit einem sicheren Nicken stemmte die Blonde ihre Arme in die Hüften und suchte im Augenwinkel den Weg zu ihrer Nächtigungsstätte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Die Spyria Felder


      Zurück in den Ruinen angekommen, die einst das Gasthaus waren in denen die beiden nächtigten, fanden sie ziemlich schnell die zurückgelassenen Sachen. Den Weg zur Ruine hin verbrachten die beiden schweigend, nur das gähnen der Blondhaarigen Dame war ab und an zu vernehmen. Auch in Ren hatte sich diese Ermüdung gebildet, doch war er es anders gewohnt als Anoria und konnte damit umgehen. Als das Bergen der Gegenstände abgeschlossen war und das Werkzeug, das Ren für die Modifikation Anoria's Waffe benutzt hatte, sich wieder im Reisebeutel befand, machten sich die beiden auf den Weg zur grünen Grasfläche der Landschaft Ebels und folgten den Trampelpfad entlang in Richtung der Berge. Nach einer Stunde Fußmarsch, nahm die Erschöpfung der jungen Frau überhand und Ren bot eine kurze Rast unter einem der vielen Bäume an. Geschützt vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen, setzten sich die zwei Gefährten in den von Blättern abgeschirmten Schatten des Giganten und lehnten sich an die Baumrinde. Es dauerte nicht lange bis Ren an seiner Schulter das Gewicht Anoria's spürte. Die roten Augen des Schwarzhaarigen Mannes schauten kurz zu ihrem Gesicht, welches friedlich dort an seiner Schulter ruhte. Sie hatte sich wirklich tapfer heute geschlagen und weitaus mehr geleistet, als Ren es sich vorgestellt hatte. Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, schaute der junge Mann gen Himmel und beobachtete das blaue Farbenmeer an dem die weißen Wolken rastlos wanderten. Seine rechtes Bein winkelte er an, das linke ließ er gestreckt um Anoria bei ihrer wohlverdienten Pause nicht zu stören und an das rechte Knie lehnte er seinen rechten Arm. Es war nun fast eine Woche her, seit fast einer Woche begleitete ihn die Blondhaarige Schönheit auf seiner Reise und bereitete ihn sowohl gute als auch schlechte Gefühle, jene die er tief in sich vergrub bevor er auf Anoria traf. In Gedanken versunken, flogen die Stunden förmlich dahin die er damit verbrachte über seine Zeit mit Anoria zu reflektieren. Als sie dann schlussendlich die Augen öffnete und sich dafür entschuldigte eingeschlafen zu sein, schüttelte der Schwarzhaarige lediglich den Kopf und fragte sie ob es ihr nun besser gehen würde. Nachdem die beiden sich noch eine Weile über diese Situation unterhielten und Ren ein amüsiertes Lächeln von sich gab, als er das verschlafene Gesicht Anoria's begutachtete und ein Blatt an ihrer Wange kleben sah, machten sie sich wieder auf den Weg und erreichten zur Mittagsstunde die Zemuria Festung. Jenes war gigantisch, ein riesiges Tor aus Metall, zwischen zwei Bergen einspannt und zwei streng aussehenden Soldaten bewacht. Ren's Augen waren verschlossen, seine Kapuze ruhte über seinem Haupt und seine Stimme ertönte. Mit seinem Worten versuchte er die Wachen zu bekehren das Tor zu öffnen, erzählte erneut das Anoria seine Verlobte sei, das er in seiner Kindheit erblindete, das die beiden zu ihrer Verwandtschaft wollten und sich dort zusammen ein Leben im Händlerviertel aufbauen wollten. Die Wachen jedoch waren in höchster Alarmbereitschaft, schließlich wurden sowohl Anoria als auch Ren derweil Landesweit gesucht. Als sie langsam Anoria's Gesicht erkannten, sah sich Ren dazu gezwungen die Wachen auszuschalten, doch wurde abrupt von einer Stimme hinter sich davon abgehalten.
      "Bitte warten sie, die Herren!"
      //..Wie?..//
      Der Schwarzhaarige der sonst eine jede Präsenz ohne große Mühe wahrnahm, drehte sich überrascht um und schaute mit geschlossenen Augen zu der Person. Zumindest würde er das, doch wandte sich sein Blick aufgrund seiner fehlenden Erkenntnis an den Braunhaarigen jungen Mann vorbei. Wie konnte das sein? Das war unmöglich! Solange ein Mensch magisches Potenzial besaß, war es unmöglich für Ren diese Person nicht zu bemerken, doch dieser Mann hatte sich einfach mir nichts dir nichts angeschlichen.
      "Ich wurde dazu auserkoren einen Brief zum Landsherren von Ordine zu bringen und diese zwei sind meine Begleiter."
      "Zeig mir den Brief!", entgegnete eine der Wachen im Befehlston un nahm das in Papier eingewickelte Pergament zur Hand. Anhand des Wachsstempels, erkannte man das es sich dabei um einen Brief des Königreiches Arcadia's handelte, vom König Arcadia's höchstpersönlich adressiert.
      "Ein Brief vom König der Eos? In Ordnung, ihr dürft hindurch!"
      Die Wache gab den Befehl durch das Tor öffnen zu lassen und sowohl Ren, als auch Anoria erhielten mit den Unbekannten Durchlass. Während Anoria sich schon in Bewegung setzte, verharrte Ren wie angewurzelt auf der Stelle und starrte zu Boden. Anoria bemerkte dies und blieb für einen kurzen Moment stehen. "Was ist nun? Beeilt euch und geht durch!"
      "J-Ja..", entgegnete der Schwarzhaarige in einem ungewohnt passiven Ton, während der Braunhaarige schon etwas weiter entfernt der Beiden aus seinen Augenwinkeln heraus zu diesen schaute und sich dann wieder in Bewegung setzte. Nachdem die drei die große Schwarze Brücke durchquert hatten, die quer durch die Festung führte, öffnete sich das Tor auf der anderen Seite der Zemuria Festung und gewährten Auslass zu den Spyria Feldern. An dem Spyria Feldern angelangt, war es Anoria die sich bei den Braunhaarigen bedankte, der mit einem freundlichen lächeln auf den Lippen abwank und sich danach hinter dem Kopf kratzte. "Nichts zu Danken! Es wäre unvorteilhaft für euren Gatten weiterhin den Erblindeten zu spielen und zeitgleich eure Identität zu schützen, werte Dame."
      Die roten Augen rissen sich weit auf, als der Schwarzhaarige vernahm wie der Braunhaarige seine Maskerade so einfach durchschaute. //..Wer ist dieser Typ?!..//[/i][/b]
      "Nun, entschuldigt mich bitte. Ich habe eine Pflicht zu erfüllen! Vielleicht sieht man sich noch einmal, die Dame."
      Der Braunhaarige verbeugte sich leicht vor Anoria und dann auch vor Ren. Als sich die Augen von Ren und den Braunhaarigen trafen, überkam den Lippen des Braunhaarigen Mannes ein schelmisches Lächeln. "Der Herr."
      Erneut blieb Ren wie angewurzelt stehen, ein Pokerface aufgesetzt wie sonst auch, kühl reinblickend doch innerlich total überrumpelt.
      "Dieser Typ.. Ist gefährlich!", entwich es den Lippen des Schwarzhaarigen nachdem er aus der Hörreichweite entfernt schien.
      Als der Braunhaarige am Horizont nicht mehr zu sehen war, begaben auch Ren und Anoria sich erneut auf dem Weg durch die Spyria Felder um nach einem Tagesmarsch nach Ordine gelangen zu können.

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    • Nachdem sie ihr Hab und Gut aus dem zerstörten Haus gesammelt hatten, machten sich Ren und Anoria sogleich weiter auf ihrem Weg. Wieder vergingen einige Stunden und der Stand der Sonne verriet der jungen Frau, dass es wohl gerade um den späten Vormittag sein würde. Gerade da brannte der grelle Stern am unbarmherzigsten von Himmel und zeigte ihr, dass sie wohl doch erschöpfter war als angenommen. Langsam wurden ihre Schritte träger, ihre Beine schwerer und bald hatten sie sich darauf geeinigt eine Pause einzulegen. Ein großer Baum mit ausholendem Blätterdach wurde ihr Ziel. Ächzend lies sich die junge Frau unter diesen fallen und schloss sogleich die Augen. Die schlaflose Nacht zehrte an ihren müden Knochen und Muskeln und forderte nun ihren Tribut. Ren, der sich neben Anoria niederlies seufzte ebenso auf, doch lange nahm die Blonde ihren Begleiter nicht mehr wahr, da die Müdigkeit sie nun übermannte. Langsam neigte sich der Oberkörper ihrerseits nach links und lehnte alsbald an der Schulter des Schwarzhaarigens. Der Schlaf hatte Anoria heimgesucht und zwang sie zur Rast. Nach einiger Zeit erwachte sie auch wieder und schielte verschlafen empor. Auch wenn es ihr irgendwie gewahr wurde, dass sie die Schulter ihres Begleiters zweckentfremdet hatte, so kam ihr die kleinliche Entschuldigung später über die Lippen wie gewollt. Nachdem Ren ihr aber mit einem Lächeln sagte, dass es nicht so schlimm wäre, nickte Anoria verständnisvoll. Kurze Zeit verging noch, da rubbelte sie ihr müdes Gesicht wach und fische sich Blätter aus den Haaren, ehe ihr Weg sie weiterführte.
      Einige Zeit später erreichten sie nun also auch die Tore zu den Feldern von Spyria. Mit großen Augen betrachtete Anoria die schmiedeisernen Tore bekam aber sogleich wieder Respekt davor, als sie die Wachen davor entdeckte. Es brauchte anscheinend für die großgewachsenen Herren nicht viel, da hatten sie Ren und Anoria durchschaut, obwohl diese Masche bis jetzt immer gezogen hatte. Die junge Frau spürte bereits, wie der Schwarzhaarige sich dazu bereitmachte, die Männer zu töten, da erklang eine ihr unbekannte Stimme zu ihrem Rücken. Als sich die Blonde umkehrte, traf ihr Blick kurz den des Unbekannten, welcher mit dem wirren haselnussbraunen Haar an ihnen vorbeischritt, auf dem Gesicht ein sicheres Lächeln. Anoria wusste nicht, wie er es machte, doch hatte er wohl die Möglichkeiten sie durch die Tore zu bringen. Ein kurzer Blick zu Ren genügte ihr und die junge Frau wusste, dass auch er nicht wusste, was ihr vor sich ging. Doch war es um einiges besser, als hier noch einen Kampf anzuzetteln. So folgte sie dem Fremden hinterher, kehrte sich nochmal zu Ren um und winkte ihn hinterher. So stiefelten sie nun zu dritt durch das Tor und fanden sich auf den Weiten der Spyria Felder wieder. "Wir sind euch zu Dank verpflichtet. Das war sehr zuvorkommend von ihnen. Viel Glück auf Eurer weiteren Reise.", höflich verbeugte Anoria sich vor dem Braunhaarigen, als dieser dann auch von Dannen zog. Sie konnte ihre Überraschung gerade noch überspielen, doch saß auch ihr der eiskalte Schrecken in den Beinen und veranlasste ihren Bauch dazu, sich ungut zu verkrapfen. "Woher... woher wusste er...", als Ren wieder an ihre Seite trat, wohl genauso verdatter war wie Anoria, schüttelte diese nur verständnislos den Kopf und blickte ihn mit einem unsicheren Blick aus zusammengezogenen Augenbrauen heraus an.
      Doch half dies nichts, sie mussten ihren Weg fortsetzen um noch vor Anbruch der Nacht in Ordine anzukommen. So stapfte Ren vor Anoria her, einen Weg den es nicht gab. Die Felder waren so verschieden wie einzigartig. Überall ragten idyllisch Steine aus der saftig grünen Wiese empor und wurden von kleinen Grasbüscheln umsäumt. Bäume und Sträucher wucherten punktuell, dafür aber Meterhoch. Den interessierten Blick umherschweifen lassend, entdeckte Anoria auch einige Vögel am Himmel, die sich neben den Wolken ein Rennen durch den Himmel lieferten. Ein erleichtert klingendes Seufzen drang über ihre rosigen Lippen und entspannt faltete die junge Frau ihre Arme im Rücken zusammen. Das sanfte Lächeln auf ihren Lippen wurde stetig größer, als die Sonnenstrahlen durch die Wolken immer wieder ihr Gesicht erreichten. Doch dann, als würde ein Regenschauer über die Lande ziehen, rollte ein kalter Schauer über ihren Rücken und veranlassten die junge Frau ihre Schritte etwas zu zügeln. Unsicher sah Anoria sich um, da merkte auch Ren, dass ihr gerade etwas unwohl war. Er fragte sie, was es gäbe. "Ich... ich kann es dir nicht wirklich sagen... ich hab irgendwie das Gefühl, dass... wir beobachtet werden.", vorsichtig trat sie näher an ihn ran, dunkelte dann aber ihre Stimme in Achtsamkeit und flüsterte Ren die letzten Worte zu. Darauf lies auch er seinen Blick streifen und nickte langsam. Also spürte er es auch. Es war eine komische, negative Aura die sich plötzlich um die beiden wob. Vorsichtshalber stellten sich die beiden Gefährten Rücken an Rücken. Gerade standen sie in einem eher uneinsichtigen Teil der Felder, umringt von etwas höheren Felsen, sodass sie in dieser Kuhle eigentlich leichte Beute sein sollten. Mit zittrigen Händen umgriff Anoria ihr Schwert und lies den Blick hoch zum Rand der Felsen gleiten. Dann, so plötzlich wie ein Windhauch durchzog ein Surren die schwere Stille der Luft und Anoria verspürte einen dumpfen Schlag gegen ihre rechte Schulter. Den glasigen Blick hinabschwenkend lassen, entdeckte sie einen länglichen Holzstab, der sich unter ihr Schlüsselbein gebohrt hat. Scharf einatmend rückte ihr Kopf wieder empor, als sie über den Klippen Kapuzen erblickte. "Ren...", ächzte sie mit kratziger Stimme, ehe ihre plötzlich nachgebenden Beine etwas an Kraft verloren.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Als die junge Dame neben ihm zu Boden sackte und das Blut aus ihrer Wunde quoll, binnen Sekunden das grüne Gras verzierend, weiteten sich die Augen des Schwarzhaarigen Mannes.
      "Tod von Rechts.", auf die Worte des Weißhaarigen die aus dem nichts ertönten, reagierte Ren blitzschnell und wich mit einer halben Drehung zur Seite aus. Aus seinen Augenwinkeln begutachtete er den zerbrochenen Pfeil der am Felsen hinter den beiden Gefährten abprallte und zu Boden fiel. Eine seltsame, violette Flüssigkeit befand sich an der Pfeilspitze. Man musste kein Genie sein um zu erkennen das es sich hierbei um Gift handelte. "Du wirst hier sterben, wenn du weiterhin diesen unnötigen Verlust dieser Frau betrauerst. Hattest du nicht ein Ziel das du verfolgtest, egal was es mit sich bringen würde? Oder hast du dein Ziel aufgegeben, weggeworfen wie eine schwindende Erinnerung, da es eben nur eine Erinnerung ist?"
      Wenn auch ungewollt, drangen die Worte des Jungen durch die Ohren des Schwarzhaarigen Mannes und bohrten sich tief in seinen, vom neulich auftauchenden Braunhaarigen, geschundenen Stolz. Es stimmte das diese Situation und der darauffolgende Hinterhalt überrumpeln wirkten, gar keinen Ausweg boten, doch wäre Ren nicht in solchen Situationen geübt, würde er längst nicht mehr leben. Seine Augen schlossen sich, seine Arme streckten sich nach vorne und seine Hände überkreuzten sich. Als erneut Schüsse von Pfeilen und Armbrüsten ertönten, bildete sich vor dem Schwarzhaarigen eine Barriere an welcher all jene zerbarsten. In seiner linken Hand bildete sich sein Deception, während seine rechte Hand Conception umschloss. Beide Hände fielen danach locker zu Boden, in ihnen ruhend sowohl die schwarze als auch die weiße Pistole, noch immer in seinem Zustand mit den geschlossenen Augen während die Barriere weiterhin die Gefahren abwandte.
      //..Zwei in den Sträuchern, Drei hinter den Bäumen, Zwei hinter den Steinen, Drei auf den Ästen..//
      Hinter dem Steinen, seitlich der Barriere die Ren nur von vorne beschützte, machte sich einer der Gestalten bereit einen Pfeil in den blinden Punkt des Schwarzhaarigen abzufeuern. Dieser Pfeil flog geradewegs auf Ren zu, verfehlte aber knapp. Was schwer zu sehen war: Ren führte eine minimale Bewegung seines Rumpfes nach hinten aus, sodass sein Kopf sich leicht mit bewegte und aus der Flugbahn wich. In seinen Gedanken spielten sich all jene Szenario's ab, die Flugbahnen der Pfeile, die Positionen der Angreifer und selbst deren Konversationen. Es war eine Frage der Moral, so war es im Krieg. Waren die Männer im Überzahl, waren sie enthusiastisch, stolz und hielten eine Niederlage für unausgeschlossen, vor allem nicht gegen einen Einzelnen. Doch verhielt sich dieser einzelne anders, reichte eine einzelne Bewegung und ein einzelner verfehlter Treffer um die Männer aus der Reserve zu locken und damit offenbarten sich Fehler. Der Mann hinter dem Felsen, entwich einen Schritt zur Seite und ein einfacher Schuss Conceptions durchbohrte dessen Bein. Deception richtete sich derweil in Richtung der Bäume. Es ertönte ein Schuss, doch dieser schien verfehlt. Zumindest aus der Sicht der zwei weiteren Maskierten Männer, denn der dritte von ihnen stand unter den Einfluss von Deceptions Illusionen und erlegte nun seine Kameraden. Nur das öffnen der in Schatten gehüllten, rubinroten Augen genügte um den restlichen Männern jene Worte über die Lippen zu bringen die ein jeder in den Mund nahm während er die Bekanntschaft mit Ren, gar mit einem Revenus machte.
      "E-Er ist ein Monster!"
      Ein weiterer Schuss ertönte und der Mann, der noch vor wenigen Sekunden diese Worte zu offenbaren vermochte, kippte vom Ast des Baumes und fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Unklar um welche Angreifer es sich nun gehandelt hatte, zogen sich diese jedoch im Angesicht des nahenden Todes zurück und ließen die verblutende junge Dame und den skrupellosen Mörder ihrer Gefährten zurück.

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    • Mit geweiteten Augen stolperte die junge Frau nah hinten, die linke Hand um den Pfeil gefasst. Man hatte wirklich auf sie geschossen und je länger sie sich diesen Gedanken aufrief, umso mehr spürte sie nun auch das starke Brennen, welches von diesem Ausging. Ungut spürte sie das warme Blut, welches sich hastig den Weg aus der Wunde suchte. Das schmerzverzerrte Gesicht ihrerseits reckte sich gen Himmel. Absurde Muster legten sich in ihre Augen, violette und gelbe Kreise gaukelten vor ihr auf und ab, welche natürlich nicht real waren. Anoria fuchtelte in der Luft herum um diese zu vertreiben, stolperte über einen Stein und fiel rücklinks zu Boden. Ein schmerzliches Stöhnen entkam ihr. Das Brennen hatte sich ausgeweitet und strahlte mittlerweile über ihren gesamten Brustkorb und in ihren rechten Arm. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen, als sie merkte, dass auch ihre Atmung von Zug zu Zug schwerer wurde. Ächzend, nach Luft schnappend, wand sich die Blonde noch kurz am Boden, ehe ihr Körper versteifte und sie das rasen ihres Herzens laut in ihren Ohren hörte. Es schmerzte und sie hatte das Gefühl, als würde ihr jenes gleich aus der Brust hüpfen. Doch da... eine eisige Kälte breitete sich mit einem Schlag um sie aus, das Klopfen versiegte und ihre Welt wurde kleiner, in dem letzten Lichtkreis, der ihr nun zeigte, dass ihr Leben vorbei war. Hätte die junge Frau keinen Pfeil in sich stecken, würde sie sagen, dass Sterben sogar einigermaßen ruhig und unspektakulär von statten ging. Nun war es also soweit. Obwohl die endlose Schwärze das Bewusstsein der Blondhaarigen umwob, so konnte sie sich selbst noch wahrnehmen. Es war, als würde man sie noch in einem extra Käfig gefangen halten, welcher den Tod langsam aufhielt und ihrem Körper die Chance gab, nicht aufzuhören für das Leben zu kämpfen. Und gerade in dieser Dunkelheit, die Anoria nicht lebend mehr hergeben wollte, erglomm am Ende ein goldener Funken, welcher unstetig von links nach rechts und von oben nach unten hüpfte. Angestreng versuchte ihr Geist an dieses kleine Ding heranzukommen, Anoria spürte es, dass er drängte. Als sich dieses beruhigende Licht dann wirklich näherte, empfand sie auch wieder Wärme und so schnell die Schwärze kam, so plötzlich ging sie auch wieder. Es kam ihr vor, als würde man die junge Frau in einer enormen Geschwindigkeit vom Grund des Meeres wieder empor ziehen. Unerwartet erblickte sie auch wieder das Blau des Himmels und nur knapp neben ihr den Schwarzhaarigen, der ihr auswich, als sie plötzlich hochfuhr, gierig nach Luft schnappte und röchelnd durchatmete. Der Blonden entkam ein angestrengtes Husten und obwohl es nicht anstrengend war, musste sie sich zur Seite wegrollen. Kaum hatte sie ihren Atem beruhigt, lehnte sie ihren Rücken wieder gegen den Stein, an welchem Ren sie wohl gelegt haben musste. Ihr bleiches, ungläubiges Gesicht traf den erleichterten, wenngleich besorgten Blick des Schwarzhaarigen. Ein Hüsteln entkam ihr, welches sich zwischen Betroffenheit und Erleichterung bewegte. So konnte sich ihr Gesicht nicht entscheiden, ob sie Lächeln oder Weinen sollte. "Was... was zum Teufel... ist passiert?", immer noch musste die junge Frau schwer atmen und sie griff sich verständnislos an den Kopf. Anoria merkte durch das ungute Ziehen, welches diese Bewegung auslöste, dass der Pfeil nach wie vor in ihrer Brust steckte, doch schmerzte es nicht mehr ganz so sehr. Vorsichtig hob sie ihre Gewandung an und entdeckte, dass dieser wohl gar nicht so tief vorgedrungen war. Es schien wie ein Wunder, doch ragte das stählerne Ende der Spitze noch aus ihrer Haut. Darunter hatte sich ein Rinnsal aus Blut gebildet, welches nun jedoch seinen Fluss gestoppt hatte. Unsicher sah sie ihrem Begleiter wieder ins Gesicht, doch wusste sie, dass ein Fremdkörper in einem gesunden Organismus schnell abgestoßen werden wollte. So zögerte Anoria nicht lange, umgriff den Holzstab und hielt fest ihre Luft an, ehe sie den Pfeil aus sich riss und nochmals leise einen Schrei unterdrückte. Frisches Blut suchte sich wieder den Weg durch die Stoffe ihres Hemdes, doch auch nun dauerte es nicht lange und die Wunde stockte auf.

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      Ordine
      -Stadt des Wassers-

      Während der Zeit, die Anoria in ihrem Unterbewusstsein verbracht hatte, musste sich der Schwarzhaarige entscheiden. In seinen Händen ruhten Conception und Deception, mit ihnen wäre es möglich die Blondhaarige zu heilen und ihre Erinnerungen zu versiegeln. Als Ren jedoch Regungen der bewusstlos wirkenden Frau bemerkte, deren Finger für einen kurzen Moment zuckten, entschied er sich dieser aufzuhelfen und an einen Stein zu lehnen. An ihrem Brustkorb, durch welchen sich der Pfeil bohrte, vernahm der junge Mann ein gold glänzendes Licht. Es war keineswegs so das der Pfeil nicht tief genug in die Wunde treten würde, sondern das etwas verhinderte das er tief genug in die Wunde trat.
      //..Selbstregeneration? Oder ist es dieser Geist?..//
      Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen zogen sich nachdenklich zusammen und sein Gesicht nahm an Strenge an, während er die Wunde dabei beobachte wie sie den Pfeil mehr und mehr abstieß und nach nur wenigen Sekunden die Wundheilung eintrat, die eigentlich erst nach einigen Stunden beginnen würde. Es dauerte nicht lange, da öffnete die junge Frau ihre Augen und zog den Pfeil aus ihren Körper, doch auch jene Wunde die zurückblieb schloss sich binnen Sekunden. Zwar war es nicht so das Anoria der erste künstlich erschaffene Logos war den Ren traf, doch hatte keiner dieser vor ihr diese Fähigkeit gehabt, im Gegenteil. Das Problem bei der künstlichen Erschaffung eines Individuums war stets, das der neue Logos sich nicht an dem Bewusstsein und Unterbewusstsein des alten Logos anpassen konnten und sie daher eines schnellen Todes starben dank ihrer verkürzten Lebensspanne.
      Vorsichtig legte der Schwarzhaarige seine Handfläche auf die Stirn der jungen Dame ab. Kalt, keineswegs erhitzt und auch kein Fieber, doch sehr verschwitzt. Das war nicht unüblich nach einem derartigem Schock und Todesangst. Als die Hand sich von ihrer Stirn abwandte und sich auf ihre Wange legte, spürte der junge Mann wie ihr Gesicht wieder etwas, wenn auch nur wenig, an Farbe und Wärme wieder annahm. "So ist gut. Atmete ruhig und gelassen, versuch dich etwas zu entspannen und denk nicht darüber nach! Wir können uns im Gasthaus darüber den Kopf zerbrechen, schließlich ist es nicht mehr weit bis Ordine. Lass mich dir helfen!"
      Nachdem Ren die beiden Waffen verschwinden ließ, die er neben sich abgelegt hatte, wandte er ihr seinen Rücken zu und bat ihr so an sie Huckepack zu nehmen. Vielleicht war es nicht notwendig da die Wunde sowieso verschlossen war, doch war es auch nicht gut für sie gleich mir nichts dir nichts wieder loszulegen. Nachdem sich die junge Dame dazu durch gerungen hatte ihre Arme um den Hals des Mannes zu schließen, umfasste dieser die Unterseite ihrer Oberschenkel und hievte sie nach oben. "Halt dich gut fest!"
      Eisernen Schrittes, trugen die Stiefel des jungen Mannes ihn zurück auf die weite Landschaft. Auf dem Weg über die Wiesen, in der Ferne schon die Stadt entdeckend, noch weit genug davon entfernt um sie zwischen zwei Fingern halten zu können, erstreckten sich große Felder besät mit jeglicher Art von Getreiden und Gemüsesorten. Im Anblick dieser, wurde einem bewusst weshalb diese Gegend die Spyria Felder getauft wurde, denn die Felder erstreckten sich in so einem Ausmaß in die Ferne wie sonst nirgends. Es dauerte noch einige Zeit, doch irgendwann erreichten sie dann Ordine.

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    • Etwas skeptisch und vorallem peinlich berührt, wollte Anoria den Vorschlag Rens abwimmeln, das er sie den restlichen Weg Huckepack trug. Doch überzeugte er sie dann doch irgendwie und schneller als erwartet fand sich die junge Frau auf dm Rücken des jungen Mannes wieder. Sie umklammerte seinen Hals, nicht zu fest um ihn zu würgen, doch fest genug, um nicht wieder hinab zu rutschen. Es war ihr etwas unangenehm, so viel durfte sie sich doch noch eingstehen. Immerhin fand man sich als junge Frau nicht alle Tage auf dem Rücken eines fast völlig Fremden wieder. Doch je länger die bestimmten Schritte Rens unter ihr die beiden über die Landschaft trugen, umso mehr konnte sie sich nun auch entspannten und legte etwas unverfroren den blonden Schopf auf seiner Schulter ab. In der Ferne erkannte sie dann auch Ordine und umso näher sie dieser sagenumwobenen Stadt kamen, umso größer wurden auch die goldenen Augen der jungen Dame. Die weite Wiese minimierte sich bald zu einem Trampelpfad, welcher wirkte, als würden hier viele Menschen, Kutschen und sogar Heere entlangkommen. Mehr und mehr formte das niedergetretene Gras einen festen Weg und schon bald sah man einzelne Pflastersteine aus der braunen Erde ragen, ehe sich eine feste Straße zu ihren Füßen ergab. Je näher sie dann auch dem breiten Steineinlass der Stadt kamen, hörte die Blonde das sanfte Rauschen des Wassers, welches die imposante Stadt erfüllte. Als sie nun vor den Toren standen lies Ren sie wieder seinen Rücken hinabrutschen und kehrte sich nochmals kurz um, um sie klärenden Blickes stumm nach ihrem Befinden zu fragen. Anoria erwiderte ihm ein kleines Lächeln und so suchten sich die beiden nun eine Gaststätte, die die beiden Erschöpften Gestalten aufnahm und ihnen eine warme Mahlzeit widmete.
      Ihre ruhigen Schritte trugen sie wieder gemeinsam über die grauen Steine und sie mischten sich bald unters Volk. Die vielen Fensterläden waren mit unglaublich bunten und duftenden Blumen und Blüten geschmückt, es roch von fast überall her nach frischem Brot und Gebäck, Suppen und anderen Leckereien. Ria lief mittlerweile das Wasser im Mund zusammen und sie lies den begeisterten Blick zu Ren schweifen, welcher seine schwarze Mähne wieder unter der Kapuze versteckt hatte. Sie duckte sich etwas hinab und sah dann auch, dass er seine Augen wieder geschlossen hatte. Ein kurzes Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen und ihr Körper richtete sich wieder auf. Da bereits einige Menschen ihre Blicke an sie geheftet hatten, während sie so durch die Straßen schlenderten, wagte Anoria nun einen Schritt, der auch zuvor gut funktioniert hatte. Sie hakte sich ohne Absprache am Arm des Herren ein und beschleunigte ihre Schritte. Als Ren sie fragte, was sie vorhatte, entkam der jungen Frau nur ein leises Lachen. "Naja... wir sind doch quasi Verlobt... und ich habe das Gefühl, als Paar fällt man in dieser korksigen Gesellschaft weniger auf, als wenn man als Mann und Frau freundschaftlich herumschlendert.", spürte die junge Frau zuerst, wie sich der Arm ihres Begleiters anspannte, so ruhiger wurde er dann dennoch, als sie ihm die Gründe darlegte. "Außerdem bist du blind... ich wäre eine schlechte Freundin, wenn ich dich so blauäugig in dein Verderben laufen lassen würde." Sie flüsterte ihm nun leise entgegen und hob sogleich den Blick wieder, als ihr ein goldenes Aushängeschild eines Gasthauses in die Augen fiel. Darunter war ein Schild angebracht, auf welchem der Name der Stätte stand. "Hier... zum singenden Goldschmied.", raunte sie Ren zu und führte ihn langsam an den anderen Personen vorbei, ehe sie die Stufen zum Gasthaus emporstiegen.
      Die beiden hockten nun im Hinterzimmer der Gastleute. Nachdem sie den Schwarzhaarigen unter ständigen, lauteren Anweisungen sagte, wie und wo er hinzusteigen hatte, nur um auch die anderen Personen im Glauben zu lassen, er wäre wirklich blind, konnte die junge Frau mit ihrem unschuldigen Charme und ihrer wohl fast unausschlagbaren Überzeugungsart, einen Tisch im privaten Bereich der Wirtsleute ergattern. Ren würde sich aufgrund seiner Blindheit in Gesellschaft nicht wohlfühlen und schaffte es gerade so am Tag hinaus um mit ihr das nötigste zu erledigen. Auf alle Fälle saßen die beiden nun vor einem Teller mit Braten, Kartoffelknödeln und leuchtendem Gemüse.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Wie hinter einem großen Schleier verborgen, entfaltete der Schluss der Augenlider des jungen Mannes die sorgfältig aufgebaute Maske, die nichts preis zu geben schien. Und so vermied er es aufzufallen, denn seine Gedanken wandten sich weiterhin den vielen Ereignissen in letzter Zeit zu.
      Zum einen war da das Gefühl der Unsicherheit, die sich in seiner Brust ausbreitete, hervorgerufen vom Braunhaarigen Mann auf welchen sie vor der Zemuria Festung trafen, dicht gefolgt von den Auftreten der Maskierten Banditen, deren Kleidung untypisch für gewöhnliche Wegelagerer war. Ein wenig zeitversetzt durchschweifte der Gedanke 'Anoria' den Kopf des Mannes, oder eher der Gedanke sie als Schlüssel für die Akashic Records nutzen zu können. Doch der wichtigste aller Gedanken wandte sich, an das sich nun in unmittelbarer Nähe befindlichen Ziels und der ersten dichten Spur auf der Suche nach seiner Schwester nach der schier endlos wirkenden Reise, die der Schwarzhaarige in den vergangenen 3 Jahren hinter sich brachte. War es das? War sein Ziel nun in greifbarer Nähe, nur noch einen Tagesmarsch entfernt? Alles was es nun nur noch zu tun gab, war seine ganze Hoffnung in 'Conception' und dem Wiedersehen mit seiner Schwester zu setzen, so fern sie noch in der Menschenfabrik sein würde/ gar da war. Sollte dies nicht den Gegebenheiten entsprechen, so wäre die Spur dennoch nicht vergeblichst, denn der Name 'Van Zephyr' würde nie sein Gedächtnis verlassen und sollte die junge Dame Van Zephyr's Gedächtnis verlassen haben, so würde Ren ihn daran erinnern lassen. In seinem Gedanken versunken, bemerkte er nicht wie sonst die Gespräche der Anwohner, gar die Worte seiner Begleiterin die sich in seine Arme einhenkelte. So vernahm er in seiner Welt gefangen nicht wie zwei junge Mädchen einem Schmetterling hinterherjagten und die große Schwester ihnen mahnend hinterher rief aufzupassen nicht ins Wasser zu fallen, was schlussendlich in taube Ohren geriet. Doch unlängst stand der Sohn des Bootsbauers nahe des Wassers und hielt die jungen Damen davon ab unfreiwillig schwimmen zu gehen, barg die eine sogar kurz bevor sie fiel mit einem Arm. Als sich die große Schwester näherte, verbeugte sie sich entschuldigend und vernahm das warmherzige Lächeln des Mannes. Auch ihr entwich ein sanftmütiges Lächeln, während sie mit ihrer linken Hand ihr braunes Haar über die Ohren strich. Ferner stand ein Junge mit einem Greis nahe eines der Stände und lugte über die für ihn zu hohen Stände hinaus, mit funkelnden Augen eine Schnitzerei anstarrend. Der Greis vernahm aus seinen Augenwinkeln den Blick des Jungen und fragte den bäuchigen Händler freundlich mit kratziger Stimme ob die Schnitzerei zu verkaufen sei. Hingegen der Erwartungen des Jungen schüttelte der Händler zwar den Kopf, erzählte aber das sein Sohn der für ihn die Schnitzerei anfertigte mit Sicherheit kein Problem damit hätte den Jungen seiner Künste zu unterweisen. Auf der Mittelinsel der Brücke die über dem Wasser führte, standen zwei Männer und unterhielten sich über die anbrechende Abreise des einen, während der Andere zurückbleiben würde. Der Mann der zurückblieb reichte den Anderen seine Hand und bat ihn darum für sich und seine Frau Souvenirs mitzubringen, erst beim genaueren Hinhören wurde deutlich das es sich bei dem Mann der die Stadt verlassen würde um einen ehemalig verletzten Soldaten handelte, welcher von den Anderen Mann und seiner Frau gesund gepflegt wurde und nun als Teil von seiner Familie angesehen wurde. Die Worte des Einverständnisses auf ein baldiges Wiedersehen verließen die Lippen des Soldaten, doch zu diesem Wiedersehen würde es nie kommen, denn das Leben eines jeden Soldaten in diesem Land war dank der vielen Monster nicht sehr lang.
      Ehe sich Ren aus seinen Gedanken befreien konnte, fand er sich auch schon in einem Hinterzimmer an einem Tisch wieder, welcher bedeckt von vielen Köstlichkeiten war. Deplatziert begutachtete er mit seinem Besteck den Teller, bevor sich ein Spalt seiner Augenlider öffnete und die purpurnen Augen die Umgebung nach anderen Personen absuchten. Als sich der junge Mann dann der Speise widmen wollte und das Besteck mit einer Ecke des geschnittenen Knödels zum Mund fuhr, stoppte der Schwarzhaarige abrupt und legte noch einmal das Besteck ab. Ein Seufzen überkam seine Lippen, bevor er seine Hände wie vor jeder Mahlzeit ineinander falteten und seine Augen schloss. Dieses Tischgebet war eine einzelne Qual, doch würde er es nicht machen so würde seine Schwester..
      Ertappt in einem erneuten Zwiespalt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und des nicht vorhanden seins seiner Schwester, öffneten sich die purpurnen Augen erneut und starrten auf das Essen nieder, während seine Hände erneut das Besteck umfassten. Verlorener und desorientierter als zuvor landete nun das köstliche Essen auf dem Teller im Magen des jungen Mannes, bevor seine Stimme kurzfristig ertönte. "Ist es dir nicht zuwider, dir stetig ein Zimmer mit jemanden teilen zu müssen den du erst seit knappen zwei Wochen kennst?"
      Beiläufig fügte er untertönig noch: "-vor allem mit einem Revenus." zu.
    • Auch Anoria hatte sich über alle Maßen auf ihr Essen gestürzt. Schon lange, zumindest kam es ihr vor wie eine Ewigkeit, hatte sie nichts mehr zwischen den Zähnen, so schnell und gierig schlang sie beinahe die warme Mahlzeit hinab. Im Moment legte die junge Frau ihre Manieren ab und eignete sich einen Stil an, der eben nötig war, um nun zu Überleben. Und dessen Stil Devise war: Nehmen was du kriegen kannst und zwar schnell und unbarmherzig. Anoria hatte bereits die Hälfte ihrer Mahlzeit verputzt, als ihr Blick kurz zu ihrem Schwarzhaarigen Gegenüber schnellte, bemerkte sie, dass er gerade noch betete und verdrehte für einen kurzen Moment die Augen, ehe sie sich wieder ihrem Fleisch widmete, dass unter dem Druck ihrer Gabel zerfiel. Die Blondhaarige merkte gerade, wie sehr Magie sie wohl auszehrte. Es war, als würde ein zweiter Teil in ihr wohnen, ein Parasit der in ihr mitlebte und demnach eine starke Schwächung ihrerseits im Nachhinein auslöste, überanstrengte sie sich zuvor zu sehr. Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis sie sich an diesen neuen Umstand gewöhnt hatte, doch war es nichts, was sich Ria nicht zutraute. Sie hatte ja jetzt Ren an ihrer Seite. Ein leises Lächeln schob sich auf die rosigen Lippen ihrerseits, während sie auf dem Bissen herumkaute der sich gerade zwischen ihren Zähnen befand. Und als hätte dieser ihre Gedanken gehört, stellte er ihr auch eine Frage, die in diese Richtung lenkte. Erstaunt hob Anoria ihren Kopf, schluckte hinab und sah dem Rotäugigen entgegen. Dann legte sie ihr Besteck kurz beiseite, nur um sich mit der blau-rot karierten Serviette über den Mund zu tupfen und diese dann als zusammengeknülltes Tüchlein in ihren Händen zu wahren, welche sie auf ihrem Schoß ablegte. Kurz wusste die Blonde nicht, was sie Ren antworten sollte. Zugegebenermaßen, war sie eben etwas überrumpelt. So kratze sie sich doch kurz an ihrer kurzen Nase und atmete durch. "Hör zu Ren...", sie räusperte sich leicht und strich sich die vorgefallenen Strähnen hinter die Ohren, während ihr Blick auf dem Rest ihres Essens ruhte. "Ich habe es dir ja schonmal gesagt, dass ich dich ganz gern habe und das ich dich nicht fürchte, solange du mir nichts tust. Natürlich, du birgst eine gewisse Strenge und Härte, aber das macht dich als Menschen aus. Und etwas anderes sehe ich auch nicht in dir. Du bist ein Mensch... und ich bin ein Mensch. Ich sortiere nicht zwischen Revenus, Logos und Eos. Und in diesem Blick den ich auf die menschliche Rasse gelegt habe, sind auch alle gleich zu behandeln. Es unterscheidet uns nur die Einstellung zu den verschiedensten Themen, die diese Welt umweben und wie wir mit ihnen umgehen. Sei es Gerechtigkeit, Politik, Mord, Gier, Hass, Geschichte oder Liebe... aber im Inneren sind wir alle gleich.", so hob sie vorsichtig wenn auch verunsichert den Blick aus den goldenen Augen ihrerseits und legte ihn in jenen des jungen Mannes. Sie hatte eine harte Miene auf ihrem Gesicht liegen, gekräuselt hatte sich ihre Stirn, welche von den etwas kürzeren Stirnfransen umschmeichelt wurde. "Aber der wichtigste Grund ist... das du der Einzige bist, der mir in dieser von Gräuel gebeutelten Welt geblieben ist. Ich bin mir nicht sicher, welchen Eindruck du von mir hattest, als wir uns das erste Mal gesehen haben. Aber ich bin keineswegs so prunkneidig und geldgierig wie meine Eltern es waren. Ich war bis vor zwei Jahren stets in meinem Zuhause eingeschlossen, kannte die Welt nur durch die bunten Fenster des Festsaales und erlebte vieles als unwahr, wie du ja bereits weißt. Die erste Zeit die ich nun draußen verbringen durfte, war stets unter den Adleraugen der Wachen meiner Eltern gespickt. Jeder Schritt meinerseits wurde gezählt, jede Handlung, jede Bewegung an meine Eltern übermittelt. Du weißt nicht, wie oft ich deswegen Ohrfeigen ausgefasst habe. Als ich ihnen erzählt habe, dass ich tief in mir den Wunsch nach einem einfachen Leben verspürte, hatten sie nur Hohn und Spott übrig. Meinten, warum ich Wünsche habe, wenn mir alles frei zur Verfügung stehen würde was ich brauche. Nie habe ich eine Schule besucht, da ich Zuhause ja genügend Bücher hatte, durch die ich mich lesen konnte. Ich hatte keine Freunde, nie konnte ich mit irgendjemanden Kontakt knüpfen, da ich die reiche, unantastbare, überhebliche Tochter des Stadthalters war.", ihre bebenden Lippen wurden von ihr fest zusammengepresst, als sie ihre Worte gefunden hatte und diese mit Ernsthaftigkeit und Sarkasmus tränkte. "Deswegen Ren... deswegen bist mir du der Liebste, mit dem ich gerade meine Zeit verbringen will. Ohne Vorurteile, ohne Widrigkeiten. Einfach zwei Menschen, die sich nun gemeinsam ihren Weg durchschlagen, um eine bessere Zeit zu finden.", etwas grob nahm sie nun ihr Besteck wieder in die Hände und begann erneut das Fleisch und den Knödel zu zerteilen. Der nervöse Blick ihrerseits war auf dem gewebten Tischtuch vor ihr geheftet, welches vor ihren Augen verschwamm.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ein kleines Schmunzeln entwich den Lippen des Schwarzhaarigen bei den Worten die er von der Blondhaarigen Dame vernahm, doch schnell wich dieses Schmunzeln der Tat. Ren nahm nämlich seinen Geldbeutel hervor um die Wirtin zu bezahlen, doch bemerkte schnell das der zuvor so pralle Geldbeutel an Fülle abgenommen hatte. Ohne die Aufmerksamkeit Anoria's auf sich zu ziehen, legte er ein paar Taler auf den Tisch und stand dann vom Tisch auf. "Du wirst erschöpft sein, schließlich haben wir seit dem Aufbruch aus dem geheimnisvollen Dorf kaum gerastet."
      Ren wandte sich von ihr ab und drehte sich zur Türe, verdeckte sein Haupt erneut mit der Kapuze und schloss seine Augen. "Ich werde mir noch etwas die Beine vertreten und schauen ob ich ein paar Informationen aus den Anwohnern herauskitzeln kann. Später in der Nacht werde ich dann zu dir stoßen. Es würde aber vermutlich zu viel Aufmerksamkeit erregen, wenn ich einfach durch die Vordertür spazieren würde, deshalb hätte ich eine Bitte an dich. Würdest du das Fenster einen Spalt geöffnet lassen? Falls die Wirtsfrau fragen sollte, versichere ihr das ich mich unwohl fühlte und du mich bereits in unseren Raum brachtest."
      Ohne auf ihre Antwort zu warten, nicht in Bedacht wie unhöflich das eigentlich war, schritt der Schwarzhaarige voran zur Türe und stoppte noch einmal abrupt. "Ich danke dir, Ria!"
      Nach seinen doch noch teilweise freundlichen Worten, verließ der junge Mann erst den Raum und dann das Gebäude. Ohne Anoria fiel es ihn leichter nicht aufzufallen, denn auf wen richteten sich die Augen bei einem Paar? Ganz gewiss nicht auf den verhüllten Mann, sondern auf die bildhübsche Dame an seiner Seite. Außerhalb des Gasthauses auf der Straße angekommen, schaute sich der junge Mann kurzerhand um und stemmte seine rechte Hand gegen seine Hüfte. Welche Information Ren, Anoria verbarg war das es auch hier in Ordine eine Arena im Untergrund gab. Nur dadurch konnte eine große Stadt wie diese, trotz der hohen Steuern des Adels, so gut florieren.
      Kühl starrten die rubinroten Augen durch die Finsternis in eine Seitengasse, in welche der junge Mann abbog und dann spurlos verschwand. Dicht folgte ihn der Weißhaarige, welcher nur auf den richtigen Moment wartete um erneut einen schelmischen Spruch über seine Lippen zu bringen.
      Und erneut brach die Nacht eines Kampfes in der Arena ein.
      Wie auch in der Stadt in der alles begann, befand sich dieses Gemäuer unter Tage, doch anders als zuvor war jene mit Wasser umrandet und verfügte mehr über den Anschein einer Arena als die in der Hauptstadt. Man legte hier weniger Wert auf die Kämpfe, sondern mehr auf die Äußerlichkeiten und so verteilten sich die Logen der Zuschauer über den Rändern des Wassers in den Schächten der künstlich angelegten Mine. Wieder waren in ihnen die maskierten Männer und Frauen versammelt und tuschelten umher, während die Kämpfer in der Mitte des Ringes in Reih und Glied standen, nur knapp vor ihnen der Ansager des Spektakels.
      Während der Ansager das übliche Prozedere durchging, durchschweifte der Blick Ren's die Teilnehmer und äußerst schnell prägte er sich das magische Potenzial jener ein. Der ein ward kräftiger, nahe der Statur Bonebreakers, der nächste wirkte schlanker, größer und besaß wohl eher Ausprägungen in der Gewandtheit mit Giften, doch hinter den vielen Kämpfern die anders als Ren weniger schmächtig wirkten befand sich ein weiterer Teilnehmer mit ähnlicher Statur des Schwarzhaarigen. Jener war verdeckt von den größeren Gestalten und Ungetümen, weshalb Ren anfangs gewiss nicht seine Präsenz bemerkte. Als die ersten Teilnehmer in der Mitte verblieben und die restlichen an den Rand verschwanden, vernahm der junge Mann dann doch die letzte Person in der Reihe.
      //..War der vorher auch schon dort?..//
      Die Kämpfe verliefen nicht anders als sonst, blutig, brutal, jubelnd dank der Wetten, oftmals mit Enthauptungen, Verstümmelungen oder bestimmten Hinrichtungen wie das berühmte Ertränken im See. Sinn des Kampfes in der Arena in Ordine war das Wasser blutrot zu tränken, sonst wäre all jenes Geld verschwendet und die werten Adligen scheuten nicht davor Befehle zu erteilen die diesem Ziel näher kamen. Unkonzentriert vernahm Ren nicht die Ausgänge der Kämpfe und versucht vergeblichst das magische Potenzial des letzten Teilnehmer zu lesen. Doch wie bei den Braunhaarigen damals, gelang es den Schwarzhaarigen nicht und die Kämpfe die der Mann bestritt waren zu kurz um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Es dauerte nicht lange bis sich die beiden gegenüber standen, rings rum umgeben von den letzten Resten der anderen Teilnehmern und ihre Waffen zückten. Während Ren mit seiner Sense unter seinem Alter Ego 'Belial' kämpfte, besaß die maskierte Person ihm gegenüber eine Art Langschwert. Es handelte sich nicht um irgendein gewöhnliches Schwert, sondern um eine Alchemie-Waffe höchsten Grades an derer es weder am Katalysator noch an der Magie selbst gegeizt hatte. Bei solch einer atemberaubenden Waffe überkam den Schwarzhaarigen erneut das Gefühl der Unsicherheit. Weshalb besaß die Waffe ein solches Potenzial doch der Anwender selbst nicht das geringste? Kalt lief es ihn den Rücken runter, als sein Gegenüber vor ihn auftauchte und mit einem Schwertstreich gegen seine Sense schlug. Ren ließ das Gefühl nicht los ein Grinsen unter der Maske zu spüren, ein bekanntes Grinsen. Unter den beiden eröffnete sich ein Schlagabtausch unmenschlicher Art, der die Zuschauer bedingungslos zum Staunen brachte. Mal drängte Belial den Maskierten zurück, mal ging es in die ganz andere Richtung. Nach einigen Konfrontationen stolperte Ren fast über den Rand der Arena ins Wasser, fing sich aber und parierte den Schwertstreich seines Feindes mit dem metallenen Stab der Sense, drängte ihn gar mit roher Gewalt zurück und schaute schnaufend auf sein Gegenüber.
      //..Seine Reflexe sind unmenschlich, seine Bewegungen nicht durchschaubar, seine Kraft übernatürlich. Während eine normale Person 0.3 Sekunden braucht um zu reagieren, ist es mir mit dem unbarmherzigen Training meines Meisters gelungen diese Zeitspanne auf maximal 0.1 Sekunden zu verkürzen, doch er scheint selbst diese 0.1 Sekunden zu unterbieten.. Was musste er durchleben um an solch eine Stärke zu gelangen?..//
      Zur Überraschung des Schwarzhaarigen, hob sein Gegenüber die Hand und winkte zur Seite ab. Dies war das Zeichen dafür den Kampf aufzugeben und so war es am Ende doch Ren der siegreich aus jenem hervorging. Zwar gefiel es den Adligen nicht, doch war es ihre Regel. Der Preis dafür, war jedoch das Verbot an einer weiteren Teilnahme jeglicher Art Untergrundkämpfe. Wenn diese Person also von Anfang an keinen Bedarf hatte an diesen Aktivitäten teilzunehmen, wieso nahm er dann in erster Linie teil?
      Nein, das war nicht die einzige Frage die sich Ren stellte, der sich schleunigst auf die Spur machte den Maskierten zu folgen doch von den Ansager unterbrochen wurde um die gewonnen Taler in Empfang zu nehmen. Zwar versuchte der Schwarzhaarige den penetranten Mann abzuwimmeln, doch gelang es ihn nicht sich rechtzeitig freizuwinden und so schnell wie er die Spur aufnahm, verschwand sie auch schon wieder.
      Es verging einige Zeit, bevor Ren durch das versprochen geöffnete Fenster stieg und sofort im Nebenzimmer verschwand um sich von seinem Gewand zu befreien und seine Wunden zu versorgen. Nicht oft kam es vor, das er nach einem Kampf in der Arena so viele Blessuren und Prellungen mit sich brachte, doch diese Person war ein wirklich harter Gegner.
      //..Wer war dieser Mann nur?..//
      Unweit des Gasthauses entfernt, enthüllte sich eine Gestalt hinter einem aufgestellten Fackelhalter. Es handelte sich dabei um den Braunhaarigen Mann, den Anoria und Ren an der Zemuria Festung trafen. Erneut widmete sich sein schelmisch Grinsendes Gesicht in Richtung des geöffneten Fensters durch welches Ren nur wenige Minuten zuvor gestiegen war.
      "Der Schrecken des Todes.. Welch interessante Fähigkeiten er besitzt. Vielleicht ist es mir möglich mit seiner Hilfe.."
      Der Braunhaarige stoppte in seinem Satz und schüttelte danach kurz den Kopf. Ohne seinen Satz zu einem Ende zu bringen, durchstreifte sein Blick für einen kurzen Moment die Umgebung, bevor er in der Finsternis der Straßen verschwand.
    • Nachdem die junge Frau ihre Gedanken geäußert hatte, schaufelte sie die Reste ihres Mahles in sich hinein und beobachtete Ren nur im Augenwinkel, wie er letztendlich den Raum verlies. Mit einem verärgerten Aufseufzen, lies sie das Besteck neben das Teller fallen und stütze den Kopf in ihre offenen Hände ab. Ihre Ellbogen ruhten am Tisch. Anorias ratloser Blick aus den großen, goldenen Augen starrte auf die weiße Platte hinab und ein seichtes Kopfschütteln entkam ihr. "Ach Ren...", murmelte sie stimmlos und schloss mit einem erneute schweren Seufzen ihre Augen. Kurz verweilte die Blonde Dame noch in dieser Position, beruhigte ihren Atem und ihre Gedanken, ehe sie dann schlussendlich aufstand, das Geld nahm und vom Hinterzimmer in die Gaststube trat. Dort überreichte sie der Wirtin die goldenen Münzen, bedankte sich etwas unterkühlt bei ihr und erhielt im Gegenzug einen kleinen Zimmerschlüssel, welcher als Anhänger einen kleinen silbernen Bleifisch hatte. Den Blick auf das Tier gerichtet schlurfte sie vom Thresen weg und stieg die schmalen Stufen empor. Man legte in dieser Gaststätte wohl Wert auf Verspieltheit, da an jeder Zimmertür ein anderes Tier oder Wassersymbol hang um die Zugehörigkeit des passenden Schlüssels zu zeigen. Anoria ging den Gang im ersten Stock von vorne bis hinten ab doch fand sie keinen Fisch und machte sich auf den Weg in den zweiten Stock. Dort hingegen fand sie die dunkelhölzerne Türe auf Anhieb. Sie sperrte den Raum auf und huschte hinein. Gleißend fiel das Sonnenlicht durch das doppelfügelige Fenster auf einen Schreibtisch hinab, links davon stand ein Bett und auf der rechten Seite führte eine weitere Türe in ein anderes kleines Zimmer.


      Während sich Anoria in dem doch etwas chaotisch wirkenden Zimmer umsah, genoss sie jedoch durchaus den optimierten Komfort, welcher hier im Gegensatz zur letzten Herberge überwog. Es gab einen Schrank, in welchem man das nötigste verstauen konnte, wobei die beiden ja sowieso ohne Gepäck reisten. Etwas verloren lies Anoria ihre Hand über die hölzernen Einrichtungsgegenstände streichen, ehe sie die Fenster öffnete. Es hatte einen etwas muffeligen Geruch, was wohl auch daran lag, dass manche Deckedielen fehlten und die Nässe von Regen somit ungehindert in den Raum eindringen konnte. Neugierigen Blickes lies Anoria ihre großen Augen durch das Zimmer gleiten und sah auch kurz in das kleinere hinein, welches an das erste anschloss, doch bot dieses ebenso bloß ein Fenster und ein weiteres Bett. Ein plötzlicher Windstoß fuhr durch die Fenster, lies die auf dem Schreibtisch gehörigen Blätter wild auf den Boden flattern und schlug mit einem lauten Knall die Türe zu. Vom Schreck kurz gefesselt, atmete Ria durch und erinnerte sich dann daran, was Ren ihr geraten hatte. Sie sollte sich wirklich ausruhen. Kaum hatte sie daran gedacht, schlich sich auch ein unglücklich müdes und langes Gähnen über ihre Lippen und ihre Beine trugen sie ans Bett im ersten Raum. Schlampig zog die junge Frau ihre Schuhe aus, nahm ihren Mantel von den Schultern und legte ihr Schwert unter die Matratze, ehe sie sich mit einem erschöpften Ächzen in die Decke fallen lies. Einige Zeit drehte sich die Blonde noch rastlos auf dem Bett herum, doch wurde es auch draußen langsam dunkler und tauchte das Zimmer in ein seichtes Orange. Der Wind pfiff beruhigend um das Fenster und die Schindeln, draußen hörte sie Blätterrascheln, welches Anoria dann doch in ruhigen Schlaf wiegte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Es waren meine Erinnerungen. Doch wirkten sie so fremdlich, als würde ich sie durch die Augen eines Anderen erblicken. Gewiss sah ich nie mein Ebenbild in diesen Träumen, doch war das wirklich notwendig? Schließlich handelten es sich um meine Augen, um meine Gedanken und um meine Gefühle.
      Weshalb kam mir der Name 'Ren' dann so befremdlich vor? Und was bedeutete der traurige Gesichtsausdruck des Weißhaarigen Jungens, der ebenfalls in meinem Träumen auftauchte, ungleich seines Auftretens außerhalb meiner Träume?
      'Du wirst sie nicht finden! Sie weilt unlängst nicht mehr unter den Lebenden!'
      Diese sich ständig wiederholenden Worten meines ungewollten Begleiters, die seine Lippen mit jenem schelmischen Grinsen verließen deren Worte mich in Verzweiflung stürzen wollten. Seine Seele wirkte genauso verloren wie meine, doch empfand ich keine Sympathie für ihn. Vielleicht, gerade weil wir uns in dieser Hinsicht so ähnelten und er es viel besser überspielen konnte? Wie tausend Nächte zuvor, stellte sich mir erneut die Frage wer dieser Junge überhaupt war und weshalb er mir folgte seitdem ich im Besitz des Buches gelangt war. Nicht nur für das Wohl meiner Schwester, sondern auch zur Aufdeckung der Wahrheit musste ich dieses Grimoire öffnen, koste es was es wolle.

      Umgeben von unendlicher Dunkelheit, hielt der Schwarzhaarige junge Mann das Buch des Schicksals in seinen Händen, umzäunt von den unbändigen Ketten der Verschleierung. Als sich die Augenlider des Mannes öffneten und seine purpurnen Augen auf das Grimoire in seiner Hand blickten, zersprangen die Ketten in tausend Teile und ein glühendes leuchten erhüllte die Seiten des Buches das sich von selbst öffnete und durch die Seiten blätterte. Vor dem Schwarzhaarigen offenbarte sich die Gestalt des Jungen, der seine rechte Hand in seine Richtung ausstreckte und auf das Buch legte. Ganz anders als sonst, verzierte sein Gesicht ein sanftmütiges Lächeln.
      Der Traum endete als die unbändigen Lichtstrahlen, durch das vor dem Schreibtisch befindliche Fenster, in das Gesicht das am Tisch eingeschlafenen jungen Mannes schienen.
      Nachdem Ren am Vorabend seine Wunden versorgt hatte, setzte er sich an den Schreibtisch um noch etwas zu recherchieren. Unter seiner Wange befand sich die geöffnete Seite eines Buches, welches er einst aus einer Bibliothek entwendete. Dieses Buch handelte um die Geschichte des Landes und deren Legenden, darunter auch die Akasha Chronik, doch wie geahnt fand sich in dieser kein Hinweis auf einen alternativen Weg das Grimoire zu öffnen. Nun endlich öffneten sich die tiefroten Augen des Mannes leicht, schlossen sich aber in der Blendung des Lichtes und zwinkerten wirsch bevor er sich an die Lichtverhältnisse gewöhnen konnte. Als Ren seinen Kopf erhob, blieb an seiner Wange die Seite des älter wirkenden Buches kleben. Der Schwarzhaarige rieb sich seine Augen und schaute verschlafen in Richtung Anoria's Bett. "Guten Morgen", entwich es ihm mit sanftem Ton aus Gewohnheit, wie auch nach den Nächten zuvor die sich die beiden einen Schlafplatz teilten.
      Seit fast einen Monat reisten die beiden nun zusammen und bauten ein zutrauliches Verhältnis zueinander auf, welches ebenfalls aus diesen morgendlichen Ritualen bestand.
    • Anoria wurde diese Nacht wie sonst von diesem unerklärbaren Traum heimgesucht. Nein. Heute konnte die junge Frau endlich einmal durchschlafen und wurde noch nicht mal von dem ankommenden Ren in der Nacht geweckt. Ruhig ging der Atem ihrerseits, unwissend rollte sie sich in die Decke ein, auf welcher sie zuvor lag. Der nächste Tag kam schneller als gewollt und das leise Zwitschern der Vögel drängten der Blonden Bewusstsein wieder hervor und sie merkte, wie sie ihre Umgebung langsam wieder wahrnahm. Mit einem leisen, verschlafenen Ächzen drehte sich ihr Körper von der Wand weg und ihre Hände rieben unkoordiniert über ihre Augen. Als sie die murmelnde Stimme des Schwarzhaarigen vernahm, kehrte auch Anoria ihren Kopf herum und erblickte zugegebenermaßen noch relativ verschwommen, Ren am Tisch neben ihr. "Morgen.", gab sie bloß etwas heiser zurück und setzte sich auf. Die junge Frau erkannte, dass Ren mal wieder Bücher gewälzt haben musste und so zog sich ein kurzes Schmunzeln über ihre Lippen. "Hast du Erfolg gehabt bei deiner Unternehmung?", mit verhaltenen Worten stellte sich Anoria auf die Beine und schlurfte zur Tischecke nur um sich auf dieser niederzulassen. Nachdem sie gesprochen hatte, griff sie sich an ihre Hals und zog besorgt ihre Augenbrauen zusammen. Anoria konnte nicht wirklich sagen warum, aber schmerzte er ihr nach dem Schlucken. Möglicherweise ein Anzeichen der Überanstrengung der letzten Tage. Zumindest hoffte die Blonde das. Sie konnte sich wirklich nicht leisten, jetzt krank zu werden. Ren gab ihr in der Zwischenzeit eine Antwort und Ria nickte verstehend, auch wenn sie ihm im Moment nicht wirklich zugehört hatte. So sah sie dem Paar Rubinroter Augen kurz etwas verständnislos und müde entgegen, ehe sie sich für ihre Unachtsamkeit entschuldigte. Draußen war die Sonne bereits gewandert und warf nun ihre breiten Strahlen durch die Fenster und tauchte das Gesicht des jungen Mannes und dessen Haar in warmes Licht, sodass die Schwärze in diesen aufgebrochen wurde. Anoria lachte hölzern auf und hob überrascht die Augenbrauen. "Interessant.. deine Haare haben einen nussigen Braunstich in der Sonne. Das ist mir so noch nie aufgefallen.", ein nett gemeintes Schmunzeln trat auf die rosigen Lippen der jungen Frau und sie wuschelte Ren kurz unbedacht durch die Haare. Zuvor hätte sie so eine Geste wohl nicht gewagt, doch passte es in diese etwas amüsante Situation der zwei verschlafenen Gestalten.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • "Hm?", entgegnete der Schwarzhaarige lediglich als sich die junge Dame aus ihrem Bett erhob, zu ihn trat und ihn während des Laufens auf seine nächtlichen Recherchen ansprach. "Ah.. Nein. Ich hatte keinen Erfolg bei meiner Suche. Ich dachte mir wenn ich die Geschichten des Landes und deren Legenden durchforste, dann erhalte ich nähere Informationen zur Akasha-Chronik, doch das einzige was ich fand waren Märchen von Titanen die gegeneinander kämpften und die Krater in der Landschaft in unserer Nähe erzeugten. Die Flüsse Ordine's sind angeblich die letzten Überreste des großen Meeres, das durch den Kampf der zwei Titanen-"
      Ihr Desinteresse stoppte seine Worte abrupt und als sie sich dafür entschuldigte kratzte er sich einfach nur am Hinterkopf. "Nicht so wichtig.."
      Seine Augen wurden schlussendlich schmaler als sie ihre Hände durch seine Haare wühlte, doch ließ Ren diese Geste mit einem simplen Seufzen über sich ergehen. Schon länger bemerkte er nun die kratzige Stimme seiner Weggefährtin, was dazu führte das der Schwarzhaarige seine Sitzhaltung aufgab um auf die Höhe der jungen Dame zu kommen und in den Stand überging. Seine linke Hand legte sich auf seine Stirn, während seine rechte Hand vorsichtig die Strähnen Anoria's zur Seite strich und auf der ihren die Körpertemparatur maß.
      Ihre überraschte Reaktion entlockte den Schwarzhaarigen ein winziges und kurzes Lächeln, bevor er seine Hände wieder von ihrer und seiner Stirn entfernte und mit der Innenseite seines Zeigefinger ihr Kinn leicht anhob sodass ihr Gesicht zu ihn hinauf schaute. "Aaaah!"
      Erst nach einigen Sekunden verstand Anoria was mit den Wortlaut 'Aaaah' gemeint war und öffnete ihre Lippen leicht um diesen Ton von sich zu geben. Ob es nun widerwillig war oder nicht, konnte Ren nicht erahnen, doch innerhalb ihres Rachenraumes erkannte er einige kleine rötliche Bläschen. "Dacht ich es mir.."
      Die Hand des jungen Mannes löste sich vom Kinn seines Gegenübers und er drehte sich zum Tisch. Dort umfasste er einen Beutel voller Gold, jener der am Abend zuvor weitaus schmaler wirkte, und wandte sich wieder zur Blondhaarigen Dame.
      "Lass uns etwas Honig gegen deine Halsschmerzen besorgen. Für gewöhnlich würde ich sagen gönn dir etwas Bettruhe, doch so wie ich dich kenne, wirst du dir lieber die Stadt ansehen wollen und etwas frische Luft wird dir sicher nicht schaden. Wenn wir einmal dabei sind können wir auch Ausschau nach einem Mantel für dich halten, bevor sich die Entzündung deines Rachenraums wirklich noch in eine Erkältung oder gar in eine Grippe umwandelt."
      Anoria wirkte zufrieden, doch wie eine Frau eben war, wollte sie sich erst fertig machen bevor sie in die Öffentlichkeit trat und verschwand ins Nebenzimmer. Während der Zeit des Wartens wuschelte sich der junge Mann seine Haare zurecht, warf sich seinen Mantel über, verstaute das Buch in sein Reisegepäck und öffnete das Fenster. Danach kümmerte er sich darum die Bettdecke Anoria's wieder zusammenzufalten und schüttelte ihr Kissen aus. "Hm?"
      Als er realisierte was er dort tat und keine Anstachelungen des Weißhaarigen ertönten, schaute sich der Schwarzhaarige im Raum um, doch von seinem ungewollten Begleiter fehlte jegliche Spur.
    • Überrumpelt lehnte sich Anoria etwas zurück, als Ren ihr so plötzlich näher kam. "Was... was... machst du...", entkam es ihr nur kleinlaut, als sie seine kühle Hand an ihrer Stirn fühlte. So peinlich berührt wie die junge Frau eben war, schaffte sie es auch nicht ihren glasigen Blick auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen vor ihr zu halten. Also drifteten ihre güldenen Augen etwas ab und ihre Augenlider senkten sich zur Hälfte hinab. Ren untersuchte sie... sie seufzte stumm und wagte danach nur scheu, ihren Kopf wieder zu heben. Als er dann meinte, sie sollten in die Stadt um Honig zu kaufen, weiteten sich ihre Augen jedoch schlagartig und ein frohes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie hatte noch viel zu wenig von dieser Stadt gesehen. Und das, was die Blondhaarige gestern an Eindrücken eingefangen hatte, war noch viel zu wenig für Anoria gewesen. Ein Nicken bestätigte Rens Vorschlag und so verschwand die junge Frau nochmals kurz ins Nebenzimmer. Auch wenn sie auf ihr Aussehen zurzeit wirklich keinen Wert legte, so wollte sie trotzdem ihre Haare richten. Immerhin hatte sie sich seit guten zwei Wochen nicht mehr im Spiegel gesehen. So trat sie näher an das gläserne Objekt heran, welches doch zerbrochen erschien. Es fehlten einige Stücke in den Ecken des Glases. Anoria suchte sich eine Stelle, wo sie noch am meisten von sich selbst erkennen konnte und öffnete ihre Zopf, nur um das Wirre Goldblond ihrer Haare vor dem Gesicht zu haben. Sie pustete sich die Strähnen von der Stirn. Ihre zarten Finger glitten dann durch die einzelnen Haarpartien und ebneten, sowie entwirrten diese. Danach warf sie die Mähne über ihren Kopf nach vor und wuschelte erneut durch diese, ehe ihre Hände diese wieder umfassten und einen erneuten, ordentlicheren Zopf banden. Mit einem kurzen Ruck zog sie diesen noch etwas enger, als Anoria ihren Rücken wieder begradigte. Mit neugierigen Augen trat sie nochmals kurz näher an sich im Spiegelbild heran um sich zu begutachten. Ein weiteres Lächeln schob sich auf ihre Züge, ehe sie das ungute Kratzen wieder im Halse verspürte und sich fast instinktiv an diesen griff. Sie sollten wirklich los.
      So trat die junge Frau wieder aus dem Nebenraum hervor und sah kurz überrascht auf ihr gemachtes Bett. Ren stand bereits wartend in der Türe und blickte zum Flur hinaus. Mit schnellen Schritten trat Anoria an ihn heran und forderte ihn mit einem "Gehn wir?" zum Verlassen des Raumes und der Gaststätte auf. Wenige Augenblicke später standen die beiden auch schon wieder auf den befüllten Straßen Ordines und die junge Frau wusste nicht, wo sie anfangen sollten herumzuspähen. Wahrlich, diese unglaubliche Größe der Stadt begeisterte Anoria ungemein. Auch wenn sie Ren gerne so etwas wie "Wo sollen wir zuerst hin?" oder "Was interessiert dich am meisten?", fragen würde, so wusste die junge Frau, dass sie nichts dergleichen sagen wird. So warf sie ihm nur einen kurzen Blick zu und bog linksseitig auf die Hauptstraße ein. Links und rechts von ihnen floss unentwegt das Wasser entlang. Das stete Rauschen umhüllte das gesamte Geschehen, welches sie umgab. Ihr kamen viele Personen entgegen, mit Gesichtern, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Möglicherweise lag es an ihrem nicht allzu guten gesundheitlichen Zustand, doch verzerrten sich viele der Menschen vor ihrem Blick in verzerrte Fratzen. Ihr Blick huschte schnell von links und rechts, sie hörte plötzlich ein immer lauter werdendes Summen in ihren Ohren und ehe in ihr die Panik hochstieg, drehte sie sich zu Ren und versteckte ihr starres Gesicht an seinem Oberarm. Sie merkte, wie er sich ihr zuwand, doch blieb er stumm. Es schien, als würde er verstehen, ohne auch nur ein Gespräch beginnen zu müssen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ungestüm umfasste die raue Hand des jungen Mannes die zärtliche Hand der Blondhaarigen Dame und zog sie mitsamt ihres Körpers in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren. Nachdem der Schwarzhaarige im Eilschritt die Brücke verließ, bog er, dicht von Ria verfolgt, in eine un-offensichtliche menschenleere Seitengasse ab. In der Schwärze wurde schnell deutlich das es sich um ein Lagerplatz für Kisten handelte, ungefüllt, denn wo sonst sollte man sie hinbringen? Reges Getümmel herrschte auf der Hauptstraße, doch schien nun alles in weiter Ferne, gar als würden die Gestalten die Anoria sah nicht an diesen Ort gelangen können. Die Gasse war nicht gerade groß, nur knapp ein bis zwei Meter trennten Anoria und Ren voneinander. Nachdem die Hand des Schwarzhaarigen die der jungen Dame losließ, lehnte jener sich an die Wand und verschränkte seine Arme vor seiner Brust, fixierte aber mit seinem wie sonst auch ernst wirkenden Augen das bleiche Gesicht seines Gegenübers an. Ein Moment der Stille durchdrang die Umgebung und Schwere füllte die Luft, denn nur der erschnellte Atem Anoria's wurde deutlich der sich langsam, aber stetig wieder zu normalisieren begann. Ren vermochte in diesem Moment nichts zu sagen, denn ihm fielen nicht die passenden Worte ein. Erst nachdem sich die Schnappatmung der jungen Dame reguliert hatte, öffneten sich die Lippen des Schwarzhaarigen leicht als würden jeden Moment Worte aus ihnen rausströmen, schlossen sich aber schnell wieder bevor sich sein Gesicht leicht zu der Seite neigte, an denen die Kisten ruhten.
      "Geht es wieder?", fragte er noch immer zu den Kisten starrend. "Möchtest du zurück ins Gasthaus?"
      Obgleich es Unhöflich war beim Sprechen nicht in ihr Gesicht zu schauen, fiel es den jungen Mann in dieser Situation leichter.
    • Während der junge Mann sie so haltlos von Dannen zog, waren Anorias Augen geschlossen. Sie musste diese Lautstärke, dieses Wummern und Surren in ihrem Kopf unter Kontrolle bringen. Es war ihr gar nicht aufgefallen, dass sie zu hyperventilieren begonnen hatte. Doch erst, als sie nun zu weit in dieser Gasse standen, nun sie hockte und Ren lehnte vor ihr an der Wand, erkannte sie, wie sehr sie nicht unter Stress stand. Die Blonde verstand nicht... nie hatte sie Probleme mit Menschenmengen gehabt, im Gegenteil. Sie empfand es als erfrischende Abwechslung, neben dieser Öde im Anwesen unter sprudelnde Energie und Farben zu kommen. Aber nun... sie fürchtete die vielen fremden Gesichter, die sie anstarrten, sie brandmarkten und bewerteten. Mit zusammengepressten Augen saß die junge Frau am Boden und fühlte sich wie ein Häufchen Elend. Nur langsam konnte sie ihren reagierenden Organismus wieder beruhigen. Möglicherweise war es auch der Umstand, dass sie bis vor kurzem noch verfolgt wurden und sie nicht sagen konnten, ob in dieser Hülle an Personen nicht der Feind saß und nur darauf wartete, ihnen den kalten Stahl von Messer und Degen durch die Körper zu rammen. Erst als Rens Stimme ihr Ohr erreichte, hob sie den Blick und starrte aus glasigen Augen auf den grauen Boden hinab, welcher mit Staub und kleinen Steinchen übersät war. Der Schwarzhaarige fragte sie, ob es wieder ginge und ob sie ins Gasthaus zurück wollte. Doch Anoria schüttelte den Kopf und schluckte den dicken Klos hinab, welcher sich in ihrem zarten Hals gebildet hatte. "Nein... ich glaube, dass war einfach die Aufregung... möglicherweise werde ich doch krank und spüre meinen geschwächten Körper. Wir... wir können ruhig weitergehen.", sie verharrte noch einen kurzen Moment in ihrer Hockstellung, ehe Anoria sich auf die Beine hievte und Ren vorerst mit ihrem Blick auswich, dann aber diesen suchte und ihm mit einem neutral wirkenden Nicken das Zeichen gab, dass sie es erneut versuchen können, durch die Stadt zu wandern. Er trat an ihre Seite und sagte ihr erneut, dass es nicht schlimm wäre, wenn sie am Zimmer warten wollte. Doch erneut verneinte Anoria und richtete ihren Körper gerade. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hob das Kinn an. Selbstsicher sah sie dem Schwarzhaarigen entgegen. Dieser hob nur eine Augenbraue, verlies dann aber die Gasse. Anoria zögerte zwar noch einen Moment, hastete ihrem Begleiter dann aber hinterher. Erneut versuchten sie, langsam in die Stadt vorzudringen. Nun waren auch weniger Menschen wie zuvor auf den Straßen. Dies lag wohl daran, dass es zur Mittagsstunde schlug und viele wieder in ihre Häuser zurückkehren um Essen zu kochen oder ein kleines Nickerchen zu machen. Und Anoria sollte es nicht bereuen, denn das was die junge Frau erblicken konnte, verschlug ihr mehr als einmal die Sprache.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Kaum bogen sie um die Ecke, durchströmte den Schwarzhaarigen ein äußerst unangenehmes Gefühl ähnlich dem eines Messerstichs durch den Brustkorb. Für einen kurzen Moment weiteten sich seine Augen, durchschweiften die Umgebung doch nahmen nichts außergewöhnlich wahr.
      //..Dieses Gefühl. Was macht ER hier?! An einen Ort wie diesen.. Kann es sein das er mich durchschaut hat?..//
      Seine Augen waren geschlossen, wie auch sonst, denn den zwei Gefährten kamen Gestalten entgegen die sich als Dorfbewohner entpuppten, doch sich nicht in das Gedächtnis des jungen Mannes einbrennten. Nachdem sie die prunkvolle Brücke überquert hatten folgte ein großer Platz, dessen Wegesränder von wenigen Marktständen verziert waren, die dennoch ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment an Waren besaßen. Zwischen den Marktständen führten bepflasterte Wege zu Haustüren oder Seitengassen, davon gab es zu Genüge in dieser Stadt. Ein Händler wank die beiden zu sich, fragte ob sie sich für Schmuck interessieren würden, wie sie zueinander standen und bekam die übliche Ausrede mit der Verlobung. So versuchte er vergeblich den Schwarzhaarigen jungen Mann zu überreden, seiner 'Verlobten' eine Halskette zu schenken die er natürlich erst vom Händler kaufen müsste für ein 'Sonderangebot'.
      Höflich lehnte Ren jedoch ab, bemerkte aber schnell das er so wohl nicht an Informationen heran kommen würde. Also wandte sich seine Hand willkürlich zu einer Stelle und umfasste einen Armreif. Diesen nahm er in die Hand, zog mit seinen Fingern die Linien nach, da er 'blind' war, und nickte zufrieden. Er fragte den Händler nach einem Preis, feilschte und bekam somit das 'Geschenk' für Anoria weitaus billiger.
      "Sagt, Herr!"
      Der Händler blickte auf und schaute den jungen Mann ins Gesicht. "Es gibt zwei Dinge die ich gern in Erfahrung bringen würde. Gibt es hier in der Nähe einen Kaufmann in dessem Angebot sich Honig befindet?"
      Der Händler nickte und erzählte das ein Laden für Gemischtwaren in der Nähe aufzufinden wäre, dieser jedoch nur zu bestimmten Tagen Honig verkauft, der dementsprechend schnell ausverkauft sein würde und das sie ihre Hoffnungen nicht zu hoch schrauben sollten.
      "Habt Dank. Es gäbe da noch eine zweite Frage die mich brennend interessiert."
      Der genaue Wortlaut des Mannes lautete wohl: "Nur zu, junger Herr!", doch so genau erinnerte sich Ren nicht mehr daran. "Sagt ihnen der Name 'Van Zephyr' etwas?"
      "Gewiss sagt mir der Name etwas. Van Zephyr ist seit 3 Jahren der Landherr Ordines. Nach den vorzeitigen Ableben von Lord Hamil, übernahm die Hauptstadt die Befehlsgewalt über den Ort und handelte schnell. Mit der Ernennung Lord Zephyrs unterband man den Ausbruch einer Massenpanik. Es ist jedoch ziemlich merkwürdig das sich alles so schnell entwickelt hatte."
      "Wie meinen?"
      "Nun, nach dem Ableben des werten Lords vergingen weniger als 12 Tage als bald Lord Zephyr auserkoren wurde über Ordine zu wachen."

      "Ein Segen, das der Hauptstadt so viel am Wohl dieses Ortes liegt. Ich bedanke mich für eure Zeit, Herr."
      Der Mann nickte und schaute mit einem zufriedenen Grinsen auf das Paar, bevor er seine Arme vor seiner Brust verschränkte. "Gehabt euch wohl. Möge der Lord über euch wachen!"
      Mit einem aufgesetzten Lächeln nickte der Schwarzhaarige lediglich bevor er Anoria kurz anstupste und ihr so signalisierte weiterzugehen. Ihre Schritte trugen sie über den gähnend leeren Platz. "Lass uns im Gasthaus alles zusammenfassen, hier haben die Wände Ohren!", flüsterte der junge Mann gerade so laut genug das Anoria es verstehen konnte. Ein einfaches Nicken zeigte ihr Einverständnis. Nicht weit gelaufen, stoppte der Schwarzhaarige abrupt und drückte der Blondhaarigen Dame den Armreif in die Hand. "Du kannst damit machen was du möchtest. Ich habe keine Verwendung dafür!"
      Ihr nächstes Ziel war der Gemischtwaren Laden.
    • Es war nicht viel, was Anoria von dem Gespräch zwischen Ren und dem Händer verstand. Nur der Name Van Zephyr, diesen konnte sie eindeutig zuordnen. Sie begutachtete den Armreif, den ihr der Schwarzhaarige mehr oder weniger als Vorwand gekauft hatte und drehte das goldene Schmuckstück zwischen ihren Fingern herum. Er war eine durchgehende Welle in welche immer wieder einmal kleine, blau leuchtende Edelsteine eingelassen waren. Ein perplexes "Hm" entkam der Blonden. Er gefiel ihr komischerweise ziemlich gut, auch wenn sie auf solche Gefälligkeiten wie Schmuck nie wirklich Wert gelegt hatte. Als Ren sie dann von der Seite anstupste und ihr somit anriet, weiterzugehen, setzte Anoria sogleich einen Schritt vor den anderen. Sie verstand natürlich, was ihr Begleiter ihr mitteilen wollte und nickte somit stumm. Auch als Ren meinte, sie könne mit dem Armreif machen was sie wollte, musste die junge Frau nur grinsen. Er zierte bereits ihr Handgelenk und würde der junge Herr neben ihr die Augen geöffnet haben, so würde sie wohl im Moment mit diesem vor seiner Nase herumwedeln, doch belies sie es bei einem einfachen "Alles klar." Nur kurze Zeit später erreichten sie nun auch den angestrebten Gemischtwarenladen. Es war ein kleines Häuschen am Eck zu einer weiteren Seitenstraße. Vor der weißen Hausmauer standen kleine Glasfläschen, welche mit seltsam wirkenden Flüssigkeiten, Kräutern, Gräsern und eingelegtem Obst und Gemüse gefüllt waren, polierte Steine, wohl als Glücksbringer gedacht, Ketten aus Gebetsmünzen und kleinere Holzstatuen von Göttern oder dergleichen. Neugierig beäugte Anoria all die kleinen Dinger, da sah sie Ren, der neben ihr hinein in die Stube verschwand und folgte ihm sogleich. Im Inneren des Häuschens setzte sich das Sammelsorium von draußen fort, nur viel größer und abstruser. Die junge Frau konnte kaum alles benennen, was von der Decke hing, doch erkannte sie einiges. Küchenutensilien, Pfefferminze, getrocknete Tomaten, Knoblauch, Fliegenklatschen und noch einiges mehr, zierte die etwas von Spinnenweben verwobene Decke. Der Schwarzhaarige hatte sich in die Mitte des Raumes begeben und "sah" sich um. Langsamen Schrittes schloss die Goldäugige zu ihm auf. Erst jetzt bemerkte sie die Präsenz der alten Verkäuferin hinter dem Bambusrohr-Raumtrenner. Die silbrigen Augen der Großmutter glänzten beinahe gefährlich dahinter hervor, als sie die beiden so uninterpretierbar musterte. Das legte Ria einen bitteren Geschmack auf die Zunge. Zu sehr erinnerte sie diese Szene eben an das kleine, verfluchte Dörfchen. So räusperte sie sich krz und beugte sich näher an Ren. "Ich schätze, ich kann mir den Honig selber kaufen. Du kannst ruhig draußen warten... Schatz.", fast brachte sie das Wort nicht über ihre Lippen. Unsicher atmete Anoria tief durch und warf Ren einen kurzen Seitenblick zu. Kurz wartete Anoria auf seine Reaktion, doch als sich der junge Mann dann doch hinausbewegte, atmete sie durch, denn endlich vernahm sie auch das gewünschte Rascheln von hinter der Trennwand.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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