Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • "..."
      Stumm veränderte sich das freundliche Lächeln des Schwarzhaarigen Mannes zu einem kühlen Gesichtsausdruck und mit einem durchdringenden Blick durchstießen die tiefroten Augen die wahren Gefühle, die das Mädchen in ihren Worten verbergen wollte, doch mit ihren Taten offenbarte.
      Als sie ihm den Rücken zudrehte und ihre Worte beendete, überlegte der Schwarzhaarige für einen Moment sein Deception zu beschwören. Doch so schnell wie er kam, verschwand dieser Gedanke schon wieder aus dem Raum der ihn erschuf, denn nicht nur das es unmöglich war innerhalb der nächsten 2 Tage Deception zu beschwören, aufgrund der Nachwirkungen des Erinnerungssiegels, auch konnte der junge Mann nicht all die schmerzvollen Erinnerungen aus ihrem Leben löschen, die dafür da waren sie reifen zu lassen.
      Nachdem sich die junge Frau die Tränen getrocknet hatte und sich in einer zittrigen Haltung zu ihn umdrehte, um das Training fortzusetzen, musste sie mit entsetzen feststellen das die zwei tiefroten Augen schon vor ihr erschienen und der Schwarzhaarige schon zu einem Sprint angesetzt hatte.
      Zwar hielt Anoria schützend ihre Hände vor sich, doch war es kein Angriff der die Folge der Handlung Ren's war. Noch in der Bewegung streckte der junge Mann die Arme zur Seite aus, umfasste die Seiten der Frau und drückte die zierliche Dame in einer Umarmung an seinen Brustkorb. Seine rechte Hand legte sich auf ihr Hinterhaupt, gewiss barg sein Gesichtsausdruck eine gewisse Kühle und Distanz wie sonst auch, doch konnte sie ihr Gesicht in diesem Moment eh nicht sehen.
      Es war eine grausame Welt in die sie nun geraten war, doch war sie nicht allein. Sie entschied sich dafür Ren zu begleiten, ob es nun aus Angst vor der Ungewissheit oder der Verzweiflung der Einsamkeit war. Noch viele Male würde die Welt versuchen die junge Frau zu betrügen, in all jenen Leben, all jener Personen würde einst ein Moment passieren in denen die Welt einen betrügt, doch ein all jener musste dieses Hindernis überwinden und durfte sich nicht der Einsamkeit oder der Ungewissheit hingeben.
      Ren vermochte es nicht auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen, kein Wort der Aufmunterung und auch kein Wort der Mahnung.
      "Sollen wir eine Weile so verharren?"
      Die einzigen Worte die seine Lippen verließen, waren weder überaus freundlich, gar sanft oder aufmunternd gestaltet, noch waren sie genervt, kühl oder herablassend. Es war eben Ren's Art.
      In seinen Erinnerungen stieg lediglich der Gedanke, solch eine Situation einst mit einer Schwester gehabt zu haben und durch seine Geste das Beruhigen der Nerven der jungen Frau erreichte. Ob dies bei Anoria den gleichen Effekt haben würde, war ein weiterer Gedanke der nicht so einfach beantwortet werden konnte. Aber in solchen Momenten erinnerte sich der Revenus daran was sein Lehrmeister ihm einst sagte: 'Du denkst zu viel nach! Versuche mehr aus deinem Bauch heraus zu handeln!'
    • Als Anoria sich umkehrte und in ihrer trostlosen Miene das Trainig fortsetzen wollte, erkannte sie plötzlich, wie ihr der Schwarzhaarige gefährlich nahe gekommen war. Überrumpelt von dieser Tat, wollte sie eben noch ihre Arme schützend vor sich heben, da sie einen Angriff von Ren erwartete. Immerhin hatte er ja gemeint, sie würden ihr Trainig alsbald fortsetzen. Als sich die bandagierten Arme seinerseits jedoch um ihren Körper legten und er die junge Frau an sich drückte, anstatt einen heimtückischen Angriff zu vollziehen, weiteten sich die geröteten Augen Anorias. Ren hatte sie in eine feste Umarmung gezogen und hielt ihre Person nahe an sich. Es verschlug der Blonden für kurze Zeit den Atem und sie lugte über die rechte Schulter des Schwarzhaarigen empor in den blauen Himmel, welcher sich so vereinzelt von dünnen, flauschig wirkenden Wolken durchzogen wiederfand. Als sich die starke Hand des jungen Mannes so zielsicher einen Weg auf ihren Hinterkopf suchte, durchfuhr ein eisiger, wenngleich wohliger Schauer den Körper der Goldäugigen und obwohl sie es nicht wollte, verkrampfte sich die zierliche Dame ein wenig. Für wenige Momente herrschte ein zähes Schweigen zwischen den beiden, als Ren sie fragte, ob sie denn für kurze Zeit so verweilen sollten. Da wurden die Augen Anorias kleiner, ihre Lider senkten sich hinab und sie blickte aus dem kleinen Spalt noch ein letztes Mal in den Sommerhimmel, ehe sie ihre Augen ganz schloss und ein leichtes Nicken von sich gab. Die körperliche Nähe welche gerade zwischen ihnen bestand, lies die junge Frau wieder ruhig werden. Ihre anfängliche Panik flaute ab und hinterlies ein müdes Gefühl in ihren Armen und Beinen. Zaghaft zog sie nun ihren Kopf leicht nach unten und versteckte ihr Gesicht am Schlüsselbein des jungen Mannes. Ruhig, wenn noch etwas unsicher, atmete Ria langsam durch. Fast schon instinktiv hatten sich ihre Hände an dem seitlichen Stoff seines Oberteils festgeklammert, während sie nun mit vielen schweren Atemzügen wieder zur Vernunft kam. Die sachten Bewegungen, welche die Atmung des jungen Mannes auf sie übertrug, durchströmten Anoria gleich einem Beruhigungsmittel. Ren achtete sehr darauf, ihr Wohlbefinden sicher zu stellen. Schmerzlich wurde ihr somit jedoch auch bewusst, dass es nicht immer in dieser Art ablaufen würde. Wenn sie an seiner Seite blieb, könnte es durchaus sein, dass sie sich in die Wolle bekamen und einer den anderen nicht so leicht beruhigen konnte. Ebenso musste sie einfach noch ein Stück mehr an ihrem Selbstvertrauen und an ihrer Selbstsicherheit arbeiten. Würde sie dem jungen Mann mehr zu Last fallen als angenommen, würde sich Anoria wohl doch in Grund und Boden schämen, weswegen es für beide besser wäre, wenn sie sich den Gegebenheiten einfach anpasste. Doch eben im Moment, war es genau richtig. Ria hatte sich entspannt an den Brustkorb des Schwarzhaarigen gelehnt und atmete somit auch verstohlen seinen Geruch ein, welcher ihr ebenso Trost spendierte. Sie konnte nicht sagen, wie Männer riechen sollten, doch hatte Ren etwas einzigartiges an sich, was eine Abneigung gegen ihn fast unmöglich machte. Er roch wärmlich, vertraut, etwas verbrannt und holzig, aber aufrichtig. Somit schob sich ein feines Lächeln wieder auf die Lippen der jungen Frau, ehe sie sich langsam aus der Umarmung schälte. Ren lies auch gleich von ihr ab und sah sie an. Auch wenn sie ihm nicht gleich in die Augen sehen konnte, zu groß war noch ihr Unmut über ihre Aktion, strahlte sie nun positiver und vor allem bereiter. Es würde alles irgendwie klappen, dass wusste Anoria nun. Sie hatte einen großartigen Begleiter an ihrer Seite und sie wollte ihn in keinem Fall enttäuschen. Bestärkt hob sie nun den glänzenden Blick und erwiederte jenen des Schwarzhaarigen, welcher aus dem rubinrot hervorleuchtete. "Lass uns weiter trainieren!", mit einem festen Nicken, vergrößerte sich das Lächeln auf den rosigen Lippen der Blondhaarigen und sie stütze die Hände kurz in die Hüften, ehe ihre zielgerichteten Schritte sie von Ren wegtrugen. Anoria ging in eine leichte Angriffshaltung und stütze sich selbst in die Hocke hinab. Mit einem motivierten Glitzern in den Augen lies sie den jungen Mann vor sich nicht aus den Augen. Umso mehr erfreute es sie, als sie erneut dieses wohlbekannte Schmunzeln in seinen Zügen wahrnahm.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Und so führten die Beiden das Training, nachdem die junge Frau neuen Mut gefasst hatte, fort. Innerhalb der Stunden die ihnen verblieben, bis es zum Abend dämmerte, vernahm Ren wie er sich in ihr getäuscht hatte. Aus irgendeinem Grund besaß Anoria unglaubliche Energiereserven, stand immer wieder auf trotz der minderen Erfolge und kämpfte aus Leib und Seele. Ihr Durchhaltevermögen überragte sein damaliges bei weitem, sodass er seine Zweifel die er noch vor einigen Stunden innerlich veräußerte zutiefst bereute.
      Anoria's Bewegungen wurden geschmeidiger, bekamen ihren eigenen Touche und folgten Instinktiv. Ihre Art zu Kämpfen ähnelte mehr einem Tanz, als würde sie sich bestimmte Schritte einprägen, wiederholen und dennoch nicht an neuen überraschenden Manövern geizen. Zwar gelang es ihr nicht ihr Gegenüber auf den Boden zu zwingen, doch streiften sanfte Schläge ihrer Handfläche nur knapp an verschiedenen Stellen von Ren's Körper vorbei. Der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen, welcher zuvor nicht ernsthaft gegen die junge Dame gekämpft hatte, veränderte sich schlagartig. Seine Pupillen spitzen sich und ähnelten nun mehr den Augen eines jagenden Raubtieres, das seine Beute fixiert hatte.
      Anders als zuvor vernahm der Schwarzhaarige die Bewegungen Anoria's in Zeitlupe, reagierte selbst jedoch im normalen Tempo und drehte sich während des ankommenden Schlages leicht zur Seite weg. Als nächstes umfasste der junge Mann den ausgestreckten Arm der Dame, nutzte seine Schulter als Fixationspunkt und warf Anoria über seine Schulter weg.
      Instinktiv rollte sich die Blondhaarige auf dem Boden ab und schaute dann zu Ren hinauf, dessen Augen noch immer denen eines Raubtieres ähnelten.
      "Das war ein Wurf. Ich möchte das du es probierst!"
      Freiwillig streckte der junge Mann seinen Arm nach vorne aus, ließ dabei seine Hand locker hängen und nahm eine andere Kampfhaltung an um sich schwerer zu machen. "Du hast meine Kampfhaltung gesehen, nicht wahr? Deine Stellung ist schräg seitlich, die Füße rutschen leicht auseinander, dein gesamtes Gewicht verlagert sich auf das vordere Bein. Mein Arm ist der Hebel, deine Schulter ist der Fixationspunkt. Zeig es mir!"
      Erst etwas zögerlich, versuchte Anoria schlussendlich die Schritte zu befolgen, wurde jedoch von Ren der seinen Arm lediglich nach hinten zog mitgezogen und landete so mit den Po auf den Boden. "Du denkst zu viel nach! Versuche mehr aus deinem Bauch heraus zu handeln!"
      Eine Weile lang dachte die junge Frau über die Worte ihres Trainingspartners nach, versuchte es noch einmal doch scheiterte wieder daran. Schweigend schaute Ren auf sie herab und sah zu wie sie sich wieder erhob, bereit einen neuen Versuch zu wagen. Der Schwarzhaarige stemmte seine rechte Hand gegen seine Hüfte und schaute sie streng mit seinen tiefroten Augen an. "Vielleicht war das zu viel auf einmal. Um die Würfe kümmern wir uns morgen, für heute sollte das vermutlich erst einmal genügen!"
      Kurzerhand wandten sich die Augen von ihr ab, in Richtung des sich orange verfärbten Himmels. "Ich hab ohnehin noch etwas zu erledigen. Vielleicht solltest du dein Glück mal bei den Heißen Quellen versuchen? Wir treffen uns jedenfalls heute Abend in der Herberge wieder."
      Nachdem der Schwarzhaarige die verwirrte Reaktion Anoria's vernahm, wandte er sich von ihr ab und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. "Du hast dich heute sehr gut geschlagen! Verlagere dein Gewicht noch etwas besser in deine Arme und Beine, dann besteht die Möglichkeit das du einen plötzlichen Angreifer überrumpeln kannst!"
      Nach seinen letzten Worten begab sich der junge Mann vorerst in Richtung der Herberge um seine Kleidung zu wechseln.
    • Als die beiden ihr Training nun wieder aufnahmen, fiel es der jungen Frau um einiges leichter als zuvor. Besser als gekonnt, führte sie die beigebrachten Taktiken von Ren aus und lieferte sich mit dem jungen Mann einen beachtlichen Schlagabtausch. In Anorias Augen leuchtete nach der Zeit immer mehr ein ehrgeiziges Schimmern auf und ein triumphales Grinsen schob sich zwischen ihre angestrengten Züge. Es machte ihr mittlerweile großen Spaß, ihren Körper auf Hochtouren zu bringen und dem Schwarzhaarigen Paroli zu bieten. Ihre flinke Beinarbeit brachte sie nach vor, zurück, in die Seiten und manchmal sehr nahe und durchaus gefährlich an ihren Gegner heran. Doch streiften ihre Schläge Ren bloß und er konnte immer wieder ausweichen. Gerade als Anoria zum nächsten Hieb ausholte, passierte etwas unvorhergesehenes. "WAS?", schoss es ihr durch den Kopf, als sie pötzlich den Boden unter den Füßen verlor und sich in der Luft wiederfand. Aus dem Augenwinkel erkannt sie den Kopf des jungen Mannes und seine Haare kitzelten kurz ihre Nase, als der nächste Punkt den sie traf, wieder das hohe Gras zu seinen Füßen war. Mit einem ächzen kam Anoria am Boden auf und blieb kurz verwirrt liegen. Ihr Blick traft den des Schwarzhaarigen. Erst ein wenig später konnte sich die junge Frau wieder hochrappeln uns sah Ren überrascht entgegen. Er erklärte ihr im nächsten Moment, dass er eben einen Wurf an ihr vollzogen hatte und verlangte nun, dass sie diesen ebenso ausprobieren sollte. Unsicher schien es plötzlich, als hätte Anoria nun jegliches Talent für den Kampf verloren, so unbeholfen stand sie neben ihm. Er hatte ihr seinen Arm entgegengestreckt und fixierte sie mit diesen veränderten Augen. Doch konnte die junge Frau die Abfolge nicht sofort umsetzen und Ren zog sie zu sich, sodass sie wieder am Boden landete. Mit niedergeschlagenen Blick blieb sie sitzen und durchdachte erneut die Worte ihres Begleiters. Sie lies sich die Abfolge in ihrem inneren Auge ablaufen, unterformte mit ihren Händen die Taktik und murmelte leise erneut die Worte, welche Ren ihr gesagt hatte. Als sich Anoria sicher genug fühlte, erhob sie sich wieder und wollte erneut den Wurf probieren. Doch wieder scheiterte sie und landete erneut auf dem Boden. Sie stieß ein genervtes Seufzen aus und hob sich wieder auf ihre Beine. Erst als Anoria erneut tief durchatmete, merkte sie langsam die Erschöpfung in ihrem Körper. Sie erwiederte den Blick des Schwarzhaarigen, der sie streng anblickte. Entschuldigend wich sie diesem dann doch aus und stemmte selbst ihre Arme in ihre Hüften. Es war ein anstrengender Tag gewesen, denn am Himmel breitete sich mittlerweile das sanfte orange der untergehenden Sonne aus. Ren gab ihr dann noch kleinere Anweisungen und wollte sie erneut bewegen, die Heißen Quellen zu besuchen, als er dann auch schon ging. Zuletzt sprach er ihr sein Lob aus, was Anoria dann doch in Baffheit zurück lies. Mit großen Augen sah sie Ren hinterher, der in den niedrigen Schatten der Bäume von dannen zog und dann hinter dem Haus verschwand. "Hm...", stieß sie überrascht aus und kehrte sich um. Erleichtert, das heutige Training gemeistert zu haben, sah sie sich in der Gegend um. Es war sehr still geworden. Vereinzelt zwitscherten noch die Vögel, wenige Grillen hatten schon zu Zirpen begonnen und der lauer Sommerwind strich vorsichtig über das hohe Gras und die Wipfel der Bäume. Die junge Frau genoss es, nun auch endlich einen Moment für sich zu haben. So setzte sie sich wieder auf den Boden und streckte ihren Körper durch, nur um mit im Nacken verschränkten Händen im Gras liegen zu bleiben und mit geschlossenen Augen den Tönen des Abends zu lauschen. Müde zwinkerte sie dann jedoch in den immer dunkler werdenden Himmel. Sollte sie möglicherweise doch noch die heißen Quellen aufsuchen? Ein entspannendes Bad war wahrscheinlich wirklich Gold wert. Immerhin konnte sich Anoria ausmalen, wie ihre Muskeln morgen schmerzen würden. Unsicher hatte sie ihre Augenbrauen zusammengezogen. Mehr als der Wunsch nach Entspannung jedoch, schwebten die Worte des Schwarzhaarigen in ihrem Kopf herum. "Das Gewicht in Arme und Beine verlagern...", murmelte sie nochmals und da kam ihr eine Idee. Schnell hatte sich der schlanke Körper der jungen Frau nun erhoben und sie hastete an den Waldesrand. Dort fand sie schnell kleinere Baumstämme, wohl von einer letzlichen Schlägerung, die sie übereinander stapeln könne. Nachdem sie nun gefühlte 20 von dort in die Mitte des Trainigsplatzes gezogen hatte, errichtete sie eine kleine dreieckige Barrikade die ungefähr einen Meter hoch war. Anoria benutze diese Vorrichtung nun um ihre Kraft punktuell auf die Baumstämme zu übertragen. Das machte sie, indem sie gegen in sprang und versuchte, mit ihrem Gewicht einen stärkenen Rückstoß zu erlangen, sie lies sich mit ihren Händen vorran auf die Vorrichtung fallen, machte eine Art Liegestütz und presste sich wieder weg, nur mit dem Ziel wieder aufrecht zu stehen. Dann versuchte sie aus dem Stand über die Vorrichtung zu springen, was ihr jedoch lange misslang. Sie kam immer knapp unter der Spitze an und kippte dann das Übergewicht ausgleichend nach links oder rechts von der Vorrichtung runter. Die Blonde lies sich immer wieder neue Übungen einfallen, bis sie merkte, dass am Himmel bereits ein halber Sichelmond prangte. Sie richtete ihren müden Blick kurz an das mit Sternen übersähte Himmelszelt und erinnerte sich daran, das Ren sich mit ihr ja treffen wollte. Mit sicheren Schritten und zufrieden mit sich selbst ging sie zur Herberge zurück. Wenige Minuten später betrat sie das Zimmer der beiden und fand den Schwarzhaarigen am Tisch wieder. "Hallo.", entkam es ihr dann nur knapp. Anoria schlurfte zu ihrem Bett und lies sich auf jenes fallen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Schwerfällig trugen die Stiefel des verhüllten Mannes seinen Körper über den schlampig erschaffenen Steinpfad. Seine rubinroten Augen starrten unter der Kapuze hervor, fixierten die Umgebung an als wäre sie komplett neu, gar anders als zu Beginn ihres Aufenthaltes. Gewisse Fragen spielten sich in seinem Kopf ab. Die erste wäre: 'Warum ist ein Dorf wie dieses so unbewacht, wo die Nacht der Toten naht in welcher die Ghoule und Skelette über die Landschaft streichen?'
      Die zweite war: 'Warum hinterfragte die alte Frau nicht das Aussehen des jungen Mannes? In seinem Trainingsoutfit besaß er keine Kapuze und würde jederzeit als Revenus identifiziert werden, doch all die Personen die an ihnen vorbei liefen widmeten den beiden keine Blick, gar als würden sie nicht den Unterschied zwischen ihnen erkennen. Dies war einfach zu unüblich, gerade in einem Dorf voller Hinterwäldler die jedes Wort für Bare Münze nahmen. Unter ihnen müsste der Rassismus den Revenus gegenüber am größten sein.'
      Die dritte Frage war: 'Weshalb veränderte sich die Umgebung schlagartig? Anfangs war es ein kaum merkbarer Unterschied, doch gestern schien die Umgebung weitaus gepflegter. Die Steine waren nicht vom Moos befallen, die Zäune nicht eingerissen und morsch und die Fenster der Gebäude besaßen noch keine Löcher.'
      Hätte Ren nicht seine Reflexe im Kampf gegen die Blondhaarige Dame geschärft, wären ihn die kleinen Veränderungen in der Umgebung nicht aufgefallen. Zwar war er schon von Beginn der Ankunft an stutzig, doch hielt er es nur für eine böse Vermutung.
      Die alte Dame erwähnte das sie seit einiger Zeit die ersten Gäste waren, dennoch schienen die Zimmer voller Sorgfalt gepflegt, alle Zimmer wie Ren es vernommen hatte als er sich in der Herberge umzog und die Gelegenheit nutzte um sich umzusehen. Die nächste Frage durchschweifte seine Gedanken und handelte um die Banditen die gestern Anoria und ihn attackiert hatten. Selbst für geübte Banditen war es schwer nicht die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf sich zu ziehen, so weit waren die Heißen Quellen nämlich nicht vom Dorf entfernt und Anoria's Schrei hallte in der ganzen Umgebung wieder. Schlussendlich sprach die Beiden heute niemand bezüglich dieser Sache an und auch unter den Bewohnern erfolgten keine Gespräche darüber. Viel stutziger machte es den jungen Mann, der an sich an eine Wand lehnte und die Gespräche einiger Personen um der Ecke des Hauses belauschte, das die Gespräche sinnlos zusammengewürfelten Worten entsprachen, als sollten sie von der Ferne nur den Anschein haben Gespräche zu sein. Wieder trugen die schwerfälligen Schritte ihn entlang des besteinerten Weges, hinaus aus dem zerfledderten Eingangstor des Dorfes, an welchem nur noch einige Buchstaben des Dorfnamens zu sehen waren, während unter ihnen diverse verblasst waren. Eine Krähe kam aus der Ferne angeflogen, krächzte widerlich und zischte knapp am Kopf des jungen Mannes vorbei. In der Ferne offenbarten sich auf den Ästen der Bäume verteilt weitaus mehr Krähen.
      "Hat ganz schön gedauert.", entwich es einer bekannten Stimme hinter dem Schwarzhaarigen. Als dieser sich umdrehte, bemerkte er den Weißhaarigen Jungen, der an einem Zaun lehnte und seine Augen geschlossen hatte. Seine Arme waren vor seinem Brustkorb verschränkt, während sein Gesicht von einem schelmischen Grinsen verziert war. "Erinnerst du dich an den Namen dieses Dorfes?"
      Als Ren darauf keine Antwort wusste, wandte sich sein Blick hinauf zur Vertäfelung des Eingangstores, auf welchem die verschiedenen Buchstaben vollends verblasst waren.
      Stumm öffnete der Junge seine Augen und blickte ebenfalls zu dem Eingangsschild. Sein Blick wandte sich schlussendlich noch einmal zu Ren. Ein finsteres Grinsen verzierte sein Gesicht, ein dominantes, als wüsste er viel mehr über die gegenwärtige Situation. Der Schwarzhaarige wusste das der Junge ihn nichts verraten würde, schaute kurz in den Himmel und bemerkte das dieser sich langsam dunkel verfärbte. Sich in diesem Moment den Kopf über die Situation zu zerbrechen würde nichts bringen, vorerst müsste er Anoria über seine Entdeckungen aufklären und den vereinbarten Treffpunkt aufsuchen. Selbst wenn es ihm nicht ganz geheuer war im Anwesen einer verdächtig wirkenden Person über solch Gegebenheiten zu reden. Nachdem Ren also in seinem Gemach in der Herberge ankam, den Mantel auf sein Bett war und sich auf den Stuhl setzte, beschwor er Conception in seiner rechten Hand und legte die Waffe auf den Tisch. Als er bemerkte wie sich nach wenigen Minuten die Tür öffnete, war seine Hand gewillt die Waffe zu ergreifen, stoppte aber kurz vor ihr während seine tiefroten Augen Anoria anvisierten. So erschöpft wie sie schien, würde sie wohl keine große Hilfe sein in der gegenwärtigen Situation. Ren entschied sich erst einmal nichts über seine Erkenntnisse zu offenbaren.
      Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in welchem die Blondhaarige Dame hinterfragte weshalb Ren seine Waffe auf den Tisch gelegt hatte und der junge Mann gezwungen war eine Erklärung zu liefern.
      "Hör mir gut zu.."
      Die Worte des Mannes ertönten und erläuterten in Kurzform all die Veränderungen und die merkwürdigen Gegebenheiten die das Dorf 'durchlebte'. Selbst das seltsame Verhalten der Dorfbewohner sprach der Schwarzhaarige an und die vielen Krähen die außerhalb auf den Bäumen Position bezogen, als würde ein Unglück herannahen.
    • Sie hatte sich auf ihrem Bett aufgesetzt und gegen die Wand gelehnt. Zuvor streifte Anoria ihre Stiefel ab und zog nun ihre geschundenen Beine an, nur um beide mit ihrem Armen zu umklammern. Sie sah Ren von der Seite her an, welcher ob seines stetig ausdruckslosen Gesichtes, heute einen merklichen Schatten der Sorge auf jenem liegen hatte. Als sie ihren Blick dann schweifen lies, fiel der jungen Frau auch die Pistole auf, welche mit dem Lauf zur Wand auf dem Tisch lag. Ein Schlucken ging ihre Kehle hinab, als sie das schimmernde Metall im Mondlicht erblickte, da quoll ihr eine unsichere Frage auf den Lippen auf. "Ähm... Ren... warum liegt deine Waffe... auf dem Tisch?" Alle möglichen Antworten und Taten schossen ihr mit einem Mal durch den Kopf. Sie konnte den jungen Mann einfach noch nicht durchschauen, weswegen es ihr nicht möglich war, ein logisches Vorhaben hinter dieser Aktion zu sehen. Dennoch, es machte sie komischerweise ziemlich nervös, dieses gefährliche Ding zu sehen und zu wissen, dass sie mit der Person im Zimmer saß, welche mit dem umgehen konnte, jagte ihr doch einen kalten Schauer über den Rücken. Auch wenn sie Ren vertraute und wusste, dass er nie diese Waffe gegen sie erheben würde, war sie dennoch unsicher. Ria hatte gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet, als die raue Stimme des Schwarzhaarigen die Stille im Zimmer durchbrach. Er erzählte ihr was ihm aufgefallen war und das veranlasste die sonst noch so müde gewesene Blonde, sich aufmerksam aufzusetzen. Ungläubig klappte ihr Mund etwas nach unten, während sie versuchte seine Worte zu filtern und sich einen Reim darauf zu machen. Nachdenklich wich ihr Blick vom Kopf des jungen Mannes ab und wandte sich hinaus, auf das Sternenzelt. Unverstanden schüttelte die Dame sacht ihren blonden Schopf und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. "Kann... kann das wirklich sein... wie soll man solche Ereignisse benennen?", stumm sah Anoria auf den Boden hinab und sah eine kleine Maus am anderen Ende des Zimmers, welche frech an der Wand entlang huschte. Ihre Augen verfolgten das Tierchen noch einen Moment länger, als es in einem Loch im Boden verschwand. Beklommen biss sich die junge Frau auf die Unterlippe und lehnte sich wieder an die Wand zurück. "Heißt das... ich meine, ich habe davon im Grunde keine Ahnung... aber... liegt dieses Dorf auf verluchtem Grund? Sind hier... unrechtmäßig Menschen gestorben? Ich habe einmal davon gelesen, dass... Wesen... die Irrlichter genannt werden, die Umgebung eines einst lebendigen Ortes, durch ihre Kräfte auch genauso lebendig wie eh und jeh erscheinen lassen können... auch wenn dieser bereits seit Jahren verfällt und verwittert und eigentlich gar keine lebende Seele mehr in diesen Breiten wandeln kann. Irgendwas ist hier passiert, oder? Irgendwas, dass die Untoten erweckt und die Lebenden zurück in den Ort holt... hm...", als sie ihre Worte, mehr ihre Vermutung ausprach, legte Ria ihre Hand vor den Mund. Ihre Stirn warf tiefe Falten des Nachdenkens, da sie sich nicht hundertprozentig sicher war, ob das was sie gerade wiedergegeben hatte, genau so übereinstimmte, mit jenen Worten die sie damals in dem Buch erfahren hatte.

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    • "Darüber habe ich auch nachgedacht..", entgegnete der Schwarzhaarige und starrte auf sein Conception. "Sollten diese Leute hier alle Untote sein, dann kommen wir mit Kampfkünsten nicht sehr weit, ihre Grenzen des Menschlichen Körpers sind aufgehoben."
      Unbedacht sprach er dabei die Sorge aus Anoria erneut beschützen zu müssen, bemerkte dabei nicht wie er sie als Belastung abstempelte und führte seine Worte fort. "Vielleicht ist es mir möglich eine provisorische Alchemie-Waffe für dich zu entwickeln. Wegrennen ist für uns momentan keine Option. Entfernen wir uns zu weit vom Dorf, werden Krähen Schwärme über uns herfallen und uns bei lebendigen Leibe das Fleisch von den Knochen picken. Wir müssen also so lange hier ausharren, bis die Nacht der Untoten endet ohne dabei unser Leben zu geben. Ansonsten sind wir bald ein Teil dieses Dorfes!"
      Nachdenklich wandte sich das Gesicht des Schwarzhaarigen ins Leere. "Das einzige Gehäuse das mir für eine plötzliche Alchemie zur Verfügung steht ist ein altes Zeremonienschwert, das nicht in der Lage ist etwas zu durchschneiden. Müsstest du diese Waffe benutzen, dann wäre die einzige Möglichkeit ein Schwert daraus zu schaffen persönliche Magie zu kanalisieren und das Schwert mit dieser zur ummanteln. Für den Moment halte ich das für zu gefährlich, deine persönliche Magie ist etwas das man nicht zu leichtfertig anwenden sollte. Vorallem da du nicht mit Magie aufgewachsen bist und auch keine Erfahrung im Umgang mit einem Schwert hast, nehme ich an."
      Ren erinnerte sich noch ganz genau an das Bild der verstörten jungen Frau und der verkohlten Leiche zurück, während Anoria's Erinnerungen lediglich nur dem Moment mit dem verbrannten Gras am Fluss bargen. Würde die Magiekanalisation über die Stränge schlagen, weil die junge Frau erneut überemotional reagieren würde, dann wäre ein nicht anzunehmendes Ausmaß an Katastrophe die Folge davon, gefolgt von einem Zero Breakdown, der vermutlich dazu im Stande wäre eine ganze Stadt zu zerstören. Eine ganze Stadt in unbändigen Flammen gefangen, dicht aneinandergereiht die letzten Posen verkohlter Menschen, während auch die Häuser sich aschgrau verfärbten. Ganz gleich ob Anoria lebendig aus dieser Situation herauskommen würde, wäre es zu viel für ihr Psyche. Nicht das jemals ein Mensch einen Zero Breakdown überlebt hätte ohne eine leblose Hülle seiner Selbst zu werden. Gab es eine Möglichkeit die Magiekanalisation zwanghaft auf ein gewisses Maß zu unterdrücken? In Gedanken versunken stützte Ren seinen Kopf auf seiner Hand ab, deren Ellenbogen auf dem Tisch lehnte. Ein Mensch konnte keine Alchemie-Waffen eines anderen Besitzers stehlen, denn dann würde sie für ihn nutzlos werden. So wäre Anoria in der Lage Conception und Deception zu berühren, doch nicht sie zu benutzen, denn sobald der Kontrakt beschlossen wurde und der jeweilige Besitzer seine Magie in die Alchemiewaffe einfließen ließ, war es unmöglich für einen anderen auf diese Magie zuzugreifen.
      "Vergessen wir das. Bevor wir überhaupt darüber nachdenken können die eine Alchemie Waffe bereit zu stellen, müssen wir das Ausmaß deiner magischen Fähigkeiten erfassen und dazu bin ich nicht in der Lage. Spezielle Menschen können Magieinterferenzen wahrnehmen und anhand dieser erkennen welch ein magisches Potenzial eine Person besitzt, doch hier in dieser Umgebung wird sich mit Sicherheit nicht ein Mensch mit solchen Fähigkeiten finden lassen."
      Diese Fähigkeit, die man Devil's Eye nannte, befand sich zwar nicht im Besitz des Schwarzhaarigen, doch hatte er eine angeborene Intuition welche ihn seine Gegenüber ungefähr Abschätzen ließ. Selbst mit dieser Intuition konnte er das Ausmaß ihrer Kräfte nicht erfassen. Als der junge Mann an seine Aussage zurückdachte, das ein Zero Breakdown eine Stadt zerstören würde musste er sich korrigieren. Ein Zero Breakdown von ihr, könnte gar eine ganze Landschaft in eine Aschewüste verwandeln.
    • Mit großen Augen sah sie Ren an während er sprach. Von all den Worten die er in den Mund nahm, verstand sie ungefähr die Hälfte. Sie hatte ihre Hände ineinander verwoben und krampfte sie aufgrund der Frustration die sie überkam immer mehr ineinander. So kam es, dass die junge Blonde ob ihrer Verwirrtheit alsbald den Kopf schief legte und die Augen etwas zusammen kniff. Anoria waren die Künste der Alchemie völlig unbekannt, sodass sie mit dem gesagten von Ren nichts anfangen konnte. Er wiederum schien sich ziemlich gut damit auszukennen. Immerhin besaß er selbst magische Waffen und wer wusste, zu was dieser so unscheinbare Bursche noch fähig war, würde man ihn nur lassen. “Hm... das ist durchaus nicht die beste Ausgangslage für uns...“, bestätigte sie seufzend die Sorgen des jungen Mannes und knirschte unwohl mit den Zähnen. Auch wenn sie von den Vorgängen nicht wirklich etwas verstand, so erkannte sie durchaus ihre verhängnisvolle Lage. Die Goldäugige war keineswegs dumm, aber wurde eben mit vielen Fakten bombardiert, die bis vor zwei Tagen noch nie eine Rolle in ihrem Leben gespielt hatten, einfach, weil sie nichts davon wusste. Als der Schwarzhaarige dann jedoch erwähnte, dass er nicht in der Lage sei, die so sichtlichen magischen Kräfte der jungen Frau zu trainieren, schob Anoria etwas enttäuscht die Unterlippe vor. Sie hatte schon damit gerechnet, dass er ihr jene Worte sagen würde. Tief in sich hatte die junge Frau jedoch gehofft, dass er ihr helfen könnte, diese unbeschreibliche Kraft ihn ihr zu zähmen. Aber was erwartete sie da... ihre einstige aufrechte Körperhaltung war etwas in sich zusammengefallen, als sie in ihren Erwartungen enttäuscht wurde. Dann aber begradigte sich der Rücken ihrerseits wieder und die glänzenden, wenngleich müden Augen der Blonden richteten sich zuerst hinaus in die Dunkelheit. Sie durfte Ren nicht für etwas einspannen, was sie wohl oder über gut alleine hinbekommen könnte. Er war nicht derjenige, der dafür zu sorgen hatte, dass Anoria mit ihren im Körper versteckten Kräften klar kam. Er war weder ihr Trainer, noch ihr Lehrmeister... wobei... sie richtete ihren spähenden Blick aus dem Augenwinkel wieder auf den Schwarzhaarigen und zog eine nachdenkliche Schnute. Auch wenn er ihr den Umgang nicht beibringen konnte, so war er sicher in der Lage ihr zu erklären, wie sie diese Kräfte zumindest bündeln konnte, sodass sie nicht unüberlegt oder unkontrolliert aus ihr herausbrachen. Das erste Ziel jedoch war es, nun erstmal heil aus dieser prekären Situation zu entkommen, weshalb sich auch Anoria nochmal zu einer nachdenklichen Minute hinreißen lies. Sie wollte so gern eine Hilfe sein, als sie ihren erschöpften Körper gegen die Wand hinter ihr gleiten lies und nur kurz die Augen schloss, um den Moment besser zu fassen, einen klaren Gedanken zu finden. Doch umwebte sie nun schneller als erwartet die Schwärze des Schlafes. Sie hatte sich mehr verausgabt als gewollt und wohl auch als nötig gewesen wäre. Dennoch, sie wollte Ren nicht enttäuschen. Nun aber ergab sich ihr Geist und sie konnte nichts dagegen machen. Leise durchzog nun der ruhige Atem ihrerseits den Raum und ihr einst so unsicheres Gesicht zeugte nun von weichen Zügen, welche von den vorgefallenen Haaren abgeschirmt wurden.

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    • Ren konnte diese Sache einfach nicht auf sich beruhen lassen. Widerwillig zu akzeptieren, das es keine Möglichkeit gab die Alchemie-Waffe zu erstellen ohne ihre Kräfte begrenzen zu können, beschwor er über seiner flachen Hand in einem weißen Schein jenes Buch. Jenes Buch ward mit Ketten umschlossen, unzählige Male scheiterten die Besitzer des Buches die Ketten der Unwissenheit zu sprengen. Neben den Schwarzhaarigen tauchte der Weißhaarige Junge auf und schaute ihn mit einem Grinsen an. "Du bist also bereit deine Existenz zu riskieren und den Fluch der Akashic Records entgegen zu treten?"
      Bei den Akashic Records handelt es sich um das allumfassende, in ein Grimoire komprimierte, Wissen der Welt. Bis auf das kleinste Detail würde in jenem laut den Legenden auf alle Fragen eine Antwort geschrieben stehen. Auch die Details der Vergangenheit bist zur Zukunft sollten in diesem Grimoire ruhen. Es handelte sich also um das Grimoire aller Grimoires, welches einen zum mächtigsten aller Lebewesen machen könnte. Diese Macht verbarg den bitteren Preis den man bezahlen müsse um es zu öffnen, gar jenen den man opfern musste um es zu benutzen. Nicht das es schon einmal eine Person in der Geschichte gegeben hätte, dem es gelang einen Blick in dieses Buch zu erhaschen. Denn diejenigen die daran scheiterten es zu öffnen, bezahlten mit ihrer gesamten Existenz. Dieses Grimoire löschte die Unwürdigen aus dieser Welt und schrieb die Gegenwart mir nichts dir nichts um, aus eigener Intention. Der Junge, der neben den Schwarzhaarigen stand, zeigte sich das erste Mal als dieser das Grimoire berührte, doch jedesmal wenn er das Grimoire wegwarf tauchte es wieder in seinem Reisebeutel auf und der Junge mit ihm.
      In dem Buch in dem alles geschrieben stand, befand sich mit Sicherheit die Antwort die der Schwarzhaarige suchte und mit ihr vermutlich auch die Antwort auf den Aufenthaltsort seiner Schwester. Doch würde seine Existenz gelöscht werden und er scheitern wie jeder Andere vor ihm, wer würde dann seine Schwester retten? So lange es noch die Hoffnung ihres Wohlbefindens gab, wollte Ren sie suchen. Sollte der Fall eintreffen, das seine Schwester nicht mehr unter den Lebenden weilen würde, dann gäbe es noch immer die Möglichkeit in dem Buch nach etwas zu suchen das die Zeit zurückdrehen oder den Tod rückgängig machen könnte und würde seine Existenz gelöscht werden, so wäre es ihm gleichgültig denn der Grund für seine Existenz existierte selbst nicht mehr. Ein leidtragender Gesichtsausdruck formte sich beim Anblick des Buches welches über alles entscheiden würde, bis es im hellen Schein wieder verschwand und der Weißhaarige enttäuscht seufzte, während er mit seinen Schultern zuckte.
      "Was brachte es dir, dieses Buch zu beschwören und es anzustarren? Es ist nicht so das wir irgendwelche Zuschauer hätten, die darauf gespannt waren irgendwelche Informationen zu erfahren!"
      Wie sonst auch ignorierte Ren die Worte des Jungen, stand von seinem Stuhl auf und lief zum Fenster. Ein kurzer Blick wandte sich hinaus in die Schwärze, doch nicht viel hatte sich in der Umgebung verändert im Vergleich zum Morgen. So war es scheinbar so, das beim Anbruch eines neuen Tages mehr und mehr der Umgebung zerbarst, zumindest bis zur Nacht der Untoten die morgen stattfinden würde. Die leeren Gespräche der aufeinander treffenden Personen auf den schlampigen Steinwegen, die leeren Gesichter in denen sich falsche Emotionen widerspiegelten, vermutlich in einem ewigen Kreislauf gefangen. Wäre es ein leichtes all jene hier und jetzt zu töten? So würden die Irrlichter erneut Untote erschaffen und morgen wären sie wieder an Ort und Stelle. Also hieß es wohl die morgige Nacht zu kämpfen und die Untoten so lange zurückzuhalten bis der Tag anbrach. Aus seinen Augenwinkeln heraus schaute er zu der Blondhaarigen jungen Dame, die seelenruhig schlief. Bis zum morgigen Tag hätten sie nichts zu befürchten, doch das sie in solch einer Situation dennoch ihre Augen zu bekam war mehr als nur überraschend. Der junge Mann lief zu ihrem Bett, schaute auf sie herab und erkannte erneut die Silhouette seiner Schwester in ihr. Aus den Gedanken gerissen, fasste sich der zum erneuten Male überraschte Schwarzhaarige an die Stirn und schüttelte unverständlich seinen Kopf. Die goldenen Haare, glichen ihr doch ansonsten besaßen die beiden keinerlei Ähnlichkeiten. Weswegen spielten ihm also seine Augen permanent einen Streich? Nichtsdestotrotz war dieses Trugbild andauernd der Auslöser für die Fürsorge die der sonst kalt wirkende Mann dieser Frau entgegen brachte. Gar so als wäre Anoria die einzige Chance sein Ziel erreichen zu können, welches er so lange erfolglos verfolgte.
      Irgendwann, beim Anblick des schlafenden Gesichtes der ruhenden Schönheit, entsprang seinen Gedanken eine Sache die er in einer hinteren Ecke seiner Erinnerungen zurückgesperrt hatte.
      "Ein 'Limiter'..", murmelte der Schwarzhaarige unverständlich vor sich her und lief hastig zu dem Stuhl zurück, ließ sich auf diesen nieder und beschwor seinen magischen Beutel. Aus ihnen kramte er eine Unzahl von Büchern, die sich auf den Tisch stapelten und durchforstete die Nacht über eines nach den Anderen.
      //..Irgendwo hab ich davon doch schon einmal gelesen! Wo war es nur? Ein begrenzter Limiter für Magie, der nicht in die Waffe sondern in die Person transferiert wird! Mit Deception könnte ich ihre Psyche so manipulieren, sodass sie im Glauben ist diesen Limiter zu besitzen, doch dafür muss ich ihr auch Beweise vorbringen können. Vielleicht funktioniert es auch ohne das ich ihre Erinnerungen manipulieren muss!..//
      So durchforstete der junge Mann die ganze Nacht über die Bücher, bis die Strahlen der Sonne in das Zimmer hinein schienen und auf dem Tisch ein auf einem geöffneten Buch liegendes Gesicht offenbarten. Innerhalb dieser Nacht hatte Ren im Schnelllauf die Bücher überflogen, was im Endeffekt damit endete das seine Erschöpfung seinen Geist überragte und er auf dem Stuhl einschlief.
    • Während die Nacht vorbeizog, wachte die junge Dame kein einziges Mal auf. Das Training hatte ihr jegliche Kraft aus Knochen und Muskeln gesaugt, sodass sie ihrem wehenden, nach Ruhe schreienden Körper auch jene gewährte. Nichts verleitete ihren Geist, sich dieser neuerlichen Wende zum Tag, auch nur einmal aus seiner trauten Erholungsphase zu befreien und die Blonde somit aufzuwecken. Mehr noch, blieb der versteifte Körper Anorias am Fleck sitzen, ehe draußen leise die Vögel zu singen begannen und ein neuer Tag in diesem Truge des Dörfchens erwachte. Als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont wanderten, vorsichtig durch das Fenster brachen und der jungen Dame so unbarmherzig ins Gesicht schienen, hoben sich auch alsbald die Lider ihrerseits flattrig in die Höhe. Mit einem Ächzen hob Anoria ihren Kopf und wurde sofort von ihrem Hals gerügt, dies so schnell und unbedacht getan zu haben. Ein quälender Stich durchfuhr ihren Nacken und sie umgriff jenen mit den baren Händen, während ihr Gesicht eine schmerzliche Miene zeigte. Die müden, mit leichten, dunklen Ringen unterlegten Augen hebend, erblickte sie Ren, der am Tisch eingeschlafen war. Ein halbherziges Lächeln schob sich auf die Lippen der jungen Frau, ehe sie ihre vorgefallenen Strähnen hinters Ohr strich und sich nun traute, ihren geschundenen Rücken durchzudrücken. Sie sollte sich wohl für die nächsten Nächte merken, dass eine aufrechte Schlafposition nicht das beste für sie war. Ein letztes Mal, lies sie ihren müden Blick im Zimmer herumstreifen und verfolgte die einzelnen Staubkörnchen mit ihren Augen, welche sich als goldene Flocken in der Luft manifestierten und ziellos in dieser herumsegelten. Dennoch, so wie Ren gestern für sie sorgte, so wollte auch Anoria dem jungen Mann einen Gefallen tun. Vorsichtig und so leise es ihr möglich war, erhob sich die Goldäugige von ihrem Bett und streckte sich ein letztes Mal im Stehen durch. Es ertönte leises Knacken ihrer Knochen, welche sogleich eine Erleichterung in ihrer Muskelspannung hinterliesen. Tief Gähnend lies Anoria ihre Arme neben sich hinab sinken und rubbelte über ihre Augen, die nach wie vor kleine, verschwommene Flecken aufwiesen. "Ich sollte mich um Frühstück umsehen... aber zuerst...", sie lies ihre Gedanken kurz kreisen und beschloss, zu ihrem Teamgefüge auch etwas beizutragen. So drehte sie sich nochmals kurz um, nahm die Decke von ihrem Bett und legte sie behutsam um die Schultern und über den Rücken des Schwarzhaarigen, welcher seelenruhig auf den Büchern schlief und leichtes Schnarchen von sich gab.
      Etwas später, sie hatte sich unbemerkt aus dem Zimmer geschlichen ohne Ren dabei aufzuwecken, stand Anoria auf dem Gang in Richtung Eingangshalle. Sie wollte sich nicht schätzen trauen, wie spät es nun war, jedoch noch überaus früh. Nirgend wo sonst hörte die junge Dame Geräusche, wohl lag dies auch daran, dass die beiden gestern eine Entdeckung über dieses Dorf gemacht hatten und die Untoten sich eben in ihre Gräber zurückzogen. Mit unsicheren Blicken schritt sie nach vor, wo vorgestern die alte Dame hinter der Theke saß und ihnen einen Schlüssel ausgehändigt hatte. Doch auch hier war sie allein. Nachdenklich legte Anoria die Stirn in Falten und biss sich auf die Unterlippe. Ohne Ansprechsperson konnte sie doch kaum zu etwas Essbarem kommen. Doch... warum nicht einfach mal etwas wagen... Die junge Frau wusste ja, wo die Küche war, immerhin hatte sie am Tag ihres Ankommens die Miso Suppe gerochen und konnte den Weg somit bestimmen. So führten ihre schlurfenden Schritte sie in Richtung der Küche, welche sie dann doch auf Anhieb fand. Langsam schob sie die Türe zur Seite und lugte mit großen Augen in den Raum. Sie war verlassen und dunkel. Auch hier war niemand zu finden. Anoria sah sich nochmal kurz um und huschte dann hinein, schloss die Türe hinter ihr und suchte sich den Herd. Dieser hatte zu ihrer Freude noch glosende Glut im Schacht, weshalb die Blonde bloß etwas Holz nachlegen musste und das Feuer mit zwei kräftigen Atemstößen wieder entfacht hatte. Mit einem Lächeln machte die junge Frau sich nun dran, Frühstück zuzubereiten, sah dabei ab, dass sie eben wohl genauso gut in Gefahr schweben könnte. Doch es geschah nichts. Anoria entschied sich für eine Mahlzeit, die sie Zuhause sehr oft von ihren Mägden serviert bekam. Mit einem Tablett in den Händen huschte sie zurück in ihr gemeinsames Zimmer mit Ren. Sie hatte gehofft, er würde noch schlafen, wenn sie zurückkehrte und so war es auch. Mit leisen Schritten trug sie die Mahlzeiten an den Tisch und stellte das Tablett vor dem Schwarzhaarigen ab. Dann rüttelte sie ihn sanft an der Schulter. "Ren... Ren... Guten Morgen. Ich... ich hab uns Frühstück besorgt.", die Blondhaarige sprach sanft und lies ihre Hand noch einen Moment länger auf seinem Körper ruhen, ehe seine Augenlider sich dann doch hoben und zuerst verwirrt ins Leere starrten. Wenige Augenblicke später richtete er sich auf und blickte auf das Tablett vor sich. Auch Anoria würdigte ihrem Mahl wieder Aufmerksamkeit und sah auf den Milchreis hinab, den sie gezaubert hatte. Sacht stiegen die Dampfsäulen von ihm empor und verbreiteten das vollmundige Aroma von Äpfeln, Zimt und gekochter Milch im Raum. Separat lagen zwei gegrillte Scheiben Brot und zwei Spiegeleier auf je einem Teller.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Eine Stadt, mit berghoch ansteigenden Feuersäulen verziert, die lichterloh entbrannten und wie ein wütender Tsunami durch die Umgebung streute. Das Gesicht des Schwarzhaarigen Mannes war mit Blut befleckt, seine Kleidung hatte sich ebenfalls in einem rötlichen Ton verfärbt. Sein Körper umringt von Asche, vernahmen auch seine Ohren die verzerrten Schreie der Bewohner die sich unter den Flammen am Boden ragten während jeder einzelne Partikel von ihnen verkohlte. Vom unbändigen Knistern der Flammen betäubt, rührte sich der junge Mann nicht von Ort und Stelle, verharrte wie gelähmt während das Knistern und die Schreie seine Wahrnehmung überlappten und seine Gedanken durcheinanderwirbelten. Die purpurnen Augen starrten unter dem wild zerzaustem schwarzen Haaren hervor, ausdruckslos mit verblassendem Glanz. In seiner Hand befand sich lediglich ein Schwert, ein einfach Schwert ohne verborgene Kräfte oder magische Fähigkeiten, bei näherer Betrachtung verdeutlichte sich nur das der junge Mann deutlich kleiner war als man ihn in Erinnerung hatte. An der Klinge des Schwertes, tropfte das Blut seiner Opfer zu Boden, nicht diejenigen die sich am Boden ragten sondern die, die sich verteilt vor ihm in alle Richtungen verstreut hatten.
      //..Ich erinnere mich hieran, nur war es anders. Es war nicht meine Klinge, sondern die eines der Männer die sich am Boden befanden. Es war keine Stadt, sondern nur die Ruinen davon, jene Ruinen in denen wir hausten. Die Menschen die verbrannten waren meine Freunde, meine Familie, meine Kameraden. In dieser aussichtslosen Situation, schaute ich in den Himmel hinauf der sich blutrot verfärbt hatte, blutrot getränkt durch die auftürmenden Säulen aus Flammen, gelegt von denen die uns aus irgendeinen lächerlichen Grund vernichten wollten. Was sollte hieran heilig sein? Was sollte hieran gerechtfertigt sein? Was sollte hieran ein 'Kreuzzug' sein, was nicht auch hätte Massenmord genannt werden können? Als der Glanz in meinen Augen vollends verschwunden war, entdeckte ich wie sich etwas unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes bewegte. Meine Lippen waren durch die enorme Hitze ausgetrocknet und rissig, meine Haare noch immer wild durcheinander meine Augen halb verdeckend. Es spielte sich nichts in meinen Gedanken ab und es war auch nicht Hass, Wut, Trauer oder Verzweiflung die mich antrieb. Zu diesem Moment trugen mich meine Schritte nach vorn, obwohl ich all meine Emotionen abgelegt hatte, obwohl ich alles verloren hatte durch diesen enormen Druck, durch diese enorme Belastung der einzige Überlebende zu sein. Mein verkorkster Verstand trieb mich voran, das Schwert im Anschlag haltend, bereit die Person die aus den Trümmern stieg zu morden obgleich es sich um ein Revenus oder einen Logos handelte. So zerstört war mein Verstand, so vernebelt war meine Vorstellung, meine Wahrnehmung. Ich setzte zum Schlag an, als die Stimme eines Mädchens ertönte und alles vor meinen Augen sich in ein weißes Licht hüllte. Die Erinnerung verblasste, nur der Ton verblieb und die Stimmen riefen mir wieder ins Gedächtnis..//
      "Findest du die Blumen nicht schön? Man nennt sie Ascherkronen.."
      "Es ist für mich mehr als genug Segen das du hier bist, auch wenn ich nicht mehr in der Lage bin Mutter und Vater wiederzusehen.. Du bist auch meine Familie!"
      Die Stimmen überlappten sich und weitere Sätze ertönten, sich gegenseitig interferierend.
      "Ist der Sonnenschein nicht wunderbar? Und der breite, unendlich weite blaue Himmel / Schau mal, Äpfel! Es ist schon ewig her das wir fast festes zu Essen hatten / Irgendwann möchte ich einmal auf Reisen gehen / Findest du nicht das mir das Kleid steht? Ich trug noch nie eines.. Die paar Risse sind doch nicht schlimm / Ren, schau mal wir sind fast da!"
      Und wieder, nahm man mir die einzige Emotion an die ich mich geklammert hatte, nachdem all diese grausamen Ereignisse passiert waren. Was mir blieb, war eine Spur von Blut die sich hinter mir herzog, klagende und flehende Stimmen sowie leblose Körper denen ich nicht die Wahl gab. Denn auch ich, hatte damals keine Wahl. Als ich mich in der Erinnerung wiederfand, war ich es der sich vor einem Berg verkohlten Leichen ausdruckslos auf die blutverschmierten Hände blickte. Wie viele Unschuldige Leben hatte ich genommen? Ich hatte nach einer Weile nicht mehr mitgezählt, für mich bedeutete das Leben anderer nichts mehr, denn das Gefühl der Empathie befand sich nicht mehr in meiner Brust. Weder Trauer, noch Freude spiegelte sich in meinen Lippen wieder, weder Angst noch Zuversicht umschloss die Gefühle in meinen Herz und entfaltete diese. Alles was ich spürte, war die Leere. Die Leere die auftrat, als man meine Familie, meine Freunde und meine Kameraden bei lebendigen Leibe verbrannte. Und die Leere, die erneut wieder auftrat, als man mir meine Schwester nahm. Würde ein Windstoß kommen, der eine Veränderung einläuten würde, so würde er mich wegwehen, mich der in seiner Vergangenheit eingesperrt auf die Erlösung wartet..//
      Ren's Augen öffneten sich leicht als die Stimme der jungen Dame ertönte, die ihn liebevoll zu wecken versuchte. Zwischen den von kleinen Spalten geöffneten Augenlidern, schauten die roten Augen planlos hervor unsicher was von Beiden nun Traum oder Realität war.
      Und doch erinnerte er sich innerhalb dieser wenigen Sekunden nicht mehr an jedes Detail seines Traumes. Als der Geruch von Äpfeln seine Nase durchzog, weiteten sich seine Augen für einen Moment und die Stimme seiner Schwester durchdrang seine Ohren erneut.
      //.. Schau mal, Äpfel! Es ist schon ewig her das wir fast festes zu Essen hatten ..//
      Kurzzeitig veränderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes, dessen Mundwinkel sich nach unten verzogen hatten, eh er sich den Teller mit dem Brot und den Ei nahm und den Milchreis links liegen ließ.
      "Danke, aber ich esse keine Süßspeisen.", entwich es ihn lediglich als Ausrede, bevor er aus seinen Stuhl aufstand, das Fenster öffnete und sich auf die Fensterbank setzte um fernab des Geruches der Äpfel sein Frühstück zu verspeisen.
      "Ich hab eine Möglichkeit gefunden, dir eine Alchemie-Waffe zu erstellen! Dafür werde ich aber den gesamten Tag brauchen. Es bleibt also keine Zeit dich einzuweisen, wie diese funktioniert.", entwich es nach einen langen unangenehmen Moment der Stille die den Raum durchdrang den Lippen des Schwarzhaarigen dessen Stimme nun wieder etwas kühler wirkte als die Tage zuvor.
    • Das vorfreudige Lächeln wich der Blonden mit jenen Worten die Ren sprach aus dem Gesicht und sie spürte einen ziehenden Schmerz in der Brust, als er ihre Bemühungen mit einer solchen, für ihn scheinbaren Leichtigkeit ablehnte. Mit gesenkten Lidern blickte Anoria auf ihre Speisen hinab und so verging nun auch ihr etwas der Appetit auf das Gekochte. Dennoch... sie wusste wie ihr Magen gerade nach Essen verlangte. So schnappte sie sich die Schüssel voll mit Milchreis und setzte sich auf ihr Bett. Mit angezogenen Beinen stellte sie das warme Gefäß auf ihrem Bauch ab und stocherte vorerst lustlos in den Reiskörnern herum. Sie hatte sich etwas zu sehr auf diesen Moment gefreut, mit dem Schwarzhaarigen gemeinsam zu frühstücken, Kleinigkeiten untereinander auszutauschen und möglicherweise etwas über den anderen zu erfahren. Doch es war seine Entscheidung, auch diesen Versuch ihrerseits zu untergraben. So seufzte die Blonde verhalten und schob sich lustlos einen Löffel voll Milchreis in den Mund. Es schmeckte genauso wie sie es sich vorgestellt hatte... Lasch und vorallem nicht so gut, wie es in dieser Situation schmecken hätte können. Mit verzogener Mine kaute die junge Frau auf ihrem Bissen herum und nahm nach einiger Zeit noch einen Löffel und noch einen. Bald schon hatte sie die halbe Schüssel geleert. Um die beiden webte sich eine unangenehme Stille, welche noch nicht mal durch ein Ticken einer Uhr durchbrochen wurde. Man hörte nur die Geräusche, welche die beiden beim Essen eben machten. Ab und zu drang das zarte Zwitschern eines Vogels durch die Luft und legte sich als Indikator für den anbrechenden Tag in die Ohren der Zuhörer. Ansonsten blieb es still, bis Ren wieder das Wort erhob. Rasch hob sich auch der Blick der jungen Frau und sie sah ihm mit müden Augen entgegen. Er erzählte ihr von der Erschaffung einer Alchemie Waffe und da wurden Anorias Augen kurz groß, so überrascht war sie über den Umstand. Kurz wusste sie nicht, was sie dem jungen Mann nun erwidern sollte. Was würde er als Antwort annehmen können? Was war gerechtfertig? Nach einem kurzen gedanklichen Hin und Her, kam die Dame zu einem Entschluss.
      "Dann... dann werde ich mir den Umgang selbst aneignen. Ich hab im Hause meiner Eltern öfters heimlich geübt. Natürlich kann man das nicht mit einer jahrelangen Ausbildung vergleichen. Aber die Grundlagen... ich sollte sie noch können.", als sie die Worte ausgesprochen hatte, zogen sich ihre Augenbrauen dennoch nachdenklich zusammen. Wie lang war es wirklich her, dass sie ein Schwert in der Hand führte? Sie erinnerte sich an den Moment, als sie dem Yaeger die Hand abschlug und schluckte den Bissen hinab, der sich eben in ihrem Mund befand. Es war nichts, was sie aus Leichtigkeit getan hatte, so fiel stand fest. Und jetzt, wo sie ihre Art des Zuschlagens nochmals überdachte, fielen ihr doch geraume Fehler auf, die sie in ihrer Not gemacht hatte. Anoria presste kurz die Lippen aufeinander und sah auf ihre Schüssel hinab, wo sich vielleich noch drei Bissen inne fanden. Das sich Ren jedoch extra die Mühe machte, ihr eine Waffe zu kreieren... Vorsichtig hob sie wieder ihren Blick an und öffnete ihren Mund. "Ich... ich weiß das sehr zu schätzen... danke.", ihr zielloser Blick hatte sich an einem unsichtbaren Punkt im Raum festgesetzt und strahlte etwas Leeres aus. Man hatte schon oft viel für die junge Frau getan, aber immer in der Absicht, dass es ihr dadurch besser gehen würde. Nun tat jemand etwas, dass ihr helfen sollte, sich selbst zu schützen, dass sie somit selber für ihr Wohlergehen verantwortlich war. Mehr als tiefes Ein- und Ausatmen hatte Anoria für diesen Gedanken nicht mehr über, löffelte die letzten Reste des Milchreises in sich hinein, stand auf und warf die Schüssel zugegebenermaßen unachtsam auf das Tablet zurück, sodass der Löffel in dieser leicht klirrte. Dann schnappte sie das Teller mit dem Spiegelei und dem Brot, legte dieses auf die Scheibe und biss ab. "If geh trainier'n.", murrte sie nur über den vollen Mund hinweg und verlies mit schlurfenden Schritten das Zimmer.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Gesagt getan, verschwand die Blondhaarige junge Dame aus dem Sichtfeld des Schwarzhaarigen Mannes und widmete sich ihrem Training um ihren Körper und Geist zu stählen, bereit sich selbst beschützen zu können. Man sah ihr an, das sie keineswegs beschützt werden wollte und das sie nicht als Belastung gesehen werden wollte. Für gewöhnlich würde ein normaler Mensch ihr raten es nicht zu übertreiben, doch Ren, der einst in einer ähnlichen Situation war wie sie, gab sich selbst nicht das Recht ihr zu sagen was richtig und was falsch für sie wäre. Es war von ungeheurer Wichtigkeit, dass sie ihn nicht zurückhielt und aufschließen konnte. Auch wenn seine Art ihr gegenüber und seine Methoden des Trainings meist grob wirkten, so war es stets nur darauf ausgerichtet sie auf den Ernst der Realität vorzubereiten. Heute Abend bestand mit Sicherheit die Möglichkeit das keiner der beiden lebendig aus diesem Dorf entkommen würde und diese Chance war vergleichsweise zu der positiveren Variante ziemlich hoch, doch wäre es eine enorme Hilfe wenn er auf die Unterstützung Anoria's zählen konnte, ganz gleich ob sie nur den Köder spielen würde.
      Noch bevor Ren einen weiteren Gedanken an die bevorstehende Nacht der Toten verschwenden konnte, beschwörte er neben sich auf dem Boden, noch immer auf der Fensterbank sitzend seinen Reisebeutel und zog aus diesen das Zeremonienschwert, welches er als Gehäuse für die Alchemie-Waffe Anoria's verwenden wollte. Mit einem Ruck warf der junge Mann sein nach draußen baumelndes Bein über die Fensterbank und stand nur wenige Sekunden später auf, ließ dabei den Beutel in der Ecke liegen und legte das Schwert auf den Tisch ab. Gerade als er sich setzen wollte, erinnerte er sich daran, das der Beutel noch am Fenster stand und er so nicht auf sein Werkzeug zugreifen könne.
      //..Mist..//
      In der Bewegung des Hinsetzens stoppend, erhob sich der Unterkörper des Mannes wieder bevor ihn seine Stiefel zum Fenster trugen, an welchem er die Schlaufe des Beutels umgriff und mit sich zog. Erneut am Tisch angekommen, setzte er sich endgültig auf den Stuhl und kramte in dem Beutel sein Werkzeug heraus. Dabei handelte es sich nicht um die typischen Hilfsmittel eines Handwerkers dieses Zeitalters, sondern um moderner wirkende Varianten dieser. So nahm sich der junge Mann einen dünnen, länglichen Metallstab und zog die Linien des Schwertes nach, wechselte dann zu einen länglichen Stab mit einer umgekippten Schaufel am Ende und hebelte den inneren Rand der Schwertlinien so hinaus, das die äußere Hülle des Zeremonienschwertes sich mit einem knacken löste und Einblick in den komplexen Aufbau von Zahnrädern und Verbindungen innerhalb des Schwertes offenbarte. Natürlich war nicht jegliches Schwert so aufgebaut, doch da es sich um ein Gehäuse für Alchemie handelte musste dieses auch mit den zwei Prozessen der Alchemie umgehen können und diese verarbeiten. Bei diesen Prozessen handelte es sich um die Konstruktion der Magie die eine Person innehatte und deren Rekonstruktion und um dies zu bewerkstelligen war dieser komplexe Aufbau notwendig. So war es die Aufgabe der Konstruktion die Magie innerhalb der Waffe zu konzentrieren, sie zu verarbeiten und auszulösen und die Aufgabe der Rekonstruktion war es den Rückstoß zu dämpfen, die Magie zu speichern und ein erneutes Abfeuern der Magie zu ermöglichen. In Anoria's Fall würde ein permanenter Ausgleich der Konstruktion und Rekonstruktion erfolgen, sodass ihre Magie konstant florieren würde und der Ausstoß und Rückfluss gleich sein müsste. Es gab genügend Waffen die dieses Prinzip gemeistert hatten, doch verwendete man sie nicht mehr so häufig aufgrund der drohenden Gefahr das der Ausstoß der Magie den Rückstoß überragen könnte und die Magie so außer Kontrolle geraten könnte. Da eine Alchemiewaffe permanent die geistige Energie um Magie zu erschaffen, welche wir aus unseren Stigma Zellen produzieren und die deswegen Stigma genannt wird, aussaugt, besteht die Möglichkeit bei zu hohen Ausstoß und einen überwiegenden Konstruktionsprozess die Rekonstruktion so zu provozieren das die erhöhte Energie mit einem Stoß zurückgeleitet wird und das Stigma vollends entzogen wird. Die gesammelte Magie wird von der Beschleunigung des Prozesses verstärkt und führt schlussendlich zum Zero Breakdown, einen Zustand bei dem die Alchemiewaffe explodiert und all die gesammelte Magie entfesselt. Die Wirkung des vollends vom Körper entzogenen Stigmas führt zum vollkommenen Bruch der geistigen Persönlichkeit. Nicht nur das eine große Gefahr bei solchen Waffen besteht, selbst Menschen mit minderen Stigma Vorrat zum Zero Breakdown zu führen, verstärkt sich diese Gefahr bei der immensen Ansammlung der Stigma Zellen in Anoria's Körper. Um den Prozess der Konstruktion zu hemmen, suchten Personen die sich mit diesem Thema beschäftigten nach einer Methode um die Konstruktion in einem so starken Maße zu hemmen, das es unmöglich sein würde durch den Rückstoß einen Zero Breakdown hervorzurufen. Doch diese Forschung stellte sich als fruchtlos heraus und niemand hatte Erfolg darin diesen Limiter herzustellen. Inzwischen überprüfte der Schwarzhaarige die Zahnräder und Verbindungen, zog mit den Metallstab unter diesen entlang und entfernte sogar einige um sie mit den Positionen anderer zu ersetzen.
      Ren, der die ganze Nacht Bücher durchforstet hatte, fand in einen dieser Bücher die Aufzeichnung eines Mannes der ebenfalls in diesem Bereich experimentiert hatte, dessen Methoden jedoch nicht akzeptiert wurden, weil sie nicht der herkömmlichen Meinung entsprachen. Dieser Mann versteifte sich nicht darauf die Konstruktion und somit den Ausstoß zu hemmen, sondern einen erhöhten Rückstoß wieder in den Pegel der Normalität zu bringen. Seine Forschung bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung und anstatt das Problem der Fehlerhaften Konstruktion anzugehen, die zum Überschuss der Rekonstruktion führte, ließ er die Fehlerhafte Konstruktion zu um nun den darauffolgenden Überschuss als Limit Over zu verwenden. Die überschüssige Energie sammelte sich nicht in der Waffe an und führte zur Explosion, sondern wanderte durch den Umbau der Waffe über die Verbindungen der verschobenen Zahnräder entlang um einen noch stärkeren Effekt zu erschaffen. Hatte sich die Waffe an diesen Effekt gewöhnt, war zwar der Ausstoß immer noch erhöhter als zuvor, doch konnte sich nicht noch mehr erhöhen, da die Rekonstruktion den Rückstoß immer wieder zurück in den Pegel des Limit Over's geraten würde. Es stimmte das diese Methode bei herkömmlichen Alchemisten mit geringer Anzahl von Stigma Zellen nicht effektiv wirken würde, doch war diese Methode für Anoria genau das richtige, deren Stigma Zellen sowieso ein Übermaß annahmen.
      Nachdem Ren einige Zeit damit verbracht hatte die Waffe zu modifizieren, überkam ihn das Gefühl des Hungers und bedachtlos schnappte er sich die Schüssel mit Milchreis den die junge Dame für ihn zubereitet hatte. Versunken in seine Arbeit, löffelte er ein nach den anderen Happen in sich rein bis die Schüssel leer war und er überrascht auf den leeren Löffel starrte.
      "Köstlich.. Ich sollte nicht vergessen ihr dafür zu danken!", murmelte er unverständlich vor sich her bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete die den ganzen Tag andauerte. Nachdem er mit seinen Werkzeugen den Feinschliff vollendete, den Griff auswechselte und die kloppige Umrandung des Schwertes etwas schmaler gestaltete, gab er dem Schwert den persönlichen Touche der jungen Dame indem er die Farbe mit einer chemischen Reaktion veränderte. Nur wenige Minuten später trat Anoria in den Raum. Ren vernahm aus den Augenwinkeln heraus das es zum Abend dämmerte und die Nacht der Untoten nahte.
      "Ich hab wohl ziemlich lange gebraucht.. Jedenfalls ist es nun fertig!"
      Der Schwarzhaarige stand auf und sah zu wie die Blondhaarige zu dem Schwert schritt, es in die Hand nahm und begutachtete. "Das einzige was du nun noch machen musst ist deine Magie auf das Schwert anzuwenden, damit es die Formel darin speichern kann!"
    • Mürrisch schritt Anoria aus dem Haus und kickte auf ihrem Weg einige Steine zur Seite die ihr in den Weg kamen. Mehr als erwartet brodelte es nun im Bauch der jungen Dame. Warum... warum nur war er so... so... "Nnngh!", knurrend raufte sich die Blonde ihre Hände in die Haare und stapfte wütend weiter zu dem Baumstammturm, den sie gestern noch so prophylaktisch erbaut hatte. Die Sonne hob sich nun langsam über die Wipfel der Bäume und legte ihre orangenen Lichtbalken mosaikförmig über die Wiese. Riana hatte gerade keine Lust, ihren sonst liebsten Moment des Tages zu bewundern. "Ja ja, dir werde ich es schon zeigen... keinen Grund werde ich dir geben, auch nur eine Sekunde an mir zu zweifeln...", ihre Augenbrauen zogen sich entschlossen zusammen und ein siegreiches Lächeln schob sich auf ihre Lippen, unter welchem ihre Zähne leicht hervor blitzten. So begann die junge Frau, die Baumstämme wieder auseinander zu schlichten um einen kleinen Parkour für Beinarbeit zu erstellen. Immer wieder und wieder lief sie durch ihn, änderte die Stellung der Stämme und deren Höhe, ehe sie sich selbst gegen Mittag eine kurze Pause gönnte. Lange jedoch währte diese nicht, da der Eifer sie nun gepackt hatte.

      Nach weiteren 5 Stunden...

      Außer Atem sprang Anoria über die letzte Hürde und gab im nächsten Moment ihren weichen Knien nach. Wie ein nasser Sack fiel die Blonde einfach vorne über und traf mit einem leichten Ächzen auf dem Boden auf. Ihr Körper zitterte vor Anstrengung und ihr Atem klang pfeifend, als sie ihre Lungen angstrengt und hektisch mit Luft füllte. "Das... sollte reichen...", keuchte sie und schloss für einen Moment die Augen, während sie versuchte ihre Atmung zu kontrollieren. Lange schon hatte sie nicht mehr das Volle aus sich rausgeholt und merkte gerade umso mehr, wie die Kondition ihres Körpers darunter litt. Etwas länger blieb Anoria noch liegen. Langsam erklangen bereits wieder die Grillen, welche nicht lokalisierbar zirpten und die ankommende Nacht einleiteten. Mit wackeligen Armen presste sich die junge Frau nun wieder empor und blieb auf ihren angewinkelten Beinen sitzen, ehe ihre zarten Finger die wenigen Strähnen ihrer Haare hinter ihre Ohren strich. Unentschlossen blickte Anoria noch auf die Wiese hinab. Da tasteten ihre Hände auf einmal ihre Kleidung ab und fanden was sie suchten. Ein elastisches, bordeauxrotes Haarband kam in ihrer Handfläche zum Vorschein, mit welchem sie ihre Mähne nun hochband. Mit neuen Mut in den Gliedern, hob sie nun ihren Körper empor und schritt zurück zum Zimmer. Sie lies sich etwas Zeit, da ihre Beine nach wie vor wackelten wie Butter. Sie sollte unbedingt nochmals eine kurze Pause einlegen, auch wenn diese Nach etwas blühte, dass Anoria wohl kein zweites Mal erleben wollte. Nach einigen wenigen Momenten mehr, hatte sie nun auch schon ihre Räumlichkeiten betreten und sah einem etwas erschöpft wirkenden Ren entgegen, der neben dem Schreibtisch saß und ein golden schimmerndes Schwert in den Händen hielt. Mit großen Augen ging Anoria auf ihn zu. Im selbigen Augenblick erhob sich auch der Schwarzhhaarige und streckte ihr dieses Meisterstück entgegen. Bevor die junge Frau es in die Hände nahm, wischte sie sich den Schweiß mit ihrem Ärmelstoff von der Stirn und legte nun vorsichtig ihre Fingerspitzen um den Griff, ehe sie ihre gesamte Hand darum schloss. Es war schwer, keine Frage, aber nicht so schwer wie sich die junge Frau es sich vorgestellt hatte. Als Ren ihr sagte, was sie nun zu tun hatte, schob sich ein nachdenklicher Ausdruck auf ihre Züge.
      "Ren... ich... ich habe keine Ahnung wie... ich weiß nicht, wie ich meine Magie anwende... das... es passiert einfach, verstehst du...?", Anoria war völlig in den Bann gezogen, als die Klinge in der Abendsonne wieder gülden hervorleuchtete, als sie diese an ihrem Gesicht vorbeiwandern lies. Sie drehte und kehrte die Waffe in ihren Händen herum. "Verstehst du...", erneut murmelte Anoria fast schon unverständlich diese Worte, während ihre Schritte sie ein wenig von Ren wegführten. "... es fühlt sich an wie... als hätte mein Geist... schonmal die Erfahrung gemacht, ein Schwert zu führen... als wüsste er... wie es...", immer leise wurde ihre Stimme, doch war ihr Blick auf die Schneide des Schwertes geheftet. Millionen Gedanken schossen der Blonden durch den Kopf. Alles flog wirr durcheinander, formte irre Figuren in ihrem inneren Auge. Dieses Gefühl... sie wusste nicht, woher es kam. Sie konnte es aber ganz genau zu ordnen, als wäre es immer schon ein Teil von ihr gewesen. "Es ist der Geist... der Spirit.", es war nicht mehr als ein Hauchen, jene Worte die sich nun über die Lippen der jungen Dame trauten, doch waren sie wohl der Schlüssel. Sie kristallisierten sich heraus, wollten ausgesprochen werden, drängten ihren Mund zu verlassen. Die Spitzen ihrer Haare begannen golden zu glimmen, ein unerklärlicher, sanfter Wind umhüllte Anoria, erleuchtete sie in dem goldenen Schein, der sie seit Anbeginn begleitete und legte sich kurz um ihren Körper. Unfreiwillig hatte sie ihre Augen geschlossen und lies die Magie, welche sie nun entfesselt hatte, durch jede Faser ihrer Muskeln fließen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • //..Erst in diesem Moment realisierte ich den Grund hinter der immensen Ansammlung des Stigma's innerhalb des Körpers meines Blondhaarigen Gegenübers. Der Grund warum Anoria so viel verborgene Kraft besaß, der Grund warum ihre Magie so unglaublich mächtig war..//
      Ren schaute der Blondhaarigen still bei ihren Aktionen zu, bis zu jenem Punkt an dem sie ihre Magie auf eine unnatürliche Art und Weise dann doch durch das Schwert bündelte.
      //..Spiritification.. Die Überlagerung beider Personen innerhalb Anoria. Nur weil sie zwei Personen zugleich ist, besitzt sie die Kraft von zwei Personen zugleich in einem Körper..//
      Noch bevor Ren seine Lippen öffnen konnte um etwas zu sagen, ertönte ein tiefes Stöhnen außerhalb des Zimmers. Innerhalb der kurzen Zeit, die die beiden damit verbrachten miteinander zu reden, hatte sich der Mond vor die Sonne geschoben und die Schwärze sich den Himmel bemächtigt. Bevor Ren reagieren konnte, sprang die Tür auf gefolgt von vielen Monströsen Gestalten die einst Menschen waren doch nun nicht mehr so genannt werden konnten. Zwar schaffte es der Schwarzhaarige nicht rechtzeitig zu seinem Conception, das noch immer auf den Tisch ruhte, doch bestand auch nicht mehr die Notwendigkeit dazu. Vor den roten Augen des Mannes, entfaltete sich das volle Potenzial der Magie Anoria's obgleich sie eingeschränkt war und verbrannte all die Wesen binnen Sekunden zu Asche. Es war nicht so das ein jeder Schwertstreich von ihr einen Untoten zerteilte, doch eine einfach Berührung mit den von goldenen Flammen durchtränkten Schwert genügte um das verdorbene Fleisch in graues Material zu verwandeln. Von Ruhm getränkt, drehte sich die junge Dame zu ihren Begleiter um und staunte schwer über ihre Kraft.
      "Anoria, verdammt!", zischte er und schnappte sich Conception. Ren richtete die Waffe auf sie und schoss mehrmals knapp neben ihr vorbei. Das Ende vom Lied war ein dumpf zu Boden knallendes Geräusch zweier Untoter die sich aus einem eingeschränkten Blickwinkels Anoria's genähert hatten.
      "Du darfst dich nicht von dieser Kraft blenden lassen und nachlässig werden!"
      Ren wusste ganz genau um was es ich bei der Nacht der Untoten wirklich handelte und das dies erst der Anfang von all dem war. Es schlug nun zur 22. Stunde des Tages, so fern der Morgen um 6 Uhr früh anbrach und sich nicht verspätete hatten die beiden Gefährten noch 8 Stunden gefährlicher Kämpfe vor sich. Unter den Untoten befanden sich nicht nur die einfachen Walker, Bone Knight's und gewiss auch untote Tiere deren Fähigkeiten denen eines Menschen weit überragten. Ren und Anoria verbarrikadierten sich vorerst im Zimmer, als dieses jedoch nicht mehr den Horden der Untoten stand hielt drang ein befehlshafter Ton in die Ohren der jungen Dame.
      "Durch das Fenster!"
      Ein Schuss ertönte und ließ das Glas splittern. Mit vor seinem Gesicht überkreuzten Armen und den Stoff sicher umgriffen um tiefe Schürfwunden zu vermeiden, schoss der junge Mann förmlich durch die zersplitterte Scheibe und hinterließ eine freie Kuhle durch die Anoria gefahrlos springen konnte. Als Ren seinen Aufprall durch den Schuss seines Conception dämpfte und in Hockstellung landete, erhob sich dieser schnell wieder um sich umzudrehen und breitete die Arme aus um Anoria aufzufangen. Jene befand sich jedoch schon neben ihn und schaute ihn verwirrt an, bis sie kurz hüstelte um auf sich aufmerksam zu machen. Aus seinen Augenwinkeln heraus, blickten die roten Augen zu der jungen Frau während die Arme noch immer ausgebreitet waren. In der Ferne, noch weit von den beiden entfernt, ertönte ein erneutes tiefes Stöhnen und unterwanderte die peinliche Stille die sich gebildet hatte.
      Ein einfacher Schuss ertönte, gefolgt von einem dumpfen Knall zu Boden. Es dauerte nicht lange, da hatten sich nunmehr Untote versammelt, unter ihnen auch die knöchernden Skelette denen die Schüsse von Conception nur wenig anhatten. Deception mit seiner Dunkelheitseigenschaft zu beschwören wäre an dieser Stelle eher kontraproduktiv, doch nur was das Erschießen betraf. So beschwor Ren in seiner linken, freien Hand mit schwarzen aufwirbelten Kreisen seine schwarze Pistole und richtete diese in Richtung eines Daches, während er mit seiner rechten Hand von Untoten zu Untoten wanderte und auf den Abzug drückte. Hatten sich die Monster zu sehr genähert, ertönte ein Schuss Deception's, erschuf ein Gravitationsfeld und zog Ren und mit ihm auch Anoria zu sich. Die Untoten, die der Dunkelheit selbst angehörten und damit eine Resistenz aufwarfen, ließen sich nicht von der neust auftauchenden Schwerkraft beeinflussen und blieben am Boden.
      Natürlich waren sie auf dem Dach nicht sicher, denn schon nachdem sie landeten und Ren die Gravitationskugel mit einem Schuss Conceptions erlöschen ließ, näherten sich jene gefräßigen Krähen die schon vor dem Dorf den Begleitern auflauerten. Schüsse Conceptions ertönten und holten eine Krähe nach der Anderen nach unten, doch auch die Hiebe Anoria's zogen eine goldene Feuerschneise hinter sich her, in welche die Krähen unwillkürlich hineinflogen. Näherte sich auch nur eine von ihnen der Frontkämpferin bedränglich, so ertönte ein dumpfes Geräusch Conceptions und ein Projektil schoss sich ab das eine Barriere vor ihr erscheinen ließ an welchem die Köpfe der Vögel abprallten. Schwer waren die Sterne am Himmel zu erkennen, den ein einziger Strudel von Krähenschwärmen überragte die Häupter Anoria's und verfinsterte die Nacht. Nur die gierigen, roten Augen starrten auf das frische Fleisch. "Hier sind wir nicht sicher! Wo hin?"
      Der Blick des Schwarzhaarigen umwanderte die Umgebung, doch nicht viel Zeit blieb. Ein Gedanke der die beiden retten könnte unterwanderte seinen Verstand. Würden sie die Heißen Quellen erreichen und Anoria mit ihren Flammen das Wasser vollends verdampfen können, wäre es eine Sache von Sekunden und äußerst gefährlich. Doch der sich ausbreitende Dampf würde mit einem magischen Gegenstand im Besitz des jungen Mannes zu Eis werden. Binnen dieser kurzen Zeitspanne, müsste Ren ebenfalls eine Barriere erschaffen um den beiden vor der mächtigen Gewalt des Eises Schutz zu gewähren. Innerhalb dieses robusten, vielschichtigen Eisgefängnisses wären die beiden bis zum Morgengrauen sicher.
      "Ich hab einen Plan!"
      Mit kurzen Worten erläuterte der Schwarzhaarige die Zusammenfassung des Plan's und überließ Anoria das Ruder was den Kampf betraf. In dieser Zeit, in der sie sich zur Heißen Quelle begaben, kramte er aus seinem Beutel den magischen Gegenstand und überdachte die passenden Momente während er die weiteren Schritte voll und ganz Anoria anvertraute.
    • Nur einen Moment später, als Anoria endlich ihre Magie erweckte, standen auch schon die Untoten in ihren Gemächern. Übermannt vor der plötzlichen Kraft die die junge Frau mit einem Mal umwob, führte sie einen einfachen Schlag gegen die Angreifer aus. Es war gar nicht wirklich gewollt oder beabsichtigt, die Wucht, welche sie mit dem Schwertstreich auslöste. Eher ein Reflex um ihr Leben zu schützen. Doch durchdrang das goldene Licht die fasrigen Körper der Geister und lies sie zerfasern. Überfordert drehte sie sich zu Ren, welcher ihr einen ebenso geschockten Blick zuwarf, welcher aussprach, wie sie sich eben fühlte. Doch zeigte sich auf den Lippen der jungen Dame ein triumphales Lächeln, welches sogleich wieder schwand, als zwei Kugeln nur knapp an ihrem Kopf vorbeischossen und die beiden Kreaturen, welche sich ihr in dem Moment der Unachtsamkeit genähert hatten töteten. Es dauerte nicht lange, da war das Zimmer wieder gefüllt von Feinden und Ren schuf an, durch das Fenster zu flüchten. Kaum war er mit einem lauten Scheppern durch das Glas gesprungen, nahm auch Anoria anlauf, sprang an einem Bein ab, ergriff mit den Händen den glaslosen Rahmen nur um im Schwung das andere Bein nachzuziehen und sich mit diesem dann abzustoßen. Ihr Training hatte sich wirklich gelohnt. Nie wäre ihr solch eine Bewegung noch vor einer Woche eingefallen. Doch nun heiligte der Zweck die Mittel und von denen war wirklich ein jedes Recht, sich aus solch einer präkeren Lage zu befreien. Während die Welt kurz rasend an ihr vorbeistürmte, merkte die junge Frau, dass Ren sich vor ihr bereitmachte sie aufzufangen, wie letzthin mit dem Fallschirm. Doch landete sie bemerkenswert leichtfüßig neben dem jungen Mann und räusperte sich kurz verlegen, als dieser ihr einen peinlichen Blick über den ausgestreckten Arm zuwarf. Entschuldigend zuckte die junge Dame mit den Schultern, doch hielt diese kurze Zeit der Ruhe nur schweifend an, als sich von der Weite erneut Monster näherten. So entfachte erneut ein kleinerer Kampf, der die beiden in Schacht hielt. Es kam Anoria vor, dass egal wie viele sie von diesen Ungetümen tötete, doppelt so viele wieder erschienen. Der goldene Schweif ihrer Klinge leuchtete zackig in der Luft auf. Hin und her wirbelte die junge Frau und brachte unzählige Feinde zu Fall, doch es brachte nichts. Außer Atem drehte sich die Blonde zu Ren und als ob dieser ihre Gedanken gehört hatte, vollführte er einen Streich mit seiner Pistole und die beiden wurden auf das Dach gezogen. Es schien jedoch auswegslos, denn auch hier waren die beiden nicht vor Angreifern sichern. Die vielen Krähen, die Ren bereist bemerkt hatte, umwirbelten zuerst einzeln, dann alle auf einmal die zwei und nahmen ihnen jegliche Chance, einen ordentlichen Angriff zu starten. Anoria traf zwar die ein oder andere mit dem goldenen Schein ihres Schwertes, doch war es wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen... Auswegslos. Die Schwärze mischte sich mit den vielen roten Augen, welche wirr um sie herum flogen aber immer die Körper ihrerseits im Visier hatten.
      Rens Worte hoben sich schwer über das Kreischen und Flattern der Krähen, doch offenbarte er Anoria einen gerissenen Plan. Sie durchdachte jenen und nickte einstimmend. Nun war es an ihr, diese Möglichkeit zu schaffen. Sie schaffte kurz Ruhe in ihrem Geist und konzentrierte sich darauf, ihr Vorhaben nun wahr werden zu lassen. Ein kurzer Schein, so schnell wie ein Wimpernschlag umgab die Blonde und mit dem Heben ihres linken Armes erzeugte sie einen Strudel aus Luft, welcher sich nach oben arbeitete und von ihr und Ren aus weg ausbreitete. Die Krähen wurden in diesem gefangen und abgetragen, was den beiden nun einen Weg nach vorne öffnete. Anoria fackelte nicht lange und sprang mit einem weiten Satz vom Dach hinab, hob im Flug ihr Schwert über ihr Haupt und stieß es flach auf den Boden, als sie auf diesem aufkam. Zwei breite goldende Säulen breiteten sich wie ein Wall neben der geschlagenen Schneiße aus und geradeaus nach vor eröffnete sich berstenden Klanges ein Weg, welcher in Richtung der heißen Quellen führte. Das angestrengte Quitschen der zerbrechenden Toten erklang kurz laut, ehe sich diese näher gekommenen Unholden in Rauch auflösten. "Ren, schnell!", rief sie dem Schwarzhaarigen zu ehe ihre sprintenen Schritte die Dame den geschlagenen Graben entlang führten. "So weit so gut...", rief sie sich stolz in ihre Gedanken und führte ihre Beine schnell vorwärts. Ihr Herz schlug erstaunlicherweise ruhig und auch ihr Atem ging langsam und zielgeführt. Sie hörte das Stapfen des jungen Mannes nur knapp hinter ihr und vor ihr konnte sie in der Ferne bereits den Dampf der heißen Quellen erkennen. Sollte sie ihren Plan nun durchführen, musste sie auch auf das Vertrauen Rens zu ihr zählen. Zumindest hoffte Anoria gerade, dass alles so funktionierte, wie sie es sich in ihren Gedanken vorstellte. Der Graben endete und die beiden waren nun wieder gezwungen zick zack durch das Gestrüpp und den Felsen zu laufen. Von links und rechts stießen schon wieder die Untoten an sie heran und das Wasser der heißen Quellen schien noch so weit entfernt. Rens Conception ertönte zwei drei Mal und Anoria drang ihren Körper nun zur Höchstleistung. Endlich erstrahlte das silbrige Glitzern der Oberfläche des Wassers vor ihr. "Ren!", fordernd kehrte die Blonde ihren Oberkörper im Laufen um und streckte ihm ihre ausgestreckte Hand hin. In ihren Augen schimmerten die güldenen Fasern ihrer Magie auf. Sie umwebten den Körper der jungen Frau als gesamtes und verpasste ihrer friedlichen Aura ob des Stresses eine sanfte Wärme. "Komm! Vertrau mir!", sie erkannte den zweifelnden Blick in seinen Augen, als er merkte, dass Anoria schnurstracks auf das Wasser zulief, doch schlug er nun endlich ein und die junge Frau umfasste seine Hand noch ein wenig fester, ehe ein frohes Lächeln ihre Lippen zierte. Es kam ihr nun alles so unglaublich leicht vor. Den jungen Mann im Schlepptau, sprang sie ab und lies bevor sie in die heißen Quellen eintauchten, die Spitze ihres Schwertes an der Oberfläche streifen, was dazu führte, dass sich das Wasser mit goldenem Schein überzog und die beiden nun ohne Probleme über jenes laufen konnten. Noch ein paar Schritte weiter führte Anoria sie in Mitte des kleinen Sees, ehe sie ihr Schwert aus dem Wasser zog und sie sofort untergingen. Unter Wasser umhüllte eine Luftblase die beiden, welche Anoria mit einer ausholenden Bewegung in einem Schlag ausbreitete und Ren mit einem Nicken das Zeichen gab, den Plan nun zu Ende zu bringen.

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    • Umgeben von der Luftblase und der merkwürdigen Umstellung die sein Plan durchzog, war er zwar anfangs skeptisch doch realisierte welchen Sinn die Aktionen der Blondhaarigen hatten. Zwar hatte sich nicht das komplette Wasser der Quelle in Dampf umgewandelt und sich im gesamten Raum ausgebreitet, aber wäre es auch nicht möglich den Dampf sofort in Eis umzuwandeln, sofern nicht ein kurzzeitiger Puffer wie eine Zündspule zur Verfügung stand und dieses weiterleitete. Nur das es sich eben bei dieser Zündspule um das umgebene Wasser handelte. Und so wandte der junge Mann den Lauf seines Conceptions gen Himmel und schoss ein Projektil auf, welches unfern der beiden aufsprang und die Luftblase mit einer Barriere ummantelte um den Sauerstoff zu sichern. Zur gleichen Zeit in der die Barriere die Luftblase umzog, kramte Ren einen Würfel aus seiner Tasche und drückte diesen durch die Luftblase durch, bevor das Loch eine Sekunde später durch die Barriere verschlossen wurde. Der Würfel breitete sich aus, wuchs im Wasser heran und sprang in einer Kristallförmigen Verwandlung auf. Um den Kristall herum, verwandelte sich jeder einzelne angesammelte Wassertropfen in festes Eis, wanderte schnell durch die Umgebung und zog Säulen in die vom Dampf unterwanderte Luft. Oberhalb des Wasser bildeten sich Wellen aus Eis, Wellen und Spitzen die nicht nur die Untoten davon abhielten zu den zwei Gefährten zu gelangen sondern auch noch die ein oder anderen wie Fleisch am Spieß in die Höhe erhob.
      Innerhalb des Eisgefängnisses, lehnte sich der Schwarzhaarige an die Barriere und atmete eine weiße Wolke aus bevor er sich seine Hände rieb. Als er bemerkte wie auch Anoria langsam fröstelte, trotz der schwachen Hitze die ihr Schwert von sich gab, wank der Schwarzhaarige die junge Dame zu sich und kramte aus seinen Reisebeutel den er vor sich beschwor eine Decke.
      "Wie schon gesagt.. Ich war es bisher gewohnt allein zu reisen. Wenn es dich also nicht stört?"
      Bei der Wahl für Stunden diese Kälte zu ertragen oder sich mit Ren eine Decke zu teilen, war mit Sicherheit nicht viel Überlegung für Anoria notwendig. Nachdem sich die junge Dame neben den Schwarzhaarigen gesetzt hatte, warf dieser die besagte Decke über die beiden und lehnte sich nach hinten an die Barriere.
      Von der Ferne war das Stöhnen der Untoten zu vernehmen, wild pochten sie gegen das Eis, doch entgegen dieser dicken Schicht hinterließen sie nur schwache Kratzer und Einkerbungen.
      Ein weiteres Mal durchdrang für einige Zeit die unangenehme Stille den Raum, doch anders als zuvor war die Stille weitaus beruhigender als der Lärm des nie enden wollenden Kampfes der vor wenigen Minuten oberhalb der Eisfläche stattgefunden hatte.
      Irgendwann ertönten dann aus den Lippen des Schwarzhaarigen die Worte: "Der Milchreis war wirklich köstlich. Danke dafür."
    • Als sich die beiden nebeneinander auf dem Boden niederliesen, fiel es Anoria zwar anfänglich schwer die Nähe zu überbrücken, doch fühlte sie sich neben dem Schwarzhaarigen dann nach geraumer Zeit sehr wohl. Beide liesen den Blick hinauf gleiten, zu der eisigen Kuppel, die von Untoten umringt war. Doch so sehr die unzähligen Kreature und Monster es auch versuchten, es gelang ihnen nicht das Eis zu durchbrechen. Mit einem erleichterten Seufzen konnte sich die junge Frau nun endlich entspannen. Sie hatte ihr Schwert griffbereit neben sich gelegt. Als sie von ihrer Waffe ablies, spürte sie auch sofort, wie der Magiefluss abriss. Mit ruhigem Blick glitten ihre goldenen Augen über die Decke der Kuppel. Im Augenwinkel selbst hatte sie den jungen Mann fixiert, dieser nun auch verstummten Males neben ihr weilte. Sie seufzte leise und zog ihre Beine an. Die Stille die sich um die beiden wob, war unglaublich angenehm. Der Trubel der Ren und Anoria die letzten Tage verfolgte, fand nun für wenige Momente sein Ende und ergab sich als ruhige zweite Decke über beider Körper. Die Blonde wollte eben die Augen schließen, da hörte sie Worte des Schwarzhaarigen. Ihr Bewusstsein schnappte nochmals hoch und sie sah Ren von der Seite her an. Überrascht zwinkerte sie ihm kurz entgegen, ehe ein zartes Schmunzeln sich auf ihre rosigen Lippen legte. Auch wenn Anoria nicht mehr damit gerechnet hatte, nachdem er ihre Fürsorglichkeit abwies, so mehr freute sie sich nun darüber, dass er ihn trotzdem probierte. "Das... freut mich Ren...", auch wenn die junge Frau gerade ein stolzes Grinsen auf ihrem Mund trug, so legte sich im nächsten Moment ein verärgert Ausdruck auf ihre Züge und sie boxte den Schwarzhaarigen leicht gegen die Schulter. "Wehe du traust dich, mich nochmal so unverschämt auflaufen zu lassen! Ich kann ganz schön ungenießbar werden, wenn du es dir mit mir verscherzt!", unter der Decke konnte man es zwar nicht wirklich vernehmen, doch stemmte die junge Frau ihre Arme leicht in die Hüften. Ihr tadelnder Blick fixierte kurz das Gesicht des jungen Mannes. Ihre Augenbrauen hatten sich leicht zusammengezogen und ihr Mund zog eine verdrossene Schnute. Sie erkannte die Überraschung im Gesicht des jungen Mannes, der ihr mit den rubinroten Augen entgegensah, was ihre Züge dann doch wieder erweichte. "Weißt du.. ich kann dich ganz gut leiden... Und deswegen möchte ich nicht, dass irgendwas unsere Zusammenarbeit erschwert. Ich kann gut verstehen, dass du durch deine Vergangenheit geprägt bist und deinen Mustern folgst, eben weil du bis jetzt auf dich allein gestellt warst. Lange werde ich brauchen, deine Gedanken und dein Verhalten zu entschlüsseln, zu verstehen, warum du etwas sagst und tust... aber ich bitte dich nur um eine Sache... Ich möchte dich besser kennenlernen. Ich will nicht aufpassen, die Worte und Taten nicht überdenken müssen, die ich an dich wende, nur um in der Sorge zu verweilen, dich damit zu vergraulen, verstehst du?", ruhig beobachtete sie den jungen Mann neben sich, während sie sprach. Zum Schluss wandte sie den Blick aus halböffenen Augen wieder zur Kuppeldecke empor. Langsam verzog sich die Nacht der Toten und gab die einzelnen Sterne am Himmelszelt frei. "Du hast mich ja gefragt, wie es ist blind zu sein... ich traue mich nun zu sagen, dass die Blindheit der Menschen, nicht an eine Gesellschaft gebunden ist. Es ist jeder Mensch für sich, der wählt, blind zu sein, oder zu sehen. Wichtig dabei ist, dass wir das Schändliche nicht ausblenden und die guten Tage einzig und allein preisen. Denn wenn wir darüber nachdenken, haben uns erst die schlechten Zeiten, wieder an die Hoffnung geführt, eines Tages wieder einen neuen Sonnenaufgang am Horizont zu erblicken und die Blindheit abzuschütteln. Meistens braucht man für diese Momente einen zweiten, der dir erneut zeigt, wie es ist zu sehen und was einen damit verbunden erwartet.", ein kleines Seufzen entwich Anoria und sie sah aus den Augenwinkeln wieder zum Schwarzhaarigen hinab. "Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast."

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    • //..Und wieder nahm sie Worte in den Mund, die hätten von meiner Schwester stammen können. Ihr Philosophie über dieses Wort 'Blindheit' barg gewiss Ähnlichkeiten zu der meinen, doch unterschied sie sich in dieser Hinsicht in das exakte Gegenteil. Nach meiner Meinung war es die Gesellschaft die einen Menschen zu den formte der er war, denn ein Mensch wollte stehts teil dieser Gesellschaft sein. Sich Gesellschaftlichen Bräuchen unter zu ordnen war genau das was diese Welt zu diesen verdorbenen Ort machte, welcher es heute war. Es war nicht der Wille eines jeden Menschen einzeln den Krieg gegen die Revenus anzupreisen, sondern der Wille der Mächtigen, der Wille der Gesellschaft zu welcher sie gehören wollten. Vielen war es vermutlich egal, viele waren nicht damit einverstanden, doch wenn man etwas dagegen sagen würde, dann wäre man ein Untermensch, genauso wie wir. Vielleicht verstand Anoria dies nicht ganz, weil sie nicht teil dieses ewigen Zwist war, eben weil ihre Gutherzigkeit und ihr Glaube an der Menschheit überwog und sie als Ebenbild eines Engels für Frieden sorgen wollte. Doch bei mir war es ganz anders, denn ich war genau das was ein Logos von einem Revenus erforderte. Ich war ein Dämon, ein Zweifler an der Menschheit, ein Zweifler an den Glauben selbst und daran das alle Menschen irgendwann in Einigkeit in Wahrheit und nicht mehr in der Blindheit leben konnten. Gäbe es eine Ehrlichkeit auf dieser Welt, eine Wahrheit für die Logos, dann wäre es die komplette Ausrottung der Revenus, dann die der Eos und schlussendlich die Ausrottung der Nachbarn die einen am Tag zuvor einen falschen Blick zuwarfen..//
      Und so schwieg der Schwarzhaarige bei den Worten der jungen Dame, doch hörte ihr aufmerksam zu. Es war ihre Auffassung von dieser Welt, die er nicht zu hinterfragen oder gar zu untermauern hatte. Kühl wie eh und je, blickten die tiefroten Augen des jungen Mannes gen Sternenhimmel während seine Gedanken die Worte der jungen Dame umschweiften. "Möchtest du dieses Ziel verwirklichen? Jedem Menschen diese Hoffnung zeigen, meine ich."
      Ren schaute aus seinen Augenwinkeln heraus zu der Blondhaarigen und vernahm ihr nachdenklichen Gesichtsausdruck. "Solltest du, dann wäre mir das gleichgültig. Ich glaube nicht an das Gute in den Logos, nicht nachdem sie meinen Volk so viel nahmen. Ria' meine Reise endet nachdem ich meine Schwester gefunden habe, je nachdem wie ich sie vorfinden werde. Und falls ich sie nicht lebendig vorfinden sollte, dann würde meine Verachtung nur noch mehr gesteigert, so sehr das es nur noch ein Wort gäbe um mein neues Ziel auszudrücken."
      Der Schwarzhaarige streckte seine Hand in Richtung des Himmels und ballte diese zu einer Faust während sein Gesichtsausdruck an Härte zunahm. "Zerstörung. Und dafür habe ich auch einen Plan!"
      Ren senkte seine Hand wieder vor seinen Brustkorb und drehte die Handfläche nach oben. Wenige Sekunden später war seine Hand von einem hellen Licht umgeben und formte erneut das umkettete Grimoire in seiner Hand. "Dies ist das, was viele in dieser Welt als die Akasha Chronik kennen. Kennen ist vermutlich der falsche Ausdruck, denn für gewöhnlich ist die Akasha Chronik nur als eine Legende bekannt. Genau so ist es.."
      Aus seinen Augenwinkeln heraus starrten die zwei roten Augen auf die Blondhaarige junge Dame. "Mit diesem Buch ist ein Lebewesen dazu in der Lage die ganze Ordnung der Welt umzuschreiben, denn die ganze Ordnung der Welt steht in es geschrieben von der Vergangenheit bis hin zur Zukunft. Hier drin steht wer du wirklich bist und wer du warst, was mit meiner Schwester geschah und wie unsere Reise enden wird. Mit ihm könnten man all die Himmelsinseln hinabstürzen lassen und mit ihr Arcadia. Man könnte die Welt wieder vereinen und gar ein neues Zeitalter einläuten, eines in der es weder Logos, Eos noch Revenus gibt sondern einfach nur eine Rasse die sich Mensch nennt. Jene die untereinander koexistieren ohne diese ganzen Vorurteile und Misshandlungen. Der einzige Weg um diese Welt neu zu gestalten, führt an dem Weg der Zerstörung und der Wiedergeburt vorbei. Diese Welt, die Welt in der wir leben.. Sie ist eine einzige, große Ascherkrone."
    • Als Ren sie fragte, ob sie denn wirklich versuchen wollte, einem jeden Menschen Hoffnung zu geben, zuckte die junge Frau nur mit den Schultern und seufzte leise. "Natürlich... warum sollte ich nicht... das Schlimmste, dass mir passieren könnte, wäre zu scheitern. Dann habe ich vielleicht nicht das erreicht, was ich wollte, aber zumindest kann ich mir den Erfolg des Versuches zusprechen. Und schon allein das ich es versucht habe, ist immer noch besser, als tatenlos rumzusitzen und zuzusehen, wie die Menschen nacheinander ihr Wesen und ihre Eigenständigkeit verlieren.", auch glitt der sanfte Blick der jungen Frau zum Himmel empor und erneut betrachtete die Million scheinenden Sterne. Es war nun wirklich ruhig geworden. Die Nacht der Toten legte sich langsam und die Erde klärte wieder auf, in ihrer normalen Weise, wie nun auch die Tage verstrichen. Der Schwarzhaarige jedoch untergrub ihre positive Einstellung und erklärte ihr, warum es für ihn wohl nie wirklich Frieden geben würde. Nachdenklich sah Anoria wieder zu dem jungen Mann und zog schmerzlichen Gedankens die Augenbrauen zusammen. Erst als er wieder etwas beschwor, wurden der Blonden Augen groß. Er beschrieb den Gegenstand, welcher einem Buch sehr ähnlich war, als Grimoire und verdeutlichte ihr, für was es gut war. Ungläubig lies sie ihren Blick über den Einband wandern. "Das... das ist unglaublich. Wie ist das möglich? Ich meine... woher weiß ein Buch, wie die Zukunft in unserer Welt aussehen wird?", während sie sprach, richtete Anoria ihren Körper etwas mehr gerade und saß Ren nun fast gegenüber, während ihre leuchtenden Augen nach wie vor auf dem Grimoire ruhten. "Wenn... wenn es wirklich zu so einer Macht fähig ist... warum hat es bis jetzt noch niemand benutzt? Ich meine, all diese Ungerechtigkeit... sie könnte von jetzt auf gleich ausgemerzt werden.", langsam wanderte der Blick aus den mit Schatten unterlegten Augen aus dem ruhigen Gesicht der jungen Frau empor in die angespannten Züge des Schwarzhaarigen, wo sich ihre Blicke dann für einen kurzen Moment trafen. Die Augen des jungen Mannes erschienen in diesem Winkel wie zwei Blutrote Kirschen, die sanft im schwachen Licht des Mondes hervorfunkelten. Jetzt, wo Anoria wusste, dass es eine derart unglaubliche Möglichkeit gab, die Geheimnisse dieser Welt zu lüften und damit auch das ihre lösen würde, stieg ihre Neugierde fast ins Unermessliche. Die junge Frau war stets neugierig gewesen, wollte immer alles verstehen und wissen, warum es gewisse Abläufe in der Natur und in der Gesellschaft der Menschen gab, doch kam sie nie auf die Idee, dass es für all dies bereits eine geschrieben Geschichte gab, die ihre Handlungen in die Richtung lenken würde.

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