Noch eine Weile wanderten die beiden Gefährten durch das Dickicht am Ende der Lichtung, einige Meter entfernt des Bergabhangs entlang den schmalen Trampelpfad zwischen den grünen, standhaften Bäumen. Die Dunkelheit schwand dahin, doch die Blätter der Bäume bargen das Licht, nur an wenigen Stellen durchdrang das gleißende Licht der hinaufsteigenden Sonne die sicheren Dächer über den Häuptern des Mannes und der Frau. Zwischen den Bäumen wich die Schwärze dem rosa, drückte die Dunkelheit von unten nach oben weiter davon bis die Nacht vollends verschwunden war und der Himmel vom rosa überfüllt war. Als Ren und Anoria das Ende des Waldes erreicht hatten, hatte sich jenes rosa zu einem hellen Blauton umgewandelt. Der Wind sauste durch die Haare der Beiden, hinauf zu den Blätterdächern und ließ ein säuselndes Geräusch erklingen.
"Sag..", entwich es den Lippen des Schwarzhaarigen der im Anblick der Wolkenpracht die sich über die Landschaft von Ebel erstreckte seine rechte Hand gegen seine Hüfte stemmte und sein Kopf leicht zu Anoria drehte um mit seinen tiefroten Augen, in seinen wie zu vor ernst wirkendem Gesicht, in die ihren zu schauen. "Hast du keine Angst vor mir? Ich bin ein Revenus, ein Wesen das im Munde der Logos als Dämon verachtet wird. Unberechenbare, minderwertige Dämonenbrut, die sich als Mensch tarnt um die Unschuldigen zur eigenen Belustigung zu ermorden."
Anoria's Antwort schien den Schwarzhaarigen zufrieden zu stellen, zumindest gab er ein kurzes "Hmm..", von sich und wandte sich wieder von ihr ab. Der Schwarzhaarige wanderte ein Stück weiter auf ein Steinpodest und blickte hinab. Mehrere Tausend Meter unter ihnen befand sich friedlich wirkendes, klares blaues Wasser, wenige Meter entfernt stieg jedoch ein gigantischer Wasserfall hinab in die Tiefe. Ren und Anoria befanden sich am großen Riss, der das Land zwischen dem Gebiet der Logos und der Revenus teilte. Sehnsüchtig huschte Ren's Blick für eine kurze Weile auf die andere Seite der gigantischen Schlucht bevor die Frage ertönte wo es nun hingehen würde. Es war deutlich das dies eine Sackgasse war, sofern die zwei nicht zu den gegenüberliegenden schwebenden Inseln fliegen konnten. Für einen kurzen Moment schaute Ren ungläubig zu der jungen Frau und legte dann verwirrt den Kopf schief. "Wie, wo es nun lang geht? Da runter natürlich!"
Die Reaktion der jungen Frau zauberte den sonst so kalten jungen Mann ein klitzekleines Schmunzeln auf die Lippen, eh die Stimme des Weißhaarigen ertönte der unweit von ihn entfernt über dem Abgrund schwebte. "Der Schrecken des Todes lächelt. Hat ein minderwertiger Dämon der Unschuldige ermordet das Recht auf solch eine Geste?"
Durch die Worte des vor Schadenfreude Grinsenden Weißhaarigen zurück in die Realität geworfen, drehte sich Ren zu den schwebenden Jungen um doch würdigte ihn keines Blickes. Ren ging in die Hocke, ließ seinen Reisesack erscheinen und zog aus dem Inneren einen Rucksack und einen zusammengefalteten Gegenstand. Danach warf er ihr den Rucksack zu und faltete den Gegenstand auseinander der sich als magischer Gleiter entpuppte. "Befestige den Beutel so an deinen Rücken das beide Schlaufen über deine Schultern hinweg reichen und du an das kleine Seil kommst. Sobald du dich nur noch einige hundert Meter über dem Wasser befindest, zieh das Seil und.."
Als die junge Frau aus Neugier das Seil schon zuvor zog, ploppte die Öffnung des Beutels auf und begrub Anoria unter einem sehr großen Tuch. Angespannt zuckte das rechte Augenlid des Mannes dessen Gesicht noch in der Haltung des letzten ausgesprochenen Wortes verharrte. Nachdem der junge Mann Anoria befreit hatte, stopfte er das Tuch zurück in den Beutel und meckerte. "Ich weiß das es keine herkömmliche Art ist einen Reisebeutel zu tragen und das die Funktion sehr ungewöhnlich ist, aber er funktioniert. Ich hab leider nur einen Gleiter. Für gewöhnlich bin ich es gewohnt allein zu reisen, daher ist der Beutel noch von alten Tagen, bevor ich auf Arcadia war und die Alchemie vom alten Rappongi erlern-"
Aus seinen Augenwinkeln vernahm er die Interesse in den Augen des Mädchens, während er über seine Vergangenheit erzählte. Ren stand auf, schnappte sich seinen Gleiter und schaute dann noch einmal kurz zu Anoria. "Wir springen runter aufs Festland. Sei vorsichtig was das Seil betrifft, ziehst du es zu früh dann könnte das Tuch zerfetzt werden, ziehst du es zu spät dann wirst du zerfetzt! Viel Glück!"
Ohne auf die Antwort der jungen Frau zu warten, sprintete der Schwarzhaarige los und warf den Gleiter über seinen Rücken. Seine Füße lösten sich vom Festland, der Wind zog günstig gegen seinen Rücken und lenkte die Richtung des Gleiters nach vorne. Geübt in solchen Situationen landete er nach nur einigen Minuten auf dem Gras der Mittelinsel und faltete den Gleiter in einem Zug mit seinen Arm zusammen. Danach drehte sich der Schwarzhaarige zum Wasser um und entdeckte die junge Frau nur wenige Meter von sich entfernt. "Ugh.."
Ren breitete seine Arme aus und fing die hinabstürzende Anoria in einer Umarmung auf, eh beide unter dem großen Tuch des Fallschirmes begraben wurden.
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