Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • Suzume verfolgte den jungen Mann mit ihren Augen, als er sich vor ihr auf den Beine erhob. Es gab in diesem Moment nichts mehr zu sagen und keine Worte mehr, die erklingen mussten. Sie hatte verstanden, was Gabriel ihr sagen wollte. Die verquollenen Augen sanken hinab, sahen, wie der blondhaarige junge Mann nun langsam von dannen schritt und ihre Wenigkeit in der Mitte des Raumes zurück lies. Doch war das wohl erst der Startschuss für alle anderen, sich über die längst verschollene Anführerin schlau zu machen, nach ihrem werten Befinden zu fragen und ihr die Welt zu Füßen zu legen. Man brachte ihr frisches Wasser, neue Kleidung, trug ihr Lebensmittel verschiedenster Art vor und erwartete selbstredend, dass sie diese Sachen auch annahm. Aber wank Suzume dankend ab, mit einem schiefen Lächeln, dass vor Schmerz und Dankbarkeit nur so schrie. Ihr Magen knurrte, sie verspürte auch den kratzenden Durst in ihrer Kehle, doch fühlte sie sich der Ehre der Bewohner nicht ehrenhaft genug. Sie biss sich auf die Unterlippe und ihr suchender Blick glitt durch den Raum. Weder aber fand sie den blonden Schopf Gabriels noch die Gestalt des Windgeistes. Die Stimme dröhnten ihr quälend in den Ohren, trieben ihr feste Falten auf die Stirn. Suzume rümpfte die Nase und erbat dann doch einen Krug Wasser und einen Topf Suppe. Mit diesen beiden Utensilien, verliesen sie und ein halbstarker 12 Jähriger Bursche den Stadtkern, welcher ihr den Krug hinterher trug. Sie stapften gemeinsam durch das dichte Unterholz des Buchenhaines der an Canard angrenzte und erreichten das Ziel ihrer kurzen Reise. Ihr Baumhaus. Die bereits morsch abstehenden und gefährlich durchhängenden Trittstufen, die zwischen den Astgabeln angebracht waren, hielten dem Gewicht der beiden Personen noch stand, doch gehörten sie dringenst erneuert. Suzume rümpfte die Nase. Noch so ein Ding, welches sie demnächst in Angriff nehmen sollte.

      Nun stand sie auf den verstaubten, mit Laub bedeckten Dielenboden ihrers einstigen Zuhauses. Sie konnte sich zwar daran erinnern, als sie als Anoria hier war, aber war ihr entfallen, wie schlecht ihr Häuschen in Schuss war. Niemand hatte sich darum gekümmert... aber warum sollten sie auch. So strich sie das grün braune Laub von dem wiesengrünen Ohrensessel, der mit Blick auf die Weite hinter Canard gerichtet war und stellte den Topf mit Suppe auf dem wackeligen Fußhocker vor ihr ab. Dann ergriff sie den Wasserkrug und platzierte ihn auf den von Efeu und Ästen umrankten Fensterbrett, neben dem Ohrensessel. Knarzend führten ihre Schritte sie an das Regal, wo die eingestaubten, mit Spinnweben verklebten Schüsseln und Teller standen. "Na großartig...", entkam es ihr seufzend, als sie nach einer Schüssel griff, sie anhob und darunter eine Menge Asseln, Tausenfüßler, Ameisen und anderes Käfergetier ihren Tod gefunden hatten. Genervt vom Zustand ihrer Hütte schritt sie zurück an die Anrichte, stellte die Schüssel in die Spüle hinein und zog die Schublade für das Besteck, links von dieser heraus. Doch auch hier hinein hatten sich Staub, Laub und tote Mücken verirrt. Einen Löffel entnehmend, warf sie diesen zur Schüssel in die steinerne Wanne, griff nach dem Seil das hinter den Fensterläden in den Abgrund verschwand und zog es empor. Der daran befindliche Eimer war mit Erde, noch mehr Laub und Regenwürmern, die neugierig ihre nackten Körper aus der torfigen Masse räkelten, gefüllt. "Was zur...?", nun erst fuhr es Suzume wirklich ein, wie viel Zeit eigentlich vergangen sein musste, seit sie das letzte Mal hier war. Die Schwarzhaarige eilte zum Fenster mit dem Wasserkrug und beugte sich vornüber um auf den Boden hinab zu sehen. Sie war in Erwartung die kleine gluckernde Quelle zu erblicken, die sich hinter der Blutbuche vorbeischlängelte... doch erkannte sie weder das sanfte, silberne Glitzern des Wassers, noch erklang das beruhigend sanfte Rauschen dieser. Einen weiteren Rückschlag ertragend, sanken ihre Schultern hinab und Suzume legte, laut seufzend, den Kopf in den Nacken.

      So zog sie ihren Mantel aus, umgriff den Stoff mit ihrer Hand, sodass sie eingehüllt wurde wie bei einem Handschuh, ging zurück zur Spüle und polierte die beiden Essutensilien, bis sie frei von Staub und Dreck waren. So nun, konnte sich Suzume endlich der Suppe widmen. Mit einem Ächzen lies sie ihren geschundenen Körper in die quitschenden Federn des Sessels nieder, öffnete den Deckel des gusseisernen Topfes, tauchte die Schüssel ein, um eine großzügige Portion in dieser wiederzufinden. Daraufhin nahm sie den Löffel in ihre Hand, schöpfte sich einen Bissen auf diesen, pustete nochmals kurz auf die dampfende Oberfläche und steckte diesen in ihren Mund. Die wärmliche Note von süßem Pfeffer und Muskatnuss breitete sich auf ihrer Zunge aus, die Schärfe von Ingwer und Chili durchfuhr ihre Glieder, Nudeln und Gemüse sättigten sie. Suzume wusste gar nicht, wie lange sie in Stille in ihrem Ohrensessel verweilte und die Suppe in sich schaufelte. Neben dem seichten Heulen des Windes, durchbrach nur das Klirren des Löffels auf das Porzellan die Ruhe, die die Blauäugige umgab. Den Krug dreiviertel geleert, lies sich die junge Frau nun satt und zufrieden nach hinten gleiten und gönnte sich einen Moment der Entspannung, bis ein Räuspern ihre liebgewonnene Einsamkeit durchbrach. "Dachte ich mir schon, das ich dich hier finde.", sie konnte das Schmunzeln in der Stimme von Gaius direkt hören. Sie schnaubte belustigt. "Na klar, komm gern rein.", die Augen geschlossen, umspielte ein schwaches Lächeln ihre Lippen. Sie hörte die schweren Schritte des Windgeistes, wie er sich umsah, seinen Körper herumdrehte um jedes kleine Detail ihrer Behausung einuzufangen. "Hier... wohnst du also...", ein scharfes Schniefen war zu hören, fast so, als würde er sich ein Niesen unterschlagen. "Falls du das Laub und den Dreck meinst... Nein. Aber wie du mittlerweile weißt, war ich gute 10 Jahre nicht mehr hier... und wenn man die Natur lässt, holt sie sich alles zurück.", erschöpft strich sich Suzume über das Gesicht und hörte ein leises Kichern von seiner Seite. "Das hätte ich dir ehrlich gesagt nicht zugetraut.", Gaius gestikulierte weit mit seinen Armen und umschrieb somit die Art und Weise wie sie lebte. "Was meinst du? Weil es ein Baumhaus ist? Und ich ja eine Zeit lang die reiche, verwöhnte Tochter eines Stadthalters war? Ich bitte dich...", so erhob sich die Schwarzhaarige aus ihrem Ohrensessel und stellte die gebrauchte Schüssel in die Spüle. "Oh nein, versteh mich bitte nicht falsch... es... ich finde es sehr... gemütlich.", er drehte eine kleine hölzerne Statue in den Händen und warf ihr ein ermutigendes Lächeln zu.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • "Unglaublich.. Wie kann sie ihn immer noch in Schutz nehmen? Er ist für all das was geschehen ist verantwortlich, dieser elende Revenus ist die Inkarnation eines Dämons.."
      Die Sonne hatte sich derweil hinter den Wolken verschoben und die Dunkelheit brach über den vor Wut qualmenden Kopf des Blondhaarigen jungen Mannes ein, ebnete einen Weg aus Sternen, die die Ferne schlicht beleuchtete. Dort, in der Nähe einer Anhöhe außerhalb der Zäune Canards stand eine ihm bekannte Person, seine purpurroten Augen gen Sternenhimmel richtend. In seiner Hand befand sich ein ungewöhnliches Schwert, keinem auch nur ansatzweise ähnelnd welches Gabriel in seinem bisherigen Leben erblicken durfte. "Ihr könnt hier nicht bleiben. Bitte versteht das wir derzeit keinen Fremden Einlass gewähren können!"
      Der Mond beleuchtete jene Gestalt im aschgrauem Mantel. Das schlohweiße Haar schien geradezu im Sternenlicht auf, doch die roten Augen wandten sich bedrückt in Richtung Boden. Der Glanz in ihnen war verloren, die Kälte umspielte die Röte, wie der kalte Lufthauch der in einer unbarmherzigen Strömung die Richtung des Blondhaarigen einschlug und seine Haare wild aufwirbelte. Jene kalten, purpurroten Augen wandten sich ihm entgegen, ohne das der Körper des Mannes sich zu drehen vermochte und jagten ihn ein Schauer über den Rücken. Die Zähne Gabriels knirschten einander, seine Augen weiteten sich und der Schweiß stand ihm ins Gesicht. Es war sein Gesicht, jenes Gesicht welches er zuvor in jungem Alter erblickte. Doch klebte sowohl an den Händen, als auch im Gesicht des Mannes, in der traumatischen Erinnerung des Blondhaarigen, Blut. "REN! WIeso bist du hier?!"
      Ohne eine Antwort auf seine Frage zu geben, wandte sich der Mann von ihm ab und lief in Richtung der Dunkelheit. "HALT!"
      Doch trotz dem Befehl Gabriels zu Stoppen, veränderte sich das Tempo des Weißhaarigen Mannes nicht während sich ein Fuß über die Klippe der Anhöhe legte und er nach vorne hinab fiel. "Verdammt!"
      Im Eilmarsch machte sich der Blondhaarige nun schnellstmöglich auf dem Weg zur Anhöhe um am Rande des Abgrundes nach Überbleibseln seines Widersachers zu suchen, fand ihn jedoch wohlbehalten am Boden wieder seinen Pfad weiterhin folgend. "Vegiss es, Ren.. Du entkommst mir nicht noch einmal!"
      Trotz der Wunden, die er im vorherigen Kampf erlitt, machte Gabriel sich nun doch auf, um über einen Umweg durch den Wald zum Weißhaarigen aufzuschließen. Es war ein erschöpftes nach Luft ringen welches in seinem Eiltempo von ihm ertönte, doch er weigerte sich langsamer zu laufen um seine Energie zu sparen und folgte verzweifelt den Spuren Rens. Selbst als er in seinem Zorn über Stock und Stein stolperte, rappelte er sich wieder auf, bis er in der Ferne ein weiteres mal das aufleuchten der weißen Haare vernahm, die in der Ferne nahe einer der Ketten aus einem Zweigspalt des Abyss nach Arcadia Halt fanden.
      Für einen kurzen Moment stoppte der Blondhaarige an einem Baum, stemmte seine flache Hand gegen jenen und stützte sich ab um nach Luft zu ringen. Das schweißbedeckte Gesicht verfolgte das weiße Leuchten in der Ferne, um ihn keinesfalls aus den Augen zu verlieren. "Was will er dort?"
      Doch noch bevor die Frage des jungen Mannes sein Ende fand, erhob sich die Hand des Weißhaarigen in der sich das Schwert befand. Eine sachte Bewegung zur Seite ließ den Atem des Blondhaarigen stoppen, denn innerhalb dieses kurzen Momentes begannen die Ketten plötzlich zu zerspringen. "Unmöglich! Das ist einfach unmöglich!"
      Die Erde bebte, als die gigantischen Kettenglieder auf sie niederprasselten. Nicht nur das Beben veränderte alles, auch die Zerstörung die den Spalt des Abysses weiter ausweiteten und einer unheimlichen Präsenz auf die Welt auszusetzen schien. "Urgh.." Der junge Mann keuchte plötzlich Blut, während sein Blick sich voller Entsetzen nach unten wandte und vernahm wie sich ein Schwert direkt durch sein Rücken gebohrt hatte. "Ja, ja, eigentlich unüblich das hier jeder ein Schwert trägt. Vorallem Ich, der früher als Bandit über die Länder streifte und mit Dölchen seine Ziele ermordete. Aber irgendwie wirkte es faszinierend, mal in seine Fußstapfen zu treten!"
      Die geweiteten Augen wandten sich zur Seite und erblickten ein vor Finsternis triefendes Gesicht, welches jedoch einem schelmischen Grinsen dahinwich. "Ah, stimmt. Du wirst wohl nicht mehr reden können. Nun es hat eine Weile gedauert bis Ich diesen dämlichen Teufel in mir verbannen konnte, aber lass uns nochmal von vorne anfangen!"
      Das Schwert löste sich vom Körper Gabriels und ließ ihn in Schockstarre zu Boden sacken, doch die unbekannte Gestalt fing ihn mit seinem Arm auf und dämpfte seinen Fall so das er eine Rückenlage einnehmen musste. Nun ummantelte ein freundliches Lächeln seine Lippen, während er die Hände seines Gegenübers ergriff und sich erneut zum Wort meldete. "Mein Name ist Aslan, freut mich sehr für das Ende deines Lebens verantwortlich zu sein! Wie schauts aus, willst du einen von ihnen tragen?"
      Keine Reaktion. Genau das ließ den Schwarzhaarigen schließlich realisieren das er ihn ja gerade ziemlich in die Misere geritten hat. "Ah, stimmt ja. Das wird nix mit dem antworten.. Nun was machen wir da?"
      Nervös lief der Schwarzhaarige nun auf und ab und verdeckte seine untere Gesichtshälfte mit seiner Hand, während das nur eine unbedeckte Auge seinerseits sich nachdenklich zum Boden wandte. Abrupt stoppte er jedoch nach einigen Sekunden und schnippte mit seinen Fingern. "Ich habs!"
      Ein sadistisches Grinsen verzierte sein Gesicht, während er sich zu dem im sterben liegenden drehte und sich zu ihm hockte. Mit seiner freien Hand tat er so als würde er ihm etwas zuflüstern wollen. "Wie wäre es mit: Du hast keine Wahl? Pech gehabt.. Falscher Ort, falsche Zeit!"
      Schon bald machte sich ein Knurren über den Körper des Blondhaarigen bemerkbar, während der Boden neben ihm Vertiefungen einer Kralle offenbarte die einer unsichtbaren Gestalt entsprangen. "Fass!"
      Inzwischen fand sich eine weitere Fremde in der Nähe Canards wieder und betrat das Dorf, noch bevor die Kette zerstört wurde. In ihrem Gesicht zeigten sich wenige Emotionen, doch vernahm man das sie zumindest überrascht zu sein schien das nur so wenig Leute unterwegs waren. Ihr Weg führte sie schließlich zum Versammlungsplatz, doch auch hier war niemand und so entschied sie sich schließlich in ihrem alten Haus Bleibe zu suchen, obgleich es wohl ebenfalls sehr ungepflegt aussah. Als sie sich jedoch seiner Behausung näherte, vernahm sie reges treiben in der Nähe von Suzumes ehemaligen Unterschlupf, lehnte ihre Hand der Vorsicht halber auf dem Griff ihres Rapier und machte sich auf dem Weg zur Unterkunft. Als sich die Tür schließlich öffnete, weiteren sich ihre Augen. "Su-zume?"
      Es war Rachel, die nun dort stand und ihre längst vergangene Kameradin erblickte, die sich in einem Gespräch mit Gaius zu befinden schien. Doch das Treffen der beiden wurde durch das Beben in der Ferne unterbrochen und der Situation geschuldet, begab sich Gaius auf direktem Wege zum Ausgang des Hauses. Als er in der Ferne die Ketten zerschellen sah, stoppte auch ihm der Atem. "Wie ist das möglich?"
    • Nun war es an der Schwarzhaarigen, ein belustigtes Schmunzeln aufzusetzen. "Gemütlich?", wiederholte sie die Beschreibung des Windgeistes und verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper, ehe sie ihren müden Blick schweifen lies und den desolaten Zustand ihres Baumhauses musterte. "Erbärmlich trifft es wohl eher... es benötigt einiges an Zeit um hier aufzuräumen... Zeit... und Geduld...", mit einem tiefen Seufzen pustete sich die junge Frau vorgefallene Strähnen aus dem Gesicht und sah sich erneut um, nur um all die Spinnweben, Staubhäufchen, die abgefallenen Rindenstücke und das vertrocknete Laub zu erkennen, dass sich in ihrem Heim angesammelt hatte. Ihr Blick stieg nach oben, ins zweite Stockwerk, eine hölzerne Plattform, wo an der Ecke eine Stück der zerfledderten Matraze hervorlugte, löchrig zerfressen von Käfern, Mäusen und anderem... ihre Hängematte, die Farbe und Struktur verloren hatte, mehr danach aussah, als würde sie beim nächsten größeren Windhauch in ihre Einzelteile zerfallen. Mit einer nachdenklichen Grimasse verfolgte Gaius den Blick der Urgeistträgerin und legte eine Hand in den Nacken, während er die Wangen aufblähte. "Naja... man müsste wohl einfach damit anfangen... oder?", er zuckte mit den Schultern und hob seine Arme zu einer unwissenden Geste, während auf seinem Gesicht ein fragender Ausdruck entstand. Suzume lies ein überraschtes Kichern von sich, doch ehe sie sich versah, hatte sich der junge Mann umgedreht und stöberte kurz. Sie konnte Wortfetzen wie "Ich hab es doch gesehen... hier muss doch irgendwo... wo liegt das blöde Ding...", hören, ehe ein triumphales "Aha!", die kleine Hütte ausfüllte, und Gaius einen Besen und ein kleines Schäufelchen mit einem kleineren Besen aus dem Nichts hervorzauberte. "Wie... woher hast du das?", entgegnete ihm die ungläubige Suzume, die sich von einem Moment auf den anderen mit dem Kehrutensiel in den Händen wiederfand und dem Braunhaarigen dabei zusah, wie er anfing, ihre Regale zu entstauben. "Ist... ist das dein Ernst? Noch vor einer guten Stunde haben wir einen Angriff abgewehrt und jetzt... willst du mein Baumhaus putzen?", das Fragezeichen über dem Haupt der jungen Frau tanzten, war kaum zu übersehen. Mit schiefgelegtem Kopf und offenem Mund, starrte sie Gaius an, der die Blätter zwischen den Büchern aus einem Regal hervorzupften und zu Boden warfen. "Wieso denn nicht? Das bringt uns auf andere Gedanken... außerdem hab ich gehört, dass Putzen sehr meditativ sein soll.", ohne der Schwarzhaarigen einen Blick zu würden, ertönte das Rascheln und Knistern des trockenen Laubes, das zu Boden fiel, während der Windgeist den Staub unter ihren Habseligkeiten wegkehrte. Es gab ein schier amüsierendes Bild ab, welches sich in ihren vier Winden zu trug, doch konnte Suzume nicht anders, als die weit nach oben gezogenen Augenbrauen langsam zu senken und ein unbeholfenes Lächeln aufzusetzen, ehe sie nun doch ihren Besen senkte und alsbald das Streichen der Borsten auf dem hölzernen Boden erklang.

      Es verging nur wenige Zeit, da ergriff wieder der Braunhaarige das Wort. "Was hättest du eigentlich getan, wenn du dich nicht an dein Leben erinnern hättest können?", fast zu aprubt kam diese Frage aus dem Munde des jungen Mannes, denn Suzume stoppte ruckartig in ihrer Bewegung und blinzelte für ein paar Sekunden zu Boden. Sie dachte zurück, an das blonde, junge Fräulein, dass sie einst verkörperte und schüttelte den Kopf. "Nun... das setzt vorraus, dass Ren mich nie in der Hauptstadt aufgelesen hätte... also hätte ich wohl oder übel weiterhin nach der Pfeife meiner Eltern tanzen müssen. Auf Bälle gehen, irgendeinen Schmierlappen heiraten und seine Kinder bekommen. Eingesperrt bis an mein Lebensende, bis ich grau und klapprig gewesen wäre... oder irgendwann Reisaus genommen und die Welt auf eigene Faust erkundet." - "Wirklich? Ganz allein? Das hättest du gemacht?" - "Es klingt wahrscheinlich nach einem Wunschtraum... aber irgendwann hätte das Verlangen nach Freiheit Überhand genommen... auch bevor ich Ren getroffen habe, hatte ich stets das Gefühl, nicht die zu sein, die ich bin... vielleicht wäre ich auch auf einem anderen Weg an die Wahrheit gelangt..." - "Die Wahrheit, die immer noch innerhalb deiner Manteltasche schlummert?", da traf Gaius einen Nerv. Die Schriftrolle von Wiseman... sie hatte sie immer noch nicht angerührt... und das Medaillon verweilte auch ungeöffnet neben diesem. Suzume atmete tief durch. "Ja... genau. Es ist etwas, dass mich nach wie vor vor Fragen stellt... weshalb genau dieses Mädchen... diese Erscheinung..." - "Aber Suzume... wenn du doch bereits alle Fragmente für deine offenen Fragen zur Verfügung stehen hast, wieso nimmst du sie nicht an?", nun war es der Braunhaarige der in seiner Bewegung stoppte und sich mit fragendem Gesicht zu ihr umkehrte. Die Schwarzhaarige öffnete ihren Mund, doch stockte ihre Antwort in ihrem Hals und sie holte bloß, ein zwei Mal unbeholfen Luft, ehe ein Ächzen ihre Lippen verließ. "Ich... weiß nicht...", murmelte sie beschämt. "Glaubst du, irgendetwas an dem, was du erreicht hast, könnte sich noch ändern? Wohl eher nicht. Ist es die Angst, die dich aufhält? Für die hast du keinen Grund...", spärlich trat der junge Windgeist näher an die Blauäugige heran und suchte ihren Blick. Doch bevor Suzume ihm antworten konnte, erschütterte ein tiefes Beben das kleine Baumhäuschen und veranlasste die beiden sich links und rechts an den Einrichtungsgegenständen festzuhalten. "Was... was war das?", entkam es der jungen Frau bestürzt und sie sah Gaius zu, der zu einer Seitentüre rannte, die zu einem kleinen Balkon führte und riss sie auf. Sie hörte seine ungläubigen Gedanken und eilte ihm hinterher, nur um sich an seine Seite zu zwängen und mit eigenen Augen die gerissene Kette zu erblicken, die sich in der Ferne, in schier langsamer Geschwindigkeit nach oben in den Himmel schlängelte. "Was zur...!"


      Es dauerte nicht lange, da erkannten sie von dem kleinen Balkon, wie sich im Dorf kleine Lichter aus den Häusern bewegten, eilig herumhuschten und sich als kleine Traube inmitten des Dorfes sammelten. "Wir sollten zu ihnen! Ein jeder wird diese Erschütterung mitbekommen haben. Von den gesprengten Ketten mal abgesehen.", schnell drehte Suzume ihren Kopf zu Gaius, dessen verzerrter Blick nach wie vor auf die zerbrochenen Teile starrte. "Ja, du hast Recht. Schnell, gehen wir.", so eilten die beiden Gestalten zurück in das Innere und schwangen sich beinahe den Baum hinab, nur um im Laufschritt zurück durch den Wald in das Innere des Dorfes der Revolution zu laufen. Ehe sie aber der Versammlung am Dorfplatz erreichten, erkannte die Schwarzhaarige ein vertrautes Gesicht, dass ihr entgegenstarrte, vermischt mit Schrecken und Unglauben. "Rachel?", ihren Lauf unterbrechend, gab Gaius ihr ein Zeichen vorzugehen und bei Hanzai zu warten, so wie es zuvor im Wald noch kurz angebunden ausgemacht hatten. Die Blauäugige erkannte, dass ihre einstige beste Freundin, damit haderte, ihr ein gerechtes Gefühl zukommen zu lassen. So versteinerte ihre Mine zu etwas ausdruckslosen und ihr Körper verlor an Spannung. "Suzume... was... machst du hier?"

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Unausgesprochene Worte die niemals ihren Weg zu ihren Gegenüber finden würden. Worte des Hasses, Worte des Neids, der Verachtung und der nie vollendete Schwur nach Rache ummantelten den düsteren Schleier, der sich vor dem Augen des in die Tiefe fallenden Jungen erstreckten und seine vergeblichen innerlichen Schreie unweigerlich innerhalb der unnachgiebigen Schwärze zu verschlucken vermochten. Klauen, schärfer als die gepflegtesten Klingen, gefährlicher als die tödlichsten Waffen, umfassten den Hals jenes kümmerlichen Wesens welches tiefer und tiefer in die Schwärze des Abgrundes zu fallen schien, jenes Wesens dessen leblose Augen ziellos nach oben ins Licht blickten, doch nur Schemen einer Kreatur vernahmen, die durch das bloße Auge nicht zu erkennen war. Erst als der letzte Atemzug versiegte, die schwachen Bläschen in der zähen Flüssigkeit dem weit geöffneten Mund entflohen, welcher vergeblich versuchte nach Luft zu ringen, manifestierte sich die Kreatur schließlich und erhob die gierigen Zähne des lechzenden Mauls um jedoch unerwartet nicht den Körper zu verzerren, sondern Worte zu erschaffen die in der Flüssigkeit widerhallten. "Eure Schale möge gebrochen sein, euer Wille dem Wahn verfallen und euer Existenz der Nichtigkeit übergeben sein. Doch euer Ruhe sei euch gewiss, als das euer Körper obgleich nicht der Norm entsprechend, meine neue Schale sein und meinen neuen Willen bergen soll. So sei es mein Wunsch, euer letzten Gedanken die Wahrheit erfassend zu lassen. Revenus, Eos die Schatten und die Leuchtenden und ZoA, das Projekt der Ahnen euer Körper den meinigen zu übergeben! Euersgleichen die Blindheit zu nehmen und euer Herzen mit der Wahrheit zu füllen, die wahren Einwohner dieser Welt ihre Heimat zurückzugeben und in Symbiose statt Zwietracht auf ihm zu leben, dies war euer Auftrag und dies wird euer Schicksal! Relivier, sei mein Name und der euer alsbald unsere Existenz verschmelze, die Teufel und die Menschen einen, und für Utopie sorgen solle!"
      Als sich die leblosen Augen der Schwere ihrer Lider hingaben und der letzte Schleier der Schwärze dahinwich, entwichen die letzten Gedanken den Geist der Blondhaarigen Gestalt, jenes Mannes der in eine Geschichte gezogen wurde, in die er eigentlich nicht hineingehörte. Und nachdem die dunkle Flüssigkeit alles vollends an sich gerissen hatte, der Körper lediglich auf dem Grund aufkam, die Gestalt schließlich mit seinem Maul dem Mann entgegen kam, durchbrach ein grelles Licht die hinabziehende Schwärze, während nicht nur Bilder aus der fernsten Vergangenheit des Mannes das Licht in einem Mantel umwogen sondern auch die Gedanken widerhallten. "Könnt ihr es mir beibringen, Suzume? - Ren, schau dir das mal an! Hast du schon einmal so einen großen Brocken gefangen? - Ich bin kein Kind mehr! Ich bin in der Lage auf mich selbst aufzupassen und für mich selbst zu kämpfen! - Er... Er ist Schuld an allem! Er hat sie getötet! Er hat für dieses Leid gesorgt, niemals werde Ich ihn vergeben! - Dieser elende Revenus ist die Inkarnation eines Dämons... eines Dämons? Eines Teufels? Sie alle, sind die Inkarnationen der Teufel, sowohl die Eos und die Revenus? Und wir Logos? Wir sind die wahren Menschen, die sich einst diese Welt gewaltsam aneigneten? Wir sind die Parasiten, die es zu beseitigen gilt? Utopie? Das ich nicht lache! Das ist eine-"
      "-eine Säuberung? So wie die, die vor nur einigen Jahren in den Ländern der Revenus stattfand und durch die Hand von euch Logos ausgeführt wurde?"
      "-Nein das ist nicht.. Das kann nicht.."
      "-wahr sein.. Euer, nein unser Verständnis scheint die Blindheit langsam abzustoßen um die Wahrheit zu akzeptieren. Er, der erste Mensch unter euch versuchte euch zu stoppen, euch daran zu hindern all diese Fehler zu begehen, doch die Jahre, die Jahrzehnte, die Jahrhunderte der Ignoranz und Habgier führten schließlich zu diesem Ergebnis. ZoA, Zone of Arcadia, die Vernichtung der Differenzen der Eos, Logos und Revenus und die Einigung aller Völker zu einer Einheit zwischen Menschen und Teufeln. Er, der er unser Anführer ist und mit den Revenus verschmolz, dessen Identität schleierhaft war, der sich als sein verstorbener Bruder sah doch schließlich realisierte das er eine eigenständige Person sei. Ashiabal, der Herrscher über allem und Ren, der Zerstörer von allem erschufen ein Wesen, welches ihr den Vollstrecker der Utopie nennen könntet. Ein Wesen welches die Wahrheit offenbaren wird, die Welt einen wird und schließlich über sie wachen wird!"
      "-doch wir - werden unseren Willens beraubt - und besitzen nicht mehr das Recht - unsere eigenen Entscheidungen zu fällen! -"
      "Dem sei so, doch überwog das Wohl der Mehrheit stets dem Eigenen und so möge der einzige Weg zu Frieden und Freiheit, jener der Abstinenz aller Sehnsüchte egoistischer Grundlagen sein!"

      "-Lieber lebe ich mein gesamtes Leben in Blindheit - als eine solch harsche Wahrheit zu akzeptieren!"
      "Schweig, Gefäß!"
      , entwich es nun der letzten eigenständigen Worte des Teufels, der sich derweil in einer Art hell aufleuchtenden Kuppel befand und zumindest halb körperlich bereits mit seinem Wirt verschmolzen war.
      Nun dauerte es nicht mehr lange, kaum Sekunden, als sich die Augen des Blondhaarigen Mannes schlagartig aufrissen und zu seinem Schwarzhaarigen Mörder sahen. Dieser sah mit einem überheblichen Lächeln auf ihn hinab, lief jedoch gelangweilt zwischen zwei Punkten von A nach B und zurück von B nach A, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und im ruhigen Ton seine Worte mitteilend. "Wie schaut's aus, Rel? Hat die Übernahme geklappt?"
      Der Blondhaarige, dessen Kopf derweil zwei blaue Hörner schmückten, erhob sich und erhob seine Hand um seine Handfläche zu begutachten. Schließlich ballte er diese abwechselnd zur Faust, öffnete sie wieder und ballte sie erneut zur Faust um schließlich eine passende Antwort zu erwidern. "Sie sind nicht gemacht für uns und so werden sie uns abstoßen, wenn ihre Lebenszeit dahinwelkt. Er, wir werden diese Symbiose aufrecht erhalten, bis sich ein neuer Wirt zeigt der mein, unser Gefäß sein wird!"
      "U-wah.. Ich konnte ja deinen geschwollenen Stil zu reden, nie etwas abgewinnen. Mach dich mal locker, bisher läuft doch alles nach Plan! Ahh~ und vielleicht solltest du dich ducken!"
      Ein Schwall aus purer manifestierter Luft durchsäbelte eine große Anzahl von Bäumen und entzweite sie, kurz nachdem sich der Blondhaarige auf Geheiß seines Gegenübers geduckt hatte und somit dem fatalen Überraschungsangriff auswich. Aslan zückte mit beiden Hände seine zwei Dolche und setzte ein schelmisches Grinsen auf, bevor er in der Ferne das Gesicht des Braunhaarigen Mannes erblickte, welcher sich selbst zuvor noch Gaius nannte. "Spielzeit~"
      Obgleich Gaius vor einiger Zeit noch dem Befehl Suzume's Folge leisten wollte um zu Hanzai zu stoßen und einen gemeinsamen Plan zu schmieden, eroberte das Gefühl einer gefährlichen Präsenz sein Herz und stürzte dieses in Furcht und Vorsicht. Hin und Hergerissen zwischen seiner Verantwortung dem Dorfbewohnern und Suzume gegenüber, sowie seiner Bestimmung als Urgeist für Ordnung und Gleichgewicht zu sorgen, welches just in diesem Moment aus den Fugen geriet, entschied sich der Braunhaarige schließlich für seine Bestimmung und machte sich auf schnellsten Wege auf in Richtung der düsteren Präsenz, erspähte in der Ferne jedoch zwei Gestalten die zwar nicht für dieses Gefühl in seiner Brust verantwortlich waren, doch ebenfalls eine Gefahr auszustrahlen schienen. Als jedoch der Überraschungsangriff missglückte, zog Gaius nun sein Schwert und begab sich in eine Kampfstellung um allerdings überrascht wahrzunehmen, dass einer von ihnen ein bekanntes Gesicht trug. "Was?!"
      Auch Rachel hatte vernommen wie die Ketten gesprengt wurden und obgleich gemischte Gefühle ihr Herz umwarben, sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihrem Gegenüber. "Wir müssen später weiterreden! Das hier scheint wichtiger zu sein.."
    • Einen Moment länger sahen sich die beiden Frauen an. "Du hast Recht... wir können auch später alles klären.", meinte die Schwarzhaarige zustimmend und kehrte ihren Körper in die Richtung um, wo die gesprengten Ketten weiter und weiter in die Höhe stoben. "Wenn es denn ein später geben wird...", hang sie in Gedanken an und biss sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe. Sie sah den Körper Rachels an ihr vorbeilaufen. "Worauf wartest du denn noch Suzume? Komm schon!", rief sie ihr hinterher und wurde in der Entfernung stetig kleiner. Mit Schmerz in den Augen, sah sie ihrer besten Freundin hinterher, wissend, dass sie möglicherweise nicht lebend aus diesem Szenario zurückkehren würde. Einen tiefen Atemzug nehmend, setzte Suzume nun der Brünetten hinterher. "Rachel, warte!", kam es aus ihrem Munde, während sie zu ihr aufschloss. Die beiden Frauen liefen nebeneinander her, als Suzume so plötzlich die unglaublich starken magischen Auren, drei verschiedener Personen wahrnehmen konnte. Hektisch fuhr ihr Schopf herum, um die Träger des Stigmas auszumachen, aber sie erkannte niemanden. Wohl, eines davon erkannte sie... Es war Gaius... "Was macht er?", kam es ihr knurrend in Gedanken auf, als ihr gewahr wurde, dass der Windgeist nicht zu Hanzai gegangen war, so wie besprochen. "Suzu... was ist los?", berechtigt war die Frage der jungen Frau neben ihr, die ihr angespanntes Gesicht erblickt hatte. Kurz sagte die Schwarzhaarige nichts, doch atmete sie dann tief durch und verlangsamte ihren Lauf, ehe sie stehen blieb und ihren Blick auf ihre Freundin richtete. Diese blieb nur wenige Meter vor ihr stehen. Fragender Augen erwiderte die Grauäugige den Blick Suzumes. Man erkannte in ihrem Gesicht, dass sie verwirrt war. "Was... warum stoppst du? Wir müssen weiter!", ihren Arm in Richtung des Momentums gerichtet, ihre Lungen tief und schwer mit Luft füllend, schüttelte die Brünette kurz den Kopf. Doch Suzume hatte ihr Vorgehen gewählt und fiel ihr beinahe ins Wort. "Rachel... ich will das du mir jetzt genau zuhörst...", so verstummte die Brünette, als sie den Ernst in der Stimme ihrer besten Freundin erkannte. So sank ihr Arm langsam hinab, sie nickte und wandte sich der Blauäugigen zu. "Wieso glaubst du, werde ich die flammende Göttin genannt?", setzte Suzume an und sah ihr Gegenüber wartend an. "Nun... aufgrund deiner Kräfte... du resonierst eben hervorragend mit der Kraft des Feuers...", begann die junge Frau zu erklären, wollte sich somit selbst die Antwort auf die wohl einfachste alle Fragen geben. Als sie aber erkannte, dass Suzume nicht in erwarteter Weise darauf regaierte, ergriff Unsicherheit die Züge der Dame und ihr vorerst so selbstbewusstes, halbes Lächeln, bekam einen Knacks. "... o-oder, Suzume? Das ist doch der Grund.", hang sie verloren an, als sie erkannte, dass ihre Annahme falsch war. "Nein, Rachel. Es mag wohl sein, dass die Resonanz ihren Beitrag geleistet hat... aber der wahre Grund ist... ich trage einen Urgeist in mir..."- "Ei-einen Urgeist? Aber... aber diese Geschöpfe sind Legenden, Märchen... ich weiß noch, wie wir uns darüber lustig gemacht hatten, dass Menschen sich solche Fantasiegeschichten einfallen liesen, um die Welt zu erklären...", die Arme von sich gestreckt, rümpfte Suzume beschämt die Nase. "Ja, tut mir Leid... das... hatte ich ganz vergessen.", gab sie flüsternd als Antwort, aber galt sie nicht Rachel. Ein Glühen umgab sie mit einmal. "Es... ich... will dich in deiner Annahme wirklich nicht enttäuschen, Rachel... aber dem ist nicht so. Sie sind weder Märchen noch Mythen noch Legenden...", so machte sie langsam einen Schritt nach dem anderen auf ihre Gefährtin zu, lies von Meter zu Meter mehr und mehr von Dantalions Macht zu und wandelte sich zur Hälfte in die so dämonisch wirkende wahre Gestalt des Herren des Feuers. Je abstruser und unwirklicher ihre Erscheinung wurde, desto mehr wich die von Schock und Unglauben gezeichnete junge Frau vor ihr zurück. Schwarze Hörner, durchzogen mit goldenen Strichen ragten aus ihrem Kopf, spitze Zähne zierten ihr Kiefer, aus ihren Augen stach glosend das orange-goldene Leuchten, welche mit einer leicht ovalen Iris geschmückt wurde. Das Schwarz ihrer Haare wurde von einem warmen Rotton umschmeichelt, ihre Finger waren zu Klauen gewachsen, deren Spitzen dunkel erschienen, als wären sie in Kohle getaucht worden, ihre gesamte Statur wurde um einen Meter in die Höhe verlängert und proportional angepasst. Suzume streckte den rechten Arm nach unten durch und manifestierte ihren Speer aus plötzlich golden erscheinenden Partikeln. "Das... das ist nicht möglich.", ertönte es keuchend von Rachel, die ihrer besten Freundin mit großen Augen entgegenstarrte. Aber es war keine Angst in ihnen zu sehen. So beugte sich Suzume etwas vor. "Wirst du mir helfen, Rach´?", ihre Stimme erklang dunkler, vermischt mit der Klangfarbe des Urgeistes in ihr. So wartete die junge Frau auf eine Antwort der Brünetten, die ihr dann jedoch mit einem festen Nicken ihre Unterstützung beteuerte. Weiter nun führten die Schritte der Frauen in Richtung der Ketten, während die Welt unter ihren Beinen bebte. Ehe sie nun jedoch aus den verwachsenen Ausläufern des Waldes hinter Canard treten konnten, umwob eine seltene Schwere das Herz der Schwarzhaarigen, als sie eine Kraft verspürte, die ihr nur allzugut bekannt war, aber doch so fremd in ihrer jetzigen Erscheinung. Die Klippe, zu welcher dahinter und darunter das Meer grenzte, bot ob ihrer Breite genügend Freiraum für den Blick, sodass Suzume nicht lange nach der Quelle der Kraft suchen musste. Ein junger Mann, mit gräulich wirkendem Umhang und schneeweißem Haar stand starr, wie der Grabstein der seinen Tod betitelte, in dem Knöchelhohen Gras und blickte in den Himmel. "Ren."

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Wind zog auf, wirbelte erbarmungslos die Blätter der nahen Bäume umher und wog mit jedem sachten Zug das untere Ende jenes aschgrauen Mantels in die Höhe. Die perlweißen Haare zerzaust, das Gesicht in die Höhe gestreckt um die hinabfallenden Ketten, um jenes Werk der Zerstörung zu begutachten, welches er geschaffen hatte. Nun wirbelten auch diese wild umher als ein weiteres Glied der Kette zu Boden niederstürzte und eine gewaltigen Windstoß in Form eines unbändigen Schwall mit sich führte, der die umliegenden Bäume fast aus der Verankerung riss. Ren, so nannte man ihn, lehnte den Sturm entgegenwirkend lediglich seinen Arm vor sein Antlitz, jedoch nur vom Urgeist zu vernehmen, boten ihn zwei pechschwarze Flügel zusätzlichen Schutz vor der Katastrophe. Ab da war es ein Leichtes für Dantalion zu realisieren, dass es sich bei dem Teufel der dem Weißhaarigen Mann innewohnt keineswegs um den weißen König Ashiabal handeln konnte.
      "RYU!", ertönte es aus dem Hintergrund von Rachel die im Eiltempo auf dem Jungen an Ren's Seite zulief und diesen in die Arme schloss, ohne dem Weißhaarigen Mann auch nur einem Blick zu widmen während seine blutroten Augen auf sie hinab blickten. Sie schluchzte und wimmerte, doch waren es Tränen der Freude die ihre Wangen hinabkullerten, Tränen der Erleichterung wenigstens einer der beiden wieder in die Arme schließen zu können, wenngleich Aslan nicht mehr an ihrer Seite stehen konnte. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Aber was ist mit dir passiert?" Die Frau lehnte sich etwas zurück, entfernte sich jedoch nicht ganz vom Gesicht des Jungen, umschloss seine Wangen schließlich mit ihren Händen und sah mit gemischten Gefühlen in Ryu's goldene Augen. Der Revenus widmete seinem Gegenüber jedoch nur einen kurzen Blick, bevor er seinen Arm nach vorne ausstreckte und mit seinen Zeigefinger in Suzumes Richtung deutete. "In ihr ruht eine zweite Flamme, eine sehr bedrohliche, mächtige Präsenz!" Der damalig erblindete Junge, hatte seine Gabe die Wesen seiner Gegenüber in Form von verschiedenfarbigen Flammen zu erkennen, nicht verloren und übermittelte Ren somit die Mitteilung, dass ein weiteres Wesen sich in Suzume verbarg. "Dantalion, nehme Ich an?", entwich es nun dem Weißhaarigen Mann der sich mitsamt seinen Körpers Suzume zuwandte, doch unlängst den skeptischen Gesichtsausdruck Rachels vernahm, die bereit war für ihre Freundin und Kameradin denjenigen den sie einst als Ren kannten, den Gnadenstoß zu versetzen. Auch ihr, die sie zwar viel aber bei Weitem nicht genug Zeit mit ihm verbrachte, fiel auf das etwas an ihn nicht stimmte und, dass dieses Chaos in seiner Verantwortung liegen müsse. Das Übel allen, die Verluste die gebracht wurden und alles nur dieses Revenus, dieses Dämonens wegen. Doch Rachel schluckte schwer, als dieser Gedanke des Hasses ihren Körper übermannte und sie vor Zorn zu zittern vermochte, gar den Impuls folgen wollte, dem Instinkt nachgeben wollte die Bedrohung vor sich die für noch mehr Leid sorgte, als ohnehin schon, sein unabdingbares Ende darzubieten. "Die Lamb's sind nicht für dich bestimmt, dessen bist du dir bewusst?" Während Suzume und Rachel keineswegs etwas mit diesem Wort anzufangen wussten, war dem Urgeist bewusst, dass es sich bei den Lamb um die Urform der künstlich erschaffenen Menschen handelte, die als Wirt für die Teufel dienen sollten doch ihr eigenes Bewusstsein entwickelten und im Laufe der Zeit zu den Eos und Revenus wurden. "Ist es nicht deine Aufgabe als Urgeist über die Gezeiten und Balance zu wachen? Wurde euch nicht vor Äonen von eurem Schöpfer verboten euch in den natürlichen Lauf der Dinge einzumischen? Wir, die Teufel, sind nun hier um unser Tribut einzuholen und mit unseren Wirtskörper, den Lambs, zu verschmelzen so wie es einst vorgesehen war."
      "Was zur Hölle redest du da, Ren?!", entwich es der Braunhaarigen Frau, die Ryu schützend hinter sich schob und erzürnt zu der Weißhaarigen Gestalt hinaufstarrte. "Lambs?! Teufel?! Ich verstehe das alles nicht, aber wir sind keine Puppen! Und selbst wenn es einst so einen irrsinnigen Plan gab, Suzume und Ich sind Kinder derjenige die einst für diesen Plan vorgesehen war, vermutlich sogar die Kinder jener Kinder. Weshalb sollten wir als die nächste Generation herhalten? Wir sind eigene Wesen, mit eigenen Wünschen, eigenen Zielen, eigenen Leben, nicht irgendwelche willenlose Gefäße die irgendwelche... Absurditäten in sich hinein lassen. So etwas widerwärtiges!"
      "Absurditäten, hm? Solche Worte von einer Logos, einer Nachfahrin derjenigen die einst auf diese Welt kamen um uns, die natürlichen Einwohner zu beseitigen und sie sich eigen zu machen. Euren Ahnen kam nie eine Koexistenz in den Sinn, eure Gier nach der alleinigen Macht, eure Scheu vor dem Unbekannten und euer Misstrauen waren unser Fall und auch euresgleichen hatte die Möglichkeit trotz eures gewaltsamen Eindringens für Frieden zu sorgen, doch stattdessen wart ihr die Absurditäten die, die Vernichtung vor den Worten wählten. Ihr tragt keine Schuld? Die Teufel waren vergangen, die Welt gehörte euch doch euer Hass und eure Missgunst blieben bestehen und anstatt sie nun auf das Unbekannte zu wenden, wandtet ihr sie auf euresgleichen, in dem Sinne die Revenus. Die Dämonen, jene die das Unglück mit sich brachten, Kinder verschleppten und für Tod und Verderben verantwortlich waren. Ihr seid nicht für die Taten eurer Ahnen verantwortlich, da gebe ich dir Recht Logos! Doch ihr seid für eure Taten verantwortlich, die sich in denen eurer Ahnen stark widerspiegeln. Sklaven für Körperliche Aspekte, für Körperliche Arbeit, für die Umstrukturierung der gesamten Existenz in Fabriken um unbrauchbare Wesen zu den perfekten Individuen umzuformen und wenn sie euch überdrüssig werden, dann lasst ihr sie frei und jagt sie."
      "Aber nicht alle Menschen sind so! Unter den Logos gibt es auch gute Menschen, in Canard arbeitet man daran diese widerwärtige Hetzjagd zu beseitigen und den Revenus gleiche Rechte zu erkämpfen. Wir nehmen sogar Revenus in unsere Reihen auf, vertrauen ihnen und-"
      "-Revenus, Wir, Eos, Logos... Logos mit dem Namen Rachel, was ist dieses 'Wir' von dem du sprichst, wenn es verschiedene Rassen, verschiedene Gattungen sind die du gleichermaßen in den Mund nimmst? Vereinigung, ist es Nicht das was wir brauchen? Die alten Ideale abzulegen, die Worte Revenus, Eos und Logos zu beseitigen und den Hass niederzulegen um zu einem gemeinsamen Wesen zu verschmelzen? Lambs und Teufel in Eintracht und die Beseitigung der Zwietracht mit dem Logos."
      Noch bevor Rachel den Worten des Mannes etwas erwidern konnte, wand dieser sich von der Braunhaarigen ab und richtete seine roten Augen in Richtung Suzume. Er, der er einst Ren genannt wurde, den Namen Zoa innen trug doch dessen wahrer Name Nero, nun von dem Teufel der sich Ashiabal schimpfte ummantelt wurde, gab ein für seine alte Persönlichkeit typisches Lächeln von sich, welches Suzume zeigen sollte das auch Ren noch innerhalb dieser gemischten Persönlichkeit steckte. "Ich sagte es dir einst, Ria. Ich werde diese Welt zerstören und beginnen werde Ich mit Arcadia. Die verlorenen Stücke am Himmel werden das Abyss verschließen, die getrennten Kontinente wieder zu einem zusammenführen und zu einer Reinkarnation der alten Ordnung führen. Suzu, war es nicht das was wir immer wollten? Eine Welt voller Frieden zu erschaffen, die Wahrheit aufzudecken, den Menschen die Augen zu öffnen und sie wieder zusammenzuführen? Dies ist die Wahrheit!"
    • Stillschweigend hörte sie der Konversation der beiden zu, gleichsam huschte ihr Blick von Rachel, die wohl einen ihrer vermissten Kameraden wiederfand in diesem Moment und zu Ren, den nichts und niemand wohl aus seiner Ruhe und seinem Vorhaben abbringen konnte. Auch das plötzliche Ansprechen des Urgeistes der ihr innewohnte, lies die junge Frau einigermaßen kalt, zollte dem jungen Herren der den Umstand aussprach auch nur einen Blick aus verengten Augen, so als wollte sie sein Wesen in seine Einzelteile aufspalten und somit den Grund finden, warum er die Präsenzen innerhalb der anwesenden Personen spüren konnte. Das die Erde unter aller drei vibrierte und wackelte, war den Gesprächspartnern wohl allen entfallen, während die erste Kette so ungehalten auf den Boden aufklatschte und in ihrer Entfernung des Einschlags Krater schaffte, Dreck und Staub aufwirbelte, Stein und Geröll von sich weggschleuderte. Kurz widmete die Schwarzhaarige sogar dem Schauspiel einen interessierten Blick, als sie sich wieder auf die Situation im hier und jetzt konzentrierte. Ihr tosendes Blut fuhr ihr nur noch schneller, brennender durch die Glieder, als das Gespräch der beiden hitziger wurde, Rachel sich von ihren fehlgeleiteten Gefühlen treiben lies und genau die selben falschen Schritte einschlug, den auch sie einst machte, als dieses Thema zur Sprache kam. Doch mit einem Mal regte sich etwas in Suzume. Ein grausames Kratzen legte sich in ihren Hals und sie versuchte zu schlucken, als schon auch die Worte über ihre Lippen kamen, die nicht die ihren waren. "Sie... ist kein Lamb... zügle deine Worte... Teu...", doch da brach Dantalion ab, als er merkte, dass auch der Geist Suzumes hellwach und alamiert war. "Würdest du mir sagen, was hier los ist, Dante?", fragend, in Gedanken sprechend, presste Suzume ihre Lippen aufeinander und lies den Herren, der einst an ihrer Seite stand um besagtes Unrecht zu bekämpfen, nicht aus den Augen. Dieser wiederrum war wieder in eine Diskussion mit Rachel verfallen, langsam entschwand die Lautstärke des Gesprächs der beiden und die junge Frau fand sich in einem stillen Raum innerhalb ihres Kopfes wieder, versuchend von ihrem Partner Antworten auf das Gesagte des Weißhaarigen zu finden. "Dantalion!" - "... ich dachte nicht, dass dieser Tag je kommen wird, an welchem ich dir mal eine Lehrstunde geben darf... aber in Anbetracht der Umstände..." - "Halt dich kurz, da ich nicht weiß, wie die beiden ihren Schlagabtausch enden werden..." - "Kurz ist ein falsch gewähltes Wort, was diese Geschichte betrifft, aber ich werde es versuchen...", und so erklärte der Urgeist der jungen Frau so gut und schnell es ging, die Fakten rund um die letzten Geschehnisse. "Und... und du willst mir also sagen, dass Ren... nein... Nero... nun ein sogenannter Teufel innewohnt?" - "Ja... ich kann es spüren... schon immer war mir ihre Präsenz zu... aufdringlich..." - "Das sagst du nur, weil sie mitunter stärker sind als wir, oder?", sie konnte es sich nicht verkneifen, dass kurze Schmunzeln das über ihre Lippen huschte. "Was soll das denn heißen?! Du weißt genau wie ich, dass es niemanden gibt, der uns das Wasser reichen kann! ... ich meine... du weißt, was ich sagen will...", beinahe beschämt zog sich die Stimme des Urgeistes zurück, sodass er einem Flüstern entsprach. Das Gesicht von Ren drehte sich just in diesem Moment wieder ihr zu und er setzte ein Lächeln auf, dass in Suzume beinahe ein wehendes Gefühl der Melancholie auslöste. Er richtete Worte an sie, ihre Augen klebten an seinen Lippen, da sie nach wie vor im Gespräch mit Dantalion war. Ihre großgewachsene Gestalt blickte auf den etwas kleineren hinab, wie seine schwarzen Schwingen im Wind zuckten, doch bemerkenswert ruhig an seinem Körper liegen blieben. Sie musterte ihren einstigen Gefährten eindringlich. "Und du meinst etwas mit ihm ist nicht in Ordnung...", schickte sie dem Urgeist hinterher und wandte den Blick ab, ohne auf sein Lächeln zu reagieren. Ein Grummeln ging durch den leeren Raum ihrer Gedanken. "Wer auch immer er sagt zu sein... an seiner Präsenz stimmt etwas nicht... nimm dich in Acht, Suzume..." und so riss die Verbindung in ihrem Geist ab und lies die Schwarzhaarige dementsprechend unzufrieden zurück. Das ungute Bauchgefühl, welches sich in ihre breit machte, veranlasste die junge Dame einen Schritt nach hinten zu setzen. Ihr Kopf rückte ein Stück nach unten, veranlasste ihre Haare vor zu fallen. "Rachel... komm zu mir... hinter mich...", mit ruhiger bestimmter Stimme, doch einem gewissen drohenden, fordernden Unterton in dieser, reichte auch nur ein kurzer Blick an die Brünette und sie riss die Augen etwas auseinander. Sie haderte einen Moment, wollte ihren längst gefundenen Wegbestreiter nicht an Ort und Stelle zurücklassen, so schien es. "RACHEL!", dröhnender nun erklang die dunkel verzerrte Stimme der Trägerin, welche ihre Lungen mit Luft füllte. Da war es ihr nun doch ein Leichtes, auf allen Vieren loszustarten und sich schnell, stolpernd auf zwei Beine zu erheben, nur um ihren, im Gegensatz zu Suzume, zierlichen Körper hinter dem ihrer besten Freundin zu verstecken. Jene beobachtete mit Argwohn die Reaktion von Nero, der das zufriedene Lächeln zwar auf seinem Munde weitertrug, doch ermattete der Glanz in seinen Augen für einen Moment. Die Schwarzharaige konnte nicht sagen, ob die filigran aufgebauchte Maske seinerseits einen Knacks bekam, oder es ihm einfach sauer aufstieß, dass sie sich erneut gegen ihn wandte... oder dies zumindest annahm. "Die Wahrheit...? Ren?", sie konnte und wollte das Gefühl des sauren aufgestoßenen nicht verbergen, weshalb die ersten Worte, die sie an den jungen Mann richtete, kaum weniger als durch und durch giftig klangen. Er zwinkerte ihr entgegen, langsam verblasste das Lächeln aus seinem Gesicht. "Ich weiß... Niemand, wirklich niemand wünscht sich diesen Frieden mehr wie du... und falls du in deinen Erinnerungen auch nur eine gute an mich über hast, dann weißt du, dass dies auch mein Wunsch ist... das dies das einzige war, was uns beide erst zusammengeschweißt hat. Eine Welt ohne Hass... ohne Vorurteile... eine Gesellschaft, die vereint lebt und nicht gegeneinander kämpft... jeden so akzeptiert wie er ist, ohne dabei auf Äußerlichkeiten, Herkunft oder Vergangenheit zu schauen...", sie atmete tief durch... insgeheim wusste sie, dass ihre Argumente wenig bewirken würden. So gut kannte sie den jungen Herren vor sich, dass, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er es auch durch... ohne wenn und aber. "Aber ist DAS, die einzige Möglichkeit?", ihr linker Arm holte aus und ummantelte die Weite, die durch die gefallene Kette unwiederbringbar zerstört wurde. Sein Blick wandte sich ab, ein Zucken ging über seine Mundwinkel. Sie erkannte seinen Ansatz, ihre eine Antwort zu geben, doch fiel sie ihm ins Wort. "Es gibt IMMER eine andere Möglichkeit... Immer. Und sag mir nicht, ich würde nicht verstehen oder bliebe meinen Werten nicht treu... nein... ich sehe im Moment nur, dass du einen Weg einschlägst, den du nie gewählt hättest... wer also, wer ist es, der dich leitet? Wer wohnt dir inne?"

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • "Ist das wirklich alles was du drauf hast, breezy Boy? Enttäuschend.."
      Der einstige Wald glich einem Unglück, geschaffen aus den erbarmungslosen Kampf welchen sich die Kontrahenten lieferten, doch hauptsächlich verschuldet von Gaius, der alle Hände voll damit zu tun hatte sich gegen die beiden Teufel zu verteidigen. Entzweite Bäume, quer verwirbeltes Gestrüpp, zerbarst Stöcker und Äste und hier und da ein wenig Blut dem Waldbewohnern geschuldet, die nicht schnell genug vor der nahenden Gefahr fliehen konnten. Etwas weiter vom Geschehen entfernt, stand der Blondhaarige Nebencharakter, der vor nicht allzu langer Zeit von dem Teufel Rel übernommen, oder eher dessen Persönlichkeit mit derseinen verschmolzen war, und richtete aus der Ferne seinen Arm in Richtung des schnaufenden Windmonarchen, die Faust zur Seite gelehnt und nur Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt während der Daumen sich leicht gen Himmel regte. Die freie Hand des Blondhaarigen Mannes, bedeckte sein linkes Auge während sich zweiteres für einen kurzen Moment zu Aslan wandte. Dieser beugte sich gelangweilt nach vorne, streckte seine Arme leicht zur Seite und spielte mit den Messern in seinen Händen, während seine Mundwinkel sich nach unten verzogen und sein Anblick sich dem Windgeist zuwandte. Gaius war anderseits von Wunden übersät, atmete schwer und hielt sein Schwert im Anschlag, während seine freie Hand eine Sphäre aus Wind kanalisierte, seine Augen stets zwischen den beiden Gefährten hin und herwandernd, fixierten schließlich Aslan an, welcher mit einem kräftigen Satz nach vorne sprang und ein ungehemmtes Grinsen, mit einem gar dem Wahn verfallenden Gelächter von sich gab. Das Schwert parierte die Messer, doch mit zunehmender Anzahl an Hieben, wurde der Braunhaarige schließlich nach hinten gedrängt. Kurz bevor er eine Öffnung in Aslans rücksichtslosen Angriffen erkannte und die Windsphäre in diese rammen wollte, vernahm er einen Schuss der knapp vor seinen Füßen aufkam. Hätte der Windelelementar nicht inne gehalten und wäre er nicht mit einem schnellem Satz nach hinten gesprungen, so wäre es um seine Beine geschehen. Da die Teufel jedoch wortlos zu kommunizieren schienen, reagierte der Schwarzhaarige Bandit auf die Aktion seines Kameraden und positionierte sich so, dass es ihm möglich war eines der Messer in Gaius Seite zu rammen, der sich mit einer schnellen Drehung jedoch zum Konter wandte und die Sphäre zwischen Aslan und ihm zerbersten ließ, damit beide mit einer enormen Druckwelle nach hinten warf. Während Aslan auf beiden Hinterbeinen landete und mit einigen Tippelschritten nach hinten wieder Halt fand, stürzte Gaius erbarmungslos zu Boden und rollte sich mehrmals ab, wodurch sich das Messer noch tiefer in den Rücken schob. "Langweilig, Langweilig, Langweilig, LANGWEILIG!", entwich es dem Schwarzhaarigen der seinen Arm in einer erzürnten Art und Weise zur Seite warf. "Sollst du nicht einer der Außerwählten sein, einer der von den Urgeistern auserkoren wurde um für Balance in dieser Welt zu sorgen, hm? Was ist los mit dir, du gibst definitiv den Geruch von Aiolos von dir ab und die Silhouette des Gebieters des Windes ist unschwer zu erkennen! Du bist eine Schande für die Monarchen, du bist eine Schande als Mensch, du bist eine Schande als Erbe!" Als die Worte des Schwarzhaarigen auf Gaius niederprasselten, der sich zittrig versuchte auf allen Vieren zu erheben, doch dank fehlender Kraft zusammensackte und mit den Zähnen knirschte, weiteten sich die Augen des Mannes als die letzten Worte ihr Ende fanden. //...Eine Schande, huh.. Er hat wohl Recht, bisher hing Ich in allem nach und verlor durch meine Unfähigkeit alles was mir von Bedeutung war.. Ich verlor sie, die Ich liebte doch die nie mein sein konnte... Ich verlor ihn, den Ich am meisten vertraute, der mein bester Freund war.. Ich verlor gegen den Schrecken des Todes, verlor jenen zu den Ich aufsah, verlor meine Heldin die mich aus meinen Abgrund zog, meine Mutter und meinen König... Ich hab..//
      "...nichts mehr zu verlieren!"
      Zorn spiegelte sich in den Augen des sonst so besonnen Braunhaarigen wieder, verfärbte seine Augen in einem gar türkisen Farbton und wirbelte seine Haare wild umher, die eine hellgrüne Färbung annahmen. Blitze umwirbelten den Mann, unsichtbare Schwalle aus sensenförmigen Winden schossen durch die Umgebung und zersäbelten selbst die ohnehin schon zertrennten Bäume. "Hoo~", entwich es dem Schwarzhaarigen dessen Mimik von Überraschung übermannt wurde, während der Blondhaarige bereits einige Schüsse von sich gab, die allerdings an einer Barriere aus Wind abperlten oder gar von den Schwällen entzwei geteilt wurden. Mit dem Handrücken wischte sich der Windgeist schließlich das Blut von den Mundwinkeln, bevor die erzürnten Augen in Richtung des Blondhaarigen blickten und die Hand des Mannes sich sacht erhob. Unter der Hand bildete sich eine Sphäre, die an Größe zunahm. "Es genügt.."
      Die Sphäre löste sich von der Hand des Mannes, schwebte förmlich in der Luft und der Zeigefinger des Mannes streckte sich langsam in Richtung des Blondhaarigen Mannes aus. In einem erst gemächlichen, dann enormen Tempo schoss die Windkugel auf den Blondhaarigen zu, knapp an dessen Gesicht vorbei in dessen sich die Augen vor Entsetzen weiteten, während Aslan mit weit geöffneten Mund die Flugbahn der mittlerweile so abstrus großen Kugel beobachtet, deren Spuren sich in Form einer vollkommenen Schneise innerhalb des Waldes offenbarten, welche Nichts als Schmutz zurückließ. Die Kugel erhob sich in den Himmel ummantelte die gigantische niederfallende Kette und löste einen großen Teil von ihr ins Nichts auf. Die türkisen Augen vernahmen das geplante Schauspiel, bevor sie den Schwarzhaarigen Banditen fixierten. Gaius verschwand in einem Tempo, welches selbst für einen hochrangigen Teufel kaum wahrzunehmen war. Mit schweißbedecktem Gesicht, doch einem nervösen Grinsen durchschweifte der Blick Aslans die Umgebung, bevor er direkt vor sich stoppte und dem Windelementar direkt in die Augen sah. "Ich bin kein Auserwählter. Ich bin kein Monarch und Ich bin kein Mensch. Ihr Teufel nehmt euch zu viel raus, vergesst dabei stets wer die wahren Götter dieser Welt sind. Ich bin Aiolos, der Urgeist des Windes, in Abwesenheit meiner besonnen Art der Stärkste Urgeist des Quartetts." Die Hand des Mannes packte das Gesicht des Schwarzhaarigen, bevor sowohl seine als auch die Gestalt vor sich verschwanden, vor den Blondhaarigen auftauchten und gleiches wiederholten. Der nächste Ort der Wiederkehr, war in jenem Geschehen welches am Grund der zerfallenden Kette stattfand. So tauchte Aiolos neben Suzume auf, schleuderte Aslan und Rel in Rens Richtung und unterbrach das Gespräch der Beiden um seine Worte fortzuführen. "Seid ihr es nicht, die ihr euch nun über alle Lebewesen stellt, Teufel? Kam euch nie in den Sinn, das wir, die Götter die für die Balance stehen, keinen Sinn in der Einmischung zwischen den Zwist der Menschen und der Teufel sahen, weil wir die Geschehnisse als gerechtfertigt für die Balance der Welt sahen? Ihr die ihr euch voneinander nicht unterscheidet, das Wohl der Anderen gegen ihren Willen unterjochen wollt um ihnen eure Denkweise aufzuzwingen, wagt es euch über die Dogmen der Götter zu stellen? Einfältiges Pack!" Die Hand des Mannes mit hellgrünen, aufleuchtendem Haar, streckte sich nach vorne und bildete erneut eine Sphäre aus komprimierter Windenergie, doch bevor er diese auslösen konnte, durch den gleichgültigen Anblick Ren's nur noch mehr an Zorn entfaltete, rannte eine Person ihm in den Weg, dessen Stimme ungläubig ertönte. "ASLAN!" Suzume versuchte sie aufzuhalten, doch gelang es ihr nicht und die Sphäre schoss knapp am Ohr des Mädchens vorbei. Da es Rachel nicht möglich war, als normaler Logos solch einer geballten Energie Stand zu halten, verleierten sich ihre Augen und sie brach zusammen während Blut aus ihren Ohren tropfte. "Ist dies deine Antwort, Suzu?" Es war unschwer zu vernehmen, dass die Frau Probleme dabei hatte Geschehenes zu begreifen und sich auf eine Sache zu konzentrieren. Gaius, in einer unbekannten Gestalt, das zerbarsten der Kette in der Luft, Rachel die vor ihr in einer Blutlache lag, Ren mit seinen Worten von der Zerstörung der Welt und der Blondhaarige Mann, den sie einst als einen ihrer Gefährten kannte doch sich nun auf der Seite ihrer 'Feinde' befand. "Schade... Wählst du die Seite der Urgeister und verwehrst damit der Symbiose dem Weg, so werden wir bei unserem nächsten aufeinandertreffen Feinde sein.." Ein gar schon verletztes Lächeln verließ die Lippen des Weißhaarigen Mannes, während sich die glanzlosen roten Augen von ihr abwandten, der Junge sich an ihn klammerte und die Hände des Mannes die Krägen der bewusstlosen Mitstreiter umfassten. Mitsamt seines Gepäcks sprang er in den Abgrund, doch während Aiolos aufschloss um sie vor der Flucht zu hindern und Rens letzte Worte ertönten: "Wir sehen uns am nächsten Stützpfeiler der Himmelstadt", wurde der Windgeist an der Verfolgung gehindert.
    • Red Christmas – Part One


      Leise, vorsichtig und doch mit einem sachten Scheppern, stellten die dünnen Finger, welche die rustikale Teetasse umschlossen, auf dem weißen Porzellanteller ab, welches in der anderen Hand ruhte. Im Hintergrund hörte sie das leise Knacken der Holzscheite, die in ihrem Tischherd verbrannten und dem kleinen geräumigen Raum eine wohlige Wärme spendeten. Ruhig öffneten sich die Lider der Schwarzhaarigen, da der zarte Geruch des Kräutertees aus ihrer Nase entfloh und der wärmende Dampf nur mehr als Nässe auf ihren Wangen zurückblieb. Fast schon zu entspannt wanderte ihr Blick gen Horizont, wo die untergehende Sonne breite orange rote Schleier über das Firmament spannte, Wolken in tiefe, rosa Wattebäusche verwandelte und dem sonst so azurblauen Himmel jegliche Farbe raubte, nur um ihn in der steten Schwärze der Nacht zurückzulassen. Stoisch und ruhig, lag die verschneite Winterlandschaft vor ihr. Rings herum bedeckte der Schnee bereits Äste, Äcker und Felder und schenkte dem scheidenden Tag einen mysteriösen Abschied. Auch heute freute sich Suzume wieder auf dieses Spektakel. Die Abende der kalten Winter waren mitunter die schönsten, die diese Welt zu bieten hatte und obwohl diese Momente nur kurz weilten, schenkten sie der jungen Frau den Frieden, den sie in dieser angespannten Lage brauchte. Sie war erst zurückgekehrt, von der wohl wichtigsten Unterredung in den nächsten Jahren. Der bevorstehende Schlag gegen die Armeen wurde heute finalisiert und nochmals in Einbeziehung aller Beteiligten unterredet, nur um ganz sicher zu sein. Doch… war ihr Plan wasserdicht. Die kampfesfähigen Männer & Frauen waren bereit, die Alten und Kinder packten die Rucksäcke für den Marsch ihrerseits in die Berge, um versorgt zu sein. Ren und Sie schworen sich, dass dies einer der letzten großen Schachzüge gegen die Obrigkeit dieser Welt sein wird. Alles war gut. Bedacht nun schlossen sich ihre Augen wieder… ihre Ohren gespitzt, wartete sie auf das Einsetzen der Laute der Tiere der Nacht. Der Ruf der Eule, das Heulen der Wölfe, das Schnauben der Hirsche… manchmal hörte man auch das Keckern der Schneehühner… vorfreudig zuckten ihre Mundwinkel bereits nach oben, als sich ihre Lippen jedoch verhärteten. Stille. „Hm?“, erstaunt wurde das Glitzern ihrer Augen in dem dämmrigen Abendlicht wieder sichtbar. Der Himmel war klar, die Sterne funkelten bereits vereinzelt auf die Erde hinab… Es war kein Sturm, der sich näherte. Was also… ihre Nackenhärchen sträubten sich. Alarmiert sprang die junge Frau nun auf die Beine und lies ihre Tasse fallen, als sich ein entferntes, aber dennoch gut hörbares „WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!“, durch die kühle Luft fraß. Ein eiskalter Schauer breitete sich auf dem Rücken ihrerseits aus, während sie übereilt auf ihren kleinen Balkon hastete und sich mit aufgeregtem Atem gerade noch so am Geländer abfederte. Eilig lehnte sie ihren Oberkörper über die fest vernagelten Holzbretter. „Wa-was…?“, schlagartig weiteten sich Suzumes Augen, als sie an der östlichen Verteidigungslinie bereits glosend die Flammen in die Höhe schlagen sah, auch wenn ihr die Äste des Waldes die meiste Sicht versperrten. Und da! Wieder flogen Funken empor, änderten die Richtung, nur um sich wieder dem Erdball zuzukehren, kurz in der Dunkelheit verschwindend und dann zu ihren hypothetischen Füßen einen Teppich aus Feuer breitlegten. Der Westring stand in Flammen. Und die Funken… waren keine solchen, sondern eine Salve aus Feuerpfeilen, von welchen sich bereits die nächste in die Luft erhoben. „Nein… oh nein nein nein… scheiße! Verdammte SCH-!“, schrie sie auf, rannte zurück in ihren Wohnraum, riss ihren Speer aus der Halterung und hetzte, als wäre der Teufel hinter ihr her, in Richtung des Zentrums von Canard, welches gerade das Opfer eines hinterhältigen Vergeltungsschlages geworden war.


      „Schneller… na los schneller… ich darf nicht zu spät kommen!“, angetrieben von Furcht und Zorn, hastete die junge Frau durch das schneebedeckte Unterholz, raus aus dem Wald und in Richtung des ihr nahegelegenen westlichen Tores. Bereits davor konnte sie die angsterfüllten Schreie der Frauen und Kinder, das hämische Lachen der Angreifer, dem klirrenden Aufeinanderschlagen von geschärftem Stahl und den einzelnen Schüssen hören. Das Westtor erkannte sie von weitem… die dicken, sonst so schützenden Baumstämme wurden von dem viel stärkeren Feuer, das sie ummantelte, verzehrt. Hinter der der dichten Rauchwand, die sich wie eine übergroße Schlange am erdigen Boden räkelte, gespeist vom Niederbrennen der Behausungen der Bewohner der Stadt des Wiederstandes, konnte sie die unbewaffneten Frauen und Kinder erkennen die getrieben wie Hasen zu flüchten versuchten, halbwache Männer die auf wackeligen Beinen versuchten ihr Hab und Gut zu verteidigen und die Alten, die versuchten vor der einfallenden Übermacht zu fliehen. Gerade als sie losstarten wollte lief ihr einer der jungen Stallburschen entgegen… Gojhin war sein Name. Sein Gesichtsausdruck verfolgte sie bis heute, brannte sich tief in ihr Gedächtnis. Sein Haupt war blutüberströmt, die Augen vor Todesangst weit aufgerissen und von Tränen gefüllt, Rotz lief seine Nase hinab. „SUZUME! TOTE! ES… Es sind so viele… Tote… sie…!“, doch weiter kam er nicht, als sich von hinten durch seinen Hals ein Dolch bohrte und ihm gurgelnden Lautes das Wort abschnitt, seinem Leben ein Ende setzte und den doch recht schmächtigen Körper in seinem Schwung zu Fall brachte, als hätte man ihn mit Manneskraft von Dannen geworfen. Die Augen geschockt geweitet, starrte sie kurz mit stockendem Atem auf die Leiche vor ihren Füße. Tief tränkte das Blut den Schnee vor ihren Füßen. Ein Knurren, welches tief ihrer Kehle entstammte entkam ihr. Stoßweise ging der Schwarzhaarigen Atem. „Ihr verdammten..!“, gab sie noch von sich, ehe sie ihre schnellen Schritte wieder los starteten. Keinen Moment zu spät, denn hinter ihr brach das Westtor glosend in sich zusammen.


      „Ren?! Rachel?!“, nach ihren Gefährten schreiend, selbst mehr und mehr in Panik verfallend, als sie die vielen Getöteten auf ihrem Weg sah, kämpfte sich die Anführerin der Revolutionsarmee stockend nach vor. Es war beinahe aussichtslos. Kaum wurde einer der einfallenden Krieger von ihr ausgeschaltet, tauchten hinter ihm zwei erneute auf, nur um sich ebenso auf sie zu stürzen. Der nächste kassierte einen Schlag des hinteren, schweren Teiles ihres Speeres gegen seine Schläfe, als Suzume ihn herumwirbeln ließ. Strauchelnd ging der ein zu Boden, während der nächste sein Schwert hob um es auf sie herabfahren zu lassen, doch fixierte die Schwarzhaarige ihren Speer, stob nach vor und versenkte die scharfe Klinge ihrer Waffe im Brustkorb des Mannes, welcher sie mit zusammengekniffenen Augen ansah. Sein Haupt unter einem Helm versteckt. Er war vielleicht um ein oder zwei Jahre älter als sie. Neben ihm fiel das Schwert seinerseits mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden und vergrub sich im Schnee. Er hustete bellend und benetzte somit seine Lippen und ihr Gesicht mit Blut. Suzume drängte ihn zurück, fokussierte sein blasses Gesicht mit den vor Wut rötlich auflodernden Augen. „Sag… wer seit ihr?!“, knurrte sie ihm entgegen, stackste mit dem aufgespießten Körper des Angreifers durch den Schnee weiter nach hinten, als der Stamm eines Baumes sie daran hinderte. Kurz noch schien es so, als würde der junge Mann vor ihr in den Tod abdriften, doch verzog sich eine Miene in ein diabolisches Grinsen und legte die rot verfärbten Zähne frei. „Als… als wüsstest du das nicht bereits.. Su.. zume…“, röchelnd erklang die Stimme des Sterbenden, der den Blick gen Himmel wandte und tief, rasselnd Luft holte. „Vater… sag… bist du nun stolz auf mich? Jetzt, wo ich den Starken… dieser Welt helfe, den Abschaum auszurotten? Ich habe sie getötet Vater… für dich… du, der immer sagte, diese Welt sei nur für uns bestimmt… und alle anderen… sollen in die Hölle zurückkehren, aus der sie-!“, aber weiter kam der Bursche nicht, welcher in manisches Lachen verfallen war, als ihm Suzume mit einem Aufschrei, den Speer aus dem Brustkorb zog und ihm voller Zorn ins Gesicht schlug, sodass ein fieses Knacken zu hören war und dem Soldat im nächsten Zug zwei Zähne aus dem Mund zu Boden fielen. Mit einem aggressiven Schnauben packte sie ihn erneut am Kragen und stierte in Abscheu auf das mit grinsende Gesicht, mit Blut umsäumt, hinab, welches in der Zwischenzeit den Tod fand. „ARGH!“, gab die Schwarzhaarige von sich und lies den Kragen des Toten los, welcher zur Seite fiel. Was sollte das heißen, sie wüsste wer sie waren? Beinahe wär sie in Grübeln ausgefallen, als sie eine bekannte Stimme hörte. „Suzume! Suzume!“, es war Rachel die nach ihr rief. Den Ort der Frau ausmachen wollend, kehrte sich ihr Körper herum und setzte sich wieder in Bewegung. „Rachel!“, rief sie entgegen, während um sie herum die Schlacht tobte. Weiter und weiter trugen sie ihre Schritte hinein in den Kern von Canard. Die vielen, leblosen Augen der Verstorbenen blickten ihr aufgerissen entgegen. Frauen, Männer… Kinder… SCHULDIGSCHULDIGSCHULDIG!“, als würden sie sie heimsuchen, so unerbittlich schrien die Seelen der Toten sie an, deren dunkles Blut sich so leicht mit der Unschuld des weißen Schnees verband. „Suzu! Endlich!“, zwei zarte Arme schlossen sich um ihren Körper, gerade rechtzeitig, denn die junge Frau spürte, wie knapp sie am Verlust ihres Verstandes vorbeischrammte. „Bin ich froh dich gefunden zu haben!“, hörte sie Rachel murmeln. Zugegebenermaßen, sie freute sich, ihre beste Freundin lebend zu treffen, doch tat dies nichts zur Sache, dass ganz Canard dem Untergang geweiht war. So drückte sie die Braunhaarige etwas weg von sich, packte ihre Schultern. „Rach´… wo sind die anderen?“


      „Ren ist am Südtor, zusammen mit Gabriel und Zusanna.“„Gabriel?! Er ist noch viel zu jung für den Krieg!“„Glaubst du wirklich er lässt es sich nehmen, so wie alle anderen hier, für seine Heimat zu kämpfen?“„… und der Rest?“„Evel, Zeke, Jenna und Derk flankieren die Nordseite… Hael, Anna und James die Ostseite… wir waren völlig überrumpelt… auch wenn sie die Stärksten in unseren Reihen sind, ich weiß nicht, wie lange sie ohne Rückendeckung standhalten können.“„Gut, sehr gut. Zumindest fangen sie den ersten Schwung ab… so wie wir es… Moment… was ist mit Hanzai?“„Er musste sich zurückziehen… sein Bein… es… er wurde schwer verwundet…“„Tch… Ari? Was ist mit ihr?“„Suzu… viele haben es nicht überlebt… ich sagte doch, wir wurden überrumpelt…“, während die beiden Frauen sich ihren Weg vorkämpften und sich dabei über den Stand der Dinge austauschten, erkannte die Schwarzhaarige erst spät, dass sich ein Sturzbach an Tränen über das Gesicht der Braunhaarigen zog. Als sie nun endlich das Zentrum des Geschehens erreicht hatten, zog Suzume Rachel in die wohl letzte Umarmung für lange Zeit. „Ich werde Ren suchen! Kümmere dich gut um Hanzai und die anderen! Ich komme bald zurück!“, mit diesen Worten lies sie ihren Speer in Flammen aufgehen, sah Rachel ein letztes Mal in die Augen und verschwand dann wieder im Nebel. „Reeen! REEEEN!“, schrie sie in die Nachtluft, welche getränkt war von Rauch, verbranntem Fleisch und dem metallischen Geruch nach Blut. Auf der Suche nach ihrem engsten Weggefährten und Freund, fanden noch fünf weitere Angreifer durch ihre Hand den Tod. Als sie jedoch am Südtor ankam, fand sie niemanden vor, der auch nur im Geringsten wie er aussah. Er konnte nicht gefallen sein... nicht er. Von der Unruhe gepackt, begann sie die reglosen Körper mit schwarzem Haar herumzudrehen, nur um zwar erleichtert festzustellen, dass es sich nicht um Ren handelte, doch machte das die Suche um ihn nicht erfolgreicher. Mit einem Seufzen blieb sie in der Hocke sitzen und sortierte ihre Gedanken, als sie hörte, wie knartschende Schritte auf sie zukamen. „Suzume…“, erklang es deutlich kühl und in tiefer Tonlage. Ihr Körper richtete sich empor und sie erkannte, wen sie gesucht hatte. „Ren! Gott sei Dank du lebst noch!“, erleichtert durchatmend stellte sich die Schwarzhaarige auf die Beine, überbrückte die wenigen Meter und fiel dem jungen Mann um den Hals. Er war noch nie jemand gewesen, dem Nähe etwas vertrautes war… doch hatten sie sich die letzten Monate angenähert und waren vertrauter miteinander geworden, weswegen es die Schwarzhaarige durchaus komisch fand, als Ren ihre Umarmung nicht erwiderte und einfach starr am Fleck stehen blieb. Verwirrt löste sich die junge Frau wieder von ihm, hielt seine Oberarme fest und sah in das versteinerte Gesicht empor. „Ren… was… was ist los?“, das Rot seiner Augen schnitt bei dieser Frage scharf zu ihr hinab. Langsam entfernte er sich von ihr. „Was los ist Suzume… wirklich? Das traust du dich noch zu fragen?“, er ging einen Schritt zur Seite und zeigte ihr das Ausmaß davon, was in dieser Nacht geschah. Das Südtor war zur Stadt hin abschüssig angelegt, man passierte Canard also über eine kleine Anhöhe und überblickte die kleine Stadt. Zum ersten Mal wurde der Schwarzhaarigen gewahr, was passierte. Lodernd, meterhoch stachen die Flammen von den mit Heu und Holzschindeln eingedeckten Dächern, Glutnester blickten wie die Augen von kleinen Feuergeistern aus abgebrannten Baumstämmen, Fässern, Seilen und Holzkisten der Welt entgegen, roter Schnee bedeckte die gesamte Umgebung, ganz zu schweigen von der meterhohen Rauchsäule, die sich in die Höhe arbeitete. Notgedrungene Schreie von Groß und Klein drangen zu dem zerstörerischen Zischen und Knacken der Flammen an ihre Ohren… die Stadt war gefallen.

      „Sieh es dir genau an, Suzume…“, mit Kälte in der Stimme fixierte Ren die Schwarzhaarige, die in Unglauben ihren Speer sinken ließ. „Aber… aber wie… wieso… ich meine… wer…?“, da ertönte zu ihren Füßen ein dumpfer Aufschlag. Etwas silbern Glitzerndes lag vor ihren Füßen. Die junge Frau beugte sich hinab, um das Ding aufzuheben und erkannte, dass sie eine Art Brosche in der Hand hielt. Ein eiserner Ring über welchen sich ein „Z“ legte. „Aber… das ist nicht möglich… niemand… niemand wusste von diesem Plan…“, stammelte Suzume dahin. „Wirklich niemand?“, als die von Trauer durchwobene Stimme des Schwarzhaarigen an ihr Ohr drang, wusste sie nicht, was im Moment mehr schmerzte… ihn enttäuscht zu haben oder ihre Stadt fallen zu sehen. „J-ja… niemand, Ren…“„Und was ist mit diesen Söldnern von letzter Woche... jenen, wo ich dir sagte, sie seien mit Vorsicht zu genießen und dass wir sie nicht in unsere Pläne mit einbeziehen dürften, da ihre Loyalität nicht gesichert ist?“, die Augen des Mannes, welchen sie zuvor gemeuchelt hatte, blitzten in ihrer Erinnerung auf. „Aber sie haben uns ihre Unterstützung zugesagt… sie… sie meinten, sie…“„Sie haben GELOGEN, Suzume! Gelogen! Und du hast ihnen blindlinks vertraut! Ich sagte dir doch, immer wieder, seitdem wir uns kennen: wir dürfen nur auf uns vertrauen! Ich sagte dir, heuere sie nicht an, sie gehören nicht zum Widerstand, wer weiß was sie mit den Informationen machen! Seit wann gilt mein Wort so wenig für dich?!“- „Woher konnte ich wissen, dass sie uns in den Rücken fallen?!“„Um das geht es doch gar nicht! Es geht darum, dass du mir nicht vertraut hast, Suzu! Schon wieder!“, heftig war die erboste Stimme Rens ausgefallen. Mit schockierten Blicken standen sich die beiden Gefährten gegenüber, beider Augenpaare mit genässtem Glanz umhüllt. „Es ist DEINE Schuld, DEINE ALLEIN! Der Zodiac Bund wäre niemals auf uns gekommen, wenn nicht durch Spione oder Spitzel, die sich in unseren Reihen aufgehalten haben!“„Sie waren verletzt und der Wildnis ausgeliefert! Was hätte ich tun sollen? Sie dort draußen sterben lassen?! Du weißt, dass ich das niemals könnte!“„ABER DEINE KAMERADEN EINFACH ANS MESSER LIEFERN UM ZU STERBEN, DASS KANNST DU?! Wegen… wegen… Söldnern, die wir in unserem Leben noch nie gesehen haben?! So von allen Geistern verlassen kannst du gar nicht sein!“, schwer atmend hatte Ren eine seiner Pistolen in die Hand genommen und schlenkerte mit dieser in die Richtung der Zerstörung. „Und sie dann noch einzuladen, an unserer Unterredung teilzunehmen… meinen Rat, es nicht zu tun, einfach zu ignorieren… obwohl du immer sagtest, keine Meinung wäre dir wichtiger… ich kann einfach nicht glauben, dass du das gemacht hast…“

      Suzume schüttelte ob dem, dass ihr der riesige Fehler ihrerseits langsam klar wurde ihren schwarzen Schopf. Durch das mit Ruß geschwärzte Gesicht zogen sich zwei große Schlieren von ihren Augen ausgehend über ihre Wangen hinab. „Ich… ich… Ren…“„Ich dachte wirklich, du hättest aus deinen Fehlern gelernt… aber ich habe mich wohl getäuscht… ich dachte, Canard ist deine Familie… ich dachte, ich sei deine F-!“ „ES TUT MIR LEID, HÖRST DU!“ „…!“„ES TUR MIR LEID ES TUT MIR LEID ES TUT MIR LEID!“, den zitternden Körper vornübergebeugt, zogen sich Suzumes Arme schmerzlichen Blickes zu ihrer Brust empor und ballten Fäuste vor dieser. „Ich dachte ich hätte diesmal alles richtig gemacht! Ich dachte, ich würde unserer Stadt helfen! Ich wollte nichts anderes, als unsere Kraft zu verstärken, um unseren Schutz aufrecht zu erhalten! Ich handelte immer zum Wohle von Canard! Ja, es war gewagt von mir, ich weiß! Aber habe ich es einzig und allein für Canard getan! Um den Widerstand zu vergrößern! Niemals war es meine Absicht, dass dabei alle sterben!“ „Aber genau das tun sich gerade, Suzume! Sie sterben! Sie alle!“, beider Körper zuckten zusammen, als eines der wenigen Pulverfässer nahe der Haupthalle mit einem lauten Knall in die Luft ging und eine breite Stichflamme in die Höhe schickte. Ren kehrte sich herum, bereit wieder in die Stadt zu laufen. „Ich hoffe du kannst mit den vielen Menschen, die heute getö-!“, begann der Schwarzhaarige erneut, als ihm Suzume wieder ins Wort fiel. „DANN TÖTE MICH DOCH AUCH!“, schrie sie ihm in ihrer Verzweiflung entgegen. „Was?“„Töte mich Ren! Na los! Du hast schon Recht! Nachdem was ich heute an Leid über diese Stadt gebracht habe, verdiene ich es nicht, sie weiterhin zu führen!“„Suzu…“„Das ist es doch, was du mir sagen willst, oder?! Ahaha! Die große flammende Göttin tritt so ab, wie sie ihr ganzes Leben lang gehandelt hat… feig und unüberlegt! Ich hätte schon viel früher danach fragen sollen! Ein Nichts bin ich, ein verdammtes Nichts! Ein Freak, ungewollt, ausgestoßen, wertlos… meine Mutter tat gut daran mich loszuwerden!“„Hör auf Suzume, du denkst nicht klar!“„Aber wieso sollte ich?! Ich denke zum ersten Mal so klar, wie seit langer Zeit nicht mehr… also, worauf wartest du, Ren? Erschieß mich!“, die Zähne wütend gefletscht, hatte sie die Schultern angriffslustig gezogen. Es war ihr zu viel geworden. Erst als sie merkte, dass der Schwarzhaarige ihrer Bitte nicht nachkam, stapfte sie die wenigen Meter näher an ihn heran, packte seinen Arm und drückte sich die Pistole selbst an den Kopf. „Schieß doch, na los... SCHIEß!“, krächzte Suzume ihm heiser entgegen, doch er wandte in Abscheu das Gesicht ab, nachdem sein geschlagener Blick den ihren gekreuzt hatte. Ein Seufzen ertönte. Die junge Frau lockerte ihren Griff um seinen Arm, trat einen Schritt zurück und ließ die Schultern hängen. „Wusst ich´s doch…“, mehr als ein heiseres, dem bitterlichen Weinen nahes Flüstern kam nicht über ihre Lippen, als sie sich nun umkehrte, um ihren Speer aufzusammeln. Es war totenstill geworden, als sie ihren Körper wieder begradigte. Der Knall der im nächsten Moment die Umgebung durchzog, wurde vom Kampflärm in der Stadt übertüncht und hinterließ eine weitere Seele trostlos auf Erden zurück.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Red Christmas – Part Two: Aftermath


      „Na sieh mal einer an… wen haben wir denn da?“, zwischen zusammengebissenen Zähnen, die eine rauchende Zigarre hielten, erklang die brummende Stimme eines Mannes, nur wenige Stunden, nachdem der Überfall auf die Stadt begonnen und im Schrecken des Todes geendet hatte, während er sich über den leblosen Körper einer schwarzhaarigen jungen Frau beugte. Mit dem Rücken den Boden berührend, den Kopf überstreckt und vom Haar bedeckt, die Hüfte nach rechts eingedreht, somit ein Bein über das andere geschlagen, beide Arme von sich geweitet… in einer Hand ein Speer ruhend. Nicht darauf bedacht vorsichtig mit ihr umzugehen, ruhte seine Schuhsohle auf ihrer Stirn und drehte somit den Kopf langsam in die richtige Richtung. „Wenn das mal nicht unsere kleine, naive Anführerin ist… damit hat sie wohl nicht gerechnet… trotzdem, vielen herzlichen Dank für die reiche Entlohnung.“, mit einem grunzenden Lachen schulterte er sein Gewehr, was auch drei seiner Kumpanen in Gelächter ausbrechen lies. „Was sollen wir jetzt mit ihr machen, Boss? Wenn sie tot ist, nützt sie uns nicht viel…“, ein eher großgewachsener, bulliger Kerl sah auf seinen Chef hinab, der einen guten Kopf kleiner und vor allem dicker war. „Hmmm…“, grübelte dieser, nahm die Zigarre aus seinem Mund und schnippte sie in den Schnee, in welcher sie mit einem Zischen ausgedämpft wurde. Er rieb sich sein fleischiges, von Bartstoppeln übersätes Kinn. „Ach was Zed, die is´nicht tot…“, kam es von einem anderen, schmächtigeren Kerl. „Woher weißt du das, Dummkopf? Sieh sie an Bellamy… Sie ist mindestens genauso weiß wie der Schnee um sie herum!“, mischte sich der Dritte ein. „Soo? Also ich sehe kein Blut… und mich einen Dummkopf nennen…“„Soll das bedeuten, ich bin der Dumme hier?!“„Na wenn du mich fragst…!“- „RUHE!“, gellte der Boss dazwischen, was einige Vögel in der Nähe aufschreckte. Wild mit den Flügeln flatternd zogen sie von dannen. „Hier lassen wir sie bestimmt nicht… auf sie steht ein hohes Kopfgeld, wie ihr wisst… Zed, schultere sie. Bellamy, schnapp dir ihren Speer. Quill, verwisch die Spuren. Wir bringen sie erstmal ins Hauptquartier. Vaze soll dann entscheiden.“, mit einem Nicken des Bosses setzten sich die vier Männer in Bewegung und taten wie ihnen befohlen.


      Nur einen Tagesmarsch später betratet das kleine Gefolge ein graues, schachtelähnliches Bauwerk, welches inmitten eines abgelegenen Waldes zu finden war. Ihrer Gefangenen hatten sie Arme und Beine zusammengebunden, ihren Mund sicherheitshalber geknebelt und die Augen verbunden. Es war zwar überflüssig, da die junge Frau nicht aus ihrem komatösen Zustand erwachen wollte, oder konnte, aber… „… sicher ist sicher, meine Herren. Wie ihr vermutlich wisst, kann diese so schwach wirkende junge Dame derart starkes Feuer befehligen, welches euch im Handumdrehen das Fleisch von den Knochen brennt. Ihr Ruf eilt ihr was das betrifft voraus. Die flammende Göttin… merkt euch diesen Namen gut, denn…“, theatralisch mit den Armen gestikulierend, schob sich der dickliche Körper des Bosses durch den Gang, in Richtung der Verschmelzungshalle, durch welche sie in das Büros des Chefs hier gelangen würden. Er mochte es, vor den Wachen, die die Räumlichkeiten flankierten, anzugeben. Mit einem schmierigen Lächeln auf den Lippen kehrte er sich im Rückwärtsgang seinem Gefolge zu und plapperte munter weiter. „ … wenn sie irgendwann herausfindet, wer ihr das, was auf sie zukommt angetan hat, dann ist er schon so gut wie tot…“„Äh… Boss…“„ Nein wirklich… der arme Hund, der auf seinem faulen Arsch in seinem Büro sitzt und uns die Drecksarbeit machen lässt, hat es dann auch verdient so elendig zu Grunde zu gehen…“„Boss!“. Abgelenkt davon, seinen Machthaber so öffentlich zur Schau zu stellen, war ihm nicht aufgefallen, wer sich von hinten genähert hatte und an wem die aufgerissenen Augen der Kumpanen klebten. Erst als er rücklinks in etwas reinstolperte, stockte sein Atem und sein Gang. Er hörte ein tiefes Schnaufen über ihm. „Ist dem so, Cavol?“, der Boss erstarrte bei dem Klang der Stimme und drehte nur langsam sein Haupt über die Schulter zurück, um auf den breiten Oberkörpers seines Chefs zu starren, der sich hinter ihm aufgebaut hatte. Schnell hob er die Arme an und stolperte einen Schritt zurück. „Ah! Van… Van Zephyr… welche Überraschung Sie hier zu sehen!“, er lachte hüstelnd. „Eine Überraschung? Mich? Hier? Wo ich doch den Laden hier leite? Du scherzt doch…“, er neigte seinen Körper zur Seite. „Äääh… wir… wir haben jemand für dich… na los, Zed… zeig sie ihm!“, um seine Unterwerfung und gleichzeitige Befehlsmacht zu demonstrieren, zerrte er den bulligen Kerl nach vor, der nach wie vor die ausgeknockte Schwarzhaarige in den Armen hielt. „Rikoru Suzume… die flammende Göttin.“, seine Brust schwellte an vor Stolz und er hielt den Atem an. Van Zephyr aber würdigte ihn keines Blickes, sondern trat näher an Zed heran. Er musterte die junge Frau ausgiebig, als sein Augenmerk sich auf etwas besonderes legte. Er griff nach vor und schob seine Hand unter ihr Hemd, als er erfasste, was seine Augen gesehen hatten. Mit einem Ruck riss er ihr ein Medaillon vom Hals und begutachtete das goldene Schmuckstück für einen Augenblick. Dann richtete der Grauhaarige seinen Blick auf Zed. „Bring sie in die Halle… wir haben bereits ein mögliches Objekt, dass mit ihr kompartibel sein könnte. Und du…“, der Blick aus den stahlgrauen Augen richtete sich wieder auf Cavol. „Dusch dich… du stinkst nach nassem Hund.“


      Die Tür schwang hinter dem großgewachsenen Handlanger zu, welcher die Anführerin von Canard in den Armen trug. Van Zephyr schritt vor ihm her, sein Gehstock schlug metallisch auf dem eisernen Boden nieder, das Geländer klapperte widerhallend in dem hohen Raum, welcher an den Seitenwänden keine Fenster trug, im Erdgeschoss jedoch weitere Türen in andere Räume. Hinter jenen schien ebenerdig unter den Türspalten anders färbiges Licht hindurch… rot, blau… zwei weiße Lichter und hinter zwei anderen wartete die Dunkelheit. Zed sah sich mit verbissener Miene um. Totenbahren wurden in Reih und Glied an den Wänden aufgestellt, viele rollende Halterungsstangen für Infusionen oder ähnliche Injektionen sammelten sich in Trauben neben den Bahren aus silbernen Metall… kleine, fahrende, stählerne Kästen aus Stahl, einer mit frischen Instrumenten bestückt, der andere mit Blut benetzten Messern, Zangen und ähnlichem verunstaltet, zierten die Raummitte, in welcher sich zwei große, weiße Liegen befanden über denen eine große, grell leuchtende Lampe hing. Er musste fast zweimal hinsehen, um den vom Licht bestrahlten, halbnackten Körper der jungen Dame zu erkennen, die auf einer der Liegen gebettet war. Dem Kahlkopf schoss die Peinesröte auf die Wangen und er richtete seinen Blick wieder stur gerade aus, auf den breiten Rücken Van Zephyrs, der so polternd die Stufen hinabschritt. „Aaaaah… sie es dir ruhig an, mein Meisterwerk! Man sollte ja nicht glauben, wie schwer es war, diese Institution hier aufzubauen… immerhin habe ich mir nicht wirklich Mühe dabei gegeben, die Fabrik vor fremden Augen zu verstecken. Aber… glaub es mir oder nicht… diese Trottel aus Arcardia ließen sich wirklich übers Ohr hauen, als ich ihnen dieses Wunderwerk als „Krankenhaus“ vorstellte… pf, ha! Idioten!“, ein tiefes Lachen erfüllte den sonst so leeren Raum, als sie nun den Betonboden betraten und das Scheppern der Stiegen versiegte. „Und nur mal unter uns… hätte ich ihnen erzählt, ich würde Käse aufbereiten, hätten diese verblendeten Wichtigtuer es auch geschluckt.“, mit einem unschuldigen Ausdruck, die Unterlippe trotzig vorgeschoben, nahm der rustikal gebaute Körper des Mannes, eine eigenartige Position ein. Den rechten Arm mit dem Gehstock nach hinten her in die Höhe gestreckt, der linke in selben Winkel nach unten… als würde er sein Gegenüber zum Tangotanzen auffordern. Erst als von Zed keine Regung kam, begradigte sich sein Körper wieder. Zephyr setzte seine gewohnt schwach boshafte Miene auf und drehte ihm den Rücken zu. „Du kannst sie dort auf die freie Liege ablegen… und nimm ihr die Fesseln ab…“, mit einem Nicken in die Richtung des benannten Dinges, nahm er von dem sauberen Tischchen eine Spritze und eine golden wirkende Flüssigkeit, mit welcher er sie aufzog. Zed tat wie ihm geheißen und bugsierte den nach wie vor bewusstlosen Körper der Schwarzhaarigen vorsichtig auf dem mit Kissen ausgefüllten, bettähnlichen Gestell. „Sir… warum… warum durfte ich mit herein? Für normalerweise lassen Sie ja keine Außenstehenden in diese Räumlichkeiten… noch dazu, wenn sie so wie ich nur die, wie der Boss sagte, „Drecksarbeit“ erledigen.“, gefasst sah er auf das schlafende Gesicht Suzumes hinab, die unter der grellen Lampe noch bleicher als sonst wirkte. Van Zephyr stockte in seiner Bewegung und legte die Spritze beiseite, kramte nach dem eingesteckten Medaillon und warf es ihm zu. „Öffnen…“, raunte er nur leise, umrundete die Liege Suzumes, schnallte ihre Gliedmaßen fest und strickte eine Seite ihres Hemdes über ihren Unterarm hinaus empor. Sein Blick glitt zur dem anderen Mädchen. Auch Zed folgte seiner Bewegung und musterte die Fremde. Die nötigsten Körperteile wurden mit weißen Laken bedeckt, ihre möglicherweise braunen Haare waren kurz geschoren, sie war angeschlossen an verschiedenste Geräte, die im Hintergrund surrten, ihren Herzschlag anzeigten und leise piepten, am Fuße ihrer Liege prangte ein Schild auf dem „Subjekt 528F“ stand. Aus ihrem Mund ragte ein dünner Schlauch, welcher ihre Lungen mit Sauerstoff füllten. Lange konnte er dem Schauspiel aber nicht standhalten und begann an dem feinen Goldschmuck herumzunesteln. Während Zephyr die nötigen Instrumente am Körper Suzumes anschloss, begann er zu erklären: „Weil du nicht auf den Kopf gefallen bist, Zed. Aus der Chaostruppe von eben dort kommst du mir am … vernünftigsten vor, um mich kurz zu fassen. Loyale Männer kann man in Zeiten wie diesen immer gut gebrauchen… Sag, hast du schon mal überlegt einen anderen beruflichen Werdegang anzustreben? Nicht immer nur hinter Cavol hinterher zu trotten… sondern vielleicht der zu sein, der anführt?“ Ein schneidender Blick über die Schulter traf den Kahlköpfigen, welcher seinen Vorgesetzten mit Unentschlossenheit in den Augen ansah. „Nja… ich weiß nicht… nicht selbst denken zu müssen hat schon gewisse Vorteile… Fehler fallen nicht auf dich zurück… und… ich hasse Verantwortung.“, entgegnete der bullige Kerl und zuckte mit den Schultern, was den vorerst so hoffnungsvollen Blick Van Zephyrs ermatten ließ. „Also doch nur ein Hohlkopf.“, er schnalzte verächtlich mit der Zunge. „Nutzlos…“


      Als nun endlich alle Vorbereitungen für die Verschmelzung der beiden Identitäten getroffen waren, suchte der Grauhaarige mit Bedacht eine der Armbeugevenen, um Suzume die vorerst goldene Flüssigkeit aus der Spritze zu injizieren. Als er die Nadel wieder aus dem Fleisch zog, drückte es der Schwarzhaarigen einen großen Tropfen Blut aus der Einstichstelle, auf welche er einen kleinen Tupfer drückte. „Was… was passiert jetzt?“, berechtigt war die Frage des zweiten Anwesenden im Raum, der die Taten Van Zephyrs verfolgt hatte. „Nun, ich habe unserer flammenden Göttin ein kleines Mittelchen gespritzt, dass ihre Muskeln entspannt… ihren Geist entspannt… alles, was ihr an Stigma innewohnt beruhigt sich jetzt und wird sozusagen gefügig gemacht… selbiges ist auch schon bei unserer kleinen Freundin links dort passiert… mit dem kleinen Unterschied, dass sie hier im Sterben liegt. Organversagen der schlimmsten Sorte. Im Grunde hätte sie nur mehr eine Woche… mmmh, höchsten zwei zu leben. Hinzukommt, dass unserer Kleinen ebenso Stigma innewohnt, aber bei weitem nicht so in Hülle und Fülle wie bei unserer Miss Rikoru hier. Leider bringt das auch mit sich, dass der ohnehin schon sterbende Körper, alle Energie braucht das Stigma unter Kontrolle zu halten und somit noch schneller verfällt… ein typischer Fehler von… ähm… falscher, ärztlicher Behandlung.“, er stoppte kurz, um sich die beiden Damen genaustens anzusehen, mit den Händen zu gestikulieren und ein theatralisches Seufzen von sich zu geben. „Sie ist die Tochter eines angesehenen, korrupten Adligen, der mir einen Haufen Kohle versprochen hat, sollte ich es schaffen, seine kleine Callia wieder ins Leben zu holen. Und siehe da… wer fällt mir da vor die Füße… niemand geringeres als die Anführerin des vermaledeiten Rebellionsdorfes Canard. Eine junge Frau, deren Stigma beinahe überquellt. Zwei Fliegen mit einer Klappe also! Besser kann es nicht laufen!“, triumphierend in die Hände klatschend, trat Van Zephyr wieder näher an die Apparaturen heran, die an den jungen Frauen angeschlossen waren und schaltete sie ein. Dann verschwand er hinter einem Steuerungspaneel, welches den Liegen gegenüberstand. Dort hörte Zed, wie einige Schalter mit einem schnappenden Geräusch umgelegt wurden. Ein elektrisierendes Surren legte sich in den Raum. „Hast du das Kettchen mittlerweile aufgebracht?“, rief er ihm entgegen, während sein Gesicht von einem grünlichen Schein überzogen wurde. Wie aus einer Trance gerissen, ungläubig zu verarbeiten, was gerade vor sich ging, schüttelte Zed den Kopf. „Äh… ja, ja… hier.“, er hielt es in die Luft, als der Grauhaarige bereits mit polternden Schritten auf ihn zukam und ihm das Schmuckstück aus den Händen riss. Er blickte auf ein Foto einer jungen, blonden Frau hinab. Ein warmes Lächeln umspielte volle rosige Lippen. Wangen, gerötet wie reife Äpfel schmückten ihr ovales Gesicht und dichte, goldene Locken drängten sich um jenes. Die azurblauen Augen stachen ihm gefüllt mit Wissen entgegen und fraßen sich in seine Erinnerung. Darunter war der Name der Unbekannten niedergeschrieben. „Adeline Anoria Rikoru“, murmelte Zephyr und drehte das Bild kurz im Schein der Lampe herum. „Die Mutter also… Woher kenne ich dich…“, kam es dem Herren der Fabrik in Gedanken auf, ehe er eine erneute Spritze in die Hand nahm und die oberste Schublade des rollbaren Tisches öffnete. Dort kramte er herum, gläsernes Klirren war daraus zu vernehmen. Manchmal nahm er Phiolen aus der Lade heraus und zog in abgeänderten Mengen die Flüssigkeiten in die Spritze auf. Nebenbei flüsterte er sich selbst Worte zu, die ihm bei der Auswahl halfen. „Blond… Locken… blaue Augen… spitze Nase…“, hörte Zed den alten Herren murmeln, der die Formel für die Erschaffung einer neuen Identität zusammenstellte. Sein endgültiges Meisterwerk mit einem boshaften Blick betrachtend, wabberte ein graues Liquid in der Hülle der Spritze herum, mit welchen in den Händen er zu der benannten Cillia schritt. An ihrer Armbeugevene war bereits eine Kanüle gelegt, weshalb es Van Zephyr ein leichtes war, das flüssige Rezept zu injizieren. Unbedacht schmiss er die leere Spritze nach hinten weg, welche mit einem Klirren aufkam. „Und nun… lass die Show beginnen!“, mit einem dröhnenden Lachen hastete der groß gewachsene Körper Van Zephyrs wieder hinter die Schalttafel. Er begann einige Knöpfe zu drücken und ein immer lauter werdendes Wummern durchzog die Halle. „Du gehst besser da weg Junge, oder der Impact schleudert dich an die Wand.“, er nickte hinter sich und drehte langsam ein einem Regler der mehr und mehr Energie in die Geräte schickte. Cillia umgab ein leichter, goldgelber Schein und um Suzume zog sich ein sanftes Rot, welche beide in ihrer Intensität stärker wurde, je mehr Van Zephyr die Apparatur aufdrehte. „Sieh gut hin!“, rief er über das Dröhnen. „Die Stigmata werden sichtbar gemacht und langsam nun, werde ich das unserer Rebellionsanführerin in den Körper Cillias transferieren, sodass diese von ihrem Leiden geheilt wird! Der ganze Prozess wird nur wenige Sekunden dauern, aber die Aufladerate kann sich in die Länge ziehen!“


      Je mehr Energie der Alte in die Körper der Damen schickte, umso klarer wurde, dass diese Verschmelzung nicht zu Gunsten Cillias ausgehen würde. Schon nach einiger Zeit flackerte das Rot Suzumes bedrohlich auf. Lange, Tentakelähnliche Arme formten sich aus dem roten Nebel um sie und griffen zum Stigma der jungen Frau auf dem anderen Tisch über. „Was?! NEIN!“, entkam es Van Zephyr, der schnell versuchte viele Knöpfe zu betätigen, um den Vorgang abzubrechen. Doch war es zu spät. Das Stigma Suzumes, welches keines war, sondern niemand geringeres als ihr Urgeist, verzehrte mit leichtes das Wenige der unschuldigen Cillia und plusterte sich auf. „IN DECKUNG!“, gröhlte der Grauhaarige und nahm hinter der Schalttafel Platz. Auch Zed war keine Sekunde zu früh zu ihm gehastet, als im nächsten Moment ein lautes Knallen ertönte, der Raum kurz hell erleuchtet wurde und danach in düsterer Schwärze zurückblieb. Das angestrengte Schnaufen der beiden Herren war für wenige Sekunden zu vernehmen, als das Notstromaggregat sich mit einem Surren einschaltete und die Halle in dimmes, blaues Licht hüllte. Langsam kamen die beiden aus ihrem Versteck hervor und Van Zephyrs Augen weiteten sich in Unglauben, als er seine Probandinnen erblickte. Cillia, ihr Herzmonitor zeigte keinen Ausschlag, ihre Haut war eingefallen und bleich, beinahe schon grau… ihre Extremitäten, Hände und Füße, sowie Finger, hatten sich surreal verdreht, als hätte sie einen Krampfanfall erlitten… ihre Augen waren aus den Höhlen gebrannt, so auch ihre Haare vom Kopf… die zuvor so perlweißen Zähne überzogen rußige Schlieren, die Lippen aufgesprungen, an den Mundwinkel klebte ihr getrocknetes Blut. „Scheiße…“, keuchte Zed im Hintergrund und übergab sich im nächsten Moment in einen Kübel. Die grauen Augen des Hausherren musterten mit glänzendem Zorn in ihren, den verstorbenen Körper… jener der ihm eine unglaubliche Summe an Geld eingebracht hätte und schwenkte sie zu Suzume, die nicht wiederzuerkennen war. Ihr Puls beruhigte sich bei 60 Schlägen, ihre Atmung ging flach. Arme, Hände und Füße… alles an seinem Platz… nur… umspielte ihr Gesicht die goldenen Locken und die zarte Röte auf den Wangen. Als er ihr Lid anhob, um die Augenfarbe zu kontrollieren, knurrte Van Zephyr. Das Gold darin strahlte ihm schadenfroh entgegen, als wollte es ihm sagen, dass er hier nicht Gott spielen konnte. „Tch…“, scharf schnitt jenes Räuspern durch den Raum. „Da haben wir wohl ein Problem.“


      2 Tage später

      Ein Langzeitsedativum machte es möglich, den Körper der jungen Frau ohne große Probleme in einen seiner Umschlagplätze zu überstellen. Van Zephyr konnte kein Risiko eingehen. Es konnte durchaus sein, dass ihre Erinnerungen nicht verloren gegangen waren und sollte sie hier erwachen, so konnte sie die Fabrik mit einem Fingerstreich in die Luft jagen. Er kannte die Geschichten über ihre Person und wusste durchaus zu was sie fähig war. Und sollte er sie heute an seinen Interessenten verkauft bekommen, war das sein Problem und er wäre fein aus dem Schneider. Es war also früher Abend, als er mit ungeduldigen Schritten dem Lagerhaus der Hauptstadt auf und ab schritt. Er sah auf seine Taschenuhr hinab, als würde er den Käufer somit schneller an dem vereinbarten Treffpunkt aufkreuzen. Aber er ließ ihn warten. Beinahe war er versucht den Kauf abzubrechen, als das hintere Tor mit einem Quitschen geöffnet wurde und ein älterer Herr, etwa in seinem Alter, hinter zwei seiner Wachposten her schlenderte. „Mein Lord… Herr Tanabe.“, sprach einer der Wachen und sie traten zur Seite. Eine etwas ängstlich wirkende Gestalt kam zum Vorschein. Man sah es ihm an, dass er nicht hier sein wollte. „Du hast mich warten lassen, Victor.“, raunte Zephyr uns sah ihn gelangweilt an. Klirrend flog ein Bündel auf ihn zu, welches er mit einem Schritt nach hinten auffing, um den Beutel aufzufangen. Er war schwer und in ihm stachen kantig Münzen hervor. „Ich hoffe, dass macht es wett.“, kam als Antwort. „Wir verstehen uns also.“, mit einem grimmigen Grinsen, hatte Van Zephyr kurz den Inhalt überprüft und leitete den Stadthalter der Hauptstadt der Logos zum erkauften Objekt. „Hier ist sie. Anoria Tanabe!“, mit einem Ruck zog er nun ein weißes Laken von einem eingefallen wirkenden Gebilde. Sie transportierten sie in einem Rollstuhl, links und rechts an den Armen eingespannt und an der Stirn durch einen Riemen an der Lehne befestigt. „Sie… sie kann nicht laufen? Das war nicht Teil der Abmachung.“, reagierte Victor kühl auf die Übergabe. Van Zephyr verzog eine Miene. „Doch... natürlich… sie soll uns jedoch nicht vornüber kippen…“, dass es vorsorglich aber dazu diente, sie vor dem Randalieren abzuhalten, sollte sie doch aufwachen… dazu sagte er nichts. „Gut… kann ich sie einfach so mitnehmen?“„Wollen… wollen Sie gar nichts über sie wissen?“„Nein… Zephyr, du kennst unseren Deal… keine Fragen. Ein einfaches Geschäft durch einfache Männer.“, so hielt der Braunhaarige seinem Vertragspartner die Hand hin und ein leises Aufklatschen ging durch die dunkle Lagerhalle. Im Schutz der geheimen, unterirdischen Gänge wurde der Körper Suzumes nun auf das Anwesen der Tanabes gebracht. Ihre „Mutter“ bezeichnete sie kurzerhand als „perfekt“, während sie die Bewusstlose in Kleidung der Logos steckten und sie daraufhin in ihrem Zimmer betteten. Der neue Tag brach herein. Das gleißende Licht der Sonne, brach durch die kachelförmigen Fensterscheiben des Zimmers von Anoria und schickte gülden fasrige Strahle durch den mit Holz vertäfelten Raum. In einem Federbett, nicht weit entfernt von diesen Fenstern, regte sich nur langsam ein zierlich wirkender Körper. Das Murren, welches im nächsten Moment zu vernehmen war, gehörte niemand geringerem als der jungen Frau selbst, welche hier schlief…

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ren schwieg auf ihre Frage hin und sah nur zwischen ihr und der jungen Frau zu ihren Beinen hin und her. Erst schien es so, als wollte er doch seinen Mund öffnen, um Suzume eine Antwort zu gewähren, doch glitt sein ruhiger Blick in die Ferne, als hätte er dort etwas entdeckt. Seine Gesichtszüge erstarrten, zeigten beinahe einen nun reservierten Ausdruck, als mit einmal Aiolos neben der kleinen Truppe erschien und zwei bekannte Gestalten in die Richtung Rens schleuderte. Während der Windgeist sprach, nein, sich förmlich neben ihr aufplusterte und seine Wut kundtat, musterte Suzume ihn für einen kurzen Augenblick und erkannte die schiere Ähnlichkeit zwischen ihm und Gaius. Mehr noch, es unterschied die beiden Entitäten nicht wirklich viel voneinander. Das helle Grün, welches sein Haupt umwob und auch sein Haar färbte, strahlte eine komische beruhigende Wärme aus, welcher man irrsinnig leicht verfallen konnte, sah man von dem brodelnden Zorn ab, der unter der Oberfläche des Windgeistes schlummerte. Doch war dieser Moment keiner davon und schnell war die Aufmerksamkeit dem weißhaarigen jungen Mann gewidmet, als sich die Augenpaare auf ihn richteten und keine Antwort von ihm kam. Suzume spürte, wie Aiolos seine Energie bündelte und spürte die Sphäre, die so bedacht aufgebaut wurde und in Kraft und Stärke immer mehr zunahm. Er war bereit für seinen nächsten Schlag gegen den „Feind“. Rachel aber unterbrach plötzlich diesen Augenblick der falsch geleiteten Aussprache, als sie in einem der beiden Burschen ihren verlorenen Freund erkannte und mit einem Aufschrei auf ihn zustürzte. Die Schwarzhaarige wollte noch nach ihrem Arm greifen. Verzweifelt gellte der Schrei ihres Namens aus ihrem Mund hervor, doch war es zu spät. Im selben Moment schickte der Windgeist seine Sphäre nach vor und verfehlte Rachel nur um Haaresbreite, war jedoch nah genug, um ihr zu schaden. „RACHEL!“, mit zwei großen Schritten war Suzume nun bei ihrer besten Freundin, die mit einem verwirkten Aufschrei in die Knie ging und zusammenbrach. Sie versuchte im Fall noch ihre Ohren zu bedecken, aus welchem im nächsten Moment das hellrote Blut tropfte und sich neben ihr auf dem dichten Gras verteilte, als ihr Körper plump am Boden aufschlug. Der Schock der ihr in die Glieder fuhr, als sie Rachel an den Schultern fasste und in ihr lebloses Gesicht blickte, beraubte ihr Dantalions Kräfte und ihre zarten, menschlichen Finger umgriffen ihren Kopf, der so schwer und willenlos in ihren Händen ruhte. „Rachel!“, Tränen stauten sich in ihren blauen Augen, als sie zu Ren aufblickte, der seine ruhigen, doch verletzten Worte an sie richtete. Ihre Blicke trafen sich und es war wohl nur ein kleiner Moment, eine Sekunde lang, dass beide in den Augen des anderen erkannten, dass keiner der beiden diese Entwicklung der Geschehnisse gewollt hatte. Während Ren sah, wie sich die Nässe ihren Weg über ihre Wangen suchte und zu Boden tropfte, die tiefe Trauer, die Reue und Verzweiflung in den meerblauen Augen widerspiegelnd, sah Suzume, dass bekannte Hinabzucken seiner Mundwinkel, das Ermatten seines Blickes, sollte ihm etwas nahe gehen und überlegen lassen. Doch hielt dieses winzige Konstrukt der Hoffnung, dem Streben danach, dass sich all das Leid, all die Zerstörung, alles was sich seit ihrer Trennung in der Stadt des Wassers zugetragen hatte, rückgängig machen ließe… dass alles möglicherweise nur ein böser Traum ist, der sich mit dem nächsten Wimpernschlag auflösen würde… nur diesen gewünschten Moment, als Ren mit den finalen Worten zum ersten Wiedersehen, nun doch von Dannen zog und die Drei hinter sich ließ. Mit zusammengebissenen Zähnen blickte sie der Wahl seines Abtritts hinterher und auch Aiolos versuchte vergeblich ihn von seiner Flucht abzuhalten. Mit einem zischenden „Verdammt!“, war er an die Stelle gestürmt, wo Ren zuvor noch stand und blickt mit geballten Fäuste den Abgrund hinab, wo er nur nach kurzer Zeit nur mehr einen Schemen des Mannes vernahm.

      So kehrte der Braunhaarige sich nun um und sah auf Suzume und die nach wie vor bewusstlose Rachel hinab und kniete sich neben ihnen nieder. Sein verzerrter Gesichtsausdruck lag auf der Braunhaarigen, die reglos in den Armen der Urgeistträgerin hang. Fest hatte sie den Körper Rachels an sich gezogen. Stumme Tränen verließen die Augen der Schwarzhaarigen. Neben ihr wandelte sich der Windgeist langsam in seine menschliche Gestalt zurück. Langsam kehrte sich auch der Zorn nach außen und seine verhärtete Miene erweichte sich, als ihm endlich gewahr wurde, was passiert ist. Er holte tief Luft. Es schien, als würde er sich an jener verschlucken, als die geweiteten Augen seinerseits das reale Bild der Situation wahrnahmen. „S-Suzume… ich… es…“, stockend kamen Gaius jene Worte über die Lippen, seine Hände streckten sich zitternd nach vor. „Verschwinde…“, gab sie unterkühlt, mit einem leisen Schniefen, von sich. Gaius gab ein Schnauben von sich. „Sie… sie sollte es überlebt haben… auch wenn unsere Kräfte für normale Sterbliche zu immens sind… so sollte Rachel noch leben.“, seine Worte waren wie ein Kübel Wasser, mit dem man versuchte, einen Flächenbrand zu löschen… nutzlos. Bedacht atmete Suzume nun aus, sah auf das immer noch reglose Gesicht Rachels hinab und biss sich auf die Lippen. Sollte sie nun ihrer Wut verfallen, war niemanden geholfen. Sie riss sich also zusammen. Sie konnte ihm im Moment nur vertrauen, auch wenn es der Schwarzhaarigen mehr als schwer fiel. Und trotzdem... die Abscheu gegen ihm war über alle Maßen. „Ich hoffe es für dich…“, gab sie leise von sich. „Komm… ich… ich helfe dir, sie nach Canard zurückzutragen…", war sein vorsichtiger Versuch, das Vertrauen wieder aufzubauen, dass er sich zuvor so leichtsinnig zerstört hatte. „Wage es nicht…“, sie drehte sich mit dem Körper Rachels von ihm weg, als seine Arme erneut versuchten, Hilfe anzubieten. Suzume´s Stimme war ein Knurren und langsam wandelte sich ihr Körper wieder durch die Beihilfe Dantalions. So konnte sie den nun die kleinere Gestalt von Rachel mühelos in beide Arme nehmen und erhob sich auf ihre Beine. „Auch wenn du noch so viel Wut und Zorn verspürst… niemals… wirklich niemals ist es uns erlaubt unsere Kräfte gegen die Unschuldigen zu richten… wir haben diese Kräfte durch die Urgeister bekommen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und beizubehalten… es ist schlimm genug, dass auf unseren Schultern ein nutzloser Krieg ausgefochten wird… jene die sich am wenigsten wehren können, sollten unseren Schutz genießen und nicht um ihr Leben fürchten müssen in unserer Gegenwart.“, ihre seicht orange leuchtenden Augen fanden scharfkantig über ihre rechte Schultern den Weg in das Gesicht des erstummten Gaius, welcher immer noch im Gras hockte und ihr mit schuldigem Blick entgegensah. „Es ist ein unausgesprochener Eid, den wir geleistet haben…“, somit seufzte Suzume und sah mit Wehleiden in den Augen auf ihre Freundin hinab. „Dennoch passieren den besten von uns Fehler… Fehler, die man nicht beabsichtigt… aber aus denen man lernen muss… ansonsten würde sich die Geschichte immer und immer wieder wiederholen.“, Suzume ließ die Worte kurz in der Weite stehen und räusperte sich danach. „Ich erwarte dich später in der großen Halle… wir haben einiges zu besprechen…“, somit kehrte sie ihre dämonische Gestalt herum und setzte im Laufschritt nach Canard zurück. Erneut füllten Tränen ihre Augen, doch zeugten sie diesmal von ihrer eigenen Unfähigkeit, das richtige zu tun. Es wurde ihr gewahr, dass das Schicksal dieser Welt allein bei ihr lag… und sie hatte keine Ahnung, was sie machen sollte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Der falsche Prophet war es, der die Geschehnisse mit eigenen Augen erblickte. Strahlend, glänzend vor Euphorie entfaltete sich in der Ferne die Manifestation der Zerstörung des gigantischen Konstrukts, welches die Hauptstadt der Himmelsinseln Arcadia trug, und spiegelte sich in den zuvor so besonnenen Antlitz jenes Intriganten, dem dieses Ereignis in die Hände spielte. Zittrig, gar schon einem Tremor gleichend, fand die rechte Hand des Weißhaarigen Mannes seinen Weg an sein Gesicht, die Augen geweitet, verzerrt von Wahn und die Lippen von einem, im wahrsten Sinne, diabolischen Grinsen ummantelt. „JA! DAS IST ES!“, entwich es der dunklen Gestalt auf dem Balkon des gigantischen Anwesens, einstig dem neu ernannten König der Logos nach seinem abrupten Ableben entrissen. Auch unter seinen Füßen sammelten sich Bürger, die voller Entsetzen in Richtung der erst niederfallenden und dann zerberstenden Kette starrten. „Das ist die Kraft der Urgeister, die Wesen die einst diese Welt in ihrer Präsenz leiteten, über sie wachten und nun gleichermaßen über sie richten können! Die ultimative Macht, gegen die selbst der stärkste Mensch auf der Welt, gegen die selbst Wiseman machtlos ist. Siehst du es, von dort oben?! SIEHST DU DEINE MACHTLOSIGKEIT, WISEMAN?!“ Ein simples Lachen entfaltete sich im Raum, ein höhnisches Lachen, ein Gelächter welches bald ebenfalls den Wahn anheimfiel. „Sie wird mein sein! Nie mehr werde Ich im Schatten des stärksten Menschen und der Hexe stehen... Ich werde das ultimative Wesen!“
      Im Hintergrund machte sich die Silhouette jenes Begleiters sichtbar, der selbst im Schatten seines Originals lebte. Der Schrecken des Todes, die Inkarnation des ultimativen Übels welches spurlos nach seinem unzähligen Morden in den Schatten verschwand. Die Arme vor seiner Brust verschränkt, die roten Augen in Richtung des Mannes gerichtet, doch ebenfalls den Niederfall der ersten Kette Arcadias betrachtend, verzogen sich seine Mundwinkel schließlich nach unten. Doch als sich die euphorischen Augen des Weißhaarigen seinem Begleiter zuwandten, entfaltete sich auf auf dessen Antlitz ein diabolisches Grinsen.
      Die Augen waren fest geschlossen, die Haltung des älteren Herren glich einer Form der Meditation. Die Hände ruhten locker auf dem Schoss des Schneidersitzes, der Atem, kaum hörbar, weilte inmitten des Raumes. Selbst als das Beben ertönte, selbst als der unerträgliche Laut der Schreie außerhalb des hölzernen Raumes ertönte, blieben die Augen vorerst verschlossen. Alsbald die Tür zum Dojo aufsprang und einer seiner Anhänger das Holzparkett betrat, öffnete sich eines der Augen des Mannes. „Meister!“ Der Situation geschuldet war es Verzweiflung die sich im Gesicht des jungen Mannes breitmachte, doch nachdem die Besinnung ihn traf, ging er wie die Höflichkeit es bedingt in den Kniestand und lehnte seinen Kopf auf das Holzparkett. „Verzeiht mir!“ Doch der Grauhaarige Mann winkte schlicht ab, erhob sich und streifte sein Gewand über. Seine mächtige Stimme ertönte und sorgte für eine Atmosphäre im Raum, die dem Wort Respekt nicht einmal nahe kam. „Sprich!..“ „..JA MEISTER!“ Obwohl der junge Mann sich nicht traute sich vollends zu erheben, hob er zumindest sein Haupt um den grimmigen Grauhaarigen seinen Blick zu widmen und führte seine Worte im ruhigeren, doch zeitgleich gehetzten Tonfall fort. „Die Eos.. Sie ermorden sich gegenseitig!“
      Ruhig wandte sein Blick sich dem Leeren zu, bis er nach einem kurzen Moment eine weitere Frage stellte. „Was ist mit Hestia?“
      „Ihr schicktet sie in die Länder der Logos um einer Sache nachzugehen..“
      „UNFUG! Ich kann mich nicht daran erinnern zu einen Befehl gegeben zu haben!“
      Demütig senkte der junge Mann schließlich wieder seinen Kopf und gab ein kurzes „Iiek“, von sich bevor der Grauhaarige Mann seine Stirn runzelte und sich räusperte. „Re- Ich meine der König?“
      „Der König gab Veriae und den Phoenix den Auftrag die Unruhen unter Kontrolle zu bekommen, doch ruft er nach euch um euren Rat zu erbitten. Dem Umständen ensprech- Ich meine der gottverdammten Apokalypse geschuldet sind uns allen die Hände gebunden!“
      „Übertreib nicht Junge, das hier ist weit von einer Apokalypse entfernt..“ „-Aber Meister, eine der stützenden Ketten Arcadias wurde zerstört! Nach Jahrhunderten der Forschung war es uns nicht möglich das Material zu erkunden, keine noch so große Macht war in der Lage diesem gigantischen Konstrukt auch nur einen Kratzer zuzufügen und nun zerbrach sie einfach so, obwohl wir noch rein gar nichts über sie in Erfahrung gebracht haben? Das ist das Werk eines Teufels!“
      „UNSINN! Teufel existieren nicht in dieser Welt, und wage es nicht diesen fanatischen Irrsinn von der 'Die Revenus sind an allem Schuld' Ideologie in den Mund zu nehmen. Weder die Revenus, noch irgendwelche Teufel sind an dieser Misere beteiligt."
      „Du irrst dich, Wiseman..“
      Die Augen des Grauhaarigen Mannes weiteten sich für einen Moment als er die bekannte Stimme, jener Gestalt vernahm die mit der Schulter gegen den Türrahmen lehnte und eine Waffe auf ihn richtete, welche den Schatten einer Pistole auf den Boden warf. „Unzählige Dinge wandeln mir in diesem Moment durch den Kopf, doch lass mich dir die offensichtlichste Frage zuerst stellen.. Was willst du hier, Ren?“
      Der junge Mann von eben begann sich auf den Boden zu winden, die Adern stießen hervor und Schaum stieg aus seinen Mund aus, während die Augäpfel sich gleichermaßen nach hinten verdrehten und seine Stimme verzweifelt versuchte das Wort 'Hilfe' auszusprechen. „Was hast du mit ihm gemacht?“
      Wiseman strahlte trotz seines ruhigen Auftreten einen unglaublichen Zorn aus, stark genug um eine Atmosphäre zu erschaffen die unheimlich bedrückend war. „Ich will nur reden...“, entwich es der Gestalt die aus dem Schatten hervor trat und den Jungen an seiner Seite wusste, welcher vor nicht allzu langer Zeit der Hexe versprach auf ihren Sohn acht zu geben. „Weshalb richtest du dann eine Waffe auf mich?“
      Die Situation verlangte eine Handlung, und so war es Ren dem ein schlichtes Lächeln überkam während er Deception zu Boden legte, seine Arme zur Seite anwinkelte und damit eine Haltung annahm die einer Aufgabe gleichkam. „So weich hab ich dich nicht erzogen!“, ertönte es grimmig vom Grauhaarigen Mann, bevor er im Nichts verschwand, vor Ren auftauchte und mit geballter Macht versuchte gegen seine Magengrube zu schlagen. Doch noch bevor die Faust den Körper des zum Menschen gewordenen Teufels berühren konnte, verschwand er und tauchte hinter dem Grauhaarigen Mann auf, in seiner rechten Hand die komprimierte Form jenes Schwertes befindlich, welches zuvor die Kette entzwei geteilt hatte und nun den rechten Arm des stärksten Menschen dieser Welt abgetrennt hatte. „Urgh..“, entwich es Wisemann, während er in eine Art Einbeinkniestand niederfiel und seine linke Hand gegen den zurückgeblieben Stumpf drückte um das Blut davon abzuhalten unkontrollierbar auszuströmen. „Wie sieht es aus Wiseman?“, entwich es dem Weißhaarigen Mann, dessen Ansätze sich derweil schon wieder schwarz verfärbt hatten. Die tiefroten Augen starrten über seine Schulter hinweg, kalt, auf den stärksten Mensch dieser Welt hinab. „Wollen wir nun reden?“

      „vale..“
      Eine verzerrte Stimme drang in die Träume des Silberhaarigen Mannes ein, dieser jedoch war gefangen in jenem Moment in seiner Vergangenheit in welchem er auf der anderen Seite die Frau erblickte, auf deren Ankunft sie wartete. Das rote Band, welches sie verband, jenes Band welches er noch immer um sein Handgelenk gebunden trug, das Band welches in ihm den Willen entfaltete seine eigenen Flügel zu erhalten, seine eigene Freiheit zu ersehnen, um dessen er seinen einzigen Schüler, Ren, beneidete. „..du Idiot..wa..ch... auf!“, ertönte es erneut mit einer verzerrten Stimme, während der Rothaarige König, damals noch ein Junge, mit einem Lächeln auf den Lippen vor ihm Halt fand und ihm seine Hand entgegen richtete. Er, das exakte Gegenteil seines damaligen Schülers konnte womöglich der einzige sein, der seinen damaligen Schüler wieder auf die richtige Bahn lenken könnte. Er sollte nicht als Fehlschlag enden, und er wäre definitiv der letzte Schüler. Diesmal würde er bleiben um ihn den Weg zu weisen, diesmal würde er nicht von seiner Seite weichen und doch.. tat er dies. Seine Flügel wurden gestutzt.
      „Steh endlich auf, verdammt!“
      Erschrocken richtete sich der schweißgebadete Körper auf, während die silbernen Strähnen in seinem Gesicht klebten und die von Augenringen unterlaufenen Augen das Mädchen neben sich anstarrte. „Was ist? Hab ich was im Gesicht? Komm zu dir, du Idiot!“
      „Kannst du mal für eine Sekunde dein vorlautes Mundwerk halten, Prinzessin?!“
      „Bist nicht gerade ein Morgenmensch, hm? Wenn du fertig bist mit deiner höchst unansehnlichen Art, würdest du dann dein erzürntes Gemüt runter schlucken und einen Blick hinter dich werfen?“
      „Wa-“
      Der Silberhaarige neigte seinen Kopf leicht zur Seite und versuchte vergeblichst aus seinen Augenwinkeln etwas zu erblicken. Erst nachdem er sich leicht erhob und seinen Körper etwas zur Seite drehte, war es ihm möglich den vollen Umfang jener Geschehnisse zu erblicken. „OH VERDAMMT!“, entwich es ihm, als er einen Landstrich in seiner Nähe erblickte der vollends verwüstet war. Über jener Verwüstung offenbarte sich das gigantische Glied einer Kette, welches unweit seines Ursprungs abgefallen war. „Wie konntest du bei so einer Unruhe schlafen? Bist du überhaupt ein Mensch?!“
      „Was zum Heiligen passiert hier eigentlich?“ Das Mädchen, welches ihre Arme auf die Oberschenkel gestützt hatte und mit ihren Händen ihre Wangen hielt, richtete sich aus ihrer Hockstellung auf und richtete ihren Zeigefinger in Richtung des Ortes, an welchem sie Canard vermuteten. „Wollten wir nicht ohnehin dort hin? Vielleicht erhalten wir dort Aufschluss über diese Situation.. Schätze nach Arcadia können wir nach diesem Tumult ohnehin erstmal für eine Weile nicht mehr, also können wir uns auch nach Canard begeben und mehr über Nero in Erfahrung bringen..“
      „Nero hier, Nero da.. Hast du auch noch etwas anderes im Kopf, ignorantes Gör? Hier ist gerade ein Teil des Stützapparates Arcadias zerstört wurden, weiteres könnte zum größten Unheil und zur größten Tragödie in der Geschichte führen!“
      „Was interessiert mich die Welt, wenn Ich niemanden habe mit dem Ich in ihr leben könnte?“
      Die Worte des Mädchens wirkten kalt, doch Vale vergaß seine Besinnung nicht, rappelte sich auf und warf seiner Begleiterin lediglich einen abweisenden Blick zu. „Beweg dich.. Bis nach Canard ist es nicht weit!“
      „Ich warte ja eigentlich nur auf dich..“
      , entwich es Lily, die bei ihren letzten Worten ihre Hände gegen ihre Hüften stemmte und mit ihren Schultern zuckte.
      „Tch..“
      In Canard war inzwischen die Hölle los. Nicht nur das Unheil der zersplitterten Kette griff auf das Gemüt der Einwohner über, sondern auch die Gesamtsituation war für viele einfach zu viel. Ein Leben in Ruhe und Frieden wäre hier nie möglich gewesen, schließlich handelte es sich bei dieser Unternehmung um eine Rebellion, doch die Ereignisse überschlugen sich mit der Rückkehr der Flammenden Göttin, mit dem Angriff auf Canard und der unzähligen verletzten und schließlich mit dem Niederfall des gigantischen Konstrukts welches unbarmherzig Schäden an der Umgebung des Dorfes anrichteten und sie somit angreifbar machten. Nichtsdestotrotz musste man sich zusammennehmen, sich nicht nur um die noch immer vielen Verletzten sondern nun auch um Rachel kümmern die schleunigst Suzume abgenommen und auf eine Trage gelegt wurde. Schließlich wurde die Frau in ein Haus verfrachtet, in welchem sie sich um ihre lebensbedrohlichen Verletzungen kümmerte. Gaius suchte derweil noch einmal mit Suzume das Gespräch, wurde jedoch erneut von ihr abgeblitzt und zog sich nun etwas zurück. „Verzeih Suzume.. Ich lasse dich in Ruhe deine Gedanken sortieren..“ Doch noch während Gaius seinen Weg antrat, rauschte eine unbekannte Frau an ihm vorbei und legte ihre Hand auf die Schulter ihres damaligen Schützlings nieder. „Hab ich dich endlich gefunden.. Suzume, fällt es dir schwer deiner alten Lehrmeisterin zu erklären was hier vorgefallen ist?“ Es war Hestia, einstig die alleinige Vertraute der jungen Suzu, zumindest die einzige Frau die eine Mutterfigur für sie darstellen konnte.
    • Mit den langen Beinen, geschenkt durch Dantalions Einfluss, war es der Schwarzhaarigen ein leichtes, schnell und zügig zurück in das Dorf der Rebellion zu gelangen, Rachel fest an ihren Körper gezogen, die Schwere ihres Gewichtes vergessend. Es war Linny, eine junge Frau, mit dichten braunen Locken, in etwa ihrem Alter und ausgebildete Krankenschwester, die die heraneilende Suzume erkannte und auch sah, wen sie da in ihren Armen hielt. „Schnell! Bringt eine Trage, Verbände und Arznei! Rachel wurde verwundet!“, zackig hatte sich die etwas stämmigere Dame mit winzigen Sommersprossen im Gesicht, ihre Locken mit einem Haarband aus dem Gesicht gespannt und übernahm die verletzte Person des Gründers Tochter. „Was ist passiert?“, wollte Linny als erstes wissen, während der bewusstlose Körper der jungen Frau auf die Trage gebettet wurde und sie ihren Kopf begutachtete. Als sie die mit Blut verklebten Ohren sah, stockte ihr der Atem. „Es… es war ein Unfall… ein bedauerliches Missgeschick… ich möchte, dass du persönlich dich um ihre Genesung kümmerst… egal was es kostet oder du brauchst von mir, ja? Sie darf nicht sterben, Lin.“, biss sich die zum Handkuss gekommene Schwarzhaarige zuerst missbilligend ob des Vorfalles auf die Lippen, so gepresster und ängstlicher entkamen ihr jene Wörter, die Rachels Genesung betrafen. So konnte sie nur zusehen, wie ihre beste Freundin in das Lazarett verfrachtet wurde und sich die breiten Türen von dem kleinen Häuschen mit einem Scheppern wieder schlossen, unfähig auch nur irgendwie zu ihrer Genesung beizutragen. Mit einem schweren Seufzen legten sich ihre Hände über ihr Gesicht und für einen Moment bliebt Suzume so stehen, hörte das aufgeregte Treiben innerhalb Canards in ihren Ohren, wie sich Groß und Klein, Jung und Alt Anweisungen gaben, das Dorf wiederaufzubauen, die Leichen fortzuschaffen, zu den Gräbern die eben ausgehoben wurden… Andererorts überlegte man im Vorbeilaufen wie man am besten frisches Wasser herleiten konnte, da der Dorfbrunnen langsam versiegte und die Dampfbäder mit der Hauptwasserleitung bei dem Angriff der Schergen von Gilbert zerstört wurde… wieder andere machten sich auf, die Tunnel der Rohstoffspeicher tief im Wald aufzugraben um über den Winter zu kommen, da dieser sich langsam mit den frühen Dämmerungen bemerkbar machte… allumspannend aber waren die hektisch, hysterischen Stimmen jener, die nicht so leicht ihre Ruhe behalten konnten und die gerissene Kette als Vorzeichen der Apokalypse deuteten. Mit tiefen Atemzügen konnte sich die junge Frau selbst in Ruhe halten, merkte aber, wie ihr der Lärm zu Kopf stieg.

      „Suzume…“, ertönte es plötzlich hinter ihr… sie erkannte die männliche Stimme des Herren, welcher ihr diese Situation nun erst eingebrockt hatte. So erhob sie ihren in den Händen vergrabenen Kopf und stierte mit scharfem Blick durch ihre gelockerten Finger hindurch, auf das Tor, hinter welchem die Braunhaarige verschwunden war. „Was?“, entgegnete sie Gaius schneidend und verkrampfte ihre Körperhaltung. „Ich… ich wollte…“, begann er. Sie konnte deutlich spüren, dass er nicht wusste, wie er am besten ihre Gunst wiedergewinnen konnte. Dantalion konnte es spüren. Ihre Arme sanken hinab. „Aiolos… in all der Zeit… ich kann mich gut daran erinnern, als ich ihm als Letztes den Rat gab, seine Gefühle nicht zu sehr durch die Geschehnisse der Menschen aufleben zu lassen…“„Aber passierte dir nicht dasselbe… damals im Abyss?“, entgegnete Suzume ihm in Gedanken. „Nun… diese Situation war eine ganz andere… wir kooperierten noch nicht im Einklang… ich hatte andere… Pläne…“, mit jenen Worten entlockte der Urgeist der jungen Frau dann doch ein Schmunzeln, als Gaius sich mit dem nächsten Satz erneut entschuldigte und von dannen schritt, stapften andere, schwere Schritte auf ihre Person zu, als sie von einer schweren, großen Hand an den Schultern herumgedreht wurde und Suzume in das Gesicht von Hestia starrte. „Hab ich dich endlich gefunden.. Suzume, fällt es dir schwer deiner alten Lehrmeisterin zu erklären was hier vorgefallen ist?“, ihr Atem ging schwer, beinahe schon ein bisschen pfeifend, während ihr Griff sich lockerte und Hestias Blick aus den bernsteinfarbenen Augen in den ihren verbohrte, als hätte sie diese Reise hierher keinerlei Anstrengung gekostet. Der Schwarzhaarigen Blick erweichte sich etwas, als sie mit einmal erkannte, dass sich die Frau vor ihr in all den Jahren kaum verändert hatte und nach wie vor die rustikale, standhafte Kämpferin war, als welche sie sie kennenlernte. „Hestia…“, brach es erleichtert und erschöpft über ihre Lippen, ehe sie die gut zwei Köpfe größere Dame in eine schwächliche Umarmung zog, was der Amazonengleichen Frau die Überraschung ins Gesicht schrieb. Ihre Arme links und rechts emporgehoben, starrte mit unergründlichem Blick auf sie hinab, ehe sie die Not in Suzus Tat erkannte und nun auch, langsam aber stetig die Arme um sie schloss.

      Nachdem sie den Bewohnern nun die nötigsten Anweisungen und Befehle gegeben hatte um das Chaos zumindest ein wenig zu lindern, saßen die beiden Frauen bei dem entzündeten Kaminfeuer in ihrem kleinen Baumhäuschen zusammen und kochten sich eine Kanne Tee auf, um in Ruhe über die gegenwärtige Situation zu reden. „Es war Ren der die Ketten sprengte?!“, Unglaube klang in der Stimme der Lehrmeisterin Suzumes mit, als diese ihr kurz und bündig erklärte, was geschehen war. Es war ein lustiges Bild, welches sich im Inneren der Holzhütte zutrug. Die viel zu große Hestia, die versuchte, sich in den grünen Ohrensessel der Bewohnerin zu zwängen. Suzume selbst rührte gerade die Teeblätter in die Kanne ein, strich sich die Haare hinter die Ohren und nickte darauf mit ihrem Kopf. „Ja… und… Hestia… ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist, seitdem er im Abyss damals in den Tod gestürzt ist…“, murmelte Suzume über ihre Schulter zurück in ihre Richtung. „Naja… offensichtlich ist er nicht gestorben, sonst wäre er nicht dort gestanden und würde nicht solche Dinge machen…“, entgegnete Hestia ihrer Aussage und pfiff dann mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht Luft zwischen ihren Zähnen hinaus, nur um sich dann am Kopf zu kratzen. Die Schwarzhaarige schwieg für einen Moment. „Nicht nur das… ich habe… ich habe keine Ahnung, was sein Plan ist… ich erkenne, dass er die Weltordnung stürzen möchte… all das was wir einst besprochen und geplant haben in der Vereinigung der Welt ohne dieses… Rassensystem… den Hass, die Ausgrenzung, die Vorurteile… aber alles in so einer extremen, radikalen Art, von der er sich oder sich dieses Wesen, was auch immer ihm gerade innewohnt, nicht mehr abbringen lässt…“, mit einem Seufzen lies sich Suzume auf ihren Hintern vor dem kleinen Platz am Kamin fallen und legte den Kopf in den Nacken. „Hm… was meinst du mit… dem Wesen, dass ihm innewohnt?“, grummelig erklang die Stimme ihrer langjährigen Freundin aus dem Ohrensessel, welche ihre Hände ineinander gefaltet hatte und ihr Kinn darauf abstütze. „Nun ja, er war verändert… schwarze Flügel zierten seinen Rücken, weißes Haar sein Haupt… aber… aber das ist alles nicht so wichtig!“, selbst den Ernst der Lage wiedererkennend, erklang Suzumes Stimme beinahe wie ein eingeschnapptes Jammern. „Das ist auch nicht das Hauptproblem Hestia! Ich… ich weiß einfach nicht, was ich tun soll! Ich habe absolut keine Ahnung! Weder um die nächsten Schritte, noch um die Wörter die ich an ihn richten soll… Für normalerweise war ER es, mit dem ich diese Sachen besprochen habe… und nun richtet sich alles gegen uns… Sein Ziel war gewesen, Lily zu finden… er hat sie gefunden und seitdem, erkenne ich ihn nicht mehr wieder… ich…!“, als hätte man ihr mit einmal die Lösung für all ihre Probleme präsentiert, so wandelte sich die wild gestikulierende, beinahe schimpfende Person ihrerseits in eine Salzsäule. Erstarrt und mit geweiteten Augen starrte die Schwarzhaarige ins Nichts, ehe sich ihr Ausdruck ändere. Sie fixierte Hestia und ein seichtes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. „Lily… Lily ist es die ich brauche… Sie, sie kennt ihn am besten… ich… ich muss sie finden!“, auch wenn sich Suzume keine Reaktion erwartet hatte, doch erschrak sie doch unter ihrer Fassade, als sie die besorgten Augen Hestias wahrnahm, nachdem sie ihren Plan vor ihren Füßen ausgebreitet hatte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Krieg und Liebe - In Anbetracht der Ereignisse waren sie sich so nah, und doch so fern. In Anbetracht der Geschehnisse waren sie sich ähnlich, und könnten doch unterschiedlicher nicht sein. "Leonard!!!", ertönte es gar hysterisch, mit verbitterter und verzweifelter Tonlage aus den Lippen einer Silberhaarigen, unbekannten Schönheit deren Existenz keinerlei Rolle in dieser Geschichte spielte, doch deren Anwesenheit dennoch von ihrer Daseinsberechtigung zeugte. Leonard, der Mann der ebenfalls silbernes, gelocktes Haar besaß und sich ihr Ehemann taufte, hatte die verdeckte Gestalt eines Teufels angenommen aus dessen Schulterblätter Flügel ragten, die für die normalen Eos nicht sichtbar waren. Blut verzierte seine Mundwinkel, gleichermaßen seine Fingerspitzen und tropfte unbarmherzig dem kalten, steinernen Boden entgegen um in einer Lache zu verenden. Es war nicht mehr Leonard der diesen Körper besaß, es war ein einzigartiges Wesen, ein Ahne dieses Planeten der von seiner Existenz beraubt wurde und diese nun zurückerlangen mochte. Einen Namen hatte dieses Wesen nicht, denn in der Struktur der Teufel war es üblich nur den Höherrangigen unter ihnen die Gabe eines Namen zu erübrigen. Und doch wollte er leben, und doch wollte er nicht als ein unnützes Zahnrad der Geschichte, als unwichtiger Nebencharakter des vorgegebenen Schicksals im Nichts dahinschwinden. "Leo-nard?", entwich es dem Wesen, welches mit dem verschwindenden Individuum um die Kontrolle dieses Körpers kämpfte, seine Hände widerwillig gegen seine Schläfen drückte und seine von Adern überzogenen Augäpfel durch die geweiteten Augen zur Schau stellte. "Ja.. Ja, Leonard ist mein Name, doch irgenwie.. irgendwie auch nicht?" Teufel und Eos waren sich uneinig, denn anders als die Hochrangigen Teufeln, war es den Niederrangigen nicht möglich einen Körper ohne dem Einverständnis des Geistes zu übernehmen und eine gewünschte Symbiose zu erschaffen. "Ich will nicht... Verschwinde, Teufel!"
      Die Silberhaarige Frau weitete ihre Augen, wandte ihre zittrigen Hände nach vorne und legte sie als Sprachrohr an ihre Lippen an um ihrem Gegenüber im Lärm um ihnen herum etwas zuzurufen. Schreie waren es, die die Umgebung erhellten, flehen war es das durch die Straßen der erhabenen Hauptstadt der Himmelsinseln sauste. "KÄMPF DAGEGEN AN, LEONARD!!!"
      "A-AHHHHH"
      Die Gestalt in Menschenform kauerte sich auf dem Boden zusammen, fand auf den Knien Halt und versuchte vergeblichst den Schmerzen im Kopf, der Resistenz des menschlichen Geistes entgegen zu wirken. "So versteht doch.. Wir.. Wir sind dafür geboren eins zu werden!..."
      Die starken, robusten Hände des Mannes ummantelten seinen Hals und drücken fest zu. Die Luft schnürte sich zusammen, die Haut verlor an Farbe und die Augen waren von Schwärze unterlaufen während sich die Gedanken des Mannes offenbarten. "Verschwinde aus meinem Körper, du Dämon!"
      "..Ich bin... kein Dämon, Mensch... Ich bin ein Lebewesen... Ich verdiene es.. zu... leben!"

      Wortlos, nach einem Moment der ewigen Stille der zwei Personen, obgleich der Lärm in der Umgebung niederhallen zu schien, sackte der Körper des Silberhaarigen Mannes zu Boden und fand schleunigst Halt auf dem Schoss jener Frau die auf ihn zu schnellte um ihn vor dem erbarmungslosen Sturz zu schützen. "Leonard! LEONARD!!!"
      Doch.. Diese Geschichte war nicht dafür gedacht glückliche Erinnerungen zu schaffen und diese Geschichte war gewiss nicht dafür gedacht für jeden eine Lösung zu finden. Ungerechtigkeit, offenbarte sich in Form eines weiteren Mannes der auf die beiden Überlebenden, der schutzlosen Gefährtin und des bewusstlosen Mannes traf. Und so war auch sie nun dem Teufeln, den Ursupatoren schutzlos ausgeliefert.
      Inzwischen hatte sich im Handelsviertel die Situation etwas beruhigt, denn Veriae war es der die Bewohner vor Ort evakuierte und die Infizierten richtete. Obgleich die Ausbildung der drei Neuankömmlinge noch nicht abgeschlossen war, standen ihn sowohl die Kopie jenes Mannes, Real Sevens, als auch die zwei Revenus im ehemaligen Dienste Zephyr, Var und Faye, zur Seite. Sie Revenus und der Homunculus evakuierten die Überlebenden, fanden nach einiger Zeit jedoch wieder ihren Weg zu ihrem Vorgesetzen, bevor die Stimme jenes Mannes ertönte. "Sieht schlecht aus, huh? Schätze wir sollten uns wohl aufteilen und so viele wie möglich retten, bevor das alles ein übles Ende nimmt." Erstaunt über die gelassene Art seines Vorgesetzten, meldete sich nun auch Real zu Wort, dessen Gesicht von einer Maske bedeckt war. "Warum töten wir einander? Sollten wir nicht nach einer friedlichen Lösung Ausschau halten?"
      Hass, dieses Gefühl war es einst welches das Mädchen mit den schwarzen Haaren der Gestalt im Form des Schrecken des Todes entgegenbrachte. Unendlicher, unbarmherziger Hass, welcher sie von innen heraus auf fraß, welchen sie zu der Rechtfertigung all der Gräueltaten führte, die sie unter dem Befehl Zephyrs beging. Er, der sich ihr Bruder taufte stand ihr bei. Er, der sich ihr Gefährte taufte, beging all die Gräueltaten mit ihr, weil ihm Fleisch und Blut über alles ging und obgleich er eine verständnisvolle Ader der Kopie, als auch des Originales gegenüber entwickelte, beugte er sich dem Wunsch seiner Schwester sowohl als auch mit dem Hass zu entgegen, dem es ihnen gebührte. Sie nahmen Leben, unbarmherzig, mit der selbstgefälligen Rechtfertigung aller Opfer für das Wohl einer einzigen Person als notwendig zu erachten. Wie konnte das Wohl einer Person mehr als das vieler Unschuldiger bedeuten? Var konnte es nachvollziehen, denn auch für ihn war das Wohl von Faye bedeutender als das bevorstehende Ende der Welt. Doch Faye, das Mädchen mit dem seidenen schwarzen Haar konnte es nicht verstehen, konnte es nicht nachvollziehen und verachtete jenes Vergehen mit dem Ziel als Strafe über die Schuldigen zu richten. Real, der junge Mann in der Gestalt des Mannes, war jedoch anders als der Schrecken des Todes. Er kümmerte sich, er sorgte sich um die Menschen in seiner Umgebung, ganz gleich ob sie von seinem Fleisch und Blut oder ob sie völlig Fremde waren. Der Hasse im Herzen des Mädchens, erbarmte sich zur Vergebung, nicht zur vollständigen, dem Aussehen des Mannes geschuldet, doch zur Akzeptanz seines Daseins aufgrund des Sinneswandels welchen er als jene Person vollzog. Faye musste in der kurzen Zeit wohl oder Übel verstehen, dass es sich bei Real um einer anderen Person, als bei dem Schrecken des Todes handelte und das sie ihm aus diesen Grund auch aus anderen Augen betrachten musste. So tat sie es, so gab sie ihm eine Chance sich zu beweisen, mit ihm zu arbeiten und allein dies genügte Var seiner Sympathie nachzugehen und gleichermaßen Faye beizustehen.
      "Gespräche werden unmöglich sein.. Lux- Ich meine der König befahl uns, seiner besten Einheit, die Rebellen zu beseitigen und den Ursprung dieses Aufruhrs zu suchen. Zumindest war dies sein zweiter Befehl, denn das wichtigste sind schließlich immer die Bewohner.. Ihr drei macht euch also auf und evakuiert so viele wie es eben möglich ist, während Ich mich aufmache und die Ursache suche!"
      "Ich zweifle nicht an deinem Urteil und bestimmt nicht an deiner Stärke, doch lass mich dich begleiten, Veriae!", entwich es dem maskierten Schwarzhaarigen entschlossen, bevor sich der Mann im roten Gewand dem Revenus entgegen wandte und sie zur Frage stellte. "Var, Faye.. Glaubt ihr, es ist euch möglich eure ehemalige Feinde zu retten und so viele Eos zu beschützen wie es nur geht?"
      "Klar, kein Problem.", ertönte es ohne emotionale Äußerung aus den Lippen des Mädchens, als würde es einer undiskutierbaren Selbstverständlichkeit entsprechen. "Sicher, wenn Faye einverstanden ist habe ich kein Problem damit.."
      "Gut, dann überlasse Ich euch die Evakuierung und kümmere mich mit Real um die Zerschlagung der Rebellion! Ausrücken, Ravens!"
      "JA!", ertönte es von allen, bevor sich die jeweiligen Zweierteams in zwei verschiedene Richtungen aufmachten und sich durch die Katastrophe in Arcadia durchschlugen. Es dauerte nicht lange, bis Real aufgrund seiner natürlichen Hingezogenheit zu seinem Original, die Ursache dieser Probleme ausmachen konnte. Und so machten sich Veriae und Real auf dem Weg um Ren zu konfrontieren, der im Anwesen Wisemans sein Unwesen trieb und für diese ganze Misere, für diese ganzen Tode unschuldiger Personen verantwortlich schien.

      Hestia und Suzume schienen einige Zeit damit zu verbringen über die gegebene Situation zu philosophieren und eine geeignte Lösung zu finden, doch im Unglauben der Rothaarigen Meisterin jener Braunhaarigen Flammenden Göttin, ertönte der bekannte Name jenes Mädchens, welchen auch sie einst aus den Lippen des Schwarzhaarigen aufgeschnappt hatte. "Lily?.. Suzume, bist du übergeschnappt? Wir redeten über jene Situation, mehr als oft sogar. Damals einigten wir uns darauf Ren von diesem Verhalten abzubringen und ihn zu verdeutlichen das es unmöglich wäre, dass seine Schwester nach so langer Zeit noch am Leben war."
      Doch Hestia staunte nicht schlecht als Suzume ihr die Geschichte um Lily offenbarte und ihr sehr wohl vermittelte, dass es sich um jenes Hirngespinst von damals um die Wahrheit handelte. Die Reise von Ren, die Geschehnisse um Canard, die vielen Leben die genommen worden, der Umschwung der geschah.. nicht davon war vergeblich, nichts davon hörte einem Gehirngespinst an und alles entsprach der Wahrheit. "Wie kann das?"
      Noch immer verzierte die Ungläubigkeit das Gesicht der Rothaarigen Person, doch unbewusst verankerte sich Verständnis ins Gedächtnis der robusten Frau. Weshalb sollte das Mädchen sie belügen, schließlich war Hestia für sie wie die Mutter die sie nie hatte, schließlich vertraute Suzume ihr auch in jüngsten Tagen jegliche Geheimnisse an. "Wir müssen unbedingt Wiseman darüber in Kenntnis setzen.. Wenn er im Klaren über die Situation ist, dann wird er in der Lage sein Ren aufzuhalten.."
      "NERO IST AM LEBEN?!"
      Ein bekannte Stimme übertönte das Gespräch. Um diese bekannte Stimme zu erklären, war es jedoch notwendig den Verlauf des Abenteuers von Lily und Vale zu erklären, denn im Vergleich zur Ankunft zur Ankunft von Hestia und Suzume vergingen nur wenige Minuten bis auch Lily und Vale aufschlossen. Diese wurden allerdings vorerst von einem Anwohner in ein Gespräch entwickelt, erläuterten ihre Person und ihren Standpunkt weshalb sie Canard aufsuchen und erfuhren so von der Wiederankunft von Suzume, den Angriff auf Canard, sowie deren abrupter Abwesenheit durch den Fall der Kette. Es dauerte eine Weile bis der Anwohner über den Großteil der Geschehnisse aufgeklärt hatte und den beiden den Weg zur Unterkunft der flammenden Götting zeigte, doch als die unendliche Geschichte endlich ihr wohlverdientes Ende fand, fanden sich der Ritter und die junge Frau vor der Hütte wieder in der die rege, lautstarke Diskussion herrschte. Für Lily war es unmöglich beim Aufkommen des Namens ihres Bruders inne zu Halten, und so war es nun ihre Stimme die trotz ihres zögerlichen Klopfens in die Höhe schallte. Nun wurde das zögerliche Klopfen lauter und die Stimme Lilys ertönte im Außenbereich laut und deutlich. "Suzume, lass mich rein! Wenn Nero wirklich für dieses Dilemma verantwortlich ist, dann macht er all dies nicht aus freien Willen! Ich kenne ihn, niemals würde er so etwas aus freien Stücken tun!"
      Hestia lehnte sich fast schon genervt an die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und rollte entnervt mit den Augen. "Wer ist denn jetzt schon wieder Nero?"
      Es schien für Suzume eine schwierige Situation voller Erklärungen geschaffen worden zu sein, doch obgleich eine vermutlich lange Erklärung der Geschehnisse folgen würde waren nun die Puzzlestücke zur Rettung von Arcadia, gar der ganzen Welt an einem Ort versammelt. In jenem Gespräch würde Lily die Beteiligten über alles aufklären.. Ihre Existenz als die dritte ihrer Art, als Homunculus, über die Existenz der Teufel die Zephyr unterdrücken wollte und deren Wille sich der Menschen zu bemächtigen und mit ihnen eine Symbiose zu entwickeln, als auch über die mögliche Kontrolle Rens durch einen dieser Teufel, vermutlich sogar ihren Anführer. Nun lag es an Dantalion zu kooperieren, den Windgeist zu seiner Seite zu rufen und für einen Plan zu sorgen um den Niederfall von Arcadia zu verhindern.
    • Schnell drehte sich ihr Schwarzer Schopf in Richtung der Klapptüre ihres Baumhäuschens, als sie die bekannte Stimme der Erwähnten so plötzlich vernehmen konnte. Überrascht hoben sich ihre Augenbrauen empor. Täuschte sie sich? Spielten ihre übermüdeten Sinne ihr einen Streich? Kurz strich sich Suzume über die Augen um die Müdigkeit zu verbannen, welche sich als dunkle Ringe unter jene gelegt hatte. „Lily?“, murrte sie dann und wand ihren Kopf noch kurz zu Hestia, fast schon als würde sie in ihrem Gesicht die Bestätigung suchen, dass sie sich das alles nicht einbildete. Erst als die Rothaarige auf den Satz der jungen Dame reagierte und sich mit einem Gähnen streckte, weiteten sich der flammenden Göttin Augen und sie hastete nach vor. Beinahe ins Stolpern geratend, stürzte sie auf ihre Knie hinab und zog den Riegel aus der Verankerung, welcher als Schloss in einer großen Öse eingezwickt war. Dann drückte sich auch schon das kleine, hölzerne Tor nach oben, was das Öffnen durch den Seilzug am Baumstamm, überflüssig machte. Sogleich hob sich ein zierlicher, weißhaariger Schopf durch die Luke und das zarte Gesicht Lilys erschien, die sich mit großen Augen im Inneren des Baumhauses umsah. „Lily! Was für eine Freude!“, mit einem euphorischen Lächeln auf den Lippen, stellte sich Suzume wieder auf ihre Beine und half der Schwester von Ren und Nero empor zu klettern. Hinter ihr tauchte auch die Gestalt Vales auf, welcher mit einem skeptischen Blick und reservierter Miene neben seiner Begleitung Platz nahm, als die Schwarzhaarige auch ihm in ihre kleine Behausung half. „Hier… hier, setzt euch.“, sie bereitete hastig zwei etwas in die Jahre gekommene, klapprigere Holzsessel für die Ankömmlinge vor, als im Hintergrund langsam aber stetig das Pfeifen des Teekessels immer lauter wurde. „Ah, der Tee… Hestia, hilfst du mir kurz?“, während sich Lily und Vale es sich nun so gut es eben ging auf den Sitzgelegenheiten bequem machten, erhob sich die großgebaute Hestia mit einem Ächzen aus dem für sie viel zu kleinen Ohrensessel, welcher mit einem Quietschen seine Federn wieder entspannen konnte. „Hier… polier mir kurz die vier Tassen hier bitte…“, murmelte Suzume ihr zu und hielt der Dame verschiedenfarbige Gefäße hin, welche sie mit ihren großen Händen umschlossen halten konnte. Während Hestia nun ihren Gästen die gesäuberten Tassen anbot, umgriff die Eigentümerin des Baumhäuschens den wohl glühend heißen Messinggriff der Teekanne und drehte sich mit dieser schwungvoll um, nur um in Richtung des kleinen Kaffeekränzchens das sich nun gebildet hatte, zu schreiten. Vale war der erste der beinahe verständnislos die Augenbrauen kraus zog. „Meine Güte… verbrennst du dir nicht deine Hand? Das muss doch entsetzlich heiß sein…“, auch wenn in seiner Stimme diese stete Missgunst mitschwang, so erklang sie diesmal nicht ganz so vorwurfsvoll wie noch zuvor in den Hallen von Logis Anwesen. Doch hielt er Suzume still dankend die Tasse hin, in welche sie nur kurze Momente später, leise plätschernd Kräutertee einschenkte und dies bei dem Rest ihrer Besucher wiederholte. Nachdem sie sich selbst nun auch eine Tasse spendierte hatte, lies sich Suzume am Boden nieder und überschlug ihre Beine zum Schneidersitz. Betretenes Schlürfen und das leise Knacken des Feuers war in den ersten Momenten zu hören, als die Schwarzhaarige versuchte das Gespräch, ob der plötzlichen Ankunft der beiden einstigen Verbündeten, wieder aufzunehmen. „Also… ich… ich meine… wie kommt es, dass…?“, doch bevor die Trägerin des Feuerdämons auch nur eine gerechte Frage stellen konnte, fiel ihr Lily ins Wort. „Was ist hier passiert Suzume?! Halb Canard liegt wieder in Trümmern… Tote stapeln sich vor der Stadt… die Menschen verzweifeln… und du…“, schwungvoll, sodass der Inhalt der Tasse überschwappte, knallte die eins verloren geglaubte Schwester jenes Gefäß auf die hölzerne Theke links neben ihr. „… du sitzt hier und trinkst Tee?! Nero ist am Leben, war vor kurzem noch hier und du trinkst Tee?!“, wohlgesonnen schien sie zuvor, doch nun verstand die Weißhaarige wohl noch nicht, welche Beweggründe Suzume hatte, sich zurückzuziehen. Umso überraschter und vor den Kopf gestoßener wich Benannte zurück und hob den freien Arm in die Höhe, nur um ihre unschädlichen Absichten auszudrücken.

      „Hey hey hey hey… Lily! Beruhige dich doch! Ist das wirklich nötig, denkst du das? Mir ist durchaus bewusst, wie das für dich aussehen muss, aber hör mir zuerst mal zu…“, und so erzählte die Schwarzhaarige den beiden, was die letzten 12 Stunden für sie und vor allem für Canard übrig hatten… und natürlich erzählte sie ihr auch von der Begegnung mit Nero. Mehr und mehr erweichten sich die forschen Gesichtszüge der jungen Frau und sahen dann nachdenklich zu den breiten Holzplanken hinab. „… er stellte mir dann ein Ultimatum… entweder solle ich mich ihm Anschließen… oder er sehe mich bei unserem nächsten Aufeinandertreffen als Feind… Dantalion erklärte mir, etwas Fremdes hätte von ihm Macht ergriffen… ein Parasit… etwas, das den Urgeistern gar nicht so unähnlich ist, aber dennoch anders. Teufel… so nannte er sie.“, nachdem die Anführerin Canards fertig gesprochen hatte, hang eine dunkle Worte im Raum und legte sich wie eine nachdenkliche Decke über die Gemüter der Anwesenden. „Mein Ziel war es eigentlich dich ausfindig zu machen… um mit dir zu Nero aufzuschließen… ich bin mir nämlich sicher, wenn jemand es schaffen würde, ihn wieder zur Vernunft zu bringen und sich von dem zu trennen, was ihm all diese… verzerrten Gedanken nach Macht und Egoismus in den Kopf pflanzt… dann bist du es.“, ihre blauen, glasig hervorglitzernden Augen legten sich auf die verhärteten Züge Lilys, welche ihre kleine Nase krausgezogen hatte. Auch Vale atmete ob der neuen Informationen etwas verschnellert. Suzume erkannte in den gekräuselten Stirnfalten seinerseits, dass er nachdenken musste. Ein Seuzfen ging durch die Runde, als Hestia sich über ihr Gesicht strich und die Finger in ihrem roten Schopf vergrub. Die Situation war eine verfahrene. „Wo hast du Gaius gelassen?“, erklang es von dem dunkelhaarigen Herren, welcher in verengtem Blick auf Suzume hinabsah. Ihre Glieder versteiften sich für eine Sekunde und sie versuchte schwerfällig den Kloß hinabzuschlucken, welcher sich beim Klang seines Namens in ihrem Hals bildete. „Er… er hilft … den Dorfbewohnern… auf .. meinen Befehl.“, Suzume räusperte sich und nahm schnell den letzten Schluck ihres Tees. Vale gab einen schnaubenden Laut von sich, als konnte er nicht glauben, was er hörte. „Dann hol ihn her… wir brauchen ihn und seinen Urgeist ebenso sehr für diese Unterredung wie dich und den deinen.“, er schlürfte demonstrativ. Die Schwarzhaarige konnte den Blick in seinem Gesicht nicht deuten, aber er sprach Bände des Negativem, was sie fest auf die Unterlippe beißen lies. „Du hast gehört Dante…“, so erhob sich die junge Frau schnaubend aus ihrer sitzenden Position und forderte ihren Begleiter auf, den Windgeist her zu ordern. Währenddessen legte sie in ihrem kleinen Kamin zwei kleine Scheiter nach. Nach wenigen Minuten klopfte es auch schon an der Luke. „Suzume… ich bins… darf ich rein?“, Schritte waren zu hören, langsam hob sich das Holztor an. „Hör zu… ich möchte mich nochmals bei dir entschuldigen. Niemals wollte ich Rach-!“, er stoppte in seiner Ansprache, als er nicht in das gewohnte Gesicht der jungen Frau blickte, sondern vor sich plötzlich das Antlitz von Vale aufscheinen hatte. Hinter jenem bauten sich die Gestalten von Hestia und Lily in die Höhe. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Gaius… willkommen alter Freund.“, mit einem Nicken kannte Vale sein Ankommen an und hielt ihm helfend die Hand hin. Der Windgeist aber schob seinen Blick an seinem Kopf vorbei und fixierte, langsam rot anlaufend das Haupt der flammenden Göttin, die ihr Gesicht, leicht mit dem Kopf schüttelnd, hinter ihrer rechten Hand versteckte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Die Bewegung der Besonnenheit überkam die zurecht überrumpelte junge Frau, die noch vor kurzem dem Zorn anheim fiel und die Hände wandten sich in einer geschmeidigen Bewegung zusammengefaltet vor ihrem Bauch während ein leiser Atemzug ihren Lippen entwich. Das Thema 'Nero' schien der sonst so emotionskargen Frau sauer aufzustoßen, trieb das Gemüt der Aschblonden Dame in ein Richtung, welche für die Situation kaum ungeeigneter erscheinen konnte und trotz dessen fiel es ihr unheimlich schwer ihren Kopf abzukühlen und den sinnlosen Aktionen Suzumes eine sinngemäße Bedeutung abzugewöhnen. Selbst die Erklärung ihres Gegenübers fügte nicht gerade dem Verständnis bei, doch die Gegebenheit verlangte einen klaren Verstand um eine gut durchdachte Lösung zu finden ihren Bruder zu retten.. schließlich handelte das gesamte Dilemma um Nero, mit dem alles begann und mit dem nun alles enden sollte. Trauer, gar schon Mitleid spiegelte sich in ihren Augen wieder dem Verlauf verschuldend der ihrem im eigentlichen Sinne, jüngeren Bruder, aufgebürdet wurde. "Das ist nicht die richtige Zeit für Zwist und Versöhnungen. Die Welt, wie wir sie kennen, droht durch eine nicht ganz so unbekannte Gefahr unterzugehen und im Mittelpunkt steht eine Person die einem jeden von uns von Bedeutung erscheint. Ihr alle.. setzt euch! Ich werde jegliche Informationen, die Ich in meiner Zeit als gefangene Zepyhrs und zuvor erlebt habe mit euch teilen."
      Obgleich Gaius bei den Worten der Bedeutung jener Person, der Zorn über den Verlust seines Freundes durch die Hände des Revenus überkam, verkannte er die Situation nicht und setzte sich, wenn auch widerwillig, um nicht für einen erneuten Aufruhr zu sorgen. Es lag nicht in seiner Hand über den Schrecken des Todes zu richten, es war ihn auch nicht bestimmt sich über den Willen seines Vorgesetzten Vale zu setzen, der sich ebenfalls fügte und zeitgleich war es seine Bestimmung als Urgeist der Sache mit Neutralität zu entgegnen. "Klär uns auf, Prinzessin. Was genau läuft mit deinem Bruder falsch?"
      "Suzume.."
      Lily wandte zwar vorerst ihren Blick in Richtung Vale, doch bevor sie seiner Frage entgegen konnte, brauchte sie das 'Okay' derjenigen die von allem am betroffensten schien. Nachdem auch Suzume sich, wenngleich etwas widerwillig zu setzen schien, ob es der Angst vor der Wahrheit Ren's entsprach die sie nicht bedingt erfahren wollte, setze Lily zu Wort an und begann einen langen Monolog.
      "Ich beginne beim Urschleim, der Ankunft der Logos auf unserer Welt, damals unter den Namen der 'Menschen". Sie sind ein Volk das nicht dem unseren angehört, Lebewesen die sich diesen Lebensraum aneignen wollten und die damaligen Ureinwohnern, den Teufeln somit ihrer Existenz berauben wollten. Die Teufel akzeptierten ihr Schicksal nicht, widersetzten sich doch verloren gegen die Technologie der Menschen.. Es war ihnen jedoch nicht vergönnt auf dieser Welt zu leben. Ihr Körper besaßen einen geringen Widerstand gegenüber des natürlichen Stigmas dieser Welt, Material welches in unserem Körper durch ein zusätzliches Organ in Waffen geleitet wird um spezifische Fähigkeiten zu offenbarten- Moment.. Ich schweife zu sehr aus. Jedenfalls war es dem Menschen nicht vergönnt hier zu existieren und so begannen sie anhand der überlebenden Teufel zu forschen, sich mitsamt der Ergebnisse selbst zu modifizieren um schließlich eine Grundlage für ihre Existenz und eine Resistenz zu erschaffen. Zwar hört sich diese Aussage erst einmal kompliziert an, weshalb selbst Ich vorerst nicht die wahre Bedeutung dahinter verstand, doch sagte Van Zephyr lediglich aus das dies die Erschaffung der Trennung zwischen Revenus, Logos und Eos war. Die Revenus besaßen Bestandteile der 'Zellen' der schwarzen Teufel, die Eos der 'weißen' Teufel und die Logos entstammten den Menschen die eine natürliche Resistenz gegen das Stigma entwickelten und sich vermehrten."
      "Es war also im Grunde sinnlos, dass die damaligen Eroberer Forschungen an den Ureinwohnern betrieben?"
      Selbst wenn diese Frage Vales Lippen verließ, war es ihm nicht möglich diese Erklärung vollends zu akzeptieren und den Sinn hinter der gesamten Geschichte zu verstehen. "Korrekt. Forneus, der Einzige der Urgeister der die gesamte Zeit der Invasion überdauerte und keinen Nachfolger auserkor, war zeitgleich der Einzige der über der über die Balance der Welt richtete und die Ereignisse wahrnahm. Es war nicht unüblich das eine Rasse von einer weiteren übermannt wurde, schließlich waren es die niederen Geister die von den Teufeln vertrieben wurden und nun waren es die Teufel die gegen die Menschen verloren."
      "Und was genau willst du uns damit sagen? Inwiefern hängt diese ganze Geschichte mit dem Schrecken des Todes zusammen und inwiefern rechtfertigt es seine Taten?"
      Stille durchströmte den Raum. Ein jeder war in seinen Gedanken versunken, ein jeder versuchte gesagtes zu verarbeiten, zu vernehmen und seine Fragen daraus zu formen insofern der Erzählung Glauben geschenkt wurde. "Und wo genau stand das, hm? In Büchern, die zu einer hohen Wahrscheinlichkeit gefälscht sein könnten? Legenden und Sagen gehören zu unserem Alltag dazu, noch vor kurzem waren Revenus in den Büchern als Teufel bekannt und nun soll es wahrhaftige Teufel geben? Verzeih mir, Lily, doch mir fällt es äußerst schwer den Worten eines wahnsinnigen Mannes Glauben zu schenken.." Hestia hatte mit ihrer Aussage nicht Unrecht, doch Lily wusste auch auf diese eine Antwort. "Zephyr war ein wahnsinniger, doch kein dummer Mann. Er beschäftigte sich stark mit der Materie, forschte unentwegt an Menschen und erschuf selbst Kreuzungen aus Menschen und Teufeln.. ein passendes Beispiel befindet sich direkt unter uns." Der Blick der Aschblonden Frau wandte sich Suzume entgegen, bevor sie ihren Monolog fortsetzte und auf Gaius Frage einging. "Die Teufel.. Sie sind zurück. Jeder von euch nahm es wahr, doch konnte es zur gleichen Zeit nicht vernehmen. Sie sind auf Rache aus, übernehmen die Körper der Eos und Revenus die ihren Vorfahren entstammen und erzeugen so eine Symbiose. Nero.. starb. Suzume, auch du gabst damals dein Leben und wurdest dank eines Urgeistes wiederbelebt, doch Nero war dieses Glück nicht vergönnt. Es war ein Teufel der seinen Körper übernahm, wenngleich seine Resistenz dem Teufeln gegenüber von Beginn an erhöht schien so gab er nach den Geschehnissen der letzten Monate nach und wurde von diesem übernommen. Ashiabal, ist sein Name."
      Ashiabal, bei diesem Namen läuteten in Gaius alle Alarmglocken und auch Dantalion machte sich im Inneren Suzumes bemerkbar. "Der Anführer der weißen Teufel, Erschaffer der Akasha Chronik, des allwissenden Buches...Selbst für uns Urgeister, die Herrscher dieser Welt ist es ein Rätsel, eine Macht die weit über unserem Verständnis steht und die Zukunft nach dem Willen des Besitzers formen kann."
      Suzume sollte es zu diesem Moment klar sein.. Der Wille des Besitzer, der ihr einst vermittelt wurde verschmolzen mit der Existenz des mächtigsten Teufels. Der Niederfall Arcadias, die Zerstörung der Welt wie sie es kannten. "Warte, warte, warte! Wer ist eigentlich Nero?" Hestia schien nicht ganz zu verstehen, Vale kannte Ren's wahren Namen ebenfalls nicht obwohl er durch den Schrecken des Todes teilweise drauf schließen konnte und nur Gaius vermochte durch Aiolos Einfluss die Wahrheit zu erkennen. "Nero ist Ren-"
      "Ren ist gestorben?! Was für ein Unsinn, seit seiner Kindheit war er stets an meiner Seite und auch danach beobachtete Ich sein fragwürdiges Vorgehen.. Schließlich war Ich damals nicht in der Lage mich dazu durchzuringen ihn aufzuhalten!"
      "Suzume.. Du kennst die Antwort. Der Schuss der ertönte als Canard in Flammen stand. Er war nicht für dich bestimmt, habe Ich Recht? Es war nicht dein Körper den Van Zephyr barg, es war der Körper einer Person die du mit deinem Leben beschützen wolltest. War es des Verderben Canards welches dich in die Verzweiflung trieb, oder war es der Tod einer Person die dir näher stand als alles andere? Es war jener Tag, an dem Nero sein Leben ließ und der Teufel seinen Körper übernahm. Es waren die Tage danach an dem Van Zephyr das Herz unseres Bruders 'Ren' implantierte um aus Nero den Schlüssel für das Schwert zu erschaffen und um an das Buch zu gelangen, welches Ren, mein älterer Bruder, im Austausch für die Seele seiner Schwester, meines Originals, in Besitz brachte. All die Geschehnisse entstammten Canard, all der Kummer, all der Schmerz. Van Zephyrs wahres Ziel war Nero, der einzige Grund der Vernichtung Canards war sein Körper zu bergen um das Siegel des Damokles Schwert zu lösen. Das Schwert das alles vernichten konnte, das Schwert welches diese Welt entzwei teilte und für den Sieg der Menschen über die Teufel sorgte, das Schwert welches die Ketten Arcardias sprengen und für den Niederfall sorgen sollte."

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    • Auch wenn die Ansprache Lilys so gefasst und ruhig begann, umso eher hatten sich alle Beteiligten ob der Ernsthaftigkeit der Situation wieder um sie geschart. Gaius wurde zuvor mit wenigen Fragen und dem Aufklären des Geschehenen empfangen, sodass auch er nun mit verschränkten Armen an der Küchentheke lehnte und seinen gesenkten Blick von seinen Schuhspitzen, hinüber zum Antlitz der Schwarzhaarigen und zurück zu Lily gleiten lies. Betreten biss er sich auf die Unterlippe, als er bemerkte, dass Suzume ihn nach wie vor gekonnte ignorierte. Vale hatte wieder seinen Sitzplatz von zuvor eingenommen, seine Lider gesenkt. Ob es der Müdigkeit oder seinem doch schier arroganten Auftreten geschuldet war, war nicht auszumachen. Lily selbst hatte sich nicht von ihrem Schemel wegbewegt, sondern nur ihren Körper umgekehrt, als der Windgeist die Unterredung betrat. Hestia hingegen bewegte ihren korpulenten Körper von links nach rechts, hatte ihre starken Arme hinter ihrem Kopf verschränkt und den planlosen Blick gen Decke gerichtet, ihre Wangen aufgebläht, als würde sie sich eine Schimpftirade sparen. Und Suzume… Suzume war in den grasgrünen Ohrensessel gesunken und hatte ihre Beine locker überschlagen, während ihre Hände wieder nach der Teetasse gegriffen hatten. So zusammengeführt konzentrierte sich dann die Aufmerksamkeit aller auf die Aschblonde junge Frau, welche jede Person im Raum mit ihrem Blick einfing und die Konzentration einforderte, die ihre Ansprache dann auch brauchte. Doch ehe sie begann, stach ihr Blick aus den von Schatten verschleierten Augen in Richtung der Schwarzhaarigen, welche perplex die Augen etwas aufriss und beinahe unmerklich, verwirrt den Kopf schüttelte. So fixiert von Lily, konnte Suzume aber nichts weiter tun, als nach einem langen, tiefen Atemzug, dann doch seufzend zu nicken und der Schwester des Benannten somit sozusagen ihre Erlaubnis gab, nun endlich die klärenden Antworten auf aller Anwesenden Fragen zu geben.

      Schweigend hatten sie sich im Kreis wiedergefunden, während die hell klingende, doch mit traurigen Untertönen verzierte Stimme Lilys die Geschichte über diese Welt preisgab. Es war schier ungeheuerlich, was die junge Dame erzählte… welche Geheimnisse so tief vergraben in der Vergangenheit schlummerten und wie viel sie durch Van Zephyr davon aufschnappen und erlernen konnte. Je mehr Lily jedoch diesem Thema ihre Feinheiten eröffnete, umso eher biss die Schwarzhaarige ihre Zähne zusammen, umso mehr verschwand ihr Gesicht unter dem schützenden Schatten ihrer vorfallenden, mittlerweile bereits Schulterlangen Haare. Sie hörte wie Vale, Gaius und Hestia Fragen stellten… ihre Thesen auf die Probe stellte, versuchten mögliche Lügen aufzudecken und die gesamte Geschichte als Witz zu entlarven… aber blieb die junge Frau ernst und wusste auf alle Gegenargumente eine logische, entwaffnende Wahrheit. So verblieb der Rest der Truppe stumm, als Lily von den Kreuzungen zwischen Mensch und Teufel sprach. Sie blieben stumm… aber konnte Suzume spüren, wie sich so plötzlich all die Blicke auf sie gerichtet hatten. Sie brannten und frästen sich durch den Vorhang an Haaren geradewegs durch auf ihr verschleiertes, angespanntes Gesicht. Beinahe hätte die Schwarzhaarige die Kontrolle über die Kraft ihres Kiefers verloren und konnte so ein lautes Zähneknirschen noch vermeiden. Während Lily also weitersprach, von dem wahren Abend in Canard, an den sie sich nicht erinnern konnte, spielten sich in ihrer Erinnerung erneut die quälenden Minuten des Niederfalls der Revolutionsarmee wieder. Die Schreie der Bewohner legten sich leise quietschend in ihre Ohren, das Knacken der verbrennenden Holzpfähle… das Zischen und Brutzeln von verbrennendem Fleisch… der Geschmack des Rauchs, vermischt mit Blut, Tod und dem frisch gefallenen Schnee… Tränen bildeten sich in den Augen der jungen Frau und beinahe wäre sie dem Trauma in die Hände gefallen, als sich ihre Sinne mit einmal schärften und auch Dantalion mit einmal hoch alamiert war. „Ashiabal...“… es bedurfte nur einem Wort, so riss Suzume, geführt von dem Feuergeist ihr Antlitz empor und starrte Lily mit rötlich hinterlegter Iris entgegen. Der Rest des Gespräches wurde dumpf… mit einmal hinterlegten sich die Stimmen der anderen drei Personen mit Watte, so unklar und verschwommen waren die Wörter die sie sprachen, während sich der Blick Suzumes langsam aber stet zu Gaius wandte. Auch wenn Lily sie nochmals erwähnte, erneut die Geschichte Canards in den Mittelpunkt stellte, so nahm sie ihre Worte nur mehr auf einem, passiv arbeitenden Ohr wahr, während das andere ganz und gar der Konversation zwischen Gaius und Dantalion gewidmet war.

      „Ashiabal… sag das ich mich verhört habe Aiolos…“, Gaius Kopf wandte sich etwas zu schnell in Suzumes Richtung, als er die telepathische Kontaktaufnahme ihrer… seinerseits wahrnahm. Es war Hestia, die nur kurz die Augenbrauen krauszog, obgleich sie über die Kräfte der Urgeister durchaus Bescheid wusste. Vale hingegen starrte in Gedanken versunken, versuchend das Gehörte zu verarbeiten auf den Boden, vor seinem Mund, ruhte seine rechte Hand, überspannte Ober- und Unterlippe, während seine Stirn von tiefen Falten zerfurcht war. Räuspern lockerte Gaius nun seine Haltung etwas und stütze seine Arme mit den Handflächen an der Theke hinter sich ab, während er nun den Blick wieder geradeaus richtete. Er atmete kurz durch, schloss die Augen für einen Moment und es war nur für Suzume erkenntlich, das grelle, hellgrün weiße Leuchten, dass den Körper des jungen Mannes kurz umwob. „Nein… hast du nicht… und der Fakt, dass du anscheinend genauso nervös auf diese Offenbarung reagierst wie ich, heißt, dass du genau weißt, wie ernst die Lage geworden ist, Dante…“ „Hmmmm… ich habe diese analysierende Weisheit von dir keine Sekunde vermisst, alter Freund…“, ein kurzes, dunkles Lachen durchbrach die Gedankenwelt zwischen Suzume und Gaius. „… nichts desto trotz… ich bin nicht überrascht, dass Forneus damals doch den Kampf verlor… war es schon genug Geplärre, als diese vermaledeiten Menschen auf unsere Welt kamen um sich diese einzuverleiben… so mehr amüsiert es mich doch in gewisser Weise, dass sie nun von ihrer eigenen Medizin zu probieren bekommen…“„Dantalion, das hier ist keineswegs der Zeitpunkt die alten, längst vergangenen Zeiten aufleben und dich von Gefühlen übermannen zu lassen, die im Moment mit der jetzigen Situation nichts zu tun haben! Wir haben damals diese Welt verlassen, um unsere eigene Existenz zu sichern und vergiss bitte nicht, wer der erste war, der floh…“, zornig grämte sich nun das Gesicht Gaius, welcher seinen Blick scharf rechts hinabschickte und das Antlitz Suzumes fixierte. Diese starrte ihm mit zusammengepressten Blick entgegen, während sie dem Gespräch der Urgeister lauschten. Die Schwarzhaarige atmete, sich fassend, tief durch. „… nun gut… du hast Recht… Forneus wird seine Gründe gehabt haben, hier zu bleiben und sich der Invasion zu stellen… wenn die Zeit kommt, werden wir bestimmt die Möglichkeit bekommen, ihn zu fragen… was das Vorgehen nun aber betrifft… mein Lieber… ich bin ratlos.“, Dantalion versiegte in Schweigen, was auch Suzume veranlasste ihren fragenden Blick abzuwenden. „Ich weiß nicht, inwiefern Ashiabal bereit ist, sich auf ein Gespräch einzulassen… er war schon damals kein... angenehmer Geselle... warum sollte es heute anders sein? Diese Teufel verfolgen so stur ihr eigenes Ziel und sind kaum davon abzubringen, wenn sie sich einer Sache sicher sind, dass es leichter wäre eine neue Zeitordnung hier auf dieser verkommenen Welt einzuführen…“„Du hast Recht… ich kann mich nur vage dran erinnern, dass es einen Weg gibt, sie umzustimmen… ich dachte irgendwo darüber gelesen zu haben, aber diese Information versteckt sich gerade so tief in meinem Gedächtnis… ich bräuchte etwas Zeit, um sie hervorzukramen…“, wieder durchzog Schweigen den unsichtbaren Raum der beiden Urgeister. „Was mich an der gesamten Situation noch mehr beunruhigt… wenn Ashiabal so unerkannt den Körper dieses Menschen besetzt hat… was ist mit dem Herrscher der schwarzen Teufel? Er versteckt sich mit Sicherheit auch… direkt vor unseren Augen… und wir sehen es nicht.“, Dantalion sprach einen Umstand an, den wohl noch niemand der Anwesenden beachtet hatte. Die Blicke von Gaius und Suzume verwoben sich für einen Moment ineinander, während ihnen es Gewahr wurde, dass es neben dem offensichtlichen Widersacher, einen zweiten Gegenspieler geben musste, der sich noch nicht zu erkennen gegeben hatte.

      „Gaius? Suzume? Habt ihr eigentlich aufgepasst? Was ist los mit euch? Warum starrt ihr euch an, als wäre es an der Welt daran, unterzugehen?“, Vale schlug mit seiner schneidenden Stimme eine Schneise in das Gespräch der Urgeister und heimste sich einen vorerst erschrockenen Blick von den beiden Trägern ein, welcher sich in kühle Ablehnung wandelte. „Was wisst ihr, was wir nicht wissen? Na los, spuckt es schon aus!“

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Ein Schuss halte im Raum nieder, ein erbarmungsloses Geräusch welches das Innere jenes Dojos mit Blut befleckte und die Augen des Weißhaarigen weiten ließ, welcher noch zuvor in einem Zweikampf über den stärksten Mann der Welt dominierte. Nicht nur aus der klaffenden Wunde, auch aus seinen Lippen entdrang das Blut, quoll hervor und tropfte zu Boden um dort in einer Lache zu verenden. Zwei weitere Schüsse ertönten, erschufen zwei weitere Löcher in Nero's Brust und zwangen ihn auf die Knie. Das Schwert lockerte sich aus dem festen Griff des Mannes, fand seinen Weg schlichtweg zum Boden und prallte auf diesen ab um einige Zentimeter weiter Halt zu finden. Inzwischen verkrafte sich die rechte Hand des Weißhaarigen an seiner Brust, während die linke Hand ihn vom Boden abstützte und das Licht vor seinen Augen verschwamm. Obgleich ein Teufel in ihm ruhte, war es ihm nicht möglich jene Wunden zu heilen die von besagter Waffe zugefügt wurden. Aus den Augenwinkeln heraus wandten sich die von Schwärze unterlaufenen Augen schließlich zum Verursacher jenes Dilemmas, die sich in Form eines alten Bekannten entpuppte. "Endlich.. Endlich hab ich die Kontrolle zurück!"
      "As-lan?", entwich es den Lippen des Mannes dessen Hand nun auf den Blut abrutschte und seinen Körper erbarmungslos zu Boden krachen ließ. Wiseman war mit seiner eigenen Wunde beschäftigt, Ryu starrte entsetzt dem Schwarzhaarigen entgegen der mit die linke Hand gegen seinen Kopf presste und in der rechten eine Pistole hielt. "Ich hab es nicht vergessen, du verdammtes Stück Scheiße!" Erzürnt stapfte der Mann Nero entgegen, drückte seinen Stiefel gegen seine Brust und die Pistole gegen seinen Kopf. "Wie du mir meine verdammten Augen ausgerissen hast! Wie du dieses Ding in mich gelassen hast und mich als deinen verfluchten Sklaven gehalten hast! Symbiose am Arsch, am Ende dominiert immer der Eine über den Anderen. Und so ist es auch bei dir, habe ich nicht Recht du beschissener Teufel?"
      Ein diabolisches Grinsen ummantelte die Lippen des am Boden liegenden Mannes, die Augen in Schatten verhüllt breiteten sich schwarze Flügel auf seinem Rücken aus und obgleich einige Schüsse fielen und die Schädeldecke des Mannes durchlöcherten, erhob sich jene Gestalt aus seiner misslichen Lage und schleuderte Aslan dabei nach hinten. Dem Revenus gelang es sich zu fangen, spürte jedoch wie eine offene Hand vor seinem Gesicht erschien und versuchte ihn zu packen. Die weißen Haare wirbelten der schnellen Bewegung geschuldet unwillkürlich durcheinander, während die roten Augen durch die Schatten hervorstachen und Aslan noch im Sprung auf den Boden Halt fand um sich schließlich wegzuducken und die Pistole gegen die Brust des Teufels zu richten. Zwei Schüsse ertönten, doch die Wunde verschwand binnen Sekunden und der Ellenbogen des Neros drückte sich brutal auf die Schulter seines Schwarzhaarigen Gegenübers um ihn auf den Boden zu zwingen. Auch wenn ein tiefer Schmerz die Gliedmaßen des Mannes durchdringen ließ, stützte er sich im Fall zu Boden ab und rollte sich mehrmals zur Seite ab um schließlich an einer der Wände Halt zu finden und schnellstmöglich erneut dem Teufel ins Visier zu nehmen. "Bravo Mister Farron, ganz wie die Mutter.." Nero begann trotz des Kugelhagels in die Hände zu klatschen, alle Wunden die ihn dabei zugefügt wurden schlossen sich dabei und offenbarten ein wahrliches Trauerspiel. "Mühe dich nicht, jegliche Kugeln sind nur für den Wirt und nicht für den Geist schädlich. Solange du mich nicht hier erreichst, wirst du mich nicht zerstören können." Der Teufel in Gestalt des Mannes deutete mit seinen Zeigefinger gegen seine Stirn, vernahm dabei sehr wohl wie sich Wiseman von hinten angepirscht und seine erbarmungslose Faust gegen seinen Rücken preschen wollte, doch wich in einer grazilen Drehung zur Seite aus. "Du magst vielleicht der stärkste Mann, doch nicht das stärkste Wesen dieser Welt sein. Diese Ehre gebührt mir allein, Ashiabal der Schöpfer der Akasha Chronik und der Anführer der weißen, nein, aller Teufel!"
      Ryu war überwältig von seinen Gefühlen. Ihn war unklar was genau hier passierte, gleichweg war es ihm unmöglich eine passende Reaktion zu offenbaren. Seine Erinnerung rief in die Worte Milis ins Gedächtnis, sein Herz rief ihn die Zeit mit Aslan, der Person die ihn rettete und ihn einen Sinn zu Leben gab, zu. Schließlich trugen ihn die Schritte zu jenem Schwert welches am Boden verharrte und ohne über die Konsequenzen nachzudenken ummantelte er es mit seinem Griff um schließlich einen Schneise durch den Raum zu ziehen, die das gesamte Gebäude entzwei teilte. "Stopp!"
      Vor entsetzen geweitet, wandten sich die Blicke Wiseman's und Aslan's schließlich zum Jungen der noch immer unentschlossen an Ort und Stelle verharrte. "Vorzüglich, welch grandiose Vorstellung!", entwich es den Lippen Nero's ein weiteres Mal bevor er einige Schritte hervortrat und erneut in die Hände klatschte. Mit einem höflichen Einknicken und der flachen Hand zum Jungen gerichtet, offenbarte er schließlich die grausame Wahrheit die dieser Welt anheim fallen sollte. "Darf Ich vorstellen? Zoa, der Schlüssel zum Schwert des Damokles und jener der für den Niederfall Arcadias, nein, den Niederfall des gesamten Systems sorgen wird! So steht es in der Chronik geschrieben und so sei es Gesetz!"
      "So weit wird es nicht kommen!", entwich es Wiseman der sich erneut in Kampfstellung begab und einen tiefen Atemzug von sich gab und die Augen voller Entschlossenheit dem Teufel entgegen wandte. "Ob ein Teufel, eine mir nahestehende Person oder ein verfluchtes Kind. Meine Seele ist ohnehin verdammt, sollen meine Hände doch noch ein weiteres Mal beschmutzt werden."
      Aslan fand an der Seite des Jungen Halt, drückte vorsichtig seine Hand auf die zierliche Schulter und atmete schwer. "Das wird Irre! Hab noch nie gegen den stärksten Mann und das stärksten Wesen dieser Welt gekämpft, schätze das wird wohl ein unvergessliches Erlebnis, huh?"
      "Ich muss ihn beschützen.", entwich es den Jungen entschlossen während sein Blick den Teufel in Neros Gestalt fixierte. "Ich hab es versprochen."
      Ein einfaches Schnalzen mit der Zunge entwich den Schwarzhaarigen Mann, der seine Hände für einen kurzen Moment gegen seine Hüfte stemmte und anschließend für einen kurzen Moment die Augen schloss. "Schätze dann muss meine Rache wohl warten. Also dann, Ryu. Der stärkste Mann der Welt ist es, zeigen wir ihm aus welchen Holz wir geschnitzt sind!"
      "Jawohl, Boss!"

      Auf der anderen Seite verbreitete sich Unmut in der Diskussion um die Geschehnisse die von Lily in einer Kurzform offenbart wurden, für viele aber schlicht und ergreifend zu viel waren um sie vollends zu realisieren und zu akzeptieren. Vale war einer unter ihnen, einer der sich wie Hestia der Erklärung gegenüber skeptisch zeigte und trotz allem Erklärungsvermögen dennoch unentschlossen über das gewählte Vorgehen verblieb. Noch mehr erzürnte es ihm, dass sich Suzume und Gaius Blicke auszutauschen schienen die eine Art Kommunikation zwischen ihnen aufweisen müssten. Irgendetwas versuchten sie einander zu zeigen, irgendein Geheimnis welches nur sie verstanden, etwas das sie kommunzierten ohne wirklich zu kommunizieren. „Gaius? Suzume? Habt ihr eigentlich aufgepasst? Was ist los mit euch? Warum starrt ihr euch an, als wäre es an der Welt daran, unterzugehen?“, Vale schlug mit seiner schneidenden Stimme eine Schneise in das Gespräch der Urgeister und heimste sich einen vorerst erschrockenen Blick von den beiden Trägern ein, welcher sich in kühle Ablehnung wandelte. Was wisst ihr, was wir nicht wissen? Na los, spuckt es schon aus!“
      Gaius wandte ertappt seinen Blick zur Seite ab, selbst als Urgeist überbot der Respekt zu seinem Vorgesetzten seine Prinzipien und so verschwieg er die Situation und versuchte von ihr abzulenken. Noch bevor Suzume jedoch etwas erwiedern konnte um über die Situation aufzuklären, wandte sich Vale erneut zu Wort und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust um der Diskussion ein Ende zu setzen und seine mangelnde Kooperation zu vermitteln. "Sei's drum. Ohne Lord Suliman können wir ohnehin nicht agieren, Gaius und Ich sollten uns also auf den schnellsten Wege zurück zum König begeben um ihn über die Ereignisse aufzuklären und ein weiteres Vorgehen zu planen."
      Lily wandte sich zu Wort, blickte zwar vorerst zu Hestia um ihre Reaktion zu vernehmen doch ahnte das sie vermutlich mit der logischsten Schlussfolgerung einverstanden sei. "So ungern Ich diesen engstirnigen Stiefellecker Recht geben möchte, so erscheint mir dies als die sinnvollste Lösung. Wissen wir den König des Erdlands auf unserer Seite, so wird es auch um einiges leichter sein die Beihilfe des Königs der Himmelreiche zu erlangen."
      Entsetzen offenbarte sich im Gesicht des Braunhaarigen Mannes im grünen Gewand, der seinen Blick voller Verzweiflung in Richtung Suzume wandte. "Schon wieder.. Jetzt rückt endlich mit der Sprache raus!"
      Was nun die Lippen der beiden verließ, ließ jeglichen Glanz aus den Augen des Silberhaarigen Mannes verschwinden. Stille kehrte ein, Lily die genug über Suzume wusste konnte erahnen das die Anschuldigungen Shin's Haltlos und die Rechtfertigungen Gaius und Suzumes der Wahrheit entsprachen, doch Vale der Suzume kaum kannte und in Gaius lediglich einen Kameraden als einen Freund sah, zückte seine Klinge und offenbarte in ernster Stimmlage sein Urteil. "Ihr habt den König getötet. Unsere einzige Hoffnung auf Frieden, die einzige Hoffnung auf Eintracht zwischen den drei Rassen."
      "Jetzt warte doch Mal, wir können uns nicht sicher sein wer hier im Recht ist!"
      "Halt dein vorlautes Maul, Prinzessin! Shin war mein Freund, nein, Shin war mein Bruder. Wir lernten von denselben Meister, wir lehrten dieselben Schüler, wir aßen von denselben Tisch und strebten nach denselben Zielen. Ihr wollt mir allen Ernstes erzählen, dass dieser Mann meinen Schützling ermordete? Eine dreistere Lüge hätte niemals eure Lippen verlassen können!"

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    • Sie war zum zerreißen gespannt, die Luft die sich zwischen den Parteien so explosiv auflud. Eine Pulvermine, welche bloß durch das Zufügen des kleinsten Funkens in gewaltiger Kraft detonieren würde. So nun standen sich die anwesenden Personen gegenüber. Vale, der mit gezückter Klinge und pulsierenden Schläfen die Äußerungen von Suzume und Gaius zu Nichte machte... Lily, welche mit geweiteten Augen daneben saß, die feingliedrigen Finger in die Holzplatte des Sessels gegraben auf dem sie saß... Suzume, welche instinktiv den Ohrensessel nach hinten geschoben hatte, als sie aufstand um der messerscharfen Spitze des Schwertes von Vale zu entkommen, einen Sicherheitsabstand aufbauend... der Windgeist, welcher sich schräg vor seiner schwarzhaarigen Begleiterin aufbaute und die Arme, niedrig geführt, mit erhobenen Handflächen, von sich streckte, in der Hoffnung Vale so ein wenig von seinem temperamentvollen Handeln abzubringen und die Stimmung abzukühlen, bevor sie in das unlösbare kippte. Und dann war da noch Hestia, welche zwar zuvor die Unterhaltung zwischen vieren eher mit einem Ohr verfolgt hatte, aber nun auch, hoch alarmiert, die Schultern breit gespannt, in die Mitte des Geschehens trat. Sie baute sich auf, die Hühnin die sie eigentlich war und schob sich vor Suzume. "Ich erinnere dich daran, an wen du hier gerade deine Drohungen richtest... Vale.", ihre Augen, die sonst in einem satten bernsteinfarbenen braun hervorglänzten, hatten sich hinter den verschmälerten Lidern zu schwarzen Kreisen gewandelt, die auf den nun etwas Kleineren hinabstachen. Ein kurzer Schatten huschte über das vor Zorn verzogenen Gesicht des Kommandanten, doch war er noch nicht daran interessiert, seine Klinge sinken zu lassen. "Hestia... tritt beisei-!" - "Nicht nur, das du die Dreistigkeit besitzt, immer und überall mit absoluter Arroganz zu glänzen, so vergisst du auch, dass du jetzt gerade in diesem Moment, wohl den selben Weg gehen würdest, den die beiden da in, und diesbezüglich möchte ich mich nur einmal laut und deutlich ausdrücken, unbewiesener Sache gegangen sind. Ich würde vorschlagen, du lässt dein Schwert sinken, dass du auf meinen Schützling richtest und appellierst an deinen Verstand, anstatt dich von Wut und Zorn lenken zu lassen.", tief sog Hestia die Luft in ihre Nase ein, während sich ihre Arme langsam vor ihrem Oberkörper verschränkten, den abwertenden Blick des jungen Mannes vor ihr mit schierer Leichtigkeit erwidernd. Oftmals hatte auch Wiseman sie so angesehen, spätestens immer dann, wenn ihr Training nicht fruchtend war, oder sie sich noch nicht würdig erwies, eine spezielle Kampftechnik zu erlernen. Vale aber zögerte. Man merkte es an der im Raum herrschenden Stimmung, dass die Worte der feurigen Rothaarigen etwas in ihm bewegt hatten. "Aber... ich kann nicht...!", kam es zähneknirschend aus dem Munde seinerseits, als sein Blick an ihr vorbeihuschte und Suzume fixierte. "Wenn es Vergeltung ist, die dir als Wunsch in den Knochen sitzt, dann hole sie dir bei mir ab... den wenn ich mich recht erinnere, saßen auch wir beide oft genug an jenem benannten, selben Tisch und teilten unsere Suppe, wenn es nicht für beide reichen würde... sprachen auch wir über unsere Schüler und Schülerinnen...", kurz huschte ein hoffnungsvoller Seitenblick über die Schulter der Dame, zurück zu Suzume, die ihre Lehrmeisterin nur mit großen Augen ansah. "... und eben jener Schülerin, meiner Freundin... Schutzbefohlenen unter Wisemans Hand etwas anzuhängen, wo wir keinerlei Beweise haben, ist genauso lächerlich, als wie anzunehmen, dass Shin in diesem Szenario nichts ausgefressen hat... du verstehst mich doch, oder?", die Schwarzhaarige atmete erleichtert durch, als das Schwert von Vale nun langsam hinabsank und die Spitze der Waffe mit einem kurzen "Tack" am hölzernen Boden ihres Baumhauses aufkam. Sie konnte kaum glauben, was die sonst so burschikose Hestia da von sich gegeben hatte. Niemals hatte sie ihre langjährige Wegbegleiterin so ernst philosophieren und argumentieren hören.

      Doch sei es wie es sei... Vale gab seinem Fehlverhalten nach und lies, wenn auch etwas unbefriedigt in seiner Miene, den Kopf hängen, das Kiefer sichtlich angespannt. "Ich schlage vor, wir gehen der Sache erstmal auf den Grund und finden heraus, wer die Wahrheit sagt. So viel sind wir ihnen schuldig... und sollte sich herausstellen, dass sie gelogen haben... dann sind sie uns eine verdammt gute Erklärung schuldig, würde ich mal sagen...", die Arme lockernd stemmte sie den rechten in ihre Hüfte und hob den linken an um sich mit einer Hand am Hinterkopf zu kratzen. "... damit bin ich einverstanden...", die Art und Weise, wie Vale diese Worte hervorpresste, lies den Wahrheitsgehalt dieser stark taumeln, beinahe waren sie anzweifelbar, ob er es wirklich so meinte. "Gut. Und wenn es so gewesen ist, wie uns Suzume und Gaius erzählt haben... dann haben sie eine Entschuldigung verdient, die sich gewaschen hat. Und ich werde es bezeugen, dass du sie auch wirklich ausgesprochen hast.", der Blick der auf diese Aussage hin folgte, war ein mehr als ein Versprechen. Sich nun in die Rolle der selbstlosen Schiedsrichterin schiebend, war es wohl das beste das Hestia im Moment tun hat können, denn als auch darauf ein verkrampftes Nicken folgte, sah Suzume wie sich ihr linker Mundwinkel nach oben schob und sich auf ihrem Gesicht wohl gerade das altbekannte, triumphale Schmunzeln ausbreitete, dass ihr auch zustand, sollte sie erfolgreich gewesen sein. Vale aber nahm darauffolgend seine immer währende überhebliche Körperhaltung an, lies sein Schwert mit einem Schnurren in der Halterung verschwinden und trat mit einem "Ihr entschuldigt mich.", von der Unterredung zurück, in dem er, im Stolz wohl sichtlich gebrochen, mit schnellen Schritten zur Luke maschierte und durch diese nach unten verschwand. Die Schwarzhaarige stieß seufzend Luft aus und auch Gaius musste sich auf diese letzten 10 Minuten erstmal hinsetzen und vergrub den Schädel in seinen Händen. Lilys Blick war abgewandt, sie sah zu Boden und presste die Lippen aufeinander und hob kaum merklich diesen an, als ein "Na also... so wird das gemacht.", von Hestia durch den kleinen Raum zog. "Haben wir noch Tee?", war was darauf folgte und Suzume konnte nicht anders, als kopfschüttelnd ihre Freundin zu beobachten, die so sorgenlos, mit, ob ihrer Größe und dem zugehörigen Gewicht, federnden Schritten durch das Baumhaus stolzierte. Wie nur, wie schaffte sie es, selbst im Angesicht dessen, was hätte passieren können, so ungehalten unbekümmert zu bleiben? Woher nahm sie die Kraft, diese pulsierende Angst, die einen jeden in diesen prekären Minuten durchfuhr, abzuschütteln? Empfand sie überhaupt Angst? Was war es, dass diese... diese besonnene Frau so unangreifbar machte? Grübeln hatte Suzume ihre Hand vor den Mund gelegt, die Augenbrauen nachdenklich verzogen, ihre Augen musternd zusammengekniffen, während ihr Blick Hestia verfolgte, wie sie sich eine neuerliche Tasse Tee einschenkte, diesen an die Lippen setzte und dann mit einem leisen "Ah, heiß!", die Hand wechseln musste und die Finger, welche zuvor das Keramikgefäß umschlossen ausschüttelte. Ein Schlürfen durchdrang den Raum, gefolgt von einem erleichterten "Aaaah." Eine Zeit lang sagte niemand etwas. Zu aufrüttelnd war es gewesen, was Vale im Sinn gehabt hätte. Gaius hatte sich an das Feuer im Kamin verzogen, Lily machte ein kurzes Schläfchen in dem grünen Ohrensessel und Suzume gedachte ihrer vorherigen Tat, die Hütte wieder etwas in Schuss zu bringen. So durchdrang nur das sanfte Knistern des Feuers und das gleichmäßige Streichen der Borsten über den blanken Holzboden und tauchten die Szenerie in einen stoischen Moment. Hestia hatte sich leicht aus dem Fenster gelehnt und schickte ihren sanften Blick über die Landschaft, als sich ein fragendes Glänzen in jenen legte. "Mh?", es war noch viel zu früh dafür, jedoch... konnte es sein? Langsam, vorsichtig sank das Objekt ihrer Aufmerksamkeit hinab, welches so plötzlich in ihrem Blickfeld aufgetaucht war. Weiter und weiter, als es auf ihrer Haut zum erliegen kam und als nasser Fleck zurück blieb. "Schnee...?", murmelte die Rothaarige und schielte in die Ferne, als mehr und mehr der zarten Flocken aus dem Himmel erschienen und wirr gen Erdboden schaukelten.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Dark seeks light


      „Haltet den Dieb!“
      Ich wollte diese erbarmungslos, erniedrigende Geschichte aus meiner Erinnerung löschen und mit meinem Meistern, meinem Bruder der Zukunft entgegentreten. Doch die Scheu gegenüber der Machtlosigkeit überwog und der Schatten den mir das Licht zuwarf, äußerte sich in einer Wärme die mir das Licht selbst nicht bieten konnte. „Mein Mann.. Er- Er versuchte nur seine Familie vor diesem widerlichen Kind zu schützen. Bitte... Ihr müsst ihn zur Rechenschaft ziehen!“
      Gelächter, überhebliche Worte und verächtliche Blicke die auf mich niederprasselten. Ein Mann der einzig seine Familie beschützen wollte, spuckte nicht auf diejenigen die ohnehin schon abgewrackt, ausgehungert in einer abgeschotteten Gosse im Müll lagen. Ein Mann der nur seine Familie beschützen wollte verhöhnte einen nicht, zog nicht über die Familie einer Person her die ihr Leben gab um auf ihrer Flucht seines zu schützen. Einzig weil ich diese Haarfarbe trug, einzig weil meine Augen diesen rötlichen Stich besaßen, verachteten und misshandelten mich diese Personen wie es ihnen beliebte? Wäre Ich nicht so wehrlos, würde Ich mehr Macht besitzen so hätte Ich diesen Mann überwältigen können ohne ihn das Leben zu nehmen. Doch was rede Ich da? Verdiente er es nicht für seine Taten? Verdiente er es nicht unter den Fuß jener Person zu liegen, auf die er zuvor noch hinabsah, einzig weil er die Begrifflichkeit 'Familie' zu seiner Verteidigung benutzte? Abschaum, Unrat, abscheuliche Kreatur, mein Hass wuchs ins unermessliche und schon bald schreckte Ich in der Dunkelheit, die mein Herz umwarb, vor nichts mehr zurück. Bis zu jenen Moment in welchem Ich mich mit der falschen Person anlegte, einen Revenus doch im Gegensatz zu mir ein vollblütiger und seiner Begleitung, einer anmutigen Eos. Ich dachte sie wären ein leichtes Ziel, dachte man könne ihnen ihr Hab und Gut abknöpfen und für die nächsten Tage ein Leben ohne Hunger und Not verbringen, doch überwältigte mich die Frau mit einer Stärke die Ich noch nie zuvor vernahm. „Wie?“, entwich es meinen Lippen nachdem der Mann mich gefesselt und an den Wegesrand gelegt hatte. Die Stimme der Frau ertönte, doch ihre Worte wirkten wie Lügen auf mich. „Geister? Ihr wollt mir sagen, dass es euch durch Geistern möglich war all das Stigma auch außerhalb einer Waffe zu kanalisieren?“ Skepsis, diese Eigenschaft war es die das Interesse der Hexe in meine Fähigkeiten erweckte. Vorerst war es widerwillig, dass Ich der Hexe und ihren Ritter folgte, doch im Voranschreiten der Zeit vernahm Ich die Wahrheit hinter ihren Worten und begann diese Macht, die die Grenzen des wirklichen zerbrach zu fürchten, doch auch zu begehren. Hätte Ich jene Macht, so wäre es mir möglich all jene die damals zu mir herabsahen zu überwältigen. Ein übermenschliches Wesen zu dem jeder aufsah, eine übermächtige Gestalt die jeder fürchtete, die jeder respektierte. Es war wie Musik in meinen Ohren und obgleich meine Einstellung niederträchtige Belange mit sich brachte, gelang es mir mit meiner gespielten Art die Hexe zu überzeugen alsbald ihr Erbe anzutreten. Es sollte nach der Geburt ihres dritten Kindes jedoch nie dazu kommen.. Ein Unheil übereilte die Hexe und den Ritter und Verrat übermannte sie schließlich, zwang sie in einen ewigen Schlaf. Bevor die Hexe auf ihre letzte Reise antrat, verformte sie meine Gestalt, machte mich mithilfe eines unbekannten Artefakts zu einen von ihnen und wies mich an auf Arcadia bei einem Mann, mit den Namen Wiseman Zuflucht zu suchen. Wiseman, auch unter uns Revenus war sein Name wohlbekannt als der stärkste Mensch des Himmels, dem es gelang den Kreuzzügen der Logos über unsere Länder ein Ende zu bereiten. Ein Held, obgleich er jenen Kreaturen angehörte die sich bis zuletzt nicht in das Massaker der Logos einmischten, sie gar vor einiger Zeit noch unterstützten. Doch mitsamt des Wissens der Hexe, machte Ich mich schließlich auf dem Weg zur Hauptstadt des Himmels, nur um dort wieder in alte Muster zu verfallen und erneut die falsche Person zu beklauen. Zu jener Zeit verzierten graue Ansätze sein Haupt, an seiner Seite fand ein Junge in meinem Alter seine Gesellschaft und obwohl meine Gedanken eines leichten Zieles von der schieren Macht überwältigt wurden, glänzten meine Augen vor Vorfreude diese Macht einst für mich gewinnen zu können. Wiseman, zu jener Zeit noch in seiner aktiven Zeit, bedauerte mein Dasein als Dieb trotz meines Könnens und war gewillt mich als seinen Schüler aufzunehmen. Der Junge an seiner Seite hingegen, schien mich mir Argwohn zu begutachten. Wir lernten unter denselben Meister, wir aßen von denselben Tisch und trotz des Argwohns den er mir entgegnete empfand Ich seine Präsenz als perfektes Gegenstück zu meiner. Verkörperte Ich die Dunkelheit, verkörperte er das Licht, verkörperte Ich die Korruption so verkörperte er das Recht. Die Jahre wichen dahin, die Macht wuchs heran, doch in Anbetracht des Lichts welches schwächer als die Dunkelheit war, erwies es sich als stets einen Schritt voraus. Was war es was ihn anders machte? Warum war es mir nicht möglich all die Anderen zu bezwingen, den Namen als Wisemans besten Schüler zu erlangen und dennoch nicht gegen seinen Nachkommen zu bestehen? Vielleicht war die Dunkelheit allein nicht ausreichend, vielleicht war es notwendig vom Licht zu lernen um an Kräfte zu erlangen die sich mir bisher verschlossen. Und so begann meine Suche, die Suche nach dem Licht.

      Ein tiefes Seufzen ertönte.

      Der Silberhaarige Mann saß am Rande des hölzernen Parketts und begutachtete in einer entnervten Mimik den Sternenhimmel. Schon bald fand ein Weißhaariger Mann neben ihm Platz, der seinen Blick erst zum Silberhaarigen und danach zum Himmel richtete. „Ren?“
      „Wie kann man nur so unbeständig sein? Der Junge hat Talent, doch hört auf kein Wort. Stets versuche Ich ihn zu vermitteln wie wichtig es ist jegliches Leben zu ehren und dennoch wirkt sein Blick kälter als Alkaids Meere.“
      „Ein Junge der nicht auf die Worte seines Meisters hört und lieber das macht was er will? Aus irgendeinem Grund kommen mir diese Worte bekannt vor.“
      Der Silberhaarige Mann sah auf, wandte seinen Blick zu seinem Gegenüber und gab ein schlichtes „Hm..“ von sich. „Klingt ganz nach dir, zu früheren Tagen. Dennoch hätte Ich gern den Schüler mit dir gewechselt“
      Ein schlichtes Gähnen entwich den Weißhaarigen Mann als er seinen Worten entgegnete. „Glaub mir, nichts hätte Ich mir eher gewünscht. Dieser Bengel ist anstrengend und gruselig, kaum eine Sache sieht er ohne sie sich nicht binnen weniger Tage anzueignen. Aber der König verlangte explizit nach Wiseman's besten Schüler, also blieb mir keine Wahl. So ein Gör was sich ohnehin nicht für Training interessierte käme mir ganz gelegen, der könnte von mir aus machen was er will während Ich mich irgendwo ausruhen würde.“
      „Tch..“
      „Hoo~ Hab ich da einen Nerv getroffen?“, entwich es dem Weißhaarigen Mann mit einem schelmischen Grinsen.
      „Was interessiert es mich was der alte Mann von mir hält.. Ich finde es einzig verwerflich, dass eben Ich dieses Problemkind als Schützling bekomme, obwohl mein Können deinem in Nichts nachsteht.“
      „Wenn du mich fragst-“, entwich es dem Weißhaarigen Mann während seine Hand beim erneuten gähnen vor seinen Lippen Halt fand. „- warst du mir ohnehin stets einen Schritt voraus. Der Meister scheint dich nur härter zu bewerten als die Anderen, weil du seinem Blut entstammst und seine Nachfolge antreten sollst. Die Erwartungen sind höher, also kann ich seine Reaktion nachvollziehen.. Nein, dass erscheint mir nicht der einzige Grund zu sein.“
      „Hm?“, entwich es dem Silberhaarigen Mann der aus seinen Augenwinkeln heraus zu seinem Nachbarn sah, der jedoch seinen Blick ernst gen Himmel schickte. „Die Dunkelheit sucht das Licht, so war es und so wird es immer sein. Keiner hier strahlt mehr Licht aus als Du und keiner hier strahlt mehr Dunkelheit aus als Ren. Wenn ihn jemand retten kann, dann einzig du allein.“
      „Leuchtet mir nicht ein, wenn du es allerdings so ausdrückst wirkt es fast so als hättest du in diesem Thema Erfahrung“
      Die Augen des Weißhaarigen Mannes weiteten sich und die Gedanken überwältigten ihn. Gefährlich, das Licht war gefährlicher als jegliche Macht dieser Welt. Sie verführte einem zur Stagnation, vermittelte einem das trügerische Gefühl der Obdach, zu etwas dazugehören und geborgen in seinem Schutz Leben zu können. Doch die warme Dunkelheit war es die mich bis zu diesem Tag und in schweren Zeiten am Leben hielt. Zerbrich diese Bindungen, verlier dein Ziel nicht aus den Augen, verschließe dein Herz, höre auf deine Gedanken! Die Hexe gab dir dein Wissen, der stärkste Mensch gab dir deine Kraft und der Wille würde beides in deinem Herzen vereinen um schließlich zum ultimativen Wesen heranzuwachsen, diese Welt schlussendlich vom Unrat zu befreien und für eine Gesellschaft in Einklang unter einem Herrscher zu sorgen. Ich wollte diese erbarmungslos, erniedrigende Geschichte aus meiner Erinnerung löschen und mit meinem Meistern, meinem Bruder der Zukunft entgegentreten. Doch die Scheu gegenüber der Machtlosigkeit überwog und der Schatten den mir das Licht zuwarf, äußerte sich in einer Wärme die mir das Licht selbst nicht bieten konnte.
      "Wer weiß.. Du solltest dir etwas Ruhe gönnen, morgen ist auch noch ein Tag dir den Kopf zu zerbrechen. Die Freiheit solltest du dir nehmen!"
      "Freiheit, huh? Wirkt für mich nicht wie Freiheit.. Um wirklich frei zu sein, benötigt man Flügel!"

      "Ich akzeptiere es nicht.."
      Worte, welche die Lippen des Eos verlassen wollten doch in Anbetracht der Schimpftirade Hestia's in Vergessenheit gerieten. Sie aßen an denselben Tisch, ja die robust gebaute Frau und rechte Hand seines Vaters hatte in diesem Sinne nicht Unrecht. Dennoch lag ein himmelweiter Unterschied zwischen der Beziehung zweier Brüder und einer Art Stiefmutter zu ihrem Stiefsohn mitsamt einer Schülerin, die für ihn reichlich wenig Relevanz betrug. Hestia trug im Herzen des Kommandanten keinen bedeutsamen Wert, Suzume noch weniger und somit wandelte sich der voreilige Beschluss des Waffenstillstandes in einen Verrat der Partei die gegen seinem Bruder schlug um. Vale schulterte sein Gepäck, wartete bis inmitten der Nacht und dachte kein zweites Mal über den letzten Befehl seines verschiedenen Schülers nach, die Schwester seines vom Pfad abgekommen ersten Lehrlings unter seine Fittiche zu nehmen. Gaius hingegen, in welchem er Potenzial sah und der einst seine Rolle als Kommandanten einnehmen sollte, verachtete er für seinen Verrat gegenüber seines Königs. Selbst ihm gegenüber konnte er den Mord an seinem König nicht vergeben, obgleich er daran beteiligt war oder einzig versuchte seine Gefährtin mit dem Urgeist des Feuers zu schützen. Lügen blieben Lügen, die Verstorbenen verblieben verstorben. Konnte man den Tod nicht zurücknehmen, so sollte es die Lüge sein über die gleichermaßen erbarmungslos gerichtet werden würde. Ihre Unschuld zu beweisen stand ihnen zu, sie demnach im Schlaf zu überwältigen um Rache auszuüben enthob sich der geeigneten Vorgehensweise des Eos. Shin sollte über ihre Leben richten, insofern Shin sich als unschuldig erweisen sollte. Zweifel? Die Augen des Weißhaarigen weiteten sich für einen Moment, sein Zeigefinger lehnte sich gegen seine Lippen und die flache Hand überdeckte die untere Gesichtshälfte. Waren diese Zweifel gerechtfertigt? Seine Position, die Rolle des Befehlshabers, warf ihn häufig in solche Konflikte und am Ende oblag es ihn eine faire Entscheidung zu erzielen. //.. Vielleicht sollte Ich Vater um Rat fragen?..//
      Allein der Gedanke übte in seinem Magen ein mulmiges Gefühl aus, gar als würde ihm jeden Moment ein Brechreiz überkommen. All dies geschah doch erst weil er den Fängen seines Schicksals entkommen wollte, weil er nicht in die Fußstapfen seines mächtigen Vaters treten wollte, sondern sein Leben selbst bestimmen, ein Leben in Freiheit führen wollte. Vale's Miene verfinsterte sich, seine Haltung verspannte sich und seine Mimik nahm ernstere Züge an. //.. Vergewissere dich über Logi's Tod, hinterfrage die Motive deines Bruders und urteile nicht zu vorschnell über Suzume und Gaius. Bewahre einen kühlen Kopf, nur dir ist es möglich ein Urteil zu fällen..//
      Die Geschehnisse ließen den sonst so gefassten Mann schnell aus der Haut fahren, diese subjektive Sicht auf die Dinge musste er sich abgewöhnen um zu seiner gewohnten Natur zurückzukehren. Als der Fuß des Weißhaarigen jedoch den Übergang zwischen Suzumes Haus und Canard überwand, ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund. Der Situation geschuldet konnten sie Vale nicht außer Augen lassen, also überwachte stetig die Nacht über, einer im Wechsel sein Vorgehen und zu dieser Zeit war Gaius an der Reihe.
      "Ich kann euch nicht gehen lassen, Kommandant!"
      Gaius lehnte mit verschränkten Armen gegen eine Wand. Ihm war bewusst das zumindest Hestia immer in Rufbereitschaft war, allein um über ihre Schülerin zu wachen und auch Suzume schleunigst die Kampfbereitschaft ergriffen hätte. "Seit wann geben die Ritter dem Vorgesetzten die Befehle?"
      "Kommandant, so hört mich doch zu! Ich habe meine Position nicht vergessen und stets versucht Partei für euch zu ergreifen, selbst im Gespräch nachdem ihr den Raum verließt war es mir wichtig euren Standpunkt zu vertreten. Umso schwerer wiegt euer Misstrauen mir gegenüber, schließlich entgegneten ihr mir allzeit mit einem gesunden Maß an Vertrauen. Denkt ihr wirklich Ich wäre in der Lage euch und unseren König zu hintergehen, nachdem ihr es mitunter wart die mir die Hoffnung gaben den Schrecken des Todes ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen?"
      Ein kurzer Moment der Stille kehrte im Raum ein, der leise Tonfall eines schweren Ausatmens seitens des Eos war zu vernehmen. "Gaius, hier geht es nicht um Vertrauen oder Misstrauen, sondern um den Verlust des Königs dessen Sicherheit dir und den anderen Rittern in meiner Abwesenheit aufgetragen wurde. Ihr habt versagt.. Du hast versagt! Anstatt dem Menschen Alkaids an der Seite zu stehen, begleitest du die Wirtin des Urgeistes des Feuers und entziehst dich deiner Pflicht als letztes Schild der Hauptstadt. Und nun bittest du mich, den Kommandanten, einen Deserteur wie dir zu vertrauen und deinem fadenscheinigen Erklärungen Glauben zu schenken?"
      Entrüstet streckte Gaius seinen Arm zur Seite aus und nahm vom Tonfall an Lautstärke zu. "Kommandant, mir blieb keine Wahl! Der Tod des Königs wurde Suzume und mir in die Schuhe geschoben, wären wir vor Ort geblieben so würde ein unrechtes Urteil über uns einschießen und unser Leben wäre verwirkt. Wir sind die Einzigen die, die Menschen aus Alkaid vor den Ursupator retten können, wir sind die Einzigen die, die Wahrheit über jene Geschehnisse wissen!"
      "Erdreistest du dir weitere Lügen, Gaius? Noch ein Wort und dein Kopf liegt neben deinem Körper, noch bevor dein Ruf nach Unterstützung deine Lippen verlässt oder der Urgeist deinen Körper übermannt. Du solltest mich nicht unterschätzen, aus eigener Haut solltest du das Ausmaß der Stärke wissen, welche der Sohn des mächtigsten Mannes besitzt."
      Auch wenn es ihm zuwider war, seinen Vater als Vorwand zu nutzen so würde diese Tatsache stets dafür sorgen den Respekt anderer Personen zu erlangen und Konflikten möglichst gewaltlos aus dem Weg zu gehen. Zwar zweifelte er an Gaius, doch lag es nicht in seinem Interesse noch vor dem Beweis seiner Schuld sein Leben zu beenden. Noch bevor Gaius zum Wort ansetzen konnte, ertönte die Stimme Hestia's die im Hintergrund unbemerkt zugehört hatte, ursprünglich allerdings keinerlei Interesse an einem Einmischen besaß, insofern Vale seinen Standpunkt nicht gewaltsam durchsetzen wollte. "Lass ihn gehen! Er wird sich ohnehin nicht umstimmen lassen, sein Kopf besaß seit jeher den größten Starrsinn aller Personen die Ich in meinen 30 Winterabenden kennenlernen durfte."
      Gleichgültig wandten sich die Augen des Eos in Richtung der Rothaarigen Frau, die mit ihrer linken Hand schlicht abwank. "Geh schon, lauf ruhig in dein Verderben. Heul dich am Ende bloß nicht bei mir oder deinem Vater aus, welch großen Fehler du begangen hast uns anzuzweifeln."
      "Aber Hestia, wir können noch immer-"
      "-wir können gar nichts mehr. Dumme Vögel müssen in der Lage sein ihre Flügel zu verbrennen, bevor sie ins traute Heim zurückkehren und realisieren das es doch gar nicht so schlimm war in einem behüteten Käfig aufzuwachsen."
      Widerwillig löste der Braunhaarige seine angespannte Haltung und lehnte seinen Kopf zur Seite um seinen Vorgesetzten nicht in die Augen schauen zu müssen. Vale, der die Worte der Frau vernahm und verstehen konnte, erwiderte mit einem schlichten Schmunzeln und drehte sich mit einem amüsierten "Hm" zum gehen bevor seine letzten Worte im Raum niederhallten. "30, hm? Wohl eher 40 aufwärts.."
      "Wie war das?!"
      Doch das Gespräch fand hiermit sein Ende, sowie die Nacht in wenigen Stunden. Für alle war diese Nacht keine erholsame, Suzume und Lily vernahmen durchaus den Ausgang dieses Gespräches welches in einer Lautstärke geführt wurde die keine schlafende Person überhören könnte. Am nächsten Morgen sortierten alle ihre Gedanken, gingen ihrer gewohnten Routine nach und saßen beisammen um die nächsten Schritte zu besprechen.
      "Was nun? Holen wir uns Lux zu Rat und versuchen ihn die Situation zu erklären?"
      "Das wird nicht möglich sein, die Routen der Luftschiffe nach Arcadia werden durch Logi als König kontrolliert, momentan vermutlich durch Shin der dem König höchstwahrscheinlich eine andere Geschichte präsentierte. Shin war der Lehrmeister des Königs, wenn Ich mich recht entsinne? Ihm Glauben zu schenken, wird vermutlich kein schweres Unterfangen sein.. schließlich täuschte er Suzume und mich auch noch bis vor kurzem."
      "Ich will zu Nero.."
      "Also bleibt Arcadia aus? Gibt es die Möglichkeit ein Luftschiff zu kapern und damit bedeckt nach Arcadia zu reisen?"
      "Du willst ein Luftschiff stehlen? Ich kann das nicht zulassen, das wäre gesetzeswidrig und würde gegen unsere Glaubwürdigkeit sprechen."
      "Gesetzte Popetze, wollen wir zu Lux oder nicht? Du wirst doch mal ein Auge zudrücken können, oder nicht?"
      "Ich will zu meinen Bruder!"
      Ein tiefes Seufzen durchdrang den Raum, obwohl die letzte Option noch gar nicht ausgeschöpft war. Nur Suzume konnte wissen welche Utensilien Canard besaß und ob eine Reise nach Arcadia möglich war, oder ob sie die Worte Ren's folgen und ihn bei der nächsten Kette aufsuchen sollte.

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