Downfall of Arcadia // The Eight Cursed Waves (Cada & Crow)

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    • Als die Nacht hereinbrach, verblieben die Münder der kleinen Gruppe zwar stumm, doch drehten sich wohl in aller Häupter die Gedanken. Nach dem Ausbruch Vale´s herrschte eine bedrückte, wenngleich erleichterte Stimmung in dem kleinen Häuschen der Schwarzhaarigen, die niemand von den vieren wirklich ansprechen wollte. Dem möglichen Gemetzel entgangen, tauschten die Redensführerin, ihr Schützling und der Windgeist dankbare, jedoch nicht weniger besorgte Blicke. Leicht, beinahe als wüsste er um die aufgeregten Momente zuvor, legte sich draußen der weiße Schnee als feine Decke über Wald und Wiese, die Welt in eine tröstliche Umarmung ziehend, die Ruhe und Stille versprach. Suzume beobachtete des Treiben der sich ankündigenden Jahreszeit für ein paar Minuten stumm von ihrem Ohrensessel aus, welchen Lily ihr überlies, nachdem sie ihre Müdigkeit kundtat. Schnell war ihr Schlafplatz im oberen Stock gerichtet. Es war nicht viel, doch reichte es durchaus um die Nacht schlafen zu können. So nun, so abgelenkt von dem, was sie zuvor erledigen wollte, hatte ihr erschöpfter Körper die Notschnur gezogen und sie gezwungenermaßen in Entspannung geschickt. Gekräuselt sah ihr Antlitz in die dimme Dunkelheit hinaus, welche nur durch das glimmende Feuer in ihrem Kamin durchbrochen wurde. Ihr Haupt in ihrer Hand abgestützt, derer Arm auf einer der Lehnen ruhte, entkam ein verhaltenes Gähnen ihren Lippen, als sich hinter ihr ruhige Worte auftaten. "Du solltest schlafen gehen, Suzume... Hestia und ich haben gesprochen, wir werden die Nacht abwechselnd Wache stehen, weshalb sich diese auch bereits am Kamin niedergelassen hat. Du brauchst Ruhe...", vorsichtig legte sich die Hand des Windgeistes auf ihre linke Schulter, auf welche die Schwarzhaarige kurz desinteressiert starrte, im Hintergrund war das leise Schnarchen der Rothaarigen zu hören. "Was weißt du schon...", murrte sie ihm entgegen, wohlwissend, dass auf seinem Rücken nach wie vor die Last ihrer verletzten Freundin ruhte. Die schwerfälligen Augen wieder hinausrichtend, ergriff die Blauäugige ihr erkaltetes Teeglas und trank den letzten Rest des Getränkes, ehe sie sich erhob und zu Spüle gehen wollte. Doch weit kam sie nicht, da der Braunhaarige sie am Handgelenk zurückhielt. "Suzume, ich bitte dich.", leise zischte Gaius ihr entgegen, was der Trägerin einen erbosten Blick entlockte. Von der Umklammerung ihrer Hand hüpfte ihr Augenmerk zackig in des jungen Mannes Gesicht empor, der sie mit Qual in den Augen ansah. "Es tut mir Leid. Es tut mir Leid! Ich weiß und spüre wie verletzt du bist und ja, du hast auch jedes Recht dazu! Ich würde mich gerne so entschuldigen, dass du mir verzeihst, aber weiß nicht wie. Ich kann mir vorstellen, dass du mir als Freund nicht mehr vertraust, aber dann lass mich dir zumindest als Hauptmann sagen... Soldat, Sie sehen furchtbar aus und brauchen Schlaf, damit sie uns von Nutzen sind. Also, leg dich schlafen. Ich schiebe die erste Schicht.", etwas lag in seiner Stimme, was Suzume zögern lies. Ja, er hatte Recht. Wohl müsste er sich ihr Vertrauen nach diesem fürchterlichen Dilemma wieder erarbeiten... mehr aber musste sie schmunzeln, als er ihre Person als Mensch unterordnete und ihr quasi einen Befehl gab. Kühn musterten ihre von Müdigkeit ermatteten Augen die Gestalt des Windgeistes, welcher eine solche Entschlossenheit ausstrahlte, dass die Schwarzhaarige für einen Moment ihrer momentanen Abneigung gegen Gaius entsagen konnte und den Rat annahm. "Du hast Recht. Erschöpft bin ich keine Hilfe.", ruhig verließen jene Worte ihren Mund und als hätten sie den Zauber gebrochen, lies der Grauäugige von ihrerselbst ab, ein kurzes dankbares Nicken sehen lassend. So kehrte sich ihr Körper herum und stieg in das obere Stockwerk empor. Es war schon wahr was er sagte... denn als sich der schwarze Schopf in ihrer Hängematte niederlies und sie ihren Körper mit der festen Wolldecke vor der aufkommenden Kälte isolierte, umfing beinahe Sekunden später der kostbare Schlaf ihre Person und wog sie in heimeliger Wärme. Jedoch nur so lange, als die Diskussion der beiden Herren entfachte. Ihre Körper emporgerissen starrten sich Lily und Suzume im Schlafbereich für lange Zeit still an, den Zeigefinger vor die Lippen gehoben, andeutend ja keinen Mucks zu machen. Die Worte die Gaius und Vale sprachen, ja sich beinahe ungezügelt an den Kopf warfen, brannten sich tief in die Köpfe der anwesenden Damen und hinterliesen in den Augen der Schwarzhaarigen nichts als Abscheu zurück. Erst als Hestia sich mit ihrer dröhnenden Stimme an die zankenden Parteien wand, fand die Streiterei bald ein Ende, wenngleich dieses den neuen Tag mit einem herzlosen Händeschütteln begrüßte.

      Sie hatte kein Auge mehr zugemacht... zumindest nicht wissend... möglicherweise war Suzume dann doch nochmals eingeschlafen, doch fühlte sie sich am nächsten Tag wie gerädert. Hestia hatte die zweite Schicht übernommen und kehrte gerade durch die Luke zurück in das Zimmer, Gaius war wohl schon etwas länger auf den Beinen und hatte bereits für ein Feuer im Kamin gesorgt und Lily richtete eben eine frische Kanne Tee. War sie die letzte? Verschlafenen Blickes lugte ihre Gestalt über den Rand des Stoffes ihrer Hängematte und beobachtete kurz das wenige rege Treiben im Untergeschoss. "Guten Morgen...?", rau erklang ihre vom Schlaf gezeichnete Stimme, laut genug jedoch, dass sich die drei Köpfe in ihre Richtung drehten. Ein kleines Frühstück genossen, einen warmen Tee getrunken und das ach so traute Beisammensein wurde just wieder von dem überschattet, weshalb sich die kleine Gruppe wohl erst zusammengefunden hatte. Den Argumenten der anderen lauschend, zog Suzume eine nachdenklich Grimasse und rieb sich angestrengt denkend ihre Stirn. Stille legte sich um die drei und hinterlies eine elektrisierende Spannung. Die Schwarzhaarige musterte Gaius, der ihr gegenübersaß und ähnlich ihr, darüber grübelte, was wohl die optimalste Lösung für ihr Problem war. Hestia hingegen hatte den wachen, entschlossenen Blick aus dem Fenster gerichtet, leise an ihrer Teetasse schlürfend und Lily... Lily starrte beinahe schon etwas trotzig auf den Dielenboden hinab, hatte sie ihren Standpunkt wohl klar und deutlich vermittelt. Der Urgeistträgerin entkam ein schweres Seufzen und sie schloss ihre wasserblauen Augen vor den Blicken der anderen. Ihre Hände breit über ihr Gesicht legend, ließ sie auch ihre Miene ein Geheimnis für den Rest bleiben. "Unser Problem ist... dass, egal welchen Weg wir einschlagen, die andere Möglichkeit zum erliegen kommt... Entscheiden wir uns für Arcardia und Lux, wird uns das Einschreiten in Rens Plan verwehrt... Entscheiden wir uns aber für Ren, könnte das unser aller Untergang bedeuten... selbst Wiseman würde uns da nicht mehr aus der Patsche helfen... warum sollte er auch...", dumpf erklangen die Worte der Schwarzhaarigen hinter ihren Fingern, die sie zwar bewusst, jedoch nicht weniger hilflos von sich gab, obwohl es ihr beinahe ein Kichern entlockte, als sie an das Satzende ein gedankliches "der alte Griesgram.", hang, die Entscheidungsabstinenz des Alten somit umschreibend. Es war eine verzwickte Situation... "Soweit ich weiß, besitzt Canard nicht über die Möglichkeit ein Luftschiff zu arrangieren... zu Red Christmas wurden alle unsere Fluggeräte dem Erdboden gleich gemacht und niemand hat sich in der Zwischenzeit dazu aufraffen können sie zu reparieren... anders gesagt, niemand weiß um die Komplexität eines solchen Gerätes...", ihr Gesicht von ihren dünnen Fingern befreiend, ließ Suzume ihre Arme auf ihre Knie hinabsinken, das entmutigte Haupt in ihre schalengeformten Hände legend. Keiner der beiden Pläne löste Jubelklänge in ihr aus, keiner schickte ihr die Euphorie des nahenden Sieges in die Glieder. "Und Rachel? Weiß sie nicht Bescheid? Du warst lange nicht da... vieles könnte sich geändert haben.", den ruhigen Blick aus den bernsteinfarbenen Augen auffangend, zog es der Schwarzhaarigen Gedärme beim Klang des Namens der Braunhaarigen kurz zusammen und stieß ihr bitter auf. Hestia hatte jedoch Recht... Wenn jemand es war der über die kämpferische Ausstattung des Hortes des Widerstandes Bescheid wusste, dann sie. Suzume ließ ein kleines Nicken erkennen. "Es wäre zumindest einen Versuch wert... Rachel wird wahrscheinlich noch ohne Bewusstsein sein, aber eventuell kann ich... nun ja...", sie richtete den Blick auf den Grauäugigen vor ihr, welcher sie vorerst verwirrten Blickes musterte, dann aber große Augen bekam. "Du willst einen Mindshift versuchen? Suzume du weißt, welche Gefahr er birgt... und gerade bei einem Menschen, welcher unserer Kraft nicht gewachsen ist, kann es fatale Folgen haben.", bestimmt erklang die Stimme von Gaius, der ihr mit einem zuckenden Kopf dringends davon abriet, diese Methode der Kontaktaufnahme zu vollziehen. "Fatalere Folgen als die, die sie sowieso schon erlitt?", mit einem scharfen Seitenhieb wies die Blauäugige ihren Bruder im Geiste in seine Schranken und erkannte, wie sich eine erbleichende Starre auf seine Züge legte. "Es wäre einen Versuch wert... und wenn ich merke, dass die Verbindung nicht herzustellen ist, ziehe ich mich auf der Stelle zurück... so oder so, hätten wir jedoch für eine Option ein klares Ja oder Nein.", grübelnd, sich selbst nochmals in Frage stellend, ob Suzume dem bereits geschädigten Körper ihrer besten Freundin eine derart weitere Tortur antun würde, zweifelte die junge Frau bereits beim Aussprechen ihrer Worte an ihrer Ernsthaftigkeit.

      "Erklär es mir nochmal... was willst du machen?", es war Hestia die nach wie vor verwirrt davon, was sich in ihrer Reisegruppe in Bewegung gesetzt hatte, hinter der Schwarzhaarigen nachsetzte, beinahe schon joggen musste, um dem schnellen Schritt Suzumes nachzukommen. "Herrgott Weib das darf doch nicht wahr sein... zum letzten Mal... sie möchte einen Mindshift versuchen... ihren Urgeist also in das Bewusstsein von Rachel pflanzen, sodass dieser Kontakt mit ihr aufnehmen kann und Rachel uns durch Dantalion die Antworten gibt, die wir brauchen... es ist wahnsinnig gefährlich. Ungeübte Träger können schnell die Kontrolle verlieren... sodass sich die Kraft des Urgeistes ungehindert in dem Körper des zu besetzenden Menschens ausbreitet und Rachel im schlimmsten Fall das Hirn weichgekocht wird... Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, um zu solchen Methoden zu greifen.", keuchend stieß Gaius, welcher ebenso versuchte neben der korpulenten Dame Schritt zu halten, zischend die Worte zur Erklärung des Vorhabens von Suzume hervor, seinen wütenden Blick auf dem Hinterkopf der Schwarzhaarigen versenkt. Das aber ließ Hestia hellhörig werden und ihren Gang verlangsamen, bis sie schlussendlich stehen blieb und ihrem Schützling mit sorgenverhangenen Augen hinterhersah, wie sie hinter dem Westtor verschwand. "Was ist los?! Warum bleibst du stehen?! Wir können sie nicht alleine zu ihr gehen lassen!", auch der Braunhaarige verlangsamte seinen Schritt und rekte nur vorwurfsvoll seine Arme nach vor, aufzeigend, dass Suzume ihren Plan ohne wenn und aber in die Tat umsetzten würde. "Oh und ob wir das können.", ein Nicken entkam dem roten Schopf, was dem Windgeist nur übergroße Fragezeichen ins Gesicht setzte. "Weißt du, ich kenne diese Frau nun schon mein halbes Leben... anfänglich war sie mir ein Klotz am Bein... ungeschickt, ungestüm und viel zu übereifrig, als wie das sie auch nur eine Chance gehabt hätte, diesen Feuerdämon in ihr auch nur für einen Moment zu zügeln... sie war viel zu... ungeduldig. Kein Erfolg war ihr gut genug, immer musste ihr Körper arbeiten und die Kraft die sie trug ertragen... selbst an den Tagen, an welchen sie halbkrank im Bett lag, gab es nur ein Thema... "Ich werde diesen Geist in mir das Fürchten lehren!"... ich sehe sie heute noch, mit diesem überschwänglichen Grinsen, dem aufgeregten Glitzern in ihrem Blick... aber nun... sehe ich in das Blau ihrer Augen und erkenne eine solch einsame Ruhe, eine solch bittere Sorge, dass ich manchmal fürchte, dass es ihr zu Kopf steigt, die Aufgabe die ihr zu Teil wurde. Wohl wahr, sie hat sich gemacht. Nichts davon hätte mich je auf den Moment vorbereiten können, an dem Tag, an dem ich ihr gratuliere und ein Freudenfest abhalte, wenn sie diesen Burschen, mit dem sie ihren Körper teilt, unter ihre Kontrolle bringt. Doch mit solch einer großen Verantwortung kommt auch ein großes Denken... stets wissen zu müssen, was im Moment das Richtige ist, was für alle am Besten ist... was den geringsten Schaden mit dem größten Erfolg hervorbringt. All das musste Suzume in ihrer Zeit hier in Canard für ihr viel zu junges Alter stemmen... und ja, sie hat sich gut gehalten. Aber glaub mir, dass sie im Moment ratlos ist... Ratlos und in die Enge getrieben... sie versucht nach wie vor das zu tun, für was sie geboren wurde... zu schützen. Aber, wer passt auf sie auf, wenn sie es selbst nicht kann, hm? Wer hört ihren Hilferuf, der neben all dem Gebrüll der Schwachen untergeht? Was also ist in sie gefahren, fragst du mich... ich kann dir ehrlich sagen, dass ich es nicht weiß... aber wir bei ihr bleiben müssen, sodass sie sich nicht selbst verliert. Ich glaube an sie. Sie kennt ihre Grenzen. Wir müssen ihr wohl einfach vertrauen"

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Trümmer verzierten das zuvor anmutige Dojo, hölzerne Überreste längst überholter Shoji Türen ragten über dem vom Blut ertränkten Papier, welches sich quer durch den Raum verteilt hatte. Einschusslöcher schmückten die zerbarsten Wände, die Decke, einst so stolz, brach über die Häupter danieder und gewährte dem schwachen Mondlicht Einlass in jenes Geschehen. Bröckel lösten sich, wo einst die Decke schützte und stürzten unnachgiebig auf das zerstörte Parkett, zerstörten auch die winzigen Reste die noch im alten Glanz erstrahlten. Ein schmerzverzerrtes Keuchen ertönte aus einer Ecke, halb vom Schutt bedeckt in einer Kuhle aus Trümmern gebadet, starrte ein Antlitz voller Zorn in Richtung des Teufels der für diese Katastrophe verantwortlich war. Blut tropfte in das verbliebene Auge hinab, ein Arm schien durch die Trümmer zerquetscht, ein Bein eingeklemmt, nicht in der Lage sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Der Junge, der einst noch so heldenmutig dem Teufel entgegentrat und mit seiner unmenschlichen Stärke für Hoffnung und Euphorie sorgte lag in einer Blutlache. Kaum war sein Gesicht unter den Holzresten zu erkennen, doch was zu erkennen war, war das die Gefährten eine bitterliche Niederlage mit einem hohen Preis erlitten. Doch obgleich der Schaden der Revenus zweifelsohne enorm war, ereilte dem stärksten Menschen der Himmelsinseln, des gesamten Kontinents ein noch schlimmeres Schicksal. „Wie..“
      Blut war es, welches zu Boden tropfte. Blut war es, welches mit dieser Tragödie den Untergang Arcadia's besiegelte. Der stärkste Mann war geschlagen, der stärkste Mann auf Knien, drückte mit letzter Kraft seine Hand gegen den Hals des Monsters welches auf ihn hinabsah und die unzähligen Löcher in seinem Körper betrachtete. Ein kaltherziges Grinsen verließ die Lippen des Teufels, in Gestalt des Schrecken des Todes, ein überhebliches „Hah..“, entwich seiner Stimme als er sein Werk betrachtete. Die Pistole drückte sich gegen die Stirn des Mannes, der vor ihn niederknie und trotz seines immensen Ruhms, trotz seiner endlosen Stärke dem Herrscher der Teufel unterlag. „Letzte Worte?“
      Die Miene des in die Jahre gekommenen Mannes verfinsterte sich, während sich seine Stimme mit letzter Kraft erhob. „Du bist eine Schande für diese Welt, eine Schande für diejenigen die an dich glaubten, eine Schande für die Revenus, eine Schande für deine Lehrmeister und eine Schande für die Person die dir am meisten bedeutete. Nicht nur das, nein, du bist eine Schande für die Person die du dein Leben lang suchtest... Ren!“
      Überrascht über die harschen Worte des Mannes, weiteten sich die Augen des Teufels, bevor ihn ein verhöhnendes Lächeln übermannte. „Dir ist bewusst, dass die Taten die unlängst begangen wurden nicht dein Schüler, sondern Ich, Ashiabal, vollbrachte?“
      Wiseman spuckte den Teufel Blut ins Gesicht und grinste in einem überheblichen Ausdruck, welcher zeigen sollte, dass er etwas wusste was der Teufel nicht wissen konnte. Es reizte ihn, verunsicherte ihn und brachte die Lippen des Schrecken des Todes dazu sich zusammenzudrücken. „Was wird das? Was soll diese Arroganz? Denkst du, du wüsstest etwas von dem Ich, der Erschaffer der Akasha Chronik, nichts ahnen könnte?“
      „Ignoranter Teufel.. In der Zeit, in welcher du deine Untertanen in den Krieg gegen die Neuankömmlinge auf diesen Planeten schicktest.. dachtest du wirklich das Damokles Schwert wäre die Katastrophe gewesen die diese Welt entzwei teilte? Ich sprach nie mit dir, niederen Teufel. Sondern mit dem Sohn Milis, der Herrscherin der Urgeister und dem Sohn Galaheads, den Nachkommen der künstlich erschaffenen Waffe menschlichen Ursprungs... Damokles.“
      „Damokles.. war ein Mensch?“, entwich es dem Teufel verunsichert während er seinen Finger fest am Abzug hielt. Wiseman's Augen waren derweil von schwarzen Rändern umzogen, der Blutverlust machte sich bemerkbar und die Sicht verschwamm vor seinen Augen. „Deine Ignoranz... erweckte großes Übel, Teufel...“
      „Halt, du wirst jetzt nicht sterben!“, ertönte es mit gar schon verzweifelten Unterton während der stärkste Mann sein Leben verlor und erbarmungslos zu Boden stürzte.
      „Damokles... Damokles-“
      Der Weißhaarige taumelte nach hinten, drückte seine Hand gegen die Stirn und sah entsetzt jenes vergangenes Massaker vor seinen Augen. Die Teufel waren hoffnungslos unterlegen, das Schwert des Unheils zerteilte einen nach den Anderen, obgleich sich sowohl schwarze als auch weiße Teufel zusammenschlossen, waren sie dieser Gestalt nicht gewachsen. Der Mann mit wallendem schwarzen Haar, der Unheilsbringer mit der stärksten Waffe in seinen Händen, doch war nicht die Klinge die Gefahr für die Teufel sondern die tiefroten Augen des Zorns die sie durchstießen. „Ich muss ihn vernichten.. doch dafür benötige Ich einen anderen Körper! Wiseman? Nein, das Potenzial seiner Kraft ist ausgeschöpft, gegen den Nachkommen Damokles hat er keine Chance.. Der Junge? Ein schier unbegrenztes Potenzial doch nicht genug um dieses Unheil zu beseitigen..“
      Die Hände des Mannes verkrampften sich in seinen Haaren, sein Blick suchte im Raum verzweifelt nach Lösungen als die Stimme einer Person niederhalte und den Blick des Teufels auf ihn zwang. „MEISTER?!“
      „Hoh.. Welch ein glücklicher Zufall..“
      „Ren?!“, entwich es dem Mann mit schlohweißem Haar erschüttert, entsetzt, das Gesicht voller Zweifel verzerrt.
      Der Teufel streckte seine Arme zur Seite aus. Ein kaltes Lächeln ummantelte seine Lippen und mit euphorischer Stimme verkündete er seine Botschaft. „Da bist du ja endlich.. mein perfektes Gefäß!“


      Ein Dialog zwischen den Parteien erstreckte sich über die Diskussion über die weitere Vorgehensweise und Lily enthielt sich des Gespräches. Schmollend, gar schon enttäuscht über den Verlauf, unterwarf sie sich dem Ergebnis und erhob sich widerwillig aus ihrer Sitzposition. „Eeeh, gehen wir jetzt schon? Ich bin noch gar nicht mit dem Frühstück fertig!“
      Doch ihr quengeln wurde nicht erhöht, viel zu sehr befassten sich Gaius und Suzume mit ihrer Streitigkeit. Der Braunhaarige hielt ihr Vorgehen für unverantwortlich und scheute sich nicht davor ihr seinen Standpunkt mitzuteilen, die Braunhaarige empfand ihre Wahl als die einzig vernünftige und schien nicht von ihr ablassen zu wollen. Welche Seite Hestia unterstützte, war unschwer zu erkennen und Lily selbst empfand keinerlei Bindung zur besagten Rachel, womit sie ein Fehlschlag des Mindshifts reichlich kalt lassen würde. Weshalb sich Gaius für sie einsetzte entzog sich ihrem Verständnis, die Sorge um Suzumes Versagen kam ihr gar nicht in den Sinn und von der Schuld Gaius an dem Zustand dieser Frau kannte sie nur jene Gesprächsfetzen die beide miteinander teilten. Gleichgültig folgte sie also besagten Personen, hatte ihre Mühe dabei Schritt zu halten doch holte die drei schließlich mit Mühe und Not ein. Während Gaius und Hestia an Ort und Stelle verblieben um ihre Diskussion zu führen, verharrte Lily kurz an ihrer Position einige Schritte vor den beiden und wandte ihnen einen Blick zu. Aus ihren Augenwinkeln vernahm Sie allerdings, wie Suzume ihren Weg fortsetzte und entschloss sich dem Konflikt aus dem Weg zu gehen und der Braunhaarigen zu folgen. Als die beiden alsbald das Krankenbett der stellvertretenden Anführerin Canards erreichten, vernahm Lily trotz des Starrsinns und der Entschlossenheit ihrer Weggefährtin ein unwillkürliches Zittern in ihren Händen. Wer konnte es ihr übel nehmen.. Selbst die größte Entschlossenheit war nicht in der Lage die Sorge um eine teure Person zu überwiegen, deren Schicksal durch die eigene Schuld besiegelt werden könnte. Zaghaft umschloss Lily die Hand der Braunhaarigen Frau und sah entschlossen zu ihr hinauf, drückte sie einmal fest zusammen und nickte ihr danach zu. Ein peinlich berührtes Lächeln verließ ihre Lippen, während ihre Stimme ertönte, doch statt aufmunternden Worte diese ertönten: „Flammende Göttin klingt irgendwie ziemlich peinlich, sobald Rachel wieder wach ist sollten wir uns zusammensetzen und einen vernünftigen Namen für dich finden. Nicht das irgendwann noch Leute für dich geopfert werden, um den Zorn der flammenden Göttin zu beschwichtigen...“
    • Ungehindert in ihrem Vorhaben ließ Suzume die beiden diskutierenden Parteien hinter sich und zog schnellen Schrittes weiter und weiter in das Dorfinnere hinein. Ihre Gesichtszüge erschienen durchaus gefasst, doch war es mehr Schein als Sein, dass die junge Frau so gekonnte nach Außen dringen ließ. Hinter der gut gehüteten Fassade aus Stolz und Ehrfurcht, tobte ein Sturm von Angst und Versagen. Wohl musste sie sich zusammenreißen nicht im ferngesteuerten Stechschritt in Richtung der Haupthalle zu schreiten und das blanke Entsetzen über sich hereinbrechen lassen. Sie sah sich selbst schon vor sich... das Haupt so weiß wie ein Rad Käse, die Augen gefüllt mit dicken Tränen und die Lippen vollends gespannt, nur Momente davor in Panik auszubrechen, trennten sie jedoch im jetzigen Moment nur mehr die dicke Holztüre vor dem Eintreten in die Halle, wo die Kranken und Verwundeten versorgt wurden. Ein Mindshift... was war nur über sie gekommen? Seit wann begann Suzume denn so unüberlegt und wagemutig zu handeln, ohne näher über potentielle Folgen nachzudenken? Sprach da nur die Hilflosigkeit aus ihr oder fügte sich Dantalion wirklich in einen Teil ihrerselbst ein, der sie stetig skrupelloser werden ließ? Ihren Atem in der Lunge stauend, entwich jener nur gedrosselt zwischen ihren Lippen hervor, wie ein leises, kaum hörbares Pfeifen schwang sie die Wärme aus jenem und vermischte sich mit der taunassen Kälte des Morgens. Zähneknirschend legte die Schwarzhaarige ihre Hand auf die schwenkbaren Tore, drückte das einst so tief dunkelbraun lasierte Holzkonstrukt nach innen und trat ein. "Es gibt kein Zurück...", schoss es ihr durch den Kopf, während ihre Schritte sie nun in die abgestumpfte Dunkelheit im inneren der weiten Fläche trugen. Es gab schon einen Grund, warum man die Lichtzufuhr hier so gering wie möglich hielt. Auch wenn die Halle über aufklappbare Dachflächen besaß, so stellte sich heraus, dass gerade Verletzte und Kranke die Dunkelheit als effektivere Methode empfanden, ihre Krankheiten und Schmerzen "wegzuschlafen" und nicht von der gleißend hellen Sonne, die Schnittwunden und Entzündungen nur unnötig erwärmte und anschwellen ließ, geheilt zu werden. Wohlwahr, Tageslicht hatte bestimmt eine durchaus therapeutische Wirkung und hellt die Stimmung auf wenn es von Nöten ist, doch auch erst dann, wenn man sich als gesamtes, wenn sich Geist und Körper, daran erfreuen können. So tief in Gedanken versunken erkannte sie die Augenpaare der Heilerinnen und Krankenmädchen, die sie verfolgten und ihren Blick danach wieder senkten, ob aus Respekt oder Mitgefühl sei dahingestellt. Suzumes Blick glitt über die vielen Einwohnerinnen und Einwohner, die in ihrer Abwesenheit das Alter heimgesucht hatte. Oruso, Inea, Nedej... sie waren einst drei der besten Nahkämpferinnen hier, noch eigenhändig von Rachels Vater ausgebildet und nun... zierten graue Locken und tiefe Falten die Gesichter der Damen, die nun schon lange mit einem schweren Husten zu kämpfen hatten. All das Goldkraut das man ihnen verabreichte löste die Symptome leider nur kurzfristig. Man konnte sich sicher sein, dass am nächsten Tag keine Besserung eingetreten war.

      Ein Seufzen entkam der Kehle von Suzume, die den Gang zum Krankenbett ihrer besten Freundin nun eher wie die Schritte zum letzten Geleit ansah, endlich verstehend dahingehend, was sie nun eigentlich vor hatte und mit WESSEN Leben sie glaubte, hier zu spielen. Trostlos sah sie auf das friedlich ruhende Gesicht Rachels hinab, wogleich ihr Blick mit ernster Sorge die wenigen Blutspuren um ihre Ohren wahrnahm und sich somit selbst das flaue Gefühl in ihren Magen boxte. Und kurz bevor sie dachte, sie müsse sich an Ort und Stelle über den bewusstlosen Körper der Braunhaarigen übergeben, ergriff etwas kühles ihre schwitzige Hand. Die Konzentration nun voll und ganz auf das lenkend, was ihr da wohl so unscheinbar leise gefolgt war, erkannte die Schwarzhaarige das bleiche, doch wenn nicht weniger aufgeweckte Gesicht Lilys neben ihr, die erwartungsvoll zu ihr hochsah. Danach verließen ein paar wenige Worte die Lippen der Weißhaarigen, was Suzume dann doch ein tonloses Kichern entlockte. Mit einem tiefen Atemzug sah sie wieder auf Rachel hinab und nickte dann. "Das klingt nach einer guten Idee...", lange ließ sie jedoch diese kurze Verbindung ihrer Hände nicht zu, denn nun war der Moment gekommen, wo auch die Schwarzhaarige wusste, dass sie sich nicht mehr davor drücken konnte. "Lily, es kann sein, dass mein Körper während des Mindshifts erschwacht und umkippt. Ich bitte dich darum, mit so viel Kraft, wie du sie nur aufbringen kannst, mich gerade zu halten. Die Verbindung zu Rachel darf nicht durch Kontaktabbruch reißen, ansonsten könnte es sein, dass ein Teil von Dantalion in ihr zurückbleibt und... das möchte ich dringendst vermeiden.", somit zog die Urgeistträgerin einen Stuhl näher an sich heran und setzte sich neben das Feldbett der Verwundeten. Kurz suchte sie nochmal den Blick zur Schwester ihres einstigen Weggefährtens. "Oder kurzgesagt... Rachel muss immer meiner Berührung unterliegen... ganz egal wie... da kann auch mein kleiner Zeh auf ihrer Nase ruhen, verstehst du?", auch wenn Suzume mit dem kleinen Spaß am Ende die Situation auflockern wollte, so erkannte sie, dass sie der Weißhaarigen diesbezüglich keien gutgläubigen Fallen stellen konnte, weshalb das künstlich aufgesetzte Schmunzeln auf ihren Lippen relativ schnell verschwand. Ein letztes, absicherndes Lächeln in die Richtung ihrer Begleitung und Suzume begann. Sie nahm eine der Hände von Rachel in ihre rechte und umfasste mit der linken ihren Kopf, nur um ihren Mittelfinger auf Höhe ihrer Schläfe liegen zu lassen. Sie atmete tief durch, sog die staubige Luft in ihre Lungen, schloss ihre Augen und versuchte sich selbst in Trance zu versetzen, während ihre Verbindung mit Dantalion aufgebaut wurde. "Dante, ich brauche deine Hilfe...", rief sie in die ewige Tiefe ihres Bewusstseins hinein und wartete auf eine Antwort. Nichts. Stille. Suzume zog ihre Augenbrauen zusammen. "Dante!", stach sie vorwurfsvoll hinterher, als ein Räuspern ihr inneres Ohr durchflog. "Du glaubst doch nicht allen ernstes das ich da mitmache, oder? Du hast wohl vergessen, dass du mich dazu nicht zwingen kannst. Genauso wenig wie ich dich nicht mehr zu etwas zwingen kann. Bist du übergeschnappt, Suzume?!", den Trotz und die Erbostheit in seiner Stimme konnte die Schwarzhaarige bis in ihre Knochen spüren, als er die Hitze seiner Wut über sie ergehen ließ. Er hatte wohl Recht. "Das ist mir schon bewusst! Glaubst du, ich würde es nicht wagen, wenn ich einen anderen Weg sehen würde?" - "Hmm... aber im Finden von Lösungen warst du doch eigentlich immer sehr... profund ausgestattet. Oder täusche ich mich?" - " ... Dante, das hier ist etwas anderes. Über den Ahnenhort können wir gerne nochmal wann anders reden. Jetzt geht es darum, dass die Teufel die Welt überrennen könnten... ganz liebreizende Gesellen, wie ich mithören konnte.", Suzume wollte eigentlich nicht mehr auf Kriegsfuß mit ihrem Urgeist stehen, aber manchmal machte er ihr es sonderbar schwer zusammen zu arbeiten. Jedoch ertönte ein genervtes Schnauben seinerseits. "Na gut, also was hast du vor?" - "Versuche Rachel zu erreichen und frag sie, ob es hier in Canard eine Möglichkeit gibt, nach Arcardia zu reißen... ein Luftschifft, ein Heißluftballon, eine... andere... Art des fliegenden Reisens... das ist alles." - "Das ist alles?" - "Ja, das ist alles. Ein einfaches Ja oder Nein reicht schon." - "... Suzume du weißt ich stehe danach gröber in deiner Schuld." - "Ich vergelte dir nichts mehr Dante, aber ja... wir können gerne-" - "Jajajaa... Ist ja schon gut... warte...", und dann verließ seine Stimme ihren Körper. Ein ungewöhnliches Gefühl, als jene Person, die jahrzehntelang ein treuer, wenngleich unsichtbarer Begleiter, mit einem Mal verschwand und nichts als Leere zurückließ. Suzume konnte die Leichtigkeit spüren, die sich um ihren Kopf ausbreitete und die plötzlich eintretende Schwere in ihrem Herzen. Ein letztes Mal durchdrang die Hitze ihre Finger, als sich eine gar normale Kühle um ihren Körper wog. Er war weg... er hatte sie verlassen... er war...

      Weg... Kaum hatte Suzume sich über den inneren Frieden gefreut, umso mehr stieg plötzlich die Panik in ihr hoch. Er war weg. Weg. Er war jetzt bei Rachel... was die Abstinenz seinerseits bei ihr auslöste, schockierte Suzume mehr als es eigentlich sollte. "Dante...", rief sie in den Raum ihres Kopfes, welcher nun gefüllt war mit abertausenden von schreienden Gedanken und Worten, die er zuvor so gekonnt unterdrückt hatte. "Dante!", hallte es erneut hinterher... wie ein Lichtstrahl im Labyrinth eines schwarzen Loches gefangen, verfing sich ihr drohender Schrei in dem mit Lärm überfüllten Gefäß ihrer Gedanken... als wäre jener Lärm ihr Atem, ihr Herzschlag, ihr Puls und Nervensystem... so sehr kitzelte es, so sehr kribbelte es auf ihrem gesamten Körper, beinahe schon, als würden tausende und abertausende Ameisen sich den Weg über ihre Haut suchen und eine Sensation von sich anbahnender Verrücktheit hinterlassen. Und ja, genauso kam es der jungen Frau vor... als würde sie ihren Verstand verlieren. "DANTALI-!", mehr erfuhr ihr vergebener Ruf nicht, als sich die Wärme zurück in ihren Körper fraß, schneller und geschmeidiger, als je zuvor. "Was schreist du hier so rum, hä?! Der ganze Platz ist nicht nur für dich und deine kleinlichen Ängste da!", sie konnte ihn direkt sehen, wie er erbost mit den Armen ruderte und ihr schneidende Blicke zuwarf. Angestrengt ging der Schwarzhaarigen Atem, doch drang ein Seufzen der Erleichterung mit jenem mit. "Ich... ich dachte... also, ich dachte nur..." - "Du dachtest ich lass dich hier zurück, oder? Meine Liebe, auch wenn mir deine Welt und alles was dich damit verbindet manchmal wirklich zuwider ist, du viel zu wenig isst und schläfst und auch, dass du Aiolos nun zu deinen Freunden zählst... hatte ich noch keinen Träger... und keine Trägerin wie dich. Ich geb´s nur ungern zu und das weißt du auch... aber... ich kann dich gut leiden und wir resonieren... vortrefflich.", Suzume sagte kurz nichts, konnte dann aber den Stolz in ihrer Brust spüren der sich ausbreitete. "Das ist dir echt schwer gefallen, stimmts?" - "NA HÖR MAL! Willst du jetzt wissen was Rachel zu sagen hatte oder nicht?! Spar dir solche Frechheiten, junge Dame!" ... der Blauäugigen im Stillen noch erzählend was er herausgefunden hatte, schickte er seine Trägerin, wohl noch etwas angesäuert über jene spitze Bemerkung, etwas zu forsch in ihr Bewusstsein zurück, was Suzume dazu veranlasste, wie von einer unsichtbaren Kraft nach hinten geworfen zu werden. Mit wachen Augen aber starrte sie dem fragenden und ohnehin in Sorge getauchten Gesicht Lilys entgegen. "Und?!", entwich es ihrer Kehle und über dem Mund der jungen Frau ging ein Strahlen auf. Sie hob sich auf die Beine, drückte nochmals kurz dankbar die Hand von Rachel, schnappte die Weißhaarige am Handgelenk und zog sie eilig hinterdrein, hinaus vor das Tor der Haupthalle, wo bereits Hestia und Gaius warteten. Dort angekommen wurde sie von einem Schwall an Fragen und Worten überhäuft. Die Neugier der Dreien kannte keine Grenzen und es war an dem Braunhaarigen der nähertrat und sie in dem lauten Stimmgewirr an den Schultern packte und leicht schüttelte. "Ingslöperaoameakcaeaehusshast du rausgefunden Suzume?!", beendete der Windgeist das eifrige Geplapper und starrte ihr erwartungsvoll entgegen. Auch wenn sie die Panik in seinem Blick sah, welche davon zeugte, dass er nicht glauben konnte, das der Mindshift wohl funktioniert hatte. "Dantalion sagte mir, es gäbe weiter im Norden, eine kleine Lichtung... dort hat Rachels Vater eine Art Propellerbetriebenen Luftgleiter gelagert... Eine Mischung aus Heißluftballon und Luftschiff... wir werden es sehen, wenn wir dort sind... die Forschung dazu steckte damals noch in den Kinderschuhen, aber sollte dieses Ding laut den Plänen funktionieren... sofern es noch da ist und nicht in Trümmern unter dem Stall liegt, welcher die Maschine schützen sollte.", während sie die erfahrenen Informationen mit ihren Gefährten teilte, erkannte sie, wie die Fragezeichen auf den Häuptern der drei größer wurden, gleichsam aber teilten sie alle vier den Funken der Hoffnung, welcher gerade der Schwarzhaarigen zuletzt gefehlt hatte.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • "Dafür könnte es bereits zu spät sein."
      Fragend wandten sich die Blicke in Richtung jener Person dessen Lippen diese Worte verließen. "Wer bist du?"
      "Ashe", entwich es der Person in ruhiger Tonlage, während seine fast schon leblos wirkenden Augen in Richtung Suzume und Gaius starrten. "Urgeister. Ihr wisst bereits über die Existenz der Lebensformen außerhalb eures Planeten Bescheid, nicht wahr?" Gaius musterte die fremde Persönlichkeit und lehnte seinen Arm vor seine Gefährtin. Ihm war bewusst das Suzume keinerlei Schutz bedurfte, dass es sogar sinniger wäre sie an seiner Seite kämpfen zu lassen und dennoch überwog seine Schuld ihr Vertrauen in Form der Verletzungen ihrer treusten Gefährten, verletzt und missbraucht zu haben. "Ashe. Du beherbergst gefährliches Wissen. Nenn mir einen Grund weshalb wir dich nicht sofort umbringen sollten!"
      "Ren, war sein Name?"
      Lilly stürmte sofort an Gaius vorbei und stellte sich dem Weißhaarigen Mann in den Weg, legte ihre Hand vor die Brust und sah ihm entschlossen entgegen. "Was ist mit ihm? Ist er am Leben? Wo finden wir ihn?"
      "Du bist also auch..", ein leichtes schmunzeln entwich den Lippen des Mannes bevor seine Augen sich für einen kurzen Moment schlossen und er in Form einer Abwehrhaltung seine Hände erhob. "Junges Fräulein, dürfte Ich deinen Namen erfragen?"
      "Meinen Namen? Beantworte mir erst meine Fragen!"
      "Kanagi Lilly..", ertönte es von Gaius der lediglich mit seinen Schultern zuckte als seine Gefährtin ihn einen bösen Blick zuwarf. Nun mischte sich allerdings auch Hestia ein, dessen Geduldsfaden zu platzen schien und wandte sich zu Wort. "Das führt doch zu Nichts! Wer oder Was bist du und was willst du von uns?"
      "Eine komplizierte Geschichte für eine andere Zeit, doch vermutlich rückt der Begriff 'Teufel' Licht ins Dunkle. Bevor wir uns mit meiner Herkunft beschäftigen, solltet ihr wissen das Arcadia derzeit in höchster Gefahr schwebt und das Ren in Gestalt des weißen Teufels der Urheber dieser Katastrophe ist. Wir Teufel besitzen ein kollektives Bewusstsein, alles was der Herrscher uns mitteilt erfahren wir auf direktem Wege und so nutze ich den Teufel in mir um an Informationen zu kommen."
      "Korrigier mich falls Ich falsch liege Ashe, aber könnte es sein.."
      Ein seufzen entwich den Lippen der Weißhaarigen Gestalt bevor Ashe den Worten Gaius etwas zu erwidern wusste. "Gewinne ich dadurch euer Vertrauen? Ja, in der Tat. Ich bin das, was euch Urgeistern unter den Begriff Mensch bekannt ist. Kein Revenus, kein Eos, kein Logos sondern ein waschechtes Original. Doch die Zeit drängt, deshalb erbitte Ich dich Urgeist des Windes der noch keinen Wirt innehält, rettet ihn."
      Gaius brodelte förmlich vor Zorn, seine Lippen spitzten sich und sein Atem stockte bei den Worten die ihm entgegen gebracht wurden. Ihn retten? Selbst wenn Gaius nicht die wahre Persona Aiolos war, so wusste er dennoch die Gegenwart seines besten Freundes ferner Zeit zu schätzen, jenes Freundes dessen Leben der Schrecken des Todes kaltblütig nahm. Selbst wenn seine Gefährtinnen einen gewissen Draht zu jener Person besaßen, so war es ihm schier unmöglich den Schwarzhaarigen Revenus für seine Taten zu vergeben. Und nun bat eine schier fremde Person, eine gar weltfremde Entität ihm, einen der Herrscher dieser Welt für seinen Peiniger einzustehen und für seine Sicherheit zu sorgen. "Soll das ein Witz sein?"
      "Begrab deinen Groll, Urgeist. Ansonsten könnte seine Engstirnigkeit zum Untergang der Welt wie ihr sie kennt führen!"
      Lilly zog ihr Schwert und stellte sich vor Gaius und den Anderen. Ganz gleich ob die mysteriöse Person mehr über ihren Bruder wusste, so würde sie es nicht zulassen ihre Kameraden, die einzig wahre Chance ihren Bruder wiederzusehen, einer Gefahr auszulassen die sie mit ihren eigenen Händen beseitigen könnte. Ihr Blick war wacker, gar schon tapfer und zielgerichtet, doch ihr Gegenüber dachte nicht mal im Ansatz daran ihr auch nur ein Haar zu krümmen.
      "Suzume.. Du bist hier mit Abstand die Stärkste von uns.. Er scheint nicht mit der kompletten Wahrheit herausrücken zu wollen, doch sowohl Gaius und Lilly scheinen ihn zu misstrauen. Lass mich dir als altes Eisen jedoch etwas mitteilen. In meiner langen Zeit bei Wiseman, erfuhr ich von Mili und Galahead so einige Sachen obwohl beide Wesen zu sein schienen die nicht weltfremder sein könnten drückten sie dabei immer eine Aura aus die wohlgesonnener nicht sein konnte. Bei diesem Ashe spüre Ich ähnliches, mein Bauchgefühl sagt mir man könne ihn trotz des Teufels in ihm vertrauen. Was hältst du davon?"
      "Lasst mich meinen Plan erläutern bevor ihr eure Entscheidung fällt. Unter meinen Gefährten in Arcadia gibt es einen Revenus der den Klauen der Teufel entkam, ihn verzerrte und damit sein eigenes Leben wiederherstellte.. außerdem hatte er bereits Kontakt mit dem Windgeist. Für den Windgeist wäre es möglich einen Pakt mit jenen Revenus zu schließen und ihn als Wirt zu nehmen um direkt nach Arcadia zu gelangen. So könnte er Zeit für uns schaffen um selbst mit dem Luftschiff nach Arcadia zu gelangen und der bevorstehenden Katastrophe, vermutlich sogar dem Untergang von Arcadia Einhalt zu gebieten."
    • Das plötzliche Auftauchen der neuen Figur im Spiel, lies der Schwarzhaarigen Miene für den ersten Moment gefrieren. Wie auch aller anderen Blicke, war der ihre nun auf den Neuankömmling gerichtet, der sich ihnen als Ashe vorstellte. Zuerst dachte Suzume, es wäre ein einstiger Anhänger Van Zephyrs, der nach wie vor im Hintergrund, jenen zwielichtigen, grausam unreflektierten Grundgedanken des verschiedenen Feindbildes ausführte. Doch begann sich der Herr zu erklären und lies für geraume Augenblicke die gesamte Truppe in ungläubigen Staunen zurück. Das weiße Haar seinerseits schwebte ihm wie eine feste Wolke über dem Haupt und wog sich nur sanft, beinahe unmerklich in dem frühwinterlichen Wind, der die ruhebringende Jahreszeit so unspektakulär einläutete. Völlig von dem Erscheinen seinerseits geblendet, entkam es der jungen Frau, dass sich Gaius vor sie geschoben hatte... mit zusammengepressten Lippen huschte ihr Blick kurz auf den Hinterkopf des Windgeistes. Sie konnte die Beweggründe für seine Tat schon verstehen, dennoch... war sie für den Moment kaum bereit ihm zu verzeihen. Auch wenn es diese eher selbstlos wirkende Handlung ihr schon wieder etwas schwerer machte, den Groll auf den Gleichgesinnten in Geist und Seele aufrecht zu erhalten. So richtete sich Suzumes Aufmerksamkeit wieder auf den Erschienenen, lauschte dem kurzen, wenngleich sehr aussagekräftigen Gespräch zwischen den vier Parteien, bis sich Hestia in die Diskussion einmischte. Die großgewachsene Dame stemmte die durchtrainierten Arme in die Hüfte und rümpfte die Nase, während sie ihre Gedanken kund tat und ja, sie hatte schon Recht. Zwar war sich Suzume über die Abstinenz speziellerer Fähigkeiten bei Hestia durchaus bewusst, doch verfügte diese, in ihren Augen, Mutterfigur, doch eine sehr ausgeprägte Menschenkenntnis und niemals noch, nein kein einziges Mal, hatte sich Hestia getäuscht, was Personen und derer Absichten anbelangte. Sie hielt einen Moment inne, sog die nach Erde,m Pilzen und vermoderndem Laub riechende Waldluft tief in ihre Lungen... erkannte Noten von Harz, Schnee und Kiefernzapfen in jener, als würde sich die Welt in aller Sänfte vom Herbst verabschieden und Raum bieten für den kalten, stillen Schlaf von Mutter Natur, der Raum und Zeit gefühlt zum Stillstand brachte.

      Die Luft gestockt in ihren Lungen wahrend, entwich ihrer Nase nur langsam der Atem, der der Schwarzhaarigen Vernunft schenken sollte. Ihre Augen waren auf Ashe gepinnt, ihr Blick leicht verengt, als würde sie auch nur eine kleine Abweichung auf seinen Zügen suchen, der seine Aussagen zunichte machen würden. Es sich verhaltend zu fest ihre Zähne zusammenzubeißen, erkannte man bei genauerem Hinsehen, wie sich ihr Kiefer anspannte und wieder locker ließ. Mit einen schweren Schnaufen legte die Schwarzhaarige ihren Kopf schief. "Was sagst du dazu..." - "... wenn ich dir sage, dass ich zum ersten Mal nicht sicher bin... glaubst du mir dann?" - "Ja. Ich kann ihn auch nicht durchschauen... entweder er schafft es wirklich gut, seine Absichten zu verschleiern, in dem er seinen Teufel gut unter Kontrolle hat... oder umgekehrt..." - "Oder er meint es wirklich so wie er sagte... wir können uns nicht sicher sein, dafür vermögen auch meine Sinne zu stumpf zu sein... entweder er spielt ein Spiel... oder aber er sagt uns voll und ganz die Wahrheit" - "Da stimme ich dir zu... auch wenn die Neuschließung eines Paktes wohl oder übel heißen würde Zeit zu sparen... DAS kann ich unmöglich für Gaius entscheiden." - "Ich verstehe... vielleicht hilft es dir, wenn ich dir dennoch sage... die erste Welle eines Charakters die man als Dämon verspürt, sollte man einem andere nicht irdischen Wesen begegnen, ist für unser weiteres Denken über jene Entität ausschlaggebend... nach diesem Prinzip habe ich mir unter anderem für dich entschieden... und auch dieser Kerl da... in mir läutete keine einzige Alarmglocke... was jedoch besprochene Themen trotzdem nicht ausschließt." - "Gut... danke dir..."... Auch wenn im Kopf der Schwarzhaarigen das Gespräch zwischen dem Dämon und ihr dementsprechend lange gedauert hatte, so waren in der Welt hier vielleicht 20 Sekunden vergangen. Es war der Braunhaarige vor ihr, der den Blick interessiert nach hinten gerichtet hatte und ihre Wenigkeit wartenden Blickes über die Schulter ansah. Natürlich... es wäre ihm ein leichtes gewesen in ihr Gespräch einzudringen und zu lauschen... vielleicht hat er das auch getan... die Frequenzen der Urgeister waren nur für Paktträger und Benannte hörbar. Es wäre ein außerordentlicher Zufall gewesen, hätte Aiolos nicht zumindest wattierte Gesprächsfetzen heraushören können. Suzumes Blick aus den glasig erscheinenden Augen richteten sich auf das erwartungsvolle Grau des Mannes ihr gegenüber. Ein Räuspern war zu hören als auch Hestia mit verzogenen, fragenden Augenbrauen ihren Körper nach vor lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt und der Schwarzhaarigen einen verständnislosen Blick zuwarf.

      Sie atmete nochmals kurz, tief durch. "Deine Schlussfolgerung klingt... plausibel. Glaub mir... wir alle hier, wollen das selbe Ziel erreichen. Wir wissen um die Lage Bescheid... wir sehen die Not, die Zeit die drängt... wir sehen die gesprengten Ketten und die Zerstörung die sie anrichten. Nichts lieber würde ich dafür geben, um der Vernichtung Einhalt zu gebieten. Ich würde mir eine Vene aufschneiden und die Lösung aus mir herausbluten, wenn das bedeuten würde, dass in dieser gebeutelten Welt endlich wieder Ruhe, Frieden und neues Leben einkehren kann... damit der Tod schwindet und die Trauer versiegt. Alles, wirklich alles bin ich bereit einzugehen, um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten... aber ich kann nicht... für einen Freund entscheiden. Das steht außerhalb meiner Befugnis... Ich bin nicht die Person, die über das Leben einer anderen entscheiden kann... darf... ich will sie nicht sein. Ich habe schon so viele in den Tod geschickt durch meine Befehle... und ich werde wahrscheinlich noch viel mehr durch meine passive Hand erschlagen und erschlagen lassen... aber nicht ihn. Aiolos... soll und muss mit jener Person einen Pakt schließen, die er als fähig und würdig erachtet. Diese Entscheidung soll ganz und gar seinem Willen entsprechen. Natürlich natürlich... die Zeit drängt, es wäre die vernünftigere Option... das ist mir alles bewusst... ganz und gar. Aber ich entscheide nicht für ihn. Wir sind so weit gekommen, wir haben es bis jetzt geschafft ohne ein solches Opfer zu bringen und werden auch weiterhin einen Weg finden. Ich werde ihn nicht zum Spielball machen, nur weil es "vielleicht" zu spät sein könnte. Er ist sein eigener Herr, er entscheidet. Nicht ich.", diplomatisch wollte sie sein. Fair, aber nicht zu abwehrend. Ihr Tanz auf Messers Schneide zwischen diesen Extremen war aus ihrer Sicht erfolgreich. Ja, wohl hatte sie noch das ein oder andere Wort übrig, aber hatte sie genug gesagt. Die Blicke ruhten auf ihr und eine lange Stille breitete sich aus. Suzume sog schniefend die Luft durch ihre Nase empor und richtete ihre dunkel verschleierten Augen gen Boden, konzentrierend nicht die Härte ihrer aufgeregten Atmung durchscheinen zu lassen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • "Suzume, ist das wirklich dein Ernst?", entwich es mit verbitterten Unterton gar einer rhetorischen Frage gleichend, da die Person die jene Worte aussprach bereits die Antwort auf ihre Frage zu erkennen schien. Die heruntergezogenen Mundwinkel verzierten, jenes zierlich wirkende Gesicht der personifizierten Unschuld obgleich Unschuld mitnichten als Begriff für die Gestalt, in anderen Worten die Kopie die einst der orignalen Kanagi Lily entprang, genommen werden könnte. "Hast du seine Worte wahrgenommen?" Die Stimme der aschblonden Frau erhob sich fast schon hysterisch, in einer Lautstärke die noch kurz vor der unbändigen Wut innehielt und im bildlichen Sinne den letzten Tropfen darstellte, der das Fass zum überlaufen bringen sollte. "Lily, stopp! Du redest dich in Rage, versuch deine Gedanken zusammenzunehmen!", ertönte es in hartem Tonfall von Hestia, die mit ihrer schroffen Antwort nur Öl ins Feuer goß. "Hestia, du elende Heuchlerin! Bedeutet dir Ren gar nichts?" Die Rothaarige presste ihre Lippen zusammen. In ihren Augen funkelte für einen kurzen Moment der Zorn über diese unfaire Anschuldigung auf, bevor ihre Hand sich instinktiv erhob und der aschblonden Frau eine Ohrfeige verpasste. Der Kopf schnellte zur Seite, die Wange verfärbte sich rötlich und fast schon hasserfüllt drängten sich die gräulichen Augen aus Lily Augenwinkeln der Rothaarigen entgegen, die entsetzt auf ihre Hand starrte. "Lily warte, so war das nicht-"
      "HAT ÜBERHAUPT EINER VON EUCH ZUGEHÖRT?! WIR KÖNNEN REN RETTEN! DIE ZEIT DRÄNGT, JEDE SEKUNDE KÖNNTE DIE LETZTE SEIN UND DU REAGIERST SO? SUZUME!"
      Lily, zuvor noch diejenige die der Braunhaarigen Mut schenkte und ihr Unterstützung zusagte, als sie in der Not jemanden benötigte der ihr sagte, dass das was sie tat das Richtige war. Diejenige die ihr bei der Entscheidung um Rachel an der Seite stand, stapfte in Richtung der Braunhaarigen und packte ihren Kragen. "Ist dir dieser Mann wichtiger als mein Bruder?! Der Mann mit dem du deine Kindheit verbrachtest, der Mann der dir stets zur Seite stand, der Mann der dir nach deinem größten Verlust die schmerzhaften Erinnerungen nahm? Der Mann der dich über alles liebte?!" Fast schon angewidert sah das Mädchen zu ihrem Gegenüber hinauf um ihr direkt in die Augen zu sehen. "Du verdammst ihn, wendest dich von ihn ab nur um jemand Anderen die Möglichkeit zu geben frei entscheiden zu können?! Suzume, Ich.."
      Das Mädchen biss ihre Zähne zusammen, ihre Hände zitterten vor Zorn und ihr Augen kniffen sich leicht zusammen. Nach nur wenigen Momenten löste sich ihr Griff. Sie trat zurück, langsam aber stetig und fand an der Seite des Weißhaarigen Mannes Platz bevor sie vorerst in das erdrückte Gesicht Hestias sah, die verzweifelt versuchte die richtigen Worte zu finden, danach in Gaius Gesicht sah, der gegenüber der Schwester des Mörders seines besten Freundes keine Empathie entgegnen konnte und zum Schluss zu Suzume deren Blick sie nicht deuten konnte. "...bin fertig mit dir. Versuch deinem Schicksal als Träger der Urgeister gerecht zu werden.. Währenddessen werde Ich mich um die wichtigen Dinge kümmern und meine Familie retten! Und selbst wenn Ren dir einst verzeihen wird... Ich werde es niemals!"
      Die emotionskarge Miene des Weißhaarigen Mannes sah für einen kurzen Moment zu seiner Seite, an der jenes Mädchen Halt fand welches in ihrem Antlitz einer alten Gefährtin seinerseits ähnelte. Ein schlichtes Lächeln des Nostalgiewillens entwich seinen Lippen, bevor er noch einmal entschlossen zum Windgeist blickte und seine letzten Worte aussprach. "Ich schätze mit Loki an meiner Seite, hätte Ich euch zu eurer Entscheidung zwingen können doch auf mich allein gestellt werden meine Kräfte nicht genügen. Sagt mir, Urgeist Aiolos: Nach all dem was ihr vor Ort wahrgenommen habt, was ist euer Entschluss?"
      Gaius, der das ganze Schauspiel miterlebte blieb stur und konnte seine Verachtung dem Schrecken des Todes gegenüber nicht beiseite legen. Die Fürworte Hestias und Suzumes bestärkten ihn in seiner Meinung und befürworteten sein Vorgehen weshalb seine Meinung die gleiche blieb. "Ich, Aiolos der Geist der Winde und der Stürme bin bereit einen Pakt zu schließen. Doch wird mein Paktpartner nicht ein dahergelaufener Revenus sein, sondern Suzume selbst, die mir den Rücken stärkt! So wird es mein Eid sein den Wind widerzuspiegeln, der ihren Rücken stärkt und sie vorantreibt!"
      Fast schon niedergeschlagen sah der Weißhaarige zu Boden und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. "Eine törichte Entscheidung... Dennoch wurde die Entscheidung gefällt und diejenigen die ihr entgegensprechen müssen sich beeilen um die Fehler jener zu beseitigen. Verzeiht meinen kurzen Auftritt, doch die Nachkommin meiner Gefährtin und meine Wenigkeit müssen zumindest ihren Bruder retten, wenn der Niederfall Arcadias schon in den Stein gemeißelt steht!"
      Weiße Flügel breiteten sich auf den Rücken des Mannes auf, doch nur Gaius und Suzume waren in der Lage sie zu sehen. Hestia blieb das Wissen verwehrt, doch ihre Gedanken befanden sich komplett woanders denn noch immer versuchte sie die Worte zu finden die Lily davor stoppten in ihr Unglück zu laufen und Suzume und Hestia das nötige Vertrauen zu schenken. Zeit, es war Zeit was sie brauchten. "Lily! Wir brauchen nur etwas-"
      "Spar dir die Worte, Heuchlerin. Auch Wiseman ist momentan in Gefahr und du lässt ihn im Stich, nur weil du auf seine Stärke vertraust. Ist dir in den Sinn gekommen, dass auch Wiseman sterblich ist? Es hätte nur einen Urgeist gebraucht um ihn zu unterstützen. Nur 7 Sekunden können über Leben und Tod unterscheiden, dennoch werdet ihr Tage brauchen um zu realisieren das alle die ihr liebtet ihr Leben ließen." Abwertend wandte sich der Blick Lilys noch einmal in Suzume Richtung, während der Weißhaarige sie von hinten umarmte und sich mit Lily zusammen in die Lüfte erhob. "Und das alles nur, weil dir die Entscheidungsfreiheit einer einzelnen Person wichtiger erschien. Ihr Blut wird an deinen Händen kleben, Flammende Göttin.."

      Inzwischen tobte der Kampf der zwei Gefährten, einst Kindheitsfreunde und nun Kontrahenten jener Parteien die Arcadia retten und die Arcadia vernichten wollten. Klingen klirrten einander, Funken sprühten erbarmungslos zur Seite und flogen über die Trümmer einher, hüllten die kläglichen Überreste des Anwesens des stärksten Mannes in Feuer und erhellten die finstere Nacht, sowie die fragilen Figuren die in der Ferne wieder und wieder zum Schwertspiel ansetzten. "REN! WARUM?!"
      Das diabolische Grinsen ummantelte die Lippen des Mannes, der einst die Gestalt Rens innerhielt doch nun dem Teufel in sich nahe kam und die Flügel des Teufels ummantelten den Körper des Königs, hinderten ihn daran sich loszulösen, auszuweichen, den Zorn beiseite zu legen und seiner Sicherheit im letzten Moment Sicherheit zu gewähren. "Was ist den los, mein teuerster Freund aus vergangener Zeit? Ren? Nanntest du mich, nein ihn nicht immer bei den Namen K? Mhh~?"
      "Wer bist du?! Was hast du mit Ren gemacht?"
      Noch immer begegneten sich die Schwerter beider Kontrahenten, doch fast schon mit gespielter Leichtigkeit nahm der Druck durch die Arme Ashiabals zu und brachte den König dazu eines seiner Beine nach hinten zu versetzen um mehr Gewicht in seinen Schwertstreich zu legen. Die Zähne fest zusammengebissen, die Augen verschmälert und mit voller Kraft dem Teufel standhaltend, vernahm er alsbald die Antwort auf seine Frage. "Bravo! Selbst als gewöhnlicher Eos bist du in der Lage, der Kraft des Teufels höchstpersönlich standzuhalten? Du bist es wahrlich, du bist mit absoluter Sicherheit das Gefäß nach dem Ich mich seit all den Jahren, den Jahrzehnten, den Jahrhunderten gesehnt habe! Wenngleich du nur der Nachkomme meines Originals bist, so steht es dennoch außer Frage das dein Potenzial grenzenlos zu sein scheint."
      "Gefäß? Wovon redest du?!"
      Noch ein Stück nach hinten, noch ein wenig weiter und schon ging der König in den Kniestand um mit letzter Kraft dem nahenden Ende durch den Hieb seines besten Freundes von seiner Kehle abzuhalten. Die Flammen loderten empor, das Blut all jener die an der Seite lagen verzierte das hölzerne Parkett, die Schreie der Bewohner Arcadias hallten noch immer in der Umgebung nieder und die Teufel schienen den Untergang Arcadia's fast vollständig erreicht zu haben. Noch immer standen die mutigen Kämpfe inmitten des Getümmels, selbst Veriae der sich den Schweiß von der Stirn wischte, doch in Angesicht der unsichtbaren Bedrohung nur mehr und mehr Wunden einzustecken vermochte. "Tragisch, nicht wahr? Ihr versuchtet vergeblich in die Fußstapfen eures Vaters zu treten und seinen sinnlosen Tot aufzuklären.. Soll ich euch zum Abschluss verraten, wer der wahre Mörder eures Vaters war, mein König? Zum Abschluss bevor Ich, Ashiabal, euren Körper übernehme? Hmmm~? Tick, Tack, die Zeit läuft ab!"
      "Red keinen Unsinn!", entwich es dem Weißhaarigen Mann, der sich aus seinen Kniestand erhob und der in jenem Moment den Teufel zumindest für ein kurzes Intervall zurückdrängte. "Hm"
      Ein simples Schmunzeln verließ die Lippen des Teufels. "Ich war es! Schon damals lag es in meinem Sinne Arcadia zum Niederfall zu bewegen und nun, benutze Ich euren teuren Freund als Werkzeug dafür!"
      Die Augen des Weißhaarigen weiteten sich und diesen Moment nutzte Ashiabal aus um in nach hinten zu drängen. Doch anstatt zu fallen, drückte sich der Rücken des Königs an die Flügel des Teufels. "Eh?" Entgeistert über den Halt im Unsichtbaren, starrte der König seinem Untergang entgegen. "Nun werdet ihr es sein, der für den Niederfall eures Königreiches sorgen wird! Ironisch, nicht wahr? Absolut fantastisch, nicht wahr?!"
    • Ein fahler Schatten legte sich über das Gesicht der jungen Dame, als die von Wut und Trauer getränkten Worte der jungen Frau sich lautstark den Weg durch die vorabendliche Szenerie drängten. Suzume konnte die Missgunst und das Unverständnis Lilys gut verstehen… sie erkannte den Schmerz in ihrer Stimme, das Glitzern des Hasses in ihren Augen und die Furchen des Zorns in ihrem Gesicht als ein letzter, nicht reumütiger, aber durchaus schuldiger Blick in ihre Richtung huschte. Das Schwarz ihrer Haarpracht verdreckte Großteils jedoch die Regungen in der Urgeistträgerin Gesicht, welche ihre Haupt seicht abwand und mit zusammengebissenen Zähnen gen Boden starrte. Lange trieften die schweren, zähflüssigen Worte der Schwester des Besessenen über die Häupter der Anwesenden, die sich durch die Worte der Schwarzhaarigen allesamt gegen den vorgeschlagenen Plan des Neuankömmlings stellten… freiwillig oder nicht. Suzume hatte entschieden. Und sich in den Augen ihres eigentlichen Schützlings gegen sie und ihren Bruder gewandt. Die Blauäugige verstand schnell… die Emotionen, die in Lily hochkochten, waren der bloße Eifer, die Sorge um das Wohlergehen ihres Bruders… ihre Worte waren hart gewählt, wahr, aber trotzdem nicht fair. Blind vor Liebe zu Ren, einem Mann der wohl oder übel gar nicht gerettet werden wollte, verlor sie das Wesentliche aus den Augen. Jegliche Schritte die nicht auf dem Weg gesetzt werden, den sie sich dachte zu gehen, waren die falschen, die verräterischen, die geheuchelten. Lily sagte es selbst… sie waren alle Heuchler. Auch als Hestia versuchte zu intervenieren, um die Lage zu entschärfen, gab es für die junge Frau aber nur einen Blickpunkt… Ren zu retten. Koste es, was es wolle… doch übersah sie dabei das große Ganze. Das, was ihr eventuell im Nachhinein noch klar werden würde, war für sie im Moment kurzum der höchste Verrat an Leib und Leben. Die Urgeistträgerin ließ ein angespanntes Seufzen hören. Natürlich, sie würde lügen, wenn sie sagen würde, der Ausbruch Lilys würde sie kalt lassen… aber musste sie entscheiden, was jetzt um voranzukommen das richtige war. Wohl, weder noch… richtig und falsch gab es nicht mehr. Egal welchen Weg sie einschlug, es würde immer irgendjemandem geschadet werden, ob sie wollte oder nicht. So konnte die junge Frau nur zusehen, wie sich Lily mit dem Fremden kurzerhand verbündete. Sie hielt sie nicht davon ab… wer solch harte Worte wählte, dessen Kampfgeist war unzügelbar und die Blauäugige wollte es nicht sein, die Lily davon abhielt, ihrem Ziel näher zu kommen. „Lily ich…“, schwach raunte die junge Frau die Worte hervor, die weder Anklang noch Gehör fanden, jenes Ziel aber auch nicht verfolgten. Jeden Versuch sich zu erklären würde die Weißhaarige dem Erdboden gleich machen.

      In Unglauben presste Suzume die Lippen aufeinander und sog scharf die Luft durch ihre Nase ein, als das kurze Gespräch zwischen Gaius und dem Menschen zu einem Ende kam und der Windgeist ihr somit verkündete, sich sie als neue Trägerin ausgesucht zu haben. Sie verhielt es sich den schwarzen Schopf herumzureißen, an den Hauptmann heranzutreten, ihn an seinen Schultern zu packen und durchzuschütteln. Ob er wohl dem Wahnsinn verfallen war, schob es sich für den Bruchteil einer Sekunde in die Gedanken der Feuergesegneten, ehe die harschen Worte der Schwester wieder die dünne, nun in Nachtschwärze getauchte Luft, durchbrachen. Mit einer Tirade an Schimpf und Schande verließ eben jene, ummantelt von den Armen des Erfolgs, getragen auf den Flügeln der Freiheit, mit dem Neuankömmling den Ort der Debatte und entschwand als kleiner werdendes Licht im königsblauen Firmament. Sie konnte sich nur ein wenig länger darauf konzentrieren, ehe sich der Körper Suzumes dann doch herumkehrte und sie zuerst in das niedergeschlagene, von Verdruss gekennzeichnete Gesicht von Hestia blickte, die mit ihrem zusammengekniffenen Augen nach wie vor versuchte, die Flugbahn der beiden Personen zu verfolgen. Stetig drehte sich ihr Haupt nun in die Richtung des Braunhaarigen, welcher sie bereits aus deterministisch glitzernden, grauen Augen ansah. Suzume musterte ihn. Die Spannung, die sich über sein Kiefer zog und als tiefe Falten auf seiner Stirn zurückblieb, war nicht zu übersehen, auch jetzt nicht, in diesem dimmen Licht, das nur wenig Platz für Interpretationen ließ. Hinter ihnen erklang das ergebene Murren der Amazone, gefolgt von ein paar wenigen, durch sanftes Laubrascheln unterstrichenen, Schritte. „Seht ihr sie noch? … Könnt… könnt ihr sie noch sehen? Wohin sind die verschwunden verdammt…“, murmelte Hestia dahin und suchte, sich nun im Kreis drehend, das Himmelszelt nach Spuren der Entflohenen ab. Der Blickkontakt aber hielt, Suzume kehrte ihren rechten Arm empor, drehte den Unterarm bis zum Anschlag nach außen und öffnete ihre Hand, sodass all ihre Finger in einer Treppenähnlichen Formation von jener abstanden. In jener Kuhle entflammte eine seichte Flamme, die die Dunkelheit um sie herum vertrieb und die Gesichter der beiden Urgeistträger in schelmische Schatten legte. Es war eine Frage des Stolzes, eine Frage der Standhaftigkeit… wer von ihnen beiden würde zuerst nachgeben und die Stärke, die sie teilten, hintenanstellen. Sich ein letztes Mal aufplusternd, ihre Lungen mit der frischen Waldluft füllend, entschwand die wohl geschützte, harte Miene der Schwarzhaarigen und wich einem Leiden, dass nur tief aus ihrem Herzen stammen konnte. „Warum hast du das gesagt?“, mehr als ein Flüstern war es nicht, dass ihre Stimme zustande brachte, sich Gaius nun vollends zukehrend. Der Bann war gebrochen, sein Blick fiel genauso in sich zusammen, wie ihre nun blätternde Gefasstheit. Es hatte sie wohl beide wieder eingeholt… jene Worte, die der Windgeist so gedankenlos von sich gegeben hatte, um den Eindringling zwar nicht schaden zu wollen, aber durchaus zu zeigen, dass es nicht reichte, etwas von sich zu behaupten, dass nicht unzweifelhaft der Wahrheit entsprach. Suzume trat einen Schritt näher, hüllte mehr von ihnen beiden in die Flammen die keinerlei Wärme ausstrahlten. „D-das ist ein Opfer, welches ich nur mitnichten annehmen kann… ich – ich meine… was passiert dann mit dir? Verschwindest du einfach? Löst sich die Gestalt Gaius einfach in Luft auf? Zerfällst du zu Staub und Asche? … Würdest…?“, hastig ruckte der Schwarzhaarigen Blick kurz über ihre Schulter zurück auf die herumtorkelnde Hestia, nur um umso schneller wieder den Weg in seine Augen zu finden. „Würdest du uns wiedererkennen? An wessen Seite du stehst?“, sich fassend fand auch die Artikulation ihren Weg zurück in die Stimme der jungen Frau.

      Sie konnte nicht sagen, warum genau es eine Woge der Erleichterung ihr auslöste, aber als Suzume das schiefe Lächeln auf den Zügen des Braunhaarigen erkannte, fiel ihr sondergleich ein Stein vom Herzen, der so nicht sein sollte. Wann hatte ihr Unterbewusstsein sich dazu entschlossen ihm seine Schandtat zu vergeben und die Wut verebben zu lassen? Er sollte es nicht bemerkt haben, ihr kurzes Zögern, als ihr ertappter Blick erneut zur Seite hinab rutschte und ein festes Schlucken schlecht versteckt, dennoch leise durch die Stille drang. Als ihr Gegenüber langsam Luft holte um zum Erklären anzusetzen, war es die großgewachsene Rothaarige die in das Gespräch der beiden reinplatzte um den Ernst des Hier und Jetzt wieder in beider Köpfe zu dreschen. „Ich störe euer Separee ja nur ungern, aber wir müssen ihnen nach, das wisst ihr schon? Egal was ihr zu besprechen habt, verschiebt es… das hier ist weitaus wichtiger. Auch wenn Lilys Art und Weise auf deine Entscheidung zu reagieren nicht vollkommen richtig war, so hat sie doch in einem Punkt recht… wer weiß wer in diesem Moment nicht alles in Gefahr schwebt. Und ja, möglicherweise kommen wir bereits zu spät, aber können wir auch diesen Faktor minimieren… indem ihr euren Kram geregelt bekommt, NACHDEM wir endlich in Richtung Arcadia aufgebrochen sind… und zwar JETZT!“, die Eile in ihrer Stimme ließ keinen Raum für Diskussionen. Es genügte ein kurzer Blick zwischen den drei verbliebenen der Truppe und sie durchstreiften weiter den dichten Wald, auf der Suche nach dem ominösen Luftschiff, welches Rachel in ihrer Erinnerung dem Urgeist gezeigt hatte. Beinahe wollte die Schwarzhaarige schon aufgeben, als Gaius es war, der einen Jubelschrei von sich gab. Fix hatten sich Suzume und Hestia um ihn versammelt. Ein erneuter, fester Schritt gen Boden ließ ein hölzernes Hallen erklingen und mit gemeinsamer Hände, hatten sie die breite Luke, die das Luftschiff versteckt hielt, geöffnet. Es würde kein Leichtes werden, dieses Wunderwerk der Technologie zum Laufen zu bringen, aber mussten sie es versuchen… sie hatten nur diese Chance und die Reise zurück zum Hafen raubte dem Gefolge zu viel der wertvollen Zeit. Suzume atmete tief durch, als sich die Kraft aller für ihre Mission vereinte und sie das Gefährt, versteckt wie den heiligen Gral, zum Laufen brachten.

      Es verging etwas an Zeit, doch segelte der kleine Bruder der sonst so imposant wirkenden Luftschiffe mit steter Geschwindigkeit durch die kalte Nachtluft. Die mickrig wirkenden 15 Quadratmeter des Oberdecks waren allesamt mit Streben, Ankern, Ösen und Seilen verbaut, sodass es eine winzig kleine Steuerkabine am Heck des Fluggeräts gab, in das nur eine Person passte. In dieses hatte sich Hestia verzogen, die geübt im Umgang mit Flugmaschinen war... wenn auch nur durch Bücher und Lehrmanuskripten. Der dicke, weiß aufgeblähte, ellipsenförmige Ballon, welcher über ihnen trudelte wurde am Dach der Steuerkabine von einem fauchenden Bunsenbrenner mit warmer Luft befüllt. Gleichzeitig trieb jenes Feuer eine Dampfmaschine an, welches die Rotorblätter links und rechts am Rumpf des Schiffes betrieb. Pfeifend war der Dampfkessel am brodeln und nicht nur ein durchrostetes Rohr musste mit der Kraft Suzumes geflickt werden, welche ihre Antriebskraft nun treibend in die mechanischen Teile schickte. Man durfte die Schwarzhaarige nicht fragen, wie genau dieses Wunderwerk der Technik funktionierte, aber schwörten in Arcardia alle darauf und dieser kleine Nachbau tat wirklich sein übriges. Gaius, der die Kabine von Hestia flankierte, sah ruhigen Blickes nach vor über den Bug, hinaus in die dunkle Nacht die mit einzelnen, fasrigen Wolken gespickt war. Verdrossen, sich beinahe unwürdig fühlend glitt sein Blick aus zusammengekniffenen Augen auf die Schwarzhaarige, welche sich rechtsseitig über die Reling gebeugt hatte und der Welt unter ihr beim vorbeifliegen zusah. Wild stürmte der beißende Fahrtwind durch Suzumes Haare, die eine verkrampfte Haltung angenommen hatte. Fest flatternd hob und senkte sich ihr Mantel, schlug wild von links nach rechts. Die Arme über dem dünnen Holz des Geländers der Reling überkreuzt, verbissen sich ihre Zähne in sich selbst ehe das Blau ihrer Augen bedeckt wurde. Ein bedrücktes Schnalzen ihrer Zunge ertönte und mit einem Seufzen griff Suzume in die Innentasche des festen Stoffes der sie umhüllte, nur um den Brief Wisemans und das goldene Medaillon aus dieser zu ziehen. Das Schmuckstück baumelte hypnotisierend vor ihrer Nase, als sie es anhob und erneut zu mustern... Die Zeit war gekommen... es war der richtige Moment, hier, wo sie ungestört und ungetrieben, eines der letzten Puzzlestücke zu ihrem Sein dem großen ganzen Bild hinzufügte, um es endlich zu vervollständigen. So nahm sie die Schrifrolle, verstaute sie ein letztes Mal in ihrer Manteltasche und begann am Medaillon herumzunesteln. Es schien, als wäre es schon des öfteren geöffnet und geschlossen worden, doch nur einmal mit einer derartigen Wucht, dass der Mechanismus sich vollends verkeilt hatte. "Na komm schon...", drang es leise über ihre Lippen, ehe sie den Fingernagel ihres Daumens in den kleinen Spalt schob und den Haken zu verschieben versuchte, der die beiden Hälften verband. Es war nicht mehr als ein sanftes Klacken, als es sich dann doch endlich dem Versuch der Schwarzhaarigen ergab und aufsprang. Genug Überraschungsmoment war dennoch auf der Seite des Schmuckstücks, denn obwohl Suzume mit nichts aufregendem rechnete, so stockte ihr dennoch für einen Moment der Atem, welchen sie jedoch im nächsten Moment zur Gänze einbüßte, als sie relativ unbeeindruckt das kleine Ding öffnete und dann aber erkannte, wer ihr da so friedlich lächelnd entgegenblickte. Ihr Mund öffnete sich leicht, begann ob der Entdeckung zu beben. "Das... das kann nicht...", wollten ihre verblendeten Sinne ihr einen Streich spielen? Verständnislos führte sie das kleine Bildchen näher an sich ran, aber blieb das Portrait das selbe. "Mutter...?", ein lasches Wimmern suchte sich den Weg über ihre erbleichten Züge... mehr noch als die Farbe die ihr aus dem Gesicht gewichen war, weiteten sich der Schwarzhaarigen Augen, als sie zum ersten Mal den vollen Namen ihrer Mutter las... Adeline Anoria Rikoru. Es brach über sie herein, wie ein Sturzbach, dass das kleine Flüsslein nach schwerem Unterwetter füllte... so plötzlich, so unbarmherzig und dennoch so wahrhaftig... Das Gold ihrer langen Locken... das Aquamarin ihrer Augen... die vollen, gespitzten Lippen in rosiger Farbe... eine kleine Stupsnase, hohe Wangenknochen und ein warmes Lächeln inmitten des Gesichts jener Frau, auf Grundlage derer ihre gesamte zweite Identität aufgebaut war. Sie war immer bei ihr gewesen... Suzume erinnerte sich nun schal an die Zeit im Waisenhaus, wo sie oftmals auf die Fotografie hinabgestarrt hatte, sie verfluchend, warum sie ihr das antun musste... Immer trug sie die Kette um ihren Hals, immer. Nach Red Christmas verschwand der gülden Schmuck in die Hände von Unbekannten... diese trugen es an einen Ort, den sie als Anoria wiederfand, als Ebenbild ihrer Mutter und eben dort das Medaillon auf sie wartete, in diesem kleinen Gazebo von Opferschrein, um heimzukehren, dorthin wo es hingehörte... zu ihr. Tränen stauten sich in dem wasserblau ihrer Augen... es konnte kein Zufall mehr sein, kein Wink der Akasha Chronic... oder Schicksal... mitnichten. Bebend durchatmend, staute sich in der Schwarzhaarigen Kopf der Gedanke, dass Adeline stets da gewesen sein musste, im Hintergrund, ungesehen... wie sonst... wie sonst konnte... ihr verschleierter Blick glitt wieder hinab auf das Bildnis, eingerahmt in goldenem Metall, dass stoisch in ihrer linken Handfläche ruhte, als sich zwei wässrige Tropfen auf ihrer Handfläche abzeichneten. Ein schrecklich leidender Ausdruck überzog das schöne Gesicht der vom Leben gezeichneten. Suzume umschloss den kleinen Anhänger fest in ihrer sich bildenden Faust, steckte die Kette im nächsten Moment ein um sie mit dem Stück Papier zu tauschen. Sich schniefend um die Augen wischend, faltete sie den Brief auseinander, hielt ihn ja fest, damit er nicht von der Härte des Fartwindes mitgenommen wurde. Konzentriert blickte die Urgeistträgerin hinab auf das geschriebene Wort des grauhaarigen Alten und begann zu lesen...

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • "Suzume,

      wahrscheinlich wirst du diesen Brief erst dann lesen, wenn die Zeit nicht unpassender wäre, du aber endlich dem Drang nach Wissen nachgeben konntest... wie so oft. Nun ja - ich habe diese Zeilen nicht gänzlich freiwillig aufgesetzt. Mehr noch müsstest du wissen, das ich eigentlich keinerlei Interesse an deinem Privatleben hegte oder hegen werde... doch ist die Geschichte um deine Existenz etwas, ähnlich eines anderem Burschen den wir beide nur zu gut kennen, das dir niemand sonst fehlerfrei erklären kann. So lass mich es zumindest versuchen, auf das du mir danach nicht auf ewig mit Fragen im Nacken sitzt... also:

      Vermutlich wirst du an deine Mutter kaum Erinnerungen tragen, doch beginnt deine Existenz mit der ihren. Adeline war eine hoch angesehene Assistentin der aristokratisch geführten Universität im Land der Logos, stammte ihre Blutlinie jedoch weitläufig aus Arcadia. Oftmals führten ihre Reisen sie weit von der Hauptstadt weg, in fremde Breiten unserer Welt, sich jedoch immer dem Wissen verschreibend. Die Heimreise eines Auftrages endete für Adeline in einem Überfall und aus dieser Gräueltat an deiner Mutter bist du entsprungen. Zähle dich also als halbe Eos, halbe Revenus. Deine Mutter wäre wahrscheinlich gestorben, dort im Wald wo man ihre geschändete Person zurückließ, hätte sie eine dir wahrscheinlich bekannte Person nicht gefunden. Mili, die Hexe war es, die deiner Mutter Überleben sicherstellte und dich, nur wenige Tage alt, spüren konnte. Soviel ich weiß, war sie fasziniert von deiner Resonanz und erbat den Feuergeist, Dantalion, doch Gnade zu zeigen und dich als seine neue Trägerin anzunehmen. Sie hatte dich auserkoren, aus all den anderen Wesen die auf der Welt wandelten, warst du es, in der sie die Stärke sah, diese Bürde zu tragen und nur sie war es, die die Päkte mit den Urgeistern versiegeln konnte. Keine Woche alt und schon mit solch Kraft ausgestattet... die Aufgabe wurde dir sozusagen in die Wiege gelegt, ohne das du wusstest, wer es eigentlich war, der dir da innewohnte.

      Nun, ich muss dir nicht sagen, warum deine Mutter dich vor der Außenwelt versteckt hielt... schwarzes Haar und blaue Augen, du bist ein Bastard und ein im Land der Logos ungern gesehener noch dazu. Für deine Mutter hätte es den Galgen bedeutet, wäre deine Existenz nach draußen gedrungen... und für dich... nun das überlasse ich deiner Vorstellung. Die Zeit danach brauche ich dir nicht zu verdeutlichen, da du ja in meine Fittiche kamst mit diesen beiden Rotznasen. Ihr alle drei wart mir ein unredlicher Klotz am Bein, meine Güte.

      Setzen wir bei Red Christmas fort... ich erspare es dir, diese vernichtenden Momente erneut zu zeigen, wenn auch nur im geschriebenen Wort... Ren nahm dir an diesem Tag dein Bewusstsein und aufgegriffen wurdest du von niemand geringerem als Van Zephyrs Männern. Diese brachten dich in die erste Menschenfabrik, in welcher die Himmelsmenschen erschaffen wurden. Ein völlig unpassender Begriff meiner Meinung nach, da die Methoden direkt aus der Hölle stammten. Du solltest mit einer jungen Dame verschmolzen werden... mir ist ihr Name entfallen, doch war sie sterbenskrank. Deine Kräfte sollten sie heilen. Van Zephyr war der festen Annahme, dass du bloß ungeheures Stigma in der trägst. Dem alten Kauz war jedoch nicht klar, dass du in Begleitung von Dantalion warst. Gut das er bei den Messwerten nicht allzu genau hingeschaut hatte damals, sonst wäre im dieser Fehler mit Sicherheit aufgefallen. Ich schweife ab... du fragst dich bestimmt auch, wie es geschehen konnte, dass eben jener Begleiter deinerseits nach der Verschmelzung verdrängt wurde und du eine Resonanz zur Spirit-Alchemie bekamst. Nun... auch mein Wissen darüber ist beschränkt, aber drückte diese versuchte Verbindung eurer Körper, innerhalb beider einen Art Rücksetzungs-Knopf, was auch Dantalion in eine Art unsichtbaren, unerreichbaren Käfig in deinem Bewusstsein sperrte. Die mir namentlich Entfallene zahlte aufgrund dessen mit ihrem Leben, du warst die Stärke im Prozess der Verschmelzung und absorbiertest nicht nur ihre Lebensenergie sondern auch das wenige Stigma das sie trug. Und eben jenes war in ihrer Erscheinung äußerst selten... Callia, das war ihr Name. Callia war fähig, Leben und Tod zu manifestieren. Paradox, litt sie selbst an einer schweren Krankheit, die nicht behandelt werden konnte. Sie übertrug diese Art der Alchemie auf dich, in abgeänderter, weitaus stärkerer Form. Du erinnerst dich sicher gut an die Arten, wie die Magie durch dich wirkte... in entweder völliger Zerstörung oder dem Erwecken von Totgeglaubtem. Beispiele? Das verbrannte Gras, die verkohlte Leiche, deine Kraft dich selbst zu Heilen aber auch andere aus dem Tod zurückzuholen... die Fähigkeit dir alles lebendige, organische um dich herum zu deinem Eigen zu machen und in gegensätzlicher Natur auf und durch es zu wirken... Spiritification, eine Kraft die nur wenigen zu Teil wird.

      Es gewahr sich also, dass die Verstorbene für Van Zephyr keinen Nutzen mehr hatte und er dich anstelle von ihr weiterverkaufte. Mit einem ausgelöschten Gedächtnis und einer veränderten Erscheinung war die ehemals so mächtige flammende Göttin nichts weiter als eine normale Sterbliche, ein Himmelsmensch, die jedoch aus den Fängen des Menschenhandels entkam, durch die offene Hand der Tanabes. Deine einstige "Mutter" wird es dir wahrscheinlich nie gesagt haben, aber konnte sie keine eigenen Kinder bekommen, weshalb ihre Liebe zu dir nie verfälscht, aber vergiftetet war. Sie sah in dir eine Tochter, aber auch eine Widersacherin. Dein Vater hasste dich nicht, aber übertrug er seine Panik in seinen zwielichtigen Machenschaften entdeckt zu werden, direkt auf dich, da du der wandelnde, lebende Beweis warst, dass er in etwas verstrickt war, das an Unmenschlichkeit nicht zu überbieten war. Der Tag ihrer beiden Tode war eine Erlösung für ihre gequälten Seelen.

      Hm... mir schmerzt bereits meine Hand. Ich glaube aber auch, dass es nun wirklich reicht mit den Enthüllungen. Mehr muss ich dir wirklich nicht sagen, da es im Grunde alles darstellt, was ich weiß. Und komm ja nicht auf die Idee mich deswegen aufzusuchen und mir zu danken... ich habe das gemacht, damit du endlich Ruhe gibst und hast und ich die meine wieder bekomme. Ich bin alt geworden, nichts liegt mir ferner als das nervende Geplärre der heutigen Zeit über mich ergehen lassen zu müssen. Also bitte, Suzume, komm nicht nach Arcadia. Akzeptiere diesen Brief als die Wahrheit.

      Wiseman

      PS: Ich mische mich wirklich ungern ein, aber "die flammende Göttin" klingt mehr als übertrieben... manifestiere deine Person durch etwas das dich zeichnet, dich ausmacht... sei, was du bist. Hinoyari"


      Lustlos hatte sich ihr Gesicht in eine lasche Miene verzogen. Die Worte die Wiseman an sie richtete waren genauso wie sie einen Brief von ihm erwartete. Eher nüchtern gehalten, kaum Einfühlungsvermögen zeigend aber die Dinge auf den Punkt gebracht. Suzume atmete einmal kurz durch. Sie hatte, wenn sie ehrlich mit sich selbst war, schon mit dem ein oder anderen gerechnet... gerade die Umstände die ihre Zieheltern betrafen überraschten sie kaum. Doch zogen sich die Augenbrauen der Schwarzhaarigen in Aufregung empor, als er ihr erklärte, wie sie überhaupt an Dantalion gelangte und was die Verschmelzung ihrerseits in dem Labor von Van Zephyr mit ihrem Bewusstsein angestellt hatte. Irgendwie hatte sie ein überwältigenderes Gefühl erwartet, nachdem die Zeilen endeten. Etwas, dass sie in Jubelschreie ausbrechen lies, ihr die schiere Erleichterung in die Glieder schob und die Schwere aus jenen verbannte. Aber war ihr Gemüt ob der Enthüllungen nicht zu heben. Sie verblieb stumm und nachdenklich an Ort und Stelle zurück, faltete bedacht das dünne Papier zusammen, welches Sekunden darauf in Flammen aufging. Locker hielt sie die brennende Seite zwischen Zeigefinger und Daumen gefangen, während sich das glosende Feuer seinen Weg am nährenden Material hinwegfraß, alles von dem Zellstoff in sich verschlingend. Kurz bevor sie ihre Hand erreichten, öffnete Suzume ihre Finger und schickte das verglühende Stück Asche in die schwarze Nacht, nun auch endlich mit diesem Teil ihrer Vergangenheit abschließen könnend. Ihr Haupt richtete sich empor und erkannte unendlich viele Sterne am Firmament, die ihr nichtssagend entgegenfunkelten.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Einige Tage zogen von dannen und inmitten jener Tage, offenbarte sich im Land des ewigen Schnees eine Kutsche. Jenes hölzerne Gefährt trug einen vermummten Mann auf seinem Sitz, fest umschlungen hielt er die Zügel der Getiere die einer Kreuzung eines Wolfes und Pferdes gleichermaßen glichen. Monster, nannte man sie einst, doch mit dem Untergang der Monster in der glorreichen Zeit der Abenteurer galten sie als ausgestorben und fanden lediglich noch als Nutztiere ihren Wert. Streuner gab es zwar hier und da, doch oblag es der Miliz sich um jene Ungetüme zu kümmern und für Ordnung in den Dörfern des Umlandes zu sorgen. Kaum zu erkennen unter der zerrissenen Kutte, bewegten sich die Augen des Kutschers nach links und nach rechts. Zumindest eines von ihnen, denn das andere war erblindet. Infolge dessen schmückten ein eisblaues und ein gar bleiches Auge sein Gesicht, bisweilen den Teil der zu erkennen war. Seine untere Gesichtshälfte verbarg sich hinter einem abgetragenen, schwarzen Schal, der den Kutscher vor der Kälte des Sturmes und des Schnees schützten. Anhand seiner Statur und der Narben in seinem Gesicht war zu erkennen, dass er diesen Beruf schon seit einigen Jahren ausübte und vermutlich schon einige Überfalle auf dem Buckel hatte. An seiner Seite trug er einen Dolch in einer schwarzen Scheide, sodass man fast meinen könnte der Verdienst eines Kutschers wäre gut. Der Weg wurde holpriger, die Steine unter dem Schnee drückten sich in die Oberfläche und brachten die Kutsche dazu leicht zu schwanken. Mit der Kutsche schwankte der Mann, doch mit Leichtigkeit glich er sein Gewicht aus um standhaft auf dem hölzernen Sitz zu verweilen. Langsam neigte sich der Haupt des Mannes zur Seite und sein eisblaues Auge sah durch die Fahrerluke hindurch in den Wagen, erspähte dabei eine ebenfalls in einer schwarzen Kutte verhüllte Person und erhob seine raue Stimme, die im ersten Moment dem tiefen Gebrüll eines Bären glich. "Junger Meister. Es steht mir nicht zu nach dem Grund eurer Reise zu fragen, aber seit dem Tod des Königs ist die Stadt Alkaid für Außenseiter gesperrt. Man munkelt es habe sich ein extremer Hass gegen Vagabunden gebildet."
      Stille. Die Person im pechschwarzen Mantel war unter der Kapuze kaum zu erkennen, sein prachtvolles Schwert lehnte jedoch an seiner Schulter während er in einer gewöhnlichen Haltung mit gesenktem Kopf auf dem Passagiersitz saß. Unter dem schwarzen Schleier erkannte man auf Dauer die blasse Haut des Mannes, etwas darüber tiefe Augenringe und beim genauen hinsehen gräuliche bis hellblaue Augen die in einem leblosen Glanz zu Boden blickten. Ein tiefes Seufzen, gar schon einem bedrohlichen Brummen gleichend, entwich dem Kutscher während er kurz mit den Schultern zuckte und mit den Striemen peitschte um die Monster anzutreiben. "Von eurer Sorte gibt es eine Menge, junger Meister. Kommt nicht auf dieselben dummen Gedanken wie eure Vorgänger und versucht euch vor der Bezahlung zu drücken, nur weil ihr vor verschlossenen Toren steht. Eine Reise zurück ist ebenfalls ausgeschlossen, schließlich wartet in Alkaid schon mein nächster Kunde. Ich hoffe Ich hab mich klar und deutlich ausgedrückt!"
      Stille. Weitere Stille, und irgendwann das genervte Schnalzen mit der Zunge kurz bevor die Stimme des Mannes nun doch lautstark im Schneesturm widerhallte. "ANTWORTET MIR, VERDAMMT NOCHMAL!"
      Erschrocken zuckte er allerdings kurz zusammen, als der Kopf seines Passagiers durch die Fahrerluke sah und der verhüllte Mann einen Geldbeutel nach vorne ausstreckte. "Haltet ihr endlich euren Mund, wenn Ich ein paar Münzen extra springen lasse?"
      Die gräulichen, fast schon eiskalten blauen Augen starrten sein Gegenüber an, der lediglich aus den Augenwinkeln heraus in der Lage war das Geschehene zu fassen und erst seines Stolzes zum Dank widerwillig, doch dann selbstsicher den Geldbeutel umfasste. "Ihr habt ja doch Münzen, junger Meister. Ihr solltet an euren Sprachkünsten arbeiten, nicht jeder Kutscher ist so gnädig und lässt eine solche Wortwahl auf sich beruhen. Ich könnte euch hier und jetzt im Schneesturm euren Schicksal überlassen!"
      "Das wäre äußerst tragisch. Gebt mir meine Münzen wieder, wenn ihr mich weiter belehren wollt oder hütet eure Zunge!"
      Mit einer Geste hob der Kutscher seine Hand, drückte Zeigefinger und Daumen zusammen und fuhr sich über die Stelle seines Schales an dem sich sein Mund befinden sollte. Danach warf er seine Hand zur Seite um zu symbolisieren, dass seine Lippen noch versiegelt wären. Die Stille überkam schließlich die lange Fahrt über, sowohl Kutscher als auch Passagier hatten sich nichts mehr zu sagen. In der endlosen Wüste aus Eis, kämpfte sich der Wagen als Einziges durch die harsche weiße Gewalt, der Wagen schon längt überschneit und das Sichtfeld kaum über 2 Meter. Und doch nahm der Schneesturm langsam am Stärke ab, bestand weitestgehend in einer schwachen Form doch ließ den Blick über eine weitere Umgebung als zuvor zu. Nach allzu langer Weile, gelangte die Kutsche zum Halt und die gräulichen Augen öffneten sich, während ein poltern von außerhalb ertönte. Der Kutscher hatte sich erhob, sprang von der Kutsche und öffnete die Tür zum Wagen, lehnte seinen Arm wie ein Butler vor seine Brust und wies mit dem anderen Arm zur Seite um den Passagier anzuweisen den Wagen zu verlassen. Das Schwert fest umgriffen, die Kapuze fester ins Gesicht gezogen, erhob sich die Gestalt in der Kutsche, stieg aus und vernahm wieder Kutscher ihn am Arm packte. "Meine Bezahlung!"
      Aus seinen Augenwinkeln heraus, sahen die gräulichen Augen abwertend zu seinem Nachbarn, bevor seine freie Hand an seiner Seite den Beutel an seinem Gürtel ergriff und einige Münzen aus jenem sammelten. Nachdem der Kutscher die Münzen entgegennahm, zog er den Schal etwas hinab. Unschwer war zu erkennen, dass ihn einst schlimmes Leid angetan wurde. Seine untere Gesichtshälfte wies in der Lippengegend eine Öffnung auf, durch die seine Zähne zu sehen waren mit denen er geradewegs auf die Münzen biss um sie auf ihre Echtheit zu prüfen. Kurz darauf zog der Kutscher seinen Schal wieder nach oben und wank mit seiner Hand ab. "War mir eine Freude Geschäfte mit ihnen zu machen. Bitte suchen sie sich bei ihrer nächsten Reise einen Kutscher der ihnen für ihr freches Mundwerk die Kehle durchschneidet, insofern sie nicht schon vor den Toren Alkaids ihr Leben verlieren!"
      Ohne der Provokation des Kutscher etwas zu entgegen, wandte sich der Mann in schwarzer Kutte von ihm ab und lief auf geradem Wege in Richtung der Tore. Doch schon von der Ferne war zu erkennen, dass man jene geschlossen hielt und zwei Wachposten vor ihnen Halt fanden. "Haltet ein! Alkaid ist für Reisende im Moment geschlossen! In der Nähe befindet sich das Dorf Lepourance, dort findet ihr eine Herberge und könnt eine Kutsche für eure Rückfahrt organisieren!"
      Fremdenhass. Zumindest von diesem Wachmann war davon nicht viel zu spüren, doch vom Blick des anderen Wachmanns war die Abwertung förmlich zu spüren. Was geschah in der kurzen Zeit, in welcher der König sein Leben gab und Shin, sein vermutlicher Mörder, die Kontrolle über jene übernahm. Die Gestalt drückte sich an den Wachmann vorbei, doch wurde von ihn gewaltsam am Oberarm gepackt. "Ich sagte ihr sollt stehen bleiben! Seid ihr schwer von Begriff?!"
      Die Kapuze löste sich vom Antlitz des Mannes und enthüllt Silbernes Haar mit weißem Glanz, während die grau-blauen Augen in Richtung des Soldaten blickten und dieser erst vor Überraschung und dann vor Ehrfurcht erzitterte. Die Hand löste sich, drückte sich vor seine Brust seine Beine stemmten sich aneinander um der Person vor ihm zu salutieren. "Kommandant Vale?! Ihr seid zurück! Wo wart ihr so lange? Der Kö-"
      "Öffnet das Tor!", entwich es lautstark von Vale der die Worte des Mannes unterbrach um sie nicht wieder und wieder hören zu müssen. Ja, der König war tot. Ja, sein Schützling ist in seiner Abwesenheit gestorben! Diesen Misserfolg, dieses Gefühl des Verlustes und der Selbstkritik in jeder Faser seines Körpers zu spüren, aus jedem Mund jedes dahergelaufenen Trottels zu hören und die aufwirbelten Schuldgefühle wieder und wieder aufkochen zu lassen, zwangen den Silberhaarigen auf seine mentalen Knie. "J-Jawohl!"
      "ÖFFNET DIE TORE!"
      , brüllte der Wachmann, während der andere ebenfalls salutierte und in einem lauten Geräusch das Tor durch die Wachmänner im Inneren aufgedreht wurde. Wild wirbelten die silbernen Haare im wüsten Schneesturm umher, tief in seinen Gedanken versunken trag der Mann in schwarzer Kutte voran um die Torschwelle zu überschreiten. Kaum dort angekommen, wurde er durch die Fragen seiner Untergebenen durchlöcherten, doch hinterblieb nichts davon in seinen Gedanken. Und so schenkte er ihnen kein Gehört, ignorierte sie in seiner eigenen Welt der Sünde gefangen während die leblosen Augen lediglich nach vorne in Richtung des Anwesens der Suliman blickte. Nicht mal die Wachen die sich ihn in den Weg stellten vernahm er, schob sie regelrecht mit seinen Händen schlicht zur Seite, während seine Schritte ihn dumpf durch den Schnee vorantrieben und das Ende seiner langen Reise im Blick war. Das Ende seiner Reise? Als der Gedanke seinen Kopf umspielte, hinterfragte er die Tatsache weshalb er Alkaid noch einmal aufsuchte. War es wirklich um herauszufinden ob sein damaliger Waffenbruder, sein damaliger bester und wahrscheinlich einziger Freund der Mörder seines Schützlings war oder war es um den zweiten Fehlversuch anzuerkennen, den zweiten Schüler der zwar diesmal nicht auf Abwege geriet, aber dafür sein Leben gab. Wusste er Shin's Antwort bereits, ging er von den schlimmsten aus und wollte ein letztes Mal den leblosen Körper seines Lehrlings sehen bevor er sich ebenfalls das Leben nehmen würde? Noch bevor er seine Gedanken zu Ende führen konnte, erstreckte sich das Tor des Anwesens vor seinen Augen. Mühsam und langsam richteten sich seine Arme nach vorne, schoben das Tor gewaltsam auf und stoppten als die ratlosen Gesichter sein Antlitz voller Entsetzen erblickten. "Kommandant Vale! Wo wart ihr gewesen? Der König!"
      Der König. Der König, der König der König der KÖNIG DER KÖNIG DER KÖNIG. Ruhe, RUHE, HALTET VERDAMMT NOCH MAL EUER VERDAMMTES MAUL!
      Der Hasse in den Gedanken des Mannes überwog, schnürte sein Herz zusammen, ließ es im symbolischen Sinner erschwärzen. "Vale, ist bei euch alles in Ordnung?"
      "Wo ist Shin?"
      Entsetzt über die Antwort des Mannes, weiteten sich die Augen der Magd des Königs, die zuvor vermutlich die meisten Tränen um den Verlust ihres Herren vergossen hatte. Emilia richtete instinktiv ihre Hand auf und verpasste den Kommandanten eine Backpfeife, bevor sie verwirrt auf ihre Hand starrte. "E-Eh? I-Ich.. d-das wollte ich nicht!"
      Die gräulichen Augen verfinsterten sich, fast schon abwertend und kaltherzig starrte der Mann auf das mehr als einen Kopf kürzere Mädchen hinab, bevor er ebenfalls seine Hand erhob und sie ihre Augen zusammenkniff und zusammenzuckte. Vale legte die Hand jedoch auf ihrer Schulter ab, sah sie mit seinen leblosen Augen an und erhob lediglich seine Stimme. "Bring mich zu ihm, Emilia!"
      Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln der jungen Magd, bevor sie schlichtweg nickte und mit eiligen Schritt voraneilte. Erst etwas langsamer, doch dann im ebenfalls erhöhten Tempo, folgte der Silberhaarige Mann der jungen Frau in die Katakomben, die einzig der König betreten durfte. Das Grabmal der ehemaligen Herrin des Anwesens Suliman, der älteren Schwester Logi's die seit nun länger als einem Jahrzehnt innerhalb einer Eissäule gefangen war und nun an seiner Seite ihren jüngeren Bruder in gleicher Situation begrüßen durfte. Ein Schimmer bildete sich in den Augen des Silberhaarigen Mannes, als er die zwei Eissäulen erblickte und an der bedrückt zu Boden schauenden Frau vorbeilief. "Emilia!"
      Die Magd erhob ihr Haupt, sah zum Kommandanten hinauf und versuchte möglichst dem Antlitz der Herrin und des König zu entgehen. "Logi ist am Leben! Es ist möglich das er all seine Erinnerungen verliert, doch wir können ihn retten!"
      "E-Eh? Wie genau soll das gehen? Die werte Herrin befindet sich schon seit 14 Jahren im Eisschlaf.."
      "Forneus! Der Urgeist des Wassers und Eises... Der Zustand seiner älteren Schwester ist dem Urgeist geschuldet. Sie stellte sich allein im damaligen Krieg gegen die Lords und ihr gelang es die Bündnis jener zu zerschlagen. Nur durch ihr ehrenvolles Opfer durch die Überkompensation Forneus Kräfte und ihrem Mental Shutdown war sie in der Lage die immensen Streitkräfte zu beseitigen und Alkaid ein Jahrzehnt des Friedens zu bringen. Doch eine Eissäule die von Forneus erschaffen wurde um seinen Träger vor dem nahestehenden Tod oder den Folgen des Shutdowns zu schützen, kann auch von Forneus wieder zerstört werden!"
      "Ich verstehe nicht.. aber dann erleiden Lord Logi und die werte Herrin doch den Mental Shutdown oder schlimmstenfalls den Tod!"
      "Nicht zwangsweise.. Ich kenne da eine Person die ebenfalls im Besitz eines Urgeistes ist und möglicherweise helfen könnte. Allerdings hielt Ich sie für die Mörderin unseres Königs."
      Wut formte sich in den Zügen der Magd, während ihre Stimme bebend ertönte. "Die niederträchtige Hexe Suzume und Gaius der Verräter!"
      "Halt mich für verrückt, Emilia- Aber ich denke sie sind die Einzigen die in der Lage sind Logi zu retten. Ob sie schuldig sind oder nicht spielt hier keine Rolle, und für ihre Taten können sie noch immer gerichtet werden doch könnte ihre Strafe milder ausfallen, wenn sie dem König ein neues Leben schenken. Nichtdestotrotz muss ich mit Shin sprechen und danach nach Suzume und Gaius lösen.. Sie waren auf den Weg nach Arcadia, wenn ich mich recht entsinne."

      "Lord Shin ist nicht im Anwesen der Suliman.."
      Vale's Augen weiteten sich leicht als er die Worte vernahm. Er drehte sich zu der Magd und sprach sie auf ihre Aussage an: "Shin lässt euch in eurer Misere allein? Wo zur Hölle ist er?"
      "In Arcadia..."
      Inzwischen erblickte der Teufel in seiner neuen Gestalt das Antlitz des Tages, ummantelte mit seinen Armen seinen Körper in Euphorie und breitete die weißen Flügel auf seinen Rücken aus. Ein lustvolles Grinsen ummantelte seine Lippen, während seine Stimme durch die des Königs der Eos erklang. "Mein perfektes Gehäuse, zwar einige Jahrzehnte zu spät doch immerhin ein Nachkomme! Fantastisch, endlich kann Ich, Ashiabal der Herr aller Teufel, meine vollen Kräfte entfalten und diese verabscheuungswürdigen Abkömmlinge der Menschen beseitigen um uns unseren rechtmäßigen Platz, als Herrscher dieser Welt zurückzuerobern!"
      Überheblich wandte sich das grinsende Gesicht in Richtung des Mannes mit schwarz-weißem Haar vor sich, welcher einst als seine Hülle diente. Mit Schwung, fast schon spielerisch trat er den Mann in die Seite und katapultierte ihn so gegen eine Wand. "Hahaha.. Eine Ewigkeit in diesem Körper eingesperrt, von einem Geist in seinem Kopf in Zaum gehalten und schließlich doch übermannt von meiner göttlichen Wenigkeit. Für solch eine bemitleidenswerte Kreatur hast du einen ganz schön großen Widerstand geleistet. Frohe Kunde, verlässt meine Lippen wenn ich kundtue das deine Existenz zumindest für meine Belustigung gesorgt hat und mir die letzten zwei Jahrzehnte amüsant gestaltete. Fast ist es dir gelungen mich wegzusperren und zumindest für die jämmerliche Lebenszeit eures Geschlechtes vor meinem Ziel abzuhalten, doch wie sich das Blatt nun gewendet hat. Ich liebe dich, mein aller liebster Zeitvertreib!"
      Luxuria Ains Arcadia, der König nun in Form Ashiabals trat voran und stieß seinen Stiefel gegen die Rippen des bewusstlosen Mannes am Boden. "Komm! Komm und hol mich! Vielleicht gelingt es dir ja wirklich, mein Lieblingsspielzeug! Vielleicht kannst du mich durch den Niederfall Arcadias ja wirklich auf- Pffr..Hahahahaha"
      Im Lachwahn verfallen, bemerkte der Teufel kaum die Anwesenheit zweier neuer Spielfiguren die den Bildschirm betraten, zumindest nahm es den Anschein bevor nach einer Weile sein Gelächter verstummte und der Teufel sich erneut zu Wort meldete. Ein verspieltes, fast schon finster verzerrtes Lächeln umspielte seine Lippen während er sich zu dem Weißhaarigen Mann mit Anhang umdrehte. "Und du bist?"
      Ein Pfeifen entwich seinen Schwarzhaarigen Begleiter, der die blutverschmierte Umgebung und die vielen leblos wirkenden Körper betrachtete, darunter auch den stärksten Mann der Welt. "Mein Name ist Shin. Ich bin der Schüler der Hexe Mili.", entwich es dem Mann bevor auch er ein freundliches Lächeln aufsetzte. "Ich bin hier um ein Bündnis mit euch zu schließen, Herr.. nein König der Teufel! Mein Ziel ist es alle Urgeister in mir zu vereinen und den letzten Willen meiner Meisterin in die Tat umzusetzen. Die Menschen müssen verschwinden um den Geistern ihren rechtmäßigen Platz zurückzugeben und dieses Ziel gelingt nur durch den Niedergang der Zivilisation und der Rückkehr der Natur."
      "Amüsant!"

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    • "Steh auf! STEH AUF, SOHN DER HEXE!"
      "Huh?", entwich es dem Weißhaarigen Mann in Gestalt des weißen Teufels, der sein Antlitz in Richtung Wisemans wandte, welcher trotz seines erbärmlichen und kläglichen Zustandes dennoch in der Lage war Worte an sein Gegenüber zu wenden. "Redest du mit ihm?", ertönte es von Ashiabal bevor er seinen Daumen in Richtung des zermürbten Mannes wandte, welcher in einem gar schon jämmerlichen Zustand an der Wand lehnte. Lehnte? Ashiabal's Augen versuchten aus seinen Augenwinkeln heraus die Situation zu erfassen, doch noch während er die Silhouette jenes ehemaligen Gefängnisses in menschlicher Gestalt wahrnehmen konnte, bäumte sich die Gestalt vor ihn auf und umfasste mit beiden Händen den Hals des Teufels. "Gib ihn zurück!"
      Erst ziemlich leise, kaum vernehmbar entwichen die Worte den Lippen des derweil wieder Schwarzhaarigen Mannes. Ashiabal, in Form des Königs Arcadias, stieß ein überhebliches Grinsen aus doch Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn als er die leeren, tiefroten Augen seines Widersachers vernahm. "Gib ihn zurück!", wiederholte es die Gestalt des Mannes, der zuvor noch unter den Füßen des Teufels kauerte. Noch bevor er ein drittes Mal jene Worte in den Mund nehmen konnte, erschien ein fremdes Bein und drückte sich gegen seine Rippen. Doch bevor die pralle Wucht ihn zur Seite stoßen konnte, löste er seinen Griff und drückte seinen seinen Ellenbogen zwischen die Knöchel der besagten Person, umschlang mit beiden Händen den Unterschenkel des Mannes und schleuderte ihn mit Wucht zur Seite. Der Schwarzhaarige der zur Seite geschleudert wurde, fing sich im Fall mit einer Rolle und landete einige Meter weiter wieder auf den Füßen, rieb sich schließlich mit den Handrücken über die Lippen und setzte ein diabolisches Grinsen auf. "Da ist er! Der wahre Schrecken des Todes! So lange versuchte Ich diesem Namen gerecht zu werden, mordete, verstümmelte, trat in Arenen an und verschonte niemanden. Und nun stehe Ich hier, als neuer Schrecken des Todes mit dem wahren Schrecken des Todes als mein Feind! Verzeih mir Shin, doch diese Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen!"
      Inzwischen hatte sich Ashiabal dem stärksten Mann Arcadias zugewandt, welcher sich aufgerichtet hatte um das Schauspiel zu beobachten. Die Wunde an seinem Arm triefte, das Blut sammelte sich erbarmungslos am Boden, doch trotz von Schwärze unterlaufenen Augen, weigerte sich Wiseman das Bewusstsein zu verlieren. "Teufel.. Ashiabal war dein Name? Ich bemitleide dich!"
      Ashiabal trat näher an den Graubärtigen Mann, stieß sein Knie in sein Gesicht und zwang ihn dazu wieder auf den Boden Halt zu finden. Der Körper des alten Mannes knallte zu Boden, doch blieb seine Mimik unbeeindruckt obgleich er für einen kurzen Moment Blut ausspuckte. "Meine Güte, wie überaus niedlich und zuvorkommen von dir! Doch sag mir, alter Mann, aus welchem Grund bemitleidest du einen Gott?"
      "Hehe.."
      Ein Schmunzeln verließ die Lippen des Mannes, bevor er sich ein weiteres Mal aufrappelte und dem König der Teufel mit ernstem Blick in die Augen sah. "Ashiabal.. warst du es der dem Gefängnis entkam oder warst du es der den Gefangenen befreite? Vergisst du nicht etwas? Dieser Junge ist nicht nur der Sohn von der Hexe die alle Urgeister kontrollierte, sondern auch der Sohn jenes Mannes der alle Urgeister unterwarf. In ihm hausen die Gene zweier Kreaturen, die die Stärke der Urgeister und selbst der Teufel bei weitem überragten. Wenn er auch nur einen Bruchteil von Galaheads Stärke besitzt, dann gnade dir ein wahrer Gott!"
      "Hahahahaha. Welch Mühe du dir gibst um mich vor Möglichkeiten zu warnen. Doch, vergisst du nicht in deinem hohen Alter, dass es sich hierbei nur um Möglichkeiten und nicht Gegebenheiten handelt? Ich sah seit nun mehr als zwei Jahrzehnten die Welt aus den Augen dieses Jungen und momentan reicht seine Stärke nicht mal an ein Zehntel jenes Mannes heran."
      "Du hast Recht, König der Teufel. Doch das war bevor er erwachte!"
      Der Kampf zwischen den Schrecken des Todes und Ren verlief in Hintergrund und nahm im Laufe des Gespräches an Fahrt auf. Momentan versuchten sich die Kontrahenten anhand eines Schlagabtausches auszustechen, doch gelang es nicht dem neuen Schrecken des Todes Überhand zu gewinnen woraufhin er Gebrauch von seinen Kräften machte. Eine Säule aus Erdspeeren schoss auf den Schwarzhaarigen Mann zu, doch mit nur wenigen Bewegungen wich er der geradlinigen Spur aus Speeren aus. Auch die folgenden, wenn auch besser koordinierten Speere und Felswänden wich er gekonnt im Eiltempo mit Sätzen aus. Doch der Schrecken des Todes war nicht dumm, so verarbeitete er Fallen in die Felswände, aus denen schließlich Felsbrocken schossen und wie ein Dauerschall von Kanonenkugeln auf den Revenus niederprasselten. "Genug.."
      Der Schwarzhaarige überkreuzte seine Arme und schwarze Würfel sowie weiße Punkte bildeten sich unter seinen Händen, bevor sich jene in die Form zweier Pistolen manifestierten die er mit beiden Händen schließlich ergriff. Mit der schwarzen Pistole schoss er auf die Felsbrocken und löschte sie komplett aus, mit der weißen Pistole schoss er in Richtung seines Kontrahenten doch verfehlte und erntete sich somit seinen Hohn. "Wo schießt du denn hin? Ist das alles was du kannst, Schrecken des Todes?!"
      "Hm.. Sieht so aus als wäre der Kampf entschieden."
      Schüsse ertönten, ein Hagel aus Felsen stieß in Richtung des Mannes, gar schon Säulen in Form von Tentakeln eines Tintenfisches ragten in Richtung des Mannes und peitschten auf den Boden, hinterließen gar ein Rumoren welche den Revenus aus dem Gleichgewicht bringen sollten. Doch mit Conception gelang es Ren schließlich Barrieren in der Luft zu erschaffen und sich von ihnen abzustoßen um schließlich den Boden nicht zu berühren. Von ihnen sprang er ab, landete auf einen der gigantischen Tentakel die zuvor mit wenigen Schüssen von Deception zerbarsten und rannte auf ihnen in Richtung seines Erschaffers, der weiterhin damit beschäftigt war die Kräfte seines Urgeistes im vollen Maße auszunutzen und gegen Ren zu wenden. Einige der steinernen Speere, nunmehr Pfeilen gleichend, streiften den Schwarzhaarigen an gewissen Körperteilen und entblößten an einigen Stellen seine Haut. Obgleich der Schrecken des Todes nun mehr Erfolge zu verweisen hatte und an Tempo zulegte um seinen Widersacher zu beseitigen, musste er Abstand aufbauen und trat so einige Schritte zurück, doch vernahm nach nur kurzer Zeit eine Blockade an seinen Rücken. Als er seinen Blick dann für einen kurzen Moment nach hinten wandte, nutze Ren diesen Moment aus und erschuf eine Barriere unter seinen Füßen, die er mit mehreren Barrieren verwirbelte und mit einem Schuss von Deception loslöste um sie schließlich wie eine Sprungfeder zu verwenden und in einem enormen Tempo auf den Schrecken des Todes zuzuschnellen. Dieser bemerkte, dass jene Schüsse vor nicht allzu langer Zeit nicht ihm galten sondern Barrieren hinter ihm erschufen um Shin und Ashiabal daran zu hindern sich einzumischen und somit beide in einen Kampffeld gefangen hielten. "Er sieht mich nicht einmal.. Das ist es! Genau das ist es wonach ich mich gesehnt habe! Krank, einfach nur krank! Der Schrecken des Todes in Leib und Seele und ich stehe ihm gegenüber!"
      In einem letzten Anfall an Wahn und Verzweiflung, Gelächter voller Irrsinn, erschuf der Schwarzhaarige Doppelgänger einen gigantische Lanze aus Erde, doch verfehlte jene sein Ziel da besagtes von Beginn an etwas anderes im Visier hatte. So schoss Ren in seinem Federsprung zwar an dem Schwarzhaarigen vorbei, doch richtete seinen Arm zur Seite um für einen kurzen Moment mit Deception vor der Stirn des Mannes Halt zu finden und ein Loch durch ihn hindurch in die Barriere zu schießen. Mit einigen Schüssen, schnitt er nun auch Shin seinen Fluchtweg ab, doch reagierte dieser anders und erschuf auf direktem Wege die Schleier Forneus um Ren noch vor seinem Aufprall den Weg abzuschneiden und die Kugeln Conceptions und Deceptions abzuweisen. Die vielen Schleier ummantelten die Gestalt des Silberhaarigen Mannes, der gespieltes Lächeln aufsetzte und in Richtung Wiseman starrte, welcher ihn einen giftigen Blick zuwarf. "Dachtest du wirklich, du wärst mein stärkster Schüler? Das warst du, aber nicht der mit dem meisten Potenzial!"
      Überrascht über den plötzlichen Stärkezuwachs Ren's, klatschte der Teufel in Gestalt des Königs in die Hände und jubelte seinem Peiniger zu. "Weiter so, Junge! Du schaffst es! und danach bin Ich dran, ja? Oh, dass wird ein Spaß, doch bis dahin ist mir noch etwas besseres eingefallen! Meister gegen Schüler, wie klingt das? Hmmmm?!"
      "Wa-", noch bevor Wiseman dieses Wort zuende bringen konnte, drückte Ashiabal mit seinen Händen die Wangen des stärksten Mannes zusammen und grinste schelmisch. "Für dich nehme Ich einen meiner treusten und stärksten Untergebenen. Ehre dem, den Ehre gebührt!"

      Langweilig, ja Langweilig traf es ganz gut. Es war nicht das erste Mal das der Urgeistes des Windes in einem Luftschiff saß, wenngleich er als die Inkarnation des Windes einen geeigneteren Weg fand um sich durch die Luft zu bewegen, doch die Entwicklungen der Menschen ganz amüsant wirkten. Doch selbst niederen Geistern des Windes war es möglich sich in einem schnelleren Tempo zu bewegen, als die immensen Bauten der Eos, die sie ihren Nachbarn den Logos vermachten. Fast schon träge, wandten sich die grün-gräulichen Augen aus dem schmalen Fenster des Gemaches jener Person die in der Ferne nichts weiter als die faden Wolken und den faden Himmel erblickten. Aiolos war noch nicht lange in der Rolle der Urgeister tätig und Gaius erblickte bei weitem weniger Zeit die Welt, doch glichen sich die Erinnerungen anhand der wenigen Abenteuer die beide vorzuweisen hatten und anhand der Befehle die sie stets folgen, der einige in Form seines Königs der andere in Form seiner Meisterin. War es sinnig der inneren Unruhe Gehör zu schenken und die Beihilfe zu verweigern, den Schrecken des Todes zu retten der die Gefährten Gaius auf den Gewissen hatte doch dessen Hilfe Aiolos verpflichtet wäre, da es sich hierbei um den Sohn seiner Meisterin handelte? Gaius Entscheidung überwog der Aiolos, seine Vermenschlichung nahm Überhand doch durfte er nicht vergessen das er der Abkömmling eines Gottes war, der schon seit Beginn der Zeit für die Balance dieses Planeten sorgte. Der innere Konflikt des Mannes nahm Überhand, obgleich sich Urgeist und Inhaber einen Geist, eine Seele und einen Körper teilten hinterblieben Schnipsel jener alten Persönlichkeit die mit dem Vorgehen der neuen Persönlichkeit, der geeinten Persönlichkeit mehr als nur unzufrieden waren. Frische Luft, ja frische Luft würde ihnen gut tun um die Gedanken neu zu sortieren und sich von alten Traditionen und Normen loszulösen, denn nichtsdestotrotz lebten sowohl Aiolos als auch Gaius in jenem Moment und mussten sich mit Entscheidungen obgleich die Fehl- oder gerechtfertigte Entscheidungen waren, zufrieden geben und mit ihren Konsequenzen leben. So begab sich der Braunhaarige Geselle schließlich auf direktem Wege durch die Korridore des Luftschiffes, vernahm Hestia auf dem Flure mit verschränkten Armen doch überließ sie ihren Gedanken, die sich vermutlich um die letzten Worte Lily's handelten die an sie gerichtet waren. Wer dieses Luftschiff steuerte? Ein erfahrener Vertrauter Suzumes, der sich im Umgang mit jenen auskannte und die kläglichen Überreste jener Crew an ihr Ziel bringen konnte, obgleich es einem Himmelfahrtskommando glich. Das Vertrauen der Leute in Suzume musste immens sein, groß genug um wenige Wert auf das eigene Leben zu legen nur um ihre Herrin an einen Ort zu bringen, der mit absoluter Sicherheit ihr Ende bedeuten sollte. Woher stammten diese Gedanken? Versuchte die alte Persona von Aiolos wieder den Körper des neuen Aiolos zu übernehmen und Gaius Existenz komplett aus der Welt zu löschen? Bevor dies geschah, musste unbedingt eine Sache geschehen. Bevor diese schier unvermeidbare Situation an den Tag trat, musste ein Pakt mit Suzume geschlossen werden um den aus der Kontrolle geratenen Urgeist an sich zu binden. So nach und nach erschlich Gaius ohnehin das Gefühl, die Erinnerungen an jenen Tag an dem er Rachel verletzte wieder aufrufen zu können und obgleich es nicht Gaius, Aiolos neue Persona war die diese Taten ausführte sondern die Überreste der alten Persona die versuchten den Körper zu übernehmen, so war es dennoch keine Ausrede nachgegeben zu haben. So war es, so würde es immer sein und somit müsse er sich arrangieren. Gaius, der gebrandmarkte Verräter des Königreiches Alkaids, verließ schließlich die Korridore und folgte der Reeling am Außendeck um schließlich in der Ferne Suzume zu entdecken, die allerdings in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen schien. Als sie schließlich ihren inneren Monolog zu beenden schien, aus ihren Augenwinkeln des Braunhaarigen Gefährten erblickte doch ihm nicht die Beachtung schenkte die er sich erhofft hatte, wandte er sich dennoch ihr zu und trat zu ihr heran. "Es ist viel passiert.. In letzter Zeit. Ich schätze wir mussten alle unsere Gedanken sortieren.. schließlich kommen ein paar schreckliche Wendungen, gar ein paar schreckliche Kämpfe auf uns zu. Suzume, was ich dir damals mitteilte entsprach der Wahrheit und bevor uns die Gelegenheit entgeht möchte Ich dich fragen ob es nicht sinnig wäre hier vor Ort unseren Pakt zu schließen.. doch.. sei dir gewiss das es sich hierbei um kein einfaches Unterfangen handelt."
      Gaius wandte seinen Blick für einen kurzen Moment ab, verschränkte seine Arme auf der Reeling und beugte sich leicht nach vorne während der Wind seine Haare wild durchwirbelte. "Es ist keine Ausrede, sei bitte auch nicht zornig das ich jenes Thema erneut anspreche, doch bei den Unfall mit Rachel handelte es sich nicht um mich. Jemand Anderes, mein altes Ich versucht wieder die Kontrolle über diesen Körper zu erlangen und der Mann den du als Gaius kennst könnte heute, morgen oder in nur wenigen Tagen dahinsiechen. Ich, Gaius, bereue meine Taten zutiefst und empfinde nichts als Scham nicht nur meinen König nicht beschützt zu haben, sondern auch für die Kraft alle zu beschützen meine Existenz wenn auch nur für einen kurzen Moment dieser erbarmungslosen Kreatur geopfert zu haben. Doch, wenn wir hier uns jetzt unseren Pakt schließen.. so weiß ich das selbst nach meinen Ableben sowohl Dantalion, als auch du gegen Aiolos kämpfen werden. Nur ihr beide könnt ihn bändigen, Suzume.. Ein Pakt kommt allerdings auch mit einem gleichwertigen Preis einher, einen Preis welchem der Paktgeber zu bezahlen hat."
      Gaius schenkte der Schwarzhaarigen jungen Frau einen kurzen, gar schon gequälten Blick bevor er sich abwand und erneut in Richtung des Himmels blickte. "Mili opferte einst einige ihre Erinnerungen an Forneus, ihr Augenlicht an Belial, ihre Gefühle an Dantalion und Sinne an mich. Obgleich sie eine gebrochene Frau war, entschied sie sich schließlich auch ihren Körper zu opfern um die Barriere zu erschaffen, die das Damokles Schwert umwob. Verstehst du worauf Ich hinaus möchte?"
      Gaius wandte sich der jungen Frau zu, umfasste ihre Hände und sah ihr tief in die Augen. "Du willst sie retten, nicht wahr? Lily, die Kinder im Waisenhaus, Wiseman, Ren. Was bist du bereit, dafür zu opfern? Womit willst du diesen Pakt besiegeln?"
    • Stet rauschte die klare, nach Schnee duftende Nachtluft an ihrer Nase vorbei. Ihre Augen brannten bereits, sie war müde geworden. Suzume hatte für die Zeit die sie hier heraußen verbrachte jegliches Gefühl verloren, es konnten schon Stunden vergangen sein, sie würde es nicht einordnen können. Ein tiefes Seufzen entkam ihrer Lunge und noch bevor sich ihr Körper zur Gänze aufgerichtet hatte, dem Verlangen nachgebend sich durchzustrecken, erkannte sie dumpfe Schritte die sich in ihre Richtung bewegten. Aus dem Augenwinkel erkannte sie den wohlbekannten braunen Schopf des Windgeistes, der das Gespräch suchte. Missmutig eine Schnute ziehend, kehrte die Schwarzhaarige ihren Schopf herum, zeigte ihm die kalte Schulter. Doch diesmal war es anders... Gaius trat näher an sie heran und richtete die versöhnlich, doch nicht minder angeschlagene Stimme an sie. Harsch klangen seine Worte, welche einen gequälten Unterton in sich trugen und ja... die Sätze die er sprach, die Wörter, welche die sich kräuselnde Stimme seinerseits anschlugen... alle trieften sie nur so von Reue und Scham. Suzume biss ihre Zähne fest aufeinander, ihr Kiefer spannte sich an. War es Mitleid das sie überkam? Oder spürte sie ihr eigenes schlechtes Gewissen, gegenüber jenem Herren neben ihr, welcher sie so selbstlos aus jeglicher Gefahr, möglichem Mord und Totschlag geführt hatte, ohne dabei auch nur eine Gegenleistung zu verlangen? Welchen Grund hatte sie noch, ihn derartig unversöhnlich abzulehnen, nachdem er ihr die Umstände erklärte? Wahrscheinlich war Suzume deswegen so sauer auf ihn gewesen, als Rachels Unfall passierte... sie hatte den Umstand einfach als wahrhaftig angenommen, dass dieser sonst so anständige Kerl neben ihr, denselben Tugenden folgte wie sie selbst. Wohl in der Hoffnung einen Verbündeten zu finden, jemand der ähnliches Schicksal teilt und ihr Wesen in den Tiefen ihrer Seele zu verstehen vermochte... Ja, genau. Sie suchte jemanden, zu dem sie aufsehen konnte, wenn sie selbst es schon nicht mehr schaffte, richtig von falsch zu unterscheiden. Aber nun... nun... Wortlos gesellte sich die Schwarzhaarige neben ihn an die Reling und verlor ebenso ihren Blick in der Unendlichkeit der stillen Schwärze, wo Horizont und Erdball eine unerkennbare, verschwommene Linie bildeten, getrennt nur von den wenigen Sternen am Himmelszelt. Nun da sie verstand was Gaius versuchte an sie zu vermitteln, erkannte sie den gebrochenen Mann neben sich, der seit jeher seine Existenz anzweifeln musste und tagtäglich den Krieg kämpfte, welcher für sie innerhalb weniger Stunden zum erliegen gebracht wurde. Er sprach weiter... mehr und mehr von dem was er ihr zu erklären versuchte, gelangte als glorreiche Botschaft in ihrem Kopf an und schenkte dem Puzzle Stück für Stück, ehe das Gesamtbild sich zu erkennen gab. Ihr unsicherer Blick rutschte schräg an dem Größeren empor, heftete sich auf die von unredlichen Schmerz zerfurchte Miene des Braunhaarigen... "... Ein Pakt kommt allerdings auch mit einem gleichwertigen Preis einher, einen Preis welchen der Paktgeber zu bezahlen hat." Der Schwarzhaarigen stockte der Atem. Suzumes Augenmerk lag bereits in dem Antlitz des Windgeistes, als dieser seine Qual einen Moment mit ihr teilte, dann aber verdrossen wieder gen Himmel blickte. Sagte er... wollte er ihr damit sagen das... sollte sie? Verständnislos weiteten sich der Urgeistträgerin Augen - vorerst. Noch hatte sie sich keinen Reim darauf machen können, was genau Gaius von ihr verlangte, erst als er weitersprach, verstand Suzume...

      War es das Ergreifen ihrer Hände, oder der gar tiefe Blick den er ihr schenkte... die flehenden Worte die er sprach, gefüllt mit Wahrheit und Hoffnung oder der einsame Moment der Aussprache zwischen den beiden... Suzume konnte nicht genau benennen was genau ihr Herz in diesem Augenblick erreichte, aber verstand sie endlich die ungeheure Wichtigkeit dessen, was Gaius von ihr wollte. Ihre Lippen öffneten sich einen Spalt weit, als sie scharf die kalte Luft in ihre Lungen sog und diese für ein paar wenige Sekunden, stockend in ihrer Brust behielt, versuchend ihren sprunghaft verschnellerten Herzschlag zu beruhigen. Silbern glänzendes grau mischte sich mit tosendem Gischtblau, während der Griff um seine Hände fester wurde. Suzume rang verzweifelt nach Worten, als ihr verlorener Blick zur Seite hinabrutschte und ihr Atem seufzenden Klanges ihrer Kehle entwich. "Und ich frage dich nochmal... was wird mit dir passieren, sofern ich den Pakt mit Aiolos eingehe? Ich... ich habe bereits so viele Menschen getötet... ich will nicht auch noch dich töten.", angsterfüllt stoben die Worte von dannen, malmend fest verbissen sich ihre Zähne ineinander. Er versuchte es gar nicht zu verbergen, das Ächzen das seiner Kehler entwich. "Nun... wir haben zwei Möglichkeiten... die erste wäre Aiolos durch einen Bringschuld-Pakt an dich zu binden... sich seiner Kräfte immer dann zu bedienen wenn du es brauchst, mir jedoch meinen Körper zu lassen. Der einzige Nachteil wäre hierbei, dass mein Körper ohne Bewusstsein wäre und Schutz bedarf. Ich wäre ein lästiges Anhängsel, eine unbrauchbare Hülle... Sollte ich in dieser Phase sterben, wäre die Bringschuld aufgehoben und Aiolos dauerhaft an dich gebunden... was mich zur zweiten Möglichkeit bringt...", Gaius hielt inne und suchte erneut den Blick der Schwarzhaarigen, nur lag in jenem nun eine unterschwellige Sänfte, als wüsste er, dass Suzume die nächsten Worte wohlmöglich aufwühlen würden. Nur ungern erwiderte die junge Frau den Blick des Größeren und sah ihm mit wachsender Skepsis auf den Zügen ins Gesicht, nickte jedoch, die erste Möglichkeit scheinbar verdaut. "Du verpflichtest Aiolos mit einem Bindungspakt an deiner Seite zu bleiben. Sofort. Ohne Ausnahme, ohne Zeit zu verlieren... ich jedoch... ich würde hier und jetzt, an Ort und Stelle, mein Leben lassen...", er riss es ab wie ein Pflaster über einer schlecht verheilten Wunde, die erneut Blut austreten ließ nur um den Schmerz des Vergangenen erneut zur Schau zu stellen. Die Schwere der Worte seinerseits sackte in ihr Verständnis, ließen sie Augen der jungen Frau in Schrecken weiten. Bleich wurde ihr Gesicht und ihren Kopf schüttelnd, entkamen der jungen Frau stotternde, verletzte Worte. "W-was... Gaius, dass kann... ICH kann nicht...", ehrlich war Suzumes Reaktion, die fühlte wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Was verlangte er da von ihr? Sich distanzieren wollend, tat die Schwarzhaarige einen kleinen Schritt nach hinten, vergaß aber in Anbetracht des Moments, dass beiderseits Hände sich noch in jenen des anderen befanden. So kam sie nicht weit, wurde just von dem kräftigeren jungen Mann vor ihr wieder näher gezogen, in seinen Augen glänzte nichts als die schiere Entscheidungskraft. "Du darfst jetzt nicht zögern, Suzume! Was... was willst du tun?" - "Ich KANN das nicht tun! Ich kann dir dein Leben nicht so selbstlos nehmen, Gaius! Jegliche moralische Faser in meinem Körper schreit und windet sich bei diesem Gedanken!" - "Es gibt aber kei-!" - "Natürlich gibt es eine andere Möglichkeit! Es gibt IMMER einen anderen Weg!" - "Ja? Welche fällt dir ein, wenn nicht diese die ich dir bereits genannt habe, hm?" - "Ich...!", ein Quell der Trauer suchte sich links und rechts den Weg an ihren Wangen hinab... die sonst so weichen Züge zu einer geplagten Fratze verzogen... ihr Haupt der Schwere der Worte ergebend, fallen lassend, nur kurz ein erstickendes Schluchzen von sich gebend. "Suzume..." - "Sei still... ich denke nach.", forsch schniefend erwiderte sie dem Drängen des Braunhaarigen nur knapp, welcher ein ... Kichern... ? von sich gab. Was war angesichts ihrer verzwickten Situation noch so amüsant um sich hier darüber lustig zu machen...

      "Glaub mir... ich habe jegliche weitere Optionen wieder und wieder in Gedanken durchgespielt... das Ergebnis bleibt, so Leid es mir tut, immer das selbe... die beiden Wege sind jene die am Erfolgversprechendsten sind... du musst dich nur für einen entscheiden.", es schien als würde er ihre Notlage verstehen, immerhin war gerade der Himmel über ihr zusammengebrochen. Aus dem hektischen, beinahe befehlshabenden Ton wandelte sich eine verständnisvolle Zartheit, die sich, ähnlich dem Element dem er zugeordnet war, leicht und schwingend um die beiden Gefährten webte. Der Windgeist legte seinen Kopf schief, drückte erneut die Hände seiner im Geiste verbundenen, was sie zum aufsehen zwang. Ihr Antlitz erschien gefestigt, das Blau in ihren Augen strahlte hervor, beinahe als hätte sie die Lösung für ihr Problem parat. Der Braunhaarige hob erstaunt die Augenbrauen. "Gaius... Aiolos... mit wem auch immer ich im Moment rede... ich kann und werde mich nicht erdreisten, deine Existenz aus der Welt zu reißen... es steht mir einfach nicht zu... Mili hat uns diese Bürde aus guten Gründen auferlegt, dir, sowie mir... Dantalion ist mein Begleiter und deiner Gaius, ist Aiolos... du sagtest, dein altes Ich versucht wieder Kontrolle über diesen - deinen - Körper zu erlangen... doch wird auch das nicht geschehen. ICH werde das nicht zulassen, ich verspreche es dir.", es war der Hauch eines Lächeln, welches sich auf die Lippen der Schwarzhaarigen legte, doch sorgte es für Verwirrung im Gesicht des Braunhaarigen. "Der Pakt der Bringschuld, Gaius... die Möglichkeit mich Aiolos zu bedienen wenn ich ihn brauche, wird sich aufgerechnet auf eine solch kurze Zeitspanne beziehen, dass die völlige Bindung seinerseits an mich überflüssig wäre. Hestia soll über dich wachen, solange ich mir Aiolos Kräfte zu Eigen mache. Seine Stärke werde ich gesammelt für die kommenden Geschehnisse in Arcadia benötigen, ja. Aber danach... soll er wieder dir gehören. Er ist ein Teil von dir, oder du bist Teil von ihm... ich schätze, in eurem Fall kann man das drehen und wenden wie man will... es bleibt das selbe. Ich würde mir deinen erzwungenen Tod bis zum Tage meines Sterbens nicht verzeihen, mit einer derartigen Schuld zu leben. Weswegen ich dir ebenso dieses Angebot machen möchte... entschwinden dir die Kräfte zur Bändigung seiner Stärke... dann wende dich an mich und Dante. Er wird dich nicht verzehren, solange ich da bin. Ich will dir helfen... du sollst nicht einfach von dieser Welt verschwinden, das wäre eines Hauptmannes nicht würdig.", ein Hoffnungsschimmer hatte sich in der kurzen Zeit wo Suzume ihre Gedanken kreisen ließ in ihrem Inneren aufgetan... natürlich, Dantalion hatte in diesem Fall nicht nur zugehört, nein... auch wenn er mit dem Windgeist nicht immer gut Kirschen gegessen hatte, sie entsprangen der selben Spezies, waren gemeinsam dafür verantwortlich was geschah und geschehen wird. "Diesen Luftikuss in die Schranken zu weisen wird mir eine Ehre sein... für wen hält er sich... unerkannt über die Erde zu schweben, versteckt als menschliche Veräußerung aufgrund seiner anscheinenden - entschuldige bitte - Demenz?!" Dafür strafte Suzume ihn gedanklich tausend Tode, worauf der Urgeist jedoch nur ein "Was? So vergesslich kann man nicht sein, ich bitte dich!" über hatte.

      Gaius Augen schlossen sich. Er ließ sein Haupt für einen kurzen Moment sinken, aber sah Suzume ein Zucken seiner Mundwinkel, welche sich zu einem Lächeln heben wollten, jedoch gezwungen wurden, die Ernsthaftigkeit der Situation nicht zu vergessen. "Ich meine es Ernst... ich habe schon so viele verloren... und möchte dich nicht auch noch auf dieser Liste stehend wissen.", kaum hörbar war der jungen Dame Stimme, die sich ihrer Aussage bewusst wurde und erneut mit den Tränen kämpfte. "Und dein Opfer? Was gibst du im Austausch?", nahtlos hang der Braunhaarige an wohl jenes letzte gesprochene Wort seinerseits an und wartete stillschweigend. Suzume atmete tief durch und sah über sein Haupt hinweg in die Nachtschwärze. Natürlich... etwaige Wege waren der Schwarzhaarigen eingefallen, diesen Pakt zu besiegeln... doch nur einer schien ihr für all diese verrückten Entwicklungen stimmig... "Meine Fähigkeit Farben zu sehen... die Welt um mich soll in Schwarz, Weiß und all ihren Graustufen erscheinen... die Zeit um die Schönheit der Welt zu genießen ist für mich vorbei... es wurde zu viel tiefrotes Blut vergossen, zu viel lebendig grünes Gras befleckt, zu viele der bunten Sommerblümchen durch den Hunger meines Feuers in totes, braunes Gestrüpp verwandelt... sogar das Azurblau des Himmels leuchtet mir nur mehr schmutzig entgegen. Ist es eine Strafe, die ich mir selbst auferlege oder doch nur der Ansporn die Welt so zu sehen, wie sie ist, ohne verzerrte Bilder und der Verlockung zur Lüge?", Suzume verstummte, wandte ihren Blick wieder auf Gaius hinab, welcher sie mit einem unlesbaren Blick ansah, dann aber ein Nicken von sich gab... und merklich zögerte. Die Schwarzhaarige zwinkerte verständnislos. "Was? Ist... ist das nicht genug? Soll... brauche ich etwas anderes?", gerade wäre sie wieder nachdenklicher Miene in tiefe Gedanken versunken, wie sie diesen Schwur denn sinnig erklären konnte, da empfing sie ein Kopfschütteln von Seiten des jungen Mannes ihr gegenüber. "Nein... nein... ein nobles Opfer, so viel kann ich dir zusprechen... wie jedoch willst du den Pakt... besiegeln?" - "Was meinst du? Sind ein Opfer darbringen und Besiegeln nicht ein und das selbe?" - "Im sprachlichen Umgang... ja, durchaus. In dieser Situation aber... ist dein Opfer das, was du von DIR gibst um die Kräfte von Aiolos zu erhalten... und das Siegel ist wie bei einem Briefumschlag das Wachs, welches das Papier zusammenhält..." - "Oh... ich verstehe... ein Blutschwur sozusagen? Blut... für Blut." - "Genau... wobei wir nicht mehr auf das Aufschneiden unserer Handflächen zurückgreifen müssen... diese Weise ist mittlerweile eigentlich veraltet und entspringt barbarischen Lebenszeiten..." - "Mhm... aber was schlägst du dann vor? Ein... Handschlag? Eine Kopfnuss? Abklatschen? Sollen wir uns ohrfeigen?" - "Nein... es... ich habe mich im Voraus bereits in die Lektüre eingelesen, was es für eine neue Besiegelung eines Paktes braucht und welches das wohl einfachste Siegel darstellt... aber... nunja...", Gaius brach ab. Täuschte es Suzume oder war er plötzlich ganz kleinlaut geworden? Sie hob eine Augenbraue an und folgte seinem Blick, welcher dem ihren entschwand und an einer ganz anderen Stelle hängen blieb. Nur kurz war das Silber aus seinen Augen unter ihre Nase gewandert, festigte sich dann aber wieder in jenem überraschten Blick, den sie ihm entgegenschickte. "Oh... OH! Wir... wir sollen uns... hast du das damit gemeint? Gibt es... ich meine... gibt es eine andere Art und Weise? Müssen wir... müssen wir...?", eine fremdartige Hitze stieg der Schwarzhaarigen in den Kopf und legte sich glühend auf ihre Wangen, als der imaginäre Vorhang vor ihren Augen fiel und ihr den Weg zum Paktsiegel freilegte. Es war auch dem Braunhaarigen sichtlich unangenehm, er wich ihrem Blick aus, welchen sie selbst nicht lange auf dem Gesicht des Hauptmannes festhalten konnte. "Natürlich gibt es eine andere Möglichkeit... denkst du, ich hätte nicht vorplanen wollen? Als hätte ich nicht daran gedacht eine Art Tinktur mitzubringen? Meinetwegen hätte ich einen Tanz einstudiert... der Zeitpunkt dafür ist jetzt jedoch zu unverhofft spontan, dass ich dir nichts dergleichen anbieten kann... und wieder... sofern dir nichts anderes einfällt...", ein tiefes Ächzen entkam ihm, sein Blick irrte mühselig in der Ferne herum, ehe Gaius Augen wieder den Weg in das Gesicht der Schwarzhaarigen fanden, welche ihm bereits entgegenblickte. Sie hielten sich noch immer die Hände... "In Ordnung.", Suzume versuchte es zu unterdrücken, das nervöse Zittern, welches diese beiden kleinen Worte begleitete und sich verräterisch auf ihren Lippen ausbreitete.

      Doch waren sie es, die wohl jegliche Schwere aus dem Antlitz des Braunhaarigen zogen und nichts als Ruhe in jenem hinterließen. Es war ein letzter kurzer Blick der beiden Urgeistgesegneten, ein Nicken, ehe Gaius erneut seine Augen schloss und Suzume es ihm gleichtat. "Urgeister... vergeben von Mili der Hexe... hört uns an...", während er sprach, umhüllte eine lindgrüne Aura den jungen Mann und ein seichtes orange webte sich um die Schwarzhaarige, als eine sachte Druckwelle von den beiden ausging und sich in die Weiten der Nacht verflüchtigte. "Ein Pakt der Bringschuld will geschlossen werden. So vernehmet Inhalt, Opfer und Siegel, welche wir beide in Besitz unserer völligen geistigen Fähigkeiten beschließen. Ich... Gaius... der Träger von Aiolos dem Windgeist... vermache dir, Suzume, Trägerin des Feuergeistes Dantalion, die Fähigkeit, die Kräfte des Windes und der Luft zu den deinen zu machen, sofern du sie benötigst. Ich erlaube dir, auf mein Bewusstsein zuzugreifen und die Stärke und das elementare Vermögen von Aiolos mit den deinen und den von Dantalion zu verschmelzen und zu befehligen. Im Gegenzug wirst du alles in deiner Macht stehende tun, um meinen leblosen Körper vor dem Tode zu schützen. Dieser Pakt verlangt ein Opfer, welches durch die Abgabe von Suzumes Eignung Farben zu sehen, erbracht wird. Dieser Pakt verlangt ein Siegel, welches mit... einem Kuss... beschlossen wird. Ich erbitte euer beider Einverständnis und erkläre den Inhalt als dargelegt.", wie automatisiert öffneten sich beider Augenpaare und verwoben sich ineinander. Windwirbel stoben um den Körper des jungen Mannes und fahle Flammen züngelten an der sichtbaren Haut Suzumes empor, bevor der Schwarzhaarigen eine völlig neue Kraft zu teil wurde. Es war als würde man ihr den Boden unter den Füßen nehmen. Eine schiere Leichtigkeit durchfuhr sie, umwob ihr Herz in Frische, erhob ihre Haarspitzen in die Luft, trieb Energie in ihre Flammen, die aggressiv aufflackerten, als hätte man Petroleum in offenes Feuer geschüttet. Ein verzaubertes, halbes Grinsen legte sich auf die Züge, der jungen Frau, als sie Zeugin der Kraft von Aiolos wurde, welcher sich in seinen Grundpfeilern im Körper der Urgeistträgerin breitmachte, um eine erneute Übernahme weniger überrumpelnd zu gestaltend. Mit großen Augen verfolgte Suzume das Schauspiel, ehe ihr Blick wieder den des Braunhaarigen traf, welcher dem Schauspiel ebenfalls interessiert, aber in Maßen weniger aufgeregt zusah... er hatte wohl die richtige Wahl getroffen, diesen Schritt zu tun... denn die Schritte die nun folgten, ließen sowieso keinen Platz übrig, um zuvor schon in Panik auszubrechen. "Das Opfer...", mit Reue in der Stimme löste Gaius seine rechte Hand aus der Umklammerung Suzumes, seine Miene lasch verzogen, und legte sie ihr über die Augen. "... gegeben...", rauen Klanges brachte er den zweiten Schritt zu seinem Ende und gab der Schwarzhaarigen Blick wieder frei für die Welt und wie erwartet versteinerte ihr Antlitz in Unglaube. Ihr schockierter Blick hing im grauen Nirgendwo fest. Nichts hätte sie darauf vorbereiten können... Suzume zwang sich den schweren Klos in ihrem Hals hinab zu schlucken. Es war so... schnell gegangen. Entsetzt über das, was ihr so plötzlich gewahr wurde... was sie gegeben hatte... es trieb ihr die blanke Angst in den Körper, sog ihr jegliche Farbe von den zuvor so fein geröteten Wangen. Knapp daran dem Wahnsinn zu verfallen, waren es die Fingerspitzen des Braunhaarigen vor ihr, die sie zurück in diese Welt holten, ihr die plötzliche Furcht nehmend. Wärmliche Schleier hatte sich in dem sonst so kühlen Grau ausgebreitet, während Gaius vorsichtig seine Hand auf der Wange der Schwarzhaarigen bettete. Er zögerte... berechtigt. "Das Siegel...", kaum hörbar, vom Wind verschluckt, drangen die Worte seinerseits in der Blauäugigen Richtung. Es war ein furchtbares Gefühl, die Zeit die in diesem Moment verstrich... zu wissen was kommen würde, nicht fähig zu sein, es abzuändern... Langsam kam Gaius ihr dann aber doch näher, rücksichtsvoll auf ihr Einverständnis wartend, den glänzenden Blick auf ihren Lippen abgelegt. Suzume spürte die Geborgenheit seiner Berührung, erkannte seine Nervosität am ganzen Körper, konnte sie selbst sich doch keinen Zentimeter mehr bewegen und das gespannte Schielen ihrerseits auf das, was sich vor ihr abspielte, wich flatternder Lider der Dunkelheit. Eine Hand breit... ein Schritt näher... ein letzter warmer Hauch, der über ihren Mund streichelte, bevor der letzte, quälend lange Abstand überbrückt war und der Hauptmann mit schierer Fürsorge in seiner Tat, die junge Frau küsste. Ihr Atem stockte, das Herz schlug Suzume bis zum Hals... weshalb schoss ihr mit einmal das Kribbeln so haltlos in die Finger? Was war es, dass ihr diese plötzliche Unruhe in Form von elektrisierenden Schauern über den Rücken schickte? Verlor sie sich gerade in einer Tat, die bloß taktisches Vorgehen untermauern sollte? Verloren sie beide den Blick für das Wesentliche? Warum war dieser Augenblick der Nähe so... vertraut? Wohltuend? Die Schwarzhaarige fühlte, wie sich die versteinerte Statur Gaius auflockerte, seine warme Hand, die tiefer in Richtung ihres Nackens rutschte... seine linke, die die ihre losgelassen hatte, nur um den Griff um ihr Handgelenk zu suchen und ihren schlanken Körper noch etwas näher an sich zu ziehen. War es der Einsamkeit geschuldet oder hatte sich etwas ohne beider Wissen zwischen ihnen entwickelt, dass niemand auch nur wagte auszusprechen? Sollte sie sich fallen lassen? Denn auch suchten ihre Hände bedacht den Weg an seinem Arm empor, legten sich vorsichtig auf Höhe seines Zwerchfelles ab, als der Braunhaarige sie tiefer in seine Arme zog. Weiter und weiter durchbrach das Luftschiff die Dunkelheit... weiter und weiter ließ jenes Gefährt die Vergangenheit versiegen, steuerte eine ungewisse Zukunft an, brachte die verschiedenen Schicksale wieder näher zueinander. Fern aber, durchbrach ein einzelnes Wort die Stille, welche von dem gleichbleibenden Wummern der Rotorblätter unterlegt wurde. "... beschlossen."

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Flieg höher, erscheine heller als je zuvor. Erfasse den unbändigen Zorn, der dein Herz schnürte und unser Volk seit jeher plagte. Seit jenem Moment in welchem die Logos Fuß auf unseren Kontinent, seit jenem Moment in welchem sie unser Land stahlen, unserer Volk misshandelten und dem Vieh gleichstellten. Greife sie, zermalme sie als jener Dämon auf dessen Namen sie dich tauften. //..Wessen Stimme ist es die zu mir spricht? Wer bist du?..// Alles war schwarz. Nackt, gar wie der Wille der Welt ihn schuf, verharrte der in der Dunkelheit erstrahlende junge Mann in den Schatten, ummantelte in seinem Sitz seine Beine und sah mit seinen purpurroten Augen in die Ferne. Dort, fernab seiner Reichweite erstrahlte eine pechschwarze Flamme, mit violetten Linien umzogen um sie innerhalb der Schatten sichtbar zu machen. Sie nahmen dir alles, sie zerstörten das Leib deiner Mutter, den Geist deines Vaters, die Seelen deiner Geschwister und verfolgten dich als wärst du der Verantwortliche alles Unheils dieser Welt. Hasse sie, verurteile sie für ihre Taten, verschlinge sie wie es sich für einen Dämon gehört, wie es sich für den Schrecken des Todes gehört!
      Ren's Blick durchschweifte die Umgebung, doch außer seiner selbst und dem Licht in der Ferne war nichts Näheres zu erkennen. Sein Blick wandte sich seinen Händen zu, hell erstrahlend und doch zeitgleich in roter Farbe getränkt. Ein Seufzen ertönte aus seinen Lippen, während seine Augen sich erneut zur violett-schwarzen Flamme wandten. //...Bin ich das wahre Übel, dass über diese Welt herzieht? Bist du meine wahres Selbst, welches mich dazu drängt alles zu zerstören?...//
      Sei nicht albern mein Junge, nicht du bist das Übel dieser Welt sondern ihr Erretter. //...Ein fehlgeleiteter Held? Jemand durch extreme Taten für ein Wohl kämpft, welches sich nicht durch friedliche Maßnahmen umsetzt? Das notwendige Übel?...//
      Die Stimme der Flamme verstummte und nicht als Stille blieb zurück, doch noch während Ren seine Arme nach hinten abstützte und seinen Blick nach oben wandte, meldete sich die Flamme erneut zu Wort. Es schmerzt mich, dir jene Aufgabe anzuvertrauen an welcher deine Mutter und Ich scheiterten, doch du bist der Einzige der meinen Willen und meine Kraft erben und meine Aufgabe zu Ende bringen kann! Die Augen des Mannes weiteten sich für einen kurzen Moment, bevor ein schlichtes Lächeln seine Lippen umspielte. //...Das ist wirklich albern.. Ich kenne euch nicht einmal, zusätzlich verstießt ihr mich und brachtet mich zu Wiseman. Das Erbe eines Mannes anzutreten, welchen Ich nie kannte und die Aufgabe einer Frau zu Ende zu führen welche mich nicht wollte -//
      Die Augen des Schwarzhaarigen Mannes schlossen sich, bevor er sich aus seiner misslichen Lage erhob und in Richtung der Flamme lief. Als er jene erreichte, stoppte er und richtete seine Handfläche über jene. //...Anderseits wollte mich niemand auf dieser Welt.. Nein, dass stimmt nicht. Es gab eine Person die mich wollte, doch Ich nahm ihr alles und blieb mit meiner Schuld zurück... Genauso gut könnte Ich als Sühne diese verkorkste Welt wieder in Ordnung bringen und zum notwendigen Übel werden.. Meinen Zorn erfassen und freilassen, meine Wut nicht mehr zügeln sondern beherrschen... Um von der wahren Heldin am Ende beseitigt zu werden und von ihren Flammen von meinen Sünden gereinigt zu werden? Diese Flamme, Galahead, nein.. Vater. Eine Flamme wird also der Anfang und das Ende meiner Rebellion sein? In Ordnung, Held der Revenus! Verbrennen wir diese Welt...//
      Als Ren die Flamme mit seiner Hand zerdrückte, schwenkte das Geschehen wieder zur Gegenwart um in welcher der Schwarzhaarige mit seinem Widersacher zusammenstieß. Ein fast schon diabolisches Grinsen ummantelte die Lippen des Mannes, während eine seiner Pistolen von Shin's bloßer Handfläche abgefangen wurde und die zweite Pistole sich gegen seinen Hals drückte. Noch während der Schuss ertönte, duckte sich der Weißhaarige Mann weg, stieß seine Hand gegen den Brustkorb seines Gegenübers, doch zog sie schleunigst wieder weg als eine schwarze Flamme vor jenem aufloderte. Ren's Grinsen nahm an Breite zu während er wie ein Irrer seinen Kopf gegen Shin's stieß und diesen zum taumeln brachte. In einer brutalen Drehung stieß er den Lauf seiner Pistole gegen die Seite des Mannes und lehnte seine freie Pistole über seinen Unterarm um eine Salve hinterherzusenden. Doch selbst der Benommenheit des Kopfstoßes reichte nicht komplett aus, denn im letzten Moment gelang es in dem Weißhaarigen in einer geschmeidigen Bewegung nach hinten zu schlittern. Die Schleier Forneus breiteten sich über den Rücken des Mannes aus, welcher sich das Blut von der Stirn wischte und erleichtert aufseufzte. "Phew, hätte Ich keinen Urgeist wäre es um mich geschehen. Wiseman, du altes Schlitzohr. Wusste er etwa davon?"
      Sein Blick wandte sich kurz zu Ashiabal und Wiseman, zweitere Person lag auf den Boden und wandte sich als würde jeden Moment ein Teufel Besitz von ihm ergreifen, erstere Person lächelte amüsiert und zeigte mit dem Finger in Richtung Ren's. Shin wandte sich zwar wieder seinem Widersacher zu, doch war es zu spät denn ein schierer Schwall aus Tritten und Schlägen prasselte auf den Weißhaarigen nieder, der nur mit Mühe und Not trotz seines Urgeistes ausweichen konnte. Zwar ließ er hier und da Eisspeere aus der Umgebung erscheinen, die Ren aufspießen sollten und erschuf eine Bahn aus Eis unter sich um schneller ausweichen zu können, doch schmolzen die schwarzen Flammen das Eis in die Nichtigkeit und ließen den Schwarzhaarigen Revenus mehr als einen Dämon wirken, als Ashiabal, den König der Teufel selbst. Ren warf Conception zur Seite, ummantelte seine Hand in der schwarzen Dunkelheit und versuchte Shin's Gesicht zu haschen, doch kurz bevor die Hand jenes Gesicht berühren und verbrennen konnte, drückte sich das Knie des stärksten Mannes gegen den Ellbogen des Schwarzhaarigen und zwang ihn dazu zurückzuweichen. Angst, es war vermutlich das erste Mal das Shin dieses Gefühl in seiner Brust verspürte. Dennoch ummantelte ein breites Lächeln sein von Schweißperlen übersätes Gesicht. "Ich wusste es! Es war unmöglich das der Sohn meiner Meisterin und jenes Revenus den selbst Wiseman respektierte, lediglich ein Mittelmaß an Stärke besaß. Das ist also dein wahres Selbst, Ren? Das ist also deine wahre Stärke? Und das Potenzial nach oben steht wahrlich beängstigend hoch."
      Wiseman, der Stärkste Mann auf Erden stellte sich dem Sohn seines Schützling und seiner Vertrauten gegenüber. Die Augen des Mannes nahmen verfärbten sich pechschwarz, ein Teufel hatte ihn übermannt und seinen Geist übernommen. Dennoch überwog die Persönlichkeit des Mannes den Befehlen Ashiabals an seinen Untertanes. Wiseman lehnte seine Hände gegeneinander und verbeugte sich vor seinem Gegenüber, bevor er sich in eine geschlossene Kampfhaltung begab, die keinerlei Öffnungen aufwies. Um Ren's Körper tanzten wild die schwarz-violetten Flammen seines Zornes und seines Hasses, dennoch entgegnete er dem Wunsch seines Großlehrmeisters mit gleicher Gestik, bevor er auch Deception zur Seite warf und ebenfalls eine Kampfhaltung einnahm. "So gern ich dieses Schauspiel noch beobachten wollte, so wenig Zeit besitze Ich in meinem Repertoire." Innerhalb weniger Sekunden, noch nicht einmal die Zeit in welcher die zwei Fäuste Ren's und Wisemans gegeneinanderprallten, schnappte sich der König der Teufel den Verstorbenen 'Schrecken des Todes' und schloss zu Shin auf, auf dessen Schulter er seine Hand ablegte. "Es wird Zeit Arcadia zu verlassen und zum Ursprung zurückzukehren! Schon bald wirst du in der Lage sein, auch die restlichen beiden Urgeister zu bändigen und als mein Sprachrohr zur Welt zu fungieren, die Ich als Gott der Teufel beherrschen werde." Widerwillig ließ sich der Weißhaarige auf die Anweisung des Teufels ein und verließ mit ihm die Trümmer des Anwesens Wisemans während dieser mit aller Macht den erwachten Dämonen zurückhielt.
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