[2er RPG] Killer Instinct

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    • Das Gespräch mit der sogenannten Journalistin hatte einen ziemlich holprigen Start hingelegt und nach seinem ziemlich eindeutigen und direkten Angebot hatte einige Minuten Stille geherrscht. In dieser Zeit wurde Ms. Meadows immer nervöser, was John amüsierte. Es war das Diktiergerät, das nur einen Millimeter versetzt da lag und seinen Job machte. Außerdem versuchte sie, die Falle zu finden, die nicht existierte. Dieses furchtbare Buch hatte John passenderweise in die Hände gespielt. Wemn er es richtig anstellte, dann konnte sogar Vincent davon profitieren.
      "Ihr Angebot ist äußerst verlockend, Mr. Crichton. Nur frage ich mich, ob Sie das überhaupt dürfen?"
      "Warum sollte ich es nicht dürfen? Viele Gefängnisinsassen lassen Bücher schreiben. Es ost eine nette Beschäftigung."
      "Das schon, aber alle, die ein Buch schreiben lassen, zeigen für gewöhnlich Reue oder Einsicht. Sie scheinen das nicht zu tun."
      "Sie sagen da so, als sollten Sie die Informationen nicht, Ms. Meadows. Reue ist für mich nur ein Wort. Keine Empfindung. Mein emotionales Spektrum ist sehr begrenzt. Reue ist nichts, was ich jemals empfinden werde. Wenn Sie mich fragen, ist Reue eine völlig überflüssige Emotion."
      Sie schrieb sich das auf. Er hatte sie. Als sie wieder aufsah, warf John ihr einen Blick zu, der so gut wie nichts aussagte, aber trotzdem Macht über sie ausübte. Der Trick war, nicht wegzusehen. Menschen fühlten sich unwohl, wenn man lange Augenkontakt hielt. Man musste nur der sein, der länger durchhielt. John fühlte sich nicht unwohl, denn er wusste, dass er die Kontrolle hatte. Das Schreiben hatte Meadows Selbstbewusstsein gegeben. John nahm es ihr wieder weg.
      "Ich weiß nicht, wie die Leute darauf reagieren werden", sagte sie.
      "Na und? Wir wissen beide, dass 'die Leute' es trotzdem lesen werden, weil mein Name drauf steht. Sie drüfen in Talkshows auftreten. Im Radio. Die Welt wird etwas von Ihnen wissen wollen. Sie werden gutes Geld verdienen. Jeder wird sich an Sie wenden, denn ich werde kein Wort sagen. Zumal man die Presse wohl kaum zu mir durchlassen wird."
      Eine halbe Stunde später hatten sie einen Deal. Und da Vincent als Polizist alles bezeugen konnte, konnte sie auch nicht gegen die von John aufgestellten Regeln verstoßen. Sie würde es sich auch gar nicht trauen.
      "Ich werde Ihnen die Informationen zukommen lassen. Sie bekommen einen kleinen Teil als freundlchen Beweis dafür, dass ich es ernst meine. Alles weitere werden Sie erhalten, sobald die Richtigstellung veröffentlicht wurde."
      John stand vorsichtig auf, um Vincent nicht zu verunsichern. Er reichte Ms. Meadows die Hand zum Abschied. Aufgrund der Handschellen hob er gleich beide Hände.
      "Eine Frage noch, Mr. Crichton", warf die Frau ein, als Vincent und John schon dabei waren, den Raum zu verlassen, "werden Sie mir im Laufe dieser Partnerschaft verraten, warum Sie Detective Kinnley das Lebem gerettet haben?"
      John grinste verschlagen, doch die Reporterin sah nur seinen Hinterkopf.
      "Vielleicht. Wenn Sie Glück haben."

      Wieder zurück in seinem komfortablen Gefängnis, setzte er sich an den Esstisch und las sich noch einmal die Akte durch. Er war sich sicher, sobald diese Nachricht raus war und die Medien sich wieder auf den Orchideen-Killer stürzten, würde der Puppenspieler reagieren. Zwar konnte John nicht einschätzen, auf welche Weise das geschehen würde, aber das war sein kleinstes Problem.
      "Vinny, mein Hübscher? Ob du mir wohl erlaubst, Ms. Meadows einen Brief zu schreiben? Ich würde ja Papier und Stift bevorzugen, aber wenn du Angst hast, dass ich dich absteche, würde ich mich auch mit einer getippten Version zufrieden geben."
      John arrangierte die Bilder aus der Akte neu. Es war schwer, das erste Bild zusammenzusetzen. Die Fotos zeigten nicht genug, um das Werk zu erkennen. Es musste wunderschön gewesen sein und die Cops hatten es ruiniert!
      "Leine Sorge, mein Freund. Ich habe deine Nachricht trotzdem bekommen...", murmelte John kaum hörbar, als er die Bilder der Körperteile so ausgelegt hatte, dass sie einen Körper ohme Kopf ergaben. All die Arbeit zerstört in Sekunden...
    • Vincent hörte dem Gespräch zwischen John uns Ms Meadows Aufmerksam zu, sagte aber kein Wort dazu. Erst als sie gingen verabschiedete er sich höflich, nur von ihrer letzten Frage selbst wieder etwas aus der Bahn geworfen zu werden. Die ganze Heimfahrt übe machte er sich darüber Gedanken. Wieso hatte er ihn gerettet? Es war ja nicht nur so gewesen, dass er ihn verschont hatte, John hatte Vincent das Leben gerettet und sein eigenes dafür aufgegeben. Er sagte Reue war nichts was er fühltd und trotzdem fragte der junge Ermittler sich ob er bereute ihn gerettet zu haben.

      'Zu Hause' angekommen - es war seltsam das Haus so zu nennen, zumal er mit John zusammen hier wohnte, aber sein Lebensmittelpunkt war nun eben hier - setzte John sich schnell und sah sich die Akte an. Auch die Fotos betrachtete der Killer erneut, ehe er Vincent etwas fragte. Er schüttelte den Kopf. "Du wirst mich nicht mit einem Stift abstechen. Außerdem hast du mich auch damals nicht so einfach überwältigen können.", erklärte er und brachte John gewünschte Schreibutensilien. "Aber was willst du ihr schreiben, was du eben nicht sagen konntest?" Immerhin waren sie eben noch bei ihr gewesen. Vincent würde den Brief lesen bevor er dieses Haus verließ. Während er auf Johns Antwort wartete ging er zu seiner Tasche hinüber um die Kamera heraus zu holen, mit der er gestern Nacht den Tatort fotografiert hatte. Sie sollten bald Ausdrucke davon bekommen, aber vielleicht interessierte es John jetzt schon und so legte er ihm das Gerät kommentarlos auf den Tisch. "Hast du hunger? Ich kann etwas kochen.", fragte er noch, da er gersde nicht wirklich etwas mit dich anzufangen musste. Er selbst hatte keinen Appetit, aber das war nichts Neues für ihn. Essen musste er trotzdem ab und an.
    • "Es geht nicht darum, ob ich es ihr sagen konnte oder nicht, mein Hübscher", erklärte Jonathan, "es geht um Beweise. Außerdem nehme ich ihr damit die Möglichkeit, mich mit Fragen zu löchern und falsch zu zitieren. Sienist Journalistin, das sind hinterlistige kleine Biester, das weißt du doch. Und wir wollen doch nicht, dass sie erfährt, was so alles in meinem Keller passiert ist, oder?"
      Kochernd zwinkerte der Serienkiller Vincent zu, ehe er sich wieder den Bildern zuwandte.
      "Hm... hungrig bin ich eigentlich nicht", sagte er znd prägte sich das Puzzle genau ein.
      Die Bilder landeten danach wieder in der Akte.
      "Aber du könntest mir ein paar Sachen besorgen. Ich brauche Klebeband, einen schwarzen, einen roten und einen grünen Edding mit eins Komma fünf bis drei Komma Null Millimeter Spitze, noch einen Satz von diesen Fotos", er deutete auf die Akte, "und zwei Ausdrucke der Fotos auf der Kamera. Da du mir wohl kaum eine Schere geben wirst wird auch etwas Bastelarbeit auf dich zukommen. Wenn wir fertig sind, werde ich deine Kamera brauchen. Und du musst den guten Simon davon überzeugen, mich an den nöchsten Tatort zu lassen, bevor eure Idioten von der Spurensicherung die Leichenteile angetatscht haben. Ich weiß nicht, was du heute Nacht vorhast, mein Hübscher, aber ich werde etwas tun, was du mir wohl nie zugetraut hättest: ich werde die ganze Nacht aktiv und friedlich an deinem Fall arbeiten. Ich schwöre bei meinem eigenen Leben, dass ich dich nicht anrühren werde, selbst senn du schlafen solltest. Es sei denn natürlich, du willst es..."
      Wieder zwinkerte er dem Polizisten zu.
      "Ich werde einiges an Kaffee brauchen...", murmelte er.
      Er würde es auch ohne schaffen, aber mit war es einfacher und er hatte etwas, um seine Finger zu beschäftigen, während sein Verstand auf Hochtouren arbeitete. Er würde den Puppenspieler ausfindig machen, keine Frage. Der Trick war nur, dass er schneller als Vincent und dessen Killegen sein musste.
      "Und das Wichtigste: Ich braiche eine Ausgabe der größten innerstädtischen Zeitung vom Tag vor dem Leichenfund. Das gilt für alle Morde unseres Puppenspielers. Er kommuniziert schon eine Weile mit euch. Ihr könnt seine Nachrichten nur nicht entziffern."
    • Vincent fragte sich, wie oft er Johns Kosenamen für ihn schon absichtlich überhört hatte. Vermutlich sehr oft, auch wenn er nach der ganzen Geschichte mit dem Keller, nicht ganz er selbst war, so wusste er immer noch gut über John Bescheid. Und es hatte einfach keinen Sinn ihn darauf hinzuweisen, dass er solche Bemerkungen lassen sollte, am Ende freute er sich noch, die Bestätigung zu bekommen, dass es Vincent störte. Wobei es ihn zur Zeit gar nicht wirklich kümmerte, es musste reichen, dass er nicht darauf einging. Es war nur interessant, dass ihm der Gedanke jetzt kam, er hatte das Gefühl John entgegen treten zu können, um ihm die Meinung zu sagen. Er hatte das Gefühl wieder stärker zu sein, kein Haufen elend, Haarscharf vor dem Nervenzusammenbruch. Das Dumme daran war nur, dass er sich seit dem heutigen Morgen so fühlte und damit war er wieder bei John.
      Er seufzte und ertappte sich dabei, dass er John kaum zugehört hatte. Das Thema Keller brachte ihn nur wieder darauf, dass diese Journalistin Vincent keine einzige Frage gestellt hatte, wobei er doch derjenige war, der Johns Machenschaften aus erster Hand miterlebt hatte. Es hatte den Anschein, als hätten sowieso alle nur Augen für John, sobald dieser im selben Raum war. Nicht, dass irgendjemand Vincent ohne Johns Anwesenheit nach etwas Anderem gefragt hätte, als John. War der Ermittler eifersüchtig...? Er wollte über diese Frage nicht nachdenken und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf John, der ein paar Dinge aufzählte.
      Der Polizist konnte nicht umhin, sofort daran zu denken, was er mit diesen Speziellen Sachen alles anstellen konnte. Bei dem Wort Klebeband dachte er sofort daran, wie er einige Momente später mit zugeklebten Mund in einer Ecke saß. Auch wenn diese Annahme nicht so abwegig war, er glaubte nicht, dass ihm etwas passieren würde.
      Nach seiner Ansprache zwinkerte John Vincent zu und dieser grummelte leise vor sich hin. "Ich verzichte...", kommentierte er trocken, in dem Wissen, dass es ihn wahrscheinlich nicht kalt lassen würde, wenn John es so wollte. Aber mit etwas Glück, war der Killer ja wirklich 'brav' und blieb ruhig auf seinem Hintern sitzen.
      Eine Zeitung wollte er auch noch und nachdem er so schien, als hätte er endlich alles aufgezählt, machte Vincent sich auf zur Tür. Dort trug er einem Beamten auf alles zu Besorgen, sie waren da draußen ohnehin etwas überbesetzt, aber Dwayne wollte eben kein Risiko mit John eingehen.
      Nachdem er jetzt nur warten konnte, dass der Polizist mit den Sachen zurück kam, begab sich Vincent erst einmal in die Küche, um die Kaffeemaschine anzumachen. Er fragte sich, wie viel er selbst schon übersehen hatte, vermutlich wäre er dem Killer schon eher auf der Spur, wenn er wieder der Alte wäre. Aber der Schlafmangel, sowie die Tatsache, dass er so gut wie nichts aß, machten es ihm schwer sich zu konzentrieren. Und wenn er sich einmal konzentrieren wollte, dann kam ihm meistens John in den Kopf. Bilder die ihn daran erinnerten, was im Keller geschehen war, oder die Zeit danach, als er ihn im Gefängnis besucht hatte. Vermutlich würden sich nun noch einige andere Eindrücke dazugesellen. Vincent rieb sich die Stirn und schloss für einen Moment die Augen. Dwayne hätte Vincent vermutlich schon längst gefeuert, wenn da nicht die Verbindung zu John gewesen wäre... Im Moment war er nicht einmal wirklich ein Ermittler, im besten Fall war er ein Babysitter...mit Waffe.
      Einige Zeit später kam Vincent mit einer frischen Kanne Kaffee wieder ins Wohnzimmer und stellte sie auf einen Tischschoner, eine Tasse stellte er vor John ab. Jetzt war er wohl auch noch ein Kellner, kam ihm in den Sinn.
      "Wirst du mir auch erzählen was du findest? Oder suchst du den Kerl für dich selbst?", fragte er, während er weiter stehen blieb und zu John hinab blickte. Er versuchte streng dabei auszusehen, aber er glaubte kaum, dass er in den vergangenen Monaten, jemals anders ausgesehen hatte, als erschöpft.
    • "Ich bitte dich, selbst wenn ich ihn finde, was bringt mir das? Das einzige, wozu diese ainformation taugen könnte, wäre ein Druckmittel für Verhandlubgen mit der Staatsanwaltschaft. Da ich mich durch das Behindern von Ermittlungen allerdings strafbar mache, ist es keine besonders gute Position. Also Ja, ich werde dir erzählen, was ich finde. Aber ich verspreche nicht, dass ihr mit diesen Informationen auch den Puppenspieler findet."
      Irgendwie mochte er diesen Namen. Er sollte ihn bei Gelegenheit an seinen neuen Freund kommunizieren. Vielleicht gefiel er ihm ja?
      Jonathan vertiefte sich in seine Arbeit. Er machte sich vorerst nur gedanklich Randnotizen und versuchte, den Code zu knacken. Allerdings war das auf diese Weise ziemlich schwierig.
      In der Zeit, die sie hauptsächlich mit warten verbrachten, trank John bereits zwei Tassen Kaffee, um sich eine ordentliche Basis zu schaffen. Dieser Konsum war für ihn ungewöhnlich, aber er würde sich noch intensivieren, wenn er erst einmal richtig loslegen konnte.

      Es dauerte geschlagene drei Stunden, bis er endlich alles hatte, was er geordert hatte. Aber kaum war alles da, gab es kein Halten mehr und er gab Vincent intime Einbick in seine Verstand, indem er ihm zeigte, in welchen Mustern er dachte. Sie waren hoch komplex und sehr bildhaft. Binnen nur einer weiteren Stunde hatte sich das Esszimmer verdunkelt, seil Vincent die Akte auseinander genommen und in bestimmter Reihenfolge an die Fensterscheibe geklebt hatte - dafür das Klebeband. Überall klebten Post-Its und weitere Zettel mit Notizen, die teils in einer Art Code geschrieben, teils in form von kleinen Bildern dargestellt waren. Auf dem Tisch lagen die Ausgeschnittenen Zeitungsteile, die Vincent angefordert hatte und die er gerade versuchte zu entschlüsseln. Er erkannte den Puppenspieler in deen Zeitungen, aber er wusste nicht, was er sagte. Zumindest nicht genau. Noch nicht.
      Stunden verstrichen, in denen Johns einzige Bewegung der Griff zur Kaffeetasse war. Hin und wieder kritzelte er etwas auf seine Notizen, die immer undurchdringlicher zu werden schienen. Aber das alles hatte einen Sinn. Nur außer John sah den wahrscheinlich niemand. Er ersetzte einen Code durch einen anderen. Allerdings war dieser Code bekannter, immerhin hatte er damit jahrelang die Polizei geärgert und Vincent hatte ihn schon öfter in Johns Umfeld gesehen.
    • Vincent wusste nicht recht ob er glauben konnte, was John ihm da erzählte, aber er ließ es auf sich beruhen. Es dauerte eine Weile bis die Beamten zurück kamen und Vincent gönnte sich ebenfalls einige Tassen Kaffee, jetzt schon mehr als John und vertrieb sich die Zeit damit seinen täglichen Bericht zu schreiben. Er brauchte so viel Kaffee um überhaupt noch eine Wirkung zu spüren, der Schlafmangel hatte ihn veranlasst übermäßig viel Kaffee zu konsumieren, auch wenn er wusste, dass seinem Herz das ganz und gar nicht gut tat. Er blickte einem langen Leben allerdings auch nicht gerade optimistisch gegenüber, er musste aber auch Lügen würde er sagen, er hätte davor nicht schon viel Kaffee getrunken.
      Den Bericht zu verfassen war gar nicht so einfach. Er versuchte Johns Anwesenheit zu ignorieren und überlegte was er wie in den Bericht schreiben sollte. Den Tag Review passieren lassen war allerdings keine so gute Idee. Er musste schlucken als er den Morgen dachte und verfluchte sich dafür, dass John dieses Detail vermutlich nicht entging. Vincent fragte sich was in ihn gefahren war, schüttelte die Gedanken aber beiseite und versuchte stattdessen das Gespräch mit der 'Autorin' zusammen zu fassen, als ihm einfiel, dass John irgendetwas in ihr Diktier Gerät geflüstert hatte. Er hatte es tatsächlich vergessen... oder hatte er es wissentlich übersehen? Er war sich nicht sicher und entschied das in seinem Bericht nicht zu erwähnen. Gerade als er John danach fragen wollte, kamen aber die Beamten mit den verlangten Dingen und John machte sich gleich an die Arbeit.
      Vincent schob den Gedanken erneut beiseite.

      John machte sich direkt an die Arbeit und Vincent schenkte ihm seine ganze Aufmerksamkeit, was ihm vermutlich auch ziemlich gefallen durfte. Er folgte seinen Anweisungen und beklebte Fenster und Wände, das Ergebnis sah aus wie eine riesige Landkarte. Notizen über Notizen, Fotos der Opfer und Tatorte und Zeitungsauschnitte, über denen John aber noch ein wenig brütete. Vincent stand in der Mitte des Wohnzimmers und betrachtete das Werk, folgte mit seinem Blick den Linien die die einzelnen Bestandteile miteinander verknüpften und drehte sich dann langsam zu dem Tisch um, an dem John saß. Er sah sich weitere Zeitungsausschnitte an, die Vincent ihm ausgeschnitten hatte. Er glaubte zwar nicht, dass John ihn abgestochen hätte, aber er wollte trotzdem keine Schere in seiner Hand sehen. Schon alleine, dass die Schere nun etwa 3 Meter entfernt von ihnen beiden, auf einem kleinen Beistelltisch lag machte Vincent nervös und sein blick blieb einige Sekunden an dem scharfen Gegenstand hängen. Er konnte nicht umhin sich auszumalen, was er tun würde, würde John plötzlich darauf zu stürzen, er hatte aber auch immer noch seine Waffe. Mit der in der Nähe fühlte er sich überraschenderweise sicherer als mit der Schere, vermutlich weil John noch nie ein Fan von Schusswaffen war und diese auch zu laut gewesen wäre.
      Vincent streckte sich ein wenig, es war nicht nur dunkel, weil alle Fenster zugeklebt waren, es durfte auch schon recht spät sein. Der Ermittler trat an den Tisch heran und betrachtete Johns Notizen, er kannte das Muster und fragte sich ob John ein Geheimnis bewahren wollte, oder ob er es einfach gewohnt war nichts einfach wie es war nieder zu schreiben. Er war sich außerdem nicht sicher, ob John dachte, Vincent würde schon nicht merken was er da machte, oder ob genau das Gegenteil der Fall war. Er blickte noch einige Sekunden auf seine Notizen und setzte sich dann ihm gegenüber ohne etwas zu sagen. Er war in seine Arbeit vertieft und Vincent wollte ihn nicht stören. Stattdessen schaltete er noch einmal sein Notebook an und überflog seinen Bericht noch einmal, bevor er ihn um noch ein paar Zeilen ergänzen wollte. Eine ganze Weile lang saß er John einfach nur schweigend gegenüber und tippte auf seinem Computer.
    • Stunden vergingen. John kritzelte und kritzelte. Gegen vier Uhr morgens sprang er auf, einen Stapel Papiere in der Hand und begann damit, sie überall auf der Informationswand zu verteilen. Die Zettel hatten alle unterschiedliche Größen. Manche waren kleiner als die Post-Its, andere waren eine ganze DIN A4 Seite groß. Sie alle waren mit den gleichen verwirrenden Mustern und Buchstabenkombinationen übersät. John hängte sie überall dran: An Fotos, An Teile von Berichten, an Zeitungsausschnitte. Als er damit fertig war, bastelte er aus den übrig gebliebenen Notizen einen Rahmen um all das. Dann trat er zwei Schritte zurück und starrte sein Werk an. Es machte jetzt alles Sinn. Nicht vollständig, John konnte immer noch nicht sagen, wen er suchte, aber er konnte definitiv sagen, was er vor hatte. Und es war wundervoll! Wenn der Puppenspieler sein Wer erst einmal vollendet hatte, dann würde die ganze Welt zusehen. Es würde grandios werden und John wollte unbedingt Teil davon sein! Der Puppenspieler war ein Künstler sondergleichen.
      John ließ sich gegen den Esstisch sinken, begeistert von diesem Plan. Er konnte kaum es kaum glauben. Das war reine Perfektion und die Tatsache, dass er der Öffentlichkeit alles gesagt hatte... Atemberaubend! Er hatte seinen Plan in die Welt hinaus posaunt, hatte jedem gesagt, wann er wen töten würde und doch... die Menschen starben wie die Fliegen, niemand hielt ihn auf, niemand ergriff die Flucht. John war ernsthaft berührt von dieser Arbeit.
      "Was würde ich bloß dafür geben, dich kennenlernen zu dürfen...", murmelte er Gedanken verloren.
    • Vincent schickte seinen Bericht ab, bisher hatte John immer noch nichts gesagt. Ein kurzer Blick auf die Kaffeekanne verriet ihm, dass er wohl Neuen machen musste und schweigend stand er auf um in die Küche zu gehen. Er nutzte die Gelegenheit und verstaute die Schere sicher in der Küche. Einige Minuten blieb er in der Küche stehen und überlegte, ob er etwas zu Essen mitbringen sollte. Er selbst hatte keinen Hunger, wie üblich und John hatte nach nichts zu Essen gebeten, also ließ er es bleiben und kam stattdessen nur mit dem frisch gebrühten Kaffee zurück. Die Kanne stellte er zurück an den selben Platz wie vorhin und setzte sich wieder. Vincent versuchte nachzuvollziehen was John da tat, aber er verstand es nicht, noch nicht. Er sah aber auch noch nicht das ganze Bild.
      Vincent las die Akten noch einmal durch, als John plötzlich aufsprang und die Wand vollendete.
      Vincent stand langsam auf und sah sich Johns Werk an, während dieser etwas vor sich hin murmelte, das der Ermittler nicht verstehen konnte.
      "Was hast du gesagt?", fragte er deshalb und stellte etwas deprimiert fest, dass er nicht recht verstand, was er sich da ansah. Wieso verschlüsselte John seine Notizen? Er musste wissen, dass Vincent früher oder später heraus bekam, was da stand, obwohl er nicht damit rechnete, dass er nur deswegen alles wissen würde. Er sagte aber erst einmal nichts weiter und wartete lieber darauf, was John jetzt wo er fertig war vor hatte.
    • John grinste.
      "Nichts weiter. Nur dass ich seine Kunst beneide."
      Er wandte sich um und kippte sich mehr Kaffee in seine Tasse, die er gleich zur Hälfte leerte.
      "Er ist ein Genie", senierte Jonathan weiter und ließ seinen Blick über die Wand schweifen, die mit allem möglichen voll gehangen war und für einen Außenstehenden keinerlei Sinn ergeben würde. Aber für John tat sie das. Er hatte ein perfektes Bild vor Augen, das exakt beschrieb, was er in den nächsten Tagen so zu erwarten hatte. Es las sich wie ein Museumsflyer, der Werbung für eine neue Ausstellung machte. Eine unglaublich interessante Ausstellung, die John unbedingt besuchen wollte. Und er wollte am Tag der Premiere anwesend sein, um mit dem Künstler sprechen zu können. Ein wenig Austausch über Methoden und geplante Werke halten.
      "Ein wundervolles, künstlerisches Genie. Ich glaube, ich habe so eben ein Idol gefunden."
      Kichernd nahm er einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. Einen Augenblick noch genoss er dieses Bild, dann aber wandte er sich seinem Narzissmus zu.
      "Aufgepasst, mein Hübscher, ich verrate die jetzt, wonach du suchen musst."
      Er schob Vincent den Notizblock und den Stift zu, die er selbst die letzten Stunden lang benutzt hatte. Auf seinen Lippe lag ein Lächeln, als würde er gleich einem Kind sagen, dass sie in den Freizeitpark fuhren.
      "Das alles, was ihr bisher gesehen habt? Das war nur der Anfang. Er hat sein Werk bereits vollendet und ihr werdet es bald finden. Außerdem arbeitet er bereits am nächsten und hat seine Einkaufsliste in der ganzen Stadt bekannt gegeben. Er wird noch sechs weitere Menschen töten. Bürgermeister Raymond Edgar Turnble am Samstag, den achtundzwanzigsten Juni. Vijay Rana am Mittwoch, den zweiten Juli. Jarred Andrew Garland am Samstag danach, den fünften Juli. Andrew Arthur Ford am neunten siebten, wieder ein Mittwoch. Und zu guter Letzt Ashley Danielle Lochlan am Samstag den zwölften siebten. Fünf weitere Leichen, denen er jeweils ein Teil entwenden wird, um ein weiteres Meisterwerk zu erschaffen."
      Er grinste in sich hinein. Fünf waren nicht genug. Der Puppenspieler brauchte sechs Leichen. John fragte sich, wem die Ehre zuteil werden würde, das Werk zu vollenden.
    • Vincent seufzte und blickte etwas verstohlen zu John hinüber. Er mochte den Blick nicht, den er gerade hatte und als er meinte, er hätte ein Idol gefunden, verzog Vincent seine Mundwinkel nach unten. "Ein Idol...?", wiederholte er murrend und stellte fest, dass ihm das ganz und gar nicht gefiel. Er schätzte die Arbeit dieses Killers? Das konnte einfach nichts gutes Bedeuten.
      Als er ihm Stift und Papier zuschob setzte sich Vincent wieder und schrieb mit was John ihm mitteilte. Als er fertig war sah der Ermittler misstrauisch auf und zog eine Augenbraue nach oben. "Das hat er in der Zeitung veröffentlicht? Ich möchte, dass du es mir zeigst." Er glaubte John, aber er traute ihm auch immer noch zu Informationen zurück zu halten, oder dass er davon profitieren wollte, dass er der einzige war, der die Nachrichten dieses Killers entschlüsseln konnte. Er hatte schon so viel bekommen, aber er wollte sicher noch mehr.
      "Und wieso hast du deine Notizen verschlüsselt...? Ich erkenne das Muster." Der Ermittler riss das Blatt Papier von dem Notizblock und faltete es einmal in der Hälfte. Er würde das sobald wie möglich weiter leiten, aber erst wollte er dahinter kommen was John vor hatte. Vielleicht war er zu misstrauisch, andererseits konnte man das bei John überhaupt sein? Und was für ein Werk sollte das sein, das sie bald finden würden?
    • Jonathan lachte, stieß sich von dem Schreibtisch ab und ging zu seinen Notizen an der Wand.
      "Opfer Nummer eins, der Bürgermeister", sagte er und deutete auf eine ausschweifende Metapher über den Kaiser und seine neuen Kleider, "Opfer Nummer zwei", sagte er und deutete auf einen kleinen Artikel über Orangen.
      So ging das bei allen Opfern. Er nahm Vincent den Stift ab und deutete damit auf einzelne Buchstaben, die er dann auch einkreiste. Es wirkte ziemlich zufällig, aber wenn man sich eine Weile damit befasste, dann erkannte man das Muster.
      "Ich verschlüssele meine Notizen nicht, mein Hübscher. Das nennt sich Stenografie. Protokollanten nutzen diese Technik, um viele Informationen in kurzer Zeit aufzuschreiben. Ich tue das auch. Und jeder Stenograf hat seinen eigenen Code nachdem er arbeitet. Du siehst also", er ging zu Vincent und strich ihm mit einem Finger über die Brust, sich vorstellend, was er damit in seinem Keller getan, was er dort hineingeritzt hatte, "Ich verheimliche nichts. Ich arbeite bloß effizient."
      Er biss sich auf die Unterlippe bei dem Gedanken daran, seine Hände wieder über die Haut des Polizisten streichen zu lassen, die harten Muskeln erfühlen zu können.
      "Jetzt weißt du, wen er töten wird. Du weißt, wann er töten wird. Du könntest ihn jetzt aufhalten. Wirst du es tun? Ihn verfolgen? Teil seines Meisterwerks werden?"
    • Alles was John ihm erklärte sah ziemlich weit hergeholt aus, aber John hatte keinen Grund zu lügen und es machte wohl Sinn. Es war beunruhigend wie schnell John etwas erkannt hatte, was der gesamten Polizei entgangen war, Vincent eingeschlossen. Er fragte sich ob er vor seiner Begegnung mit John darauf gekommen wäre, er wusste dass er weit nicht so gut war wie damals. Der Ermittler merkte wie seine Gedanken wieder abschweiften, wie so oft und so zuckte er ein wenig zusammen, als John plötzlich vor ihm stand und einen Finger über seine Brust wandern ließ. Vincent gab sich unbeeindruckt, auch wenn sein Herz schneller schlug und ein warmes Gefühl von seiner Brust ausging. Er musterte sein Gegenüber und empfand eine Art Befriedigung als John sich auf seine Lippe biss, er ließ ihn nicht kalt. Er musste allerdings noch heraus finden ob das gut oder schlecht war.
      "Es ist mein Job ihn zu schnappen.", antwortete Vincent wage, wobei er selbst nicht genau wusste, warum er nicht einfach gesagt hatte, dass er diesen Killer schnappen würde. Natürlich würde er das, möglichst bevor er den nächsten Menschen umbrachte, den Bürgermeister, wenn John recht hatte. Das Blatt Papier noch in der Hand sah er John weiter an und versuchte weiterhin keine Regung zu zeigen, als er folgendes fragte.
      "Was meinst du damit? Teil seines Meisterwerks?" Er war sich nicht sicher ob John ihn verarschte, ob er seine Zeit im Keller andeuten wollte, oder ob er etwas über den Killer wusste, das er Vincent bisher nicht verraten hatte. John würde ihn nicht sterben lassen... oder doch? Wieso hatte er sein Leben dafür aufgegeben, Vincents zu retten?
    • "Du weißt doch noch, was das letzte Mal passiert ist, als du das Muster eines Serienkillers erkannt hast", deutete John bloß an und lehnte seinen Kopf gegen Vincents Schulter, de Hand immer noch über dessen Herzen liegend.
      Er konnte spüren, wie es etwas schneller schlug.
      "Er hat kein Problem damit, auch außerhalb seiner Liste zu töten. Er würde auch dich töten, wenn du dich ihm in den Weg stellst. Er würde dich zu einem Teil seiner Arbeit machen. Dir seine Signatur aufdrücken. Dich zerstückeln wie all die anderen. Vielleicht würde er einen Teil von dir nehmen und dich vollständig zu seinem machen. Du würdest ihm gehören."
      John biss sich erneut auf die Unterlippe. Er schloss seine Finger um Vincents Kragen.
      "Er wird dich mir wegnehmen", sagte er eine ganze Ecke energischer, "Er wird dich seinem Werk hinzufügen und meines damit zerstören."
      Er drückte sein Gesicht gegen Vincents Hals.
      "Das darfst du nicht zulassen. Oder ich werde dafür sorgen, dass es nicht passiert."
    • Ja er wusste nur zu gut was das letzte Mal passiert war und trotzdem arbeitete er wieder und versuchte den nächsten Killer zu fangen. Er war unachtsam gewesen, zu enthusiastisch und er wollte nicht auf Verstärkung warten. Er war dumm gewesen, es war seine eigene Schuld und es war auch Vincents Schuld, dass sein Partner nun tot war. Er hatte nur Glück gehabt, dass er überlebt hatte... oder eben Pech, er war sich da nicht so sicher.
      Er blieb ruhig, als John seinen Kopf gegen ihn drückte, der Geruch seiner Haare stieg ihm in die Nase und er seufzte tonlos. Johns Stimme verriet schon, dass es ihn nicht kalt ließ, dass er nicht wollte dass dieser Killer Vincent in die Finger bekam. Sein Griff wurde fester und wenig später spürte Vincent Johns Atem an seinem Hals. Eine leichte Gänsehaut breitete sich aus, doch Vincent bewegte sich immer noch nicht. Sollte er sich geschmeichelt fühlen, dass John das nicht zulassen wollte? Sollte er sich geschmeichelt fühlen weil John annahm, dieser neue Killer würde Vincent auch in sein Werk aufnehmen wollen? Nicht jeder der ihm in den Weg kam, würde in seinem 'Werk' Platz finden, oder etwa doch? Der Ermittler wusste nicht, was er sich darunter vorstellen sollte. Im Moment hatte er ein makaberes Bild in Form eines Gemäldes vor Augen, das aus Leichenteilen bestand. Aber vermutlich war es um einiges Schlimmer.
      "Dann musst du mir helfen ihn zu schnappen.", entgegnete er nach einer Weile. Vermutlich war genau das der Grund, warum Vincents Chef mit all dem hier einverstanden war. Er und John in einem Haus, nicht einmal Kameras oder Wanzen waren hier angebracht, wie sonst hätte Vincent so etwas je zulassen sollen? Konnte es tatsächlich sein, dass Vincent John dazu bringen konnte etwas zu tun, was er vielleicht gar nicht wollte? Wovon er vielleicht gar nichts hatte? Wie weit würde er dafür gehen müssen, alles von John zu bekommen was sie brauchten und wie viel würde es kosten sich dabei nicht selbst zu verlieren? Wie lange würde Vincent das hier durchstehen können, ohne verrückt zu werden?
    • John lachte leise.
      "Dafür müsstet ihr mich aber von der Leine lassen. Und zwar richtig, nicht nur der eingezäunte Garten."
      Er löste sich von Vincent, als sei nichts von dem eben passiert. Er leerte seine Kaffeetasse und sortierte den verbliebenen Papierkram ehe er seufzte und sich streckte.
      "Die ganze Sitzerei hat mich fertig gemacht. Meine Schultern tun weh."
      Er massierte sich die eigenen Schultern, gähnte und ließ sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Seine Hand strich über die Polster, als er sich daran erinnerte, was hier erst am heutigen Morgen stattgefunden hatte. Das könnten sie definitiv wiederholen.
      Er legte seinen Kopf auf die Rückenlehne.
      "Glaubst du, eine Dusche könnte helfen? Warmes Wasser soll ja die Muskeln entspannen."
    • "Du weißt, dass ich dich nicht einfach draußen herum laufen lassen kann. Du musst mir schon einen konkreten Grund liefern, dich gehen zu lassen.", erklärte Vincent, aber das wusste John bereits. Nicht nur dass Vincent es für gefährlich hielt, wenn John draußen herum lief, selbst wenn er dabei war, auch der Polizeichef sah es sicher nicht gerne, wenn plötzlich Fotos von John in der Zeitung auftauchten, auf denen er durch die Stadt spazierte. Ganz zu schweigen von denen, die noch höhere Positionen inne hatten.
      Der Ermittler sah zu wie John davon ging, als wäre gerade nichts passiert. Vincent war nicht sicher, ob er das gerade nur gespielt hatte, oder ob er jetzt schauspielerte, er war sich bei nichts sicher, was diesen Mann betraf.
      "Wenn du duschen willst, werde ich dich bestimmt nicht aufhalten." Seine Antwort fiel knapp aus, wenn John ihm etwas sagen wollte, oder etwas von ihm wollte, dann sollte er es einfach aussprechen. Es war definitiv zu spät für seine Spielchen und Vincent fragte sich, wie lange er Johns Kosenamen für ihn und seine passiv aggressive Art nach etwas zu 'bitten' ertragen konnte. Am Ende war Vincent vielleicht derjenige der durchdrehte und John eine Kugel in den Kopf jagte.
      Der Ermittler blickte auf die Uhr, es war mittlerweile halb 5 Uhr morgens. Er sollte die Namen und Daten gleich weiter geben, andererseits sollte er das vielleicht mit seinem Chef persönlich besprechen. Nach kurzem hin und her Überlegen, entschied er sich dafür ihn morgen persönlich anzurufen. Fürs erste, sollte er vielleicht einfach ins Bett gehen.
    • John kicherte leise und stand wieder auf.
      "Du könntest mitkommen", sagte er und zog sich seinen Pullover und sein T-Shirt über den Kopf.
      Er ließ die Kleidungsstücke achtlos zu Boden fallen, seine Hosen folgten.
      "Ich helf dir auch beim Rücken."
      Er zwinkerte Vincent zu, dann stolzierte er nackt wie er zur Welt gekommen war in Richtung des Badezimmers, wo er demonstrativ die Tür offen stehen ließ, bevor er unter die Dusche stieg und eine leise Melodie vor sich hin summte, während er seine verspannten Schultern unter dem warmen Wasser massierte.
    • Vincent sah zu wie John sich seiner Kleidung entledigte und biss die Zähne zusammen. Als er aus seinem Sichtfeld verschwunden war, seufzte Vincent tief und rieb sich mit Zeigefinger und Daumen seinen Nasenrücken. Ein leichter Anflug von Kopfschmerzen bahnte sich seinen Weg, es war spät, er hatte heute fast nichts außer Kaffee zu sich genommen und eine halbe Ewigkeit an dem Fall und seinem Bericht gearbeitet. Immerhin war er schon sehr viel weiter als heute Morgen noch. Dieser Gedankengang brachte Vincent allerdings wieder dazu, auf Johns Hosen zu blicken, die vor ihm auf dem Boden lagen und an den heutigen Morgen. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich darüber nachdachte John unter die Dusche zu folgen, konnte sich aber keine Ausrede einfallen lassen, die dieses Verhalten rechtfertigen würde.
      John war sein einziger Weg zu diesem Killer und vielleicht auch der Einzige der ihn davor bewahren konnte, sich noch einmal von einem Verrückten schnappen zu lassen. Reichte Vincent das als Vorwand, mit ihm unter die Dusche zu steigen? Um 'sein Vertrauen zu gewinnen', oder sowas in der Art, aus rein professionelle Natur. Vincent musste selbst über sich lachen, nicht einmal er selbst kaufte ihm das ab und es machte ihn wahnsinnig, dass er so hin und her gerissen war.
      Der Ermittler stieß sich vom Tisch ab und richtete vorerst das Sofa zum Schlafen her, es war schnell überzogen. Allerdings erinnerte es ihn auch daran was sie da getrieben hatten und dabei wurde ihm ziemlich warm.
      Er warf den Polster etwas energischer als normal auf das Sofa und lauschte kurz, das Wasser lief jedenfalls noch. Was konnte er nur wichtiges wollen, um das zu rechtfertigen? Ach, war doch scheiß egal, er stapfte ins Badezimmer und zog sich auf dem Weg schon Mal sein Hemd aus, sehr viel Zeit war noch nicht vergangen seit John das Wasser an gemacht hatte, vielleicht 5 Minuten. Während Vincent seine Hose auszog, begann er trotzdem ein Gespräch.
      "Meintest du das vorhin ernst? Ein Idol?", fragte er nach und es interessierte ihn wirklich. Vincent hätte nie gedacht, dass John jemanden als sein Idol bezeichnen würde, das klang ja fast, als fände er seine Arbeit besser, als seine eigene.
    • Trotz des laufenden Wassers bemerkte John sofort, wann sein gut aussehender Polizist zu ihm ins Badezimmer kam. Er tat so, als bemerke er es nicht und summte weiter vor sich hin.
      "Idol war vielleicht das falsche Wort", gab er zu, drehte sich um und öffnete die Tür zur Dusche, wie eine Einladung.
      Völlig offensichtlich ließ er seinen Blick über den nackten Körper des Polizisten gleiten, leckte sich dabei über die Lippen und blieb nur einen Augenblick zu lange an dessen Hüfte hängen, wo sich das Unendlichkeitszeichen leicht von der Haut abhob.
      "Er ist mehr sowas wie ein Kollege, dessen Arbeit man wertschätzt. So wie Goethe und Schiller zum Beispiel."
      Er zuckte mit den Schultern und stellte sich wieder unter den warmen Wasserstrahl. Der Duschtür wandte er dabei allerdings den Rücken zu. Diese Ansicht schien Vincent ja eindeutig besser zu gefallen als die Front.
    • Johns Blick war Vincent etwas unangenehm, er fühlte sich ein bisschen wie ein Lamm, das gleich geschlachtet werden würde. Ein kurzer Blick verriet ihm wohin John blickte und wie aus Reflex legte er seine Hand über die Narbe auf seiner Hüfte. Da drehte John sich aber auch schon wieder um und wandte Vincent seinen Rücken zu. Auf diesem waren noch einige Spuren von heute Morgen zu sehen und ein Anflug von Schuldbewusstsein überkam den Ermittler. Als ob John nicht wesentlich Schlimmeres verdient hätte, abgesehen davon, dass es ihm wohl gefallen hatte. Vincent konnte nicht wirklich fassen was da passiert war und wie er sich verhalten hatte. Aber er brauchte auch nicht groß darüber nachdenken, immerhin stand er gerade nackt neben dem Killer im Badezimmer. Er ließ ihn nicht noch länger warten, bevor er sich eine dumme Bemerkung anhören musste und trat zu John unter die Dusche. Hinter sich schloss er die Tür zur Duschkabine.
      Obwohl John nun schon einige Minuten unter dem warmen Wasser stand, strömte Vincent sein unverkennbarer Geruch in die Nase, der sich ebenso wie alles Andere was diesen Mann betraf tief in seinem Gehirn eingeprägt und festgesetzt hatte. Doch er verspürte keine Angst oder dergleichen... es war seltsamerweise viel schlimmer gewesen, wenn er da unten alleine gewesen war. Obwohl John der Grund für seine Schmerzen und sein Leiden war, so hatte er das alles mit ihm zusammen durchgestanden. Ob Vincent der Einzige war, der sich bei John so gefühlt hatte? Ob Vincent der Einzige war, dem John so viel Aufmerksamkeit und Trost geschenkt hatte? Es machte ihn fast eifersüchtig, wenn er daran dachte, dass er seinen anderen Opfern möglicherweise genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Vielleicht fühlte John sich ähnlich, jetzt wo Vincent hinter einem anderen Serienkiller her war, aber selbst wenn es so war, würde er es niemals zeigen.
      Vorsichtig hob Vincent eine Hand und strich über Johns Rücken, fuhr die Striemen nach die er ihm zugefügt hatte und musste zugeben, dass das nicht einmal ein Bruchteil von dem war, was John ihn erleiden ließ. Seine Finger strichen dennoch sanft über seine Haut und wanderte hinauf zu seinen Schultern. Er begann langsam ihn zu massieren, nachdem er ihm gesagt hatte, seine Schultern würden weh tun.
      "Hast du jemals solche Schmerzen gehabt, wie die, die deine Opfer hatten?", fragte er John ruhig, ohne Wertung oder Vorwurf. Es interessierte Vincent einfach, ob John verstand und nachvollziehen konnte, was er seinen Opfern und damit auch Vincent angetan hatte, abgesehen von dem psychischen Schaden.