[2er RPG] Killer Instinct

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    • "Sieben, mein Hübscher", korrigierte John und küsste den Polizisten auf die Wange, "Und ich muss dich daran erinnern, dass das alles deine Entscheidung war. Ich hätte es dir auch so besorgt, aber du wolltest ja unbedingt den Spieß umdrehen. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Verrate mir eine Sache: War ich dein Erster?"
      Ein weiterer Kuss landete auf Vincents Schulter. Diese Frage war ernst gemeint und John wollte die Antwort kennen. Und er wollte, dass es ein Ja war. Er wollte diesen Mann in seinen Armen voll und ganz besitzen und zu wissen, dass er der erste war, der jemals bestimmte Regionen dieses Körpers erforscht hatte... John musste es einfach wissen.
    • "Sieben? Wirklich? Es waren doch zehn Nadeln, oder? Die Belohnung in der Dusche war gestern, dann das heute...", überlegte Vincent laut, statt sich Johns Frage zu widmen, hauptsächlich um ihn ein wenig zappeln zu lassen. "Tu nicht so, als hättest du mich nicht provoziert den Spieß umzudrehen und eine Beschwerde würde ich dir sowieso nicht abkaufen." Vincent grinste und hatte leider nichts mehr womit er Zeit schinden konnte, also widmete er sich der Frage die John so beiläufig gestellt hatte, deren Antwort ihn aber offensichtlich sehr interessierte.
      "Mein Erster? Der erste Mann mit dem ich Sex hatte meinst du?" Er ließ sich weiterhin Zeit, bis er schließlich antwortete: "Ja, das bist du. Und der wievielte bin ich?" Das hatte Vincent bisher eigentlich nicht interessiert, aber jetzt wo John das Thema aufbrachte. Er schätzte den Anderen gar nicht so ein, mit irgendjemandem Sex zu haben. Seine Morde waren seine Leidenschaft und was seine Opfer anging war Vincent ziemlich sicher, dass er der Einzige war, der in seinem Keller einen Handjob bekommen hatte, aber er konnte sich natürlich irren. Wäre nicht das erste Mal, dass er etwas über John angenommen hatte, das nicht stimmte.
    • Diese Antwort schickte ein wohliges Kribbeln Johns Wirbelsäule hinab. Er war also nicht nur der Erste in bestimmten Regionen gewesen. Er war überhaupt der Erste gewesen! Er musste sich zusammenreißen, nicht hysterisch loszulachen vor Freude.
      "Nun, du bist nicht mehr Erster. Allerdings der Erste, an dem ich echtes Interesse zeige. Auf dem College hatte ich eine kurzlebige Beziehung mit einem enttäuschenden Exemplar der menschlichen Spezies. Aber ich musste gewisse Triebe befriedigen, um konzentriert zu bleiben und dafür hat er ausgereicht. Die Hormone der Jugend beeinflussen auch Psychopathen, weißt du?"
      Er verriet Vincent nicht, warum er nur noch sieben Belohnungen erhielt und nicht die vollen acht. Sollte er ruhig ein bisschen rätseln, John hatte Pläne. So wie immer.
      Er kicherte leise, als ein Gedanke durch seinen Kopf schoss.
      "Dann hat dich mein Keller in mehr als nur einer Hinsicht geprägt. Durch Folter die Sexualität geändert... lass das bloß nicht die Homophoben wissen."
    • "Echtes Interesse? Das musst du mir genauer erklären, in welcher Hinsicht?" Vincent rätselte fast ständig über Johns Beweggründe und was dieser Mann dachte und fühlte, wenn er überhaupt etwas nachvollziehbares fühlen konnte. Wenn er Antworten kriegen konnte, dann nahm er sie, egal wie vage sie ausfallen würden. Und im Moment traute er sich ein wenig nachzubohren.
      "Ich frage mich was der Junge gedacht hat, als er deinen Namen in der Zeitung gelesen hat... Warte. Lebt er noch?", fragte Vincent, schließlich war das nicht selbstverständlich. "Und eine Beziehung mit einer Frau? Jemals eine gehabt?"
      John kicherte und teilte Vincent seine Gedanken mit, der Polizist schmunzelte ebenfalls. "Ich glaube das gefällt nicht nur den Homophoben nicht. Durch emotionalen Stress die wahre Sexualität nach außen gekehrt... das klingt vielleicht besser. Aber ich verstehe sowieso nicht was da unten passiert ist und ich will es auch gar nicht versuchen. Im Grunde finde ich andere Männer nicht einmal attraktiv, überhaupt nicht. An Frauen habe ich auch kein Interesse mehr. Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen."
    • "Hm... theoretisch gesehen sind ja ein paar Monate vergangen... also gut. Sein Name war Keegan Cook, süße achtzehn Jahre alt, als ich ihn traf, einundzwanzig, als ich ihn tötete. Seine Leiche werdet ihr wahrscheinlich nicht mehr finden. Ich war noch in meiner Anfangszeit. Hübscher Körper, nichts im Hirn. Ich hab ihn das Klo runtergespült. Naja, ich hab ihn in der Kanalisation entsorgt."
      John ließ von dem Polizisten ab, rollte sich auf den Rücken, streckte sich und setzte sich dann auf.
      "Was soll ich an Interesse groß definieren? Keegan habe ich den Ratten überlassen, dir habe ich das Leben gerettet. Ihn habe ich zum Stressabbau genutzt, dich..."
      Mit seinem charmanten Lächeln lehnte er sich zu Vincent rüber und strich über die kaum zu sehenden Narben auf seinem Brustkorb.
      "...dich beobachte ich gern. Mit dir unterhalte ich mich gern. Ich mag das hier", er strich über die harten Bauchmuskeln des Polizisten und über dessen Brust, "das hier, ", mit dem Daumen fuhr er über Vincents Lippen bevor er ihm gegen die Schläfe tippte, "und das hier", weitaus weniger elegant legte er seine Hand mit festem Griff in Vincents Schritt.
      Grinsend beobachtete er die Miene des Polizisten, ehe er losließ.
      "Keegan war bloß ein Klumpen Fleisch, den ich benutzt habe, um meinen Körper zu befriedigen, auf dass mein Hirn tun konnte, was es tun wollte. Aber du... Mit dir beschäftigt sich auch mein Kopf gern. In mehr als nur einer Hinsicht."
    • Drei Jahre... John hatte drei Jahre mit einem Mann geschlafen und der hatte nicht bemerkt was er war, vermutlich hatte er bis zum Schluss nicht damit gerechnet. War Vincent wirklich intelligenter? Er wusste wer John war und er lag trotzdem mit ihm im Bett, er lag gern mit ihm im Bett und nicht nur das, er lebte gern mit ihm zusammen. Und John ging es aus unerfindlichen Gründen genauso, wie er gerade selbst sagte.
      Er zuckte zusammen als John seine Hand grob in seinen Schritt legte und sah zu ihm auf. Er war... stolz, verdammt stolz, dass er so ein großes Interesse in John auslöste. Stolz, dass er ihn in gewisser Weise zähmen konnte, stolz, dass er ihn aufgehalten hatte. Wie Dr. Rosemary sagte, technisch gesehen hatte Vincent das Spiel gewonnen, den Kampf, aber das würde er gegenüber John bestimmt niemals aussprechen. Und das hieß noch lange nicht, dass er den Krieg gewonnen hatte, auch wenn es sich nicht mehr wie einer anfühlte.
      Wenn Vincent jemals ein Buch über sein Leben verfassen sollte, er hätte keine Ahnung wie er all das hier beschreiben konnte, jeder der wusste was er hier machte hielt ihn zurecht für verrückt.
      Vincent schnaubte zufrieden lächelnd, sie Beide hatten jetzt schon eine verdammt lange und komplizierte Geschichte, dabei war es noch gar nicht so lange her, dass Vincent den Fall zugeteilt bekommen hatte. Es kam ihm vor als wäre schon ein halbes Jahrzehnt vergangen, aber das stimmte nicht einmal annähernd.
      "Ich schätze das ist ein großes Kompliment an mich.", lächelte der Polizist und zog John für einen weiteren Kuss zu sich herunter. Das fühlte sich fast normal an.
    • John erwiderte den Kuss nur zu gern, dann legte er sich wieder zu Vincent.
      "Ich würde sagen, obere Mittelschicht", scherzte er.
      Es war ein bisschen seltsam, wie sie hier lagen, eng umschlugen wie ein stink normales Pärchen. John interessierte sich nicht für sowas. Normal war in seinem Wortschatz sowieso ein Wort mit gänzlich anderer Bedeutung als für den Rest der Gesellschaft. Aber er genoss es durchaus, einfach so hier zu liegen. Er hatte gerade guten Sex gehabt, er war in guter Gesellschaft, es gab nichts, was er an der Situation auszusetzen hatte. Anders als an anderen Situationen des Tages und Situationen, die wohl in den nächsten Tagen noch entstehen würden. Glücklicherweise schaffte er es, all das auszublenden und sich auf den Augenblick zu konzentrieren. Ein Zen-Meister oder auch Kendo-Lehrer wäre wohl stolz auf ihn.
      "Es ist merkwürdig, wie sehr ich mich an deine Anwesenheit gewöhnt habe", meinte er nach einer kleinen Weile des Schweigens, "Ich war immer allein, so habe ich am besten arbeiten können."
    • Vincent lächelte als John sich wieder zu ihm legte und genoss die Wärme die der andere Mann ausstrahlte. Vincent genoss eigentlich jede ruhige Minute, vor Allem jetzt wo er erwartete, dass es in den nächsten Tagen weitaus weniger ruhig sein würde. Gleich morgen Früh würde er sich mit Williams die Leiche ansehen und Vincent konnte nur hoffen, dass die Arbeit des Copycat Killers schlecht war, ansonsten brachte das John sicher nur noch mehr auf. Aber er hatte morgen Zeit sich darüber Gedanken zu machen, dass sein Hirn keine Sekunde Ruhe geben konnte, außer in ganz speziellen Momenten, ging ihm selbst seit geraumer Zeit ziemlich auf die Nerven.
      Vincent schloss also die Augen und versuchte seinen Kopf frei zu machen, während er mit seinen Fingern die feinen Narben auf Johns Brust nachfuhr. Spätestens die Aktion hätte ein Warnsignal sein sollen, naja.
      Vincent öffnete seine Augen wieder als John das Schweigen brach, wusste aber nicht recht was er darauf antworten sollte. Ihm schoss einiges durch den Kopf, aber er behielt es sich immer noch vor ein wenig vorsichtig zu sein.
      "Dasselbe könnte ich auch sagen.", murmelte Vincent, obwohl John einen großen Teil dieser Situation bewusst provoziert hatte. Vincent machte sich keine Illusionen dahingehend, dass John ein Meister darin war Menschen zu manipulieren und der Polizist war dabei keine Ausnahme, im Gegenteil.
      "Es gibt wohl doch für jeden Topf den passenden Deckel....", überlegte Vincent, während er noch einmal daran dachte, was die Psychologin gesagt hatte. John hatte im Grunde sein ganzen Leben für Vincent aufgegeben, zwei Mal. Und damit auch einen großen Teil seiner Freiheit, wenn es ihn aber tatsächlich nicht störte, war Vincent der Letzte der sich beschweren würde.

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    • "Welch romantische Töne du anstimmst", säuselte John, ging aber nicht weiter darauf ein.
      Es war spät, sie beide hatten sich verausgabt und ab morgen stand richtige Arbeit ins Haus. John konnte es kaum erwarten, sich in diesen Fall zu stürzen und denjenigen zu erledigen, der es wagte, seine Arbeit zu stehlen und sie mit minderwertigen Werken zu beschmutzen. Der heiße Knoten in seinem Bauch war noch immer da, aber John hatte sich im Laufe der letzten Stunden an ihn gewöhnt. Er würde ihn nutzen, um diese schlechte Kopie zu finden und zu vernichten. Wut war bloß eine Waffe, ein weiteres Werkzeug dessen Umgang John beherrschte.
      Er rückte etwas näher an Vincent heran, legte seinen Kopf auf dessen Brust und schloss die Augen. Er stellte sich vor, was er alles mit dem Trittbrettfahrer anstellen würde, wenn er ihn in die Finger bekam. Es entspannte ihn soweit, dass er schließlich in den Armen seines Polizisten einschlief.
    • Vincent legte seine Arme enger um John als dieser sich an ihn schmiegte und schlief dann tatsächlich schnell ein. Und nicht nur das, am nächsten Morgen hätte er beinahe verschlafen. Als er die Augen öffnete und auf die Uhr blickte war es bereits halb acht, in einer halben Stunde war Williams hier um ihn abzuholen. Vincent hatte es nicht für nötig gehalten einen Wecker zu stellen, meistens lag er die halbe Nacht wach, aber die Massage schien mit seinen Schlafprobleme wirklich geholfen zu haben, vielleicht war es auch der Sex gewesen.
      Jedenfalls sprang Vincent aus dem Bett und beeilte sich ins Bad. Während einer kurzen Dusche putzte er sich gleich die Zähne, danach suchte er sich etwas zum Anziehen heraus, dann musste er auch schon los. John war ohne Zweifel wach, aber er ließ ihn weiter dösen und machte sich auf den Weg.

      Unten wartete sein neuer Kollege bereits und merkte Vincent an, dass er verschlafen hatte, aber dafür sah er wesentlich besser aus als sonst. "Ich hätte gedacht Sie machen heute kein Auge zu." Williams der auch mit Schlafproblemen zu kämpfen hatte sah hier in seiner Heimat aber auch ausgeruhter aus. Er schaffte es auch immer eine gewisse Autorität auszustrahlen, das war beeindruckend. "John hat sich unter Kontrolle.", antwortete Vincent, auch wenn Williams nicht direkt danach gefragt hatte. "Außerdem komme ich mit Leichen und Tatorten besser klar als mit Menschen." Gemeinsam machten sie sich auf den Weg um die Leiche zu untersuchen.

      Im Leichenschauhaus angekommen hatte Vincent das Gefühl die Augen des Gerichtsmediziners klebten förmlich auf ihn. Er vermittelte wohl nicht gerade das Bild eines Spezial Agenten von der Regierung, sein neuer Partner auch nicht. Er hörte nur halb zu was er über die Leiche zu erzählen hatte und schlug stattdessen das Tuch zurück, mit dem der Körper bedeckt war. Es war eine Schande, dass das Opfer nicht mehr in seiner ursprünglichen Position war, so gingen viele Details verloren. Trotzdem hatte Vincent das Gefühl er betrachtete Johns Arbeit. Wenn er nicht gewusst hätte, dass der Killer es unmöglich gewesen sein konnte, dann hätte er ihm dieses Opfer mit Sicherheit zugeschrieben.
      Williams schickte den Gerichtsmediziner nach draußen, der nicht besonder glücklich darüber schien. Vincent schnappte sich ein paar Handschuhe und zog sie über, bevor er den Körper weiter betrachtete. Auf eine gewisse Weise war die Arbeit faszinierend.
      "Was denken Sie?"
      Vincent sah nicht auf als er Antwortete und fuhr mit seinen Fingern gerade einen langen Schnitt nach der über dem ganzen Bein verlief. Das Muster das die tiefen Wunden gebildet hatten musste in der original Position wunderschön ausgesehen haben.
      "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen das war John... obwohl das nicht so ganz stimmt. Ich spüre die Unerfahrenheit, obwohl das wirklich ein technisches Meisterwerk ist, aber manche Schnitte scheinen nicht ganz so überlegt, ein wenig unsicher, wie wenn man ein Bild zeichnet und daran so lange herum fummelt, dass es am Ende nicht besser aussieht als vorher.", erklärte Vincent und erwartete einen verständnislosen Blick, deshalb ließ er seinen Blick auch weiterhin auf den Körper gesenkt. "Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass es mehr Opfer geben wird. Was mich stutzig macht ist der Fundort. John war hier nie aktiv und niemand sollte wissen, dass er überhaupt noch lebt. Und da wird plötzlich eine Leiche so nah an seiner neuen Haustür abgelegt..." Vincent seufzte und zog die Handschuhe aus um die Akte durchblättern zu können. "Es ist keine Kopie an Johns Arbeit, aber er nutzt verschiedene Elemente die ich schon gesehen habe..." Vincent konnte sogar jedes Element das er sah einem Namen und einem Bild zuweisen, aber das war etwas, das er dann einfach im Bericht zusammen fasste, Williams konnte ohne Kontext vermutlich nicht viel damit anfangen.
      "Das kann unmöglich der erste Mord des Täters sein.", überlegte sein Kollege laut.
      "Dem stimme ich zu."

      Vincent machte noch einige Fotos des Opfers um die Akte zu erweitern und John auch die Möglichkeit zu geben die Details zu betrachten die die Meisten wohl nicht einmal bemerkten. Vincent war nicht sicher inwieweit er sich bei Befragungen beteiligen sollte, egal ob sie mit Zeugen oder den Polizisten vor Ort sprachen. Sein Name und sein Gesicht war mittlerweile Landesweit bekannt, das war nicht unbedingt gut und hilfreich. Zumal es auch viele gab die ihn selbst für viele Opfer verantwortlich machten.

      Nachdem Vincent sich die Leiche eingehend angesehen hatte, machten sie beide sich auf den Weg zum Tatort. Auf dem Weg holten sie sich noch einen Kaffee.
      Auch am Tatort machte Vincent viele Fotos und sah sich eingehend um. Die Leiche war auf dem Vorplatz einer Kirche platziert worden und scheinbar hatte niemand etwas gesehen. Vincent konnte sich vorstellen wie das Opfer hier wie eine Skulptur gewirkt hatte. Die Leiche wurde gegen Abend gefunden, der Aufbau musste ewig gedauert haben. Ellbogen und Knie waren unnatürlich verdreht worden, die Leiche war in eine so unnatürliche Position gebracht wurde, dass sie kaum noch menschlich ausgesehen hatte. Drapiert wurde sie auf einem Eisengestell, schwarz lackiert. Das Licht das von einem Scheinwerfer der Kirche auf den Platz schien hatte nur den Körper beleuchtet, wie perfekt die Position war konnte Vincent anhand der schlechten Fotos aber nicht bewerten.
      "Keine Zeugen?", fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.
      "Keine von denen wir wissen."
      "Eine Gruppe von Leuten...? Das wäre ungewöhnlich...", überlegte Vincent laut und seufzte. Ein einzelner Mensch hatte bestimmt mindestens eine halbe Stunde für den Aufbau gebraucht, mindestens, vermutlich wesentlich länger, abhängig von der Kraft es Täters. Sie hatten nicht wirklich Anhaltspunkte und einen Serienkiller zu verstehen brauchte mehr als ein Opfer. Es war ja auch noch keine Serie, aber es würde mit Sicherheit eine werden. Die Arbeit war definitiv an Johns Arbeit angelehnt, das war der einzige Angriffspunkt. Sie wussten was John in dieser Situation als nächstes tun würde, sie brauchten ihn nur zu fragen, vielleicht konnten sie die nächsten möglichen Fundorte eingrenzen. Aber Vincent hatte John nicht gefunden weil er wusste wo er wen ablegen würde, er hatte ihn gefunden weil er erkannt hatte wo er sich seine Inspiration geholt hatte und was für ein Mensch er war. Er war auch viel nach seinem Bauchgefühl gegangen und er hatte damit recht gehabt.
      Hinter einer Parkbank fand Williams noch ein wenig Blut, das dort definitiv nicht hingehörte. Unsauber... der Tatort war nicht perfekt, John hätte das unglaublich geärgert.
      "Ich kann mir gut vorstellen, dass der Killer gestern noch einmal hier war. Aber die Menschenansammlung war soweit ich gesehen habe so groß, dass es unmöglich ist da jemand bestimmten zu finden. Die Aufzeichnungen der Fernsehkameras könnten aber nützlich sein."
      Auch jetzt sammelten sich wieder Journalisten vor der Absperrung und versuchten ein Foto der zwei Ermittler zu ergattern. Vincent wollte ungern in eine Story geraten und versuchte einfach die Journalisten zu ignorieren, vielleicht erkannten sie ihn ja gar nicht.

      Nachdem sie den Tatort ebenfalls gründlich untersucht hatten, machten sie sich auf den Weg zurück zum Büro. Es kostete Vincent etwas Überwindung bei Stan zu klopfen, aber er tat es schließlich relativ rasch. Gestern noch hatte er sich seit langem wieder stark gefühlt, aber er hatte über ein Jahr lang mehr oder weniger isoliert gelebt und das wirkte sich immer noch aus.
      "Was gibt's?", fragte Stand gut gelaunt, heute hatte er tatsächlich kein Shirt an.
      "Uh... könntest du... alles an Bildmaterial zusammen suchen das es vom Tatort gibt?"
      "Klar! Was willst du damit?"
      "Sehen ob jemand auffällt, in der Menge. Und vielleicht gibt es bessere Bilder von der Leiche als die Polizisten vor Ort gemacht haben."
      "Kein Problem, ich kann dir sogar eine Liste aller Personen - mit Name und Foto - von denen geben die sich auf dem Material finden."
      "Das kannst du?"
      "Jap, ich bin der Beste."
      "Das wäre hilfreich, danke."
      Vincent ging zurück zu seinem Schreibtisch und schrieb seinen Bericht quälend langsam, seine Gedanken schweiften ständig ab und zerstreuten sich in alle möglichen Richtungen.
      Schließlich gab er auf und schob den Bericht auf Morgen, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen und sich mit John unterhalten hatte. Die ganzen Fotos waren inzwischen entwickelt und bildeten einen dicken Stoß. Damit und mit der Akte machte sich Vincent auf den Heimweg. Davor wurde er noch die Einladung für Freitag los, verschwand aber bevor er irgendwelche Fragen dazu beantworten musste.

      Vincent schloss die Tür seines Apartments auf und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen.
      "Bin zu Hause!", rief er in die Wohnung hinein und schüttelte den Kopf, als hätte John ihn nicht reinkommen gehört. Er atmete kurz durch und zog seine Schuhe aus. Die Jacke hing er auf und mit allen Unterlagen unter dem Arm gesellte er sich zu John ins Wohnzimmer. Vincents halbfertiger Bericht war auch unter dem Zettelchaos und der Polizist legte alles auf den Couchtisch damit John sich selbst ein Bild machen konnte. Er wusste nicht auf was er sich gefasst machen musste. Seine Meinung behielt er vorerst für sich um John die Möglichkeit zu geben zu seinen eigenen Schlüssen zu gelangen.
      Seufzend lies er sich also auf die Couch sinken und wartete ab.

      @Insane Pumpkin

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    • John hatte seinen Polizisten eine ganze Weile beim Schlafen beobachtet. So friedlich...
      Das hatte er schon immer gern gemacht, aber in den letzten Wochen war ihm dieser Anblick ja leider verwehrt geblieben. Er freute sich, dass Vincent zumindest eine Nacht gut schlafen konnte. Daher hatte er es auch nicht über's Herz gebracht, ihn zu wecken, auch wenn er das vielleicht hätte tun sollen.
      Schweigend beobachtete er, wie sich der Polizist in aller Eile fertigmachte und aus dem Apartment stürmte.
      "Schnapp dir diesen Amateur", raunte John, als die Tür ins Schloss fiel, "Und dann wirf ihn mir zum Fraß vor."

      Eigentlich hatte John vorgehabt, sich mit dem gigantischen Haufen an Büchern auseinander zu setzen, die Vincent ihm mitgebracht hatte. Wo auch immer er die auf einmal her hatte. Stattdessen suchte er sich eine Dauersendung über den Fall des Trittbrettfahrers, der in den Medien fälschlicherweise für ihn gehalten wurde. Er lauschte der schlechten Berichterstattung, während er die Bücher auspackte, sortierte und in das halb leere Regal verräumte, das hier im Wohnzimmer stand. Interessante Lektüre... ob sie wohl die von Mr. Ackerman gewesen war? Die Themenauswahl sprach dafür. John konnte es kaum erwarten, diesen Mann kennenzulernen.
      Aus dem Internet besorgte er sich dann ein paar Screenshots, die von den ganzen Newsprogrammen ausgestrahlt worden waren, während im Hintergrund sogenannte Experten damit beschäftigt waren, seine Psyche auseinander zu nehmen, ohne auch nur ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Sie hatten sogar eine Diskussionsrunde zusammengekratzt, in der sich Psychologen und ehemalige Polizisten darüber stritten, wie man mit einem solchen Fall umgehen solle. Sie hatten sogar einen Geistlichen dabei, der der Meinung war, John sei von einem Dämon besessen, oder selbst von einem gezeugt worden. John lachte laut, als er indirekt als Anti-Christ bezeichnet wurde.
      Ein Fakt interessierte ihn besonders, den keiner dieser Experten in Betracht zog und auf den jeder mit einem Funken Verstand kommen konnte: John hatte ausschließlich in einer Stadt getötet und das mit gutem Grund. Wenn er jetzt also spontan die Stadt gewechselt haben sollte, warum rief niemand das FBI dazu? Die gehörten zu jeder guten Serienkiller Ermittlung dazu und wenn es grenzüberschreitende Verbrechen waren, dann hatten sie gar keine andere Wahl, als sich mit seinem Fall zu beschäftigen. John bezweifelte, dass es an der Einbeziehung dieser Shepherd Organsation lag. Sie waren bloß unterstützend tätig, sie würden also mit dem FBI arbeiten, nicht die Ermittler ablösen und alles übernehmen. Wieso bemerkte das keiner? Die Abwesenheit des FBI sollte doch eine rote Flagge sein, die jeden auf den Gedanken bringen konnte, dass es sich hier nicht um John als Täter handelte!
      Als John spürte, wie die Wut in ihm zu stark wurde, schaltete er den Fernseher aus, klappte den Laptop zu und widmete sich der Vorbereitung des Abendessens. Bei sowas kam er immer runter. Ein Messer in den Händen hatte eine äußerst beruhigende Wirkung, auch wenn man damit nur Gemüse würfelte und keine Eingeweide zerteilte.

      Als Vincent von seinem kleinen Tagesausflug in die Welt der Polizisten zurückkehrte, wurde er von einem vertrauten Bild begrüßt: John hatte eine Menge Recherche betrieben, mit der er das Panoramafenster im Wohnzimmer geschmückt hatte. Den Esstisch hatte er gedeckt, am Kühlschrank hing eine Einkaufsliste für Vincent. John war unterwegs das Klebeband und die Post-Its ausgegangen.
      Er starrte sein Gebilde nun schon eine Stunde lang an, während klassische Musik die Stille vertrieb. Kaum dass sich Vincent neben ihn sinken ließ, schnappte sich John die Akte, die er ihm mitgebracht hatte. Es tat gut, sich wieder in die Arbeit zu stürzen. Ob er die Verantwortlichen dazu überreden konnte, wieder in den Antiquitätenhandel einsteigen zu dürfen? Er vermisste das Aufspüren und Restaurieren dieser alten Gegenstände. Es hatte ihm Fokus gegeben, ihn beschäftigt. Mörder ausfindig zu machen war ziemlich ähnlich, nur dass man wesentlich weniger Geld ausgab und nicht immer etwas in den Händen hielt, wenn man gefunden hatte, was man suchte.
      "Ein Blutfleck? Am Ablageort?"
      Angeekelt schüttelte John den Kopf und warf die Akte zurück auf den Couchtisch.
      "Dieser Mann hat doch überhaupt keine Ahnung! Die Schnitte sind völlig falsch und aufgesetzt, die Leinwand ist dreckig und das Publikum ist das völlig falsche!"
      Er stand auf und wanderte vor seiner kleinen Bastelarbeit auf und ab, um sich wieder zu beruhigen. Es war schwerer, als er gedacht hatte. Die Wut hatte sich mit dem Hunger verbündet. Das war gefährlich...
      "Ich muss den nächsten Ablageort sehen", teilte er Vincent schließlich mit, "Ich muss wissen, wie seine Komposition aussieht. Diese Bilder bringen mit nichts. Warum kann die Polizei nicht ein paar gute Fotografen einstellen?!"
    • Während John die Akte durchblätterte sah Vincent sich das Werk des Killers am Fenster an. John war wesentlich methodischer und auf jeden Fall ordentlicher als Vincent, aber sein System war jemandem mit normaler intellektueller Kapazität wie Vincent auf den ersten Blick dann doch nicht klar. Immerhin hatte John sich beschäftigt und so sehr war er an dem Puppenspielerfall bestimmt nicht interessiert gewesen. Die Einkaufsliste hatte Vincent noch nicht gesehen, aber das erklärte dann wohl, dass noch ein großer Teil des Fensters unverdeckt geblieben war.
      Als John fertig damit war die Akte zu lesen ging er gleich dazu über den Trittbrettfahrer zu beleidigen und obwohl Vincent erkannte, dass diese neue Leiche unmöglich Johns Werk sein konnte, so sah er auch eine enorme Ähnlichkeit in dem Allen und auch einen großen Batzen Kreativität und womöglich Anerkennung.
      "Auch wenn seine Arbeit schlampig ist...", und das sagte Vincent nur weil John sein Maßstab war und nicht ein gewöhnlicher Killer, "...hat er für ein erstes Opfer erstaunliche Arbeit geleistet. Er hat bestimmt nicht zum ersten Mal getötet. Zusätzlich ist das nicht einfach nur eine Kopie oder ein Mashup deiner Werke, es hat auch etwas Eigenes, das irgendwie dazu passt. Auch wenn die Schnitte nicht ganz so präzise sind und er sich mit dem Ort wohl etwas übernommen hat... Man sieht, dass er sich beeilen musste, deshalb der Blutfleck und das wackelige Gebilde, es wundert mich, dass es nicht eingestürzt ist bevor die Polizei Fotos machen konnte. Das Publikum war vielleicht falsch, aber ich denke es ging ihm auch mehr darum zu zeigen, dass er sowas an einem frequentierten Ort aufbauen kann, außerdem hat er den Scheinwerfer am Glockenturm genutzt, wie ein Spotlight für sein Werk, er hat sich also auf jeden Fall was dabei gedacht."
      Vincent seufzte leise und auf die Gefahr hin, dass John seine Wut und Enttäuschung an Vincent auslassen würde, sagte er trotzdem was offensichtlich war. "Williams ist ziemlich unglücklich darüber, dass wir den Tatort nicht unberührt betrachten konnten und das nächste Mal sagt man uns hoffentlich früher bescheid, aber du kannst da mit ziemlicher Sicherheit nicht hin und das weißt du auch. Ich bin nicht einmal sicher ob dich selbst mit Fußfessel jemand auf die Straße lassen würde. Die Spekulationen darüber, dass du nicht tot bist und die Aufregung in den Medien... wenn dich jemand erkennt, oder glaubt zu erkennen, dann kommt die Organisation schnell in Erklärungsnot. Ich bin schon froh darüber, wenn mein Name nicht mit den Ermittlungen in Verbindung steht, dass jemand vielleicht ein Foto von dir erhascht können wir nicht gebrauchen..." Vincent wollte noch anbringen, dass der Täter vermutlich auch dachte John wäre tot und wenn er es dann doch nicht war, wer wusste schon was dann passierte? Aber immerhin war der Killer hier, in dieser Stadt wo John auch war. Vielleicht wusste der Trittbrettfahrer, dass John nicht tot war, aber das konnte eigentlich kaum möglich sein. Vielleicht ging es auch gar nicht um John, auch wenn Vincent es irgendwie hoffte. Er hatte keine Lust auf noch einen Serienkiller der einen Narren an ihm gefressen hatte...
    • John knirschte mit den Zähnen. Jetzt bewunderte Vincent diesen Typen auch schon. Sein Vincent.
      "Würdest du ein Werk von einem zweitklassigen Kubisten als Picasso verkaufen?!", frage John durch zusammengebissene Zähne.
      Sein Kiefer schmerzte bereits, aber der Druck lenkte ihn genug ab, um ganze Sätze formen zu können.
      "In den Medien werde ich als Anti-Christ und zeitgleich als Genie bezeichnet. Es gibt Menschen da draußen - Menschen, die die Gesellschaft als normal akzeptiert - die mich einen Künstler nennen. Und diese Menschen glauben jetzt, dass diese schlampige Kopie von einem Mord von mir stammt. Kannst du dir auch nur im Entferntesten vorstellen, was das für eine Beleidigung ist? Der Puppenspieler war höflicher, als er dich entführt hat!"
      Wut und Hunger verbanden sich in John's Innerem nun auch noch mit Hass. Er wusste nicht, welche dieser drei Empfindungen die stärkste war, aber gemeinsam bildeten sie ein unangenehmes Brennen in seinen Adern. Viele bezeichneten John als Monster, aber in Wahrheit hatten sie das Monster noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Es entstand gerade erst aus diesen drei Emotionen, die John weder erklären, noch kontrollieren konnte.
      "Williams will diesen Typen schnappen und dafür lässt er mich besser von der Leine. Ich werde an den nächsten Ablageort kommen. Ich überlasse ihm die Wahl, ob er das kontrollieren will oder ob ich mir selbst die Arbeit machen muss. Und so viel sei gesagt: Noch einmal lasse ich euch mich nicht festnehmen."
      Damit war das Gespräch beendet. John verschwand kurz ins Bad. Er brauchte Abstand von all den Indizien und Theorien, den Bildern, der Beleidigung seines Lebenswerkes. Er spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um sich zu beruhigen. Sein Blick fiel auf die elektronische Fußfessel an seinem Knöchel. Diese Dinger waren leichter zu knacken, als viele glaubten. John hatte Zugang zu einem Laptop, das war alles, was er brauchte. Zur Hölle, er würde sich auch den Fuß abschneiden, wenn nötig! Er würde hier rauskommen und sich diesen Amateur schnappen. Und er würde ihn den Medien präsentieren, um seinen eigenen Namen reinzuwaschen.

      Nach etwa zehn Minuten, in denen er sich eine grobe Strategie für den Ernstfall zurecht gelegt hatte, kam John wieder aus dem Badezimmer und ging direkt in die Küche, um das vorbereitete Abendessen fertigzustellen. Er würdigte das Wohnzimmer keines einzigen Blickes, um das Bisschen an Kontrolle, das er noch über sich besaß, auch weiterhin aufrecht erhalten zu können.
    • Vincent hatte John noch nie so wütend erlebt, weder über diese Journalistin die seine Eltern als Monster hingestellt hatte, noch damals als er John ein Messer ins Bein gerammt hatte und dafür auch prompt bestraft wurde. Immerhin wusste John, zumindest noch, wem diese Wut galt und es war nicht Vincent.
      Es war nicht nur das Zähne Knirschen, oder die Ader an Johns Schläfe die bedrohlich zu pulsieren begann, es war als legte sich eine dunkle Wolke um den gesamten Raum und Vincent verspürte erstaunlich wenig Angst in dieser Situation.
      "Die Menschen die in den Medien über diesen neuen Fundort reden haben doch die Leiche gar nicht gesehen...", murmelte Vincent, sie konnten sich also kein Bild über deren Zustand machen und von Weitem betrachtet hätte selbst Vincent das Werk für eines von Johns gehalten. Aber Vincent wusste, dass er nichts sagen konnte, was John beruhigen konnte und es war wohl sein gutes Recht wütend zu sein. Nichtsdestotrotz machte er es Vincent nicht leicht und brachte ihn in eine äußerst schwierige Position. Zudem konnte der Polizist nichts dagegen tun einen kleinen Stich zu fühlen, als John die Worte 'Noch einmal lasse ich mich von euch nicht festnehmen' aussprach. Euch? Strenggenommen hatte Vincent John kein einziges Mal festgenommen, er hatte so gesehen keinen Killer hinter dem er her gewesen war festgenommen. Und dass sie jetzt hier waren, das war nicht wirklich ihre Entscheidung gewesen, hätte Vincent John stattdessen sterben lassen sollen? Vincent war hin und her gerissen, ja, aber nicht zwischen John und der Organisation, die Shephards interessierten ihn nicht, John interessierte ihn. Er verstand warum John diesen Kerl finden und dazu jede Möglichkeit haben wollte, aber er konnte auch nicht zulassen, dass er aus Wut etwas Dummes anstellte, dass ihn am Ende umbringen würde.
      Vincent seufzte als John schon längst den Raum verlassen hatte und hing seinen Gedanken nach. Er konnte John nicht kontrollieren und Williams war ein Sturkopf, der wusste was er wollte und was nicht. Aber John war ihre beste Möglichkeit den Killer zu finden und wenn er den Tatort selbst betrachten konnte, dann konnte das nur helfen. An Williams Beschützerinstinkt, der Vincents gar nicht so unähnlich war, konnte er bestimmt irgendwie appellieren. Wenn diese Organisation zwei Killer beherbergen und Vincent so ein Gehalt bezahlen konnte, dann konnten sie John auch an den nächsten Tatort bringen zur Hölle. Wenn Vincent sich zusammen nahm, dann konnte er das vielleicht auch so verkaufen. Oder John fragte Williams am Freitag eben selbst, auf die Gefahr hin, dass hier keiner lebend raus kam.
      John war meist ein besonnener und logischer Mensch aber im Moment war Vincent nicht so sicher, ob er ihn mit Argumenten von seinem Standpunkt abbrachte, da war Williams wohl doch der leichtere Anker und der brachte ihn wenigstens nicht um, wenn er ihm auf den Schlips trat, wahrscheinlich. Wie sie dann ihren Chef überzeugten war ein Problem für einen anderen Tag. Trotzdem musste Vincent auch John davon abhalten etwas unüberlegtes zu tun bis er die Situation irgendwie gelöst hatte.

      Vincent sah zu wie John in die Küche ging und folgte ihm. Bevor er etwas sagte überlegte er noch einmal und nahm den Einkaufszettel vom Kühlschrank um Zeit zu schinden. "Ich bin auf deiner Seite, das weißt du, oder?", fragte er schließlich und lehnte sich gegen den Kühlschrank. 'Euch'... Vincent war keiner von den Shephards, aber er war wohl auch nicht Johns Bonny... Vielleicht sollte er aber damit anfangen seinen neuen Partner ein bisschen weniger zu bewundern.
      "Ich setze mich dafür ein dich zum nächsten Tatort zu bekommen, aber wenn es nicht klappt, dann bitte tu nichts Unüberlegtes. Die Mitglieder dieser Organisation sind keine einfachen Polizisten, es war vielleicht keine große Sache darauf zu kommen in meinem Apartment nach dir zu suchen, aber mit einem Notarzt anzukommen war bestimmt nicht geraten. Als Williams das erste Mal mit mir gesprochen hat, hat er mich sofort durchschaut, auch wenn er nichts gesagt hat. Und ich habe ihn und Anderson am Puppenspielerfall arbeiten sehen, glaub mir wenn ich dir sage, dass du sie nicht unterschätzen darfst. Sie wissen bereits mehr über dich als ich damals wusste, sie wissen sogar wie du abgetaucht bist als der Puppenspieler dir raus geholfen hat. Außerdem, ein Grund warum du so schwer zu findest warst war, dass du kalkulierend warst, wenn du jetzt versuchst hier zu verschwinden, dann aus Wut, das könnte dir zum Verhängnis werden. Mach... einfach nichts Gefährliches, ja?"
      Vincent machte sich Sorgen, große Sorgen. John hatte Williams noch kein einziges Mal gesehen, geschweigedenn mit ihm gesprochen. Er wusste nicht mit wem er es hier zu tun hatte...
    • John atmete tief durch.
      "Wann hast du jemals erlebt, dass ich etwas Dummes tue, hm? Zugegeben, es war vielleicht ein bisschen dumm, dass ich Leichen in der Kanalisation abgeladen habe, aber das ist lange her und ich habe meine Lektion gelernt."
      Er schnappte sich zwei Topflappen, öffnete den Ofen und holte das Fleisch heraus. Ein herrlich würziger Duft breitete sich in der Küche aus. Mit geschickten Bewegungen drapierte er Fleisch und Beilagen elegant auf zwei Tellern, mit denen er dann an Vincent vorbei in Richtung Esszimmer ging.
      "Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass diese Shepherds anders agieren als reguläre Ermittlungsbehörden. Das FBI würde niemals zwei der berüchtigsten Serienkiller der Welt beschäftigen. Noch dazu finde ich es interessant, dass das FBI so wenig an diesem Fall mitarbeitet, wo man doch davon ausgeht, dass ich der Täter bin. Wäre dem so, hätte ich nämlich Landesgrenzen überschritten und damit wären die Anzugträger verantwortlich. Ich bin mir sicher, deine alte Dienststelle wird von ihnen gerade belagert, aber eigentlich sollte hier mehr los sein. Die Shepherds haben also genug Einfluss, um ganze Ermittlungsbehörden aus dem Spiel zu nehmen. Mit so einem Goliath lege ich mich nicht an, ohne ein gute Steinschleuder zu haben. Oder ein Scharfschützengewehr, auch wenn das eher weniger mein Stil ist."
      John setzte sich und wartete darauf, dass sich Vincent ebenfalls niederließ.
    • "Das ist das einzig dumme das dir einfällt? Seit ich dich das Erste Mal gesehen habe hast du ziemlich viel Dummes angestellt.", erwiderte Vincent und beobachtete John dabei wie er das Essen herrichtete. Wenn es nur halb so gut schmeckte wie es roch war es erneut ein Meisterwerk. Vincent folgte John und setzte sich an den Esstisch. Immerhin wusste der Killer mit wem er es hier zu tun hatte, aber auch wenn er jetzt wieder die Ruhe selbst zu sein schien, so war er dies in letzter Zeit überhaupt nicht.
      "Es war ziemlich dumm einen Krankenwagen für mich zu rufen als ich fast gestorben wäre und dafür ins Gefängnis zu gehen. Es war auch dumm mir zum Puppenspieler zu folgen und sich von ihm schnappen zu lassen. Und es war dumm ein so großes Kunstwerk aus ihm zu machen, während du dabei fast verblutet wärst und erst danach zu mir zu kommen. Es war auch dumm sich überhaupt zu mir zu schleppen, die Idee zumindest. Im Endeffekt war das wohl das Beste was du hättest tun können.", zählte Vincent Johns Dummheiten auf und er bemerkte, dass meist er selbst etwas damit zu tun gehabt hatte.
      Vincent sah John in die Augen und seufzte leicht. "Wenn du emotional wirst, wütend zum Beispiel, dann wirst du unüberlegt." Er deutete auf seine Schulter in die John ein Messer gerammt hatte. Nicht, dass er das nicht irgendwie verdient hatte, immerhin hatte er John zuvor ein Messer ins Bein gerammt, aber trotzdem. "Und die ganze Situation hier drängt dich eben aus deiner Komfortzone. Ich mache mir nur Sorgen. Aber wenn du sagst du tust nichts Unüberlegtes, dann glaube ich dir. Lass mich dir aber trotzdem helfen. Und solltest du hier abhauen, dann nimm mich dieses Mal bitte mit."
      Nachdem Vincent sich das von der Seele geredet hatte, nahm er sein Besteck in die Hand und begann zu Essen.
    • "Hätte ich unüberlegt gehandelt, dann könntest du deinen Arm jetzt nicht mehr benutzen", erwiderte John schlicht und deutete mit seinem Messer auf Vincent's Schulter, "Und mitgenommen habe ich dich letztes Mal auch. Es hat dir irgendwie nicht gefallen."
      Er zuckte mit den Schultern und widmete sich dann seinem Abendessen. Vincent lag schon richtig mit seiner Beobachtung. Wenn John mit Emotionen konfrontiert war, dann übernahmen seine niederen Instinkte und er musste sich zusammenreißen, um keine Fehler zu machen. Er bildete sich immer gern etwas auf seine Intelligenz und seine Perfektion ein, aber mit Emotionen konnte er nicht umgehen. Im Gegensatz zu anderen Menschen hatte er keine Verbindung zu seinen Emotionen. Entweder sie übermannten ihn oder er hielt sie unter Kontrolle. Für ihn gab es keine Zwischenebene. Außerdem hatte man ihm nie gezeigt, wie er mit dieser Loslösung umgehen musste. Dazu hätte man seine Psychopathie im Kindesalter entdecken müssen, aber da hatte man ihm nicht genug Beachtung geschenkt. Zumindest nicht die richtige Art.
      "Falls es deine angespannten Nerven bruhigt: Ich habe nicht vor, irgendetwas zu tun. Ich warte ab. Darauf, dass mich deine neuen Vorgesetzten endlich Gassi führen. Ich bin mir sicher, sie wissen wie man mit jemandem wie mir umzugehen hat. Sie hatten ja immerhin ein Versuchskaninchen."
      John würde sich wirklich gern mit Ackerman unterhalten. Er musste viel zu erzählen haben. Aber das war auf der Prioritätenliste nicht allzuweit oben. Es wäre ein netter Zeitvertreib, mehr nicht.
      "Die Bücher sind ein guter Anfang."
    • Stimmt, es hatte Vincent nicht gefallen, aber wäre er jetzt in der selben Situation, dann würde er sich vermutlich anders verhalten. Und John wusste das und er musste auch wissen, dass Vincent das meinte das danach passierte.
      "Geb ich zu. Jetzt ist es anders."
      Vielleicht machte Vincent sich zu viele Sorgen, vielleicht sollte er John mit diesem Thema einfach in Ruhe lasse. Er widmete sich also seinem Essen. Wenn die Shephards den Fall schnell lösen wollten, dann mussten sie John raus lassen. Also war auch dafür gesorgt.
      Vincent bemühte sich also diese Gedanken los zu werden, John sagte es war alles in Ordnung, also glaubte er ihm das.
      Das Essen war wie immer wenn John kochte preisverdächtig und war schnell gegessen. Anschließend räumte Vincent den Tisch ab. Er hatte einen anstrengenden und langen Tag hinter sich, aber wollte durchaus noch etwas Zeit mit John verbringen. Nachdem er das Geschirr also in den Geschirrspüler geräumt hatte, kam er zurück zu John und hatte das starke Bedürfnis nach etwas Zweisamkeit.
      Obwohl hier gerade alles drunter und drüber ging fühlte Vincent sich irgendwie gut, einfach nur weil er ihn ansah, wie er so da saß und eines seiner neuen Bücher las. Wenn er so weiter machte, hatte er bald schon wieder alle gelesen, aber Vincent musste zugeben, dass er hier ja auch nicht viel mehr tun konnte.
      Vincent trat auf John zu, drückte das Buch etwas nach unten und küsste ihn. Wie am Tag zuvor nahm er sich einfach was er wollte, John sagte doch, Vincent sollte damit anfangen. Seine Hand ruhte auch danach noch auf Johns Wange. "Ich will duschen gehen. Komm mit, ja?" Sie konnten beide ein wenig Entspannung vertragen und dieses Mal war Vincent derjenige, der sich einfach schon mal auf den Weg machte und seine Kleidung ablegte.

      @Insane Pumpkin

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    • John sah seinem Mitbewohner mit einem Seufzen nach. So ein Chaos...
      Er sammelte die einzelnen Kleidungsstücke auf und legte sie mit raschen Bewegungen zusammen, bevor er sie auf dem Sofa stapelte. Sein Weg führte ihn danach ins Schlafzimmer, wo er für sie beide frische Unterwäsche holte. Mit dem Stapel Klamotten und der Unterwäsche ging er dann ins Badezimmer. Die Wäsche landete seltsam ordentlich im Wäschekorb, die Unterwäsche auf dem Klodeckel.
      "Es wäre effizienter gewesen, wenn du dich hier ausgezogen hättest, weißt du?", fragte John über das Rauschen des Wassers hinweg, während er sich auszog und seine Klamotten ebenfalls gefaltet in den Wäschekorb legte, "Dann wäre ich jetzt schon unter der Dusche."
      Mit geübten Bewegungen strich John noch einmal über die Ränder seiner Bandagen, um sicherzugehen, dass auch kein Wasser oder gar Seife an die Stellen gelangte, an denen Vincent ihn mehr schlecht als recht gehäutet hatte. Wasserdichte Großraumpflaster waren eine wundervolle Erfindung. Hätte er die letzten Wochen nicht duschen dürfen, wäre John wohl wahnsinnig geworden.
      Kopfschüttelnd trat er unter den warmen Wasserstrahl. Als Vincent die Hände nach ihm ausstreckte, schubste er ihn schlicht gegen die kalten Fliesen in dessen Rücken.
      "Effizienz war schon immer eines deiner Probleme. Ich habe mir deine Fallakten angesehen. Du hättest etwa drei Wochen früher auf mich kommen können, wenn du nicht so unordentlich wärst", tadelte John.
      Er machte einen Schritt auf den Polizisten zu, schloss den Abstand zwischen ihnen beiden. Sein Blick ruhte auf der Stelle, an der er Vincent das Messer in die Schulter gerammt hatte.
      "Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es mir leid tut", sagte er und strich sanft über die Unebenheit in der Haut, "Aber es war eine impulsive Handlung meinerseits. Etwas, was ich ganz und gar nicht mag. Es war unüberlegt und jetzt bist du mit einem Schandfleck gestraft."
      Er hob den Blick zu Vincent und wenn er so etwas wie Reue würde empfinden können, dann würde man es wohl jetzt in Johns Augen sehen. Seine Hand strich über Vincents Schulter bis zu dessen Wange.
      "Du musst mit meinem Fehler leben. Das werde ich mir nie verzeihen."
    • Vincent machte das Wasser an und stieg in die Dusche während die Temperatur noch dabei war ins angenehme zu wechseln. Er genoss das Wasser auf seiner Haut und lehnte sich an die geflieste Wand während er auf John wartete. Dieser ließ sich ganz schön viel Zeit, aber es störte Vincent nicht und schließlich kam er ja doch ins Badezimmer und legte seine Kleidung ab.
      "Du wärst früher da gewesen, wenn du die Unordnung ignoriert hättest.", antwortete Vincent schmunzelnd. Er gab sich immer verdammt viel Mühe ihr Apartment ordentlich zu halten. Er räumte sein Geschirr weg und auch seine Kleidung - die meiste Zeit. Vor all dem hier hatte Vincent nie auf sowas acht gegeben.
      John gesellte sich zu Vincent und blockte seinen Annäherungsversuch sofort ab. Es wunderte Vincent nicht allzu sehr und er leistete nicht viel Widerstand als sein Rücken erneut auf die Fliesen prallte.
      "Aber ich habe dich gefunden. Und das kann sonst keiner behaupten.", antwortete Vincent erneut und weiterhin gelassen, auch wenn die Erinnerung daran nicht nur Freude und Stolz in ihm hervor rief, eher im Gegenteil.
      John kam näher und Vincent brauchte seinem Blick nicht zu folgen um zu wissen wohin er sah. Die Narbe störte John, Vincent wusste das. Wenn John sich irgendwann doch dazu entschied Vincent zu einem seiner Kunstwerke zu machen, dann war die narbe etwas, die ihn auch dann stören würde.
      Vincents Körper fing leicht an zu kribbeln als John über die Stelle strich, er konnte sich an den Schmerz ganz genau erinnern und er konnte sich an das Geräusch erinnern, als das Messer ein riesen Loch in seine Schulter riss.
      Johns Hand wanderte zu Vincents Wange und dieser legte seiner Finger sanft über die seines Gegenübers, dabei erwiderte er Johns Blick.
      "Also tut es dir doch Leid. Nur eben nicht wirklich meinetwegen. Das ist okay, ich habe nichts zu verzeihen, wie du vorhin bemerkt hast bin ich kein Perfektionist, so wie du. Du bist derjenige der damit leben muss und ich hoffe es stört dich nicht zu sehr. Der Akt an sich war gerechtfertigt, ich habe zuerst zugestochen."
      Vincent lies seinen Blick über Johns Körper wandern. Er hatte beinahe genauso viele Narben wie Vincent und keine davon sah sauber aus. Die feinen Narben auf seiner Brust als er Vincent damals das Messer in die Hand gegeben hatte waren zittrig. Die Narben die in der Lagerhalle entstanden waren noch mehr. Und dasselbe Messer das in Vincents Schulter gesteckt hatte, hatte auch in Johns Oberschenkel gesteckt, auch wenn die Wunde weitaus kleiner gewesen war.
      "Ich habe an deinem Körper viel mehr angerichtet...", murmelte er, sich seiner Schuld bewusst.
      Vincent wandte seinen Blick wieder nach oben in Johns blaue Augen. Hätte er sich damals nicht so gegen John und sein Wesen gewehrt, dann wäre vermutlich Vieles anders gelaufen. Wenn er verstanden hätte was John ihm zu zeigen versuchte, dann wären sie vielleicht nicht in dieser Organisation gelandet. Vincent war sich allerdings auch nicht sicher, ob er es jetzt verstehen konnte. Er war nicht sicher ob er zusehen könnte wie eine unschuldige Frau gefoltert und getötet wurde ohne dabei Abscheu oder Übelkeit zu empfinden. Und er hasste es, dass er nicht einmal wenn er es nun wollte ganz in Johns Welt fand. Es war ihm unangenehm und peinlich, eher unbewusst wich er deshalb Johns Blick doch aus und ließ seine Hand sinken.
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