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"Weißt du, X, ich hab mir schon lange vorgestellt, wie es wäre, dich hier zu haben. Du weißt, ich hab dich immer bewundert. Hättest du mich nur zwei Tage früher hoch nehmen wollen, hättest du das auch geschafft. Timing, X, Timing."
Wieder wehrte er sich gegen seine Fesseln, aber es war praktisch unmöglich, sich zu befreien. Y war gut in dem, was er da machte. Er hatte seine Arbeit gesehen. Er hatte seine Arbeit analysiert, sie verstanden, sie verfolgt. Er wusste genau, wie er arbeitete. Es wunderte ihn ein bisschen, dass er noch nicht angefangen hatte. Aber seine Verwunderung wurde gleich gebrochen, als er das blitzende Skalpell in seiner Hand sah.
"Dein Partner hat es schon hinter sich", sagte er, "Er erholt sich gerade hinten. Schläft ein bisschen. Also solltest du vielleicht nicht ganz so laut schreien, wir wollen ihn ja nicht wecken."
Er würde den Teufel tun und einen Ton von sich geben!
"Ich weiß, was du gerade denkst. Du denkst, dass du nicht schreien wirst, um mir keinen Gefallen zu tun. Glaub mir, du wirst schreien und das ist gut so. Du musst es rauslassen. Falls es dich tröstet: Die Schreie sind nicht der Grund, warum ich das tue. Sie nerven tatsächlich sogar ein bisschen... Aber für dich wird es besser sein, wenn du schreist. Es hilft gegen den Schmerz, das ist wissenschaftlich bewiesen."
Er lächelte sanft und strich X über die Wange. Er konnte nicht einmal seinen Kopf bewegen.
"Ich weiß, dass du das alles noch nicht verstehst. Du wirst es verstehen. Wer sonst, wenn nicht du?"
Er sah ihn die ganze Zeit mit diesem sanften Blick an. Er verlor sich darin. Bis er den stechenden Schmerz in seiner Flanke spürte. Er schrie nicht. Sein Lächeln wurde nur noch sanfter, erinnerte X irgendwie an eine Mutter, die sich um ihr Kind sorgte.
"Du musst dich nicht zusammenreißen, X. Es wird dir gut tun. Wehre dich nicht, das macht es dir so viel einfacher. Du weißt, dass ich so oder so weiter mache."
Erneut stach er auf ihn ein. Noch immer konnte er sich zusammenreißen. Ihm entschlüpfte kaum ein Ton. Der dritte Stich folgte. Der Vierte. Der Fünfte. Der Sechste. Der Siebte. Der Achte. Er schrie nicht. Er starrte ihm einfach nur in die wundervollen, blauen Augen, die sanft auf ihm ruhten, während er ihre Arbeit machte. Sein Lächeln war bezaubernd. Doch dann war er fort. Er reinigte das Messer. Er räumte es wieder an seinen angestammten Platz. X schielte so gut er konnte an seinem Körper hinunter. Der Schmerz war nun nicht mehr ganz so stark, dafür aber verteilter. Er konnte kaum etwas erkennen, aber das was er sah, gefiel ihm nicht. Ja, er kannte Y Arbeit. Er konnte sich vorstellen, was jetzt kommen würde. Und seine Vermutung wurde bestätigt, als er mit einem chirurgischen Meißel und einem dazu passenden Hammer zurückkehrte.
"Du musst keine Angst haben, X. Es wird weh tun, ja, aber es wird dich nicht umbringen. Du kennst meine Arbeit. Ich mache keine Fehler. Und ich habe dich noch nie angelogen. Du hast nur nicht richtig hingehört. Also, wollen wir?"
Er wartete tatsächlich auf eine Antwort von ihm. In seinem Hirn arbeitete jede Windung. Er könnte jetzt auf Durchzug schalten, den Harten geben, aber irgendetwas sagte ihm, dass er das nicht lange durchhalten und es bereuen würde. Also nickte er auf Ys Frage hin, was ihm erneut dieses sanfte Lächeln ins Gesicht zauberte.
"Zusammen schaffen wir das hier schon", sagte er und setzte den Meißel in einem der Schnitte an.
Das Brennen fraß sich durch seine ganze Flanke. Zuerst hörte er das metallische Aufeinanderschlagen der beiden Werkzeuge, dann hörte er das unengenehme Knacken. Sein Hirn brauchte eine unglaublich lange Zeit, um zu verarbeiten, was eigentlich gerade geschehen war. Wahrscheinlich verging überhaupt keine Zeit, aber für X war es eine nicht zu benennende Dauer. Aber als die Informationen dann alle ankamen, wo sie hinsollten und er den Schmerz seiner exakt durchgebrochenen Rippe spürte... da schrie er. Es war das erste, was er gesagt hatte, seit er hier unten in dem Keller aufgewacht war. Mit jedem weiteren Schlag schrie er sich die Seele aus dem Leib. Und Y hatte recht. Es half wirklich.
Vor einem Jahr war X von einem der berüchtigsten Serienkiller des Landes, Y, entführt und zwei Wochen lang gefoltert worden. Beinahe hätte er die Untersuchung dieses Falles mit seinem Leben bezahlt. Doch die Rettung kam und Y wurde verhaftet. Man verurteilte ihn insgesamt weegen 19 Morden zu lebenslänglicher Haft. Aber alle Welt wusste, dass das nicht alles war.
Die Staatsanwaltschaft handelte einen ungewöhnlichen Deal mit dem intelligenten Killer aus: Y verriet jeden Monat, ob er verantwortlich für eine Leiche war. Jeden Monat durfte die Polizei sich einen ihrer ungelösten Mord- oder Vermisstenfälle aussuchen, und sich eine Antwort darauf erhoffen. Aber nur, wenn X es war, der den Fall vortrug. So wurden in dem Jahr seit der Verhaftung weitere fünf Morde aufgeklärt und Y zur Last gelegt.
X Körper hat sich seit der gefangenschaft wieder erholt, er arbeitet sogar wieder. Nur um erneut an einem Serienkiller zu knabbern, den er allein wohl nie schnappen wird. Er braucht jemanden, der ihm hilft, jemand, der weiß, wie der Täter denkt.
Der Deal mit Y wird für diesen Fall neu verhandelt und der gefürchtete Killer kommt doch tatsächlich auf freien Fuß. Er bekommt Hausarrest in einem von der Polizei gekauften Haus, wird dort strengstens beobachtet. Und arbeitet an dem Fall.
X, der notgedrungen ständig in seiner Nähe ist, kann der Anziehung zwischen ihnen bald nicht mehr widerstehen. Es ist genau wie damals in diesem Keller. Er weiß, dass Y gefährlich ist, er weiß, dass er sich nicht auf ihn einlassen darf und doch... er kann diesen himmlischen, blauen Augen nicht wiederstehen....
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