[2er RPG] Burning Desire

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    • Julia kicherte leise über Carsons Vorschlag, auch wenn sie befürchtete, dass er ihn wirklich in die Tat umsetzen könnte. "Du hast überhaupt nicht zugenommen.", widersprach sie. In ihren Augen sah der Geschäftsmann immer noch viel zu gut aus, man merkte nicht, dass er in den letzten Wochen nicht regelmäßig Sport gemacht hatte. Aber sie ahnte, dass Carson das anders sah und beschloss deshalb keine Diskussion mit ihm anzufangen.

      Stattdessen legte sie ihre Arme um seine Schultern und strich ihm mit einer Hand durch das Haar. Einige Zeit lang lagen sie so still zusammen, bis Carson schließlich die Ruhe unterbrach. "Du warst vorher schon ein wunderbarer Mensch.", gab Julia zurück. Natürlich kannte Sie Carson noch nicht so lange, aber sie war fest davon überzeugt, dass er schon immer der liebevolle Mann gewesen war, den sie kennen - und lieben - gelernt hatte. "Und ich werde versuchen die Frau zu sein, die du verdient hast." Sie legte ihre Hände unter Carsons Kinn und hob leicht seinen Kopf an, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. "Ich liebe dich und ich werde dich niemals ausnutzen oder betrügen. Ich hoffe, du weißt das." Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Du hast mich gerettet und mir gezeigt, wie schön die Welt sein kann, wenn man nur den richtigen Menschen an seiner Seite hat."
    • "Natürlich weiß ich das", antwortete Carson.
      Er drückte Julia einen Kuss auf die Stelle direkt über ihrem Herzen.
      "Und ich habe sehr wohl zugenommen. An den Feiertagen kann mein wundervoller Stoffwechsel einfach nicht mit meinem Heißhunger mithalten. Vier Kilo. Vier Kilo Fett, die wieder weg müssen. Aber das heißt bloß, dass ich danach mit mehr Muskeln rausgehe, wenn man den ganzen 'Experten' glauben darf."
      Er kicherte leise, dann legte er seinen Kopf wieder auf Julias Brust.
      "Aber das kann warten. Wir können ja auch einfach hier bleiben. War nur ein Vorschlag. Wir könnten deine Eltern auch mitnehmen... Aber das wäre seltsam, wenn wir nackt über den Strand rennen, findest du nicht?"
    • Julia lachte leise. "Bitte lass uns niemals mit irgendeinem Familienmitglied an einen Nacktbadestrand fahren." Allein die Vorstellung war ihr schon peinlich. "Du bist der einzige, der mich ohne Kleider sehen darf." Sie beugte sich etwas nach unten, um Carson auf die Oberseite seines Kopfes zu küssen. Eine andere Stelle konnte sie in ihrer momentanen Position nicht erreichen.
      "Du und ich alleine auf einer einsamen Insel... das klingt wie der Beginn eines Buches.", sagte sie, nachdem sie einige Sekunden lang geschwiegen hatte. "Aber seit ich dich kenne, ist mein Leben sowieso wie ein Märchen." Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Wenn es ein Traum ist, möchte ich nie wieder aufwachen."
    • Carson grinste breit. Er war also der Einzige, der sie nackt sehen durfte? Wenn das sein Ego mal nicht gehörig streichelte.
      Er stützte sich neben Julia auf seine Ellenbogen und grinste Julia an.
      "Bin ich denn dein Prinz Charming?", fragte er provokant - er kannte die Antwort bereits.
      Er küsste Julia aufs Brustbein, dann zog er einen Linie weiter nach Norden, bis er Julias Lippen erreichte.
      "Ich weiß, was ich als erstes im neuen Jahr machen möchte", schnurrte er.

      Carson überraschte Julia am nächsten Tag mit einem Urlaub in Italien. Er war aufgestanden, kaum dass er wach geworden war und hatte sich eine Stunde genommen, um zu entscheiden, wohin sie gehen könnten. Dann informierte er seine Leute, die alles arrangierten, am Abend konnten sie schon fliegen.
      "Jetzt will ich eigentlich Sport treiben und dann fliegen wir nach Italien. Ich werde nie wieder mein Idealgewicht erreichen", scherzte er noch, als er sich in einen Sessel seines Privatjets fallen ließ und die Beine überschlug, "Es sei denn, wir machen einen Wanderurlaub draus, aber nicht zu dieser Jahreszeit. Da hätten wir auch gleich in die Alpen und skifahren können."

      Der Flug dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Sie mussten in New York sogar zwischenlanden und auftanken, um es über den Teich nach Europa zu schaffen. Aber über zehn Stunden in einem Privatjet gingen eigentlich. Im Prinzip steckten sie bloß in einem kleinen Wohnzimmer fest, die Sofas konnte man zu Betten ausziehen. Da sie über Nacht flogen, war das genau das, was Carson machte, sobald sie ihre Reisehöhe über dem Ozean erreicht hatten. Das war einfach bequemer als die Sessel. Und er fühlte sich nicht mehr so seltsam, wenn er in seinem Flanell-Schlafanzug unterwegs war. Nicht einmal Schuhe trug er, der Teppichboden war fluffig genug.

      Sie landeten - mitsamt Zeitverschiebung - vormittags in Rom. Hier hatte Carson kein eigenes Hotel, aber sie bekamen trotzdem eine viel zu luxuriöse Suite dank seines Kontos. Es hier galt als Hotelzimmer, war aber größer als die Wohnung der meisten Normalsterblichen. Genau Carsons Geschmack also. Zumal an ihrem ersten Tag nicht viel mehr los war, bedachte man den Jetlag.
      Die nächste Woche allerdings verbrachten sie damit, sich die Geschichte Italiens anzusehen. Natürlich besuchten sie die üblichen Verdächtigen, die jeder sehen wollte, der nach Rom kam, inklusive Vatikan. Carson gab sich alle Mühe, wie ein stinknormaler Typ unterwegs zu sein. Ein sehr stylischer Typ mit einem dicken Konto, aber normal. Nichts, was auch nur ansatzweise Anzug sagte, da achtete er drauf. Und er kam sogar dazu, Sport zu treiben. Jeden Morgen verbrachte er eine Stunde im Fitnessstudio des Hotels, während Julia noch schlief. Dann die ganzen Spaziergänge mit Julia. Abends ging er noch eine Stunde schwimmen, bevor sie sich zum Abendessen aufmachten. Innerhalb der sieben Tage, die sie in Europa verbrachten, nahm er zumindest nicht zu. Und wenn man nach der Muskeldefinition seiner Arme ging, dann war er verdammt gut in Form.

      Zwei Tage, nachdem sie von ihrem kleinen Trip zurück waren, musste sich Carson dann wieder in die Arbeit stürzen. Sein Trainingspensum hielt er allerdings bei, bis er die überflüssigen Pfunde wieder runter hatte. Jetzt sah er wieder aus wie ein Werk von Michelangelo und war zufrieden mit sich. Obwohl er hin und wieder den Gedanken bekam, seine Haare wieder zu blondieren. Diese Gedanken hatte er aber oft, wenn er auf seinen Geburtstag zu hielt, das war nichts Neues. Und der Papierkram und die Konferenzanrufe waren eine angenehme Ablenkung. Das Leben schien perfekt. Wirklich perfekt.






      Carson Davis wurde am 30. Januar geboren. Er hatte lange überlegt, ob er es einfach zum neuen Jahr hin durchziehen wollte, aber er beschloss, dass er es dem Mann auch zum Geburtstag schenken konnte. Und das tat er. Die Genugtuung würde groß sein, aber bei weitem nicht alles, was er von seinem Plan bekommen würde.
      Am Vorabend des Geburtstages blieb Davis passenderweise länger im Büro, was ihm ein perfektes Zeitfenster gab, um zu tun, was er tun wollte. Konnte dieser Mann eigentlich noch dümmer sein?
      Er öffnete die Tür und trat ein, so leise er konnte. Sein Training zahlte sich aus, niemand bemerkte ihn. Den Grundriss hatte er sich schon vor Monaten eingeprägt und er hatte ihn sich jeden Abend angesehen, hatte jeden Abend das Sicherheitssystem heruntergeratert. Er wollte vorbereitet sein und das war er. Davis machte es ihm beinahe zu einfach.
      Er näherte sich dem dunklen Sofa, vorsichtig, still, dann schlug er zu. Carson Davis hatte die Liebe seines Lebens ruiniert, jetzt würde er seine ruinieren. Schritt eins: Verbringe deinen verdammten Geburtstag allein!
    • Insgeheim war Julia froh darüber, dass Carson sie doch nicht auf eine einsame Insel entführte. Inzwischen war sie zwar daran gewöhnt, dass er sie nackt sah, trotzdem war der Gedanke, den ganzen Tag ohne Kleider herum zu laufen, etwas seltsam für sie. Dafür nahm sie auch in Kauf, dass ihr Freund sie mit einem Privatjet in ein viel zu teures Hotel entführte. Da die Tage nach Weihnachten sehr friedlich gewesen waren und Carson sich mit dem Geldausgeben zurück gehalten hatte, war der Urlaub für Julia ein kleiner Kulturschock. Aber sie genoss die Zeit, die sie mit ihrem Freund zusammen verbringen konnte, bevor sie beide wieder in den Alltag zurück kehren mussten.
      Ja, ihr leben fühlte sich wirklich an wie ein wunderschöner Traum und Julia war jeden Tag dankbar dafür.

      Carsons Geburtstag kam schneller, als es Julia lieb war. In den letzten Wochen hatte sie krampfhaft darüber nachgedacht, was sie ihrem Freund schenken sollte und irgendwann sogar Dana nach ihrer Meinung gefragt. Trotzdem war sie bis zuletzt nicht davon überzeugt, dass sie eine gute Wahl getroffen hatte. Was konnte man auch jemandem schenken, der alles hatte?
      Am Morgen des 30. Januar schaffte Julia es zwar nicht vor Carson aufzustehen, aber zumindest gelang es ihr mit ihm gemeinsam wach zu werden und den Frühaufsteher auf eine ganz besondere Weise davon zu überzeugen, dass sie beide noch etwas länger im Bett bleiben sollten. Aber da sie nicht zu egoistisch sein wollte, ließ sie ihn letztendlich doch aufstehen, damit er sich für die Arbeit fertig machen konnte. Allerdings erst, nachdem sie ihm sein Geburtstagsgeschenk gegeben hatte. Oder zumindest einen Teil. "Es ist nur eine Kleinigkeit. Das richtige Geschenk würde ich dir gerne heute Abend geben.", erklärte sie mit einem schüchternen Lächeln, während sie ihrem Freund ein kleines Paket, das in silbernem Papier eingewickelt und mit einer blauen Schleife verziert war, in die Hände drückte. Im Inneren befand sich eine Schneekugel, die Carson seiner Sammlung hinzu fügen könnte. Im Grunde hatte Julia diese nur gekauft, weil sie sie schön gefunden hatte. Ihr wirkliches Geschenkt war ihr ein wenig peinlich, weshalb sie den Moment, in dem sie es Carson überreichen wollte, noch etwas hinaus zögerte.




      Ein paar Stunden später stand Julia vor dem großen Bett im Schlafzimmer und legte ein dunkelblaues, kurzes Kleid zurecht, dass sie an diesem Abend zum Essen mit Carsons Familie anziehen wollte. Ihre Haare waren frisch gewaschen und noch nass. Aber es war noch zu früh, um sich schick anzuziehen, weshalb die junge Frau eine Jeans und ein schlichtes T-Shirt trug. Einen Moment lang sah Julia auf ihr Outfit hinab, bevor sie zu ihrem Nachttisch ging und eine kleine, dunkelblaue Schachtel heraus zog. Vorsichtig strich sie über die samtene Oberfläche, bevor sie das Kästchen mit beiden Händen umschloss. Sie konnte spüren, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte, als sie daran dachte, was Carson wohl zu ihrem Geschenk sagen würde. Würde er sich freuen, oder sie auslachen? Sie war sich nicht sicher.
      Einige Sekunden stand die junge Frau still im Raum, bevor sie einmal tief durchatmete und sich dann wieder dem Bett zuwandte. Sie warf noch einen kurzen Blick in die Schachtel, als müsste sie sichergehen, dass der Inhalt sich nicht in Luft aufgelöst hatte, bevor sie diese in ihrer kleinen Handtasche verstaute, die neben dem Kleid auf dem Bett stand. Seit Julia bei dem Geschäftsmann lebte und keine Miete mehr zahlen musste, hatte sie ihr Geld gespart. Natürlich hatte sie keine Summe zusammen bekommen, die mit Carsons Vermögen mithalten könnte, aber sie hoffte, dass ihr Geschenk qualitativ so gut war, dass Carson es tragen konnte, ohne sich zu blamieren. Sofern er es tragen wollte...
      Julia schloss die Augen. Obwohl Dana ihr bei der Auswahl des Rings geholfen und dafür gesorgt hatte, dass Julia nicht über den Tisch gezogen wurde, war diese immer noch unsicher. Die Blondine hatte in den letzten Wochen intensiv darüber nachgedacht, was sie zu ihrem Freund sagen wollte, während sie ihm den Ring gab. Und genauso oft hatte sie ihre Ideen wieder verworfen, da sie ihr albern vorkamen. Und auch jetzt, war sie immer noch unsicher, ob es eine gute Idee war. Aber gleichzeitig wusste sie, dass Carson der einzige für sie war. "Es muss ja kein Verlobungsring sein. Er kann ihn ja als Versprechen behalten, dass wir für immer zusammen bleiben.", sagte sie leise zu sich selbst, obwohl ein Teil von ihr wusste, dass dies im Grunde das gleiche war.

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      Es wurde 'Ich liebe dich - heute, morgen, für immer' eingraviert



      Damit sie es sich doch noch einmal anders überlegen konnte, ging Julia schließlich ins Wohnzimmer und machte es sich auf dem Sofa bequem. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie die Nachricht las, die Carson ihr geschickt hatte. Sie war so darin vertieft, eine Antwort an ihn zu tippen, dass sie nicht bemerkte, wie sich hinter ihr die Wohnungstür öffnete.
    • Carson hatte sich gewaltig über die Schneekugel gefreut. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Man sollte sich nicht so sehr über eine kitschige Schneekugel freuen, wie er es tat. Er konnte eben nicht anders. Er nahm sie mit runter ins Büro, wo sie einen perfekten Platz gleich neben ihrem gemeinsamen Foto vor dem Colosseum bekam. Er hatte Julia doch tatsächlich dazu bekommen, auf seinen Rücken zu springen und der Italiener, der das Foto gemacht hatte, hatte im pefekten Augenblick abgedrückt: Sie beide waren gerade am Lachen, weil diese Idee wirklich dumm gewesen war. Es war ein echtes Lachen, kein drei-zwei-eins-Lächeln. Und Julia sah unglaublich aus, wenn sie lachte. Carson hob ein paarmal während der Arbeit den Blick, nur um das Foto ansehen zu können.
      Wie jedes Jahr, wenn er Geburtstag hatte, machte er früher Schluss. Dana hatte so ein seltsames Lächeln im Gesicht, als er sich verabschiedete und sie ihm noch einen schönen Abend wünschte. Carson war sich ziemlich sicher, dass sie bei Julias mysteriösem Geschenk für heute Abend geholfen hatte. Aber seine Assisstentin verriet ihm nichts. Sie war gut in sowas, deswegen hatte er sie ja eingestellt und vertraute ihr dermaßen.
      Er ging nach oben in die Wohnung und machte sich einen Kaffee.
      "Julia?", rief er in die Wohnung hinein.
      Er erhielt keine Antwort, also war sie wohl noch im Badezimmer beschäftigt. Ausnahmsweise riss sich Carson zusammen und ließ sie dort in Ruhe. Krawatte und Jackett landeten über der Couchlehne, dann schnappte er sich seinen Kaffee und setzte sich damit auf die Couch um noch ein bisschen Nachrichten zu sehen. Es war schön, keine brennenden Gebäude gemeldet zu bekommen.
      Er trank seinen Kaffee, brachte die Tasse weg und rief noch einmal nach seine Angebeteten. Keine Antwort. Also ging er hoch ins Schlafzimmer. Sein Blick fiel natürlich sofort auf das Kleid, dass sich Julia für den heutigen Abend rausgesucht hatte. Es sah gut aus. Die Handtasche passte gut dazu.
      Die Dusche lief nicht, also musste Julia ihn doch hören. Er klopfte kurz an die Badezimmertür.
      "Juli?", fragte er, "Ich komm rein, okay? Muss auch noch duschen, um den Geruch von Akten aus den Haaren zu bekommen."
      Er öffnete die Tür, fand aber keine Julia im Raum. Verwirrt suchte Carson die ganze Wohnugn ab. Julia hatte nicht erwähnt, dass sie noch etwas vorhatte. Für gewöhnlich war sie auch niemand, der zum Hairstylisten ging, auch wenn Carson ihr sämtiche Beauty Spas dieser Welt bezahlen würde. Er schnappte sich sein Smartphone und rief Austin an.
      "Ich habe sie nicht gesehen, Sir. Aber Jake ist auch nicht hier, wahrscheinlich sind sie unterwegs. Haben Sie Dana schon gefragt? Ich kann mir vorstellen, dass sie Ms. Kinnley zu einem Hairstylisten überreden konnte."
      "Da hast du recht. Aber Dana war den ganzen Tag im Büro und ich glaube nicht, dass Julia allein gehen würde."
      "Soll ich ihr Smartphone tracken, Sir?"
      Carson kaute auf seiner Unterlippe herum. Das war ein riesiger Eingriff in Julias Privatssphere. Er sollte das nicht tun.
      "Ja. Ich gehe Dana fragen, ob sie was weiß."
      "Jawohl, Sir."
      Carson legte auf und ging wieder runter isn Büro. Dana hatte Julia auch nicht gesehen. Sie hatte tatsächlich versucht, sie zu einem Stylisten zu schleppen, aber Julia hatte Nein gesagt. Carson wurde nervös.
      Schließlich kam Austin zu ihnen ins Büro und sein Blick verriet, dass er keine guten Nachrichten hatte.
      "Was ist los Austin?"
      "Ich habe Ms. Kinnleys Telefon orten lassen, aber es gab kein Ergebnis. Das Telefon ist ausgeschaltet. Ich habe auch versucht Jake zu erreichen. Er ging ebenfalls nicht ran. Sein Telefon konnten wir orten. Er lag bewusstlos in der Tiefgarage."
      Carson ballte die Hände zu Fäusten. Er wusste, was sein Bodyguard als nächstes sagen würde.
      "Sir, ich denke Ms. Kinnley wurde entführt."





      Er beobachtete sie. Sie lag da, auf der alten Matratze. Als würde er dieser Tussi ein Luxusbett besorgen. Sie konnte sich glücklich schätzen, überhaupt ein Bett bekommen zu haben. Sogar eine Toilette hatte sie da unten! Wehe, sie beschwerte sich!
      Er legte sein Kinn auf sein Knie und starrte auf den Bildschirm. Warum wachte sie nicht auf, verdammt! Er wollte ihre Verzweiflung sehen, wenn sie begriff, dass ihr ach so tolles Leben vorüber war. Der dunkle Keller mit dem dreckigen Futon und der metallenen Toilette in der Ecke war von nun an ihre Realität. Nicht einmal Licht hatte sie da unten. Sie würde nur etwas sehen, wenn er wollte, dass sie etwas sah. Im Augenblick entsprach das aber nicht seinem Wunsch.
      "Wach auf, Prinzessin, wach auf. Ich muss doch deinem Sackgesicht ein Lebenszeichen schicken..."
    • Julias Augen fühlten sich schwer an, es kostete die junge Frau einige Anstrengung, um sie zu öffnen. Aber selbst, als sie die Augen aufgeschlagen hatte, konnte Julia nichts sehen. Verwirrt und noch etwas orientierungslos blinzelte die Blondine, während sie sich aufsetzte. Allerdings bereits sie diese Bewegung sofort, als ein stechender Schmerz ihren Kopf durchfuhr. Julia verzog das Gesicht.

      Einige Sekunden vergingen, in denen die junge Frau still auf der Matratze saß und versuchte sich daran zu erinnern, wo sie sich gerade befand. Nur langsam kehrten die Erinnerungen zurück.
      Sie erinnerte sich daran, dass sie auf der Couch gesessen hatte. Sie war gerade dabei gewesen, eine Nachricht an Carson zu schreiben, als sich ein Schatten über sie gelegt hatte. Doch gerade als sie sich umdrehen wollte, drückte eine Hand ihr ein Stück Stoff auf ihren Mund. Ein süßlicher Geruch stieg ihr in die Nase... und dann wurde alles schwarz.

      Julia biss sich auf die Unterlippe. Noch einmal sah se sich in den Raum um, aber mehr als einige dunkle Schatten konnte sie nicht ausmachen. "Carson?" Ihre Stimme war leise und unsicher, war jedoch in dem leeren Raum gut zu hören. Doch trotzdem erhielt sie keine Antwort.
      Ganz langsam stieg ein schrecklicher Verdacht in Julia auf. Es war eine Befürchtung, die sie sich selbst nicht eingestehen wollte. Ein Teil von ihr hoffte immer noch, dass sie nur träumte oder sie das Opfer eines sehr bösen Streichs war. Aber je länger sie durch den Raum blickte, während ihre Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, wurde ihr klar, dass ihre Situation real war.

      Vorsichtig stand sie auf und machte ein paar zögerliche Schritte in das Zimmer. Der Boden war kalt unter ihren Füßen und erst jetzt fiel Julia auf, dass sie keine Schuhe trug. Vorsichtig tastete sie nach der Wand, die sie zur Orientierung nutzte, bis sie schließlich an einer Tür ankam. Einen Augenblick lang flammte Hoffnung in ihr auf, die aber sofort zerstört wurde, als sie die Klinke herunter drückte und feststellte, dass die Tür verschlossen war. Ihre Hände begannen zu zittern und ihre Knie wurden weich, während Julia endlich realisierte, dass sie in diesem Raum gefangen war. Sie war allein, weit weg von ihrem Zuhause und wusste nicht, was mit ihr geschehen würde.
      "Hallo? Ist da jemand?" Es war vielleicht keine gute Idee in so einer Situation auf sich aufmerksam zu machen, doch es war das einzige, was Julia gerade einfiel. "Bitte lasst mich gehen." Aber alles blieb still, niemand antwortete auf ihr Flehen.

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    • Carson wanderte in seinem Büro rastlos auf und ab. Seine Hände schmerzten, denn immer, wenn er nicht aufpasste, ballte er sie so fest zu Fäusten, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
      Mit ihm im Raum waren Austin, Chase und ein hastig eingerichteter Krisenstab, der gerade darüber debattierte, ob man die Polizei einschalten sollte. Der allgemeine Konsens war, auf eine Forderung zu warten. Carson selbst hatte kein Mitspracherecht gehabt, denn er war zu nah dran. Chase wusste, wie aufbrausend sein Cousin sein konnte und hatte ihn auf seine Wanderschaft am Panoramafenster verbannt.
      Jake saß mit schuldbewusster Miene in einem Sessel und hielt sich einen Kühlakku an den Hals, den Dana ihm gebracht hatte. Ein vertrauenswürdiger Arzt war bereits auf dem Weg, um einen Blick auf ihn zu werfen. Ihm war irgendetwas injiziert worden, das ihn umgehauen hatte.
      Die Diskussion im Hintergrund machte Carson wahnsinnig, während seine Gedanken immer wildere Szenarios bildeten. Er konnte Julia nicht verlieren. Das würde ihn umbringen.





      Er schaltete das Licht im Raum daneben ein, damit die Prinzessin sich nicht so allein fühlte. Ein junger Mann stöhnte auf, geblendet von dem plötzlichen Neonlicht, das seine Zelle flutete. Es war volle Absicht seinerseits gewesen, die Glaswand zwischen den Räumen komplett schwarz zu bemalen und nur einen kleinen Fleck wieder frei zu kratzen. So konnten sich die Prinzessin und der Prinz zwar sehen, aber niemals richtig miteinander agieren.
      Er beobachtete, wie ein kleiner Lichtstrahl in den Raum der Prinzessin fiel. Aufgrund der allumfassenden Dunkelheit in ihrer Zelle war das bisschen Licht genug, um sich ein Bild von dem kleinen Raum unter der Erde zu machen.
      Der Prinz rollte sich von seinem Futon und kniete nun in der Mitte des Raumes. Er war schon ein bisschen Länger hier. Seine nackten Füße waren dreckig, ebenso seine Jeans und sein einstmals weißes T-Shirt. Die kinnlangen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Er hielt den Kopf gesenkt, als sei es zu anstrengend, aufzusehen.
      "Was willst du?!", rief er heiser.
      Er hatte ihn erst gestern wieder zum Spielen rausgelassen, damit ihm heute die Energie fehlte, irgendwelche Dummheiten anzustellen. Mal sehen, wie sich seine beiden Gäste verstehen würden...
    • Julia zuckte erschrocken zusammen, als es auf einmal heller in dem kleinen Raum wurde. Sie drehte sich um und musterte ihre Umgebung, die sie nun endlich etwas besser erkennen konnte. Aber schon im nächsten Moment wünschte sie sich, dass sie dies nicht getan hätte. Denn das Bild, das sich ihr bot, ließ keinen Zweifel mehr zu; Sie befand sich nicht in irgendeinem Raum - dies war eine Zelle, in der man sie eingesperrt hatte. Julia konnte fühlen, dass ihr Körper kalt wurde, während eine Welle der Angst durch sie fuhr.
      Doch noch während sie panisch versuchte ihre Lage ganz zu verstehen, hörte sie auf einmal eine fremde Stimme. "Was willst du?" Der Sprecher klang heiser und schwach. Kurz überlegte Julia, ob sie sich vor dem Mann verstecken sollte, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass er nicht gefährlich klang.

      Vorsichtig ging sie durch den kleinen Raum, bis sie vor dem schwarzen Fenster stehen blieb. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als ihr bewusst wurde, dass die freie Fläche, die man auf dem Glas geschaffen hatte, damit Licht in ihre Zelle fiel, ganz absichtlich auf Blickhöhe lag. Irgendjemand wollte, dass sie ihren Nachbarn sah.
      "Hallo?", noch immer war ihre Stimme zu leise und zitterte leicht. Aber da Julia nicht sicher war, ob sie im Moment in der Lage war lauter zu sprechen, klopfte sie vorsichtig mit dem Knöchel ihres Zeigefingers gegen das Glas, um die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen.
    • Der Mann starrte weiter vor sich hin, bis er ein leises Klopfen zu seiner Linken vernahm. Was war das schon wieder für ein Spielchen? Er zwang sich dazu, den Blick zu heben und zum ersten Mal sah er den kleinen Sichtschlitz in der Wand. Ihm wurde klar, dass das überhaupt keine Wand war und rappelte sich auf. Er humpelte ein bisschen auf den zwei Metern zu der Scheibe.
      "Hallo? Sind Sie in Ordnung?", fragte er gleich, als müsste er sichergehen, dass der Person auf der anderen Seite nichts passiert war.
      Dabei war ihm klar, dass - selbst wenn dieser Person noch nichts passiert war - das nicht lange so bleiben würde. Er hatte schon sämtliches Zeitgefühl verloren, aber er war sich ziemlich sicher, dass er nicht erst seit gestern hier drin feststeckte.
      "Können Sie mich hören? Mein Name ist Brian. Wer sind Sie?"
    • Als der Mann sich aufrappelte und auf sie zukam, spürte Julia sofort einen Funken Hoffnung in sich aufkeimen. Es war tröstlich, dass sie nicht alleine war. Doch diese Hoffnung wurde jäh wieder zerstört, als sie den schlechten Zustand ihres Nachbarn sah. Er war schwach, dreckig und eindeutig schon länger hier.
      "Ja, ich kann Sie hören.", antwortete sie und legte ihre Hand auf das Glas. "Ich heiße Julia. Wissen Sie, wo wir sind... oder warum wie hier sind?" Julia war sich nicht sicher, ob Brian ihr Antworten geben konnte - oder ob sie diese überhaupt hören wollte - aber im Moment war er ihre einzige Informationsquelle.
    • Eine Frau? Dieses kranke Arschloch!
      "Ich hab keine Ahnung, wo wir hier sind. Es muss was großes sein, dieser verdammte Keller hat so viele Räume..."
      Brian ließ sich mit dem Rücken gegen die Scheibe sinken und rutschte daran herunter, bis er auf dem Boden saß. Seine Beine konnten ihn einfach nicht sehr lange tragen.
      "Dieser Typ... der hat sie nicht mehr alle. Das hier ist wie in nem schlechten Horrorfilm oder sowas."
      Er suchte die Kamera in seinem Raum und starrte in die dunkle Linse, als könne er den Mann hinter dem Bildschirm sehen.
      "Der Wichser hat nichtmal das Budget, um 'nen guten draus zu machen!", rief er.
    • Julia folgte der Bewegung des Mannes mit den Augen, während er sich an der Scheibe hinunter rutschen ließ. Er tat ihr leid, gleichzeitig beunruhigten Seine Worte sie aber auch sehr. Sie verstand nicht ganz, wovon er sprach und ein Teil von ihr wollte es auch gar nicht. "Was kannst du mir über den Ort hier erzählen, Brian?", begann sie, nachdem sie beschlossen hatte, dass dies nicht der Ort für Formalitäten war. "Vielleicht bin ich naiv, aber es muss doch einen Grund geben, warum wir hier sind." Langsam ließen die Kopfschmerzen nach, was dazu führte, dass Julias Gehirn krampfhaft versuchte die Situation zu verstehen, in der sie gelandet war. Es war nicht einfach in das Penthouse zu kommen, der Entführer hatte sich eindeutig viel Arbeit gemacht, um sie hierher zu bringen. Allerdings verstand sie nicht wieso. Wenn er einfach nur jemanden suchte, mit dem er seinen Spaß haben wollte, hätte er es leichter haben können...
    • "Brauchen Psychopathen einen Grund, um ihre Scheiße abzuziehen?"
      Brian schloss die Augen. Das grelle Neonlicht schmerzte in seinen Augen. Er war müde.
      "Ich weiß nicht viel. Er knockt mich immer aus, bevor er mich hier rausholt. Aber bisher bin ich immer in einem anderen Raum aufgewacht. Er bringt mich immer wieder hier her, aber ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos bin zwischen den kleinen Reisen. Der wie vielte war's, als er dich erwischt hat?"
      Ein bisschen Realität wäre zur Abwechslung ganz nett, dachte sich Brian. Und vielleicht konnte er dann sagen, wie lange er schon hier war. Er hatte Angst vor Julia's Antwort. Trotzdem hatte er das Gefühl, er brauchte das, um nicht den Verstand zu verlieren. Er war sich nicht einmal ganz sicher, ob Julia wirklich da war, oder ob er schon zu halluzinieren begonnen hatte. Er hoffte inständig, dass sie echt war.
    • Einen Moment lang sah Julia still zu Brian hinab, während sie versuchte einen Sinn aus seinen Worten zu machen. Leider gab es zu viel, was sie nicht verstand. "Was für Räume?", fragte sie nach, da es von all ihren Fragen im Moment die wichtigste zu sein schien.
      "Es war der dreißigste Januar.", sagte sie nach einer weiteren Pause, bevor sie sich ebenfalls auf den Boden setzte, da es ihr seltsam vorkam zu ihrem Zellennachbarn hinab zu blicken. Der Boden war unangenehm kalt, aber das war im Moment ihre kleinste Sorge. "Er hat mich aus meiner Wohnung entführt, ich weiß nicht mal, wie er reingekommen ist, ohne dass ich es gemerkt habe. Wie bist du hierher gekommen?" Sie seufzte leise. Es war immer noch unheimlich, mit welcher Leichtigkeit man sie gefangen hatte. Und ein Teil von ihr war über diese Tatsache sehr frustriert.
    • "Na, Räume eben. Irgendwo anders, mit vier Wänden, ner Decke und nem Boden..."
      Brian lehnte den Kopf gegen die Glasscheibe. Wie hatte er so blöd sein können und das als Wand identifiziert? Naja, meistens war es stockdunkel oder so hell, dass er geblendet wurde. Oder er war zu erschöpft.
      "Der dreißigste Januar?", wiederholte er ungläubig.
      War er wirklich schon so lange hier unten?
      "Ich war auf einer Party mit Freunden. Eine Freundin hatte zu viel getrunken und sich draußen in einen Busch übergeben. Ich hab ihr die Haare aus dem Gesicht gehalten und dann ihre Lebensgefährtin angerufen. Sie waren gerade weg und ich wollte zurück in den Club gehen, da hat er mich von hinten erwischt. Das war am siebzehnten November."
    • Julias Augen weiteten sich. "Am siebzehnten November?" Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es jemand so lange an diesem Ort aushielt. Aber noch schlimmer war der Gedanke, dass es ihr vielleicht genauso gehen würde. Sie musste an Carson denken und fragte sich augenblicklich, ob er sich wohl Sorgen machte. Was für eine dumme Frage - natürlich machte er sich Sorgen. "Hoffentlich denkt mein Freund nicht, dass ich ihn sitzen gelassen habe.", murmelte sie und spürte, dass ihre Augen feucht wurden. Der Gedanke, dass sie Carson vielleicht nie wieder sehen würde, war unerträglich.

      Einen Moment lang ließ Julia ihren Blick durch den kleinen, ungemütlichen Raum wandern. "Bist du sicher, dass er einfach nur ein Psychopat ist?", fragte sie dann. Da Brian hinter der dunklen Glaswand versteckt war, konnte sie ihn nicht sehen, aber es war trotzdem tröstlich, dass sie nicht alleine an diesem unheimlichen Ort sein musste. "Wenn er einfach nur Spaß daran hat Leute hier unten einzusperren, könnte er es einfacher haben. Er hätte nicht in eine Wohnung einbrechen müssen und er hätte niemanden von einer Party entführen müssen, wo er damit rechnen muss, dass ihn jemand sieht." Julia wusste, dass ein wahrer Psychopat sich für solche Details nicht interessierte. Trotzdem wollte sie daran glauben, dass sie aus einem Grund hier war. Denn bestand nämlich die Möglichkeit, dass er sie irgendwann wieder gehen ließ, weil sie ihren Sinn erfüllt hatte.
      Die junge Frau erschauderte leicht bei diesem Gedanken. 'Sinn erfüllt'... die Formulierung klang ein wenig zu endgültig für ihren Geschmack. "Hast du hier noch jemand anderen getroffen, oder hast du den Kerl mal gesehen?", fuhr sie nach einer kurzen Pause fort. "Es tut mir leid, dass ich so viel frage, aber es ist irgendwie beruhigend zu wissen, dass ich nicht ganz allein bin. Und wenn ich rede, denke ich nicht so viel darüber nach, was hier als nächstes passieren könnte."

      @Insane Pumpkin

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    • Brian wusste nicht, wie viel er sagen sollte. Er wollte diese Julia nicht noch mehr verängstigen. Andererseits war es vielleicht ganz gut, wenn sie sich auf das vorbereiten konnte, was sie vielleicht erwartete.
      "Was weiß ich, was die wissenschaftliche Definition von sowas ist. Der Typ ist gestört, das ist er! Glaub mir, einsperren ist nicht alles, was der macht."
      Er zwang sich wieder auf die Füße. Er brauchte einen Augenblick, um den kleinen Fleck in der Wand wiederzufinden, der durchlässig war.
      "Hier, guck", sagte er, als er es wiedergefunden hatte.
      Er machte einen halben Schritt zurück und schob seinen Ärmel zurück. Über sein Handgelenk zog sich ein breiter, roter Striemen, hier und da hatte Brian sich sogar die Haut aufgekratzt. Es waren eindeutig Fesselspuren. Mehr würde er ihr nicht zeigen. Er wollte sie doch nicht zu sehr verunsichern.
      "Sagen wir's mal so: Die Räume, die ich bisher gesehen habe, hatten alle ihren Zweck."
      Er ließ sich wieder zu Boden sinken.
      "Und gesehen habe ich sonst noch niemanden..."
      ... der am Leben gewesen war. Brian hatte eine Leiche gesehen. Sie war vollkommen entstellt gewesen. Er wollte gar nicht wissen, was dieser Mistkerl mit der Person angestellt hatte.
    • Julia richtete sich vorsichtig auf, als Brian sie dazu aufforderte. Sie hatte ein wenig Angst davor, was er ihr zeigen wollte, aber er war ihre einzige Informationsquelle hier. Trotzdem wünschte sie sich im Nachhinein, dass sie seine Verletzungen nicht gesehen hätte. Die Erkenntnis, dass sie hier nicht einfach nur eingesperrt war, weil man vielleicht ein Lösegeld für sie erpressen wollte, sondern dass sie hier den Launen eines sadistischen Menschen ausgesetzt war, war beängstigend. Die junge Frau konnte förmlich fühlen, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
      Einen Moment lang fragte sie sich, was sie getan hatte, um in diese Situation zu kommen. Hatte sie jemanden verärgert, oder war sie es einfach nicht wert, glücklich zu sein? Doch schnell realisierte sie, dass ihr Selbstmitleid auch nicht weiterhalf.
      "Danke, dass du mich zumindest ein wenig vorwarnst.", sagte sie, obwohl es ihr nicht gefiel, wie vage ihr Zellennachbar sich ausdrückte. Aber vielleicht war es besser so...

      Einige Sekunden lang musterte sie den Mann schweigend, bevor sie sich wieder auf den Boden setzte. "Das heißt also, dass wir hier festsitzen. Wir wissen nicht, wieso oder durch wen." Die Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund. Die Ausweglosigkeit ihrer Situation traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. "Ich will doch einfach nur nach hause.", sagte sie leise, während sie fühlte, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten.

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    • "Jap..."
      Brian stimmte der stummen Aussage von Julia zu: Das hier war ein Ort ohne Hoffnung. Vielleicht hatten sie Glück und starben schnell, aber bei allem, was Brian schon erlebt hatte, seit er hier angekommen war, würde das wohl nicht passieren.
      "Warte mal. Du hast gesagt, du hast einen Freund? Seid ihr eng genug, dass er nach dir suchen würde? Meine Freunde waren nicht unbedingt die besten. War mehr so ein Mitläufer. Aber wenn aktiv nach dir gesucht wird... Vielleicht macht dieser Psycho ja Fehler? Jeder macht Fehler, oder?"
      Er versuchte wirklich, seine eigene Hoffnung nicht schon wieder anzufeuern. Er hatte nicht unbedingt deswegen so lange überlebt. Was ihn am Leben hielt, war seine Wut. Er wollte diesem Psychopathen das Gleiche antun, was ihm angetan wurde. Dieser Kerl würde bezahlen!
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