[2er RPG] Burning Desire

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    • Julia nahm einen Schluck von ihrem Wein, während sie über Carsons Antwort nachdachte. Seine Erklärung klang so einfach und vermutlich war sie es für ihn auch. "Ich habe dir nicht meinen vollen Namen gesagt." stellte sie fest. "Ich stelle mich nie als Juliana vor und meine Adresse steht in keinem Telefonbuch." Letzteres war eine der Sicherheitsvorkehrungen, die man treffen musste, wenn man einem unliebsamen Ex-Freund aus dem Weg gehen wollte. Aber Carson hatte schon öfter durchblicken gelassen, dass er kein gewöhnlicher Mensch war und es machte ihm vermutlich sogar Spaß solche kleinen Herausforderungen zu meistern. "Nun ja, ich glaube dir, dass es für jemanden wie dich einfach ist." sie lächelte etwas. "Du hättest mir deine Adresse nicht sagen müssen. Glaub nicht, dass ich dir jetzt auch Blumen schicke." scherzte sie.
      Doch schnell wurde sie wieder ernst. "Ich weiß nicht, was du kennen lernen willst. Du kannst das vermutlich nicht nachvollziehen, aber ich finde nicht, dass es viel über mich zu erzählen gibt." sagte sie und fügte in Gedanken noch 'Oder was ich dir erzählen will' hinzu. "Und bevor du mir anbietest, dass du mir alles über dich erzählst..." setzte sie an, da sie inzwischen verstanden hatte wie offen Carson im Gegensatz zu ihr war. So offen, dass sie sich regelmäßig vor den Kopf geschlagen fühlte. "Ich wüsste nicht mal, was ich dich fragen würde."
    • Wieder kicherte Carson.
      "Ich würde niemals einfach so alles erzählen, was es zu erzählen gibt, Juliana. Austin würde mich dafür kreuzigen."
      Er nippte an seinem Wein und stellte sich vor, wie sauer Austin werden würde, wenn er einfach so irgendetwas preisgab, ohne ihn darüber zu informieren. Anzusehen war es dem Linebacker nicht, aber er bekam immer dieses Zucken in der Kiefermuskulatur.
      "Du könntest mir verraten, warum du dich nicht als Juliana vorstellst. Das ist ein schöner Name. Er gefällt mir", raunte er lächelnd, um davon abzulenken, dass er sich immer genau überlegen musste, was er sagte und was nicht.
      Er schien vielleicht oft einfach nur ein arroganter anzugträger mit einem fetten Konto zu sein, aber tatsächlich hatte er sich mit seiner Arbeit auf mehr als eine Abschussliste befördert, manche von denen nahmen das Wort 'Abschuss' ernster als andere. Daher war Austin ja auch so wichtig.
    • Julia drehte den Stiel ihres Weinglases zwischen ihren Fingern herum, während sie über Carsons Antwort nachdachte. Sie wusste zwar nicht wer Austin war, vermutete aber dass er Carson nahe stand oder einer seiner Angestellten war. Kurz überlegte sie, ob es vielleicht der Mann war, der sie auch hierher gefahren hatte, aber dann beschloss sie, dass das eigentlich nebensächlich war. "Keine Sorge, ich interessiere mich eher wenige für deine Geschäfte oder so etwas. Davon würde ich sowieso sicher nicht viel verstehen." nun war sie diejenige, die leise kicherte. "Aber Angelica hat etwas von einer Vorliebe für kitschige Souvenirs erzählt..." sie ließ den Satz offen zwischen ihnen in der Luft hängen, man konnte an dem vergnügten Funkeln in ihren Augen aber sehen, dass sie dieses ungewöhnliche Hobby amüsierte.

      "Der Name..." sagte sie, nachdem sie beschlossen hatte nicht weiter das Thema zu wechseln. "Ich habe eigentlich nichts gegen meinen Namen. Er erinnert mich nur einfach an meinen Ex-Freund." erklärte sie und hoffte, dass ihrem Gesprächspartner diese Erklärung ausreichen würde. Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie überlegte, ob sie Carson auch eine Frage stellen konnte, oder sie dadurch zu weit ging. "Du musst mir keine Antwort geben, wenn du nicht willst oder kannst." begann sie deshalb vorsichtig und senkte ihre Stimme etwas, um zu verhindern, dass sie jemand überhören konnte. "Ich frage mich nur schon die ganze Zeit, wieso du mit einem Escort auf solche Veranstaltungen gehst. Macht das nicht einen schlechten Eindruck?"
    • "Oh Gott, Angelica....", lachte Carson, als Juliana ihr diese kleine Info steckte.
      Er schüttelte den Kopf. Irgendwann würde er mit ihr nochmal ein Machtwort sprechen müssen. Nur damit sie ihn wieder mit einer ihrer berüchtigten heißen Schokoladen einlullte und ihr alles verzieh! Diese Frau war der Teufel.
      Er stutzte kurz, als Juliana ihm von ihrem Ex erzählte. Oder zumindest, warum sie ihren Namen nicht mochte. Er musste sich dafür etwas einfallen lassen, denn wenn jeder sie Julia nannte, brauchte er etwas anderes. Er brauchte einen passenden Spitznamen für sie. Nur welchen?
      "Die Escort-Frauen sind das, was dich interessiert?"
      Er zuckte mit den Schultern.
      "Solche Veranstaltungen besucht man nicht allein, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Außerdem bin ich auch nur ein Mann. Hin und wieder will icheben meinen Spaß haben."
    • Julia war erleichtert, dass er ihr ihre Aussage nicht übel nahm, auch wenn sie gehofft hatte, dass er ihr etwas über sein Hobby erzählen würde. Aber da sie auch nicht bereit war, alles von sich zu erzählen, konnte sie es ebenso wenig von ihm erwarten.
      Stattdessen verzog sie leicht das Gesicht, als ihr Gesprächspartner völlig unbekümmert über seine sonstigen Begleiterinnen sprach. Kurz fragte sie sich, ob die anderen Gäste sie wohl auch für eines der Escort-Mädchen hielten, da Carson so jemanden normalerweise mitbrachte. Es war kein angenehmer Gedanke. "Ich weiß nicht, ob ich das könnte." gab sie zu. "Ich würde mich vermutlich den ganzen Abend fragen, was der andere nur deshalb etwas macht, weil er dafür bezahlt wird. Ob er sich wirklich mit mir unterhalten will, ob er nur lächelt, weil er das Gefühl hat, dass man es von ihm erwartet." Sie hob ihr Glas an und trank einen Schluck. Eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass sie sich früher ganz ähnlich benommen hatte, auch wenn sie dafür nicht bezahlt wurde. "Aber das hier ist sowieso eine Welt, die ich nie ganz verstehen werde." sagte sie dann, um das unangenehme Gefühl zu vertreiben, das sich in ihrem Magen ausbreiten wollte.
      Sie ließ ihr Glas ein wenig sinken, so dass sie Carson über den Rand hinweg ansehen konnte. "Das erklärt deine direkte Art." stellte sie fest und spielte auf seine vorherige Aktion an. Sie verstand noch immer nicht genau, wieso er das Bedürfnis hatte, sie auf seine Erektion hinzuweisen, aber vielleicht war es normal für ihn so mit seinen Begleiterinnen umzugehen. Es war direkt und brachte ihn vermutlich schnell ans Ziel.

      "Okay, bevor ich noch weiter bereue, dass ich dich das gefragt habe... möchtest du mir eine Frage stellen?" bot sie an, da sie ahnte, dass es keine gute Idee war das Gespräch noch weiter auf Carsons Umgang mit Frauen zu lenken.
    • "Warum bereust du deine Frage? Wegen meiner Antwort? Es ist nur die Wahrheit, nicht wofür man sich schämen müsste."
      Oder doch? Immerhin hatte er...
      "Eine Frage? Himmel, es gibt so vieles, was ich über dich erfahren möchte. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll."
      Er stützte seinen Ellenbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn darauf. Mit dem Zeigefinger der anderen hand malte er ein Unendlichkeitszeichen auf den makellos weißen Stoff der Tischdecke, während er überlegte, was er fragen sollte, ob er überhaupt etwas fragen sollte.
      Schließlich hob er seinen Blick wieder und entdeckte etwas an Julia, was ich störte. Er lehnte sich vor und strich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Sie war ihr wohl aus ihrer Hochsteckfrisur entwischt und hatte sich unbemerkt in ihr Gesicht gestohlen. Dort gehörte sie aber nicht hin. Seine Hand ruhte etwas zu lange an ihrer Wange und für einen kurzen Augenblick überkam ihn wieder der Drang, sie einfach zu küssen.
      "Darf ich dich küssen?", fragte er.
    • Einen kurzen Moment lang wünschte Julia, dass sie weiterhin über Carsons seltsames Sex-Leben gesprochen hätte. Dann würde sie sich zumindest nun nicht in dieser Situation befinden...
      Aber nun war sie gefangen in seinen blauen Augen, die sie mit einer solchen Intensität anstarrten, als wollten sie direkt in sie hinein sehen. Die Blonde spürte seine Finger auf ihrer Wange, schaffte es aber nicht vor ihm zurück zu weichen. Obwohl er sie kaum anfasste, sorgte seine Berührung dafür, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Und auf einmal verstand sie, dass er sie bereits gefangen hatte. Es war sinnlos vor ihm davon zu laufen, da er selbst zugegeben hatte, dass er nicht aufgeben würde. Und unbewusst hatte sie das schon akzeptiert, als sie das blaue Kleid angezogen hatte... Und vielleicht wusste er das auch, vielleicht erwartete er sogar eine Gegenleistung von ihr.
      "Nur wenn du mich nicht so behandelst wie eines deiner Escort-Mädchen." sagte sie leise.
    • "Niemals", hauchte er, beugte sich vor und küsste Juliana so unendlich sanft und liebevoll, wie es sich die Escorts nicht einmal von ihm erträumen könnten.
      Niemals würde er sie so behandeln. Diese Frauen waren für ihn nichts weiter als eine Ablenkung gewesen, ein bisschen Spaß für eine Nacht. Er hatte noch nie zweimal die gleiche gebucht und gerade jetzt hatte er das gefühl, niemals wieder eine zu brauchen.
      Aus einem Kuss wurden zwei, dann drei und schließlich musste sich Carson innerlich selbst ohrfeigen, um aufzuhören. Er atmete einmal tief durch, ehe er sich wieder zurückzog. Er leckte sich über die Unterlippe, die immer noch nach dieser Frau schmeckte und versank in ihren dunklen Augen. Die Idee mit dem Zimmer war schon wieder viel interessanter geworden.
    • Carsons Lippen waren warm und weich, sein Kuss so vorsichtig, als hätte er Angst, dass er sie zerbrechen könnte. Noch nie zuvor hatte jemand Julia auf diese Weise geküsst. Deshalb wehrte sie sich nicht, als er sie mehr als nur einmal küsste. Stattdessen schloss sie die Augen und schaffte es beim letzten Kuss sogar diesen vorsichtig zu erwidern.
      Nachdem Carson sich wieder von ihr gelöst hatte und Julia ihre Augen öffnete, bemerkte sie, dass sie unbewusst ihre Hände auf seinen Brustkorb gelegt hatte und zog diese wieder zurück. Verlegen räusperte sie sich und spürte, dass ihre Wangen rot wurden.

      Einen Moment lang schwieg sie, während sie innerlich mit sich selbst stritt, ob ihr der Kuss gefallen hatte oder nicht. Sie hatte etwas Angst, dass sie in ihrem Begleiter nun falsche Hoffnungen geweckt hatte und der Abend nun mit etwas enden könnte, wofür sie nicht bereit war. Aber auf der anderen Seite war der Kuss wirklich schön gewesen... nicht so drängend, wie sie es erwartet hatte. Das war eine Seite an dem Mann, die sie tatsächlich gerne genauer kenne lernen würde.
      "Nun..." sie biss sich auf die Unterlippe, da sie auf einmal nicht mehr wusste was sie eigentlich sagen wollte. Der durchdringende Blick ihres Gegenübers lenkte sie einfach zu sehr ab.
    • Ein verführerisches Lächeln huschte über Carsons Gesicht. Ja, nun...
      Um sich irgendwie abzulenken und aus Julianas Bann zu entfliehen, fuhr er sich mit einer Hand durch die dunkle Mähne. Nur brachte es nicht sonderlich viel. Sie war zu mächtig, zu stark für ihn. Er konnte sich nicht gegen sie wehren.
      "Ich verspreche dir hier und jetzt, dass ich dich niemals anlügen werde, Juliana. Es ist wichtig , dass du das verstehst."
      Er durchbohrte sie praktisch mit seinem Blick.
      "Ich werde jetzt aufstehen und zum Empfang gehen. Ich werde mir ein Zimmer nehmen. Es steht dir frei, mir zu folgen. Ich würde mir wünschen, dass du es tust. Man wird dir am Empfang die Zimmernummer nennen. Ich werde auf dich warten."
      Er stand auf, beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. Dann ging er, wie angekündigt, zum Empfang. Man gab ihm ohne Drama eine Suite und kam auch seiner Bitte nach, bei Nachfrage eine Juliana Kinnley zu besagter Suite zu schicken. Er machte sich gleich auf den Weg zu dem Zimmer.
    • Julia wusste nicht, wie lange sie Carson hinterher gesehen hatte. Erst nach ein paar Minuten schaffte sie es, sich wieder zu bewegen und nach ihrem Weinglas zu greifen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihre Hände zitterten. Natürlich wusste sie, was Carsons Worte bedeuteten, trotzdem war sie über diese direkte Einladung erschrocken. Sie hatte ihn gebeten sie nicht wie eines seiner Escort-Mädchen zu behandeln und als Antwort darauf küsste er sie und nahm sich dann ein Zimmer, auf das sie ihm folgen sollte. Sie fragte sich, ob er den Abend so geplant hatte. War es seine Strategie sie alleine im Restaurant sitzen zu lassen, bis ihr die Blicke der anderen Gäste zu unangenehm wurden und sie zu ihm ging?
      Sie schluckte schwer. Auf einmal fühlte sie sich sehr ausgenutzt.

      Sie leerte den Rest ihres Glases und stellte es dann wieder auf der weißen Tischdecke ab. Aber da das Gefühlschaos in ihr immer noch tobte wie ein wilder Orkan, goss sie sich noch ein Glas Wein ein, von dem sie auch sofort einen Schluck trank. Sie spürte, wie die kühle Flüssigkeit ihre Kehle herunter lief und ausnahmsweise war es ihr egal, ob die Leute sie komisch ansahen, weil sie alleine an einem Tisch saß und trank. Sollten sie doch sehen, wie sich eine frustrierte Frau betrank weil ihr Begleiter ein Arsch war...
      Einen Moment lang schloss Julia die Augen und versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen. Sie könnte einfach gehen. Es war ganz leicht - sie musste nur zum Empfang gehen und jemanden bitten ihr ein Taxi zu rufen. Es würde nur wenige Minuten dauern, bis sie wieder in ihrer Wohnung wäre und die Tür hinter sich abschließen konnte. Und dann brauchte sie Cason Davis nie wieder zu sehen. Vermutlich würde ihm das nicht einmal besonders viel ausmachen. Er konnte sich einfach ein neues Mädchen auf sein Zimmer rufen, damit er seinen Spaß haben konnte, wie er es so schön formuliert hatte.

      Erneut setzte Julia das Weinglas an ihren Lippen an. Es frustrierte sie ein wenig, dass sie immer noch am Tisch saß und zögerte. "Was mache ich hier eigentlich?" murmelte sie leise. Sie hasste sich dafür, dass ein Teil von ihr wirklich darüber nachdachte Carson zu folgen. Ein weiterer, großer Schluck reicht aus, um das Glas endgültig zu leeren. "Kaum ist mal jemand nett zu dir, lässt du sofort wieder alles mit dir machen. Du hast überhaupt nichts gelernt." Nachdenklich betrachtete sie den letzten Weintropfen, der an der Außenseite des Glases herunter lief.
      Erneut vergingen einige Minuten, in denen die Frau in ihrem Inneren einen Krieg mit sich selbst führte. Letztendlich lief dieser jedoch auf einige, wenige Fragen hinaus: "Ist das alles, was ich wert bin? Reagiere ich über und es ist in Ordnung, wie er mich behandelt? Habe ich überhaupt das Recht 'nein' zu sagen, oder bin ich ihm etwas schuldig?"
      Nachdenklich betrachtete Julia ihr leeres Glas, in dem sich das Licht der Kronleuchter spiegelte. "Vielleicht soll es ja so sein." sagte sie leise. Sie hatte lange gekämpft und versucht Carson von sich weg zu stoßen, am Ende war sie aber jedes Mal doch schwach geworden. Im Grunde hatte es also gar keinen Sinn zu versuchen sich ihm zu entziehen. Er würde nicht aufgeben, bis sie ihm gehörte.


      Über eine halbe Stunde war vergangen, bis Juliana endlich eine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Und diese führte sie in das oberste Stockwerk des Gebäudes, vor die Tür eines der teuersten Zimmer. Nervös sah sie sich um, aber außer ihr war niemand mehr im Flur zu sehen. Ein wenig unschlüssig sah sie zu der kleinen Plastikkarte in ihren Händen, mit der sie die Tür jederzeit öffnen konnte. Aber sie brachte den Mut dazu nicht auf.
      Einen Moment lang stand sie unschlüssig vor dem Zimmer und bekämpfte den Drang doch noch auf dem Absatz kehrt zu machen und davon zu laufen. Aber dann atmete sie einmal tief durch und hob vorsichtig ihre Hand. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie an die Tür klopfte.
    • Oben im Zimmer entledigte sich Carson als aller erstes seines Jackets und dieser nervigen Fliege um seinen Hals. Er faltete beides ordentlich und legte es über die Rückenlehne des cremefarbenen Ledersofas, das im Wohnbereich der Suite stand. Diese Aktion wurde gefolgt von dem Aufknöpfen der obersten drei Knöpfe seines Hemdes, dann zog er auch die Weste aus, die zu den anderen Kleidungsstücken wanderte. Dann rief er Austin an, um ihm ein paar Sachen zu bringen und ihn darüber zu informieren, dass er die Nacht hier im Palace Hotel verbringen werde. Austin bestätigte, dass er sich um alles kümmern würde.
      Den Rest der halben Stunde, die er totschlagen musste, bis es an seiner Tür klopfte, verbrachte er damit, nervös auf und ab zu laufen. Es bestand das Risiko, dass Juliana wirklich einfach verschwand und er würde es ihr nicht einmal übel nehmen, denn das konnte er nicht. Rein logisch nicht, aber auch vom Gefühl er nicht. Wie könnte er solch einem Wesen böse sein?
      Als es dann endlich klopfte, bekam er einen halben herzinfarkt. Er fing sich aber schnell wieder und spurtete zur Tür. Das Lächeln war nicht mehr aus seinem Gesicht zu denken, als er Juliana sah. Er machte einen Schritt beiseite, um sie einzulassen.
      "Es freut mich, dass du gekommen bist", sagte er und musterte sie von oben bis unten.
      Sie wirkte unentschlossen und ein wenig eingeschüchtert, aber so schön wie zu dem zeitpunkt, als er sie damals in der Bar getroffen hatte.
      "Ich habe dir versprochen, dass ich dich niemals wie die Escort-Mädchen behandeln werde. Und ich habe dir gesagt, dass ich dich kennenlernen will", begann er und machte einen großen Schritt auf sie zu, um ihr sanft über die Wange zu streichen, "Beides werde ich einhalten", hauchte er.
      Er hätte sie am liebsten gleich wieder geküsst, aber er biss sich auf die Zunge, um es nicht zu tun. Und wieder einmal war es Austin, der ihn rettete. Er kam mit den georderten Sachen, reichte sie seinem Arbeitgeber und wünschte ihm und Juliana eine gute Nacht, ehe er wieder verschwand. Es schien ihn überhaupt nicht zu irritieren, dass Carson nicht allein auf dem Zimmer war.
      Carson stellte die Sporttasche auf den Couchtisch und öffnete sie grinsend wie eiN Kind, dessen Streich gleich zum Erfolg werden würde. Erzog ein T-Shirt und eine bequeme Jogginghose hervor, die er Juliana reichte und eine Flanellpyjamahose und ein weiteres T-Shirt für ihn. Außerdem hatte Austin die Sporttasche mit billigem Popcorn und ungesunden Softdrinks gefüllt.
      "Ein gemütlicher Abend mit wahlweise ohne Film", verkündete Carson, "Einfach nur zum quatschen."
      Er erklärte Juliana noch, wo das Badezimmer war und verschwand dann in dem großen Schlafzimmer der Suite. Würde er sich vor ihr umziehen, würde es wohl nur auf ausziehen hinauslaufen und das wollte er nicht riskieren. Er musste sich zusammenreißen, um all die aufreizenden Gedanken aus seinem Verstand zu verbannen, aber für heute Abend würde er das tun. Kein Sex! So lautete die Regel. Selbst, wenn sie es drauf anlegen sollte, er würde widerstehen. Er hatte es ihr versprochen!
    • Die Tür des Hotelzimmers öffnete sich so schnell, dass Julia erschrocken zusammen zuckte. Carson blickte ihr zufrieden lächelnd entgegen, bevor er einen Schritt zurück trat, um die junge Frau in den Raum zu lassen. Aber genau wie Julia erwartet hatte, konnte er diesen Abstand zwischen ihnen nicht lange einhalten. Schon kurz darauf kam er ihr wieder so nah, dass ihre Körper sich beinahe berührten und sah zu ihr hinab. "Ich habe dir versprochen, dass ich dich niemals wie die Escort-Mädchen behandeln werde. Und ich habe dir gesagt, dass ich dich kennen lernen will", sagte er und Juliana fühlte seine Fingerspitzen auf ihrem Gesicht, als er ihr eine Haarsträhne zurück strich. "Beides werde ich einhalten" Die junge Frau sah ihn nur schweigend an. Sie glaubte ihm nicht, aber sie hatte nicht vor ihn darauf hinzuweisen. Sie war freiwillig hierher gekommen, deshalb hatte sie kein Recht mehr ihm zu widersprechen.

      Eigentlich rechnete die junge Frau damit, dass er sie nun wieder küssen würde, da er ihr sowieso schon so nah stand, dass ihre Nasen sich berührt hätten, wenn er sich etwas weiter zu ihr hinunter gebeugt hätte. Aber stattdessen klopfte jemand an der Tür uns zerstörte dadurch die angespannte Stimmung zwischen ihnen. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Julia den Fahrer ihrer Limousine, als er Carson eine Tasche reichte. Zuerst verstand die Blonde nicht, was gerade eigentlich vor sich ging, aber dann realisierte sie, dass Carson natürlich einige Sachen brauchte, wenn er hier übernachten wollte. Sie schluckte. Die Bestätigung, dass sie tatsächlich die Nacht hier verbringen würde, machte sie sehr nervös. Kurz traf ihr Blick auf den des Fahrers. Er schien überhaupt nicht überrascht über ihre Anwesenheit zu sein, sein Gesichtsausdruck blieb völlig neutral. Wahrscheinlich war er diesen Anblick einfach schon gewöhnt. Julia unterdrückte den Impuls das Gesicht zu verziehen und sah stattdessen zur Seite.

      Als die Tür sich wieder geschlossen hatte, stand Julia etwas unschlüssig im Raum, während Carson die Tasche durchwühlte. Sie war sich nicht sicher, was der Mann nun von ihr erwartete. Trotzdem überraschte es sie sehr, als er ihr eine Trainigshose und ein T-Shirt in die Arme drückte und dann im Schlafzimmer verschwand, um sich selbst umzuziehen.
      Juliana sah ihm irritiert zurück. Dies war wieder einer der Momente, in denen sie Carson Davis absolut nicht verstand. Sie hatte sich schon innerlich darauf vorbereite, dass er sie ihrer Kleider entledigen würde. Das er sie nun alleine ließ, damit sie sich irgendwelche weiten Klamotten anzog, kam für sie sehr unerwartet. Aber es war ihr lieber als die Alternative.
      Deshalb ging sie auch widerstandslos ins Bad. Dort schloss sie die Tür hinter sich und streifte das Kleid ab. Vorsichtig faltete sie es zusammen und legte es auf einen kleinen Hocker, der in einer Ecke des Raumes stand. Die Schuhe landeten kurz darauf unter ihm. Einen Moment lang stand Julia still vor dem großen Spiegel und sah sich an. Ihr Spiegelbild sah genauso unsicher aus, wie die junge Frau sich fühlte. "Ich sollte vermutlich das tun, was er will, bevor er rein kommt, um mir zu helfen." sagte sie zu sich selbst und seufzte leise. Auch wenn sie zum Schlafen eigentlich ihren BH ausgezogen hätte, entschied sie sich diesmal dagegen. Im Moment fühlte es sich so an, als wäre er noch der letzte Schutz, der ihr blieb.

      Einige Minuten später verließ die junge Frau das Badezimmer wieder und ging vorsichtig in Richtung des Schlafzimmers, wo sie Carson vermutete. Sie hatte sich abgeschminkt und ihre Frisur geöffnet, so dass ihre Haare ihr wieder locker über die Schultern fielen. Das T-Shirt war ihr ein wenig zu groß, genauso wie die Jogging-Hose, deren Bund für ihren Geschmack ein wenig zu locker auf ihrer Hüfte lag und deren Hosenbeine ihr bis über die nackten Füße reichten. Sie musste zugeben, dass sie in diesem Outfit wirklich nicht besonders aufreizend aussah, aber sie traute dem Frieden immer noch nicht. Wer wusste schon, was für ein Spiel Carson sich ausgedacht oder welche seltsamen Vorlieben er hatte.
      Vor dem Schlafzimmer angekommen zögerte sie kurz. Sie war sich sicher, dass Carson sich bereits umgezogen hatte - wenn er das wollte - trotzdem traute sie sich nicht so recht einfach in den Raum zu platzen. "Darf ich reinkommen?" fragte sie deshalb vorsichtig.
    • "Natürlich", rief Carson zurück.
      Er war gerade damit beschäftigt, seinen Anzug möglichst faltenfrei auf die entsprechenden Bügel zu drapieren, die Austin extra mitgebracht hatte. Als er zufrieden mit seinem Werk war, hob er die Bügel vom Bett und hängte sie in den Kleiderschrank, wo sie über Nacht wohl am besten aufgehoben waren. Er schaltete sein Handy aus und legte es euf den Nachttisch auf der rechten Seite des Bettes. Dann erst hob er seinen Blick zu Juliana und es traf ihn wie ein Schlag ins gesicht. Mit offenen haaren sah sie sogar noch besser aus und der Schlabberlook trug absolut nicht dazu bei, von ihrer natürlichen Schönheit abzulenken.
      Einen Augenblick lang war Carson völlig von ihr gefesselt, dann riss er sich aber wieder los.
      "Und? Willst du nun irgendeinen Film gucken, oder wollen wir uns einfach nur mit Süßkram vollstopfen und reden?", fragte er, als er zu ihr rüberkam.
      Die Sporttasche stand noch im Wohnbereich der Suite auf dem Couchtisch. Dort ging er jetzt hin und er ließ sich wie ein Teenager auf die Couch fallen, ehe er sich eine Packung Chips und eine Flasche Cola aus der Tasche fischte.
      "Ich bin mit beidem zufrieden", sagte er und schob sich ein paar Chips in den Mund.
    • Julia stand ein paar Schritte hinter dem Türrahmen und fühlte sich wie ein verlorenes Kind. Etwas verunsichert sah sie zu Carson, den sein Casual-Look überhaupt nicht zu stören schien. Und warum sollte er auch? Im Gegensatz zu Julia, passten ihm die Sachen perfekt, wodurch er nicht weniger attraktiv aussah als in seinem Anzug. Innerlich ohrfeigte die junge Frau sich für diesen Gedanken.
      "Einen Film gucken? Süßigkeiten essen?" wiederholte sie und man konnte ihr deutlich anhören, dass sie gerade glaubte sich verhört zu haben. Inzwischen war sie sich beinahe sicher, dass sie sich irgendwo den Kopf angestoßen hatte und dies ein sehr absurder Traum war. "Du willst..." sie sah irritiert zu Carson, der es sich inzwischen auf der breiten Couch bequem gemacht hatte und so aussah, als wäre er hier zuhause.
      Eigentlich wartete sie darauf, dass er zu lachen beginnen würde und ihr sagte, dass sie gerade auf einen Scherz von ihm herein gefallen war. Aber als dies nach einigen Sekunden immer noch nicht passiert war, ging sie langsam auf die Couch zu und setzte sich so vorsichtig, als würde sie erwarten, dass diese sich jeden Moment in Luft auflösen könnte. "Ich... ich weiß nicht genau." antwortete sie auf seine Frage, während sie in ihrem Kopf abwägte, welcher der beiden Vorschläge wohl das geringere Übel war. All ihre Gespräche mit Carson waren am Ende auf irgendwelche Avancen des Mannes hinaus gelaufen, er schien ein Talent dafür zu haben, die Unterhaltung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Wirklich kennen lernen würde sie dabei also vermutlich nur eines... "Ich verstehe zwar nicht, was du vor hast, aber ein Film klingt nicht schlecht.", sagte sie deshalb. "Aber nur so lange ich den nicht auch noch aussuchen muss."
    • "Verdammt", lachte Carson, "Da will man einmal der gentleman sein und der Dame die Wahl lassen und dann verneint sie."
      Er beute sich zum couchtisch vor und angelte nach der Fernbedienung. Nach der üblichen Belästigung durch die Hotelwerbung klickte er sich dann durch das Filmangebot und überlegte, was er wohl am besten aussuchen sollte. Sowas wie Titanic war ihm zu kitschig, da würde er bloß einschlafen, allerdings kam knallharte, blutige Action wie Die Hard auch nicht in Frage, immerhin wollte er den Film mit einer Frau ansehen, die er hoffentlich noch öfter treffen würde.
      Bollywood... Fast & Furious... Harry Potter... Dokumentationen... Marvel...
      Das Hotel hatte wirklich eine ausgezeichnete Filmbibliothek, allerdings war es nicht sonderlich einfach, den passenden Film zu finden. Er entschloss sich schließlich für die Action Komödie Das gibt Ärger mit Chris Pine, Tom Hardy und Reese Witherspoon. Er kannte ihn nicht ganz, nur die erste Hälfte oder so, aber er erinnerte sich, dass es ganz lustig war, aber nicht zu lustig. Gleiches galt für den Actionteil. Eine gute Balance und eine angenehme Storyline. Perfekt.
      "Ich hab keine Ahnung, ob der gut ist", warnte Carson vor, als er den Film startete und die Sporttasche zwischen sich und Juliana zog, damit sie sich aus dem Menü der Sünde etwas raussuchen konnte.
      Dabei entdeckte er, dass Austin sogar seine geliebten Schoko-Karamell-Bonbons besorgt hatte, und schnappte sich gleich eine der fünf Packungen. Die würde keine zehn Minuten überleben!
    • "Ein Gentleman hätte eine Dame nicht am späten Abend auf sein Hotelzimmer bestellt und ihr dann befohlen ihre Kleider auszuziehen." kommentierte Julia, man konnte jedoch neben einer großen Portion Sarkasmus auch etwas Belustigung in ihrer Stimme hören. Sie zog ihre Beine an den Körper an und stellte die Füße vor sich auf der Couch ab, so dass sie den Kopf auf ihren Knien ablegen konnte.
      Während Carson durch die Kanäle zappte, betrachtete sie den Mann skeptisch. "Ich habe keine Ahnung, was du denkst." sagte sie leise, bevor sie ihre Augen zu der Tasche mit den Süßigkeiten wandern ließ. Ein Teil von ihr wollte ihn um Erlaubnis fragen, ob sie sich etwas nehmen dufte, aber sie ahnte, dass ihm so eine Frage nicht gefallen würde. Deshalb streckt sie nach kurzem Zögern ihre Hand vorsichtig aus und griff nach einem mit Milchcreme gefüllten Schokoriegel. Während sie langsam die Verpackung öffnete, blickte sie wieder zum Fernseher. Sie kannte den Film auch nicht, war jedoch insgeheim froh, dass er keinen Horror-Film ausgesucht hatte. Sie war nämlich recht schreckhaft, was sie dem Mann gegenüber aber nicht zugeben wollte, da sie sicher war, dass er das ausnutzen würde.
    • "Ich habe dir nie etwas befohlen, Juliana", sagte er eindringlich, "Ich habe dir lediglich die Möglichkeit gegeben. Du hättest auch das Kleid anlassen können, aber ich dachte mir, dass das vielleicht ein bisschen unbequem für einen Filmabend ist. Ich werde dich niemals zu etwas zwingen, Juliana. Das wäre gegen deine Würde."
      Es war ihm wichtig, dass sie das verstand. Er zwang niemals irgendwen zu etwas. Er erteilte auch keine Befehle. Der Wille - der freie Wille - des Menschen war etwas, was er mehr als alles andere schätzte. Jemanden darin zu beschneiden war seiner Meinung nach das Letzte, was man tun sollte, auch wenn die Gesellschaft leider so funktionierte. Zumindest in seinem persönlichen leben wollte er aber allen die Möglichkeit geben, zu tun und zu lassen, was sie wollen.
    • "Entschuldige, das war ungeschickt formuliert." versuchte die junge Frau ihren Sitznachbarn zu beschwichtigen. "Du hast schon recht damit, dass das Kleid zu schade ist, um in ihm auf einer Couch zu sitzen." Kurz hielt sie inne und dachte über die Worte des Mannes nach, die für sie keinen rechten Sinn ergeben wollten. Es war unter seiner Würde? Sie verstand beim besten Willen nicht, was er damit meinte.
      Während sie nachdachte, biss sie ohne es zu merken ein Stück von ihrem Schokoriegel ab und kaute langsam darauf herum. "Was ist mit deinen Angestellten." fragte sie letztendlich nachdem sie runtergeschluckt hatte. "Du befielst ihnen vielleicht nichts, aber sie tun trotzdem was du von ihnen verlangst. Und ist das nicht auch gut so?" Sie legte ihren Kopf wieder auf den Knien ab, sah ihn aber immer noch an. "Du bist so anders als ich, manchmal denke ich, dass wir uns deshalb nie verstehen werden." gab sie ehrlich zu, bevor sie sich wieder auf den Film konzentrierte. "Und das hier ist der seltsamste Abend, den ich jemals hatte." fügte sie etwas leiser hinzu.
    • "Sie werden ja auch dafür bezahlt", entgegnete Carson und schob sich eines der Schoko-Karamell-Bonbons in den Mund.
      Er lehnte sich zurück und saß nun da wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
      "Falls es dich tröstet, ich hatte auch noch nie einen so seltsamen Abend. Ich mach sowas normalerweise nicht. Einen Abend mit einer Frau verbringen..."
      Ihm wurde jetzt erst klar, dass er das wirklich nicht machte. Die Escort-Mädchen machten nur ihren Job, mit ihnen verbrachte er keine Zeit. Sie arbeiteten, er stand gut da, das ist alles.