[2er RPG] Burning Desire

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Die Autofahrt verlief weitestgehend in Stille, bis Andrew an einer Ampel anhalten musste und es letztendlich doch nicht mehr schaffte seine Gedanken für sich zu behalten. "Hat Mr. Davis irgendwas zu dir gesagt?" es war eine einfache Frage, dennoch ließ sie Julia zusammen zucken. Sie wusste nicht genau, was sie ihrem Chef darauf antworten sollte. Im Grunde ging es ihn nichts an und ein einfaches 'Er hat mich geküsst und dann bin ich davon gelaufen' klang nicht nur albern, sondern würde auch noch mehr Frage nach sich ziehen.
      Einige Sekunden herrschte erneut Stille zwischen ihnen, die sich jedoch diesmal dick und angespannt anfühlte. Letztendlich war es erneut der dickliche Mann, der aufsprach. "Er hat doch nicht etwa versucht dich abzuwerben? Du weißt doch, dass ich nicht auf dich verzichten möchte." Er lächelte leicht und Julia erkannte, dass er ihr gerade einen Ausweg anbot. Andrew kannte sie und wusste aus Erfahrung, wann man nicht weiter nachbohren sollte. Immerhin machte er seinen Job schon lange genug. Julia lächelte etwas, auch wenn sie ahnte, dass es aufgesetzt aussah. "Du weißt, dass ich euch niemals verlassen würde." sagte sie ehrlich. Die anderen Mitarbeiter im Frauenhaus waren inzwischen beinahe schon eine Familie für sie geworden und sie wollte sich nicht ausmalen was geschehen würde, wenn sie Carson Davis jeden Tag sehen müsste...

      Julia drehte ihren Kopf zum Fenster und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie die Augen des Mannes im Spiegelbild der Scheibe zu sehen, die sie eindringlich betrachteten. Sie schloss einen Moment die Augen und versuchte das Gefühl seiner Lippen auf ihren zu verdrängen, dass sie in diesem Moment wieder zu spüren schien.
      "Nächstes Mal solltest du wirklich wieder Rose mit zu der Konferenz nehmen." sagte sie, nachdem sie die Erinnerung in den hintersten Teil ihrer Gedanken verband hatte. Andrew musterte sie schweigend. "So schlimm?" fragte er dann. Julis biss sich auf die Unterlippe, sie hasste sich selbst dafür, dass ein Teil von ihr die Aufmerksamkeit des Geschäftsmannes genossen hatte. Aber er wollte einfach zu viel, zu schnell...
      "Er hat versucht mit mir zu flirten und ich bin davon gelaufen wie ein unreifes Kind. Ich habe also keinen besonders guten Eindruck hinterlassen. Ich hoffe, dass es nicht negativ auf dich zurück fällt." sagte sie schließlich. Es war nicht ganz die Wahrheit, doch mehr war sie nicht bereit von ihrem Essen zu erzählen. Zumindest wusste ihr Vorgesetzter nun, wieso sie zu keinem Termin mehr gehen wollte, bei dem Carson anwesend war und würde dem Mann nicht sofort bereitwillig alles über seine Angestellte erzählen. Zumindest hoffte sie das.
    • Carson lag die Nacht wach im Bett, alle Viere vn sich gestreckt, die Decke anstarrend, grübelnd. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er jetzt schon einen Ständer gehabt hatte, nur weil er wieder an den Kuss mit Julia dachte. Um sechs gab er den Kampf auf und stand auf. Er warf seine Flanellpyjamahosen von sich, stellte sich unter die kalte Dusche, kümmerte sich um sein kleines Problem und schlüpfte danach in ein paar Shorts und ein Tanktop. Er rief Austin an und verlangte nach dem Bericht. Der Linebacker informierte ihn darüber, dass er noch nicht alle Informationen hatte, aber Carson interessierte sich auch nur für Julias Adresse, der Rest konnte warten. Austin rückte die Adresse nur widerwillig raus, weil er nicht wusste, was sein boss damit vorhatte.
      "Soll ich Sie abholen, Mr. Davis?", fragte er und Carson verneinte.
      Er würde das Hotel noch nicht verlassen, sagte er.
      Carsons Weg führte ihn erneut in das Fitnesscenter des Hotels, wo er sich auf das Laufband schwang. Vielleicht würde das helfen. Normalerweise bekam er beim laufen immer den Kopf frei, das sollte doch auch gegen eine Frau helfen, oder?
      Um diese Zeit war niemand hier, er hatte das ganze Center für sich allein. Trotzdem steckte er sich seine Kopfhörer in die Ohren. Während also die Beats von Avicii durch seinen Schädel hämmerten, rannte er imaginäre Hügel hinauf, durch Felder, am Strand, egal wo. Julia war für den Augenblick vergessen. Aber das sollte nicht lange anhalten.
      Sobald er vom Laufband kam, war sie wieder da. Und sie traf ihn mitten ins Gesicht. Die nächste kalte Dusche war fällig, nach der er sich in einen seiner Maßanzüge zwängte. Es folgten ein paar Anrufe und Transaktionen. Er brauchte diese Frau. Er musste sie einfach haben.

      Pünklich um zwölf Uhr am Mittag klingelte es bei Juliana Kinnley. Ein junger Latino in grünem Overall stand vor ihrer Tür. Er brachte ihr einen Strauß Chrysanthemen. Carson hatte sie ihrer Bedeutung wegen ausgesucht. Um den Strauß war ein farblich passendes band gewickelt, an dem eine kleine Karte hing. In dieser Karte befand sich nichts weiter als die Unterschrift C.D.
    • Als die Sonne am Morgen aufging, stand Julia bereits mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor dem Fenster und schaute nachdenklich nach draußen. Sie hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen, da sie glaubte jedes Mal Carsons Augen vor sich zu sehen, sobald sie die Lieder schloss. Und kurz darauf glaubte sie jedes Mal die Berührung seiner Finger an ihrer Wange und den sanften Druck seiner Lippen auf ihren zu fühlen. Es sorgte dafür, dass ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief und einmal war Julia dabei sogar so erschrocken hochgefahren, dass sie beinahe aus dem Bett gefallen wäre. Irgendwann hatte sie dann aufgegeben und war aufgestanden.
      Die junge Frau setzte die Tasse an ihre Lippen und schon wenig später spürte sie, wie die heiße Flüssigkeit ihren Mund füllte. Es war etwas bitter, aber zumindest lenkte es sie von dem Kuss ab. "Was ist nur mit mir los?" murmelte Julia, während sie ihre Augen über die belebten Straßen der Stadt wandern ließ. Genau wie sie schien die Stadt auch nicht zu schlafen. "Ich darf mich von diesem Idioten nicht so beeinflussen lassen. Das ist doch genau das, was er will. Vermutlich amüsiert er sich gerade köstlich darüber, wie er das kleine, naive Mädchen aus der Fassung gebracht hat." maulte sie und begann durch ihr Wohnzimmer zu wandern. Dabei ignorierte sie die Tatsache, dass sie gerade wirklich wie ein trotziges Kind klang. "Ich hasse den Kerl."

      Ein paar Stunden später hatte Julia es endlich geschafft nicht mehr ständig an den Mann zu denken. Stattdessen lag sie auf ihrem Sofa und schaute sich irgendeine Seifenoper im Fernsehn an, von der sie die Handlung jedoch nicht wirklich aufmerksam verfolgte. Aber es war angenehm sich einfach nur berieseln zu lassen und dabei seine Gedanken einfach mal auszuschalten. Gerade dachte Julia darüber nach wie einfach es die Figuren in so einer Serie hatten, als ihr Handy klingelte.
      Es dauerte einen Moment, bis sie es gefunden hatte, aber der Anrufer schien geduldig zu sein - oder sehr hartnäckig. Kurz schaute Julia auf den kleinen Bildschirm, bevor sie das Gespräch an. "Hallo Leah." Am anderen Ende der Leitung war ein erleichtertes Lachen zu hören. "Ich dachte schon du wärst noch sauer auf mich." Julia schüttelte den Kopf, erinnerte sich dann aber daran, dass die andere das nicht sehen konnte. "Nein, es tut mir leid, dass ich so überreagiert habe." Nachdem sie den Abend in der Bar ein paar Mal Revue passiere gelassen hatte, war ihr inzwischen bewusst, dass sie zu ihrer Freundin nicht gerecht gewesen war. Vermutlich war es für einen Außenstehenden wirklich nicht ersichtlich gewesen, dass die junge Frau die Annäherungsverusche des Mannes nicht angenehm fand.
      Leah lachte erneut. "Eigentlich wollte ich wissen, wie es auf der Konferenz war. Ich habe Rosa besucht und sie war ziemlich enttäuscht, dass sie das gute Essen verpasst hat." Julia seufzte. Natürlich musste sie gerade jetzt jemand auf den Abend ansprechen, während sie versuchte diesen zu verdrängen. "Ja, das Essen war wirklich gut. Und die Vorträge waren interessant, abgesehen von denen, die sich nur mit irgendwelchen Quartalszahlen und so beschäftigt haben." , antwortete sie ausweichend.
      In den nächsten Minuten ließ Julia Leahs Fragen über sich ergehen und war sehr froh darüber, dass sie ihren Gastgeber nicht ein einziges Mal erwähnen musste. Anscheinend hatte Leah noch nichts davon gehört, dass Julia von ihm unfreiwillig zum Essen eingeladen war, was die Blonde sehr erleichterte.

      Ihr Gespräch wurde jedoch plötzlich unsanft durch die Türklingel unterbrochen. Julia ließ das Handy sinken und öffnete die Tür, vor der sie ein Mann in einer grünen Uniform erwartete. Kurz betrachtete er die junge Frau, die in Shorts und einem langen T-Shirt von ihm stand, da sie nicht mit Besuch gerechnet hatte und deshalb noch ihre Schlafsachen trug. Dann schien er aber ihren skeptischen und ungeduldigen Blick zu bemerken und straffte seinen Körper. "Die sind für sie." brachte er heraus, während er ihr einen großen Strauß Blumen entgegen streckte. Er lächelte breit, offensichtlich erwartete er, dass Julia nun voller Begeisterung aufschreien würde. Aber diese schwieg und musterte stattdessen den Strauß als wäre er eine giftige Schlange. "Von wem sind sie?", fragte sie. Der Bote zuckte mit den Schultern. "Das geht mich nichts an, wir achten die Privatsphäre unserer Klienten. Aber es ist eine Karte dabei." Mit diesen Worten drückte er der jungen Frau die Blumen in die Arme, die zu perplex war, um ihn daran zu hindern. Dann verschwand er eilig, als befürchte er, dass die Blonde ihm den Strauß wieder zurück geben könnte, wenn er ihr die Gelegenheit dazu ließ.
      Und damit lag er vermutlich sogar richtig.

      Wie erstarrt stand Julia einige Sekunden lang im Türrahmen und sah auf die Blumen hinunter, die sorgsam zusammen gebunden waren. Erst als sie eine leise Stimme hörte, erinnerte sie sich daran, dass sie immer noch ihr Handy festhielt. Vorsichtig nahm sie den Strauß in eine Hand und hob das Mobiltelefon mit der anderen an ihr Ohr, während sie in ihre Wohnung zurück ging und mit dem Fuß die Türe zuschob.
      "Was war das? Hast du ein Geschenk bekommen?" Leah klang aufgeregt und Julia wurde bewusst, dass die Frau anscheinend einige Fetzen ihrer Unterhaltung mitgehört hatte. "Irgendwer hat mir Blumen geschickt.", sagte sie und legte den Strauß in der Spühle ab, da sie keine Vase griffbereit hatte. Aus dem Hörer war ein langezogenes "Ooooh." zu hören. "Du hast einen heimlichen Verehrer." Für Julias Geschmack klang Leah ein wenig zu begeistert.
      Sie erinnerte sich daran, dass der Bote etwas von einer Karte gesagt hatte. Es dauerte nicht lange, bis sie diese zwischen den Blumen fand. Aber anstatt eines Textes, fand sie im Inneren der Karte nur zwei Buchstaben. C.D. Vor Schreck hätte Julia beinahe nicht nur die Karte, sondern auch das Handy fallen gelassen. Sie kannte nur einen Namen, der mit diesen Initialen begann... der Name, den sie seit gestern Abend versuchte zu vergessen. Ihre Finger begannen leicht zu zittern. Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte; die Tatsache, dass er immer noch so tat, als wollte er sie umwerben, oder dass er offensichtlich wusste wo sie wohnte.

      "Hey, hörst du eigentlich noch zu?" Leahs Stimme riss Julia aus ihrer Starre. "Entschuldige, was hast du gesagt?", brachte sie heraus und bemühte sich ihre Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen. Leah seufzte leise. "Ich wollte wissen, was es für Blumen sind." Die Blonde musterte den Strauß, der noch immer unberührt im Spühlbecken lag. "Ich bin mir nicht sicher.", gestand sie. "Erinnerst du dich, als wir vor zwei Wochen in diesem Kaffee waren und da diese gelben Blumen auf den Tischen standen, die du so mochtest? Ich glaube es sind solche." Kurz herrschte Stille, doch dann schien Leah tatsächlich einzufallen, wovon ihre Freundin sprach. "Ach, Chrysanthemen." Sie klang sehr zufrieden. "Das ist eine schöne Geste. Der Sender muss dich wirklich mögen." Julia hob skeptisch die Augenbrauen. "Ich glaube, es ist nur ein schlechter Scherz.", kommentierte sie, wurde aber sofort unterbrochen. "Das glaube ich nicht. Weißt du, Chrysanthemen stehen für Gesundheit und Glück. Der Absender hat sich sicher Gedanken gemacht, als er sie ausgesucht hat. Ach, das ist so romantisch." Die Blonde verdrehte die Augen. Sie hätte wissen müssen, dass Leah sich mit so etwas auskannte. Immerhin war sie ein Fan von Liebesromanen und allem was damit zusammen hing. Deshalb wunderte die junge Frau auch nicht über die Begeisterung, die der Strauß bei Leah auslöste.
      Einen Moment lang betrachtete sie die Blumen, während sie versuchte sich einzureden, dass alles nur ein Zufall war und Carson einfach die erstbesten Blumen ausgesucht hatte, die er finden konnte. Aber ein kleiner Teil von ihr wusste, dass dem nicht so war. Denn dann hätte er ihr einfach Rosen geschickt, deren Bedeutung eindeutig war.

      "Leah, ich glaube ich muss auflegen." sagte sie nachdenklich. Aus dem Hörer war ein Lachen zu hören. "Nur zu und vergiss nicht deine Blumen ins Wasser zu stellen." Julia schwieg einen Moment lang. "Ja, mal sehen." sagte sie dann vage, bevor sie sich von ihrer Freundin verabschiedete und auflegte. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über die weichen Blütenblätter. Es ließ sich nicht leugnen, dass dieser Strauß sehr real war...
      "Warum machst du sowas?" fragte die junge Frau, auch wenn sie wusste, dass sie keine Antwort erhalten würde.
    • Der Lieferdienst schickte eine Bestätigung, dass die Blumen angekommen waren. Für einen kurzen Augenblick glaubte Carson, sie würde ihn anrufen und irgendetwas dazu sagen, seine Nummer hatte er ihr ja gegeben. Aber nachdem er eine Stunde lang bei jedem Telefonklingen zusammengezuckt war, gab er es auf. Sie würde ihn nicht anrufen. Noch nicht.
      Sein Leben verlief so weiter, wie es die letzten Jahre immer gelaufen war. Er eilte von GEschäftstermin zu GEschäftstermin, schlug sich mit dem Papierkram herum, deligierte was das Zeug hielt. Allerdings entwickelte sich noch eine neue tägliche Aufgabe: Er wurde innerhalb einer Woche Stammkunde dieses Blumenlieferdienstes und ein Experte in Sachen Blumensprache. Er hatte ein paar Blumen im Kopf gehabt, aber eine schnelle Suche im Internet enthüllte ein ganzes Wörterbuch für Blumen. Juliana Kinnley erhielt also jeden Tag einen kleinen Strauß Blumen, mit denen er ausdrückte, wie attraktiv er sie fand, wie sehr er sie wiedersehen wollte, dass er sie brauchte, dass er an sie dachte, bla bla bla. Es war jeden Tag ein anderer Strauß, jeden Tag die gleiche Karte mit der gleichen Unterschrift. Irgendwann schlug die Frau am anderen Ende der Leitung schon Blumen für diesen zweck vor. Sie kannte sich also so gut mit den Bedeutungen von Blumen aus, dass sie wusste, was Carson da machte. Von da an wurden die Sträuße komplexer, setzten sich nun aus verschiedenen Blumenarten zusammen.

      Drei Wochen vergingen, in denen er Julia mit Blumen überschüttete. Austin fand es lächerlich, das konnte der Geschäftsmann an seinen unbewegten Augenbrauen ablesen. Aber das war Carson egal. Nur reichten Blumen nicht mehr. Sowohl dem Internet, als auch der Blumenverkäuferin gingen die Ideen aus. Da fasste Carson einen neuen Plan.

      Wieder kam der junge Hinspano im grünen Overall, wieder brachte er Blumen. Diesmal jedoch war es ganz anders. Allein das Grinsen des Hispano sollte dafür ausschlaggebend sein.
      Er überreichte Julia eine kleine Mahagoni-Kiste und verabschiedete sich von ihr. Die Kiste war absolut schmucklos, nur das lackierte Holz war zu sehen und ein kleiner, bronzener Verschluss. In der Kiste allerdings befand sich eine perfekte Lotusblüte, mittig platziert auf einem marineblauen Umschlag, auf dem in geschwungener Schritf Julias voller Name stand. Der Umschlag enthielt eine geprägte und mit Blattgold verzierte Karte, auf der in der gleichen geschwungenen Schrift stand:


      Davis Enterprises invites you
      to attend a charity event
      for


      The Davis Children Fond
      "Celebrating 10 years of help"

      Saturday, October 21st, 2017
      at seven o'clock in the evening

      Palace Hotel
      2 New Montgomery Street
      San Francisco, CA 94105


      In der Karte befand sich auch noch eine kleine, von Carson handschriftlich verfasste Notiz, die besagte, er hole sie um halb sieben ab und sie möge doch bitte pünktlich fertig sein.
      Es war ein ziemlich großer Sprung, den er da wagte, aber Carson war schon immer jemand gewesen, der extreme maßnahmen nicht scheute, um sein Ziel zu erreichen. Und als ob er das noch unterstreichen wollte, kam nur wenige Stunden nach der Kiste mit der Einladung ein weiteres Paket für Julia an. Diesmal war es eine schwarze, hochwertige Pappschachtel, auf die das Logo des Designers in Silber gestanzt worden war. Die Schachtel enthielt, neben schützendem Seidenpapier, ein königsblaues Kleid. Es war ein Unikat,Carson hatte es extra für Julia gekauft.
      Auf dem Kleid lag eine weitere, handschriftliche Nachricht des Geschäftsmannes:

      [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/29585854kg.png]
    • Julia war ratlos. Hilflos sah sie sich in ihrer Wohnung um, die inzwischen jedem Blumenladen Konkurrenz machen könnten, ihre ganze Wohnung war erfüllt von einem süßlichen Geruch. Sie wusste nicht, wieso sie die Blumensträuße aufhob, oder warum sie diese überhaupt noch annahm, aber irgendwie tat es ihr leid sie einfach so wegzuwerfen, bevor sie verwelkt waren. Immerhin konnten sie nichts dafür, dass ihr Absender verrückt war und offensichtlich zu viel Geld besaß. Sie strich sich durch die Haare, während sie auf ihren letzten Strauß hinunter blickte, der in einer Glasvase auf dem Wohnzimmertisch stand. Er bestand aus weißen Nelken, violetten Anemonen und in der Mitte prunkte eine lilane Hortensie. Es war eine seltsame Kombination, trotzdem waren die Blüten so angeordnet, dass sie mit einander harmonierten.
      Anfangs hatte Julia versucht die Blumen zu ignorieren und sie einfach als Dekoration anzusehen. Aber was Leah über ihren ersten Straus gesagt hatte, war der jungen Frau doch im Gedächtnis geblieben und so hatte sie irgendwann begonnen die Namen der Blumen und ihre Bedeutung im Internet nachzuschlagen. Sie wagte nicht ihre Arbeitskollegin darauf anzusprechen, da sie wusste dass diese dann sofort wieder verzückt aufschreien und irgendwas von Schicksal plappern würde.

      Pünktlich um Zwölf Uhr klingelte es an der Tür, Julia musste inzwischen schon nicht einmal mehr darüber nachdenken, wer sie um diese Uhrzeit besuchte. "Hallo Mateo", begrüßte sie den Boten, der ihr wie immer freundlich entgegen lächelte. "Guten Morgen, Miss Kinnley. Oder besser; guten Mittag." Es war ein Samstag, weshalb der Mann sie erst gegen Mittag aufsuchte. Unter der Woche kam er schon früher, damit er Julia noch vor der Arbeit erwischte. Anscheinend war es von äußerster Wichtigkeit, dass er ihr die Blumen persönlich überreichte.
      Aber heute schien etwas anders zu sein. Mateos Grinsen wirkte noch etwas breiter als gewöhnlich und auf einmal bemerkte Julia, dass er heute keinen Blumenstrauß in den Händen hielt. "Oh, kommst du heute ohne Blumen?" fragte Julia und konnte nicht verhindern, dass sie dabei etwas erleichtert klang. Vielleicht hatte Carson Davis endlich aufgegeben und eingesehen, dass es Geldverschwendung war die junge Frau weiterhin zu beschenken. Doch leider bestätigte Julias Vermutung sich nicht. Stattdessen drückte der Bode ihr ein schlichtes Kästchen in die Hände. "Diesmal ist es etwas besseres. Das spüre ich." sagte er, obwohl er anscheinend nicht wusste, was er der Empfängerin gerade übergeben hatte.

      Nachdem der Bode wieder gegangen war, fand Julia sich erneut in ihrem blumengeschmückten Wohnzimmer wieder. Skeptisch drehte sie die Kiste in ihren Händen, als erwartete sie, dass diese sich jeden Moment öffnen und etwas gefährliches herausspringen könnte. Aber natürlich geschah nichts dergleichen.
      Einige Sekunden verstrichen, bevor Julia aufseufzte und den bronzenen Verschluss öffnete. Vorsichtig hob sie die Lotusblüte an und hielt sie vor sich. Vielleicht lag es an der besonderen Verpackung, aber es schien die schönste Blume zu sein, die sie bisher erhalten hatte. Die junge Frau war von dem Geschenk so beeindruckt, dass sie den Umschlag beinahe übersehen hätte. Doch als sie diesen schließlich öffnete und die goldene Karte hervor zog, weiteten sich ihre Augen. Natürlich kannte sie den Davis Children Font - wer tat das nicht? Es war eine überaus angesehene Organisation und erst jetzt wurde Julia bewusst, dass der Name kein Zufall war.
      Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie die Notiz betrachtete, die Carson ihr hinterlassen hatte. Sie schätzte die Organisation, weil sie wirklich viel für Kinder taten und in der Vergangenheit schon viel bewegt hatten. Sie war sich zwar nicht sicher, ob sie den Mann wiedersehen wollte, aber dies war eine einmalige Gelegenheit... und nachdem er sie die letzten Wochen mit Blumen überhäuft hatte, sollte sie sich vielleicht doch ein wenig dankbarer zeigen. Außerdem klang die Nachricht nicht so, als würde Carson ein 'Nein' akzeptieren.
      Und um Julias Verdacht noch zu erhärten, erhielt sie nur eine Stunde später ein weiteres Paket. Diesmal enthielt dieses ein Kleid, das so schön war, dass es der jungen Frau beinahe den Atem raubte. Zwar war es schlicht, aber gleichzeitig elegant und man konnte ihm ansehen, dass es mehr gekostet hatte als Julias gesamte Wohnung. Es war beinahe zu schade, um es anzuziehen.

      Julia wusste nicht, wie lange sie das Kleid betrachtet und andächtig mit ihren Fingern über den seidigen Stoff gefahren war. Ein Tel von ihr sagte ihr, dass sie nun die Einladung auf keinen Fall mehr ablehnen konnte, während ein anderer ihr penetrant zuflüsterte, dass sie so etwas kostbares gar nicht verdient hatte und es deshalb auch nicht anziehen durfte.
      Letztendlich siegte jedoch die erste Stimme und so kam es, dass Julia um halb sechs frisch geduscht vor ihrem Badezimmerspiegel stand und sich die Haare föhnte. Nachdenklich betrachtete sie ihr Spiegelbild, bevor sie beschloss sich die Haare hochzustecken, damit das Kleid etwas besser zur Geltung kam. Außerdem würde sie so hoffentlich nicht mehr ganz so mädchenhaft wirken und sich nicht so fehl am Platz fühlen. Eine dreiviertel Stunde verging, in der die junge Frau sie dezent schminkte und nach passenden Schuhen suchte, die sie zu dem Kleid tragen konnte. Zehn Minuten vor der von Carson angegebenen Zeit stand sie dann in ihrem schmalen Flur und betrachtete sich in dem hohen Spiegel, der neben ihrer Garderobe hing. Sie fühlte sich fremd, so als würde eine ganz andere Person sie ansehen. Es war ein seltsames Gefühl und sie hoffte, dass sie diese Entscheidung am Ende nicht doch bereuen würde.
    • Carson sah dem Abend entgegen wie sich ein Kind auf Weihnachten freute. Und dabei wusste er nicht einmal, ob Julia überhaupt mitkommen würde! Trotzdem, er musste so oder so zu dieser Gala, immerhin war der Stifter des Fonds und Namensgeber.
      Er arbeitete bis um sechs, dann erst machte er sich fertig. Er klinkte sich aus, nahm keine Anrufe mehr entgegen, keine Akten, keine Berichte, nichts. Dana machte ihren Job wie immer hervorragend und ließ auch nichts zu ihm durchkommen.
      Carson schwang sich unter die Dusche, rasierte sich, verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, seine Haare zu bändigen und in einen ordentlichen Seitenscheitel zu zwingen, dann schlüpfte er in seinen maßgeschneiderten Anzug, der genau auf Julianas Kleid abgestimmt war. Selbstverständlich hatte er sie beim gleichen Designer bestellt! Seinen nur wesentlich früher, aber das war aus der dunklen Zeit, als er diese Frau noch nicht gekannt hatte.
      Austin klopfte verhalten an, als es soweit war, dass sie los mussten, um Juliana abzuholen. Carson richtete seine Fliege im Auto. Er konnte sie - im Gegensatz zum Rest der männlcihen Bevölkerung der WElt - blind binden. Die meisten bekamen es ja noch nicht einmal hin, wenn sie sahen, was sie da eigentlich taten. Ein kleiner Blick in den Rückspiegel Austins genügte, um zu erkennen, dass sie perfekt saß.
      Um achtzehn uhr neunundzwanzig drückte Carson auf die Klingel an dem Apartmentgebäude, auf der der Name Kinnley stand. Jetzt würde sich zeigen, ob er Erfolg gehabt hatte, oder ob er noch mehr Blumen schicken musste.
    • Etwas verloren stand Julia in der Mitte ihres Wohnzimmers. Noch nie zuvor war sie sich in ihrer eigenen Wohnung dermaßen fehl am Platz vorgekommen, wie ein Gast, der überhaupt nicht in dieses Umfeld zu passen schien. Seit sie das teure Kleid angezogen hatte, traute sie sich nicht mehr sich hinzusetzen, da sie es nicht zerknittern wollte. Sie wusste, dass diese Befürchtung albern war, doch obwohl sie es nur ungern zugab, wollte sie doch vor Carson eine gute Figur machen, um zu zeigen, dass sie sein Geschenk zu schätzen wusste. Sie empfand ihn zwar immer noch als etwas zu aufdringlich, aber sie musste zugeben, dass er sich Mühe gab.

      Mit einem unangenehmen Kribbeln im Magen sah sie auf die Uhr, deren Sekundenzeiger unaufhaltsam voran wanderte. Und exakt eine Minute vor halb sieben klingelte es an der Tür. Obwohl Julia wusste, dass sie um diese Uhrzeit abgeholt werden würde, zuckte sie dennoch erschrocken zusammen. Kurz überlegte sie, ob sie nicht vielleicht doch zu hause bleiben sollte, aber das brachte sie dann doch nicht übers Herz.
      Deshalb atmete sie einmal tief durch, bevor sie ihre Handtasche griff und die Wohnung verließ. Wie erwartet stand Carson vor der Eingangstür. Er trug einen blauen Anzug, bei dem Julia zugeben musste, dass er ihm gut stand. Doch sie beschloss ihm das nicht zu sagen, immerhin war er schon selbstbewusst genug. Stattdessen blieb sie ein wenig unschlüssig im Türrahmen stehen. "Ähm... hallo." sagte sie schüchtern und bemühte sich zu lächeln. Eigentlich hatte sie ihm sagen wollen, dass er aufhören musste ihr Blumen zu schicken, da es Geldverschwendung war und dass sie augenblicklich wieder nach hause gehen würde, wenn er auch nur versuchte sie zu küssen. Aber nun, als sie dem Mann wieder gegenüber stand, war ihr Kopf auf einmal seltsam leer. "Danke für die Einladung und... nun ja, das Kleid." hörte sie sich sagen, auch wenn ihre Worte so unsicher klangen, dass sie genauso gut eine Frage hätten sein können. "Aber du hättest das nicht machen müssen, das ist alles ein wenig zu viel."
    • Carson brachte man für gewöhnlich nicht sonderlich leicht aus der Fassung. Auch war er niemand, der so leicht nervös wurde. Für sowas hatte er Austin. Austin wurde dafür bezahlt, für ihn nervös zu sein und sich einen Kopf um Gefahren zu machen. Aber hier vor dieser Tür sah sich Carson keiner Gefahr gegenüber. Hier vor dieser Tür war er nervös.
      Als dann die Tür aufging und Juliana vor ihn trat und auch noch das Kleid trug, dass er für sie ausgesucht hatte... Sein Verstand setzte aus und katapultierte ihn in eine völlig andere Dimension, in der es nur diese Frau gab und sie war die Göttin allen Seins.
      Carson überging alles, was sie sagte, griff nach ihrer Hand und beugte sich vor, um einen sanften Kuss auf ihren Handrücken zu platzieren.
      "Du siehst atemberaubend aus, Juliana", sagte er aus dieser gebückten Haltung heraus.
      Dann drehte er sich zur Seite und ließ ihr den Vortritt zum Wagen, wo Austin bereits die Tür zur Rückbank aufhielt. Er setzte sich neben Juliana, Austin schloss die Tür und nahm hinter dem Lenkrad platz. Er machte die kleine Plexiglastrennwand zwischen den Sitzreihen hoch, sodass Carson und seine Begleitung ungestört waren.
      "Ich freue mich, dass du mitkommst. Das Kleid stünde niemandem besser als dir", sagte der Geschäftsmann, griff erneut nach ihrer Hand und verschränkte ihrer beider Finger miteinander.
      Völlig automatisch begann sein Daumen damit, ein Unendlichkeitszeichen auf die sanfte, glatte Haut zwischen ihrem Daumen und ihrem zeigefinger zu zeichnen.
      "Ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken", gab er leise zu und starrte aus dem Fenster zu seiner rechten.
    • Nachdenklich Blickte Julia zu dem Mann, der neben ihr im Wagen saß und gerade aus dem Fenster blickte. Dann wanderten ihre Augen zu ihrer Hand und ihren Fingern, die mit denen ihres Sitznachbarn verschränkt waren. Es wäre ein leichtes diese zurück zu ziehen und sie war sich sicher, dass Carson sie nicht aufhalten würde. Aber irgendwas hielt sie zurück. Vielleicht war es die Tatsache, dass der Mann heute weniger drängend wirkte, oder es waren seine leisen Worte, sie sie völlig unerwartet getroffen hatten. Natürlich war es logisch, dass er an sie gedacht hatte, immerhin hatte er ihr jeden Tag Blumen geschickt. Trotzdem war es seltsam dies so ehrlich aus seinem Mund zu hören. Julia beschloss jedoch ihm nicht zu sagen, dass es ihr ähnlich gegangen war, da viele ihrer Gedanken nicht besonders schmeichelhaft gewesen waren.
      "Du weißt, was Frauen hören wollen, oder?" kommentierte sie. "Aber ich finde, dass du etwas über das Ziel hinaus schießt. Ich möchte nicht undankbar klingen, es war eine wirklich schöne Geste. Für einen normalverdienenden Menschen ist es nur etwas zu viel des Guten. Und ich möchte nicht, dass du glaubst ich wäre käuflich." fügte sie sanft hinzu. Sie war sich der Ironie ihrer Aussage durchaus bewusst. Schließlich war es Carsons Geschenk zu verdanken, dass sie sich nun doch noch einmal mit ihm traf. Trotzdem wollte sie nicht, dass er sie für so oberflächlich hielt und versuchte gleichzeitig ihre eigene Würde zu verteidigen.

      Einige Minuten schwieg sie, bevor sie wieder auf ihre Hand blickte, die sie noch immer noch nicht bewegt hatte. "Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt hier bin." sagte sie leise zu sich selbst. "Ich war noch nie auf so einer Veranstaltung. Gibt es etwas, was ich beachten oder wie ich mich benehmen sollte?" wandte sie sich dann an Carson. Inzwischen war es zu spät um noch einen Rückzieher zu machen, also konnte sie nur versuchen sich so wenig wie möglich zu blamieren.
    • Er sah zu ihr rüber. Der Klang ihrer Stimme war eines der schönsten GEräusche, die er je gehört hatte.
      "Ich bin aber kein normalverdienender Mann. Und ich habe auch nie versucht, dich zu kaufen. Ich habe dir diese Blumen und auch dieses Kleid geschenkt, weil ich es wollte."
      Er hatte so viel Geld, warum sollte er es nicht in schöne Sachen für eine attraktive Frau investieren, wenn ihm danach war? Wofür war es denn sonst gut?
      Wieder hob er ihre Hand an seine Lippen. Er lächelte, als sie so... planlos versuchte, das Gespräch am Laufen zu halten.
      "Es ist eine stinklangweilige Gala. Wir werden dort sitzen, wir werden etwas essen, wir werden uns nett mit anderen Menschen unterhalten. Es gibt keinen Verhaltenskodex. Es ist wie ein Abschlussball. Nur größer. Und teurer. Und exklusiver."
      Er zuckte leicht mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster. Das musste er tun, um nicht sofort über Juliana herzufallen. dieses Kleid stand ihr einfach zu gut. Er wollte es ihr am liebsten gleich ausziehen.
      Ein kleines Räuspern, eine andere Sitzposition und ein überfahrener Waschbär waren nötig, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    • Einen Moment lang betrachtete Julia den Hinterkopf ihres Sitznachbarn, da dieser die Aussicht aus dem Fenster wesentlich interessanter als sie zu finden schien. Kurz überlegte sie, ob ihr das Kleid wohl doch nicht stand, aber dieser Gedanke verschwand schnell wieder aus ihrem Kopf. Das Gefühl von seinen Lippen auf ihrem Handrücken, das noch anzudauern schien, obwohl ihre Hand schon wieder still auf der Sitzfläche lag, lenkte sie ab.
      "Nun... dann vielen Dank." sagte sie nach einer kurzen Pause und kam sich dabei sehr lahm vor. "Und es tut mir leid, wenn ich irgendwie undankbar erscheine. Es ist nur... ich habe noch nie so etwas hübsches oder teures bekommen und kann damit nicht so recht umgehen." Da Carson schon während ihres gemeinsamen Essens gezeigt hatte, dass er Ehrlichkeit schätze, beschloss die junge Frau auch diesmal die Wahrheit zu sagen.
      Noch einmal blickte sie auf ihre Hände, das Bild kam ihr immer noch seltsam vor. "Ich hoffe, dass du am Ende des Abends nicht bereust, dass du mich mitgenommen hast."
    • "Bereue nichts, wenn du im Augenblick des Tuns glücklich warst", zitierte Carson irgendeinen Buddhisten.
      Er ging nicht weiter darauf ein, eklärte nicht, warum er das gesagt hatte, erklärte sich nicht. Er sagte es einfach und ließ es in der Luft hängen.
      Wenig später kamen sie an dem imposanten Hotel an. Austin hechtete um den Wagen herum und öffnete Carson die Tür, der Juliana aus dem Wagen half. Er reichte ihr seinen Arm, damit sie sich unterhaken konnte und ging mit ihr hinein. Der Ballsaal war reich geschmückt und in zum Raum passenden Farben geschmückt. Alles war in verschiedenen Goldtönenund weiß gehalten. Carson war mittlerweile an solch prunkvolle Ereignisse gewöhnt, aber trotzdem fand er es immer wieder atemberaubend, was Eventmanager so alles auf die Beine stellen konnten.
      Carson geleitete Juliana zu dem Tisch, an den man ihn als Kopf der Organisation gesetzt hatte. Dort wartete bereits sein Cousin Chase mit seiner Frau. Der Blondschopf sprang auf und begrüßte Carson mit einer kräftigen Umarmung.
      "Und wer ist diese Schönheit an deiner Seite?", fragte er und ergriff Julianas Hand, um sie freundlich zu schütteln.
      "Juliana Kinnley, das ist mein Cousin Chase Davis und seine wundervolle Frau Angelica."
      Die sichtich schwangere Frau lächelte sanft zur Begrüßung.
      Carson schob Juliana den Stuhl zurecht, ehe er sich selbst setzte. Es gab Champagner und Hors d'oeuvre auf den Tischen und Carson schnappte sich gleich eines der kleinen Häppchen - er hatte das Mittagessen ausgelassen.
      Selbstverständlich sah er den Blick Chases, der Juliana musterte.
      "Könntest du damit bitte aufhören? Das ist unhöflich", schalte Carson und sein Cousin hob lächelnd den Kopf.
      "Entschuldigung. Es ist nur... du bringst nie jemanden mit, der nicht mindestens goldblond ist."
      "Eifersüchtig?", schoss Carson zurück und grinste.
    • Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte Julia sich völlig fehl am Platz. Aber leider stand sie diesmal nicht in ihrem Wohnzimmer, sondern in einem elegant dekoriertem Saal, der so pompös wirkte, dass sich die junge Frau davon geradezu erschlagen fühlte. Auf einmal hatte Carons Nähe und das Gefühl seines Armes, bei dem sie sich untergehakt hatte, etwas schützendes und Julia festigte ihren Griff ein wenig, ohne es wirklich zu bemerken.
      Aber letztendlich musste sie ihren Begleiter dann doch wieder loslassen, als dieser einen anderen Mann überschwänglich begrüßte und ihn anschließend als seinen Cousin vorstellte. Julia lächelte schüchtern, als der Mann ihr die Hand reichte und ihre ein wenig zu enthusiastisch schüttelte. Seine Frau war etwas zurückhaltender, was sie Julia sofort sympatisch machte. Vielleicht hatte sie endlich jemanden gefunden, der solche Veranstaltungen genauso wenig gewohnt war wie sie selbst.
      "Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Sie dürfen mich gerne Julia nennen." bot sie lächelnd an. Sie mochte ihren vollen Namen nicht besonders, weil er sie an Dinge erinnerte, die sie lieber vergessen hätte. Deshalb stellte sie sich auch niemandem so vor. Aber da sie Carson nicht in Verlegenheit bringen wollte, korrigierte sie ihn nicht. Und wieso sollte sie auch? Immerhin war das wirklich ihr Name, auch wenn sie nicht wusste, woher er ihn erfahren hatte. Aber wenn man bedachte, dass er sogar ihre Adresse und Kleidergröße kannte, war es eigentlich nicht verwunderlich...

      Sie bedankte sich artig bei Carson, als dieser ihr den Stuhl zurecht rückte und betrachtete dann die kleinen Hors d'oeuvre, die man auf dem Tisch aufgestellt hatten. Sie sahen so elegant angerichtet aus, dass es beinahe schon zu schade war sie zu essen. Außerdem war Julia im Moment sowieso zu nervös um etwas essen zu können. Deshalb beschäftigte sich die junge Frau lieber damit sich ein wenig im Raum umzusehen, bis Chases Stimme ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Tisch lenkte. "Entschuldigung. Es ist nur... du bringst nie jemanden mit, der nicht mindestens goldblond ist." Verwundert legte Julia den Kopf zur Seite und warf Carson einen fragenden Blick zu. Sie hatte bereits damit gerechnet, dass er zu jedem Treffen eine andere Frau mitnahm, da sein Aussehen und sein Status ihm natürlich viele Verehrerinnen bescherten. Doch es wunderte sie, dass sie anscheinend gar nicht sein Typ war.
      "Also falle ich eigentlich gar nicht in dein Beuteschema? Ich lerne wirklich jeden Tag etwas Neues über dich." sagte sie leise zu Carson und grinste ein wenig. Sie ahnte, dass sie gerade vielleicht unhöflich war, aber sie konnte sich den Kommentar einfach nicht verkneifen.
    • "Beuteschema?", fragte Carson zurück und lächelte breit.
      "Mein guter Cousin hier versteht das Prinzip von Escort-Services noch nicht so ganz."
      Chase schnitt eine Grimasse und legte seiner Frau einen Arm um die schultern, die ihren Kopf an ihren Göttergatten lehnte.
      "Auch bei einem Bestellservice sucht man sich aus, was man mag."
      Carson schüttelte den Kopf: "Themawechsel."
      Chase schien kurz zu überlegen, dann fiel ihm etwas ein und er schob seinem Cousin eine Notiz rüber, die er aus seinem Anzug zog.
      "Von Dad. Er sagte, es sei dringend."
      Carson würdigte den zettel nicht eines Blickes und schob ihn einfach in seine Anzugtasche. Sein Onkel gab ihm immer mal wieder Tips, wenn er etwas hörte; als Immobilienmarker kam er mehr rum, als Carson, der von Büro zu Büro pendelte und Abwechslung höchstens in Form von Meetings hatte.
      Der GEschäftsmann lehnte sich entspannt zurück und sah rüber zur Bühne, als die Lichter im Saal gedimmt wurden und ein Mann ans Mikrophon trat. Er sagte ein paar nette Worte, dann verkündete er, dass der Stifter himself ein paar Worte an die Masse richten würde. Es folgte ein Applaus und Carson erhob sich, um auf die Bühne zu eilen. Auch er sagte ein paar Worte, nichts großes, bloß ein schleimiges Dankeschön, was sie schon erreicht hatten - mitsamt Bildbeweis im Hintergrund, der unter anderem auch ihn zeigte, wie er am Bau einer Schule in Afrika mithalf - und was sie in Zukunft noch erreichen wollten. Das Übliche eben. Zum Schluss wünschte er allen noch einen schönen Abend und einen guten Apetit.
      "Er ist ein netter Kerl", sagte Chase an Julia gerichtet, ohne sie dabei aber anzusehen, "Er ist nur zu reich, um es zu zeigen. Sei nicht so hart zu ihm, ja? Du hast ja selbst gehört: Er bringt sonst immer nur gekaufte Mädchen mit zu solchen veranstaltungen."
      Carson kam wieder zurück an den Tisch und fragte, was Julia zu essen haben wollte. Auf den Tischen lagen Karten für das Buffett und da er gerade stand - und ein Gentleman war - würde er einfach ihren persönlichen Kellner spielen.
    • Escort-Service. Das Wort hatte einen unangenehmen Klang in Julias Ohren. Anscheinend gehörte es zum guten Ton bei solchen Veranstaltungen in Begleitung zu erscheinen, selbst wenn man für sie bezahlte. Es machte ihr bewusst, wie oberflächlich die Welt war, die sie gerade betreten hatte und gleichzeitig erinnerte es sie an ihren letzten Freund, der sie auch gerne zu Geschäftsessen mitgenommen hatte, um zu zeigen was er für eine hübsche und höfliche Partnerin hatte. Dadurch stand auch er gleich in einem viel besseren Licht da und Julia hatte gelernt wie sie sich zu benehmen hatte, um ihn nicht zu enttäuschen. Und das musste sie auch, wenn sie am Abend nach der Veranstaltung nicht die Konsequenzen für ihr Fehlverhalten tragen wollte...

      Der Applaus im Saal riss die junge Frau aus ihren Gedanken, wofür sie sehr dankbar war. Nachdenklich sah sie Carson hinterher, der gerade die Bühne betrat und eine kurze Rede hielt. Sie musste zugeben, dass er wirklich wusste, wie man sich präsentierte und die Massen für sich gewann. Er sprach völlig frei, als habe er nie etwas anderes getan, und strahlte dabei so viel Charme aus, dass Julia sich sicher war, dass einige der Frauen an den vorderen Tischen ihm nur zu gerne sofort ihre Nummer gegeben hätten.
      "Er ist ein netter Kerl", hörte sie Chase neben sich sagen und drehte den Kopf in seine Richtung. "Er ist nur zu reich, um es zu zeigen. Sei nicht so hart zu ihm, ja? Du hast ja selbst gehört: Er bringt sonst immer nur gekaufte Mädchen mit zu solchen Veranstaltungen." Julia nickte langsam, auch wenn ihr der Gedanke immer noch nicht ganz behagte. "Im Grunde hat er mich ja auch gekauft." gab sie zu und gestikulierte an sich hinunter, um ihr Kleid zu zeigen. "Aber vermutlich bin ich eine der teuersten Begleitungen, die er bisher hatte." fügte sie hinzu und bemühte sich um ein Lächeln. Sie versuchte ihre Aussage wie einen Scherz klingen zu lassen, auch wenn für sie ein Stück Wahrheit darin steckte.

      Sie konnte Chase ansehen, dass er noch etwas erwidern wollte, aber in diesem Moment kehrte Carson an ihren Tisch zurück. Julia zog leicht die Schultern nach oben, als er sie fragte, was sie essen wollte. "Ich weiß nicht genau..." sagte sie unsicher und biss sich auf die Unterlippe. "Möchtest du etwas für mich aussuchen? Du bist doch der Experte für solche Veranstaltungen." Da er neben ihrem Stuhl stand, musste sie zu ihm hinauf blicken. "Und bisher war das Essen immer sehr gut, das du für mich bestellt hast."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Enija ()

    • Carson grinste breit und nickte.
      "Okay, einmal Empfehlung des Gastgebers für die Dame."
      Er verschwand in richtung des Buffets, um der bestellung nachzukommen. Chase sah ihm kopfschüttelnd hinterher, küsste seine Frau auf die Stirn und folgte dem beispiel seines Cousins. Die beiden Frauen blieben also allein zurück.
      "Chase hat Recht, weißt du? Carson hat noch nie jemanden mitgebracht, den er wirklich mag", sagte Angelica, "Und das Kleid ist wirklich umwerfend. Es steht dir. Ich denke, Carson wusste das, als er das Kleid gesehen hat und hat es dir deswegen gekauft. Er macht nie etwas ohne Sinn. Er hat dich nicht gekauft. Er wollte dir eine Freude machen. Viele vergessen den mann hinter dem Reichtum. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, sich die Männer dieser Familie kennenzulernen, dann findet man etwas sehr viel besseres als Reichtum."
      Sie lächelte freundlich und nippte an ihrem Wasser.
      "Chase ist Anwalt und er kniet sich wirklich in seine Arbeit. Aber er ist auch ein wundervoller Ehemann und wird garantiert der perfekte Vater", sagte sie, während sie über ihre Schulter schielte und schützend eine Hand auf ihren dicken bauch legte, "Und Carson ist auch mehr als Maßanzug und Geschäftsmann."
      Sie lehnte sich ein bisschen über den Tisch und senkte ihre Stimme, ihr Gesicht zierte ein schelmisches Grinsen.
      "Er steht total auf kitschige Souveniers. Immer, wenn er irgendwo wegen der Arbeit ist, nimmt er sich einen Tag, um sich in der Stadt umzusehen und sucht sich ein potthässliches, kitschiges Souvenier. Du weißt schon: Ein überteuertes Stückchen der Berliner Mauer, ein Wackelkopf-Mounty aus Kanada, eine Winkekatze aus Japan, sowas eben."
    • Julia sah Carson nachdenklich hinterher. "Er sieht so zufrieden aus." sagte sie leise. Es war erstaunlich zu sehen, wie gut der Mann in dieses Umfeld passte und wie natürlich er mit all den anderen Gästen umging, während seine Begleiterin versuchte sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, da sie sich in dieser Welt wie ein Störenfried fühlte.
      "Chase hat Recht, weißt du? Carson hat noch nie jemanden mitgebracht, den er wirklich mag" Angelicas Stimme sorgte dafür, dass Julia den Kopf in ihre Richtung drehte. Unbewusst nickte sie, als die Frau weiter sprach. "Ich weiß nicht, ob er mich wirklich mag oder es inzwischen nur eine Herausforderung für ihn ist, weil er keine Niederlagen gewohnt ist." antwortete sie nachdenklich. "Ich sollte das vielleicht nicht sagen, aber er tut mir etwas leid. Ich bin mir sicher, dass er alles haben kann was er will und dass jede zweite Frau im Saal hier ihm zu Füßen liegt. Und trotzdem verschwendet er seine Gefühle an jemanden wie mich, der sie nicht zu schätzen weiß." Angelica legte leicht den Kopf zur Seite, während sie über Julias Erklärung nachzudenken schien. "Ich denke nicht, dass du dir darüber Gedanken machen musst. Carson ist niemand, der sowas macht.", sagte sie schließlich, dabei sprach sie langsam, als würde sie ihre Worte genau abwägen. "Er hat eine gute Menschenkenntnis, weißt du? Sonst wäre er nicht so erfolgreich. Ich glaube, dass er etwas in dir gesehen hat."
      Julia zog die Augenbrauen zusammen. Sie war sich nicht sicher, ob sie Angelica glauben konnte - immerhin kannten sie sich kaum - doch der Blick der Frau war so aufrichtig und ihr Lächeln so einladend, dass Julia keinen Grund sah, um an ihren Worten zu zweifeln. "Ich weiß nicht, was er gesehen hat. Aber er ist auf jeden Fall sehr hartnäckig. Das muss man ihm lassen." gab sie zu und sah wieder in Richtung des Buffets, an dem Carson sich gerade bedienen ließ. Neben sich hörte sie Angelica lachen. "Das kann ich mir vorstellen."

      Einen Moment lang schwieg sie, bevor sie etwas leiser hinzufügte. "Ich sagte ja vorhin schon, dass er mehr ist als nur der reiche Geschäftsmann in dem Maßanzug. Viele vergessen, dass er auch nur ein normaler Mensch mit Gefühlen und Sorgen ist, weil er sich gut darstellen kann. Es täte mir leid, wenn er verletzt wird." Julia senkte ihren Blick und sah auf ihre Hände. Ihre Gedanken wanderten wieder zu dem Augenblick, als Carson ihr ein Kompliment gemacht und ihre Hand geküsst hatte. Vielleicht war sie wirklich zu ungerecht zu ihm gewesen. "Ich wünschte nur, er würde nicht so übertreiben. Aber er hört ja nicht auf mich." gab sie zu, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken.
      Die beiden Frauen unterhielten sich noch etwas länger und Julia fühlte, dass sie sich langsam etwas entspannte. Ein paar Mal musste sie sogar lachen, als Angelica von den kitschigen Souvenirs berichtete, die Carson schon von seinen Reisen mitgebracht hatte.
    • Das Buffet erfüllte wirklich jedermanns Träume. Carson musste richtig überlegen, was er seiner Begleitung auftischen sollte. Nochmal das Gleiche war nicht drin, er brauchte etwas neues.
      "Alter, du magst sie wirklich, oder?", fragte Chase neben ihm, der bereits zwei volle Teller in den Händen hielt.
      "Hol ihr einfach irgendwas, der Hunger treibts rein."
      Das war nicht sonderlich hilfreich von Chase, aber Carson sagte nichts dazu und ließ ihn zu seiner Frau gehen.
      Schließlich traf Carson eine Entscheidung und nur kurze Zeit später kehrte er mit zwei Tellern und zwei Salatschüsseln, die er perfekt auf seinen Armen balancierte, an den Tisch zurück. Chase warf ihm einen dieser Blicke zu, sagte aber nichts und wünschte nur einen guten Apetit, als auch Carson endlich wieder am Tisch saß.
      "Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr verschätzt", sagte Carson und deutete mit dem Kinn auf Julianas Teller, "und es schmeckt dir."
      Und wieder - obwohl er sich vorgenommen hatte, das nicht mehr zu tun - konnte er nicht an sein eigenes Essen denken, bevor er nicht wusste, dass es Juliana schmeckte. Wahrscheinlich würde er sofort aufspringen und etwas anderes holen, wenn das nicht der Fall war. Und dann würde er sich wohl vor aller Augen selbst auspeitschen als Strafe dafür, dass er nicht richtig gelegen hatte.
    • Es dauerte nicht lange, bis Chase an ihren Tisch zurück kehrte und einen gut gefüllten Teller vor seiner Frau abstellte. "Du musst leider noch etwas warten." richtete er sich an Julia und zwinkerte ihr zu. "Sei nicht zu streng mit Carson, er gibt sich wirklich Mühe." er grinste, offensichtlich amüsiert darüber, dass der andere Mann noch immer am Buffet stand. Auf einmal bereute Julia ein wenig, dass sie ihren Begleiter alleine losgeschickt hatte, ohne ihm etwas über ihren Geschmack zu verraten. Aber wie sollte sie das auch tun, wenn sie ihn selbst nicht genau kannte?
      Aber noch bevor ihr schlechtes Gewissen zu groß werden konnte, kam Carson zurück und präsentierte Julia das Essen, das er für sie ausgesucht hatte. Neugierig betrachtete die junge Frau ihren Teller. Es schien so, als habe der Mann ein wenig von verschiedenen Gerichten kombiniert, um seiner Begleiterin eine Auswahl an verschiedenem Gemüse und Fleisch zu bieten. "Es sieht wirklich gut aus." sagte die junge Frau ehrlich. Eigentlich sah alles viel zu schön angerichtet aus, um es einfach mit einer Gabel zu zerstören, doch als Julia Carsons Blick auf sich spürte, wurde ihr bewusst, dass es unhöflich wäre das Essen zu lange stehen zu lassen und dadurch zu riskieren, dass es kalt wurde. Immerhin hatte der dunkelhaarige Mann sich offensichtlich Gedanken darum gemacht. Von der anderen Seite des Tisches her hörte sie Chase leise lachen, ignorierte ihn jedoch.

      Vorsichtig nahm Julia ihre Gabel in die Hand und probierte etwas Risotto mit Pilzen. Genau wie erwartet war es von wunderbarer Qualität und schien geradezu im Mund zu schmelzen. "Es ist wirklich lecker." sagte sie und drehte ihren Kopf zu Carson, um ihm ein warmes Lächeln zu schenken. "Vielen Dank. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann." vielleicht war der letzte Teil ihrer Aussage ein wenig übertrieben, da sie Carson eigentlich immer noch nicht einschätzen konnte. Aber sie konnte ihr Gespräch mit Angelica einfach nicht vergessen. Sie sollte versuchen den Mann hinter dem Anzug zu sehen, anstatt ihn wegen seines Reichtums als oberflächlich abzustempeln.
    • Carson erwiderte das Lächeln ganz automatisch.
      "Freut mich, dass es dir schmeckt", sagte er und widmete sich nun endlich seinem eigenen Teller, auch wenn er sich innerlich schlagen musste, um den Blick von dieser Frau abzuwenden.
      Chase prostete ihm unbemerkt mit seinem Glas zu und Carson warf ihm im Gegenzug eine angedeutete Grimasse zu.

      Das Essen verlief ruhig und außer den gedämpften Stimmen der anderen Gäste und dem Geklapper von Besteck und Tellern gab es kaum etwas zu hören.
      "Wie habt ihr beide euch eigentlich kennengelernt?", fragte Angelica nach einer Weile.
      "Ganz zufällig in meiner Hotelbar", antwortete Carson und lächelte Juliana an, "Sie hat auf eine Freundin gewartet und ich habe ihr Gesellschaft geleistet."
      "Aha... und sie hat dich abblitzen lassen?"
      Angelica berief sich da auf ihr Gesprächt mit Julia, als die Herren der Schöpfung nicht anwesend waren. Sie zwinkerte Julia und lächelte sanft. Carson lehnte sich zurück und legte ihr einen Arm um die Shcultern.
      "Ja, das hat sie. Zweimal."
      "Wie, zweimal?", mischte sich Chase nun ein.
      Chase hatte keine Ahnung vom Korbkriegen. Er und Angelica waren seit der Highschool zusammen. Er hatte vorher nur eine Freundin gehabt und mit der hatte er Schluss gemacht und nicht anders herum.
      "Sie war am nächsten Tag bei der Vorstandsitzung von Safe Haven. Hat sich herausgestellt, dass sie da arbeitet. Ich hab sie zum Abendessen eingeladen und ins Klo gegriffen."
      Chase lachte und schüttelte den Kopf.
      "Aber irgendwie müsst ihr ja zusammengekommen sein-"
      "Oh, wir sind nicht zusammen."
      Angelica und Chase fielen gleichzeitig die Kinnladen runter. Sie waren ja so einiges von dem geschäftsmann gewohnt, aber dass er eine völlig Fremde, die er nicht dafür bezahlte, einfach so irgendwohin mitnahm und dann auch noch einem Teil seiner Familie vorstellte, war neu.
      "Das hier ist das dritte Mal, dass wir uns treffen. Sie ist zum Essen geblieben, das ist ein enormer Fortschritt."
      Er lächelte in Julianas Richtung und hätte sich am liebsten zu ihr gebeugt, um sie zu küssen, aber wenn er das jetzt tat, dann würde er sie wahrscheinlich noch hier und jetzt von dem Kleid befreien. Mit etwas Glück würde er sich zusammenreißen können, bis sie auf der Toilette verschwunden waren, vielleicht schaffte er es auch noch, sich hier ein Zimmer zu organisieren, aber würde er sie jetzt küssen, hätte er sie noch vor Mitternacht genommen. Stattdessen beließ er es bei dem charmanten Lächeln und einem sanften Streicheln über den Oberarm, wo er ganz automatisch wieder das Unendlichkeitszeichen malte.