[2er RPG] I Hate You - I Love You

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    • Alais

      Ein Sonderstipendium gab es für mich.. Weil ich imponiert hatte und so wie Luciel gesagt hatte, auch weil ich gut war, wenigstens ein kleiner Trost dafür, was passiert war. Ich fühlte mich aber trotz dieser Aussage noch immer elendig und war mir nicht mal wirklich sicher, ob ich überhaupt wach sein wollte. Mir fehlte so eine lange Zeit an Erinnerungen.. Guten, wie auch schlechten. Ich war mir nicht sicher, was mir genau fehlte, aber es überforderte mich alles, weshalb die Tränen ganz von selbst in meine Augen stiegen, ohne, dass ich groß etwas dagegen machen konnte. Luciel war aber für mich da, er beugte sich vor und ich spürte seine Lippen auf meiner Stirn, ein weiterer kleiner Trost, der allerdings nichts war im Vergleich zu der weiteren Erklärung. Zwischen uns war es nicht gut gelaufen.. Wir mussten einiges aufarbeiten, er wollte sich ändern,er wollte eine Chance haben, wenn ich soweit war, was wollte er damit sagen?
      Ich spürte wieder die Panik, die in mir hoch ging, ich hatte Angst vor meinem Leben, es war nämlich nicht genau so, wie ich es in Erinnerung hatte und das.. Könnte mir vielleicht nicht gefallen. Das könnte aber auch heißen, dass Luciel und ich.. Womöglich kein Paar mehr waren, aber es war nur eine Vermutung aufgrund der Worte, die er ausgesprochen hatte. "Aber..", ich war verwirrt und ängstlich, hilfesuchend vor allem.. Alles klang nach einem schlechten Alptraum, aus dem ich am liebsten raus wollte und das sofort. "Ich.. Liebe dich doch". Wie konnte mit dieser Tatsache einiges zwischen uns schief gelaufen sein? Mag ja sein, dass bisher keiner von uns diese Worte jemals in den Mund genommen hat, aber es fühlte sich nicht nur an, als würde ich verrückt werden, sondern als würde mir jemand auch den Boden unter den Füßen weg ziehen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn, während sich mein Herz ein wenig zu sehr um seine Arbeit kümmerte, denn der Monitor über mir piepste. Um es schnell zu lösen löste ich die Kabel los, die an meiner Brust samt Elektroden klebten. Meine Hand griff nur sehr grob nach den Kabeln, aber nachdem ich wenigstens eines gegriffen und gezogen hatte hörte der Alam auf. "Das.. Ist alles ein schlechter Traum.. Ich.. Will hier raus". Das war die Wahrheit und um genau diese zu unterstützen griff eine meiner Hände nach der Decke, um sie von meinen Beinen zu schmeißen. Nicht nur meine Hände wollten nicht so, wie ich wollte, auch meine Beine bewegten sich kaum ein Stück, obwohl ich aus dem Bett steigen wollte. Panisch blickte nicht zuerst Luciel, dann meine Füße an die ich zwar leicht bewegen konnte, die aber nicht auf mich hören wollten. "Ich kann.. Meine Beine nicht bewegen". Mein Atem beschleunigte und die Panik übernahm mich immer schneller. Ich wollte endlich wach werden.. Bitte..
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Ich wollte dem armen Mädchen nichts verheimlichen. Sie hatte nach allem was sie erleben und vor allem erleiden musste verdient, dass man ehrlich zu ihr. Ich hätte aber mit der Reaktion rechnen sollen. Da ich aber ungefähr so empathisch bin wie ein Toastbrot und dieses hatte dabei sicherlich deutlich bessere Kapazitäten als ich, hatte ich natürlich nicht nachgedacht. Ihre Reaktion war verständlich und doch war ich komplett überfordert mit der Situation. Ob meine Unbeholfenheit am Schlafmangel oder an meiner offenbar sozialen Inkompetenz lag, konnte ich nicht sagen, aber im Augenblick war das egal. "Alais ....", stammelte ich und blickte dann ein wenig panisch zu ihren durch die nicht vorhandene Bewegung total abgemagerten Beine. Natürlich. Muskeln bauen schon nach drei bis 4 Tagen komplett ab, wenn man sich nicht bewegt und diese aufzubauen dauerte aber drei bis vier Monate! Was total unfair war. Es war nur natürlich, dass sie diese jetzt nicht bewegen konnte. "Alais beruhige dich...ganz ruhig.", vorsichtig umfasste ich ihre schmalen Schultern. Die Kabel musste man auch wieder anbringen. "Du hast keine Muskeln mehr, damit kannst du deine Beine nicht bewegen. Die muss man wieder aufbauen, das braucht Zeit, aber so blöd es sich auch anhört nicht gefährlich.", versuchte ich ihr zu erklären. "Das wichtigste ist, dass du aufgewacht bist. Alles andere schaffen wir schon." Ich wusste aber das ich mit dieser Art von Beruhigung jetzt nicht weiter kam. Eine sachliche Erklärung half niemanden, wenn man in totale Panik geriet, damit tat bzw. sagte ich etwas das ich ihr in all der Zeit in der wir uns kannten, zusammen waren und intim miteinander waren nie gesagt hatte. "Ich liebe dich. Ich bin hier und wir schaffen das okay? Wenn du mich an deiner Seite willst, werde ich nicht von dir weichen."


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    • Alais

      Ich wollte raus und das sofort. Raus aus diesem Bett, raus aus diesem Krankenhaus und vor allem raus aus diesem Traum.. Es war grausam, ich konnte meine Finger bewegen, aber nicht meine Arme so wie ich wollte.. Ich konnte meine Zehen bewegen, aber meine Beine nicht wirklich. Tränen stiegen mir wieder in die Augen, ich wollte raus, sofort, aber da war ja noch Luciel, der mich sanft an den Schultern packte, um mir die Panik zu nehmen. Er sprach mit mir, aber ich wollte dem nicht zuhören, es war gar nicht gut, dass ich aufgewacht war! Mir fehlte so viel Zeit, meine Erinnerungen waren weg und vorher war mein Leben so viel besser! Zu Weihnachten war alles noch so schön, da war ich wenigstens mit dem Mann, mit diesen wundervollen Augen zusammen. Meine Augen weiteten sich, als ich ihn so nah bei mir hatte, ich habe vergessen wie schön wieder Mann war. Aber dieser Mann gehörte mir nicht, wir haben es verhauen, wie er es gesagt hat.
      Meine Panik verflog so plötzlich, wie sie auch gekommen war, als ich etwas ganz anderes hörte. Ich hatte Luciel gesagt, dass ich ihn liebte, gerade eben sogar, aber er erwiderte es.. Er sagte mir, dass er mir liebte.. Und mit einem Mal entspannte sich mein Körper und ich betrachtete Luciel mit gläsernen Augen. Er würde an meiner Seite sein und es mit mir zusammen schaffen, da konnte ich nichts anderes tun, als nur sanft mit dem Kopf zu Nicken. Er liebte mich.. Sagte er mir das nur, damit ich nicht mehr panisch war oder meinte er es wirklich so? Ich war mir nicht sicher, aber ich genoss den Blick in seine Augen, bis es an der Tür klopfte und eine Blondine in weiß rein kam. Es war eine der Krankenschwestern, die nichtsahnend in das Zimmer gekommen war und auf dem halben Weg anhielt, als sie mich erblickte. "Sie sind.. Ja wach", stellte sie fest, da blickte ich von Luciel zu ihr und die Angst musste noch immer in meinem Gesicht zu sehen sein. "Ich hole den Arzt!". So schnell, wie sie gekommen war war sie auch wieder raus. Es war also scheinbar kein Traum...
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    • Luciel

      Ich hatte ich wirklich solch ein Ereignis gebraucht, um dem Mädchen das ich liebte diese Worte sagen zu können bzw. es überhaupt zu realisieren, dass ich solche Gefühle für sie hegte? Das war erbärmlich und doch schien ich es ja anders nicht auf die Reihe zu bekommen. Was auch immer nun der Grund war, ich hatte es ihr endlich sagen können und ich würde hinter diesen Worten stehen. Ich würde für Alais da sein und ich würde endlich alles besser machen. Vielleicht war das die Chance auf einen gemeinsamen Neuanfang, auch wenn ich mir einen anderen Umstand gewünscht hätte. Wenigstens hatte sich Alais aber halbwegs beruhigt, auch wenn ich ein wenig besorgt auf die Kabel mit den Elektroden blickte, die sie sich gnadenlos heraus gerissen hatte. Ich wusste leider nicht wie man diese anbringt und es wäre wohl weitaus vernünftig, wenn ich nun einen Arzt rufen würde. Ich griff nach der Hand von Alais, wollte ihr das gerade mitteilen, aber offenbar brauchte ich das gar nicht. Eine junge Krankenschwester kam herein, schien über das Erwachen der Patientin mehr verwirrt als es mir lieb war und so schnell wie sie gekommen war, war sie auch verschwunden. "Der Arzt wird dich untersuchen und dann sehen wir wie es weiter geht. Hab Geduld okay?", flüsterte ich ihr zu, beugte mich zu ihr um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. "Ich weiß es sieht schlimm aus, aber du schaffst das schon. Ich glaube an dich und wenn du es mir erlaubst, werde ich dir helfen wo ich nur kann. Deine Erinnerungen werden sicher auch zurückkommen und selbst wenn nicht, dann schaffen wir neue.", versuchte ich sie zu beruhigen. "Also bitte weine nicht mehr." Ich strich Alais eine der Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe schon der Arzt herein gerannt kam, offenbar noch erstaunter als die Krankenschwester vor wenigen Minuten. Er hatte mich gebeten, dass Zimmer zu verlassen damit er Alais untersuchen konnte. Auch wenn es mir widerstrebte sie jetzt allein zu lassen, selbst wenn es nur kurz war, musste ich der Forderung nachkommen und erhob mich vom Bett meiner Freundin. Nun falls sie das noch sein wollte, aber das ist eine andere Baustelle und im Augenblick nicht weiter wichtig.


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    • Alais

      Es sah mehr als nur schlimm aus und auch wenn nach außen hin meine Panik verflogen war, so war sie im Innern noch immer vorhanden. Ich hatte Angst, Angst davor was sein würde. Was war, wenn ich nicht mehr laufen konnte? Wenn ich noch andere Dinge nicht mehr konnte? Klavier spielen zum Beispiel.. Ich meine, ich konnte meine Arme und Finger nicht richtig bewegen, wie sollte ich dann so Klavier spielen? Wie sollte mich Luciel so lieben? Ich war ein.. Krüppel. Ich war hilflos und ich glaube, so etwas hat er sich nicht für seine Zukunft vorgestellt.
      Luciel griff nach meiner Hand und nachdem ich seine Wärme darauf spürte hatte ich kurz wirklich die Hoffnung, dass alles gut gehen wird, aber so schnell diese Hoffnung gekommen war so schnell verschwand sie auch, als Luciel den Raum verlassen sollte, damit der Arzt mit mir sprechen konnte. Ich wollte ihn nicht gehen lassen.. Mit einem panischen Blick sah ich ihm nach und blieb dann mit dem Mann im weißen Kittel und der Blondine in dem Raum zurück. "Miss Bouvier.. Ich bin Dr. Harper.. Leiter der neurologischen Intensivstation.. Ich muss gestehen, wir haben nicht erwartet, dass Sie wach werden". Ich hörte mir an, was der Arzt zu sagen hatte, antwortete auf seine Fragen.. Er fragte, ob ich wüsste wo ich bin und was ich hier tue, was passiert war, wer der Mann an meinem Bett sei. Einige Fragen bejahte ich, andere verneinte ich und blieb dabei recht knapp, ich wollte das alles nicht. Ich wollte wieder schlafen.. Oder die Zeit zurück drehen. Tränen stiegen mir wieder in die Augen..
      Der Arzt nannte der Schwester irgendwelche Fachbegriffe, mit denen ich nichts anfangen konnte, bevor er mich untersuchte. Er hörte meine Lunge und mein Herz ab, hielt mir eine Taschenlampe in die Augen und strich über meinen Körper, um sich zu vergewissern, dass ich alles spürte. Als ich meine Beine anheben wollte blickte er mich besorgt an, während mir die Tränen entlang der Wangen liefen. Ich fühlte mich schrecklich, ich wollte nach Hause am liebsten in Luciels Arme und einfach nur die Zeit zurück drehen, aber es war unmöglich. "Wann kann ich nach Hause?", fragte ich zwischendurch, aber die Antwort war ernüchternd. Ich habe einen langen Weg vor mir, meinte der Arzt und er wird nicht einfach sein. Warum gab ich nicht einfach sofort auf?
      "Ich melde ein CT an, um Ihren Kopf noch einmal zu überprüfen.. Wir sehen nach, ob es eine Ursache für Ihre Amnesie gibt.. Es kann sein, dass es nur temporär ist und ihr Gedächtnis bald schon wieder zurück ist.. und wenn es möglich ist fangen wir heute Nachmittag schon mit der Reha an.. Damit Sie das Laufen wieder neu erleben.. Ich überprüfe, ob es freie Termine gibt..". Ich nickte und seufzte innerlich, das wollte ich doch alles nicht. "Können wir noch etwas für Sie tun?", vergewisserte sich die Krankenschwester, aber sie konnten nichts tun.. Es konnte keiner was tun. "Können Sie.. Den jungen Mann wieder rein lassen?".
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    • Luciel

      Mir war nicht wohl dabei, dass ich den Raum verlassen musste, auch wenn ich es natürlich verstand. Diese Situation war alles andere als ideal, aber immerhin ist sie aufgewacht! In meinen Augen ist das ein verdammt großer Schritt und vor allem der Wichtigste und diesen hatte sie getan. Sicherlich malte sich die Kleine direkt alles schwarz, aber sie musste jetzt durchhalten sonst half auch all die Behandlung nichts. Ich war zwar alles andere als dazu geeignet, aber ich würde mein Möglichstes tun um ihr irgendwie Mut zuzusprechen. Auch wenn ich vollkommen übermüdet war und mir die Augen weh taten, konnte ich mich nicht auf einen der unbequemen Stühle im Gang setzten. Ich war unruhig und so tigerte ich von einem Punkt im Flur zum nächsten, in der Hoffnung das sie mich endlich bald zu ihr lassen würden. Die Tür des Zimmers war so dick, dass ich ohnehin nichts hören konnte und selbst wenn war mein übermüdetes Hirn gerade nicht aufnahmefähig genug. Dennoch grummelte ich ungeduldig vor mich hin, ehe ich Schritte vernahm und wie jemand laut meinen Namen rief. Als ich die bekannte Stimme vernahm, rannte meine Mutter auf mich zu die zusammen mit Alais Vater und Bruder natürlich direkt informiert wurde und diese im Schlepptau hatte. Unter anderen Umständen hätte ich jetzt darüber gescherzt, dass man in einem Krankenhaus nicht rennen sollte, aber danach war im Augenblick niemanden. Meine Mutter fiel mir in die Arme, ehe ein Schwall von Fragen seitens von ihr und Alais Vater auf mich einprasselten. Ich konnte gar nicht alles aufnehmen, geschweige den beantworten. Mir war schwindelig und ich war einfach so unglaublich müde. "Können wir zu ihr?", fragte meine Mutter mich zum Schluss als sie bemerkte, dass ich gerade schlicht weg überfordert war. "Der Arzt untersucht sie gerade, deshalb musste ich draußen warten.", erklärte ich ihr, da Ding natürlich als hätte der Typ es gehört die Tür auf. "Junger Mann, Sie....", doch der Doktor konnte den Satz gar nicht zu Ende sprechen, da waren schon alle hinein gestürmt.


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    • Alais

      Die beiden wollte mir mit ihren Blicken gut zusprechen, aber es half mir nicht, es half mir rein gar nichts. Ich glaube, ich brauchte einfach nur mehr Zeit, um mich an alles zu gewöhnen und mich irgendwie damit abzufinden. Nachdem ich darum bat Luciel wieder reinzulassen bewegte sich der Arzt mit der Krankenshwester zu Tür, aber statt nur den jungen, wartenden Herren reinzulassen kam noch ein wenig mehr herein. Ich entdeckte Luciels Mutter, die sofort auf mich zugelaufen kam und mich in den Arm nahm, als sie sich vergewisserte, dass ich wach war, hinter ihr gleich mein Vater, der mich und sie mit umarmte. "Oh Alais!", hörte ich die Frau rufen, bevor ich ihre Tränen auf dem Krankenhaushämdchen spürte. Ich war ein wenig überfordert, konnte meine Arme überhaupt nicht bewegen, um die Umarmung zu erwidern, denn es war schon so schwer meine Arme zu bewegen, aber so noch viel mehr.
      Nachdem die ewige Umarmung irgendwann vorbei war und ich hilfesuchend nach Luciel gesehen hatte spürte ich zwei Hände um meine Wangen herum, ehe ich in die blauen Augen der Frau sah, die mehr für mich Mutter war, als meine Mutter jemals, jedenfalls so, wie ich mich erinnerte. "Ich habe dich vermisst, Kleines.. Ich habe jeden Tag für dich gebetet, damit du wach wirst". Sie weinte, bevor sie mir einen Kuss auf die Stirn drückte, dann spürte ich eine Hand mir durch das Haar fahren, mein Vater stand noch da. "Es tut mir so Leid Alais.. Dass keiner von uns beiden bei deinem Vorsingen mit dabei war.. Es ist alles unsere Schuld". Auch ihm stiegen Tränen in seine Augen, bevor er Luciels Mutter in den Arm nahm, weil sie doch stärker weinte. Mein Bruder kam aber im das Bett herum, und selbst er umarmte mich, wann ist er so sensibel geworden? Mein Blick glitt aber zu Luciel, ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, es war alles so.. Überfordernd.
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    • Luciel

      Ich lies unserer Familie erst einmal den Vortritt in den Raum zu gehen und sich mit Alais zu unterhalten. Sie hatten immerhin genauso gebangt und in Angst gelebt wie ich, also konnte ich ihnen ihre Reaktion nicht verübeln. Ich wollte meine Mutter zwar nicht weinen sehen, aber mal ehrlich, ich hatte doch genauso reagiert und ich konnte es mehr als nur nachvollziehen. Ich wartete also geduldig, lehnte mich an die weiße Wand in diesem kargen Raum an, welcher nur durch die tausende von Blumen die Rachel mitgebracht hatte ein wenig Farbe bekamen. Rachel hatte so viele Blumen gebracht, dass wir alle beschlossen hatten lieber keine weiteren zu holen, da sie gefühlt für 100 Leute Blumen eingekauft hatte und wir Alais irgendwann vor lauter Pflanzen nicht mehr sehen würden, wenn wir ebenso welche kaufen würden. Ich musste wirklich aufpassen, dass ich nicht im Stehen einschlief da mir immer wieder die Augen zu fielen, aber ich schlug mich ziemlich wacker. Kaffee ist in der Zeit noch mehr mein bester Freund geworden als ohnehin schon. Erst der flehende Blick von Alais hatte mich etwas aufgeweckt und so schritt ich seufzend durch unsere Menge. "Lasst ihr etwas Luft zum Atmen. Das Mädchen ist doch erst aufgewacht. Ihr überfordert sie nur, wenn jetzt jeder irgendwie die Schuld auf sich nimmt oder der gleichen. Das können wir später auch noch machen.", ich griff nach der Hand der zierlichen Frau und strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. "Siehst du? Alle haben dich vermisst Prinzessin."


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    • Alais

      Ich war mehr als nur überfordert, aber ehe ich mich versah kam Luciel mir zur Hilfe und nahm meine Hand, um sie festzuhalten und darüber zu streichen. Ein wohliges Gefühl bildete sich in meiner Brust und trotz dessen, dass ich überfordert war konnte ich sanft lächeln. Er sprach darüber, dass sich alle freuten, dass ich wach war, aber ich war noch nicht ganz davon überzeugt. Dennoch setzten sich mein Vater und seine Mutter zu uns, um zusammen mit meinem Bruder und Luciel sich mit mir zu unterhalten. Sie erzählten mir, was es neues gab, aber statt mich aufzumuntern, machte mich innerlich alles nur noch trauriger, weil ich mich nicht erinnern konnte. So sehr sie sich auch bemühten, umso trauriger wurde ich, aber ich zeigte es nicht nach außen hin, stattdessen nickte oder lächelte ich, ich wollte sie nicht traurig machen.
      Irgendwann erhob sich Luciels Mutter, um die Jungs aus dem Zimmer zu scheuchen. "Okay.. Die Kleine braucht auch mal ihre Ruhe.. Also los, ab.. Wir können morgen kommen". Ich seufzte innerlich, freute mich darüber, dass die Frau sich so gut um mich kümmerte, aber ich hatte Angst hier zu sein. Mein Blick glitt zu Luciel, ich versuchte seine Hand zu halten, auch wenn es nicht einfach war und viel Kraft kostete. Er war müde, wahnsinnig müde, aber ich wollte wirklich nicht allein sein. "Geh nicht.. Bitte", hauchte ich ihm entgegen, immerhin war er mein Fels in der Brandung.. Vermutlich lag es nicht nur an meinen Gefühlen für ihn, sondern auch daran, dass ich ihn zuerst nach meinem Aufwachen gesehen habe. Aber er sah auch so müde aus.. Mein Bett war groß genug, ich war sowieso noch dünner geworden, als es vorher der Fall gewesen war, er konnte sich doch zu mir legen.
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    • Luciel

      Wieder einmal war ich sehr stolz auf das Taktgefühl meiner Mutter, dass sie mir ruhig hätte vererben können. Vielleicht hatte sie das ja auch und ich hatte es all die Jahre ignoriert oder nie annehmen wollen? Jedenfalls hatte sie sofort verstanden was los war, beruhigte Alais wie es eben ihre Art war und während ich die beiden so beobachtete, stellte ich fest, was für eine fantastische Mutter ich eigentlich habe. Ja, ich liebe sie natürlich aber es ist traurig das mir erst jetzt so richtig bewusst wurde, wie gütig und großartig sie eigentlich ist. Vielleicht sollte ich ihr all diese Dinge einmal sagen. Ich war alles andere als ein angenehmer oder einfacher Sohn gewesen, nachdem mein Vater gestorben war. Aber sie hatte immerhin auch ihren Mann verloren und auch wenn es schwer war ihre lausigen Liebhaber zu ertragen, hatte sie sich doch zusammen gerissen und es nun geschafft. Entweder lag es am Schlafmangel oder all diese viel zu heftigen Ereignisse haben in mir etwas wach gerufen, was mich all die Jahre lang daran gehindert hatte erwachsen zu werden. Ich hatte in der Zeit allein am Bett meiner Freundin durch die schlaflosen Nächte sehr viel Zeit zum nachdenken gehabt und ich habe wirklich viel nachgedacht. Vielleicht reagierte ich gerade dadurch viel gelassener auf dieses Chaos im Zimmer, kaum waren sie alle hinein gestürmt. Mal sehen wie lange es anhält, dass ich mich so verhalte, aber vielleicht hatte sich ja tatsächlich etwas geändert. So viele Vielleichts ...
      Meine Mutter hatte meinen Vorschlag angenommen, dass wir Alais wirklich etwas Ruhe geben sollten, immerhin war sie erst aufgewacht und schlug nun ebenfalls vor, dass wir gehen sollten. Da ich eigentlich davon ausgegangen bin, dass die Kleine etwas allein sein wollte, hab ich nicht damit gerechnet, dass sie nach meiner Hand griff. Natürlich blieb meiner Mutter dies nicht verborgen und sie lächelte uns zärtlich an. "Er wacht schon seit Wochen über dich Alais. Ich habe ihn noch nie so besorgt gesehen, hab keine Angst er würde dich nie alleine lassen.", lächelte meine Mutter zärtlich, woraufhin ich sie mit knallroten Wangen anstarrte und vor mich hin brummte. "Wolltet ihr nicht gehen?"
      Lachend strich sie Alais noch eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe sie mir und ihr einen Kuss auf die Wange drückte und uns dann allein lies. Ich behielt die Hand von ihr in meiner und setzte mich wieder zu ihr ans Bett bzw. an die Bettkante.


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    • Alais

      Ich lächelte ein wenig schüchtern, als Luciels Mutter davon sprach, dass er mich bisher nicht alleine gelassen hat und mich definitiv nicht alleine lassen wird, es waren schöne Worte, aber noch viel schöner war zu sehen, wie Luciel persönlich rote Wangen bekam. Alleine bei diesem Anblick erwärmte sich mein Brustkorb enorm und ich spürte wieder dieses Kribbeln im Bauch, was mich nur noch weiter lächeln ließ. Meine Familie verabschiedete sich, mein Vater versprach heute Abend noch einmal vorbei zu kommen und ich nickte, vielleicht wird unsere Beziehung dadurch besser.
      Ich seufzte, nachdem die Tür zu meinem Zimmer zu war und blickte den drei hinterher, ehe mein Blick zu Luciel wanderte, der sich an meine Bettkante setzte. Ich wollte gerne wissen, was mit uns war in der Zeit,an welche ich mich nicht mehr erinnere, aber er sah so müde aus, das konnte ich ihm jetzt nicht antun. "Komm her", ich nahm meine Hand aus seiner, um ihm den Platz neben mir anzudeuten. Das Bett war nicht sehr breit, aber ich war noch dünner geworden, als es vorher der Fall war und damit gab es für ihn genug Platz. Dennoch gab ich mir Mühe, mit den wackeligen Armen ein wenig zur Seite zur rutschen. "Du brauchst etwas Schlaf", stellte ich fest, denn die Augenringe waren schwarz wie die Nacht. Ein zartes Lächeln erblickte auf meinen Lippen und ich klopfte auf den Platz neben mir, auch wenn nicht ganz so elegant, wie ich es mir vorgestellt hatte.

      Ich wurde eigentlich recht schnell auf die normale Station verlegt, ehe ich keine anderthalb Wochen später in die Reha verlegt wurde. Das mit dem Gehen wurde nicht wirklich besser, deshalb sollte die Reha das Beste für mich sein, auch um mein Gemütszustand ein wenig zu bessern, denn ich hatte das Gefühl in Depressionen zu verfallen.. Aber mein zuständiger Arzt sprach davon, dass es nach so einer Verletzung ganz normal war und ich bald schon wieder Freude über alles verspüren würde. Zunächst ging es aber eher bergab als bergauf, ich konnte zwar meine Arme langsam besser bewegen, aber bis auf ein wenig Stehen und mich in den Rollstuhl zu setzen war mit meinen Beinen nicht viel zu tun. Es dauerte alles zu lange und seit dem ich wach war kreiste noch eine andere Sorge in meinem Kopf: das Klavierspielen. Ich versuchte es schon im trockenen und in der Tat konnte ich meine Finger nicht so bewegen, wie ich es normalerweise bräuchte, deshalb versuchte ich es nicht an einem echten Klavier, auch wenn hier in der Reha eines stand, sondern zerbrach meinen Kopf darüber und bekam immer mehr Angst..
      Was positiv sich verändert hat war meine Beziehung zu Luciel, denn auch wenn ich Anfangs überfordert war und dachte, dass nichts so ist, wie es war wurde es zwischen uns irgendwie immer besser. Ich erinnere mich noch immer nicht daran, was zwischen uns passiert war und ich habe diese Frage noch nicht gestellt, aber so langsam war ich bereit zu hören, was nun zwischen uns geschehen war. Er besuchte mich hier auch häufig, sehr häufig sogar, aber mit dem Auto war es nicht weit entfernt und damit war der halbe Stunde weg auch keine große Sache, jedenfalls machte er daraus keine große Sache, heute wartete ich wieder darauf, dass er hier auftauchen wird, das Wetter war immerhin immer besser geworden, die Sonne schien und es wurde wärmer, ein perfekter Tag für einen Spaziergang...
      Etwas Gutes war auch noch passiert, die Polizei hatte herausgefunden wer an meinem Unfall verschuldet war und zu meiner großen Überraschung war es die Pinkhaarige aus der Schule. Eifersucht war der Grund, Rache und wie es sich auch herausstellte eine psychische Erkrankung. Sie wollte Luciel haben, sie wollte mein Leben haben und ich musste über diese Tatsache lachen. Wenn sie ein im Rollstuhl sitzender Krüppel sein möchte, der sich an einiges in seinem Leben nicht erinnert, nur zu.. Bitte.. Ich tausche auch.
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    • Luciel

      Zugegeben war ich extrem feige. Ich hatte Alais nach wie vor nichts davon erzählt, was zwischen uns vorgefallen war. Sie fragte zu meiner Erleichterung aber auch nicht und diesen Umstand nahm ich dankend an. Immerhin hatte ich das Gefühl das es zwischen uns besser lief, als es noch vor dem Streit der Fall gewesen war. Vielleicht lag es daran, dass ich mich verantwortlich fühlte oder aber sich an meinem eigenen Verhalten ziemlich viel geändert hatte. Ich war deutlich ruhiger und sanfter geworden, dass war selbst Rachel aufgefallen. Diese hatte nach langem hin und er auch immer wieder bei Alais vorbei geschaut, ihr wie immer die schönsten Blumen gebracht und versucht mit Schokolade zu mästen. Eigentlich waren die beiden zusammen ein süßer Anblick und es freute mich, dass Rachel sie so gut leiden konnte. Noch ein Grund mehr, warum ich nicht wollte, dass Alais von unserem Trennungsgrund erfuhr. Ich hatte Rachel ebenfalls gebeten zu Schweigen. Meiner Bitte hatte sie aber auch erst nach langem Überreden und mit großen Missfallen akzeptiert. Ja, es war feige von mir aber auch wenn es gesundheitlich noch ein wenig dauerte, lief der Rest so perfekt das ich es nicht wieder vermasseln wollte. Inzwischen hatten wir erfahren, wer für ihren Gesundheitszustand verantwortlich war und es hatte zwei Polizisten gebraucht, die mich davon abgehalten hatten diese Irre nicht direkt umzubringen. Wenigstens hatte man mir keinen versuchten Mord angekreidet ....
      Ich hätte die Geschichte mit dem Mädchen ernster nehmen müssen, dann wäre es sicherlich nicht so weit gekommen, auch wenn die Polizei meinte, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Die Psychologen hätten gemeint, dass sie mich in ihren Gedanken bereits vollkommen besessen hatte und jeder andere als Störfaktor gesehen wurde. Selbst wenn ich kein Wort mit ihr geredet hätte, hätte sie das nicht aufgehalten - verdammt gruselig.
      Da mich das beschäftigt hatte, hatte ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und heraus gefunden, dass es sich tatsächlich um ein psychotisches Krankheitsbild nannte, dass man auch Obsessive Liebe nennt.
      Jedenfalls war die Pinkhaarige nun in einer geschlossenen Anstalt und konnte Alais nichts mehr anhaben, auch wenn mir das bei Weitem nicht genügte. In meinen Augen hätte sie eindeutig ein Prozess erwarten müssen, aber sie war wohl nicht zurechnungsfähig. Das übliche also ...
      Wie auch immer. Alais war nun in der Reha und auch wenn die Kleine ungeduldig war und es in ihren Augen wohl nicht voran ging, erkannte ich die Fortschritte die sie machte. Heute würde ich sie wieder besuchen und inzwischen kannten mich die Leute schon, dass ich die Pflegekräfte schon direkt begrüßte.
      "Ihre Freundin ist ein echter Glückspilz. Da wird man glatt neidisch.", begrüßte mich eine der Pflegerinnen, die sich immer sehr liebevoll um Alais kümmerte. Eine nette Dame, mittleren Alters mit braunen Bobhaarschnitt. Sie war verheiratet, hatte zwei Kinder und schimpfte immer ihren Mann aus, sobald sie mich sah, der mich daraufhin lachend begrüßte.
      "Da wäre ich mir nicht so sicher...", murmelte ich leise, lächelte und verschwand dann in Richtung des Zimmers in dem Alais lag. Zusammen mit einem Pandastofftier hatte ich den Raum betreten und schmunzelte leicht als ich Alais sah. "Hallo Prinzessin."


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    • Alais

      Am liebsten wäre ich tatsächlich zuhause, oder eher in meiner eigenen Wohnung, an welche ich mich überhaupt nicht erinnern konnte, aber mein Vater hatte mir davon erzählt. Meine Bindung zu ihm ist deutlich besser geworden, er kam oft her und wir sprachen auch oft zusammen, manchmal war auch Luciels Mutter dabei und die beiden hatten es wirklich vor zu heiraten. Mein Vater hatte ihr einen Antrag gemacht, da die Scheidung von ihm und meiner Mom durch war, aber die beiden wollten warten, bis ich soweit fit war, um Teil daran zu haben. Ich freute mich für die beiden, aber letztendlich ging es kaum voran und damit mussten sie sicherlich noch Ewigkeiten warten. Luciels Mutter hatte kein Problem damit, wie es aussah, aber ich hatte eines. Gott, seit wann bin ich so depressiv geworden?
      Ich blickte aus dem Fenster auf den Garten draußen und musste feststellen, dass es wirklich schön hier war. Klar, die Reha war definitiv schöner als das Krankenhaus und mein Zimmer war gemütlich, ich habe nur noch nicht durchgekommen, dass Luciel mal hier schlafen darf, aber das kriegen wir mit Sicherheit auch noch hin.. Außerdem war alles voll mit Feldern und Wäldern, hier gab es viel Ruhe und es war so abgeschieden, aber gar nicht mal so weit zu der Stadt. Ich genoss die Ruhe, aber mit der Ruhe kamen auch die Gedanken wieder und meine Ängste und Sorgen. Gerade wollten sie wieder anfangen, aber da hörte ich Schritte und drehte mich mit dem Kopf zu Tür um, um Luciel zu erblicken. Ich weiß letztendlich nicht, ob wir nun ein Paar waren, oder auch nicht ich weiß aber, dass ich ihm für alles sehr dankbar war. Er tat so viel für mich. Unwillkürlich musste ich lächeln, bevor ich mich mit dem Rollstuhl, in welchen ich schon alleine rein konnte, umdrehte. Er nannte mich noch immer Prinzessin und bei diesem Wort mit seiner Stimme schmolz mein Herz dahin. "Hi", begrüßte ich ihn und erblickte das Stifftier in seiner Hand. Aus dem Lächeln wurde ein Schmunzeln, ich habe in den letzten Wochen so viele Grschenke bekommen, das war schon wirklich gruselig, vor allem Rachel brachte mir immer wieder Blumen und Schokolade, vorher nahm sie das Geld dafür?
      "Wollen wir vielleicht spazieren gehen? Es ist bestimmt warm draußen". Ich wusste es nicht, ob es wirklich so war, aber das konnte er mir bestimmt sagen. "Es ist zwar nur die Umgebung hier, aber ich glaube es ist Zeit sie mal zu erkunden". Vor allem, weil ich mit Luciel reden wollte..
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    • Luciel

      Ich wusste das Alais nicht wirklich eine Steigerung sah, aber in meinen Augen hatte sie unglaubliche Fortschritte gemacht. Natürlich konnte sie nicht mal eben aufspringen und alles war vergessen, aber es ging Schritt für Schritt voran, so empfand ich es jedenfalls. Auch wenn die Zeit für uns beide irgendwie ein wenig still stand, strich sie um uns herum vorbei wie im Flug. Meine Mutter wollte wieder Heiraten und offenbar wünscht mir Alais Vater inzwischen nicht mehr jeden Tag sämtliche Flüche an den Hals die er so kannte. Rachel war inzwischen schwer verliebt und ich durfte ihren neuen Freund sogar kennenlernen, mit dem ich mich amüsanter weise prächtig verstand und das obwohl Rachel meine Ex war und man da nicht zwingend gut mit umging. Der Kerl jedenfalls war schwer in Ordnung und er wollte auch Alais kennenlernen, sobald es ihr besser ging. Bei jedem anderen hätte ich da vielleicht nicht so ruhig reagiert, aber mal ehrlich ich habe noch nie einen entspannteren Typen erlebt als ihn. Ich hatte natürlich direkt Alais darüber berichtet. Wir sprachen so viel mehr als früher. Praktisch über alles! Ich wollte sie an meinem Leben teilhaben lassen und nicht mehr ausschließen. Ich wollte so vieles anderes machen und auch wenn dieser Unfall natürlich etwas Schlechtes war, hatte es uns doch alle ein wenig verändert und das nicht zum Negativen. Natürlich werde ich den alten Luciel niemals aus mir heraus bekommen, aber das musste ich auch nicht, so lange ich die richtigen Leute nun vernünftig behandle. Zum Rest der Welt konnte ich nach wie vor unfreundlich sein.
      Auf den Weg zu Alais hatte ich ihr erneut ein Geschenk mitgebracht, etwas das ich mir inzwischen auch angewöhnt hatte. Ob es nun Blumen waren, ein Stofftier oder was auch immer. Vielleicht war das ein billiger Versuch meinerseits die Sache wieder gerade zu biegen, auch wenn man das auf materiellen Weg niemals schaffen konnte. Aber es beruhigte mein Gewissen ... zumindest einen Augenblick.
      Mit einem Pandastofftier, das ich zugegeben selbst extrem süß fand, war ich dann bei ihr angekommen und öffnete vorsichtig die Tür. Alais konnte inzwischen schon selbst in den Rollstuhl was ein riesiger Schritt nach vorne war. Alais sah nur ihre Fortschritte nicht wirklich und darum hatte ich auch Angst sie allein zu lassen. Sie musste endlich neuen Mut schöpfen, auch wenn ich keine Ahnung hatte wie ich es schaffen kann damit sie diesen findet. Lächelnd setzte ich ihr den Stoffbären auf den Schoß und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Gerne. Es ist schönes Wetter und wird dir gut tun." ich stellte mich also hinter den Stuhl und schob die Rosahaarige aus dem Zimmer. Auf dem Flur begegneten wir einem der Pflegekräfte, dass wir nach draußen in den Garten gingen. Hier war es zwar lange nicht so streng wie in einem Krankenhaus, aber dennoch war es vorteilhaft sich An- und Abzumelden. Tatsächlich war das Wetter prächtig, auch wenn ich Alais zur Sicherheit eine Jacke von drinnen mitgenommen hatte. Die Sonnenstrahlen kitzelten uns das Gesicht und viele andere der Patienten schienen die gleiche Idee gehabt zu haben, dass Wetter auszunutzen.


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    • Alais

      Ich war froh darüber, dass Luciel meine Idee gut fand und lächelte umso breiter, als er auf mich zukam, um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Wir haben körperlich nur wenig Kontakt zueinander gehabt, es beschränkte sich eher auf einen Kuss auf die Stirn, eine sporadische Umarmung oder ab und zu das Händchenhalten, wenn Luciel mir halt geben wollte. Es lief aber auch ohne dessen deutlich besser zwischen uns, wir sprachen wirklich viel und auch Luciel gab sich die Mühe mit mir zu reden. Wenn er nicht hier war telefonierten wir auch, er wollte täglich von meiner Therapie wissen und ich täglich gerne von dem, was bei ihm los war. Er hatte natürlich mehr zu erzählen, aber wir machten Fortschritte und das war das Beste.
      Noch bevor er mich aus dem Zimmer schob griff ich nach einer dünnen Strickjacke, in der ich noch etwas Vorbereitetes mit hatte, dann sah ich mir das Stofftier in die Hände, welches ich geschenkt bekommen habe. Es war ein Panda, ein sehr schöner Panda, der mir wieder ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Danke, es ist wirklich süß", kommentierte ich es, während meine Augen das süße Ding noch weiter betrachteten. Ich bekam oft Kleinigkeiten als Geschenke, mal Blumen oder Schokolade, aber Luciel gab sich die Mühe, wirklich viel Mühe.

      Wir kamen raus, es gab viele andere Bewohner der Reha, die draußen waren, aber ich bat Luciel noch ein wenig weiter mit mir rauszufahren. Dass er mich schob, daran war ich schon irgendwie gewöhnt, auch wenn ich mich noch immer manchmal unwohl fühlte. Ich wollte lieber selbstständig sein.. "Was gibt es neues?", fragte ich und blickte nach hinten zu dem Mann hoch, um ihn anzusehen..
      Wir gingen deutlich weiter, als die anderen Bewohner und hatten irgendwann nur noch uns beide weit und breit, aber es war schön warm und die Umgebung war noch viel toller. Ich erblickte eine Bank und deutete auf diese hin, um dort anzuhalten und vielleicht dort zu reden. Aus dem Rollstuhl auf die Bank kam ich selber hin, ohne große Probleme oder Schwierigkeiten, das hatte ich schon gelernt. Ich konnte mich aber auf der Bank einfach zurück lehnen und die Sonne genießen, es war herrlich. "Luciel?", fragte ich dennoch in der Ruhe und blickte zu dem Mann rüber. "Ich würde gerne darüber reden... Was zwischen uns war vor dem Unfall".
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Die Sonne tat ungemein gut. Ich liebte das Gefühl der warmen Strahlen auf meiner Haut und atmete den Geruch der Blumen um uns herum tief ein. Die Anlage hier war unfassbar schön. Sie hatten sich viel Mühe gegeben den Ort zu einem Wohlfühlort zu machen, auch wenn das Heimweh natürlich in jedem Patienten hier steckte. Dennoch war es angenehmer wenn man hier Farbe hatte, als dieses kalte Weiß eines Krankenhauses bei welchem Depressionen schon vorprogrammiert waren. Hier hatte man sich eindeutig sehr viel Mühe gegeben, den Aufenthalt wenigstens so angenehm es eben möglich war zu gestalten. Es wuschen die unterschiedlichsten Pflanzen hier, man hatte einen kleinen Kiesweg im Garten angelegt, es gab einen süßen Teich und man konnte sich auf hübschen Holzbänken, welche meistens an den Lehnen Schnörkel besaßen, erinnerte sehr an die Zeit des Rokoko, zurück lehnen und entspannen. Inzwischen kannte ich viele der Patienten schon vom Sehen und daher begrüßte man sich natürlich sofort, lächelte oder nickte sich zu. Von manchen kannte ich die Geschichte, immerhin neigten alte Leute oft dazu einem einen Schwung aus den Leben zu berichten, von anderen nur den Namen aber man gewöhnte sich irgendwie aneinander. Alais hatte mich gebeten mit ihr ein weniger weiter in den Garten zu fahren, damit wir offenbar etwas abgeschiedener von den anderen waren und in Ruhe reden konnten. Ich steuerte mit Alais eine Bank an und lies sie sich dort selbst hinsetzen. Das war mir anfangs ungemein schwer gefallen, da ich ihr immer wieder helfen wollte. Die Pfleger hatten mich aber darauf hin gewiesen, dass ich ihr ihre Selbstständigkeit lassen musste, also duldete ich es schweren Herzens. Wenn es nach mir ging würde ich sie wahrscheinlich direkt in den Garten tragen, statt sie in den Rollstuhl zu setzen. Aber ich wusste das ich mich zusammen reißen musste. Nachdem Alais es geschafft hatte sich vom Rollstuhl auf die weiße Holzbank zu setzen, nahm ich neben ihr Platz. Als ich aber meinen Namen vernahm und die Frage die sie mir kurz darauf stellte, schluckte ich schwer. So viel also zu einem entspannten Nachmittag ...
      Natürlich wusste ich das wir dieses Gespräch führen mussten, aber ich hätte es gerne länger hinaus gezögert.
      Ich musste schwer den Drang unterdrücken jetzt keine Zigarette zu rauchen. Dieses Laster war ich trotz all der Fortschritte in vielen Bereichen nicht los geworden.
      Ich seufzte und sah zu ihr. "Was...willst du genau wissen?"


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    • Alais

      Es musste wohl ein wenig was größeres zwischen uns gewesen sein, denn Luciel seufzte, als ich ihn danach fragte und es wissen wollte. Eine leichte Briese zog an uns vorbei und eine Gänsehaut übernahm meinen Körper, aber ich wollte so viel Vitamin D bekommen, wie es nur möglich war und ließ meine Arme deshalb unbedeckt, zunächst jedenfalls. Vielleicht würde mit dieses Vitamin dabei helfen mich nicht mehr so depressiv zu fühlen, wie ich es zur Zeit tat, vielleicht würde es aber auch das Gespräch tun, welches wir nun führen mussten. Es war mir wichtig, denn ich erinnerte mich, wollte mich aber gerne erinnern.
      Mein Blick ging zu Luciel, um ihn anzusehen und sanft anzulächeln. "Ich würde gerne alles wissen.. Du hast davon gesprochen, dass es nicht gut und einfach zwischen uns beiden lief, vor dem Unfall.. Heißt es, wir waren nicht mehr zusammen? Ich.. Würde gerne den Grund dafür wissen...". Ich nahm den Blick auch wieder runter, um dann in die Ferne zu sehen. Zwischen uns beiden war nicht viel Platz, die Bank war nicht sonderlich groß, aber meine Hände hielten das Stofftier fest, um meine Nervosität zurück zu halten." Sei.. Einfach ehrlich mit mir bitte.. Ich versteh nämlich nicht... Es.. Fühlt sich so gut zwischen uns an, aber wenn es vorher nicht der Fall war, dann weiß ich nicht, ob es nicht falsch ist..". Ich seufzte selbst.. Seit dem ich aus dem Krankenhaus war sprachen wir auch viel mehr über Gefühle und so einen Kram.. Vor allem hörte mir Luciel viel zu, während ich ab und zu heulend in der Ecke saß, weil es nicht so klappte, wie ich es wollte. "Ich.. Weiß einfach selbst nicht was ich denken soll.. Und was Richtig und was Falsch ist.. Ich bin verwirrt". Wieder einmal seufzte und und betrachtete den Panda auf meinem Schoß.
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Vielleicht hätte ich mir ebenfalls ein Stofftier mitnehmen sollen um mich abzulenken? Jedenfalls wusste ich nicht so recht was ich mit meinen Händen tun sollte, die nervös irgendeine Beschäftigung suchten. In solchen Situationen rauchte ich für gewöhnlich, aber das tat ich hier nicht, zumal es mir unangebracht erschien und sicherlich auch nicht zur Genesung von Alais bei trug. Ja, ich hatte einiges an mir geändert, dennoch konnte ich das Geschehene eben nicht so einfach ausradieren und Alais hatte selbstverständlich jegliches Recht zu erfahren was zwischen uns passiert ist. Natürlich war der Umstand das sie es vergessen hatte für mich die leichteste Möglichkeit, aber es war nicht fair und das konnte ich nicht leugnen. Ich hätte es nur gerne weiter vor mich hin geschoben, was natürlich feige war. So spielten meine Hände also ein wenig am Stoff meines dünnen, Langarmpullovers, weil mir nicht besseres einfiel. "Es gab ein Missverständnis zwischen uns beiden. Ich habe meine Einweihungsparty für die Wohnung geschmissen und war ziemlich angetrunken. Du musstest nochmal weg weil dein Vater einen kleinen Unfall hatte. Ich bin mit Rachel eingeschlafen und du hast uns so vorgefunden. Es ist nichts passiert, aber du wolltest es mir nicht wirklich glauben und ich hab mich angegriffen gefühlt das du mir so etwas unterstellt hast. Wir haben uns viele eklige Dinge an den Kopf geworfen und auch wenn wir uns wieder versöhnt haben, war für mich einfach das Gefühl nicht mehr da gewesen. Ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt und wir haben es beendet. Es war keine Trennung im Streit, aber es war vorbei. Dennoch konnten wir beide irgendwie nicht mit aber auch nicht ohne einander. Es war eine komische Situation zwischen uns und dieses Gefühl hab ich nicht ausgehalten, also hab ich mein Versprechen eingelöst und wollte wenigstens zu deiner Aufführung kommen. Dann kam es zu diesem Unfall und den Rest der Geschichte kennst du bereits.", erzählte ich ihr dann und lehnte mich an der Bank zurück. "Das ist die Kurzform."


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    • Alais

      Ich hörte Luciel zu, während er darüber sprach, was zwischen uns beiden geschehen war. Er sprach von einer Einweihungsparty, von ihm und Rachel in einem gemeinsamen Bett.. Es hatte jedoch nicht die gewünschte Wirkung, die ich mir von diesem Gespräch versprochen habe. Natürlich vertraute ich Luciel und glaubte ihm, dass das, was er gerade sprach der Wahrheit entsprach und nicht beschönigt wurde, aber irgendwie.. Hatte ich mir eine Erinnerung erhofft, etwas, was Licht ins Dunkle bringen würde, denn genau das fehlte mir. Letztendlich half es nicht und während ich auf den Pandabären in meinem Händen sah wusste ich nicht ganz, ob es überhaupt einen Sinn hatte weiter darüber zu reden. Vielleicht war es doch besser so, dass ich nichts wusste? Aber die Erzählung erklärte auch ein wenig, warum Rachel sich so komisch verhielt, jedenfalls.. Konnte ich es mir vorstellen, aber ich wollte ihr nichts unterstellen, sie war zu toll und eine viel zu gute Freundin, um ihr so etwas zu unterstellen.
      "Eine Einweihungsparty also?", fragte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen und blickte zu Luciel. "Und es ist zwischen euch..". Ich brach meine Frage danach ab, ob wirklich nichts zwischen ihm und Rachel gelaufen war, denn etwas anderes blitzte in meinem Kopf auf. Ich sah ein Bild.. Eine Erinnerung.. Das Licht in der Dunkelheit. "Es war kalt.. Wir standen im Park und es gab tonnenweise Schnee um uns herum". So langsam blitzte noch mehr auf. "Wir sprachen miteinander". Aber ich konnte kein einziges Wort verstehen, welches Luciel zu mir sprach. Es war aber scheinbar ein lockeres Gespräch, kein Streit.. Gott lag dort viel Schnee! Das Bild verschwand aber auch wieder vor meinem geistigen Auge, ich blickte wieder Luciel an und lächelte sanft, also doch ein Licht in der Dunkelheit.. Aber da war doch noch mehr. "Wir standen an deinem Fahrzeug.. Und haben uns verabschiedet.. Als ich zur Tür gelaufen war hatte ich dir nachgerufen.. Aber.. Ich weiß nicht, was ich zu dir gesagt habe.. Du hast so.. Geschockt ausgesehen? Ich weiß nicht..". Das Lächeln auf meinen Lippen wurde noch größer. "Ich.. Kann mich erinnern, Luciel.. Wenigsten.. Ein wenig".
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Ich wusste nicht wirklich ob meine Erzählungen auch nur ansatzweise halfen Licht ins Dunkle zu bringen oder ob es alles nur schlimmer machte. Was wenn dieses kleine Idyll das wir uns geschaffen hatten wie ein Kartenhaus zusammen stürzte und das gleiche Drama von vorn geschah? Wenn sie mir nicht glaubte? Wenn sie sauer war oder ich jetzt etwas in den falschen Hals bekam? Ich sagte zwar, dass ich mich verändert habe, aber was gab mir die Gewissheit das ich nicht wieder richtig arschig reagiere? Gott, das ist scheiße. Ich will eine rauchen oder nervös im Kreis herum laufen oder ... argh! Ich altere noch vorzeitig eindeutig. Wenn mich der Unfall von Alais nicht schlagartig 10 Jahre älter gemacht hatte, dann diese Ungewissheit. Und was witzige an der Sache? Ich selbstbewusster Egoarsch hatte jetzt Angst der Kleinen in die Augen zu sehen und dort Ablehnung zu erkennen. Jetzt wo ich endlich wusste, dass ich diese Frau liebte und es ihr sogar gesagt hatte. Ob sie das noch wusste? Immerhin war sie da gerade frisch aus dem Koma aufgewacht und noch ziemlich benebelt gewesen. So wie ich Alais kannte glaubte sie noch, dass ich das rein aus dem Affekt gesagt hatte, weil ich so erleichtert war, dass sie endlich wach war. Mein armer Schädel ...
      Ich bemerkte den Blick ihr auf mir, während sie einiges was ich gesagt hatte wiederholte, ich sah sie aber nicht an. Ich wusste einfach nicht wie ich reagieren sollte, was ich tun sollte. All das war so ..scheiße es war zu viel. Ich wollte es nicht wieder vergeigen, nicht all das zerstören was wir uns jetzt geschaffen hatten - nicht noch einmal.
      Erst als Alais plötzlich von dem Zeitpunkt erzählte, als wir uns draußen im Schnee unterhalten hatten, starrte ich sie mit großen Augen an. "Du ...", begann ich perplex. Sie erinnerte sie? Sie erinnerte sich! Als Alais mir diesen Gedanken ebenfalls bestätigte, griff ich nach ihren Händen und strahlte sie förmlich an. "Du erinnerst dich an etwas! Ich wusste es geht voran. Alais das ist fantastisch!"


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