[2er RPG] I Hate You - I Love You

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    • Alais

      Es war genau der Fels in der Brandung, nach welchem ich gesucht hatte. Eine Erinnerung, vor allem aber eine friedliche Erinnerung, die ein klein wenig Licht ins Dunkle brachte. Ob ich mich jemals wieder erinnern werde wusste keiner, der Arzt hatte mir erklärt, dass bei dem Unfall ein Teil meines Gehirns beschädigt worden ist, zum Glück vermutlich nur ein ganz kleiner, der mich nicht nur das Laufen vergessen ließ, sondern auch einen Teil meiner Erinnerungen. Keiner wusste, oh sie wiederkommen würden, aber es hätte noch viel schlimmer sein können, ich hatte schon verdammt viel Glück gehabt. Meine Persönlichkeit kann sich möglicherweise ein klein wenig mit verändert haben, aber ich merkte es bisher nicht, na bis auf die depressive Phase, die mich schon so lange begleitet.. Aber Luciel, dem ich bisher so etwas nicht zugetraut hatte, war in dieser Phase da und unterstützte mich, ohne mir blöde Vorwürfe zu machen, dass ich mich anstelle. Er war sehr rücksichtsvoll geworden, dadurch fühlte ich mich sehr sicher bei ihm aufgehoben.
      Er nahm meine Hände in seine und am meisten erfreute es mich, dass er sich mit mir darüber freute, dass es vielleicht langsam weiter ging. Vielleicht, wir werden sehen, wohin das Ganze uns bringen wird. Ich lächelte dennoch weiter und nickte ihm zu, als er darüber sprach, dass ich mich erinnern konnte. "Es klappt anscheinend doch noch", kommentierte ich das und nahm denn Blick schmunzelnd wieder runter von ihm, um in die Ferne vor uns zu sehen. Es war ein wirklich befriedigendes Gefühl hier mit ihm zu sitzen und sich zu erinnern... Ein wenig wenigstens. "Aber.. Was wird.. Wenn ich mich nicht mehr erinnern werde?". Ich blickte wieder zu Luciel, wobei ich wieder bedrückt war, wie eigentlich immer bei den gedankem
      "Ich habe viel nachgedacht.. Luciel.. Und ich will jetzt nicht hören, dass es Quatsch ist.. Oder so.. Aber was wird, wenn ich wirklich nicht mehr richtig laufen kann? Wenn ich gewisse Sachen nicht mehr machen kann..". Ich seufzte und nahm den Blick wieder von ihm. "Wenn ich nicht mehr Klavier spielen kann.. Ich meine..Das hat mich doch ausgemacht.. Schon immer.. Und jetzt.. Ist es einfach weg..". Ich wollte beide Themen hintereinander abgehackt haben, denn immer, wenn ich so etwas ansprach waren alle der Meinung, es würde nie eintreffen.. Nie.. Aber ich wollte Gewissenheit haben. "Es überfordert mich, dass alle ständig sagen, dass es nicht passieren wird... Dass ich es schon schaffen werde.. Diese Last..lässt mich immer weiter zurück sinken.. Und ich will einfach nur eine Gewissenheit haben, dass mich keiner alleine lässt, wenn.. Ich es nicht mehr kann". Ja, ein wenig dramatisch, aber ich glaube auch vollkommen verständlich, dass ich eben solche Sorgen hatte. Natürlich gaben sich alle Mühe mir nur positive Gedanken zu übermitteln, aber ich war keine sechs mehr, ich war mir dessen bewusst, was sein könnte.
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Ich freute mich wirklich sehr für Alais, dass sie sich wenigstens an etwas erinnern konnte. So klein die Erinnerung auch war, es war ein Anfang und ich war der felsenfesten Überzeugung, dass es weiterhin bergauf gehen würde. Ich wollte daran glauben und wenn es Alais schon nicht konnte, dann tat ich es eben für uns beide. Wann war ich bin zu einem Optimisten mutiert? Vielleicht weil es nicht mit betraf oder ich mir eben immer noch die Schuld an all dem hier gab. Hätte ich nur früher bemerkt was dieses Miststück vor hatte und Alais vor ihr beschützt, hätte ich mich nur besser um Alais gekümmert. Es gab so viel ´hätte´und doch hatte ich eben nichts getan! Es war nicht mehr zu ändern, aber diese Gedanken würden mich ein Leben lang verfolgen. Vielleicht war das hier einfach meine feige Art der Wiedergutmachung. Ich bin ein furchtbarer Mensch, dass ich erst so ein schlimmes Ereignis brauche, damit ich mich ändere. Vielleicht habe ich mich auch nicht geändert ... in meinen Augen bin ich immer nur ein furchtbares Arschloch. Nachdenklich strich ich über die zarten kleinen Hände von Alais und seufzte leise. Sie war so zerbrechlich ...
      Erst die Stimme von ihr, lies mich von ihren Händen aufblicken. Ich wollte sie für diese negativen Gedanken tadeln, wollte ihr erneut klar machen, dass alles gut werden würde, aber sie sprach weiter und ehrlich gesagt hatte ich mit ihren nächsten Worten recht. Sie musste sich darüber Gedanken machen und es war nur verständlich, dass es sie beschäftigte. Es war ein schwieriges Thema, aber eben nicht abwegig und sie musste nun wissen, wie es weiterging wenn eben dieser Stillstand eintrat. Es war eine große Verantwortung und ich konnte ihr nicht verübeln, dass sie daran zweifelte das ich mit ihr in diesem Zustand klar kam. Ich muss gestehen, dass ich das damals auch nicht wäre. Ich wäre nicht zurecht gekommen, aber in der Zeit in der sie im Koma gelegen hatte, hatte sich viel geändert und ich wusste das ich niemand anderen an meiner Seite haben wollte. Ganz gleich was passiert. Ich hatte ihre Hände die ganze Zeit in meinen behalten, hob nun aber eine Hand von ihr an. "Wenn es das tatsächlich war und du eingeschränkt bleibst ....", ich küsste daraufhin ihren Handrücken. "Dann bin ich eben deine Beine, deine Arme ...ich werde alles sein, was du möchtest."



      ღ For my lovely Warlock ღ
    • Alais

      Ich weiß, dass ich es schaffen konnte, wenn ich hart daran arbeitete, aber es war genau das, was ich nicht hören wollte, denn es gibt immer eine andere Möglichkeit und wenn genau diese bei mir eintreten sollte wollte ich darauf vorbereitet sein. Es wäre nicht verwerflich, wenn Luciel gesagt hätte, dass er nicht dazu bereit war mir weiterhin bei Seite zu stehen, wenn es eben nicht so klappte, wie ich es mir wünschte. Ich war noch ein ziemlicher Krüppel, wer wollte sich so etwas schon bewusst ans Bein binden? Denn selbst wenn ich laufen sollte, eines Tages, war es noch ein weiter Weg vor mir und auf diesem würde es einiges, was ich gewohnt war weiterhin nicht geben. Aber ich glaube, ich brauchte auch vieles davon nicht mehr, ich hatte zu einigen Sachen keinen drang mehr hinzu vielleicht aber auch, weil ich genau gesehen habe, wie schnell das Leben zu Ende sein kann.
      Doch trotz meiner Vermutung, er könnte vielleicht überfordert damit sein war es Luciel ganz und gar nicht. Meine Augen betrachteten ihn ganz genau, während er eine meiner Hände hoch hob, um einen Kuss darauf zu platzieren. Er sprach davon dass er meine Beine sein würde, meine Arme wenn es nötig war und plötzlich bildeten sich Tränen in meinen Augen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Es war schöner, als die drei magischen Worte zu hören, von denen ich immer dachte, sie würden das schönste überhaupt sein.. Nein, so war es gar nicht.. Es waren die Worte, er würde immer zu mir halten, viel viel schöner und trotz dessen, dass ich weinen musste lächelte ich. Noch nie habe ich mich so glücklich gefühlt, wie jetzt in diesem Moment.. Klar, ich war schon oft glücklich gewesen, sehr glücklich sogar, aber nichts kam auch nur ansatzweise an dieses Gefühl, welches ich jetzt in meiner Brust verspürte.
      "Danke", flüsterte ich und lächelte nur noch breiter. Diese Geste und diese Worte gaben mit das Gefühl die richtige Wahl mit diesem Mann getroffen zu haben. Wir sind beide erwachsener geworden, wir haben uns beide verändert, aber nur zum Guten hin. Vor allem war Luciel um einiges erwachsener geworden, er stand mir bei und er gab mir das Gefühl die richtige Entscheidung mit ihm getroffen zu haben.. Doch für genau diesen Augenblick hatte ich etwas vorbereitet, deshalb befreite ich auch eine meiner Hände, um in die Tasche der Strickjacke zu greifen. "Ich habe was für dich", stellte ich fest und wischte mir noch einmal durch das Gesicht, um die Tränen zu verscheuchen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen sah ich zunächst den von mir gefalteten Zettel an, bevor ich ihn Luciel rüber reichte. Meine Feinmotorik war noch nicht ganz zurück, deshalb fiel mir das Schreiben noch ein wenig schwierig, aber ich habe mir die größte Mühe gegeben, ihm diesen einfachen Zettel zu schreiben. Ich wollte endlich Klarheit schaffen!
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Ich erfuhr spätestens das ich richtig geantwortet hatte, als Alais Augen anfingen zu leuchten. Eigentlich hatte ich ja gehofft sie würde nun strahlen, aber das sie plötzlich anfing zu weinen, überforderte mich komplett. Man, die Kleine wusste doch das ich nicht damit umgehen konnte wenn sie weinte. Ein wenig panisch wedelte ich mit den Händen und durchsuchte jegliche Tasche an meiner Kleidung die ich besaß nach einem Taschentuch - Fehlanzeige. " Bitte nicht weinen...", stammelte ich überfordert, erst als ich sie lächeln sah konnte ich mich ein wenig entspannen. "Also Lächeln und Weinen passt nun wirklich nicht zusammen Prinzessin.", schmunzelte ich sanft und strich zärtlich mit dem Daumen über ihre Augenwinkel um die Tränen aufzufangen. "Wofür bedankst du dich denn bitte?", antwortete ich leise. Ich sollte eher dankbar sein, dass sie noch mit mir sprach und mich nicht hasste. Auch wenn sie sich vielleicht nicht daran erinnerte mich zu hassen. Immerhin war das meine kranke Stalkerin die sie da umgefahren hatte. Scheiße, sie hätte tot sein können. Ich hätte mir das nie verziehen, genauso wenig wie ich mir den aktuellen Zustand von ihr verzeihen konnte. All das hätte nie soweit kommen müssen. Als sie plötzlich ihre Hand aus meiner befreite und meinte, dass sie etwas für mich hatte, sah ich verwundert zu ihr und nickte leicht. Es dauerte ein wenig aber ich wartete geduldig darauf, dass sie das was sie aus ihrer Tasche holte mir aushändigte. Es war ein Zettel...
      Nicht weniger verwirrt als vorher, hatte ich diesen an mich genommen und war nicht sicher, ob ich diesen jetzt schon lesen durfte. Da aber keine Widerworte kamen, als ich das kleine Papier auseinander faltete, nahm ich das einfach mal als Zustimmung an. Auch wenn die Schrift etwas unbeholfen wirkte, war es für mich dennoch die schönste Schrift dieser Welt. Die Worte darin brachten mich aber leicht zum lachen. "Prinzessin, es hat wohl nicht gereicht das ich dir einmal meine Liebe gestanden habe oder?", schmunzelte ich leicht. "Du hast ja Recht, ich sollte das ändern." daraufhin beugte ich mich zu ihr und flüsterte ein "Ja, will ich." gegen ihre Lippen, ehe ich sie küsste. "Ich wollte nie jemand anderen."


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    • Alais

      Ich war aufgeregt, aber Luciel reagierte genau so, wie ich es erwartet hatte.. Wenn nicht sogar noch ein wenig besser, denn ich hatte mit keinem Kuss gerechnet. Seine Lippen schmeckten so süß und waren so schön warm, ich wollte noch mehr davon, deutlich mehr. Meine freien Hände legte ich dann um seine Wangen, um ihm ja nicht die Möglichkeit zu geben sich mir zu entziehen. Ein Schmunzeln war breit währenddessen auf meinen Lippen zu sehen. "Weiß du", sprach ich dann doch noch, als ich den Kuss kurz unterbrach. "Ich habe so viele Anfragen.. Diesbezüglich und.. Ich wollte dir die Chance geben Klarheit zu schaffen". Ich grinste, bevor meine Lippen wieder auf seinen landeten. Es war der schönste Tag seit langem.. Seit gefühlt Ewigkeiten..

      Es dauerte noch ein ganzes Jahr, bis ich in der Lage war selbstständig durch die Gegend zu laufen, aber so lange hatte ich es nicht in der Reha ausgehalten und war irgendwann zu Luciel gezogen, nachdem ich die Treppen irgendwie hoch laufen konnte, auch wenn er mir anbot mich jedes Mal wieder hoch zu tragen. Ich konnte dort schon kleine Strecken laufen, denn nach unserem Gespräch im Park hatte sich einiges bei mir bewegt.. Ich hatte mehr Willen bekommen und ich stresste mich nicht mehr so sehr, da Luciel zu mir halten würde, egal, wie lange es dauern wird... Aber nun hatte ich es geschafft auch länger zu Fuß zu gehen und auch wenn es noch immer nicht ganz so gut war, wie ich es mir wünschte es war dennoch mit dem Mann an meiner Seite perfekt. Ich blickte ihn von der Seite an und musste feststellen, dass er konzentriert beim Fahren noch süßer aussah, als es sonst der Fall war.. Wir waren auf dem Weg zum Meer, das hatte ich mir gewünscht und bekam es nun erfüllt, wie er es versprochen hatte, außerdem gab es eine ziemlich große Summe an Schmerzensgeld und so konnten wir es uns leisten an der Küste Urlaub zu machen.
      Der Weg war lang, aber wir schafften es anzukommen und noch bevor wir bei unserer Hütte am Strand angekommen waren wollte ich unbedingt an den Strand. Ich bekam den Mann neben mir dazu überredet und kaum stand der Wagen schon schlüpfte ich aus den Schuhen, um barfuß den Weg runter zu laufen. Ich wollte den Strand an meinen Füßen spüren, die Wärme und es vor allem genießen, dass ich laufen konnte. Klar, meine Erinnerungen waren nicht wirklich zurück, nur kleine Momente zwischendurch, auch das Klavierspielen kam nicht mehr wieder, aber ich hatte mich damit abgefunden und das Leben auf mich zukommen lassen. Es war herrlich ohne Sorgen... Ohne böser Gedanken und alleine mit dem Mann meiner Träume.. Der mich vermutlich viel zu oft verfluchte, aber er hatte sich mich an sein Bein gebunden! Jedenfalls hatte seine Mutter meinen Vater geheiratet, im Frühling, als ich mehr oder weniger laufen konnte hatten sie sich das Ja Wort gegeben und ich war die Trauzeugin der Braut. Ganz stolz hatte ich mich in einem rosa Kleid hingestellt, wie es sich die Braut gewünscht hatte, es war wirklich schön und die beiden waren zur Zeit in den Flitterwochen. Nun, bei Luciel und mir würde es bestimmt noch Ewigkeiten dauern, aber ich war so glücklich ihn zu haben, ich brauchte keine Heirat.. Stattdessen das Meerwasser, an welches ich dran kam und welches meine Füße umspielte. Ich hatte es vermisst, ich habe es so sehr vermisst, dass ich gleich fast schon wieder geweint hätte, aber da mein Freund es nicht mochte ließ ich es wieder sein und blickte stattdessen zu ihm, um ihn anzulächeln. Es war ein härter Weg hier hin gewesen, aber er war es wert gewesen.. Er war alles wert.. Alles auf der Welt.
      "The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."
    • Luciel

      Ich denke alles im Leben geschieht aus einem bestimmten Grund, ganz gleich wie furchtbar es in diesem Augenblick für einen erscheinen mag. Erst schlimme Ereignisse, Momente und Erinnerungen beweisen einem Menschen welche Stärke er aufbringen kann und vor allem wer in solchen Zeiten zu einem steht. In Tagen in denen man lacht und es einem gut geht, ist jeder dein Freund, dein Liebster oder dein Partner. In Zeiten der Not kristallisiert sich der wahre Wert einer Person heraus und man lernt wer die Mühe wert war und für wen es besser ist das Kapitel zu beenden.
      Viele Menschen treten in unser Leben, ob nun aus Freundschaft oder Partnerschaft. Es sind die vielen kleinen Dingen, die Ereignisse und Taten die zwei Menschen zueinander bringt.
      Ich weiß das ich noch lange nicht an dem Punkt angekommen bin, an dem ich mich erwachsen nennen kann. Erwachsen werden ist ein schweres Thema und ich denke tief in uns drin, wird man es auch nicht und sollte sich sein Kind bewahren. Aber ich werde mein Bestes geben und diesen Weg Schritt für Schritt meistern, gemeinsam mit ihr.
      Denn ich habe gelernt, dass man in der Welt besser zu zweit als alleine kämpft und vielleicht war es nicht nur einzig und allein Liebe oder Freundschaft nach der ich mich gesehnt hatte, sondern jemand der mit mir diesen Weg der sich Leben nennt gemeinsam durch schreitet, in all seinen Höhen und Tiefen. In all seiner Finsternis und seinem Licht.
      Dieses Buch hat aber noch genug Seiten um es weiter zu füllen und es wird uns noch so viel mehr erwarten: Kummer, Leid, Streit,Ärger, aber genauso viele Momente der Freude, des Glücks, der Zuversicht und Träume. Solang man diese überwiegen lässt, wird kein Weg zu weit sein.
      Danke für alles Alais.


      "Hey Prinzessin? Ich liebe dich."

      ENDE


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