[2er RPG] Blood Kingdom

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    • Etwas belustigt beobachtete David, wie seine neuste und erste Schülerin sich daran versuchte, sein Schwert zu halten. Obwohl es auf dem Boden stand war es viel zu schwer für sie. Wie schwer es tatsächlich war, war ihm gar nicht klar gewesen.
      Er nahm es ihr wieder ab, nachdem sie ihn ein wenig gequält angesehen hatte, und lehnte es wieder an die Wand.
      "Jetzt trainieren wir schon zusammen und du hast immer noch nichts gelernt. Ich habe keinen Plan. Einen Plan zu haben ist tödlich. Du überlebst nur, wenn du spontan bist und improvisieren kannst."
      Er zog - ganz spontan - sein Shirt aus und riss einen Streifen von dem Stoff ab. Die Alkoholflasche hatte er schon bereit gestellt. Einen kleinen Teil davon kippte er über den Stoffetzen, den er dann in die Flasche steckte.
      "Zünde das an und bewirf einen Vampir damit. Ich würde jetzt einen Witz über Marshmallows machen, aber das kennst du gar nicht mehr."
      Er drückte ihr die Flasche in die Hand.
      "Oben wirst du allerhand finden, womit du Sachen anzünden kannst, aber hier unten muss man sich - wie du sicher weißt - mit Feuerstein und Metall abfinden."
      Er warf ihr jetzt auch ein kleines Stück Feuerstein und ein Metallstück zu.
      "Versuch's mal. Zeig dieser Höhle, was du von ihr hälst."
    • David tat es schon wieder.Langsam aber sicher beschlich Emilia das Gefühl,dass ihr 'Lehrer' wirklich keine Ahnung hatte,wie seine Aktionen auf andere Menschen wirkte.Sie selbst wurde durch eine erhobene Augenbraue verraten,als sie ihn etwas verstohlen beobachtete.
      Marshmallows kannte sie in der Tat nicht.Entweder war das etwas aus einer anderen Region oder es war einfach nur schrecklich alt.Was natürliche eine ihrer Theorien stützen würde...Nachdenklich fing sie das Stück Stein auf,das sich so wohlbekannt glatt und kühl in ihrer Hand anfühlte.Feuer machen war eines der ersten Dinge,die man hier unten lernte,denn Feuer gehörte zu einem der Grundprinzipien des Menschen.Hatte er welches,so war ihm Wärme,Schutz und Licht gesichert.Sie setzte die schmierig aussehende Flasche auf den Boden und hatte innerhalb drei Hieben einen Funken erzeugt,der den Stofffetzen in kleine,schwelende Flämmchen hüllte.Suspekt von der ganzen Aktion griff sie sich die Flasche,musterte sie ganz kurz und warf sie dann mit aller Kraft entgegen ihrer Richtung,sodass das Glas an einer Felswand zerschellte.Die darauffolgende Feuersbrunst war so immens,dass Emilia den Feuerball mit Überraschung in den Augen beobachtete.Er ballte sie entlang der Wand aufwärts,wo sich der Alkohol zerstoben hatte.Spätestens jetzt war ihr klar,dass so ein Geschoss durchaus ihre Häuser in der Siedlung mit Leichtigkeit in Brand setzen konnte.Sie wollte sich gar nicht vorstellen,wie es aussah,wenn man einen Menschen damit bewarf..."Das nenn' ich mal beeindruckend",stellte sie nüchtern fest und verfolgte die Rauchschwaden,die sich zur Decke bewegten.

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    • "Und jetzt stell dir das", erdeutete auf die langsam erlischenden Flammen, "Auf guten zwei Metern wandelnden Zunder vor. Das reinste Feuerwerk", erklärte David mit einem Funkeln im Blick.
      Er steckte gern Vampire in Brand. Das war nicht nur eine effektive Methode, Vampire zur Strecke zu bringen, sondern auch perfekt, wenn man mal ein Ablenkungsmanöver brauchte. Wer brannte, rannte nämlich laut schreiend herum und das lenkte die Aufmerksamkeit komplett auf besagten schreienden Feuerball und nicht auf jemanden, der klammheimlich Dinge stielt.
      "Die einfachste und praktischste Waffe, die du finden kannst. Du musst sie nicht mit dir herumschleppen, du kannst sie vielseitig einsetzen. Ich liebe diese Babys. Eine der Regeln, die du dir unbedingt merken solltest: Feuer ist dein bester Freund. Nicht nur hier unten, sondern auch da oben."
      Er überlegte kurz und musterte Emilias Arme kritisch.
      "Dreh dich um und nimm ein Messer in die Hand. Wenn ich Jetzt sage, drehst du dich wieder zur Zielscheibe und wirfst. Versuch so gut es geht an die Mitte heran zu kommen, ich habe da vielleicht eine Idee für deine Waffe."
    • Tatsächlich konnte sich Emilia die Vorstellung einer panisch umher rennenden Fackel gut vorstellen - zu gut.Kurz wurde ihr etwas anders,schnell fokussierte sie Davids Worte.Nichtsdestotrotz war sie überrascht,dass er auf Feuer dermaßen stand.Sie hätte ihn vielmehr als Nahkämpfer eingestuft,der in seiner Position völlig aufging.Offensichtlich hatte sie seinen Grips doch etwas unterschätzt.
      Allerdings tat Emilia,wie geheißen.Sie drehte David den Rücken zu und holte das Messer wieder hervor.Schritt für Schritt,jeder einzelnen Bewegung völlig bewusst,entfernte sie sich von ihm und wartete auf das Signal.Ein Zustand der absoluten Konzentration stellte sich langsam ein,bis sie dann seine Stimme hinter sich vernahm.Ruckartig macht sie auf dem Absatz kehrt und holte währenddessen mit dem Arm aus.Ihr Blick streifte David für den Bruchteil einer Sekunde und warf dann ohne weiteres Nachdenken die Klinge.Noch als das Messer flog schoss ihre Hand zu dem Holster,wo in der Zukunft weitere Klingen stecken würden.Mit einem leisen,dumpfen Geräusch glitt die Schneide des geworfenen Messers in die Holzscheibe und blieb dort stecken,nur weinige Zentimeter von der Mitte entfernt.Das war mit Abstand ihr bester Wurf gewesen und plötzlich fiel Emilia wieder auf,was David ihr damals schon an den Kopf geworfen hatte.
      Du denkst zuviel!
      Ein anerkennendes Schmunzel tauchte auf ihren Lippen auf.

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    • David klatschte freudig in die Hände und ein lautes "Ha!", entwich ihm, als er diesen beinahe perfekten Wurf sah.
      "Das meine ich! Einfach machen, die Instinkte übernehmen lassen, die ich dir hier einimpfe! Der Rest kommt von allein!"
      Er hatte sich wohl noch nie so sehr gefreut, geschweige denn Emotionen gezeigt. Aber er war wirklcih froh darüber, dass Emilia endlcih kapiert hatte, was er die ganze Zeit von ihr gewollt hatte. Sie hatte endlich verstanden, dass sie auf ihren Bauch hören sollte und nicht auf ihr hübsches Köpfchen.
      "Genau das! Genau so! Du hast doch was drauf, du benutzt diese Fähigkeiten nur nicht!", erklärte er, während er ihr ihr Messer zurückbrachte.
      "So funktioniert das Kämpfen gegen Vampire. Sie sind so intelligent, dass sie verdammt arrogant geworden sind. Sie wissen, was du als nächstes tun wirst, wenn du zu sehr darüber nachdenkst. Also hör auf zu denken und mach einfach, was deine Instinkte dir sagen, dann kannst du sie treffen und vielleicht sogar auch töten. An deiner Wurftechnik muss ich gar nichts mehr machen, du bist praktisch perfekt darin. Zumindest im Stand, aber bewegte Ziele machen wir erst später."
      Er konnte es immer noch kaum fassen, dass er so ein Naturtalent gefunden hatte. Er selbst hatte ewig gebraucht, um reflexartig so genau zu zielen.
      "Nahkampf. Fäuste. Jetzt", kündigte er an, doch kaum hatten die Worte seinen mund verlassen, krachte seine blanke Faust bereits gegen Emilias linke Schulter und er wich zwei Schritte zurück, sodass sie nicht mehr an ihn herankam.
      Vampire ließen dir keine zeit zum Nachdenken, das war die nächste Lektion, die sie lernen musste. Und wenn sie das verstanden hatte, dann lernte sie erneut, auf ihre Instinkte zu hören, die sie mit der Zeit und mit Training irgendwann richtig leiten würden.
    • Wahrscheinlich war Emilia selbst deutlich überraschter als David,der förmlich in Extase verfiel.Selbst noch überrascht starrte sie erst das Messer,dann David an,der ihr die Klinge sogar zurückbrachte.Undeutlich murmelnd nahm sie das Messer zurück und steckte es wieder in das Holster.
      Das sorgte leider nicht dafür,dass sie schnell genug auf seine drei Worte reagieren konnte.Sie schaffte es gerade so,die Hände hochzunehmen und kassierte trotzdem einen derben Schlag gegen die Schulter,der ihren Arm taub nach unten baumeln lief.Sie verzog das Gesicht,wohl bewusst,wie das letzte Mal ausgegangen war,wo sie beide in den Nahkampf gegangen sind.Noch immer nistete das miese Gefühl in ihr,dass sie ihm trotz allem haushoch unterlegen war.Denn dieses Mal hatte er keine Verwundung,die sie schamlos ausnutzen konnte.Stattdessen fiel ihr etwas anderes ein,das ihr helfen konnte.Nur musste sie das geschickt umsetzen,dass David es nicht voraus sehen konnte.
      Wie befohlen überbrückte Emilia die kurze Distanz zwischen ihnen und setzte einen Haken an,den er abwehrte,indem er ihr in die Armbeuge schlug.Sie fluchte leise und setzte einen zweiten Schlag nach,den sie jedoch als Finte auslaufen ließ.Dann rannte sie an ihm vorbei,um hinter einen der zahlreichen Findlinge in Deckung zu gehen.Was sie dort hinten machte,entzog sich Davids Sicht.
      Als sie nach wenigen Sekunden wieder hinter dem Stein hervor kam,raste sie wieder frontal auf ihren Meister zu.Nun hielt sie aber etwas schmutziges in der Hand und zog mit der anderen eines der Messer aus dem Holster.Mit einer weiten Bewegung warf sie das dreckige Etwas in hohem Bogen über David und warf im Anschluss direkt das Messer hinterher.Ihr Plan ging soweit auf,dass das Messer das dreckige Ding traf und dann die Reaktion auslöste.Das Ding war ein Stück blutiger Stoff,den sie noch immer bei sich trug und der voll aufgeblasen war.Als das Messer den Stoff durchtrennte,entwich die Luft und eine dichte Staubwolke rieselte über Emilia und David hinab.Kaum hatte die Wolke den Boden erreicht,konnte Emilia David nicht mehr sehen als auch umgekehrt.Sie hatte im Voraus allerdings darauf geachtet,wo er stand und wie schnell sie sich näherte.Deshalb sprang sie blind in der Wolke ab und ächzte,als sie wider ihrer Erwartungen tatsächlich gegen David prallte.

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    • Sie war wirklich kreativ, das musste er ihr lassen. Auf so einen Staubwolken-Trick wäre nicht jeder gekommen. Er selbst benutzte diesen trick auch nur sehr selten, weil es sich nicht lohnte, so einen Aufruhr zu machen, ohne zu wissen, ob man selbst lebend rauskam.
      So kreativ diese Strategie aber auch war, David war besser. Er konnte Emilia riechen, sie hören. Und er konnte sie sehen. Es waren nur Umrisse, aber sobald sie nah genug war, konnte er sie auch in dem Staub erkennen. und er wusste, wo er hinsehen musste, da er ihren Sprung genau gehört hatte und ihr Geruch seine Sinne leitete. Alssie also gegen ihn prallte, war das nichts anderes als seine Arme, die ihren ersten Angriff abwehrten, sich dann blitzschnell um sie schlossen und sie zu Boden warfen, weg von ihm.
      Noch war der Staub in der Luft und er wollte ihr die nachteile ihrer Idee aufzeigen. Er machte zwei vollkommen lautlose Schritt zurück, sodass sie keinerlei Möglichkeit hatte, ihn noch wahrzunehmen. Er nutzte ausnahmsweise einmal seine animalischen Instinkte und pirschte um sie herum, ehe er sich ihr von hinten näherte. Sie konnte ihn weder hören, noch sehen. Als er dann von hinten seine Arme fest um sie schloss, musste er sich gehörig zusammenreißen, um dem Raubtier in sich nicht nachzugeben und seine Fänge einfach in ihre Halsbeuge zu versenken. Er konnte sie spüren, die schwarfen Spitzen seiner Eckzähne. Er sah gerade wahrscheinlich genauso aus wie das, was Emilia bald bekämpfen könnte. Er musste sich zusammenreißen!
      Während er mit seinen Gedanken bei diesem Thema waren, näherte sich sein Gesicht der empfindlichen halsbeuge seiner Schülerin. Er bemerkte es zum Glück noch rechtzeitig und improvisierte - was sogar selbst ihn überraschte.
      Er küsste diese so empfindliche Stelle zwischen Schulter und Hals und hauchte dann heiser: "Du bist tot."
    • Emilia hatte schon befürchtet,dass ihr Plan nicht so aufging,wie sie es geplant hatte.Zwar hatte sie David getroffen,doch hatte er seine Arme als Abwehr bereits hoch genommen und konnte sie so einfach abfangen.Als Reaktion umfasste er sie und warf sie zu Boden.Mit einem dumpfen Ton prallte sie auf dem Boden auf und rollte durch den Schwung zur Seite weg.Durch den Staub musste sie husten,aber sie hockte sie bereits hin und versuchte,durch den dreckigen Nebel etwas zu erkennen.Ihre Augen schossen von links nach rechts,als sie sich langsam aufrichtete und einen Schemen entdeckte,der ebenso schnell wieder weg war,wie sie ihn gesehen hatte.Diese seltsame Haltung,die er allerdings gehabt hatte,bescherte ihr einen kurzen,aber heftigen zusätzlichen Herzschlag.
      Als sie dann von hinten angefallen wurde,blieb ihr Aufschrei in der Kehle stecken.Sie konnte sehen,dass es seine Arme waren,nur waren sie so fest wie Eisenketten um sie gelegt.Erfolglos wand sie sich bis zu dem Moment,als David für sie beide eine unfassbar unerwartete Aktion bestritt.Weil Emilia ihn ja nicht sehen konnte,war ihr gesamter Körper sowieso schon auf Hochtouren,aber als sie dann etwas weiches und anschließend seine Stimme so nah an ihrem Ohr wahrnahm,drehte sie förmlich ab.Ihre Vorstellung spiegelte ihr die Situation aus einer anderen Sicht wider,sodass sie durchaus begriff,was er da gerade gemacht hatte.Ihr lief ein dermaßen intensiver Schauer den Rücken hinab,dass sie kurz befürchtete,dass ihr die Beine wegknicken könnten.Für einen Bruchteil hsuchte der Gedanke in ihr vorbei,dass es sich gut anfühlte.Und dann war ihr Geist einfach leer.
      Ruckartig krümmte sich Emilia nach vorne und trat mit ihrem linken Bein nach hinten aus,das zielsicher Davids eigenes vom Boden löste.Durch den Verlust des Gleichgewichts konnte sie ihn nach vorne überreißen und vollführte einen fast perfekten Überwurf.Durch den Schwung rollte sie nach vorne mit über ,sodass als erstes David auf dem Boden aufschlug,gefolgt von Emilia,die ihm durch Zufall in dieser Bewegung den Ellbogen in die Magengrube rammte.Sein Arme hatten sich währenddessen gelöst,wodurch sie die Freiheit erhielt,zur Seite wegzurollen.So brachte sie ungefähr einen Meter zwischen sich,bis sie schwer atmend und mit geweiteten Augen auf allen Vieren David anstarrte,der sich langsam aufrichtete.Die Staubwolke hatte sich fast gänzlich gesetzt,aber sie konnte nur kurz einen Blick in sein Gesicht erhaschen,weil er es schnell wieder abgewendet hatte.Nur hatte das bisschen gereicht,dass alle Alarmglocken in ihr zu klingeln begannen.Sie hatte schwören können,dass sich seine Augen verändert hatten,dass sie unglaublich hell gewesen waren.Ein Farbton,den kein einziger Menschen jemals hätte haben können.Ihr wich komplett das Gefühl aus den Gliedern,weshalb sie einfach an Ort und Stelle fest fror,während ihre Lunge gewaltsam nach Luft forderte.Ihr Verstand versuchte ihr einzubläuen,dass sie sich getäuscht haben musste,nur ihre Instinkte sprachen eine völlig andere Sprache.
      "Was war das?",presste Emilia mühsam zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor,selbst unschlüssig,ob sie gerade wegen seiner Kussaktion oder das,was sie gesehen hatte,nachfragte.

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    • Er setzte Emilia nichts entgegen, konnte nichts anderes tun, als sich von ihr durch die Gegend werfen zu lassen wie einen nassen Sack, denn seine gesamte Konzentration lag gerade darauf, sie nicht in der Luft zu zerfetzen und das Monster aus dem Käfig und von der Kette zu lassen.
      "Sei der clevere Igel, nicht der angsteinflößende Löwe."
      Er blieb einfach auf dem Boden liegen und starrte die Decke an, während die Stimme seines längst verstorbenen Vater in ihm widerhallte. Als er sich dann aufrichtete, dachte er schon gar nciht mehr daran, dass er nicht nur seinen Geist beruhigen, sondern auch seinen Körper wieder in den Griff bekommen musste. Schnell wandte er das Gesicht von Emilia ab und täuschte einen Hustenanfall vor, den ihr Hieb in seine Magengrube ausgelöst haben sollte, damit sie keine Fragen stellte.
      "Was war das?", fragte sie völlig außer Atem und er wusste in diesem Augenblick, dass sie ihn gesehen hatte, dass sie gesehen hatte, was er wirklich war.
      Aber er ließ sich natürlich nichts anmerken, überspielte es, indem er kurz ausspuckte, als habe er eben mit seinem Mageninhalt diskutiert, ob er nun drin blieb oder nicht, dann richtete er sich vorsichtig zu seiner vollen Größe auf und kam zu Atem.
      "Ich gebe zu, dass war vielleicht ein bisschen zu direkt. Bitte verzeih", entschuldigte er sich und spielte damit ganz klar auf diese Situation an, die zu all dem Im Dreck Liegen geführt hatte.
    • Langsam,ganz langsam,löste sich die Starre in Emilias Gliedern,sodass sie sich in eine Hocke knien konnte.Man konnte ihr aber ansehen,dass sie noch immer auf der Hut war und alles soweit angespannt hatte,dass sie direkt laufen könnte.Sie verfolgte argwöhnisch jede kleinste Bewegung Davids,bis er sich völlig aufgerichtet und sich entschuldigt hatte.Aber anstatt darauf einzugehen,reagierte Emilia schlicht weg gar nicht.Nach außen hin sah man lediglich die geweiteten Augen mit den zusammengezogenen Augenbrauen,denn sie durchforstete in windeseile,was da gerade gewesen war.Sie ging in Gedanken alles durch,was sie bisher vermutet hatte,jedes Indiz,das gegen ihre Annahme sprach.Noch nie hatte sie ihrer Wahrnehmung nicht getraut und würde auch jetzt nicht damit anfangen.
      Die Stelle an ihrer Halsbeuge,die er vorhin berührt hatte,fühlte sich plötzlich überdeutlich kalt an,so kalt,dass es sich wie Nadelstiche anfühlte.Diese tief in ihr vergrabene Vorsicht,fast schon Angst,hatte sie bisher nur einmal gespürt.Und daran war er auch Schuld gewesen.
      Vorsichtig und zaghaft,als dürfe man keine schnellen Bewegungen machen,erhob sich Emilia.Sie achtete tunlichst darauf,keinen Fuß nach hinten zu setzen,weil das ihre Absicht verraten würde.Nur konnte sie sich nun selbst nicht mehr einreden,dass da nichts war.Spätestens jetzt musste auch er wissen,dass seine Geheimniskrämerei ihr Ende hatte.
      "Du hattest gerade eben helle Augen",sagte sie absolut monoton,"und jetzt rede dich da nicht raus.Du weißt so gut wie ich,dass ich nicht komplett unaufmerksam bin."
      Schon lange Zeit hatte Emilia die Befürchtung nicht aus sich austreiben können,dass der Rat den anderen verheimlicht hat,dass mit David was nicht stimmte.Und ob sie es wollte oder nicht,es beschlich sie tatsächlich träge Angst,dass sie die ganze Zeit mit etwas nicht menschlichen agiert hat und ihm stumpf geglaubt hatte,dass er menschlich sei.Es ging dabei nicht darum,dass er etwas anderes war,sondern dass er es leugnete und sie mit in Gefahr zog.
      Ihre Augen verengten sich nun etwas,eine kleine Reaktion an einer menschlichen Statue."Du hast damals auch schon so seltsam reagiert,als ich mein Blut als Ablenkung benutzt hab.Ich hab dich eben in der verdammten Wolke nicht einmal gehört oder gesehen.Du bist definitiv schneller als alle anderen und hast auch eine verstärkte Kraftauslegung.Hör auf zu leugnen und sag mir,was du bist.Ich bin deine Geheimniskrämerei satt."Jeder Idiot konnte daraus hören,dass sie so nach vorne ging,weil sie sich in die Enge getrieben fühlte.

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    • "Ein Igel rollt sich zusammen, zeigt der WElt seine Stacheln und lässt niemanden an sich heran, um sich zu schützen."
      Sie hatte recht, er konnte es nicht mehr leugnen, nicht ihr gegenüber. Sie hatte zu viel gesehen, zu viel von ihm erfahren. Er war unvorsichtig gewesen, er hatte einen Blick aus seiner Höhle geworfen, seine Stacheln gesenkt und jetzt hatte er den Salat. Sie war kein Löwe, der ihn fressen wollte, aber sie war da und wie würde ihm schaden, der Art, wie er lebte nicht gut tun. Sie würde es im ganzen Dorf herumerzählen und sie würden ihn vertreiben. Dabei hatte er gerade angefangen, es hier zu mögen.
      Er atmete tief durch und legte den Kopf in den Nacken. Es gab keinen Grund mehr, es zu leugnen, also warum sollte er sich auch weiter verstecken.
      "Du hast recht", begann er und wusste, dass sich seine Stimme in diesem Augenblick anders anhörte, rauer und vielleicht ein bisschen undeutlicher.
      Er war es nicht gewohnt, mit seinen Reißzähnen zu sprechen, wenn sie tief in seinen Mund hineinragten. Es fühlte sich seltsam an. Aber er verspürte keinen Hunger, er wollte sie jetzt nicht zu seinem Vieh machen. Er wollte es ihr einfach nur zeigen. Er hatte die Kontrolle.
      Er ließ seinen Kopf zur Seite fallen und öffnete seine unmenschlichen Augen.
      "Du bist aufmerksam. Ich hätte wissen sollen, dass du es rausfinden würdest, du hast gute Sinne, die Sinne eines Jägers", erklärte er weiter und versteckte weder seine Augen, die sie taxierten wie ein Raubtier seine Beute, noch seine Fänge, die einzig dafür gedacht waren, zu töten, "Ich habe helle Augen. Ich habe lange Eckzähne. Mein Körper ist effizienter als deiner. Und ja, ich ernähre mich auch von Blut. Aber ich habe dir schon einmal gesagt: Ich bin kein Vampir."
      Er wandte sich ihr nun ganz zu.
      "Ich esse und ich trinke, wie du es auch tust. Und wäre ich wie die da oben, dann wärst du schon tot gewesen, bevor ich es dir das erstemal mitteilte."
      Was auch immer sie jetzt tun würde, er würde hier wohl heute noch verschwinden. Es stellte sich nur die Frage, ob er jetzt ihren Schlägen ausweichen musste, oder ob sie einfach sofort wegrennen würde. Ihm war beides recht, denn es war ihm egal. Er würde einfach seine Sachen packen und verschwinden, sich die nächste Siedlung suchen und von vorne anfangen. Was blieb ihm auch anderes übrig?
    • Die ersten drei Worte,die Emilia von David vernahm,machten ihr bereits deutlich,dass er auf ihre Forderung einging.Man konnte es Urinstinkt nennen,der sich vehement in ihr regte und sie unerbittlich darum anflehte,jetzt und hier einfach zu gehen.Diesen rauen Ton hatte er noch nie vorher benutzt und auch seine Körpersprache war plötzlich anders,als hätte er einfach einen Hebel umgelegt.
      Doch fing sie erst richtig das Gaffen an,als er sie mit diesen unfassbar hellen Augen ansah.Noch nie zuvor hatte sie so etwas gesehen,nur von Erzählungen ihres Vaters hatte sie sich ausmalen können,wie die Augen der Monster auszusehen hatten.Aber in einem entscheidenden Punkt hatte David recht:Laut ihres Vaters konnte die Vampire nicht die Augenfarbe wechseln.David hingegen schon.
      Bis jetzt hatte Emilia an ihrer Haltung festgehalten,nun löste sie sich langsam auf.Nur ihre Miene verriet noch,dass ihr Verstand mit ihrem Körper um die Herrschaft rang."Stimmt",sagte sie nüchtern,weil sie selbst hören musste,ob sich ihre Stimme so rau anfühlte wie es ihr Hals tat.
      Trotzdem blieb sie an Ort und Stelle,weil sie nun nicht mehr einschätzen konnte,wie sie sich zu verhalten hatte.Geschweige denn,ob sich auch sein Charakter zu wandelbar verhielt wie es sein Aussehen tat.Also entschied sie sich,alles über die Akustik zu machen.
      "Du hattest mehr als einmal die Chance,mich umzubringen.Du hast es nicht wahrgenommen.Du unterstützt das Dorf,obwohl du es nicht müsstest.Du selbst stellst dich nicht als Monster wie die da oben dar,aber du siehst dich auch nicht als Mensch.Da du aber versuchst,hier in der Nähe zu bleiben,wenn auch ohne Kontakt,zeugt doch davon,dass du dich für eine Seite entschieden hast.Allein,dass ich hier noch stehe ist doch Beweis genug.Ich glaube,dass du die Nähe der Siedlungen suchst,weil du nicht ganz allein sein willst."
      Emilia machte eine kurze Pause,um zu sehen,ob ihre Worte etwas bewirkten.
      Nichts.
      "Dass du es bis jetzt versucht hast zu verschleiern,nehme ich mal stark an,dass es eigentlich geheim bleiben sollte.Wahrscheinlich,weil du davon ausgehst,dass ich tatsächlich ins Dorf renne und alle alarmiere."Ein Seufzer."Das werde ich nicht.Du bist meine einzige Karte raus aus diesem Loch,und wenn du nicht die Schwächen der Viecher kennst,wer sonst?Ich....lehne mich auch mal soweit aus dem Fenster und sage,dass ich dir im Angesicht der Situation ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringe.Denn wie du schon sagtest,ich wäre normalerweise schon längst tot.Und - du hast eingewilligt,mich zu trainieren."

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    • Er hatte sowas noch nicht oft getan und noch nie gegenüber einem Menschen. Er nutzte die Kräfte des Monsters in ihm und stand in nur einem Augenblick direkt vor Emilia, so nahe, dass es unter Menschen schon unangenehm war.
      "Ich hab dir schonmal gesagt, dass du mir nicht vertrauen sollst", hauchte er kaum hörbar.
      Er überstrapazierte hier gerade seine eigene Selbstkontrolle. So nah war er in diesem Zustand noch nie einem Menschen gewesen. Aber er konnte sich nicht von ihr entfernen, er war wie festgewachsen. Wenn er sich jetzt bewegte, dann würde er die Kontrolle verlieren.
      "Ich bin weder ein vampir, noch ein mensch. Ich bin etwas viel Schlimmeres. Was glaubst du, was passiert, wenn man einem rationalen Vampir mit einem irrationalen Menschen kreuzt?"

      Das Blut füllte binnen weniger Sekunden seinen gesamten Mundraum. Er kam mit em Schlucken kaum hinterher, so schnell floss es. Und es schmeckte so unendlich gut! Er klammerte sich an den blassen Arm der Frau und wollte ihn gar nicht mehr hergeben. Der Mann neben ihm lachte herzhaft und strich ihm sanft über den Kopf.
      "Na siehst du? Das ist viel besser."
      Er knurrte, er wollte nicht, dass ihn dieser Mann berührte, er wollte nicht, dass dieser Mann sein Essen berührte. Der Griff um den Arm verstärkte sich und er gab nach. Er konnte das Knacken hören und die Frau schrie auf, sackte auf die Knie, aber er ließ nicht los, er wollte sie mitnehmen.
      Das Lachen des Mannes wurde lauter. Sie ließen ihn solange trinken, bis nichts mehr kam. Er riss an dem leblosen Körper, aber da wollte einfach nicht mehr Blut herauskommen. E rließ los und betrachtete den mann, der ihm dieses Geschenk gemacht hatte. Er wollte mehr!
      "Dein Junge hat wirklich großen Hunger. Sowas habe ich noch nie gesehen", sagte der mann und lehnte sich nach vorn, um den Jungen zu mustern.
      "Willst du mehr?", fragte er grinsend und er nickte.
      Ein Schnipsen folgte und ein mann wurde hereingeführt, der sogar noch besser roch!
      "Eine seltene Mutation. Töte ihn und ich töte dich", sagte der Mann und hielt ihm das Handgelenk des neuen menschen hin.
      Er versenkte seine Fänge in dem Arm und was da jetzt seinen Mundraum füllte, konnte er nicht in Worte fassen, es überstieg seinen kindlichen Horizont.


      "Du riechst genau wie er..."
      Er roch an ihrem Haar, wieder war er gefährlich nahe an ihrer Halsbeuge. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er damals geschmeckt hatte. Sie roch, wie dieser Mann es getan hatte. Wenn sie jetzt auch noch so schmeckte...
    • Emilia hatte nicht einmal die Chance,auch nur zu zucken,so schnell hatte David den Raum zwischen sich überbrückt.Sie konnte aber nicht verhindern,dass sie einen winzigen Schritt nach hinten wich.Sie brauchte praktisch nur den Finger heben und würde ihn dadurch schon berühren.Sie wusste nicht,wieso,aber allein das Wort 'Vertrauen' schien ihn irgendwie ins Wanken zu bringen.
      Sie hielt an ihrem Prinzip fest.Wenn sie jetzt auch nur zurückwich,dann würde sie vermutlich nur den Anschein von fliehender Beute erwecken.Also zwang sie sich mit allen Mitteln,nicht weiter zu weichen.Sie konzentrierte sich einzig und allein auf die Atmung und das Niederhalten ihres Pulses,während sie die Fäuste so stark ballte,das die Knöchel bereits weiß hervor stachen.Ihr Blick blieb stur geradeaus gerichtet,sie konnte ihm nicht in die Augen sehen und sich der Tatsache stellen.Ihr fiel wieder auf,dass er ein ganzes Stück größer war als sie selbst.
      "Ich kann nicht in dein Hirn sehen",flüsterte sie fast genauso leise wie er,weil sie keine Ahnung hatte,von wem er sprach,"aber ist es töricht wenn ich behaupte,dass ich weiß,in wen ich mein Vertrauen setzen kann und in wen nicht?"
      Sie fühlte sich beinahe wie bei einer Fleischbeschauung,und trotzdem verharrte sie weiter.Er hatte ihr beigebracht,wie sie einen übermächtigen Menschen angehen musste,aber nicht,wie sie nun reagieren sollte.Rein objektiv betrachtet,war es fast egal,was sie nun anstellte.Sie würde sich weder mit Kraft noch mit Schnelligkeit wehren können.

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    • Er senkte seinen Kopf weiter, ganz langsam, nur ein kleines Stück. Er wollte es nicht, aber er konnte es auch nicht verhindern. Sie roch einfach so gut!
      Plötzlich packte er sie an den Oberarmen und drückte dene Stirn gegen ihre Schulter. Er zwang sich, tief durchzuatmen, durch den Mund, nicht durch die Nase. Er musste sich wieder in den Griff kriegen, musste gegen das Monster in sich bekämpfen und es zurück in den Käfig zerren.
      "Du bist töricht zu glauben, dass du alles weißt...", knurrte er beinahe schon.
      Er sackte auf die Knie, ließ aber nicth von Emilia ab. Es war seltsam, dass das, was ihn so sehr aus der Fassung brachte, auch so sehr stützte. Er konnte sie nicht loslassen, weil er das Gefühl hatte, scih dann vollkommen zu verlieren. Das konnte er nicht zulassen, dazu war er nicht bereit, nicht schon wieder. Das letzte Mal hatte er es kaum zurück zu seinem verstand geschafft, er wollte das nicht noch einmal durchmachen.
      Er lehnte seinen Kopf gegen Emilias Becken, drückte es richtig dagegen. Er musste sich ablenken, aber er wusste nicht wie. Er war zu sehr in seinen Gedanken gefangen, zu sehr darauf fokussiert, nicht die Kontrolle zu verlieren. Er hatte einen Fehler gemacht, einen großen Fehler. Er hätte nicht nachgeben dürfen, hätte sich nicht einbilden dürfen, die Kontrolle zu haben. Man konnte so etwas nicht kontrollieren, es war unmöglich.
    • Emilia zuckte fürchterlich zusammen,als David sie an den Oberarmen packte und seine Stirn gegen ihre Schulter presste.Ihre Augen flogen unruhig von einer Seite zur anderen,nicht sicher,was jetzt gerade abging.Aber selbst sie konnte spüren,dass er sich gerade in einem Zwist mit sich selbst befand.Bis jetzt waren ihre Entscheidungen also in Ordnung gewesen.
      Als er allerdings an ihr abwärts glitt,hatte sie deutliche Mühe,nicht mit zu Boden zu gehen.Es kam ihr gänzlich falsch vor,wie er nun vor ihr kniete.Sie erlaubte sich auch erst jetzt,zumindest auf ihn herabzusehen,ihre Hände hatten sich aus der Verkrampfung gelöst.So wie sie David gerade vor sich sah,kam ihr plötzlich Tim in den Sinn,als er noch kleiner war.Er hatte sie oft an den Beinen umarmt,wenn er weinte und Angst vor etwas gehabt hatte.Wie damals,als ihr Vater nicht mehr heimkehrte und ihre Mutter bittere Tränen vergossen hatte.
      Diese Verletzlichkeit ließ Emilia instinktiv handeln,als sei David genauso zerbrechlich.Ganz langsam und behutsam,als könne sie etwas zerbrechen,legte sie ihre Hand auf seinen Kopf.Sie hoffte,dass er nicht merkte,wie kalt und zittrig ihre Finger waren.Ebenso langsam begann sie,von vorn nach hinten über seinen Kopf zu streichen."Wenn du wirklich aus beidem bestehst,dann erhälst du beide Vor- und Nachteile.Du kannst dich nicht ewig vor anderen verschließen,das zerstört dich.Ich weiß nicht,was bisher alles passiert ist,aber jeder hier unten leidet.Du bist keine Ausnahme."Sie wusste sich einfach nicht anders zu behelfen,als weiterzusprechen."Ich habe ja nicht einmal das Recht darauf zu erfahren,wie du aufgewachsen bist.Aber meine Mutter und ich versuchen selbst hier unten Tim,meinem Bruder,wenigstens das Gefühl zu geben,dass er nicht allein ist.Dass wir bei ihm sind und er keine Angst haben muss.Auch,wenn unser Vater nicht mehr wiederkam,wir nicht wissen,was mit ihm passiert ist,machen wir weiter.Weil es in der Natur des Menschen liegt,zu kämpfen.Sogar dann,wenn wir die unterlegene Rasse sind."Nun lachte sie einmal ganz kurz leise."Obwohl das auch unser Untergang sein könnte.Aber ich will zumindest daran festhalten.Und so viel schlechtes kann in dir nicht stecken.Wenn du ach so abartig sein solltest,würde ich hier nicht mehr stehen.Und du würdest dein Gesicht nicht dahin pressen,wo du es gerade machst..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Er kämpfte mit sich selbst um die Kontrolle. Und Emilia, sein momentaner Anker, half ihm dabei. Mehr als sie vielleicht wusste. Er konnte sich entspannen und diese Entspannung verschafte ihm Ruhe. Ruhe, die er brauchte, um das Monster in sich bekämpfen zu können. Sein Griff um Emilias beine lockerte sich und er wurde ganz ruhig, als meditierte er. Es dauerte einige lange Minuten doch dann griff er nach Emilias Hand, die er sanft drückte.
      "Menschen sind nicht unterlegen. Sie wissen nur nicht, wie man sich gegen einen solchen Feind wehren soll."
      Er atmete tief durch, dann hob er den blick zu Emilia. Seine Augen waren zu ihrer ursprünglichen Farbe zurückgekehrt und seine Stimme klang nicht mehr nach Raubtier. Er war ein bisschen heiser, weil er sich noch immer zusammenreißen musste, aber diesen letzten Schritt konnte er allein tun.
      "Wenn nur jeder dritte von euch den Mut aufbringen könnte, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, dann könntet ihr die Höhlen hinter euch lassen und eure Welt zurückerobern."
      Er schüttelte den Kopf und hievte sich selbst dann wieder auf die Beine. Ihm war schwindelig, aber das war in Ordnung, er war es gewohnt, dass ihm das Monster alles nahm, was es konnte, wenn es geschlagen war.
      David ließ Emilias Hand los und ging mit langsamen, bedächtigen Schritten zu seiner Haustür. So sehr er es auch hasste, er musste sich jetzt an seinem geheimen Vorrat bedienen, um nicht doch noch über Emilia herzufallen. Das Brennen in seiner Kehle wurde schlimmer, sobald er sie ansah. Er musste es also jetzt tun. Er hatte sich noch nie vor einem Menschen genährt. Naja, aber es war ja nicht gesagt, dass sie zusehen würde. Vielleicht war sie ja auch so angeekelt von ihm, dass sie ihn nicht einmal mehr ansehen konnte?
    • Es stieg etwas Erleichterung in Emilia auf,als sie spürte,wie sich Davids Griff lockerte.Überrascht atmete sie ein,als er ihre Hand fasste.Offensichtlich hatte es funktioniert und er fand sich selbst wieder.Als sich nun ihre Blicke trafen,sah sie wieder in seine 'normale' Augenfarbe,was sie tatsächlich entspannte.Die Spannung,die in der Luft gelegen hatte,war nun nicht mehr als ein Hauch in der Luft.Sie sah ihm noch nach,wie er in seine Hütte torkelte.
      Erst jetzt schien die Gravitation wieder einzusetzen.Kaum war David außer Sicht,knickten ihr die Knie einfach weg und sie sackte auf den staubigen Boden.Ihr Magen verkrampfte sich und sie musste vornüber gebeugt trocken würgen.Die Anspannung forderte ihren Tribut sobald sie locker gelassen hatte,aber nach ein paar Atemzügen hatte sie sich wieder beruhigt.Murrend wischte sie sich mit dem Handgelenk über die Mundwinkel und zuckte kurz.Ihre Nägel hatten sich vorhin so stark in ihre Handflächen gegraben,dass sie schon rot unterlaufen waren.Mit einem abfälligen Geräusch stand sie auf und klopfte sich den Dreck von der Hose.Dann folgte sie David zur Hütte.
      Allerdings blieb Emilia im Türrahmen stehen,aus Unsicherheit,ob sie denn noch erwünscht war.Beziehungsweise wegen dessen,was sie so halb erkennen konnte.Er hatte nämlich schon irgendetwas in der Hand mit einer schwappenden Flüssigkeit,die dickem Wein verdächtig ähnlich erschien.
      Irgendwie peinlich berührt drehte sie sich um die Ecke,damit sie nicht mehr in sein Zimmer glotzte."Wer ist eigentlich dieser 'er' von dem du eben sprachst?",fragte sie stattdessen nach und musterte ihre Handinnenflächen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • David hasste es, sich an diesem zeug zu bedienen. Es schmeckte furchtbar und er wusste, dass es von all den Menschen stammte, die nicht das Glück hatten, in Freiheit zu leben.
      "Du musst dich nicht abwenden, wenn du es sehen willst", sagte er, als er Emilia in seinem Rücken spüren konnte.
      Er drehte die Kappe des beutels auf und warf sie in die Ecke. Mit dem beutel in der Hand ging er hinüber zur Tür, wo sich Emilia ja beinahe schon vor ihm versteckte. Er zeigte es ihr.
      "Man kann es nicht einmal mehr als menschliches Blut bezeichnen, falls dich das tröstet", sagte er und nahm den ersten Schluck.
      Das war immer der schlimmste, man konnte ich dem furchtbaren geschmack nicht entziehen, egal, was man machte.
      "Ich war noch ein Kind", begann er dann und lehnte sich auf der anderen Seite gegen den improvisierten Türrahmen, "Mein vater hat mich so gut es ging vor der Gesellschaft der Vampire versteckt, aber die verkorksten Gesetzte haben es erfordert, dass sie darüber Bescheid wussten. Über mich Bescheid wussten. Und eines Tages hat uns einer der Adligen zu sich gerufen. Sie sind sozusagen die Regierungsinstanz der Vampire. Ich weiß nicht, wer es war, aber mein vater kuschte vor ihm, also musste er wohl eine ziemlich große Nummer gewesen sein. Die ersten Jahre meines Lebens konnte ich normal leben, mich normal ernähren, aber dann wurde ich krank. Normales Essen half nicht und so musst e mir mein vater beibringen, das Zeug hier runterzuwürgen."
      Er hob den Beutel erneut und nippte daran.
      "Blut aus der Vene ist nahhafter. Ich war kleiner als es Vampire in meinem damaligen Alter sein sollten, schwächer. Dieser Adlige... er wollte das, was alle Vampire wollen: starke Nachkommen. Vampire vermehren sich nur sehr selten und langsam, daher sind ihnen Kinder heiliger als alles andere. Er wollte nur dem Schwächling helfen, zu überleben. Aber ich war nicht darauf vorbereitet, das Blut eines Menschen zu kosten. Ich tötete den ersten menschen, den er mir vorsetzte und ich verlangte nach mehr. Er gab mir mehr. Er sagte..."
      David überlegte kurz.
      "Er sagte, dieser Mensch sei etwas Seltenes und er hat mir verboten, ihn zu töten. Ich dachte immer, er wollte mir Kontrolle bebringen, aber du... du riechst genau wie dieser Mann damals. Dein Blut, diese Mutationen die du hast... sie verändern deinen Geruch. Ich weiß, dass du Bluter bist, du hast es mir gesagt und ich habe es gerochen, aber da ist noch was anderes. Und dieser Mann, wer immer er auch war, er hat es auch."
    • Kaum war David zu ihr gestoßen und hatte ihr Erlaubnis erteilt,gaffte sie den Beutel argwöhnisch an.Blut zu sehen war kein Problem,aber irgendwie hatte Emilia das Gefühl gehabt,dass der Konsum was privates sei.Ihr war klar,woher das Blut stammte,schließlich hatte ihr Vater oft davon erzählt.Aber so dick hatte sie es nicht erwartet.
      Endlich begann David,sie mit ein paar Informationen zu füttern,die in ihrem Kreis völlig unbekannt waren.Über das Hierarchieschema der Vampire wusste niemand etwas und wenn,dann kam er völlig wahnsinnig wieder zurück und niemand glaubte ihm noch ein einziges Wort.All das interessierte sie unheimlich und sie sorgte dafür,dass sie jede kleine Einzelheit sicher in ihren Hirnwindungen verstaute.
      Als David erwähnte,dass er in jungen Jahren bereits einen Menschen getötet hatte,hielt sie gedanklich kurz inne.Es wird wahrscheinlich wie bei jedem Kind gewesen sein - Kinder machten Fehler.Und in seiner Gesellschaft passierte das vermutlich hin und wieder einfach.
      Doch dann erwähnte er etwas,was sie stutzig machte.Die Sache mit der Mutation und dem Geruch.Er hatte nichts von der Zeitspanne erzählt,sodass sie ein ungutes Gefühl beschlich.Eigentlich war Emilia nur das ungünstigste an Genen zugefallen,denn beide ihrer Eltern besaßen eine Mutation.Das Ding war nur,dass sie das Blutergen von ihrer Mutter geerbt hatte.Ihr Vater hatte das andere und sie konnte sich gut erinnern,wie ihre Eltern einmal heftig darüber stritten,dass er niemals wieder käme,sollten die Vampire merken,dass er ausgerechnet diese Mutation hatte.Jahre später fand ihre Mutter erst heraus,dass ihre Tochter beide Gene hatte.
      "Wie lange ist das her?",fragte Emilia sofort nach und man konnte hören,dass etwas ihre Stimme zum zittern brachte,"ich weiß,dass Bluter schon öfter vorkommen,aber das,was du beschreibst,hab ich bisher noch kein drittes Mal gehört."
      Es wäre nur natürlich,wenn die Vampiren ihn nicht direkt töten sondern im besten Fall vielleicht sogar seine Gene vermehren wollen würden.Dieser Gedanke von einer Art Spielzeug der Mächtigen beruhigte sie nicht sonderlich über ihre eigene Lage.Lief das dann ab wie eine Art Haustierhaltung oder so etwas in der Art?Vielleicht war ihr Vater wirklich nicht tot,sondern wurde irgendwo am Leben gehalten...

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