[2er RPG] Blood Kingdom

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    • "Meiner Schulter geht's gut. Du hast bessere Arbeit geleistet, das wieder aufzureißen, als es zu flicken, ich hab selbst nochmal Hand anlegen müssen", gab David nur zurück, stieß sich im gleichen Augenblick aber vom Türrahmen ab und verschwand im Inneren seiner Behausung, die TÜr offen stehen lassend.
      Er warf sich wieder auf sein Bett und nahm sich das Buch, das durchaus schon bessere Tage gesehen hatte. Die Seiten waren vergilbt und zerfknittert, der Einband war ausgeblichen und löste sich an machen stellen schon auf. Dass die Seiten überhaupt noch darin hielten war grenzte an ein Wunder.
      "Du weißt, dass da immer noch Blut an deinen Händen klebt? Wortwörtlich meine ich, nicht im übertragenen Sinne", meinte David und blätterte um.
      Er hasste es, wenn er mitten im kapitel aufhören musste, das wurde ihm aber jetzt erst klar, wo man ihn das erste Mal beim Lesen gestört hatte. Was er anfing, brachte er für gewöhnlich auch zu Ende, deswegen hatte er wohl das Gefühl, die letzten drei Seiten noch lesen zu müssen, egal ob da nun ein Mensch in seiner Wohnung stand oder nicht.
      "Wenn du so nachts in der Siedlung herumläufst erschreckst du nur die Menschen. Pass auf, dass sie dich nicht noch für einen vampir oder sowas halten und in panik geraten. Panische Menschen sind gefährlich, hauptsächlich für sich selbst und andere Menschen."
    • Zuerst verfolgte Emilia David nur mit den Augen,als er die Tür freigab und sich wieder in sein Kabuff zurückzog.Dann folgte sie ihm,wenn auch zögerlich.Er ging direkt zu seinem Bett und nahm ein Buch zur Hand,das ziemlich mitgenommen aussah.Offensichtlich hatte sie ihn dabei gestört,nur wunderte sie sich,dass er seine letzte Aktion direkt wieder aufnahm,ohne sich an ihr zu stören.
      Auf seine Bemerkung hin schaute Emilia irritiert auf ihre Hände,die tatsächlich noch krustig und bräunlich gefärbt waren.Mehrere Sekunden lang starrte sie ihre Hände an bis sie peinlich berührt sich nach einem Wasserkrug umschaute.Tatsächlich entdeckte sie in einer Ecke einen großen,steinernen Krug,der zum Aufwahren von Wasser fast in jedem Haushalt stand."Ehm....ich darf doch sicherlich...",fragte sie David und sobald er kurz genickt hatte,griff sie sich eine Schale aus dem Schrank und füllte sie mit Wasser.Vor dem Haus schrubbte sie sich die Hände bis hoch zum Arm.War sie dermaßen durch den Traum aus der Bahn geworfen worden,dass sie selbst auf diese einfachen Dinge nicht mehr acht geben konnte?"Tut mir leid,dass ich dich gestört hab",murmelte sie leise eher zu sich,als dass David es hätte hören können.
      Ihre Händen nahmen allmählich wieder einen gewöhnlichen Ton an,sodass sie das restliche Wasser zur Seite wegschüttete.Die dunkle Flüssigkeit hob sich nicht stark vom Boden ab,sondern hinterließ nur einen etwas schwärzeren Fleck,als es versickerte.Fast so schwarz,wie in ihrem Traum...
      Prompt schoss Emilia aus ihrer Hocke in die Höhe und kam in seine Hütte zurück.Ein bisschen verloren blieb sie inmitten des Raumes stehen und verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper.Es war eher eine absichernde als sture Haltung,und ihr Blick ging im Raum herum,musternd aber unruhig."Mich hat ja keiner gesehen,es sind nur die Wachen draußen.Und die haben alle schon mal Echte gesehen und wissen,wie die aussehen."Das sagte man zumindest."Wie gesagt,war auch etwas spontan,dass ich hier aufgekreuzt bin.Ich kann ja auch wieder gehen,wenn du willst."
      Ganz vage schien es,als rieb sie sich die eigenen Arme mit den Händen,die sie fest umschlungen hatten.Es war nicht sonderlich kalt,aber in ihr lag schon die gesamte Zeit so ein ungutes Gefühl."Ich hab noch nicht miterlebt,wenn das Dorf angegriffen wird",sagte sie leise,während sie ihr Blick nun an der linken Hand festsaugte,"aber es wird sicherlich nicht lange dauern,bis die herausfinden,dass wir hier unten sind."
      Diese echte Angst ließ das erste Mal einen inneren und tiefen Gedanken hervorscheinen,von denen man bisher wenig spüren konnte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Die Wachen im Dorf sind übermüdet und unerfahren im Kampf. Die haben vampire auch nur in Büchern gesehen, glaub mir. Die wüssten nicht einmal, wo sie hinzielen sollten, wenn die Vampire eine Zielscheibe tragen würden. Und sie sind sehr viel näher, als der Rat euch glauben macht."
      David las den letzten Satz des Kapitels, dann klappte er das Buch zu und legte es beiseite. Er konnte immer noch Blutreste an Emilia riechen, aber es waren nur kleine, getrocknete Flechen, die kaum auffielen, also würde er nichts sagen, sonst würde sie wieder ihre Fragen stellen und wie sollte er sich da rausreden?
      "Sie laufen jeden Tag über unseren Köpfen durch die Gegend. Jetzt gerade wahrscheinlich auch. Sie müssen nur einmal etwas vermuten und sie bomben uns hier raus, als würden sie einen Bienenstock ausräuchern."
      David zuckte mit den Schultern und setzte sich auf, sodass seine nackten Füße nun den kalten Felsboden berührten.
      "Warum war dein erster Impuls, hier her zu kommen, anstatt dich einfahc im bett umzudrehen udn weiter zu schlafen? Ein normaler Mensch traut sich ja schon tagsüber nicht in meine Nähe. Du kannst dich aber irgendwie kaum von hier losreißen. Muss ich mir Sorgen darüber machen, dass ich bald einen mitbewohner bekomme?"
    • "Dafür vertraust du mir als auch ich dir zu wenig."
      Diese Antwort kam wie aus der Pistole geschossen von Emilia zurück.Ihre Händen hatten nun ihre Ruhe wiedergefunden,waren dafür aber etwas mehr an die Arme gepresst.Während sie geantwortet hatte war ihr Blick zu David geschossen,der sich mittlerweile aufgesetzt hatte.Doch als sie ihn so anstarrte,kam sie ins grübeln.Er hatte recht - sie war hier und nicht zuhause geblieben,wie jeder normale Mensch sonst.Wäre die Lage etwas anders,hätte sie auch direkt an die Oberfläche und sozusagen Selbstmord begehen können.Diese Erkenntnis blitzte in ihren Augen auf,dass es vermutlich auch David sehen konnte.
      "Du enthüllst mir gewisse Dinge nicht,ich meine dir nicht",gab sie relativ nüchtern zurück,noch immer wie angewurzelt im Raum stehend.Die Tür erschien ihr mit einem Mal viel sympathischer."Man könnte sagen,ich hatte so eine Vermutung,du würdest noch wach sein.Es ist was vorgefallen,das mir den Schlaf geraubt hat.Und spätestens nach dem Spaziergang hierhin bin ich eh wach."
      Endlich löste sich eine von Emilias Händen,um hoch in ihr Haar zu wandern.Sie hatte die Angewohnheit,sich durch die Strähnen mit den Fingern zu kämmen,wenn sie gerade nichts anderes in Griffweite hatte,womit sie sich ablenken konnte."Wir könnten auch sagen,dass ich das einzig logische getan habe.Ich bin dahin gegangen,wo ich aller Wahrscheinlichkeit nach am sichersten während eines Angriffs wäre.Rein theoretisch natürlich."
      Sie wandern direkt über uns...Es ist fast so,als müsste man Angst haben,zu atmen.Aber warum haben wir vor etwas Angst,das wir gar nicht kennen?Wir fürchten uns aufgrund Erzählungen,die an uns weiter getragen wurden.Keiner von uns hat je einen Vampir gesehen und ist lebend zurückgekommen.Die,die es versuchen,schaffen's meistens nicht.Oder sie enden wie mein Vater...
      Emilias Kopf neigte sich etwas zur Seite,als sie eine verworrene Strähne zu entwirren versuchte."Aber mal was ganz anderes.Du bist kampferprobt,weißt,was du tun musst im Falle des Falles.Klar,man kann sich vieles antrainieren,aber wie kommt's,dass man bei dir kaum irgendwelche Narben sieht?Mich würde in dem Zuge ja auch brennend interessieren,wie deine Schulter unter dem Verband aussieht."Ihr Ton hatte etwas dunkles angenommen.
      Nüchtern betrachtet versuchte sie schlicht,ihren Traum mit etwas anderem zu übertünchen.Da bot es sich an,dass sie ein paar losen Fäden nachging,die sie mittlerweile angesammelt hatte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Er hatte befürchtet, dass es dazu kommen würde, aber er hatte gehofft, ein bisschen mehr Zeit zu haben, um sich an sie und ihren Geruch zu gewöhnen. Aber was sein musste, musste eben sein.
      "Du glaubst, ich sei ein Vampir", sagte er nüchtern, ohne sich vom Fleck zu bewegen.
      Doch dann stand er auf und war so schnell bei ihr, dass es gerade noch als menschliche Geschwindigkeit durchgehen konnte. Er stand direkt vor ihr, nur wenige Zentimeter trennten ihre Körper und sein Gesicht war direkt an ihrem Hals. Sein Atem streifte die empfindliche Haut über ihrer Halsschlagader, als er wieder sprach.
      "Glaub mir. Wäre ich ein Vampir, dann wärst du spätestens jetzt tot."
      Er hob den Kopf wieder und entfernte sich von ihr, um sich einen Apfel zu nehmen. Sein zahnfleisch schmerzte, er wusste genau warum. Um dem nicht nachzugeben, musste er sich jetzt auf den Schmerz konzentrieren und in einen knackigen Apfel zu beißen war da wirklich hilfreich.
      "Außerdem: Was sollte ich davon haben, mich hier unten zu verstecken wie eine Kakerlake, wenn ich doch oben unter meinesgleichen Leben und herrschen könnte?"
      Er biss ein großes Stück aus dem Apfel heraus und kaute darauf herum, während er Emilia musterte. Vielleicht hatte er ihr Angst gemacht, er wusste es nicht, da er sich nicht gestattete genug zu atmen, um es herauszufinden.
      "Die Menschen hier haben Angst vor mir, weil ich es mit Vampiren aufnehmen kann, ich habe das von Kindebeinen an gelernt. Ich kann mich gegen sie verteidigen, ich kann sie töten, ich kann sie überlisten. Ich habe mein Leben lang nichts anderes getan, während hier unten alle bloß den Kopf einziehen und versuchen, weiterzuleben, ohne zu wissen, was es eigentlich heißt, zu leben. Niemand hier unten hat auch nur einmal frische Luft von oben geatmet, nicht einer hat mal gesehen, wie die menschen vor den Vampiren gelebt haben. Ich habe es gesehen, ich habe dort oben gelebt. Und dann bin ich hier runter gekommen, um euch zu helfen und alles was mir entgegengebracht wird, ist Angst und Misstrauen. Ich wollte euch einen Weg nach oben zeigen, aber ihr bleibt lieber hier unten. Und jetzt kommst du, die kleine Emilia, und wirft mir vor, ein Vampir zu sein. Du bist die erste, die werden viele nachfolgen, aber weißt du was? Ich habe meine Familie auch durch die Vampire verloren, okay? Ich kenne meine Mutter nicht, denn sie wurde mir genommen, direkt nachdem ich geboren wurde und mein Vater wurde vor meinen Augen in Einzelteile zerfetzt. Wenn du mich also fragst, ob ich ein Vampir bin, dann sei dir gesagt: Nein, ich bin kein verfluchter Vampir!"
      Nur dummerweise war er auch kein Mensch. Aber er hatte sie da nicht einen Moment lang angelogen. Er hatte ihr durchweg die Wahrheit gesagt. Nur eben nicht alles davon.
    • David sprach das aus,was Emilia lediglich vermutete.Sie hatte nur wenige Anhaltspunkte und dies war auch ihre wildeste Theorie gewesen.Zu dumm,dass er direkt drauf ansprang.Bedeutete das etwas?
      Das nächste,was geschah,war einfach nur absurd.Sie blinzelte schlicht und dann war er plötzlich da.Er stand so nah an ihr,dass sie nahezu seine Wärme spüren konnte.Sie gefror in dem Moment,als sie seinen Atem an ihrer Haut spüren konnte.Und nicht nur das,es lief ihr ein solch intensiver,eiskalter Schauer den Rücken herunter,dass sie schwören könnte,man habe ihr einen Eimer Eiswasser übergeschüttet.Sie fühlte,wie ihr die Kraft aus den Beinen wich,nicht nur wegen ihm,sondern weil ihr inneres Wesen sie förmlich anschrie,sofort wegzulaufen.
      Erst,als er sich entfernte,bewegte sie sich wieder.Sie hatte die Arme nah am Körper angezogen und man sah vermutlich,dass ihre Knie bebten.Ihre Augen waren dermaßen aufgerissen,als würden sie gleich herausfallen,ihre Lippen zu einem schmalen Strich gepresst.Von dem mühsam ruhig gehaltenem Atmen schmerzte ihr Brustkorb,doch sie zwang sich,nicht wegzulaufen.
      Stattdessen erzählte er plötzlich von Dingen,fast wie in einer Wutrede.Mit solcher Reaktion hatte sie nicht gerechnet,umso angsterfüllter wurde sie.Mit dem mies gelaunten,defensiven David kam sie sehr gut klar,aber diese krasser Veränderung passten überhaupt nicht ins Bild.Sie hatte also etwas getriggert,dass ihm mehr als übel aufstieß.Nur konnte er nicht ahnen,dass seine Aussage so nicht stimmte.
      Mein Vater war frei da oben.
      Ihre eigene Körperreaktion irritierte Emilia zusätzlich.Noch nie hatte jede Zelle,jede einzelne Faser in ihrem Körper um eine gemeinsame Aktion gefleht,und es war unendlich schwer,diese Bitte bis jetzt zu unterschlagen.Aber langsam gewann ihr Instinkt,als ihre Finger schon anfingen zu zucken.Nachdem David geendet hatte,gab Emilia schlussendlich auf."Schmeiß' mich nicht mit denen in einen Topf!Ich zumindest wollte dir vertrauen",brüllte sie ihn an und stürmte aus seinem Lager.

      "Schatz,was auch immer passiert,vergiss nie,dass es nichts anderes als Raubtiere sind.Sie sind nur darauf aus,uns umzubringen.Du darfst ihnen nicht zeigen,dass du Angst hast und wenn du läufst,lauf nicht vor ihnen weg.Sie werden dich verfolgen,dir nachjagen bis sie dich haben.Deswegen bring dich erst gar nicht in die Lage.Bleib hier unten in der Siedlung,dann wird dir nichts passieren."
      "Und warum gehst du dann nach da oben?"
      "Weil ich muss.Sag das Mama nicht,aber wenn man mich holt,dann wenigstens in Freiheit.Deine Mama hält mich nämlich ganz schön straff am Zügel."

      Damals hatte sie nicht verstanden,was er damit gemeint haben könnte.Doch in letzter Zeit wurde ihr mehr als deutlich des Rätsels Lösung präsentiert.Emilia hatte David so viel noch an den Kopf werfen wollen,es herrschte eine seltsame Mischung aus Angst,Wut und einer Art Mitleid in ihr und formten einen undefinierten Ball.Während sie durch die kalte Nacht rannte,kam ihr wieder die Warnung in den Sinn,die man ihr einst aussprach.Zugegeben,er hatte sie eben in der Hütte auch nicht angegriffen,dann würde er sie nun hoffentlich auch nicht verfolgen.Nur hatte er ihr mehr als deutlich signalisiert,dass er die Vampire verachtete.Und doch zeigte er hier und da diese kleinen Hinweise,dass er doch mehr als ein Mensch war.
      Mit jedem Schritt,mit jedem Meter, verlor sich ihre Angst und die Wut nahm Überhand.Keine Wut auf David,Wut auf sich selber,dass sie sich nicht unter Kontrolle hatte.Sie hatte ihm so hochmütig erzählt,dass sie so anders sei wie alle anderen im Dorf,dass sie entschlossen und willens sei.Jetzt,wo sie der Realität wie einer riesigen Wand aus Stein gegenüberstand,konnte sie nicht mehr weglaufen.Sie begriff,dass sie diese Mauer erst einreißen musste,damit sie weiter kam.Selbst,wenn sie jetzt vor David davon gelaufen war,so war ihr klar,dass sie spätestens morgen wieder vor seiner Tür stehen würde.Denn sie würde nicht nur ihre eigene Mauer,sondern auch seine einreißen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"

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    • Er hatte erreicht, was er gewollt hatte. Sie war weg, hatte die Flucht vor ihm ergriffen. Na endlich. Es war besser so, auch wenn sie die wenigen Tage, in denen er mal etwas Gesellschaft hatte, gut angefühlt hatten. Er hatte sich ja nicht umsonst abseits von allen anderen niedergelassen. Es war besser so!
      Zumindest redete er sich das ein, als er die Reste seines Apfels entsorgte und sich dann auf sein bett legte. Wie sooft fand er auch heute Nacht keinen Schlaf. Er starrte einfach nur die Decke an, verfolgt von Erinnerungen, die er lange vergraben hatte.

      "Dein Sohn ist schwach für sein Alter. Und klein."
      Er verstand nicht, was sie hier wollten. Sein vater war einfach in sein Zimmer gestürzt und hatte ihn dazu angehalten, sich ordentlich anzuziehen und dann waren sie in aller Eile ins Innere der Stadt gegangen. Jetzt standen sie vor diesem unheimlichen mann, der ihn von oben bis unten musterte und ganz offensichtlich gefiel ihm nicht, was er da sah. Er mochte diesen Mann nicht, aber sein vater hatte ihm verboten, etwas zu sagen.
      "Ich weiß."
      "Ernnährst du ihn nicht richtig? Kriegt ihr da draußen in den Vororten eigentlich richtiges Blut?"
      "Nein, wir... wir leben von den versorgungsstationen."
      Der Mann schüttelte den Kopf und schnipste einmal. Eine rothaarige Frau wurde in den großen Saal geführt. Sie roch komisch. Sie roch gut!
      "Komm her, Junge. Wenn du nur dieses abgepackte Zeug trinkst, wird aus dir nie etwas werden."
      Er sah zu seinem Vater hinüber. Der hatte ihm gesagt, er solle niemals aus der offenen Vene trinken. Aber sein Vater nickte, also ging er zu dem gruseligen Mann, der ihm das Handgelenk dieser Frau reichte. Wieder wanderte sein blick zu seinem Vater. Sein Vater fühlte sich sichtlich unwohl, nickte aber erneut. Und dann biss er einfach zu.


      David hielt es nicht lange in der Liegeposition, also sprang er wieder auf und tat das, was er am besten konnte: Er kümmerte sich um seine Waffen. Er polierte jede einzelne und als das getan war, widmete er sich seinem Schwert. Er machte draußen, vor seiner Behausung ein Feuer und mit der Hitze brannte er dann praktisch jeden einzelnen Kratzer aus diesem Monster von Klinge heraus, bis die Oberfläche wieder spiegelglatt war. Perfekt, um Vampire zu töten.
    • Schwer atmend kam Emilia vor ihrer Haustür zum stehen.Den gesamten Weg über war sie wie vom Teufel höchstpersönlich verfolgt gelaufen,ohne auch nur einen einzigen Stopp einzulegen.Erst nach vier Atemzügen öffnete sie die Tür und blickte direkt in das Gesicht von Sarah.
      "Oh",kam es schlicht von Emilia.
      "Mitten in der Nacht?Wo keiner weiß,ob dir was zustößt?"Sarahs Worte waren eiskalt.
      Emilia druckste,unsicher,ob sie warten oder einfach reinkommen sollte.Diesen Tonfall hatte sie bisher noch nie von ihrer Mutter gehört,nicht einmal wenn sie oder Tim gescholten wurden.Sarah sagte nichts,machte aber einen unmerklichen Schritt zur Seite,durch den ihre Tochter ins Haus gelangen konnte und die Tür hinter sich leise ins Schloss fallen ließ."Ich habe da keine Äußerung zu zu machen."
      Sarahs Augen verengten sich."Sei es drum,ob's für den Rat oder sonst für jemanden ist,ich will wenigstens wissen,wann und wohin du gehst."
      "Seit wann muss ich dir jetzt wieder jeden einzelnen Schritt niederlegen?",giftete Emilia zurück,langsam aber sicher ehrlich angesäuert,"das letzte Mal war mit 8."
      Die Haltung ihrer Mutter wurde noch aufrechter,fast schon steif,als sie die Arme vor der Brust verschränkte."Ich dachte eigentlich,dass du nach mir kommst."
      Nun zögerte Emilia.Ihr ging auf,dass sie etwas tat,das auch ihr Vater des Öfteren gemacht haben musste.Und seinen Verlust hatte ihre Mutter stark getroffen.Sie hatte Angst um ihre Tochter,wollte dasselbe Schicksal nicht sie treffen sehen.Diese Erkenntnis ließ Emilia weicher werden."Es geht mir gut...Ich wollte niemanden aufwecken,weil ich einen richtig beschissenen Traum gehabt hatte.Er war so real...Ich konnte keine Ruhe mehr finden."Sie atmete hörbar aus."Ich war bei dem Außenseiter."
      Prompt wurde Sarahs Haltung alarmierend."Was hast du bei ihm zu suchen?"
      "Er trainiert mich.Macht ja sonst keiner im Dorf."
      "Daher also die Wunden."Ihre Stimme wurde merklich weicher."Sag das von vornherein.Ich werde dir nicht deinen Weg verbauen,aber ich will nicht,dass du mir Dinge verheimlichst."
      Emilia nickte verständnisvoll.Natürlich wollte sie nicht ihre Erstgeborene verlieren und dann auch noch ähnlich,wie ihr Vater.Obwohl...Wenn sie richtig überlegte,dann hatte man ihr nie genau erzählt,was mit ihrem Vater passiert war.Aber jetzt wollte sie das Thema nicht anschneiden."Darf ich hoch?"
      Sarah nickte ihr zu und sah ihr noch hinterher,bis ihre Tochter in ihrem Zimmer verschwand.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Skeptisch betrachtete David seine Schulter. Es war nur noch ein leicht geröteter Kratzer zu sehen, die Nähte hatte er sich selbst gezogen. Nichts deutete mehr daraufhin, dass er ernsthaft verletzt gewesen war. Eigentlich könnte er heute wieder auf Streifzug gehen und eigentlich musste er das auch, immerhin war er im Rücktand, auch wenn nicht sonderlich viele 'Bestellungen' bei ihm eingegangen waren, während er sich erholt hatte.
      Noch schliefen alle, also konnte er es sich erlauben, durch die Siedlung zu streifen. Er kletterte an der Fassade des kleinen Krankenhauses - falls man es denn so nennen konnte - hinauf und sah durch ein Fenster hindurch. Die Mutter des kleinen Mädchens lag noch immer dort in dem Bett, das Mädchen schlief im Sitzen an ihrer Seite. Aber die Frau sah schon viel besser aus, als sie es noch vor drei Tagen getan hatte. Sie würde wieder gesund werden, das war alles, was zählte.
      Mit einem Lächelnd verschwand David wieder und stattete noch einer anderen Person hier unten einen kurzen Besuch. Er wollte nicht mit Emilia reden, nciht nachdem, was da heute Nacht geschehen war. Er schob einfach nur ihr Fenster auf und legte ein handgeschmiedetes Messer auf die Fensterbank. Es war ungefähr so groß wie ihr Unterarm und zum Griff hin nach hinten gezackt, sodass sie damit maximalen Schaden anrichten konnte, wenn sie es denn einmal verwenden müsste. Er legte noch eine kleine Nachricht dazu.

      Übe

      Er wusste einfach, dass sie wiederkommen würde, aber er war jetzt wieder im Dienst, wenn man so wollte, also war er nicht die ganze Zeit für sie da. Das messer war schwer, sie würde lange damit trainieren müssen, um es wirklich vollständig zu beherrschen und den Umgang damit zu perfektionieren. Wenn er sie das nächste Mal zum Training antreten ließ, würde er keine Gnade zeigen, wenn er mit der gleichen Waffe kämpfte. Er hatte ja gesagt, dass er ihr auch die Knochen brechen würde, wenn sie das durchzog.
      Nachdem er ihr das kleine Geschenk hinterlassen hatte, machte er sich auf den Weg an die Oberfläche, er hatte ein paar sachen zu besorgen.
    • Müde rieb sich Emilia die Stirn,als sie die Treppe nach oben ging und hinter sich leise die Tür ihres Zimmers schloss.Dafür,dass sie einen relativ ruhigen Abend erwartet hatte,war diese Nacht dann doch ziemlich überladen gewesen.Deshalb merkte sie jetzt,wie schwer sich die Anstrengung auf ihre Glieder auswirkte und sie förmlich niederdrückten.Ihre Schritte schleiften über den Boden,als sie sich Richtung Bett schob.Doch dann fiel ihr etwas ins Auge,das leicht glitzernd auf der Fensterbank lag.
      Langsam glitten ihre Finger über den kalten Stahl,gefährlich nah an der Schneide entlang.Die Kälte stieg ihr direkt von den Kuppen in die einzelnen Glieder,während sie die Waffe musterte.Auf der einen Seite gefiel es ihr,dass David offensichtlich nicht gänzlich Abstand von ihr genommen hatte,aber auf der anderen Seite war er wieder hier gewesen.Ohne dass sie es gemerkt hatte.

      Am nächsten Morgen rollte sich Emilia einige Male hin und her,bis sie sich endlich aus der Decke schälen konnte.Sofort waren ihre Augen wieder auf der Waffe,die noch immer auf der Fensterbank lag.Die Nachricht,die daneben gelegen hatte,war links neben der Klinge abgelegt.Das einzelne Wort auf dem Stück Papier schien ihr einleuchtend und vor allem befolgenswert.
      Unten in der Küche war Sarah schon lange zu schaffen,auch Tim war bereits unten und beschäftigte sich mit einem selbstgeschnitztem Holzmesser,welches er neuerdings als Waffe bezeichnete.Sie selbst setzte sich an den klapprigen Tisch und bedeutete Tim,ihr eine Schale zu bringen.Sarah reichte ihr ein kleines Schälmesser und schien nicht mehr auf die letzte Nacht einzugehen.
      "Er hat mir eine Waffe mitgegeben",sagte Emilia und brach damit die Stille.
      Sarah hatte ihr noch immer den Rücken zugedreht."Damit übst du?"
      "Ja?"
      "Tim,ärger deine Schwester besser nicht mehr,sonst wird sie vielleicht wirklich etwas böse in Zukunft."
      Man hörte eine leichte Belustigung in der Stimme ihrer Mutter,obwohl der Satz eher als Warnung an Tim gemeint war.Sie wusste,dass er seiner Schwerster nacheiferte und übertreffen wollte.Wahrscheinlich würde er nicht davor zurückschrecken,sich an ihre Waffen zu trauen.Tim seufzte hörbar,erwiderte jedoch nichts weiter.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Nach der Sache an dem alten Rangierbahnhof nahm David einen anderen Weg an die Oberfläche, um die Siedlung nicht zu gefährden.
      Er verließ die Siedlung in die gleiche Richtung, nahm den gleichen Gang wie sonst auch, aber in dem alten U-Bahnschacht ging er dann in die andere Richtung und ließ zwei Stationen weit, nur um auf Nummer sicher zu gehen. An die Oberfläche ging er dann wieder durch einen Wartungsschacht, die Bahnhöfe waren meist zugemauert oder gesprengt worden.
      An der Oberfläche sah er sich kurz um. Er würde heute eine lange Tour machen, er hatte mehrere andere Taschen dabei, die er in dem Schacht zurückließ. Er würde loslaufen, die Ware holen und verpacken und dann wieder loslaufen. Es war riskant, so lange oben zu sein, aber er hatte Zeit wieder gut zu machen und da würde er. In dieser Hinsicht war er ziemlich pflichtbewusst.
      Er war den ganzen Tag unterwegs, packte stundenlang Sachen ein. Unter anderem auch das Metall, das er brauchte, um neue Waffen zu schmieden. Keine Waffen für ihn, er hatte eigentlich genug, auch wenn man nie genug Wurfmesser haben konnte. Er musste welche für Emilia machen. Es würde schwierig werden, eine perfekt gewichtete Waffe für jemand anderen zu schmieden. Er würde sie oft antanzen lassen. Aber erst musste sie mit dem Messer umgehen können, dann hätte sie zumindest ein Gefühl für Balance und Schwerpunkt der Waffe. Außerdem hätte er dann wieder etwas zu tun, in einer seiner so schlaflosen Nächte.
      Sein Ausflug verlief dieses Mal ohne Probleme, kein Vampir weit und breit. Er hatte die Taschen alle gefüllt und machte sich kurz vor Sonnenuntergang auf den Weg zurück. Irgendwie schaffte er es, nur einmal gehen zu müssen. In dem engen Wartungsschacht musste er zwar Tasche für Tasche einzeln durch schieben, aber durch die Höhle konnte er sie alle auf einmal mitnehmen. Wenn auch sehr umständlich.
      Zurück in der Siedlung ordnete er sein Diebesgut und brachte es zum Rat. Die staunten nicht schlecht, als er mit so viel Zeug auftauchte. Dann machte er sich in seiner Behausung daran, das Metall zu sortieren.
      Ob Emilia heute Nacht wieder zu ihm kommen würde?
    • "Tim,würdest du das bitte zu Kathy bringen?"
      Sarah reichte Tim einen kleinen geflochtenen Korb,der mit einem hellen Tuch abgedeckt war.Seitdem Kathys Mutter erkrankt war,fühlte sie sich dazu verpflichtet,dem kleinen Mädchen zumindest in ihrer Weise Beistand zu leisten.In dem Korb befand sich vermutlich etwas Selbstgekochtes oder Brot mit Aufstrich.Tim nickte und flitzte bereits aus dem Haus.Emilia sah ihm hinterher und wusste,dass er insgeheim doch eine nette Seite hatte.
      "Ich hab zwar gesagt,dass ich mich nicht einmische",sagte ihre Mutter plötzlich aus heiterem Himmel,"aber ich darf mir doch Gedanken machen."
      Etwas überrumpelt warf ihre Tochter ihr einen Blick zu,während sie sich die Haare wieder zusammen flicht."Na klar...Ich gebe mir ja Mühe,aber garantieren kann ich nichts."
      Sarah schwieg zuerst,setzte dann aber leise hinterher:"Du weißt,dass du das nicht musst.Du musst nicht Neals Platz einnehmen..."

      Bis zum Abend hin hatte Emilia sich Freizeit nehmen dürfen.Seitdem sie ihrer Mutter ins Geschehen einweihen konnte,schien sie ihre Prioritäten anders zu setzen und ihr mehr Freiraum zu gewähren.Emilia war dafür dankbar,denn jetzt verspürte sie auch hier Zuhause,dass sich etwas änderte,dass sie aus dem ewigen Sumpf langsam aufzusteigen schien.Den ganzen Tag über hatte sie,wie man es ihr aufgetragen hatte,mit der Waffe herumexperimentiert und dabei aus Versehen Tim auch schon fast in Mitleidenschaft gezogen.Denn der kam unvorhergesehen in ihr Zimmer gestürmt,als sie sich mit dem Wurfverhalten der Klinge auseinandersetzte.Zwar war nichts passiert,aber einen Schock trug ihr Bruder trotzdem davon.
      Als sich das Tageslicht komplett dem Dunkel hingegeben hatte,war es auch an ihrer Zeit,sich wieder auf den Weg zu machen.Wie die Tage davor packte sie Proviant ein - man wusste schließlich nie. Als sie das Haus verließ,erinnerte sie sich wieder an die Nacht zuvor und kurz schoss ihr wieder dieser Moment in den Sinn,als sie scheinbar auf einem etwas dünneren Grat gewandelt hatte.Doch genauso schnell wie er kam,verschwand er auch wieder und stattdessen kamen ihre letzten Gedanken zurück.
      Wenig später stand Emilia dann vor Davids Tür,eine Hand in die Hüfte gestemmt,mit der anderen klopfte sie an.Sie war gespannt,was heute kommen würde.

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    • David war ziemlich penibel, was sein metall anging. Er hatte nicht den Luxus, irgendwelche super tollen legierungen herzustellen, aber über die Jahre, die er mit dem Üben der Schmiedekunst zugebracht hatte, hatte er gelernt, sich mit dem zu arrangieren, was er hatte. Und für die Waffe, die er für Emilia schon in Planung hatte, hatte er auch etwas ganz besonderes mitgehen lassen, etwas, da er auch bei seiner eigenen Waffe verwendet hatte. Es war ein metall, das menschen so nicht kannten, die Vampire hatten es erfunden und nutzten es. Es war unglaublich Belastungsfähig, musste kaum instandgehalten werden und am aller wichtigsten: es war leicht zu bearbeiten. Es war perfekt, um Vampire zu töten. Das einzige Problem war wirklich nur die Beschaffung, denn die viel auf, im Gegensatz zu all den anderen Metallen, die er einfach so einsammeln konnte. Er hatte geradeso genug bekommen, wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte.
      "komm rein", sagte er, als es klopfte.
      Er hatte sie schon gerochen, als sie noch nicht einmal in Armlänge der Tür gewesen war. Er betrachtete seine kleinen Stapel auf seinem Tisch konzentriert, dann befand er seine Arbeit für gut und fegte alles mit seinem unterarm in eine alte Kiste. Dass sich die metalle jetzt mischten, spielte keine Rolle, die würden später sowieso eingeschmolzen werden.
      "Hast du geübt?", fragte er.
      Die Kiste landete unter dem Tisch, David halb darauf, die Arme vor der Brust verschränkt. Wie so oft, trug er keine Schuhe.
      "Ich sag dir das jetzt nur einmal und das ist als Friedensangebot wegen gestern zu verstehen, okay? Du bist jetzt bewaffnet und ich erwarte, dass du diese Waffe auch einsetzt. Ich habe das gleiche Messer."
      Er zog das messer aus einem Halfter an seinem Oberschenkel und balancierte es mit der Spitze auf seinem Zeigefinger, es wackelte nciht einmal.
      "Ich werde es einsetzen. Ich werde dich verletzen. Das werde ich solange tun, bis du dich verteidigen kannst."
      Er warf das messer in die Luft, fing es am Griff wieder auf und schob es in einer einzigen fließenden bewegung in das Holster zurück.
      "Ich habe dieses Training begonnen, als ich vier Jahre alt war. Mein Vater hat im gleichen Alter angefangen und sein Vater vor ihm auch. Du bist eigentlich viel zu alt. Deswegen muss ich den Turbo ein bisschen reinhauen, auch wenn das für dich erstmal keinen Sinn macht, weil wir nicht an der Oberfläche sind. Glaube mir, es macht Sinn, wenn du es von meinem Standpunkt aus sehen könntest."
    • Auf Davids Geheiß hin betrat Emilia seine Behausung und entdeckte ihn an einem Tisch stehend,vor ihm ein Haufen Altmetall.Er verfrachtete es gerade in eine Kiste ehe er sich ihr zu wand.Selbst sie hatte sehen können,dass es sich dabei um unterschiedliche Metalle handelte.
      Auf seine erste Frage nickte sie schlicht.Ja,geübt hatte sie etwas,wenn auch in einer etwas anderen Weise,als es vermutlich angedacht gewesen war.In dem Zuge musste sie ihm noch etwas mitteilen,aber das konnte auch noch warten.
      Doch zuerst war sie vielmehr davon abgelenkt,dass er sein eigenes Messer in absoluter Perfektion auf dem Finger balancierte.Sie bezweifelte sofort,dass das nur auf jahrelanges Training zurückzuführen war."Ich weiß,dass ich einige Jahre zu spät auftauche",sagte sie,während sie mit gerunzelter Stirn beobachtete,wie er sein Messer wieder verschwinden ließ,"aber besser spät als nie."
      Nun holte Emilia ihr Messer hervor und legte es auf ihre Handinnenfläche."Ich hätte dich gestern nicht hinterfragen sollen.War vermutlich etwas taktlos gegenüber jemand Fremdes,aber dasselbe könnte auch für dich gelten."Sie ließ ihre Hand nach vorn kippen,wodurch die Waffe nach vorn rutschte und sie es am Griff abfing."Ich finde,dass die Balance für mich nicht stimmt.Es hat zu viel Gewicht vorne..."
      Ohne ein weiteres Wort drehte sich Emilia ruckartig um und warf das Messer in einer runden Bewegung Richtung Tür,in der das Messer fast gerade stecken blieb.Das war kein Zufall - sie hatte im Laufe des Tages herausgefunden,dass sie die Waffe in einem höheren Bogen werfen musste,damit die Umdrehungen stimmten.Dass es nun nicht gerade stecken blieb lag einfach am fehlenden Training.Über die Schulter warf sie ihrem Meister einen Blick zu."Und ich weiß,dass du mich nicht mit Samthandschuhen anfassen wirst.Ich wage aber zu behaupten,dass du so gedrillt bist und nicht mehr weißt,wann ein Würstchen wie ich hops geht."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Ich werde min Bestes tun, um dich nicht umzubringen", versicherte David, als er die Klinge aufhob, die Emilia gegen seine Tür geworfen hatte.
      Er wog es in seiner hand und versuchte sich vorzustellen, wie es sich für Emilia anfühlen musste. Er hatte schon eine Idee von dem, was nicht stimmte.
      "Willst du ein neues, oder willst du lernen, das Defizit auszugleichen?", fragte er, als er es ihr wieder gab.
      "Ich werde dir sowieso eine Waffe schmieden, mir ist es egal, ob ich ein Messer nachbesser muss oder nicht."
      Er holte eine Zielscheibe aus einem großen Stück Holz hinter einem Schrank hervor - dabei achtete er darauf, die schwere Scheibe zu rollen und nicht zu tragen - und verfrachtete sie nach draußen, wo er sie gegen die Höhlenwand lehnte. Emilia hatte schon einen guten Wurf, jetzt musste sie nur noch lernen, auch tödlich zu treffen. Wenn die Klinge im holz stecken blieb, dann bließ sie auch im weichen Körper eines Lebewesens.
      Zurück in seiner Behausung holte er seinen Messergürtel hervor und schnallte sich ihn um die Brust. Dann holte er aber noch einen zweiten, etwas kleineren hervor, der mit leichteren Messern gespickt war. Er legte ihn Emilia über Schulter und schloss die selbstgemachte Schnalle auf der anderen Seite über der Hüfte. Er musste den Gurt noch etwas justieren, aber es passte wie angegossen.
      "Volle Bewegungsfreiheit bei maximaler Bewaffnung. Bring morgen deine Lederkluft mit und ich zeige dir, was du daran ändern solltest, um deine Bewegungsfreiheit zu erhöhen, ohne dabei auf deinen Schutz zu achten. Du solltest dir auch Unterarmschutze zulegen, die die Innenseite deiner Arme Schützen. Vampire lieben diese Stelle, weil sie so leicht zugänglich ist. Fertige sie aus leder an, dann bring sie her und ich zeige dir, wie du deine Lederrüstung mit Metall verstärken kannst. Keine Panik, du wirst keine hundert Tonnen mit dir herumschleppen. Das sind deine Hausaufgaben, wenn du so willst. Jetzt aber Messerwerfen."
      Er nickte in Richtung Tür und ließ ihr den Vortritt. Draußen zeigte er ihr, wie sie die Messer halten musste, verbesserte ihre Wurftechnik minimal - sie war schon ziemlich gut - und zeigte ihr dann, wie man mit genug Wucht warf, damit die Messer auch stecken blieben.
    • "Ich kann mir später wahrscheinlich auch nicht leisten,wählerisch zu sein,was meine Bewaffnung angeht",entgegnete Emilia und musterte David dabei,wie er das Messer aus der Tür zog und es taxierte.Sollte es hart auf hart kommen,konnte alles zur Waffe werden und es war durchaus sinnvoller,dass sie wusste,wie man mit nicht perfekt ausbalancierten Waffen umging.
      Als er ihr ein Holster umschnallte,war das zunächst befremdlich für sie.Nicht nur,dass sie das erste Mal so etwas angelegt bekam,sondern auch,dass er es war,der es ihr anschnallte.Bisher hatte er ihr vermittelt,dass er sich nur soweit näherte,wenn es um einen Angriff ging,weshalb sie sich unterbewusst anspannte.Diese Reaktion war allerdings unbegründet,denn David ging direkt zum Training über.
      Wie sich herausstellte,hatte Emilia bei ihrer Übung Zuhause einfach nur recht simpel Messer durch die Gegendgeworfen.Was David ihr zeigte,wies deutlich mehr System und Technik auf.Durch seine Anleitung hatte sie ziemlich schnell den richtigen Dreh raus und bekam das Gefühl dafür,wie es sich richtig anfühlte,um die gewünschte Wirkung zu erzielen.Irgendwann hatte sie es dann soweit raus,dass sie ohne Nachzudenken den Winkel und den Ablauf richtig bestimmte und dann mit Kraft,die aus dem gesamten Oberkörper und nicht nur aus dem Arm kam, das Messer in die Holzscheibe trieb.Es steckte dermaßen fest,dass sie es ohne weiteres nicht aus der Scheibe ziehen konnte.Sie musste mit dem Fuß dagegen halten und mit beiden Händen ziehen,bis sie das Messer mit einem Ruck wieder in den Händen hielt.Grinsend drehte sie sich zu David."Ich würde mal sagen,dass das doch gar nicht schlecht war."
      Mit wenigen Schritten stand sie wieder neben ihm,die Arme vor der Brust verschränkt."Was ich dich noch gar nicht gefragt hatte: Benutzt du nur diese kurzen Messer,wenn du da oben bist?Haben sich Schusswaffen nicht bewährt?Und auf was genau muss ich achten,wenn ich mal einem Vamp gegenüber stehen sollte?Kann man sie ähnlich wie Menschen töten?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • David musste gar nicht mehr viel machen. Emilia verstand schnell, was sie zu tun hatte und die Messer hatte er perfekt auf sie abstimmen können. Er war ein bisschen stolz auf sich, aber auch auf sie, dass sie schnell lernte.
      "Ich habe keine Ahnung, ob Schusswaffen funktionieren könnten. Ich weiß nur, dass Vampire so schnell heilen, dass ein Schuss ihnen kaum etwas anhaben würde. Außerdem sind Schusswaffen schwer mit bloßer Hand herzustellen und umständlich. Die Kämpfe mit Vampiren sind schnell, da bleibt keine Zeit sich auf die Technik zu verlassen. Ich bevorzuge das hier."
      Er verschwand kurz in seiner kleinen behausung und kehrte mit seinem Schwert zurück. Das Schwert war so groß wie sein Rumpf mitsamt Kopf, also wirklich sehr lang. Es war sein ganzer Stolz. Hatte ihn vier Jahre gekostet, es zu schmieden und zu perfektionieren.
      "Aber das ist keine Waffe für dich, du wirst wahrscheinlich ganz anders kämpfen."
      Er lehnte das Schwert neben der Zielscheibe an die steinerne Höhlenwand.
      "Vampire können theoretisch so getötet werden wie Menschen, das Problem ist nur, dass sie verdammt schwer zu erwischen sind und verdammt schnell heilen. Wenn du sie also erwischst, dann sollte es dein vorangiges Ziel sein, sie einen Kopf kürzer zu machen und das meine ich wörtlich. Und wenn du die Zeit und die Mittel hast, dann solltest du sie auch abfackeln. Abfackeln geht immer, da sind sie ein bisschen empfindlich. Brennen lichterloh wie trockenes Gras und weil sie so schnell heilen brennen sie auch eine ganze Weile. Sie schlagen dann ziemlich wild um sich, also auch gegen andere ihrer Art, aber eben auch gegen dich. Ist ganz gut, wenn du ein Ablenkungsmanäver brauchst. Weißt du, wie man einen Molotov-Cocktail macht?"
    • Schusswaffen sollten weniger zuverlässig sein als Nahkampfwaffen?Zugegeben,die Vampire würden versuchen,die Distanz zu überbücken und nah an einen herankommen.Man wäre im Endeffekt vielleicht auch einfach zu langsam,um sie nach Davids Schilderungen zu erwischen.
      Stattdessen musterte Emilia anerkennend das Schwert,welches er nach kurzem Verschwinden nach draußen holte und an die Felswand lehnte.Man sah auf der ersten Blick,dass diese Klinge schon älter und immer wieder verändert worden war.Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er diese Waffe schon länger und sie glaubte ihm sofort,dass an ihr sein Herz hing.Ihr war generell schon aufgefallen,dass er sich intensiv mit seinen Waffen beschäftigte.
      Ihr Blick lag noch immer auf dem Schwert,als David ihr weiter ihre Fragen beantwortete.Dass Feuer wirklich so effektiv war,hatte sie nicht erwartet.Endlich konnte sie den Blick von dem schimmernden Metall abwenden und sah wieder ihren Lehrmeister an."Ich werd's wohl gleich wissen",sagte sie und dachte gleichzeitig darüber nach,was mit einem anderen Kampfstil meinte.
      Grübelnd betrachtete sie ihre irgendwie kümmerlichen Arme.Was brachte es,wenn sie lernte,wie man mit Waffen umging,wenn sie einer physischen Auseinandersetzung nicht gewachsen war?Sie zeichnete sich weder durch besondere Geschwindigkeit,noch durch Kraft aus,ganz im Gegensatz zu ihm.Emilias Tonfall war fast schon monoton,als sie ihn fragte:"Wieso hast du eigentlich eingewilligt,mich zu trainieren?Wie du schon richtig sagtest,eigentlich ist es viel zu spät für mich.Ich bin weder besonders schnell noch stark.Ich will nicht wehrlos sterben,aber macht das Training überhaupt Sinn?Bezogen auf meine Ausgangslage."
      Es war überhaupt nicht in Emilias Absicht,mit dem Training aufzuhören,aber sie lernte langsam,die Dinge objektiver zu sehen.Wenn sie sich mit David verglich,war sie einfach nur erbärmlich gestellt.Und doch war sie schon soweit gekommen,vielleicht sah er doch etwas in ihr,das es wert war,zu lehren.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Du hast die Eier dafür", sagte er schlicht.
      Er musterte sie kurz und überlegte, wie er sie bewaffnen konnte. In seinem Kopf hatte er schon eine perfekte Kriegerin vor Augen.
      "Du hast recht. Du bist weder besonder stark, noch besonders schnell. Aber das musst du auch nicht sein, denn das sind die Vampire schon. Deine Stärke lieft hier oben," er tippte ihr gegen die Stirn, "Und hier," er legte die Spitze seines Zeigefingers auf ihr Brustbein.
      Das war eine der Handlungen, über die er zu wenig nachgedacht hatte. Er hatte für einen Augenblick vergessen, dass sie ein Mensch war und ihr Schlagendes Herz unter dem dünnen Knochen machte ihm das mit größter Härte klar.
      Mit einem verhaltenen Räuspern nahm er die Hand wieder weg.
      "Ich zeige dir nicht, wie du gegen Vampire kämpfst. Ich zeige dir, wie du sie überlistest, um an das zu kommen, was deine Liebsten zum Überleben brauchen. Du bist vielleicht zu alt für das Training, wie es in meiner Familie vererbt wurde, aber du bist so alt wie die ersten Jäger es waren, als sie dazu gezwungen waren, so zu handeln. Du wirst lernen, du wirst Fehler machen und du wirst dafür bezahlen. Aber wenn du bereit bist, alles für die zu geben, die du liebst, dann bist du hier richtig. Nenne es Jnstinkt, aber ich erkenne diese Willenskraft in dir. Deswegen habe ich Ja gesagt."
      Er reichte ihr sein Schwert. Sie sollte es nur einmal halten, nicht heben oder gar schwingen, sie würde es ja kaum vom Boden kriegen.
      "Und mit etwas Training kannst du dann vielleicht auch irgendwann mein Schwert heben."
    • Emilia war überrascht,als sie Davids kalte Fingerspitze auf ihrer Stirn spürte.Gerade wollte sie etwas erwidern,da wanderte sein Finger auf ihr Brustbein.Wie magnetisch angezogen starrte sie seinen Finger an und verfolgte,wie er ihn offensichtlich fast schon peinlich berührt wieder zurückzog.David konnte das nicht wissen,aber er hatte ein Bewegungsmuster gezeigt,welches Emilia schmerzlichst bekannt war.Ihr Inneres zog sich zusammen,so,als würden sich schwere Eisenketten um ihren Brustkorb legen.Diese Gesten hatte ihr Vater damals immer gemacht,wenn er sie entweder tadelte oder aufzog.Doch das war schon Jahre her.
      Plötzlich erkannte sie,dass er ihr sein Schwert hinhielt und scheinbar erwartete,dass sie danach griff.Ohne Nachzudenken packte sie das Schwert beim Griff,einhändig, und keuchte auf,als sich Davids Hand davon löste.Das immense Gewicht riss ihre Hand abwärts gen Boden,sodass sie aus ihrer Trance gerissen wurde.Hastig angelte sie mit ihrer zweiten Hand nach dem Griff und erwischte es noch rechtzeitig,bevor es vollkommen auf dem Boden aufschlug.Dass seine heißgeliebte Waffe demoliert werden würde,nur weil sie zu unfähig war,es zu halten,ließ sie nicht zu.Die Spitze stützte sie auf dem staubigen Boden ab,den Griff hielt sie ein wenig verkrampft aufrecht."Nett",quetschte sie zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor,die das Adrenalin noch nicht gänzlich abgebaut hatten,"aber ich glaube,ich bin eher für leichtere Typen gedacht."
      Unterschwellig wippte sie den Griff immer wieder in seine Richtung,bis er sein Schwert endlich zurücknahm und Emilia ihre Hände wieder frei hatte.Prompt schüttelte sie sie ein paar Mal aus und rieb sich dann das Handgelenk."Also?",fragte sie und wartete schon auf den nächsten Auftrag,"Was schwebt dir so vor?Außerdem wolltest du mir noch zeigen,wie ich lebendige Fackeln machen kann..."

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