[2er RPG] Blood Kingdom

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • "Lass dich davon nicht beeindrucken, müde bin ich immer noch. Aber ich bin nicht mehr versucht, auf der Stelle einzuschlafen."
      David grinste, und man konnte jetzt deutlich sehen, wie sich seine Eckzähne in sein Zahnfleisch zurückzogen und somit wieder auf normale Größe 'schrumpften'.
      "So müde du auch bist, besondere Ereignisse holen dich immer irgendwie aus diesem Halbschlafzustand heraus. Bei dir ist es vielleicht weniger das Entdecken von einem neuen Werkstoff, der praktisch im kampf sein kann oder sowas, aber es ist wahr. besondere Umstände machen wach."
      Er zuckte mit den Schultern und verschwand kurz im Inneren seiner Behausung. E rkam mit einem becher Wasser wieder, den er Emilia reichte, ohne ihr jedoch seine linke han zu offenbaren, an der der Schnitt gerade abheilte.
      "Was hast du deiner Mom eigentlich gesagt, warum du mit einem Rippenbruch schon wieder so fit bist? Sie hat dich verarztet, das heißt, sie weiß, was ein Rippenbruch ist und wie gefährlich die sien können."
    • Emilia nickte,als sie den Becher von David annahm,wohl wissend,warum er ihr einen brachte."Ich bin nicht weiter darauf eingegangen",entgegnete sie schlicht und nippte an dem Becher,"ich kann ihr ja schlecht sagen,woran's liegt.Außerdem..."
      Sie stützte den Becher auf eines ihrer Knie ab,während sie eine nachdenkliche Miene aufsetzte."Sie schien sich selbst etwas dabei zu denken.Es stimmt,normalerweise wäre sie viel bestimmter darauf eingegangen und hätte mich solange ausgequetscht,bis sie die gewünschte Antwort bekommen hätte.Aber das war anders.Ich hatte das Gefühl,dass sie sowas schon mal erlebt hat.Verletzungen,die übernatürlich schnell heilen.Ich glaube,dass sie das bei meinem Vater auch gesehen hatte."
      Wenn sie genauer darüber nachdachte,dann hatte Sarah ihr nie erzählt,was genau Neal an der Oberfläche getrieben hatte,was ihm dort widerfahren war.Nie hat sie ihr erzählt,dass er schwer verwundet zurück gekommen war oder...Wie sie sich überhaupt kennengelernt hatten.
      "Es ist genauso komisch,dass sie mir jetzt ohne irgendwelche Vorträge Stücke von ihm bringt.Auch das hat sie vorher nie gemacht.Deswegen hab ich das Gefühl,dass sie mehr in der Vermutung hat,als sie offen zugibt."
      Den leeren Becher stelle Emilia neben sich ab und befingerte wieder den Halsschutz.Es war ihr nie in den Sinn gekommen,Geschichten oder den Hintergrund ihrer Eltern anzuzweifeln.Aber allen Anschein nach gab es etwas,das Sarah ihrer Tochter vorenthielt.
      Ihr Gedankengang wurde allerdings plötzlich gestört.Sie runzelte die Stirn,als sie wieder ganz schwach diesen eisernen Geruch wahrnahm."Aber recht hat sie.Normal sollte so eine schnelle Regeneration nicht sein.Und mal im Ernst,selbst mit deiner Unterstützung sollte das doch eigentlich nicht so schnell gehen,oder?",fragte sie,wobei ihr Blick instinktiv auf Davids verborgene Hand landete.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • David ließ sich schwerfällig neben Emilia auf den boden sinken und lehnte den Kopf gegen die steinerne Wand.
      "Keine Ahnung, ich hab keine genauen Studien darüber angestellt, wie schnell Menschen unter Einfluss von halbvampirischen Blut heilen. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich bin kein großer Denker."
      Er zuckte mit den Shcultern und piekte Emilia dann mit seinem Finger in die Seite, dort wo ihre Rippen gebrochen waren. Als sie vor Schmerzen zusammenzuckte, war ihm das Beweis genug.
      "Man halte fest: Menschen fühlen sich schneller wieder fit, als sie es sind", schloss er daraus und überschlug die beine.
      Jetzt, wo die ganze 'Action' mit Emilias Mutter vorüber war, fand die Müdigkeit ihn wieder.
      "Deine Mutter hat wahrscheinlich einfach nur ihre Angst überwunden. Zumindest teilweise. Sie hat begriffen, dass sie dich nicht aufhalten kann, dass du nach deinem vater kommst und an dem ist sie wahrscheinlich auch schon gescheitert, sonst wäre er ja jetzt hier und nicht verschwunden. Sie ist also schlicht dazu übergegangen, alles zu tun, was dein Überleben sichern könnte, indem sie dir das gibt, was deinen Vater auch scho gerettet hat."
      Er lehnte seinen Kopf gegen Emilias Schulter und schloss die Augen.
      "Deine Mutter ist kein böser Mensch, weißt du? Du kannst froh sein, sie zu haben."
    • Böse zischte Emilia David an,als er ihre Rippen anpiekte.Natürlich waren die noch nicht verheilt,aber sie behielt dennoch den Eindruck,dass es schon deutlich besser war.Doch sie ließ ihn gewähren,als er seinen Kopf an ihrer Schulter anlehnte.
      "Ich weiß nicht so recht.Ich denke,da ist mehr im Busch als sie zugeben will.Sie weiß irgendwas,und das kriege ich noch raus.Es ist ja nicht so,dass ich sie nicht mag.Es ist einfach diese typische Mutter-Tochter-Beziehung,total verschroben eben.Und ich will sie ja auch nicht missen."
      Die letzten Worte ließ Emilia ausklingen und richtete ihre Augen auf das Dorf.Wenn ihre Mutter,ihr Bruder,ihr nichts bedeuten würden,wäre sie erst gar nicht so weit gekommen.Sie waren ein Bestandteil ihrer Motivation,den sie nicht aus den Augen verlieren würde.

      Es vergingen die nächsten Wochen so langsam,dass Emilia schon beinahe davon ausging,dass es sich eher um Jahre handeln müsste,bis ihre Rippen wieder vollends geheilt waren.Tatsächlich waren es aber nur einige Wochen - viel weniger,als üblich.In dieser Zeit hatte sich sich alles andere angeeignet,was nicht mit körperlichem Training zu tun hatte.Sie konnte mittlerweile ziemlich gut mit den Messern umgehen,wusste,wie man sich einfache Tinkturen aus in der Nähe wachsenden Kräutern machen konnte oder schlicht einfach einen Molotov,mit dem sie sich selbst nicht in die Luft jagte.
      Auch daheim war sie nicht untätig gewesen.Es erwies sich als unfassbar zähe Angelegenheit,auch nur den Hauch an Informationen Sarah zu entlocken.Aber nach und nach hatte sie tatsächlich die ein oder andere Geschichte von ihr und Neal in Erfahrung bringen können,auch wenn diese ihr nicht die Antworten auf ihre wichtigsten Fragen brachten.

      Dann war der Tag gekommen,an dem Sarah Emilia mitteilte,dass sie wieder ohne Probleme losziehen könne.In diesem Zusammenhang hatte Emilia erwähnt,dass sie vermutlich bald mit David an die Oberfläche gehen würde.Dass bei dieser kleinen Erwähnung jegliche Farbe aus Sarahs Gesicht wich,hatte ihre Tochter jedoch nicht erwartet.Sie sah das erste Mal,wie ihre Mutter druckste und schlussendlich nachgab."Wenn du wirklich nach oben gehen willst,dann gibt es da doch etwas,das ich dir noch erzählen sollte",gab Sarah zu,"aber sieh zu,dass Tim nichts davon mitbekommt."
      Die darauf folgenden 40 Minuten schotteten sich die beiden Frauen komplett von der Umwelt ab und Emilia erfuhr nun Dinge,die sie in direkter Konsequenz betrafen und an denen ihre Eltern nicht ganz unbeteiligt waren.Ein Teil des Fragennebels begann sich zu lichten und gaben eine bleiche Emilia frei,die erst einmal verdauen musste,was sie gerade erfahren hatte.Sie hatte nicht nach dem 'Warum' gefragt,das konnte sie noch nicht.

      Einige Zeit später kam Emilia zu David Hütte,die Blässe war mittlerweile völlig verschwunden und sie verhielt sich,als sei nichts gewesen.Sie brauchte nicht anzuklopfen,da ihre Zeiten sich aufeinander abgespielt hatten.Daher stemmte sie zuversichtlich ihre Hand in die Hüfte und verkündete:"Ich glaube,ich bin wieder mehr oder weniger zu gebrauchen."

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Ich weiß ja nicht so recht", lachte David vom Dach seiner Hütte aus. Er hatte hier oben in den letzten Tagen einige Sachen gelagert, da es auf Dauer doch etwas eng im Inneren seiner Hütte geworden war.
      Die Zeit, die Emilia zum Heilen gebraucht hatte, hatte er genutzt, um weiter an ihrer Bewaffnung zu arbeiten. Sie hatten ihre Instinkte trainiert und ihr Wissen vervielfältigt, aber das war alles verbal gegangen, also hatte er hier oben gearbeitet, während Emilia unten gelernt hatte.
      "Schaffst du es überhaupt hier hoch?", fragte er mehr oder weniger provokant, ohne mit seiner Arbeit aufzuhören.
      Wirklich Arbeit konnte man es allerdings nicht nennen, denn er polierte gerade das Metall, dass Emilia hoffentlich dabei helfen würde, an der Oberfläche zu überleben. Er hatte Tag und nacht daran gearbeitet, es zu perfektionieren. Das Metall war matt, damit es etwaiges Licht nicht reflektieren und so auf sie aufmerksam machen konnte. Die Klinge war leicht gebogen und rasiermesser scharf. Sie könnte damit durch Fleisch schneiden wie duch Butter. Der Griff war perfekt auf ihre Hände abgestimmt und das Gewicht war ideal für ihre Muskeln. Mit etwas Übung würde sie schnell die effektivsten Wege finden, um mit dieser Waffe zu verletzen und zu töten. So brutal es auch klang, aber genau das würde sie tun müssen, um zu überleben, wenn sie wirklich mit ihm an die Oberfläche wollte.
      Er hatte lange darüber nachgedacht, ob er das wirklcih tun sollte, aber Emilia war zu stur und zu dickköpfig, um ihr diesen Wunsch zu verbieten. AUßerdem hatte er gemerkt, dass sie sich Antworten erhoffte auf Fragen, die sie ihm ausnahmsweise nicht stellte. Er vermutete, es ging um ihren vater.
      Als sie nun zu ihm hoch kletterte, bestätigte sich diese vermutung noch weiter. Irgendetwas war anders an ihr, er konnte es riechen. Er wusste nicht genau, was es war, aber es war weder Vorfreude, noch Nervosität oder gar Angst. Es war etwas anderes, etwas, was er bisher nur einmal gerochen hatte: Erkenntnis. Und es war nicht unbedingt eine gute gewesen.
      "Ich hab was für dich", sagte er und drehte sich mit der fertigen Waffe auf den Unterarmen liegend, zu Emilia um.
      Das schwarze, matte Katana schien sämtliches Licht um sich herum zu verschlucken. Man konnte nur erahnen, wie gefählich schwarz diese Klinge tatsächlich war. Es war leicht, es war einfach zu händeln, es war die perfekte Waffe für Emilia, ganz anders als Davids massiges Schwert.
      "Ich hoffe, es gefällt dir", sagte er etwas zurückhaltender.
      Er wollte wirklich, dass es ihr gefiel. Er hätte ihr auch eine Brosche oder noch eine Orange schenken können, das war vollkommen egal. Er wollte einfach nur, dass es ihr gefiel.
    • "Will der mich verarschen",murmelte Emilia zu sich selbst,als sie die anliegenden Felsen empor kraxelte.
      Zwar war sie darüber etwas pikiert,zeitgleich aber auch herausgefordert.Selbstverständlich hatte sie versucht,während ihrer Genesungszeit nicht komplett zu verweichlichen,aber ihre Bauch- und Rückenmuskulatur war noch immer im Eimer.Ihre Arme leisteten gute Dienste,als sie sich an der Kante des Daches hochzog.Es tat gut,endlich wieder etwas körperlich zu leisten, und diese Feststellung freute sie.
      Kaum hatte sie sich auf dem Dach aufgerichtet,sie vertuschte dabei recht gut,dass es ihr schon an die Substanz gegangen war,sah sie zunächst nur seinen Rücken.Es beschlich sie das Gefühl,dass er schon unlängst etwas geplant hatte und sie machte sich mental bereit,vom Dach gefegt zu werden.Als er sich jedoch umdrehte mit der Klinge auf den Armen liegend,staunte sie nicht schlecht.
      Emilia reagierte nicht auf David.Stattdessen starrte sie das Schwert an,das ihren Blick gleich sämtlichen Lichtes einfach verschluckte.Noch nie zuvor hatte sie ein solch dunkles Metall gesehen,geschweige denn diesen matten Glanz.Es faszinierte sie just in der Sekunde,als sie es das erste Mal sah.Und plötzlich hatten all ihre Wurfmesser keine Bedeutung mehr.
      Ihre Augen suchten seine,als müsse sie erst um Erlaubnis bitten,die Waffe überhaupt anfassen zu dürfen.Dann kam sie näher und legte vorsichtig ihre Hand auf den Griff.Als sie es anhob,ruckte ihre Hand höher als erwartet.Sie hatte mit deutlich höherem Gewicht gerechnet und hob entsprechend überrascht die Augenbrauen."Es ist leicht",stellte sie unnötigerweise fest,bevor sie sich ein paar Schritte entfernte und die Klinge in die Senkrechte brachte.Es erschien ihr surreal,dass sie direkt ein seltsam vertrautes Gefühl während des Halten hatte."Ist es normal,das es sich wie eine Verlängerung des Armes führt?",fragte sie,noch immer völlig fasziniert von dieser federleichten und tödlichen Klinge in ihrer Hand.Wenn sie so von dieser Waffe dachte,konnte sie verstehen,wie David über seine eigene dachte.
      Emilia lächelte,während ihre Augen noch immer glitzernd das Metall musterten."Das ist total das Gegenteil von deinem Schwert.Ich wusste nicht,dass du hier dran am arbeiten warst,ich dachte immer,dass es bei den Wurfmessern bleiben würde."Nicht,dass sie sich jetzt nicht auf eine trügerische Art und Weise sicherer fühlte."Ich hab nur ein bisschen Angst,dass ich sie eher kaputt mache,als dass ich damit irgendwen umbringe..."

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Genau darauf hab ich abgezielt", verkündete David, der sich gerade mit einem Lappen die verrußten Hände abwischte.
      Den Lappen tauschte er schließlich gegen sein Schwert, dass hier oben ebenfalls auf seinen nächsten Einsatz wartete.
      Er hob es und zielte damit auf Emilia. Er ließ ihr zeit, sich auf den kommenden Schlag vorzubereiten, damit sie ihn auch wirklich parieren konnte und siehe da: Die Klinge hielt dem Schlag stand.
      "Du musst keine Angst haben, dass das Teil kaputt geht. Ich hab dafür gesorgt, dass es das nicht tut. Dabei wurde es auch so schwarz. Krasse Kiste."
      Er schüttelte den Kopf, während sein Blick an der Klinge hing. Das war ein wirkliches meisterwerk, mehr noch als sein Schwert. Zumal er es offenkundig geschafft hatte, dieses Ding auf einen menschen zuzuschneiden, ohne sowas jemals zuvor gemacht zu haben.
      Er stellte sein Schwert wieder beiseite und reichte Emilia dann noch einen Gurt, den sie sich um den Oberkörper schnallen konnte, um ihr Schwert zu transportieren.
      "Dieses Schwert wird dir da oben den arsch retten, hunderte male. Wie könnte es dich zuverlässig beschützen, wenn es kein Teil von dir ist?", fragte er poetischer Weise und zog sich das verdreckte Shirt über den Kopf, um es mit einem sauberen, dunklerem zu ersetzen. Dann zog er sich seinen Mantel über und schulterte eine Tasche, ehe er sein Schwert an seinen Halterungen besetigte. Die Wurfmesser hatte er shcon am Körper.
      "Bereit für deinen ersten Ausflug oder willst du heute noch aussitzen?"
    • Da schien wieder der Poet aus David hervor,was Emilia zum Grinsen brachte.So viel zum Thema er sei nicht das hellste Köpfchen.Sie sah ihm dabei zu,wie er sich fertig machte für einen Trip,und prompt verblasste ihr Grinsen.Es war nicht so,dass sie Angst davor hatte,hoch zu gehen.Es ging viel mehr darum,dass sie kein unbeschriebenes Blatt war.Und das sollte David vermutlich wissen.
      "Werden wir da oben direkt auf Vampire treffen oder gehst du Umwege?"
      War die Chance gering,so würde sie das erste Mal auch so mit kommen und sich ein andermal die Zeit nehmen,ihm zu erklären,was sie von ihrer Mutter bisher hatte erfahren können.Trotzdem legte sie sich den Gürtel an und machte das Katana daran fest."Ich will nur wissen,auf was ich mich vorbereiten muss.Hast du ein Ziel,wenn wir oben sind,wonach du suchst oder so?"
      Auch die Wurfmesser waren sicher verstaut in ihrem Brustgürtel,zusätzlich hatte sie sich Handschuhe angefertigt,die fingerlos des Gefühls wegen waren.Sie zögerte, und obwohl sie es verstecken wollte,wusste sie bereits,dass David es unlängst wahrgenommen hatte.Sie konnte schwer etwas vor ihm verstecken,was er deuten konnte.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Ich jage keine Vampire, Emilia. Ich jage das, was hier unten gebraucht wird. Nach Möglichkeit gehe ich denen eher aus dem Weg."
      Er ging zum rand des Daches. Aber anstatt stehen zu bleiben, wo der Boden unter seinen Füßen aufhörte, ging er einfach weiter, landete unten auf dem boden und machte sich dann auf den Weg aus der Höhle.
      "Ich hab eine Einkaufsliste. Ich hab immer eine. Die arbeite ich ab, dann komm ich wieder her, gebe das zeug ab und fertig. So läuft das immer und so wird das auch immer laufen."
      Er hatte gerochen, dass irgendetwas nicht stimmte, schon als Emilia zu ihm gekommen war, aber jetzt war der Geruch stärker geworden, anstatt schwächer, wie es normalerweise der Fall war, wenn etwas verflog.
      "Aber wir sollten nicht darüber sprechen, sondern über das, was dich so beunruhigt. Wenn es wegen deiner Mutation ist, mach dir deswegen keine Gedanken. Du riechst vielleicht besser als normale Menschen, aber dein Geruch verfliegt genauso wie der jedes anderen."
    • "Das macht's nicht unbedingt besser...",seufzte Emilia und hatte Mühe,halbwegs galant vom Dach auf den Boden zu gelangen.
      Wenn David während des Redens einfach weiterging,dann ging er davon aus,dass sie ihm folgte.Wie bereits gedacht hatte sie also keine richtige Wahl von Anfang an gehabt.Möglichst flott schloss sie zu ihm auf,nun doch von der Neugierde gepackt.
      "Ich komm natürlich mit.Aber wenn du jetzt schon so auf dem Sprung bist,sollten wir das andere wirklich später besprechen.Ich schalte es solange einfach gedanklich ab."
      Das konnte sie mittlerweile auch.Zumal sie schon lange genug eingebläut bekommen hatte,sich an der Oberfläche nicht mit nebensächlichen Dingen zu beschäftigen.Sie brauchte ihre Aufmerksamkeit jede einzelne Sekunde und hatte demnach keine Zeit für andere Gedanken."Ist das nicht eigentlich ziemlich bescheiden,wenn ich so viel besser als die anderen rieche?",hakte sie etwas sarkastisch nach,während sie sich den Weg merkte,den David nach oben wählte.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Er folgte dem langen Weg des Tunnels ein ganzes Stück ehe er einen Felsen beiseite schob und einen kleineren Tunnel freilegte, den er selbst angefertigt hatte.
      "Was willst du hören? Dass du wie ein Festmahl riechst?", fragte er Sarkastisch und ging geduckt in den Gang hinein.
      Hier drin war nicht einmal genug Platz, um nebeneinander zu gehen, und es war stockdunkel. Dieser bereich wurde nicht von menschen genutzt, nur von David und der konnte im Dunkeln sehen. Daher blieb er auch dicht bei Emilia und ging sicher, dass sie bei ihm blieb und nicht verloren ging. Naja, schwierig war es nicht, den Weg zu finden, immerhin ging dieser Tunnel nur in eine Richtung.
      Nach wenigen hundert metern erreichten sie einen Tunnel, der noch aus den alten Zeiten stammte. Es war der Wartungstunnel einer der U-Bahnschächte. Hier unten war es schon ein bisschen besser beleuchtet, abe rnur,weil David das Licht tatsächlich einschalten konnte. Die Stromleitungen, die die vampire nutzten waren noch die gleichen, wie die der Menschen vor ihnen. Man konnte also leich etwas abzweigen.
      "Aber wie gesagt: Es kommt mehr darauf an, wie weit man dich riechen kann und weniger, wie gut du riechst."
      Dem Wartungstunnel folgten sie eine ganze Weile lang, dann stemmte David eine alte Tür auf und sie betraten den alten U-Bahntunnel. Sie waren ganz in der Nähe eines alten Bahnhofes, von wo aus sie an die Oberfläche gelangen würden. Am Fuße der alten Rolltreppe blieb David allerdings stehen.
      "Bist du sicher, dass du das willst? Noch kannst du zurück."
    • "Gott,tue ich das?"Aufrichtige Bestürzung.
      Langsam aber sicher wurde Emilia doch komisch zumute,spätestens,als David in einem schwarzen Loch verschwand.Sie zögerte nicht einen Moment,damit sie seine Anwesenheit nicht verlor.Zum Glück lief er nicht sonderlich schnell voraus,sodass sie ihm gut folgen konnte.Zwar sah sie ihn nicht,aber sie konnte ungefähr ausmachen,wo er lang ging.Seine Bewegungen knirschten leise auf den Steinbröckchen,während sie den Tunnel durchquerten.
      Umso größer wurden ihre Augen,als sie das erste Mal bewusst Elektrik erlebte.Das künstlich erzeugte Licht brannte ihr unangenehm in den Augen,aber sie verfolgte die Kabelschlangen quer über die Decke.Kaum hatte David eine weitere Tür aufgestoßen,war ihr Dickschädel prompt hinterher geschossen,um Sicht zu kriegen.Die alten,mürben Schienen und der leere,verlassene Tunnel wirkten jetzt schon beeindruckend auf sie.Aber es war die Rolltreppe,die sie anerkennend hochschauen ließ.Das sah doch schon verdammt nach einer Treppe nach oben aus.
      "Ja.War meine Absicht."Sie war erstaunt,wie laut ihre Stimme hier widerhallte."Das wird schon.Immerhin gibt's was zu besprechen,wenn wir wieder da sind.Deinen Blick kann und will ich mir nicht entgehen lassen."
      Sie stapfte wieder weiter auf ihn zu und schenkte ihm einen durchaus ernst gemeinten Blick.Jetzt,wo sie schon mal hier waren,würde sie nicht kneifen.Es war egal,ob er dasselbe wusste wie sie selbst.Das würde ihr oben ganz gewiss auch nicht helfen,wenn sie um ihr eigenes Leben kämpfen müsste.Und auf eine sehr seltsame Art und Weise war sie nun schon der Neugierde und der Spannung verfallen.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Na dann."
      David zuckte mit den Schultern und stieg die Treppe hinauf. Oben war der Bahnhof voller Trümmerteile, weil die Vampire das eigentliche Gebäude zerstört hatten, aber man fand immer einen Weg hinaus und so auch David, der hier schon vor Monaten einen Tunnel durch die Trümmer gegraben hatte. Er schob eine Metallplatte beiseite und schon strömte das düstere Tageslich in den Tunnel hinein.
      "Willkommen an der Oberfläche", sagte er grinsend, als er Emilia aus dem Loch half und dann die Platte wieder auf das Loch schob. Niemand würde vermuten, dass es hier einen Tunnel gab, der in die Erde und zu menschen führte.
      "So sieht Tageslicht aus. Sie Sonne hat gerade ihren höchsten Punkt überschritten, perfekte zeit also, um ein bisschen einkaufen zu gehen."
      Er schien überhaupt keine Vorsicht walten zu lassen, als er aus dem Trümmerfeld kletterte und seinen Weg auf einer der alten Straßen fortsetzte. Sie waren hier in einem beinahe unbesiedelten Vorort und es war mitten am Tag. Es würde schwer werden, hier draußen einen Vampir zu finden. und das war auch gut so. Emilia sollte sich erstmal daran gewöhnen, wie es hier oben so war, bevor sie tatsächlich Gefahr lief, gefressen zu werden.
    • Es hatte schon etwas bizarres,wie David von oben durch das Loch Emilia seine Hand anbot,um sie nach oben zu holen.Vielleicht sah es für einen Außenstehenden als nichts Besonderes aus,aber für sie war es dieser Moment.Während David das Loch wieder mit der Platte abdeckte,stand Emilia einfach da und ließ das erste Mal richtigen Wind über sich hinweg streichen.Wie sie vermutet hatte,war hier fast alles in Trümmern.Trotzdem setzten sich all diese kleinen Teile in ihrem Geiste zu dem zusammen,was sie früher einst gewesen sein konnten.Die Stille,abgesehen von dem leisen Pfeifen des Windes,war nicht abschreckend,es wirkte einfach nur einsam auf sie.
      "Das ist die Sonne im Zenit?",fragte sie leise nach und sah nach oben,nur um graue Schatten und eine hellere kreisrunde Silhouette zu sehen,"die Alten im Dorf meinten,man könne sie nicht direkt ansehen,sonst verbrenne man sich die Netzhaut."
      Sie hatte nicht besonders laut gesprochen,da sie befürchtete,sie beiden irgendwie zu verraten.Aber David zog völlig unbehelligt seines Weges,sodass Emilia ihm etwas überrumpelt folgte.Dass er sich offensichtlich hier noch sicher und unbeobachtet fühlte,entspannte auch sie etwas.Nur hatte sie sich vorgenommen,hier oben so wenig zu reden,wie eben möglich.Nur aus reiner Vorsicht.Deswegen folgte sie David lediglich,sah sich aufmerksam um und saugte die Eindrücke auf.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Das war früher, noch vor meiner Geburt. Die Vampire haben die Atmosphäre verdunkelt, um sich auch tagsüber frei bewegen zu können. Deswegen ist es auch das ganze Jahr über so kalt."
      Sie entfernten sich weiter von der Stadt, das wusste David, auch wenn Emilia es wahrscheinlich nicht bemerkte. Sie erreichten nach wenigen Minuten einen alten marktplatz, an dem mehrere Geschäfte gewesen waren und die David nun plünderte. Plündern konnte man es aber eigentlich nicht nennen, hatte doch sonst niemand interesse an den Waren.
      Er packte hauptsächlich Werkzeug ein, etwas, was schon eine Weile auf seiner Liste stand. Und er suchte nach ordentlichem Holz und anderem Baumaterial für die Siedlung. Wie passend, dass sie sich in inem alten baumarkt aufhielten.
      Der Laden war riesig und je weiter man hineinging, desto dunkler wurde es. Diese alten Läden hatten nur wenige Fenster, warum wusste David nicht. Er fand eine alte Gartenfackel, die er anzündete und EMilia reichte, damit sie sich nicht verletzte.
      "Kannst du glauben, dass die Menschen früher einfach so hergekommen sind und sich das genommen haben, was sie brauchten, um ihren Garten herzurichten oder eine Hütte für ihren Hund zu bauen? Ich hab hier sogar schon Bücher gefunden, wie man einen Hamsterkäfig baut. Was auch immer ein Hamster sein soll. Sie sahen süß aus, aber nicht wirklich nützlich. Fast so wie kleine Ratten. Sowas hatte man früher, um seine Kinder zu bespaßen. Ganz ehrlich: Diese menschen von damals könnte ich nicht verstehen. Allerdings mussten sie damals auch nicht um jeden Krümel kämpfen. Wahrscheinlich hatten sie deswegen sowas wie Hamster", erzählte David, um der Stille ein bisschen entgegenzuwirken.
      jetzt waren sie schon zu zweit und trotzdem sagte keiner was? Das passte irgendwie nciht. zumal Emilia ihn grundsätzlich mit Fragen löcherte, sobald sie etwas über diesen Ort hier heruasfand. jetzt war sie hier und es herrschte Schweigen?
    • Dass die Vampire schuld an der Abkühlung und Verdunklung der Erdatmosphäre waren,hatte Sarah Emilia bereits vor einiger Zeit erzählt.Nur es dann wirklich auch zu sehen,zu spüren,war etwas anderes.
      Während sich David nach nützlichen Dingen umsah,musterte Emilia den Boden und die Umgebung.Das zerrüttete Gebäude schien schon mal deutlich bessere Tage gesehen zu haben.Die Pfeiler,die hier und da noch angedeutet standen,hatten früher einmal ein Glasdach gestützt. Nach hinten hin wurden die ehemaligen Fenster weniger,bis immer mehr Mauerwerk sie umgab und das fahle Licht weiter abgehalten wurde.Es wurde immer dunkler,sodass sie irgendwann Schwierigkeiten hatte,nicht über Schutt zu stolpern.Dankend nahm sie die Fackel an,die David ihr reichte.
      Während er seltsame Dinge über Hamster erzählte,hatte sich Emilia hingehockt und hob hier und da Steinstücke und anderen Schrott hoch,um sich dadurch zu suchen."Haustiere eben.Man hatte sich damals Tiere gehalten,weil sie keiner Widersprüche einlegen und vom Menschen abhängig waren",sagte sie und lauschte dem Klang ihrer Stimme hier.
      Unter einem vermoderten Brett fand sie einen alten Flyer,auf dem ein Bordercollie abgebildet war.Sein Halsband und der Futtertrog waren mit Preisen bezeichnet,die für sie keinerlei Bedeutung mehr hatten.Interessiert begutachtete sie den Hund und befand ihn als süß.
      "Du redest hier oben fast schon mehr als jemals unten.Ich hätte gedacht,dass wir viel mehr Acht darauf geben müssen,wie wir uns verhalten.Deswegen bin ich so leise.Aber du stapfst hier rum,als wäre das das Normalste der Welt."
      Kein anfeindender Tonfall,nur eine Feststellung.Ihr war natürlich aufgefallen,dass sie in seinen Augen aktuell völlig untypisch reagierte.Plötzlich quietschte sie leise auf und zuckte zurück,als sie in irgendetwas kaltes,schmieriges gefasst hatte.Im Licht der Fackel drehte sie ihre Hand,um eine schwarze Flüssigkeit daran kleben zu sehen.Öl.Auch das war hier ausgelaufen,alt und unbrauchbar,aber schwer abbaubar für die Natur."Ich wusste nicht,dass man so riesige Häuser hatte,wo man Waren ausstellt und die sich dann hier kaufte.Wir tauschen nur noch,aber früher hatten die tatsächlich eine Währung.Benutzen Vampire auch Währung?Nach welchem Prinzip handeln sie?"

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Das hab ich dir dosch schon erzählt", sagte David und warf ein paar alte Holzbretter aus einem Regal, dass halb umgestürzt war, dan aber von der Mauer aufgehalten worden war.
      Er war ganz nach oben geklettert, wo sich die bretter verkeilt hatten. Er befreite sie aus ihrer misslichen lage und warf sie zu Boden. Die, die dabei nicht kaputt gingen, würde er mitnehmen.
      "Blut ist ihre Währung. Blut und diejenigen, die es produzieren. Ansonsten wird nicht gehandelt. Sie teilen alles in gleichen Teilen auf. Sie sind zu wenige, um auch nur einen zu verlieren und sie sind arrogant. Sie glauben, jeder von ihnen ist so wichtig wie die ganze Menschheit selbst."
      Er sprang von dem Regal und stapelte die Bretter, die er rüber zum EIngang brachte, ehe er zurückkehrte, um nach mehr brauchbarem Zeug zu suchen.
      "Hier draußen findet uns zu dieser Zeit niemand. Nachts müssten wir ein bisschen besser aufpassen, aber Mittags dreht soweit ab vom Schuss keiner seine Runden. Wir können hier praktisch tun und lassen was wir wollen."
      Er zuckte mit den Schultern. Den Rythmus der Patroullien hatte er schon lange auswendig gelernt. Er konnte sich hier oben so lange herumdrücken, wie er wollte, ohne erwischt zu werden.
    • Da die Lage offensichtlich tiefenentspannt war,beschloss Emilia,das Gespräch einfach hierher zu verschieben.
      "Ich war zuhause nicht ganz untätig wären meines Ausfalls.Ich hab versucht,Sarah auszuquetschen."
      Sie war mittlerweile ein paar Meter weiter gegangen und wühlte sich durch dreckige,aber intakte Nylonleinen und rissige Gummimatten.
      "Ich dachte immer,dass ich hier unten geboren bin.Wurde ich aber gar nicht.Ich weiß,dass Neal aus einer Menschenfarm kam,aber ich wusste nicht,dass das auch für Sarah gilt."
      Die Nylonteile schnürrte sie zusammen,nachdem sie die Fackel möglichst sicher zwischen Trümmer gesteckt hatte.Mit denen konnte man sicherlich noch Gutes anstellen.
      "Die Vampire wussten um die Mutationen der Beiden und wollten eigentlich sowas wie das Futtertier schlechthin züchten.Aus einer simplen Vorstellung wurde dann Liebe und irgendwann war ich unterwegs.Ich bin in einer dieser Farmen zur Welt gekommen und hab wie gewünscht beide Mutationen geerbt.Ab da wurde Sarah etwas schwammig in ihrer Erzählung.Keine Ahnung was dann war,aber irgendwie sind die Beiden dann getürmt.Ich war da vier oder fünf,kann mich daran also nicht mehr erinnern."
      Sie hatte David überhaupt nicht mehr im Blick,aber sie konnte hören,wie er am klettern und hin und wieder Bretter am herunterwerfen war.
      "Sarah befürchtet,dass wir hier auf Vampire treffen,die mich erkennen.Ich weiß nicht,wie wahrscheinlich das ist,aber...Das war schon ein ganz nettes Ding.Und sie hat mir noch immer nicht alles erzählt."
      Den Frust konnte man nur dadurch erkennen,dass sie ab und zu Steinteile energisch wegwarf.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • In Davids Kopf setzte sich ein Bild zusammen, während Emilia ihm erzöhlte, was sie herausgefunden hatte. Er war sich nicht sicher, ob ihm das Bild gefiel, denn es fehlte ein ganz essenzielles Puzzleteil.
      "Hat sie dir gesagt, ob du getaggt wurdest?", fragte er und sprang vom Regal.
      Er durchquerte den Raum schnellen Scheittes und fummelte an Emilias Halsschutz herum. Als er ihn ab bekommen hatte, musterte er ihren Nacken ganz genau. Die Tags wurden direkt am Haaransatz gesetzt und hinterließen kaum sichtbare Narben. David sah hier keine, aber selbst mit den Augen eines Vampirs, war es schwer zu sagen, ob da eine war. David hoffte einfach, dass da kein Tag unter der Haut schlummerte. Es war einfacher, sie abzuschalten, als rauszunehmen, was meistens ein sehr schmerzhafter Prozess war. Sarah musste wissen, wie dumm es wäre, einen Tag drin zz lassen. Aber sie war auch Mutter und würde ihrem Kind wohl kaum solch eine Tortur auferlegen. David hoffte einfach, dass Emilia nie einen bekommen hatte.
      "Wenn wir zurück sind, fragst du sie das. Ich muss das wissen. Wenn du einen Tag hast, ist es hier oben viel gefährlicher für dich, als ich gedacht habe. Dann ist es hier zu gefährlich für dich."
      Er sah sich kurz um. Nein, er konnte dieses Risiko nicht eingehen.
      "Wir hauen ab. Das hättest du mir wirklich vorher sagen sollen."
      Davd ging zum Ausgang und schulterte das Holz, dass er erbeutet hatte. Den Rückweg bestritten sie um einiges zügiger und deutlich unentspannter. Die könnten sie jedezeit finddn, wenn Emilia einen Tag hatte. David war sich nicht sicher genug, um das hier weiterzuführen. Wertvolle Menschen wurden früh getaggt, aber wie früh? Und wienwertvoll war Emilia eigentlich? Das waren mehr Fragen als David beantworten konnte.

      Wieder zurück warf er das Holz neben seine Hütte und stellte sein Schwert ab.
      "Sag Sarah, dass ich persönlich vorbeikomme, wenn sie dir nicht alles erzählt. Und erzähl ihr auch ruhig von deinem kurzen Ausflug nach oben. Das hätte dich umbringen können! Mit einer Rückführungseinheit kann ich es nämlich nicht aufnehmen!"
      Ja, er war wütend. Er wusste nur nicht, wohin mit seiner Wut. Emilia hatte nicht gewusst, wie wichtig diese Informationen waren. Sarah hötte ehrlicher mit ihrer Tochter umgehen müssen, aber sie konnte ja nicht ahnen, dass sie heute an die Oberfläche gehen würden. Es war sein Fehler gewesen. Er hätte sie all das fragen müssen! Stattdessen war er einfach losgeprescht. Er war so egoistisch gewesen! Er hatte sich viel zu sehr darüber gefreut, nicht mehr allein auf seinen Touren sein zu müssen.
      Seufzend ließ er sich gegen die Hauswand sinken. Er war müde.
      "Heute Abend hast du entweder alle Antworten, oder ich komme vorbei. Jetzr bringe ich das Zeug erstmal zum Rat und dann hole ich mir eine Mütze Schlaf. Und sag Sarah, dass ich mein Wort halte. Wenn sie mich also nicht in ihrem Haus haben will, dann erzählt sie dir besser alles. Das mit dem Tag ist am wichtigsten. Frag zuerst danach."
    • Emilia knurrte, als David an ihrem Halsschutz fingerte und unterdrückte den Impuls, nach ihm zu schlagen. Das Wort tag war in der Unterhaltung mit Sarah definitiv nicht gefallen. Folglich runzelte sie die Stirn, da sie seine plötzliche Anspannung wahrnehmen konnte. Und wenn sogar er sich über etwas Sorgen machte, dann hatte das was zu bedeuten. "Ist ja nicht so, als hätte ich die geringste Ahnung, von was du da sprichst." Da er aber nach irgendetwas suchte, nahm sie schon eigenständig an, dass er mit tag eine Art Sender meinen konnte. Was soviel bedeutete, dass auch Sarah einen haben musste oder gehabt hatte. Wenn dieses Ding so ausschlaggebend für ihre eigene Sicherheit war, dann würde ihre eigene Mutter dies doch nicht unterschlagen. Oder? Stillschweigend nahm sie ihr Nylonbündel auf und kehrte mit David heim.

      Zurück an Davids Hütte lud sie ihr eigenes Paket an der Hauswand ab. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie David sich an der Wand anlehnte. Die ganze Zeit hatten sie nicht geredet, bis sie wieder hier angekommen waren. Er war nervös gewesen - als hätte jede Sekunde etwas Schlimmes geschehen können. Sie winkte ihm, nachdem sie ihm versichert hatte, dieses Mal etwas energischer und spezifischer nachzuharken.

      Zuhause angekommen stellte sie fest, dass Tim wieder irgendwo spielen war. Das kam Emilia durchaus gelegen, so musste sie ihren nervigen Bruder nicht außer Haus befördern. Wie erhofft fand sie Sarah in der Küche, wo sie gerade Kartoffeln von ihrer Schale befreite. Kurz bevor sich Emilia zeigte, atmete sie einmal tief durch. Dann trat sie um die Schwelle und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Rahmen. "Kannst du mir mal sagen, was ein Rückführungstrupp ist?"
      Prompt entglitt ihrer Mutter das Messer, ihr Blick schoss direkt hoch und suchte sie nach ersichtlichen Wunden ab. Nachdem sie keine entdecken konnte, seufzte sie erleichtert und strich sich über die Stirn. "Meine Güte, erschreck mich doch nicht so."
      Normalerweise konnte Emilia Sarah nicht so einfach aus der Fassung bringen, indem sie einfach leise das Haus betrat. Es war das Wort, was sie so hatte reagieren lassen.
      Mit ein paar Schritten hatte sich Emilia Sarah gegenüber gesetzt, die Beine überschlagen. Ihre Miene war finster, als sie sagte: "Ich möchte, dass du mir jetzt alles erzählst. Und nicht nur die abgespeckte Variante. Sonst ende ich nachher so, wie Neal. Wir waren heute oben" - Sarahs Augen blitzten kurz auf - "und ich hab David ein bisschen von dem erzählt, was ich soweit wusste. Er meinte irgendwas von wegen getagged sein."
      Sarah seufzte, weil sie aufgab. Das war einfacher als gedacht gewesen... Vermutlich sah sie endlich ein, dass ihre Tochter so weiter machen würde und sich nur aufgrund fehlenden Wissens selbst umbringen würde.
      "Das Prinzip funktioniert wie bei einem Peilsender. Alle Menschen auf den Farmen werden getagged, einige früher, andere später. Sowohl Neal als auch ich hatten welche. Wir haben sie uns gegenseitig rausgeschnitten, nachdem wir erfolgreich ausgebrochen sind. Da du ja das Ideal bist, haben sie dich mit einem Jahr ebenfalls markiert. Immerhin wollten die dich auf gar keinen Fall verlieren. Weil wir uns aber so gut mit denen gestellt hatten, haben wir ein bisschen gemogelt. Nach dem Eingriff haben wir den Sender eigenständig entfernt. Und da wir nie Anstalten gemacht haben, wurde bei dir nur die Wundheilung kontrolliert. Nur wegen diesem geheuchelten Vertrauen konnten wir ja auch abhauen."
      Geistesabwesend strich sich Emilia über ihren Nacken. Das war definitiv neu.
      "Es war nicht nur, dass dein Vater und ich unsere Kinder nicht in dieser Farm aufwachsen sehen wollten", fuhr Sarah fort, "vielmehr war es das, was sie mit dir anstellten. Natürlich haben sie die Mutation und ihre Ausprägung genau untersucht. Bei dieser Testphase ist ihnen allerdings ein Fehler unterlaufen. Das Problem bei der Sache war, dass wir nie herausgefunden haben, was genau es war. Sie haben dich das erste Mal mit einem Jahr, kurz vor dem Tag, zum Test mitgenommen. Wir haben dich durch das ganze Institut schreien hören und die Wärter sind regelrecht ausgerastet. Das war auch das erste Mal, dass wir den Besitzer der Farm zu Gesicht bekommen haben. Man ließ uns im Dunkeln und brachte dich nach ein paar Stunden zu uns zurück. Du warst dermaßen ramponiert, als hätten die dich grün und blau geschlagen. Wir konnten nicht aufmucken, sonst wäre unsere Tarnung aufgeflogen. Stattdessen haben sie dich erst zwei Jahre später wieder in den Test genommen. Sie meinten, dein Körper hätte den Belastungen damals nicht standgehalten. Aber auch nach diesem Test kamst du mit Wunden übersäht zurück. Nur warst du nicht die Einzige. Sie haben reihenweise Wärter und Sicherheitspersonal aus dem Labor getragen, die aussahen, als hätte der Leibhaftige sie angegriffen. Du warst nicht mehr ansprechbar, als seist du auf Droge gewesen. Ab da war uns klar, dass wir raus mussten."
      Mit einem Mal wurde Emilia ganz anders. An all das hatte sie keinerlei Erinnerungen, und dass nicht mal ihre Mutter genaues wusste, machte sie Sache nicht besser. Aber immerhin konnte sie in Erfahrungen bringen, dass sie keinen Tag mehr besaß.
      Ein bitteres Lächeln erschien auf Emilias Lippen. "Es geht doch. Was sollte ich denn noch so wissen?"

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"