Valerie de la Crue - @Nymeria
Aifer - @Wail
『 ღ The duchess and her bodyguard ღ 』

Valerie de la Crue hatte einem ruhigen und luxuriösen Leben entgegengesehen. Als die Frau eines angesehenen Herzogs sollte es der jungen Dame an nichts fehlen. Zumindest bis zu jenem schicksalhaften Tage an dem ihr schönes Leben eine abrupte Wendung einlegte.
Man hatte ihren Ehegatten ermordet in dessen Gemach aufgefunden und schnell eine Schuldige in Valerie entdeckt. Von ihrer Unschuld überzeugt, denn sie hatte dieses schreckliche Verbrechen nicht begangen, floh sie und kaufte sich von ihren letzten ersparten Groschen den Söldner Aifer, der sie auf ihrer Reise auf der Suche nach dem wahren Mörder ihres Ehemanns begleiten und beschützen sollte.
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Sie hatte es nicht glauben können. Ihr Ehemann Edward war vor einigen Stunden noch lebendig und wohlauf gewesen, und plötzlich sollte er brutal aus dem Leben geschieden sein? Sie schüttelte den Kopf, wodurch ihre rote Mähne in sämtliche Richtungen flog. Und zu ihrem großen Schreck hatte man sie für schuldig befunden, da sie zu jenem Zeitpunkt die einzige gewesen sein sollte, die sich in der Nähe des Herzogs aufgehalten hatte. Als ob sie zu solch einer grauenvollen Tat im Stande war. Sie konnte eine solche Waffe, wie den Dolch mit dem ihr treuer Gatte erstochen worden war, nicht einmal führen! Geschweige denn wusste sie nicht einmal woher sie diesen bekommen sollte. Immerhin hatte sie den großen Hof in ihrer Zeit als Frau des Herzogs noch nie verlassen. Es gab keinen Anlass dafür. Bis zum heutigen Tage jedenfalls nicht.
Nun saß sie auf dem Rücken eines Pferdes, das sie dem Stallburschen in ihrer Eile praktisch entrissen hatte, und ritt davon. Wohin sie ihr Weg führte oder wohin sie überhaupt wollte, wusste Valerie noch nicht. Ihre geliebten Eltern konnte das Mädchen unmöglich aufsuchen. Dort würde man sie als Erstes vermuten. Sicherlich waren die Wachen bereits auf dem Weg zum Anwesen ihres Vaters. Ob er dem Bericht jener glauben würde? Sicherlich nicht. William kannte seine Tochter wie kein Zweiter. Er wusste, dass sie keineswegs in der Lage war zu morden. Valerie dachte nicht einmal an eine solch schändliche Tat.
Der Wald, durch den sie ritt, fand schließlich ein Ende und führte sie auf ein Feld. In der Ferne konnte sie eine kleine Örtlichkeit erkennen. „Endlich“, murmelte sie erschöpft, während sie sich einige rote Strähnen aus den Gesicht wischte, welche durch den holprigen Ritt ganz durcheinander gekommen waren. Die Herzogin war noch nie eine gute Reiterin gewesen.
Ob sie in der Stadt finden würde, wonach sie suchte? Ihr Vater hatte ihr einst von Männern erzählt, die alles für Geld tun würden. Angeblich stellten sie sich sogar gegen das Gesetz, wenn die Summe stimmte. Früher hatte sie die Nase gerümpft, doch nun schien sie keine andere Wahl zu haben.Valerie hoffte darauf einen dieser sogenannten Söldner zu finden, um sich von ihrem letzten Geld einen Geleitschutz kaufen zu können. Es war nicht viel, jedoch sollte es reichen um ihr wenigstens für einige Wochen Sicherheit zu versprechen. In dieser Zeit würde sie die Möglichkeit haben, um nach den wahren Mörder Edwards Ausschau zu halten. Wer auch immer ihr Leben ruiniert und das ihres Mannes so gewissenlos verkürzt haben sollte, sollte für seine Tat büßen. Sie würde denjenigen finden und zur Rechenschaft ziehen. Vorausgesetzt sie schaffte es so weit ohne von Kopfgeldjägern oder dergleichen entdeckt und dem Gesetz ausgeliefert zu werden.
Sie setzte das braune Pferd erneut in Bewegung und ritt auf die Stadt zu.
Seufzend ließ sie sich an einem Tisch in einer Taverne nieder. Nun war sie hier und hatte sich in der gesamten Stadt nach einem Söldner umgesehen, doch wen sie auch fragte niemand konnte ihr weiterhelfen. Wo fand man diese Söldner überhaupt? Vielleicht fand man sie nur Nachts? Sie glaubte kaum. Valerie ließ den Blick durch die kleine Taverne gleiten. Alles war so .. alt und langweilig. Sie hatte sich diesen Ort an dem sich Menschen zum Feiern zusammenfanden ganz anders vorgestellt. Lebhafter. Bunter.
Zudem spürte sie die Blicke der Bewohner auf sich. Es war kein Wunder, denn sprach Valeries Kleidung bereits von dem Stand, dem sie entsprang. Ihr Kleid war höchstwahrscheinlich mehr wert als das Haus, indem diese Menschen lebten. „Ey Mädel“, ertönte die Stimme eines älteren Mannes. Er war in schluderige und dreckige Kleidung gehüllt. Manieren schien er ebenfalls nicht zu haben. „Hab gehört du suchst ‘nen Söldner. Kenn da genau den Richtigen“, faselte er und deutete ihr ihm zu folgen. Angewidert musterte die Herzogin den Mann, der sie abwartend betrachtete. „Was is nun?“ Ihr Bauchgefühl riet ihr dem fremden Mann nicht zu folgen, jedoch hatte sie keine andere Wahl, wenn sie einen Geleitschutz haben wollte. Sicherlich war man ihr bereits dicht auf den Fersen und sie kannte sich in dieser Gegend nicht aus.
Also folgte sie dem Mann aus der Taverne heraus, die Straße entlang und anschließend in ein kleines Hüttchen. „Hey Aifer, hab ‘ne Lady gefunden, die einen Söldner braucht. Wahrscheinlich musst du wieder einen untreuen Ehemann ausfindig und kalt machen“, lachte der Mann, während sie ihm weiter in die Hütte folgte. Ein weiterer Mann, der sich dem Aussehen zu urteilen nach in ihrer Altersspanne aufhalten musste, trat in ihr Sichtfeld. War dies der Söldner von dem der Mann gesprochen hatte? Die Rothaarige hatte sich diese Männer ganz anders vorgestellt. Gruseliger mit vielen Narben, vielleicht sogar einer Augenklappe. Vielleicht hatte ihr Vater bei seinen Erzählungen auch nur übertrieben.
„Guten Tag der Herr. Mein Name ist Valerie de la Crue. Ich suche nach einem fähigen Söldner, der mir einen Geleitschutz bieten kann. Ich zahle gut“, stellte sie sich vor und verkündete dem Fremden sogleich ihre Absicht. Handelte man so einen Vertrag mit einem seinesgleichen aus? Sie hoffte darauf. Valerie sah den Mann entschlossen an. Sie brauchte seine Hilfe dringend.
