Evelyn
„..a- au…“, es dauerte seine Zeit, bis ich begann, meine Gliedmaßen langsam wieder zu spüren, nachdem die mir fremde Stimme in meinem Kopf erhallte. „Wa- auf, Evi…“, erneut erklang sie, fühlte sich seltsam vertraut und schützend an. Meine Augenlider begannen instinktiv zu flattern. Dunkle Bruchstücke der mich überspannenden Nacht drangen mir in den verschwommenen Blick. Ich spürte das taunasse Gras an meinen Händen, hörte im Hintergrund das sanfte Rauschen des Meeres. „Evelya, wach auf!“, drängend, fast schon ungeduldig nun, sprach die Stimme zu mir und ließ mich meine Augen nun vollends öffnen. Ich starrte in den schwarzen Nachthimmel, welcher übersäht war mit Sternen, die so strahlend funkelten, wie ich es noch nie zuvor sah. Mein Bewusstsein fassend, umgriff ich die langen Grasbüschel und versuchte die Müdigkeit abzuschütteln. Zwinkernd schluckte ich erstmal den Moment des Erwachens hinab, nur um danach vorsichtig meinen Kopf von links nach rechts zu drehen und meinen Körper auf meine Ellbogen hochzuhieven und mich auf ihnen abzustützen. Einzelne Haarsträhnen fielen mir ins Gesicht, während ich die vom Mondlicht erstrahlende Wiese sondierte. Nur knappe Meter vor mir, wandelte sich das so satte Gras in trockene Büschel Schilf und Sand umsäumte den Wegesrand. Glitzernd und weit tat sich ein Ozean auf, der sich wie flüssiges Silber in meine Augen legte und mit seinem ergreifenden, tiefen Rauschen ein Fernweh in mir auslöste, wie ich es selten spürte. „Na endlich… ich dachte schon, der Bann war zu stark…“, ich hörte ein Seufzen und sah mich erneut um. „Hallo?“, entkam es mir unsicher und ich versuchte mich zögerlich auf meine Knie zu rappeln, als sich vor mir etwas tat. Ich sah direkt an den Horizont, also, dorthin wo ich ihn vermutete, und erkannte, dass sich ein paar hell leuchtender Augen aus der Dunkelheit des Nichts schälten. Zuerst sahen sie aus wie zwei kleine Sterne, die mehr und mehr Licht absorbierten und sich aus der Luft plötzlich zu einem Kopf manifestierten. Leichtfüßig nun, sprang mir ein pechschwarzer Fuchskörper entgegen. Erschrocken stieß ich einen Schrei aus und taumelte in meiner halb stehenden Position zurück. Ruderte Abstand suchend mit den Armen und ließ das Geschöpf dabei nicht aus den Augen.
Träumte ich? Mein Atem hatte sich mit einem Mal verschnellert, ich spürte wie mein Herz aufgeregt gegen meine Brust klopfte. Doch blieb das Tier ruhig sitzen, schlang den schwarzen, bauschigen Schwanz um die Vorderbeine und hatte, neugierig oder verwundert, den Kopf schief gelegt. Ich betrachtete es eingängiger. Es war nicht schwarz. Nicht völlig. Tausende kleine, weiße Punkte tanzten über sein Fell, verbanden sich durch kurze, aufleuchtende Striche zu Sternbildern, verschwanden aber so schnell wie sie gekommen sind. „Wer… Was… Wer bist du?“, um Atem ringend stieß ich jene Worte hervor. Erst jetzt fiel mir auf, wo ich mich befand. Gestresst eilte mein nun wissender Blick von links nach rechts. Ich… wo war ich? „Darf ich mich vorstellen… Lazar ist mein Name…“, er sprach nicht direkt, nein. Eher konnte ich seine Stimme nur in meinem Kopf hören. Doch schloss er die Augen und beugte seinen Kopf nach unten. Verbeugte er sich? Ich stutzte und starre den Fuchs an. Aber verstand schnell. Auch ich beugte meinen Schopf in Richtung Erde. Dann sahen mich die zwei leuchtenden Augen wieder an. „E-..“, der Höflichkeit halber, wollte ich auch meinen Namen nennen, aber wurde just von dem sprechenden Wesen unterbrochen. „Du musst mir deinen Namen nicht verraten, junge Dame. Ich weiß genau wer du bist.“, so stellte sich das Geschöpf wieder auf seine Pfoten und begann langsam auf mich zu zustapfen. Leichtfüßig, ohne Geräusche, fast schon wie ein Geist. „Du wirst dich wahrscheinlich wundern, wo du hier bist, nicht wahr?“, seine spitzen Ohren richteten sich neugierig auf und er sah zum Himmel empor. Mein Mund stand offen, aber gab ich keine Antwort, da ich vermutete, dass er die Antwort bereits kannte. „Nun, in der Welt Glarhiel. Eine Welt, die sich von der deinen so völlig unterscheidet. Du, Evelyn, wurdest von den Gottesgeschöpfen dieser Welt auserkoren, sie zu retten.“, er durchbohrte mich wieder mit seinem Blick. Warum kam es mir vor, als wären seine Augen nun strafend, fordernd und erwartungsvoll? Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah zur Seite hinab. „Glarhiel…“, ich rief mir den Namen gesprochen nochmal zurück und dachte stark nach. Wo… woher kannte ich… dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mein Kopf rückte zurück auf den Fuchs. Meine aufgerissenen Augen starrten ihn an. „Ich… ich weiß wieder! Ich… stand… eben noch in der Bibliothek von London… nahm dieses Buch in die Hände… es hatte sich in die Abteilung für Sportgeschichte verirrt… ich wollte es nur zurücklegen… da… es… ich konnte nicht anders als hinein zu sehen… weil…“, langsam kamen meine Erinnerungen zurück. „… weil du mich gerufen hast… nicht wahr? Ich habe die Seiten wie hypnotisiert aufgeschlagen, ein Wort gelesen und dann wurde es schwarz um mich…“, ich griff mir verständnislos auf den Kopf, vergrub meine Hand in meinen leicht feuchten Haaren. „Ich habe dich gerufen, ja, weil du die Einzige bist, die unsere Welt von dem drohenden Krieg retten kann. Vor der Unterjochung des Drachenherrschers. Ich werde dich auf diesem Weg begleiten…“, er nickte kurz. „Am besten ist, wir suchen dir erstmal eine Bleibe, während ich dich in die Welt Glarhiels einführe…“, so wies er mir an, aufzustehen und ich tat so. Hypnotisiert und sprachlos.
Während wir also durch die dustere Nacht spazierten, erklärte mir der stellare Fuchs Lazar so gut wie es ging, wer er war, was ich hier zu suchen hatte… wie Glarhiel aufgebaut war. Welche Ländereien, Landstriche, Berufe es gab und welche Mächte hier am Werk waren. Welche Wesen es gibt. Er sagte mir, ich sei eine Faie und das diese Rasse sehr verpönt war und nicht gern gesehen wurde. Er erzählte mir von den Nymphen, den Zwergen und Elfen… bis zu einem kurzen Augenblick glaubte ich ja, es wäre alles nur ein sehr, sehr, sehr realer Traum. Zumindest hoffte ich es. Als es sich aber eine Stechmücke in meinem Genick gemütlich machte, um ihrem Namen gerecht zu werden, wusste ich zumindest dadurch, als der juckende Schmerz und das Brennen meines Schlages, das mich im Nachhinein durchzog, dass es kein Traum war… sondern Realität. Ich war in einem Buch gefangen. Und anscheinend jene, die den Ausgang davon bestimmte… obwohl dieser schon geschrieben stand? Ich war verwirrt. Wir stoppten an einer Weggabelung. „Hier rechts geht es weiter in den Wald hinein… meine Reise endet vorerst hier mit dir, die Sonne wird bald aufgehen… und ich kann mich bei Tageslicht nicht zeigen… links wirst du zu einem kleinen Gasthaus kommen. Besser gesagt, einer Taverne. Sie ist nicht sonderlich… nun… von Luxus gezeichnet, doch sollte es für eine Nacht, oder dem Rest davon, reichen. Ich habe dir etwas Gold in deinen Beutel gelegt… so kommst du die ersten paar Tage gut durch. Keine Sorge. Ich werde dich nächste Nacht wieder aufsuchen…“, er nickte nochmals kurz. „Aber… aber wenn ich Fragen habe… spreche ich überhaupt die Sprache dieser Menschen hier?“, Panik überkam mich für einen Moment. Der einzige… nun ja, Freund… kam mir nach nicht mal zwei Stunden wieder abhanden und ich war auf mich allein gestellt. „Evi, es gibt hier keine Menschen… alle werden dich verstehen… glaub mir… und solange du keinen Klamauk anstellst, wird dir nichts passieren… halte dich einfach so gut es geht im Hintergrund, sei nett, höflich… als Faie wirst du so geschätzt.“, und so verschwanden die treuen, leuchtenden Augen mit den Glühwürmchen im Unterholz und gaben sich der Schwärze hin. „Lazar?“, unsicher trat ich einen Schritt nach. Doch war er weg. Ich presste missmutig meine Lippen aufeinander und drehte mich widerspenstig um. Ich konnte bereits von hier das schummrige Licht der Tavernenfenster sehen. Ich seufzte und sah an mir hinab. Ich besaß noch nicht mal eine Waffe, doch spürte ich die Kanten der Goldtaler an meine Hüfte drücken, als ich mich abtastete. Meine Lungen füllten sich energisch mit Lungen, als ich nun doch meine Reise weiter antrat.
Kurze Zeit später sprang ich leichtfüßig über eine Pfütze und konnte schon von weitem das betrunkene Schnarchen eines Wegelagerers hören, so wie Lazar sie mir beschrieb. Er hang in sich zusammengefallen auf einer Bank vor dem einst massiven Holzhaus, den Humpen Bier oder was auch immer fest in den Händen umklammert und auf dem wuchtigen Bauch abgestellt. Sein Doppelkinn fraß beinahe sein Kinn auf. Ich fragte mich, wie er noch atmen konnte, zog die Augenbrauen kraus, widmete mich dann aber wieder meinem eigentlichen Vorhaben. Auf leisen Sohlen stieg ich die zwei steinernen Stufen empor und legte meine zitternde Hand um den Messingknauf der Eingangstüre. Ich drückte sie einen Spalt auf. Sofort schlug mir rauchige Luft entgegen, welche vermischt war mit dem schalen Gestank von Schnaps, Bier und männlichem Schweiß. Ich würgte kurz. Wo war ich hier nur hingeraten. Mehr und mehr drückte ich die Türe auf, meine Schulter half mit, doch stand ich ganz plötzlich in einem Raum, der zur Hälfte gefüllt war. Viele betrunkene Gestalten hatten ihre müden Körper zum Schlaf auf den Tischen abgelegt, nur wenige waren noch wach. Aber diejenigen starrten mich erstarrend an. Eine bedrückende Stille breitete sich mit einem Mal aus und jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich sammelte mich und stapfte eiligen Schrittes an den erstbesten freien Tisch im letzten Eck des Schankraumes. Bereits beim Eintreten erkannte ich auf der gegenüberliegenden Seite steile Treppen in den zweiten Stock. Aber ob ich hier heute schlafen wollte… Ich versank in Gedanken, als mich die mürrische Stimme des sichtlich müden Wirtes aus jenen riss. „Was willste?“, seinem Tonfall nach zu urteilen, war meinesgleichen wohl wirklich nicht sehr beliebt. Ich sah ihm kurz erstummt in die grauen Augen. „BIST DU TAUB?!“, fuhr er ungeduldig an, was mich zurückschrecken ließ. „N-nein… ein… ein Bier… bitte…“, kam es mir murmelnd über die Lippen. „Oho… ein Bitte bekommt man von euch Gesindel auch nicht oft…“, mit diesen Worten zog er von dannen. Danach merkte ich, dass sich alle Blicke erneut auf mich gerichtet hatten. Ich spürte wie sich die Röte auf meinen Wangen ausbreitete und zog die Schultern höher, versteckte meinen Schopf tiefer. Erst hier, im fahlen Licht, konnte ich erkennen, was mit mir geschehen war. Mein Ebenholz-Braunes Haar, war einer aschblonden, schulterlangen Mähne gewichen, die sich strähnig und ungepflegt von meinem Haupt schlängelten. Ich trug Kleidung aus Leinen und Leder, gleich mehrere Schichten. Eine feste Hose und hohe Krempenstiefel. Unsicher begann ich an meiner Kleidung herum zu zupfen. Es erinnerte mich stark an die Kleidung des Mittelalters. Da überkam mich wieder, was eigentlich geschehen war… ich war in einem Buch gefangen, in einer anderen Zeit, in einer anderen Dimension… was hatte Lazar gesagt? Hier gab es Magie? „Oh man…“, meine Stimme brach, als ich meinen Kopf in meinen Händen vergrub.
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@Heaven_Lumen
„..a- au…“, es dauerte seine Zeit, bis ich begann, meine Gliedmaßen langsam wieder zu spüren, nachdem die mir fremde Stimme in meinem Kopf erhallte. „Wa- auf, Evi…“, erneut erklang sie, fühlte sich seltsam vertraut und schützend an. Meine Augenlider begannen instinktiv zu flattern. Dunkle Bruchstücke der mich überspannenden Nacht drangen mir in den verschwommenen Blick. Ich spürte das taunasse Gras an meinen Händen, hörte im Hintergrund das sanfte Rauschen des Meeres. „Evelya, wach auf!“, drängend, fast schon ungeduldig nun, sprach die Stimme zu mir und ließ mich meine Augen nun vollends öffnen. Ich starrte in den schwarzen Nachthimmel, welcher übersäht war mit Sternen, die so strahlend funkelten, wie ich es noch nie zuvor sah. Mein Bewusstsein fassend, umgriff ich die langen Grasbüschel und versuchte die Müdigkeit abzuschütteln. Zwinkernd schluckte ich erstmal den Moment des Erwachens hinab, nur um danach vorsichtig meinen Kopf von links nach rechts zu drehen und meinen Körper auf meine Ellbogen hochzuhieven und mich auf ihnen abzustützen. Einzelne Haarsträhnen fielen mir ins Gesicht, während ich die vom Mondlicht erstrahlende Wiese sondierte. Nur knappe Meter vor mir, wandelte sich das so satte Gras in trockene Büschel Schilf und Sand umsäumte den Wegesrand. Glitzernd und weit tat sich ein Ozean auf, der sich wie flüssiges Silber in meine Augen legte und mit seinem ergreifenden, tiefen Rauschen ein Fernweh in mir auslöste, wie ich es selten spürte. „Na endlich… ich dachte schon, der Bann war zu stark…“, ich hörte ein Seufzen und sah mich erneut um. „Hallo?“, entkam es mir unsicher und ich versuchte mich zögerlich auf meine Knie zu rappeln, als sich vor mir etwas tat. Ich sah direkt an den Horizont, also, dorthin wo ich ihn vermutete, und erkannte, dass sich ein paar hell leuchtender Augen aus der Dunkelheit des Nichts schälten. Zuerst sahen sie aus wie zwei kleine Sterne, die mehr und mehr Licht absorbierten und sich aus der Luft plötzlich zu einem Kopf manifestierten. Leichtfüßig nun, sprang mir ein pechschwarzer Fuchskörper entgegen. Erschrocken stieß ich einen Schrei aus und taumelte in meiner halb stehenden Position zurück. Ruderte Abstand suchend mit den Armen und ließ das Geschöpf dabei nicht aus den Augen.
Träumte ich? Mein Atem hatte sich mit einem Mal verschnellert, ich spürte wie mein Herz aufgeregt gegen meine Brust klopfte. Doch blieb das Tier ruhig sitzen, schlang den schwarzen, bauschigen Schwanz um die Vorderbeine und hatte, neugierig oder verwundert, den Kopf schief gelegt. Ich betrachtete es eingängiger. Es war nicht schwarz. Nicht völlig. Tausende kleine, weiße Punkte tanzten über sein Fell, verbanden sich durch kurze, aufleuchtende Striche zu Sternbildern, verschwanden aber so schnell wie sie gekommen sind. „Wer… Was… Wer bist du?“, um Atem ringend stieß ich jene Worte hervor. Erst jetzt fiel mir auf, wo ich mich befand. Gestresst eilte mein nun wissender Blick von links nach rechts. Ich… wo war ich? „Darf ich mich vorstellen… Lazar ist mein Name…“, er sprach nicht direkt, nein. Eher konnte ich seine Stimme nur in meinem Kopf hören. Doch schloss er die Augen und beugte seinen Kopf nach unten. Verbeugte er sich? Ich stutzte und starre den Fuchs an. Aber verstand schnell. Auch ich beugte meinen Schopf in Richtung Erde. Dann sahen mich die zwei leuchtenden Augen wieder an. „E-..“, der Höflichkeit halber, wollte ich auch meinen Namen nennen, aber wurde just von dem sprechenden Wesen unterbrochen. „Du musst mir deinen Namen nicht verraten, junge Dame. Ich weiß genau wer du bist.“, so stellte sich das Geschöpf wieder auf seine Pfoten und begann langsam auf mich zu zustapfen. Leichtfüßig, ohne Geräusche, fast schon wie ein Geist. „Du wirst dich wahrscheinlich wundern, wo du hier bist, nicht wahr?“, seine spitzen Ohren richteten sich neugierig auf und er sah zum Himmel empor. Mein Mund stand offen, aber gab ich keine Antwort, da ich vermutete, dass er die Antwort bereits kannte. „Nun, in der Welt Glarhiel. Eine Welt, die sich von der deinen so völlig unterscheidet. Du, Evelyn, wurdest von den Gottesgeschöpfen dieser Welt auserkoren, sie zu retten.“, er durchbohrte mich wieder mit seinem Blick. Warum kam es mir vor, als wären seine Augen nun strafend, fordernd und erwartungsvoll? Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah zur Seite hinab. „Glarhiel…“, ich rief mir den Namen gesprochen nochmal zurück und dachte stark nach. Wo… woher kannte ich… dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mein Kopf rückte zurück auf den Fuchs. Meine aufgerissenen Augen starrten ihn an. „Ich… ich weiß wieder! Ich… stand… eben noch in der Bibliothek von London… nahm dieses Buch in die Hände… es hatte sich in die Abteilung für Sportgeschichte verirrt… ich wollte es nur zurücklegen… da… es… ich konnte nicht anders als hinein zu sehen… weil…“, langsam kamen meine Erinnerungen zurück. „… weil du mich gerufen hast… nicht wahr? Ich habe die Seiten wie hypnotisiert aufgeschlagen, ein Wort gelesen und dann wurde es schwarz um mich…“, ich griff mir verständnislos auf den Kopf, vergrub meine Hand in meinen leicht feuchten Haaren. „Ich habe dich gerufen, ja, weil du die Einzige bist, die unsere Welt von dem drohenden Krieg retten kann. Vor der Unterjochung des Drachenherrschers. Ich werde dich auf diesem Weg begleiten…“, er nickte kurz. „Am besten ist, wir suchen dir erstmal eine Bleibe, während ich dich in die Welt Glarhiels einführe…“, so wies er mir an, aufzustehen und ich tat so. Hypnotisiert und sprachlos.
Während wir also durch die dustere Nacht spazierten, erklärte mir der stellare Fuchs Lazar so gut wie es ging, wer er war, was ich hier zu suchen hatte… wie Glarhiel aufgebaut war. Welche Ländereien, Landstriche, Berufe es gab und welche Mächte hier am Werk waren. Welche Wesen es gibt. Er sagte mir, ich sei eine Faie und das diese Rasse sehr verpönt war und nicht gern gesehen wurde. Er erzählte mir von den Nymphen, den Zwergen und Elfen… bis zu einem kurzen Augenblick glaubte ich ja, es wäre alles nur ein sehr, sehr, sehr realer Traum. Zumindest hoffte ich es. Als es sich aber eine Stechmücke in meinem Genick gemütlich machte, um ihrem Namen gerecht zu werden, wusste ich zumindest dadurch, als der juckende Schmerz und das Brennen meines Schlages, das mich im Nachhinein durchzog, dass es kein Traum war… sondern Realität. Ich war in einem Buch gefangen. Und anscheinend jene, die den Ausgang davon bestimmte… obwohl dieser schon geschrieben stand? Ich war verwirrt. Wir stoppten an einer Weggabelung. „Hier rechts geht es weiter in den Wald hinein… meine Reise endet vorerst hier mit dir, die Sonne wird bald aufgehen… und ich kann mich bei Tageslicht nicht zeigen… links wirst du zu einem kleinen Gasthaus kommen. Besser gesagt, einer Taverne. Sie ist nicht sonderlich… nun… von Luxus gezeichnet, doch sollte es für eine Nacht, oder dem Rest davon, reichen. Ich habe dir etwas Gold in deinen Beutel gelegt… so kommst du die ersten paar Tage gut durch. Keine Sorge. Ich werde dich nächste Nacht wieder aufsuchen…“, er nickte nochmals kurz. „Aber… aber wenn ich Fragen habe… spreche ich überhaupt die Sprache dieser Menschen hier?“, Panik überkam mich für einen Moment. Der einzige… nun ja, Freund… kam mir nach nicht mal zwei Stunden wieder abhanden und ich war auf mich allein gestellt. „Evi, es gibt hier keine Menschen… alle werden dich verstehen… glaub mir… und solange du keinen Klamauk anstellst, wird dir nichts passieren… halte dich einfach so gut es geht im Hintergrund, sei nett, höflich… als Faie wirst du so geschätzt.“, und so verschwanden die treuen, leuchtenden Augen mit den Glühwürmchen im Unterholz und gaben sich der Schwärze hin. „Lazar?“, unsicher trat ich einen Schritt nach. Doch war er weg. Ich presste missmutig meine Lippen aufeinander und drehte mich widerspenstig um. Ich konnte bereits von hier das schummrige Licht der Tavernenfenster sehen. Ich seufzte und sah an mir hinab. Ich besaß noch nicht mal eine Waffe, doch spürte ich die Kanten der Goldtaler an meine Hüfte drücken, als ich mich abtastete. Meine Lungen füllten sich energisch mit Lungen, als ich nun doch meine Reise weiter antrat.
Kurze Zeit später sprang ich leichtfüßig über eine Pfütze und konnte schon von weitem das betrunkene Schnarchen eines Wegelagerers hören, so wie Lazar sie mir beschrieb. Er hang in sich zusammengefallen auf einer Bank vor dem einst massiven Holzhaus, den Humpen Bier oder was auch immer fest in den Händen umklammert und auf dem wuchtigen Bauch abgestellt. Sein Doppelkinn fraß beinahe sein Kinn auf. Ich fragte mich, wie er noch atmen konnte, zog die Augenbrauen kraus, widmete mich dann aber wieder meinem eigentlichen Vorhaben. Auf leisen Sohlen stieg ich die zwei steinernen Stufen empor und legte meine zitternde Hand um den Messingknauf der Eingangstüre. Ich drückte sie einen Spalt auf. Sofort schlug mir rauchige Luft entgegen, welche vermischt war mit dem schalen Gestank von Schnaps, Bier und männlichem Schweiß. Ich würgte kurz. Wo war ich hier nur hingeraten. Mehr und mehr drückte ich die Türe auf, meine Schulter half mit, doch stand ich ganz plötzlich in einem Raum, der zur Hälfte gefüllt war. Viele betrunkene Gestalten hatten ihre müden Körper zum Schlaf auf den Tischen abgelegt, nur wenige waren noch wach. Aber diejenigen starrten mich erstarrend an. Eine bedrückende Stille breitete sich mit einem Mal aus und jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich sammelte mich und stapfte eiligen Schrittes an den erstbesten freien Tisch im letzten Eck des Schankraumes. Bereits beim Eintreten erkannte ich auf der gegenüberliegenden Seite steile Treppen in den zweiten Stock. Aber ob ich hier heute schlafen wollte… Ich versank in Gedanken, als mich die mürrische Stimme des sichtlich müden Wirtes aus jenen riss. „Was willste?“, seinem Tonfall nach zu urteilen, war meinesgleichen wohl wirklich nicht sehr beliebt. Ich sah ihm kurz erstummt in die grauen Augen. „BIST DU TAUB?!“, fuhr er ungeduldig an, was mich zurückschrecken ließ. „N-nein… ein… ein Bier… bitte…“, kam es mir murmelnd über die Lippen. „Oho… ein Bitte bekommt man von euch Gesindel auch nicht oft…“, mit diesen Worten zog er von dannen. Danach merkte ich, dass sich alle Blicke erneut auf mich gerichtet hatten. Ich spürte wie sich die Röte auf meinen Wangen ausbreitete und zog die Schultern höher, versteckte meinen Schopf tiefer. Erst hier, im fahlen Licht, konnte ich erkennen, was mit mir geschehen war. Mein Ebenholz-Braunes Haar, war einer aschblonden, schulterlangen Mähne gewichen, die sich strähnig und ungepflegt von meinem Haupt schlängelten. Ich trug Kleidung aus Leinen und Leder, gleich mehrere Schichten. Eine feste Hose und hohe Krempenstiefel. Unsicher begann ich an meiner Kleidung herum zu zupfen. Es erinnerte mich stark an die Kleidung des Mittelalters. Da überkam mich wieder, was eigentlich geschehen war… ich war in einem Buch gefangen, in einer anderen Zeit, in einer anderen Dimension… was hatte Lazar gesagt? Hier gab es Magie? „Oh man…“, meine Stimme brach, als ich meinen Kopf in meinen Händen vergrub.
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