Zur Vorstellung
Montag - Sanae
Es hatte mich ein wahnsinniges Stück an Überwindung gekostet in die Schule zu gehen. Noch gestern war ich völlig überfordert mit den Menschen, die sich meine Eltern nannten. Wie sehr ich es auch versucht hatte - ich erinnerte mich nicht an sie. Geduldig erklärten sie mir die Lage aber mich beschlich das Gefühl, dass sie es langsam müde waren. Spätestens nach dem Lesen meines Tagebuchs stellte ich fest, dass die ganze Geschichte schon über Monate ging.
Ich erinnerte mich an den Schulweg, wie ich ihn jeden Morgen in der Woche ging. Die Treppen, die zu meinem Klassenraum führten waren mir auch bekannt, ebenso wie mein Sitzplatz. Doch jedes Gesicht, jedes Paar Augen, waren mir völlig fremd. Ich befand mich in einer Klasse, in der jeder Mitschüler mich kannte, ich aber keinen einzigen von ihnen. Niemand machte Anstalten, mich anzusprechen. Hasste man mich deswegen? Ich konnte es ihnen nicht verübeln... Ich wollte schließlich nicht auch einfach so vergessen werden.
Deswegen setzte ich mich schlicht an meinen Platz am Fenster und hoffte nur, dass diese Woche schnell vorrüber ging. Vielleicht hörte dieser Alptraum nächste Woche endlich auf und alles ging wieder geregelte Wege. Nur glaubte ich nicht daran.
Folglich nahm ich auch nicht wirklich an der allgemeinen Spannung teil, als jemand Neues der Klasse vorgestellt wurde. Ein Junge, der irgendwie seltsam über sich sprach. Kurz musterte ich ihn und ich ertappte mich dabei, wie ich dachte, dass mich sein Lächeln anwiderte. Nicht, weil er optisch eine Nulpe war. Es wirkte auf mich lediglich seltsam, allerdings ermahnte ich mich selbst, über so etwas zu urteilen. Wer war ich denn, immerhin blieb mir niemand sonderlich lange im Gedächtnis.
Der Unterricht floß an mir vorbei und ich notierte mir alles wichtige. Dabei fiel mir wieder auf, dass es wirklich nicht das vermittelte Wissen war, das ich vergaß. Tatsächlich waren es Personen, die mir nach einer Woche scheinbar entglitten. Schon seltsam, wenn ich so darüber nachdachte..
Kurz darauf klingelte es zur Pause und fast alle strömten aus dem Klassenzimmer auf die Flure und den Hof. Ich hingegen blieb einfach an meinem Platz und holte ein Bento hervor, dass meine "Mutter" heute Morgen gemacht hatte. Prompt fiel mir das Tamago auf und ich musste ein Seufzen unterdrücken. Das mochte ich mit am liebsten an meinen Bentos... Sie kannte mich eben doch.
Plötzlich hörte ich, wie mein Handy in meiner Tasche nervtötend summte. Ich beugte mich zu ihr herunter und fischte nach meinem Smartphone. Auf dem Display leuchtete eine Nachricht von "Nanami". ...Wer war Nanami noch mal... Ich überflog kurz die Nachricht, in der sich Nanami erkundigte, ob bei mir alles in Ordnung sei und ob sie später vorbei kommen sollte. Da fiel mir ein, dass sie das Mädchen von Nebenan in meinem Alter war, das mich heute Morgen regelrecht an der Türschwelle abgefangen hatte und vor Hilfsbereitschaft nur so überzusprudeln schien. Ein kleines Lächeln erschien auf meinen Lippen, ehe ich mein Handy wieder in den Untiefen meiner Tasche verschwinden ließ. Sie schien der wahre Engel in meinem Leben zu sein und die Einzige, die sich nicht daran störte, dass ich sie wieder vergessen würde. Mein Lächeln wurde eisern und kalt bis es am Ende erstarb. Es klickte leise, als ich meine Stäbchen auf den Tischen neben die Box legte und den Kopf etwas senkte, sodass sich ein roter Vorhang aus meinen Haaren vor mein Sichtfeld zog. Fünf Tage. Ich musste nur fünf Tage aushalten und dann hatte ich eine weitere Woche überstanden.
@Mysto
Montag - Sanae
Es hatte mich ein wahnsinniges Stück an Überwindung gekostet in die Schule zu gehen. Noch gestern war ich völlig überfordert mit den Menschen, die sich meine Eltern nannten. Wie sehr ich es auch versucht hatte - ich erinnerte mich nicht an sie. Geduldig erklärten sie mir die Lage aber mich beschlich das Gefühl, dass sie es langsam müde waren. Spätestens nach dem Lesen meines Tagebuchs stellte ich fest, dass die ganze Geschichte schon über Monate ging.
Ich erinnerte mich an den Schulweg, wie ich ihn jeden Morgen in der Woche ging. Die Treppen, die zu meinem Klassenraum führten waren mir auch bekannt, ebenso wie mein Sitzplatz. Doch jedes Gesicht, jedes Paar Augen, waren mir völlig fremd. Ich befand mich in einer Klasse, in der jeder Mitschüler mich kannte, ich aber keinen einzigen von ihnen. Niemand machte Anstalten, mich anzusprechen. Hasste man mich deswegen? Ich konnte es ihnen nicht verübeln... Ich wollte schließlich nicht auch einfach so vergessen werden.
Deswegen setzte ich mich schlicht an meinen Platz am Fenster und hoffte nur, dass diese Woche schnell vorrüber ging. Vielleicht hörte dieser Alptraum nächste Woche endlich auf und alles ging wieder geregelte Wege. Nur glaubte ich nicht daran.
Folglich nahm ich auch nicht wirklich an der allgemeinen Spannung teil, als jemand Neues der Klasse vorgestellt wurde. Ein Junge, der irgendwie seltsam über sich sprach. Kurz musterte ich ihn und ich ertappte mich dabei, wie ich dachte, dass mich sein Lächeln anwiderte. Nicht, weil er optisch eine Nulpe war. Es wirkte auf mich lediglich seltsam, allerdings ermahnte ich mich selbst, über so etwas zu urteilen. Wer war ich denn, immerhin blieb mir niemand sonderlich lange im Gedächtnis.
Der Unterricht floß an mir vorbei und ich notierte mir alles wichtige. Dabei fiel mir wieder auf, dass es wirklich nicht das vermittelte Wissen war, das ich vergaß. Tatsächlich waren es Personen, die mir nach einer Woche scheinbar entglitten. Schon seltsam, wenn ich so darüber nachdachte..
Kurz darauf klingelte es zur Pause und fast alle strömten aus dem Klassenzimmer auf die Flure und den Hof. Ich hingegen blieb einfach an meinem Platz und holte ein Bento hervor, dass meine "Mutter" heute Morgen gemacht hatte. Prompt fiel mir das Tamago auf und ich musste ein Seufzen unterdrücken. Das mochte ich mit am liebsten an meinen Bentos... Sie kannte mich eben doch.
Plötzlich hörte ich, wie mein Handy in meiner Tasche nervtötend summte. Ich beugte mich zu ihr herunter und fischte nach meinem Smartphone. Auf dem Display leuchtete eine Nachricht von "Nanami". ...Wer war Nanami noch mal... Ich überflog kurz die Nachricht, in der sich Nanami erkundigte, ob bei mir alles in Ordnung sei und ob sie später vorbei kommen sollte. Da fiel mir ein, dass sie das Mädchen von Nebenan in meinem Alter war, das mich heute Morgen regelrecht an der Türschwelle abgefangen hatte und vor Hilfsbereitschaft nur so überzusprudeln schien. Ein kleines Lächeln erschien auf meinen Lippen, ehe ich mein Handy wieder in den Untiefen meiner Tasche verschwinden ließ. Sie schien der wahre Engel in meinem Leben zu sein und die Einzige, die sich nicht daran störte, dass ich sie wieder vergessen würde. Mein Lächeln wurde eisern und kalt bis es am Ende erstarb. Es klickte leise, als ich meine Stäbchen auf den Tischen neben die Box legte und den Kopf etwas senkte, sodass sich ein roter Vorhang aus meinen Haaren vor mein Sichtfeld zog. Fünf Tage. Ich musste nur fünf Tage aushalten und dann hatte ich eine weitere Woche überstanden.
@Mysto
"I rather trust and regret than doubt and regret"